Gesundheit spezial - Krebs

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Gesundheit BERLIN

Spezial

KREBS

Der „Runde Tisch“ Experten diskutieren die Stärken und Schwächen der Versorgungslage für Krebspatienten in und um Berlin

Beispiele, die Mut machen Fünf Patienten, fünf Lebensgeschichten: Wie Menschen den Tumor besiegen und neue Kraft schöpfen

Perspektiven nach der Schicksalsdiagnose Intensive Forschung schafft neue Methoden zur Früherkennung und Behandlung – Krebs muss heute kein Todesurteil mehr sein

Anzeigen-Sonderveröffentlichung Nr. 6 | 25. November 2013


Gesundheit Spezial

Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 25. Oktober 2013

Die Überlebensrate hat sich verdoppelt

AUS DEM INHALT

04

Den richtigen Arzt finden

Astrid Frank fühlte sich mit ihrem Darmkrebs anfangs allein gelassen. Schließlich wurde sie aber erfolgreich behandelt.

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Zwei Präventions-Ansätze

Mehr Bewusstsein für gesundes Leben bei den Einzelnen, verbesserte Früherkennung für die medizinische Praxis.

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Plädoyer für das Abwarten

Hanns-Jörg Fiebrandt beobachtet seinen Prostatakrebs und fährt gut damit. Er rät von voreiligen Entscheidungen ab.

Der runde Tisch

Experten aus allen Gesundheits-Sparten diskutieren, wie die Versorgung weiter verbessert werden kann.

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Urteil zum Leben

Caren Groneberg überwand ihre Brustkrebserkrankung und fühlt sich danach gestärkt und lebenslustig.

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An einem Strang

Patienten profitieren ganz unmittelbar, wenn Ärzte über die Grenzen ihrer Fachbereiche und Sektoren kooperieren.

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Leben mit Leukämie

Rainer Göbel hält seinen Blutkrebs auch ohne Medikamente im Griff. Seinen Alltag hat er der Krankheit angepasst.

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Blick ins Körper-Innere

Immer aufwändigere Verfahren erlauben präzise Tumor-Diagnostik, ohne den Patienten operieren zu müssen.

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Aus der Forschung

Die Wissenschaft macht deutliche Fortschritte, die möglichst bald den Patienten als Therapie zugute kommen soll.

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Zermürbender Schmerz

Hartmut Städt hat weiterhin dauerhaft Schmerzen, obwohl er seinen Lungenkrebs besiegt hat.

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Kinderwunsch

Erhalten junge Menschen eine Krebsdiagnose, ist die Erhaltung der Fruchtbarkeit wichtiger Aspekt der Therapie.

Impressum Berliner Verlag GmbH Geschäftsführer: Michael Braun, Stefan Hilscher Anzeigenleiter: Mathias Forkel Projektverantwortung: Renate Werk Verlag: Postadresse 10178 Berlin Anzeigen: Postfach 02 12 84, 10124 Berlin Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH, Am Wasserwerk 11, 10365 Berlin Redaktion und Konzeption: mdsCreative GmbH, Amsterdamer Str. 192, 50735 Köln Klaus Bartels (verantw.), Frauke Wolf Art Director: Nadine Döpper

BILD: FOTOLIA.DE

Bild: Pailus Ponizak

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Vor 20 Jahren waren fünf Jahre nach der Diagnose noch drei von zehn Krebspatienten am Leben, heute sind es sechs – Da Alter ein Risikofaktor für Krebs ist, steigt die Zahl der Neuerkrankungen

D

ie unvergessene Regine Hildebrandt hat nie einen Hehl aus ihrem Brustkrebs gemacht. Als brandenburgische Arbeits- und Sozialministerin sprach sie freimütig darüber, ob in Interviews mit Journalisten oder auf öffentlichen Podien. Bei einer solchen Veranstaltung mit Brustkrebspatientinnen Ende der 1990er Jahre im Rathaus Schöneberg wurde deutlich, wie verschieden der Umgang mit der Krankheit sein kann und wie groß damals noch die Unterschiede zwischen Ost und West waren. Eine Betroffene aus dem Westen der Stadt schilderte, wie sie auf der Suche nach Zweitmeinungen eine Vielzahl örtlicher Spezialisten aufgesucht hatte. „Das ist doch Unfug“, rief daraufhin Regine Hildebrandt in den vollbesetzten Saal. „Wenn das alle machen würden, wer sollte das bezahlen?“ Eine Zusatzmeinung könne man einholen, vielleicht auch eine zweite – „aber irgendwann muss man seinem Arzt doch vertrauen.“

Unterschiede eingeebnet. Beim Thema Zweitmeinung gehen die Ansichten in Ost- und Westdeutschland, in Brandenburg und Berlin, gelegentlich immer noch auseinander. Das berichten manche Selbsthilfegruppen von Krebsbetroffenen. Auch andere regionale Unterschiede bestehen weiterhin: Sie betreffen vor allem die Versorgung mit Ärzten und Krankenhäusern (siehe Beitrag ab Seite 7 „Mit voller Kraft gegen Krebs“) sowie die Erfassung von Krankheitsdaten für die zunehmend wichtigen Krebsregister. Wenn es um die Zahl der Neuerkrankungen und die Sterblichkeit an Krebs geht, hat sich die Situation in Ost und West vielfach angeglichen. Zwei Beispiele: Zu Beginn der 1990er Jahre lag die Sterblichkeit von Patientinnen mit Gebärmutterhalskrebs in Ostdeutschland deutlich höher als in Westdeutschland, während umgekehrt die Sterberate an Prostatakrebs im Westen höher lag als im Osten. Diese Unterschiede sind heute, so berichtet das Berliner Robert-Koch-Institut, weitgehend verschwunden. hintergründe der statistik. Auffälligkeiten aber gibt es weiterhin. So wurde in Berlin und Brandenburg in den vergangenen Jahren viel häufiger als zuvor Brustkrebs diagnostiziert. Das ist ein bundesweiter Trend, der mit der Einführung des Mammografie-Screenings zu tun hat, einer Röntgenreihenuntersuchung von Frauen zwischen 50 und 69 Jahren. In Berlin steigt die Neuerkrankungsrate seit 2007 deutlich an, in Brandenburg seit 2008. In Berlin und Brandenburg tritt Lungenkrebs bei Männern seltener als früher auf, bei Frauen jedoch häufiger – oft handelt es sich um Spätfolgen des Rauchens. Die relativ niedrige Rate an Prostatakrebs-Neuerkrankungen in Berlin (siehe Grafik oben) spiegelt möglicherweise nicht das tatsächliche Geschehen wider, sondern könnte mit der geringen Melderate in der Hauptstadt zu tun haben, mutmaßt Roland Stabenow, der Leiter des Gemeinsamen Krebsregisters der ostdeutschen Länder (GKR). Er weist auch darauf hin, dass die Rate an Prostatakrebs-Neuerkrankungen mit Früherkennungsaktivitäten (PSA-Tests) zusammenhängt. Möglicherweise würden diese in Berlin weniger oft als in anderen Bundesländern gemacht. Vor allem auf Grund der niedrigeren Raten beim Prostata- und auch bei Darmkrebs liegt die Rate für Krebsneuerkrankungen insgesamt in Berlin unter dem Bundesdurchschnitt. bessere diagnose Und therapie. Dank besserer Diagnoseund Therapiemöglichkeiten steigt allgemein die Überlebenszeit bei Krebserkrankungen. In der Region leben

fünf Jahre nach der Erstdiagnose noch etwa 60 Prozent aller Betroffenen. Zum Vergleich: Vor zwanzig Jahren waren es lediglich 30 Prozent. In Berlin leben heute gut 51.000 Menschen schon mindestens zehn Jahre mit einer Krebsdiagnose, die meisten von ihnen sind Prostatakrebs-Betroffene. In Brandenburg sind es gut 48.000 Menschen, auch hier ist Prostatakrebs der häufigste Befund. Für die Zukunft rechnet Roland Stabenow mit steigenden Fallzahlen bei Krebs – in der Region Ber-

Seit 1980er Jahren steigt die Zahl der Raucherinnen – und die der Lungenkrebspatientinnen lin/Brandenburg wie auch bundesweit. Der Grund ist die Alterung der Bevölkerung: Die meisten Krebsarten werden im höheren Lebensalter entdeckt. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt für Frauen bei 67 Jahren und bei Männern bei 68 Jahren. Für FachleUte Und betroFFene. Die neuesten Daten zum Krebsgeschehen in der Region werden sicher wieder Anfang kommenden Jahres veröffentlicht. Vom 19. bis 22. Februar findet der 31. Deutsche Krebskongress in Berlin statt. Es ist der wichtigste deutschsprachige Kongress zu den Themen Krebsdiagnostik und Krebstherapie, den neben Hunderten von Ärzten auch zahlreiche Patienten besuchen. Unter dem Motto „Intelligente Konzepte in der Onkologie“ diskutieren die Fachleute darüber, wie die fachübergreifende Zusammenarbeit in Klinik und Praxis verbessert werden kann und wie es gelingen kann, Innovationen schneller in die Anwendung zu bringen. Ein großes Thema wird auch die zunehmende Individualisierung von Therapieentscheidungen nach einer molekular-genetischen Diagnostik sein. Der traditionelle Krebsaktionstag für Patienten findet statt am Samstag, 22. Februar, von 10 bis 17 Uhr. Auf dem Programm stehen Vorträge und Diskussionen zur Vermeidung, Therapie und Nachsorge von Tumorerkrankungen.

Eingeladen sind alle Krebsbetroffenen und ihre Angehörigen; die Teilnahme ist kostenlos. spielend die krankheit verarbeiten. Eine Berliner Besonderheit sind die Tumoristen. Das kleine Theaterensemble versammelt Frauen und Männer mit Krebserfahrungen. Mit den Mitteln des Playback- und Improvisationstheaters spielen die Schauspieler Geschichten spontan nach, die ihnen Zuschauer erzählen. Das helfe beiden Seiten, die Krankheit zu bewältigen, sagt Caren Groneberg. Sie ist Brustkrebs-Betroffene und „Tumoristin“ und erzählt in dieser Beilage auf Seite 10 von ihrem Leben mit der Krankheit. Ob Theaterspiel tatsächlich die Selbstheilungskräfte von Krebsbetroffenen aktiviert, wie es die Tumoristen in Aussicht stellen, ist schwer nachweisbar. Bestimmt wirken die Aufführungen aber hervorragend gegen die immer noch vorhandene Tabuisierung von Krebs in der Gesellschaft. Die nächsten Auftritte sind am 2. und 15. Dezember im Theater BühnenRausch in Prenzlauer Berg. Also dort, wo Ost und West sich treffen. Regine Hildebrandt hätte bestimmt Lilo Berg mal vorbeigeschaut.

Informationen, Beratung, Fortbildung: 8 www.berliner-krebsgesellschaft.de 8 www.krebsgesellschaft-brandenburg.de

MEHR

Im Charité Comprehensive Cancer Center finden Patienten auch Informationen über neue Studien: 8 cccc.charite.de Wer macht was wie oft?: 8 www.berlin.de/sen/gesundheit/ krankenhauswesen/krankenhausplan/ Berliner Improvisationstheater „Die Tumoristen“: 8 www.tumoristen.de Deutscher Krebskongress: 8 www.dkk2014.de

Z UWENDUNG

Caren Groneberg wünscht sich, dass die Ärzte auf Augenhöhe mit ihren Patientinnen kommunizieren, Hartmut Städt hätte gern mehr Psychoonkologen und Astrid Frank regt an, dass alle Patienten im Krankenhaus auf passende Selbsthilfegruppen hingewiesen werden. Wie es Krebsbetroffenen in der Region Berlin-Brandenburg geht, welche Bedürfnisse und Einwände sie haben, zeigt ein neuer

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Dachverband Tumorzentrum Berlin: 8 www.tzb.de

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Wichtige Adressen

Kurzfilm, den die Berliner Zeitung auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Die Protagonisten des Films sind die fünf Patientinnen und Patienten, die auf den folgenden Seiten dieser Beilage mit ihren Erfahrungen und Anregungen ausführlich zu Wort kommen. „Krebsmedizin in Berlin und Brandenburg – Fünf Patienten berichten“ im Internet: 8 www.berliner-zeitung.de/videos

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Der Königsweg in der Krebstherapie

Lilo Berg

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Brandenburg

Durch „Companion Diagnostics , eine therapiebegleitende Diagnostik, könnte die Wirksamkeit von Medikamenten besser beurteilt werden ‒ Eine junge Methode mit Potenzial Kernmotiv des Siemens Clinical Lab, der Plattform für die Kooperation mit pharmazeutischen Unternehmen

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ersonalisierte Medizin, noch vor Jahren nicht mehr als ein Schlagwort, rückt immer stärker in den Mittelpunkt versorgungszentrierter Diskussionen. Bereits seit geraumer Zeit untersuchen zahlreiche epidemiologische Studien die Häufigkeiten von Erkrankungen und deren Risikofaktoren. Neu ist allerdings ein ganzheitlicher, wesentlich komplexerer Ansatz. Die Gesundheit eines Menschen wird nicht allein durch eine Erkrankung bestimmt, hier wirken viele verschiedene Einflussfaktoren in einer sehr komplexen Art und Weise zusammen. Die Personalisierung der Medizin strebt die Analyse dieser Einflussfaktoren an und sucht nach maßgeschneiderten und dadurch besonders wirkungsvollen und auch nebenwirkungsarmen Möglichkeiten der Prävention und Therapie. Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie ist allerdings die Verabreichung wirksamer Medikamente. Wirft man einen Blick auf die Wirksamkeitsraten von Medikamenten, so sind diese nicht selten verblüffend gering. Im Falle von Krebs beispielsweise nur circa 25 Prozent. Hier kommt „Companion Diagnostics , zu Deutsch auch therapiebegleitende Diagnostik, ins Spiel. Vereinfacht dargestellt handelt es sich hierbei um Tests, die diagnostizieren, ob ein bestimmtes Medikament bei dem jeweiligen Patienten wahrscheinlich wirksam

sein wird oder nicht. Als Beispiel für eine bereits zum Einsatz kommende, therapiebegleitende Diagnostik, kann der HER2-Test genannt werden. Das bei Brustkrebs eingesetzte Medikament Herceptin wird der jeweiligen Patientin nur dann verabreicht, wenn der vorgeschaltete HER2-Test anzeigt, dass es voraussichtlich zu einer positiven Reaktion auf das Medikament kommen wird.

einen sind Medizinprodukte erforderlich, um die personalisierte Medizin als unmittelbare Kombination aus Diagnostik und Therapie überhaupt erst technisch realisieren zu können. Zum anderen lässt sich die generelle Zielsetzung, die medizinische Therapie durch Patienten-individuelle Adaption effektiver und nebenwirkungsärmer zu gestalten, auch auf die Gestaltung medizintechnischer Geräte, Komponenten und Systeme Derzeit gilt „Companion Diagnostics übertragen. Insbesondere bei Genoch als verhältnismäßig junge Disziplin, Die verbesserte räten der Bildgebung, wie sie auch allerdings mit einem enormen Potenzial Therapie hilft, Kosten und von Siemens Healthcare hergestellt versehen. Durch den Einsatz von theraZeit einzusparen und zur Diagnostik von Krebserpiebegleitender Diagnostik können unkrankungen eingesetzt werden, ist nötige Kosten vermieden und wertvolle dies der Fall. Bei der MagnetresoZeit eingespart werden. Zudem können nanztomographie (MRT) und der PositronenemisTherapievorhersagen verbessert werden und somit sionstomografie (PET) werden die verwendeten auch bessere Therapieerfolge erzielt werden. Siemens Kontrastmittel beziehungsweise Radiopharmaka Healthcare Diagnostics hat dieses Potenzial erkannt mit spezifischen Biomarkern gekoppelt, um entspreund geht mit mehreren Partnerschaften entscheidende chende Target-Strukturen (patientenspezifisch) zu Schritte in Richtung personalisierte Medizin. So werden erkennen und die Leistungsfähigkeit der Bildgebung beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Pharmaunauf diese Weise zu verbessern (molekulare Bildgeternehmen Tocagen Tests für ein neues Medikament bung). Die unterschiedlichen bildgebenden Modazur Behandlung von Krebs entwickelt. litäten weisen individuelle Charakteristika auf und werden in Abhängigkeit der jeweiligen klinischen Aber auch im Bereich der Medizinprodukte spielt Fragestellung zum Einsatz gebracht. die Personalisierung eine immer größere Rolle. Zum

In all diesen Innovationen und Entwicklungen liegen große Chancen, allerdings sind regulatorische Vorgaben, gerade im Bereich der therapiebegleitenden Diagnostik noch nicht an die aktuellen Entwicklungen angepasst. Aktuell fällt es schwer, aufgrund der bestehenden gesetzlichen Regelungen, „Companion Diagnostics pauschal einer Produktgruppe „Arzneimittel oder „Medizinprodukte zuzuordnen. Dies ist auch mit ein Grund, warum die Refinanzierung der Tests, die für bereits zugelassene Arzneimittel entwickelt wurden, verzögert wird beziehungsweise ausbleibt. Abschließend bleibt festzustellen, dass sich offenbar abzeichnet, dass sich die therapiebegleitende Diagnostik als Teilgebiet der personalisierten Medizin durch positive Effekte für alle Beteiligten auszeichnen dürfte. Patienten profitieren von optimierten Therapiemöglichkeiten und Kostenträger im Gesundheitsbereich von einer Eindämmung der Ausgaben, da unwirksame Arzneimitteltherapien sowie unerwünschte Nebenwirkungen unterbleiben. Siemens Healthcare Diagnostics ist auch weiterhin bestrebt, Partnerschaften mit pharmazeutischen Unternehmen einzugehen und somit die Weiterentwicklung der personalisierten Medizin entscheidend voranzutreiben.

Siemens AG | Siemens Deutschland | Sektor Healthcare | 8 www.healthcare.siemens.de | * martina.lehmayr@siemens.com


Gesundheit Spezial Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 25. November 2013 BILDER: PONIZAK I DEUTSCHE KREBSHILFE I THINKSTOCK.DE

DARMKREBS

Um neu Mensch

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Verbreitung

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Im Jahr erkranken hierzulande 35.000 Männer und 30.000 Frauen an einem kolorektalen Karzinom, einem Tumor im Dickdarm. Im gleichen Zeitraum sterben 13.700 Männer und 13.000 Frauen daran. Krebserkrankungen des Dünndarms sind dagegen sehr selten. Bei Diagnose sind Männer im Durchschnitt 71 und Frauen 75 Jahre alt.

Diagnostik Wenn Symptome wie Blut im Stuhl, Durchfall oder Verstopfung auftreten, ist ein Tumor oft schon weit fortgeschritten. Per Darmspiegelung wird das Organ überprüft, Gewebeproben werden genommen und auf bösartige Veränderungen untersucht.

Astrid Frank, 56 Jahre

Der lange Weg zum richtigen Arzt Astrid Frank hatte Darmkrebs – Heute geht es ihr trotz Stoma gut – Sie wünscht sich und anderen Krebspatienten vor allem eins: Verständnisvolle und einfühlsame Mediziner

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Therapie Ist der Tumor klein und wurde früh erkannt, reicht oft eine Operation aus. Größere Tumoren werden häufig vor der Operation durch Chemotherapie verkleinert. Eine Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie kann den Schließmuskel erhalten.

Vorbeugung und Früherkennung Auswogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen beugt Darmkrebs ebenso vor wie Bewegung, Normalgewicht und der Verzicht auf Nikotin und Alkohol. Ab 50 haben gesetzlich Krankenversicherte Anspruch auf jährliche Stuhluntersuchungen. Im Rahmen einer Darmspiegelung werden gegebenenfalls Darmpolypen, aus denen sich Krebs entwickeln kann, entfernt.

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ch bin eine zufriedene Patientin. Wenn ich bedenke, wie groß mein Tumor war, und wie gut alles gelaufen ist, kann ich nur sagen: Ich hatte supergroßes Glück. Das Wenige, was ich an Kritik habe, hat mit dem Anfang meiner Krankheit vor zwei Jahren zu tun. Mein Hausarzt hatte mich wegen unerklärlicher Darmblutungen an einen niedergelassenen Facharzt überwiesen. Der machte eine Darmspiegelung. Als ich aus der Narkose aufwachte – ich war noch ganz benommen – überfiel mich der Doktor mit dem Satz: „Sie haben Krebs“. Ich war schockiert, mir fehlten die Worte. Der Arzt schickte mich ohne weitere Erklärung nach Hause. Das war einer der schlimmsten Momente meines Lebens.

sche Schmerzen und konnte wochenlang nicht sitzen. Hoffentlich nützt es etwas, habe ich immer gedacht. Als ich dann endlich untersucht wurde, sagte der Arzt nur: „Sie werden im Mai operiert.“ Wieder keine weiteren Auskünfte, wieder kein Gespräch. Es war völlig daneben. Ich habe ihm gleich gesagt, dass ich da nicht mitmache. Bin dann zu einem anderen niedergelassenen Facharzt gegangen, um eine Zweitmeinung zu bekommen. Und von da an ging’s bergauf. Denn dieser Arzt überwies mich an einen befreundeten Kollegen, der damals Chefarzt im Gertrauden-Krankenhaus war.

Unerwartet glimpflich. Im Krankenhaus Waldfriede wurden dann weitere Untersuchungen gemacht. Es stellte sich heraus, dass der Tumor einen Durchmesser von 3,8 Zentimetern hatte. Das ist sehr groß, aber zum Glück hatte er nicht gestreut. Die Ärzte rieten mir zu einer kombinierten Chemo- und Strahlentherapie vor der Operation, um den Krebsherd zu verkleinern. Ich war damit einverstanden. Die Chemotherapie hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Ich wusste gar nicht, dass man dafür heute gar nicht mehr ins Krankenhaus muss. Ich bekam einen Port, das ist so eine kleine Kammer aus Plastik, die unterhalb des Schlüsselbeins unter die Haut eingepflanzt wird. Und darüber wurde eine Flüssigkeit mit Medikamenten in den Körper geleitet, rund um die Uhr und in winzigen Mengen, ich hatte mich schnell daran gewöhnt. Die Nebenwirkungen hielten sich in Grenzen – kein Haarausfall, nur Müdigkeit und gelegentliche Übelkeit.

Der Arzt schickte mich ohne Erklärung weg – einer der schlimmsten Momente meines Lebens

wieder keine erklärUng. Richtig mitgenommen hat mich die Strahlentherapie. Ich wurde täglich bestrahlt, acht Wochen lang, immer nur für ein paar Minuten. Das Tumorgewebe wird durch die Strahlen regelrecht verbrannt, so habe ich die Ärzte im Auguste-Viktoria-Krankenhaus verstanden. Aber es trifft wohl auch gesundes Gewebe. Ich hatte jedenfalls hölli-

endlich gUt aUfgehoben. Der Chefarzt hat mir alles genau erklärt. Mein Tumor war durch Chemo- und Strahlentherapie fast verschwunden. Trotzdem riet der Arzt mir zur Operation, um einen Rückfall zu verhindern. Dabei würde ein Stück Dickdarm entfernt, sagte er, und ich würde einen künstlichen Darmausgang, ein Stoma, bekommen. „Damit können sie fast genauso weiterleben wie bisher.“ Das machte mir Mut. Ich fühlte mich gut aufgehoben und ließ mich von ihm operieren. Er hat seine Sache gut gemacht. Wie ich mit dem Stoma umgehe, wie man die Beutel wechselt und so weiter habe ich in der Anschlussheilbehandlung in der Klinik am See in Rüdersdorf gelernt. Es war eine wichtige Zeit, und ich kann darüber nur Gutes berichten. Seit der Operation kommt alle zwei Monate eine Stoma-Schwester zu mir nach Hause, mit der ich alle Probleme besprechen kann. Ganz großartig ist meine Selbsthilfegruppe bei der Deutschen Ilco. Wir sind alle Stoma-Träger, das verbindet uns, die meisten haben die

Stoffwechselkrankheit Morbus Crohn, nur ein Drittel sind Krebspatienten. Dass bei uns der Krebs nicht im Mittelpunkt steht, finde ich gut – wir haben alle das Gefühl, die Krankheit überwunden zu haben. Wir treffen uns einmal im Monat, es sind immer so um die 15 Leute da, und wir reden über alles. Wir unternehmen auch viel zusammen und vor Weihnachten gibt es immer eine tolle Feier. Wenn es mir schlecht geht, kann ich jemanden aus der Gruppe anrufen. UmstellUng der gewohnheiten. Die Ernährung habe ich nicht groß umgestellt. Nichts Blähendes, haben die Ärzte gesagt, kein Kohl, kein Käse, wenig Fleisch, nichts Fettreiches. Damit kann ich gut leben. Ich achte jetzt darauf, wie ich die Lebensmittel vertrage und das halte ich dann auch ein. Zu schaffen macht mir das Sportverbot. Früher bin ich gern ins Fitnessstudio gegangen, meistens zum Aerobic. Das geht stark auf die Bauchmuskeln, für mich wäre das jetzt Gift. Das Stoma könnte beschädigt werden. Aber Fahrradfahren, das ist kein Problem, das mache ich jetzt viel. Schwimmen wäre auch möglich. Ich könnte in ein öffentliches Bad gehen. Doch dann würden die anderen vielleicht etwas von meinem Stoma mitbekommen – da fehlt mir das Selbstbewusstsein. die eigenen grenzen kennen. Mein Enkelkind ist jetzt gut ein Jahr alt. Hochheben darf ich es nicht, es ist schon zu schwer für mich. Zehn Kilogramm sind das absolute Maximum. Im Alltag muss ich mich deshalb oft selbst zurückpfeifen. Denn eigentlich bin ich ein zupackender Mensch, auch wenn ich nicht mehr ganz so belastbar wie früher bin. Was ich mir als Krebsbetroffene wünschen würde? Schon im Krankenhaus sollten alle Patienten von Selbsthilfegruppen erfahren. Leider treffe ich immer wieder Betroffene, die erst viel später von dieser Möglichkeit gehört haben. Und natürlich wünsche ich mir, dass die Ärzte einfühlsam mit ihren Patienten sprechen. Ich habe drei Anläufe gebraucht, aber dann hatte ich endlich den richtigen Arzt. Aufgezeichnet von Lilo Berg

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Gesundheit

Prävention ist Erziehungsarbeit

3 Fragen an Dr. Utz Schernikau, Leiter des Bauchzentrums und Koordinator des Darmzentrums der Park-Klinik Weißensee

Um neue Krebsfälle zu verhindern, gibt es zwei Ansätze: Das Gesundheitsbewusstsein der Menschen zu schärfen und Methoden zur Früherkennung immer weiter zu verbessern

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orschungen der letzten Jahrzehnte haben bewiesen, dass Krebskrankheiten zum Teil durch Umweltfaktoren wie Luft, Wasser, Boden sowie soziale Umwelt und Arbeitsplatz bestimmt sind. Die herausragende Rolle spielt jedoch der eigene Lebensstil – ein großer Teil aller Krebserkrankungen ist vermeidbar. Bei gesunder Ernährung, einem rauchfreien Leben und Sport handelt es sich nicht nur um Wohlfühl-Faktoren, sondern aus medizinischer Sicht um „primäre Prävention“.

risiko ernst nehmen. Der „Europäische Kodex zur Krebsbekämpfung“ fasst Verhaltensregeln und bevölkerungsorientierte Maßnahmen zusammen: Neben den üblichen Ge- und Verboten im Namen der Gesundheit vor allem den Rat, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen und so die Chancen der Früherkennung bei Krebs zu stärken. „Primärprävention bedeutet Erziehungshandeln, das frühzeitig einsetzen sollte, langfristig und kontinuierlich angelegt ist und sich zum Ziel setzt, sowohl Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene zu befähigen, mit möglichen Gefährdungen und Risiken in angemessener Weise umzugehen“, betont der Vorsitzende der Berliner Krebsgesellschaft und frühere Direktor des Charité Comprehensive Cancer Center, Professor Peter Schlag. Die Berliner Krebsgesellschaft versucht beispielsweise mit dem Programm „Fünf am Tag“ Schüler über gesunde Ernährung zu informieren. Krankenkassen bieten ihren Versicherten Präventionskurse zu Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung und Suchtbekämpfung an. Dazu zählen zunehmend auch Apps und Onlineprogramme,

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Sie gehen in Unternehmen hinein und laden die Mitarbeiter zu Info-Veranstaltungen zur Darmkrebsvorsorge ein. Ein erfolgversprechender Weg? DR. SCHERNIKAU: Das Besondere am Darmkrebs ist die Chance, durch Entfernung von Vorstufen im Rahmen einer Darmspiegelung die Entstehung des Krebses sogar zu verhindern. Das ist ein ganz besonderer Umstand, der vielen nicht bewusst ist! Durch die Infoveranstaltungen nehmen wir den Menschen die Scheu und Überwindung ab, sich mit dem Thema aktiv auseinanderzusetzen. Sie müssen nicht zu uns kommen, wir kommen zu ihnen.

wie das Rauchentwöhnungsprogramm SQIN oder die „Skin-Vision_App“, mit der verdächtige Muttermale fotografiert und bewertet werden können. ForschUngsziel. Gleichzeitig werden Methoden zur Früherkennung immer weiter verfeinert. Insbesondere von der Molekularbiologie versprechen Mediziner sich große Fortschritte. „Biomarker“, also messbare Produkte von Organismen, können beispielsweise als Indikatoren für Umweltbelastungen oder Krankheiten herangezogen werden. „Wir hoffen, dass in den nächsten 20 bis 30 Jahren bis zu drei von zehn neuen Krebsfällen durch Forschungen auf dem Gebiet der Prävention verhindert werden Tanja von Unger können“, so Schlag.

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Wie ist die Resonanz? DR. SCHERNIKAU: Durchweg gut. Wir haben eine Reihe von Anfragen aus Großbetrieben, die eine solche Informationsveranstaltung in einen „Tag der Gesundheit“ integrieren möchten. Leider kommen eher die älteren Mitarbeiter, für die ohnehin schon die Vorsorgeprogramme der Krankenkassen greifen. Wichtig wäre, die jüngere Bevölkerung zu erreichen.

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ERKANNT

Eine Übersicht über alle Formen der Früherkennung und Vorsorge bietet der Krebsinformationsdienst am DKFZ mit Webseite und Servicetelefon. Insbesondere das Thema Impfen gewinnt immer mehr an Bedeutung. 8 krebsinformationsdienst.de

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Was raten Sie den Teilnehmern? DR. SCHERNIKAU: Wir geben ganz konkrete Hinweise, wie jeder Einzelne sein persönliches Risiko abschätzen und durch geeignete einfache Maßnahmen deutlich reduzieren kann. Dazu gehören so selbstverständliche Dinge wie ein gesunder Lebensstil, aber auch weniger bekannte Aspekte wie die eigene Familiengeschichte. Gut informiert zu sein, kann Leben retten!

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von Lilo Berg

Brustkrebszentrum

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KREBSGESELLSCHAFT

Zertifiziertes Brustkrebszentrum

Leitung: Dr. med. Cornelia Herbstreit, Terminvereinbarung: 030/36501-398

Darmkrebszentrum

DKG

KREBSGESELLSCHAFT

Leitung: PD Dr. med. Hans-Peter Lemmens, Terminvereinbarung: 030/36501-296

Lungenkrebszentrum Leitung: Dr. med. Christian Grah, Terminvereinbarung: 030/36501-280

Interdisziplinäre Onkologie Leitung: Dr. med. Matthias Girke, Terminvereinbarung: 030/36501-327

www.havelhoehe.de

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ONKOLOGISCHES ZENTRUM

Havelhöhe

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Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe• Kladower Damm 221•14089 Berlin • Fon 030 -365 01-0• Fax 030 - 365 01 - 366


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Gesundheit Spezial

Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 25. November 2013

PROSTATAKREBS Verbreitung Das Prostatakarzinom ist inzwischen der häufigste Tumor bei Männern. 63.000 Mal im Jahr wird ein Prostatakarzinom diagnostiziert. Aufgrund der zunehmend frühen Diagnose durch den PSA-Test liegt die FünfJahres-Überlebensrate bei 92 Prozent. Vor dem 50. Lebensjahr tritt Prostatakrebs sehr selten auf, im Durchschnitt mit 70 Jahren.

Diagnostik Sind PSA-Test oder Tastuntersuchung auffällig, kann ein Ultraschall vom Enddarm aus weitere Anhaltspunkte liefern. Endgültige Sicherheit bringt jedoch nur die Entnahme einer Gewebeprobe. Sie liefert auch Anhaltspunkte darüber, wie rasch ein Tumor wächst und ob er bereits gestreut hat.

Therapie Sie richtet sich nach Art und Aggressivität des Tumors. Manchmal reicht eine Überwachung aus, in anderen Fällen kommen Operation, Bestrahlung oder eine antihormonelle Therapie in Frage. Zeigt letztere keine Wirkung, bleibt die Chemotherapie.

Hanns-Jörg Fiebrandt hat Prostatakrebs – Er entschied sich vor 13 Jahren gegen eine Operation – Andere Betroffene warnt er vor den Folgen voreiliger Eingriffe

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inen Satz höre ich in meiner Selbsthilfegruppe immer wieder: „Hätte ich das alles doch nur vorher gewusst.“ Ich leite eine kleine Gruppe, die sich einmal im Monat im Bundeswehrkrankenhaus in Berlin-Mitte trifft. Die Männer, die den Satz sagen, haben sich meistens gleich nach der Diagnose operieren lassen, oft kam noch eine Strahlentherapie dazu und jetzt leiden sie unter den Folgen. Einige sind durch den Eingriff impotent geworden, andere inkontinent und manche beides. Erst nachträglich haben sie sich informiert und erfahren, dass es schonendere Optionen für sie gegeben hätte. In vielen Fällen genügt es nämlich, einfach abzuwarten und den Tumor regelmäßig kontrollieren zu lassen. Dafür habe ich mich entschieden und bis heute fahre ich sehr gut damit.

Zur op GedränGt. Auch bei mir haben die Ärzte anfangs Druck gemacht. Das war vor 13 Jahren. Ein Früherkennungstest beim Hausarzt hatte einen erhöhten Wert des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) ergeben. Noch normal sind vier Nanogramm pro Milliliter Blut, bei mir war der Wert auf 16 gestiegen und das war ein Zeichen, dass mit meiner Prostata etwas nicht stimmt. Ich wurde zum Urologen überwiesen, der mich nach der Untersuchung gleich in einer Berliner Klinik zur Operation anmelden wollte. Das ging mir alles viel zu schnell. in ruhe inFormiert. Ich habe in meinem Leben gelernt, die Dinge zu hinterfragen. Damit bin ich immer gut gefahren, beruflich als Außendienstmitarbeiter der Firma Hoechst und privat genauso. Also ging ich nach Hause und tat zwei Dinge, die mir viel Kummer erspart haben. Ich rief meine Eltern an und fragte sie, ob Krebs in unserer Familie vorkommt. Sie wussten von keinem einzigen Fall – es gab also kein familiäres Risiko. Dann habe ich mich ans Internet gesetzt und nach Informationen über Prostatakrebs gesucht. So habe ich erfahren, dass Prostatakrebs in der Regel ein extrem langsam wachsender Tumor und sehr oft harmlos und nicht behandlungsbedürftig ist. Ich bin dann auch auf den Bundesverband Prostatakrebs-Selbsthilfe und seine Berliner Adresse gestoßen. Bald war ich Mitglied in einer großen Selbsthilfegruppe und zwei Jahre später deren Leiter. Für mich

war das unglaublich interessant. Wir hörten exzellente Vorträge, und wir gingen zusammen auf Kongresse. Als Patientenvertreter haben wir zusammen mit Fachärzten die Leitlinien für die Behandlung des Prostatakrebses aktualisiert und eine allgemein verständliche Leitlinienversion für Patienten formuliert. Sie wird jedes Jahr auf den neuesten Stand gebracht. Durch diese Arbeit habe ich viel von den Diskussionen in der Fachwelt mitbekommen. Unlängst erfuhr ich zum Beispiel, dass US-Mediziner Prostatatumore geringer Risikostufe gar nicht mehr als Krebs bezeichnen wollen. Interessant ist auch die Entwicklung der Leitlinien: Vor

Engmaschige Kontrolle ermöglicht es, mit einem langsam wachsenden Tumor zu leben einigen Jahren wurde die Operation ab einem PSA-Wert von vier Nanogramm pro Milliliter empfohlen, heute wird sie, bei entsprechend aggressiven Tumoren, erst ab einem Wert von zehn in Erwägung gezogen. Und ich würde darauf wetten, dass der Trend nach oben weiter geht. Wissenschaftliche Studien deuten bereits darauf hin. Mit einigen Fachärzten, die ich auf Kongressen oder in Kommissionen traf, konnte ich meinen Fall besprechen. Ich hatte mich gegen einen Eingriff entschieden und für eine Strategie, die Mediziner als Active Surveillance bezeichnen. Das Vorgehen umfasst regelmäßige PSA-Untersuchungen im Rhythmus von drei Monaten. Zusätzlich wird etwa alle zwei Jahre eine Gewebeprobe entnommen, um die Prostata auf Krebszellen zu kontrollieren. Bewusstes leBen. Zwar ist mein PSA-Wert ist im Laufe der Jahre ganz allmählich auf 25 gestiegen und die Ärzte bescheinigen mir ein mittleres Risiko. Ernsthaft von meinem Weg abbringen wollte mich aber bisher noch keiner. Gefährlich werde es erst, wenn der Wert sich innerhalb von drei Jahren verdopple, sagt der ehemalige Präsident der Deutschen Krebs-

gesellschaft Professor Lothar Weißbach, den ich außerordentlich schätze. Meine Ernährung habe ich gründlich umgestellt. Früher gab es bei mir öfter Fleisch und Wurst, jetzt esse ich nur noch gelegentlich ein Stück Neuseelandlamm und fast nur noch Bioprodukte. Seit ich das Buch „Krebszellen mögen keine Himbeeren“ gelesen habe, kommen noch mehr Gemüse und Früchte auf den Tisch. Ich bewege mich viel, mache Gymnastik und achte auf mein seelisches Gleichgewicht. Ab und zu lege ich mich auf eine Decke und höre bewusst ein Stück von Mozart oder Chopin das tut gut. Für mehr Qualität statt Quantität. Besser wird der Umgang mit Prostatakrebs erst, wenn wir die reichlich praktizierte Übertherapie reduzieren. Die Ärzte sollten ihre ganze Energie auf die Schwerstbetroffenen konzentrieren. Betroffene mit leichtem und mittlerem Risiko – sie machen 85 Prozent aus – sollten im Zweifelsfall nur beobachtet werden. Für die Männer wäre das ein enormer Gewinn an Lebensqualität, ganz zu schweigen von den Einsparungen im Gesundheitssystem. Und wenn eine Operation tatsächlich nötig ist, dann bitte nur in zertifizierten Prostatazentren. Deren Qualitätsberichte können im Internet eingesehen werden. Sie sind verpflichtet, mit Selbsthilfegruppen zusammenzuarbeiten. Die Entfernung einer Prostata ist eine sehr anspruchsvolle Operation. Ein niedergelassener Belegarzt, der so etwas nur ab und zu macht, ist keine gute Wahl. Die Krankenkassen müssten meiner Ansicht nach solche Eingriffe verhindern. Sie müssten auch dafür sorgen, dass die Ärzte sich besser fortbilden – hier gibt es viele Defizite. Ein weiterer Punkt betrifft die Zweitmeinung. Jeder Patient hat ein Recht darauf. Aber manche Ärzte, vor allem in den neuen Bundesländern, werden schon mal aggressiv bei dem Thema. Schließlich würde ich mir wünschen, dass die Arbeit der Selbsthilfegruppen mehr geschätzt wird. Leider gibt es immer noch niedergelassene Urologen, die von einem Besuch abraten. Dabei könnte ihnen das eine Menge Aufklärungsarbeit ersparen. Übrigens: Ich suche noch gleichgesinnte Männer, die sich ebenfalls für die aktive Überwachung entschieden haben für ein Forschungsprojekt. Aufgezeichnet von Lilo Berg

Hanns-Jörg Fiebrandt, 69 Jahre

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Vorbeugung und Früherkennung Es gibt kaum bekannte Risikofaktoren, die beeinflussbar sind. Hauptfaktoren sind Alter und das männliche Hormon Testosteron. Es ist auch für gutartige Prostatavergrößerungen verantwortlich. Da bösartige Tumoren lange keine Symptome zeigen, haben Männer ab 45 Jahren Anspruch auf eine jährliche Tastuntersuchung beim Arzt. Der PSA-Test muss selbst bezahlt werden.

BILDER: PONZIAK I THINKSTOCK.DE

+

Lebensqualität durch Abwarten


Krebs

Bilder: Paulus Ponizak

Jährlich erkranken in Deutschland

490.000

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BILDER: PONZIAK I THINKSTOCK.DE

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06 / 07

In Berlin sind es mehr als

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Krebs-Neuerkrankungen im Jahr, in Brandenburg fast

Mit voller Kraft gegen Krebs

69

Jahre alt sind in Deutschland Männer und Frauen im Durchschnitt, wenn sie die Diagnose erhalten

Über die Stärken und Schwächen der Tumormedizin in der Region Berlin diskutierte eine Expertenrunde am „Runden Tisch Gesundheit“ des Berliner Verlags

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er die Diagnose Krebs erhält, ist schockiert. Um Patienten von Anfang an optimal zu unterstützen, bedarf es kompetenter und verständnisvoller Ansprechpartner. Es geht darum, die beste Therapie zu bekommen und mit der Krankheit so gut wie möglich zu leben. In Berlin, wo jährlich mehr als 17.000 Menschen neu an Krebs erkranken, gelingt das bereits recht gut. Darüber waren sich die Teilnehmer einig am „Runden Tisch Gesundheit: Krebs“, zu dem der Berliner Verlag elf Gesundheitsexperten aus der Region eingeladen hatte. Die hochkarätig besetzte Expertenrunde mit Vertretern aus Berliner Kliniken, Praxen, Fachverbänden sowie aus der Politik, von Krankenkassen, der Pharmaindustrie und der Medizintechnik konstatierte jedoch auch Schwächen. So wünschte sich die Runde beispielsweise mehr Versorgungsforschung.

Gute BehandlunG. Berlin verfügt über ein engmaschiges Netz von Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten für die Krebstherapie. „Die Behandlung von Krebskranken in Berlin erfolgt auf hohem medizinischen Niveau“, sagte der Berliner Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU). Mehr als 95 Prozent aller stationären Behandlungen mit der Hauptdiagnose Krebs entfallen in der Hauptstadt auf Krankenhäuser, die in einem der fünf Berliner Tumorzentren mitarbeiten. „Diese rund 30 Krankenhausstandorte haben sich dabei meist auf ausgewählte Krebserkrankungen spezialisiert“, sagte er. So werde ein hohes Maß an Behandlungsqualität gesichert. Berlin habe hier einen guten Ruf über die Grenzen der Stadt hinaus. „Zahlreiche Krebspatienten aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt werden in Berlin behandelt“, sagte Czaja. Vor allem im ambulanten Bereich gebe es in Brandenburg Versorgungslücken, war sich die Expertenrunde einig. Fortschritte in der therapie. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich einiges getan in der Krebsmedizin. „Es wurden innovative Substanzen entwickelt, die viele Erkrankungen, die früher eine schlechte Prognose hat-

ten, langfristig kontrollierbar machen“, sagte Julia Herrenberger, niedergelassene Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie sowie Palliativmedizin. Als Beispiel nannte sie Darmkrebs, der bereits gestreut hat. Krebsarten, die früher den raschen Tod brachten, seien zu chronischen Krankheiten geworden, mit denen es sich leben lässt. Wie Wolfgang Bayer, der bei Siemens Deutschland den Healthcare Sector leitet, berichtete, ist eine frühe Diagnostik durch Medizintechnik unverzichtbar, wenn es um die präzise Einschätzung vieler Krankheitsprozesse und eine nachfolgende, effiziente Therapiegestaltung geht: „Je früher detaillierte Erkenntnisse vorliegen, umso zielgerichteter kann die Therapieplanung erfolgen“, sagte er.

Die Berliner Krebsmedizin hat einen guten Ruf Ärzte Gesucht. Als künftiges Problem der Krebsmedizin, aber auch in anderen Bereichen, nannten die Experten den Nachwuchsmangel in der Ärzteschaft. „In Berlin ist die Situation derzeit noch komfortabel, aber wir haben zunehmend Schwierigkeiten, freie Stellen adäquat zu besetzen“, sagte Peter Reichardt, Chefarzt der Helios-Klinik für Interdisziplinäre Onkologie in Berlin-Buch. „Wir können nicht mehr wie früher unter vielen Bewerbern den besten aussuchen“, ergänzte er. Gesundheitssenator Czaja bestätigte das Problem. Viele Mediziner bevorzugten es, in die Pharmaindustrie, ins Ausland oder in die Beratung zu gehen. Czaja: „Von zehn Medizinern, die das Studium an der HumboldtUniversität beginnen, wird am Ende nur einer Arzt. Das ist keine sehr gute Quote.“

zwischen KliniK und praxis. Die Trennung von ambulanter und stationärer Behandlung sah die von der Wissenschaftsjournalistin Lilo Berg moderierte Expertenrunde kritisch. Man war sich einig, dass diese Segmentierung ein überholtes Konzept ist. „Die scharfe Trennung erschwert es teilweise, Patienten kontinuierlich zu betreuen“, sagte der Bucher Onkologe Reichardt. Kliniken bräuchten Kooperationen mit ambulanten Ärzten. „Häufig wird eine Krebstherapie von einem ambulantem Partner weitergeführt. Fehlt er jedoch, dann bricht die Therapie womöglich ab“, sagte Reichardt. „Die strikte Trennung in ambulante und stationäre Versorgung ist nicht gut“, bestätigte Rudolf Hauke vom Vorstand der Kaufmännischen Krankenkasse Hannover (KKH). Sie berge das Risiko, nicht durchweg gute Qualität zu bieten. „Um die Situation zu ändern, benötigen die Krankenkassen aber die Unterstützung der Politik“, ergänzte Hauke. Auch Senator Czaja hält die Überwindung der sektoralen Trennung für richtig und wichtig, wie er sagte. „Die Krankenkassen stehen derzeit finanziell gut da. Daher ist es an der Zeit, für die kommende Legislatur auf Bundesebene noch einmal zu überprüfen, ob die sektoralen Grenzen überwunden werden können. Dabei müssten jedoch Verträge herauskommen, die der Allgemeinversorgung dienen“, mahnte er. die QualitÄt messen. Welche Klinik bietet die beste Behandlung? Das wollen wohl alle Krebspatienten wissen. Doch Qualität ist nicht gleich Qualität, sagte Karl-Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité Universitätsmedizin Berlin. „Man muss unterscheiden zwischen Prozessqualität, die man relativ gut messen kann, und der Ergebnisqualität, die wahnsinnig schwer zu messen ist“, sagte Einhäupl. Bei der Prozessqualität gehe es beispielsweise darum, ob eine Einrichtung an ein Tumorzentrum angebunden ist, ob regelmäßig Tumorkonferenzen abgehalten werden und ob auch ein Psychologe an der Klinik ist. In Tumorkonferenzen, wie sie an der Charité im integrativen Tumorzentrum Charité Comprehensive Cancer Center (CCCC) stattfinden,

Bei Frauen führt ein Tumor

76

statistisch mit zum Tod

Jahren

Männer versterben daran im Mittel mit

73

Jahren

Bei Prostatakrebs leben fünf Jahre nach der Diagnose im

90

Prozent Durchschnitt noch der Patienten

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„Wir investieren jedes Jahr 400 bis 500 Millionen Euro in die onkologische Forschung, den größten Teil davon hier in Berlin.“

„Die Behandlung von Krebskranken in Berlin erfolgt auf hohem medizinischen Niveau.“

„Berlin wäre genau der richtige Ort für ein großes Versorgungsforschungsprojekt.“

„Es ist höchste Zeit, die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten weiter zu verbessern.“

ANDREAS BUSCH, LEITER GLOBAL DRUG DISCOVERY BEI BAYER HEALTHCARE, BERLIN

MARIO CZAJA (CDU), BERLINER GESUNDHEITSSENATOR

KARL-MAX EINHÄUPL, VORSTANDSVORSITZENDER DER CHARITÉ UNIVERSITÄTSMEDIZIN BERLIN

ANDREA GREBE, VORSITZENDE DER GESCHÄFTSFÜHRUNG DER VIVANTES GMBH, BERLIN


Gesundheit Spezial

Krebs

Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 25. November 2013

Bilder: Paulus Ponizak

08 / 09

Lungenkrebs lässt fünf Jahre nach der Diagnose nur

20 Prozent

der Patienten am Leben

In Berlin überleben inzwischen

60 Prozent

aller Tumorpatienten mindestens fünf Jahre

Brustkrebs ist die häufigste Tumorart

72.000

bei Frauen: Neuerkrankungen im Jahr

Geballte Expertise: Gesundheits-Fachleute aus Berlin trafen sich auf Initiative des Berliner Verlags zu einem Runden Tisch zum Thema Krebs.

Prostatakrebs führt bei Männern

63.000

beraten Experten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen über die optimale Behandlungsweise für einzelne Patienten. Dieses Vorgehen gewährleistet auch ein Mehraugenprinzip, welches Schutz vor überflüssigen Behandlungen bietet. Der Ansatz der interdisziplinären Behandlungsfindung, wie sie in der Onkologie richtungsweisend praktiziert wird, sollte als Beispiel auch für andere Krankheitsbilder dienen, sagte Einhäupl. Der Charité-Chef warnte vor simplen Messweisen der Ergebnisqualität. Gelegentlich werde einfach die Mortalität, also die Sterberate, betrachtet, um Aussagen über die Qualität der Behandlung zu machen. „Das ist ein PR-Gag. Wenn etwa neben dem Krankenhaus ein Hospiz existiert, dann ist die Mortalität in der Klinik deutlich geringer als anderswo. Damit weiß man aber nichts über die Qualität der Behandlung in der Klinik“, sagte Einhäupl. Um verlässliche Aussagen zu machen, brauche man Daten von großen Patientengruppen. Informativer seien Angaben darüber, wie oft zum Beispiel bestimmte Eingriffe, etwa die chirurgische Entfernung eines Dickdarmtumors, vorgenommen wird. In Berlin ist es recht einfach, sich in dieser Hinsicht einen Überblick zu verschaffen. Die Fallzahlen zu ausgewählten Behandlungen in Krankenhäusern veröffentlicht die Senatsverwaltung für Gesundheit seit einigen Jahren. Die aktuell über die Webseite abrufbaren Daten sind aus dem Jahr 2011. ein neues Krebsregister. Ausführlichere Aussagen über Behandlungsverläufe und -erfolge bei Krebspatienten erhoffen sich Experten bundesweit von den klinischen Krebsregistern, die bis Ende 2016 flächendeckend von den Bundesländern einzurichten sind. Anders als das bereits existierende epidemiologische Krebsregister, das bevölkerungsbezogen Erkenntnisse über das Auftreten und die Häufigkeit von Krebserkrankungen sowie ihre Verteilung erfasst, dient ein klinisches Krebsregister vorrangig der Qualitätssicherung in der Versorgung krebskranker Menschen. Es erfasst eine Fülle von Daten – von der Diagnose, über die Behandlungsschritte und die Nachsorge bis hin zu Rück- und Todesfällen. „Kann

nur die Möglichkeit, diese in anonymisierter Form zur Verfügung zu stellen. Auch Susanne Hertzer, Leiterin der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) Berlin und Brandenburg, sieht den Datenschutz als Hürde. „Deutschland ist das Land mit den meisten vorhandenen medizinischen Daten, aber wir dürfen sie aus rechtlichen und Datenschutzgründen nicht nutzen“, sagte sie. Wenn man Versorgungsforschung wirklich wolle, dann müsse der Gesetzgeber aktiv werden – und zwar auf Bundesebene. „Die Krankenkassen bemühen sich durchaus um Versorgungsforschung“, sagte Harald Möhlmann, Geschäftsführer Versorgungsmanagement bei der AOK Nordost. Wenn – wie beim gesetzlich vorgeschrieDie Qualität sichern. Peter benen Auf- und Ausbau des Schlag, Vorsitzender der BerKrebsregisters – die AusgaBerlin wäre genau der liner Krebsgesellschaft, sieht ben im Rahmen des Gesundden wichtigen Nutzen des heitsfonds berücksichtigt richtige Ort für ein Krebsregisters zur Qualitätswerden, sei dieses Bemühen Versorgungsforschungssicherung erst, wenn gleichauch mit Finanzmitteln hinzeitig der dazu notwendige terlegt. „Damit können alle projekt personenbezogene InformatiBeteiligten ihre Aktivitäten onsfluss datenschutzrechtlich wirksamer aufeinander abgelöst ist. „Wir brauchen transstimmen und zielorientierter parente Informationen über die gesamten Patientendie Probleme bei der Krebsfrüherkennung angehen karrieren. Aus dem stationären Bereich ebenso wie aus und die Krebsversorgung weiter verbessern“, sagte dem ambulanten und über die Grenzen der einzelnen er. Da Krebserkrankungen von den Menschen als sehr Bundesländer hinweg. Dies ist eine Herausforderung bedrohlich empfunden werden, sei die AOK Nordost an den Datenschutz und die Informationstechnoloals größte Versorgerkasse in den drei Bundesländern gie“, sagte Schlag. Zudem werde in Expertenkreisen Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern seit Jahren debattiert, welche Daten bei welcher Tumaßgeblich an verlässlichen Erkenntnissen interesmorart zur Qualitätssicherung erfasst werden sollten. siert, um für die Versicherten mehr Transparenz über Neben dem Datenschutz müssten vor allem die Krandie Vorsorge- und Behandlungsmöglichkeiten und kenkassen viel stärker einbezogen werden. „Deren deren Qualität zu schaffen, sagte Möhlmann. vorhandene und automatisch weiter anfallende umein grosses ProjeKt für berlin. Vivantes und die Charifangreiche Daten müssen in die klinischen Krebsregisté arbeiteten bereits im Rahmen eines Projektes an ter integriert werden“, forderte Schlag. einer gemeinsamen Plattform, um auch die Versoreine frage Des Datenschutzes. Die Krankenkassen hätten gungsforschung weiter zu unterstützen und voran einen Riesenschatz an Daten vorliegen, bestätigte zu treiben, berichtete Andrea Grebe, Vorsitzende Rudolf Hauke von der KKH. Er sehe aber einstweilen der Geschäftsführung der Vivantes GmbH in Berlin. Berlin die vorgegebene Frist für die Einrichtung einhalten?“ wollte Moderatorin Lilo Berg vom Gesundheitssenator wissen. „Das wollen und werden wir schaffen“, antwortete Czaja. Klinische Krebsregister erfassten patientenbezogen Daten über den gesamten Krankheitsverlauf. „Sie sind ein wichtiges Mittel in der Tumormedizin zur Prüfung und zur Verbesserung der Versorgung und sollen die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Behandlung verstärken helfen“, sagte der Senator. Sein Haus sei derzeit mit den Berliner Tumorzentren, der Ärztekammer und den Krankenkassen im Gespräch, wie sich das Register auch mit Blick auf die Vorgaben des GKV-Spitzenverbandes gestalten lässt.

„Dies bietet für die Zukunft ein erhebliches Potenzial und Möglichkeiten“, sagte sie. Auch Charité-Chef Einhäupl sähe es gern, wenn Berlin sich Versorgungsforschung groß auf die Fahnen schriebe. „Berlin wäre genau der richtige Ort für ein großes Versorgungsforschungsprojekt“, sagte er. Die Stadt verfüge sowohl über geballte medizinische Expertise, als auch über die erforderlichen sozialwissenschaftlichen Fachleute, etwa im Bereich Public Health. Er appellierte sowohl an die Krankenkassen als auch an den Senat, ein solches Projekt zu unterstützen. „Versorgungsforschung ist nicht machbar mit dem Geld, das uns bisher als Universität für Lehre und Forschung zur Verfügung steht“, sagte Einhäupl. Er wisse von der Bereitschaft der Industrie und einer Stiftung, ein solches Projekt finanziell zu unterstützen. Deren Bedingung sei jedoch die Beteiligung des Landes Berlin. „Ich habe Ihre Botschaft verstanden“, entgegnete Gesundheitssenator Czaja. Psychologische hilfe. Krebspatienten brauchen zumeist auch psychologische Hilfe. In vielen Fällen hilft schon ein kurzes Gespräch mit einem Psychoonkologen, um den Bedarf herauszufinden. Doch gerade eine derartige kurzfristige Beratung gebe es bisher nicht ausreichend, und sie werde auch nicht finanziert, monierte die niedergelassene Krebsmedizinerin Julia Herrenberger. Der Bucher Onkologe Peter Reichardt sieht noch ein weiteres Problem. „Oft gibt es einen Bruch zwischen der in der Klinik begonnenen psychoonkologischen Versorgung und deren ambulanter Fortsetzung“, sagte er. Insgesamt brauche man mehr Psychoonkologen in Berlin, konstatierten die Experten. Peter Schlag von der Berliner Krebsgesellschaft befürchtet jedoch, dass der notwendige Ausbau in diesem Bereich finanziell nicht zu schultern ist. Psychologischer Beratungsbedarf besteht auch für Angehörige von Krebskranken. Er möchte stattdessen vorhandene Berliner Strukturen aufrüsten: die Beratungsstellen der Bezirksämter. „Das Personal in diesen Beratungsstellen sollte nicht abgebaut werden, sondern weiterqualifiziert in Richtung Psychoonkolo-

gie“, schlug er vor. Die Berliner Krebsgesellschaft arbeitet derzeit an einem Konzept und sei bereit, sich an den Kosten für diese Weiterbildungen zu beteiligen.

rund fünf Jahren – aufgrund der Expertise dort eingegangen sind“, sagte Busch. Damals seien die Bedingungen in Berlin noch nicht so gut gewesen. Berlin entwickle sich nun aber deutlich nach vorne. Er äußerte sich Die KommuniKation verbessern. Von einem interessanten zuversichtlich, künftig auch mit Berliner Institutionen Projekt zur Verbesserung der Kommunikation mit Pati- mehr Allianzen einzugehen. „Am meisten würde ich mir enten berichtete Vivantes-Chefin Andrea Grebe. In den eine erfolgreiche Zusammenarbeit in der ganz frühen Vivantes-Kliniken werden Ärzte, Pfleger und Kranken- klinischen Entwicklung wünschen, also bei den Phase-Ischwestern zu Sprachmentoren ausgebildet. Sie sollen Studien“, sagte Busch. Bayer habe aber auch jetzt schon auf eine angemessene Sprache im Umgang mit den Kooperationspartner in der Hauptstadt. „In den verganPatienten achten und ihre Kollegen für das Problem genen fünf Jahren haben wir Berliner Institutionen, darsensibilisieren. „Sätze wie ,Ich mach Sie jetzt mal fertig‘ unter auch die Charité, bei knapp 20 klinischen Studien oder ,Da schlägt ein Patient auf‘, gehören auf die Ta- involviert. Gemeinsam mit unseren weltweiten Partnern buliste“, sagte Andrea Grebe. haben wir es geschafft, in den Auch das Wort „Patientengut“, letzten Jahren drei Substanzen das in der Gesundheitsbranzur Behandlung von Krebs auf Weltweit sind 800 che so häufig gebraucht wird, den Markt zu bringen“, bemüsse auf den Prüfstand. richtete der Pharma-Manager. neue Substanzen zur Auch Charité-Chef Einhäupl Behandlung von Krebs in starK in Der Krebsforschung. äußerte sich zuversichtlich, Berlin ist ein wichtiger Standdass Berlin künftig eine bedeuder Entwicklung ort für die Krebsforschung. tendere Rolle in der klinischen Wie Andreas Busch, Leiter der Entwicklung spielen wird, und Global Drug Discovery bei zwar mit dem Berliner Institut Bayer Healthcare, berichtete, hat seine Firma die glo- für Gesundheitsforschung (BIG), auch Berlin Institute of bale Krebsforschung seit 2011 in Berlin konzentriert Health genannt, das derzeit vom Max-Delbrück-Centund investiert jährlich 400 bis 500 Millionen Euro in die rum und der Charité aufgebaut wird. Einhäupl: „Wenn Krebsforschung, das meiste davon in der Hauptstadt. Er das BIG erst eingerichtet ist, dann werden wir ohne kündigte entscheidende Fortschritte in den kommen- weiteres mit großen internationalen Einrichtungen, die den fünf bis sechs Jahren an. Busch: „Laut einer McKin- heute von der Industrie angefragt werden, mithalten.“ sey-Studie sind weltweit 800 neue Substanzen für die Krebsbehandlung in der Entwicklung. Ich gehe davon neue meDizintechniK. Von teils hinderlichen Bedingunaus, dass viele davon auch eine deutliche Verbesserung gen bei der Zusammenarbeit von Industrie und Unifür Krebspatienten bringen werden.“ Seine Kooperati- versitäten berichtete Wolfgang Bayer, der bei Siemens onspartner für die klinische Entwicklung neuer Wirkstof- Deutschland den Healthcare Sector in Erlangen leitet. „Es fe suche sich Bayer Healthcare weltweit. Intensive Ko- wird immer schwieriger, zusammen mit den Universitäoperationen gebe es zum Beispiel mit dem Deutschen ten ergebnisoffene Forschung zu betreiben“, sagte er. Krebsforschungszentrum in Heidelberg und mit dem Mit einer Uni einen Forschungsvertrag abzuschließen, Broad Institute in Boston, USA. „Das sind größere Allian- ziehe sich nicht selten zwei bis drei Jahre hin. „Allein für zen, die wir in bestimmten Forschungsgebieten – mit einen Rahmenvertrag“, ergänzte der Siemens-Manager. dem Deutschen Krebsforschungszentrum bereits vor Positiv äußerte er sich jedoch über gemeinsame Projek-

te von Siemens Healthcare mit Berliner Einrichtungen, etwa mit dem Experimental and Clinical Research Center des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin und der Charité. „Dort laufen seit Jahren erfolgreiche Forschungsprojekte an dem von uns entwickelten 7-Tesla-Ganzkörper-Magnetresonanztomographen“, berichtete Bayer. Das 35 Tonnen schwere und rund sieben Millionen Euro teure Gerät liefert Bilder aus dem Körperinnern mit extrem hoher Auflösung und dient der Krebsforschung sowie der Herz-Kreislauf- und Hirnforschung. Als wichtiges Zukunftsthema nannte er Companion Diagnostics. Hierbei handelt es sich um Tests, die diagnostizieren, ob ein bestimmtes Medikament bei dem jeweiligen Patienten wahrscheinlich wirksam sein wird oder nicht. „In diesem Bereich würden wir gerne intensiver forschen und auch mit Berliner Einrichtungen kooperieren“, sagte Bayer. „Diese Konzentration von Patienten im ambulanten und stationären Bereich findet sich nirgendwo sonst in Deutschland.“

die Statistik an: Neuerkrankungen im Jahr

96 30

Berlin hat

Krankenhäuser –

davon nehmen Krebsbehandlungen vor

Anne Brüning

i RUNDER TISCH GESUNDHEIT: KREBS Auf Initiative des Berliner Verlags trafen sich führende medizinische Experten aus der Region, um in großer Runde über die Situation der Krebsmedizin und mögliche Verbesserungen zu diskutieren. Das in der Gesundheitsbranche neuartige Forum sollte zu neuen Ideen anregen und neue Netzwerke entstehen lassen. Die Veranstaltung selbst war nicht öffentlich, ihre Ergebnisse aber werden für die Leser der Berliner Zeitung an dieser Stelle dokumentiert.

38.000 42.000

In Berlin leben etwa

Frauen, Männer und die in den vergangenen zehn Jahren die Diagnose Krebs erhielten

In der Altersgruppe der über 70-Jährigen haben

zehn Prozent

der Männer in Berlin und sieben Prozent der Frauen eine Krebsdiagnose

„Deutschland hat die meisten medizinischen Daten, aber wir dürfen sie aus rechtlichen und Datenschutzgründen nicht nutzen.“

„Moderne Arzneien machen viele Krebsarten, bei denen es früher schlecht aussah, langfristig kontrollierbar.“

„Wir haben zunehmend Schwierigkeiten, freie Stellen adäquat zu besetzen.“

SUSANNE HERTZER, LEITERIN DER LANDESVERTRETUNG DER TECHNIKER KRANKENKASSE (TK) BERLIN UND BRANDENBURG

JULIA HERRENBERGER, NIEDERGELASSENE FACHÄRZTIN FÜR INNERE MEDIZIN, HÄMATOLOGIE UND ONKOLOGIE SOWIE PALLIATIVMEDIZIN, BERLIN

PETER REICHARDT, CHEFARZT DER HELIOS-KLINIK FÜR INTERDISZIPLINÄRE ONKOLOGIE IN BERLIN-BUCH

„In die Versorgung muss stärker die soziale und psychische Belastung der Krebskranken und ihrer Angehörigen einbezogen werden.“

„Es wird immer schwieriger, zusammen mit den Universitäten ergebnisoffene Forschung zu betreiben.“

„Die Krankenkassen verfügen über einen riesigen Datenschatz.“

„Der zügige Auf- und Ausbau eines zentralen, klinischen Krebsregisters ist ein wichtiger Baustein für die Krebsversorgung.“

PETER SCHLAG, VORSITZENDER DER BERLINER KREBSGESELLSCHAFT

WOLFGANG BAYER, LEITER DES HEALTHCARE SECTOR BEI SIEMENS DEUTSCHLAND

RUDOLF HAUKE, VORSTAND DER KAUFMÄNNISCHEN KRANKENKASSE HANNOVER (KKH)

HARALD MÖHLMANN, GESCHÄFTSFÜHRER VERSORGUNGSMANAGEMENT BEI DER AOK NORDOST, BERLIN/POTSDAM

Im Jahr 2011 starben in Berlin

8.771

Menschen an einer Krebserkrankung


Gesundheit Spezial

Krebs

Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 25. November 2013

Bilder: Paulus Ponizak

08 / 09

Lungenkrebs lässt fünf Jahre nach der Diagnose nur

20 Prozent

der Patienten am Leben

In Berlin überleben inzwischen

60 Prozent

aller Tumorpatienten mindestens fünf Jahre

Brustkrebs ist die häufigste Tumorart

72.000

bei Frauen: Neuerkrankungen im Jahr

Geballte Expertise: Gesundheits-Fachleute aus Berlin trafen sich auf Initiative des Berliner Verlags zu einem Runden Tisch zum Thema Krebs.

Prostatakrebs führt bei Männern

63.000

beraten Experten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen über die optimale Behandlungsweise für einzelne Patienten. Dieses Vorgehen gewährleistet auch ein Mehraugenprinzip, welches Schutz vor überflüssigen Behandlungen bietet. Der Ansatz der interdisziplinären Behandlungsfindung, wie sie in der Onkologie richtungsweisend praktiziert wird, sollte als Beispiel auch für andere Krankheitsbilder dienen, sagte Einhäupl. Der Charité-Chef warnte vor simplen Messweisen der Ergebnisqualität. Gelegentlich werde einfach die Mortalität, also die Sterberate, betrachtet, um Aussagen über die Qualität der Behandlung zu machen. „Das ist ein PR-Gag. Wenn etwa neben dem Krankenhaus ein Hospiz existiert, dann ist die Mortalität in der Klinik deutlich geringer als anderswo. Damit weiß man aber nichts über die Qualität der Behandlung in der Klinik“, sagte Einhäupl. Um verlässliche Aussagen zu machen, brauche man Daten von großen Patientengruppen. Informativer seien Angaben darüber, wie oft zum Beispiel bestimmte Eingriffe, etwa die chirurgische Entfernung eines Dickdarmtumors, vorgenommen wird. In Berlin ist es recht einfach, sich in dieser Hinsicht einen Überblick zu verschaffen. Die Fallzahlen zu ausgewählten Behandlungen in Krankenhäusern veröffentlicht die Senatsverwaltung für Gesundheit seit einigen Jahren. Die aktuell über die Webseite abrufbaren Daten sind aus dem Jahr 2011. ein neues Krebsregister. Ausführlichere Aussagen über Behandlungsverläufe und -erfolge bei Krebspatienten erhoffen sich Experten bundesweit von den klinischen Krebsregistern, die bis Ende 2016 flächendeckend von den Bundesländern einzurichten sind. Anders als das bereits existierende epidemiologische Krebsregister, das bevölkerungsbezogen Erkenntnisse über das Auftreten und die Häufigkeit von Krebserkrankungen sowie ihre Verteilung erfasst, dient ein klinisches Krebsregister vorrangig der Qualitätssicherung in der Versorgung krebskranker Menschen. Es erfasst eine Fülle von Daten – von der Diagnose, über die Behandlungsschritte und die Nachsorge bis hin zu Rück- und Todesfällen. „Kann

nur die Möglichkeit, diese in anonymisierter Form zur Verfügung zu stellen. Auch Susanne Hertzer, Leiterin der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) Berlin und Brandenburg, sieht den Datenschutz als Hürde. „Deutschland ist das Land mit den meisten vorhandenen medizinischen Daten, aber wir dürfen sie aus rechtlichen und Datenschutzgründen nicht nutzen“, sagte sie. Wenn man Versorgungsforschung wirklich wolle, dann müsse der Gesetzgeber aktiv werden – und zwar auf Bundesebene. „Die Krankenkassen bemühen sich durchaus um Versorgungsforschung“, sagte Harald Möhlmann, Geschäftsführer Versorgungsmanagement bei der AOK Nordost. Wenn – wie beim gesetzlich vorgeschrieDie Qualität sichern. Peter benen Auf- und Ausbau des Schlag, Vorsitzender der BerKrebsregisters – die AusgaBerlin wäre genau der liner Krebsgesellschaft, sieht ben im Rahmen des Gesundden wichtigen Nutzen des heitsfonds berücksichtigt richtige Ort für ein Krebsregisters zur Qualitätswerden, sei dieses Bemühen Versorgungsforschungssicherung erst, wenn gleichauch mit Finanzmitteln hinzeitig der dazu notwendige terlegt. „Damit können alle projekt personenbezogene InformatiBeteiligten ihre Aktivitäten onsfluss datenschutzrechtlich wirksamer aufeinander abgelöst ist. „Wir brauchen transstimmen und zielorientierter parente Informationen über die gesamten Patientendie Probleme bei der Krebsfrüherkennung angehen karrieren. Aus dem stationären Bereich ebenso wie aus und die Krebsversorgung weiter verbessern“, sagte dem ambulanten und über die Grenzen der einzelnen er. Da Krebserkrankungen von den Menschen als sehr Bundesländer hinweg. Dies ist eine Herausforderung bedrohlich empfunden werden, sei die AOK Nordost an den Datenschutz und die Informationstechnoloals größte Versorgerkasse in den drei Bundesländern gie“, sagte Schlag. Zudem werde in Expertenkreisen Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern seit Jahren debattiert, welche Daten bei welcher Tumaßgeblich an verlässlichen Erkenntnissen interesmorart zur Qualitätssicherung erfasst werden sollten. siert, um für die Versicherten mehr Transparenz über Neben dem Datenschutz müssten vor allem die Krandie Vorsorge- und Behandlungsmöglichkeiten und kenkassen viel stärker einbezogen werden. „Deren deren Qualität zu schaffen, sagte Möhlmann. vorhandene und automatisch weiter anfallende umein grosses ProjeKt für berlin. Vivantes und die Charifangreiche Daten müssen in die klinischen Krebsregisté arbeiteten bereits im Rahmen eines Projektes an ter integriert werden“, forderte Schlag. einer gemeinsamen Plattform, um auch die Versoreine frage Des Datenschutzes. Die Krankenkassen hätten gungsforschung weiter zu unterstützen und voran einen Riesenschatz an Daten vorliegen, bestätigte zu treiben, berichtete Andrea Grebe, Vorsitzende Rudolf Hauke von der KKH. Er sehe aber einstweilen der Geschäftsführung der Vivantes GmbH in Berlin. Berlin die vorgegebene Frist für die Einrichtung einhalten?“ wollte Moderatorin Lilo Berg vom Gesundheitssenator wissen. „Das wollen und werden wir schaffen“, antwortete Czaja. Klinische Krebsregister erfassten patientenbezogen Daten über den gesamten Krankheitsverlauf. „Sie sind ein wichtiges Mittel in der Tumormedizin zur Prüfung und zur Verbesserung der Versorgung und sollen die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Behandlung verstärken helfen“, sagte der Senator. Sein Haus sei derzeit mit den Berliner Tumorzentren, der Ärztekammer und den Krankenkassen im Gespräch, wie sich das Register auch mit Blick auf die Vorgaben des GKV-Spitzenverbandes gestalten lässt.

„Dies bietet für die Zukunft ein erhebliches Potenzial und Möglichkeiten“, sagte sie. Auch Charité-Chef Einhäupl sähe es gern, wenn Berlin sich Versorgungsforschung groß auf die Fahnen schriebe. „Berlin wäre genau der richtige Ort für ein großes Versorgungsforschungsprojekt“, sagte er. Die Stadt verfüge sowohl über geballte medizinische Expertise, als auch über die erforderlichen sozialwissenschaftlichen Fachleute, etwa im Bereich Public Health. Er appellierte sowohl an die Krankenkassen als auch an den Senat, ein solches Projekt zu unterstützen. „Versorgungsforschung ist nicht machbar mit dem Geld, das uns bisher als Universität für Lehre und Forschung zur Verfügung steht“, sagte Einhäupl. Er wisse von der Bereitschaft der Industrie und einer Stiftung, ein solches Projekt finanziell zu unterstützen. Deren Bedingung sei jedoch die Beteiligung des Landes Berlin. „Ich habe Ihre Botschaft verstanden“, entgegnete Gesundheitssenator Czaja. Psychologische hilfe. Krebspatienten brauchen zumeist auch psychologische Hilfe. In vielen Fällen hilft schon ein kurzes Gespräch mit einem Psychoonkologen, um den Bedarf herauszufinden. Doch gerade eine derartige kurzfristige Beratung gebe es bisher nicht ausreichend, und sie werde auch nicht finanziert, monierte die niedergelassene Krebsmedizinerin Julia Herrenberger. Der Bucher Onkologe Peter Reichardt sieht noch ein weiteres Problem. „Oft gibt es einen Bruch zwischen der in der Klinik begonnenen psychoonkologischen Versorgung und deren ambulanter Fortsetzung“, sagte er. Insgesamt brauche man mehr Psychoonkologen in Berlin, konstatierten die Experten. Peter Schlag von der Berliner Krebsgesellschaft befürchtet jedoch, dass der notwendige Ausbau in diesem Bereich finanziell nicht zu schultern ist. Psychologischer Beratungsbedarf besteht auch für Angehörige von Krebskranken. Er möchte stattdessen vorhandene Berliner Strukturen aufrüsten: die Beratungsstellen der Bezirksämter. „Das Personal in diesen Beratungsstellen sollte nicht abgebaut werden, sondern weiterqualifiziert in Richtung Psychoonkolo-

gie“, schlug er vor. Die Berliner Krebsgesellschaft arbeitet derzeit an einem Konzept und sei bereit, sich an den Kosten für diese Weiterbildungen zu beteiligen.

rund fünf Jahren – aufgrund der Expertise dort eingegangen sind“, sagte Busch. Damals seien die Bedingungen in Berlin noch nicht so gut gewesen. Berlin entwickle sich nun aber deutlich nach vorne. Er äußerte sich Die KommuniKation verbessern. Von einem interessanten zuversichtlich, künftig auch mit Berliner Institutionen Projekt zur Verbesserung der Kommunikation mit Pati- mehr Allianzen einzugehen. „Am meisten würde ich mir enten berichtete Vivantes-Chefin Andrea Grebe. In den eine erfolgreiche Zusammenarbeit in der ganz frühen Vivantes-Kliniken werden Ärzte, Pfleger und Kranken- klinischen Entwicklung wünschen, also bei den Phase-Ischwestern zu Sprachmentoren ausgebildet. Sie sollen Studien“, sagte Busch. Bayer habe aber auch jetzt schon auf eine angemessene Sprache im Umgang mit den Kooperationspartner in der Hauptstadt. „In den verganPatienten achten und ihre Kollegen für das Problem genen fünf Jahren haben wir Berliner Institutionen, darsensibilisieren. „Sätze wie ,Ich mach Sie jetzt mal fertig‘ unter auch die Charité, bei knapp 20 klinischen Studien oder ,Da schlägt ein Patient auf‘, gehören auf die Ta- involviert. Gemeinsam mit unseren weltweiten Partnern buliste“, sagte Andrea Grebe. haben wir es geschafft, in den Auch das Wort „Patientengut“, letzten Jahren drei Substanzen das in der Gesundheitsbranzur Behandlung von Krebs auf Weltweit sind 800 che so häufig gebraucht wird, den Markt zu bringen“, bemüsse auf den Prüfstand. richtete der Pharma-Manager. neue Substanzen zur Auch Charité-Chef Einhäupl Behandlung von Krebs in starK in Der Krebsforschung. äußerte sich zuversichtlich, Berlin ist ein wichtiger Standdass Berlin künftig eine bedeuder Entwicklung ort für die Krebsforschung. tendere Rolle in der klinischen Wie Andreas Busch, Leiter der Entwicklung spielen wird, und Global Drug Discovery bei zwar mit dem Berliner Institut Bayer Healthcare, berichtete, hat seine Firma die glo- für Gesundheitsforschung (BIG), auch Berlin Institute of bale Krebsforschung seit 2011 in Berlin konzentriert Health genannt, das derzeit vom Max-Delbrück-Centund investiert jährlich 400 bis 500 Millionen Euro in die rum und der Charité aufgebaut wird. Einhäupl: „Wenn Krebsforschung, das meiste davon in der Hauptstadt. Er das BIG erst eingerichtet ist, dann werden wir ohne kündigte entscheidende Fortschritte in den kommen- weiteres mit großen internationalen Einrichtungen, die den fünf bis sechs Jahren an. Busch: „Laut einer McKin- heute von der Industrie angefragt werden, mithalten.“ sey-Studie sind weltweit 800 neue Substanzen für die Krebsbehandlung in der Entwicklung. Ich gehe davon neue meDizintechniK. Von teils hinderlichen Bedingunaus, dass viele davon auch eine deutliche Verbesserung gen bei der Zusammenarbeit von Industrie und Unifür Krebspatienten bringen werden.“ Seine Kooperati- versitäten berichtete Wolfgang Bayer, der bei Siemens onspartner für die klinische Entwicklung neuer Wirkstof- Deutschland den Healthcare Sector in Erlangen leitet. „Es fe suche sich Bayer Healthcare weltweit. Intensive Ko- wird immer schwieriger, zusammen mit den Universitäoperationen gebe es zum Beispiel mit dem Deutschen ten ergebnisoffene Forschung zu betreiben“, sagte er. Krebsforschungszentrum in Heidelberg und mit dem Mit einer Uni einen Forschungsvertrag abzuschließen, Broad Institute in Boston, USA. „Das sind größere Allian- ziehe sich nicht selten zwei bis drei Jahre hin. „Allein für zen, die wir in bestimmten Forschungsgebieten – mit einen Rahmenvertrag“, ergänzte der Siemens-Manager. dem Deutschen Krebsforschungszentrum bereits vor Positiv äußerte er sich jedoch über gemeinsame Projek-

te von Siemens Healthcare mit Berliner Einrichtungen, etwa mit dem Experimental and Clinical Research Center des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin und der Charité. „Dort laufen seit Jahren erfolgreiche Forschungsprojekte an dem von uns entwickelten 7-Tesla-Ganzkörper-Magnetresonanztomographen“, berichtete Bayer. Das 35 Tonnen schwere und rund sieben Millionen Euro teure Gerät liefert Bilder aus dem Körperinnern mit extrem hoher Auflösung und dient der Krebsforschung sowie der Herz-Kreislauf- und Hirnforschung. Als wichtiges Zukunftsthema nannte er Companion Diagnostics. Hierbei handelt es sich um Tests, die diagnostizieren, ob ein bestimmtes Medikament bei dem jeweiligen Patienten wahrscheinlich wirksam sein wird oder nicht. „In diesem Bereich würden wir gerne intensiver forschen und auch mit Berliner Einrichtungen kooperieren“, sagte Bayer. „Diese Konzentration von Patienten im ambulanten und stationären Bereich findet sich nirgendwo sonst in Deutschland.“

die Statistik an: Neuerkrankungen im Jahr

96 30

Berlin hat

Krankenhäuser –

davon nehmen Krebsbehandlungen vor

Anne Brüning

i RUNDER TISCH GESUNDHEIT: KREBS Auf Initiative des Berliner Verlags trafen sich führende medizinische Experten aus der Region, um in großer Runde über die Situation der Krebsmedizin und mögliche Verbesserungen zu diskutieren. Das in der Gesundheitsbranche neuartige Forum sollte zu neuen Ideen anregen und neue Netzwerke entstehen lassen. Die Veranstaltung selbst war nicht öffentlich, ihre Ergebnisse aber werden für die Leser der Berliner Zeitung an dieser Stelle dokumentiert.

38.000 42.000

In Berlin leben etwa

Frauen, Männer und die in den vergangenen zehn Jahren die Diagnose Krebs erhielten

In der Altersgruppe der über 70-Jährigen haben

zehn Prozent

der Männer in Berlin und sieben Prozent der Frauen eine Krebsdiagnose

„Deutschland hat die meisten medizinischen Daten, aber wir dürfen sie aus rechtlichen und Datenschutzgründen nicht nutzen.“

„Moderne Arzneien machen viele Krebsarten, bei denen es früher schlecht aussah, langfristig kontrollierbar.“

„Wir haben zunehmend Schwierigkeiten, freie Stellen adäquat zu besetzen.“

SUSANNE HERTZER, LEITERIN DER LANDESVERTRETUNG DER TECHNIKER KRANKENKASSE (TK) BERLIN UND BRANDENBURG

JULIA HERRENBERGER, NIEDERGELASSENE FACHÄRZTIN FÜR INNERE MEDIZIN, HÄMATOLOGIE UND ONKOLOGIE SOWIE PALLIATIVMEDIZIN, BERLIN

PETER REICHARDT, CHEFARZT DER HELIOS-KLINIK FÜR INTERDISZIPLINÄRE ONKOLOGIE IN BERLIN-BUCH

„In die Versorgung muss stärker die soziale und psychische Belastung der Krebskranken und ihrer Angehörigen einbezogen werden.“

„Es wird immer schwieriger, zusammen mit den Universitäten ergebnisoffene Forschung zu betreiben.“

„Die Krankenkassen verfügen über einen riesigen Datenschatz.“

„Der zügige Auf- und Ausbau eines zentralen, klinischen Krebsregisters ist ein wichtiger Baustein für die Krebsversorgung.“

PETER SCHLAG, VORSITZENDER DER BERLINER KREBSGESELLSCHAFT

WOLFGANG BAYER, LEITER DES HEALTHCARE SECTOR BEI SIEMENS DEUTSCHLAND

RUDOLF HAUKE, VORSTAND DER KAUFMÄNNISCHEN KRANKENKASSE HANNOVER (KKH)

HARALD MÖHLMANN, GESCHÄFTSFÜHRER VERSORGUNGSMANAGEMENT BEI DER AOK NORDOST, BERLIN/POTSDAM

Im Jahr 2011 starben in Berlin

8.771

Menschen an einer Krebserkrankung


Gesundheit Spezial Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 25. November 2013

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BRUSTKREBS

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Verbreitung Brustkrebs ist für ein Viertel aller neuen Krebsfälle bei Frauen verantwortlich – mehr als 74.000 im Jahr. Ein Prozent aller Erkrankten sind Männer. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 65 Jahren, Brustkrebs kann jedoch selbst sehr junge Frauen betreffen. Fünf Jahre nach Diagnose sind noch 87 Prozent der Betroffenen am Leben.

Caren Groneberg, 65 Jahre

Diagnostik Standard ist die Mammografie, die Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust. Gegebenenfalls liefern Ultraschall und Magnetresonanztomografien ergänzende Informationen. Letzte Sicherheit bringt jedoch nur eine Biopsie, also die Entnahme kleiner Gewebeproben, und deren Untersuchung.

BILDER: PONZIAK I THINKSTOCK.DE

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Das Urteil zum Leben Caren Groneberg hatte Brustkrebs – Fünf Jahre nach der Operation setzte sie alle Medikamente ab und fühlt sich gut – Erfahrung der eigenen Sterblichkeit als Antrieb

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Therapie Meist ist heute eine brusterhaltende Operation möglich. Große Tumoren werden oft durch Chemotherapie verkleinert. Muss die Brust amputiert werden, können Patientinnen später unter verschiedenen Verfahren der Brustrekonstruktion wählen.

Vorbeugung und Früherkennung Es gibt kein eindeutiges Risikoprofil. Hormone, Lebensstil und Gene spielen eine Rolle. Gewicht und Hormongaben in den Wechseljahren, „Pille“, Zahl der Geburten und Stillzeit beeinflussen das Risiko. Frauen ab 30 haben Anspruch auf eine jährliche Tastuntersuchung beim Frauenarzt, ab 50 auf eine Mammografie alle zwei Jahre. Wichtig ist die regelmäßige Selbstkontrolle.

ass ich so auf die Diagnose reagieren würde, hätte ich nicht gedacht. „Sie haben Brustkrebs“, hatte der Radiologe eben noch gesagt. Er galt als bester Diagnostiker Berlins, und ich vertraute ihm. Völlig benommen verließ ich das Krankenhaus, ging in die nächste Kneipe und trank erst einmal einen Schnaps. Dann fuhr ich nach Hause, erzählte es meinem Mann und trank noch einen Schnaps. Es war eine absolute Ausnahmesituation. Ich habe die Diagnose als Todesurteil verstanden. Meine Großmutter väterlicherseits war an Brustkrebs gestorben. Und erst wenige Monate zuvor hatte ich meine Freundin verloren. Ihr waren nach der Diagnose fünf Jahre geblieben. Zahlen, die hoffnung geben. Das alles ist jetzt zwölf Jahre her. Zwölf Jahre! Und ich fühle mich gut! Wenn ich das Frauen erzähle, die neu in unsere Selbsthilfegruppe kommen, spüre ich, dass diese Zahl ihnen Hoffnung gibt. Unsere Gruppenleiterin bekam ihre Diagnose vor 18 Jahren, und auch sie fühlt sich wohl. Die Krankheit hat vieles in unserem Leben verändert. Aber ich verstehe sie nicht mehr als Todesurteil, sondern als Urteil zum Leben. Es hat eine Weile gedauert, bis ich das wirklich begriffen hatte. dem gefühl gefolgt. Rückblickend kann ich über die Weisheit meines Körpers nur staunen. Bevor ich die Diagnose bekam, hatte ich mich monatelang schlecht gefühlt. Eine Rundum-Untersuchung brachte kein klares Ergebnis. Und so bin ich meinem Gefühl gefolgt und ging zu dem Radiologen, der den Brustkrebs erkannte. Der Krebs hatte sich also schon im Gehirn angemeldet, er war die Ursache für mein Unwohlsein, ich hatte ihn nur noch nicht bewusst wahrgenommen. brusterhaltende operation. Es war ein durchschnittlich großer Tumor, zwei Zentimeter im Durchmesser, und langsam wachsend. Auf Empfehlung meines Stiefsohns, er ist Chirurg, ließ ich mich in der Charité brust-erhaltend operieren – mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden.

Bester Termin

für eine Tast-Untersuchung sind die Tage nach der Regel- oder Abbruchblutung

Nach dem Eingriff habe ich die übliche Strahlentherapie gemacht und anschließend eine Hormontherapie. Tamoxifen war das erste Mittel, aber davon bekam ich Gelenkschmerzen. Das Medikament Arimidex vertrug ich besser. Nach fünf Jahren habe ich alle Präparate abgesetzt, ich wollte einfach nicht mehr, und seither fühle ich mich besser.

Mit der Vergangenheit habe ich mich ausgesöhnt. Inzwischen hadere ich nicht mehr mit der familiären Veranlagung zu Brustkrebs oder mit meiner Frauenärztin, die mir vor vielen Jahren Hormone gegen Wechseljahrbeschwerden gab. Inzwischen weiß man, dass die Mittel Brustkrebs fördern können, aber damals war das nicht so klar.

für andere engagiert. Was mir sehr, sehr gut getan hat, war die Anschlussheilbehandlung gleich nach der Ersttherapie. Ich war in Kassel-Wilhelmshöhe, es war ein Documenta-Sommer. Wir gingen viel spazieren, haben zusammen gesungen und uns Kunst angeschaut. Mit der Arbeit habe

die „tumoristen“. Richtig begeistert bin ich von der Amateurschauspielgruppe „Die Tumoristen“. Seit drei Jahren gehöre ich dazu. Wir hatten alle Krebs und machen jetzt zusammen Improvisationstheater. Meistens im Theater Bühnenrausch in Prenzlauer Berg, aber auch auf Kongressen und Veranstaltungen. Dort spielen wir dann spontan die Geschichten nach, die uns das Publikum erzählt. Das verlangt viel Gespür für den Kern einer Erzählung und einen so guten Spielleiter wie Professor Wolfgang Wendlandt. Unser Spiel setzt Emotionen frei, beim Publikum und bei uns Schauspielerinnen und Schauspielern, es ist eine sehr intensive Form der Kommunikation. Eingeladen sind nicht nur Krebsbetroffene, alle Interessierten sind willkommen.

Der Krebs hatte sich schon Monate vor der Diagnose im Gehirn angemeldet ich wenig später wieder angefangen. Ich bin Lehrerin für Biologie und Mathematik, war aber schon vor meiner Erkrankung in der Gesamtfrauenvertretung der Senatsverwaltung für Bildung für Lehrkräfte und Erzieherinnen an allgemeinbildenden Schulen tätig. Gesundheit war dort immer schon ein Thema, aber nur mit Blick auf die Schülerinnen und Schüler. Um das Wohlergehen der Pädagoginnen und Pädagogen hatte sich niemand so richtig gekümmert. Nach meiner eigenen Krankheitserfahrung wollte ich das ändern, und bis zu meiner Pensionierung vor vier Monaten habe ich auch einiges erreicht. leben im JetZt. Angst vor der Zukunft habe ich nicht. Die Krankheit hat mir gezeigt, dass ich sterblich bin. Das ist ein ganz tiefes Gefühl. Ich schiebe keine Freuden mehr auf und überfordere mich nicht mehr. Sport treiben, gesund essen – das mache ich alles, aber ich erlaube mir auch mal etwas Süßes und einen faulen Tag.

zwei Jahre

Alle werden Frauen zwischen 50 und 69 zur Mammografie eingeladen

offenheit gewünscht. Was das Leben von Krebsbetroffenen verbessern könnte? Da hätte ich eine Menge Ideen. An erster Stelle steht für mich: Die Ärzte sollten mit ihren Patientinnen und Patienten endlich auf Augenhöhe kommunizieren. Noch haben viele von ihnen das Gefühl, wie Doofe behandelt zu werden. Außerdem haben alle Krebsbetroffenen das Recht auf eine Zweitmeinung – es ist kein Zeichen des Misstrauens, wenn sie das fordern. Viele Frauen wünschen sich auch, dass sie mit ihrem Arzt offen über Komplementärmedizin sprechen können, sie wollen sich damit nicht länger verstecken. Dann hätte ich noch eine Bitte an die lieben Mitmenschen: Brecht den Kontakt nicht ab, wenn Ihr von der Krebserkrankung eines Verwandten oder Bekannten hört. Gerade jetzt ist Eure Zuwendung wichtig. Geht vorbei, ruft an und sagt einfach: Wie kann ich Dir helfen? Aufgezeichnet von Lilo Berg

Umfangreicher ist das Vorsorge-Programm für Frauen mit erblicher Vorbelastung

13-10-25 An


Gesundheit

7 FRAGEN AN Prof. Dr. Maike de Wit, Chefärztin des Onkologischen Zentrums am Vivantes Klinikum Neukölln

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Was ist ein Onkologisches Zentrum? PROF. DE WIT: Onkologische Zentren sind Kompetenzzentren. Sie gewährleisten eine hochwertige und umfassende medizinische Versorgung des Patienten, die ganzheitlich multidisziplinär und integrativ alle Aspekte einer Krebserkrankung in allen Stadien behandeln kann. Dabei wird der Krebs immer als eine Erkrankung von Körper und Seele verstanden, eine chronische Systemerkrankung, die einer umfassenden kontinuierlichen Betreuung bedarf. Es gibt für Onkologische Zentren auch Zertifizierungen durch die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie oder durch die Deutsche Krebsgesellschaft.

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PROF. DE WIT: Zunächst wird die Diagnose gesichert und die Ausdehnung des Tumorleidens bestimmt. Bereits während dieser Phase wird der Patient auf der interdisziplinären Tumorkonferenz, an der die oben genannten Disziplinen teilnehmen, besprochen. Diese Konferenzen sorgen durch die Beteiligung vieler unterschiedlicher Fachkompetenzen dafür, dass alle Aspekte einer Erkrankung mit bedacht werden und bereits die optimale Diagnostik sowie die bestmögliche Therapieplanung erfolgt. Die Orientierung besteht in den Leitlinien, aber viele Patienten haben durch verschiedene Begleiterkrankungen oder ihre besonderen Umstände zusätzliche Aspekte, die berücksichtigt werden.

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Welche Fachrichtungen sind vertreten? PROF. DE WIT: Die Zahl der Fachrichtungen hängt von der Größe eines Onkologischen Zentrums ab. Dabei gehören immer die Querschnittsfächer Pathologie, Chirurgische Onkologie, Strahlentherapie, Hämatologie und Onkologie, Radiologie und Psychoonkologie sowie ein Sozialdienst dazu. In größeren Onkologischen Zentren, wie bei Vivantes mit den Onkologischen Zentren Süd (Neukölln), Mitte (Urban und Friedrichshain) und Nord (Spandau und Humboldtkrankenhaus) sind viele weitere Fachrichtungen vertreten. Dazu gehören bei uns Neurochirurgie, Hals-NasenOhren-Klinik, Thoraxchirurgie, Visceralchirurgie, Gastroenterologie, Gynäkologie, Urologie sowie Palliativmediziner.

Ein neuer Patient kommt – wie wird vorgegangen?

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PROF. DE WIT: Dies beinhaltet die Zusammenarbeit zwischen ambulanter und stationärer Versorgung und bedeutet, dass der Patient zeitweilig so krank ist, dass er im Krankenhaus behandelt werden muss, zu anderen Zeiten Therapie und Kontrollen ambulant durchgeführt werden können. Gute intersektorale Zusammenarbeitet beinhaltet einen intensiven Austausch zwischen ambulant und stationär tätigem Team. Dieses ist am besten gewährleistet, wenn die behandelnden Ärzte Teil eines Onkologischen Zentrums sind und z. B. gemeinsam an den Tumorkonferenzen teilnehmen. Für uns z. B. gilt dies für die Versorgung im Medizinischen Versorgungszentrum am Krankenhaus oder in Kooperation mit niedergelassenen onkologischen Praxen. Im Sinne der Patienten ist ein intensiver und regelmäßiger Kontakt wünschenswert. Dies ist für Vivantes ein wesentliches Versorgungsziel.

Welche Vorteile bietet das? PROF. DE WIT: Der Vorteil dieses Vorgehens besteht darin, daß jede Fachdisziplinen ihr Wissen einbringt und alle Therapiemöglichkeiten bedacht werden. Es kann einem Patienten nicht passieren, dass er – nur weil er zuerst in einer bestimmten Abteilung untersucht wurde – lediglich diese Therapie als Angebot bekommt und keinerlei Wahlmöglichkeiten erhält. Ist ein Trend hin zu solcher interdisziplinärer Behandlung erkennbar? PROF. DE WIT: Es ist allgemein anerkannt, dass eine solche interdisziplinäre Behandlung die Therapie verbessert, den Patienten die optimalen Möglichkeiten für ein qualitativ gutes Leben von möglichst langer Dauer bietet und darum überlegen ist. Daher wird eine solche interdisziplinäre Behandlung auch zunehmend in Leitlinien empfohlen.

Was bedeutet „intersektoral“?

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Was brauchen Patienten überdies? PROF. DE WIT: Im Sinne der Patienten werden in allen Onkologischen Zentren bei Vivantes mit Beginn der Behandlung Psychoonkologen und der Sozialdienst in die Betreuung eingebunden. Zum Beispiel wird in der Onkologie im Vivantes Klinikum Neukölln für jeden Patienten, der sich ambulant oder stationär vorstellt, ein „psychoonkologisches Screening“ durchgeführt, so dass wir am Ende einschätzen können, ob wir dem Patienten eine direkte psychoonkologische Betreuung empfehlen, oder ob er Unterstützung durch den Sozialdienst für die häusliche Versorgung benötigt oder weitere Probleme bestehen.

Zur Person: Prof. Dr. Maike de Wi t ist Fachärztin für Innere Me dizin mit Schwerpunkt Hämatol ogie und internistische Onkolog ie. Weitere Fachgebiete sind Palliativmedizin, Psychothera pie und Bluttransfusionswese n. Das Onkologische Zentr um des Vivantes Klinikums Neukölln, dessen Chefärztin sie ist, ist zertifiziert von der Deuts chen Gesellschaft für Hämatol ogie und Onkologie e.V. Es bie tet Diagnostik und Behandlun g für alle Arten von Blut- und Tumorerkrankungen, steuert die interdisziplinäre Tumorkoopera tion und bietet psychosoziale Be treuung.

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Gemeinsam stark sein gegen Krebs Wir begleiten Patienten und ihre Angehörigen von Anfang an – auch außerhalb der Klinikräume, interaktiv und multimedial. Unsere neue Online-Themenwelt bietet umfassende Informationen über Krebserkrankungen, Therapiemöglichkeiten und die Behandlungskompetenz bei Vivantes. Bitte informieren Sie sich unter www.vivantes.de/krebserkrankungen Ihre or-Lotse

m Vivantes Tu Prof. Dr. Maike de Wit Vorsitzende Vivantes Tumorzentrum

Dr. Kristina Zappel Leiterin der Geschäftsstelle Vivantes Tumorzentrum

chaler Anspre tr n e z t is e kung, s Tumor-Lots Krebserkran r e in Der Vivante e it m n Mensche partner für rzte. en, die rigen und Ä ö h e g n A en Spezialist g re ti h ih c ri ie d ins ln Ihnen lichen Term n ö rs e p s Wir vermitte e ein und reinbarung ch beraten is in iz d Sie nach Ve e m ll , individue chen. untersuchen osen ausspre n g ro P ie w behandeln so Kontaktieren Sie uns, wir beraten Sie gerne: Tel. 030 130 23 2272 Montag – Freitag 10.00 – 13.00 Uhr tumor-lotse@vivantes.de

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Der Tumor-Lotse ist ein kostenloser Service des Vivantes Tumorzentrum.

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Gesundheit

Spezial

Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 25. November 2013

Schutzengel für Kranke Rainer Göbel hat Leukämie – In Absprache mit seinen Ärzten verzichtet er seit einiger Zeit auf Medikamente – Er wünscht sich mehr Unterstützung für Betroffene und Angehörige

LEUKÄMIE

I

ch habe Leukämie, und eigentlich sollte ich täglich ein Medikament einnehmen, um die Krankheit in Schach zu halten. Im März 2010 habe ich es nach Rücksprache mit meinen Ärzten abgesetzt. Es ist ein Selbstversuch, dessen Risiko ich bewusst übernehme. Alle drei Monate lasse ich mich untersuchen, und bisher ruht der Krebs. Es geht mir gut, trotz gelegentlicher Gleichgewichtsstörungen, der Müdigkeit und dem Händezittern. Aber ich lebe. Ich sehe meine Kinder aufwachsen, ich kann arbeiten und anderen helfen – das ist für mich das Wichtigste. ins tHeMa einGearbeitet. Dass es so kommen würde, hätte ich am Anfang nicht zu hoffen gewagt. Ich war erst 33 Jahre alt, als die Krankheit bei mir entdeckt wurde. Der dritte Sohn war gerade zur Welt gekommen, meine EDV-Firma forderte vollen Einsatz. Zum ersten Mal war ich zum Blutspenden gegangen. Dabei wurde ein zu niedriger Gehalt an rotem Blutfarbstoff festgestellt. Am nächsten Morgen ließ ich bei meiner Hausärztin ein großes Blutbild machen und schon am Abend teilte sie mir mit: Es gebe einen Verdacht auf Leukämie, ich solle gleich meine Sachen packen und in die Notaufnahme des Virchow-Klinikums der Charité fahren. Wie sich herausstellte, hatte ich eine Chronische Myeloische Leukämie, kurz CML. Zum Glück war es keine akute Form der Leukämie, die viel heftiger verläuft und der die Medizin weniger entgegenzusetzen hat. Mir empfahlen die Ärzte eine ambulante Chemo-

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Diagnostik

Verbreitung Akute Leukämien (Blutkrebs) können in jedem Alter auftreten. Chronische Leukämien kommen vor allem bei Erwachsenen vor und verlaufen eher schleichend. Rund 11.500 Menschen erkranken jährlich, fünf Prozent sind Kinder, hier meist die akute Form. Die FünfJahres-Überlebensrate liegt bei rund 50 Prozent.

Erster Schritt ist die Blutuntersuchung. Genaueres liefert eine Probe aus dem Knochenmark des Beckenknochens. Sodann stellt der Arzt fest, wie weit sich die Leukämiezellen schon im Körper ausgebreitet haben und ob weitere Körperteile betroffen sind – Gehirn, Rückenmark, innere Organe oder Knochen.

Rainer Göbel, 46 Jahre

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Schmerzfreie Hautkrebsfrüherkennung

Der Sonnen-Krebs

„Dermatologie am Regierungsviertel" ist erstes Zentrum für mikroskopische Laserdiagnostik in Berlin

Vorsorge gegen Hautkrebs wäre so einfach – Dennoch riskieren viele Menschen durch Bräunen und ungeschützte Outdoor-Aktivitäten eine Erkrankung

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Dr. med. Martina Ulrich, ärzteutschlandweit hält der liche Leiterin der „DermatoTrend zur Zunahme von logie am Regierungsviertel Hautkrebserkrankungen unin Berlin Mitte. Ein weiterer verändert an. Auffällig ist daVorteil ist, dass bei, dass auch vergleichsweise die Patienten die Lasermikroskopie junge Patienten Diagnose sofort bereits Hauterhalten und die kann klassische krebs entwickeln Therapie ohne Biopsie ersetzen können. Da die weitere Zeitvermeisten Hautzögerung betumoren, rechtzeitig erkannt, ginnen kann, so die an der sicher und unproblematisch Charité und der Harvard Unizu behandeln sind, wird eine versität ausgebildete Hautregelmäßige Hautkrebsvorfachärztin. sorge empfohlen. In Berlin bietet nun die „Dermatologie am Regierungsviertel als erste Hautarztpraxis die neuartige digitale Laserdiagnostik an, mit deren Hilfe ein schmerz- und narbenfreier Blick in die Haut möglich ist. Mittels eines Laserstrahles lassen sich so Hautkrebs und andere Hautveränderungen in mikroskopisch präziser Auflösung darstellen.

In vielen Fällen kann diese in den USA entwickelte Technologie sogar die klassische Biopsie ersetzen, berichtet

therapie, di eine lebens Damals wu Proteine, di Nebenwirk anfällig für I schwerden on, unter de wie vor me dem Interfe ren. Ich hab lese natürli en über die sie erschien interessant das Interfer hat, und u von Glivec 60 Prozent fall, bei 40 P Daraufhin h entschlosse noch keine ich gern da mehrere U der Charité Wie der ve den Expert lautet eine ge Arzneim erwischt, di

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T

umore der Haut gehören mittlerweile zu den häufigsten Krebserkrankungen. Jährlich erkranken etwa 234.000 Menschen in Deutschland neu an Hautkrebs, 3.000 sterben daran. Als Hauptursache gilt das UV-Licht der Sonne. Dadurch wird die DNS (Erbgut des Menschen) geschädigt, die Hautzellen fangen an zu wuchern. Erbanlagen und Hautbeschaffenheit spielen ebenfalls eine Rolle für das individuelle Risiko. Reisen zu sonnigen Urlaubszielen, Aktivitäten unter der Sonne und Solarien-Besuche erhöhen das Erkrankungsrisiko deutlich. Professor Dr. Eckhard Breitbart findet deutliche

Worte für Sonnenanbeter und Bräunungskult: „Die Betroffenen gefährden durch ihr krankhaft übertriebenes Streben nach Hautbräune massiv ihre Gesundheit. Ihr Melanomrisiko ist extrem erhöht“. Prof. Breitbart ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP) und Mitglied im Fachausschuss KrebsFrüherkennung der Deutschen Krebshilfe. Hell oder scHwarz. Bei Hautkrebs wird zwischen hellem und schwarzen Hautkrebs unterschieden. Zum hellen Hautkrebs, der als weniger aggressiv und gut heilbar gilt, gehören das

Basalzell-Karzinom (Basaliom) mit 36.000 Neuerkrankungen und das Stachelzell-Karzinom (Spinaliom) mit 69.000 neuen Fällen im Jahr. Das Basaliom zeigt sich anfangs als Hautunebenheit, die hell und glänzend ist. Beim Spinaliom ist eine raue, warzenähnliche Oberfläche charakteristisch, die schuppen kann. Während das Basaliom keine gefährlichen Metastasen bildet, können beim Spinaliom Tochtergeschwülste auftreten. Diese Tochtergeschwülste siedeln sich meist in unmittelbarer Nähe des Spinalioms Bildgeb an. Der schwarze Hautkrebs (Melanom), von die Dar dem jährlich etwa 28.000 Bundesbürger betroffen sind, entsteht, wenn die Pigmentzellen der rofes Haut entarten. Er gilt als bösartigster Hautkrebs, klearm weil er schnell Metastasen bildet. Dadurch kann Gusta sich der Krebs in andere Körperregionen ausweiten. Das verschlechtert die Heilungschan- „Arbeitsge cen. Der schwarze Hautkrebs macht drei bis vier logie“ der Prozent aller Neuerkrankungen an bösartigen die moder Tumoren aus. MeHr als rö Gute HeilunGscHancen. So tückisch auch Haut- und die m krebs ist, weil er sich durch keinerlei Beschwer- dem Arzt, den bemerkbar macht, so gut heilbar ist er auch, aufzuschne wenn er rechtzeitig entdeckt wurde. Dr. Nadine Verdacht a El-Haj vom Hautkrebszentrum Dessau-Anhalt: det. Mit de „Wird ein Hauttumor rechtzeitig erkannt, ist in Körper Sch 90 Prozent der Fälle eine Heilung möglich. Des- mittel erl halb ist es sehr wichtig, von den Vorsorgeunter- beziehung suchungen Gebrauch zu machen und bei ver- genauer zu dächtigen Veränderungen der Haut so schnell diese Tech wie möglich einen Hautarzt aufzusuchen.“ niert, etwa Tumore werden in der Regel operativ entfernt. graphie (P Bei der bösartigen Form, dem schwarzen Haut- CT-Geräte krebs, können ergänzend Chemotherapie oder Operation Ute Frangenberg arbeitet o Bestrahlung nötig sein.

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freisetzen können. Zum Glück hatte ich immer Ärzte, mit denen ich ausgiebig über meine Therapie und neue Behandlungsoptionen diskutieren konnte. Das sehe ich als großes Privileg an. So konnte ich die Vor- und Nachteile jedes Therapieschritts bewusst abwägen. Das war auch so, als ich 2011

Zur Führung eines Unternehmens reichte die Kraft nicht mehr auf die halbjährlichen Knochenmarkpunktionen verzichtete. Dabei wird Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen, um den Krankheitsstatus zu überprüfen – eine schmerzhafte und bei mir offenbar entbehrliche Prozedur. KritiK an KliniKen. Meine Firma musste ich wegen der Krankheit aufgeben. Für das anstrengende Leben eines selbstständigen Unternehmers reicht die Kraft nicht mehr. Heute koordiniere ich verschiedene Berliner und Brandenburger Krebs-Selbsthilfegruppen. Zusätzlich bin ich ehrenamtlich im Vorstand der Deutschen Leukämie- & LymphomHilfe tätig. Da kann ich meinen wissenschaftlichen Sachverstand einbringen. Verbessern ließe sich

Therapie

WISSENSWERTES

so vieles! Das fängt schon bei der Diagnose an. Wie gut wäre es, wenn dann ein kompetenter, freundlicher Mensch den Betroffenen an die Hand nimmt und mit ihm die Therapiemöglichkeiten durchgeht. In den meisten Fällen muss nicht sofort operiert werden, man könnte sich also Zeit für die Beratung lassen. Mehr Orientierung wünschen sich viele Krebspatienten auch nach der stationären Therapie: Bei welchem niedergelassenen Arzt sind sie gut aufgehoben? Wann ist es Zeit, eine Klinikambulanz aufzusuchen? Eine solche Schutzengel-Rolle könnten eigens eingestellte und geschulte Fachkräfte aus dem Pflegebereich übernehmen. Problematisch ist das Verhalten mancher Krankenhäuser im Umland von Berlin. Immer wieder kommt es vor, dass sie Patienten mit seltenen oder besonders schweren Erkrankungen bei sich behalten, obwohl sie in Spezialkliniken gehören. Um die eigenen Einnahmen zu sichern, setzen sie die Gesundheit von Anvertrauten aufs Spiel. Hier müssten die Kassen eine Lösung finden. Sinnvoll wäre auch die Einrichtung einer psycho-onkologischen Krisenintervention, an die Patienten sich telefonisch rund um die Uhr mit ihren Sorgen wenden könnten. Und oft hören wir von Angehörigen, die mit der häuslichen Pflege ihrer Krebspatienten überlastet sind: Hier wünsche ich mir von den Krankenkassen eine mobile Kurzzeitpflege, die tagsüber mal nach dem Rechten schaut, wenn der Angehörige im Büro ist.

Zirkulierende Tumorzellen Wichtiges Kriterium für die Prognose von Krebspatienten ist die Frage, ob sich bereits Metastasen gebildet haben. Zirkulierende Tumorzellen (CTCs) sind einzelne Krebszellen, die im Blutkreislauf nachweisbar sind. Klinische Studien unterstützen die These, dass diese vom Primärtumor abgelösten Zellen über den Blutkreislauf in verschiedene Bereiche des Körpers gelangen. Als aggressive Zellen des ursprünglichen Tumorgewebes besitzen sie das Potenzial, sich zu Metastasen zu entwickeln. Sie sind für die Prognose eines Patienten, in der Beobachtung des Krankheitsverlaufes sowie in der Beurteilung des Therapieverlaufs von Bedeutung. Auch können molekulare Veränderungen des Primärtumors an diesen Zellen festgestellt werden. Durch eine Charakterisierung der CTCs ist der Arzt in der Lage, die Therapie anzupassen und die optimale Behandlung zu wählen.

Sicherer Nachweis

Aufgezeichnet von Lilo Berg

Vorbeugung und Früherkennung

Bisher wurde versucht, die CTCs in entnommenem Blut nachzuweisen, was aufgrund des geringen Volumens und deren Seltenheit schwierig ist. Neue Möglichkeiten bietet der „CellCollector“ der Brandenburger Firma Gilupi: Hier wird ein dünner Draht in die Armvene des Patienten eingeführt und für 30 Minuten dort belassen. Aus dem vorbeiströmenden Blut „fischt“ die zwei Zentimeter lange spezialbeschichtete Spitze genau die fraglichen Zellen – die CTCs – für eine Auswertung im Labor heraus. Da das Instrument mit einem Großteil des Blutvolumens in Kontakt kommt, gelingt das „Einfangen“ von CTCs auch dann, wenn sie nur in geringer Menge im Blut konzentriert sind, etwa in einem sehr frühen Stadium der Krebserkrankung. (fwo)

BILDER: THINKSTOCK.DE I PONZIAK

Akute Formen, die zu schweren Symptomen führen, werden mit Chemotherapie behandelt, chronische auch mit zielgerichteten Medikamenten. Bei hohem Rückfallrisiko ist eine Stammzelltransplantation denkbar. Kinder werden anders behandelt als Erwachsene.

Es gibt kaum beeinflussbare Risikofaktoren. Einen, wenn auch wenig ausgeprägten Zusammenhang gibt es mit Radioaktivität, chemischen Substanzen, darunter auch Krebsmedikamenten, sowie genetischen Veränderungen wie Down-Syndrom. Die Symptome sind unspezifisch: Abgeschlagenheit und allgemeines Unwohlsein. BILD: GILUPI

men würde, gewagt. Ich bei mir entde zur Welt vollen Einpenden geehalt an roen Morgen ßes Blutbild mir mit: Es solle gleich taufnahme en. Wie sich Myeloische keine akute erläuft und setzen hat. te Chemo-

therapie, die ich auch gemacht habe, und danach eine lebenslange Behandlung mit Medikamenten. Damals wurde noch Interferon gegeben. Das sind Proteine, die gegen Krebs wirken, aber eine Menge Nebenwirkungen haben können. Ich wurde sehr anfällig für Infekte und hatte oft grippeähnliche Beschwerden. Damals begann auch meine Depression, unter der ich heute noch leide, und die ich nach wie vor medikamentös behandle. Auf die Idee, mit dem Interferon aufzuhören, kam ich vor vier Jahren. Ich habe Chemie und Pharmazie studiert und lese natürlich alle neuen wissenschaftlichen Studien über die CML. Eine französische Untersuchung, sie erschien im Jahr 2008, war für mich besonders interessant. Es ging um ein Präparat namens Glivec, das Interferon heute als Standardtherapie abgelöst hat, und um die Frage, was nach dem Absetzen von Glivec passiert. Wie sich zeigte, erlitten rund 60 Prozent der untersuchten Patienten einen Rückfall, bei 40 Prozent aber ruhte die Krankheit weiter. Daraufhin habe ich mich zu meinem Selbstversuch entschlossen. Zu der Zeit gab es in Deutschland noch keine passende Patientenstudie, sonst hätte ich gern daran teilgenommen. Inzwischen laufen mehrere Untersuchungen hierzulande, auch an der Charité können Erkrankte sich daran beteiligen. Wie der verblüffende Effekt zustande kommt, ist den Experten noch nicht ganz klar. Vielleicht, so lautet eine plausible Hypothese, hat die jahrelange Arzneimitteltherapie auch Krebsstammzellen erwischt, die dann keine neuen Tumorzellen mehr

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sollte ich n, um die März 2010 nen Ärzten ssen Risiko ate lasse ich er Krebs. Es hgewichtsndezittern. ufwachsen, – das ist für

Gesundheit

6.000 Neull-Karzinom m Jahr. Das autunebenm Spinaliom fläche chaährend das asen bildet, eschwülste te siedeln Spinalioms Bildgebende Verfahren machen nicht nur Knochen und Organe sichtbar, sondern spüren durch nom), von die Darstellung von Stoffwechselvorgängen auch kleinste krankhafte Veränderungen auf rger betrofntzellen der rofessor Jörg Kotzerke, Klinikdirektor für NuHautkrebs, So lassen sich auch Tumoren entdecken, die nur körpereigenen und künstlichen Magnetfeldern klearmedizin am Universitätsklinikum Carl durch kann wenige Millimeter groß sind. Die Strahlenbelassowie Radiowellen und wird daher als MagnetreGustav Carus in Dresden und Sprecher der ionen austung ist minimal. Die PET ist zeitaufwändig im sonanz-Tomographie (MRT) bezeichnet. Neueste lungschan- „Arbeitsgemeinschaft Bildgebung in der OnkoVergleich zur CT, die nur wenige Sekunden für die Weiterentwicklungen wie die MR-Angiographie, drei bis vier logie“ der Deutschen Krebsgesellschaft, erläutert Untersuchung des Körperstammes benötigt, und MR-Spektroskopie und Echtzeit-MRT, ermöglibösartigen die modernen Verfahren der Krebsdiagnostik: daher besonderen Fragestellungen vorbehalten. chen es, Stoffwechselvorgänge darzustellen oder Dazu zählt die Suche nach dem ursprünglichen Bewegungen einzelner Organe zu verfolgen. MeHr als röntGen. Nuklearmedizinische Techniken Tumor, wenn nur Metastasen gefunden wurden. auch Haut- und die morphologische Bildgebung erlauben radioaKtive „tracer“. Die Positronen-EmissionsDie Kombination von PET und CT erlaubt, im RahBeschwer- dem Arzt, in den Körper zu blicken, ohne ihn Tomographie ist ein nuklearmedizinisches Vermen derselben Untersuchung sowohl Stoffwechist er auch, aufzuschneiden. Die Röntgen-Technik wird bei fahren und macht Stoffwechselvorgänge im selvorgänge als auch Lage und Ausdehnung von Dr. Nadine Verdacht auf Brust- oder Lungenkrebs angewenKörper sichtbar. Bösartige Tumoren haben einen Tumoren zu beurteilen. Die Szintigraphie kann die sau-Anhalt: det. Mit der Computertomographie (CT) wird der höheren Stoffwechsel als gutartige Gewebe. DieDurchblutung und den Stoffwechsel einzelner Orannt, ist in Körper Schicht für Schicht dargestellt. Kontrastsen Unterschied zeigt PET unter Verwendung von ganen darstellen und damit auch Abweichungen öglich. Des- mittel erlauben, Blutgefäße darzustellen, Lageradioaktiv markiertem Traubenzucker an. Dieser durch krankhafte Veränderungen gezielt nachsorgeunter- beziehungen abzugrenzen und suspekte Herde „Tracer“ nimmt am Tumorstoffwechsel teil und weisen. Die radioaktive Strahlung wird mit Hilfe nd bei ver- genauer zu charakterisieren. Immer häufiger wird reichert sich daher im Tumorgewebe schnell an. der Gammakamera sichtbar gemacht. Das Szintiso schnell diese Technik mit weiteren Methoden kombiVon außen wird über einen Detektor die Strahgramm zeigt, wie sich die radioaktive Substanz im fzusuchen.“ niert, etwa mit der Positronen-Emissions-Tomolung gemessen, die der Tracer dabei abgibt. Ein ganzen Körper und in einzelnen Organen verteilt. iv entfernt. graphie (PET). Durch die Entwicklung mobiler Computer errechnet anschließend die regionale Der bekannteste Anwendungsbereich ist die Unarzen Haut- CT-Geräte ist deren Einsatz sogar während einer Tracer-Verteilung im Körper, so dass sich mögtersuchung der Schilddrüse und das Aufspüren erapie oder Operation möglich. Die Kernspintomographie liche Tumorherde als regionale Mehrspeichevon Knochenmetastasen. Die Strahlendosis bei Frangenberg arbeitet ohne belastende Röntgenstrahlen mit Tanja von Unger rungen oder „leuchtende Flecken“ demaskieren. einer Szintigraphie ist gering.

Blick ins Körper-Innere

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Verbesserte Diagnostik Ihr Unternehmen hat den GILUPI CellCollectorTM entwickelt und dafür 2007 den Bundesforschungspreis für innovative Medizintechnik gewonnen. Was zeichnet das Produkt aus dem Hause GILUPI aus? Dr. Klaus Lücke: Wir haben den GILUPI CellCollectorTM als schonendes Untersuchungsinstrument für Krebspatienten entwickelt. In einer sehr einfachen und unbedenklichen Anwendung – ähnlich einer Blutentnahme – können wir damit Tumorzellen anreichern. Mit unserem GILUPI CellCollectorTM „fischen“ wir diese zirkulierenden Tumorzellen direkt aus dem Blutkreislauf der Krebspatienten. Welchen Vorteil besitzt Ihr GILUPI CellCollectorTM gegenüber herkömmlichen Methoden? Dr. Lücke: Das übliche Prinzip, an Krankheitsinformation von Krebspatienten zu gelangen ist es, eine Biopsie aus dem Körper zu entnehmen und die Tumorzellen daraus zu untersuchen. Mit unserer Technologie kann dies jederzeit und ohne Belastung des Patienten erfolgen. Die zirkulierenden Tumorzellen aus dem Blut liefern zusätzliche und aktuellere Analyseergebnisse. Und welchen Mehrwert hat diese Technologie für den Patienten? Dr. Lücke: Zirkulierende Tumorzellen haben sich in den vergangenen Jahren als zusätzliche Entscheidungshilfe in der begleitenden Krebstherapie herausgestellt. So ist es möglich mit Hilfe dieser Zellen zusätzliche Informationen zu erhalten. Diese können zur Optimierung der Therapie herangezogen werden, insbesondere zur Überwachung des Therapieverlaufs. Darüber hinaus liefern die molekularen Veränderungen des Tumors, die mit Hilfe der zirkulierenden Tumorzellen erkannt werden können, wichtige Informationen für den behandelnden Arzt. Die Therapie kann so zeitnah angepasst und eine optimale Behandlung gewählt werden. Dr. Klaus Lücke, Geschäftsführer der GILUPI GmbH

GILUPI GmbH Am Mühlenberg 11 14476 Potsdam ) 0331 58 18 47 8 - 5 6 0331 58 18 47 8 - 0


Gesundheit Spezial Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 25. November 2013 WISSENSWERTES

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Viren gegen den Krebs

Mit Hilfe von Viren wollen Krebsforscher Tumore zerstören, ohne die gesunden Zellen zu schädigen. Die Mikroorganismen sollen gentechnisch so verändert werden, dass sie Krebsgeschwüre besiedeln und die bösartigen Zellen beseitigen. Wissenschaftler am Universitätsklinikum Ulm erforschen die Bekämpfung von Bauchspeicheldrüsenkrebs mit dieser Methode. Mehr als 15.000 Menschen erkranken jährlich neu an Bauchspeicheldrüsenkrebs, der bei früher Erkennung operativ entfernt werden kann. Bei weit fortgeschrittenen Verläufen wird eine Chemo- und Strahlentherapie angewendet; die Heilungschancen sind aber nicht gut. Deshalb erprobt das Team um Professor Dr. Stefan Kochanek und Dr. Andreas Wortmann am Universitätsklinikum Ulm die Wirkung von speziellen Viren, die ausschließlich Tumorzellen befallen. Sie bauen ihr eigenes Erbgut in das der bösartigen Zelle ein und erwirken so eine Zerstörung der Tumorzelle. In klinischen Studien konnten Krebsforscher bereits nachweisen, dass eine Injektion hoher Mengen dieser Adenoviren die Tumore schrumpfen ließ; sie wirkten aber nur im Umfeld der Injektion. „Wir wollen die Viren gentechnisch so verändern, dass sie in der Lage sind, den ganzen Tumor zu besiedeln und sich dort massiv auszubreiten“, erklärt Kochanek. (jab)

Von der Forschung zum Patienten

Hartm

Neue Ansätze wecken Hoffnung auf immer gezieltere und effizientere Therapien – Kaum ein Krebs gleicht dem anderen – Tumorstammzellen als „Wurzel des Übels“ identifiziert

K

rebs wird mit großem Aufwand erforscht, die Therapien ständig verbessert – die Krebsmedizin hat in den vergangenen zwanzig Jahren enorme Fortschritte gemacht. Die Überlebensrate ist gestiegen. Und die Wissenschaft sucht nach immer neuen Wegen, offene Fragen zu beantworten. „Die Krebsforschung befindet sich im Augenblick in einer ausgesprochen spannenden Phase“, sagte Professor Dr. Otmar D. Wiestler, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg (dkfz). Die Grundlagenforschung ermögliche immer besser zu verstehen, auf welchen Wegen sich verschiedene Krebserkrankungen in der Zelle und im Körper entwickeln. So entstehen neue, interessante Ansatzpunkte für Diagnose und Therapie sowie für Früherkennung und Prävention.

SchlüSSel liegt im erbgUt. Ein Ziel ist es, die molekularen Veränderungen in den Krebszellen zu erkennen. Je mehr die Mediziner darüber wissen, so Professor Wiestler, „desto klarer wird, dass Tumoren außerordentlich heterogene Erkrankungen sind“. Selbst bei scheinbar gleichen Erkrankungen gibt es bei jedem einzelnen Patienten erhebliche Unterschiede. „Das wird besonders deutlich, seit es möglich ist, das Erbgut von Tumorpatienten sehr viel systematischer zu untersuchen als früher“, sagt Wiestler. Damit soll ermöglicht werden, spezialisierte neue Medikamente gegen Krebs zielgenau einzusetzen.

Weil’s auf die Leistung ankommt!

KKH – eine Kasse für alle, die mehr als nur Standard verlangen. Von vielfältigen Leistungen über einen ausgezeichneten Service bis hin zur Unterstützung bei der individuellen Gesundheitsförderung – bei der KKH erhalten Sie einen Top-Versicherungsschutz. Wir bieten besondere Früherkennungsprogramme, die die konkrete Feststellung des Erkrankungsrisikos, die Gendiagnostik sowie eine individuelle Beratung umfassen, eine kostenfreie Gesundheitshotline für medizinische Fragen, einen weltweiten Auslandsnotruf u. v. m. Weitere Informationen unter www.kkh.de – wir beraten Sie gern!

Potenziell UnSterblich. Krebs ist eine Krankheit der Gene. Die Erkrankung entsteht, wenn sich Teile der Erbsubstanz (Gene) verändern und die Erbinformationen „verfälscht“ werden. Gefährlich sind Krebszellen, weil sie sich sich unendlich oft teilen können und potenziell unsterblich sind. Und weil sie in benachbartes Gewebe einzudringen können, sich so im Körper ausbreiten und weitere Geschwülste (Metastasen) bilden. 200 Krebsarten sind bekannt – von Tumoren, die Geschwülste bilden, bis hin zu Erkrankungen des Blut- und Lymphsystems.

terschiedlich verschiedene Typen der Krankheit verlaufen. „Wir vermuten, dass die Ursache hierfür in den unterschiedlichen Tumorstammzellen liegt, die den Tumor hervorrufen“, sagt Trumpp. „Unser Ziel ist, dieses Wissen nun für die Therapie zu nutzen, indem wir gezielt Medikamente auswählen, die gegen die jeweiligen Tumorstammzellen wirksam sind.“ Tumorzellen mit Stammzelleigenschaften wurden im Blut von Brustkrebspatientinnen mit Knochenmetastasen nachgewiesen, ebenso bei Postatakrebs, Hirntumoren und im Knochenmark von Patienten mit Blutkrebs. Hemmende Medikamente sind in der klinischen Erprobung.

breit angelegte UnterSUchUng. Grundlagen entstehen im größten internationalen wissenschaftlichen Projekt, das die molekularen Ursachen von Krebserkrankungen erforscht. Das internationale Krebsgenom-Konsortium (ICGC – International Cancer Genome Consortium) will das Erbgut von weltweit 25.000 Patienten mit den 50 häufigsten Formen von Krebserkrankungen untersuchen, unterstützt auch durch Projekte der Deutschen Krebshilfe und des Bundesfor- Hartmu schungsministeriums.

BILDER: PONZIA

Tumorstammzellen halten die Krankheit auch nach zunächst erfolgreicher Therapie aktiv

VermUtUng beStätigt. Mit wachsendem Erfolg widmen sich die Forscher dem Thema „Stammzellen und Krebs“. Lange war es nur eine Vermutung, dass Tumorstammzellen die Krankheit in besonderem Maße fördern. Inzwischen gilt die Existenz der Krebs-Stammzellen als eine Tatsache. Diese besonders gefährlichen Zellen wurden in immer mehr Tumorarten nachgewiesen. „Wir suchen nach Möglichkeiten, die relativ seltenen Tumorstammzellen zu entdecken und gezielt zu vernichten“, beschreibt Professor Dr. Andreas Trumpp, Abteilungsleiter Stammzellen und Krebs im dkfz, das Ziel der Forschungen. Tumorstammzellen sind deshalb so gefährlich, weil sie die Krankheit – selbst nach zunächst erfolgreicher Therapie – aktiv halten können. Sie sind relativ unempfindlich gegenüber Chemo- oder Strahlentherapien. Trumpp ist davon überzeugt, dass erfolgreiche Krebstherapie nur gelingen kann, wenn diese „Wurzel des Übels“ ausgemerzt wird. neUe medikamente. Konkret hat die Arbeitsgruppe von Professor Trumpp am gefährlichen Bauchspeicheldrüsenkrebs entdeckt, wie un-

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aUf SUche nach ideen. Aber alle Grundlagenforschung bleibt Theorie, wenn sie nicht bei Patienten ankommt. „Translationale Forschung“ heißt das Stichwort, das bedeutet: Laborversuche möglichst rasch für die Patienten nutzbar machen. Dazu hat das Bundesforschungsministerium das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) ins Leben gerufen. „Eine Kernaufgabe in der Krebsforschung besteht darin, ständig die Ergebnisse der Grundlagenforschung auf neue Ansätze zur Prävention, Diagnostik und Behandlung von Krebserkrankungen hin zu überprüfen“, betont Professor Wiestler, der auch Sprecher des DKTK ist. Signalwege in der Krebsentstehung, Molekulardiagnostik, Krebsimmunologie und Immuntherapien bei Krebs, Stammzellen, Strahlentherapie und Bildgebung, Behandlungsresistenz sowie Prävention und Früherkennung sind die Forschungsschwerpunkte im DKTK – komplexe Forschungsfelder die zeigen, wie vielseitig der Umgang mit Krebserkrankungen ist.

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Gesundheit

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LUNGENKREBS

Hartmut Städt, 54 Jahre

Verbreitung 33.700 Männer und 17.700 Frauen dürften 2012 neu erkrankt sein – während die Zahlen bei Männern sinken, steigen sie bei Frauen. Fünf Jahre nach Diagnose leben noch 15 bis 19 Prozent der Betroffenen.

Diagnostik Röntgenbild und CT liefern Anhaltspunkte, Lungenspiegelung und Biopsie können den Verdacht bestätigen oder ausräumen.

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Schmerz zermürbt

en entstesenschaftUrsachen as internaGC – Interm) will das Hartmut Städt hatte Lungenkrebs – Er wünscht sich mehr Aufmerksamkeit für die n mit den ankungen Lebensqualität von Krebspatienten anstelle einer reinen Lebensverlängerung h Projekte Bundesforin halbes Jahr hatte mir der als einfach nur ein langes. ChroWartezeit. Meine Hausärztin ist ders, erklärten mir die Ärzte, die Arzt in Königs-Wusterhaunische Schmerzen zermürben, sehr gut und dementsprechend minimal-invasive Chirurgie war dlagenforsen noch gegeben. Ich war wir brauchen dringend bessere überlaufen. Aus meiner Selbstnoch nicht so weit wie heute. Die ht bei Pa- wegen akuter Luftnot ins KranSchmerztherapien. Und mehr hilfegruppe für LungenkrebspatiNarbe ist mein größtes Problem. orschung“ kenhaus gekommen. Bei der UnPsychoonkologen. Ein Krebsenten weiß ich, dass es anderen Ich leide praktisch ständig unter aborversu- tersuchung stellte sich heraus, betroffener fragt sich doch bei Betroffenen im Umland ähnlich Schmerzen, und ich war desween nutzbar dass in meinem rechten Lungenjedem dussligen Schnupfen: Ist geht. Ich habe kein Patentrezept, gen bei vielen Ärzten. Mein Bruungsminis- flügel ein enormer Tumor wuchs. das der Anfang vom Ende? Man aber dass es schon ein paar Kider ist Neurologe, er hat mir sehr Translatio- Er war 15 Zentimeter groß, wie hat oft Existenzangst – auch lometer außerhalb von Berlin geholfen. Aber auch er kann die n gerufen. sich später herausstellen sollte, fünf Jahre nach der Behandlung, an der Basisversorgung fehlt, ist Schmerzen nicht abstellen. Und chung be- und er war schon in die Luftröhwenn man offiziell als geheilt gilt. schwer einzusehen. so schlucke ich seit vielen Jahren r Grundla- re hineingewachsen. Mit einer Anderen Krebspatienten kann Medikamente, bis zu zehn verrävention, Krebs-Diagnose hatte ich nicht Stark VerUnSichert. Für die Zukunft ich nur empfehlen, an Studien schiedene Pillen täglich. ebserkran- gerechnet. Ich war erst 41 Jahwürde ich mir wünschen, dass teilzunehmen, wann immer sich Professor re alt, und unsere beiden Kinder rückkehr in den Job. Mit dem Raudie Ärzte mehr auf die Lebensdie Gelegenheit dazu bietet. Im TK ist. Sig- waren noch ziemlich klein. Das ist chen war am Tag der Diagnose qualität achten. Die meisten Nachhinein denke ich oft: Das hat olekulardi- jetzt fast genau 13 Jahre her. Schluss. Ich hatte dreißig Jahre Krebspatienten hätten, so glaudir das Leben gerettet. muntheraAufgezeichnet von Lilo Berg lang geraucht, vom 14. Lebensbe ich, lieber ein gutes Leben entherapie UngedUldiger Patient. Die faljahr an. So ganz davon frei bin enz sowie sche Prognose werfe ich dem ich bis heute nicht, das merke d die For- Arzt nicht vor. Ich hatte ihn sehr ich, wenn ein schönes Zigakomplexe bedrängt und er hatte sich zu rillo an mir vorbeigeht: Dem lseitig der schließlich zu der Aussage hinreischnuppere ich immer noch ßen lassen, die sich an damaligen hinterher. Mein Leben hat an Baumann Erfahrungswerten orientierte. sich stark verändert durch die Lungenkrebs wird leider oft sehr Krankheit. Die Freunde sind spät entdeckt, dann, wenn die andere geworden, da sich die Krankheit schon weit fortgeschritursprünglichen zurückgezogen ten ist, und häufig bleibt den Behaben – Krebs wird offenbar troffenen nicht mehr viel Zeit. immer noch als ansteckende Wie oft habe ich das in meinem Krankheit wahrgenommen. Ich Umfeld schon miterleben müslebe bewusster. Ich nehme mir sen. Zur Therapie wurde ich nach immer wieder vor, mich nicht Berlin-Buch überwiesen, heute ist stressen zu lassen. Klappt aber das die Evangelische Lungenkliselten. In der Anschlussheilnik. Die Ärzte haben alle meine behandlung, gleich nach der Fragen beantwortet – wenn auch Operation, wollten sie schon nicht sehr ausführlich, denn dadie Rente für mich klarmafür fehlte auch damals schon die chen. Ich habe das abgelehnt, Zeit. Viel Information habe ich aus denn ich wollte wieder voll arden Patientenaufklärungsbogen beiten. Ohne Arbeit hätte ich herausgelesen, den Rest mussmich überflüssig gefühlt. Die ten mir mein Bruder und meine Vollzeittätigkeit habe ich nur Schwägerin erklären. Beide sind knapp zehn Jahre, sie war nicht Ärzte, und damals haben wir fast mit den vielen Arztterminen zu täglich telefoniert. Ich war der tyvereinbaren. Heute arbeite ich pische ungeduldige Patient, der vier Tage die Woche in Berlin, seine Ärzte und die Schwestern es ist eine sitzende Tätigkeit am ständig mit seinen Fragen nervt. Rechner.

E

Diagnose Krebs:

Bei uns in guten Händen

Von StUdienteilnahme Profitiert. Rückblickend weiß ich heute: Ich wurde gut behandelt. Mein großes Glück war, dass ich an einer Studie teilnehmen konnte, die den Nutzen einer damals neuartigen Kombinationstherapie überprüfen sollte. Ich profitierte dabei von den sehr engmaschigen Untersuchungen. Vor dem Eingriff bekam ich eine Chemound Strahlentherapie, um den Tumor zu verkleinern, was auch gelang. Bei der Operation wurde der obere Teil der rechten Lunge herausgenommen und ein Teil des Bronchus. Als ich aufwachte, hatte ich eine zwanzig Zentimeter lange Narbe, die von der Brust bis auf den Rücken reicht. Das ging zu der Zeit noch nicht an-

Schlechte VerSorgUng aUf dem land. Ich bin oft bei meiner Hausärztin, um mir Überweisungen zu holen, etwa zum Lungenfacharzt, zum Schmerztherapeuten oder Chirurgen. Diese Spezialisten behandeln die Neben- und Nachwirkungen der Krebstherapie. Hinzu kommt das normale Nachsorgeprogramm einmal im Jahr in der Evangelischen Lungenklinik in Buch und zweimal im Jahr beim niedergelassenen Lungenfacharzt. Bisher hat sich der Krebs zum Glück nicht wieder gemeldet. Ich lebe in Brandenburg, früher in Waltersdorf, heute in Werder an der Havel. Termine bei Fachärzten gibt es auf dem Land nur nach langer

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Therapie Mittel der Wahl sind Operation, Bestrahlung, Chemotherapie und/oder spezielle Medikamente. Die größten Heilungschancen bestehen, wenn der Tumor vollständig operativ entfernt oder zerstört werden kann.

Vorbeugung und Früherkennung Rauchen erhöht das Risiko um das 20- bis 30-fache, jeder zehnte Raucher erkrankt an Lungenkrebs. Andere Umwelteinflüsse wie Asbest oder Radon stehen ebenfalls im Verdacht. Eine Empfehlung für eine Früherkennungs-Untersuchung gibt es nicht.

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Gesundheit Spezial Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 25. November 2013

Gesundheit

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Kinderwunsch trotz Krebs Krebsdiagnose galt lange als Ende der Familienplanung – Heute entwickeln Ärzte und Wissenschaftler schonende Behandlungsmethoden, um die Fruchtbarkeit zu erhalten

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hristina Volksmanns Welt brach im Herbst 2011 zusammen. Ihre Frauenärztin teilte ihr mit, dass nach einem Vorsorgeabstrich Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert wurde. „Ein Drama! Ich hatte gerade erst geheiratet. Wir wünschten uns sehnlichst Kinder“, sagt die 33-jährige Rechtsanwaltsgehilfin. Die Frauenärztin überwies Christina umgehend ins Evangelische Waldkrankenhaus Spandau, da man dort großen Wert darauf legt, wo immer möglich die Fruchtbarkeit zu erhalten. „An dieser Stelle raten wir natürlich zu einer risikoadaptierten Therapie – Sicherheit und Leben des Patienten haben Priorität. Aber die ganz radikalen Maßnahmen der Vergangenheit sind deutlich weniger geworden“, so Chefärztin Dr. Martina Dombrowski. „Es gibt Tumorarten, die bei Menschen um die 30 auftreten und teilweise sehr aggressiv sein können.“ Dazu gehören auch maligne Lymphome, Hodenkrebs und Brustkrebs. Viele Menschen verwirklichen jedoch heute ihren Kinderwunsch erst jenseits des 30. Geburtstages, wohingegen in der Vergangenheit die Familiengründung wesentlich früher stattfand. Daher war die Familienplanung in dem riskanten Lebensalter meist abgeschlossen. Heute stehen Onkologen immer häufiger vor dem Dilemma, Krebspatienten zu behandeln, deren Kinderwunsch noch nicht erfüllt wurde.

Trotz Krebsdiagnose in die Zukunft denken: Für junge Patienten gibt es Hoffnung

Reproduktionsorgane, also Gebärmutter und Eierstöcke, ist nur im Frühstadium der Erkrankung möglich“, so Dr. Dombrowski. Eine Nachbehandlung dieser Fälle ist dann nicht erforderlich. Viele junge Krebspatienten brauchen jedoch eine Chemotherapie oder Bestrahlung. „In unserem Haus ist es daher fester Bestandteil der Behandlung geworden, mit den jungen Patienten über ihre Familienplanung zu sprechen. Ich rate allen jungen Krebspatienten, bei denen eine Chemotherapie erforderlich wird, sich an das Netzwerk Fertiprotekt zu wenden und dort in Absprache mit den spezialisierten Reproduktionsmedizinern Anamnese und Familienwunsch zu besprechen und vorbeugende Maßnahmen einzuleiten“, so die Ärztin.

bAby unterwegs. Aus reproduktionsbiologischer Sicht sollte die Frau nach Ende der Chemotherapie mindestens sechs Monate warten, da die Entwicklung der weiblichen Eizelle ungefähr so lange dauert. In der Praxis wird Patienten bei der Familienplanung üblicherweise eine Wartezeit von etwa zwei Jahren angeraten, da die meisten Rückfälle in dieser Zeit auftreten. Wer diesen Zeitraum gesund hinter sich gebracht hat, darf den Kinderwunsch angehen. „Die vielen Gespräche mit den Ärzten über meinen Kinderwunsch haben mir ungeheuer viel Mut für die Zukunft gemacht“, erklärt Christina, die im März ihr erstes Kind erwartet. Tanja von Unger

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Abkehr von rAdikAltherApien. Christina wurde nur wenige Tage nach der Diagnose im Waldkrankenhaus durch Dr. Dombrowski operiert. Da der Krebs in einem frühen Stadium erkannt wurde, konnte die Gebärmutter erhalten werden. „Der Erhalt der

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Die Gefahr, dass die Gonaden, also Hoden oder Eierstöcke so geschädigt werden, dass die Fruchtbarkeit auf dem Spiel steht, ist Bestandteil jeder Krebsbehandlung. 2006 wurde daher das Netzwerk Fertiprotekt gegründet. Es soll Frauen und Männern mit Krebsdiagnose die Möglichkeit zu geben,

sich hinsichtlich ihrer Fruchtbarkeit beraten zu lassen. Das Netzwerk umfasst überwiegend universitäre Zentren. Krankenhäuser und private Kinderwunschzentren, die den strengen Qualitätsstandards des Netzwerks folgen, schließen sich derzeit an. 8 www.fertiprotekt.de

Gemeinsam gegen Krebs Seit mehr als 15 Jahren arbeiten wir im Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau fachübergreifend für eine individuelle und sanfte Krebsbehandlung – Hand in Hand mit unseren Patienten. Wir stehen im Onkologischen Zentrum für eine umfassende und rasche Diagnostik, eine moderne leitliniengerechte Therapie, professionelle Pflege und Begleitung durch kontinuierliche Ansprechpartner bis hin zur Entlassung. Über Jahre haben wir ein Netzwerk mit dem Tumorzentrum Berlin, der Deutschen Krebsgesellschaft, weiteren Fachgesellschaften und niedergelassenen Ärzten aufgebaut, um die bestmögliche Behandlung für unsere Patienten sicher zu stellen.

Wir behandeln • im Darmzentrum: gut- und bösartige Erkrankungen des Darmtraktes, Dickdarm- und Enddarmkrebs, Dünndarmkrebs, Metastasen u.a. • im Brustzentrum: gut- und bösartige Erkrankungen der weiblichen Brust, Wiederherstellung der Brust nach deren Entfernung u.a. • im Gynäkologischen Krebszentrum: gut- und bösartige Erkrankungen des weiblichen Genitales • im Ambulanten Onkologischen Zentrum: Leukämien und Lymphome Wir bieten Beratungssprechstunden bei unklaren Befunden, erstellen Zweitmeinungen und unsere Apothekerin berät Patienten individuell in der Arzneimittelsprechstunde.

Evangelisches Waldkrankenhaus Spandau Krankenhausbetriebs gGmbH | Stadtrandstraße 555 I 13589 Berlin www.pgdiakonie.de/waldkrankenhaus

Information und Kontakt Darmzentrum Telefon 030 3702-1302 / -1102 Brustzentrum und Gynäkologisches Krebszentrum Telefon 3702-1616 Ambulantes Onkologisches Zentrum Telefon 3702-2417


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