NR. 14
JULI 2017
ANTONIA GOY
Debüt auf dem L aufsteg
REL AUNCH
Das neue Joop!
BE R L IN
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ZUR
DESIGN KOSMOS
Die Welt von HAW
FA SHION
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WIELAND KÜCHEN EINRICHTUNG Ein ausdrucksstarkes Küchen Format. WIELANDSTRAßE 46 | 10625 BERLIN | WWW.DOCA-BERLIN.DE
V UE NO.14
INHALT 07
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FASHION NEWS
DAS NEUE JOOP!
Tipps für Modebegeisterte
Gregor Langerspacher über den Relaunch
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GRENZGANG
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BEAUTY REVOLUTION
GO GREEN
FOTO Timothy Schaumburg STYLING Dogukan Nesanir HAARE Gregor Makris MAKE-UP Manu Kopp MODEL Raya Martigny Pullover PUGNAT
Neuigkeiten rund um Ecowear
Innovationen für die Schönheit
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ANTONIA GOY Debüt der alten Hasen
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MANTELTARIF
ATELIER HAW
Verhüllen ist angesagt
Ausstellung im Direktorenhaus
IMPRESSUM VUE/Berlin ist ein Produkt der Berliner Verlag GmbH, www.vueberlin.de GENERAL MANAGERS Michael Braun, Jens Kauerauf ADVERTISING DIRECTOR Andree Fritsche ADDRESS BVZ BM Vermarktung GmbH, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin ADVERTISEMENT Tel. +49 30 23 27–55 18 vueberlin@berliner-verlag.de PRODUCTION Raufeld Medien GmbH, Tel. +49 30 69 56 65–0, info@raufeld.de, www.raufeld.de EDITOR-IN-CHIEF Wolfgang Altmann OBJECT MANAGER Christine Kulzer MANAGING EDITORS Arne Gniech, Marcus Jürgens EDITORS Elisa Gianna Gerlach, Sandra Pravica, Mirjam Smend ART DIRECTION Lotte Rosa Buchholz LAYOUT Stephan Krause PRINT Eversfrank Berlin GmbH, Ballinstraße 15, 12359 Berlin
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4 – 6 JULY
5 JULY 2017 BERLIN
THE FASHION AUTHORITY www.premiumgroup.berlin
2017 BERLIN
5 – 7 AUG 2017 MUNICH
EDITORI A L
BERLIN CLASSIC In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit De signern, die eine moderne Klassik repräsentieren. Zehn Jahre brauchte Antonia Goy, deren puristischer Stil in Berlin lange als Geheimtipp galt, bis sie ihre Kollektion auf dem Laufsteg zeigte. Zeitlose Eleganz braucht eben eine gewisse Reife. Dass der Weg dorthin nicht immer gerade verläuft, sieht man deutlich an der Marke Joop!. 1986 von Wolfgang Joop gegründet, hat das Label nach seinem Ausstieg 2001 einige Hochs und Tiefs erlebt. Zu viele Designer scheiterten am Versuch, seinem Erbe gerecht zu werden, was Kreativdirektor Gregor Langerspacher gelang. Er verpasste der Männermode wieder Kontur. Im Interview erzählt er, wie heute ein klassisch moderner Stil aussieht.
seinem Label HAW. Seine zeitlosen Home-Objekte verbinden Vergangenheit und Gegenwart, inno vative Fertigungstechniken und Traditionen mit einer visionären Zukunft. Das DirektorenhausMuseum widmet ihm jetzt eine Ausstellung, in der er Werke aus den vergangenen acht Jahren präsentiert. Visionär ist auch unsere Modestrecke „Grenzgang“, die geschickt zwischen den Geschlechtern balanciert. Transgender-Model Raya Martigny setzt die Winterlooks von sieben Berliner Designern perfekt in Szene. Viel Spaß mit unserer neuen VUE/Berlin
IHR WOLFGANG ALTMANN Chefredakteur
Für eine moderne Klassik steht auch Produkt designer Hermann August Weizenegger mit
STYLING an der AMD Berlin Kursbeginn im Oktober 2017 Weitere Informationen zur Weiterbildung unter amdnet.de Kontakt: berlin@amdnet.de
„Vorstellungskraft, Mode lieben und verstehen; das Verlangen, etwas sehen zu wollen, das es noch nicht gibt… Ein guter Stylist zeigt dir eine Welt, von der du dir nicht hättest träumen lassen, dass es sie gibt.“ Modefotograf Nick Knight, Zitat aus dem Bildband „Imperfect Beauty“ 6
NE W S & TIPP S
TIPPS FÜR BERLIN Brillenkette, 65 € www.saskia-diez.com
AB IN DEN BIERGARTEN Nach zweijähriger Suche fanden die Macher von BRLO endlich ihr „Brwhouse“ im Park am Gleisdreieck – in 38 gebrauchten Überseecontainern. Dort brauen die drei Freunde ihr eigenes Bier, das vom Kessel direkt in den Zapfhahn fließt. Und selbst Biermuffel müssen eingestehen, dass es fantastisch schmeckt. Als Vorlage für ihre „hand crafted“ Sorten dienen deutsche Klassiker wie Helles oder Weißbier, kombiniert mit ausländischen Bierstilen. Neben 20 Stammsorten gibt es im Biergarten 40 internationale Flaschenbiere. Dazu werden deftige Speisen serviert – auch mit Fleisch, aber hauptsächlich vegetarisch. Das Gemüse kommt aus dem „Farming Container“ nebenan.
Foto
Ein Relikt aus den 80ern feiert ein Comeback: die Brillenkette. Damals vor allem bei Sekretärinnen beliebt, ist sie heute das neueste HipsterMust-have. Wer cool ist, trägt jetzt also seine Brille um den Hals. Warum auch nicht? Denn eigentlich ist das ganz praktisch: So verlegt man sie nicht und die Gläser verkratzen weniger schnell. Ein schönes KombiModell hat Saskia Diez in Kooperation mit dem Brillenlabel VIU entworfen. Die schicke Kette gibt es aber auch solo.
BRLO BRWHOUSE Schöneberger Straße 16, Kreuzberg Di–Fr 17–0 Uhr, Sa–So 12–0 Uhr www.brlo-brwhouse.de
Foto: BRLO Brewhouse
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„Brlo“, wie Berlin ursprünglich hieß, ist die slawische Bezeichnung für Sumpf
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Foto: Good Bank
NE W S & TIPP S
Die frischen Salate werden in Bowls serviert
Im ersten „Vertical Farm“-Restau rant Berlins pflückt man Grünzeug vor den Augen der Gäste. Die rosa beleuchteten Schränke sind nicht etwa Dekor, sondern darin wächst tatsächlich Grünkohl und verschiedene Salate – alles bio, versteht sich. Zum Beispiel die Sorten Salanova Butter und Salanova Oak, aus denen die Mitarbeiter leckere Salate zubereiten: vegan, mit Lachs oder mit gebra tenem Hühnchen. Das IndoorFarming-System stammt übrigens vom Kreuzberger Start-up InFarm, einem Labor für computergesteu erten Gemüseanbau. GOOD BANK Rosa-Luxemburg-Straße 5, Mitte Mo–So 11:30–22 Uhr www.good-bank.de
LICHT INS DUNKEL Ob auf dem Balkon, im Garten oder auf Festivals – die Solarleuchte „Little Sun“ setzt laue Sommerabende stimmungsvoll in Szene. 50 Stunden leuchtet sie am Stück bei einer Ladezeit von fünf Stunden. Entwickelt hat sie der Künstler Ólafur Elíasson, der gleichzeitig ein anderes Ziel damit verfolgt: Licht in dunkle Regionen der Welt zu bringen. Afrikanische Länder wie Simbabwe, Uganda oder Kenia sind größtenteils noch immer ohne Stromversorgung. Mit dem Kauf dieser Lampe unterstützt man sein Projekt.
Foto: Studio Ólafur Elíasson
Solarleuchte, 22 € www.littlesun.com/shop
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Foto: Projektgalerie
NE W S & TIPP S
SEHEN UND KAUFEN Aus einer Idee, die Sven Krüger 2008 für seine Diplomarbeit entwickelte, entstand die Projektgalerie. Immer zur Fashion Week bieten dort über 40 Designer – von Streetwear bis Avantgarde – ihre Kollektionen zu günstigen Preisen an. Unter anderem Vektor, Therapy und Franzius aus Berlin, aber auch internationale Brands wie Fumi Nagasakaaus New York, Unco aus Tokio und Maqu aus Rio de Janeiro. Zum Konzept gehört es auch, an verschiedene Orte zu ziehen. Nachdem der Designer-Sale bereits in der Alten Münze stattgefunden hat, im Haus Ungarn und in verschiedenen Galerien, ist sein neues Domizil nun das AmanoHotel in Mitte.
Artwork der aktuellen Projektgalerie
PROJEKTGALERIE Hotel Amano Augustraße 43, Mitte Mo 3.7. – So 9.7., 11–21 Uhr www.projektgalerie.net
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Sportlich-elegant für Sie. Cooles Understatement für Ihn. Sonnenschutz der besonderen Art – Gläser aus mineralisch gehärtetem Glas, optional mit verspiegelter Glasoberfläche in verschiedenen trendigen Farben, auch polarisierend für hervorragendes Kontrastsehen beim Autofahren, z.B. speziell beim Befahren von Alleen, an und auf dem Wasser oder im Schnee. Handgefertigt. Made in U.S.A./Massachusetts.
Bötzowstr. 27 10407 Berlin-Prenzlauer Berg Tel.: (030) 49780321 Mo.–Fr. 10–20 Uhr, Sa. bis 16 Uhr augenoptik-in-berlin.de
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Zu erhalten bei BRILLEN IN BERLIN – Ihrer augenoptischen Kompetenz in der Hauptstadt.
GO GREEN
GUTES GEWISSEN Taschen aus Ananasleder, Kleider aus Bambus oder doch der vegane Schuh? Was für Laien nach Gemüsegarten klingt, sind ebenso smarte wie nachhaltige Alternativen zur konventionellen Mode. Liebevoll ausgesucht von Marc und Suza, die neben veggie, vegan & Co. natürlich auch Bio-Baumwolle etc. im Sortiment haben. Und neben fairer Fashion, cooler Kunst und einer ganzen Reihe schicker Accessoires gibt’s im Homage Store auch noch jede Menge nachhaltige Geschichten gratis dazu. Dank der Label-Porträts an den Wänden und dem XL-Wissen der beiden Inhaber. HOMAGE STORE Dieffenbachstraße 15, Kreuzberg Di–Fr 11–18 Uhr www.homagestore.com
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ZIEMLICH ZEITLOS Was Trenchcoat, weiße Bluse und Pencilskirt gemeinsam haben? Sie sind zeitlose Klassiker. So wie der flauschige Strickpulli aus Mohair und Seide von Maska. Und genau das macht das schwedische Label aus. Designerin Maria Svensson setzt nicht nur auf Naturfasern und faire Produk tion. Nachhaltig bedeutet für sie auch langlebig. Und des wegen wird uns der kuschelige Kollege lange begleiten. Strickpullover, 300 €, www.maska.se
Fotos: Niels Bruchmann, Suzana Holtgrave
AUSGEZEICHNET
Berlins Best: Philomena Zanetti (links) und Benu Berlin (rechts)
Nachhaltige High Fashion ins Rampenlicht zu befördern, hat sich das Fashion Council Germany auf die Fahne geschrieben und ein Mentoring-Programm für nachhaltig arbeitende B erliner Designer ausgerufen. Jetzt stehen die beiden Gewinner fest: Julia Leifert produziert unter dem Namen Philomena Zanetti eine wunderbar puristische Kollektion. Als bekennende Veganerin selbstverständlich ohne tierische Materialien. Karen Jessen kreiert für ihr Label Benu Berlin dank ihrer ganz besonderen Verarbeitungstechniken und speziellen Stoffbearbeitungen tragbare Kunstwerke. Was sie dafür verwendet? Upcycling-Produkte und zertifizierten Raw Denim. 10
NE WTREND S & TIPP S
DER NEUE MANTELTARIF
Fotos: Mercedes-Benz Fashion Week Berlin AW17/18 (10), GETTY IMAGES für DER BERLINER MODE SALON (1)
Ob locker mit Poncho oder dicken Jacken – Verhüllen ist angesagt. Mit Modellen, die ruhig eine Nummer größer sein dürfen
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Odeur Dorothee Schumacher 3 Dawid Tomaszewski x Patrizia Aryton 4 Sadak 5 Antonia Goy 6 Ivanman 7 Riani 8 I'VR Isabel Vollrath 9 Michael Sontag 10 Lena Hoschek 11 Haus of Yoshi X Bomb 1 2
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P ORTR ÄT
DAS MODEPAAR ANTONIA GOY, die zusammen mit BJÖRN KUBEJA aufregend-minimalistische Kleider entwirft, galt in Berlin lange als Geheimtipp. Doch damit ist jetzt Schluss. Vergangenen Januar präsentierten sie ihre gemeinsame Kollektion zum ersten Mal auf der Fashion Week – nach zehn Jahren. Wir wollten wissen, warum sie so lange gewartet haben, und besuchten sie in ihrem Atelier V ON WOLFGA NG A LTM A NN
Das Modeduo ist seit 14 Jahren auch privat ein Paar
Es ist 17 Uhr. Antonia Goy und Björn Kubeja nehmen an einem Holztisch ihr Mittagessen ein: Nudeln mit P esto. Skizzen hängen an der Wand, in der Ecke stehen Stoffballen und auf dem Tisch breiten sich Schnitte aus. Nichts Besonderes für Designer zwei Wochen vor der Fashion Week. Schließlich muss die Sommerkollektion für 2018, die sie die Tage im Berliner Mode Salon präsentieren, fertig werden. Doch irgendetwas ist anders in dieser Fabriketage in der Heidestraße. Es ist der Ernst, mit dem sich die beiden über ihre Entwürfe unterhalten: Sie diskutieren – wie viele Showpieces eine Modenschau braucht. Oder welchen Wiedererkennungswert eine Kollektion haben muss, damit sie bei Einkäufern Beachtung findet. Spontaneität scheint bei den beiden, die ein Geheimnis aus ihrem Alter machen, nicht gerade eine Stärke zu sein. Sonst hätten sie sich schon längst auf die Fashion-Bühne gewagt. „Nach zehn Jahren hatten wir das Gefühl, reif dafür zu sein“, gibt Björn Kubeja offen zu. Unter uns: Mit ihrem Talent hätten sie sich schon früher trauen können. Doch besser spät als nie. 2006 gründete Antonia Goy, damals noch im Alleingang, ihr Label. Kaum zu glau-
ben, aber ihre Motivation war die eigene Problemfigur. „Das war schon als Jugendliche so“, sagt sie und lacht. „Ich bin re lativ groß. Bei mir sitzt die Taille immer an der falschen Stelle.“ Mit der Hose aus ihrer aktuellen Sommerkollektion, die sie heute trägt, fällt das aber nicht auf: die grauen Streifen, der hohe Bund – die Proportionen scheinen perfekt. Goys Spezialität sind locker fallende Schnitte, die der Figur schmeicheln. Das sprach sich herum und schon bald pilgerten Berlinerinnen, die nicht mit Idealmaßen gesegnet sind, in ihr LadenAtelier in Mitte. Der Shop, sagt sie, sei 12
eine gute Schule gewesen. Denn dort bekam die Designerin hautnah mit, was bei den Frauen ankommt und was nicht. Ihr Geschäft gab sie vor zwei Jahren auf. Der Grund: die explodierenden Mieten. Seitdem konzentriert sie sich auf ihren Online-Shop und den internationalen Markt. Da kam die Einladung zum Berliner Mode Salon gerade recht. Zum vierten Mal ist sie dort schon präsent – mit wachsendem Erfolg: Goys Kleider, produziert in Deutschland, Italien und Polen, werden inzwischen beim LuxusOnlinehändler Luisa Via Roma verkauft, in Shops in Deutschland und Australien sowie in der Boutique Nachbarin in Wien. Die gebürtige Stuttgarterin studierte Anfang der 90er Mode am Pariser Studio Berçot. Danach absolvierte sie ein Praktikum bei der renommierten PR-Agentur Karla Otto. „Prada, Jil Sander – in ihrem Showroom hingen die interessantesten Kollektionen“, schwärmt Goy. Marken, deren puristischer Stil sie bis heute prägen. 1996 zog sie nach Berlin und begann an der Kunsthochschule Weißensee erneut zu studieren. Denn Goy, die einen Riesen fundus an Kunst- und Modebüchern hat, wusste damals schon: „Um in der Branche erfolgreich zu sein, braucht man mehr als
P ORTR ÄT
Fotos: GETTY IMAGES für DER BERLINER MODE SALON (5), Sarah Kluge
„Alien-Nation“ ist der Titel ihrer ersten Laufsteg-Kollektion für Herbst/Winter 2017/18
Wikipedia.“ An der Uni lief ihr schließlich Architekturstudent Björn Kubeja über den Weg. Sie wurden ein Paar und der gebürtige Hannoveraner stieg nach ernüchternden vier Jahren in einem Architekturbüro 2009 in die Firma seiner Freundin ein. Heute ist ihr gemeinsames Baby die Mode, bei der der Blick eines Architekten auf das modische Gespür einer Designerin trifft. Die Kollektion entsteht im ständigen Austausch. Ist ein Prototyp fertig, feilen beide so lange am Entwurf, bis er perfekt
ist. Sonst macht jeder, was er am besten kann: Goy zeichnet die Schnitte und näht, Kubeja führt technische Zeichnungen aus und übernimmt administrative Aufgaben wie Rechnungen schreiben, Listen führen oder die Organisation von Lookbooks. „Manchmal erledigt er auch Näharbeiten“, sagt Goy und lächelt ihren Freund liebevoll an. „Er näht gerne mit der Hand – und das sehr präzise.“ Ihre Herbst-/Winterkollektion 2017/18, die sie im Januar zum ersten Mal auf dem 13
Laufsteg präsentierten, hängt im Showroom nebenan: weite Mäntel mit runden Schultern, asymmetrisch gestreifte Blusen und Kleider mit düster camouflageartigen Blumen-Prints. Die schwierige Zeit, in der sie ihre Kollektion entwarfen, hinterließ Spuren: Nach dem Brexit folgte Trump – das Weltbild der beiden Frei geister geriet zunehmend ins Wanken. Dieses Unbehagen reflektieren sie in ihrer Kollektion, die den Titel „Alien-Nation“ trägt, ein Wortspiel aus dem englischen Begriff „Entfremdung“ und „Nation“ als verbindendes Element. „Für uns ist kulturelle Vielfalt eine Bereicherung“, sagt Kubeja. „Genau das wollten wir zum Ausdruck bringen.“ Allerdings nicht mit platten „Freedom“- oder „Revolution“Slogans, wie sie derzeit auf T-Shirts Mode sind. Sondern ihre Gesellschaftskritik äußert sich subtil in Form von orientali schen Gewändern, deren Details sie in ihre Looks integrieren. Etwa bei einem schwarzen Kleid, dessen seitlich geknüpfte Schürze an einen Sari erinnern soll. „Oft ist es nur ein Schwung, der durch diedekonstruierte Silhouette entsteht“, erklärt Goy und erzählt, dass es solche Kleider auch im nächsten Sommer geben wird. Mehr verrät sie nicht. Auf ihre zweite Modenschau darf man also gespannt sein.
DAS NEUE JOOP! Seit vier Saisons stellt die deutsche Modemarke mit Hauptsitz Schweiz auf der Premium aus. Seitdem hat sich die Menswear komplett gewandelt. Verantwortlich f端r den Relaunch ist Chefdesigner GREGOR LANGERSPACHER (34). Im Interview spricht er 端ber Berlin, die Neuausrichtung und welche Rolle dabei Firmengr端nder Wolfgang Joop spielt V ON WOLFGA NG A LTM A NN
Gregor Langerspacher studierte Mode an der M端nchner Esmod
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Der augenblickliche Gucci-Hype spielt bei Ihnen also keine Rolle? Wenn aufkommende Trends zu einem passen oder man sie passend umsetzen kann, nehmen wir solche Strömungen gerne auf. Im Falle Gucci machen wir das aber nicht. Denn würden wir uns jetzt an diesem dekorierten Gucci-Stil inspirieren, würden wir un sere Kunden nur verwirren. Das wäre zu unserer klassischen Ausrichtung, die wir jetzt in den letzten vier Saisons fahren, ein zu großer Umbruch.
94 Prozent der Deutschen kennen die Modemarke Joop!. Doch das hilft alles nichts, wenn die Sachen nicht in den Läden hängen. Der Grund: Zu viele Designerwechsel in den letzten zehn Jahren sorgten dafür, dass die Marke an Glaubwürdigkeit verlor. Mit Gregor Langerspachers Debütkollektion für Herbst/ Winter 2016/17 sollte sich das ändern. Der gebürtige Aschaffenburger, der vorher acht Jahre bei Strell son tätig war, sanierte erfolgreich die Männermode und überzeugt heute mit einem tragbaren Chic, der klassisch und gleichzeitig funktional ist.
Denken Sie, dass sich der aktuelle Gucci-Trend überhaupt auf die kommerzielle Männermode auswirkt? Da bin ich skeptisch. Denn im Gegensatz zur Frauen mode bewegt sich die Männermode viel gemäch licher. In der DOB funktionieren solche Themen besser. Frauen haben eine größere Lust, bei solchen Modetrends mitzumachen. Was man aber trotzdem aus dem Gucci-Hype ziehen kann, ist diese lässige, verspielte Attitude, mit der man auch mal ein Outfit brechen kann.
Herr Langerspacher, wie war die Männerkollek tion, als Sie vor zwei Jahren bei Joop! eingestiegen sind? Es fehlte der rote Faden, der für eine Marke ganz wichtig ist. In der einen Saison war die Kollektion klassisch ausgerichtet, in der nächsten sportlich, dann preppy … Wenn sich Händler für ein Label entscheiden, müssen sie sich darauf verlassen können, dass es in der nächsten Saison stilistisch nicht völlig anders ist. Diese Kontinuität haben wir uns jetzt auf die Fahne geschrieben und setzen unsere Designsprache konsequent fort.
Was ist das Thema Ihrer Herbst-/Winterkollektion 2017/18? Sie steht unter dem Motto Island, ein Land, das sehr gut zu unserer Marke passt. Denn es verbindet Tradi tion mit Moderne. Die raue Landschaft Islands mit seinen Gletschern, Vulkanen und Hügeln zeigt sich auch in unserer Farbgebung: Angefangen mit einem rostigen Rot, das an Lava erinnert, über Eisblau und Gletscherweiß bis hin zu einem Grün, das die schroffe Natur widerspiegelt. Das Schroffe greifen wir auch in unseren Materialien auf, etwa beim Sakko oder bei Strickpullovern, die auf den ersten Blick voluminös und winterlich wirken, aber trotzdem sehr leicht gearbeitet sind.
Wie stellen Sie sich den typischen Joop!-Träger vor? In meinen Augen ist er eher klassisch angezogen. Diesen Look bieten wir auch an, allerdings modern umgesetzt mit innovativen Stoffen und einer leichten Verarbeitung. Der Tragekomfort ist besonders wichtig: Unsere Sakkos, Mäntel und Jacken sind zum größten Teil ungefüttert oder haben eine leichte Wattierung. Der Streetnic-Gedanke steht im Vordergrund.
Fotos: JOOP!
Streetnic? Diese Wortkreation aus „stretch“, „street“ und „technical“ bringt es recht gut auf den Punkt: Unsere Jacken sind so funktional wie typische Outdoor- Jacken, haben aber einen klassischen Look. Manche Modelle haben eine Weste zum Herausnehmen. Andere eine Innenjacke, die als Regenjacke getragen werden kann. Großen Wert legen wir auf kleine subtile Details wie farblich abgesetzte Unterkrägen oder Schließen mit einem kleinen Druckknopf.
Wie vermarkten Sie Ihren neuen Stil? Wir stellen die Marke jetzt nicht mehr ganz so elitär dar, wie das in früheren Kampagnen mit Models vor einer Barocktapete der Fall war. Unsere Models dürfen jetzt auch mal lachen. Wir wollen uns als offene, sympathische Marke präsentieren und verstecken uns nicht mehr hinter einem Luxus, der auf viele abschreckend wirkt.
Das klingt alles sehr alltagstauglich. Ist das Absicht? Ja. In unserer Ausrichtung sind wir eindeutig kommerzieller geworden, denn wir wollen mit unserer Marke eine größere Käuferschicht erreichen. Vom Modegrad her müssen wir nicht mehr die Ersten sein, die einen neuen Trend aufgreifen.
Wer ist Ihre Zielgruppe? Unsere Zielgruppe sind typische Vertreter der Gene ration X oder Y. Eben Leute ab Anfang 30, etabliert im Job, und die mit beiden Beinen im Leben stehen. 15
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Mit dem Relaunch einher geht Ihr Umzug in den neuen Hamburger Showroom, wo früher das Atelier von Wolfgang Joop zu Hause war. Wie kam es dazu? Das war ein glücklicher Zufall. Gerade als die Marke neu gelauncht wurde, erfuhren wir, dass die Villa neu vermietet wird. Die Aura, die von diesem imposanten Gebäude ausgeht, begeisterte uns sofort. Am Klingelschild war sogar noch Joop! eingraviert. Man merkte sofort: Der Spirit ist noch da. Etwas Besseres hätte uns nicht passieren können.
Dabei versuchen wir, auf die verschiedenen Lebensumstände, wie ich sie auch aus meiner Umwelt kenne, einzugehen: Zwischen 30 und 40 befinden sich viele noch einmal in einer Umbruchphase, stellen sich neuen Herausforderungen, gründen eine Familie oder kaufen sich ein Motorrad. Wie ist der Relaunch angekommen? Sehr gut. Das sehen wir glücklicherweise auch an den Zahlen. Wir haben einen enormen Zulauf, auch von Modehäusern, wie P&C oder Breuninger, die wir in der Vergangenheit verloren hatten. Alle Großen sind jetzt wieder im Boot und planen mit uns die Zukunft.
Warum ist die Vergangenheit so wichtig? Weil darin der Ursprung liegt. Die Villa macht einem bewusst, welche Bedeutung die Marke unter Wolfgang Joops Federführung hatte. Auf diese Wurzeln besinnen wir uns jetzt zurück und schauen gleichzeitig nach vorn, um an den einstigen Erfolg anzuknüpfen.
Ein Novum ist die Renaissance von Joop! Jeans. Warum gibt es die Marke jetzt wieder? Joop! Jeans ist jetzt der Name unserer Casual-Linie, die im Gegensatz zur Hauptlinie deutlich jünger und freizeitorientierter ist. Bereits in den 90ern war Joop! Jeans ein großer Erfolg. Daran wollten wir wieder anknüpfen und haben das Logo ganz plakativ auf T-Shirts gedruckt. Der Schritt war goldrichtig! Durch die Logo-Shirts hat Joop! Jeans einen enormen Schub bekommen.
Profitieren Sie noch immer vom Image Wolfgang Joops? Ja. Sein Name steht nach wie vor für die Marke, auch wenn er schon lange nicht mehr an der Firma beteiligt ist. Wir gehen übrigens sehr offen mit unserer Firmengeschichte um: Wer fragt, bekommt eine ehr liche Antwort, dass Wolfgang Joop sein Unternehmen 2001 verlassen hat. Wie wichtig ist für Sie der Messestandort Berlin? Sehr wichtig, da wir im deutschsprachigen Raum keine eigenen Läden haben und wir in Berlin unsere wichtigsten Kunden treffen. Seit unserem Relaunch stellen wir auf der Premium aus, weil dort für uns das Markenumfeld am spannendsten ist. Das Tolle ist, dass wir unseren eigenen Showroom haben, in dem wir unsere gesamte Markenwelt ganz ohne Außengeräusche zelebrieren können. Er befindet sich direkt am Eingang. Jeder muss daran vorbei. Sind auch irgendwann wieder Modenschauen wie zu Dirk Schönbergers Zeiten geplant? Aktuell nicht. Im Augenblick konzentrieren wir uns nur auf die Messe, weil wir dort die meisten Einkäufer erreichen. Eine Modenschau bringt zwar auch Publicity, aber nicht in dem Umfang, wie wir das für unsere Zielsetzung gerade brauchen. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt?
Berlin, Windstärke fünf – der Joop!-Anzug sitzt
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Foto: JOOP!
Was halten Sie ganz persönlich von Berlin? Zugegeben, vor zehn Jahren war ich noch kein Berlin-Fan. Die Stadt war mir damals noch zu runter gerockt. Doch inzwischen bin ich sehr gerne vor Ort. Ich finde, die Stadt hat sich ganz schön gemausert: Die kulturelle Vielfalt, die Aufbruchstimmung, die Berlin immer noch hat – ich liebe es, mich durch die einzelnen Viertel mit ihren verschiedenen Facetten treiben zu lassen. Leider ist die Zeit während der Fashion Week immer zu knapp, um das in vollen Zügen genießen zu können.
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AUS S TELLUNG
DER
STORYTELLER
Barhocker im Art-déco-Stil aus der Produktserie „Hotel Dresden“
Wer sich für Produktdesign aus Deutschland interessiert, kommt an Hermann August Weizenegger (53) nicht v orbei. Der Berliner Designer hinter dem Label HAW genießt internationale Anerkennung und ist gleichzeitig eine Institution in der lokalen Designszene. Weizeneggers Prinzip ist es, sich stets neu zu erfinden. Wie er das macht, stellt er jetzt in einer Ausstellung vor. Eine Gelegenheit, uns bei ihm über sein Schaffen zu e rkundigen
Mitten in Kreuzberg 36 am Oranienplatz findet sich Weizeneggers Atelier im fünften Stock eines alten Warenhauses. Hat man es eilig, nimmt man b esser die Treppe – der Fahrstuhl im 1933 erbauten MaxTaut-Gebäude, das heute vor allem Büros von Startups und Agenturen beherbergt, braucht immer etwas länger. Oben angekommen begegnet man zuerst zwei Mitarbeitern, die konzentriert vor großen Apple-Rechnern sitzen. Der Rest des Raumes ist gefüllt mit Überbleibseln aus allen erdenklichen Stationen des Designprozesses: angefangen mit an die Wand gepinnten Inspirationsbildern von Tieren, Landschaften und Gebäuden über Bleistiftskizzen und technischen Zeichnungen bis hin zu Pappe, Stoff resten, Schnittmustern für Hemden, Prototypen für Schuhe und Proben aus Materialexperimenten für irisierende Kristallglasbehälter. An der Decke hängen Lampen, die wie Wolken aussehen. Darunter diverse Sitzmöbel, bei denen man sich als Besucher nicht ganz sicher ist, ob sie zum Draufsitzen dastehen oder noch „work in progress“ sind. An diesem Ort wird gearbeitet, keine Frage. Weizenegger, der in einem farbenfrohen Sommerhemd am großen Arbeitstisch noch schnell ein paar E-Mails beantwortet, betreibt sein Atelier seit 2008. Die Eröffnung war genauso wie die Gründung des
Mehr als nur Möbel: Hermann August Weizenegger erzählt mit seinen Design objekten Geschichten
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Fotos: Tina Dietz, Mirko Fuhrherr, Bernd Hiepe (2), Dorothea Tuch
V ON SA NDR A PR AV ICA
AUS S TELLUNG
Die Leuchte „Cumulus“ wurde von der Manufaktur Weissfee gefertigt
Die Schmuckdo senkollektion „Aden“ entstand in Kooperation mit der Glasbläserei Theresienthal
eigenen Labels HAW ein entscheidender Schritt der Neuorientierung nach der Beendigung seiner langjährigen Kooperation mit dem Gestalter Oliver Vogt. Kennengelernt hatten sich die beiden an der Berliner HdK. 16 erfolgreiche Jahre als Vogt & Weizenegger folgten. Zu ihren Kunden gehörten Unternehmen wie Möve, Intel, Sony Music, Authentics oder Rosenthal. Ihre mehrfach ausgezeichneten Produkte wurden in internationalen Ausstellungen präsentiert und sind in mehreren Sammlungen vertreten, etwa im VitraMuseum in Weil am Rhein, im Marta Herford oder in dem Palais Schönborn in Wien. Beeinflusst von der Gestaltungsphilosophie, wie sie in den 80ern und frühen 90er-Jahren an der HdK gelehrt wurde, war ihre Herangehensweise beim Entwerfen konzeptuell. Mit der Gründung seines eigenen Labels verab schiedete sich Weizenegger von diesem Verfahren zugunsten eines gesamtheitlichen Ansatzes. An statt sich auf eine Designsprache zu konzentrieren, lässt er mehrere nebeneinander zu. Nicht nur eine wiedererkennbare stilistische Handschrift, sondern verschiedene stehen im Mittelpunkt seiner Arbeit. Ein Prinzip, das er auch als Professor für Industrial Design an der Fachhochschule Potsdam lehrt. Beim Projekt „Amundo“ von 2013 wird dieses Vorgehen der Neuinszenierung von Stil besonders deutlich. Die
Kollektion besteht zum einen aus luxuriösen HomeObjekten wie fernöstlich anmutenden Glas- und Tongefäßen sowie einem in Nepal handgewebten Seidenteppich in den Farben des Meeres. Zum anderen gehören aber auch Fashion-Items zur K ollektion, wie ein Fellmantel für Damen, ein Seidenanzug, Hemden, Gürtel und Krawatten. Grundlage seines Schaffens ist hier nicht eine formale Idee, sondern ein Sammel surium aus Skizzen, Eindrücken und Gefühlen. Bei „Amundo“ etwa ist es ein fiktiver Roman, angesiedelt in den frühen 1930er-Jahren, der extra für die Kollektion geschrieben wurde. Er erzählt die Geschichte eines Prinzen in der untergegangenen Stadt Amundo, wo viele wertvolle Schätze verborgen liegen. Die Designobjekte sind quasi der Schatz, der theatralisch in Szene gesetzt wird. Weizeneggers Überschwang kommt nicht von ungefähr. Aufgewachsen am Bodensee, vermutet er, dass das Barocke und Liebliche dieser Gegend ihn nachhaltig geprägt haben. „Der Süden Deutschlands ist in dieser Region sehr detailverliebt“, sagt Weizenegger. „Die Menschen dort pflegen ihre Häuser und Vorgärten. Die Schwaben tüfteln gern und lieben es, Probleme zu lösen. Mir als Produktdesigner kommt das sehr entgegen.“ Weizenegger will als Designer aber nicht nur schöne Stücke entwerfen, sondern auch gesellschaftlich etwas bewegen. Er findet, dass ein Gestalter heute auch Visionär, Kommunikator und Netzwerker sein muss. So ist er selbst eines der Gründungsmitglieder des Design-Mai, heute DMY, einer Plattform für Berliner Design, an deren inhaltlicher Ausrichtung und Organisation er fünf Jahre lang maßgeblich beteiligt war. Sein Anspruch ist auch, die „Designwerke“, wie Weizenegger seine Projekte nennt, in den öffentlichen Raum einzubringen – sie sollen diskutiert werden. Weizeneggers erste, für jeden zugängliche Installation war das Projekt „Felsenland“ von 2010 für den Berliner Technoclub Berghain. Verweisend auf die demokratische Kunstauffassung Joseph Beuys’ bezeichnet er seine ringförmige, in den Raum hinein ragende Chill-out-Sitzlandschaft aus farbigem Leder 31
Das Windlicht „Pagode“ aus der Serie „Amundo“
AUS S TELLUNG
Die Keramikvasen „Make-up“ entwarf Weizenegger für die Firma Pulpo
Diese Sitzgruppe trägt den lustigen Namen „Pow Bang Kaboom“ Der Beistelltisch „Toro“ ist eines der neueren Designobjekte
blumen-Herstellung geprägt war. Die zwei artifiziel len Blüten „Lore“ und „Sebnitzer Flussteufel“, die Weizenegger zusammen mit einer Sebnitzer Manufaktur entwickelte, sind das gestalterische Leitmotiv für luxuriös-dekorative Objekte wie Porzellan- Geschirr, eine Vase, Tapeten, T eppiche, Tuchwaren, Möbel und Leuchten. Das Projekt „Olympia Utopia“ wiederum imaginiert den architektonischen Entwurf für die Olympischen Spiele der Zukunft, der die Medialität und Virtualität des Events mitreflektiert. Letztlich handelt es sich aber um die Präsentation von dekorativen Holz- und Glasschalen, „maskiert“ als Architekturmodell. Mit dem Projekt „Kosmos“ schließt nun W eizenegger diese besondere Phase seines Schaffens ab. Vom 30. Juni bis 10. September 2017 präsentiert eine Ausstellung im Berliner Direktorenhaus zehn Projekte aus den Jahren 2009 bis 2015. Die Designwerke werden jeweils als eigener Raum mit den dazugehörigen Produkten inszeniert. Aber auch aktuelle Arbeiten sind zu sehen, wie der Keramiktisch „Toro“, der nun in Serienproduktion geht. Wer also Interior-Design als Gesamtkunstwerk erleben möchte, für den lohnt sich ein Besuch allemal.
Wie aber soll das alles ohne Konzept gehen? Der Kitt, der alles zusammenhält, sind Narrationen, die Vergangenheit und Gegenwart von Objekten, Fertigungstechniken und Traditionen mit einer visionären Zukunft verweben. Jedes von Weizeneggers Designwerken führt ein gestalterisches Eigenleben. Dieses Vorgehen ermöglicht es ihm, autonome Gesamtkunst werke zu schaffen und auch seine eigene Design tätigkeit immer wieder ein Stück weit neu zu erfinden. Beim Projekt „Die falsche Blume“ etwa überträgt sich das von Weizenegger e rfundene Designmärchen bis in die Realität. Denn darin geht es um die Kunstfertigkeit des „Blümelns“ in der sächsischen Region Sebnitz, die früher tatsächlich stark von der Kunst-
DESIGN KOSMOS Museum Direktorenhaus Am Kögel 2, Mitte Fr 30.6. – So 10.9., Mi–Fr 14–18 Uhr Eintritt: 4 € www.direktorenhaus.com 32
Fotos: Bernd Hiepe (1), Davide Monopoli (2)
auch als „soziale Skulptur“. Am stärksten zeigt sich Weizeneggers Talent zum Netzwerken an seiner in tensiven Zusammenarbeit mit Manufakturen. Das Projekt „Hotel Dresden“, bei dem sich der Designer als ein 1863 geborener Jugendstil-Architekt erfand, präsentiert zum Beispiel Resultate seiner Kooperation mit der Glasmanufaktur Theresienthal aus dem Bayerischen Wald sowie Stücke, die er mit der Lausitzer Posamenten-Manufaktur Jende entwickelt hat. Der Designer legt Wert darauf, dass die Firmen nicht hinter dem Label HAW verschwinden, sondern dass ihnen mit seinen Objekten eine eigene Plattform geboten wird. So greift er bewusst in Produktionszusammenhänge ein und tritt den gleichmachenden Tendenzen des Marktes und dem Verschwinden der Manufakturkultur entgegen.
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