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WIRTSCHAFT REGIONAL BERLIN UND BRANDENBURG •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • ••
Region der Zukunft: Welche Branchen boomen
Smart City: Wie vernetzt die Stadt ist
Digitale Revolution: Wohin die Industrie steuert
GE T TY I M A G ES J OHN F OX
EINE VERLAGSBEILAGE DER BERLINER ZEITUNG
2 I WIRTSCHAFT REGIONAL
DIENSTAG, 31. MAI 2016 I VERLAGSBEILAGE
DPA
Die Zukunft hält Einzug. Auch in die Unternehmen in Berlin. Ein 3D-Drucker ist nur ein Aspekt davon.
Eine Wirtschaftsregion im Aufbruch
Start-ups und alteingesessene Konzerne haben in Beriln eines gemeinsam: Sie setzen im digitalen Zeitalter auf Kreativität
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enn vom 1. bis 4. Juni die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung in Schönefeld ihre Tore öffnet, wird die Dauerbaustelle BER nur eine Nebenrolle spielen, obwohl diese nur einen Steinwurf vom Messegeschehen entfernt liegt. Berlin präsentiert sich modern, innovativ und international, als Metropole mit hoher Lebensqualität und kreativer Aufbruchstimmung. Auf dem Berlin ExpoCenter Airport direkt neben dem künftigen Hauptstadtflughafen werden mehr als 1 000 Aussteller und rund 230 000 Besucher erwartet und eine innovative Branche erleben, die auch in der Region feste Wurzeln hat. Boomender Technologiesektor Mit dabei ist dann etwa die Gefertec GmbH. Das 2015 gegründete Berliner Unternehmen entwickelt und produziert Maschinen für den 3D-Druck metallischer Bauteile aus drahtförmigen Ausgangsmaterialien. Ihr 3DMP-Technologiekonzept ermöglicht es, „erstmals auch großvolumige Bauteile mit hoher Werkstoffeffizienz und hohen Auftragsraten generativ zu fertigen“, so die Firma. Das junge Unternehmen steht beispielhaft für die Aufbruchstimmung, die die Hauptstadtregion in den vergangenen fünf Jahren bestimmt. Der Industriestandort Berlin, von dem es lange hieß, es gäbe ihn gar nicht mehr, ist nach Einschätzung von Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der Industrie und Handelskammer (IHK) dabei, sich neu zu erfinden. „Berlin bietet
beste Voraussetzungen für die Entwicklung einer smarten, urbanen Industrie und ist deshalb eine moderne Industriestadt. In den vergangenen drei Jahren haben sich im Technologiesektor rund 1 000 Firmen pro Jahr gegründet. Das trug dazu bei, dass im gleichen Zeitraum die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um mehr als 130 000 gestiegen ist. Für 2014 weist die IHK die Zahl von 41 418 neu errichteten Unternehmen aus, der allerdings auch 31 616 aufgegebene Firmen gegenüberstehen. Die Wertschöpfung ist im selben Jahr weiter gestiegen und wird vorwiegend im Dienstleistungsbereich erwirtschaftet, dessen Anteil an der Wertschöpfung in der Stadt mittlerweile 83,6 Prozent beträgt. Nach Einschätzung des Fraunhofer Instituts IPK zählt die Hauptstadtregion zu den führenden Standorten der Informations- und Kreativwirtschaft in Deutschland. Mehr als 5 000 Firmen (Stand: 2014) haben hier ihren Sitz. Deren Beschäftigtenzahl hat sich in den vergangenen Jahren auf 38 000 mehr als verdoppelt. Fast fünf Milliarden Euro werden von den sogenannten IKT-Unternehmen (Dienstleistungen und Software) umgesetzt. Das ist verglichen mit dem verarbeitenden Gewerbe der Stadt noch immer ein beträchtliches Ungleichgewicht. Dort stehen 736 Unternehmen mit 106 000 Beschäftigten für einen Umsatz von 23,3 Milliarden Euro. Doch der klassische Zahlenvergleich wird dem Stellenwert der
Erwerbstätige in den Berliner Zukunftsbranchen in Klammern: Anteil der Erwerbstätigen nach Branchen an der Berliner Gesamtwirtschaft Rest der Wirtschaft 1 177 451 (65 %)
Gesundheit 244 190 (14 %) IKT, Medien, Kreativwirtschaft 228 964 (13 %)
Energie 41 162 (2 %)
Verkehr 113 621 (6 %)
Betriebsgründungen in den Zukunftsfeldern 2014, in Klammern: Anteil an allen Berliner Gründungen Gründungen außerhalb der Zukunftsfelder 6 499 (74 %)
IKT, Medien, Kreativwirtschaft 1 643 (19 %) Verkehr, Mobilität, Logistik 332 (4 %)
Energietechnik 107 (1 %)
Gesundheitswirtschaft 147 (2 %)
Gründungsintensität
Betriebsgründungen je 1 000 Erwerbstätige, 2014 Deutschland
3,0
Hamburg
2,9
München Berlin
4,0 5,0
B L Z / H E C H E R ; QU E L L E ( 3 ) : A . F. S . B E R L I N - B R B , I B B
Kreativen in Berlin nur bedingt gerecht. Vielmehr haben sie eine Schlüsselrolle für den industriellen Strukturwandel, der weit über die Stadtgrenzen hinaus reicht und das kommende Jahrzehnt bestimmen wird. Längst ist etwa auch die deutsche Automobilindustrie auf das innovative Potenzial der Hauptstadt aufmerksam geworden und strebt nach engen Kooperationen. Vor Kurzem besuchte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, das junge MobilitätsStart-up Ally in der Torstraße. Dabei machte er deutlich, welche hohen Erwartungen die Branche mit Blick auf die jungen Firmen hegt. „Der Wandel der Mobilität und die Digitalisierung erfordern ganz neue Ansätze. Das Auto wird zunehmend um eine Datenwelt ergänzt, die die individuelle Mobilität verändert. Junge Technologieunternehmen können experimenteller und risikoreicher arbeiten. Damit sind Unternehmen wie Ally eine ideale Ergänzung zu industrieinterner Forschung und Entwicklung“, so Wissmann. Im Kern geht es um die Geschäftsmodelle von morgen, die selbst Deutschlands Vorzeigeindustrie gründlich verändern werden. Bislang geht es darum, wer die meisten Autos verkauft. Künftig könnte es darum gehen, wer weniger Autos am effektivsten einsetzt. „Unser Team hat für die Analyse von Verkehrsströmen und Verkehrsdaten neue Maßstäbe gesetzt. Urbane Mobilität kann auf Grundlage unserer Technologie mit
effizienten Angeboten on-demand ergänzt werden“, sagt Tom Kirschbaum, einer der Chefs des 2015 gegründeten Start-ups. Proaktiv Chancen suchen Auch für traditionelle Arbeitgeber, die klassische Industrie der Stadt wie Osram, Mercedes, Siemens oder BMW, ist der Wandel ein Thema. „Produzierende Unternehmen können sich der Digitalisierung nicht entziehen. Wer den Wandel hinauszögern will, riskiert seine Zukunft. Besser ist, proaktiv die Chancen der neuen Technologien zu suchen“, sagt Professor Stephan Schäfer von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW). Der Hauptstadtfaktor und die enge Verzahnung mit der Wissenschaftslandschaft erweisen sich als Standortvorteil. Zwar betrage der Industrieanteil in Berlin nur noch etwa neun Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP), während er in anderen Bundesländern teils bei über 20 Prozent liegt. Doch die verbliebenen Produktionsstätten avancieren gerade in der Hauptstadt immer öfter zu hochmodernen Vorzeige-Projekten. Ein Beispiel dafür ist das Osram-Werk in Spandau. „An unserem Pilotstandort Berlin haben wir uns systematisch auf das digitale Zeitalter vorbereitet. Die Herstellungsprozesse wurden automatisiert, und wir optimieren laufend den Informations- und Datenaustausch zwischen Mensch und Maschine“, sagt Ingolf Schröder, Vice President Global Manufacturing de Osram GmbH. (mwo.)
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Bananen aus dem Umland
Brandenburg etabliert sich neben Berlin nicht nur als Nahrungsmittellieferant, sondern auch als Industriestandort und Erholungsgebiet
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erlin und Brandenburg gehen in der Standortvermarktung schon lange gemeinsame Wege. Torsten Stehr, Leiter des Fachbereichs Innovation bei der Industrie- und Handelskammer Potsdam, erklärt die Besonderheiten der brandenburgischen Wirtschaft.
findet man in den Biotech-Zentren in Luckenwalde oder Hennigsdorf. Mithilfe des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam hat es zahlreiche Neugründungen im Bereich der ITWirtschaft gegeben zum Beispiel im Umfeld der Babelsberger Filmproduktion und bei der Entwicklung von Games und Apps.
Wie ergänzen sich Berlin und Brandenburg? Die gemeinsame Vermarktung des Standorts ist eine Notwendigkeit, weil Brandenburg nicht den gleichen Bekanntheitsgrad hat. Die Kooperation ist auch durch die Wettbewerbssituation mit anderen Bundesländern notwendig. Auf der anderen Seite kann Brandenburg Investoren, die auf große Flächen angewiesen sind, viel IHK POTSDAM Raum bieten. Die ForTorsten Stehr schungslandschaft ist eng verzahnt und hat so die höchste Dichte in Deutschland. Darüber hinaus pendeln täglich über 210 000 Brandenburger nach Berlin und umgekehrt annähernd 84 000 Hauptstädter ins Umland.
Wo liegen die Schwächen der Brandenburger Wirtschaft? Wir müssen uns noch mehr um den Technologietransfer bemühen, dass das, was in der Region entwickelt wird, auch hier in die Produktion überführt wird. Wir werben mit der höchsten Wissenschaftlerdichte für unsere Region. Zugleich ist die Zahl der Patentanmeldungen aber immer noch relativ gering.
Und darüber hinaus? Berlin ist ein riesengroßer Markt mit vielen Konsumenten, de-
BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK
Auch das gehört zu Brandenburg: die Filmindustrie. In Babelsberg entstehen gerade Straßenzüge aus den 20er-Jahren.
ren Nahrungsmittel häufig aus dem Umland stammen. Rund 3 700 Unternehmen mit etwa 59 600 Beschäftigten machen die Land- und Nahrungsgüterwirtschaft deshalb zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige in Brandenburg. Neben Spreewälder Gurken, Werderaner Ketchup, Eberswalder Würstchen gibt es auch Bananen aus Ostdeutschlands größter Bananenreiferei in Groß Kreutz oder Kakaomasse aus Fehrbellin. Aber auch ein großer Teil der in Berlin verbrauchten Energie, ob aus Kohle oder Windstrom, kommt aus dem Umland. Und auch die touristische Infrastruktur mit
60 000 Beschäftigten in über 10 000 Unternehmen spielt für die Hauptstadt eine große Rolle. Wie steht es denn um die brandenburgische Exportkraft? 2015 hatten die Exporte einen Wert von 14,2 Milliarden Euro. Das war so viel wie nie zuvor. Das meiste wurde in die USA verkauft, gefolgt von Polen und Frankreich. Bei den Gütern handelte es sich um Produkte der Luftfahrt- und Pharmaindustrie, Lkw und Spezialfahrzeuge, Stahl und Kunststoffe. Aber wer weiß schon, dass der Weltmarktführer für 3D-DruckerSoftware aus Hennigsdorf kommt?
Wie steht es um die typischen Betriebsgrößen in Brandenburg? Im gesamten Land haben zwei Drittel der Firmen weniger als 50 Angestellte. Sehr viele von ihnen arbeiten in der Zulieferindustrie, die eine hohe Flexibilität erfordert. Aber natürlich gibt es auch die Großen wie Mercedes mit 2 000 Beschäftigen, Bombardier mit 2 700 oder auch Vattenfall mit über 8 000 Menschen in Lohn und Brot. Gibt es neu entstehende Industrie? Ja, dabei handelt es sich nicht selten um Ausgründungen aus größeren Unternehmen oder aus Forschungseinrichtungen. Beispiele
Wie attraktiv ist Brandenburg denn als Investitionsstandort? Ich nenne mal die Entscheidung des japanischen Pharmariesen Takeda, 100 Millionen Euro in seinen Standort in Oranienburg zu investieren, wodurch auch 180 neue Arbeitsplätze entstehen. 125 Millionen Euro investiert der Getriebespezialist ZF bis 2018 in sein Brandenburger Werk, Classen Industries investiert am Holzverarbeitungsstandort Baruth 50 Millionen Euro und schafft 110 neue Arbeitsplätze. Für 37 Millionen Euro entsteht in Wittenberge ein Werk für polymerbeschichtete Stahlrohre in Brandschutzanlagen. Interview: Martin Woldt
Individuelles Wohnen in der obersten Etage In dieser Wohnung in der 5. Etage des Hauses Blumberger Damm 27 wurde die Badzelle vergrößert, mit Dusche sowie Wanne ausgestattet und durch ein Oberlicht zu einem Tageslichtbad umgewandelt. Die U-förmige Küche ist zum Essplatz hin geöffnet. Die 4 Zimmer verteilen sich auf 79,23 m2, sind mit hochwertigem PVC-Design-Boden und Zargentüren ausgestattet. Die Wohnung ist sofort bezugsfertig. Die Warmmiete dieser Wohnung beträgt 637,37 E. Es sind 1.240 E Genossenschaftsanteile zzgl. 55 E Aufnahmegebühr zu zahlen. Zur Beantwortung Ihrer Fragen und zur Vereinbarung eines Besichtigungstermins stehen Ihnen unsere Mitarbeiter der Vermietung unter teamvermietung@wg-friedenshort.de gern zur Verfügung. Murtzaner Ring 43 A · 12681 Berlin · Tel.: 0 30/54 70 27 10 · Fax: 0 30/54 70 27 19 www.wg-friedenshort.de Unser Servicecenter hat Montag bis Donnerstag von 8 – 18 Uhr und Freitag von 8 – 14 Uhr für Sie geöffnet.
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Suche nach Nachwuchs Das Handwerk hat alle Hände voll zu tun und zu wenige Fachkräfte
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as Berliner Handwerk ist bester Stimmung. Glaubt man dem Konjunkturbericht der Kammer (HWK), waren die Handwerksbetriebe der Hauptstadt wohl in noch keinem Frühjahr mit Blick auf die Geschäftslage so zufrieden wie derzeit. Vier von fünf Inhabern zeigen sich mindestens zufrieden, heißt es bei der HWK. Das liegt auch daran, dass die Auftragsbücher voll sind. Auf fast zehn Wochen im Voraus sind die Kapazitäten derzeit ausgelastet. „Im Berliner Handwerk läuft es rund. Besonders gut im Bau- und im Ausbauhandwerk sowie bei den Nahrungsmittelhandwerken“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Kammer, Jürgen Wittke. Auch im Kfz-Handwerk war die Geschäftsentwicklung weitgehend stabil. „Jeder vierte Handwerksbetrieb möchte Personal einstellen“, ergänzt Handwerkskammer-Präsident Stephan Schwarz. Aber das ist nicht so einfach. „Viele Betriebe haben Schwierigkeiten, Fachkräfte und Azubis zu finden“, so Wittke. Zwar registrierte die Handwerkskammer im vergangenen Jahr einen spürbaren Zuwachs bei Ausbildungsverträgen, doch nach wie vor suchen viele Handwerksbetriebe motivierten Nachwuchs. Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer ist der Ansicht, dass sich das Handwerk stärker mit den Herausforderungen der Digitalisierung auseinandersetzen müsse, um „seine Produkte und Dienstleistungen für die Zukunft wettbewerbsfähig zu entwickeln“. Das in der Stadt vorhandene Know-how müsse den mittelständischen Betrieben noch stärker zugänglich gemacht und gleichzeitig eine Infrastruktur für die Umsetzung von Innovationen geschaffen werden. (mwo.)
IMPRESSUM Berliner Verlag GmbH Geschäftsführer: Michael Braun, Jens Kauerauf Anzeigen: BVZ BM Vermarktung GmbH (BerlinMedien), Karl-Liebknecht-Str. 29, 10178 Berlin Postfach: 02 12 84, 10124 Berlin Geschäftsführer: Andree Fritsche Projektverantwortung: Karla Semmelmann Tel. 030 23 27 53 24 sonderprojekte@berlinmedien.com Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH, Am Wasserwerk 11, 10365 Berlin Redaktion: Peter Brock (verantw.) Angelika Giorgis Art Direction: Jane Dulfaqar, Annette Tiedge
REUTERS
Trotz Digitalisierung und Online-Handel: Ein Einkaufsbummel, wie hier in der Mall of Berlin am Leipziger Platz, gehört für viele noch immer dazu.
Der Kampf um den Kunden
Der Online-Handel macht den stationären Läden zu schaffen – aber noch brummt der Umsatz
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er Kunde ist König, diese Beziehungsbeschreibung ist für den Handel von jeher einer seiner Handlungsmaximen. Indes erhebt sich der Kunde inzwischen als Kaiser, denn seine Macht ist durch neue Möglichkeiten gewachsen. „Derzeit erleben wir einen Umbruch, der weitreichender ist als der Übergang vom Tante-Emma-Laden zum Supermarkt“, schreibt Josef Sanktjohanser, Präsident des Handelsverbandes Deutschland im Vorwort zur Digitalen Agenda seiner Organisation. Das gilt auch für die Händler in Berlin, die begünstigt durch die Standortvorteile der Hauptstadt und der Region auf eine vergleichsweise stabile Entwicklung blicken. Kaufen in besten Lagen Sowohl die Umsätze als auch das Beschäftigungsniveau profitieren zumindest im Durchschnitt von der guten Nachfrage und den steigenden Besucherzahlen in der Stadt. Ein Viertel der sogenannten TopTen-Lagen in Deutschland findet sich in Berlin. In den großen Einkaufmeilen in der Tauentzienstraße, am Alexanderplatz oder am Kudamm weist die Statistik für 2015 einen deutlichen Sprung der Besucherzahlen aus. Etwa am Alexanderplatz besuchten in jeder Stunde durchschnittlich 5 360 Kunden die umliegenden Geschäfte, während es zwei Jahre zuvor 1 000 weniger waren. Allerdings stagniert die Entwicklung in den Nebenzentren und Stadtteilen. Rund 15 Milliarden Euro haben die Einzelhändler 2015 „innerhalb
und außerhalb von Verkaufsräumen umgesetzt, weist die jüngste Jahresbilanz aus. Vor allem die zahlreichen, inzwischen international agierenden Start-ups im Internet- und Versandhandel haben in Berlin zum Wachstum des Gesamtumsatzes beigetragen. Von Januar bis Oktober 2015 stiegen die Umsätze im Online-Handel um 20,4 Prozent. Im Vorjahr lag dieses Umsatzwachstum laut Konjunkturbericht der Berliner Sparkasse bei 15 Prozent. Der Internethandel spielt also eine kaum zu unterschätzende Rolle. Inzwischen hat er einen Anteil von „schätzungsweise zwölf Prozent am Gesamtumsatz des Einzelhandels“, teilt der Handelsverband Berlin-Brandenburg (HBB) mit. Bundesweit liegt der Anteil bei 8,8 Prozent. Brandenburg mit seiner geringeren Einwohnerzahl und seiner Flächenausdehnung hat es da naturgemäß schwerer. So lag der Gesamtumsatz des Einzelhandels im Vorjahr etwa auf der Hälfte des Berliner Niveaus. Aber auch hier war das Plus mit 2,7 Prozent im Vergleich zu 2014 nicht zu übersehen. Aber auch wenn Berlin und Brandenburg derzeit in einer relativ günstigen Ausgangssituation sind, die Herausforderungen lassen sich nicht leugnen. Die Zwänge der Digitalisierung lasten auf dem traditionellen Einzelhandel. „Zweistellige Wachstumsraten des Online-Handels erhöhen den Modernisierungsdruck auf den stationären Handel“, heißt es beim HBB. Mittlerweile kauft jeder
zweite Deutsche übers Internet ein. Die Zukunft wird in erster Linie davon bestimmt, wie es den traditionellen Händlern gelingt, die neuen technischen Möglichkeiten zu nutzen. Ob Internet, Online Shop, soziale Medien oder Tablet und Smartphone, „jedes Unternehmen muss entsprechend seiner Kunden und Produkte den richtigen Mix finden“, stellt der Verband fest. Experten gehen davon aus, dass sich das Online-Geschäft in den kommenden zehn Jahren noch mal verdoppeln wird. Schnelles Internet vonnöten Um die bestehenden Chancen ergreifen zu können, braucht es nach Einschätzung des HBB Waffengleichheit zwischen Tradition und Moderne. Mit der Abschaffung der sogenannten Störerhaftung in WLAN-Netzen, der juristischen Verantwortung von Hotspot-Betreibern für jeglichen Missbrauch in ihrem Netz, ist nun zumindest eine der Forderungen des Verbandes erfüllt. Der Ausbau der Breitbandverbindungen, von dem sich der HBB zusätzliche Impulse verspricht, bleibt aber ein Thema. Eine andere Frage der Chancengleichheit betrifft die Öffnungszeiten. Während online dem Kunden der Verkaufsraum immer offen steht, gibt es an der Ladentheke einen staatlich regulierten Zugang. Das sei, meint man im Vorstand des HBB „eine nicht nachvollziehbare Wettbewerbsverzerrung“, die völlig abgeschafft werden müsse. Und der Wettbewerb verschärft sich weiter. Gerade hat der Ver-
sandhändler Amazon in Tegel einen eigenen Paketdienst vorerst für Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte gestartet. Zwischen 8 und 24 Uhr sollen Bestellungen von Tablet oder Smartphone innerhalb einer Stunde oder innerhalb eines gewünschten Zwei-StundenFensters ausgeliefert werden. Nach den Plänen werden bis zu 10 000 Sendungen pro Tag zu den Kunden gebracht. Und ab Herbst will Amazon auch frische Lebensmittel wie Fleisch und Gemüse ins Haus bringen. Überraschend sei dies nicht, findet Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des HBB. „Alles, was technologisch machbar ist, wird früher oder später auch passieren“, sagt er und verweist darauf, dass die Supermärkte Rewe oder Kaiser’s einen ähnlichen Service schon länger im Programm haben. Gute Perspektiven Überhaupt, so Busch-Petersen, habe der stationäre Einzelhandel eine gute Perspektive – wenn er die Erlebnisqualität des Einkaufens mehr in den Vordergrund rücken würde; was selbst abseits der TopLagen nicht unmöglich ist. BuschPetersen verweist auf Initiativen von Händlergemeinschaften ganzer Straßenzüge, die gemeinsam mit der Stadtverwaltung die Attraktivität ihrer Meile aufgewertet haben. Er glaubt auch nicht, dass jüngere Kunden, die mit den digitalen Möglichkeiten aufgewachsen sind, bereits an das Internet verloren wären. (mwo.)
Energiewende made in Berlin
Klimaschutz geht uns alle an Stadt. Quartier. Energie. Als die Gewobag 2015 ihr neuntes Blockheizkraftwerk (BHKW) in Betrieb nahm, schauten auch Reinickendorfs jüngste Klimaschützer vorbei: Schülerinnen und Schüler des Tegeler Humboldt-Gymnasiums (Foto). Klimaschutz ist dort fester Bestandteil des Schulprogramms. Deshalb wissen die Schüler, dass das BHKW Quartier-Strom produziert. Damit werden jährlich 600 Tonnen CO2 vermieden.
Lokal, umweltfreundlich, preiswert – mit dem Quartier-Strom bietet die Gewobag ihren Mietern eine innovative Energieversorgung. Im Jahr 2016 plant die Gewobag ED den Bau von 15 weiteren BHKW. Das Unternehmen realisiert vielerorts in Berlin innovative, umweltfreundliche Energiekonzepte. Diese verbinden energetische Sanierungen, Quartier-Strom, regenerative Energiequellen, Elektromobilität, Carsharing sowie Smart-Home-Lösungen miteinander. Gewobag – Wir treiben die Energiewende voran. www.quartierstrom.de www.gewobag.de
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ie Energietechnik in Berlin und Brandenburg zählt seit Jahrzehnten zu den wirtschaftlichen Säulen der Region. In beiden Ländern sind 6 200 Unternehmen mit mehr als 56 000 Beschäftigten ansässig – allein zwischen 2008 und 2012 stieg die Zahl der Beschäftigten um 19 Prozent. Konventionelle Kraftwerksund Energieeffizienztechnologien, Netz- und Speichertechnik erwirtschaften einen Umsatz von mehr als 23 Milliarden Euro. Mehr als 30 Forschungseinrichtungen, Universitäten und Hochschulen befassen sich mit energiebezogener Forschung und Lehre, etwa die TU Berlin mit fünf energietechnischen Forschungsschwerpunkten und die BTU Cottbus-Senftenberg mit Schwerpunkten bei Kraftwerkstechnik und elektrischen Netzen. Unter den außeruniversitären Forschungseinrichtungen sind das Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energie sowie das Deutsche GeoForschungsZentrum besonders prominent. Seit 2011 gibt es den gemeinsamen Cluster Energietechnik, der die Experten aus Wirtschaft, Wis-
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Umweltfreundlich: das Hybridkraftwerk in Prenzlau.
senschaft, Politik und öffentlicher Hand vernetzt. Zu den Schwerpunkten der gemeinsamen Strategie zählen Themen wie Bio- und Windenergie, Energieeffizienztechnologien, leistungsfähige Energienetze und -speicher, E-Mobilität, Solarenergie sowie Turbomaschinen und Kraftwerkstechnik.
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Die Boom-
Strom für die Region
„Die Hauptstadtregion ist das Das sagt Andreas Fleischer, stellve der Unternehmensverbän Motor dieser guten Entwicklung sind
Die Energiewende, der Wandel der bisherigen Geschäftsmodelle, die zunehmende Digitalisierung und Internationalisierung der Energiewirtschaft sowie die Energieeffizienz gehören zu den aktuellen Herausforderungen. Künftig sollen die wirtschaftlichen Aktivitäten näher am Kunden sein. Auf der jüngsten Clusterkonferenz im März in Berlin beschäftigten sich die Teilnehmer insbesondere mit intelligenten Energiesystemen. Dabei wurde ihnen das Projekt WindNODE vorgestellt, eine gemeinsame Initiative der ostdeutschen Bundesländer, die das Ziel der Entwicklung einer smarten Vernetzungsplattform des Energiesystems verfolgt. 2015 war WindNODE als ein Sieger aus dem Bundeswettbewerb „Schaufenster Intelligente Energie“ hervorgegangen. Zukunftsweisende Schlüsselprojekte der Region sind unter anderem die Bio-Erdgas-Anlage in Rathenow, deren Biogasproduktion ins Gasnetz eingespeist wird. Auch das Hybridkraftwerk in Prenzlau, das eine sichere und nachhaltige Energieversorgung auf Basis von erneuerbaren Energien erprobt, gehört dazu. (mwo.)
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Produkte fürs Auge
as jüngste Industrie-Cluster der Hauptstadtregion ist die Optik. Die Bereiche Lasertechnik, Lichttechnik, Optik für Kommunikation und Sensorik, Optische Analytik, Biomedizinische Optik und Augenoptik und Mikrosystemtechnik, gelten als Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. In der Region gibt es rund 1 500 Unternehmen, zu deren Kerngeschäft die optischen Technologien und die Mikrosystemtechnik zählen. Über 4 000 Industriearbeitsplätze sind in den vergangenen zehn Jahren entstanden. Deren Umsätze stiegen im Schnitt um mehr als acht Prozent jährlich. Die Hauptstadtregion weist mehr als 17 240 Beschäftigte in dem Industriezweig aus – ein internationaler Spitzenwert. Als Zentrum der optischen Industrie gilt Rathenow (etwa 1 300 Arbeitskräfte). Die Wertschöpfungstiefe in der Augenoptik-OptikFeinmechanik wird nirgendwo anders in Deutschland erreicht. Neben Branchenführern wie Fielmann und Essilor sind dort fast 30 kleine und mittlere Unternehmen ansäs-
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Hier wird geforscht: das Zentrum für Photonik und Optik in Adlershof.
sig. Knapp 300 Unternehmen haben ihren Sitz in Berlin, jedes vierte davon im Technologiepark Adlershof. Sie produzieren Lasersysteme und -dioden für messtechnische und medizinische Anwendungen für die Materialfeinbearbeitung oder für die optische Kommunikation. Weitere
Schwerpunkte sind optische Messtechnik und Analytik, Lichttechnik und Lichtdesign, aktive und passive optische Komponenten für das Internet oder die Präzisionsoptik. Zwölf innovative Firmen (200 Beschäftigte) der Laser-, Messund Kommunikationstechnik gibt es in Teltow-Stahnsdorf-Kleinmachnow. Knapp 2 200 Wissenschaftler aus zehn Hochschulen und 26 außeruniversitären Einrichtungen forschen in der Region. Mehr als 40 Studienangebote gibt es. Zahlreiche Institute mit Weltruf haben in Potsdam-Golm, Charlottenburg und Adlershof oder Frankfurt (Oder) Ausgründungen hervorgebracht und Investoren angelockt. Schwerpunkte der Forschung in Berlin und Brandenburg sind die Lasertechnik, Halbleiterstrahlungsquellen, optische Telekommunikationstechnik fürs Internet der nächsten Generation, Packaging-Technologien, Silicon-Photonik, UV- und Röntgentechnologien, optische Messtechnik, Bildverarbeitung, biomedizinische Optik sowie Licht- und Beleuchtungstechnik. (mwo.)
Kreativ und gemeinsam: ein Coworking-Space im Betahaus in Kreuzberg. Hier entsteh
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ie Medien- und Kreativwirtschaft hat eine Schlüsselfunktion. Mit 47 806 Unternehmen und 244 821 Beschäftigten und beinahe ebenso vielen freiberuflich Tätigen nimmt das Cluster eine besondere Stellung ein, schafft die Branche doch die Voraussetzungen, dass nach Jahrzehnten des Bedeutungsverlustes als industrieller Standort eine Trendwende gelingen könnte. Zwar ist die Rückkehr der industriellen Massenproduktion nicht zu erwarten, dafür aber das Entstehen moderner Arbeitsplätze in zukunftsfesten Branchen wie Sicherheit und IT, Digitale Medien, mobile Anwendungen, Internet und vernetztes Leben. An wenigen anderen Orten auf der Welt findet sich eine derart vitale Gründerszene wie in Berlin, die mittlerweile europaweit das meiste
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Risikokapital anzieht. Im vergangenen Jahr waren das 2,1 Milliarden Euro. Auch dadurch hat sich allein in den vergangenen drei Jahren die Zahl der Mitarbeiter in Berliner Start-ups verdoppelt. Insgesamt 620 Jungunternehmen gab es im vergangenen Jahr neu. Sie beschäftigten rund 13 200 Mitarbeiter. Die jüngsten Zahlen des Berliner Senats weisen für 2015 in der Digitalen Wirtschaft rund 7 300 Unternehmen aus. Berlin gilt nach Angaben der Marketinggesellschaft Berlin-Partner mit rund 500 neuen Start-ups pro Jahr als Deutschlands „Hauptstadt für Tech-Gründungen“. Mit etwa 25 Beschäftigten pro Start-up betreiben die Berliner Gründer die bundesweit größten Firmen ihrer Art und rechnen auch mit durchschnittlich zwölf Stellen mit dem größten Stellenzuwachs in nächs-
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-Branchen
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s Powerhouse der Republik.“ ertretender Hauptgeschäftsführer nde Berlin-Brandenburg. d vor allem fünf Wirtschaftsbereiche
Geballtes Wissen
ehr als 280 Unternehmen der Medizintechnik, 215 Biotechund etwa 30 Pharma-Unternehmen bilden den innovativen Kern des Clusters Gesundheitswirtschaft. Ergänzt wird dieser durch die Augenoptik, die Herstellung medizinisch-optischer Geräte sowie Kliniken, Unternehmen und Einrichtungen, die zu den Anwendern der Produkte und Dienstleistungen gehören. In der Region Berlin-Brandenburg gibt es 5 800 Unternehmen in der Gesundheitswirtschaft mit mehr als 320 000 Beschäftigten, das sind rund 14 Prozent aller Erwerbstätigen in Berlin und Brandenburg. Der jährliche Umsatz der Branche beträgt etwa 21 Milliarden Euro. Mehr als 50 Hochschulen, darunter die Exzellenz-Universitäten Humboldt-Universität und Freie Universität in Berlin mit mehr als 200 000 Studierenden bilden den Kern einer hoch kompetenten Wissenschaftslandschaft. 24 Berliner und sieben Brandenburger Hochschulen bieten 208 branchen-orientierte Studiengänge an. Die Region besitzt
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Jobs in der Gesundheitsbranche gibt es nicht nur in Kliniken.
sechs Biotechnologieparks und drei weitere Technologieparks mit sogenanntem Life-SciencesSchwerpunkt. Mit den Instituten der Fraunhofer- und Max-PlanckGesellschaft sowie der Helmholtzund Leibniz-Gemeinschaft hat die Region exzellente Aushängeschilder. Deren internationaler Ruf wird
zusätzlich durch die weltweit anerkannte Spitzenmedizin an Europas größtem Universitätsklinikum, der Charité, gestärkt und profitiert zusätzlich von einer engen Vernetzung mit weiteren in der Hauptstadtregion angesiedelten Kliniken, die zusammen eine Kapazität von 35 000 Betten ausweisen. Hinzu kommen Rehabilitationskliniken und Pflegeheime. Die Region hat sich in jüngster Zeit im Bereich Bioinformatik und wissenschaftliches Rechnen profiliert, etwa durch die Bioinformatik-Abteilung am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik, das Zuse-Institut Berlin, das Institut für Informatik/Bereich Wissenschaftliches Rechnen der FU Berlin sowie durch die Institute für Theoretische Biologie und Informatik der HumboldtUniversität. Die Dichte exzellenter Wissenschaftseinrichtungen sucht nach Expertenmeinung national und international Ihresgleichen. Auch die Gesundheitswirtschaft ist von der Digitalisierung herausgefordert, zum Beispiel bei der Telemedizin oder beim Kreieren von mobilen Gesundheits-Apps. (mwo.)
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hen Ideen, Geschäftsmodelle und oft auch Erfolgsmodelle.
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der Start-ups
ter Zeit. Rund ein Drittel der Beschäftigten sind internationale Mitarbeiter. Neben Tel Aviv will Berlin künftig auch stärker mit New York bei der Förderung junger Firmen zusammenarbeiten. Start-ups aus beiden Städten sollen durch die Kooperation mit wichtigen Akteuren im jeweils anderen Land vernetzt werden. Das Programm startete Anfang Mai mit der Auswahl des ersten New Yorker Unternehmens, das sechs Wochen kostenlos in einem Berliner CoworkingSpace arbeiten kann. Ein Netz aus Mentoren, Unternehmen und Universitäten soll dabei helfen, im europäischen Markt Fuß zu fassen. Eine wichtige Quelle für die Fachkräfte von morgen sind die Berliner Hochschulen und Universitäten, wo 18 500 Studierende in ITund digital-orientierten Studiengängen eingeschrieben sind. Ihre
Arbeitsmarktchancen sind gut, denn die IT-Abteilungen vieler Berliner Firmen wachsen in den nächsten Jahren um ein knappes Drittel. Start-ups spielen bei vielen Konzernen eine immer größere Rolle. Firmen wie Bosch weiten ihre Investitionen aus, dieses Jahr sollen die Mittel für Risikobeteiligungen (Venture Capital) um 150 Millionen auf 420 Millionen Euro aufgestockt werden. SAP und die Telekom sind mit milliardenschweren Fonds schon seit Längerem dabei. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) nennt die Entwicklung „wichtig, um auch künftig im Wettbewerb zu bestehen“. Es gehe zwar auch ums Geldverdienen, primär aber um die Sicherung der „Innovationsführerschaft“, sagt Ingo Ramesohl von der Robert Bosch Venture Capital GmbH (RBVC). (mwo.)
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Alles für die Mobilität
utomobil, Schienenverkehr, Luft- und Raumfahrt, Logistik, Telematik, das alles sind wichtige Themenfelder im Cluster Verkehr. In diesem Bereich sind mehr als 100 000 Menschen in der Region beschäftigt. 17 291 Firmen gehören dazu und generieren einen Jahresumsatz von mehr als 30 Milliarden Euro. Jüngst kam der Bereich der Elektromobilität hinzu. Noch ist er mit rund 500 Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und etwa 100 Projekten im Experimentierstadium, was sich vor allem im „Schaufenster Elektromobilität“ durch seine 30 miteinander vernetzten Vorhaben bei über 100 Partnern mit einem Volumen von 83 Millionen Euro widerspiegelt. Selbst wenn mit den rund 3 200 Elektrofahrzeugen, die in und um Berlin unterwegs sind, der Anteil am Verkehr noch gering ist, liegt die eigentliche Bedeutung in den vielen Schnittstellen mit anderen Wirtschaftssektoren. Bis 2030 könnten entlang dieser Schnittstellen 10 000 neue Arbeitsplätze entstehen. Das hat große Bedeutung unter anderem
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Zukunftsweisend: Im Westhafen ist ein Elektro-Lkw im Einsatz.
für die hiesige Automobil-Industrie, in der rund 21 000 Mitarbeiter in über 200 Unternehmen beschäftigt sind. Neben Mercedes-Benz oder BMW finden sich Zulieferer wie Automotive Plastic Components, Bosch, Brose, Continental, Goodyear Dunlop, Hella, KnorrBremse, Pierburg, Schaeffler, Ta-
kata, ZF und anderen. Die Region beliefert durch Rolls-Royce und MTU die Luftfahrtindustrie mit hochmodernen Triebwerken. Und bei der Erprobung moderner Carsharing-Flotten etwa von BMW oder Daimler ist sie auch vorne mit dabei. Zugleich hat sie sich als Hotspot modernster Verkehrstelematik etabliert. Die Navigation mit zentimetergenauen Karten, die in Echtzeit Verkehrsinformationen antizipieren, wird bald im automatisierten Fahren münden. Wichtige Branchengrößen wie Here oder TomTom Traffic entwickeln von Berlin aus Verkehrskonzepte, die in allen Erdteilen funktionieren sollen. Berlin mit seiner hoch entwickelten Verkehrsinfrastruktur bietet dafür beste Voraussetzungen. Wozu auch eine komplexe Forschungslandschaft gehört. Sieben Universitäten, 21 Hochund Fachhochschulen sowie mehr als 100 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen schaffen ein großes Innovationspotenzial in den Bereichen Verkehr, Mobilität und Logistik in der Region BerlinBrandenburg. (mwo.)
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Digital in die Zukunft
Seit 15 Jahren hoch oben Der Berlin Capital Club feiert – und blickt auf eine erfolgreiche Zeit zurück
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er Berlin Capital Club kann auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken: Am 6. November 2016 feiert er sein 15-jähriges Bestehen. Gegründet 2001 von Dieter R. Klostermann (Chairman der CCA Gruppe) und unter Dr. Heinz Dürr als Präsident (seit 2014 Ehrenpräsident) entwickelte sich der Club hoch überm Gendarmenmarkt im Hause des Hilton-Hotels zum führenden Business Club in Deutschland. „Hinter dem Erfolg stehen exzellente Veranstaltungsreihen, das hohe Dienstleistungsniveau und das Streben, uns weiterzuentwickeln“, so Jörg Woltmann, Präsident des Capital Clubs. Neben dem Club-Geburtstag gibt die positive Clubentwicklung Anlass zum Feiern. Der Cluberfolg basiert nicht zuletzt auf der Kontinuität der Mitglieder. So sind 70 Prozent der Gründungsmitglieder noch Mitglied. Dem ersten Gastsprecherlunch des Clubs, mit Daniel R. Coats, damals US-Botschafter, folgte eine Reihe von Events. Große Namen wie Gorbatschow, Google-Chef Phillip Justus oder Shi Mingde, Botschafter Chinas, wählten den Club für Gespräche. Ob Geburtstagsfeiern, Neujahrsempfänge, Galadinner, Meetings oder Get-together – das Club-Team schenkt jedem Event höchste Aufmerksamkeit. Der Club wird von der CCA Gruppe, dem führenden Entwickler privater Clubs in der Region Asien/Pazifik und Europa, betrieben. Die Gruppe betreibt auch den Berliner Golf & Country Club Motzener See. Seit drei Jahren werden die Berlin-Brandenburg-Masters – Deutschlands höchstdotiertes ProAm Golfturnier – von der CCA gemanagt. Als Mitglied des Clubs genießt man alle Privilegien des International Associate Clubs Netzwerks weltweit.
BERLIN CAPITAL CLUB
Vom gedeckten Tisch im Club blickt man direkt auf den Gendarmenmarkt
DIENSTAG, 31. MAI 2016 I ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG
Bis zum Jahr 2030 können 270 000 neue Jobs entstehen, prognostiziert die Investitionsbank
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ndustrie 4.0 oder allgemeiner die Digitalisierung ist auch für Berlins Wirtschaft eine große Herausforderung. Die Stadt sieht sich dafür aber gut aufgestellt. „Alle 20 Stunden entsteht in Berlin ein neues Internetunternehmen und inzwischen wird jeder achte Arbeitsplatz von der Digitalbranche geschaffen. Die Stadt bringt weltweit erfolgreiche Start-ups hervor und zieht internationale Investoren, Konzerne und Jungunternehmen an“, schwärmt Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer. Sie lobt ihre Stadt als „national wie international führenden Standort der Digitalwirtschaft“. Tatsächlich steht sie mit dieser Meinung nicht alleine da. Seit wenigen Monaten hat zum Beispiel auch der amerikanische Netzwerkspezialist Cisco eine Niederlassung in Berlin und rechnet sich hier viele Chancen aus. „Bereits heute ist Berlin einer der weltweiten TopStandorte für Technologieunternehmen. Die Stadt hat aber noch mehr Potenzial. Die Digitalisierung ist eine Riesenchance für die Berliner“, sagt Oliver Tuszik, Deutschlandchef von Cisco. Sein Unternehmen gilt als einer der weltweit führenden IT-Ausrüster. 2015 eröffnete Cisco eines seiner weltweit zehn Innovationszentren in Berlin.
sich auch Arbeitsweise und Unternehmenskultur ändern. „Starre Strukturen und hierarchische Führungsansätze wirken wie Gift auf Agilität und Innovationsfähigkeit“, heißt es in einer Studie. Zugleich wird festgestellt, dass die Digitalisierung starken Einfluss auf die Geschäftsmodelle und -strategien nimmt. Mehr denn je würden Flexibilität und Veränderungsfähigkeit über wirtschaftlichen Erfolg entscheiden. Der Kern des Wandels, heißt es in einer strategischen Analyse von Roland Berger, besteht „in der Verschiebung der Wertschöpfung von vergleichsweise starren Ketten zu dynamischen Wertschöpfungsnetzwerken“. Wertschöpfung finde nicht länger nacheinander und zeitversetzt statt, sondern im Internet der Dinge in einem Geflecht ständig kommunizierender und flexibel aufeinander reagierender Einheiten. Diese Vernetzung macht nicht an den Unternehmensgrenzen halt. Die Herausforderung besteht etwa darin, Geschäftspartner und Kunden in die eigenen Wertschöpfungsprozesse zu integrieren. Den Effekt kann man an Amazon gut beobachten. Den exklusiven Kundenzugang und damit auch das Geschäft vieler großer Kataloghändler von einst hat der Internetriese nahezu übernommen. Laut die Analyse der IHK rechnet fast die Hälfte der Berliner Firmen damit, dass die Digitalisierung ihre Geschäftsmodelle weiter „stark verändern“ wird.
Berlin auf Platz sieben Wie das Unternehmensbarometer „Digitale Wirtschaft“ der Industrieund Handelskammer (IHK) ausweist, erwirtschaftet fast ein Viertel der Berliner Unternehmen mehr als 50 Prozent der Umsätze über digitale Kanäle. Vier von fünf Berliner Firmen nutzen bereits digitale Vertriebswege, am stärksten in der Immobilienwirtschaft, am wenigsten in der klassischen Industrie. Jedes zweite Unternehmen wickelt die Kundenkommunikation vorwiegend digital ab. Mehr als die Hälfte setzt cloudbasierte Dienste für Kooperationen ein. Aber reicht es aus, salopp gesagt, mit seiner Firma im Internet unterwegs zu sein, um die Digitalisierung zu meistern? Einen etwas differenzierteren Blick auf die Wettbewerbssituation der deutschen Hauptstadt wirft der European Digital City Index, den die gemeinnützige Innovationsorganisation Nesta und das European Digital Forum herausgeben. Danach liegt Berlin im europäischen Vergleich nach London, Amsterdam, Stockholm, Helsinki, Kopenhagen und Paris nur auf Platz sieben. Der Index lobt die Lebenshaltungskosten, das Geschäftsumfeld und den Wissenstransfer, sieht aber Hand-
Vernetzte Geräte
STOCKBYTE
Realität wandelt sich, wird digital und virtuell.
lungsbedarf bei der Geschwindigkeit des mobilen Internets, den zu niedrigen Datenladeraten oder den hohen Kosten für Breitbandanschlüsse. London hat wegen seiner Unternehmenskultur und des einfacheren Zugangs zu Finanzierungen die Nase vorn. Der Kapitalzugang ist insbesondere für junge Firmen bedeutsam, um auch schwierige Entwicklungsphasen zu überstehen. Seit 2014 erreicht die deutsche Hauptstadt auch in dieser Frage europäische Spitzenwerte. Im vergangenen Jahr flossen mehr als zwei Milliarden Euro an Risikokapital in Start-ups und wachsende Unternehmen der Stadt. Aber der Vergleich mit den USA zeigt, dass die Dimension weiter ansteigen muss, damit diese vielfach bejubelte Entwicklung ihre Hoffnungen erfüllt. So weist die In-
vestitionsbank Berlin darauf hin, dass 2014 etwa 1,8 Millionen Euro Risikokapital pro Unternehmen flossen. Im Silicon Valley in Kalifornien waren es zur selben Zeit fast 13 Millionen Euro. Hochgerecht auf ganz Deutschland beziffert die Unternehmensberatung Roland Berger die Größenordnung des notwendigen Wachstumskapitals auf 50 Milliarden Euro, damit „junge deutsche Unternehmen die Chancen der Digitalisierung für Deutschland nutzen können“. Zumindest in der Analyse sind viele bestehende Probleme erkannt. So forderte etwa die Industrie- und Handelskammer Ende 2015 deutliche Verbesserungen in der digitalen Infrastruktur und erklärte dies zur „zentralen Grundvoraussetzung“ für den wirtschaftlichen Erfolg. Gleichzeitig müssten
In dem Maße, wie der Wandel gelingt, wird sich die Digitalisierung auch auf die Arbeitsplätze auswirken. Bis auf Weiteres durchaus positiv. Ein knappes Viertel der in den vergangenen acht Jahren neu entstanden Jobs in Berlin hat die IT- und die Kreativbranche beigesteuert. Nach Zahlen der Investitionsbank arbeitet inzwischen rund ein Drittel der Erwerbstätigen in Berlin in Zukunftsbranchen – das sind etwa 630000. 270000 neue Jobs, prognostiziert die Investitionsbank, könnten bis 2030 dazukommen. Das ist allerdings eine Prognose über einen langen Zeitraum. Doch lässt sich auch der gegenteilige Effekt der Digitalisierung kaum ignorieren. Nach einer Studie des World Economic Forum von Anfang des Jahres könnte die Entwicklung bis 2020 weltweit zugleich rund sieben Millionen Jobs gefährden. Ein Risiko gilt für weniger qualifizierte Arbeiten, die durch automatisierte Prozesse und vernetzte Geräte abgelöst werden könnten. (mwo.)
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DIENSTAG, 31. MAI 2016 I VERLAGSBEILAGE
Anhaltende Erfolgswelle
Berlin wird als Touristen-Destination seit Jahren immer beliebter – Hotels und Restaurants profitieren davon 2,3 auf 2,4 Tage verlängert. „Jede Ăœbernachtung ist ein Zeichen der Wertschätzung fĂźr die Stadt. Ihr Aufstieg zu einem der Top-Reiseziele in Europa zeigt die ungebrochene Attraktivität Berlins“, sagt Christian Amsinck, HauptgeschäftsfĂźhrer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB). Aber damit es so weiter geht, braucht es die richtigen Rahmenbedingungen. Nachbesserungsbedarf besteht nach Auffassung der IHK bei der Anbindung des Hauptbahnhofs fĂźr Taxis und Reisebusse. Die Stadt benĂśtige ein elektronisch gesteuertes Leitsystem fĂźr den Busverkehr in der City, kostenfreies WLAN in der gesamten Stadt sowie einen Modernisierungsschub fĂźr die Infrastruktur, um Berlin vom Wasser zu erleben. Auch die Zahl der Kongresse stieg in den vergangenen Jahren stetig. 11,4 Millionen Teilnehmer waren es 2015 auf mehr als
135 000 Veranstaltungen. Knapp 40 000 Arbeitsplätze profitieren von dieser Entwicklung – auch die in der Gastronomie. Insgesamt zählen 18 000 Unternehmen in der Stadt zu dieser Branche. Viele Unternehmen spĂźren die Auswirkungen der Digitalisierung. Nach Angaben der Berliner Hoteliers wuchs der Umfang der sogenannten schleichenden Industrialisierung von Kurzzeit- Vermietungen, also von privaten Ferienappartements, von 11 701 Angeboten im Februar 2014 auf 15 373 im Oktober 2015. Und das trotz des weitgehenden Verbots von Ferienwohnungen in Wohnhäusern. Bei Reservierungs-, Bestell- und Bezahlsystemen mĂźssen die Gastronomen die digitalen Kanäle immer besser zu beherrschen. Das Restaurant der Zukunft verlange nach einer Mischung von Hightech und Bioromantik, heiĂ&#x;t es in der Branche. (mwo.)
DPA
Nur ein sichtbarer Ausdruck des Tourismus-Booms in der Stadt: Bier-Bikes.
Einmalig.
Manche Saurier Ăźberleben ...
Grafik: pixabay
M
it 12,4 Millionen Gästen und mehr als 30 Millionen Ăœbernachtungen verzeichnete die Tourismusbranche 2015 in Berlin ein weiteres Rekordjahr. Nach Einschätzung der Industrie- und Handelskammer (IHK) schwimmt der BerlinTourismus auf einer Erfolgswelle, die auch in den kommenden Jahren anhalten werde. Hotels, Gastronomie und Handel rechnen fĂźr 2016 mit steigenden Umsätzen. Das erste Quartal ist dafĂźr bereits ein guter Beleg, wie das Amt fĂźr Statistik Berlin-Brandenburg mitteilte. Mehr als 6,3 Millionen Ăœbernachtungen und mehr als 2,6 Millionen Gäste statteten der Hauptstadt einen Besuch ab. Ausländische Gäste buchten 11,6 Prozent mehr Ăœbernachtungen, bei deutschen Besuchern liegt das Plus bei 5,4 Prozent. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer aller Gäste hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von
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anz unabhängig von den einzelnen Leitungsnetzen ist die Stadt ein dichtes Geflecht aus unterschiedlichsten Beziehungen und Abhängigkeiten. Einwohner, Gebäude, Bildung, Gesundheit, Energie, Wasser, Entsorgung, Nahrung oder Verkehr erfordern eine komplexe Organisation, um Lebensqualität auf städtischem Territorium möglich zu machen. Der Zuzug in die Städte hält an – Berlin wächst Jahr für Jahr. Das bedeutet aber auch mehr Verkehr, mehr Staus, mehr Abgase und Abfälle und einen größeren Run auf den Wohnungsmarkt. Es braucht neue Ideen, um mit einer schlauen (modern: smarten) Stadt auf die Herausforderungen zu reagieren. „Doch was macht Städte smart und damit zukunftsfähig?“, fragt sich die Hauptstadt in ihrer im vergangenen Jahr verabschiedeten „Smart-City-Strategie“, um sich die Antwort gleich selbst zu geben: „Zukunftsfähig sind nach Berliner Verständnis Städte, die mit gleichem oder geringerem Ressourceneinsatz einen deutlich höheren beziehungsweise stabilen Standard an Lebensqualität erzielen.“
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Smart City – intelligent vernetzt, ändert sich das Leben
Berlin als Referenz Dafür will sich Berlin als Referenzstadt etablieren und Maßstäbe setzen. So findet in diesen Tagen zum zweiten Mal die Messe „Metropolitan Solutions“ statt, auf der bis zum 2. Juni im City Cube intelligente Lösungen für urbane Technologien und Dienstleistungen angeboten werden. „Unser Ziel ist es, Berlin zu einer führenden Smart City in Europa werden zu lassen“, sagt der Regierende Bürgermeister Michael Müller. Unmittelbar vor der Messe veranstaltete die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung die „Creating Urban Tech“, eine Wirtschaftskonferenz unter dem Motto „Lösungen aus und für Berlin“. Dabei geht es etwa um den Ausbau der digitalen Infrastruktur, die sich wandelnden Geschäftsmodelle und die Bedeutung von Energieeffizienz und Elektromobilität. Horizontale Infrastruktur Auch der IT-Ausrüster Cisco wurde in die Strategie eingebunden. Anfang April unterzeichnete Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer mit Cisco eine Vereinbarung unter anderem zum Aufbau intelligenter Netzfunktionen. Mit Ciscos Hilfe soll eine „horizontale Infrastruktur“ geschaffen werden, die den unterschiedlichsten Akteuren im Bereich der zahlreichen Smart-CityAktivitäten offene Schnittstellen für eine bessere Vernetzung ermöglicht. Den Teilnehmern soll die Möglichkeit gegeben werden, „Sicherheits- und Analysefunktionen
in das Netz integrieren“ zu können. Cisco will in Deutschland in drei Jahren 500 Millionen Dollar in die Digitalisierung investieren. Nicht zufällig hat sich der Technologiekonzern in Berlin auf dem EurefCampus in Schöneberg angesiedelt. Das Gelände am Gasometer gilt als einer der Keimzellen von Berlins Smart-City-Ambitionen. „Wenn ich einem Besucher zeigen wollte, was in Berlin auf diesem Gebiet passiert, würde ich ihn auf alle Fälle auf den Euref-Campus führen“, sagt Anne-Caroline Erbstößer, Smart-City-Expertin der Technologiestiftung Berlin. Insbesondere die Themen Energie und Mobilität könne man dort sehr plastisch etwa in einem Showroom erleben. Besucher können Probefahrten mit Elektroautos, Pedelecs oder e-Scootern machen. Wer sich
etwa über den Aufbau eines modernen Stromnetzes informieren wolle, eines sogenannten Smart Grid, der kann sich dort ein detailliertes Bild davon machen. Begehrte Forschungslandschaft Die Brücke zum Verkehr wird unter anderem mit dem Projekt „Mobility2Grid“ geschlagen. Wie städtische Quartiere zu einer Verkehrsund Energiewende beitragen können, soll hier untersucht werden. Insgesamt 36 wissenschaftliche Einrichtungen und Firmen haben sich zusammengeschlossen, um neue, bezahlbare technische Optionen auf Basis der erneuerbaren Energien für die Versorgung mit Strom, Wärme und Verkehrsleistungen zu untersuchen. Eine Studie der Technologiestiftung Berlin fand bereits 2014
mehr als 300 Protagonisten, die sich in unterschiedlichsten Projekten mit dem Thema „Smart City“ beschäftigen. Womöglich ist die Zahl aber durchaus größer, denn gerade in den Bereichen Verkehr und Energie sei die Forschungshistorie besonders in der Hauptstadt viel länger als die relativ kurzfristige Konjunktur des Etiketts „Smart City“. Daraus resultieren Standortvorteile. Anne-Caroline Erbstößer etwa berichtet von Neuansiedlungen junger Firmen, die sich nach einer weltweiten Suche insbesondere wegen der hoch qualifizierten Forschungslandschaft für Berlin und gar gegen New York entschieden haben. Smartes Wohnungsunternehmen Aber auch klassische Firmen, die man vielleicht nicht an vorderster
Innovationsfront erwartet, treibt die Smart-City-Idee um, ohne dass sie in jedem Fall unter diesem Namen auftritt. Beispielsweise betreibt die Gewobag, ein großes Wohnungsunternehmen, eine Reihe von Blockheizkraftwerken in ihrem Bestand, die kombiniert Wärme und Strom erzeugen. Die Smartness steckt dabei unter anderem im Energiemanagement. Dadurch sinke im Vergleich zu Lösungen aus dem öffentlichen Netz der Primärenergie bei gleicher Ausbeute an Wärme und Strom um bis zu einem Drittel, teilt die Gewobag mit. Der selbst erzeugte, sogenannte Quartierstrom kann den Mietern günstiger angeboten werden. Seit Kurzem saniert das Unternehmen bis 2018 im Quartier rund um die Rathausstraße in Marien-
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tuation. Die Gründe dafür seien vielschichtig. Einerseits hätten sich viele dieser jungen Firmen erst nach der Installation des Open-Data-Portals gegründet. Andererseits wären viele der verfügbaren Daten nicht umfassend oder aktuell genug. „Die Nutzer sind darauf angewiesen, dass aus der Verwaltung regelmäßiger und zulässiger Daten geliefert werden“, sagt Benjamin Seidel.
Clevere Technik steuert zu Hause die Heizung, wenn wir im Büro losfahren, kümmert sich um die intelligente Steuerung des Stromnetzes, regelt den Verkehrsfluss und hilft bei der effizienten Verwaltung. Noch funktioniert nicht alles perfekt. Aber Berlin will beim Thema Smart City eine Vorreiterrolle spielen.
Mit der App „Ally“ ans Ziel Dabei ist es keineswegs so, dass es nicht auch schon vorzeigbare Ergebnisse gäbe. Eines der viel versprechendsten ist die App „Ally“, die inzwischen in vielen deutschen Städten, aber auch in Wien, Zürich, London, Lissabon, Santiago de Chile, Dublin, Cork, Limerick, Sidney, Brisbane oder Perth eingesetzt werden kann. Das 2014 gegründete Start-up hat inzwischen 35 Mitarbeiter und bietet ein kostenloses Programm für den effektivsten Weg von A nach B an. Die Anwendung zeigt Live-Daten für die optimale Fortbewegung in der Stadt. Sie verarbeitet neben offenem Kartenmaterial Daten des Nahverkehrs, der Bahn und Echtzeitdaten des Verkehrsverbundes, berücksichtigt Mobilitäts-Services wie Taxis sowie Carsharing für Autos oder Bikes. Integriert sind Twitterfeeds von Verkehrsbetrieben wie der BVG, die umgehend auf Verkehrsstörungen aufmerksam machen. http://www.allyapp.com Eine App für die 3D-Präsentation
GETTY/ISTOCKPHOTO
dorf mehr als 700 Wohnungen und stattet die Gebäude mit Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung aus. Darüber hinaus ist von künftigen Carsharing-Angeboten im Kiez die Rede. Zudem wird die Möglichkeit geschaffen, „den eigenen Haushalt mit Hilfe einer Smart Box zu steuern – etwa indem Heizung und Licht schon auf dem Heimweg bedient werden können“. Daten als lohnende „Ölquelle“ Aber auch die Verwaltung muss neue Wege gehen. Dass die Daten der Stadt auch als „Ölquelle“ des Informationszeitalters betrachtet werden könnten – diese Verheißung treibt im ressourcenschwachen Berlin den digitalen Wandel voran. Auf bis zu 30 bis 34 Millionen Euro taxiert die Technologiestiftung Berlin den Schatz, der al-
lein durch die Wertschöpfung mittels vorhandener Daten der Verwaltung gehoben werden könnte. „Im Moment verdient diese Millionen jedoch niemand“, sagt Nicolas Zimmer, Vorstandschef der Stiftung. „Einerseits wegen der mangelnden Nutzbarkeit der Daten und andererseits, weil es bislang wenige funktionierende Geschäftsmodelle gibt, die auf offenen Daten basieren.“ 2011 schuf Berlin Deutschlands erstes Open-Data-Portal und übernahm dabei eine Pionierrolle. Seit 2013 ist es im Regelbetrieb. Die Vorreiterrolle ist nicht mehr unangefochten. Inzwischen haben andere Städte, allen voran Hamburg, nachgezogen. Berlin ringt inzwischen um ein E-Government Gesetz, das die elektronische Akte in die Verwaltung bringt. Es gibt die
Berlin.de-Service-App, mit der man, wenn es welche gibt, Termine im Bürgeramt buchen kann. In einzelnen Stadtbezirken wie in Lichtenberg kann man bereits online Vorschläge zum Bürgerhaushalt machen und deren Bearbeitung verfolgen. Was nicht unbedingt bedeuten muss, dass es schneller geht, wie der 2013 gemachte Hinweis einer Karlshorsterin auf die unsicheren Abstellmöglichkeiten am dortigen S-Bahnhof zeigt. Im März 2016 immerhin wurde Vollzug gemeldet. Mit einer App die BSR im Blick Doch in der breiten Masse ist die Begeisterung für Open Data noch nicht so richtig angekommen. Rund 800 Datensätze in 22 Kategorien wurden nach einer Analyse der Unternehmensberatung Price-
waterhouseCoopers bis jetzt im Open-Data-Portal bereitgestellt. Daraus sind 26 Applikationen entwickelt worden. Eine der jüngsten Anwendungen etwa ist eine aktive Stadtkarte, mit der man sich über Kosten und Einsatzfrequenz der Berliner Stadtreinigung (BSR) informieren kann. Sie lohnt den Besuch. Die Anwendung basiert auf Geodaten aus dem Straßenreinigungsverzeichnis der BSR. Aber wer nach dem Aufruf nun weiß, wie oft die Kehrmaschine die eigene Straße besucht, hat wenig Anlass zum Wiederkommen. „Es gibt viele Start-ups, die mit ihren Dienstleistungen und Geschäftsmodellen noch experimentieren, sodass das Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft ist“, beschreibt Benjamin Seibel von der Technologiestiftung die aktuelle Si-
Zu den schon etablierteren Startups gehört auch 3D Content Logistics aus Potsdam. Die Ausgründung des Hasso-Plattner-Instituts entwickelt Apps, mit denen sich komplexe dreidimensionale Inhalte auf interaktiven Karten mobil nutzen lassen, um beispielsweise Gebäude virtuell zu präsentieren. Mit Hilfe von Apps wie etwa „smartMap Berlin“ lassen sich Gebäude aus allen Himmelsrichtungen betrachten, ihre nicht nur geografischen Umgebungszusammenhänge, zum Beispiel Einwohner- und Energieverbrauchsdaten veranschaulichen. Durch die modulare Nutzbarkeit der Software lassen sich auch große Modelle im Web oder auf Mobilgeräten betrachten. Sie basiert auf dem 3D-Stadtmodell der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung. Die App wurde für die Berliner Wirtschaftsförderung konzipiert, um die Investorenberatung zu unterstützen. Sie lässt sich aber auch von jedermann auf Apple- oder Android-Geräten nutzen. http://www.3dcontentlogistics.com Martin Woldt
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