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GETTY I MAG ES
EINE VERLAGSBEILAGE DER BERLINER ZEITUNG
Mobil trotz Behinderung: Wie das Autofahren klappt
Jobs trotz Handicap: Tipps für die Stellensuche
Integration in der Familie: Zusammenleben mal anders
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EINE VERLAGSBEILAGE DES BERLINER KURIER
Mobil trotz Behinderung: Wie das Autofahren klappt
Jobs trotz Handicap: Tipps für die Stellensuche
Integration in der Familie: Zusammenleben mal anders
2 I LEBEN MIT BEHINDERUNG
Wenn Farben vorgelesen werden
Keine Barrieren im Museum Kultur- und Freizeitangebote für blinde und sehbehinderte Berliner
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in Höhepunkt für Blinde und Sehbehinderte ist das Autofahren am 30. März. Auf dem Driving Center Groß Dölln, einem ehemaligen Militärflugplatz, dürfen Blinde und Sehbehinderte am Steuer sitzen, ohne dass dies ein Risiko bedeutet. Die Berlinische Galerie zeigt eine Retrospektive der Künstlerin Dorothy Iannone. Speziell entwickelte Tastmodelle machen die Kunst und deren ornamentale Vielfalt plastisch erfahrbar. Ihre Soundund Videoboxen bieten einen Zugang zu der Künstlerin. Manche Führungen, wie die Architekturführung im Jüdischen Museum oder die Kunstführungen durch die Ausstellung von Renée Sintenis im Georg-Kolbe-Museum, werden von blinden Menschen durchgeführt. (ag.) Aktuelle Angebote: www.absv.de/ kulturveranstaltungen IMPRESSUM Berliner Verlag GmbH Anzeigen: BVZ BM Vermarktung GmbH (Berlin Medien), Mathias Forkel Anzeigenverkauf: Maren Beu, Tel. 030 23 27 51 18 Sonderprojekte@berlinmedien.com Redaktion: Peter Brock (verantw.) Angelika Giorgis, Art Direction: Jane Dulfaqar, Annette Tiedge
MONTAG, 17. MÄRZ 2014 I VERLAGSBEILAGE
Was für viele normaler Alltag ist, stellt Blinde und Sehbehinderte vor große Herausforderungen
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s brummt und knistert kurz, als der kleine schwarze Kasten in der Größe eines Handys mit dem Kleidungsstück in Berührung kommt. Dann knattert eine Computerstimme aus dem Farberkennungsgerät: „Dunkelviolett!“ Ob es sich dabei um eine Hose, eine Bluse oder ein T-Shirt handelt, weiß das Gerät nicht. Aber selbst diese kleine Information ist für Menschen, die sich nicht auf ihre Augen verlassen können, eine enorme Erleichterung. Und das betrifft viele: Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO leben in Deutschland etwa eine Million Menschen, die trotz optimal angepassten Brillen oder Kontaktlinsen weniger als 30 Prozent sehen können, nach der gesetzlichen Definition also blind oder sehbehindert sind. Dabei hat Sehbehinderung viele Ausprägungen: Je nach Krankheitstyp schwankt die Sehleistung im Laufe eines Tages. Einige Betroffene kommen tagsüber ohne Hilfsmittel zurecht, brauchen aber im Dunkeln einen Blindenstock, andere können im Nahen gut lesen, sind aber sonst auf Hilfsmittel angewiesen. Für blinde und sehschwache Menschen steckt der Alltag voller Tücken. Sich morgens zurechtmachen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, einkaufen, einen Freund besuchen, einen Behördengang erledigen, im Internet surfen: Wer sich auf seine Augen nicht verlassen kann, ist oft auf die Hilfsbe-
reitschaft anderer angewiesen. Und darauf, dass alles daran gesetzt wird, Barrieren zu beseitigen. Immerhin: In den vergangenen Jahren hat sich schon viel getan. Ein Beispiel: Seit 2006 zugelassene Medikamente müssen mit Blindenschrift versehen werden – allerdings betrifft das nur den Namen des Medikaments, nicht die Packungsbeilage. Dafür setzt sich seit Jahren aber der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) ein: Auf seine Initiative hin wird seit rund vier Jahren die Website www.patienteninfo-service.de aufgebaut. Dort können Blinde und Sehbehinderte sich mithilfe einer speziellen Sprachsoftware den Beipackzettel vorlesen lassen. Allerdings sind noch längst nicht alle Medikamente vertreten. Um aber überhaupt einen Computer nutzen zu können, brauchen Blinde und Sehbehinderte weitere Hilfsmittel. Je nach Art der Sehbehinderung reicht es in manchen Fällen schon aus, die Anzeige des Computers stark zu vergrößern oder Kontraste so einzustellen, dass die Lesbarkeit sich verbessert. Ein sogenannter Screenreader kommt zum Einsatz, wenn das nicht mehr ausreicht. Die Software kann entweder den Bildschirminhalt vorlesen oder ihn über ein angeschlossenes Blindenschrift-Ausgabegerät wiedergeben. (jpa.)
DBSV/A.FRIESE
Mit einer Braillezeile kann man auch am Computer lesen.
Mehr Informationen auf der Seite des DBSV: www.dbsv.org
www.faktura-berlin.de
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Mobil sein trotz Handicap
Spezielle Umrüstmöglichkeiten, Nachteilsausgleiche und Ausnahmen von Verkehrsverboten erleichtern Betroffenen das Autofahren
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ederzeit von der Hilfe anderer unabhängig und mobil sein, das wollen viele Menschen mit Behinderung. Ein eigenes Auto kann das möglich machen, wenn es entsprechend umgerüstet ist. Viele Hersteller und Umrüstbetriebe haben sich darauf eingestellt und bieten – nicht selten mit Rabatten für Menschen mit einem Behinderungsgrad ab 50 Prozent und bei voller Garantieleistung – spezielle Lösungen wie Fahrerassistenzsysteme, Linksgas, aber auch Rampen und Halterungen für den Rollstuhl an. Einige Automobilhersteller gewähren Vergünstigungen für Autofahrer mit Behinderung mit GdB ab 50 und Merkzeichen G, aG, H oder BL. Finanzielle Hilfen
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Die Kraftfahrzeughilfe-Verordnung regelt die Voraussetzungen für die Kostenbeteiligung und Leistungen zum Beschaffen und Umrüsten eines Fahrzeugs sowie den Erwerb eines Führerscheins. Kostenträger sind die gesetzliche Unfallversicherung (SGB VII), die gesetzliche Rentenversicherung (SGB VI), die Kriegsopferfürsorge (BVG), die Bundesagentur für Arbeit sowie die Träger der begleitenden Hilfe im Arbeits- und Berufsleben (SGB III). Abhängig vom Einkommen wird der Kauf eines Kraftfahrzeugs mit bis zu 9 500 Euro gefördert.
Viele Hersteller bieten ganz spezielle Lösungen für die unterschiedlichen Behinderungen ihrer Kunden an.
sichtigen. Das Versorgungsamt informiert darüber, wer diese Steuervergünstigungen nutzen kann, beziehungsweise wer von der Kraftfahrzeugsteuer befreit ist und hält die Anträge dafür bereit. Diese Steuervergünstigungen stehen nur der berechtigten Person zu. Bevorzugtes Parken Einen blauen EU-Parkausweis können Personen mit einer anerkannten außergewöhnlichen Gehbehinderung (aG) oder Blindheit (BI) sowie mit beidseitiger Amelie oder Phokomelie oder vergleichbaren Funktionseinschränkungen bei der Straßenverkehrsbehörde ihres Bezirks beantragen. Der Parkausweis
Steuererleichterungen Das Steuerrecht gestattet, einige der erhöhten Kosten in der Einkommensteuererklärung zu berück-
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R A T G E B E R Der „Berliner Ratgeber für Menschen mit Behinderung 2013/14“ informiert umfassend über das Schwerbehindertenrecht. Er erläutert unter anderem das Anerkennungsverfahren für den Schwerbehindertenstatus und die damit verbundenen Nachteilsausgleiche.
Beim Thema „Mobil im Alltag“ wird über Mobilitätshilfedienste in allen Berliner Bezirken, den VBB Begleitservice, über Autoanpassung, Kfz-Steuern und -versicherungen, Parkerleichterungen und den Erwerb des Führerscheins informiert.
Das Spektrum der angebotenen Informationen reicht von Arbeit und Beruf über Personenbeförderung, Steuervorteile, Kinder- und Jugendhilfe bis hin zur Mediennutzung. Eine Linksammlung für Internetnutzer gehört dazu.
Zu bekommen ist der Ratgeber (0,60 Euro) beim Landesamt für Gesundheit und Soziales/Versorgungsamt, Sächsische Straße 28, 10707 Berlin, Tel. 0309 02 20–64 64, infoservice@lageso.berlin.de
ist personengebunden und in jedem Auto gültig, solange der Berechtigte selbst dabei ist. Fahren in Umweltzonen Schwerbehinderte (gehbehinderte) Menschen (Merkzeichen aG) und Personen, die einen orangefarbenen Parkausweis für bestimmte Gruppen schwerbehinderter Menschen besitzen, dürfen ohne entsprechende Plakette durch Umweltzonen fahren. Auch notwendige Arztbesuche und Fahrten in medizinischen Notfällen sind ohne Plakette erlaubt. (ag.) www.autoanpassung.de
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6 I LEBEN MIT BEHINDERUNG
Initiative für Inklusion Neue Internetplattform informiert und unterstützt Betriebe
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it einem neuen Web-Portal haben die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) ihre Initiative „Inklusion gelingt!“ gestartet. Die Wirtschaft will damit Brücken für Menschen mit Behinderung in Ausbildung, Arbeit und Gesellschaft bauen. Mit der Initiative „Inklusion gelingt!“ sollen vor allem solche Betriebe angesprochen werden, die bisher aus den unterschiedlichsten Gründen noch keine Menschen mit Behinderung ausgebildet oder beschäftigt haben. Die Betriebe sollen bei der Schaffung inklusiver Ausbildungsund Arbeitsbedingungen unterstützt und es sollen ihnen Lösungen aufgezeigt werden, wie Inklusion in der Praxis gelingen kann. Die Website umfasst unter Einbeziehung bestehender Informationsangebote Handlungsempfehlungen, eine Übersicht der Förderinstrumente, Kontaktadressen wichtiger Dienstleister und Behörden sowie verschiedener Publikationen. Anhand von Beispielen wird deutlich gemacht, wie die Inklusion von Menschen mit Behinderung in den allgemeinen Arbeitsmarkt erfolgreich gelingen kann. www.inklusion-gelingt.de
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„Es gibt immer noch zu viele Vorurteile“
Gespräch mit Dorothee Czennia,Referentin der Abteilung Sozialpolitik des Sozialverbandes VdK Deutschland
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undesweit sind zurzeit mehr als 184 000 schwerbehinderte Menschen arbeitslos. Die Zahl steigt seit Jahren, obwohl die allgemeine Beschäftigung so hoch ist wie nie zuvor, beklagt Dorothee Czennia, Referentin der Abteilung Sozialpolitik des Sozialverbandes VdK Deutschland,
cher Qualifikation bevorzugt.“ Ist das wirklich so? Diese Formulierung findet sich in der Regel nur bei Stellenausschreibungen öffentlicher Arbeitgeber. Diese Pflicht ist vielen Arbeitgebern in der freien Wirtschaft dagegen nicht einmal bekannt. Oft landen die Bewerbungen schwerbehinderter Menschen ohne Prüfung der Qualifikation auf dem Stapel „Absagen“.
Sind Schwerbehinderte die Verlierer am Arbeitsmarkt? Zunächst einmal sind diese Zahlen kritisch zu betrachten. Zwar gibt es eine positive Konjunkturentwicklung, gleichzeitig aber einen deutlichen Anstieg bei atypischer Beschäftigung um fünf Prozent. Das bedeutet, dass Teilzeitarbeit, unsichere und niedrig entlohnte Jobs, leider stark zunehmen. Von der positiven Konjunkturentwicklung sind schwerbehinderte Menschen abgekoppelt und überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen. Auch haben sie es, einmal arbeitslos geworden, deutlich schwerer, wieder einen Arbeitsplatz zu bekommen.
Warum bezahlen einige Betriebe lieber die Abgabe, als Schwerbehinderte einzustellen? Es gibt leider immer noch viel zu viele Vorurteile dahingehend, dass Menschen mit Behinderung nicht leistungsfähig seien. Vielen Arbeitgebern fehlt auch das Wissen um die Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten bei der Einstellung oder Beschäftigung schwerbehinderter Menschen.
VDK
Woran liegt das Ihrer Ansicht nach? Man hat 2001 die Pflichtquote von sechs auf fünf Prozent gesenkt in der Erwartung, die Beschäftigungschancen schwerbehinderter Menschen zu verbessern. In der freien Wirtschaft hat sich die Beschäftigungsquote seit zehn Jahren aber kaum erhöht und liegt noch bei etwa vier Prozent. Fast 37 400 Arbeitgeber beschäftigen trotz der gesetzlichen Verpflichtung keinen einzigen schwerbehinderten Menschen. Der Gesetzge-
Dorothee Czennia vom Sozialverband VdK Deutschland
ber sollte hier eine zusätzliche und deutlich höhere Staffel bei der Ausgleichsabgabe einführen. Investiert die Bundesregierung zu wenig in die Betreuung und Vermittlung von Schwerbehinderten? Im Rahmen des Sparpakets der letzten Bundesregierung musste die Bundesagentur für Arbeit allein 16 Milliarden Euro einsparen. Infolgedessen gab es Kürzungen bei
Förder- und Weiterbildungsmaßnahmen, von denen auch viele schwerbehinderte Menschen betroffen waren. Die Jobcenter und die kommunalen Grundsicherungsträger sollten gesetzlich verpflichtet werden, entsprechende Beratungs- und Vermittlungsangebote für Menschen mit Behinderung bereit zu halten. „Schwerbehinderte werden bei glei-
Was sollte Ihrer Ansicht nach getan werden, um Schwerbehinderten den Zugang zum ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern? Wir wissen, dass sich Schwerbehindertenvertrauenspersonen als zusätzliche Interessensvertretung im Betrieb als Motor bei der Beschäftigung schwerbehinderter Menschen bewährt haben. Ihre Rechte und Mitgestaltungsmöglichkeiten müssten deshalb gestärkt und ausgebaut werden. Interview: Josephine Pabst Beratungsstellen der VdK-Landesverbände: www.vdk.de
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Mitarbeitern von Behindertenwerkstätten wird bis zu 75 Prozent des Gehalts mit der Grundsicherung verrechnet
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ie Regelungen für Beschäftigte in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) sind nicht nur kompliziert, sondern auch ungerecht, so sehen es die Berliner Werkstatträte. Weil die dort Beschäftigten auf ihr verdientes Entgelt Abzüge von bis zu 75 Prozent hinnehmen müssen, haben die Werkstatträte eine Petition beim Bundestag eingereicht. Weil das Entgelt, das Beschäftigte einer WfbM erhalten, oft nicht für die Deckung der Lebenshaltungskosten ausreiche, bekommen viele von ihnen zusätzlich eine Grundsicherung. Nur selten übersteigt das Entgelt 200 bis 300 Euro im Monat. Im § 82 SGB XII ist
festgelegt, dass das erarbeitete Entgelt wieder von einer Grundsicherungsleistung abgezogen werden muss. Der Abzug liegt mit bis zu 75 Prozent deutlich über dem Spitzensteuersatz von 45 Prozent. Die Berliner Werkstatträte haben im Oktober 2012 eine Petition formuliert und fordern eine Neuregelung. Sie erwarten, dass zumindest das aktuelle Mindestentgelt von 101 Euro anrechnungsfrei bleibt und von dem anderen nicht mehr als 30 Prozent abgezogen werden. Im Juli 2013 wurde das Petitionsverfahren von Kersten Steinke, der Vorsitzenden des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestags, abgelehnt.
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Mit voller Kraft ins Arbeitsleben
Mit Handicap eine Ausbildung zu finden, ist nicht leicht. Viele Arbeitgeber haben Vorbehalte gegenüber Menschen mit Behinderung
F
ür Jugendliche mit Handicap ist es oft nicht leicht, einen Ausbildungsplatz zu finden. Zwar sind Unternehmen ab 20 Beschäftigten dazu verpflichtet, mindestens fünf Prozent schwerbehinderte Menschen einzustellen. Machen sie das nicht, müssen sie eine Ausgleichsabgabe zahlen. Häufig zahlten die Betriebe jedoch lieber die Abgabe, als den Arbeitsplatz behindertengerecht umzubauen, sagt Ulrike Jansen von der Aktion Mensch. Im Schnitt besetzten Firmen nur vier Prozent ihrer Jobs mit Schwerbehinderten. Jugendliche mit Handicap müssen sich deshalb häufig stärker als andere um einen Ausbildungsplatz bemühen. Doch sie sind dabei nicht allein. Reha-Berufsberater helfen Unterstützung bietet vor allem die Arbeitsagentur. Sie hat Reha-Berufsberater, die bei der Suche nach der passenden Ausbildungsart hel-
DBSV/A.FRIESE
Mit einem Kameralesegerät kann der Berufsschüler die Tafel besser erkennen.
fen. Mit ihnen sollten Jugendliche spätestens ein Jahr vor Ausbildungsbeginn Kontakt aufnehmen. „Die jeweilige Unterstützung erfolgt nach dem Grundsatz: So normal wie möglich, so speziell wie erforderlich“, erklärt Paul Ebsen von der Bundesagentur für Arbeit. Zu-
nächst werde versucht, die Jugendlichen in Betriebe zu vermitteln. Bei der Suche lohnt es sich, nach Firmen Ausschau zu halten, die in der Vergangenheit gegenüber Menschen mit Handicap besonders aufgeschlossen waren – und etwa von Integrationsämtern schon ein-
mal ausgezeichnet wurden. „Manchmal ist eine Ausbildung in einer Werkstatt für Behinderte aber die bessere Alternative“, sagt Ebsen. Ist wegen der Art und Schwere der Behinderung keine Regelausbildung möglich, gibt es sogenannte Fachpraktikerausbil-
dungen. Die angepassten Berufe können Menschen mit Handicap in den 52 Berufsbildungswerken (BBW) erlernen. „Die besondere Stärke der Berufsbildungswerke liegt in einem ganzheitlichen Konzept“, berichtet Hanna Buse von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke. Berufsschule, Praxis, Beratung und – je nach BBW – Internat befinden sich auf einem Gelände. Insgesamt bieten die BBW 240 Berufe an – vom Änderungsnäher bis zum Zahntechniker. Nach der Ausbildung hilft das BBW bei der Jobsuche. Hat ein Mensch ein so starkes Handicap, dass auch eine Fachpraktikerausbildung nicht möglich ist, kann man ohne Ausbildung in einer Behindertenwerkstatt arbeiten. (dpa) www.talentplus.de www.rehadat-bildung.de www.myhandicap.de
Zurück in Arbeit trotz gesundheitlicher Einschränkungen www.bfw-berlin-brandenburg.de
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Das Berufsförderungswerk Berlin-Brandenburg e. V. ist ein modernes und zukunftsorientiertes Kompetenzzentrum für berufliche Rehabilitation und Integration. Wir qualifizieren Erwachsene, die aus gesundheitlichen (körperlichen und / oder psychischen) Gründen ihren Beruf oder ihre bisherige Tätigkeit nicht mehr ausüben können. Ziel dieser beruflichen Neuorientierung ist die dauerhafte Eingliederung in den Arbeitsmarkt. Sie sind interessiert? Dann besuchen Sie unsere Offene Sprechstunde oder rufen Sie uns an!
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Gemeinsames Kartenspielen macht der ganzen Familie Spaß. Für Sehbehinderte gibt es Spielkarten mit extra-großen Zahlen und Zeichen.
Warum er und nicht ich?
Wenn der Bruder oder die Schwester ein Handicap hat, sind Geschwisterkinder besonders gefordert
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eter Pux weiß, wie es sich anfühlt, Teil einer „besonderen Familie“ zu sein. Drei Jahre ist der Ravensburger SingerSongwriter alt, als seine Schwester Anna mit einem Handicap zur Welt kommt. Heute ist der 22-Jährige Botschafter der Ravensburger „Geschwisterzeit“, einem erlebnispädagogischen Angebot für Kinder mit behinderten oder chronisch kranken Geschwistern. „Junge Menschen sollen die Möglichkeit erhalten, ungezwungen mit Kindern über ihre Gefühle zu sprechen, sich auszutauschen und eine sorgenfreie Zeit unter Gleichgesinnten zu verbringen“, sagt er. Nach und nach entdeckt die Pädagogik in ganz Deutschland die Bedürfnisse von Geschwisterkindern. Bei Hüttenwochenenden, Kanutouren, Theaterbesuchen oder Seminaren kommen sie mit anderen Jungen und Mädchen in der gleichen Lage in Kontakt und entdecken eigene Stärken.
„Geschwister eines Kindes mit Behinderung oder schwerer Krankheit entwickeln schon früh ein hohes Maß an Rücksichtnahme, Verantwortungsgefühl und Fürsorge“, weiß Christoph Gräf von der Stiftung Liebenau, die als Träger die Geschwisterzeit unterstützt. „Nicht selten fühlen sich die Kinder überfordert und innerlich zerrissen zwischen Helfenwollen und eigenen Bedürfnissen.“ „Geschwisterkinder sind gesunde Kinder. Daher ist es oft erst auf den zweiten Blick ersichtlich, dass sie Hilfe brauchen“, sagt Irene von Drigalski, von der Novartis-Stiftung FamilienBande. Die Stiftung hat eine Hotline und eine Datenbank angelegt, in der mehr als 200 Beratungs- und Hilfeangebote für Geschwisterkinder in ganz Deutschland zu finden sind. „Geschwisterkinder tragen oft mehr Verantwortung im Alltag, müssen eigene Wünsche hintanstellen und kümmern sich zudem häufig mit
L E S E T I P P S Büchertipps: „Ich bin doch auch noch da. Aus der Arbeit mit Geschwistern behinderter Kinder“, Marlies Winkelheide, Trialogo Verlag „Ich suche meinen Weg. Aus dem Labyrinth von Geschwisterbeziehungen. Kinder und Eltern berichten“, Marlies Winkelheide, Geest-Verlag „Geschwister von Menschen mit Behinderung. Entwicklung, Risiken, Chancen“, Waltraud Hackenberg, Reinhardt Verlag Im Internet: www.stiftung-familienbande.de www.geschwisterzeit.de www.facebook/PeterPux www.geschwisterkinder.de www.Geschwisterbuecherei.de
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um das kranke Geschwisterkind“, sagt Drigalski. Gemeinsam in den Urlaub fahren, Zeit mit den Eltern verbringen oder andere Kinder mit nach Hause bringen, sei nicht selbstverständlich. Geschwisterkinder solle man aber nicht nur als Opfer sehen: „Sie entwickeln oft herausragende soziale Fähigkeiten.“ Mittlerweile wird bereits in die Ausbildung für Geschwisterbegleitung investiert: Das Institut für Sozialmedizin in der Pädiatrie in Augsburg (ISPA) hat 2012 in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen eine Fortbildung zur „Fachkraft für Geschwister“ ins Leben gerufen. Das ISPA ist auch Entwicklungsinstitut für das Nachsorgemodell „Bunter Kreis“, das sich an Familien mit schwerstkranken Kindern richtet. „In den Familien dreht sich häufig sehr viel um das kranke Kind, Momente ungeteilter Aufmerksamkeit sind für Geschwisterkinder rar“, sagt Marlies Winkelheide.
„Die Nachfrage nach Begleitung ist enorm, zu unseren Angeboten kommen Familien aus ganz Deutschland.“ Die Tatsache, eine Schwester oder einen Bruder mit Behinderung zu haben, sei dabei kein Grund für eine Therapie, sagt Winkelheide. „Es ist eine Lebenssituation, für die es Aufmerksamkeit braucht und geschützte Räume, in denen Kinder ihre Bedürfnisse und Gefühle äußern können.“ Geschwisterkinder hätten jedoch oft große Hemmungen, ihre Wut auf den chronisch kranken Bruder oder die Schwester mit Behinderung zu zeigen. Denn: „Wie kann man wütend sein auf jemanden, der nichts dafür kann, dass er so ist, wie er ist?“ Die Teilnahme an Seminaren führt die Betroffenen aus der Einsamkeit heraus. Ohne Tabus dürfen sie dort ihre Fragen stellen: Warum er und nicht ich? Darf ich glücklich sein, obwohl mein Bruder behindert ist? (epd)
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