VUE Berlin #16

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NR. 16

JA NUA R 2018

WILLIAM FAN

Modehof fnung aus Berlin

KONK

Berliner Designer only

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OUR/BERLIN

Wodka lokal produzier t

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ellen eisemann individuell, elegant, unbeirrt feminin Fashion Week Berlin Showroom Ellen Eisemann 16. - 19. Jan. 2018 Atelierverkauf Showroom Ellen Eisemann Monumentenstr. 33-34 10829 Berlin new arrival spring/summer 2018 Meyer & Nehls Bleibtreustr. 13 10623 Berlin Hirschmann Mode GĂźntzelstr. 43 14057 Berlin MaaĂ&#x;enstr. 12 10777 Berlin Tatem Oranienburger Str. 32 10117 Berlin Welfenallee 7 13465 Berlin Stargarder Str. 78 10437 Berlin Siggel & Clausen Teltower Damm 20 14169 Berlin Belushis Baseler Str. 1 12205 Berlin Leder Art BĂślschestr. 50 12587 Berlin Termine & weitere Shops ellen-eisemann.com onlineshop www.ellen-eisemann.shop


V UE NO.16

INHALT 28

NUDE LOOK

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No-Make-up im Trend

FASHION NEWS

FOTO Anka Bardeleben STYLING Edda Mann HAARE & MAKE-UP Patricia Heck MODELS LESLIE @ M4 Models Outfit ANNTIAN Schuhe & Armbänder TRIPPEN Netzsöckchen FALKE JULES @ IZAIO Management Kleid HUI-HUI Schuhe TRIPPEN CARA @ M4 Models Kleid PENELOPE’S SPHERE Schuhe TRIPPEN Strümpfe WOLFORD ALINA @ M4 Models Kleid ANTONIA GOY Schuhe TRIPPEN

Neuigkeiten aus Berlin

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NEUE FORM

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PROST

WILLIAM FAN

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Wodka lokal produziert

Berlins große Modehoffnung

MUSTERHAFT Das Blümchenkleid ganz anders

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GO GREEN

KONK-STORE

BLICKFANG

Shops mit nachhaltigem Konzept

Plattform für Berliner Designer

Accessoires, die man nicht übersieht

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IMPRESSUM VUE/Berlin ist ein Produkt der Berliner Verlag GmbH, www.vueberlin.de  GENERAL MANAGERS Jens Kauerauf  ADVERTISING DIRECTOR Andree Fritsche  ADDRESS BVZ BM Vermarktung GmbH, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin  ADVERTISEMENT Tel. +49 30 23 27–74 69, vueberlin@dumont.de  PRODUCTION Raufeld Medien GmbH Tel. +49 30 69 56 65–0, info@raufeld.de, www.raufeld.de  EDITOR-IN-CHIEF Wolfgang Altmann  OBJECT MANAGER Christine Kulzer  MANAGING EDITOR Karla Semmelmann  EDITORS Elisa Gianna Gerlach, Mirjam Smend  ART DIRECTION Lotte Rosa Buchholz  LAYOUT Carolin Kastner  PRINT Eversfrank Berlin GmbH, Ballinstraße 15, 12359 Berlin

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16 – 18 JANUARY


T H E FA S H I O N AUTHORITY www.premiumgroup.berlin

2018 BERLIN


EDITORI A L

LOCAL HEROES Dass Mode made in Berlin immer rele­ vanter wird, ist nicht nur dem Berliner Mode Salon zu verdanken, sondern auch der Nachwuchsförde­rung des Fashion Council Germany. Als Hoffnungs­träger gilt William Fan, den wir im Heft por­trä­ tieren. Zu Recht. Mit seiner Sommer­ kollektion 2018 hat er noch einmal einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht. Es gibt aber auch viele Designer, deren Talent unentdeckt bleibt. Das wollen wir ändern und stellen unsere Favoriten in unserer Modestrecke vor. Vielen Dank an dieser Stelle an Fotografin Anka Bardeleben für die schönen Bilder. Ein Geschäft, das Berliner Designern eine Plattform gibt, ist der Konk-Store in Mitte. Mit viel Fingerspitzengefühl und Know-how sucht Inhaberin Edda

Mann jede Saison die besten Ber­liner Labels aus. Warum sie lokale K ­ reative unterstützt, verrät sie im Interview. Lokal produziert wird auch der W ­ odka von Our/Berlin – genauer gesagt in einer Garage an der Arena. Wir wollten wissen, wie das funktioniert, und haben die Destille besucht. Außerdem im Heft: News rund um Beauty und Fashion aus Berlin. Der Sommer wird bunt – mit knalligen Farben, Streifen und abstrakten Blumenmustern. Viel Spaß beim Lesen unserer neuen VUE/Berlin wünscht Ihnen

IHR WOLFGANG ALTMANN Chefredakteur

BR I LLE N I N B E RL I N DE

FR

exklusiv bei BRILLEN IN BERLIN Bötzowstraße 27 10407 Berlin-Penzlauer Berg Telefon: (030) 49780321 Mo – Fr 10 bis 20 Uhr, Sa bis 16 Uhr www.augenoptik-in-berlin.de

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NE W S & TIPP S

Fotos: Trevor Good

TIPPS FÜR BERLIN

FRENCH KISS Die Französin Odély Teboul, vorher Teil des Mode­ duos Augustin Teboul, präsentierte vor ein paar Wochen ihre ersten Kollektion. Für ihre laszive Inszenierung bot die The-Liberate-Bar in Mitte die perfekte Kulisse. Wie in einem Boudoir räkelten sich die Models in hauchdünnen Negligés und Häkelkleidern, so fein wie Spinnennetze. Wie nicht anders zu erwarten ist bei Odély Teboul auch im Alleingang Surrealismus angesagt, gewürzt mit einer Prise Nostalgie, Dekadenz und Extravaganz. Teboul nennt ihr neues Label Lou de Bètoly, was „deux bêtes au lit“, also „zwei Bestien in einem Bett“ bedeutet. Im Französischen eine Metapher für den inneren Kampf, den jeder Mensch mit sich auszutragen hat. Bei Odély Teboul mündet­ er glücklicherweise in einer fantastischen Kollektion. www.loudebetoly.com

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Odély Teboul präsentierte ihre DebütKollektion in der The-Liberate-Bar

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WELTKÜCHE Gesundes, unkompliziertes Street-Food gibt es seit gestern im Bikini Berlin im ersten Ober­ geschoss. Im neu eröffneten Kantini offerie­ren rund 13 Gastronomen ihre jeweilige Landesküche an thematischen Food-Ständen: B ­ ei Pasta Deli gibt es zum Beispiel eine Riesen­ auswahl an Nudeln. Humus und Rinderkebab bekommt man bei Djimalaya. Außerdem ­Burger sowie koreanische oder mexikanische Spezialitäten. Und natürlich darf auch die ­Berliner Currywurst nicht fehlen. Im Kantini kann man sich durch die ganze Welt probieren. Kaum eine Region, die nicht kulinarisch vertreten ist. Das Essen genießt man auf Treppen, Schaukeln oder Sofas mit tollem Blick durchs Panoramafenster auf den Berliner Zoo. KANTINI Budapester Straße 38–40, City West Mo–Sa 10–20 Uhr www.bikiniberlin.de 7


NE W S & TIPP S

Foto: Trippen

Foto: Marcel Ostertag

Marcel Ostertag ist jetzt auch ein Berliner Designer

MÜNCHEN IN BERLIN Die Mode von Marcel Ostertag steht für extravagante Seidenblusen, weite Tuniken und mit Volants verzierte Oberteile. Ein luxuriöser Stil, wie gemacht für die elegante Münchnerin. Jetzt hat es den gebürtigen Berchtesgadener nach Berlin verschlagen, wo er bald sein Atelier beziehen wird – wo sonst als im Stadtteil Charlottenburg? Seit November gibt es bereits den FlagshipStore, der mit sei­nen Stilmöbeln aussieht wie ein Salon. Neben der aktuellen Winter­ kollektion gibt es dort auch die Schuhe aus seiner Kooperation mit Tamaris. MARCEL OSTERTAG STORE Schlüterstraße 12, Charlottenburg Mo–Sa 10–20 Uhr www.marcelostertag.com

Englischer Name, italienisches Konzept – das Restaurant To The Bone

Die Schuhmarke Trippen, bekannt für zeitloses Design, verbindet ­Fashion und Verantwortung. Ihre Modelle sind aus europäischem Leder und werden in der eigenen Manufaktur in Brandenburg ­gefertigt. Zum 25. Firmenjubiläum eröffnet die Kultmarke in der Potsdamer Straße ihren Projekt­ space P100. Dort werden künftig nicht nur an die 2 000 Modelle ­verkauft, sondern es finden auch regelmäßig Events statt. ­Einen Vorgeschmack bietet das Pre-Opening während der Fashion Week.

TRIPPEN POP-UP-SHOP Potsdamer Straße 100 Tiergarten Di 16.1. – Sa 20.1., 11–19 Uhr www.trippen.com

LA STRADA Fellini-Fans dürften sich freuen. In der Torstraße gibt es jetzt das Restaurant To The Bone, das einen in eine entrückte Traumwelt verführt. Die schummrig-elegante Einrichtung verbindet den Stil der 20er- mit dem Charme der 50er-Jahre. Raffiniert sind auch die norditalienischen Gerichte, die auf der Speisekarte stehen. Zum Beispiel Rinderfilet mit glasierten Karotten und Misobutter oder Knochenmark-Crostini mit OchsenschwanzConfit. Wer es bodenständig mag, bestellt Steak vom Fassone-Rind oder Rehrücken aus italienischem Wild­bestand. Und auch an Vegetarier wird gedacht: Für die gibt es hausgemachte Pasta oder eingelegten Hokkaido-Kürbis mit Wildkräutern und S ­ tracciatella. Ein weiteres Plus sind Cocktails und venetische ­Apericena, die ganz nach Vorbild der norditalie­ni­schen Aperitivo-Kultur an der Bar serviert werden.

: Foto Ria

TO THE BONE Torstraße 96, Mitte Mo–Sa 18–23 Uhr, Barbetrieb bis 3 Uhr www.facebook.com/totheboneberlin

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NE WTREND S & TIPP S

MUSTERHAFT

Fotos: Mercedes-Benz Fashion Week Berlin SS18 (9), GETTY IMAGES für DER BERLINER MODE SALON (2), Fotolia / bell1982

Adieu, romantisches Blümchenkleid. Im Sommer sind die Muster abstrakt. Die neuen Roben sind interessant geschnitten und spielen mit Proportionen

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1 Ioana Ciolacu 2 Rebekka Ruétz 3 Raquel Hladky 4 Malaikaraiss 5 Lana Mueller 6 Steinrohner 7 Marina Hoermanseder 8 Dorothee Schumacher 9 Ewa Herzog 9

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10 Antonia Goy 11 Dorothee Schumacher


GO GREEN

ZURÜCKGEBEN Stil, Qualität und Moral – unter diesem Motto lässt ­Andrea Bury seit 2008 bildschöne Taschen von ­begabten Kunsthandwerkern in Marokko oder Ecuador produzieren. Das bringt uns ferne Kulturen näher und bewahrt bedrohte Handwerkstech­niken. Aber nur faire Löhne zu bezahlen, ist Bury nicht ­genug. Deshalb eröffnete sie in Marokko eine Schule. Und in Ecuador lernen Frauen, teure Schuluniformen selbst zu nähen. Geben gehört eben auch zur Philosophie ihres Labels Abury.

M IR J A M SMEND A RBEIT ET ALS F R E IE AUTOR IN U N D SCHRE A U F IH R IB T EM BLO G Z IN E M Y- G R E ENST YL E .C O M ÜBER N ACHH A L T IG E H IG H F A S H IO N & C O.

Strohtasche, 180 € www.abury.net

Foto: Thomas Meyer

ÄSTHETIK MIT GESCHICHTE Abseits des aufgeregten Hipster-Trubels versteckt sich Andreas Murkudis durchgestylter Store 81 in einem ­Hinterhof auf der Potsdamer Straße. Um­geben von Galerien und visionärem Dunst finden sich hier in den ehe­ maligen Hallen der „Tages­spiegel“-Druckerei über 300 vom Meister handverlesene Fashion-, Beauty- und InteriorStücke: von lokalen und internationalen Labels wie Und Gretel, Céline und Mykita. Einen grünen Stempel haben nicht alle Exponate im Store 81. Aber Qualität und lange Lebensdauer sind auch ziemlich nachhaltig.

STORE 81 Potsdamer Straße 81, Tiergarten Mo–Sa 10–20 Uhr www.andreasmurkudis.com

Fotos: Lucas Christiansen

Was passiert, wenn sich ein indischer Filme­macher und eine deutsche Modedesignerin begegnen? Im Fall von Isabel Kücke und Rohan Michael Hoole ent­stand daraus a) eine Lebensgemeinschaft und b) das Berliner Fashionlabel Hund Hund. Und nein – die Vermutung liegt zwar nahe – aber es ist keine Marke für Hund und Herrchen. Neben herrlich cleanen, fair produzierten und bezahl­ baren Lieblingslooks gibt es zwar auch bildschöne Hunde­ leinen und -spielzeug. Das Besondere an ihrem Label ist aber die radikale Transparenz ihrer Preisgestaltung. Die lässt sich nämlich auf ihrer Website bei jedem Teil in ihrem Onlineshop nachvollziehen – vom Stoffpreis bis zum tatsächlichen Gewinn.

Isabel Kücke und Rohan Michael Hoole machen ihre Preise auf www.hundhund.com transparent

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16—18 JANUARY 2018

W W W.PANORAMA-BERLIN.COM

shaping identities


P ORTR ÄT

FAN-FAN-FANTASTISCH WILLIAM FAN gilt in der Berliner Modeszene als Hoffnungsträger. Nicht zuletzt wegen seiner aktuelle Sommerkollektion. Nie zuvor kamen seine Entwürfe so bunt und casual daher. Wir wollten wissen, wie es zu diesem Richtungswandel kam, und haben den 30-Jährigen in seinem Atelier in Mitte besucht V ON WOLFGA NG A LTM A NN

In einem Hinterhof abseits der Großen Hamburger Straße verbirgt sich das Studio von William Fan. Eine steile E ­ isentreppe führt hinab ins Souterrain. Wer nicht aufpasst, läuft Gefahr, sich am Mauervorsprung den Kopf zu stoßen. Im picobello aufgeräumten Atelier, das gleichzeitig als Showroom dient, hängt rechts an einer Kleiderstange die Sommerkollektion, links die aktuelle für den Winter. Der Designer sitzt ganz hinten am Tisch und rückt seine zum Dutt gebundenen Haare zurecht. „Ich habe heute meinen Bad-Hair-Day“, sagt er etwas verlegen, während Julie, ­seine rechte Hand, weißen Tee in kubis­ tische Tassen gießt. Wie immer trägt William Fan seine eigenen Entwürfe: einen weiten Pullover mit Schlitzen im Vorderteil und an den Ärmeln in seiner Lieblingsfarbe Dunkelblau, schwarze Leder-Pants, dazu schwarze Sneaker von Adidas. Sein Look ist androgyn, die Proportionen sind immer ein bisschen verschoben. Ein Stil, den man auch von seinen Kollektionen kennt. Vergangenen Juli dann die große Überraschung: Seine Entwürfe für den Modesommer 2018 ­sehen plötzlich völlig anders aus. Im Kronprinzenpalais zeigte er keinen Unisex-Stil, sondern die Jungs liefen im Hip-Hop-Style über den Catwalk und präsentierten ihren Waschbrettbauch. Statt edlem K ­ aschmir wie sonst in seinen Kollektionen sah man

Plastikstoffe und PVC. Und auch mit der de­zenten Farbigkeit ist es bei seinen Sommerlooks vorbei. Ein knalliges Rot, Silber, Gelb – die Materialien scheinen sich gegen­ seitig die Show zu stehlen. Ist William Fan unter die Raver gegangen? Der Designer grinst und nimmt einen regenbogenfarbenen Mantel von der Stange – ganz offensichtlich beschichtetes Polyester. Dagegen hält er ein älteres Modell aus schwarzer Wolle. „Eine andere Farbe, na klar. Ein ­anderer Stoff. Aber der Schnitt ist gleich“, erklärt er. „Das Witzige ist: 60 Prozent der Kollektion verändern sich nie.“ Seine Mode ist eben universell einsetzbar. Sie funktioniert bei jungen DJs genauso wie bei ­Rentnerinnen. Wenn ein Modelabel das schafft, hat es das Zeug zum Klassiker. William Fan, dessen Eltern aus Hongkong stammen, studierte Modedesign an der ArtEZ im niederländischen Arnheim. Seine ersten beruflichen Schritte führten ihn 12

nach London zu Alexander McQueen. ­Danach ging er drei Jahre nach Hamburg zu Chi Chi Fan, so heißt das Taschenlabel seiner Schwester. „Bei ihr habe ich viel ­gelernt.“ Nachdem er wusste, wie man ein kleines Modeunternehmen führt, war er bereit für den nächsten Schritt: Vor fünf Jahren zog er nach Berlin und machte an der Kunsthochschule Weißensee seinen Master. Mit der Abschluss-Kollektion ­bewarb er sich bei der IMG. „Warum auch nicht?“, findet Fan. „Wenn eine Fashion Week schon junge Talente unterstützt, kann man es ja probieren.“ Es hat geklappt. Vor genau drei Jahren inszenierte er seine erste Modenschau auf der Mercedes-Benz Fashion Week. Seitdem geht es Schlag ­ auf Schlag: Vogue-Chefin Christiane Arp wurde aufmerksam und i­ ntegrierte ihn in ihren VOGUE Salon – dort zeigt er nun schon zum vierten Mal. Er wurde Mentee beim Fashion Council Germany. Vor einem Jahr gewann er das vom Council ausgerich­tete Fellowship-Programm in Kooperation mit H&M. Die Einblicke, die ihm der Textilriese gewährt, sind bei dem zielstrebigen Fan gut angelegt. Dass er einmal in der Modebranche landen würde, war schon immer klar. Bereits als Kind zeichnete er und bastelte Collagen. „Ich wäre auch gerne Sänger oder Tänzer geworden“, erzählt Fan. Es blieb bei Fashion. Seine kreative Mutter hat ihn dabei stets

Fotos: Detlef Eden (1), GETTY IMAGES für DER BERLINER MODE SALON (6), Fotolia / AgataCreate

Der Familienname William Fan wird deutsch ausgesprochen, der Markenname wie der englische Fan


P ORTR ÄT

unterstützt. Schon als er in Garbsen bei Hannover zur Schule ging, nähte sie ihm seine Sachen. „Meine Outfits waren immer sehr schrill und bunt“, erinnert er sich. „Auf dem Schulhof war ich stets das auffälligste Kind.“ Als Teenager griff er dann selbst zur Nähmaschine. Er schnei­derte Schlaghosen in Lila, Pink und all den anderen Farben, die jetzt in seiner Sommer­ kollektion wieder anzutreffen sind. Seine Entwürfe sind gleichzeitig eine Hommage an seine von MTV geprägte Jugend. Produzieren lässt William Fan in einer süd­ chinesischen Manufaktur. „Mit der arbeite

ich schon relativ lange zusammen“, erzählt er. Drei- bis viermal jährlich ist er vor Ort, entwickelt seine Schnitte, lässt Musterteile nähen und überwacht die Produktion. „Wenn ich in China bin, ver­ ausgabe ich mich total. Da bin ich jedes 13

Mal wie in einem Tunnel“, sagt er. Zurück in Berlin kann er sich dann ausschließlich aufs Zeichnen und auf Farbkonzepte konzentrieren. In China lässt er zwei Wochen vor der Fashion Week auch seine Herbst-/ Winter­-Kollektion 2018/19 nähen, die er am 18. Januar im Kronprinzenpalais zeigt. Der Designer könnte sich eigentlich entspannt zurücklehnen. Doch dafür fehlt die Zeit. Im ­Augenblick dreht sich alles um seinen neuen Flagship-Store, den er bald über seinem Atelier eröffnen wird. Seine Mode gibt es dann nicht nur im ­KaDeWe, sondern auch in der Großen Hamburger Straße.


INTERV IE W

TOTAL LOKAL Wer wissen will, wie die Hauptstadt modisch tickt, ist im KONK-STORE in der Kleinen Hamburger Straße genau richtig. Mit viel handwerklichem Know-how und noch mehr Kunstverständnis führt EDDA MANN (37) ausschließlich Berliner Designerlabels. Im Interview spricht sie über ihr Konzept, Berliner Mode und den schmalen Grat zwischen Kunst und Design V ON WOLFGA NG A LTM A NN

In Mitte aufgewachsen, heute Laden­besitzerin in Mitte – für Edda Mann ist es eine Selbstverständlichkeit, Berliner Labels zu unterstützen

Frau Mann, welche Labels haben Sie von der ­Vorbesitzerin übernommen? Ihr Label Thone Negrón natürlich, Tiedeken, eine ganz tolle Strickkollektion, Boessert/Schorn, das Label Anntian, das bekannt ist für wunderschön bedruckte Seidenteile. Und Isabell de Hillerin, die sehr schöne, feminine Kleider entwirft. Ich wechsle aber von Saison zu Saison: Neu dabei sind zum Beispiel Tata Christiane, die Blusen von Marina Schwan. Und Case Studies mit tollen Jacquard-­Pullovern, die im Oderbruch gestrickt werden.

Für die Berlinerin Edda Mann war eigentlich immer klar, dass sie Künstlerin wird. Sie studierte an der UdK, wechselte dann an die Städelschule nach Frank­ furt. Als sie merkte, dass sie schwanger ist, kam ­alles ganz anders: Ein Plan B musste her, einer, der nicht ganz so brotlos ist wie Kunst. Sie kehrte in ihre Heimatstadt zurück, übernahm die Kostüm­ assistenz für eine Produktion an der Volksbühne und absolvierte schließlich eine Schneiderlehre. 2011 heuerte sie bei der Designerin Thone Negrón an, der Vorbesitzerin des Konk. Als diese ihr Geschäft aufgeben wollte, fackelte Edda Mann nicht lange und übernahm im Frühjahr 2012 den Shop. 14

War Ihre Vorgängerin auch auf Berliner Mode ­fokussiert? Ihr Konzept war schon, jungen Berlinern eine Plattform zu geben. Aber sie mischte diese mit internatio­ nalen Labels. Und: Sie verkaufte weniger Schmuck, der für mich ein ganz wichtiger Bestandteil ist. Es gibt supertolle Schmuckdesigner in Berlin: Mies ­Nobis zum Beispiel. Oder das Label Radien, das auf 3D-Druck spezialisiert ist. Toll sind auch die ­ge­klöppelten Colliers von Inlace Jewelry oder die feinen Goldarbeiten von Savoir Joaillerie. Eine ­Neuentdeckung ist das Label Ia Kutateladze von ­einer georgischen Designerin, die hier lebt. Woher rührt Ihre Leidenschaft für Berliner Mode? Ich bin Berlinerin, in Mitte geboren – da lag es irgend­ wie nahe, dass ich lokale Kreative unterstützen möchte. Ich finde, die Stadt gibt das einfach her. In Berlin gibt es so viele Leute, die interessante Sachen machen. Warum sollte ich da internationale


Der Konk-Store in der Kleinen Hamburger Straße 15 gilt bei vielen als Geheimtipp

IN BERIN GIBT ES SO VIELE LEUTE, DIE INTERESSANTE SACHEN MACHEN

Marken führen, wenn es diese an jeder Ecke gibt? Als ich den Shop 2012 übernahm, dachte ich – wenn, dann möchte ich ihn total lokal aufziehen. Und das ganz konsequent.

Fotos: Anka Bardeleben

Welche Voraussetzungen müssen Ihre Labels ­erfüllen, damit Sie sie ordern? In erster Linie müssen sie mir gefallen. Ich weiß, das klingt bescheuert. (lacht) Aber wenn mir etwas nicht gefällt, dann verkaufe ich es auch nicht. Ansonsten müssen die Designer in Berlin ansässig sein. Oder zumindest einen Bezug zur Stadt haben. Der Schmuck­designer Felix Doll zum Beispiel a ­ r­beitet hauptsächlich von Zürich aus. Aber er hat in Berlin studiert. Es gibt also eine Verbindung. Und auch Nach­ haltigkeit ist ein wichtiger Aspekt – dass die Sachen so lokal wie möglich produziert werden. Manche Kunden legen darauf keinen Wert, meine schon. Was macht den typischen Konk-Stil aus? Ich liebe Farben und unterschiedliche Proportionen. Ich glaube, wenn man sich hier umschaut, sieht man das auch … Meine Auswahl ist nicht schwarz und hat auch nichts mit diesem kastig-humoresken AntiLook, der gerade so angesagt ist, zu tun. Mein Stil lebt viel mehr vom Zusammenspiel aus verschiedenen Farben, Mustern, Stoffen und Schnitten. Um meine Ästhetik zu verstehen, muss man schon ein wenig künstlerisches Verständnis mitbringen. 15

Ist Mode Kunst? Ich würde nicht sagen, dass Mode Kunst ist. Dennoch kann man sehr künstlerisch mit diesem Handwerk umgehen. Genau das versuche ich, in meinem Shop darzustellen: Ich zeige Kunst auf Kleidung oder künstlerisch nahe Kleidung. Nicht jedes Teil ist ein Unikat, aber jedes steht für sich und hat einen hohen künstlerischen Anspruch. Folgen Sie Trends? Nein, das ist nicht unser Ansatz. Es geht um Qualität und um Stil, der zeitlos ist. Unsere Sachen funktionieren nicht nur eine Saison, sondern man kann sie so lange tragen, wie man möchte. Trotzdem sind ­unsere Designer oft der Zeit voraus. Viele Entwürfe, die wir schon ein Jahr zuvor im Laden hatten, ­werden zum Trend. Hier werden Trends gesetzt, aber wir folgen ihnen nicht. Wo entdecken Sie Ihre Marken? Ich finde sie in sozialen Netzwerken, vor allem auf Instagram. Wobei ich sagen muss, dass seit der Algo­ rithmus-Anpassung die Suche etwas schwieriger geworden ist. Und: Ich fahre mindestens einmal im Jahr nach Paris. Die Showrooms dort bieten einen super Überblick für Mode. Und für Schmuck und ­Accessoires ist die Modemesse Premiere Classe einfach toll. Sind für Sie die Berliner Messen nicht relevant? Da werde ich leider nicht mehr fündig. Auf der ­Premium früher schon. Dort wurden deutsche und


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Berliner Labels immer ­gebündelt gezeigt. Diese Fläche wurde aber vor vier Saisons eingestellt. Seitdem steht der Berliner Mode Salon auf meiner Agenda.

tut sich da ein bisschen schwer. Sie überlegt oft zweimal und shoppt dann doch lieber bei A.P.C. oder & Other Stories.

Werden Sie dort fündig? Ja, Antonia Goy, die wir schon mal im Laden verkauf­ ten, habe ich dort für den Sommer wiederentdeckt – das ist interessantes, neues Design. Und bei Vladimir Karaleev sind wir noch am überlegen.

Den Konk-Store gibt es nun schon seit fast 15 Jahren. Und trotzdem gilt er immer noch als Geheimtipp. Warum? Das liegt zum einen am Standort, weil wir hier etwas abseits sind. Zum anderen liegt es am Konzept, das definitiv nicht mainstreamig ist. Aber eigentlich ist Geheimtipp Quatsch. Denn in fast jedem City­ guide werden wir als der Laden, der ausschließlich Berliner Mode führt, genannt.

Würden nicht auch noch mehr Labels, die im Berliner Mode Salon ausstellen, in Ihren Laden passen? Vom Stil her schon. Ich muss auch sagen, dass ich die Sommerkollektion von Michael Sontag wirklich toll finde. Nur leider passen die meisten Designer nicht in mein Preisgefüge. Sie sind einfach zu teuer. Die Schmerzgrenze bei einem Mantel liegt bei uns zwischen 650 und 700 Euro. Ein Kleid kann bis zu 520 Euro kosten – das ist dann aber aus Seide, digital bedruckt und lokal produziert. Ich will nicht meckern: Qualität hat ihren Preis. Wenn aber ein schlichtes Baumwollkleid dasselbe kostet wie ein Seidenkleid, ist das für mich wirtschaftlich nicht machbar.

Warum gibt es in Berlin nicht mehr Läden mit ­diesem Konzept? Die gab es: Berliner Klamotten oder Berlino­mat ­w aren zum Beispiel Shops mit ähnlichem Konzept. Die haben aber dichtgemacht. Man braucht eben Mumm, um diese Nische zu bedienen. Und Idealismus. Ich höre oft – vor allem von deutschen Frauen: „Aber dieses Teil kann ich im Büro doch nicht an­ ziehen ...“ Natürlich könnten sie. Aber den meisten fehlt der Mut. Selbst manche Berlinerinnen sind im Grunde ihres Herzens konservativ. Doch zum Glück sind viele auch total crazy. Und die internationale Kundin gibt es ja auch noch.

Wer kauft bei Ihnen ein? Wir liegen mitten im Galerienviertel. Von daher ziehen wir vor allem ein kulturinteressiertes Publikum an. 75 Prozent sind Touristen, die sich explizit für den Berliner Modestil interessieren. Das ist bei mir genauso: Wenn ich in Paris oder New York bin, finde ich auch die Ausdrucksweise der dortigen Designer spannend ... Die meisten unserer Kunden sehen die Besonderheit, die wir bieten, und sind auch gerne ­bereit, dafür Geld auszugeben. Nur die Berlinerin

Wie beurteilen Sie die derzeitige Berliner Modeszene? Ich finde, sie stagniert. Der Hype, der in Berlin noch bis in die 2010er-Jahre spürbar war, ist vorbei. Das Experimentelle, Rudimentäre, das Berliner Mode immer ausgezeichnet hat, weicht langsam einer Tendenz zur Einheitlichkeit. Ich kann das verstehen: Es wird ja auch immer alles teurer. Wer heute überleben will, muss eben verkaufsorientiert denken. Dass das die Verspieltheit nimmt, ist leider klar. Wird es auch für Sie schwieriger, interessante neue Labels zu finden? Es stimmt schon, dass mich früher neue Sachen schneller faszinierten. Möglicherweise bin ich auch kritischer geworden und setze mich nicht mehr so rasch einer modischen Laune aus. Viele meiner Stamm­designer erfinden sich jede Saison so neu, ­da brauche ich nicht unbedingt neue Labels. Es sei denn, ich bin der­maßen von einem Newcomer geflasht. Aber das passiert nicht so leicht. (lacht)

Nicht nur Mode, auch Schmuck gibt es im Sortiment

Was empfehlen Sie für den Modesommer 2018? Streifen. Ich dachte eigentlich, das sei vorbei. Aber bei mir ist in der nächsten Saison Streifenattacke angesagt: keine Block-, sondern ganz feine Streifen – von Hand gemalt oder gewebt, rot-weiß gestreift, bunt gestreift, blau-weiß gestreift. Da freue ich mich schon drauf. Der Sommer wird toll!

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Foto: Anka Bardeleben

ICH ZEIGE KUNST AUF KLEIDUNG ODER KÜNSTLERISCH NAHE KLEIDUNG


Macht die Welt ein bisschen Becher. Schöne Becherung: Man stelle sich vor, jeder müsste den Müllberg, den er durch überflüssigen Konsum an Wegwerfbechern erzeugt, selbst tragen. Bei 170 Millionen jährlich in Berlin wäre das unerträglich. Also nimm deinen Mehrwegbecher, verzichte auf Einweg to go und mach die Welt ein bisschen Becher. www.betterworldcup.berlin


NEUE P E N E L O P E ’S S P H E R E


FORM

FOTOS + ARTWORK ANKA BARDELEBEN STYLING EDDA MANN HAARE + MAKE-UP PATRICIA HECK


A N T O N I A G O Y

STRÜMPFE WOLFORD


HUI HUI


A N N T I A N

BIKINIHOSE PHYLYDA


NETZSÖCKCHEN FALKE


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STRÜMPFE WOLFORD

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HOSE TIEDEKEN NETZSÖCKCHEN FALKE ROCK ANNTIAN HOSE PENELOPE’S SPHERE (v. l. n. r.)

TRIPPEN DESIGNT IN BERLIN HERGESTELLT IN BRANDENBURG

Alle Schuhe in der Modestrecke sind von Trippen. Die Berliner Schuhmarke feiert in diesem Jahr ihr 25. Jubiläum. Zu diesem Anlass launcht sie eine Limited Edition mit goldenen Sohlen.


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NUDE LOOK Porzellanteint, perfekte Augenbrauen und betonte Wimpern, ohne zu dick aufzutragen? Der No-Make-up-Trend macht’s möglich REDA K T ION ELISA GI A NN A GERL ACH

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Swift Shadow RMS Beauty

Lippenstift Sensai

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Foundation Hiro

Puder Chanel

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Lippenbalsam Mádara

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Mascara Und Gretel 3

Augenbrauen-Kit Ardell

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Lidschatten Sans Soucis

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Glow Stick Dawid Tomaszewski by Catrice

1 Perlmutt Der innovative Puder-Lidschatten­mit Öl aus Jojoba­und wild ­gesammeltem Buriti sorgt für den perfekten Augenaufschlag, 25 € 2 Smile Pflegender Feuchtigkeitsspender mit gesundem Hanf-Öl gegen freie Radikale – glutenfrei und ohne Tierversuche, 10 € 3 Kontur Palette mit pigmentierendem Puder, dazu ein Wachsstift und ein Pinsel, definiert die Augenbrauen, 20 € 4 Signature Die cremige Textur der Limited Edition hebt Augen, Wangen und Schläfe hervor, 6 € 5 Chamäleon Die natürliche Foundation mit pflegenden Inhaltsstoffen und zartem Vanilleduft passt sich dem eigenen Hautton an, 35 € 6 Kastanienbraun Echtes

Bienenwachs umhüllt jedes einzelne Wimpernhärchen und pflegt vom Ansatz bis in die Spitzen, 35 € 7 Elfenhaft Funktioniert als Eye­ shadow und Highlight-Puder. Lichtreflektierende Pigmente sorgen für den be­son­deren Glow, 18 € 8 Kussmund Der cremige Lippenstift verleiht schon nach einmaligem Auftragen einen strahlenden Nude-Look, 25 € 9 Frischekick Die Aqua-Foundation enthält 56 Prozent Wasser und kreiert einen ebenmäßigen Teint, 55 € 10 Sommerpolitur Beim Nagel­ lack-Ton „Crema Caffè“ wird einem bei frühlingshaften Temperaturen ganz warm ums Herz, 15 €

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Fotos: Beautypress (4), PR (6)

Nagellack Babor


Taste and Toast

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Bikini Berlin’s all-new food market serving culinary delights from over 10 different countries Bikini Berlin Concept Shopping Mall

Zoologischer Garten


REP ORT

In dieser WodkaManufaktur wurden früher Autos repariert

PROST

Nach Kaffee vom Röster nebenan und Bier von kleinen Privatbrauereien erobern jetzt Spirituosen den Life­s tyle-Markt. In einer Garage an der Arena produziert OUR/BERLIN selbst gebrannten Wodka. Wir wollten wissen, wie das funk­t ioniert, und haben die Mikrodestille besucht V ON WOLFGA NG A LTM A NN

Schlichte 350-ml-Flaschen reihen sich im Regal, davor ein Tresen aus Holz. Was aussieht wie eine Apotheke, war früher mal eine Autowerkstatt. Hier also stellt die Crew von Our/Berlin ihren selbst ­gebrannten Wodka her. Marketing-­Chef Fabian Dieker sitzt auf der Couch und schwärmt von seinem milden G ­ eschmack. Gleich führt er durch seine Destille, die sich hinter einer unschein­baren weißen Tür verbirgt. „Die D ­ estille ist heute außer Betrieb“, sagt er. Ein perfekter Tag, um sie zu besichtigen. Denn während der Produktion wimmelt es hier nur so von Zollbeamten.

Seit knapp drei Jahren arbeitet der 31-jäh­ rige Dieker nun schon bei der loka­len Wodka-Manufaktur. Er weiß, wovon er spricht. Schließlich hat der Wahlberliner, der in Coesfeld bei Münster aufgewach­ sen ist, Biochemie studiert. Bevor es ­losgeht, gibt er mir noch ein paar Fakten an die Hand. Er erklärt, dass Wodka aus drei Zutaten besteht: Wasser, Hefe und aus kohlenhydrathaltigen Früchten oder Getreide. „In Westeuropa basieren die meisten Wodka-Sorten auf Weizen“, weiß Dieker. Wie der von Our/Berlin. „In Russland oder Polen wird er vor allem aus ­Kartoffeln gemacht.“ 30

Vor der Tour bekunde ich noch mit meiner Unterschrift, dass mir die Ge­fahren bewusst sind: Destillen sind eine hochexplosive Angelegenheit. Rauchen ist natürlich strengstens verboten. Im sterilen, weiß gefliesten Raum glänzen zwei riesige Stahl­ tanks im Neonlicht. Darin lagert das Ethanol, verdünnt mit Leitungswasser, das vorher durch eine Filteranlage ent­ mineralisier­t wurde. „Der Rohalkohol wird etwa alle drei Monate mit Tanklastern aus dem Münsterland a ­ ngeliefert“, erzählt Dieker. Und be­tont, dass er gerne auch mit regionalen Bau­ern zusammengearbeitet hätte. Doch der Weizen aus


REP ORT In Stahltanks wartet der Roh­alkohol auf seine Weiterverarbeitung

Marketing-Chef Fabian Dieker ist Biochemiker und kennt sich mit Wodka aus

In diesem Kessel wird der Wodka gebrannt

die Kopfschmerzen bereiten. Diese will man natürlich nicht – der Fusel wird unter Aufsicht des Zolls entsorgt. Interessant für die Weiterverarbeitung ist nur die reine Wodka-Essenz, die in einen Extrabehälter läuft. „Wie gut ein Wodka schmeckt, hängt nicht von der Häufigkeit des Filterns ab, sondern von der Qualität der einzelnen Produkte und vom Know-how des Destillateurs“, sagt Dieker. Werbe­slogans wie „gefiltert durch norwegi­sches Gletscherwasser“ oder „mit Milch gereinigt“ sind also nur ein Marketing-Gag.

Fotos: Our/Berlin (3), Saki Hiatsu

Berlin oder Brandenburg genüge nicht den hohen Qualitätsstandards. Neben den Stahltanks funkelt das Herz­ stück einer jeden Destille: der Destillier­ apparat, in dem der Alkohol gebrannt wird. Im zwiebelturmartigen Kupferkes­sel wird das Rohdestillat zum Sieden gebracht. Ein Thermometer zeigt an, welche Temperatur im Kessel herrscht. „Die Kunst ist es jetzt, den richtigen Zeitpunkt abzupassen, wann die verschiedenen ­Inhaltsstoffe verdampfen“, erklärt Dieker. So könne man die s­ chlechten Substan­zen herausfiltern. Zuerst kondensieren die,

Die Idee, Wodka lokal zu p ­ roduzieren, ­hat­ten vor fünf Jahren drei Schweden. Mit­ hilfe von P ­ ernod Ricard, der als Investor im Hin­tergrund agiert, realisierten sie ihr Projekt. Heute beliefern sie von ihrer Gara­ ge aus Berliner Bars und Restau­rants. Aber auch das KaDeWe und Con­cept Stores wie Wood Wood oder Voo sind dank­bare Abnehmer. Sowie ausgewählte Edeka- und Rewe-Märkte. Ihr Konzept hat es mittlerweile auch in a ­ ndere Städte geschafft. Neu dazuge­kommen sind Destillen in Amsterdam, Detroit, London und Los Angeles. Bald wird es auch noch weitere in Houston, 31

New York und Miami geben. „­Our/Amster­dam ist von allen Wodka-Sorten die ­mildeste“, erzählt Die­ker. Am stärksten schmeckt O ­ ur/­Detroit. „Weil er aus Mais besteht und weil Wodka in den USA ­min­destens 40 Prozent Alko­hol haben muss.“ Hochprozentig, etwa 67 Prozent, ist auch die Wodka-Essenz, wenn sie aus dem ­Destillierapparat läuft. Diese wird dann im Kessel nebenan, dem sogenann­ten Blender, mit entmineralisiertem Lei­tungs­ wasser auf bekömmliche 37,5 Pro­zent ­heruntergedimmt. In einer Abfüllan­lage werden die leeren Flaschen befüllt, etikettiert und mit einem Kronkorken versehen – fertig ist das alkoholische Lifestyle-­ Getränk. An einem Tag kann so eine ganze Palette, bestehend aus 1 344 Flaschen, produziert werden. „Eine davon bewahren wir stets im Kühlschrank auf“, sagt Dieker. „So haben wir immer eine Probe, falls ­jemandem das Wässerchen nicht bekommt.“ Doch wie schmeckt er nun – der Wodka aus Berlin? Er ist mild mit e ­ iner fruchtigen Note. Der Marketing-­Chef hat nicht zu viel versprochen.


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