Wirtschaft Berlin - Spezial Health Week

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Wirtschaft

SPEZIAL

HEALTH WEEK

Balance im Hier und Jetzt Beobachten, fühlen, entschleunigen – Achtsamkeit kann Stress in die Schranken verweisen

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Dem Alter auf der Spur Ewige Jugend? Ein Traum, dem die Berliner Forscher ein Stück näher gekommen sind.

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Zukunftsmarkt Gesundheit Anzeigen-Sonderveröffentlichung Nr. 23 | 08. Oktober 2015


Wirtschaft

SPEZIAL | Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 08. Oktober 2015

AUS DEM INHALT

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Wie gestresst sind Sie?

f u a r ö H ! h dic

Der Antwort auf die Frage nach dem persönlichen Stresslevel ist eine studentische Arbeitsgruppe des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts nähergekommen. Gemeinsam mit einer brandenburgischen Firma entwickelten sie eine entsprechende Analyse-App.

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Die Technik schlägt zurück

„Big data“ ist bislang ein Negativbegriff. Doch Forscher arbeiten daran, dass die Auswertung riesiger Datenmengen schon bald die Heilungschancen drastisch erhöhen kann.

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Der Runde Tisch

Psychische Probleme wie Depressionen sind auf dem Vormarsch. Viele Betroffene fühlen sich im eigenen Körper nicht mehr zu Hause. Ein spezielles Achtsamkeitstraining kann dem Trend etwas entgegensetzen. Ein Erfahrungsbericht.

Die Expertenrunde diskutierte über die Innovationskraft des Gesundheitsstandorts Berlin-Brandenburg und Medizintourismus aber auch Fachkräftemangel und Krankenhaussterben. Eine Zusammenfassung.

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Neues Impfschema

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut hat das Impfschema gegen Pneumokokken für Säuglinge und Kleinkinder angepasst. Statt den bisherigen vier Impfungen sollen Säuglinge zukünftig nur drei erhalten.

Impressum Berliner Verlag GmbH Geschäftsführer: Michael Braun, Jens Kauerauf Vermarktung und Umsetzung: BVZ Vermarktung GmbH (Berlin Medien) Geschäftsführer: Andree Fritsche Projektleitung: Frank Simon Kontakt: runtertisch@berlinmedien.com Verlag: Postadresse 10178 Berlin Anzeigen: Postfach 02 12 84, 10124 Berlin Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH, Am Wasserwerk 11, 10365 Berlin Konzeption, Redaktion und Layout: mdsCreative GmbH Karl-Liebknecht-Straße 29, 10435 Berlin Geschäftsführer: Klaus Bartels Projektverantwortung: Nadine Kirsch Layout: Nadine Kirsch

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er Stecker war gezogen. Das Energielevel abrupt auf null. Selbst der Gang zur Toilette war ein Kraftakt. An regelmäßiges Duschen oder Essen nicht zu denken. Stattdessen unendliche Müdigkeit. Heulkrämpfe. Und das zu einem Zeitpunkt, wo klassischerweise Gefühle des Glücks programmiert sind. Drei Wochen nach der Geburt ihrer Tochter Mathilda geht Conny K. zum Arzt. Die Diagnose: Wochenbettdepression.

Weiteres weg. Typische Anzeichen: Antriebslosigkeit, Traurigkeit, Konzentrationsmangel, Schlafstörungen und im schlimmsten Fall sogar Suizidgedanken. Vielfach bleibt die Krankheit unerkannt. Laut einer Studie der University of Toronto sucht nur ein Drittel aller betroffenen Frauen Unterstützung. Scham und Schuldgefühle sind die wesentlichen Gründe.

„Muss nur noch kurz die Welt retten ... noch 148 Mails checken ...“ ‒ wie in Tim Bendzkos Song ging es im Alltag der 44-Jährigen zu. Familie und Job, beides zentrale Eckpfeiler im Leben der Unternehmerin. Kinder und Karriere, das schien prima unter einen Hut zu passen. Belege dafür: der frech-fröhliche siebenjährige Sohn, ein liebevoller Ehemann und eine Steuererklärung, die sich sehen lassen kann. Familie und Freunde bewundern das Powerpaket Conny K. Doch: hinter der taffen Fassade bröckelte es bereits vor der Geburt. „Häufig war ich müde. Doch ich dachte, ich müsste noch dies und das regeln, bevor das Kind kommt. Ich war so in meinem Hamsterrad gefangen, dass ich nur noch den Weg geradeaus kannte. Immer weiter. Wird schon werden. Reiß dich zusammen!“ ‒ Parolen mit denen sich Conny K. zum Durchhalten aufrief. Parolen aus der Kindheit. Parolen, mit denen bereits ihr Vater zielstrebig auf einen tödlichen Herzinfarkt mit 67 zugesteuert ist. „Ich bin mit Vollgas gegen die Wand gefahren. Beschleunigung, das war bis dato mein einzige bekannter Fluchtreflex“, sagt die Berlinerin.

Das Kind schrie. Ich fühlte mich als Rabenmutter, zudem wert- und nutzlos.

ANZEICHEN WERDEN VIELFACH NICHT ERKANNT. Wie Conny K. geht es vielen. Zwischen zehn bis 20 Prozent aller Mütter leiden nach der Geburt an einer sogenannten postpartalen Depression. Nicht zu verwechseln ist diese Erkrankung mit dem Babyblues, einem hormonell bedingten Stimmungstief, in das viele Mütter ein paar Tage nach der Geburt fallen. Der Babyblues hört nach maximal zwei Wochen auf. Die Depression geht nicht so ohne

„Die entscheidende Hürde war, mir überhaupt einzugestehen, dass ich ein massives Problem habe. Eines, was ich ohne fachmännische Unterstützung nicht in den Griff bekommen hätte“, sagt die 44-Jährige heute, zwei Jahre nach der Geburt ihrer Tochter. Conny K: „Mathilda schrie oft. Ich fühlte mich als Rabenmutter. Als wert- und nutzlose Rabenmutter!“ Ein weiteres Symptom: Panikattacken. Schlief das Neugeborene, schlich sich die Mutter ans Bettchen. „Ich musste Mathilda anstubsen, um zu sehen, ob sie noch atmet“, sagt Conny K. Dinge, die sie ihrem Umfeld nur schwer mitteilen konnte. Vor allem weil ohnehin alle Zeichen auf Babyglück eingestellt sind. Kam Besuch, gaukelte sie die Fassade der glücklichen Karriere-Mama vor. Auch die Hebamme merkte nichts. Wenige Stunden gelang die Farce. Doch ihrem Mann konnte sie nichts vormachen. Sich ihm öffnen allerdings auch nicht. Stattdessen zerrten Schlafentzug, Lärmpegel und Stress an ihrer beider Nerven. Die Streitkultur wurde heftiger. „Er flüchtete immer öfters ins Büro. Ich lag stun-

denlang heulend im Bett, bis ich zum Melken musste. Ich hasste meinen Körper. Ich hasste diese permanente Rufbereitschaft. Ich hasste mich aber auch selber, dass ich das alles hasste.“ ERSTE HIFE: MEDIKAMENTE. Was den Anstoß brachte, sich professionelle Hilfe zu suchen, weiß Conny K. nicht mehr genau. Irgendwann googelte sie im Internet. Das schlafende Kind neben sich. Sie fand Erfahrungsberichte mit ähnlichen Schilderungen von Müttern. Sie fand eine Anlaufstelle in Wohnortnähe: die psychiatrische Institutsambulanz des St. Joseph-Krankenhauses BerlinWeißensee. Sie begann eine ambulante Behandlung mit einem Mix aus Psychopharmaka und Verhaltenstherapie. „Ohne die Tabletten hätte ich meinen Alltag mit dem Neugeborenen nicht meistern können. Das Medikament hat mir die notwendige Grundstabilität zurückgebracht. Nur dadurch habe ich überhaupt die Kraft gewonnen, eine Verhaltenstherapie zu starten“, sagt die Berlinerin. In der Therapie entdeckt Conny K., dass die Geburt ihrer Tochter die psychischen Probleme erst an die Oberfläche gespült haben. Tatsächlich litt die 44-Jährige bereits früher unter depressiven Verstimmungen. Mühsam entlarvte sie Faktoren wie einen übersteigerten Anspruch an Perfektion sowie grundsätzliche Verlustängste um den beruflichen Erfolg als Problemherde. Ein starres Wertekorsett ‒ in weiten Teilen ohne Reflexion von den Eltern übernommen ‒ tun ihr Übriges, engstirnig und voreingenommen an Situationen heranzugehen. „Ich kannte es gar nicht, im Hier und Jetzt zu leben. Mein Leben war auf später verschoben. Wenn das und das geschafft ist, dann ... Das war meine Denkweise. Niederlagen hingen mir lange nach. Erfolge nahm ich gar nicht als solche wahr“, beschreibt Conny K. ihre Ausgangssituation. RESILIENZ ‒ DAS IMMUNSYSTEM DER SEELE. Experten sprechen von der Reslienz, also der inneren Widerstandskraft, von der es abhängt, wie gut oder eben schlecht Menschen


Health Week

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timeter örper Zen K r e d d ir n, ung w eundliche Bei der Üb Blick uskel it einem fr M m sr m te e e in m e sg t. Au ang g mit um Zenti betrachte wird häufi k c it li e io B k d n m u e a st d rt ts n de Ach im Fitness wohlwolle n dort wan . Denn wie uskeln Zehen. Vo M ie d ie über d d n e g verglichen si iv in t punk es Train r sukzess ig e ß n ä n h a c lm rc S e u g d ie ein sich durch re nen, lässt zum Kopf. der Blick w erden kön he bis hin eit k w ic lt m re a h e ä ts rb st h e c e g uskel A alle Körp auch der M sind, desto n e Übungen h ilfestelsc n e hlreiche H übter M iza e p e g il to e u Je . A rw n n e e tl nere rmalung stärk Es gibt mit sie ihren in Musikunte e n r e n n h ie n o H ö d k n im r it u n oder eben sichere lungen ‒ m Das Ziel: L e Sitzunge . g n ti e ü lt a in sh g c -m in s rain et. 30 loten auss kies für da pulärste T ‒ im Intern an. auch Quic ie wohl po r sc D e y b t. d A o tz . uB r Je re st e e d ss un Fitne eit ist d noch läng nz wie im Achtsamk a r e G e . d sg g e u in d a te o in n ra ie ers n meth r sitze schnelle T gilt, dass d liegen ode rt o im d t n is ie e e w n m e r ig r hie Diese, azu, den e n sie unte dio. Doch ng, dient d er ist fallen, wen n r n te e h D ic . n . le e n führte Übu e lge unehm Schritt itung erfo errker wahrz ischer Anle gemeine V n ll n a Körper stä ä ie m d h r c fü fa . Messgerät uch geitsig ein feines erlich als a rp ö k l h o sow fassung ‒

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Der menschliche Alltag findet heute sehr oft fast aussc hließlich im Sitzen statt. Keine gute Ausgangsbasis ‒ weder für denn Körper noch für den Geist. Das MBSR -Training bietet einige Bewegung sübungen, angelehnt an asiatische Lehren wie oga. Bei diesen Übunge n ist kein Leistungsziel zu erreiche n. Sondern es geht auch hierbei da rum, den eigenen Körper und sei ne Grenzen zu spüren.

Meditation

Das MBSR-Programm enthält auch einige Meditationsübungen wie das „Stille Sitzen“ und traditionelle Gehmeditationen.

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mit Problemen, Lebenskrisen und Misserfolgen umgehen. Menschen mit hoher Resilienz sind wie Stehaufmännchen: Sie reagieren kreativ und flexibel auf Herausforderungen des Lebens. Und sie erholen sich schneller von Misserfolgen. Als förderlich für den Faktor Resilienz gilt ein gesundes Selbstwertgefühl. Wer sich geachtet und akzeptiert fühlt, wer vorgelebt bekommt, wie sich Probleme und Konflikte meistern lassen und wer positive Erfahrungen mit Menschen macht, der entwickelt die Fähigkeit als Kind. „Es ist eine Sache zu erkennen, dass man der das Glasist-schon-halb-leer-Fraktion zählt. Und eine andere Sache diesen Blickwinkel zu verändern. Mein Psychologe empfahl mir das Thema Achtsamkeit“, berichtet Conny K. Achtsamkeit, das ist eine gesteigerte Form der Aufmerksamkeit. Statt gleich beim Zähneputzen

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unter der Dusche schon die nächsten Schritte zu planen, bedeutet Achtsamkeit das zu spüren, was gerade ist. Die Wassertropfen auf der Haut etwa. Wahrzunehmen, ob Körper und Geist gestresst oder entspannt sind. „Es geht nicht um Wertung. Es geht um das was ist“, erklärt Conny K. „Achtsamkeit ist eine Technik, die eigentlich eine Basiskompetenz aller Menschen sein sollte“, sagt der Verbandsvorsitzende Günter Hudasch vom MBSR-MBCTVerbands. „Ob es um die Konzentrationsfähigkeit von Kindern im Schulalter geht, um Erwachsene, die unter hohem Leistungsdruck stehen oder schwierigen Erfahrungen im Leben anders begegnen wollen ‒ Achtsamkeitstraining unterstützt die grundlegenden Fähigkeiten der Selbstregulation und eigenverantwortlichen Steuerung, die wir Menschen bereits besitzen.“

i DIE HEALTH WEEK – AM PULS DER ZEIT Noch bis zum 15. Oktober findet die Health Week statt. Ein zentrales Thema ist unter anderem in diesem Jahr der Themenkomplex „Seelische Gesundheit“. Denn: Psychische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch. Rund 15 Prozent aller Krankentage mit ärztlichem Attest entfallen auf psychische Erkrankungen. Das ist das Ergebnis des „Gesundheitsatlas 2015 – Blickpunkt Psyche“ der Betriebskrankenkassen. Die durchschnittliche Krankheitsdauer liegt bei 40 Tagen. Antriebs- und Stimmungsstörungen, zu denen auch Depressionen zählen, machen das Gros aus und verursachen im Schnitt 58 dokumen-

Wie positiv sich Meditation auswirkt, ist wissenschaftlich belegt. So konnte der amerikanische Hirnforscher Richard Davidson etwa herausfinden, dass buddhistische Mönche während der Meditation deutlich gesteigerte Aktivitäten in den Hirnbereichen haben, die für positive Emotionen zuständig sind.

tierte Ausfalltage pro Erkranktem. Die Statistik kennt nur einen Trend: steil nach oben. Seit 2003 haben sich die Fallzeilen mehr als verdoppelt. Die Falldauer stieg ebenfalls um 25 Prozent. Prävention und Früherkennung – auf diese Bereiche konzentriert sich auch die 9. Berliner Woche der Seelischen Gesundheit vom 10. bis zum 18. Oktober. www.health-week.de aktionswoche.seelischegesundheit.net/berlin

DEN INNEREN AUTOPILOTEN ABSTELLEN. Mindfulness Based Stress Reduction, kurz MBSR, heißt das bekannte Achtsamkeitstraining, das der Molekularbiologe Professor Jon Kabat-Zinn Ende der 1970er Jahre entwickelte. In dem klassischerweise achtwöchigen Trainingsprogramm werden Erkenntnisse aus der Verhaltensmedizin mit Meditionsübungen verbunden. „Mit Esoterik hat nichts zu tun. Gelehrt wird, den Blick nach innen zu richten. Statt auf Autopilot durchs Leben zu rasen, in immer den gleichen Gedankenwelten zu kreisen oder auf Situationen immer gleich zu reagieren, lernen wir innezuhalten. Das Innehalten schafft Raum zu beobachten, was eigentlich vor sich geht. Wir eröffnen uns damit mehr Handlungsspielraum und Entscheidungskraft“, sagt Hudasch. „Mittlerweile belegen viele Studien die Wirksamkeit des Anti-Stress-Programms,“ so der Verbandsvorsitzende. Und auch Conny K. hat positive Erfahrungen mit MBSR gemacht. „Es war eine Wohltat in den Kursraum zu kommen. Eine Insel der Ruhe“, erinnert ich die zweifache Mutter. „So entspannend, dass sich die ersten Male beim Bodyscan eingeschlafen bin“, lacht sie. Doch die 44-Jährige ist drangeblieben und hat einige der Übungen in ihren Tagesablauf integriert. MBSR bietet viele Optionen wie Bodyscan, Meditationsübungen im Gehen oder Sitzen, Bewegungseinheiten oder Quickies, wie das innere Lächeln, das helfen kann, zu einer annehmenden inneren Haltung zu finden. Mit Hilfe solcher Übung gelingt der Blick ins eigene Innere. Damit das Wissen im Alltag nicht verloren geht, hat sich Conny K. eines zur Regel gemacht: „Meine Mittagspause mit Aufmerksamkeit auf mich, ist so unumstößlich wie die Tatsache, dass ich Mathilda bis 16 Uhr von der Kita abgeholen muss.“ Denn die Entscheidung, ob das Gaspedal durchzutreten oder besser ein Gang runterzuschalten ist, will Conny K. nicht mehr ihrem Autopiloten Nadine Kirsch überlassen. Sie steuert lieber selbst. www.mbsr-verband.de

BILD: HENNING MOSER

Den Körper spüren Bewegungsübungen

Achtsamkeit des Herzens

4 FRAGEN AN Anja Nothelfer (46) ist Heilpraktikerin sowie Trainerin für MBSR und MBCT

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Welches Fazit ziehen Ihre Kursteilnehmer in der Regel nach dem achtwöchtigen MBSR-Programm?

Anja Nothelfer: Viele Teilnehmer gehen im Anschluss freundlicher und milder mit sich selber um. Das ist eine wichtige Qualität von Achtsamkeit. Sie sind realistischer gegenüber des Machbaren im Alltag und verbessern insgesamt ihre Wahrnehmungsfähigkeit. Wer den Kurs besucht und die Übungen regelmäßig zu Hause praktiziert, kultiviert eine bewusste Lebenshaltung und bekommt Werkzeuge an die Hand. Werkzeuge mit denen sich eine solide emotionale Stabilität fördern bzw. finden lässt. Werkzeuge, mit denen wir schneller merken, wann uns Gedanken oder Handlungen nicht guttun. Auch Überforderung wird schneller wahrgenommen. Schließlich sendet der Körper ja entsprechende Signale.

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Inwiefern unterscheiden sich eigentlich MBCT und MBSR voneinander?

Nothelfer: Die „Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie“, also MBCT, wurde auf der Grundlage des MBSR-Programms entwickelt, um Menschen mit ein- oder mehrfach durchlebter Depression eine Methode an die Hand zu geben, die das Risiko eines Rückfalls verringert. Etwa 80 Prozent der Kursinhalte sind identisch. Die restlichen 20 Prozent beinhalten hauptsächlich Elemente aus der kognitiven Verhaltenstherapie. Maßgeblich wird der Umgang mit negativen Gedankenkreisen unterstützend gelehrt. Das sogenannte Wiederkäuen von Gedanken ist ein häufiges Problem bei Depression. Das Programm hilft dabei, einen Notfallkoffer gegen solche Gedankenspiralen zu packen. Betroffene lernen das Wiederkäuen schneller zu erkennen und zu unterbrechen.

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Ist das Interesse gestiegen?

Nothelfer: Ja, auf jeden Fall. Mehr Ruhe und Gelassenheit im Alltag zu finden ist für viele ein zentrales Thema. Waren es vor ein paar Jahren klassischerweise die 40- bis 50-Jährigen, die die Kurse besuchten, sind es heute auch immer mehr junge Menschen. Studium, Job, Existenzsorgen viele unter 30-Jährige interessieren sich mittlerweile für Achtsamkeit um den Herausforderungen besser zu begegnen. Auch Firmenchefs erkennen immer stärker, dass Achtsamkeit eine gute Sache für ihre Mitarbeiter ist.

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Entsprechend vielfältig sind die Angebote geworden ...

Nothelfer: Vorträge, Schnupperkurse, der AchtWochen-Klassiker – alles ist vertreten. Wichtig für Interessierte ist, die Qualifikation des Lehrers im Blick zu haben. Achtsamkeit ist eine Lebenshaltung. Die muss man erstmal selbst eine Weile praktizieren, bevor man sie gut weitergeben kann. www.achtsamkeit-des-herzens.de


Wirtschaft

SPEZIAL | Anzeigen-SonderverĂśffentlichung | 08. Oktober 2015

Wie gestresst bin ich? Ohne Arzt, ohne Wartezeiten: Studentische Projektgruppe entwickelt App zur Stresslevel-Analyse

Wer einen stressigen Alltag hat, kann sich in Zukunft per App eine erste Risikoabschätzung geben lassen

BILDER: THINKSTOCK.DE, ISTOCK, DOLGACHOV & EIVAISLA

Bild: Berlin Partner/fotostudio-charlottenburg

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Dr. Kai Uwe Bindseil von Berlin Partner ist Clustermanager „Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital“

Adv. Berlin Health Week 2015 Partner

Berlin Partner fĂźr Wirtschaft und Technologie ist Mitinitiator der Aktionswoche rund ums Thema Gesundheit mit Publikumstag, Fachkonferenzen und Expertenrunden.

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162 x 243 mm

it der Health Week Berlin-Brandenburg wird die Innovationskraft der Region im Bereich Gesundheitswirtschaft erlebbar gemacht. Auf der diesjährigen Aktionswoche vom 7. bis 15. Oktober werden Angebote, Therapien und wissenschaftliche Erkenntnisse rund um das Thema Gesundheit präsentiert. Fachkonferenzen und Expertenrunden beschäftigen sich mit regionalen und globalen Herausforderungen fĂźr Gesundheit, Gesundheitswirtschaft und Gesundheitswesen. In diesem Jahr zeigt sich die Health Week deutlich fokussiert. „In Berlin stehen der World Health Summit als internationales Highlight, weitere hochkarätige Fachveranstaltungen sowie ein Publikumstag in der Urania im Zentrum der Aufmerksamkeit“, sagt Dr. Kai Uwe Bindseil, Clustermanager „Gesundheitswirtschaft, Berlin-Brandenburg ‒ HealthCapital“ bei Berlin Partner. Am 10. Oktober informieren in der Urania Ă„rzte und Wissenschaftler ‒ unter anderem der CharitĂŠ ‒ Ăźber neueste Erkenntnisse zu Prävention und Behandlung verschiedener Krankheiten. DarĂźber hinaus erhalten die

Besucher spannende Einblicke in neueste Entwicklungen der Gesundheitswirtschaft. Hierzu gehĂśren digitale Angebote wie Apps und Telemonitoring ebenso wie Stammzelltherapie und „Personalisierte Medizin“. Ob bei medizinischer Versorgung in der Rehabilitation oder Pege ‒ alle Altersgruppen ďŹ nden in der Hauptstadtregion eine leistungsfähige und gut vernetzte medizinische Versorgung auf hĂśchstem Niveau. Dr. Kai Uwe Bindseil sieht groĂ&#x;e Potenziale im Standort Berlin: „Mit seiner einzigartigen Forschungslandschaft und der engen Vernetzung von Wissenschaft, Unternehmen und Kliniken spielt die Hauptstadtregion in der Entwicklung innovativer Verfahren in der Gesundheitswirtschaft weltweit ganz vorne mit.“ Auch in der Medizin proďŹ tiert die Berlin-Brandenburg von der lebendigen und kreativen IT-Szene, da hier eine zunehmende Digitalisierung stattďŹ ndet. „Dass diese Szene sich hier versammelt und Spitzenforscher gern nach Berlin kommen, liegt nicht zuletzt an der Attraktivität und Dynamik unserer Stadt.“

Berlin Partner fĂźr Wirtschaft und Technologie GmbH | FasanenstraĂ&#x;e 85 | 10623 Berlin

(030) 46 30 25 00 | www.berlin-partner.de, www.health-week.de, www.healthcapital.de

Essen ist fertig! Frisch geschnitten, portioniert und geliefert – Das Berliner Start-up „pack2cook“ liefert Kochzutaten nach Hause

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in Wursthersteller, der eine vegetarische Fleischwurst produziert. Mit Erfolg. Das zeigt, welche Kapriolen derzeit auf dem Foodmarkt geschlagen werden. Auch die alte Bio-Obst- und GemĂźsekisten bekommen ein neues Image verpasst. Anbieter wie etwa „Hello Fresh“ springen auf den Zug auf. Dort haben Verbraucher die Wahl zwischen drei Kochboxen: Classic, Veggie oder Obst. BestĂźckt mit allerlei Zutaten und Rezeptvorschlägen werden die Kisten an die HaustĂźr gebracht. Kostenpunkt fĂźr die Classic-Box mit Lebensmitteln fĂźr drei Mahlzeiten fĂźr zwei Personen: 39,99 Euro. Ein anderes Start-up geht einen Schritt weiter. Die GrĂźnderin Julia Orbig von „pack2cook“ will zeigen, dass sich gesunde Kost auch im Ein-Personen-Haushalt schnell und bequem zubereiten lässt. Der Clou: alle Zutaten kommen schon fertig portioniert beim Verbraucher an. „Wir schneiden GemĂźse und bereiten GewĂźrze, Ă–le und Saucen so weit vor, dass der Kunde sie nur noch kochen muss“, erklärt Orbig. „Alle Zutaten sind bereits portioniert und einzeln verpackt. AuĂ&#x;erdem ist das Rezept beigelegt. In fĂźnf Schritten und 20 Minuten kocht sich jeder dann mit nur einem Topf und einem LÜel sein Essen.“ UMDENKEN. Die Gerichte von „pack2cook“ sind alle vegetarisch. FĂźr die Zukunft ist geplant, sämtliche Zutaten auf Bio-Produkte umzustellen und bei regionalen Händlern zu bestellen. „Ein gesundes Leben fängt mit der Ernährung an. Damit der menschliche KĂśrper einwandfrei funktioniert, benĂśtigt er gehaltvolles Essen,

welches ausreichend Nährstoe und Energie liefert. Doch viele Menschen glauben, dass sich eine vollwertige Ernährung in einem stressigen Alltag nicht realisieren lässt. Aber das stimmt nicht“, sagt Orbig. Die Idee zu dem Start-up kam ihr während einer Mittagspause in ihrem alten Unternehmen. „Das Kantinenessen bestand hauptsächlich aus TiefkĂźhl- und Fertigessen. FĂźr mich als Vegetarierin gab es auĂ&#x;erdem kaum eine Auswahl an Gerichten. Ich habe daher angefangen, mein Mittagessen am Abend vorher vorzubereiten und entdeckt, dass es gar nicht so schwer ist, sich gesund zu ernähren.“ VIELFĂ„LTIGES ANGEBOT. „Unser Konzept soll etwas verändern. Wir wollen MĂśglichkeiten aufzeigen, dass jeder sich ohne groĂ&#x;en Aufwand gesund ernähren kann“, sagt Orbig. Dabei wird auf Umweltverträglichkeit Wert gelegt. „Deshalb beliefern wir mit dem Fahrrad. Unsere Kochboxen sind aus umweltfreundlichen Pappkartons und die einzelnen Zutaten sind in biologisch abbaubaren Zellsto verpackt.“ Dass gesundes Essen durchaus schmecken kann, verrät ein Blick auf die Speisekarte: Spinatsalat mit fruchtiger Orange, Blauschimmelkäse und gebratenem Hokkaido, vitaminreiches PfannengemĂźse mit Brokkoli, Blumenkohl und einem Hauch kĂśrnigen Senf, Pasta mit Minz-Zitronengras-Erbsensauce und gelber Zucchini. Bei unseren Kreationen lassen wir uns von KochbĂźchern, Food-Blogs und dem saisonalen Angebot inspirieren“, erklärt die 23-jährige GrĂźnderin. Preislich bewegen sich die Gerichte zwischen 5,60 Euro und 7,20 Euro. Matthias Jessen


Health Week

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ermindruck, Überlastung, Informationsflut: Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse gehört Stress für mehr als die Hälfte der Deutschen zum Alltag. Jeder Fünfte gibt sogar an, dass er sich dauerhaft dem belastenden Gefühl ausgeliefert fühlt. Dabei ist Stress per se erst einmal nichts Negatives. Seit Urzeiten schüttet der Körper in fordernden Situationen das Hormon Cortisol aus. Damit werden Leistungsfähigkeit und Konzentration gesteigert. Während sich die ersten Menschen auf der Jagd nach wilden Tieren befanden, war eine verstärkte Reaktion auf äußerliche Reize für das Überleben sinnvoll und notwendig. Heutzutage ist der Mensch nicht mehr auf Jagen und Sammeln angewiesen und dennoch zeigt sich: Das Thema Stress ist allgegenwärtig. Doch wie lässt sich messen, ob es nicht besser wäre, einen Gang zurückzuschalten? Eine Gruppe von fünf Bachelor-Studenten des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts hat gemeinsam mit der brandenburgischen GETEMED AG eine App entwickelt, die anhand eines Langzeit-Elektrokardiogramms eine Stresslevel-Analyse erstellt. Die App lädt dabei die berechneten Herzschlagintervalle des mobilen EKG per Bluetooth herunter und erstellt eine individuelle Analyse. „Dank der von uns entwickelten Anwendung ist es nun möglich, sich in bestimmten Verdachtsfällen eine erste Risikoabschätzung erstellen zu lassen. Das ist gerade für Menschen geeignet, die sich keinen aufwendigen ärztlichen Untersuchungen unterziehen wollen“, erklärt Daniel Richter, Doktorand am Fachgebiet ‚Betriebssysteme & Middlewareʻ am HassoPlattner-Institut an der Universität Potsdam und Betreuer der Bachelorgruppe.

DIAGNOSE PER SMARTPHONE. „Die Idee zu unserer Gesundheits-App entstand im Dialog mit unserem langjährigen Kooperationspartner, der GETEMED AG. Die EKG-Geräte werden konsequent kleiner und verzichten immer häufiger auf ein Display. Um die Daten auszulesen, haben wir uns über eine Softwarelösung per Smartphone-App Gedanken gemacht“, erklärt Richter. Für die Zukunft ist angedacht, die EKG-Geräte so zu verkleinern, dass sie als Pflaster auf den Brustkorb geklebt werden können. Diese lassen sich dann in jeder Apotheke kaufen. Nach einer Laufzeit von 24 Stunden werden die von der App gesammelten Daten

von dem Apotheker wieder ausgelesen. Der Anwender bekommt im Anschluss eine erste Risikoabschätzung. Anhand der Ampelfunktion ist erkennbar, ob ein wenig Erholung ausreicht, oder ob unverzüglich ein Arzt konsultiert werden soll. „Unsere App ist kein Medizinprodukt und bietet keine gesundheitlichen Kennzahlen. Ein ärztliches Urteil ist daher nicht zu ersetzen“, so Richter. Wann die Gesundheits-App samt Pflaster marktreif ist, steht allerdings noch nicht fest. Laut der Weltgesundheitsorganisation ist Stress eines der größten Gesundheitsrisiken des 21. Jahrhunderts. Der Bedarf an intelligenten Lösungen ist somit vorhanden.

Ein ärztliches Urteil ist allerdings nicht zu ersetzen!

UNTER STROM. Der bedrohliche Wald ist dem Büro gewichen und anstatt körperlicher Bedrohungen sind viele Angestellte und Chefs mit Leistungsund Termindruck konfrontiert. Außerdem will der Haushalt bewältigt, die Prüfung bestanden, unzählige Nachrichten auf dem Smartphone beantwortet und das Kind versorgt werden. Auch andere Faktoren wie kontinuierliche Störungen, ein stark vernachlässigtes Privatleben, schlechte Bezahlung und mangelnde Anerkennung steigern unablässig den Stresslevel. Das Ergebnis ist das Gleiche: Der Körper schüttet Stresshormone aus und animiert zur Höchstleistung. Doch wer immer auf hoher Drehzahl läuft, wird auf Dauer krank. Die Extremsituation wird zur Normalität und die Entspannungsphasen werden kürzer oder entfallen ganz. DER KÖRPER REAGIERT. Angstzustände, Kopf- und Rückenschmerzen, Erschöpfung, Depression, Magenbeschwerden: Stress macht nicht nur unzufrieden, sondern auf Dauer krank. Die Konsequenzen sind vielfältig: Bluthochdruck, erhöhter Cholesterinspiegel, Diabetes oder Tinnitus. Im schlimmsten Fall

drohen Magengeschwüre oder ein Herzinfarkt. Seit Jahren ist der Begriff „Burnout-Syndrom“ in aller Munde. Die Symptome ähneln einer ausgewachsenen Depression, sind in diesem Fall allerdings auf akute Erschöpfung zurückzuführen. Die Batterie ist leer. Geist und Körper können sich nicht mehr regenerieren. Mit ein paar Wochen Krankschreibung oder Urlaub ist das Problem nicht beseitigt. Für viele Betroffene ist eine Psychotherapie, eventuell mit medikamentöser Begleitung notwendig, um wieder zu Kräften zu kommen. ERHOLUNGSPHASEN PLANEN. Damit es gar nicht erst so weit kommt, muss rechtzeitig die Notbremse gezogen werden. „Hierbei hilft die von uns entwickelte App, die Auskunft über das Gefährdungspotenzial gibt“, sagt Richter. Betroffene müssen ihr Verhalten ändern und Umdenken lernen. Doch das braucht Zeit und die sollten Betroffene sich gönnen. Andernfalls sorgt der gute Vorsatz am Ende selbst für Druck. Problematisch wird es, wenn der Stresslevel bereits so hoch ist, dass der Körper selbst in Ruhephasen nicht mehr entspannen kann. In solchen Fällen ist es angebracht, sich professionelle, ärztliche Hilfe zu holen. BEWÄLTIGUNG ERLERNEN. Stress lässt sich aktiv minimieren. Wer sich in seinem Job ständig überfordert fühlt, sollte sich die Zeit nehmen, sich fortzubilden oder Mentoren und Kollegen mit hinzuziehen. Ein Hauptfaktor von Stress rührt daher, dass viele Menschen ihre Prioritäten nicht oder nicht richtig setzen können. Wer seinen Tag und sein Arbeitspensum realistisch plant, gerät seltener in Stress. Ein einfaches, aber sehr machtvolles Wort kann ebenfalls dabei helfen, Stressoren zu minimieren: Nein. Wer jede zusätzliche Aufgabe übernimmt und jede Bitte oder Einladung annimmt, der überfordert seinen Terminkalender. Es ist keine Schande, auch mal abzulehnen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Ernährung. Der Körper reagiert auf alles, was wir essen oder trinken. Alkohol, Kaffee und FastFood sorgen ebenfalls für die Ausschüttung von Stresshormonen. Altbewährte Rezepte wie viel Bewegung und eine ausgewogene Ernährung haben daher einen positiven Einfluss auf unser Wohlbefinden und lassen unsere Lebensqualität steigern. Matthias Jessen

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Online-Fitness aus Berlin Digitale Lösung hilft bei Training und Ernährung Keine Zeit fürs Fitnessstudio? Das 2013 gegründete Berliner Start-up Gymondo bietet seinen Kunden auf der Online-Plattform Trainingsvideos für zu Hause. „Ob nun Fit im Büro, Bikini Body oder Pure Cardio – unsere Mitglieder können sich aus 15 festen Programmen ihre Trainingsziele aussuchen“, erklärt Geschäftsführer Markus Büchtmann. „Darüber hinaus gibt es etwa 250 weitere Videos zu einzelnen Themen, wie beispielsweise richtiges Bauchmuskeltraining.“ Eine auf das Trainingsprogramm abgestimmte Ernährungsberatung ist mit im Angebot enthalten. „Wir wollen Fitness und Ernährung kombinieren, denn für eine gesunde Lebensführung ist beides gleich wichtig“, sagt Büchtmann. Mehr als 500 Rezepte umfasst die Datenbank aktuell. Die Mitgliederzahl ist inzwischen im fünfstelligen Bereich angelangt. Die meisten davon sind Einsteiger und Wiedereinsteiger. „Unsere meistgeklickten Kurse sind ‚Schlank in zehn Wochen‘ und das Beginner-Programm“, sagt der Geschäftsführer. Mit Trainern und anderen Mitgliedern wird sich über Facebook oder das eigene Forum ausgetauscht. Nach einer kostenlosen Probewoche zahlen Interessierte für ein dreimonatiges Abo 2,54 Euro pro Woche. Bei längeren Laufzeiten räumt die Firma entsprechende Rabatte ein.


Wirtschaft

SPEZIAL | Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 08. Oktober 2015

WISSENSWERTES Reparatur-Enzym MGMT schützt vor Darmkrebs O6-Methylguanin-DNA-Methyltransferase (MGMT) schützt vor Darmkrebs. Das Fehlen dieses Reparatur-Enzyms führt dazu, dass bereits in sehr niedriger Dosierung eines Karzinogens Darmkrebs entsteht. Das fanden Forscher des Instituts für Toxikologie der Universitätsmedizin Mainz um Dr. Jörg Fahrer im Tiermodell heraus. Durch dieses Ergebnis werde das bisherige Konzept der NichtExistenz von Schwellendosen für chemische, krebserregende Stoffe grundsätzlich infrage gestellt, und die Reparatur der DNA rücke als effizienter Schutzmechanismus gegen karzinogene Substanzen in den Fokus der Forschung, teilt die UMM mit.

Digitaler Gegenangriff

Starkes Übergewicht sorgt für eine Verdopplung des Darmkrebsrisikos, so das Ergebnis einer aktuellen Studie, die von der Deutschen Krebshilfe mitfinanziert wurde. Aber auch Normalgewichtige sind gefährdet, wenn sie sich sehr fettreich ernähren. Ursächlich ist nach Ansicht der Münchner Forschergruppe, dass die Darmflora durch die fettreiche Nahrung gestört wird. Im Labor konnte durch eine Behandlung mit dem bakteriellen Endprodukt Butyrat die Darmflora wieder angeglichen und der Bildung von Karzinomen entgegengewirkt werden. Nun wollen die Forscher herausfinden, ob das auch beim Menschen klappt.

BILD: THINIKSTOCK.DE, PHOTODISC, RYAN MCVAY

Fettes stört die Balance

Forscher sind optimistisch, dass „Big Data“ bald schon dabei helfen kann, Chemotherapien gezielter anzuwenden – Vorteile: Die Therapien werden schonender und kostengünstiger

Ihre Spezialisten für Hörakustik

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rebs zu heilen ist einer der großen Träume der Wissenschaft. Doch wie findet man die ideale Chemotherapie für einen Krebspatienten? Bisher dauerte es oftmals Wochen, bis ein Onkologe dem Patienten eine entsprechende Behandlung anbieten konnte. Grund dafür ist, dass es mühsam und zeitaufwändig ist, die weltweit verteilten Testergebnisse und Erfahrungswerte zusammenzutragen und den Bestand auszuwerten. Denn nur so lassen sich die unterschiedlichen Krebsarten zielgerichtet und auf den Patienten zugeschnitten bekämpfen. Dass hier noch Verbesserungsbedarf besteht, hat eine 2012 durchgeführte Studie der Amerikanischen Krebsgesellschaft ergeben. Diese hat gezeigt, dass drei von vier Chemotherapien nicht wie gehofft gewirkt haben. Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) der Universität Potsdam hat das Problem erkannt und mit einer Hochgeschwindigkeits-Datenbank einen Lösungsansatz entwickelt, der nicht nur Zeit spart, sondern auch die Erfolgsquote von Chemotherapien steigern soll. So können Ärzte beispielsweise besser vorhersagen, welche Medikamente auf bestimmte Tumore ansprechen. „Viele Patienten werden umsonst bestrahlt. Hinzu kommen verheerende Nebenwirkungen. Von einer personalisierten Medizin versprechen wir uns, Wirkstoffe gezielter auswählen zu können und zu reduzieren, um dem Patienten eine schonendere und zielführendere Behandlung bieten zu können. Außerdem können so Diagnosen gezielter gestellt und Kosten für unnötige Behandlungen gesenkt werden“, erklärt Prof. Dr. Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts.

Viele Patienten werden aktuell umsonst bestrahlt

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Mehr Lebensqualität durch gutes Hören. Der Hörpunkt im Gesundheitszentrum am ukb ist Ihr Fachgeschäft für Hörgeräte und Hörimplantate. Wir beraten mit Erfahrung und umfassendem Know-how und bieten individualisierte Lösungen für ein besseres Hören. Ob konventionelles Gerät oder Cochlea-Implantat – bei uns sind Sie bestens aufgehoben. Unsere Pädakustikerin ist zudem auf die besonderen Bedürfnisse von Kindern mit Hörbeeinträchtigungen spezialisiert. Sprechen Sie uns auch gerne an, wenn Sie an einer kostenlosen Hörmessung oder an der Fertigung eines nach Ihren Bedürfnissen angepassten Gehörschutzes interessiert sind.

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BERECHENBARE ZUKUNFT. Dabei hilft der in der Vergangenheit oftmals negativ besetzte Begriff „Big Data“. Was häufig mit Vorratsdatenspeicherung und Überwachung verbunden gedacht wird, bezeichnet letztendlich nichts weiter als riesig große Datenmengen, die verarbeitet und ausgewertet werden. Analysiert man beispielsweise über eine große Bandbreite hinweg Daten aus dem Gesundheitswesen, ergibt sich die Möglichkeit, Krankheitsverläufe vorauszuberechnen, Fälle zu simulieren und Muster zu erkennen, die das menschliche Gehirn ohne technische Hilfe nicht herausarbeiten könnten. Gleiches gilt im Übrigen auch für Wahlen oder andere Massenphänomene wie Staus. Angewandt auf den Verlauf von Krebserkrankungen lassen sich anhand von mathematischen Formeln Krankheitsverläufe mit zunehmender Wahrscheinlichkeit prognostizieren. Dadurch können Ärzte die entsprechende Therapieform besser festlegen und Medikationen zielgerichteter planen. Die Nutzung der gemeinsam mit dem deutschen Softwareunternehmen SAP entwickelten In-Memory-Datenbank macht dabei analytische Berechnungen um etwa 10.000 Mal schneller als herkömmliche Rechenprozesse. Berechnungen, die Wochen gedauert haben, können so in Minuten ausgeführt werden. „Anstatt die Daten wie üblich in einem externen Speicher abzulegen, werden die Informationen hier direkt beim Prozessor gespeichert. In etwa so, als würde man das für die Berechnungen benötigte Wissen nicht aus Büchern in einem Bücherschrank raussuchen, sondern es direkt aus dem Gedächtnis abrufen. So fallen unzählige zeitraubende Datentransportprozesse weg“, erklärt Prof. Dr. Meinel. GESAMMELTES WISSEN. Die fortschreitende Digitalisierung hat vor der Medizin nicht halt gemacht. Auch wenn Kongresse und Symposien weiterhin ihren Stellenwert behalten werden, liefert digital verarbeitetes und ver-


Health Week

06 / 07

Rauchentwöhnung – so gelingt es Mit dem Rauchen aufhören ‒ der Gesundheit zuliebe

Rauchen stellt ein enormes Gesundheitsrisiko dar. In Lebensjahren verkürzen die Glimmstängel im Durchschnitt das Dasein von Frauen um sieben Jahre und das von Männern sogar um neun Jahre. Das ist das Ergebnis einer Datenauswertung von mehr als 22.000 Menschen, die Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg vorgenommen haben. BILD: THINKSTOCK.DE, ISTOCK, VITANOVSKI

Tausend Gründe sprechen dafür, das Rauchen sein zu lassen. Und dennoch – können Betroffene einer Sucht so leicht nicht die kalte Schulter zeigen. Beim Ausstieg können ein paar Maßnahmen helfen, die Martina PötschkeLanger vom Deutschen Krebsforschungszentrum empfiehlt: „Schreiben Sie sich beispielsweise eine Liste mit Pro- und Contra-Punkten auf und beantworten Sie sich ehrlich die Frage, ob sie tatsächlich abhängig sein wollen.“

VERKNÜPFTE ERFAHRUNG. Anstatt auf Forschungsergebnisse, Akteneinsicht oder ein Gespräch unter Experten zu warten, könnten in Zukunft auch bei anderen Erkrankungen IT-Systeme und Datenbanken konsultiert werden. Die zeitraubende Warterei entfällt und der Patient kann umgehend medizinisch versorgt werden. „Ziel der personalisierten Medizin ist es, jedem Patienten eine maßgeschneiderte, auf seine Bedürfnisse abgestimmte Versorgung zu gewähren“, sagt Prof. Dr. Meinel. Das stetig anschwellende, medizinische Datenvolumen ermöglicht es, die Patienten besser einzugruppieren und

Matthias Jessen

Zusätzlich kann ein Rauchtagebuch helfen, die Motivation für das Rauchen klarer zu erkennen. Schreiben Sie sich auf, wann Sie die erste Zigarette am Tag rauchen. Wie fühlen Sie sich dabei? Erfüllen sich die Erwatungen, die Sie an diese Zigarette stellen? Wenn alles abgeklärt ist, gehe es darum, das Aufhördatum endgültig festzulegen und Vermeidungsstrategien zu finden, sagte Pötsch-

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VORTRAG: BEWEGUNG BEI FATIGUE Schätzungen gehen, davon aus, dass mindestens jeder zweite Krebspatient unter einer Fatigue-Symptomatik leidet. Weil diese bleiernde Müdigkeit nicht nur ein häufiges, sondern auch ein sehr beeinträchtigendes Problem ist, greift die Berliner Krebsgesellschaft die Thematik in einer Informationsveranstaltung auf. Sportwissenschaftler PD Dr. Freerk Baumann von der Deutschen Sporthochschule Köln erklärt, warum maximale Schonung krank macht und welche Kraft in der Bewegung steckt. Frau Prof. Dr. Petra Feyer gibt einleitend einen Überblick über die neuesten medizinischen Behandlungsmöglichkeiten bei Fatigue. Die kostenlose Veranstaltung findet am 14. Oktober 2015 von 17 bis 19 Uhr im Galerieraum der Berliner Krebsgesellschaft, Robert-Koch-Platz 7, in Berlin-Mitte statt.

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Wer vor allem ein Party-Raucher sei, verzichte womöglich im ersten Monat am besten auf den Besuch einer Feier. Ziel sei es, die Aufmerksamkeit umzulenken und „etwas anderes Schönes“ zu machen. Das könne auch eine Atemübung sein oder Einmal-um-den-Blockrennen. Ohnehin hilft Bewegung bei der Entwöhnung. Dabei schütte der Körper Glückshormone aus, was die Stimmung steigert, und verbrenne Kalorien. Denn oft nehmen Ex-Raucher zu, wenn sie aufgehört haben. Vorher hat das im Tabak enthaltene Nikotin als Appetitzügler gewirkt und den Energieverbrauch des Körpers im Ruhezustand gesteigert. „Daher ist auch wichtig, beim Rauchstopp auf die Ernährung zu achten und zuckerfreie Produkte, Obst und Gemüse griffbereit zu haben, um gegen Heißhungerattacken gewappnet zu sein.“ Und falls es zu einem Rückschlag kommt, rät Pötschke-Langer: „Fangen Sie einfach wieder (dpa) von vorne an.“

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ZUSAMMENHÄNGE ERKENNEN. Als Pilotprojekt wird die Datenbank bereits in der Berliner Charité verwendet. Erste Daten über verbesserte Erfolgsquoten werden in den nächsten zwei Jahren erwartet. „Eine Datenbank wird in absehbarer Zukunft jedoch kein ärztliches oder menschliches Urteil ersetzen können. Es ist sogar gesetzlich geregelt, dass Maschinen allein keine Entscheidungen zur Behandlung der Patienten treffen dürfen“, sagt Prof. Dr. Meinel. „Die Datenbank und die erzielten Analyseergebnisse unterstützen fachkundige Ärzte. Sie hilft ihnen dabei, die Befunde zu interpretieren und richtige Therapieentscheidungen zu treffen. Wir vom HPI helfen auf der technischen Seite dabei, Auffälligkeiten, Muster und Korrelationen zu entdecken.“ Der Einsatz von Big Data zeigt, wie das Schicksal von vielen, dem Einzelnen helfen kann. „Krebsforscher werden außerdem in die Lage versetzt, Zusammenhänge zwischen Besonderheiten in den Erbanlagen von Patienten, dem Risiko an einer bestimmten Krankheit zu erkranken und der Wirkung bestimmter Medikamente und Therapien zu erkennen“, so Prof. Dr. Meinel.

individuell abgestimmte Therapiekonzepte zu entwickeln. Um die gigantischen Datenmengen auszuwerten, ist nicht nur viel Rechenleistung notwendig, sondern es braucht standardisierte Datensätze und -formate. Hier ist es ist sehr aufwändig, bestehende Datensätze weltweit anzupassen und zu bereinigen. Erst dann ist es möglich, auch weltweite, anonymisierte Krankenakten zu analysieren, Krankenverläufe zu vergleichen und Forschungsergebnisse zu erzielen.

BILD: THINKSTOCK.DE, ISTOCK, BIBIGON

netztes Wissen Ärzten heutzutage eine Grundlage für eine Diagnose, die auf aktuellen Forschungsergebnissen beruht. Die entwickelte Datenbank greift dabei auf anonymisierte Krankenakten, veröffentlichte Forschungsdaten, Erfahrungswerte aus der Praxis sowie weitere Studienergebnisse zu. Das Prinzip „Big Data“ funktioniert dabei so ähnlich wie das menschliche Gehirn. Durch die Verknüpfung von vorhandenem Wissen wird neues Wissen geschaffen. Diese Erkenntnisse fließen erneut in die Forschung und Entwicklung ein und generieren wiederum neues Wissen. Im Anschluss werden die Daten und Symptome des Patienten mit der Datenbank abgeglichen und ein möglicher Krankheitsverlauf berechnet.

ke-Langer: „In welchen Situationen rauche ich? Wie kann ich die umgehen? Die Verlangensattacken sind in den ersten zwei Tagen besonders heftig, auch die ersten zehn Tage können schwierig sein“, sagt die Medizinerin.


Wirtschaft

SPEZIAL | Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 08. Oktober 2015

Gesundes Wachstum Die Zeichen für die Gesundheitswirtschaft stehen für die Region Berlin-Brandenburg auf Expansion – das birgt zahlreiche Chancen, aber auch Herausforderungen. Da sind sich die Experten am Runden Tisch einig Robert Briest

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entralen von Dax-Unternehmen gibt es zwar keine in Berlin. Die Hauptstadt ist mittlerweile dennoch ein wichtiger Standort für die Gesundheitsindustrie. Und die hat in Berlin noch viel Wachstumspotenzial ‒ zu diesem Ergebnis kamen zumindest die Vertreter aus Medizintechnik, Pharmaindustrie, Wirtschaftsförderung und Medizin beim Runden Tisch anlässlich der anstehenden Health Week. Eingeladen hatte der Berliner Verlag, um mit den Fachleuten nicht nur die Chancen und Bedürfnisse der hiesigen Gesundheitswirtschaft, also der aus Pharma-, Medizintechnikindustrie, medizinischen Versorgung und Pflege zu diskutieren, sondern auch über die Zukunft des deutschen Gesundheitswesens. Und hier fiel das Fazit der von Tim Szenty-Ivanyi, Redakteur für Gesundheitspolitik bei der Berliner Zeitung, moderierten Runde deutlich negativer aus. So, wie das Gesundheitssystem derzeit aufgebaut ist, werde es mittelfristig gegen die Wand fahren, lautete der Tenor. BERLINER MISCHUNG. 15 Jahre ist es her, dass Matthias Suermondts Arbeitgeber, der Pharmakonzern Sanofi sich entschied, seine Firmenzentrale in Berlin anzusiedeln. Die Entscheidung sei richtig gewesen, resümierte der Lobbyist, während des Runden Tisches. Viele andere große Unternehmen seien seitdem ebenfalls in die Hauptstadt gezogen. In Berlin locke zum Beispiel die Charité als Leuchtturm, attraktiv für die Medizinunternehmen sowie eine starke Biotechbranche. Die Sogwirkung hat in den letzten Jahren offenbar gut funktioniert: Die Gesundheitsbranche beschäftigt in Berlin und Brandenburg derzeit knapp 313.000 Menschen. Und hat weiteres Wachstumspotenzial: „Wir sehen die große Chance im Gesundheitsbereich im Zusammenspiel von all diesen Größen, von den Industriebranchen, wie Bio- oder Medizintechnologie und Pharmaindustrie, die in den letzten Jahren viele neue Arbeitsplätze geschaffen hat, und der Ballung von Spitzenmedizin etwa durch die Charité, Vivantes oder das Unfallklinikum. Wir

D IE T EILNEHMER DES RUNDEN T ISCHES

haben Deutschlands größtes Medizincluster“, pries Kai mehr zusammenarbeiten, waren sich die DiskussionsteilBindseil, Leiter des Clusters Gesundheitswirtschaft bei nehmer einig. „Die Netzwerkbildung ist für die Gesundder Wirtschaftsförderagentur Berlin Partner, den Stand- heitsbranche in Berlin ein wichtiger Faktor“, sagte Marion ort Berlin/Brandenburg. Für die Entwicklung der Ge- Haß, die bei der Berliner Industrie- und Handelskammer sundheitswirtschaft sei jedoch noch ein weiterer Faktor für den Bereich Innovation und Umwelt und damit auch wichtig: der Hauptstadteffekt. Alle wesentlichen Verbän- für die Gesundheitsbranche zuständig ist. Die IHK sehe es de säßen in Berlin und hier würden auch die politischen deshalb als ihre Aufgabe, die verschiedenen Akteure wie Entscheidungen gefällt. „Damit kann man werben“, sag- Krankenkassen, Unternehmen, Politiker an einen Tisch zu te Bindseil. Diese Einschätzung teilte auch Suermondt: bekommen. Ziel ist es, gemeinsam die Rahmenbedin„Ich halte den Hauptstadteffekt gungen für die Entwicklung für sehr wichtig, es ist ein enorder Gesundheitswirtschaft in mer Standortvorteil. Ich bin ein Berlin optimal und verlässlich Freund des persönlichen Konzu gestalten. „Wir wollen getaktes. Und der ist hier zu Vermeinsam die Weichen stellen“, Berlin-Brandenburg tretern aus der Politik, von den so Haß, die betonte, dass aus hat Deutschlands Kassen oder zu den Wissensolchen Zusammentreffen verschaftsinstitutionen viel schnelschiedener Gesundheitsakteugrößtes Medizincluster ler möglich als aus Frankfurt.“ re eben auch neue GeschäftsStaatssekretär Kai Bindseil von Berlin Partner ideen und somit Wachstum für UNGLEICHE VERTEILUNG. Das Gebiet die Region entstehen könnten. Berlin und Brandenburg ist sehr Die IHK müsse dabei auch als ungleich bevölkert. Während Vermittler für Fachfragen fundie Hauptstadt und deren Speckgürtel dicht besiedelt gieren: „Durch die enge Verknüpfung wissen wir einfach, sind, schließen sich in der Peripherie nur äußerst spär- wo welches Wissen zu finden ist.“ lich bewohnte Regionen an. Dies wirkt sich auch auf die Medizinwirtschaft aus: „Der industrielle Schwerpunkt ist FACHKRÄFTE WERBEN. Eine andere Voraussetzung für Erin Berlin und in Potsdam. Da sitzen 90 Prozent der Un- folg ist natürlich, dass ausreichend qualifizierte Fachternehmen“, berichtete Bindseil. Doch auch die dünnbe- kräfte zur Verfügung stehen. Hier erweist sich für die siedelten Gebiete seien für Unternehmen nicht uninter- ansässigen Unternehmer die Attraktivität des Berliner essant. „Das Erproben neuer Verfahren, insbesondere in Stadtlebens als ein Pfund, mit dem sie wuchern könRäumen, wo nicht alle 300 Meter ein Kardiologe ansässig nen: „Der Kampf um Talente wird in den nächsten Jahist, aber die Patienten trotzdem Herzprobleme haben, ist ren massiv zunehmen“, prophezeite Suermondt. Und spannend.“ Hier könnten etwa telemedizinische Verfah- da sei Berlin für junge Leute eben verlockender als anren getestet werden, also der Kontakt zwischen Medizi- dere Standorte wie Frankfurt oder München. Dadurch ner und Patient, ohne dass beide im selben Raum sind. könne man bei der Rekrutierung von Mitarbeitern Diese Versorgungsforschung spreche vor allem kleinere auch die geringeren Verdienstmöglichkeiten in der Unternehmen an, die sich mit Prozessverbesserungen Region ausgleichen, pflichtete ihm Nektarios Sinis bei, beschäftigen. Netzwerken. Um den Standort Berlin weiter der eine Privatpraxis für Plastische Chirurgie in Berlinzu stärken, müssten die verschiedenen Beteiligten noch Dahlem betreibt.

Die Werbung von ausgebildeten Arbeitnehmern ist schon heute ein Thema, denn der Fachkräftemangel ist in der Branche angekommen, berichteten vor allem die Diskutanten aus der Praxis. „Wir sind mittendrin“, bestätigte Friederike Wagner, ärztliche Leiterin des Hörtherapiezentrums im Oberlinhaus. Das Potsdamer Unternehmen Oberlinhaus bietet mit mehreren Tochterfirmen und in Kooperation mit HNO-Kliniken in Berlin und Brandenburg eine umfassende interdisziplinäre Versorgung von Hörstörungen an. Hierzu gehört die Ausstattung mit Hörgeräten ebenso wie die Hörrehabilitation nach Versorgung mit Hörimplantaten sowie eine HNO-Abteilung in der Oberlinklinik. Für Wagner umfasst der Mangel zwei Punkte: Zum einen sei es schwer neue Kräfte zu werben, zum anderen komme es auch vor, dass eigentlich zufriedene Mitarbeiter mit höherer Bezahlung oder gesponserten Zusatzausbildungen abgeworben würden. Dies stelle die Abteilungen immer wieder vor Herausforderungen, denn das Unternehmen schule seine Mitarbeiter sehr aufwändig, wenn die dann nach einem halben Jahr wieder gehen, sei dies für die Patientenversorgung kritisch und zudem ein finanzieller Verlust. Auch Sinis berichtet, dass es für ihn schwer sei, einen Facharzt für seine Privatklinik zu finden. Dies liege allerdings zum Teil auch an den Eigenheiten seines Berufs. Denn gut ausgebildete plastische Chirurgen könnten aufgrund ihrer Fertigkeiten meist recht problemlos Chefarztposten in mittelgroßen Krankenhäusern bekommen. Viele würden zudem aufgrund der besseren Verdienstmöglichkeiten den Schritt zur Privatpraxis wagen. In Berlin bestehe zudem das Problem, dass es keinen Lehrstuhl für Plastische Chirurgie gäbe und wohl auch auf absehbare Zeit nicht geben werde, erklärt Sinis, der jedoch lobte, dass ihm die Ärztekammer deshalb ermöglicht habe selbst auszubilden. Die Frage der Fachkräftesicherung sei für viele Mitglieder ein wichtiges Thema, berichtete auch IHK-Vertreterin Haß: „Das ist gerade in Zeiten des demografischen Wandels

Wir sind mittendrin im Fachkräftemangel

Ich würde mir wünschen, dass auch die Kassenpatienten wissen, wie teuer eine Behandlung ist. [...] Dann hätten sie vermutlich auch mehr Verständnis für kleinere Zuzahlungen

Der Kampf um Talente wird in den nächsten Jahren massiv zunehmen. Da ist Berlin verlockender als andere Städte

DR. FRIEDERIKE WAGNER OPERATEURIN HÖRPUNKT IM OBERLINHAUS GMBH

ANGIE DIEZ FACHLICHE BETRIEBSLEITERIN, HÖRAKUSTIK-MEISTERIN HÖRPUNKT IM OBERLINHAUS GMBH

DR. MATTHIAS SUERMONDT VIZE-PRÄSIDENT PUBLIC AFFAIRS & ACCESS SANOFI-AVENTIS DEUTSCHLAND GMBH


Health Week

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BILDER: BENJAMIN PRITZKULEIT

Die Teilnehmer des „Runden Tischs Health Week“ und ihre Gastgeber von der „Berliner Zeitung“

ein Problem, vor allem in der Pflege. Die Unternehmen erwarten hier von uns Unterstützung.“ MEDIZINTOURISMUS. Zu einem wichtigen Standbein für die Medizinbranche der Region könnte sich künftig der Medizintourismus entwickeln. Besonders aus Staaten der arabischen Halbinsel und aus Russland kommen schon heute zahlreiche Patienten nach Berlin und Potsdam, um sich behandeln zu lassen. So berichtete etwa Angie Diez, Hörakustik-Meisterin im Hörpunkt, ein Fachgeschäft für Hörgeräte und Implantate, dass zu ihr immer wieder Kunden aus Katar kämen um sich ein Hörgerät anfertigen zu lassen. Für das Unternehmen, mit Sitz in Potsdam und Berlin, ist das ein lukratives Geschäft, denn die Katarer wünschten in der Regel „den Mercedes am Ohr“, so Diez. Aber es gäbe auch immer wieder Fälle, bei denen der Hörpunkt um Unterstützung für Kinder und Jugendliche gebeten wird, denen in der Heimat nicht geholfen werden kann. Aktuell werde ein 15-jähriges Mädchen aus Kenia für eine sehr geringe Zuzahlung mit Hörgeräten aus dem Hörpunkt versorgt. „Hier können wir mit wenigen Mitteln helfen, einer jungen Frau eine existentielle Basis für ein selbstbestimmtes Leben zu geben.“ Der Stellvertreter der Pharmaindustrie Suermondt zeigte sich überzeugt, dass in Berlin auf dem Gebiet des Medizintourismus noch viel Luft nach oben sei. So könnte man nicht nur arabische oder russische Kunden ins Auge fassen, sondern auch den US-amerikanischen Markt, schließlich seien dort die Behandlungskosten teilweise sehr hoch. Hier könnte man Angebote schaffen, um den US-Amerikanern trotz Flug eine günstigere Behandlung anzubieten. Wie groß das Potenzial des Medizintourismus wirklich ist, versucht Berlin Partner zusammen mit den Tourismusförderern von Visit Berlin derzeit in einer Studie zu evaluieren. Ein Resümee konnte Kai Bindseil jedoch bereits vorwegnehmen: „Fest steht, dass wir zehn, 15 Jahre später angefangen haben als Städte wie München oder Hei-

delberg : „In Berlin haben wir uns zu lange allein auf die Anforderungen sind sie jedoch noch nicht eingestellt.“ medizinische Exzellenz verlassen, etwa auf die des Herz- Und HNO-Ärztin Wagner wies darauf hin, dass die Patienzentrums. Deswegen hat man bestimmte Infrastruktur ten ja nicht allein kämen, sondern oft eine größere Familie vernachlässigt.“ So fehlt es der Charité bis heute schlicht mitbrächten, die hier auch Geld ausgeben und sich teils an Komfortetagen. Dahingegen habe der Krankenhaus- sogar medizinisch behandeln lassen würde. betreiber Vivantes vor sieben, acht Jahren reagiert und in den wesentlichen Häusern Premiumbereiche einge- Entsprechend sieht Chirurg Sinis in den potenten Patirichtet. Im Ergebnis kämen dort nun auch Angehörige enten aus dem Ausland sogar eine Möglichkeit um das aus Herrscherhäusern in Saudi-Arabien, Katar oder den Krankenhaussterben zu stoppen. Allerdings müsse die Politik dafür auch die VorausVereinigen Arabischen Emiraten. setzungen schaffen. So könne „Womit wir punkten können, ist es nicht sein, wie er es selbst eine erstklassige Qualität, geraerlebt habe, dass eine russide bei der plastischen oder der Auch Kassenpatienten sche Krankenkasse sich bereit Herzchirurgie, aber wir müssen erklärt, die Operation einer eben auch die Infrastruktur dasollten erfahren, was Siebenjährigen zu bezahlen, für anbieten und international eine Behandlung kostet aber der Eingriff letztlich daran genug sein“, so Bindseil. Hörakustikerin Angie Diez scheitert, dass das Visum nicht rechtzeitig ausgestellt wird. Doch besteht nicht die Gefahr, dass durch solche MedizintouKLARE SPIELREGELN. Für Diskussion risten der Eindruck entsteht, sorgte auch das Zusammendass gute Medizin nur für Reiche zu bekommen ist? Natürlich könne es da Diskussionen spiel von Pharmaindustrie, Wissenschaft und Ärzten bei geben, räumte Bindseil ein, nicht jedoch ohne ein Aber der Entwicklung neuer Medikamente. Eigentlich sollten nachzuschieben: „Das, was manche Berliner Kliniken als die Ärzte unabhängig sein, doch gerade die Erprobung Überschuss ausweisen, ist fast ausschließlich der First- der Medikament macht eine enge Zusammenarbeit Class-Versorgung ausländischer Patienten geschuldet.“ zwischen Medizinern und Pharmaindustrie erforderDer Wirtschaftsförderer forderte deshalb eine offene lich, weswegen Kritiker oft Mauscheleien fürchten. „Ich Diskussion, denn der Medizintourismus sei in dem durch finde es schade, dass das Image der Pharmaindustrie so Fallpauschalen bestimmten System für die chronisch un- schlecht ist“, bedauerte Sinis. „Wir haben in Deutschland terfinanzierten Krankenhäuser eine Chance auf Zusatz- die Problematik, dass sehr schnell der Finger gehoben einnahmen. IHK-Vertreterin Haß merkte an, man müsse wird: „Vorsicht Korruption!“ Dies sei angesichts einiger den Begriff des Medizintourismus sogar weiter verstehen: verurteilenswerter Verfehlungen in der Vergangenheit „Der Patient bezahlt ja nicht nur Behandlung, sondern zwar einerseits nachvollziehbar, rücke jedoch anderergibt auch zusätzlich Geld aus.“ Zugleich monierte sie, dass seits seriöse Mediziner, die in ihrem Feld für Fortschritte viele Hotels noch nicht darauf vorbereitet seien, Medizin- sorgen wollen, in ein schlechtes Licht. Sinis forderte destouristen zu beherbergen: „Es gibt natürlich Hotels, die für halb weniger Skepsis. Als Beispiel nannte er Südkorea, wo körperliche Behinderungen ausgestattet sind. Auf Hörge- eine Verzahnung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft schädigte und sehbehinderte Gäste mit ihren spezifischen deutlich ausgeprägter sei. Als Vertreter der Phar-

Die Netzwerkbildung ist für die Gesundheitsbranche in Berlin ein wichtiger Faktor

Wir müssen den Menschen erklären, dass Gesundheit alles andere ist als ein Kostenfaktor, dass sie uns Lebensqualität gibt, Arbeitsplätze schafft und auch soziale Sicherheit

Das Geld von reichen Patienten aus dem Ausland könnte eine Möglichkeit sein, um das Krankenhaussterben zu stoppen

DR. MARION HASS GESCHÄFTSFÜHRERIN INNOVATION UND UMWELT IHK BERLIN

DR. KAI-UWE BINDSEIL LEITER GESCHÄFTSBEREICH GESUNDHEITSWESEN BERLIN PARTNER

PROF. DR. NEKTARIOS SINIS CHEFARZT SINIS PLASTISCHE CHIRURGIE

i D ER

RUNDE

T ISCH

Die Veranstaltungsreihe Runder Tisch des Berliner Verlags bringt Spitzenvertreter wichtiger Wirtschaftszweige aus der Region zum informellen Austausch zusammen. Am Runden Tisch „Health Week“ in der Schankhalle Pfefferberg gab es einen regen Austausch zwischen Fachleuten aus unterschiedlichen Medizinbranchen.


Wirtschaft

SPEZIAL | Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 08. Oktober 2015

Bilder: Benjamin Pritzkuleit

313.000

Menschen arbeiten aktuell in Berlin-Brandenburg in der Gesundheitsbranche

130.000

Pflegekräfte arbeiten derzeit in Berlin und Brandenburg

Perspektivisch werden

150.000

neue Pflegekräfte in der Region gebraucht

Fast jeder

Schulabgänger müsste damit in der Pflegebranche anfangen

Bild: thinkstock.de, istock, romolotavani

maindustrie merkte Suermondt dazu an, dass seine Branche gar nicht anders könne, als bei der Entwicklung neuer Medikamente mit den jeweiligen Fachmedizinern zusammenzuarbeiten. Suermondt bedauerte in diesem Zusammenhang auch, dass in Deutschland so große Berührungsängste zwischen Medizinern und Industrie bestünden: „In den USA ist es gang und gäbe, dass Ärzte für einige Jahre in die Industrie wechseln und dann wieder zurück. Das ist für beide Seite förderlich.“ Um Missbrauch vorzubeugen, gäbe es in Deutschland seit Jahren ein verstärktes Engagement für die Umsetzung eines europaweiten Transparenzkodex. Dieser regelt künftig auch die Veröffentlichung von Honoraren an Ärzte durch die verschiedenen Pharmaunternehmen, betonte Suermondt. Transparenz hielt auch Kai Bindseil für einen wichtigen Punkt, um das Misstrauen gegenüber Medizinern und Pharmaindustrie abzubauen. Allerdings verstand er unter Transparenz, dass auch die gesetzlich versicherten Kassenpatienten sehen müssten, wie viel eine Behandlung kostet. Zudem seien klare Spielregeln notwendig. Bindseil betonte jedoch, dass Verfehlungen der 1980er und 1990er Jahre, als die Chefarztgattin noch selbstverständlich FirstClass in die USA mitfliegen durfte, längst Geschichte seien. Und noch ein dritter Punkt sei wichtig: „Wir müssen den Menschen erklären, dass Gesundheit alles andere ist als ein Kostenfaktor, dass sie uns Lebensqualität gibt, Arbeitsplätze schafft und auch soziale Sicherheit.“ Auch Hörakustik-Meisterin Diez befürwortete Transparenz bei den Kosten medizinischer Leistungen und das aus einem weiteren Grund: „Ich würde mir wünschen, dass auch die Kassenpatienten wissen, wie teuer eine Behandlung ist. Ein Cochlea-Implantat kostet etwa 50.000 Euro inklusive Anschlussbehandlung und Reha. Wenn die Patienten dies wüssten, hätten sie vermutlich auch mehr Verständnis dafür, kleinere Zuzahlungen, wie etwa 13 Euro für Trockenkapseln, leisten zu müssen.“ Das system krankt. Damit waren die Teilnehmer des Rundes Tisches bereits mittendrin in der Diskussion um die Zukunft des deutschen Gesundheitssystems. Dabei zeigte sich eine große Unzufriedenheit der Akteure. Friederike Wagner monierte etwa, dass die Kassenleistungen zwar ausreichen würden, um mit den Patienten kostendeckend zu arbeiten. Investitionen seien jedoch nur durch Privatpatienten oder eben Selbstzahler aus dem Ausland möglich. Chirurg Sinis klagte, dass die Politik seit den 1990er Jahren die Leistungssätze an die Markt- und Inflationsentwicklung anpasst, und prophezeite: „Das Gesundheitssystem, wie es im Moment funktioniert mit Fallpauschalen und Kassenpatienten, steuert direkt auf eine Wand zu und wird an dieser auch zerschellen.“ Als Beleg führte der Arzt das Krankenhaussterben in Deutschland an. Allerdings, so stellten Sinis und seine Mitdiskutanten fest, ist dieses

durch Managementfehler teils auch selbst verschuldet. In Deutschland werde hochtechnologisierte Medizin teilweise in einer Fülle angeboten, die sich nicht rechnen könne, kritisierte Suermondt. So gäbe es in Deutschland allein circa 50 Transplantationszentren. Dies seien viel zu viele. Es komme zu deutlichen Qualitätsunterschieden, weil die Zahl der OPs von Zentrum zu Zentrum sehr schwanke. Hier müsse man darüber nachdenken, ob man nicht wie in den Niederlanden, solche Expertise auf wenige Zentren konzentriere, wie zum Beispiel in der Hämato-Onkologie.

Wir haben kein Geld-, sondern ein Effizienzproblem Chefarzt Prof. Dr. Nektarios Sinis

Sinis sieht auch bei Berliner Krankenhäuser Strategiefehler: Viele hätten den gleichen Schwerpunkt, würden deshalb manche Operationen nur drei, vier Mal im Jahr durchführen, was eigentlich nicht zulässig sei, weil 15 Operationen pro Jahr notwendig sind, um die Berechtigung aufrecht zu erhalten. Dies könne dann zur Folge haben, dass auch unsinnige Operationen durchgeführt würden, weil der Druck aus der Finanzabteilung da sei, erklärte der Chirurg und verwies exemplarisch auf die steigende Zahl von Wirbelsäulen-OPs: „Durch Chefarztverträge mit Zielvereinbarungen bekommen sie Druck von hinten, der sie davon abhält zu sagen, dass der Mensch jetzt nicht operiert werden muss. Dies war ein Grund, warum ich ausgestiegen bin. Dieses System schadet letztlich dem Patienten.“ neue Wege. Doch während eine Krankenhausschließung in Berlin in der Regel keine Versorgungslücke reißen würde, sieht die Situation im Brandenburg jenseits des Speckgürtels um die Hauptstadt ganz anders aus. Die nächste Klinik wäre dann oft 30, 40 Kilometer weiter. Gerade hier seien einzelne Krankenhäuser oft nicht mehr überlebensfähig, schätzte Bindseil und empfahl den Zusammenschluss mehrerer Häuser, wie dies durch die Übernahme der Kliniken in Belzig und Forst durch das Klinikum Potsdam erfolgt sei. Dabei könnten in den Häusern auch spezielle Schwerpunkte geschaffen, im Gegenzug jedoch andere, dann mehrfach vorhandene Abteilungen gestrichen werden. Mit Blick auf die Gesamtsituation des Gesundheitssystem kam der Stellvertreter der Pharmaindustrie Suermondt zu einem überraschenden Ergebnis: „Wir haben kein Geld-, sondern ein Effizienzproblem. Es gibt viel Geld im System, das wir nur an vielen Stellen effizien-

ter ausgegeben müssen.“ Um dies zu ändern müsse man von den Patienten auch mehr Eigeninitiative fordern, riet Sinis. „Wir unterschätzen den Patienten oft. Sie sind intelligenter als wir denken, sie zeigen mehr Eigeninitiative, suchen etwa online nach geeigneten Ärzten, und sind auch mal bereit einen Zulage zu bezahlen, wenn sie etwa eine Chefarztbehandlung wollen.“ Suermondt bezweifelte allerdings, dass die Politik dazu bereit sei, den Patienten stärker in die Pflicht zu nehmen – aus Angst vorm Wähler: „Das einzige steuernde Element, die Praxisgebühr, wurde wieder abgeschafft. Wichtig sei, dass die Kapazitäten denen vorbehalten bleiben, die wirklich krank sind und medizinische Versorgung benötigen.“ Auch die aktuell große Zahl an Flüchtlingen, die derzeit Deutschland und Berlin erreichen, wurde am runden Tisch erörtert. Schließlich müssen sie die ankommenden Menschen nicht nur medizinisch versorgt werden, sondern bringen auch Qualifikationen mit. In der Zuwanderung liege eine Chance, die man nutzen müsse, lautete der einhellige Tenor der Diskutanten. Schließlich seien unter den ankommenden Flüchtlingen auch zahlreiche ausgebildete und oft noch junge Mediziner. Die seien zumeist hochmotiviert und bereit sich hier weiterzubilden und anzusiedeln, betonte Chirurg Sinis und sieht, bei erfolgreicher Integration der jungen Mediziner, die Möglichkeit, dass diese zur Minderung des Ärztemangels in ländlichen Gebieten beitragen könnten. Dafür sei jedoch der Gesetzgeber gefragt, um die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen: „Wir, und damit meine ich die Politik, müssen die Voraussetzungen schaffen, um die jungen Kollegen hier zu binden. Die offenen Stellen dafür gibt es ja im ländlichen Raum – und das nicht nur im Osten. Sinis warnte jedoch davor, wie aktuell in der Politik diskutiert, Mediziner unter den Flüchtlingen sofort für deren medizinische Betreuung einzusetzen. Er habe vor einigen Jahren libysche Kriegsopfer in seiner Praxis behandelt, die teilweise von Ärzten begleitet wurden, berichtete der Chirurg. Dabei sei deutlich geworden, dass zumindest der Ausbildungsstand der libyschen Mediziner, gerade was den Einsatz moderner medizinischer Technik betrifft, nicht den hiesigen Standards entspricht. Deshalb müssten ankommende Ärzte erst weitergebildet werden. Doch Fachkräfte fehlen nicht nur bei den Medizinern, sondern auch in der Pflege, betonte Bindseil. Derzeit würden in Berlin und Brandenburg rund 130.000 Pflegekräfte arbeiten. Perspektivisch würden aufgrund des demografischen Wandels jedoch 150.000 neue Kräfte benötigt. „Um den Bedarf zu decken, müsste schon fast jeder Schulabgänger Pflegekraft werden. Das wird nicht passieren. Auch aus diesem Grund sind die ankommenden Flüchtlinge sehr willkommen“, sagte Bindseil.


Health Week

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BILDER: MDSCREATIVE, J. KLINGNER

Bezirksstadtrat Jürgen Gräff (CDU) ist stolz auf die lange Gesundheitstraditions Gesundheitstraditions von Marzahn-Hellersdorf

Die Zeichen stehen auf Gesundheit Marzahn-Hellersdorf entpuppt sich als dynamischer Wirtschaftsstandort – ein Einblick

Marzahn-Hellersdorf setzt auf den Sektor Gesundheit. Mit Erfolg. „Die Gesundheitswirtschaft ist inzwischen der größte Arbeitgeber im Bezirk“, sagt Bezirksstadtrat Christian Gräff (CDU) im Gespräch. „Größter Einzelarbeitgeber ist das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) mit rund 17.00 Stellen.“ Neu hinzugekommen ist als Flaggschiff vor einem Jahr das neue Gesundheitszentrum am UKB mit Poliklinik und Therapiezentrum. Und auch die Klinik Helle Mitte bietet Superlative: „Sie ist die größte ambulante Klinik in Berlin“, so Gräff. Und die Zukunftsaussichten werden mit Blick auf den demografischen Wandel und die Zuzugszahlen des Bezirks im Osten der Stadt noch rosiger. „Wir verfügen hier in Marzahn-Hellersdorf einfach über eine Masse Mensch. Und diese Menschen sind Arbeitskräfte, Kunden und Patienten zugleich.“

zubringen. „Gemeinsam lassen sich Potenziale evaluieren und heben“, sagt Gräff. Ein Beispiel: „Wir haben einen Pflegeheimbetreiber und einen Fahrradhändler zusammengebracht. Die teilen sich nun ein Gebäude: vorne ist die Verkaufsfläche des Händlers und im hinteren Bereich ist die Pflege- und Altenwohneinrichtung“.

UNTERNEHMEN ZUSAMMENBRINGEN. Aber nur allein auf Demografie und Zuzug will man sich auf politischer Eben nicht verlassen. Um den erfolgsversprechenden Wirtschaftsbereich weiter voranzubringen, wurde ein Gesundheitswirtschaftsprojekt initiiert. Ziel ist es, Unternehmen der Gesundheitsbranche zusammen-

MEHR ALS NETWORKING. Es seien häufig viele kleine Stellschrauben an denen gemeinsam gedreht werden könne. „Deshalb haben wir gemeinsam mit dem Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreis eine große Konferenz zum Thema Pflege organisiert“, sagt der Politiker. Diese Messe zum Thema „Vertrauen statt Misstrauen

Wir haben hier viele Gesundheitsunternehmen mit denen sich etwas auf die Beine stellen lässt Bezirksstadtrat Christian Gräff (CDU)

‒ Miteinander Pflegequalität sichern“ findet am 1. Dezember 2015 ab 14.30 Uhr im historischen Kesselhaus des Unfallkrankenhauses Berlin statt. Vom Caterer über den Pflegedienst bis hin zum Krankenhaus sollen alle an einen Tisch gebracht werden. Schließlich sei das Thema Wertschöpfungskette von zentraler Bedeutung. „Das ist ein großer Wettbewerbsvorteil unseres Bezirks: Wir haben hier schon viele Firmen vertreten mit denen sich auch gemeinsam etwas auf die Beine stellen lässt.“ Einen weiteren Vorteil des Bezirks sieht Gräff in der Tatsache, dass Marzahn-Hellersdorf noch über freie Flächen verfügt. „Wir haben Platz für neue Ideen“, wirbt der Politiker für seinen Bezirk. Beispielsweise auf dem Griesinger-Gelände. Von dort hat sich Vivantes zurückgezogen, um in Kaulsdorf ein neues Klinikum zu bauen. „Nun werden die denkmalgeschützten Bereiche aufwändig saniert und können neu vergeben werden“, sagt Gräff. Gleichzeitig werden leer stehende Gebäude zurückgebaut um auf den Freichflächen (NAK) weitere Unternehmen zuholen. www.gesundheits-wirtschaft-mh.de

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Wirtschaft

SPEZIAL | Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 08. Oktober 2015

BILD: THINKSTOCK.DE, ISTOCK, MAN_KUKUK

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Jobmotor Altenpflege? 250.000

Eine gestiegene Lebenserwartung stellt die Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Gleichzeitig bieten sich zahlreiche Chancen für den Arbeitsmarkt

Pflegekräfte werden bis 2030 benötigt

80.000

Pflegekräfte fehlen bereits jetzt

700.000

mehr Pflegebedürftige müssen 2030 versorgt werden

71

Prozent aller Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt

12.745

ambulante Pflegedienste gibt es in Deutschland

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er sich für einen Pflegeberuf entscheidet, wird in absehdiagnose überprüfen, oder ob sich jemand sein Essen gekocht barer Zukunft nicht arbeitslos werden“, sagt Johanna hat. Ein weiteres Thema ist die Robotik. „Der Mensch ist aus dem Gesundheitssektor nicht wegzudenken, aber zur Entlastung des Knüppel vom Deutschen Berufsverband für PflegeberuPersonals sind automatisch fahrbare Betten oder automatische fe. „Mit einer guten Ausbildung ergibt sich, gerade aufgrund des Esshilfen in der Entwicklung“, sagt Dr. Kai Bindseil. Daraus ergibt demografischen Wandels, auf dem Arbeitsmarkt eine zukunftssich ein Mehrbedarf an IT-Lösungen, die erforscht und von der sichere Perspektive. Der Bedarf an professioneller Pflege wird in Industrie entwickelt werden. Außerdem steigt in diesem Zusamden kommenden Jahrzehnten weiterhin steigen. Die Perspektimenhang der Bedarf an Schulungspersonal. Weitere Beschäfven sind also sehr gut.“ Medizinische Forschung und verbesserte tigungsmöglichkeiten ergeben sich im Bereich Pharmazie. Die Pflege haben den Menschen von Generation zu Generation mehr gestiegene Lebenserwartung verlangt nach neuen MedikamenLebensjahre geschenkt. Laut dem Statistischen Bundesamt werten, die ebenfalls erforscht, entwickelt und vertrieben werden den Frauen im Jahr 2040 durchschnittlich 88 Jahre, Männer 84 müssen. Jahre alt sein. Zum Vergleich: Vor hundert Jahren lag das Durchschnittsalter bei 60 Jahren. Allerdings gehen mit der gestiegenen REGIONALE UNTERSCHIEDE. Trotz technischer Fortschritte wird der Lebenserwartung ebenfalls typische Alterskrankheiten wie DeBedarf an ambulanter Pflege aufgrund veränderter Familienmenz, Alzheimer, Parkinson oder Gebrechlichkeit einher. Als Konstrukturen ebenfalls steigen. „Traditionelle Familienbilder hasequenz wird sich der Pflegebedarf in Zukunft verändern. „Um ben sich verändert und die fortschreitenden Mobilitätsanfordiesen zu decken, werden bis 2030 in Deutschland 250.000 neue derungen der Arbeitswelt lassen Arbeitnehmer ins Ausland Fachkräfte benötigt “, sagt Rolf Höfert, Geschäftsführer vom Deutoder andere Teile der Bundesrepublik schen Pflegeverband (DPV). „Zurzeit haben abwandern“, sagt Johanna Knüppel. An wir 2,4 Millionen Pflegebedürftige. Die Zahl dieser Stelle muss die ambulante Pflege wird bis 2030 auf 3,1 Millionen steigen, insgreifen. Das betrifft insbesondere ländlibesondere im Bereich Alzheimer und DeAusbildungen che Regionen wie große Teile Brandenmenz. Diese Erkrankungen erfordern eine burgs. Die Bevölkerung auf dem Land ist besondere fachliche Betreuung.“ sollten staatlich im Schnitt älter als in der Stadt. „Hier werfinanziert werden 80.000 Fachkräfte fehlen bereits jetzt. den in Zukunft mehr Pflege-, aber auch Rolf Höfert vom DPV Grund dafür sind unter anderem die gemehr Gesundheitseinrichtungen benösunkenen Ausbildungskapazitäten. „Krantigt. Diese sind häufig ein entscheidenkenhäuser bilden nur für ihren eigenen der Wirtschaftsfaktor für die Regionen“, Bedarf aus. Darunter leiden insbesondere erklärt Dr. Bogai. Weitere Beschäftigungsdie ambulanten Pflegedienste, denen es schwer fällt, geeigmöglichkeiten ergeben sich aus der Herausforderung, die annetes Personal zu bekommen“, sagt Rolf Höfert. Hinzu kommt, gebotenen Pflegedienste, Ärzte, Apotheken und Fahrdienste dass in vier Bundesländern die Schüler ihre theoretische Auszu vernetzen. Ziel ist es hier, Pflegepunkte zu schaffen, die sich bildung selbst zahlen. „Wir müssen dahin kommen, dass die um die Versorgung, Gesundheitsförderung und Prophylaxe theoretische Ausbildung staatlich finanziert wird und nicht die kümmern. Ein erster Schritt in diese Richtung sind Netzwerke Pflegesätze belastet“, so Höfert. Dass der gestiegene Bedarf an auf kommunaler Ebene. „Diese klären über Möglichkeiten der Pflegekräften nicht nur viele Herausforderungen, sondern ebenprivaten, zivilgesellschaftlichen Hilfe auf und organisieren ehfalls viele Chancen bietet ‒ insbesondere für den Arbeitsmarkt‒, renamtliche Hilfs- und Pflegedienste vor Ort. Wichtig ist, dass zeigt Dr. Dieter Bogai vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsdabei die persönliche Mentalität und die eigenen Biografien berücksichtigt werden“, sagt Johanna Knüppel. forschung. „Der demografische Wandel ist unabhängig von der Matthias Jessen Konjunktur ein riesiger Jobmotor. In den letzten 15 Jahren ist es in den Pflegeheimen zu einem Beschäftigungszuwachs von 56 Prozent gekommen. Bei ambulanten Pflegediensten ist sogar ein Zuwachs von 75 Prozent zu verbuchen.“ Trotz der positiven Tendenz stehen Pflegeeinrichtungen weiterhin vor der Herausforderung, ihre dünnen Personaldecken aufzustocken. „Dabei KAMPAGNE: „GEPFLEGT IN DIE ZUKUNFT“ sind besonders Berufsanfänger gefragt. Aufgrund der Nachfrage seitens des Arbeitsmarktes können diese sich ihren Job nach der schulischen Ausbildung quasi aussuchen“, erklärt Dr. Bogai. „Allerdings gibt es noch immer zu wenige Ausbildungsplätze. Diese müssen in Zukunft aufgestockt werden. Um das zu realisieren, müssen jedoch die finanziellen Töpfe für die Pflegekräfte aufgestockt werden.“

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Pflegeheime gibt es in Deutschland

BEDARF STEIGT WEITER AN. Der steigende Bedarf an Versorgung wird neben den Pflegekräften auch andere Berufsgruppen berühren. „Ich denke da an Hersteller von Mobilitätshilfen oder an Umbaumaßnahmen, um ein altersgerechtes Umfeld zu schaffen. Ein weiteres Beschäftigungsfeld hat mit den Möglichkeiten der Digitalisierung zu tun. Neue technische Optionen wie Telemedizin, Telediagnose und Telenursing werden an Bedeutung gewinnen“, erklärt Dr. Bogai. „Jeder Mensch möchte so lange wie möglich in seiner vertrauten Umgebung bleiben“, so Dr. Kai Bindseil von der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH. „Dieser Anspruch verlangt nach neuen Ideen und Menschen, die diese umsetzen.“ Schon mit einem Fahrstuhl kann jemand womöglich drei Jahre länger in seinen eigenen vier Wänden leben. Ein Monitoring daheim kann darüber hinaus Puls und Blutdruck per Fern-

Das Altern ist etwas, was alle Menschen verbindet. Schon heute leben 660.000 Menschen in Berlin, die über 65 Jahre alt sind, und es werden immer mehr. Die Kampagne „Gepflegt in die Zukunft“ will auf die Chancen hinter diesem demografischen Wandel hinweisen und stellt das Jobprofil „Altenpfleger“ ausführlich dar. www.berlin.de/gepflegt-in-die-zukunft/home.html


Health Week

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Chancen und Herausforderungen „Die Entwicklungschancen fĂźr den Arbeitsmarkt sind groĂ&#x;. Dennoch muss sich die Pegebranche fĂźr zukĂźnftige Herausforderungen wappnen. Ein erster Schritt dafĂźr ist das kommende Pegeberufegesetz. Hier werden die Aufgaben und Kompetenzen von Pegeberufen klar geregelt und von anderen Berufsgruppen abgegrenzt. DarĂźber hinaus wĂźrde die viel diskutierte Elektronische Gesundheitskarte die Arbeitsbedingungen verbessern und die Abläufe entbĂźrokratisieren. AuĂ&#x;erdem sollte mehr Wert auf QualiďŹ zierungs- und WeiterbildungsmĂśglichkeiten gelegt werden. Gerade im gerontopsychiatrischen Bereich und in der Palliativversorgung“, sagt Rolf HĂśfert, Experte fĂźr Pegerecht und GeschäftsfĂźhrer Deutscher Pegeverband (DPV).

Das neue Zuhause: sicher und komfortabel „Der Mensch will im Alter so lange wie mĂśglich in seiner vertrauten Umgebung bleiben. Die eigenen Wände altersgerecht zu gestalten, schat neue Herausforderungen und JobmĂśglichkeiten. Nicht nur fĂźr die ambulante Pege, sondern auch fĂźr Bereiche wie die Telemedizin. Dadurch kĂśnnen per Ferndiagnose die Tagesabläufe und Vitalzeichen der PegebedĂźrftigen Ăźberwacht werden. Um solche LĂśsungen zu realisieren, mĂźssen jedoch Jobs im Bereich IT geschaen und Investitionen von der Wirtschaft und den Kassen ďŹ nanziert werden“, erklärt Dr. Kai Bindseil von Berlin Partner Wirtschaft und Technologie GmbH.

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zu itsmarktes n des Arbe ce n a h ic C d die n Entw k decken un en. Es sollte zu rd rf e a w r d r e e e B m v icht im attrakti „Um den geberufe gekräfte n e e   P P n it e m ss a Ăź n, d ss sich nutzen, m ten werde erdem mu eiten gebo ehen. AuĂ&#x; k g ch ch li a hr Ang n Ăś n m e lungsm ekräfte e ätigkeit g T e n  e P h it ic m le a ,d bei den g verändern n sehe ich tagtäglich Diskussion llschraube e te ch S li in re ft e a g it h n e n. W sstattu die gesellsc eit erhalte ersonalau rb P A n re re e ih r ss e te g fĂź r. Die r einer b erkennun en“, sagt D iveau und id n e n h rm o e L v n ere g zu rschung. einem hĂśh erbelastun en, um Ăœb nd Berufsfo g u n ttu rk a ch ri sm den Ein r Arbeit Institut fĂź Bogai vom

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Pegen lässt sich lernen 70 Prozent aller PegebedĂźrftigen werden laut DAK-Pegereport 2015 zu Hause versorgt. AngehĂśrige und Freunde stehen dabei oftmals vor einer Herausforderung. Dabei geht es nicht nur um die Fragen, ob man den praktischen Anforderungen wie Einkaufen, Kochen, Umbetten, Waschen und Anziehen gerecht werden kann. Oft gibt es Unsicherheiten hinsichtlich der Kosten und der rechtlichen Lage bei der Vereinbarkeit von Pege und Beruf. Was viele nicht wissen: Durch kompetente Beratungsangebote und gezielte Schulungen kĂśnnen pegende AngehĂśrige ihr Wissen fĂźr eine gute häusliche Pege vertiefen. Angeboten werden solche Kurse als Präsenzveranstaltungen oder Online-Ratgeber von allen groĂ&#x;en Krankenkassen sowie gemeinnĂźtzigen Einrichtungen und von Volkshochschulen. Im Berliner Raum werden AngehĂśrigenpegekurse unter anderem von dem Unternehmen Premio angeboten. AngehĂśrige erhalten an drei Tagen umfassende Informationen Ăźber das Pegeversicherungsgesetz sowie Ăźber die Wohnraumgestaltung bei PegebedĂźrftigkeit. AuĂ&#x;erdem wird der Einsatz von Hilfsmitteln und deren Sinnhaftigkeit fĂźr die Betroenen an Fallbeispielen erĂśrtert. DarĂźber hinaus wird gelernt, die menschlichen KĂśrperfunktionen zu beobachten und prophylaktische MaĂ&#x;nahmen zu treen. Erfahrene Dozenten beantworten individuelle Fragen: Wie messe ich die KĂśrpertemperatur? Wie gehe ich mit Schmerzen um? Wie funktionieren Herz und Lunge? Was muss ich Ăźber Ausscheidungen und Urin wissen? Praktische Ăœbungen werden anhand von RĂźckenschulungen und Beispielen am Krankenbett vermittelt. Zwei weitere wichtige Punkte sind der Umgang mit Medikamenten und die GesprächsfĂźhrung. Schulungsreihen fĂźr AngehĂśrige von Alzheimer- und anderen Demenzkranken bietet die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. an. Ein weiterer Anbieter von Pegekursen fĂźr AngehĂśrige und ehrenamtliche Pegepersonen ist der Johanniterorden. FĂźr Betroene sind die Kurse kostenlos.

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ikrochirurgische MaĂ&#x;arbeit und die Leidenschaft fĂźr Ă„sthetische Chirurgie − dafĂźr steht die Privatklinik von Professor Dr. Nektarios Sinis, der das gesamte Spektrum der plastischen, rekonstruktiven und ästhetischen Chirurgie sowie Handchirurgie anbietet. SICHER UND PRĂ„ZISE „Die Mikrochirurgie bietet eine präzise, sichere und zuverlässige Operationsmethode, die nicht nur in der

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Wirtschaft

SPEZIAL | Anzeigen-SonderverĂśffentlichung | 08. Oktober 2015

Dem Altern auf den Fersen Berliner Forscher verstehen den Alterungsprozess des menschlichen KÜrpers immer besser – ein Einblick

BILDER: THINKSTOCK.DE, ISTOCK, EVGENYATAMANENKO & RABBITTEAM

Bild: SanoďŹ

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Herzforschung: neuer Signalweg entschlĂźsselt Wissenschaftler des Berliner Experimental and Clinical Research Center erĂśffnen neue Perspektiven fĂźr Patienten mit HerzinsufďŹ zienz

Der monoklonale AntikĂśrper (mAb) verhindert die Bindung von PCSK9 an den LDL-Rezeptor

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SanoďŹ hilft Patienten mit Familiärer Hypercholesterinämie (FH).

eder kennt es: das Blutfett Cholesterin. Der lebenspunkt. Im ersten Schritt ist es daher wichtig, auch schon wichtige Baustein wird zu Ăźber 80 Prozent vom KĂśrper in jungen Jahren seine Cholesterinwerte zu kennen und selbst produziert und erfĂźllt vielfältige Aufgaben. Zu bestimmen zu lassen. Denn je eher eine FH diagnostiviel vom „schlechten Cholesterin“, kurz LDL-Cholesterin ziert und behandelt wird, desto schneller kĂśnnen der (LDL-C), ist jedoch ein Risikofaktor fĂźr Atherosklerose und LDL-C-Wert gesenkt und Folgeerkrankungen verhindert werden. Auch Patienten, die bereits schwere Herz-KreisHerz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine mĂśgliche Ursache fĂźr erhĂśhte LDL-C-Werte ist die „Familiäre Hypercholesterinlauf-Erkrankungen haben, zählen zur Hochrisikogruppe. ämie“ (FH), eine angeborene Stowechselerkrankung. Eine alleinige Behandlung mit Standardmedikamenten wie zum Beispiel Statinen reicht zur Hierbei kommt es zu einem verminderten Abbau von LDL-C. Die Folge sind LDL-C-Senkung nicht immer aus. stark erhĂśhte LDL-C-Spiegel. Betroen In Deutschland ist FH sind etwa einer von 200 bis einer von Neue Therapieoptionen bieten. SanoďŹ die häuďŹ gste genetische 500 Menschen. Damit ist FH die häuhat es sich zur Aufgabe gemacht, LĂśStoffwechselkrankheit ďŹ gste genetische Stowechselkranksungen fĂźr Patienten mit unzureichend heit in Deutschland. Trotzdem wird sie kontrolliertem LDL-C zu ďŹ nden. Neue oft Ăźbersehen und nur bei ein bis zehn Therapieoptionen wie der mit BiotechoProzent der Betroenen diagnostiziert. Unbehandelt belogie entwickelte PCSK9-Hemmer, ein vollständig humasteht bei FH Patienten ein 20-fach erhĂśhtes Risiko fĂźr das ner AntikĂśrper gegen PCSK9, sollen das LDL-Cholesterin frĂźhzeitige Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. bei Hochrisikopatienten eektiv senken. Ein weiterer wichtiger Schritt ist fĂźr SanoďŹ die Aufklärung. Hierzu zählt auch So frĂźh wie mĂśglich diagnostizieren und therapieren. die Kampagne „Cholesterin persĂśnlich nehmen“, die das Die Anzeichen von FH sind fĂźr Betroene schwer zu erUnternehmen gemeinsam mit der Patientenorganisatikennen. Ein frĂźhzeitig aufgetretener Herzinfarkt oder on CholCo und der DGFF (Lipidliga) e. V. Partnern initiiert Schlaganfall (bei Frauen unter 60 Jahren, bei Männern hat. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite www.cholesterin-persoenlich-nehmen.de. unter 55 Jahren) in der Verwandtschaft ist ein Anhalts-

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n Deutschland leiden rund 1,8 Millionen Menschen unter einer Herzschwäche, was in Fachkreisen als HerzinsuďŹƒzienz bezeichnet wird. Schreiten Herzschwäche oder schwere Herzfehler voran, geht dies häuďŹ g mit einem Verlust von Muskelmasse und Muskelkraft einher. Wissenschaftler des Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung der CharitĂŠ ‒ Universitätsmedizin Berlin und des Max-DelbrĂźck-Centrums fĂźr Molekulare Medizin, konnten nun den Mechanismus aufklären, der dieser, auch kardiale Kachexie genannten, Erkrankung zugrunde liegt. Prozesse, die den Proteinabbau im KĂśrper verstärken und beschleunigen, lassen sich kĂźnftig auf Basis der aktuellen Erkenntnisse mĂśglicherweise medikamentĂśs beeinussen. Die Ergebnisse der Studie sind im Fachjournal Circulation Research verÜentlicht.

VOR ALLEM DIE SKELETTMUSKULATUR IST BETROFFEN. Patienten in fortgeschrittenen Stadien der Herzmuskelschwäche verlieren in der Regel insgesamt an Muskelmasse und Muskelkraft. Eine Tatsache, die sich negativ auf den weiteren Krankheitsverlauf auswirkt und bislang mit einer schlechten Prognose verbunden ist. Der krankhaft voranschreitende Muskelabbau betrit insbesondere die Skelettmuskulatur. Die verantwortlichen molekularen Signalwege hierfĂźr waren bis jetzt noch nicht vollständig bekannt. Eine Ursache dieses Abbauprozesses liegt in dem System, das im KĂśrper Blutdruck, Salz- und Wasserhaushalt reguliert, dem sogenannten Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS). Dieses ist im Krankheitsprozess einer kardialen Kachexie stark aktiviert und der Botensto

Angiotensin II wird vermehrt gebildet. Angiotensin II ist ein Eektor-Peptid, das direkt auf den Muskel wirkt und dort den Proteinabbau steigert. Eine Verringerung der Muskelmasse ist die Folge. Bisher werden herzinsuďŹƒziente Patienten mit Medikamenten behandelt, die das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System hemmen. Das mindert den Muskelabbau fĂźr einige Zeit, doch herkĂśmmliche Medikamente verlieren nach einigen Jahren ihre Wirksamkeit. Um neue Therapieansätze zu ďŹ nden, haben die Wissenschaftler um Privatdozent Dr. Jens Fielitz, Kardiologe an der CharitĂŠ und Arbeitsgruppenleiter am Experimental and Clinical Research Center (ECRC) nun den genauen Signalweg untersucht, der zum Proteinabbau im Muskel fĂźhrt. Im Speziellen steigert Angiotensin II im Muskel die Herstellung eines Proteins mit dem Namen Muscle RING-ďŹ nger 1 (MuRF1), das eine SchlĂźsselrolle beim Muskelabbau spielt. THERAPEUTISCHES POTENZIAL. „Wir haben einen neuen Transkriptionsfaktor identiďŹ ziert und funktionell charakterisiert, der diesen Prozess reguliert. In Experimenten konnten wir ebenso Mechanismen aufzeigen, die sich hemmend oder aktivierend auf die MuRF1 Proteinproduktion auswirken und somit Muskelabbau reduzieren oder steigern“, sagt Privatdozent Dr. Fielitz. Er ergänzt: „Damit schlieĂ&#x;en wir eine entscheidende LĂźcke und beschreiben einen neuen Signalweg, der fĂźr das Entstehen einer kardialen Kachexie wichtig ist.“ Eine UnterdrĂźckung dieses Signalweges kĂśnnte die durch Angiotensin II verursachte Muskelschwäche hemmen und somit therapeutisches Potenzial besitzen. TANJA VON UNGER


Health Week

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Ünnte der Alterungsprozess bald verlangsamt werden? Aktuelle Studienergebnisse geben Anlass zur Hoffnung. Wissenschaftler am Leibniz-Institut fßr Molekulare Pharmakologie, FMP, in Berlin sind der Antwort nun einen Schritt näher gekommen. In einer Studie konnten sie erstmals zeigen, dass ein bestimmter Bereich einer Zelle, das sogenannte Endoplasmatische Retikulum, im Alter seine oxidative Eigenschaft verliert. Geht dieses Lebenselixier verloren, kÜnnen viele Proteine nicht mehr korrekt reifen. Zeitgleich reichern sich oxidative Schädigungen in einem anderen Bereich der Zelle an, dem Cytosol.

Dieses Wechselspiel war bisher nicht bekannt und erĂśffnet ein neues Verständnis vom Altern, aber auch von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson. „In der Publikation konnten wir in einer internationalen Kooperation mit Laboren in Chicago, Kyoto, MĂźnchen und Berlin zeigen, dass im Alter die Fähigkeit abnimmt, ein stabiles Redox-Gleichgewicht in der Zelle in verschiedenen subzellulären Bereichen aufrecht zu halten. Den Verlust dieser Redox-Balance konnten wir auch als Antwort auf Proteinstress, wie er zum Beispiel bei neurodegenerativen Krankheiten auftritt, beobachten“, erklärt sagt Dr. Janine Kirstein, Erstautorin der Studie, die im Fachmagazin EMBO Journal erschienen ist.

dass die strikte Trennung der sub-zellulären Bereiche in der Zelle zusammenbricht und sich so die Milieus in der Zelle untereinander mischen. In der Tat konnten wir beobachten, dass sich das Redoxgleichgewicht im Cytosol und im ER im Alter angleichen“, erklärt Kirstein. Neurodegenerative Krankheiten werden oft von Peptiden und Proteinen hervorgerufen, die amyloide Fibrillen ausbilden kĂśnnen. Diese Fibrillen sind wasserunlĂśslich und kĂśnnten sich daher sehr gut in Membranen einbetten und so die Barrieren zwischen Zellen und subzellulären Bereichen aufbrechen. Wir wollen dieser Hypothese nachgehen und werden hierfĂźr eine Vielzahl biochemischer und molekalrbiologischer Ansätze nutzen. Die Konsequenz der Redox-Imbalance ist einerseits, dass bestimmte Proteine nicht mehr korrekt gefaltet werden kĂśnnen und daher

Bei StreSS altert der MenSch Schneller. Seit September 2013 leitet die Wissenschaftlerin ein eigenes Labor am FMP und versucht der Frage auf den Grund zu gehen, was genau dazu fĂźhrt, dass es im Alter und nach Stress einen Zusammenbruch der Redoxkontrolle gibt. „Wir erforschen was genau in der Zelle im Alter passiert, dass es nicht mehr mĂśglich ist, das Zellinnere (Cytosol) in einem reduzierenden Zustand und andere Bereiche wie zum Beispiel das Endoplasmatische Retikulum (ER) hingegen oxidierend zu halten“. Verschiedene Szenarien sind mĂśglich. Zum Beispiel, dass Enzyme, die die oxidierende Kraft regulieren im Alter und nach Stress weniger gut reguliert werden oder Ăźberlastet sind – zum Beispiel durch oxidative Radikale. „MĂśglich ist auch,

i R ekoRdveRdächtig Mit 116 Jahren starb in diesem Jahr die Amerikanerin Gertrude Weaver. Toppen konnte das aber die Japanerin Misako Okawa. Sie wurde sogar 117 Jahre alt. Den Altersrekord hält derzeit die FranzĂśsin Jeanne Calment (1875 – 1997): Sie wurde 122 Jahre und 164 Tage alt. Sie ist auch ein Beleg dafĂźr, dass nicht nur ein gesunder Lebenswandel in biblische Alterssphären fĂźhrt: Mit 117 Jahren wollte sie kurzzeitig das Laster Rauchen aufgeben, lieĂ&#x; es dann aber sein. Männer kĂśnnen bei diesen Rekorden kaum mithalten, ist ihre Lebenserwartung grundsätzlich geringer. Der Japaner Jiroemon Kimura (1897–2013) ist bislang der einzige Mann, der 116 Lebensjahre erreichte.

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Schluss mit Rauchen!

auch nicht mehr ihre eigentliche physiologische Funktion wahrnehmen kĂśnnen. Andererseits ist eine Fehlfaltung dieser Proteine auch gefährlich, da missgefaltete Proteine verklumpenen kĂśnnen und so auch unbeteiligte Proteine mit in solch ein Proteinaggregat hereinziehen kĂśnnen. Das heisst, das so auch eine Kaskade von Proteinverklumpungen in Gang gesetzt wird und den Alterungsprozess weiter beschleunigt. „Ein Verständnis Ăźber die molekularen Vorgänge ist Vorraussetzung, um eventuell pharmakologisch in Alterungsprozesse eingreifen zu kĂśnnen“, so die Wissenschaftlerin.

Denn Giftstoffe wirken sich negativ auf den Ă–strogenspiegel aus. Der wiederum hat groĂ&#x;en Einfluss auf die Haut.

redox-GleichGewicht kĂśnnte neuer BioMarker Sein. FĂźr ihre Experimente nutzte das Forscherteam den Fadenwurm – ein etabliertes Modellsystem, um Alterungsprozesse auf molekularer Ebene zu untersuchen. Da der Fadenwurm transparent ist, konnten die Forscher fluoreszenz-basierte Sensoren verwenden, um die Oxidation in den einzelnen Zellkompartimenten zu messen. Am lebenden Fadenwurm konnte so genau verfolgt werden, wie sich der Redox-Zustand im Alter verändert. Zusätzlich wurde der Einfluss der Proteinaggregation an kultivierten Zellen menschlichen Ursprungs untersucht. Die Daten waren deckungsgleich mit denen im Fadenwurm. „Wir wissen jetzt eine ganze Menge mehr, haben aber auch gelernt, dass Altern wesentlich komplexer ist, als bislang angenommen“, betont Biologin Kirstein. So ist beispielsweise die Ăœbertragung des Proteinfaltungsstress auf das Redox-Gleichgewicht – sowohl innerhalb der Zelle von einem Kompartiment zum anderen als auch zwischen zwei verschiedenen Geweben – noch vĂśllig unklar. Dennoch ist die Altersforschung durch den Fund aus Berlin ein ganzes StĂźck weitergekommen, zumal er auch einen praktischen Nutzen verspricht. Das Redox-Gleichgewicht kĂśnnte kĂźnftig als Basis fĂźr neue Biomarker dienen, um sowohl Alterungs- als auch neurodegenerative Prozesse zu diagnostizieren. Janine Kirstein: „Der Ansatz wird momentan sicher weniger zu therapeutischen Zwecken genutzt werden kĂśnnen, aber die Entwicklung diagnostischer Werkzeuge ist durchaus vorstellbar.“

Verzicht auf Alkohol Denn er wirkt sich negativ auf die Leber aus, was im Weiteren Probleme fĂźr die Haut mit sich bringt

Raus aus der Sonne ĂœbermäĂ&#x;ige Sonneneinstrahlung lässt die Haut bis zu 80 Prozent schneller altern, sagen Experten.

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Sport und frische Luft straffen die Haut. Gesunde, ausgewogene Ernährung und viel Wasser tun ihr Ăœbriges.

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Das sind die IHK-Vorschläge zur Zukunftsfähigkeit der Pegeberufe.

Die neue Generation der HĂśrgeräte und Implantate ist kaum grĂśĂ&#x;er als ein Daumennagel.

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aum ein Berufsbild hat derart gute Zukunftsaussichten wie die Alten- und Krankenpflege – ihre Bedeutung nimmt im Zuge der Alterung der Gesellschaft doch stetig zu. Allerdings ist keineswegs ausgemacht, dass die Pflege diese Aufgabe auch stemmen kann. Nach wie vor leidet sie unter einem vergleichsweise schlechten Image, so dass Nachwuchskräfte fehlen. Die IHK Berlin hat daher Vorschläge zur Zukunftsfähigkeit der Pflegeberufe erarbeitet, mit denen die Leistungsfähigkeit von Kliniken und Pflegeeinrichtungen trotz Alterung und rĂźckläuďŹ gen Geburtenzahlen gesichert werden kann.

und haben gute Aufstiegschancen. Vor allem schätzen sie ihre Arbeit fĂźr hilfsbedĂźrftige Menschen als äuĂ&#x;erst motivierend ein. Derartige positive Aspekte gilt es, stärker in den Vordergrund zu rĂźcken. Dazu kĂśnnen auch Unternehmen selbst beitragen, indem sie zum Beispiel Perspektiven zur Personalentwicklung aufzeigen, Mitarbeitern persĂśnliche Herausforderungen bieten oder die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen wie Ă„rzten verbessern. Auch durch die Ansprache neuer Zielgruppen, etwa männliche Bewerber oder Fachkräfte mit Migrationshintergrund, bieten sich gute Chancen.

Die Ausgangslage ist dramatisch. Es fehlen nicht nur Bewerber, nach aktuellen Schätzungen wird auch die Zahl der PflegebedĂźrftigen bis 2030 um 42 Prozent steigen. Einem sinkenden Fachkräfteangebot steht somit eine stark steigende Nachfrage gegenĂźber. Die IHK fordert zunächst eine nachhaltige Ă–ffentlichkeitsarbeit fĂźr den Pflegeberuf. Nach wie vor halten sich hartnäckige Mythen, so seien Pflegekräfte beispielsweise mit ihrem Beruf unzufrieden und Ăźbten diesen oft nur wenige Jahre aus. Befragungen zufolge ist das Gegenteil der Fall: Altenund Krankenpfleger sind Ăźberdurchschnittlich zufrieden

Nicht zuletzt sieht die IHK aber auch Reformbedarf bei der Pflegeausbildung. Die derzeitige Trennung von Alten- und Kranken- beziehungsweise Kinderkrankenpflegeausbildung muss vor dem Hintergrund einer steigenden Bedeutung der Altersmedizin in der Klinik und vielschichtigen Krankheitsbildern von Bewohnern in Altenpflegeeinrichtungen ĂźberprĂźft werden. Es braucht flexible EinstiegsmĂśglichkeiten und mehr Durchlässigkeit zwischen den QualiďŹ kationsniveaus. Eine reine Akademisierung lehnen die betroffenen Unternehmen mit Blick auf das breite Tätigkeitsspektrum ab.

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Alten- und Krankenpeger Alten sind ßberdurchschnittlich zufrieden mit ihrem Beruf

IHK Berlin | FasanenstraĂ&#x;e 85 | 10623 Berlin | (030) 31 51 00 www.ihk-berlin.de/pflege | service@berlin.ihk.de

enn Angie Diez nach ihrem Lieblingsgeräusch gefragt wird, antwortet sie: „Das Ticken einer Uhr.“ Aber auch ein ganz bestimmtes Kinderlied oder das Hupen eines Autos hĂśrt sie gern. Angie Diez ist HĂśrakustik-Meisterin und leitet den HĂśrpunkt im Oberlinhaus. Fast 1.000 Patienten behandelt das Team an den Standorten Potsdam-Babelsberg und Berlin-Marzahn.

die mit normalen HĂśrgeräten nicht versorgt werden kĂśnnen, erhalten durch ein Mittelohr-Implantat eine neue Chance zu besserem HĂśren. Nichts erinnert mehr an die hautfarbenen, fast streichholzschachtelgroĂ&#x;en Geräte, die noch vor einigen Jahren getragen wurden. Farbenfroh und winzig kommt die neue Generation der In-Ohr- und Hinterm-Ohr-Geräte und Implantate daher. Manche sind kaum noch daumennagelgroĂ&#x; und alle verHĂśrprobleme treten fĂźgen sie Ăźber vier bis sechs Kanäle. keinesfalls nur bei älteren Die moderne Computertechnik unterMenschen auf drĂźckt Wind- oder StĂśrgeräusche.

„

Das Ohr ist ein kleines Wunderwerk aus vielen speziellen Bausteinen. Funktioniert eines der Bauteile nicht richtig, erlischt eine wichtige Verbindung zur AuĂ&#x;enwelt. Geräusche werden dumpfer, Sprache leiser und unverständlich. Manchmal reiĂ&#x;t die Verbindung ganz ab. Das Ohr ist nicht nur der Weg zum Herzen, wie die franzĂśsische Schriftstellerin Madeleine de Scudery sagt, es ist auch eines unserer Tore zur Welt.

„Es gibt verschiedene Arten von SchwerhĂśrigkeit“, sagt Angie Diez, „je nachdem, ob das AuĂ&#x;en-, Mittel- oder Innenohr betroffen ist“. In der Regel werden SchwerhĂśrige mit einem klassischen HĂśrgerät ausgestattet. Vor allem bei einer hochgradigen SchwerhĂśrigkeit stoĂ&#x;en diese Geräte aber an ihre Grenzen. Menschen,

HĂśrprobleme treten keinesfalls nur bei älteren Menschen auf. So kommen in den HĂśrpunkt Menschen aller Altersklassen, Berufsgruppen und sozialen Schichten – zu HĂśr- und Sprachtests, zur individuellen Anpassung und zum „Finetuning“ ihrer HĂśrgeräte oder Implantate. Eine Pädakustikerin ist auf die besonderen BedĂźrfnisse von Kindern spezialisiert. „Es gehĂśrt zu den schĂśnsten Momenten im Beruf, wenn man ein Kind zum ersten Mal auf einen akustischen Reiz reagieren sieht oder wenn Menschen plĂśtzlich wieder Musik hĂśren und aufblĂźhen“, beschreibt Angie Diez ihre und die Motivation ihrer Kollegen.

HĂśrpunkt im Gesundheitszentrum am ukb | Warener StraĂ&#x;e 1 | 12683 Berlin

(0331) 763 42 00 | www.hoerpunkt-oberlinhaus.de | hoerpunkt@oberlinhaus.de


Wirtschaft

Health Week

SPEZIAL | Anzeigen-Sonderveröffentlichung | 08. Oktober 2015

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Eine Spritze weniger Die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Institutes passt die Empfehlungen für Pneumokokken-Impfungen an. Säuglingen bleibt fortan eine Spritze erspart.

N

ebenhöhlen- oder Mittelohrentzündungen, Hirnhaut- oder Lungenentzündungen oder sogar Blutvergiftungen – durch Tröpfcheninfektion übertragene Pneumokokken können schwere Erkrankungen verursachen. Gefährdet sind insbesondere Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, chronisch Kranke oder Kinder, bei denen das Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist. Deswegen raten Ärzte dazu, bereits im Säuglingsalter gegen die Bakterien zu impfen. Aus 3 + 1 wird 2 + 1. Bisher lautete das empfohlene Impfschema der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Institutes 3 + 1. Dabei wurde der Säugling jeweils im Alter von zwei, drei und vier Monaten geimpft. Eine Auffrischung gab es im Alter von elf bis 14 Monaten. Nun folgt Deutschland europäischen Vorbildern wie Österreich, der Schweiz oder Großbritannien. „Die Impfung im Alter von drei Monaten fällt weg“, sagt Dr. Gerhard Falkenhorst vom Berliner Robert Koch-Institut, Fachgebiet Impfprävention. „Jetzt empfiehlt die STIKO das 2 + 1-Schema, also eine Impfung mit zwei und vier Monaten plus die Auffrischung mit elf bis 14 Monaten.“ Säuglingen bleibt somit eine Spritze erspart. „Wir haben über einen längeren Zeitraum die Erkrankungszahlen verglichen

und festgestellt, dass sie in Ländern mit dem 2 + 1-Schema genauso stark gesunken sind, wie in Ländern mit dem 3 + 1-Schema“, erklärt Dr. Falkenhorst. Auffrischung notwendig. „Die Quoten für die ersten drei Impfungen sind mit rund 90 Prozent bei den Säuglingen zwar gut“, sagt Dr. Falkenhorst. „Allerdings werden die empfohlenen Zeiten nicht immer eingehalten. Nur rund die Hälfte der Kinder wird wie empfohlen bereits im Alter von zwei Monaten zum ersten Mal geimpft. Bei etwa einem Viertel aller Kinder wird die letzte Impfung mit elf bis 14 Monaten ausgelassen.“ Laut den Experten des Robert Koch-Institutes ist jedoch gerade die Auffrischung äußerst wichtig, damit das immunologische Gedächtnis erneut reaktiviert wird. Dieses bildet der Körper durch die aufeinanderfolgenden Impfdosen. Nur so ist ein langfristiger Schutz, insbesondere bei Kleinkindern, möglich. Gerade durch viel Körperkontakt in der Kita oder im Kindergarten ist die Ansteckungsgefahr besonders hoch. Pneumokokken siedeln sich im Nasen-RachenRaum an. „Meist bleibt diese Besiedlung unbemerkt und führt zu keiner Erkrankung. Trotzdem können sich andere Kinder anstecken. Daher sind die Impfungen so wichtig“, sagt Dr. Falkenhorst. Matthias Jessen & isabel ehrlich

bild: thinkstock.de, istock, dMitry nauMov

AZ Berlin Partner B 327 x H 243 mm

i Masern sind weiterhin eine Gefahr Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit. Im Gegenteil. Sie zählen zu den ansteckendsten Erkrankungen überhaupt. In seltenen Fällen kommt es zu einer Gehirnentzündung, die tödlich verlaufen kann. Durch einen vollständigen MasernImpfschutz bei Kindern, Jugendlichen und nach 1970 geborenen Erwachsenen ist es dagegen möglich, die Ausbreitung der Masern zu verhindern. Angesichts vorhandener Impflücken sind derzeit in Deutschland jedoch noch unterschiedlich häufig lokale Ausbrüche zu verzeichnen. Im Schnitt erkranken zehn Berliner jede Woche an Masern. Die Ständige Impfkommission empfiehlt für Kinder im Alter von elf Monaten bis zum Ende des zweiten Lebensjahres zwei Impfungen gegen Masern zusammen mit der Impfung gegen Mumps und Röteln. Zudem sollten sich alle nach 1970 geborenen Erwachsenen ohne oder mit nur einer Impfung in der Kindheit bzw. bei unklarem Impfschutz einmal impfen lassen. Verpasste Impfungen sollten möglichst bald nachgeholt werden.


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