schön Magazin für Medizin und Wohlbefinden
gesund
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Wann beginnt Sucht?
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EineTelefonaktion mit Suchttherapeutinnen am Donnerstag, 3. Juli
Mehr Informationen: www.niemand-optik.de
Selbstständig bleiben Alte Menschen profitieren von einer ganzheitlichen Betreuung im Krankenhaus
e i p a r e h T e t l Gezie
wirksamere , n e it e h k n ra K ose von izin Bessere Diagn durch Biomed e tt ri h c s rt o F – Die Medikamente Seiten 4 – 7
Eine Verlagsbeilage der Berliner Zeitung 70. Jahrgang | Nr. 7 | 02.07.2014
Haben Sie Interesse an einer sechswöchigen Erstanwendungsstudie der Charité Research Organisation unter ärztlicher Leitung teilzunehmen? Wir suchen aktuell:
WIR SUCHEN
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Inhalt Aktuelles
In Deutschland sterben jährlich
40.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums
Ab wann beginnt die Sucht? Telefonaktion mit Therapeutinnen zu illegalen und legalen Drogen
Bilder: BZGA
S
tarker Konsum von Cannabis – auch als Haschisch oder Gras bezeichnet – kann in eine Abhängigkeit münden. Regelmäßige Konsumenten laufen Gefahr, antriebslos zu werden und sich zunehmend zu isolieren. In Einzelfällen steht Cannabis auch im Zusammenhang mit dem Auftreten von Psychosen. Weitaus häufiger wird Cannabis wie ein Beruhigungsmittel eingesetzt, um weniger Ärger oder Frust zu spüren. Während Cannabis von vielen – ähnlich wie Alkohol – als Alltagsdroge angesehen wird, ist der Gebrauch anderer Drogen wie Amphetamin, Ecstasy und Co.
zwar für weniger Menschen alltäglich, jedoch auch mit Risiken für die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit verbunden. Im Gegensatz zu den illegalen Drogen ist Alkohol überall akzeptiert. Aber zehn Millionen Deutsche trinken mehr Alkohol, als gut für sie ist. Welche Signale weisen auf den regelmäßigen, die Gesundheit und die Entwicklung gefährdenden Konsum von Drogen hin? Wann wird der Gebrauch zum Missbrauch? Welche Reaktion ist am Besten, wenn heraus-
kommt, dass Sohn, Tochter oder Enkelkind viel Alkohol oder Drogen konsumieren? Was tun, wenn Partner, Kinder, Eltern oder Kollegen wegen Drogenkonsum in Schwierigkeiten geraten? Diese und alle anderen Fragen zu Drogen und Sucht beantworten die Therapeutinnen Birgit Spohr und Christine Pirot vom Therapieladen e. V. in der Potsdamer Straße 131 in Berlin. Beide sind Diplom-Psychologinnen und Psychotherapeutinnen mit langjähriger Erfahrung in der Behandlung von Suchtklienten.
Christine Pirot (l.) und Birgit Spohr sind am Donnerstag, 3. Juli, von 16 bis 18 Uhr unter 030-236 077 90 telefonisch erreichbar. Die Fragen können anonym gestellt werden. Rufen Sie an.
Kurz und kompakt Und im nächsten Heft am 6.8.2014: Gesunder Schlaf
rSchlafstörungen können zermü was sie, n me bend sein. Woher kom narSch Ist ? tun lässt sich dagegen eine r ode m Lär ser chen nur harmlo oe? gefährliche Apn
Impressum Verantwortlich für den Inhalt: Berliner Verlag GmbH Geschäftsführer: Michael Braun, Stefan Hilscher Anzeigenleiter: Mathias Forkel Verlag: Postadresse 10178 Berlin Anzeigen: Postfach 02 12 84, 10124 Berlin Anzeigenannahme: (030) 2327-50 Es gilt die aktuelle Preisliste (Berliner Zeitung Nr. 24);
Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH, Am Wasserwerk 11, 10365 Berlin Internet: www.berliner-zeitungsdruck.de Layout, Redaktion und Produktion: mdsCreative GmbH Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln Klaus Bartels (verantwortlich), Frauke Wolf und Melanie Schaffers Titelseite: thinkstock.de Ansprechpartner für redaktionelle Fragen und Anregungen: Klaus Bartels ) (0221) 224-2603 * schoengesund@mdscreative.de
02 | schöngesund
Entspannung lässt sich erlernen Den Alltag mit einem Lächeln ertragen — Gut für die Seele und für die Gesundheit
B
eruf, Familie, Umgebungslärm – es gibt viele Faktoren, die im Alltag Stress auslösen. Auf Dauer kann Stress krank machen – Depressionen, Burn-out oder Herz-Kreislauf-Krankheiten gehören zu den Folgen. Da entspannte Menschen gesünder leben, unterstützen viele Krankenversicherungen Kurse, die Entspannungstechniken lehren. AUTOGENES TRAINING. Viele Menschen leiden bei Stress unter Bauch- oder Kopfschmerzen. Die Wirkung des geistigen Zustands auf den Körper macht sich das Autogene Training zunutze. Bei dieser Entspannungsmethode geht es darum, die Gedanken den Körper kontrollieren zu lassen. Anfänger beginnen zum Beispiel damit, innerlich den Satz zu wiederholen „Mein Arm ist ganz schwer“. Irgendwann spüren sie, dass ihr Arm sich tatsächlich schwer anfühlt und sich die Muskeln lo-
ckern. Auf diese Weise zielt Autogenes Training darauf ab, den gesamten Körper zu entspannen. Zudem hat es eine beruhigende Wirkung auf das vegetative Nervensystem. DIE KRAFT DER VORSTELLUNG. Die Fantasiereise ist eine Entspannungsmethode, die den Geist auf Wanderschaft schickt. Hierbei ruft
Kassenleistung Im Rahmen der Prävention bezuschussen oder übernehmen viele gesetzliche Krankenkassen die Gebühren für Entspannungs-Kurse. Die Angebote müssen allerdings bestimmte Qualitätskriterien erfüllen. Eine Anfrage an die eigene Kasse lohnt sich.
sich das Gehirn eine Szene auf, mit der ein Wohlgefühl verbunden ist. Erlebt wird mit allen Sinnen: Ein Fantasieplatz am Strand wirkt nicht nur durch seine Farben, sondern auch durch das Geräusch der Brandung, den warmen Wind auf der Haut und den Geruch des Salzwassers. Je detailgenauer das Gedankenbild geformt ist, desto leichter fällt es, einzutauchen. Die Fantasiereise wirkt entspannend und fördert zugleich die Konzentration und Vorstellungskraft. ENERGIE FLIESSEN LASSEN. Tai-Chi wird seit über 2.000 Jahren in China praktiziert und ist auch im Westen populär. Ziel ist es, die Lebensenergie (Chi) ungehindert fließen zu lassen. Festgelegte Abfolgen von zeitlupenhaften Bewegungen lösen Blockaden und bringen Körper und Seele ins Gleichgewicht. Julia Brandt Berliner Zeitung | Nr. 7 | 02. Juli 2014
In Berlin sind
23 Stationen von Krankenhäusern
Geriatrie
Bilder: Thinkstock.de
auf Altersmedizin eingestellt
„
2 Fragen an Professor Dr. Elisabeth Steinhagen-Thiessen
Ärztliche Leiterin des Evangelischen Geriatriezentrums Berlin der Charité und gleichzeitig Leiterin der dort angesiedelten Forschungsgruppe Geriatrie
1.
In der Geriatrie treffen viele Fachdisziplinen zusammen. Wo liegt die besondere Aufgabe des Geriaters, der ja von allem etwas wissen muss?
STEINHAGEN -THIESSEN: Wenn
Selbstständigkeit sichern Geriatrie ist der Fachbereich der Inneren Medizin, der sich mit dem alternden Menschen beschäftigt — Ein ganzheitlicher Ansatz sichert Lebensqualität und spart Kosten
NETZWERKE. In Berlin soll so etwas in Zukunft vermieden werden. Einer, der diesen Menschen helfen möchte, ist Dr. Eric Hilf, Chefarzt der Geriatrie, also der auf ältere Menschen spezialisierten Inneren Medizin am Sana Klinikum in Lichtenberg. Zudem ist er Vorsitzender des 2013 gegründeten Landesverbandes Geriatrie. Dieser Zusammenschluss von Fachärzten für die Altersmedizin erarbeitet gemeinsam mit dem Berliner Senat ein Konzept für Menschen wie Lotti Schulze. „Da können Netzwerke greifen“, ist Dr. Eric Hilf überzeugt. Und das könnte so funktionieren: Viele Ehrenamtler sind in Berlin unterwegs. Sie könnten ein besonderes Auge auf die älteren Mitbürger werfen, einfach mal bei ihnen vorbeischauen. Und wenn ihnen etwas auffällt, etwa eine leichte Verwirrtheit oder ein körperlich schwacher Zustand, dann könnten Berliner Zeitung | Nr. 7 | 02. Juli 2014
sie Ärzte oder die Mitarbeiter anderer Hilfsdienste informieren. Ziel dieses Netzwerkes ist es, Menschen wie Frau Schulze möglichst lang ein selbstständiges Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen.
„
Die ganzheitliche Betreuung führt zu größerer Unabhängigkeit
BESONDERE AUFMERKSAMKEIT. Der Selbstständigkeit älterer Patienten gilt ohnehin die besondere Aufmerksamkeit der Geriater. Sie achten von Anfang der Behandlung an darauf, „wie wir die Alltagskompetenz, die der Patient vorher hatte, wieder herstellen können“, so Dr. Hilf. In der Geriatrischen Abteilung des Klinikums Lichtenberg arbeiten neben Ärzten andere Fachleute, die jeden Patienten aufsuchen, selbst wenn er mit einem Befund kommt, der das eigentlich gar nicht erforderlich machen würde. So überprüft ein Physiotherapeut die Beweglichkeit, ein Ergotherapeut nimmt die Fähigkeit, Alltagshandlungen zu vollziehen, unter die Lupe. Ein Neuropsychologe untersucht die Patienten in der Sana Klinik auf mögliche Depressionen, ein Logopäde beob-
achtet das Schluckverhalten und ein Sozialarbeiter findet heraus, in welchem Umfeld der Patient lebt.
2.
NUTZEN ANERKANNT. Die Krankenkassen zahlen diese Untersuchungen. Denn die ganzheitliche geriatrische Versorgung führt zu einer größeren Selbstständigkeit der Patienten nach deren Entlassung. Die Kassen sparen letztlich also Geld. In Berlin gibt es mittlerweile 23 Krankenhausstationen, auf denen Altersmedizin betrieben wird. Berlin habe da im bundesweiten Vergleich eine gute Position, Johannes Schmitz sagt Dr. Hilf.
STEINHAGEN -THIESSEN: Schon
Auf welchem Gebiet erwarten Sie entscheidende Fortschritte?
heute erleben wir die Anfänge der personalisierten Medizin, insbesondere bei der Behandlung von Krebserkrankungen. Hier kommen zunehmend genetische Untersuchungen zum Einsatz, um die Behandlung zu steuern. Die große Hoffnung wäre natürlich eine Heilungsmöglichkeit für Demenz – hier sind wir aber leider noch nicht so weit, dass wir bald einen großen Durchbruch erwarten können.
Diabetes und Folgeerkrankungen im Alter – auf was ist zu achten? Nutzen Sie unser Arzt-Patienten-Gespräch am Mittwoch, den 09.07.2014, ab 18 Uhr DRK Kliniken Berlin | Köpenick Klinik für Innere Medizin - Schwerpunkt Geriatrie Salvador-Allende-Straße 2 – 8, 12559 Berlin Speisesaal im Haus 21, Telefon: (030) 30 35 - 35 05 www.drk-kliniken-berlin.de
Ve Kos ra te ns nl ta os ltu e ng
L
otti Schulze ist 83, ihr geht es eigentlich noch ganz gut. Sie vergisst nur oft zu trinken. Und es ist ihr furchtbar lästig, aus dem Sessel aufzustehen, um auf die Toilette zu gehen. Auch deshalb trinkt sie zu wenig. Lotti Schulze merkt gar nicht, dass sie immer schwächer wird. Als sie sich dann zu einem Einkauf aufrafft, ist sie so schwach, dass sie im Treppenhaus stürzt und sich einen Oberschenkelhalsbruch zuzieht.
so viele Berufsgruppen beteiligt sind, ist es entscheidend, die Behandlung gut zu koordinieren. Außerdem ist der Zugang zum Patienten in der Geriatrie ein multidimensionaler. Geriater sorgen dafür, dass alle Berufsgruppen optimal Hand in Hand zum Wohle des Patienten arbeiten. Gleichzeitig müssen sie eine Menge medizinisches Fachwissen mitbringen.
schöngesund | 03
Biomedizin
In Berlin-Brandenburg gibt es
mehr als 20 Institute mit Life-Science-Bezug
Die Entschlüsselung des menschlichen Genoms im
Jahr 2000
Biomedizin
lt/MDC Bild: Steffen Weige
war ein Meilenstein der Biotechnologie
Gast-Editorial von Professor Dr. Walter Rosenthal
Diagnose
Vorsitzender des Stiftungsvorstands und Wissenschaftlicher Vorstand des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
allein Krankheiten werden nicht me, pto Sym her aufgrund klinisc ularer lek mo sis Ba der sondern auf ler uel ivid ind o als n, Informatione t. ann erk , sen Genanaly
Liebe Leserin, lieber Leser,
in den vergangenen Jahren hat die Forschung auf dem Gebiet der Molekularbiologie und der Genetik tiefe Einblicke in die Entstehungsmechanismen schwerer Krankheiten gewonnen. In einigen Fällen ist es gelungen, zielgerichtetere Therapien zu entwickeln. Ich nenne nur die Entwicklung des Antikörpers Trastuzumab, der bei bestimmten Formen von Brustkrebs das WachstumderKrebszellendirektstoppt,oderdenWirkstoff Imatinib, der zur Therapie unterschiedlichster Krebsarten eingesetzt wird und das Krebswachstum ebenfalls blockiert.
Große Fortschritte hat die Forschung aber nicht nur bei der Entschlüsselung molekularer Vorgänge gemacht, sondern auch bei der Entwicklung von Technologien, die es ermöglichen, die Gesamtheit unsere Gene, Eiweiße und Stoffwechselprodukte zu bestimmen. Diese umfassenden Analysen erlauben den Blick auf das, was wir „Systemmedizin“ nennen. Sie betrachtet Krankheiten als systemische Erscheinungen, die ihre Ursache weniger in einem Gen oder Protein haben, sondern in einer Kombination aus Fehlschaltungen in Stoffwechselwegen, Signalkaskaden und Organfehlfunktionen. Wir gewinnen damit immer mehr Einblick in die Steuerungsmechanismen des Lebens und damit auch von Krankheiten und zwar auf den verschiedensten Ebenen. Dadurch öffnet sich die Tür zu einer „Präzisionsmedizin“, wie ich sie nennen möchte. Das bedeutet, wir können künftig immer präzisere, zielgenauere Behandlungsmethoden entwickeln – maßgeschneidert sozusagen statt „one size fits all“. Herzliche Grüße, Ihr Walter Rosenthal
04 | schöngesund
Für die Vo lkskrankh eite ergeben s ich effizien n tere Behandlun gen mit w eniger Nebenwir kungen un d besserer Aus sicht auf H eilung.
ge
Grundla
r mole ung de DNA k c e d t Die En truktur der r nS kulare olekül im Jah m b lü r h sc s als E die Ent lichen d n u 3 h 195 nsc die des me selung 2000 schuf en em s Genom tzung für die . e s s lo no gie Vorau Biotech e h c is dizin
Bilder: Thinkstock.de
Aus dem Max-Delbrück-Centrum (MDC) möchte ich ein weiteres Beispiel hinzufügen. Dort konnte Professor Ulrike Stein in Zusammenarbeit mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin ein Gen (MACC1) identifizieren, das bei Patienten mit Dickdarmkrebs verändert ist und die Bildung von Metastasen fördert. Inzwischen hat sie mit ihren Kollegen einen Test entwickelt, der auf diesem Biomarker basiert. Damit können bereits im sehr frühen Stadium einer Darmkrebserkrankung die Patienten erkannt werden, die ein hohes Risiko haben, lebensbedrohliche Metastasen zu bekommen. Sie können dann entsprechend intensiver behandelt werden. Weiter hat sich gezeigt, dass MACC1 auch bei sehr vielen anderen Krebsarten eine Rolle spielt.
Perspektive
L
Gezielte Therapie Biotechnologische Methoden ermöglichen es, Ursachen von Krankheiten besser zu erkennen und Wirkstoffe erfolgreicher einzusetzen Tanja von Unger
ife Science“ – also Lebenswissenschaften – ist nur ein weiter Oberbegriff für ein wachsendes internationales Imperium von Biotechnologie und Hightech-Medizin. Ein Feld der nahezu unbegrenzten Möglichkeiten für Ärzte, Forscher, Wissenschaftler und Ingenieure. „Die Biotechnologie hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer modernen Technologie entwickelt, ohne die medizinischer Fortschritt kaum denkbar ist“, betont Dr. Kai Uwe Bindseil, Geschäftsbereichsleiter für Gesundheitswirtschaft bei der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH. „Sei es bei der Aufklärung der molekularen Ursachen von Krankheiten, sei es bei der Entwicklung neuer Diagnoseverfahren oder spezifischer Wirkstoffe, immer spielen moderne biotechnologische Verfahren eine Rolle“, sagt Bindseil. WACHSENDER MARKT. Schon heute werden fast alle neuen Medikamente unter Einsatz von Biotechnologien und Biomarkern für die Diagnostik entwickelt. Der Anteil von Biopharmazeutika am deutschen Pharmamarkt steigt beständig. Im Jahr 2013 überstieg das Marktvolumen 6,5 Milliarden Euro. Wesentliche Aufgabe ist die schnelle Übertragung (Translation) von Forschungserkenntnissen in den klinischen Alltag; dafür Berliner Zeitung | Nr. 07 | 02. Juli 2014
werden enorm große Datenmengen JUNGE DISZIPLIN. Die medizinische analysiert und übertragen. Zu die- Biotechnologie wird auch die „rote sem Zweck bündeln zum Beispiel in Biotechnologie“ genannt. Die GrundBerlin das Max-Delbrück-Centrum lagen dieser Disziplin, wie sie heute für Molekulare Medizin (MDC), das verstanden wird, wurden erst vor ein zur Helmholtz-Gemeinschaft gehört, paar Jahrzehnten im Zuge der mound die Charité – Universitätsmedi- dernen Genomforschung gelegt. So zin Berlin ihre Forschung im neuen hat die Entdeckung der molekularen Berlin Institute of Health. Berlin- Struktur der DNA als Erbmolekül Brandenburg hat sich im Jahr 1953 durch zum führenden Lifedie Amerikaner Die Biotechnologie Science-Standort EuJames Watson und ermöglicht Fortschritte ropas entwickelt und Francis Crick einen in vielen Bereichen nimmt im weltweienormen Schub austen Vergleich einen gelöst. Ein weiterer vorderen Rang ein. Auch der „Life Meilenstein war die EntschlüsseScience Day“, der vom Bezirk lung des menschlichen Genoms im Steglitz-Zehlendorf und dem Regi- Jahr 2000. onalmanagement Berlin Südwest in Kooperation mit der Freien Uni- PERSONALISIERTE THERAPIE. „Bei der versität Berlin sowie der Charité am Life-Science-Forschung ist die Unter16. Oktober 2014 im Rahmen der Ber- scheidung zwischen herkömmlichen lin Health Week stattfindet, widmet Krankheiten und Krebs elementar“, sich den aktuellen Forschungen und erklärt Professor Ulrich Keilholz, kommissarischer Direktor des ChaErkenntnissen der Biotechnologie.
„
Unterschiede
eidung zwiWichtig ist die Untersch Krankheiten schen herkömmlichen n, gegen und genetisch bedingte amente die zielgerichtete Medik nnen. eingesetzt werden kö
rité Comprehensive Cancer Center. Krebs, so der Wissenschaftler, entsteht durch genetisch veränderte Zellen selbst, wohingegen alle anderen Krankheiten auf veränderte Funktionszustände der erkrankten Organe zurückzuführen sind. „Durch Gentests sind wir in der Krebsforschung heute fähig, eine personalisierte Tumortherapie für immer mehr Patienten zu entwickeln“, sagt Keilholz. KEIN TODESURTEIL. In der Folge sind Mediziner heute in der Lage, ganz gezielt die genomkranken Tumorzellen zu behandeln. „Stürmische Zeiten im besten Sinne“, prognostiziert Keilholz der Diagnose und Behandlung von Krebs durch Biotechnologie. „Krebs wird in Zukunft weniger eine Todesursache als vielmehr eine Art chronische Krankheit sein“. Dies gelingt insbesondere bei den häufigsten Krebsarten wie Brust- oder Darmkrebs durch die wissenschaft-
liche Bildung von Untergruppen und die gezielte Entwicklung von Therapien. „Wo Krankheiten eben nicht mehr aufgrund klinischer Symptome, sondern auf der Basis molekularer Informationen erkannt werden können, ist der Therapieerfolg zwangsläufig eng mit den diagnostischen Möglichkeiten verknüpft. Dank individueller Genanalysen liegt das Ziel, schon vor Therapiebeginn zu wissen, ob und wie die Behandlung bei einem Patienten wirken wird, heute für viele Krankheiten in greifbarer Nähe“, sagt auch Bindseil. Für die Patienten bedeutet das vor allem eines: Eine gezieltere, sicherere und erfolgreichere Behandlung ihrer Leiden. ZIELGERICHTETE MEDIKAMENTE. Die Erbinformation ist der Bauplan aller Lebensvorgänge. Um den Mechanismen von Krankheiten auf die Spur zu kommen, ist das Wissen um • • •
Berlin Health Week – 13. bis 22. Oktober 2014 Die „Health Week“ – Gesundheitswoche für Berlin-Brandenburg wird 2014 zum zweiten Mal vom 13. bis zum 22. Oktober stattfinden. Unternehmen der
Berliner Zeitung | Nr. 07 | 02. Juli 2014
Gesundheitswirtschaft bieten Tage der offenen Tür, Führungen, Workshops oder Angebote zum Mitmachen und Testen für Patienten an. (jab)
Keine Termine beim Kardiologen? Bei uns sind kurzfristige Termine möglich.
Herzpraxis Wilmersdorf
Dr. Constanze Müller | Dr. Detlef Loos Hohenzollerndamm 187 | 10713 Berlin (U-Bahn Fehrbelliner Platz) Telefon 030 821 10 09
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schöngesund | 05
Biomedizin
In Berlin-Brandenburg gibt es
mehr als 20 Institute mit Life-Science-Bezug
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Jahr 2000
Biomedizin
lt/MDC Bild: Steffen Weige
war ein Meilenstein der Biotechnologie
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Diagnose
Vorsitzender des Stiftungsvorstands und Wissenschaftlicher Vorstand des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
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in den vergangenen Jahren hat die Forschung auf dem Gebiet der Molekularbiologie und der Genetik tiefe Einblicke in die Entstehungsmechanismen schwerer Krankheiten gewonnen. In einigen Fällen ist es gelungen, zielgerichtetere Therapien zu entwickeln. Ich nenne nur die Entwicklung des Antikörpers Trastuzumab, der bei bestimmten Formen von Brustkrebs das WachstumderKrebszellendirektstoppt,oderdenWirkstoff Imatinib, der zur Therapie unterschiedlichster Krebsarten eingesetzt wird und das Krebswachstum ebenfalls blockiert.
Große Fortschritte hat die Forschung aber nicht nur bei der Entschlüsselung molekularer Vorgänge gemacht, sondern auch bei der Entwicklung von Technologien, die es ermöglichen, die Gesamtheit unsere Gene, Eiweiße und Stoffwechselprodukte zu bestimmen. Diese umfassenden Analysen erlauben den Blick auf das, was wir „Systemmedizin“ nennen. Sie betrachtet Krankheiten als systemische Erscheinungen, die ihre Ursache weniger in einem Gen oder Protein haben, sondern in einer Kombination aus Fehlschaltungen in Stoffwechselwegen, Signalkaskaden und Organfehlfunktionen. Wir gewinnen damit immer mehr Einblick in die Steuerungsmechanismen des Lebens und damit auch von Krankheiten und zwar auf den verschiedensten Ebenen. Dadurch öffnet sich die Tür zu einer „Präzisionsmedizin“, wie ich sie nennen möchte. Das bedeutet, wir können künftig immer präzisere, zielgenauere Behandlungsmethoden entwickeln – maßgeschneidert sozusagen statt „one size fits all“. Herzliche Grüße, Ihr Walter Rosenthal
04 | schöngesund
Für die Vo lkskrankh eite ergeben s ich effizien n tere Behandlun gen mit w eniger Nebenwir kungen un d besserer Aus sicht auf H eilung.
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Gezielte Therapie Biotechnologische Methoden ermöglichen es, Ursachen von Krankheiten besser zu erkennen und Wirkstoffe erfolgreicher einzusetzen Tanja von Unger
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„
Unterschiede
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rité Comprehensive Cancer Center. Krebs, so der Wissenschaftler, entsteht durch genetisch veränderte Zellen selbst, wohingegen alle anderen Krankheiten auf veränderte Funktionszustände der erkrankten Organe zurückzuführen sind. „Durch Gentests sind wir in der Krebsforschung heute fähig, eine personalisierte Tumortherapie für immer mehr Patienten zu entwickeln“, sagt Keilholz. KEIN TODESURTEIL. In der Folge sind Mediziner heute in der Lage, ganz gezielt die genomkranken Tumorzellen zu behandeln. „Stürmische Zeiten im besten Sinne“, prognostiziert Keilholz der Diagnose und Behandlung von Krebs durch Biotechnologie. „Krebs wird in Zukunft weniger eine Todesursache als vielmehr eine Art chronische Krankheit sein“. Dies gelingt insbesondere bei den häufigsten Krebsarten wie Brust- oder Darmkrebs durch die wissenschaft-
liche Bildung von Untergruppen und die gezielte Entwicklung von Therapien. „Wo Krankheiten eben nicht mehr aufgrund klinischer Symptome, sondern auf der Basis molekularer Informationen erkannt werden können, ist der Therapieerfolg zwangsläufig eng mit den diagnostischen Möglichkeiten verknüpft. Dank individueller Genanalysen liegt das Ziel, schon vor Therapiebeginn zu wissen, ob und wie die Behandlung bei einem Patienten wirken wird, heute für viele Krankheiten in greifbarer Nähe“, sagt auch Bindseil. Für die Patienten bedeutet das vor allem eines: Eine gezieltere, sicherere und erfolgreichere Behandlung ihrer Leiden. ZIELGERICHTETE MEDIKAMENTE. Die Erbinformation ist der Bauplan aller Lebensvorgänge. Um den Mechanismen von Krankheiten auf die Spur zu kommen, ist das Wissen um • • •
Berlin Health Week – 13. bis 22. Oktober 2014 Die „Health Week“ – Gesundheitswoche für Berlin-Brandenburg wird 2014 zum zweiten Mal vom 13. bis zum 22. Oktober stattfinden. Unternehmen der
Berliner Zeitung | Nr. 07 | 02. Juli 2014
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schöngesund | 05
Hunderte
Biomedizin
biotechnologisch hergestellte Medikamente sind bereits zugelassen
Aus der Forschung Ursachen erkennen
Kampf der Zellen Forscher um Professor Dr. Thomas Blankenstein im BIH entwickeln eine neue Form der Krebstherapie, die als T-Zellrezeptor-Gentherapie bezeichnet wird. T-Zellen von Krebspatienten werden gentechnisch so verändert, dass sie Krebszellen erkennen und zerstören. Professor Blankenstein: „Die entscheidenden Fragen sind: Welche Antigene auf der Krebszelle werden als Zielstruktur ausgewählt? Wie können geeignete T-Zellrezeptoren gewonnen werden? Wie kann die Zerstörung von gesundem Gewebe verhindert werden?“
Bilder: Thinkstock.de
Im Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH) beschäftigt sich Professor Dr. Christian Rosenmund mit angeborenen, genetisch bedingten Erkrankungen, die nur schwer rasch und sicher zu diagnostizieren sind. „Ziel unseres Konsortiums ist es, neueste Technologien in die klinische Diagnostik einzuführen, die Ursachen der Erkrankungen besser zu verstehen und damit schließlich Ansätze zur Therapie zu entwickeln“, sagt Professor Rosenmund. Immer mehr Medikamente entstehen in biotechnischen Labors
Alzheimer verstehen
• • • diese Baupläne sehr wichtig. Je besser die Forscher verstehen, welche Gene für die Produktion bestimmter Eiweiße zuständig sind, umso eher können sie zielgerichtete Medikamente entwickeln. Denn genau das ist eines der Ziele in der medizinischen Biotechnologie: biologische Moleküle ganz gezielt für therapeutische Zwecke zu nutzen. Das Verständnis des Genoms (Gesamtheit aller Gene) und das Proteom (Gesamtheit aller Eiweiße) sind daher elementare Voraussetzungen für Biotechnologen.
Das BIH-Konsortium um Prof. Erich Wanker sucht neue Erkenntnisse über die Alzheimer-Erkrankung. Experten aus der Neurodegenerationsforschung haben sich dafür mit Spezialisten für zelluläre Prozesse, die bei Alzheimer eine wichtige Rolle spielen, zusammengeschlossen. In mehreren kooperierenden Teams wird das sehr komplexe Zusammenspiel der Proteine in den von Alzheimer betroffenen Nervenzellen analysiert. „Gemeinsam untersuchen wir, welche funktionellen Zusammenhänge in Neuronen gestört sind und wie man in die Krankheitsabläufe auf molekularer Ebene eingreifen kann, um neue therapeutische Ansätze zu entwickeln“, sagt Prof. Wanker. (jab)
BESSER GEGEN VOLKSKRANKHEITEN. „Anders ist das eben bei der Erforschung von Krankheiten im weitesten Sinne“, erklärt Keilholz. Die Erforschung von komplexen „Funktionszuständen“ des Körpers stellt die Wissenschaftler vor größere Probleme als die Gendiagnosen. Doch auch bei Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes haben Wissenschaftler auf der Basis neuester Erkenntnisse bereits zahlreiche neue Ansätze für eine noch effizientere Behandlung mit weniger Nebenwirkungen oder gar Heilung von Krankheiten entdeckt. Konnten bisher vielfach nur Symptome einer Krankheit behandelt werden, lassen sich mit dem Wissen der Genom- und Proteomforscher inzwischen gezielt die Ursachen bekämpfen. So eröffnet die Biotechnologie hier ganz neue Optionen und verbessert zugleich die Einsatzmöglichkeiten für die klassische, mit chemischen Molekülen arbeitende Pharmazie.
06 | schöngesund
NEUZÜCHTUNG VON KÖRPERTEILEN. Ein weiteres Thema der zukünftigen Forschung im Rahmen von Life Science ist die gezielte Neuzüchtung von Organen oder Körperteilen. „Die Regenerative Medizin ist ein relativ neues Feld der Biotechnologie. Sie befasst sich mit der Heilung verschiedener Erkrankungen durch die Wiederherstellung funktionsgestörter Zellen, Gewebe und Organe sowie biologischen Ersatz, beispielsweise mit Hilfe gezüchteter Gewebe“, erklärt Bindseil.
„
Krebs wird in Zukunft weniger eine Todesursache sein
NEUE WIRKSTOFFE. Tatsache ist, dass die Medizin für die Biotechnologie-Firmen eins der wichtigsten Anwendungs- und Absatzgebiete ist. Auch die Herstellung von Medikamenten erfolgt heutzutage immer stärker biotechnologisch. In
Deutschland waren nach Angaben des Verbandes der chemischen Industrie (VCI) bereits 2011 insgesamt knapp 200 biotechnologisch hergestellte Medikamente und Impfstoffe zugelassen – Tendenz steigend. Sie werden in speziell dafür entwickelten Bioreaktoren hergestellt. Dort produzieren Mikroorganismen oder tierische Zellen das gewünschte Präparat. Dies gilt vor allem für eiweißbasierte Medikamente wie Antikörper oder Hormone. Solche aktiven Biomoleküle lassen sich in ihrer dreidimensionalen Form nur von lebenden Organismen oder Zellen produzieren. Ein chemischer Nachbau funktioniert nicht. Dass Mikroorganismen und Zellen inzwischen gentechnisch so verändert werden können, dass sie das gewünschte Biomolekül passgenau herstellen, ist ein Verdienst der Gentechnik. Auf diese Weise entstehen etwa Medikamente für Millionen von Patienten, die an Diabetes leiden. Das Insulin wird in gentechnisch veränderten Bakterien und Säugetierzellen hergestellt.
„Lebenswissenschaften“ mit vielen Disziplinen „Life Science“ bedeutet Lebenswissenschaften und fasst alle Disziplinen zusammen, die sich mit Prozessen oder Strukturen von Lebewesen befassen. Medizin und Pharmaindustrie sind wichtige Zielbranchen von
Life Science, es gibt jedoch viele andere, rein industrielle Anwendungsgebiete. Außer der Biologie gehören dazu Biomedizin, Biotechnologie, Biochemie, Molekularbiologie, Biophysik und Bioinformatik.
Berliner Zeitung | Nr. 07 | 02. Juli 2014
Biologisches Material wurde bei
6.000 Patienten zur Regeneration
Biomedizin
von Gelenkknorpeldefekten eingesetzt
Kurz und kompakt
Biologisch erzeugter Ersatz
Augenhornhaut aus Labor
D
er Fortschritt in der Regenerativen Medizin ist enorm. Dieses Feld der Biotechnologie befasst sich mit der Wiederherstellung funktionsgestörter Zellen, Gewebe und Organe durch den biologischen Ersatz. So gibt es erfolgreiche Produkte für die Regeneration von Knorpelschäden oder Hauterkrankungen. Einem Forscherteam der TU Berlin ist es gelungen, die zelluläre Kommandozentrale, in der das Haarwachstum gesteuert wird, im Reagenzglas herzustellen. Pflanzt wird das Zellaggregat in die Haut ein, sprießen neue Haare. Nicht nur Kahlköpfe könnten davon profitieren. Die Haarfollikel sollen In-VitroTestmethoden revolutionieren. KOMPLEXE ORGANE. Ähnliche Fortschritte machen die Wissenschaftler bei Zähnen: Sie forschen derzeit an den Dritten, die nachwachsen. Die Herstellung von komplexen Ersatzorganen wird aber sicher noch Jahre in Anspruch
nehmen. „Der Traum wäre natürlich die komplette Züchtung von Körperteilen. Allerdings stehen Wissenschaft und Forschung zum Beispiel bei der Züchtung von Herzklappen am Anfang“, betont Professor Ulrich Keilholz, kommissarischer Direktor des Charité Comprehensive Cancer Center.
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Ein Traum wäre die komplette Züchtung von Körperteilen
NEUE WIRKSTOFFE. Ein Beispiel für eine schon fortgeschrittene Entwicklung ist die Zellzüchtung zur gelenkerhaltenden Behandlung von Gelenkknorpeldefekten und Bandscheibendefekten. Die in Teltow bei Berlin ansässige Firma co.don gehört zu den weltweit führenden Spezialisten der Zellzüchtung in diesem Bereich. Als Ausgangsstoffe der zellbasierten biologischen Arzneimittel
Bilder: Thinkstock.de
Zellen für das Haarwachstum, Ersatz von Knorpel, Züchtung von Herzklappen — die Biotechnologie eröffnet viele Wege für neue Therapien, die noch getestet werden dienen patienteneigenes Knorpelgewebe sowie Blutserum des Patienten – es werden weder Antibiotika noch Wachstumsfaktoren oder Gentechnik eingesetzt. Aus diesem Gewebe werden in den Laboren der co.don die Zellen isoliert und vermehrt, um sie dann zur Regeneration von geschädigtem Gewebe zu transplantieren – oft minimalinvasiv.
Am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) in Potsdam werden Biomaterialien für die Augenheilkunde entwickelt. Das Spektrum reicht von Kontaktlinsen über Intraokularlinsen bis hin zu komplex aufgebauten Implantaten wie künstlicher Augenhornhaut. Eine wesentliche Voraussetzung ist die Biokompatibilität, also die Verträglichkeit des Biomaterials mit dem lebenden Gewebe. Diese Entwicklungen wurden bereits erfolgreich an Menschen angewendet.
GELENKPROTHESE VERMEIDEN. Durch Nutzung der patentierten Arzneimittel des Unternehmens können in vielen Fällen Gelenk- und Bandscheibenprothesen vermieden werden. Diese Verfahren sind zwar ausgereift, aber mit Risiken und Einschränkungen behaftet. Orthopäden, Unfallchirurgen und Neurochirurgen setzen daher zunehmend auf dieses regenerative Therapieverfahren. Die minimalinvasive Methode zur Gelenkknorpelregeneration wurde bisher bei 6.000 Patienten in Deutschland erfolgreich Tanja von Unger angewendet.
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Transparente Forschung In der Biotechnologie setzen Wissenschaftler und Mediziner auf Transparenz und Patientenschutz. So hat bereits 2008 die Europäische Vereinigung der Pharmazeutischen Industrie ihren Kodex zur Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen in Kraft gesetzt. (TvU)
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Berliner Zeitung | Nr. 07 | 02. Juli 2014
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