schön Magazin für Medizin und Wohlbefinden
Eine Beilage der Berliner Zeitung
73. Jahrgang | Nr. 03 | 03.05.2017
gesund Daheim pflegen Angehörigen steht viel Unterstützung zu, doch die muss erst einmal organisiert werden
Seiten 04 – 05
Babys Silberblick Neugeborene schielen manchmal – das ist kein Schönheitsfehler und sollte korrigiert werden
Ohrenbetäubend Folge des Dauerlärms: Jeder fünfte hört schlecht – und die Betroffenen werden immer jünger
Zwei Millionen Medikamentenabhängige gibt es hierzulande
Gut beraten
Kurz & kompakt
Angriff auf die Ohren
Umstrittene Zöliakie-Tests
Dauerlärm ist Umweltproblem und Gesundheitsrisiko – Gehörschutz tragen und für Ruheinseln sorgen
Ein kleiner Pieks in den Finger, ein wenig Blut auf einem Teststreifen: Schon zeigt sich, ob jemand Zöliaki – bekannt als Glutenunverträglichkeit – hat oder nicht. Das jedenfalls versprechen Schnelltests aus der Apotheke. Sicher seien diese rezeptfrei erhältlichen Tests aber nicht, warnt die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft (DZG). Nur ein Arzt könne eine Diagnose stellen. Die Tests stellen fest, ob sich im Blut des Probanden Transglutaminase-IgA-Antikörper befinden. Es gebe aber zum einen Zöliakie-Patienten, die keine Antikörper bilden. Andere bilden sie, ohne dass sie Zölikaie haben, erklärt die DZG. Es kann deshalb leicht passieren, dass der Test ein falsches Ergebnis anzeigt. (gkl)
Gesichtslähmung – unklare Ursache Nach dem Aufwachen hängt ein Mundwinkel, ein Augenlid lässt sich nicht mehr ganz schließen – Schlaganfall? Der sollte tatsächlich sofort ausgeschlossen werden. Es kann aber auch etwas Harmloseres dahinter stecken – eine Gesichtslähmung, die sich zunächst verschlimmert, aber nach einer Weile meist verschwindet. Schuld ist der Gesichtsnerv, aber die Ursache ist unklar. (gkl)
Impressum Verantwortlich für den Inhalt: Berliner Verlag GmbH Anzeigen: BVZ BM Vermarktung GmbH (Berlin Medien) Geschäftsführer: Andree Fritsche Verlag: Postadresse 10178 Berlin Anzeigenannahme: (030) 2327-50
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Fakten über Medikamentensucht Geschätzt knapp zwei Millionen Menschen in Deutschland sind laut „Jahrbuch Sucht 2017“ süchtig nach Medikamenten, vor allem ältere Frauen. Es ist die zweite große Abhängigkeit in Deutschland – hinter Tabak, aber noch vor Alkohol, sagen Gesundheitsexperten.
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ÄLTERE FRAUEN Medikamentenabhängigkeit ist weiblich: Vor allem Über-65-Jährige sind betroffen. Frauen bekommen nachweislich mehr Medikamente, e, die auf die Psyche wirken, wie Beruhigungsmittel und Antidepressiva.
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STILLE SUCHT Schlaf- und Beruhigungsmittel können binnen Wochen abhängig machen. Viele Betroffene nehmen täglich nur ein oder zwei Tabletten, manchmal über Jahrzehnte, ohne jedes Problembewusstsein.
Es gilt die aktuelle Preisliste (Berliner Zeitung Nr. 24);
Druck: BVZ Berliner Zeitungsdruck GmbH, Am Wasserwerk 11, 10365 Berlin Internet: www.berliner-zeitungsdruck.de Layout, Redaktion und Produktion: mdsCreative GmbH Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln Klaus Bartels (verantwortlich), Nadine Kirsch, Jutta Vossieg Titelseite: thinkstock.de, Creatas, Creatas Images Ansprechpartner für redaktionelle Fragen und Anregungen: Klaus Bartels ) (0221) 224-2603 * schoengesund@mdscreative.com
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NICHT HARMLOS Die schädlichen Folgen: Schlechtere Konzentration,
Aggression, bis hin zu einem Dämmerzustand, der die Sturzgefahr erhöht. Eine langfristige Einnahme kann Altersdemenz begünstigen.
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FREI VERKÄUFLICH Viele frei verkäufliche Mittel wie Stärkungssäfte und
Nasensprays haben Suchtpotenzial. Viele Schmerzmittel enthalten Koffein, was zu Missbrauch und Entzugskopfschmerz führen füh kann. Berliner Zeitung | Nr. 03 | 03. Mai 2017
Jeder fünfte Deutsche hört schlecht ‒ Tendenz steigend aufgrund des
Gut beraten
immer höheren Lärmpegels unserer Umwelt
SCHWERHÖRIG IN JUNGEN JAHREN. Die Folgen sind messbar: Jeder fünfte Deutsche hört schlecht. Dabei überwiegen die leichtund mittelgradigen Beeinträchtigungen, die typischerweise als Alterserscheinung auftreten oder als Folge von Lärm. Wenig überraschend: Je älter der Mensch, desto eher hört er schlecht. Doch Experten beobachten seit Jahren, dass das Problem immer früher eintritt. „Lärm stellt eines der gravierendsten Umweltprobleme unserer Zeit dar“, so der Arbeitsring Lärm der Deutschen Gesellschaft für Akustik. Er sieht Handlungsbedarf, da der Mensch den Geräuschquellen
Aufrecht joggen Die Oberkörperhaltung bestimmt den Laufstil
Berliner Zeitung | Nr. 03 | 03. Mai 2017
Tag und Nacht in allen Lebensbereichen ausgesetzt sei. STRESSFAKTOR. Lärm wirkt auf die Psyche und den gesamten Organismus. Der Mensch reagiert auf als störend empfundene Geräusche – sie müssen nicht einmal sehr laut sein – mit Stress. Das führt langfristig zu Veränderungen im Herz-Kreislauf-System, zu Schlaf- und Konzentrationsstörungen mit erheblichen Auswirkungen auf Gesundheit und Lebensqualität. Außerdem schä-
Gefiltert Das Gehör lässt sich auch im Schlaf nicht „abschalten“. Der Mensch nimmt alle Geräusche um sich herum stets wahr. Das Gehirn lernt aber im Laufe des Lebens zu filtern. Gewohnte Geräusche werden kaum noch bewusst wahrgenommen.
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Kurz & kompakt
digt Lärm das Gehör. Während kurzzeitige Spitzen – etwa eine Explosion – zu den selteneren Ursachen gehören, spielt permanenter Krach die größere Rolle. In beiden Fällen verbiegen sich die Haarzellen im Innenohr stark. Nicht immer erholen sie sich, auf Dauer bleiben sie gelähmt. Der Hörverlust macht sich zunächst dadurch bemerkbar, dass Sprache nicht mehr gut verstanden wird. Insbesondere in Umgebungen mit Hintergrundgeräuschen ist die Kommunikation dann deutlich beeinträchtigt. Später kommt die Wahrnehmung für tiefere Töne ebenfalls abhanden.
Leckere Brennnesseln
Brennnessel-Blätter stecken voller Mineralstoffe wie Zink und Eisen – und sie schmecken im Tee, in Salaten, als Pesto oder wie Spinat zubereitet. Nach dem Pflücken kurz mit heißem Wasser überbrühen – dann brennen sie nicht mehr auf der Haut. Oder die Pflanzenteile in ein Tuch wickeln und dieses fest auswringen, rät der Vegetarierbund Deutschlands. (gkl)
IRREPARABLE SCHÄDEN. Neben der Schwerhörigkeit kann ein dauerhaftes subjektives Ohrgeräusch, der gefürchtete Tinnitus, auftreten. Da die Schädigung der Haarzellen nicht rückgängig zu machen ist, sollten erste Anzeichen eines Hörverlustes ernst genommen werden. Schutz vor Lärm in Form von Gehörschutz, aber auch das gezielte Aufsuchen einer stillen Umgebung gehören zu den Gegenmaßnahmen. Und wer frühzeitig ein Hörgerät anschafft, verlangsamt das Fortschreiten der Schwerhörigkeit.
er Frühling kommt in Fahrt, und mit ihm die Lust auf Outdoor-Sport. Der Klassiker ist Joggen. Den richtigen Laufstil erklärt der Sportwissenschaftler Professor Daniel Kaptain. Er ist abhängig vom Körperbau, der Körpergröße und der Beinlänge. Fatale Folgen hat vor allem eine verkehrte Oberkörperhaltung. Wer im Alltag viel sitzt, neigt zu Rundrücken und einer unbeweglichen Hüftbeugemuskulatur. Dies belastet die Wirbelsäule und führt zu einer ungünstigen Schrittgröße bzw. -ffrequenz. Optimal ist der aufrechtee Oberkörper, der nur leicht nach vorne gebeugt wird. Bewegliche Sprunggelenke und eine gute Tiefeensensibilität gewährleisten eine sichere Bewegung, denn der erste Kontakt beim Laufen findet über die Füße statt. Kommt es hier zu
Impfschutz empfohlen
einer Fehlbelastung, dann müssen Knie, Hüfte und Wirbelsäule dies kompensieren. Da diese Gelenke hierfür physiologisch nicht gebaut sind, kann dies ein Grund für Überlastungen sein. Diese sind dann oft mit Schmerzen und Verletzungen verbunden. (dpa)
Bilder: thinkstock.de, iStock, Deagreez; 13-Smile; Moodboard; talevr; Numberone9018; CHAIWATPHOTOS
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egen Straßen- und Fluglärm formieren sich Bürgerinitiativen, rund um den Krach am Arbeitsplatz gibt es gesetzliche Vorschriften und Schutzmaßnahmen. Andere Lärmquellen wiedrum gelten manchem als Bereicherung: etwa laute Musik, Motorrad- und Cabriofahren oder Feuerwerk. Selbst Kinderohren werden bedenkenlos einem Dauerangriff ausgesetzt.
Patienten mit HIV, Krebs, Rheuma oder auch Schuppenflechte haben eines gemeinsam: Ihr Immunsystem ist geschwächt und das Risiko, an einer Infektion mit Krankheitserregern zu erkranken, ist dadurch erhöht. Deshalb ist gerade für sie ein ausreichender Impfschutz, besonders wichtig. Die ständige Impfkommission am Robert KochInstitut empfiehlt neben regelmäßigen Auffrischungsimpfungen, etwa gegen Tetanus und Diphtherie, einen Impfschutz gegen Pneumokokken und Meningokokken. (pm)
maria heimsuchung caritas-klinik pankow
TAG DER OFFENEN TÜR
Sonnabend, 13. Mai 2017, 12 – 17 Uhr Breite Str. 46/47 • 13187 Berlin Telefon 030 47517-0 • www.caritas-klinik-pankow.d
Drei von vier Pflegebedürftigen werden zuhause betreut
Pflege
Kurz & kompakt Voraussetzung für alle Arten von Unterstützung durch Pflegekassen und andere Stellen ist die Einstufung des Betroffenen in einen der fünf neuen Pflegegrade durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen. Dabei wurden rein körperliche Einschränkungen durch kognitive Defizite als Grundlage für Pflegebedürftigkeit ergänzt. Das hilft Demenzkranken und ihren Familien.Versicherten mit Pflegegrad steht monatlich ein bestimmter finanzieller Betrag zur Verfügung – ob sie diesen für ein Pflegeheim, für einen ambulanten Pflegedienst oder die Bezahlung eines Angehörigen ausgeben, steht ihnen frei.
Pflegekurse
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Pflegegrade
M Viele Einrichtungen vom Krankenhaus bis zu Fortbildungseinrichtungen bieten Kurse für pflegende Angehörige an. Denn damit die schwere Arbeit nicht ganz schnell Rücken und Motivation ruiniert, lassen sich ein paar clevere Techniken erlernen. Außerdem hilft ein wenig pflegerisches Grundwissen bei der Einschätzung von Ausnahmesituationen.
Gut geplant, gut gepflegt
Zeitliche Entlastung Pflegebedürftige haben Anspruch auf stationäre Kurzzeitpflege oder eine Ersatzpflegekraft daheim, wenn ihre eigentliche Pflegeperson zeitlich begrenzt ausfällt. Außerdem können sie als Dauerlösung einen oder mehrere Tage der Woche in einer Tagespflegeeinrichtung zu verbringen.
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Einen Angehörigen daheim zu betreuen ist eine anspruchsvolle, dauerhafte Aufgabe – Unterstützung muss organisiert werden Elfie Seidler
anchmal kommt es aus heiterem Himmel: Ein Unfall, eine schwere Krankheit, und schon wird aus einem aktiven Menschen dauerhaft ein Pflegefall. Und manchmal mit Ansage: Fortschreitendes Alter mit all den gesundheitlichen Einschränkungen führt zur Pflegebedürftigkeit. An die 120.000 Menschen sind in Berlin aus diesem Grund auf Hilfe angewiesen, drei von vier werden daheim betreut. Knapp 600 kleinere ambulante Pflegedienste stehen zu ihrer Unterstützung bereit und ein großer: Das Heer der Angehörigen. Auch in ihrem Leben ändert sich mit Eintritt der Pflegebedürftigkeit eines Familienmitglieds alles. PFLEGESTÜTZPUNKTE. Elementar ist eine gute Organisation, damit die Aufgabe, die sich für viele Jahre stellen kann, nicht zum permanenten Ausnahmezustand wird, den niemand körperlich und seelisch lange durchsteht. Da aber jede häusliche Pflege unterschiedliche Anforderungen und Voraussetzungen hat, ist allgemeiner Rat schwierig. Grundsätzlich stellen sich drei Fragen: Die nach den räumlichen und sachlichen Voraussetzungen wie Rollstuhltauglichkeit der Wohnung, behindertengerechter Ausstattung des Badezimmers oder Berliner Zeitung | Nr. 03 | 03. Mai 2017
In Berlin gibt es derzeit rund
120.000 Pflegebedürftige, mehr als
Pflege
50.000 leiden an fortgeschrittener Demenz
Kurz & kompakt Pflege und Beruf Für die Dauer von maximal sechs Monaten hat ein Arbeitnehmer, der einen Angehörigen pflegt, einen Anspruch auf Pflegezeit. In dieser Zeit bezieht er kein Gehalt, einen Teil des Lohnverlustes kann er aber mit einem zinslosen Darlehen des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) ausgleichen. Beschäftigte, die einen Angehörigen pflegen, können ihre wöchentliche Arbeitszeit für die maximale Dauer von zwei Jahren auf bis zu 15 Stunden pro Woche reduzieren. Hierauf haben Sie unter bestimmten Voraussetzungen einen Anspruch. Wer eine akut auftretende Pflegesituation regeln muss, hat dafür Anspruch auf zehn freie Tage ohne vorherige Ankündigung.
Anschaffung eines Pflegebetts. Dann geht es um finanzielle Fragen: Wer zahlt, wenn die Hauptpflegeperson ihre Arbeit aufgibt oder den Umfang reduziert? Wie viel professionelle Unterstützung steht dem Betroffenen zu? Und schließlich geht es um Zeit: Wie lässt sich der Aufwand für die private Pflege in ein weitgehend normales, aktives Leben integrieren? Den Betrofffenen steht in jeder Hinsicht viel Unterstützung zu, es ist jedoch schwierig, den Überblick zu behalten. Deshalb gibt es überall in Wohnortnähe „Pflegestützpunkte“: Hier werden Betroffene und ihre Angehörigen neutral beraten und im Papierkrieg mit den relevanten Stellen unterstützt.
OFFEN SPRECHEN. Niemand kann den Betroffenen und ihren Angehörigen jedoch abnehmen, untereinander zu klären, wie sie sich die Pflege dauerhaft vorstellen. Experten raten daher, möglichst frühzeitig – also vor Eintritt von Pflegebedürftigkeit – offene Gespräche zu führen: Was möchte der Betroffene selbst, was will er auf keinen Fall? Und wozu sind die Angehörigen tatsächlich bereit und dauerhaft in der Lage? Und schließlich sind noch rechtliche Dinge zu klären – die sorgfältige Anfertigung einer Patientenverfügung, einer Vorsorgevollmacht und einer Betreuungsverfügung sind unbedingt ratsam.
Wohnung barrierefrei gestalten Die Pflegeversicherung bezuschusst Umbauten zur behindertengerechten Gestaltung der Wohnung mit jeweils bis zu 4.000 Euro. Dazu gehören etwa BadezimmerUmbauten, Einrichtung eines Hausnotrufs, rutschhemmende
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Bodenbeläge oder der Einbau eines Aufzugs. Wenn wegen der Pflegebedürftigkeit ein Wohnungswechsel nötig ist, gibt es einen Zuschuss zu den Umzugskosten. Der Zuschuss muss vorher beantragt und genehmigt werden.
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Wer pflegt, hat viele Fragen „Woche der pflegenden Angehörigen“ mit Austausch, Infos – und einem Dankeschön
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lin eröffnet. Den Besuchern bietet sich eine breite Themenpalette von A wie Alzheimer bis Z wie „Zu Hause gut Leben“. Zu allen Aspekten häuslicher Pflege ist persönliche Ansprache und Austausch garantiert. Im Rahmen der Messe findet die Eröffnungsgala mit Festakt statt, in dem stellvertretend zehn Menschen mit häuslicher PflegeverStart mit Messe. Am 12. Mai antwortung geehrt werden. wird sie um 15.15 Uhr mit einer kleinen Infomesse in Breite Palette. Fragen der Heinrich-Böll-Stiftung, Sie uns gerne auch nach Schumannstr. 8, 10117 Ber- Karten für die weiteren
ereits zum 4. Mal findet in Berlin die Woche der pflegenden Angehörigen statt – vom 12. bis 18. Mai. Ein breites Bündnis von Berliner Einrichtungen, unterstützt durch die Berliner Senatsverwaltung und Senatorin Dilek Kolat, möchte pflegenden Angehörigen damit „Danke“ sagen!
Veranstaltungen der „Woche“ – zum Beispiel für Tanzcafé, interkulturellen Nachmittag, Konzert, Kino oder Mini-Festival für junge Leute, die in die Pflege von Angehörigen eingebunden sind. Melden Sie sich zu einer der Veranstaltungen in Ihrem Bezirk an. Die Events in der ganzen Stadt bieten Gelegenheit zum Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen und zur Beratung. www.woche-der-pflegenden-angehoerigen.de
Fachstelle für pflegende Angehörige Südstern 8-10 | 10961 Berlin ) (030) 61 20 24 99 | info@woche-der-pflegenden-angehoerigen.de
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Augen
Drei bis vier Prozent aller Neugeborenen schielen
Gar nicht süß: der Silberblick Nicht wenige Babys kommen mit leichtem Schielen zur Welt – Unbehandelt kann dies zu einer ernsten Sehschwäche führen Frauke Wolf
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inn bekam seine erste Brille mit fünf Monaten. Das Ding im Gesicht störte ihn nur am Anfang, mit der liebevollen Unterstützung seiner Eltern gewöhnte er sich daran. Ihm hat der inzwischen Sechsjährige es zu verdanken, dass er heute gut sehen kann. Als Baby wurde bei ihm ein leichtes Schielen festgestellt – der Augenarzt hatte ihn besonders gründlich untersucht, da er ein wenig zu früh zur Welt gekommen war und auch sein Vater als Kind leicht geschielt hatte. SEHEN UNTERENTWICKELT. Schielen, das ist mehr als ein kleines Handicap. Es kann sich zu einer ernsten Sehbehinderung auswachsen, insbesondere, wenn Kinder schon damit aufwachsen. Um dies zu verstehen, hilft ein Blick auf die Funktionsweise des Gesichtssinns. Wenn beide Augen in dieselbe Richtung blicken, erzeugen sie aufgrund ihres leicht versetzten Winkels zwei geringfügig unterschiedliche Seheindrücke. Diese beiden Bilder werden im Gehirn zu einem einzigen zusammengesetzt. Das Sehen mit beiden Augen erzeugt auch die Dreidimensionalität, also das räumliche Sehen. Dies alles ist eine erlernte Fähigkeit, die sich in frühester Kindheit entwickelt – aber nur, wenn die Voraussetzungen stimmen. Erzeugt ein Auge ein stark ab-
weichendes Bild, kann das Gehirn daraus keinen sinnvollen Eindruck zusammensetzen. Es lernt stattdessen, den Seheindruck des einen Auges zu unterdrücken, dieses wird dann quasi nicht mehr benutzt und „erlernt“ das Sehen nicht richtig.
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Gehirn unterdrückt Doppelbilder – und kann das räumliche Sehen nicht erlernen
Mit dem einen Bild des anderen Auges ist das dreidimensionale Sehen jedoch nicht entwickelt. Daraus wird dann später eine nicht mehr zu korrigierende Sehschwäche oder gar -behinderung, warnt Privatdozent Dr. Jörn Kuchenbecker, Chefarzt der Klinik für Augenheilkunde am Helios Klinikum Berlin-Buch. OFT ZU SPÄT ENTDECKT. Routinemäßig wird das Sehvermögen eines Kindes in der U8-Untersuchung überprüft, wenn das Kind schon fast vier Jahre alt ist. Wird dann erst ein Strabismus, so der Fachbegriff für den „Silberblick“, entdeckt, ist es für eine Behandlung oft schon sehr spät. Liegen Risikofaktoren vor, „wäre schon viel früher eine augenärztliche Untersuchung angeraten“, so Berliner Zeitung | Nr. 03 | 03. Mai 2017
Augen
Beträgt die Abweichung des schielenden Auges von der bewussten Blickrichtung mehr als
zehn Grad, hilft nur eine Operation
Kurz & kompakt
Bilder: thinkstock.de, iStock, dit26978; 8vFanI; yacobchuk
Alarmzeichen
Dr. Kuchenbecker. Er rät Eltern, ihr Kind genau zu beobachten: „Es gibt einige indirekte Zeichen, die auf ein Schielen hindeuten könnten, wie häufiges Blinzeln oder Unsicherheiten bei allen Aufgaben, die ein räumliches Sehen erfordern.“ Denn nicht immer ist das Schielen gleich augenfällig. Oft liegt ein „Mikrostrabismus“ vor, also eine sehr geringfügige Abweichung, die dennoch zu einer starken Beeinträchtigung der Sehschärfe führen kann. „Wenn diese Schwäche erst kurz vor der Einschulung entdeckt wird, ist es für eine Behandlung schon fast zu spät“, warnt Dr. Kuchenbecker. Er beziffert die Häufigkeit des frühkindlichen Schielens auf drei bis vier von hundert
Neugeborenen, ein Prozent weise einen Mikrostrabismus auf. BEGLEITSCHIELEN. Warum ein Kind schielt, ist nicht bekannt. Zu den Risikofaktoren zählen eine Frühgeburt, das Auftreten von Strabismus in der Familie, aber auch stark unterschiedliche Brechkraftfehler beider Augen. Ist ein Kind also kurz- oder weitsichtig, und dies auf einem Auge deutlich mehr als auf dem anderen, kann sich daraus ein Silberblick entwickeln. Bei Kindern tritt meist das „Begleitschielen“ auf, dabei folgt das schielende Auge stets dem Auge, das die bewusste Blickrichtung einnimmt. Dabei ist der Winkel der Abweichung immer gleich. Von unilateralem Schielen sprechen Mediziner, wenn
Weitere Formen des Strabismus Beim „Latenten Schielen“ tritt der Silberblick nur auf, wenn der Betroffene etwa müde ist oder Alkohol getrunken hat. Grund: Es liegt eine minimale Abweichung vor, normalerweise kann der Körper die Augen in unterbewussten Anstrengung parallel halten.
Berliner Zeitung | Nr. 03 | 03. Mai 2017
Beim Lähmungsschielen führen gelähmte Nerven dazu, dass ein Auge plötzlich die normale Bewegung nicht mehr mitmachen kann. Dies kann in jedem Lebensalter auftreten und auf eine ernste Krankheit hindeuten. Daher unbedingt sofort zum Arzt.
Sieht jemand, der sonst nicht schielt, plötzlich Doppelbilder, kann dies auf einen Schlaganfall hindeuten, insbesondere, wenn noch andere Symptome wie einseitige Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen oder hängende Mundwinkel hinzukommen. Dies ist ein Notfall, bei dem es auf Sekunden ankommt – also lieber einmal zu oft als zu selten über die Telefonnummer 112 den Rettungsdienst rufen.
immer das gleiche Auge abweicht, wechseln sich die Augen ab, ist der Fachbegriff alternierendes Schielen. KONSERVATIV ODER OPERATION. Früh entdeckt, ist die erfolgreiche Behandlung in vielen Fällen konservativ, also ohne Operation, möglich. „Hat das Kind eine Fehlsichtigkeit, braucht es eine Brille, die sie korrigiert“, erläutert Dr. Kuchenbecker. Das ist schon ab vier Lebensmonaten möglich. Dann wird das bessere Auge abgeklebt, um das schwächere zum aktiven Sehen zu animieren. Auf diese Weise kann in vielen Fällen eine annähernd normale Sehschärfe hergestellt werden. „Die meisten Kinder tolerieren diese Behandlung gut – viel hängt hier von er Motivation durch die Eltern ab“, hat Dr. Kuchenbecker in seiner täglichen Praxis beobachtet. Bleibt der Erfolg jedoch aus, oder der Schielwinkel ist größer als zehn Grad, kann eine Operation der Augenmuskeln in Frage kommen. Je früher diese stattfindet, desto besser kann sich das räumliche Sehen entwickeln, allerdings kann später auch eine weitere Operation nötig sein. Ein solcher Eingriff lindert das Problem, verhindert eine weitere Verschlechterung und behebt den ästhetischen Mangel weitgehend, kann aber oft kein komplett einwandfreies räumliches Sehen beider Augen herstellen.
KONTAKTLINSEN
BRILLEN IN BERLIN gmbh bötzowstr. 27 · 10407 berlin mo-fr 10-20h, sa bis 16h fon 030 - 49 780 321 augenoptik-in-berlin.d
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Schönes Leben
Faustregel: Zu runden Gesichtern passen eher eckige Brillen – und
umgekehrt
Der ganz große Auftritt
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ins wird der Sommer 2017 ganz gewiss nicht: dezent. Zumindest was die Sonnenbrillen angeht. Bei den Damen kann es gar nicht auffällig genug zugehen: Je größer die Gläser, desto besser – entweder kreisrund oder in der etwas zickig wirkenden, nach oben-außen spitz zulaufenden Cateye-Form. Voll im Trend: Bunt verspiegelte Gläser. Die Fassung darf dem ganzen dann noch einen opulenten Rahmen geben: Gold und Silber sind ebenso trendy wie exotische Tierfell-Muster. Bei den Herren sind Pilotenbrillen im neuen Look angesagt: Groß und
gerne ebenfalls voll verspiegelt, zum Beispiel in Grün.
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Augen können sich nicht gegen UV-Strahlen wappnen
SONNENBRAND DROHT. Das wichtigste Kriterium beim Kauf einer Sonnenbrille sollte aber nicht der Look sein, sondern neben der guten Sicht der zuverlässige Schutz der Augen vor UV-Licht. Denn: Auch Augen können einen „Sonnenbrand“ erleiden. Alarmzeichen sind tränende, gerötete
Augen. Weil Augen sich, anders als die Haut durch Pigmentierung, nicht selbst wappnen können, brauchen sie Schutz. Ohne Sonnenbrille kann die UV-Strahlung Bindehaut und Hornhaut entzünden. Als Spätfolge kann es zur Trübung der Augenlinsen kommen; Netzhautzellen können geschädigt werden. Vor allem empfindliche Kinderaugen oder die von Menschen, die eine Grauer-Star-OP hatten, sind besonders gefährdet. Eine für die individuellen Bedürfnisse passende Sonnenbrille auszuwählen, erfordert kompetente Beratung durch einen Augenoptiker.
Bild: thinkstock.de, iStock, David De Lossy
Sonnenbrillen 2017: Hauptsache auffällig? Hauptsache guter Augenschutz!
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Dienstag 30. Mai 2017 Veranstaltungsort HELIOS Klinikum Berlin-Buch Konferenzraum Cafeteria Schwanebecker Chaussee 50 13125 Berlin Beginn: 18 Uhr Chefarztvortrag: Arzneimitteltherapiesicherheit è Prof. Dr. med. Wolf-Dieter Ludwig
Medikationssicherheit: Arzneimittel richtig eingesetzt
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rzneimittel gehören – richtig angewendet – zu den wirksamsten Instrumenten ärztlicher Behandlung und tragen wesentlich zum Erfolg moderner Medizin bei. Bei der Einnahme können aber Fehler gemacht werden, die die Wirksamkeit verringern, verhindern oder sogar zu Komplikationen führen. Zum Beispiel durch falsches Einnehmen oder Dosieren von Medikamenten, durch Allergien, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder das Nichtbeachten eines Umstands, unter dem ein Medikament nicht gegeben werden darf (Kontraindikation).
Beitrag der Patienten. Welche Fragen
Weltweit ein Thema. Als Vorstandsvor-
sollen Patienten ihrem Arzt bei der Verordnung neuer Medikamente stellen? Wie können sie selbst dazu beitragen, sie richtig einzunehmen? Welche unabhängigen Informationsquellen zu Fragen der Arzneimitteltherapie gibt es? Dazu informiert Prof. Dr. med. Wolf-Dieter Ludwig, Arzneimittelexperte und Internist. Er sagt: „Wir wissen heute, dass nicht einzelne Maßnahmen, sondern nur die Kombination verschiedener Interventionen die Arzneimitteltherapiesicherheit entscheidend verbessern und dadurch Schäden bei Patienten verhindert werden.“
sitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft gibt er einen Überblick über die verschiedenen Stufen der Arzneimitteltherapie und Tipps, wie etwa durch Führen eines Medikationsplans und bessere Kommunikation zwischen Ärzten, Apothekern und Patienten Medikationsfehler verhindert werden können. Er geht auf den neuen bundeseinheitlichen Medikationsplan und andere Initiativen ein. Das jüngst weltweit initiierte Projekt der Weltgesundheitsorganisation (WHO) „Medication Without Harm“ ist ein weiteres Thema seines Vortrags.
Eintritt frei Ende gegen 19:30 Uhr Anmeldung nicht erforderlich Parkplätze sind vorhanden Buslinie 893: Direkte Anbindung des Klinikums zur S-Bahn Berlin-Buch
Prof. Dr. med. Wolf-Dieter Ludwig
HELIOS Klinikum Berlin-Buch | Klinik für Hämatologie, Onkologie, Tumorimmunologie und Palliativmedizin Chefarzt: Prof. Dr. med. Wolf-Dieter Ludwig | wolf-dieter.ludwig@helios-kliniken.de | www.helios.kliniken.de/berlin-buch Schwanebecker Chaussee 50, 13125 Berlin | Telefon: (030) 94 01- 52 000 | Telefax: (030) 94 01- 52 109
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