Berliner Zeitung · Nummer 133 · Sonnabend, 11. Juni 2016 – Seite 1
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Lange g Nacht der Wissenschaften A M
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Von Adlershof bis Wedding:
Tipps für alle Forschungsrouten, Seiten 2 bis 8
J U N I
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Wildtierforschung in Berlin:
Wölfe im Computertomografen, Seite 5
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„Die Lange Nacht bringt die Besucher an die authentischen Orte der Wissenschaft. “ Christian Thomsen, Präsident der Technischen Universität Berlin
BEUTH-HOCHSCHULE
Modellieren im Shape-Lab: Eine Virtual-Reality-Brille macht es möglich, mithilfe von einfachen, echten Werkzeugen mit virtuellen Objekten zu interagieren. Mitmachexperiment im Haus Grashof der Beuth-Hochschule, Wedding.
„Für jeden ist etwas dabei“
K U R Z
TU-Präsident Christian Thomsen über die Vorzüge und Vorbereitungen der klügsten Nacht des Jahres
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ange Nächte sind ein Berliner Original. Die Museen der Stadt waren 1997 die Vorreiter. Unis und Institute ließen sich davon inspirieren. 2001 fand in Berlin erstmals eine Lange Nacht der Wissenschaften statt. Schon im ersten Jahr war das Interesse groß. Gut 11 000 Besucher kamen, 47 Forschungseinrichtungen öffneten ihre Türen. Jahr für Jahr wuchs das Event. An der diesjährigen Wissensnacht beteiligen sich 74 Einrichtungen, rund 30 000 Besucher werden erwartet. Christian Thomsen, Präsident der Technischen Universität (TU) Berlin und Vorsitzender des veranstaltenden Vereins LNDW e.V., war schon bei der ersten Wissensnacht dabei – und ist immer wieder begeistert. Herr Professor Thomsen, am Sonnabend um 17 Uhr wird die Lange Nacht bei Ihnen an der TU im Audimax eröffnet. Diese Veranstaltung ist stets etwas Besonderes. Was haben Sie dieses Mal zu bieten? Dieses Jahr steht Klang im Mittelpunkt – Sounds of Sciences heißt das Motto. Die Leiter der drei Berliner Universitäten sowie der BeuthHochschule, des Max-DelbrückCentrums und des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung bringen Töne mit, die charakteristisch für ihre Einrichtungen sind. Diese Töne werden
mithilfe einer eigens entwickelten Technologie zusammengestellt, und es entsteht ein elektronisches Musikstück. Ich bin selbst gespannt auf diese Uraufführung. Das Programm der Langen Nacht ist erneut gewaltig. Fast 2 000 Programmpunkte wurden vorbereitet. Das ist ganz schön viel Arbeit für die Institute. Finden sich überhaupt jedes Jahres genügend Freiwillige, die das Event vorbereiten und begleiten? Eine Lange Nacht zu veranstalten, ist in der Tat eine erhebliche Anstrengung für die Beteiligten. Etwa zehntausend Mitarbeiter engagieren sich in diesem Jahr, die meisten machen es unentgeltlich. Was die Forscher motiviert, ist die Gelegenheit, ihre Wissenschaft der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Das begeistert viele – und sie machen gerne mit. Es macht ja auch Spaß, andere zum Staunen zu bringen, vor allem Kinder. Sehen Sie Wissenschaftler in der Pflicht, sich der Öffentlichkeit zu erklären? Wir sind ja fast alle mit staatlichen Mitteln finanziert. Da gehört es sich, dass Institutionen so etwas wie eine Lange Nacht veranstalten, bei der Wissenschaft allgemeinverständlich erklärt wird. Einfach nur auf Fachpublikationen zu verwei-
sen, wenn es darum geht, sich zu präsentieren, ist zu wenig. Ich halte es sogar für eine Kernaufgabe von Universitäten, nicht-wissenschaftlichem Publikum wissenschaftliche Arbeit vorzustellen. Welche Standorte der Langen Nacht sind immer besonders gut besucht? Zu uns nach Charlottenburg kommen stets viele Besucher, aber auch Adlershof ist sehr beliebt. Außerdem die Beuth-Hochschule im Wedding, die Charité, der Campus in Buch und die Einrichtungen auf dem Telegrafenberg in Potsdam. In Potsdam macht nur der Campus Telegrafenberg mit. In früheren Jahren war auch die Universität Potsdam dabei. Warum ist das nicht mehr der Fall? Die Stadt Potsdam hat sich für einen Tag der Wissenschaften entschieden. Da muss die Universität Potsdam natürlich dabei sein. Einen Tag und eine Nacht der Wissenschaften auf die Beine zu stellen, wäre aber zu viel verlangt. Deshalb sind es nun – in freundlichem Einvernehmen – getrennte Veranstaltungen. Die Institute auf dem Telegrafenberg sind die Ausnahme. Sie waren bei der Langen Nacht der Wissenschaften von Anfang an sehr engagiert dabei. Deshalb machen sie zusätzlich zum Potsdamer Tag der Wissenschaften nun auch wei-
terhin bei uns mit. Das freut uns natürlich.
Ich war von Anfang dabei, in den ersten Jahren als Experimentalphysiker. Wir haben den Besuchern angeboten, Schmuckstücke mithilfe von Lasern auf Echtheit zu prüfen, Diamanten zum Beispiel. Das war eine nette Anwendung von Wissenschaft. Und es war amüsant zu sehen, wie erleichtert die Ehemänner blickten, wenn sich der Stein am Ring ihrer Frau als echt erwies.
Zur Langen Nacht der Wissenschaften kommen immer viele Familien. Haben Sie besondere Programmtipps für Kinder? Sehr beliebt bei uns an der TU ist der Kindercampus. In diesem Jahr gibt es eine Show mit dem Kinderzirkus Cabuwazi, Experimente mit Rotkohl und ein Luftschiffrennen. Neuerdings haben wir auch eiWelche Wünsche und nen Teeniecampus. Dort Empfehlungen geben Sie können die Jugendlichen den Besuchern dieses zum Beispiel einen ElekJahr mit auf den Weg? tromotor bauen, an RoIch würde empfehlen, botern tüfteln und einen nicht zu viel durch Berlin Science Slam erleben. zu reisen in der Langen Grundsätzlich haben Nacht, sondern sich auf aber alle Einrichtungen eine Einrichtung oder eiTU BERLIN/AUSSERHOFER tolle Ideen für Kinder, nen Standort zu konzenund ich kann nur emp- Christian Thomsen, trieren, um dort auch Präsident TU Berlin fehlen, jedes Jahr woanMuße für ein oder zwei dershin auszuschwärVorträge zu haben. Den men – auch mal nach Buch, Mitte, jungen Besuchern wünsche ich, Wedding, Dahlem, Adlershof oder dass sie einen Zugang zur WissenPotsdam. Darin liegt ja der beson- schaft finden, vielleicht sogar eine dere Reiz der Langen Nacht. Über- Idee für ihr späteres Studienfach. all werden Labore oder Operations- Außerdem würde ich mir wünsäle geöffnet, die man sonst nicht schen, dass am Ende der Langen zu sehen bekommt. Für jeden ist Nacht alle finden, dass es gut ist, etwas dabei. dass die Gesellschaft Geld in Universitäten und ForschungseinrichWann haben Sie zum ersten Mal tungen investiert. eine Lange Nacht der Wissenschaften erlebt? Das Gespräch führte Anne Brüning.
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B Ü N D I G
Am Sonnabend, 11. Juni, laden 74 Forschungseinrichtungen in Berlin und Potsdam zur Langen Nacht der Wissenschaften ein – und zwar ab 17 Uhr. Bis Mitternacht können Besucher durch die Institute pilgern und sich in diversen Fachgebieten umtun. Eine Ausnahme bilden die Institute in Buch. Das Programm dort beginnt bereits um 16 Uhr und endet um 23 Uhr. Insgesamt werden knapp 2 000 Programmpunkte geboten. Die Veranstaltungen finden im gesamten Berliner Stadtgebiet sowie in Potsdam auf dem Telegrafenberg statt. Die sieben Hauptrouten der Shuttlebusse: Adlershof, Buch, Charlottenburg, Dahlem, Mitte-Süd, Wedding/Mitte-Nord und Potsdam. 13 weitere Shuttlerouten führen zu kleineren Standorten. Die offizielle Eröffnung mit Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres findet um 17 Uhr an der Technischen Universität in Charlottenburg statt. Die Tickets zur Langen Nacht der Wissenschaften berechtigen zum Besuch aller Einzelveranstaltungen in den teilnehmenden Wissenschaftseinrichtungen und zur Nutzung der Shuttlebusse. Sie gelten als VBB-Fahrausweis für die öffentlichen Verkehrsmittel im Tarifbereich Berlin ABC (einschließlich Potsdam) von Sonnabend, 11. Juni, 14 Uhr, bis Sonntag, 12. Juni, 4 Uhr. Eintrittspreise: Einzelticket 14 Euro, ermäßigt 9 Euro. Familienticket 27 Euro. Das offizielle Programm: www.langenachtderwissenschaften.de
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Lange Nacht der Wissenschaften
TECHNIK IN CHARLOTTENBURG Die Route in Charlottenburg hat für Technikfans viel zu bieten. Denn dort hat nicht nur die Technische Universität (TU) ein vielfältiges Programm zusammengestellt, auch Institute wie die Physikalisch-Technische Bundesanstalt, die Telekom Innovation Laboratories und das Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik öffnen ihre Türen. Eine kleine Auswahl.
Optische drahtlose Datenkommunikation: Visible Light Communication – eine Übertragungstechnik, mit der handelsübliche LED-Lampen, die für die Raumbeleuchtung genutzt werden, auch Daten übertragen. Entwickelt in Berlin. Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut, ab 17 Uhr. Der Weg des städtischen Regen- und Abwassers: In einem Modell der Berliner Wasserbetriebe können Besucher es regnen lassen und verfolgen, wie das Wasser in die Kanalisation gelangt und von dort weiter ins Klärwerk fließt. Mitmachexperiment, ab 17 Uhr, TU/Haus der Ideen.
Eisenbahnbetrieb live: Besucher können den Eisenbahnbetrieb direkt am Betriebsfeld verfolgen – mit echter Stellwerkstechnik. Vor dem Gebäude der Vortrag „Grundlagen des Eisenbahnbetriebs“. TU/Haus der Eisenbahn, ab 17 Uhr. Ab 10 Jahre.
Science Slam@Campus Charlottenburg: Kunst trifft auf Technik. Wissenschaftler von Berliner Hochschulen treten zur Langen Nacht in den Wettstreit. Sie haben zehn Minuten, um zu begeistern. Über den schönsten und mitreißendsten Auftritt entscheidet am Ende das Publikum. 23 Uhr, TU/Haus der Ideen. Mythos Bierbauch: Macht Bier dick? Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen beweisen, dass zwischen Bierkonsum und Bierbauch nur bedingt Zusammenhänge bestehen. Dennoch hält sich kaum ein Vorurteil so hartnäckig wie der Mythos vom Bierbauch. Vortrag des TU-Start-ups „Happy Pils“, 20 Uhr, TU/Unibibliothek.
T U B ERL IN/DAVID AUSSERHOFER
Versuche mit Schiffsmodellen und Propellern: Action auf dem Wasser in einem 250 Meter langen Schlepptank. TU/Versuchsanstalt auf der Schleuseninsel, ab 17 Uhr alle 45 Minuten. Ab 10 Jahre. Well-Fi – Qualitäts-Wi-Fi zum Wohlfühlen: Die automatische Nutzung des besten verfügbaren Signals erhöht die Wi-FiQualität in jedem Raum. Ein eigenes VPN-Netz sorgt für höchste Sicherheit. Telekom Innovation Laboratories, ab 17 Uhr.
Hurrikan im Windkanal – dem Sturm trotzen: Einen künstlichen Hurrikan erleben und erfahren, ab welcher Windgeschwindigkeit man von einem Hurrikan spricht. Waghalsige können im Windkanal zeigen, wie gut sie dem Sturm trotzen. TU-Haus des Windes, ab 17 Uhr alle 30 Minuten.
Ist das mein Arm? Avatare für die Rehabilitation: Neue Technologien halten immer stärker Einzug in die Rehabilitation. Gezeigt wird, wie virtuelle Realität dabei eingesetzt wird und wie sich ein virtueller Arm anfühlt. TU/Haus der Ideen, ab 17 Uhr alle 15 Minuten. Was ist denn Metrologie? Alles über die Wissenschaft des richtigen und präzisen Messens sowie die Darstellung und Wiedergabe physikalischer Einheiten. Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), ab 17 Uhr.
TU BERLIN/PR/ULRICH DAHL
Tests für die Ölbekämpfung im Seegangsbecken der TU. Die blauen Schiffe haben die Maßstäbe 1:16 und 1:25. Das weiße Schiff links ist ein Schlepper. TU BERLIN/ALENA BACH
Die fantastische Kindershow: Große Bühnenshow des Kinderzirkus Cabuwazi für Kinder bis 10 Jahre. Geheime Wissenschaften, freche Wassernixen und dazu ein Luftschiffrennen. Faszinierende Tricks und Zaubereien zum Mitmachen. 17 bis 23 Uhr, Kindercampus, TU/Haus der Ideen.
Cosmic Cinema Eine filmische Expedition in den Weltraum zeigt, wie Astrophysiker das Universum erforschen. 17 Uhr, TU/Haus der Physik. Eugene-Paul-Wigner-Gebäude.
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Highlights der klügsten Nacht des Jahres in der Archenhold-Sternwarte am 11.Juni 18.00 Uhr
Was macht die Sonne auf dem Fernsehturm? Vortrag für Kinder von Dr. Felix Lühning 20:00 Uhr
Neue Entdeckungen zur babylonischen Astronomie Vortrag Prof. Dr. Matthieu Ossendrijver, HU 21:00 Uhr
Interplanetarer Science-Slam — Moderation Simon Hauser Auftakt: Prof. Dr. Tilman Spohn, DLR Fünf Nachwuchswissenschaftler berichten in jeweils 10 Minuten über ihre Forschungen aus dem Fachbereich der Planetengeologie. Kinderaktionen + Planetariumsvorführungen + Experimente zur kosmischen Strahlung + Vorführung des Riesenfernrohrs Archenhold-Sternwarte Alt-Treptow 1 • 12435 Berlin Tel. 030 53 60 637 0 Mail: sternwarte@sdtb.de Internet: www.sdtb.de
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Sternwarte
SOS in Charlottenburg
Forscher der Technischen Universität Berlin präsentieren ihr neuartiges Ölbekämpfungssystem V ON K ERSTIN V IERING
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eeresschildkröten in bräunlich verschmierten Panzern, elend aussehende Pelikane mit verklebten Federn, Delfine, die durch öliges Wasser schwimmen: Nach dem Brand der Bohrplattform „Deepwater Horizon“ gingen im Jahr 2010 dramatische Bilder um die Welt. Über Monate hinweg sollen etwa 800 Millionen Liter Öl in den Golf von Mexiko geflossen sein. Hätte man damals mehr tun können, um den rund 10 000 Quadratkilometer großen Ölteppich zu beseitigen? Darüber können sich Besucher an der Technischen Univerität (TU) informieren. Im Eingangsbereich der markanten „Rosa Röhre“ auf der Schleuseninsel in Charlottenburg stellt das Institut für Land- und Seeverkehr sein neuartiges Ölbekämpfungssystem SOS vor. Eine gängige Strategie besteht darin, das auf dem Wasser treibende Öl zunächst zwischen schwimmenden Barrieren aus aufblasbaren Plastikschläuchen einzuschließen. Von dort kann man es dann von Spezialschiffen abpumpen lassen. Das aber dauert nicht nur relativ lange, es klappt auch nur bei spiegelglattem Wasser. Auch bei Wind und Wellen Oftmals ist Ölbekämpfung aber auf dem offenen Meer bei Seegang vonnöten. Die TU-Forscher unter Leitung von Günther Clauss haben daher jahrelang an einer Technik getüftelt, die auch bei rauer See funktioniert. Herausgekommen ist dabei der Seegangsunabhängige Ölskimmer, kurz SOS, dessen Funktion man sich während der Langen Nacht erklären und an Modellen demonstrieren lassen kann. „Die Idee war, ein möglichst effektives und gleichzeitig billiges System zu entwickeln“, sagt Löhrmann. Dazu haben seine Kollegen unter anderem eine Komponente eingespart, dieWasserfahrzeuge normalerweise sehr teuer macht: den Motor. Die SOS-Entwickler haben sich stattdessen für einen Ponton entschieden, eine Art schwimmenden Rumpf ohne eigenen Antrieb. Der ist für vergleichsweise bescheidene 350 000 Euro zu haben. An seinem hinteren Teil kann ein gewöhnlicher
Schlepper andocken und ihn vor sich her in Richtung Ölteppich schieben. Oder man schafft zwei Rümpfe an und befestigt diese rechts und links an einem größeren Küstenschiff. Wenn dieses in einem Tempo von bis zu vier Knoten, also 7,4 Stundenkilometern, durch das verschmutzte Wasser fährt, kann der SOS seine Säuberungsarbeit problemlos erledigen. Ähnlich wie andere Reinigungssysteme nutzt er die Tatsache, dass Öl leichter als Wasser ist und sich kaum mit diesem vermischt. Es treibt als Film an der Oberfläche, sodass man es einfach abschöpfen könnte. Der Seegang sorgt jedoch dafür, dass man dabei in jedem Wellental vor allem Wasser und auf jedem Wellenberg Luft schöpft – und in beiden Fällen nur wenig Öl. Das verhindern die TU-Forscher dadurch, dass sie die Abscheidung des Öls ins deutlich ruhigere Innere ihres schwimmenden Meeresreinigers verlegt haben. Um dorthin zu gelangen, fließt das Wasser mitsamt seiner Ölfracht zunächst unter den Bug des Pontons und wird dann unter ihm entlang gedrückt. Noch im vorderen Teil des Rumpfs erreicht es eine Öffnung, die in den sogenannten Moonpool führt – ein Becken im Inneren des Rumpfs. Zwar landet auch Wasser im Moonpool. Doch beim Einströmen entstehen Wirbel, die das ohnehin leichtere Öl Richtung Oberfläche schubsen. Auf dem Wasser des Moonpools bildet sich eine dicke Ölschicht, die sich gut abtrennen lässt. Durch die Bewegungen des Rumpfs schwappt sie vorn und hinten über die Kanten des Beckens. Über Druckveränderungen lässt sich der Wasserspiegel im Moonpool so regulieren, dass dabei nicht zu viel Wasser mit hinüberläuft. Das übergeschwappte Öl aber landet in Sammelbehältern, aus denen es einfach abgepumpt werden kann. Anschließend lässt es sich sogar aufbereiten und verkaufen. Pro Tag schafft es der SOS, 322 Millionen Liter Wasser zu reinigen. Abgesehen von einer Klinge, mit der sich der Eingang zum Moonpool öffnen und verschließen lässt, enthält die gesamte dazu nötige Konstruktion keine beweglichen Teile. „Das ist ein großer Vorteil, weil da-
Route 12
Ölbekämpfungsschiff SOS: TU-Versuchsanstalt auf der Schleuseninsel, ab 17 Uhr alle 45 Minuten. Ab 10 Jahre. Route Charlottenburg.
durch weniger kaputtgehen kann“, erklärt Jan Löhrmann. Allerdings soll das Ganze natürlich nicht nur robust und zuverlässig sein, sondern auch effektiv. Wie gut der SOS bei unterschiedlichen Bedingungen arbeitet, haben die Forscher daher in Versuchen mit Modellen in verschiedenen Maßstäben getestet. Im Seegangsbecken der TU mussten diese Miniatur-Pontons in künstlich erzeugten Wellen ihre Reinigungstalente beweisen. Häufig galt es dabei, ein synthetisches Pulver vom Wasser zu trennen. Einmal aber haben die Forscher auch echtes Rohöl ins Becken gefüllt. „Das gab natürlich eine Riesenschweinerei“, sagt Löhrmann. Doch die Herausforderung sollte so realistisch wie möglich sein. Die Ergebnisse dieser Prüfungen waren vielversprechend. So gelang es dem System bei glattem Wasser, 95 Prozent des Öls zu entfernen. Getestet wurde der SOS aber auch bei einem kräftigen Seegang von durchschnittlich drei Metern, bei dem einzelne Wellen durchaus auch eine Höhe von fünf Metern erreichen können. „Unter diesen Bedingungen versagen die bisherigen Reinigungssysteme komplett“, erklärt Jan Löhrmann. Doch der TU-Ponton holte trotz der widrigen Umstände immerhin noch die Hälfte des Öls aus dem Wasser. Grund genug, das System patentieren zu lassen „Wir sind optimistisch, dass es auch im Ernstfall gut funktionieren wird“, sagt der TU-Forscher. Zumal es mittlerweile nicht nur Modelle, sondern auch einen Prototyp des SOS gibt. Auch der hat bei Tests in der Nähe von Kiel schon erfolgreich Ostseewasser gereinigt. Um nicht auf den nächsten Tankerunfall warten zu müssen, hat er dabei allerdings nur zerstoßenes Eis und ins Wasser geworfenes Popcorn eingesammelt. Die letzte Bewährungsprobe einer echten Ölpest aber hat der SOS noch vor sich. Dabei hätte es dafür durchaus schon eine Gelegenheit gegeben. „Bei der ,Deepwater Horizon‘-Katastrophe wäre das System bereits einsatzfähig gewesen“, berichtet Jan Löhrmann. Doch dazu sollte es nicht kommen. Bei den Verantwortlichen bestand kein Interesse.
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Berliner Zeitung · Nummer 133 · Sonnabend, 11. Juni 2016
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Bollernde Schritte? Charité-Wissenschaftler zeigen typische Lauffehler – und wie sie zu vermeiden sind V ON A NNE B RÜNING
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ennen, rennen, rennen. Ohne von der Stelle zu kommen. Auf einem Laufband zu joggen, behagt nicht jedem. Auf dem Campus der Charité in Mitte lässt sich diese paradoxe Tätigkeit jedoch mit einem guten Zweck verbinden – einer biomechanischen Laufanalyse. Ausgewählte Sportler absolvieren das RunScan genannte Verfahren für die Forschung. Andere können sich gegen Entgelt beraten lassen, etwa, um herauszufinden, ob Beschwerden an Knie oder Wade durch Fehlhaltungen hervorgerufen werden. Anders als bei herkömmlichen Laufanalysen achten die CharitéForscher auf die Bewegungsabläufe des gesamten Körpers. „Wichtig ist zum Beispiel eine leichte Körpervorlage von bis zu drei Grad. Dabei darf die Hüfte aber nicht gebeugt sein, also der Oberkörper nicht aus der Hüfte abknicken“, sagt Verena Schwachmeyer vom Julius-Wolff-Institut der Charité, die das RunScan-Team leitet. Der Mittelfuß zuerst Viele Läufer halten auch die Arme falsch – zum Beispiel zu wenig oder zu stark angebeugt. „Der Winkel sollte etwas spitzer als 90 Grad sein, die Arme schwingen locker aus dem Schultergelenk“, erläutert die Sportwissenschaftlerin und Physiotherapeutin. Häufig beobachten Schwachmeyer und ihre Kollegen auch Defizite der Rumpf- und Hüftmuskulatur, die zu fehlerhaften Bewegungsabläufen führen. Bei der Laufanalyse an der Charité hilft allerlei Technik, die Bewegungen unter die Lupe zu nehmen. Zwei Hochgeschwindigkeitskameras filmen die Sportler mit einer Aufnahmefrequenz von 100 Bildern pro Sekunde. Eine Kraftmessplatte unter dem Gurt misst die Druckverteilung unter dem
BERLINER ZEITUNG/PAULUS PONIZAK (3)
Sportwissenschaftlerin Verena Schwachmeyer erklärt, was eine gute Laufhaltung ausmacht: leichte Körpervorlage, lockere Armbewegung.
Fuß sowie die Schrittlänge und die Schrittfrequenz. „Die Sportler müssen bei uns eine ganze Weile laufen. Wir messen im Gehen, beim Laufen mit Schuhen in zwei bis drei Geschwindigkeiten sowie beim Barfußlaufen“, sagt Schwachmeyer. Die Aufnahmen und Messwerte helfen ihr zu beurteilen, ob und wie der jeweilige Laufstil zu optimieren ist. Ein typischer Lauffehler ist ein falscher Fußaufsatz. „Biomechanisch ideal ist es, wenn das vordere Bein mit dem Mittelfuß zuerst aufsetzt“, sagt Schwachmeyer. Viele Läufer seien jedoch ausgeprägte Fersenläufer, setzen also den Fuß weit vor dem Körper auf der Ferse auf.
Die Hüftstreckung des hinteren Beins beim Abdruck ist wichtig für einen guten Laufstil. Bei vielen Sportlern ist sie nicht ausgeprägt genug.
Route 7
Biomechanische Laufanalyse (Infostand) und „Wie verbessere ich meinen Laufstil?“ (Workshop, stündich 17 bis 23 Uhr), Charité, Campus Mitte, Haus 11. Route Wedding/Mitte-Nord
Biomechanisch ideal ist Mittelfußlauf: Das vordere Bein soll dabei nicht zu weit vorm Körper mit dem mittleren Fußbereich aufsetzen.
Akustisch bemerkbar macht sich das durch bollernde Schritte.„Fersenlauf kann langfristig zu Knieschmerzen und sogar zu Ermüdungsfrakturen im Schienbein oder Mittelfuß führen“, sagt die Expertin. Die Kraftmesskurven bei der Analyse dokumentieren das Phänomen: Bei Fersenläufern wirken auf den Boden – somit auch auf die Gelenke – in kurzer Zeit starke Kräfte ein. Auch starker Vorfußlauf ist nicht gut. Er verursacht oft Probleme mit der Wadenmuskulatur und der Achillessehne, weil der Hebelarm beim Aufsetzen hoch ist. Ambitionierten Läufern empfiehlt die Expertin die Umstellung auf einen Mittelfußlauf – das erfor-
dert allerdings gute Bewegungskoordination und Anleitung im Rahmen einer Laufschulung. Ansonsten kann oft schon eine leichte Veränderung des Laufstils und der Wechsel zu einem anderen Schuhmodell viel bewirken. „Die meisten Laufschuhe sind im Fersenbereich stark gedämpft. Dieses dicke Polster verhindert jedoch das sensorische Feedback der Fußsohle. Sie gibt dann keine Rückmeldung mehr, dass Fersenlauf eigentlich nicht gut für den Körper ist“, erläutert die Expertin. Ihr Tipp: Schuhe mit weniger starker Dämpfung im Fersenbereich. Seit zwei Jahren beschäftigt sich das Team vom Julius-Wolff-Institut mit der biomechanischen Laufanalyse. Zusammen mit der Abteilung für Trainingswissenschaften der Humboldt-Universität wurden bereits mehrere Hundert Sportler aufs Band gebeten. Gerade abgeschlossen ist zum Beispiel eine Studie mit erfahrenen Läufern zur Schrittfrequenz. „Sie hat gezeigt, dass fast alle untersuchten Läufer biomechanisch von einer leicht erhöhten Schrittfrequenz profitieren können“, berichtet die Sportwissenschaftlerin. Seit September 2015 bietet das Institut die Analyse auch als Service für jedermann an. 150 Euro kostet das Basispaket, inklusive Bericht, Empfehlungen fürs Training und für den Laufschuh. Beratung und Filme Bei der Langen Nacht haben Besucher zwar nicht die Gelegenheit, selbst aufs Laufband zu steigen. Schließlich dauert eine Laufanalyse mindestens eine Stunde. Dennoch lohnt sich der Weg ins Lauflabor. „An einem Infostand zeigen wir Filme und beraten die Besucher“, sagt Verena Schwachmeyer. „Und in einem Workshop demonstrieren wir auf dem Laufband den idealen Laufstil sowie typische Fehler.“
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Lange Nacht der Wissenschaften Guter Auftritt
SPORT IN MITTE Die Route in Mitte steht mit dem Campus der Charité und dem Rheumaforschungszentrum vor allem im Zeichen der Medizin. Doch auch die Sportwissenschaftler der Humboldt-Uni haben dort ihren Sitz. Sport ist schließlich die beste Medizin. Rückenscreening: Forscher des Julius-Wolff-Instituts der Charité informieren über Rückenschmerzen und bieten ein kurzes Funktionsscreening an. Charité, Campus Mitte, Haus 11. Workshop ab 17 Uhr alle 40 Minuten. Leistungsdiagnostik in der Sportmedizin: In einem hochmodernen sportmedizinischen Labor der Sportwissenschaftler der Humboldt-Universität erfahren Besucher, wie die körperliche Leistungsfähigkeit, der Gesundheitsstatus und die Herz-Kreislauf-Funktion erfasst werden. HU-Sportwissenschaft, Charité, Campus Mitte, Haus 11.
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Sturzprävention im Alter: Stürze gelten als Hauptursache für Verletzungen im Alter. Die Folgen für die Betroffenen sind oftmals tragisch. In einem Mitmachexperiment lernen Besucher diagnostische Verfahren zur Stabilitätskontrolle sowie neueste Konzepte zur Sturzprävention kennen. Trainingsübungen können direkt ausprobiert werden. Charité, Campus Mitte, Haus 11.
Die Klügste Nacht des Jahres. Im Klügsten Kiez Berlins. Die „Lange Nacht der Wissenschaften“ in Adlershof. Am 11. Juni 2016 von 17.00 -24.00 Uhr.
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Das Warten hat ein Ende! Erleben Sie, wie das beliebte und weithin sichtbare Wahrzeichen Adlershofs, der grüne Laserstrahl über der Rudower Chaussee, wieder in Betrieb geht. Der 800 Meter lange Strahl wird vom First des Innovations- und Gründerzentrums bis zu einem Hausdach in der Dörpfeldstraße leuchten und verbindet so in guter Tradition die Wissenschaftsstadt Adlershof mit dem Adlershofer Ortskern. ab 22.45 uhr, Forum Adlershof
wissEnschAFtsLichtkunst
Verschlungen tanzende Molekülketten, spektakuläre Kristallbilder, leuchtende Zahlenspiele – am Forum Adlershof zeigt sich mit Beginn der Dunkelheit ein überraschender Blick auf die Wissenschaft. Impulsgeber für die Lichtinstallationen sind die naturwissenschaftlichen Institute der Humboldt-Universität zu Berlin und die außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Adlershof. Gleich schräg gegenüber werden die thermokonstanten Kugeln, auch als „Adlershofer Busen“ bekannt, in einer Lichtinstallation, die Anleihen an der Veränderung des Mondes nimmt, verwandelt. 21.00-24.00 uhr
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Eine ganze Nacht lang öffnen im Technologiepark Adlershof über 38 Forschungseinrichtungen und Unternehmen Tür und Tor ihrer Laboratorien, Produktionshallen und Hörsäle. Besucher können an diesem Abend Forschern über die Schulter blicken, in Reinraumanzüge schlüpfen, selber experimentieren, geheime Orte entdecken und mathematische Knobelaufgaben lösen.
Was wäre die Klügste Nacht in Adlershof ohne den Science Slam? Lachmuskeltraining ist garantiert, wenn Wissenschaftler in nur zehn Minuten ihre Forschungsthemen auf verständliche Weise auf den Punkt bringen. Das Publikum entscheidet, wer gewinnt. 23.00-24.00 uhr, bunsen saal, Volmerstraße 2
kindEr, kindEr
Unser Programm ist nicht nur für Erwachsene. Wir freuen uns auch auf ganz junges Publikum und hätten hier ein paar Vorschläge zur schlauen und kindgerechten Abendgestaltung: MIT HASE UND IGEL AUF SCHNITZELjAGD: Bilderbuchkino, juniorführungen und Entdeckungstouren in der Zweigbibliothek Naturwissenschaften der HU. Erwin schrödinger-zentrum CHEMIE IST KOCHEN: Was steckt in meinem Essen? Wir forschen an einem „Gericht“ mit DNA-Dressing. institut für chemie, Emil-Fischer-haus ICH ERSCHAUFELE MIR EINE LANDSCHAFT – hier wird der Sandkasten zum interaktiven Erdkundeunterricht. institut für geographie, Alfred-rühl-haus KINDERBETREUUNG UND ExPERIMENTE (3-12 jahre) durch die Kita am Studio. Erwin schrödinger-zentrum
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Adlershof. Science at Work.
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Berliner Zeitung · Nummer 13
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Lange Nacht der
LANGE NACHT DER WISSENSCHAFTEN IN
Alle Routen au
Dutzende Einrichtungen in Berlin und auf dem Potsdamer Telegrafenberg öffnen für die Lang Auf den sieben Hauptrouten in Adlershof, Buch, Dahlem, Charlottenburg, Wedding/Mitte-Nord, Mitte
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HTW BERLIN/DENNIS MEIER-SCHINDLER
Mathematikprofessor John M. Sullivan im 3D-Virtual-Reality-Theater der Technischen Universität (TU). Besucher können dort erleben, wie komplizierte mathematische Flächen erforscht werden. Ab 18 Uhr im Haus der Mathematik der TU. Route 12, Charlottenburg.
Eine archäologische Sensation hat die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) zu bieten: das Steinzeit-Baby aus der Uckermark. Es sind die Überreste eines sechs Monate alten Kindes, das vor etwa 8 400 Jahren zur Welt kam. HTWForscher erstellten ein 3D-Modell. Führungen (ab 17 Uhr) und Vortrag (20.30 Uhr), Schöneweide, Route 2.
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Wie ist die Maus zu Haus? Infos über Tierversuche (16 bis 21 Uhr). Max-Delbrück-Centrum, Buch, Route 6.
FVB/RALF GÜNTHER
1 Alfred-Rühl-Haus, Geographisches Institut der
14 Zentrum für Photovoltaik und erneuerbare
27 Späth-Arboretum der HU, Späthstraße 80/81
39 Haus der Leibniz-Gemeinschaft,
52 Institut für Musik- und Medienwissenschaft
2 Wolfgang-Köhler-Haus, Institut für Psychologie der HU, Rudower Chaussee 18
15 entfällt 16 Wista-Management in Kooperation mit
28 Archenhold-Sternwarte, Alt-Treptow 1 29 Lise-Meitner-Schule, Rudower Straße 184 30 Max-Delbrück-Communications-Center,
40 Museum für Naturkunde, Invalidenstraße 43 41 Institut für Biologie/Biophysik der HU,
53 HU-Hauptgebäude, Unter den Linden 6 54 Theologische Fakultät der HU, Burgstraße 56 55 Hochschule Fresenius, Jägerstraße 32 56 Alexander-von-Humboldt-Institut für Internet
HU, Rudower Chaussee 16
3 Forum Adlershof, Rudower Chaussee 24 4 Forum Adlershof, Rudower Chaussee 17 5 Erwin-Schrödinger-Zentrum,
Energien, Johann-Hittorf-Straße 8
Air Liquide, Ludwig-Boltzmann-Straße 3
17 entfällt 18 Audi Zentrum Berlin Adlershof, Rudower
Robert-Rössle-Straße 10
31 Leibniz-Institut für Molekulare
Rudower Chaussee 26
Chaussee 47
6 Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und
19 Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt,
7 Lise-Meitner-Haus, Institut für Physik der HU,
20 Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für
Rössle-Straße 10
21 Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien
Hufeland, Schwanebecker Chaussee 50
Energie, Kekuléstraße 5 Newtonstraße 15
8 Walther-Nernst-Haus, Newtonstraße 14 9 UniLab der HU, Brook-Taylor-Straße 1 10 Emil-Fischer-Haus, Institut für Chemie der
HU, Brook-Taylor-Straße 2
11 Leibniz-Institut für Kristallzüchtung, Max-Born-Straße 2 12 Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie, Carl-Scheele-Straße 6
13 Wista-Management in Kooperation mit Pfeiffer Vacuum, Carl-Scheele-Straße 12
Rutherfordstraße 2
Höchstfrequenztechnik, Gustav-Kirchhoff-Straße 4 und Energie, Albert-Einstein-Straße 15
22 BTB Blockheizkraftwerks- Träger- und Betreibergesellschaft, Albert-Einstein-Straße 22
23 Bundesanstalt für Materialforschung
und -prüfung, Richard-Willstätter-Straße 11
24 Wista-Management, Rudower Chaussee 17 25 Wista Management, Rudower Chaussee 19 26 Hochschule für Technik und Wirtschaft, Wilhelminenhofstraße 75 A
Pharmakologie (FMP), Robert-Rössle-Straße 10
32 Forschungscampus Berlin Buch, Robert-
33 Helios-Klinikum Berlin-Buch, Campus C. W. 34 Charité-Universitätsmedizin, Campus Virchow
Chausseestraße 111
Invalidenstraße 42
42 Total Deutschland GmbH, J.-Monnet-Straße 2 43 Humboldt Graduate School, Luisenstraße 56
44 Langenbeck-Virchow-Haus, Luisenstraße 58/59
45 Charité-Universitätsmedizin, Campus Mitte,
Eingang Luisenstraße 56/57
46 Campus Nord der HU, Philippstraße 13 47 Charité-Universitätsmedizin, Campus Mitte
Klinikum, Forum 3, Weststr. 3, Zugang Seestr. 10
Eingang Schumannstraße 20/21
35 Berlin-Brandenburger Centrum für
48 Berliner Medizinhistorisches Museum,
Regenerative Therapien, Augustenburger Platz 1
Eingang Schumannstraße 20/21
36 Deutsches Herzzentrum Berlin,
49 Deutsches Rheuma-Forschungszentrum,
37 Beuth-Hochschule für Technik Berlin,
50 Haus der Zukunft, Kapelle-Ufer 2 51 International Psychoanalytic University,
Augustenburger Platz 1
Luxemburger Straße 10
38 IB Hochschule, Gerichtstraße 27
Eingang Schumannstraße 21/22
Stromstraße 2–3
der Humboldt-Universität (HU), Am Kupfergr. 5
und Gesellschaft, Französische Straße 9
57 European School of Management and Technology, Schlossplatz 1
58 Game Science Center Berlin, Besselstr. 14 59 Deutsches Patent- und Markenamt, Technisches Informationszentrum, Gitschiner Str. 97
60 LED-Laufsteg der TU Berlin am Deutschen Technikmuseum, Möckernstraße 26
61 Berliner Technische Kunsthochschule, Bernburger Straße 24–25
62 Psychologische Hochschule Berlin, Haus der Psychologie, Am Köllnischen Park 2
63 Sigmund Freud Privatuniversität (Zollgarage), Columbiadamm 10, Bauteil F2
64 Haus der Ideen/Hauptgebäude der Technischen Universität, Straße des 17. Juni 135
5
33 · Sonnabend, 11. Juni 2016
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BERLIN UND POTSDAM AM 11. JUNI 2016
uf einen Blick
ge Nacht der Wissenschaften ihre Türen. Zu fast allen Programmpunkten führen Shuttlebusse. e-Süd und Potsdam verkehren die Busse alle 15 Minuten, auf den 13 kleineren Routen etwas seltener.
DLR (CC-BY 3.0)
GUIDO FRITSCH/IZW
Mal eben nach Helgoland reisen. Das ist am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt möglich, allerdings nur virtuell. Die Forscher haben aus hochauflösenden Luftbildern ein sogenanntes Punktwolkenmodell der Inseloberfläche erstellt. Besucher können interaktiv durch die 3D-Welt fliegen. Ab 17 Uhr, Adlershof, Route 1.
Wenn hierzulande ein Wolf stirbt, wird der Kadaver am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung untersucht. Unter anderem mit einem Hochleistungs-Computertomografen, der sogar innere Organe sichtbar macht.Vortrag „Die Rückkehr der Wölfe & Wolf-Totfundmonitoring“ (21 Uhr), Erwin-Schrödinger-Zentrum, Adlershof, Route 1.
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Showexperimente aus Physik und Chemie (21 Uhr). FU, Dahlem, Route 15/16.
65 Haus der Architektur/TU, Str. d. 17. Juni 152 66 Haus des Wassers/TU, Str. des 17. Juni 135 67 Haus des Windes/TU, Müller-Breslau-Str. 8 68 Versuchsanstalt auf der Schleuseninsel/TU, Müller-Breslau-Straße (Schleuseninsel)
69 Universitätsbibliothek/TU im VolkswagenHaus, Fasanenstraße 88
78 Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Eingang Marchstraße 25
90 Schaufenster Sicherheitsforschung der FU, Kaiserin-Augusta-Allee 31
100 Max-Planck-Institut für molekulare
113 Institut für Meteorologie/FU,
79 Haus der Luft- und Raumfahrt/TU,
91 FOM Hochschule für Oekonomie & Manage-
101 Institut für Koreastudien/FU, Fabeck-
114 Konfuzius-Institut/FU, Goßlerstraße 2-4
102 John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerika-
115 Charité-Universitätsmedizin, Campus Benjamin Franklin, Hindenburgdamm 30
103 Fachbereich Physik/FU, Arnimallee 14 104 Institut für Informatik/FU, Takustraße 9 105 Institut für Chemie/FU, Takustraße3 106 Gebäude Fabeckstraße 23/25/FU,
116 Geocampus Lankwitz, Fachbereich Geo-
Marchstraße 12
80 Haus der Mathematik/TU, Straße des 17. Juni 136 81 Haus der Funken/TU, Campuszugang über Straße des 17. Juni 136
ment, VWA Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Berlin, Bismarckstraße 107
92 Alice-Salomon-Archiv der ASH Berlin, c/o Pestalozzi-Fröbel-Haus, Karl-Schrader-Str. 7–8
93 Schaugärten/TU,
70 Haus der Eisenbahn/TU, Zugang Fasanenstr. 82 Haus der Maschinen/TU, Straße des 17. Juni 144 Königin-Luise-Straße 22 71 Haus der Logistik/TU, Zugang Fasanenstr. 83 Glasbläserei/ TU, Straße des 17. Juni 124 93 Haus der Lebensmittel/TU,
72 Haus der Mechanik/TU, Zugang Fasanenstr. 73 Haus der Stadt/TU, Hardenbergstr. 16–18 74 Psychoanal. Bibliothek, Hardenbergstraße 9 75 Haus der Physik/TU, Eugene-Paul-Wigner-
Gebäude, Hardenbergstraße 36
84 Haus der Elektrotechnik und Informatik/TU,
Habelschwerdter Allee 45
Campuszugang über Straße des 17. Juni 136
94 Gebäude Habelschwerdter Allee 45 der FU 85 Teeniecampus im Haus des Lernens/TU, March- 95 Institut für Philosophie/FU, straße 23 85 Haus des Lernens/TU, Marchstraße 23
75 Haus der Physik/TU, Ernst-Ruska-Gebäude, 86 Haus der Energie/TU, Marchstr. 18 Hardenbergstraße 36 87 Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, 76 Haus des vernetzten Lebens, TU-Hochhaus, Heinrich-Hertz-Institut, Einsteinufer 37 Ernst-Reuter-Platz 7 88 Haus der Energie/TU, Akustiklabor 76 Telekom Innovation Laboratories, Telekom Einsteinufer 25 Hochhaus, 15. OG, Ernst-Reuter-Platz 7 89 Produktionstechnisches Zentrum, 77 Haus der Kristalle der TU, Ernst-Reuter-Platz 1 Pascalstraße 8–9
Habelschw. Allee 30
96 Gebäude Fabeckstraße 25/FU, Fabeckstraße 25
97 Interdisziplinäres Zentrum Europäische Sprachen/FU, Thielallee 50
98 DFG-Exzellenzcluster Topoi/FU:
Genetik, Ihnestraße 63–73 straße 7
studien/FU, Lansstraße 7–9
Habelschwerdter Allee 45/Fabeckstraße 23–25
107 Gebäude der Chemie/FU,
Fabeckstraße34–36
wissenschaften/FU, Malteserstraße 74–100
117 Lateinamerika-Institut/FU, Rüdesheimer Straße 54–-56
118 Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Telegrafenberg
108 Institut für Mathematik der FU, Arnimall. 6 119 Deutsches GeoForschungsZentrum, Telegrafenberg 109 Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik, Takustraße 7 120 Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam, Einsteinturm, Telegrafenberg 110 Institut für Biologie/FU, Königin-Luise-Straße 12–16
111 Institut für Theaterwissenschaft/FU,
Altertumswissenschaften, Hittorfstraße 18
Grunewaldstraße 35
99 Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-
112 Institut für Pharmazie/FU, Königin-Luise-Straße 2–4
Gesellschaft, Faradayweg 4
Schmidt-Ott-Straße 13
121 Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, Telegrafenberg
122 MS Wissenschaft, Verlängerung Lindenufer, Spandau
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Berliner Zeitung · Nummer 133 · Sonnabend, 11. Juni 2016
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Lange Nacht der Wissenschaften Oasen für die Großstadt
NATUR IM SÜDOSTEN Die Routen 1 bis 5 im Südosten Berlins sind vielfältig. In Adlershof und an der Hochschule für Technik und Wirtschaft finden sich viele Programmpunkte rund um die Technik. Doch auch wer sich für die Natur und für Tiere interessiert, kommt nicht zu kurz. Böden Deutschlands: Eine begehbare Karte zur Bodengüte der Ackerstandorte in Deutschland. Fruchtbare Böden sind die Voraussetzung für die Nahrungsmittelversorgung. Sie bilden die Grundlage für mehr als 90 Prozent der weltweit produzierten Nahrung. Geographisches Institut der Humboldt-Universität, Alfred-Rühl-Haus, Route 1, Adlershof. Pack den Tiger in die Röhre: Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin verfügt über den weltweit modernsten Computertomografen in der veterinärmedizinischen Forschung. Das Gerät ermöglicht virtuelle Touren ins Innere der Tiere und die Darstellung bewegter Organe wie das schlagende Herz. Vortrag „Bildgebende Verfahren in der Wildtierforschung“ um 20 Uhr im ErwinSchrödinger-Zentrum, Route 1, Adlershof.
Im Späth-Arboretum der Humboldt-Universität geht es um die Berliner Stadtbäume. Viele von ihnen sind spezialisiert aufs Überleben im Häusermeer. Der Klimawandel fordert sie nun zusätzlich heraus V ON K ERSTIN V IERING
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ie machen keinen Krach, sorgen für gute Stimmung und räumen auch noch klaglos unseren Dreck weg. Von solchen Nachbarn kann man eigentlich nur träumen. Zum Glück gibt es in Berlin jede Menge davon: Linden und Kastanien, Eichen und Platanen, Ginkgos und Eschen. Nicht umsonst gilt die Stadt als eine der grünsten der Welt. Wer diese grünen Nachbarn näher kennenlernen will, hat während der Langen Nacht Gelegenheit dazu. Das Späth-Arboretum der Humboldt-Universität (HU) in TreptowKöpenick bietet nicht nur Führungen durch seine eindrucksvolle Baumsammlung an. Die Experten erzählen auch spannende Episoden aus der Geschichte der Berliner Straßen- und Parkbäume und werfen einen Blick in deren Zukunft. „Dieses Thema liegt uns natürlich am Herzen“, sagt die Biologin Anika Dreilich vom Arboretum. Schließlich hat es den Gründer der Einrichtung schon im 19. Jahrhundert beschäftigt. Als Besitzer der ältesten und berühmtesten Baumschule Berlins hat Franz Späth damals nicht nur zahlreiche Gehölze für die Begrünung der Stadt geliefert. Damit sich seine Kunden einen Eindruck von der Qualität seiner Ware verschaffen konnten, ließ er 1879 das Arboretum als eine Art Schaugarten anlegen, in dem man auch viele Bäume aus fernen Ländern bestaunen konnte.
ANIKA DREILICH (3)
Die Rosskastanie ist ein typischer Parkbaum. Sie wird etwa 25 Meter hoch.
Robuste Späth-Erle IZW/RALF GÜNTHER
Sterne über Berlin: Projektion des aktuellen Sternhimmels im Zeiss-Kleinplanetarium mit Erläuterungen. Um 21, 22 und 23 Uhr und Beobachtung der Sonne (17 bis 21 Uhr) in der Archenhold-Sternwarte in Treptow. Shuttlebus via S-Bahnhof Treptower Park. Route 4. Glibber Mixen: Naturwissenschaften für Einsteiger. Kleine und große Besucher können selbst farbigen Glibber herstellen. Lise-Meitner-Schule, Rudower Str. 184, Neukölln. Shuttlebus via U-Bahnhof Johannisthaler Chaussee, Route 5.
SASCHA MICHAELIS
„Späth hat zum Beispiel Arten aus Kanada, dem Kaukasus oder Japan nach Berlin geholt, was damals sehr ungewöhnlich war“, berichtet Anika Dreilich. Aus solchen importierten Pflanzen versuchte er, besonders robuste Stadtbäume zu züchten. Durch eine Kreuzung der Japanischen mit der Kaukasischen Erle entstand die besonders stresstolerante Späth-Erle, die in Berlin bis heute häufig gepflanzt wird. Der Gärtner und Botaniker sah in seinen Schützlingen allerdings mehr als nur eine Ware, mit der sich Geld verdienen ließ. „Im Häusermeer der Großstädte sind die Straßen- und Parkbäume der wichtigste Ersatz für die entrückte Natur“, schrieb er. „Sie beleben die Steinmasse der Häuser und Straßen.“ Dieser schon früh erkannte Wert der grünen Nachbarn gewinnt immer mehr Aufmerksamkeit. „Manche Leute sehen in Stadtbäumen ja nur ein potenzielles Unfallrisiko“, sagt Anika Dreilich. „Dabei erbringen sie extrem viele wertvolle Leistungen.“ So macht der Schatten unter ihren Kronen nicht nur heiße Sommertage erträglicher, er verhindert auch Straßenschäden durch zu hohe Temperaturen. Die Blätter
Game Creation: In einem MiniGame-Jam planen, entwickeln und programmieren 60 Experten Mini-Computerspiele live vor Ort. Am Abend werden die Ergebnisse und Spiele in drei Runden präsentiert. Die Entwickler stehen anschließend für Fragen zum Thema Game Development zur Verfügung. Game Science Center, 15 bis 20 Uhr. VR als Zukunft: 2016 scheint das Jahr der virtuellen Realität zu werden. Diverse Hersteller bieten bereits Brillen dafür an. Wie werden sie den Alltag verändern? Besucher können neueste Technologien erleben und deren Auswirkungen mit Experten diskutieren. Berliner Technische Kunsthochschule, Bernburger Str. 24–25. Digitaler Ungehorsam: Seit den frühen Jahren der Entstehung des Internets existiert eine Kultur des Widerstands gegen politische und privatwirtschaftliche Autoritäten. Kurzvortrag 23 Uhr, Alexander-von-Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft, Französische Str. 9.
Route 3
Pflanzen mit Migrationshintergrund – die Geschichte der Parkund Straßenbäume Berlins, Vortrag um 17 Uhr, Späth-Arboretum der HU in Treptow. Ohne Shuttle. Bus 170 oder 265 bis Baumschulenstraße/Königsheideweg.
Landkarten der Gesellschaft
DIGITAL IN MITTE Auf der Route 9 in Mitte-Süd bietet die Humboldt-Universität einiges aus den Bereichen Archäologie, Theologie und Sprachen. Doch es finden sich auch viele Programmpunkte zur digitalen Zukunft.
In Berlin gibt es viele Linden. Heiße Sommer machen ihnen zu schaffen.
produzieren Sauerstoff, filtern ten an ihre Grenzen bringt“, sagt Schadstoffe aus der Luft und dämp- Anika Dreilich. So haben etliche Refen den Lärm. Zudem sorgen kordsommer mit extremer Hitze Bäume in der Stadt für ein feuchte- und Trockenheit in den letzten Jahres Mikroklima und bieten einen Le- ren viele Berliner Linden, Eschen bensraum für verschiedene Tiere. und Ahornbäume getötet. Sowohl Und nicht zuletzt fördern sie auch an der HU als auch an anderen Fordas Wohlbefinden der menschli- schungseinrichtungen in Deutschchen Stadtbewohner. land suchen Wissenschaftler daher Erst kürzlich haben Forscher um nach zukunftsträchtigen StadtbäuBin Jiang von der University of Illi- men, die auch für diese neuen Hernois nachgewiesen, dass schon der ausforderungen gerüstet sind. Und Blick auf Bäume entspannend genau wie zu Späths Zeiten richtet wirkt. Die Forscher hatten 160 Ver- sich das Interesse dabei wieder auf suchspersonen gebeten, eine Rede Gehölze aus fernen Ländern. vor Publikum zu halten und unter „Man kann allerdings nicht einden Augen einer Jury Rechenaufga- fach Arten aus Südeuropa hierherben zu lösen – für die meisten Men- holen“, erklärt Anika Dreilich. Die schen Stress pur. Anschließend Hitzewellen würden diese zwar gut führten sie jedem Kandidaten eines überstehen, nicht aber die weitervon zehn 3D-Videos vor, die Stra- hin zu erwartenden Fröste im Winßenszenen mit unterschiedlich üp- ter. Vielversprechender sind da etwa pigen Baumbeständen zeigten. Das Pflanzen aus den Gebirgsregionen Ergebnis: Je mehr Pflanzen zu sehen Kanadas oder Chinas. Denn dort waren, umso besser erholten sich herrscht zwar ein gemäßigtes die Zuschauer von der Anspannung Klima. Temperaturgegensätze, Son– und das, obwohl es sich nur um neneinstrahlung und etliche andere virtuelle Gehölze hanUmweltbedingungen faldelte. Für stressgeplagte len aber extremer aus als „Sie Städter ist sei also jeder im mitteleuropäischen beleben Straßenbaum wichtig. Flachland. Wer daran anUmgekehrt stehen die gepasst ist, sollte theoredie grünen Entspannungsheltisch auch in den Städten Steinmasse fer im Großstadtdschunder Zukunft zurechtkomder Häuser gel selbst unter Stress. men. und „Gerade Straßenbäume Welche Eigenschaften müssen sehr viel aushalsollte ein künftiger StraStraßen.“ ten“, sagt Anika Dreilich. ßen- oder Parkbaum also Franz Späth Zum Beispiel haben sie mitbringen? „Günstig sind mit einer ganzen Reihe zum Beispiel glänzende von VersorgungsprobleBlattoberseiten, die das men zu kämpfen.Wasser und Sauer- Sonnenlicht gut reflektieren und stoff sind in den versiegelten oder wenig Wasser verlieren“, sagt Anika zumindest stark verdichteten Bö- Dreilich. Weitere Pluspunkte: roden chronisch knapp, und auch das buste Rinde, schlanke Wuchsform, Düngerangebot fällt meist mager die der Sonne weniger Angriffsfläaus. So haben Stadtbäume oft keine che bietet, und tiefe Wurzeln, die bis Gelegenheit, die Nährstoffe aus ih- zum Grundwasser reichen. Zudem ren abgefallenen Blättern zu recy- sollte ein Stadtbaum aus Sicherceln. Wenn das Laub im Herbst zu- heitsgründen nur selten tote Äste sammengerecht und auf die Depo- abwerfen. nie gefahren wird, ist es für sie verloGutes Klima für Ginkgos ren. Zu allem Überfluss blockiert der hohe pH-Wert des Bodens, der Zwanzig Baumarten mit solchen Eidurch kalkhaltigen Bauschutt ent- genschaften haben Botaniker besteht, die Nährstoffaufnahme an reits identifiziert. Um herauszufinden Wurzeln. Und aus Platzmangel den, wie diese sich in der Praxis bekann der durchschnittliche Stadt- währen, werden sie nun in verschiebaum seine Versorgung nicht ein- denen deutschen Städten verstärkt mal mit einem weitläufigen Wurzel- angepflanzt und beobachtet. Auch system verbessern. Dazu kommen in Berlin unterziehen sie sich unter allerlei Schadstoff-Belastungen – Aufsicht von HU-Forschern einem von Öl über Abgase bis zum Streu- solchen Stresstest. Unter den Kansalz. Und auch die häufigen Verlet- didaten finden sich etliche alte Bezungen der Rinde können zum kannte. Der aus China stammende Problem werden, weil sie ein Ein- Ginkgo zum Beispiel wurde schon fallstor für Pilze und andere Krank- zu Späths Zeiten gerne gepflanzt. heitserreger bieten. „Damals schätzte man vor allem Die klassischen Stadtbaum-Ar- seine Exotik und seine attraktive ten kommen mit all diesen Widrig- gelbe Herbstfärbung“, sagt Anika keiten allerdings meist zurecht. Dreilich. Nun aber könnte seine ToSchließlich haben Gärtner sie für leranz gegen heiße Sommer und genau diese Fähigkeiten ausgewählt kalte Winter entscheidend werden. und gezüchtet. „Jetzt aber ist mit Auch die stresstolerante Späth-Erle dem Klimawandel ein neues Prob- hat gute Chancen, das Häusermeer lem aufgetaucht, das auch diese Ar- auch in Zukunft zu beleben.
Populistische Bewegungen wie Pegida kommunizieren über soziale Netzwerke. Forscher untersuchen und visualisieren, wer mit wem redet V ON J ULIANE M EISSNER
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ie heißen Bärgida, Legida und Pegida Nederland – rechtspopulistische Bewegungen, die sich in den vergangenen Monaten gegründet haben. Ihr Vorbild sind die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ aus Dresden. Julian Ausserhofer und Cornelius Puschmann untersuchen seit Januar diese neuen Protestbewegungen mit rechtspopulistischem Gedankengut. Die Kommunikationswissenschaftler vom Alexander-von-Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) analysieren, wie sich Pegida und Co. über digitale Medien austauschen und organisieren. Aus ihren Daten entstehen aufwendige Grafiken. Bei der Langen Nacht erklärt Julian Ausserhofer, wie sich Online-Kommunikation analysieren lässt. „Das Internet ist für solche Gruppierungen sehr wichtig. Bei Pegida ist vor allem die Facebookseite von großer Bedeutung“, sagt Cornelius Puschmann. „Zum Beispiel für die Planung der wöchentlichen Treffen. Sie bietet eine Möglichkeit zur Kommunikation, die offline nicht vorhanden wäre.“ Dagegen hätten die klassischen politischen Parteien bereits eine Organisationsstruktur und zögen das Internet lediglich hinzu. Die beiden Wissenschaftler untersuchen vor allem die Face-
PUSCHMANN, AUSSERHOFER, MAAN, HAMETNER
In 140 000 Tweets von deutschen Pegida-Gegnern (Grün) und Pegida-Anhängern (Rot) sowie Pegida-Befürwortern in Großbritannien (Blau) wurde analysiert, welche Informationsquellen die Nutzer angegeben haben. Zwischen den drei Gruppen gab es nur wenige Überschneidungen.
Route 9
Wissenschaft und Datenjournalismus: Eine Kartografie des neuen Extremismus in Europa. Kurzvortrag 17.30 Uhr im HIIG. Route Mitte-Süd
bookseiten und Twitteraccounts der rechtspopulistischen Bewegungen sowie Blogs, die deren Initiatoren und Unterstützer betreiben. Pegida und seine europaweiten Ableger sind dabei nur ein Beispiel. „Es war nicht einfach zu entscheiden, welche Empörungsbewegung wir in unsere Forschung einbeziehen“, sagt Julian Ausserhofer. „Deren Entstehung ist in jedem Land anders verlaufen und wurde stark beeinflusst durch die vielen Geflüchteten, die in den vergangenen Monaten nach Mitteleuropa gekommen sind.“ In Deutschland sei zum Beispiel Pegida entstanden und habe viele Anhänger gewonnen. „In Österreich wurde eher die FPÖ stärker. Zudem gibt es da eine kleine Gruppe namens ,die Identitären’. Sie hat nur eine kleine Anhängerschaft, die aber sehr viel radikaler als die von Pegida ist.“ Weil diese Bewegungen so unterschiedlich sind, sei es schwierig einzuschätzen, in welcher Form und in welcher Größe sie etabliert sind. „Jeder Nutzer kann eine Facebookseite gründen und einen Twitteraccount anlegen“, sagt Puschmann. An Pegida sei aber gut nachvollziehbar, wie sich andere Ableger gebildet haben. Ausschlaggebend sei für die Forscher ein europaweiter Aufruf gewesen, eine Art PegidaAktionstag. Die Initiatoren riefen zu
einer Mobilisierung in anderen europäischen Städten auf. Puschmann und Ausserhofer haben nach dem Aufruf verfolgt, wie sich diese Information in den sozialen Netzwerken verbreitet und wer darauf reagiert hat – so haben sie eine Übersicht über das digitale Netzwerk der rechtspopulistischen Empörungsbewegungen in Europa bekommen. Wer was mit wem öffentlich teilt oder kommentiert, speichern die Forscher in einer Datenbank. „Wir greifen über Schnittstellen der Netzwerke Informationen von Facebook und Twitter ab, dafür haben wir extra Programme geschrieben“, sagt Ausserhofer. So werde zum Beispiel dokumentiert, welche Beiträge wie oft gelikt und retweetet werden. Auch Blogeinträge werden mithilfe eines Programms durchsucht.„Zum Beispiel erfahren wir so, welche Links Nutzer teilen und zu welchen Inhalten sie weiterleiten“, sagt Ausserhofer. Aus den vielen Daten erschaffen die Forscher Landkarten vom Miteinander in sozialen Netzwerken. Mit Knotenpunkten, Verknüpfungen, Unterbrechungen und gegenseitigem Austausch. Das veranschaulicht Dimensionen und Reichweiten sehr deutlich. Und die sind bei rechtspopulistischen Bewegungen in den sozialen Netzwerken bemerkenswert.
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Berliner Zeitung · Nummer 133 · Sonnabend, 11. Juni 2016
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Lange Nacht der Wissenschaften Experimente wie am Fließband
Am Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie in Berlin-Buch fahnden Forscher im großen Stil nach neuen Medikamenten. Bei den Tests helfen Roboter und automatisierte Mikroskope V ON A NNE B RÜNING
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er große Schatz der Bucher Wirkstoff-Forscher um Jens von Kries mag es frostig. Bei minus 20 Grad Celsius lagern 60 000 verschiedene Substanzen in einer Art begehbarem Kühlschrank. Es sind Substanzen, aus denen eines Tages wichtige Medikamente hervorgehen könnten. Das Lager ist automatisiert. Am Computer geben dieWissenschaftler ein, welche Substanzen sie für ihre Tests brauchen – und wie von Geisterhand kommen die Stoffe, verpackt in Mini-Röhrchen, herausgefahren und werden auf Testplatten verteilt. Laborarbeit im Miniaturformat In dem Labor der Screening-Unit des Leibniz-Instituts für Molekulare Pharmakologie (FMP) geht es maßgeblich darum, neue Wirkstoffe aufzuspüren. Wenn Forscher einen interessanten Angriffspunkt im Körper gefunden haben, etwa ein Enzym, das an einem krankhaften Prozess beteiligt ist, oder einen Rezeptor an Krebszellen, der mit der Entstehung von Tochtergeschwulsten in Verbindung gebracht wird, beginnt die Suche nach einer Substanz, die an diesem Punkt wirkt. Dafür sind massenhaft Experimente nötig. Von Hand wäre das eine extreme Fleißarbeit. In Buch übernehmen Maschinen die Sache. „Bei uns werden die Substanzen in einem unserer fünf Pipettierroboter getestet“, erläutert Jens von Kries, der die Screening-Unit leitet. Ein Roboter schafft es locker, 40 000 Substanzen pro Tag zu testen. Besucher der Langen Nacht können sich am FMP die fleißigen Laborhelfer ansehen und sogar selbst programmieren. Bei einer Laborführung erläutern von Kries und seine Kollegen, wie die automatisierte Wirkstoffsuche abläuft.
FMP/JENS VON KRIES
Roboterarbeit im Labor: 384 Pipettenspitzen übertragen Testsubstanzen in kleine Näpfe einer Mikrotiterplatte. Dabei geht es um die Suche nach neuen Wirkstoffen.
„Der Vorteil der Roboter ist, dass sie sehr präzise mit kleinen Mengen umgehen können. So spart man etwa Kosten für die Testsubstanzen, die einen Preis von einigen Tausend Euro pro Liter haben können“, sagt von Kries. Für den Pipettierroboter ist alles miniaturisiert. Die Reaktionen mit den Testsubstanzen laufen nicht in einzelnen Reagenzgläsern oder Petrischalen ab, sondern in winzigen Näpfen auf Mikrotiterplatten. 384 Näpfe finden sich auf einer handtellergroßen Platte. Der Pipettierroboter bringt die Substanzen und die zu testenden Zellen zusammen. Danach fotografieren automatisierte
Route 6
Mit Robotern auf der Suche nach neuen Medikamenten: Führung (18.15 und 19.45 Uhr) durch die Screening-Unit des Leibniz-Instituts für Molekulare Pharmakologie in Buch. Vortrag „Multiresistente Keime, brauchen wir immer mehr Wirkstoffe?“(17 Uhr). Route Buch
Mikroskope die Reaktion, und Computerprogramme werten in Hochgeschwindigkeit die Ergebnisse aus. Für Tests an Krebszellen wird zum Beispiel über einen Zeitraum von 16 Stunden alle zehn Minuten eine Aufnahme gemacht. So entsteht eine Art Film, in dem die Forscher wie im Zeitraffer das Geschehen begutachten können. „Normalerweise beginnen Tumorzellen nach ein paar Stunden aus Kolonien auszuwandern – ein Zeichen für ihre Neigung zur Metastasierung“, erläutert von Kries. Wenn nun einige Substanzen diesen Prozess unterbinden, könnte darunter durchaus ein Kandidat für
ein neues Krebsmedikament sein. Allerdings ist es mühsam, viele Tausend Mikroskopbilder zu durchforsten. Deshalb wurde auch diese Stufe des Wirkstoff-Screenings in Buch automatisiert. „Wir haben Mikroskope mit automatisierter Objekterkennung. Sie erkennen zum Beispiel den Weg jeder einzelnen Krebszelle beim Auswandern aus Zellverbänden. Das bietet neue Ansätze bei der Suche nach verheißungsvollen Substanzen zur Hemmung dieses Vorgangs“, sagt von Kries. Als eine von wenigen akademischen Einrichtungen in Deutschland verfügt das FMP zudem über ein Lab-on-a-Chip, also ein Labor auf einem Mikrochip. Der Chip ist mit einem kleinen Tunnelsystem versehen, in das die Testsubstanzen eingeschleust werden können. Durch Anlegen eines elektrischen Feldes können die Forscher zum Beispiel überprüfen, ob bestimmte Enzyme gehemmt wurden oder nicht.
MEDIZIN IN BUCH Der Campus Buch ist ideal für alle Besucher, die sich für Themen rund um die Medizin interessieren. Das Max-Delbrück-Centrum (MDC) und das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP) forschen in diesem Bereich, am Helios-Klinikum finden sich Experten aus der Praxis. Highlights der Route Buch. Begehbares Herzmodell: Besucher können durch das faszinierende Organ spazieren und mehr über seine Funktionsweise und Erkrankungen erfahren. Max-Delbrück-Communications-Center (MDC.C). Minimalinvasive Chirurgie: Demonstration der Methoden für Groß und Klein. 16 bis 23 Uhr, Helios-Klinikum. Kuscheltierröntgen: Kinder erfahren, was man beim Durchleuchten im Inneren sieht. Kuscheltier mitbringen! 16 bis 20 Uhr, Helios-Klinikum.
Viele Jahre bis zur Arznei Die Screening Unit am FMP steht auch institutsfremden Forschergruppen offen. Eingerichtet wurde sie, um akademischen Teams Zugang zu Hochdurchsatzverfahren zu ermöglichen, also zu Tests wie am Fließband. Außer dem FMP sind das benachbarte Max-DelbrückCentrum für molekulare Medizin und das Berlin Institute of Health beteiligt. Das Angebot wird rege genutzt. 20 bis 25 Projekte unterstützt die Screening-Unit pro Jahr. Bis aus den dabei identifizierten Wirkstoffen neue Medikamente hervorgehen, dauert es viele Jahre. Schließlich müssen sich die Substanzen in diversen Tests als wirksam und verträglich erweisen. Die Bucher Roboter machen nur den Anfang – aber der ist auch wichtig.
BESSY II, die Photonenquelle des Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) erwartet Sie. Gewinnen Sie Einblick in einen modernen Teilchenbeschleuniger. Erleben Sie tolle Wissenschaft, Experimente zum Mitmachen, moderne Architektur. Und lassen Sie sich erläutern, wie sich BESSY II in naher Zukunft verändern wird, zu BESSY-VSR. Ein Speicherring, der Forschern gleichzeitig lange und kurze Lichtpulse anbietet. Dies wird einmalig sein auf der Welt. Wir zeigen Ihnen, wie das funktioniert.
www.helmholtz-berlin.de/langenacht
THOMAS OBERLÄNDER
Krebstherapien verbessern: Das Eiweiß NF-kB kann zur Entstehung von Krebs beitragen. Forscher suchen nach Wegen, es zu beeinflussen. Laborführung am MDC, 16.30 und 18 Uhr, Anmeldung am zentralen Infopunkt, MDC.C. Science Slam: Junge Forscher stellen in 10 Minuten ihre Arbeit vor. Wer erklärt am spannendsten? Das Publikum wählt den Gewinner. 21 Uhr, MDC.C.
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Berliner Zeitung · Nummer 133 · Sonnabend, 11. Juni 2016
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Lange Nacht der Wissenschaften Die Knochenjägerin
VIELFALT IM SÜDEN In Dahlem und Steglitz erwartet Besucher der Langen Nacht ein abwechslungsreiches Programm. Denn dort öffnet nicht nur die Freie Universität (FU) Berlin mit ihren zahlreichen Instituten ihre Türen. Auch Max-Planck-Institute und andere außeruniversitäre Einrichtungen haben dort ihren Sitz. Eine kleine Auswahl: Interaktive Roboter: Besucher können das Fußballspiel kleiner Roboter mit Gesten steuern und lernen, was Fußball mit Staubsaugen zu tun hat. Ab 17 Uhr. Institut für Informatik, FU. Schülerlabor: Chemische Experimente für Kinder. NatLab Chemie. 17 bis 22 Uhr. Chemiegebäude, FU. Chinesischer Fächertanz: Die Tanzgruppe Berliner Wasserlilien führt traditionelle chinesische Fächertänze vor. 17 Uhr. Konfuzius-Institut, FU.
Cornelia Becker untersucht uralte tierische Überreste aller Art – um mehr über die Vergangenheit des Menschen herauszufinden V ON F ELIX F IRME
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nochen, überall Knochen. Die Schubladen sind voll davon, die Vitrinen, die Regale. Das ist die berufliche Welt von Cornelia Becker. Die 64-Jährige ist Archäozoologin an der Freien Universität (FU) Berlin. Ebenso wie Archäologen reist sie zu Ausgrabungen. Allerdings untersucht Becker dort keine Mauerreste, Gräber oder Keramik. Sie ist stattdessen auf die Analyse tierischer Überbleibsel aller Art spezialisiert – etwa Überreste von Mahlzeiten, Schlachtungen oder von der handwerklichen Verarbeitung tierischer Rohstoffe. Ob Knochen, Zähne, Geweihe, Schneckenhäuser oder Muschelschalen: Alles ist wichtig. Denn aus diesen Relikten lassen sich unzählige Informationen über Haus- und Wildtiere gewinnen – und damit auch über die Vergangenheit des Menschen. Endlose Handarbeit
Reanimationstraining und Besichtigung des Rettungshubschraubers „Christoph 31“. 17 bis 21 Uhr. Charité, Campus Benjamin Franklin. Jurassic Garden: Mit Hammer und Schutzbrille auf der Jagd nach 150 Millionen Jahre alten Ammoniten und anderen Versteinerungen aus der DinosaurierZeit. Geocampus Lankwitz, FU. Das Genom des Menschen: Laborführung am Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik. 17 bis 23 Uhr, alle 90 Minuten, Dahlem.
Auf dem Telegrafenberg in Potsdam dreht sich alles um Geo- und Klimaforschung sowie um die Astrophysik. Unsere Tipps:
Auf einem Forschungsschiff im Packeis: Vortrag, 18.30 Uhr, AlfredWegener-Institut – HelmholtzZentrum für Polar- und Meeresforschung.
IMPRESSUM Berliner Verlag GmbH Geschäftsführer: Michael Braun, Jens Kauerauf. Chefredakteurin: Brigitte Fehrle, verantwortlich im Sinne des Berliner Pressegesetzes. Redaktion dieser Beilage: Anne Brüning. Layout: Christian Hoebbel
Wie weit die ackerbaulichen Methoden waren, lässt sich ebenfalls erkennen. Zeigt ein Ochse etwa Verschleiß an bestimmten Knochen, ist dies ein Zeichen dafür, dass er einen Pflug zur Bewirtschaftung der Äcker gezogen haben könnte. Ähnliches gilt für Pferde. Die Knochen verraten überdies, ob ein Tier nur verzehrt oder auch als Reittier genutzt wurde. Für all das Wissen ist reichlich Handarbeit nötig. Die meisten Knochen sind klein, häufig nur Splitter. Erde, in der viele Stücke gefunden wurden, muss in mehreren Gängen gesiebt werden. Danach ist Sortieren angesagt. Mit Pinzetten werden tierische Überbleibsel ausgesondert. Und das dauert. Bei der Langen Nacht stellen Becker und ihre Kollegin, die Archäobotanikerin Sabine
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Zerstückelt, verkohlt, winzig klein – Analyse von archäologischen Essensresten. Institut für Prähistorische Archäologie, Fabeckstr. 23/25, FU Berlin. Route Dahlem/Steglitz
Karg, ihre Arbeit anhand einer germanischen Siedlung in der Nähe von Hitzacker in Niedersachsen vor. Dort wurden mehr als 20 000 Tierund Pflanzenreste gefunden. Die vielen Funde bedeuten auch eine gewaltige Datenmenge, die aufbereitet werden muss. Statistiken, Zahlen, Grafiken erstellen – auch das gehört zum Alltag der Archäozoologin. Die moderne Technik ist jedoch eine große Hilfe für die Auswertung. „Ich erinnere mich noch an die Zeiten, in denen all das in Listen eingetragen werden musste“, sagt Becker. So ähnlich wie in der Archäozoologie wird auch in der Archäobotanik gearbeitet. Allerdings stehen dabei Pflanzenreste im Vordergrund. Auch sie verraten viel über die Menschen damals. Beispielsweise, wel-
che Nutzpflanzen sie angebaut haben und welche in der Natur gesammelt wurden. Archäozoologie und Archäobotanik können aber nicht nur helfen, die Vergangenheit besser zu verstehen. Mit Blick auf den Klimawandel ist das alte landwirtschaftliche Wissen wohl auch in Zukunft nützlich. So könnten etwa längst vergessene Getreidesorten, die anspruchslos sind und nur wenig Wasser brauchen, bald wieder interessant sein. Wichtig könnte auch der kombinierte Anbau verschiedener Pflanzenarten sein, die sich gegenseitig Schädlinge oder Krankheiten fernhalten. Cornelia Becker ist überzeugt: „Das sind Erkenntnisse, die viel stärker in der modernen Landwirtschaft berücksichtigt werden sollten.“
Saubere Energie aus dem Untergrund
KLIMA UND ERDE
Die Wirkung des Klimawandels auf die Vegetation der Erde. Experten zeigen Computersimulationen. 17 bis 23 Uhr, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung.
BERLINER ZEITUNG/GERD ENGELSMANN
Cornelia Becker in der Lehrsammlung ihres Instituts. In der Hand hält sie eine sogenannte Schiebelehre, mit der sie die Maße der Knochen messen kann.
Forscher des Geoforschungszentrums Potsdam erkunden, ob sich im Sommer im Berliner Untergrund Wärme für den Winter speichern ließe V ON K ERSTIN V IERING
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rodelnde Kraterseen und heißer Dampf, der aus Felsspalten quillt. In den Vulkanlandschaften der Erde wird auf den ersten Blick klar, wie viel Energie im Untergrund steckt. Kein Wunder, dass Isländer und Neuseeländer diese Quellen schon lange für ihre Wärme- und Stromproduktion anzapfen. Großes Potenzial hat die Geothermie aber auch in Mitteleuropa – sogar in Metropolen wie Berlin. Wie das funktionieren könnte, erläutern Experten des Deutschen Geoforschungszentrums (GFZ) in Potsdam bei der Langen Nacht der Wissenschaften. „Einer unserer Forschungsschwerpunkte ist die tiefe Geothermie“, sagt Ernst Huenges, der die Erdwärmeforschung am GFZ leitet.
Aus vier oder fünf Kilometern Tiefe holt man heißesWasser an die Oberfläche, nutzt dessen Wärme in einem Heiz- oder Kraftwerk und leitet es in abgekühltem Zustand wieder in den Untergrund. Je poröser das Gestein dort ist, umso besser eignet es sich. Wie die Eigenschaften von Gesteinen untersucht werden, können Besucher am Sonnabend in einem Experiment erleben. In der Praxis sind zahlreiche solcher Analysen nötig, um für jeden Standort ein Geothermie-Konzept zu entwickeln. Daher erforschen die GFZMitarbeiter und ihre europäischen Partner den Untergrund und seine Möglichkeiten in so unterschiedlichen Regionen wie der Schweiz und den Niederlanden, Frankreich, Litauen und Südkorea.
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Geothermie. Jahreszeitliche Speicherung von Wärme und Kälte. Infos und Experimente, Geoforschungszentrum, ab 17 Uhr. Route Potsdam-Telegrafenberg
Der Weg zu einem ihrer aktuellen Projekte ist deutlich kürzer. Im Februar hat das GFZ eine Forschungsbohrung auf dem Campus der Technischen Universität (TU) Berlin in Charlottenburg begonnen. Dort geht es nicht um tiefe Geothermie, sondern um die jahreszeitliche Speicherung von Wärme und Kälte. „Überschüssige Wärme, die im Sommer nicht gebraucht wird, kann man im Untergrund speichern und im Winter zum Heizen wieder an die Oberfläche holen“, erläutert Huenges. Dazu wird Wasser aus der Tiefe gefördert, über Tage erwärmt und wieder in den Untergrund zurückgepumpt. Unter dem Platz der Republik gibt es schon solche saisonalen Speicher, über die ein Teil der Wärme für die Berliner Parlaments-
bauten bereitgestellt wird. Die Forscher sind optimistisch, dass sich die Idee auch für andere Stadtquartiere und Gebäudekomplexe eignet. „Dafür braucht man aber maßgeschneiderte Lösungen und vor allem mehr Informationen über den Berliner Untergrund“, sagt Huenges. Dazu soll die 560 Meter tiefe Bohrung in Charlottenburg beitragen. Damit liegt der potenzielle Wärmespeicher weit unterhalb jener Schichten, aus denen das Berliner Trinkwasser gewonnen wird. „Für dessen Qualität besteht keine Gefahr“, betont Ernst Huenges. Er ist überzeugt davon, dass sich die tiefe Geothermie und die Energiespeicherung im Untergrund zu wichtigen Bausteinen der Energiewende entwickeln werden.
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Aus den gefundenen Knochen können Forscher zum Beispiel ablesen, welche Tierarten vorrangig von den frühzeitlichen Bauern gehalten oder welche besonders gejagt wurden. Auch das Alter der Knochen ist wichtig.Wenn etwa auf einer Grabung nur Knochen von alten Kühen und etwa neun Monate alten Kälbern gefunden werden, spricht das dafür, dass die damaligen Menschen die Kühe gemolken haben. Das Kalb wurde nicht sofort, sondern erst nach einem Jahr geschlachtet, um den Milchfluss der Mutterkuh in Gang zu halten. Knochen von Schafen, die erst in hohem Alter geschlachtet wurden, deuten dagegen auf die Nutzung von Wolle hin. Auch weitreichende Handelskontakte lassen sich aus Knochen, Muscheln oder Schneckenhäusern ablesen. War eine Art nicht in der Region heimisch, in der sie gefunden wurde, spricht das für einen Import begehrter Waren und Tiere.