VUE Berlin #11

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NR. 11

HERBS T/ W INTER 2016/2017

SELVEDGE RUN

Mehr al s Denim

WOW

Designer und ihre Hunde

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FA SHION STATEMENT

Sadak und die Flüchtlinge

FA SHION

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THE CONFERENCE ON THE FUTURE OF FASHION

JUNE 29

KÃœHLHAUS BERLIN 4TH & 5TH FLOOR www.fashiontech.berlin


FOTO Matthew Coleman, matthew-coleman.com PRODUKTION & STYLING Elisa Gianna Gerlach, elisagerlach.de HAARE & MAKE-UP Latisha Nicholson, blossommanagement.de, mit Produkten von CHANEL und AVEDA MODE-ASSISTENZ Alexandra Kutek, Sophia Steube FOTO-ASSISTENZ Tiffany Alwis MODELS Lorina H. @ mcfitmodels.com, Marvin Schirlo @ indeedmodels.com LORINA Outfit TALBOT RUNHOF MARVIN Outfit ESTHER PERBANDT

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INHALT 05

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NEWS & TIPPS

MANUFAKTUR

Die wichtigsten Veranstaltungen zur Fashion Week

Heiße Jeans aus Wien – gefertigt nach Maß

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VERKEIMT Bakterien, die schön machen – Prof. Lang klärt auf

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AUFGEWACHT

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38 BESTER FREUND Wie ähnlich sehen sich Mensch und Hund?

BEAUTY

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Diese Naturprodukte konservieren die Haut

ROCK-CAFÉ Knielang ist das neue cool

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ZIGGY STARDUST

SHOEPASSION

David Bowie ist der Trendsetter der Saison

Ein Berliner Start-up erobert den Schuhmarkt

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SADAK Ein Serbe setzt mit seiner Mode Zeichen

16 SELVEDGE RUN Handwerk steht bei der Modemesse im Fokus

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REIZEND Von dieser Wäsche fühlt man sich angezogen

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PERLEN & TASCHEN Zwei Klassiker harmonisch vereint

IMPRESSUM VUE/Berlin ist ein Produkt der Berliner Verlag GmbH, www.vueberlin.de  GENERAL MANAGERS Michael Braun, Jens Kauerauf  ADVERTISING DIRECTOR Andree Fritsche  ADDRESS Postfach 02 12 84 10124 Berlin  ADVERTISEMENT­Tel. +49 30 23 27–55 18, vueberlin@berliner-verlag.de  PRODUCTION Raufeld Medien GmbH, Tel. +49 30 69 56 65–0, info@raufeld.de, www.raufeld.de EDITOR-IN-CHIEF Wolfgang Altmann  OBJECT MANAGER Katrin Schreiber  MANAGING EDITORS Arne Gniech, Marcus Jürgens  FASHION & BEAUTY EDITOR Elisa Gianna Gerlach ART DIRECTION Anna Trautmann, Lotte Buchholz  LAYOUT Nastasja Schäfer  PRINT Druckhaus Schöneweide GmbH, Ballinstraße 15, 12359 Berlin

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EDITORI A L

MODE MIT MORAL Immer mehr Käufer suchen nach Mode, die quali­tativ hochwertig, gut verarbeitet und mora­ lisch vertretbar ist. Ökostoffe – ja. Aber nicht zwingend. Viel wichtiger ist vielen die Gewissheit, dass die Menschen, die das Kleidungs­stück herstellen, anständig bezahlt werden. Dies versprechen regionale Manufakturen. Sie vermitteln zumindest das Gefühl, dass man dort jederzeit nach dem Rechten sehen kann. Das haben wir getan und in Wien das Atelier der Gebrüder Stitch besucht. Die maßgefertigten Jeans, die sie dort mit Bio-Waschverfahren herstellen, sehen nicht nur gut aus. Sie sind auch umweltverträglicher als konventionell produzierte Massenjeans. Die Modemesse Selvedge Run bietet eine Platt­ form für genau solche Denim-Labels. Aber nicht nur, verraten uns die Messemacher Maria Klähn und Shane Brandenburg im Interview. Neu mit

dabei ist zum Beispiel auch Shoepassion, eine­ Berliner Marke, die ihre rahmengenähten Leder­ schuhe in Spanien und Italien produzieren lässt. Diese laufen nicht nur online gut, sondern auch in den eigenen Shops, was zeigt, dass Fast Fashion für viele keine Option mehr ist. Dass man mit Mode auch eine Haltung transportieren kann, beweist das Berliner Label Sadak. Mit seiner von der Flüchtlingswelle inspirierten Kollektion tritt Designer Saša Kovačevic für kulturelle Vielfalt ein. Gerade jetzt, in Zeiten zunehmender Intoleranz, ist das ein wichtiges Signal. Viel Spaß beim Lesen unserer neuen VUE/Berlin wünscht Ihnen

IHR WOLFGANG ALTMANN Chefredakteur


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MESSE NEWS Die wichtigsten Veranstaltungen und Termine rund um die Berliner Modewoche

['P :PI] Foto: Stefan Kraul für DER BERLINER MODE SALON

Die Premium wäre nicht die Premium, wenn sie nicht den neuesten Trend aufgreifen ­würde. Diesmal richtet Messechefin Anita Tillmann ihr Augenmerk auf Südkorea und seine frisch erblühte Popkultur. Vorreiter ist Rapper Psy, der vor ein paar Jahren mit seinem „Gangnam Style“ die ganze Welt überrollte. Ähnlich bunt und schrill sind auch die Kollektionen der südkoreanischen Designer. Diese stellen jetzt im neuen ['P :PI] Studio aus. Der Begriff ist übrigens dem südkoreanischen It-Wort ['F :PI] entlehnt, das so viel heißt wie „Fashion People“. Die Premium macht allerdings ['P :PI] daraus, also „­Premium People“. Neben den rund 1 000 Brands, die es sonst noch auf der ­Messe zu sehen gibt, findet im Kühlhaus auch wieder die #Fashion­tech-Konferenz statt. Wegen der großen Nachfrage wurde die Veranstaltungsfläche verdoppelt.

IM MODEPALAIS Es ist kein Frevel, das Kronprinzenpalais als Modepalais zu bezeichnen – zumindest nicht während der Fashion Week. Denn dort finden an vier Tagen die interessantesten Modeevents statt. Den Anfang macht am Montag die Konferenz Mode & Stil des ZEITmagazins. Zum siebten Mal diskutieren Branchenkenner über aktuelle Modephänomene, diesmal geht es um den Umbruch in der Textilbranche. Ab Dienstag ist Der ­Berliner Mode Salon zu Gast – mit Defilees und Präsentationen von über 40 deutschen Designern. Highlight ist am Mittwoch die Gruppenpräsen­ tation, die einen gelungenen Schaffensquerschnitt deutscher Mode zeigt. Darunter Hochkaräter wie Escada, Talbot Runhof und Dorothee Schumacher sowie ganz junge Labels wie Unützer, Brachmann und 22/4 Hommes Femmes. Den Auftakt für geladene Gäste macht um 13 Uhr VOGUE-Chefredakteurin Christiane Arp mit ihrem VOGUE Salon. Neu mit dabei sind die Hoffnungsträger Annelie Schubert und William Fan. Ab 14 Uhr können auch Besucher der Gruppenausstellung die neuen Talente bestaunen.

PREMIUM (FÜR FACHBESUCHER) Station Berlin, Luckenwalder Straße 4–6 ­Kreuzberg Di 28.6. + Mi 29.6., 10–19 Uhr & Do 30.6., 10–17 Uhr www.premiumexhibitions.com Foto

DER BERLINER MODE SALON (FÜR FACHBESUCHER) Di 28.6. – Do 30.6. Kronprinzenpalais, Unter den Linden 3, Mitte www.derberlinermodesalon.com KONFERENZ MODE & STIL (MIT EINLADUNG) Mo 27.6., 13 Uhr VOGUE SALON (MIT EINLADUNG) Mi 29.6., 13 Uhr

Besuch aus Südkorea

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AB AUFS EIS Die Kollektionen für Frühjahr/Sommer 2017 werden diesmal im Erika-Heß-Eisstadion gezeigt. Zum zweiten Mal überlässt die Mercedes-Benz Fashion Week Fußballfans das Brandenburger Tor für Public Viewing. Unver­ ändert: der me Collectors Room in der Auguststraße, wo junge Designerlabels wie Steinrohner und Thomas Hanisch ihre Mode präsentieren. Neu mit dabei ist das New Yorker Unternehmen Made, das kreative Visionäre aus den Bereichen Mode, Kunst und Kultur unterstützt. Die Gäste dürfen sich auch auf ­Alber ­Elbaz freuen: Der Stardesigner ist neuer Schirmherr des „­Designer for Tomorrow“-Awards. EGG Diesmal wieder im Weddinger Eisstadion

MERCEDES-BENZ FASHION WEEK BERLIN (MIT EINLADUNG) Erika-Heß-Eisstadion (EHE), Müllerstraße 185, Wedding & Auguststraße 68, Mitte Di 28.6. – Fr 1.7. www.fashionweek-berlin.mercedes-benz.de

Foto: Renato Silva

Trotz seines Jurorenjobs bei „Germany’s Next Topmodel“ fand der Designer Zeit, neue Kleider zu entwerfen. Es ist seine zweite mit Spannung erwartete Haute-Couture-Kollektion und gleichzeitig die Kollektion zu seinem zehnjährigen Jubiläum, weshalb er sie in einem besonders feier­lichen Rahmen präsentiert: in der Französischen Fried­ rich­stadtkirche am Gendarmenmarkt. Anschlie­ ßend wird auf dem Dach des House of Weekend in gewohnter StyleNite-Manier weitergefeiert. MICHALSKY STYLENITE (MIT EINLADUNG) Französische Friedrichstadtkirche, Gendarmenmarkt, Mitte Fr 1.7., 20 Uhr www.michalsky.com

Eine Modenschau steht der Würde des Hauses nicht im Weg

Foto: Besondere Orte

SUCHEN & FINDEN

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Unter den 280 sorgsam ausgewählten Brands, hauptsächlich aus dem Menswear-Bereich, gibt es wieder interessante Neuankömmlinge zu entdecken: das Schuhlabel Barleycorn aus Italien, Rivieras aus Frankreich, Grenfell aus UK und W’lfg’ng aus Polling. Ein weiteres Highlight ist der Sneaker­spot, ein Treffpunkt für Turnschuhfreaks aus aller Welt. Was als Internetplattform begann, findet jetzt seinen Weg in die Wirklichkeit. Auf 500 Quadratmetern zeigen und verkaufen Sneakerfans ihre Limited Editions. Leute, die nicht live mit dabei sein können, haben die Möglichkeit, per Smartphone mitzubieten. SEEK (FÜR FACHBESUCHER) Arena Berlin, Eichenstraße 4, Treptow Di 28.6. + Mi 29.6., 10–19 Uhr & Do 30.6., 10–17 Uhr www.seekexhibitions.com


NE W S & TIPP S

Kein neuer Club, sondern die Location der Bright

SKATE & MORE Die Bright, Heimat für Street- und Skaterbrands wie Electric, DC, Makia, Hype und Huf, wartet diesmal mit besonders vielen Sideevents auf: Solebox-Gründer Hikmet Sugoer veranstaltet einen Sneaker-Collec­ tors-Markt. Eine Fotoausstellung zeigt inter­nationale Schwergewichte wie Boogie, ­Estevan ­Oriol und ­Letizia B ­ attaglia. Und aus Paris kommt eigens Thomas B ­ usuttil eingeflogen, um sein neues Yearbook vorzustellen. Und auch an Partys mangelt es nicht: Den Anfang macht, wie immer, die Bright mit ihrem traditionellen OpeningEvent, gefolgt von einem Skate-Contest in Kooperation mit Volcom. Der krönende Abschluss ist die Closing-Party, ausgetragen von Obey.

Foto: 20zollmedia

BRIGHT (FÜR FACHBESUCHER) Arena Berlin, Am Flutgraben 3, Treptow Di 28.6. + Mi 29.6., 10–19 Uhr & Do 21.1., 10–17 Uhr www.brighttradeshow.com

DISCOVER THE

Fotodesign: Julia Schuchert Modedesign: Julia Trimm Projekt: OBOM

NEW COLLECTIONS

BEST-Sabel Designschule Fotodesign, Modedesign, Grafik Print/Web u.v.m. Ausbildungsstart September 2016

BRILLEN IN BERLIN® GMBH BÖTZOWSTR. 27 · 10407 BERLIN 030 - 49 780 321 www.eyewear.berlin

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MÄNNERMODE

Foto: Panorama Berlin

Erstmals präsentiert die Panorama ­Berlin eine Halle nur mit Männermode. Unter dem Motto MA!N zeigen mehr als 60 Brands auf 6 000 Quadratmetern ihre Visionen für den ­Modesommer 2017. Neben Kleidung und einer kleinen Auswahl an Schuhen und Accessoires­werden dort auch komplemen­ täre Lifestyle­produkte präsentiert sowie ­technische G ­ adgets und Freizeitartikel, die Lust auf Stöbern machen. Zudem eröffnet Messechef Jörg W ­ ichmann eine weitere Halle für Schuhe und Accessoires mit insgesamt 6 000 Quadratmetern. PANORAMA BERLIN (FÜR FACHBESUCHER) Berlin Expo-Center City Jafféstraße (Eingang Süd), Charlottenburg Di 28.6. – Do 30.6., 9–18 Uhr www.panorama-berlin.com

Die Ausstellungsfläche Nova zeigt alles außer Fashion

Auf Wunsch vieler Besucher hat die Show & ­Order ihren Accessoire-Bereich weiter ausgebaut. Auf der Shoe Gallery, die gemeinsam mit dem Branchenspezialist Thomas Aichinger entwickelt wurde, werden nicht nur Schuhe, sondern auch Taschen, Schmuck, Kosmetik, Interieur und Kunstbücher auf rund 4 000 Qua­ dratmetern präsentiert. Wie in der letzten Saison startet der Messebetrieb bereits am Montag vor der Fashion Week. Am Dienstag öffnet die Show & Order erstmals ihre Tore für alle. Von 19 bis 23 Uhr können Interessierte nicht nur hinter die Kulissen einer Modemesse blicken, sondern auch nach Herzenslust shoppen.

Grüne Mode in kräftigem Orange

LA MODE VERTE Sexy Öko-Dessous? Die gibt es wirklich. Zum Beispiel von A ­ ikyou und Heartcouture, die es beide im Green Showroom zu ent­ decken gilt. Alte Bekannte wie die Labels Lanius, Studio Elsien Gringhuis oder Inti Ferreira sind ebenso mit von der Partie wie die berühmt-berüchtigte Salonshow, erstmals inszeniert vom französischen Designer und Regisseur Eymeric François. Sein Motto: Textil und Textur. Ein Highlight der zehnten Ethical ­Fashion Show ist die Modenschau Ethical Fashion on Stage. Ina Budde, die Gewinnerin des im letzten Jahr vergebenen „­Lavera Green Fashion Awards“ ist mit dabei. Der Lavera Showfloor als eigenes Veranstaltungsformat fällt diesmal aus. Für Fans gibt es eine Lavera-Lounge auf dem Messegelände. EGG

SHOW & ORDER (FÜR FACHBESUCHER) Heizkraftwerk, Köpenicker Straße 70, Mitte Mo 27.6., 10–19 Uhr & Di 28.6., 10–19 Uhr & Mi 30.6., 10–18 Uhr www.showandorder.de

GREEN SHOWROOM / ETHICAL FASHION SHOW BERLIN (FÜR FACHBESUCHER) Postbahnhof, Straße der Pariser Kommune 8, Friedrichshain Di 28.6. + Mi 29.6., 9–18 Uhr & Do 30.6., 9–17 Uhr www.greenshowroom.com www.ethicalfashionshowberlin.com 8

Foto: Wüstenhagen/Show&Order

Foto: Mercedes-Benz Fashion Week Berlin

TAG DER OFFENEN TÜR


FRIEDRICHSTRASSE 76 – 78 U-BAHN WWW

FRANZÖSISCHE STR./STADTMITTE GALERIESLAFAYETTE.DE OPEN

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SCHÖN DURCH KEIME PROF. CHRISTINE LANG über gute und schlechte Bakterien auf der Haut und ihre neue Pflegeserie IBIOTICS

Frau Professor Lang, sind die Milch­ säurebakterien, die Sie in Ihrer Pflege­ serie verwenden, die gleichen wie im Joghurt? Es sind die gleichen, aber nicht d ­ ieselben. Denn nur bestimmte S ­ tämme – man sagt auch Kulturen – h ­ aben d ­ iese g ­ uten Eigenschaften. ­Manche Milchsäure­ bakterien wirken sich zwar auf den Darm positiv aus, zeigen aber auf der Haut keine Wirkung. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis wir unseren Lactobacillus­Stamm gefunden haben. Und wie? Unser Unternehmen verfügt über eine Milchsäurebakteriensammlung, die bis in die 1920er-Jahre zurückreicht. Mehr als 1 000 Stämme lagern bei minus 80 Grad in unserem Gefrierschrank. Darin fanden wir im Screening einen Stamm, der unse­ rer Haut hilft, jung und gesund zu bleiben. Wie genau? Wir wussten, dass sich im Darm viele Bak­terien befinden. Gibt man gute hinzu, führt das zum Gleichgewicht. Ganz ähnlich verhält sich das mit der Haut. Nach jedem Duschen wäscht man die oberste Schicht ab. Dabei beseitigt man nicht nur den Schmutz, sondern auch gute Bakterien,

mit Wasser zu waschen, wäre für die meisten keine Alternative. An genau diesem Punkt knüpfen wir mit unserer Pflegeserie an.

Die gebürtige Bochumerin (58) brachte im Frühjahr 2016 Ibiotics – ein probio­tisches Serum, eine Gesichtscreme und eine ­Körperlotion – auf den Markt

die sich im Schutzfilm befinden. Wir stellten fest, dass dieses Milchsäurebakterium, das wir gefunden hatten, schlechte Keime verdrängt und die guten dabei unterstützt, den natürlichen pH-Wert wiederherzustellen. Die Haut speichert dadurch Wasser besser und bleibt länger jung. Dann ist es also gar nicht so sinnvoll, ­ zu oft zu duschen? Vor allem die Verwendung von zu viel Seife ist nicht so gut. Denn nach dem Duschen trocknet die Haut aus und braucht etwa sechs Stunden, bis sie sich wieder re­ge­ne­ riert. Das sind sechs Stunden ohne Schutz.

DIE VERWENDUNG VON ZU VIEL SEIFE IST NICHT SO GUT In dieser Zeit können schlechte Keime die Haut angreifen? Ja. An Krankheitssymptomen hat man zum Beispiel festgestellt, dass ­schlechte Keime ein Enzym bilden, das Collagen abbaut. Und dies kann letztlich zu Entzündungen führen. Nicht umsonst nehmen heute Hautkrank­ heiten wie Neurodermitis und Kontakt­ allergien immer mehr zu. Sich aber nur 10

Probiotische Kosmetik boomt gerade. Was unterscheidet Ihr Produkt von dem der anderen? Der Unterschied ist, dass wir keine ­lebenden Mikroben verwenden, sondern den Extrakt daraus. Wie gewinnen Sie diesen Extrakt? Zunächst kultivieren wir das Bakterium, also unseren Lactobacillus, auf Zucker in einer Nährlösung. Nachdem die Zellen etwa 20 Stunden gewachsen sind – man kann sich das ein bisschen wie Hefe vor­ stellen –, ernten wir sie und extrahieren den Extrakt in einer Lösung. Wie sehen diese Bakterien aus? Das sind weiße bis beigefarbene Gebilde, die aus lauter winzig kleinen Stäbchen bestehen. Der Extrakt ist quasi der Inhalt aus diesen Stäbchen. Und wie riechen sie? Die Milchsäurebakterien riechen, wie der Name schon sagt, manchmal etwas säuerlich. Der Extrakt selbst hat keinen Geruch. Sonst wäre es auch schwierig, daraus Kosmetik herzustellen. Wie haben Sie die Wirkung Ihrer Creme überprüft? Wir führten zusammen mit einem Haut­ arzt eine klinische Studie durch. Dabei verabreichten wir Probanden mit besonders trockener Haut zwei Salben: eine mit und eine ohne Wirkstoff. Die Salbe mit Extrakt wurde nach dem Test deutlich besser bewertet als die, die der Placebogruppe verabreicht wurde. Die Probanden zeigten weniger Hautrötun­gen. Und auch der Juckreiz ließ nach. WA

Foto: PR/ibiotics

Der Joghurt ist schuld, dass Prof. Christine Lang in der Kosmetik­branche gelandet ist. Genauer gesagt: der probiotische Joghurt. Denn die Pro­fessorin für Mikrobiologie erforschte zunächst die positive Wirkung der darin enthaltenen Milchsäurebakterien auf unser Wohlbefinden. Ihre Idee: Was gut für den Darm ist, kann für die Haut nicht schlecht sein. Sie sollte recht behalten: 2010 gründete sie ihr Hightechunter­ nehmen Organobalance Medical in Ber­ lin und entwickelte eine Pflegeserie aus dem Extrakt von Milchsäurebakterien.


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Fotos: Mercedes-Benz Fashion Week Berlin

TREND

DIE ROCK-OFFENSIVE


TREND

Knielang und schmal war lange als bieder verschrien. Von wegen! Der neue Look ist cool – vor allem beim Mann REDA K T ION ELISA GI A NN A GERL ACH

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Shih Chien University Louise Friedlaender 3 Dawid Tomaszewski 4 Zukker 5 Philomena Zanetti 6 Anja Gockel 7 Esther Perbandt 8 Nobi Talai 9 Odeur 10 Perret Schaad 11 Sadak 12 Kilian Kerner 13 Whitetail 14 Marina Hoermanseder 15 Holy Ghost 1 2

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WA(H)RE LEIDENSCHAFT Unternehmenssprecher­ TOBIAS BÖRNER (34) über SHOEPASSION und warum der Labelname Programm ist

Herr Börner, im März 2009 gingen Sie mir Ihrem Onlineversand an den Start. Was haben Sie anders gemacht? Als wir loslegten, gab es viele Onlineshops, die nur mit einem Foto und einer Textzeile Lederschuhe verkaufen wollten. Wir aber erzählen die Geschichte einer jahrhunderte­alten Tradition. Auf unserer Website gibt es nicht nur Produktfotos und zahlreiche Inspirationsaufnahmen, sondern wir erklären detailliert jedes einzelne Produkt: seine Machart, die Fertigung, Materialien und Einsatzzweck. Diese Liebe zum Detail spürt auch der Kunde.

Wo lassen Sie Ihre Schuhe produzieren? Die rahmengenähte Kollektion wird im spanischen Almansa gefertigt. Die Sommer­schuhe in Italien. Wir wollten von Anfang an ein Qualitätsprodukt schaffen, das weder Mensch noch Natur ausbeutet. Woher beziehen Sie Ihr Leder? Unser Oberleder stammt aus Frankreich, das Sohlenleder kommt zum Teil aus Süd­ deutschland. Gerade jetzt, wo Schuhe im­ mer mehr zum Wegwerfartikel avancie­ren, setzen wir ein Zeichen. Unsere Schuh­ pflege­seminare und die hauseigene Schuh­ werkstatt unterstreichen diesen Anspruch. Wie kommt es, dass Ihre Schuhe ­trotzdem so günstig sind? Da wir direkt vertreiben und nicht über ei­ nen Zwischenhändler, sparen wir Kosten, was wir an unsere Kunden weitergeben. Anfang 2013 haben Sie dennoch Ihren ersten Shop in der Ackerstraße eröffnet. Warum? 14

Ehrlich gesagt hatten wir das gar nicht vor. Doch als sich immer mehr M ­ änner in unseren damaligen Showroom in der Greifswalder Straße verirrten, weil sie dachten, es sei ein Laden, r­ eagierten wir und eröffneten den Shop in der Ackerstraße. Mittlerweile gibt es Shoepassion-­Läden in München, Hamburg, F ­ rankfurt, Düsseldorf und sogar einen in Warschau. Widerspricht das nicht Ihrem Online­ konzept? Ganz im Gegenteil. Denn dadurch konnten wir ganz neue Kunden g ­ ewinnen. Im Ideal­fall kommen sie in unsere Läden, finden die richtige Größe und den passenden Leisten und p ­ rofitieren künftig­von den Annehmlich­keiten einer Onlinebestellung. Wie geht es weiter? Der eine oder andere Store wird in naher Zukunft folgen. Darüber hinaus wagen wir mit unserer Marke jetzt den Schritt in den B2B-Handel und werden auf der Modemesse Selvedge Run zum ersten Mal ausstellen. WA

Fotos: Shoepassion

Wirft man einen Blick in den Kleider­ schrank von Firmengründer Tim Keding, ist eigentlich alles klar. Wohin man schaut: nur Schuhe. Die Initialzündung, damit ein eigenes Geschäft aufzuziehen, kam 2007 in den USA. Der damalige ­E-Business-Student absolvierte dort sein Auslandssemester, als zur ­gleichen Zeit der Onlineschuhhändler Zappos durch die Decke schoss. Nach seiner Rückkehr gründete er in Berlin zusammen mit Henry Bökemeier sein Label für rahmengenähte Lederschuhe.

WIR WOLLTEN EIN QUALITÄTSPRODUKT SCHAFFEN, DAS WEDER MENSCH NOCH NATUR AUSBEUTET


THE CONCEPT SHOPPING MALL Z OO LO G ISCHE R G AR TE N

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Foto: Sebastian Skiba

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Maria Klähn und Shane Brandenburg sind auch privat ein Paar

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DIE DENIM-PROFIS Zum dritten Mal findet in Berlin die Modemesse SELVEDGE RUN für authentische ­M ännermode statt. Wir trafen Gesellschafterin MARIA KLÄHN (34) und Salesmanager SHANE BRANDENBURG (47) im Café am Weinbergspark und sprachen über ihr Konzept, Denim-Freaks und woran man eine gute Jeans erkennt V ON WOLFGA NG A LTM A NN

Dass sich Gegensätze anziehen, b ­ eweist niemand besser als Maria Klähn und ­Shane Brandenburg: Die Schwerinerin Klähn ist in Berlin aufgewachsen, hat Germanistik studiert und ist eher der ­introvertierte Typ. Bran­den­burg, aus Frankfurt am Main, ist ein Networker, der schon früh wusste, dass er einmal in der Mode l­ anden würde: Nach seiner Ausbildung zum B ­ e­kleidungstechniker fing er bei Windsurfing Chiemsee an und arbeitete schließlich zehn Jahre bei G-Star. 2007 eröffnete er in Berlin den Shop Burg & Schild für authen­tische Männermode – mit Marken wie Red Wing, Stetson und Edwin. Klähn gründete 2013 den dazugehörigen Online­shop und übernahm nach einiger Zeit die Geschäfts­führung des Ladens. Seither kümmert sich Brandenburg um den Einkauf. Jahrelang orderte er auf der Bread & Butter. Als d ­ iese abgesagt wurde, stand sein E ­ ntschluss fest: „Wir machen selbst eine Messe.“ Einen finanzstarken Partner fand er in A ­ ndreas Becker, Inhaber der Circus-Group. Neben Maria Klähn, Hinnerk Dedecke und ­Christian Göppert ist er einer von vier Gesellschaftern der Selvedge Run. Nach ihrem Debüt in Oberschöneweide fi ­ ndet sie jetzt zum zweiten Mal in der Kultur­ brauerei statt – mit knapp 90 Marken. Sie bezeichnen Ihre Messe als „tradeshow for quality menswear and crafted goods“. Was heißt das auf Deutsch? MARIA KLÄHN Auf uns treffen mehrere Beschreibungen zu: Zum einen legen wir unseren Schwerpunkt auf Zeitlosigkeit und Handwerk. Zum anderen sind uns ­Aspekte wie Qualität und Nachhaltigkeit sehr wichtig. Die Produkte, die bei uns zu sehen sind, sollen auch vom Stil her länger halten als nur eine Saison – bestenfalls ein paar Jahre. Für diese Art von Mode wird oft das Wort „authentisch“ bemüht. MARIA KLÄHN Ja, ein sehr abgegriffener und inflationär gebrauchter Begriff.

SHANE BRANDENBURG Vor allem für Massenjeans, die so aussehen, als wären sie schon zwei Jahre getragen worden. Um einem Trend zu folgen, werden Jeans regelrecht zerstört. Das hat mit uns aber nichts zu tun. Firmen, die auf uns zu­kommen – und das sind in der Regel keine Massenproduzenten –, müssen ­bestimmte Kriterien erfüllen. Welche sind das? MARIA KLÄHN Uns interessiert, wie ein Produkt entsteht und wie transparent dessen Herstellung ist. Aber auch die Tradition unserer Marken, die in der Regel auf eine gewisse Geschichte zurück­ blicken können, ist uns wichtig – entweder wegen der Stoffe, die sie ver­arbeiten, oder der Art, wie sie ihre Produkte herstellen.

WIR WOLLEN NICHT ALS DENIM-MESSE WAHR­G ENOMMEN WERDEN Frau Klähn, wie sind Sie zur Männer­ mode gekommen? MARIA KLÄHN Zugegeben, am Anfang war es nicht gerade so, dass ich dachte: Wow, Männermode – wie interessant! Es hat sich entwickelt. Und dann habe ich mich immer mehr in das Thema hinein­ gearbeitet. Hinzu kommt, dass mir Androgynität sehr liegt. Schon bevor ich Shane kannte, war ich mit der Frauen­ mode unzufrieden, weil sie so dermaßen klischeebehaftet ist. Inwiefern? MARIA KLÄHN Schon allein wenn ich im Winter eine Mütze kaufen will, gestaltet sich das schwierig, weil immer etwas dran ist – Bommeln oder irgendwelche Muster. Klassisch-schlichte Frauen­mode zu finden ist wirklich schwer. Insofern liegt mir Männermode einfach. 17

Ihre Sachen sehen gar nicht so männlich aus. MARIA KLÄHN (lacht und zeigt auf das, was sie trägt) Das ist ein Männerhemd. Das ist eine Männerjacke. Das ist jetzt ­tat­sächlich mal eine Frauenjeans. Aber der Rest ist komplett für Männer. Was gefällt Ihnen an Ihren Marken ­besonders? MARIA KLÄHN Oft stehen ganz tolle Leute dahinter. Es ist eine Gruppe von Menschen, die sich stark mit ihren Produkten iden­ti­ fiziert. Gerade die jüngeren Brands haben eine sehr hohe Identifikation mit dem, was sie tun. Bei vielen ist es Teil ihres ­Lebens – wie zum Beispiel bei den Jungs vom Brook­lyner Label Knickerbocker. Was stellen die her? SHANE BRANDENBURG Vor allem Hem­ den, Jacken und Mützen. Interessant ist die Geschichte dahinter. Denn die Näherei, in der sie ihre Sachen produzieren, g ­ ehörte ursprünglich einem älteren Herren. Als er in Rente ging, waren dessen Söhne nicht an einer Übernahme interessiert. Also ver­kaufte er die Etage mit lauter alten Ma­ schinen an zwei junge Typen Mitte 20. Er gab ihnen einen super Preis – aus Dank­ barkeit, weil sie sein Erbe weiterführten. Auf der Selvedge Run gibt es also nicht nur Jeans? MARIA KLÄHN Nein, wir wollen auch definitiv nicht als Denim-Messe wahr­ genommen werden! Zum Beispiel würden wir auch gerne maßgeschneiderte Anzüge präsentieren. Da sind wir wirklich sehr aufgeschlossen. Was bedeutet der Begriff Selvedge Run eigentlich? SHANE BRANDENBURG Selvedge nennt man die Webkante von Denim. Und Run kommt aus dem Motorradbereich. Bei ­einem Run treffen sich verschiedene Leute, die sich ein paar Tage auf Fahrt be­ geben. Sie campieren dort, wo sie gerade


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Die Selvedge Run zieht Einkäufer aus ganz Europa an

zum ersten Mal angezogen habe. Denn je ­länger man sie trägt, desto mehr wird sie ein Teil von dir: der Abdruck deines Geldbeutels, der sich hinten langsam abzeichnet, die Sitzfalten. Man freut sich jeden Tag aufs Neue, sie wieder anzuziehen. Das ist das Besondere an Raw Denim.

Foto: Selvedge Run

Das hört sich fast wie ein Fetisch an? MARIA KLÄHN Für einige, die solche Jeans tragen, ist es das auch. Es ist wie eine Art Erkennungszeichen, um damit seine Zu­ gehörigkeit zu demonstrieren. In dieser Szene wird gerne auch Mal die Schwere des Stoffs verglichen. Und wer es am längsten schafft, seine Jeans nicht zu waschen.

landen. Wenn es dunkel wird, machen sie ein Lagerfeuer und schlafen neben ihren Maschinen. Vor allem in Amerika sind diese Runs sehr populär. Hat jeder Jeansstoff diese Selvedge-Kante? SHANE BRANDENBURG Nein, diese Kante haben nur Jeansstoffe, die auf W ­ ebstühlen aus den 20er- und 30er-Jahren gewebt ­werden. Dieser Denim ist etwa 70 Zentimeter breit – industriell hergestellter ist viel brei­ ter – und wurde damals von allen amerikanischen Firmen, wie etwa Wrangler, Levi’s und Lee, verarbeitet. Das Besondere ist, dass die Selvedge-Kante in die Jeans eingearbei­tet ist. Und zwar in der äußeren Seitennaht. Massenjeans haben also keine Selvedge­-Naht? SHANE BRANDENBURG Nein. Wenn eine Jeans eine hat, ist sie höchstwahrscheinlich in den USA oder Japan traditionell ­gefertigt worden. Man fi ­ ndet sie übrigens­ auch an anderen S ­ toffen, etwa bei einem Canvas oder einem toll produzierten Chambray (leichtes Baumwoll- oder Leinen­ gewebe, Anm. d. Red.). Selvedge ist generell ein Synonym für Hochwertigkeit. Stimmt es, dass die Farbe der Selvedge-­ Naht ein besonderes Erkennungs-­ zeichen ist? SHANE BRANDENBURG Ja, an der Naht kann man die Jeansmarke erkennen. Und im besten Fall sogar den Produzenten, also die Weberei, die den Stoff hergestellt hat. Jede Weberei verwendet bestimmte Garnfarben zum Versäubern der Kante.

Viele benutzen das klassische Weiß-RotWeiß, so wie bei meiner Jeans (zeigt auf die Naht an der Innenseite des Hosen­ saums). Manche sind auch grün oder blau. Das ist ganz unterschiedlich. Frau Klähn, tragen Sie auch eine Selvedge­-Jeans? MARIA KLÄHN Nein, heute nicht.

SELVEDGE IST EIN SYNONYM FÜR HOCHWERTIGKEIT Und von welcher Marke ist Ihre? SHANE BRANDENBURG Ich trage eine Black-Black von der schwedischen Marke Indigofera. Wie kam es zu Ihrer Begeisterung für Denim? SHANE BRANDENBURG Sie fing in ­meiner Zeit bei G-Star an und wurde dann auf meinen Reisen durch A ­ merika ver­stärkt. Dort habe ich viele Läden foto­grafiert. Als ich das erste Mal den American-Rag-Store in Los Angeles sah, war das für mich wie eine Offenbarung. Seitdem bin ich immer stärker in das ­Thema eingetaucht. Können Sie sich noch an Ihre erste un­ gewaschene Selvedge-Jeans erinnern? SHANE BRANDENBURG Ja. Es war wirklich ein toller Moment, als ich sie 18

Man wäscht sie nicht? MARIA KLÄHN Ja, würde man sie ­waschen, würde sie nicht diese individuelle Patina entwickeln, um die es den meisten geht. Manche tragen ihre Jeans jahrelang, ohne sie einmal gewaschen zu haben. SHANE BRANDENBURG Es gibt s­ ogar eine Weltmeisterschaft, bei der die schönste Jeans prämiert wird. Eine Jury aus Shopinhabern und Jeansdesignern bewertet die beste Hose, nachdem sie drei Jahre eingetragen wurde. Die beste heißt: Wer hat die besten Fades? Fades? SHANE BRANDENBURG Das sind Ab­ färbungen und Tragefalten, die durch ­Reibung an der Hüfte und an den Knie­ kehlen (deutet auf seine) entstehen. MARIA KLÄHN Die in den Kniekehlen insbesondere nennt man Honeycombs. Haben Sie Ihre Jeans schon gewaschen? SHANE BRANDENBURG Ich habe sie jetzt schon zwei Jahre und – ich glaube – ich habe sie noch nie gewaschen. Ich trage sie aber auch nicht jeden Tag. Und wenn es wirklich Mal nötig wird, lege ich sie für zehn Minuten in die Badewanne und spüle sie mit lauwarmem Wasser ab. Welche sind die teuersten Selvedge-­ Jeans, sprich: die exklusivsten? MARIA KLÄHN Die gängige Preisspanne liegt zwischen 250 und 350 Euro. Edwin bietet etwas niedrigere Preise an, weil es eine sehr große Firma mit eigener Denim­Produktion ist. Die gehen bei 150 Euro los. Die etwas teureren Jeans, etwa von Iron Heart, kosten um die 300 Euro. Welche Händler bzw. Einkäufer kommen zur Selvedge Run? SHANE BRANDENBURG Es kommen In­ haber von Onlineshops und Männermode­ läden aus der ganzen Welt, hauptsächlich


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aber aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und aus Skandinavien. Welche Shops sind das zum Beispiel? SHANE BRANDENBURG Key-Shops, die in diese Richtung gehen, sind VMC in Z ­ ürich, Unionville in Kopenhagen und T ­ enue de ­Nîmes in Amsterdam. Es kommen aber auch Einkäufer von großen Häusern wie Zalando, KaDeWe, Manufactum und Peek & Cloppenburg. Peek & Cloppenburg? SHANE BRANDENBURG Ja, denn auch große Häuser erkennen immer mehr, dass sich in diesem Bereich etwas tut. Was genau? MARIA KLÄHN Ich denke, das liegt daran, dass immer mehr Leute nach Alternativen zur Fast Fashion suchen. Ein T-Shirt für zwei Euro, das man nach drei Monaten in die Tonne haut, ist eben für viele mittler­ weile keine Option mehr. Kann man dann die Selvedge Run ­überhaupt als Modemesse bezeichnen? MARIA KLÄHN Was ist denn Mode über­ haupt? Als Germanistin müsste ich jetzt

fast die Wortgeschichte recherchieren. (überlegt) Bei Mode denken viele an Schnelllebigkeit und den neuesten Trend. Aber das ist für mich nicht ausschließlich Mode. Mode heißt ja auch, dass man mit seinem Kleidungsstil etwas verkörpern und ausdrücken will. Von daher würde ich sagen: Selbstverständlich sind wir eine Modemesse, weil wir Produkte z­ eigen, die etwas aussagen und die ein Bild ­repräsentieren – das ist Mode. SHANE BRANDENBURG Man k ­ önnte uns aber auch als Kleidungsmesse bezeichnen.

Wir haben Zeha Berlin, eine Turnschuh­ marke aus der DDR, die ihre alten Styles in einer guten Qualität wieder neu auflegt.

Aber nicht als Trendmesse? MARIA KLÄHN Nein, absichtlich t­ rendy sind wir nicht. Möglicherweise sind wir Vorreiter, weil zufällig unser Konzept gerade in Vermarktungsstrategien passt. Unser Konzept aber wird bleiben, auch wenn der Trend irgendwann vorbei ist.

Welchen Reiz hat Berlin für Sie persönlich? SHANE BRANDENBURG Wenn man offen ist und Ideen hat, ist sie schon eine der besten Städte der Welt, in der man seine ­Vorstellungen verwirklichen kann. MARIA KLÄHN Ich mag vor allem die Diversität Berlins. Dass jeder einzelne Bezirk so verschieden ist. Wenn man zum Beispiel von Schöneberg nach Pankow fährt, hat man das Gefühl, als käme man in eine andere Stadt. Und auch, dass die Leute hier nicht so engstirnig sind. Ich glaube, deshalb könnte ich auch nicht mehr woanders in Deutschland leben.

Gibt es bei Ihnen auch Berliner Labels? SHANE BRANDENBURG Ja, zum Beispiel Emma Opitz (zeigt seinen Schlüsselanhän­ ger). Diese Leder-Accessoires, die ein Typ in s­ einer Pankower Werkstatt herstellt, sind richtig „craft“, also Handwerk. Und:

Wie wichtig ist das Image Berlins für Ihre Aussteller und Besucher? SHANE BRANDENBURG Vor allem für Aussteller, die aus Japan oder Amerika kommen, ist Berlin jedes Mal ein kleines Happening. Das sehe ich vor allem, wenn ich nach der Messe auf Instagram gucke: Die fotografieren nicht nur unsere Veran­ staltung, sondern auch das Bier, das sie trinken, und die Museen, in die sie gehen.

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Fotos: Daniel Bolliger, Sadak (6)

Kleider wie aus dem Kriegsgebiet – der Designer möchte mit seiner Mode ein Statement setzen

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P ORTR ÄT

RADICAL CHIC Die Flüchtlingswelle als Impulsgeber für Mode? Wie das aussehen kann, zeigt SADAK mit seiner militärisch inspirierten­ Kollektion. Wir wollten wissen, was sich Designer SAŠA KOVAČEVIC dabei gedacht hat, und besuchten ihn in seinem Atelier am Moritzplatz V ON WOLFGA NG A LTM A NN

ermöglichte der Studiengang Modedesign an der Kunsthochschule W ­ eißensee. Kovačevic erinnert sich noch gut an das Bewerbungsverfahren. „Jeden Abend ­wurden die Namen derer v­ erlesen, die es nicht geschafft hatten.“ Nach drei ­unendlichen Tagen dann die ersehnte ­Zusage. „­Danach war ich so durch den Wind, dass ich nicht wusste, ob ich mich darüber freuen soll oder nicht.“

Dass eine Eröffnungs-Show spek­takulär sein muss, wissen die Macher der IMG. Das Label Sadak ist da mit seinem wilden Mix aus Hip-Hop und serbischer Folklore eine sichere Bank. Schon vor einem Jahr war Saša Kovačevic der Opener bei der Mercedes-Benz Fashion Week und begeisterte das Publikum mit Models in seidig-flatterigen Burkas. Seine a ­ ktuelle Winterkollektion, die er im Januar im Zelt präsentierte, war ­allerdings noch einen Zacken schärfer. Ein Model mit Kutte, komplett in Schwarz und mit Schleier vorm Gesicht, e ­ röffnete das Defilee. Es folgten kaftan­artige ­Hemden, Cargohosen und Uniform­ jacken in Wüsten­beige und Camouflage. Wie S ­ oldaten marschierten die Models über den Catwalk und hinterließen ein ­diffuses Gefühl von Schönheit und Gewalt. Auch der Soundtrack erzeugte Gänse­­ haut. Als man die ersten Takte des Songs ­„Borders“ vernahm, war im Grunde alles klar. Die englische Sängerin M.I.A. ­thematisiert darin das Flüchtlingsdrama. Diese A ­ bsicht hatte auch der Designer: „All die Leute, die aus Syrien und den ­anderen Ländern gerade kommen, wollte ich in die K ­ ollektion integrieren“, sagt der ­39-jährige Serbe ein paar Wochen später in seinem Atelier. Saša Kovačevic, der heute einen Micky-Maus-Pullover trägt, sitzt lässig im Ledersessel. Das Bild eines Superhelden in weiß-schwarzem Kostüm blickt mahnend auf uns herab, während er seine bewegte Geschichte erzählt. Seine Kindheit verbrachte er im ­serbischen Städtchen Gornji M ­ ilanovac an der Grenze zu Bosnien. Der Krieg war damals noch weit entfernt. „In ­Ex-Jugoslawien lebten Katholiken, ­Orthodoxe und Moslems friedlich mit­ einander“, sagt er. Diese ethnische Vielfalt – für den christlich-orthodoxen

Flucht und Krieg inspirierten ihn zu ­seiner bislang radikalsten Kollektion

Kovačevic völlig normal – bildet er in seiner Mode ab. Designer werden wollte er jedoch nie. Ihm schwebte das Tanzen vor. Dieser Traum führte ihn ans Belgrader Nationaltheater, wo er seine Karriere als Balletttänzer begann. Als die Stadt 1999 von der NATO bombardiert wurde, wen­dete sich das Blatt. „Wir lebten in ­ständiger Angst“, erzählt er. Danach war nichts mehr, wie es war. Serbische Truppen besetzten das Theater. Daraufhin nahm er seinen Hut. Er wusste: Mit der künst­lerischen Freiheit war es ab jetzt vorbei. Ein Plan B musste her, irgendwas, das auch mit dem Schauspiel in Verbindung stand. Kovačevic studierte Bühnenbild und Kostümdesign. Eine Begegnung mit UdK-Professorin Katharina Sieverding, die in Belgrad eine Ausstellung orga­ nisierte, führte zur erhofften Ausreise. „Ich wusste, ich musste irgendwo hin, wo ich mich unabhängig entwickeln kann.“ 2003 kam er als Gaststudent an die UdK. Die Chance, dauerhaft in Berlin zu bleiben, 31

2010 machte er sein Diplom und gründete noch im selben Jahr sein Label Sadak. Doch was bedeutet das eigentlich? Der Designer springt auf und kramt unter dem Zuschneidetisch eine Schachtel hervor. „Das ist ein Sadak“, lächelt er und hält eine Weste aus schwerer weißer Wolle, bestickt mit einer wunderschönen Borte, in die Luft. „Dieses Modell ist für Frauen“, erklärt er. „Die für Männer sind nicht ganz so aufwendig verziert.“ Trachten wie diese gibt es nicht nur in Serbien, sie sind auf dem ganzen Balkan verbreitet. „Man trägt sie in Kroatien, Bulgarien, Mazedo­ nien, Griechenland und in einem Teil der Türkei“, weiß der Designer. Dementspre­ chend vielfältig ist die Ornamentik, die er oft als Prints für seine Stoffe benutzt – so auch in seiner aktuellen Winterkollektion. Obwohl es bereits die zehnte ist, gilt Sadak noch immer als Geheimtipp. Der Designer nimmt’s sportlich. „Das ist doch überall so. Erst möchte man sehen, dass man international erfolgreich ist. Dann wird man auch hier akzeptiert.“ Dabei hat er es schon längst geschafft: Kovačevic verkauft seine Mode nach ­Asien, New York und Los Angeles. Er stattet Hollywood­filme mit seinen Kostümen aus, ­zuletzt den dritten Teil von „Die Tribute von­Panem“. Und auch Rihanna, die er ­persönlich kennt, ist Fan. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis man auch hier ­seine Botschaft verstanden hat.


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Jede Jeans ein Unikat. Dafür bürgt das Logo der Gebrüder Stitch

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Fotos: Veronika Stabinger, David und Christoph

Brüder im Geiste – Mike Lanner (l.) und ­Moriz Piffl (r.). Kein Tipp­ fehler. Moriz schreibt man wirklich ohne t


REP ORTAGE

DIE BLUE JEANS BROTHERS Sie sind weder echte Schneider noch echte Brüder. Hinter dem Markennamen GEBRÜDER STITCH stehen die beiden Wiener MORIZ PIFFL (36) und MIKE LANNER (37). Im November eröffneten sie ihren ersten Shop in Berlin. Ihre Spezialität: Jeans nach Maß. Wir haben sie in Wien besucht und uns die Produktion vom Zuschnitt bis zur Endkontrolle angesehen V ON WOLFGA NG A LTM A NN

„Berlin am Arsch“ steht in großen, pinken ­Lettern über dem Store in der M ­ ünzstraße. Der Schriftzug soll zeigen, worum sich hier alles dreht: um den Po nämlich, den die ­Gebrüder Stitch mit ihren m ­ aßgeschneiderten Jeans besonders zur Geltung bringen. In ihrem k ­ nallgelben Shop hängen an Haken ­ver­schiedene Jeansvarianten, unter denen man sich sein Lieblingsmodell aussuchen kann. Es gibt Musterhosen mit L ­ eistentaschen oder welche mit schrägem Eingriff. Mit Schlag, als Röhre oder Bootcut. Jedes noch so k ­ leine Detail – wie die Farbe des Garns, Nieten oder Knöpfe – kann einzeln a ­ usgewählt werden. Auf einem Nierentisch l­ iegen verschiedene Musterstoffe, die die Gebrüder Stitch aus der Türkei beziehen. Ihre Stoffe sind alle mit dem strengen GOTS-Siegel zertifiziert. Hinter der rotzigen „Berlin am Arsch“-Attitude steckt also ein Öko-Label. An der Ladentheke wartet schon Ver­käuferin Leona mit den Stecknadeln. Hat sich der ­Kunde für ein Modell entschieden, nimmt sie mithilfe einer Probierhose, die etwas zu groß und zu lang ist, Maß und erkundigt sich nach den individuellen Vorlieben: zum Beispiel,

ob man die Jeans gerne baggy trägt. „Den ­meisten kann sie nicht eng genug sein“, sagt sie und lacht. Dann klärt sie auf, dass man ­darin auch sitzen können muss. 220 Euro nimmt sie für eine klassische Five-Pocket. ­ Je nachdem, welche Sonderwünsche man hat, kann eine Jeans auch bis zu 700 Euro kosten. Zwar werden hin und wieder auch Spezial­ aufträge erfüllt, etwa ein Denim-Anzug zur Hochzeit. Das sei aber eher die Ausnahme, sagt Leona. Die Kern­kompetenz liege ganz klar bei maß­gefertigten Jeans. Eine gute ­Stunde dauert in etwa die Anprobe. Danach schickt sie die Kunden­maße nach Wien, wo das Modell im Atelier g ­ eschneidert wird. In einem Hinterhof im angesagten 6. Bezirk begrüßt mich Moriz Piffl, einer der beiden ­Gründer. „Willkommen in unserem Hosenlabor.“ Es zischt und dampft – die Produk­tion ist in v­ ollem Gange. Piffl stellt mir Silvia, seine Schnittdirektrice, vor und erklärt, dass bei ihr die Produktionskette beginnt. Sie nimmt einen Grundschnitt von der Stange neben dem Zuschneidetisch. Darauf überträgt sie die Kundenmaße und zeichnet diese mit Schneiderkreide auf den Stoff. Damit das künftige gute 35


REP ORTAGE

Stück auch nach drei Mal waschen noch passt, schneidet sie jedes Schnittteil ein bisschen größer zu: Vorderteil, Rück­ teil, Passen, Belege. Pro Hose sind das ungefähr 30 Teile. Im Plastikwännchen wandern sie dann zu Aras, der sie mit viel Dampf glatt bügelt. Danach gibt er sie weiter zu Sardar. Er kettelt alles ab und näht die Hose schließlich zusammen. Die beiden Syrer, die vor fünf Jahren nach Wien gekommen sind, scheinen sich ganz wohl zu fühlen. Sie lächeln – wie alle hier im Hosenlabor. Kaum zu glauben, dass ihre Jobs auf einer Schnapsidee beruhen. Vor sieben Jahren hat alles angefangen. Die beiden Marketingprofis Moriz Piffl und Mike Lanner hatten vom Agentur­ leben die Schnauze voll und v­ erabredeten sich im Café, um sich gegenseitig ihr Leid zu klagen. Am Würstelstand zwölf Stun­ den später stand ihr Entschluss fest: „Wir machen Jeans nach Maß. Die gab es vor­ her noch nicht.“ Sie kündigten ihre Jobs, lernten nähen, besuchten M ­ essen und Fabriken und fanden Experten, die ihnen zeigten, wie man Jeans profes­sionell wäscht. Mit 10 000 Euro Start­­kapital war es s­ chließ­lich so weit: Im Mai 2010 stellten sie in Wien einen Pop-up-Store auf die Beine. Der schlug ein wie eine Bombe. Von nun an gab es kein Zurück. Sie gründeten ihre Werk­statt und er­ öffneten im November 2014 ihren e ­ rsten Flagship-Store gleich um die Ecke in der ­Mariahilfer Straße. Neben der Küche befindet sich das Herzstück der Produktion: die Wasch­ abteilung, wo die fertig genähten Jeans den gewünschten Used-Effekt be­kommen. Stolz zeigt Piffl die dafür vorg­e­sehene Apparatur. „Gestatten, Dolly, ­unser Hosenmonster.“ J­ ohanna, die für das Waschen zuständig ist, zieht Oben Nix Computer. Silvia macht den Schnitt ganz old school mit der Hand Unten „Nähmaschine“ ist der zweite Vorname von Sardar

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REP ORTAGE

eine Jeans über zwei Schläuche und bläst d ­ iese mit Druckluft auf. Ein Höllen­ lärm. Die Bezeichnung „Monster“ ist nicht über­trieben. Um Tragefalten zu ­simulieren, raut sie mit S ­ chmirgel­papier das G ­ ewebe auf und pinselt dann, geschützt durch Handschuhe und B ­ rille, den Oberschenkel­bereich mit einer Lösung ein. Chemie? „Nein, abbaubare Enzyme“, betont Charlie, Piffls dienstältester Mit­arbeiter und Kapazunder in Sachen Bio-­Washing. „Die Enzyme entfalten ihre Wir­kung beim Waschen.“ Die Hose ist nun perfekt vorbehandelt. Johanna gibt sie in eine der frisierten Waschmaschinen, die hinten auf einer Empore stehen. Nach einer guten Stunde nimmt sie die Jeans heraus, schleudert sie und hängt sie zum Trocknen auf einen Wäscheständer.

Fotos: Mark Glassner

Ob es die Hose bis zum Kunden schafft, entscheidet zum Schluss Mimi von der Qualitätskontrolle. Gürtelumfang, Hüft­ umfang – von jeder Jeans misst sie die Maße nach und prüft, ob sie mit denen des Kunden übereinstimmen. Ist der Stoff fleckig oder eine Waschung nicht per­fekt, geht’s zurück in die P ­ roduktion. Ihr Urteil ist bei den Kollegen ge­fürchtet: Manchmal ist es nur eine Naht, die ausgebessert werden muss, manch­mal die komplette Hose. „Eine schlechte W ­ aschung“, sagt sie, „ist nicht zu retten.“ Rund zwölf Stunden Arbeitszeit stecken ungefähr in jeder Jeans, nach zwei bis sechs Wochen liegen sie zur Abholung bereit. Im Wiener Shop werden Kunden mit einem besonderen Gag überrascht: Das „Orakel“ – ein u ­ mfunktionierter Speiseaufzug, der vom Vormieter übernommen wurde – spuckt die fertige Hose aus. Mit Stroboskoplicht, Tusch und Rauch. Sie normal zu überreichen, wäre den Brüdern auch viel zu langweilig. Oben Die Schöne und das Biest: Johanna und das Hosenmonster Unten Im Bereich Bio-Washing macht Charlie so schnell keiner was vor

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Lana Mit Fashion habe ich nichts am Hut. Nur ab und an trage ich ein buntes Nickituch als Halsband

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Peanut Durch mich kommt mein Frauchen auch mal raus. Eine Runde um den Block. Das ist für uns beide ein Glück

Marina Hörmanseder

Wiesel Nach einer langen Nacht schlafe ich am liebsten auf den Designer­ klamotten meiner Hundemama

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Dolly Am liebsten kläffe ich Männer an. Die mag ich nicht. Und deutsche Doggen­ können mich auch mal


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Fotos: PR (11), Mercedes-Benz Fashion Week Berlin

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1  Munich Époque Das künstlerische Erbe der Stadt zeigt sich in einem opulenten Minimalismus.   2  Harmonisch Echt oder falsch? In Kombination mit dem grünen Tsavorit funktionieren auch Perlen aus Keramik. ­  3  Häkel-Chic Das Markenzeichen der Italiener zum Umhängen.   4  Herzig Perlen gelten als Tränen von Meerjungfrauen. Dieses Paar Ohrringe könnten auch Freudentränen sein.   5  Großartig Edler ­ State­ ment-Schmuck verwandelt selbst das schlichteste Kleid in ein

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glamouröses­Outfit.   6  Hüa! Ursprünglich konzipiert als ­Tasche für Jäger, heute Schmuck­stück für Kosmopolitinnen.    7  Die i­ nnere Wildkatze Wie praktisch, wenn man sein Totem immer bei sich hat.   8  Dreieinigkeit­ Treffen Perlen auf Gold, kann das nur harmonisch sein.   9  Rock­ Allüren­ Piercings verleihen eine persönliche Note. Es muss ja nicht gleich die eigene Haut sein.   10  Edel Diamanten zur ­Verlobung? Nein! Perlen machen­hier das Glück.

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