Ennundteh 2/2014

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ennundteh Magazin des BDKJ im Erzbistum Köln

Dezember | 2.2014 | 28. Jahrgang

Das gute Leben

Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit?

„Unsere verdammte menschliche Pflicht“

BDKJ fordert gerechte Teilhabe für junge Flüchtlinge

„Dass Auschwitz nie wieder sei!“

Bündnis zum 70. Jahrestag der Befreiung


inhaltundimpressum

bdkjundmitgliedsverbände BDKJ-Diözesanverband Köln Steinfelder Gasse 20–22, 50670 Köln Fon: 0221 1642‑6316, Fax: 0221 1642‑6613 info@bdkj-dv-koeln.de www.bdkj-dv-koeln.de BdSJ-Diözesanverband Köln Steinfelder Gasse 20–22, 50670 Köln Fon: 0221 1642‑6562 info@bdsj-koeln.de www.bdsj-koeln.de CAJ-Diözesanverband Köln Steinfelder Gasse 20–22, 50670 Köln Fon: 0221 1642‑6848 info@caj-koeln.de www.caj-koeln.de DJK Sportjugend Diözesanverband Köln Am Kielshof 2, 51105 Köln Fon: 0221 9980840, Fax: 0221 99808419 info@djkdvkoeln.de www.djkdvkoeln.de DPSG-Diözesanverband Köln Rolandstraße 61, 50677 Köln Fon: 0221 937020‑0, Fax: 0221 937020‑44 info@dpsg-koeln.de www.dpsg-koeln.de KjG-Diözesanverband Köln Steinfelder Gasse 20–22, 50670 Köln Fon: 0221 1642‑6432, Fax: 0221 1642‑6841 info@kjg-koeln.de www.kjg-koeln.de KLJB-Diözesanverband Köln Steinfelder Gasse 20–22, 50670 Köln Fon: 0221 1642‑6555, Fax: 0221 1642‑6288 buero@kljb-koeln.de www.kljb-koeln.de

landundleute BDKJ Oberberg: Eine Freizeit für Alle ______________ Kolpingjugend fairändert Bayern! ____________________ BDKJ Bonn: Fairabredung _____ DPSG: Happy Wö-Day ________ BdSJ: Bastians Fotoboost _____ CAJ: Sternstunden in Tansania _________________ KLJB: Hast Du einen Schatz zuhause? ___________________ PSG: Zeitreisen und Flashmobs __________________ Namen und Nasen ___________

mystikundpolitik 4 4 5 5 6

Malteser Jugend Diözesanverband Köln Siegburger Straße 229c, 50679 Köln Fon: 0221 974545‑18, Fax: 0221 97454527 jugendreferat@malteserjugend-koeln.de www.malteserjugend-koeln.de PSG-Diözesanverband Köln Steinfelder Gasse 20–22, 50670 Köln Fon: 0221 1642‑6560, Fax: 0221 1642‑6869 info@pfadfinderinnen-koeln.de www.pfadfinderinnen-koeln.de

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zumthema

Kolpingjugend Diözesanverband Köln Präses-Richter-Platz 1a, 51065 Köln Fon: 0221 2839520, Fax: 0221 2838529 dmimberg@kolping-koeln.de www.kolpingjugend-dv-koeln.de KSJ-Diözesanverband Köln Gabelsberger Straße 19, 50674 Köln Fon: 0221 410508, Fax: 0221 4200619 info@ksj-koeln.de www.ksj-koeln.de

Im Gespräch mit Kardinal Woelki ____________ Wahlrecht ab 16?! ___________ „Gerechte Teilhabe für junge Flüchtlinge“ _______ Hello, my name is … ________ „Dass Auschwitz nie wieder sei!“ ____________

kulturundgesellschaft Wintergefühle _______________ 9 Köln in Hamburg ___________ 10 Segen bringen, Segen sein ___ 11 Das TEIL 2/2014 _____________ 11

Nachhaltigkeit ist eigentlich ganz einfach ______ Die Nachhaltigkeit und das gute Leben ________ „Was bedeutet für Dich Nachhaltigkeit?“ ____________ Faire Weihnachtnen – Frohe Weihnachten _________

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termine Frühjahr/Sommer 2015 _______23

impressum Die ennundteh (ehemals N&T, ehemals News & Trends) ist das Magazin des BDKJ im Erzbistum Köln. herausgeber Trägerwerk des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) in der Erzdiözese Köln e. V., Steinfelder Gasse 20–22, 50670 Köln, Telefon: 0221 1642‑6316, Fax: 0221 1642‑6613, E-Mail: redaktion@bdkj-dv-koeln.de, Internet: www.bdkj-dv-koeln.de redaktion Johanna Lang (jl), Susanne Schütte V. i. S. d. P. (sus) l­ayout Thomas ­Jakobi druck schöttler druck, Ratingen titelbild Marén Wirths/Agora Köln auflage 1 800 Exemplare erscheinungsweise 2 x jährlich bezugspreis Der Bezugspreis für ennundteh ist für die Mitglieder in den Mitgliedsverbänden des BDKJ im Erzbistum Köln in dem jeweiligen Mitgliedsbeitrag enthalten. ISSN 1437‑9120 · ­Namentlich ­gekennzeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion. Die nächste ennundteh kommt im Sommer 2015.

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inntroh

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Foto: ncl/photocase.com

achhaltigkeit. Nach-hal-tig-keit. – Auf den ers‑ ten Blick kommt dieses Wort recht behäbig und sperrig daher. Aber eigentlich hat „Nachhaltigkeit“ herzlich wenig mit Stillstand und Schwerfälligkeit zu tun. Vielmehr geht es genau darum, Dinge in Bewegung zu bringen und Sachverhalte nicht als unumstößlich hinzunehmen. Keine Angst, das Rad neu erfinden muss jedeR Einzelne sicherlich nicht, aber ganz konkret darf kein Weg an Folgendem vorbeiführen: Nämlich die eigenen Verhaltenswei‑ sen zu hinterfragen und ja, sich mal wieder rich‑ tig ärgern, wenn man im Supermarkt steht und die Stofftüte vergessen hat. So fängt Veränderung im eigenen Kopf an. Im Endeffekt ist dies nämlich ein kleiner Schritt für den oder die EinzelneN, „aber ein großer Schritt für die Menschheit“. Nachhaltigkeit spielt jedoch nicht nur beim eige‑ nen, kritischen Konsumverhalten eine Rolle, son‑ dern sie ist ein gesamtgesellschaftliches Thema. Mit Martin Herrndorf haben wir uns getroffen und bei einer Tasse fairem Kaffee über das Projekt „Tag des guten Lebens“ gesprochen, das schon zwei Mal in Köln-Ehrenfeld stattgefunden hat. Die InitiatorInnen beschäftigen sich mit nachhaltiger Lebensführung,

k­ ritischem Konsum und langfristigen Beziehungen in der Nachbarschaft – ein Projekt, das nachhaltig das Leben der VeedelsbewohnerInnen beeinflusst. Auch unser Diözesanverband legt neben kri‑ tischem Konsum viel Wert auf nachhaltige Be‑ ziehungen: Ganz begeistert sind wir von unserer Verbindung zum BDKJ Hamburg, die wir seit der 72-Stunden-Aktion im Sommer 2013 hegen und pfle‑ gen. Eine wunderbare Lobhudelei von Martin Helf‑ rich (BDKJ Hamburg) über den Hamburg-Besuch des Diözesanauschusses lest ihr auf Seite 10. Im Namen der ganzen Diözesanstelle wünsche ich euch ein schönes und besinnliches Weihnachts‑ fest. Geschenkeauspacken ist übrigens noch span‑ nender, wenn man das Papier nicht gierig aufreißt, sondern ganz vorsichtig die einzelnen Klebestreifen ablöst, um das Papier im Sinne der Nachhaltigkeit später wiederzuverwenden … Nicht wahr? ;-)

Johanna Lang Referentin für Presse und Medien

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landundleute

Eine Freizeit für Alle In diesem Jahr ging es vom 2. bis 16. August 2014 in das Selbstversorgerhaus De Linden‑ horst in De Schiphorst in den Nieder‑ landen. Mit dabei waren 32 Teilneh‑ merInnen im Alter von 13 bis 30 und ein 11-köpfiges BetreuerInnenteam. Ge‑ mäß unseres Ziels, eine inklusive Fe‑ rienfreizeit, also eine Freizeit für Alle, anzubieten, sollte auch im Programm für jedeN etwas dabei sein. So reich‑ te unser diesjähriges Angebot von den bekannten Kennenlern-, Gruppen‑ und Geländespielen, über Stadtausflüge, Bowling, Abenteuerschatzsuche und Nachtwanderung bis hin zu kreativen Workshops wie Action Painting, Post‑ fächer basteln und Popcakes backen. Zum sportlichen Ausgleich wurden ei‑ ne Reihe Spiele gespielt, die von Fe‑ derball über Basketball und Brennball bis hin zu Abend-Fußball im Flutlicht reichten. Besonders beliebt war ein Tag unter dem Motto „TeilnehmerInnen ge‑

gen BetreuerInnen“, der einen besonde‑ ren Ehrgeiz und Zu‑ sammenhalt unter den TeilnehmerIn‑ nen weckte. Natürlich fanden auch in die‑ sem Jahr wieder Par‑ tys statt. Unter dem Motto „Beach und Af‑ ter-Show“ wurden die passenden Outfits ausgepackt, dekoriert, Das Sportcamp des BDKJ Oberberg in De Schiphorst (NL) alkoholfreie Cock‑ und Stimmungen eingefangen, die Teil‑ tails zubereitet und in einem Tanzkurs nehmerInnen konnten auch aktiv Ein‑ die Grundschritte des Discofox gelernt. Beim „Wellness-Tag“, bei Stockbrot und blicke in die Filmarbeit gewinnen. Eine tolle, erlebnisreiche Freizeit, die Gitarrenmusik am Lagerfeuer oder klei‑ alle TeilnehmerInnen und auch Betreu‑ nen „Traumreisen“ konnten alle zwi‑ erInnen ganz unaufdringlich erleben schendurch zur Ruhe kommen. ließ, dass Menschen, auch wenn sie Durch die Unterstützung der Film AG sehr verschieden sein mögen, gemein‑ e. V. war während der gesamten zwei sam Spaß haben und sich gegenseitig Wochen die Kamera ein ständiger Be‑ gleiter. Es wurden nicht nur Spiel, Spaß bereichern können. Isabell Hagemann

Kolpingjugend fairändert Bayern!

Foto: Alexander Volberg

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem riesigen Planspiel. Eingeteilt in alle Länder der Welt, hatten wir nur ein Ziel: Die Grund‑ versorgung unse‑ rer Bevölkerung si‑ chern. Dass dafür auch schon mal ein bisschen Schweiß fließen muss, war Kolpingjugend „lösgelöst“ auf Jugendwallfahrt in Altötting schnell klar. Denn nachwachsende Rohstoffe konnte man Am 3. Oktober machten erspielen. Ein Holz: Zehn Liegestützen. wir uns nach einer durch‑ Alle anderen Rohstoffe mussten ge‑ spielten Nacht auf den Weg nach Al‑ handelt werden. tötting. Vor uns lag die Jugendwall‑ fahrt der Kolpingjugend Bayern: Der Samstag wurde durch Work‑ „Losgelöst! Wir fairändern Bayern!“ shops zu einem Erlebnis. Bei uns

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konnte man Upcyclen oder Schokola‑ de testen. Aber auch selbstgehäkelte Handytaschen, Schnuffi-Brettchen und selbstgemachte Marmelade standen hoch im Kurs. Zum Ende des Tages gab es eine Party, die sich sehen las‑ sen konnte. Bevor es ans Verabschieden ging, fand die große Abschlussmesse statt. Zum Schluss gab es für jeden noch ei‑ ne faire Aufgabe, die in den kommen‑ den Wochen umgesetzt werden sollte. Es war ein wahnsinniges Wochenen‑ de, das super vorbereitet war und uns allen sehr viel Spaß gemacht hat. Wir sind immer noch beeindruckt von all den Erlebnissen und den netten Men‑ schen die wir getroffen haben. Dafür vielen Dank nach Bayern, wir kommen gerne wieder! Sarah Forst

Foto: BDKJ Oberberg

Spiel, Spaß und Stimmung im Sportcamp 2014 des BDKJ Oberberg


landundleute

Fairabredung in Bonn Solidarität mit jungen Menschen in Uganda Die Bonner Jugendverbandle‑ rInnen ließen ihre Ballons mit Infokärtchen zum Fairen Handel in den Himmel über dem Bonner Norden aufsteigen. Unter lautem Jubel wurden die roten Ballons gen Himmel geschickt. „Wir hof‑ fen, dass wir mit dieser Aktion noch mehr Menschen über Fairen Handel aufklären können.“, sagt Marco Köster, Vorstandsmitglied des BDKJ Bonn. Auch in Kampala war das Pro‑ jekt ein großer Erfolg. „In Kampa‑ la haben sich die Jugendlichen vor wenigen Tagen getroffen und mit‑ hilfe eines Freiwilligen ein Video gedreht. So konnten wir einen Blick auf die Aktion in Uganda werfen. Die Jugendlichen haben ihre Wünsche für die Zukunft und eine gerechte Welt in den Himmel geschickt.“ ­Melina Schütz

Luftballons als Ausdruck der Solidarität in Bonn …

Fotos: BDKJ Bonn

Was ist fair? Wo finde ich Fairness im Alltag? Und wem hilft eigentlich der Faire Han‑ del? 30 Jugendliche und junge Er‑ wachsene waren im Rahmen der bundesweiten Fairen Woche zu‑ sammengekommen, um sich zum Thema „Fairer Handel“ auszutau‑ schen. Michael Seeber, BDKJ-Re‑ ferent, erklärte den Anwesenden Hintergründe und Begrifflichkei‑ ten einer fairen Produktionskette. Er erläuterte, wie sich jedeR Ein‑ zelne engagieren kann, um die Be‑ dingungen der ArbeiterInnen in einem betroffenen Land zu ver‑ bessern. Zudem hatten sich die JugendverbandlerInnen mit jun‑ gen Menschen in Uganda fairab‑ redet, um als Ausdruck ihrer Soli‑ darität Luftballons in den Himmel ihrer jeweiligen Stadt aufsteigen zu lassen.

… und in Uganda

Happy Wö-Day Geburtstagsparty zum 100jährigen Bestehen der Wölflingsstufe

Foto: DPSG

Unter dem Motto „Verlasst Köln ein bisschen oranger, als ihr es vorgefunden habt“ tra‑ fen sich 150 Wölflinge (8–11 Jahre) und ihre Leiterinnen und Lei‑ ter am 20. September in Köln um ge‑

bührend den 100. Geburtstag der Kin‑ derstufe der PfadfinderInnen zu feiern. Ausgerüstet mit orangenen Partyhüt‑ chen und einer Tasche voller orangener Geschenke und Infomaterial für die Pas‑ santInnen zogen die Wölflinge in klei‑ nen Gruppen durch die Innenstadt, um an verschiedenen Stati‑ onen orangene Dinge zu basteln, Orangen‑ saft zu pressen, den Geburtstagssong zu tanzen oder Geburts‑ tagsspiele zu spielen. Da am gleichen Tag der neue Kardinal Woelki in Köln einge‑ führt wurde, ließen Die Wölflinge heißen Erzbischof Kardinal Woelki in Köln Wö-Kommen

die Wölflinge es sich nicht nehmen, ihn mit einem „Herzlich Wö-kommen“ und orangenen Luftballons auf der Domplat‑ te zu begrüßen. Und um den KölnerIn‑ nen zu zeigen, was PfadfinderInnen so drauf haben, errichteten sie am Nach‑ mittag in minutenschnelle eine kleine tanzende Zeltstadt auf der Domplatte. Nach so viel Aktion wurden am Abend noch einmal alle Kräfte für die Abschlussparty im Pfarrheim Groß St. Martin mobilisiert, auf der ordent‑ lich zum „Happy Wö-Day“-Song ge‑ rockt wurde und die Wölflinge deut‑ lich mehr Ausdauer zeigten als ihre LeiterInnen. Eine wirkliche gelunge‑ ne Geburtstagsparty. Wir freuen uns auf die nächsten 100 Jahre Wölflinge! ­A nna Klüsener

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Bastians Fotoboost Verrückte Fotoaktion auf dem Diözesanjungschützentag 2014 in Düsseldorf-Benrath „Freundschaft verbindet“ – so war das Motto des diesjährigen Diözesanjungschützentages (DJT). Schön, oder? Und weil ich mal zeigen wollte, wie vielfältig und bunt die Menschen im BdSJ so sind, habe ich ganz viele Fotos für euch gemacht. Wenn ihr euch jetzt är‑ gert, dass ihr auf keinem Foto seid, dann dürft ihr auf kei‑ nen Fall den nächsten DJT am 23. August 2015 in Hennef ver‑ passen! Viele Grüße Euer Bastian

So fühl’ ic

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ohl!

Das bin ich mit zw ei coolen Solingerinne n

W illko mm e n in S c hü t z enf a m der ilie!

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Die Mädels aus Kö ln Süd find ich gut!

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Was haben die BonnerInnen denn mit unserem ExDiözesanprinz Ben gemacht?

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Jetzt werd‘ ich aber langsam müde vom vielen Po sen…


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Hast Du einen Schatz zuhause?

CAJ Schäl Sick zu Besuch in Afrika

Handyaktion der KLJB

CAJlerInnen mit SchülerInnen der Kirua Rombo Primary School

Mit Fördermitteln der Ju‑ gendstiftung *Morgensterne reisten Jugendliche der CAJ Schäl Sick im August für 3 Wochen nach Tansania, um das Land, die Menschen, die Lebensweisen und Kulturen kennen‑ zulernen, aber auch um zu helfen. Ziel der Reise war es, im Sinne eines Work‑ camps in zwei verschiedenen Schulen durch die Arbeit der Jugendlichen ein kleines Stück Hilfe zu leisten und die (Lern-)Situation zu verbessern. Das erste Projekt war die Kirua Rom‑ bo Primary School, eine Grundschule am Fuße des Kilimanjaro. Dort hatten die CAJlerInnen die Möglichkeit, den Dorfalltag mitzuerleben. So waren die Jugendlichen auf dem wöchentlichen Markt und besuchten gemeinsam mit den Einheimischen die Sonntagsmesse. Die Arbeit vor Ort bestand darin, die schon seit langem dringend benötigten neuen Schulgebäude zunächst weiß zu streichen und dies anschließend durch verschiedene gestalterische Elemente zu ergänzen: Indem sie das Alphabet, das Ein-mal-eins, den menschlichen Körper und eine Weltkarte auf die Wän‑ de zeichneten, bereicherten die Ver‑ bandlerInnen die Lernatmosphäre im Schulgebäude. So war der Umzug von den alten zu den neuen Klassenräu‑ men schneller als geplant möglich und

die SchülerInnen profitieren nun von einem schönen Lernumfeld. Das zweite Projekt fand in der Star High School in Mbuguni in der Nähe von Arusha statt. Die Star High School ist eine weiterführende Schule, die als Internat geführt wird. Sie ist relativ einsam gele‑ gen, daher verbrachten die CAJlerInnen ihre Zeit vor Ort im selben Rhythmus, in dem die SchülerInnen der Schule dort das ganze Jahr über ihren Alltag leben: Beten-Lernen-Arbeiten-Freizeit. Zurzeit wird die Schule von ca. 500 SchülerInnen besucht. Um zu ermöglichen, dass in Zu‑ kunft noch mehr Kinder und Jugendliche aufgenommen werden können, halfen die Kölner Jugendlichen dabei, weitere Betten zu lackieren und aufzubauen. Die VerbandlerInnen reparierten außerdem den vorhandenen Basketballkorb, erneu‑ erten das Volleyballfeld und halfen bei der Tomatenernte. Zurück in Deutschland geht der Grup‑ pe von der „Schäl Sick“ nun die Frage durch den Kopf, wie diese Projekte wei‑ ter sinnvoll unterstützt werden können. Ein großer Dank geht an die SponsorIn‑ nen des Tansania-Projekts, so auch an die Stiftung *Morgensterne, die durch ihre finanzielle Unterstützung erst mög‑ lich gemacht haben, dass vor Ort so viel erreicht und verändert werden konnte. Caroline Jankowski

Die Katholische Land‑ jugendbewegung (KLJB) im Erzbistum Köln be‑ hauptet: „Mit Sicherheit!“. Rund 90 Millionen alter Handys liegen in deutschen Haushalten verbor‑ gen. Wenige wissen, dass sich in jedem dieser Handys verschie‑ dene Rohstoffe und Edelmetal‑ le verstecken. Bei der Vielzahl an Handys kommen da schon einige Tonnen zusammen. Die Rohstoffgewinnung stellt für die Menschen und Tiere in den Abbaugebieten eine gro‑ ße Gefahr und den Verlust der natürlichen Lebensräume dar. Gesundheitsschädliche Chemi‑ kalien werden zur Gewinnung eingesetzt, Wälder werden ge‑ rodet und Boden wird abgetra‑ gen. Durch das Recycling von alten Handys kann diese Roh‑ stoffgewinnung gemindert wer‑ den. Die KLJB hat daher eine Handysammelaktion initiiert und spendet alte Geräte an den Köl‑ ner Zoo, der mit dem Erlös ein Schutzprojekt für Gorillas unter‑ stützt. Spende auch du deinen Schatz! Infos bekommst du un‑ ter buero@kljb-koeln.de oder 0221‑16426289. Kristina Ackermann

Foto: KLJB DV Köln

Foto: CAJ Schäl Sick

Jugendstiftung *Morgensterne ­schenkte Sternstunden in Tansania

Handys für Gorillas sammelt die KLJB im Erzbistum Köln

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Zeitreisen und Flashmobs Bundesweite Aktionswoche „mission fourteen“

Namen und Nasen Der BDKJ Pulheim hat ­Maike Schenzler und Simon Blens zum Vorstand des Stadtverbandes Pulheim gewählt. Herzlichen Glück‑ wunsch!

Foto: PSG DV Köln

Gratula‑ tion an die neu gewählten Stefan Dahlmann und Tom Golzem, die ab sofort zusam‑ men mit Nadia Schnabel und L­ isa Schulz die Diözesanleitung der KSJ bilden.

PSGlerinnen beim Flashmob vor dem Düsseldorfer Rathaus

Pfadfinderinnen sind über‑ all! – Um das zu zeigen, fand vom 26. September bis 5. Ok‑ tober 2014 die bundesweite Aktionswo‑ che der PSG „mission fourteen“ statt. Natürlich gab es auch in der Diözese Köln einige Aktionsangebote: Angelehnt an den Roman „Rubinrot“ lud die Sied‑ lung in Siegburg zu einem Abenteuer ein, das die Mädchen mitnahm auf ei‑ ne Reise durch die Zeit. Ob als Gaukle‑ rin im 16. Jahrhundert oder 1907 beim ersten PfadfinderInnenlager: Es gab ei‑ ne Menge zu erleben!

Die Stämme in Düsseldorf überrasch‑ ten TouristInnen und Einheimische mit Flashmobs auf einer großen Einkaufs‑ straße und vor dem Rathaus. Wie aus dem Nichts wurde ein kleines Pfadfinde‑ rinnenlager aufgebaut, komplett mit Koh‑ te, Lagerfeuer und Singerunde. Viele Pas‑ santInnen blieben stehen, um sich das Spektakel anzuschauen. Der eine oder die andere zückte auch das Smartphone, um Fotos oder Videos zu machen. Mehr Infos und Fotos von den Aktio‑ nen gibt es auf www.pfadfinderinnenkoeln.de. Kristina Knudsen

Sternstunden schenken

www.jugendstiftung-morgensterne.de

Projektantrag: Telefon 0221 - 1642 6262, E-Mail info@jugendstiftung-morgensterne.de Spendenkonto: Paxbank eG Köln, BLZ 370 601 93, Kontonummer 30 891 015

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Die PSGlerinnen haben gewählt: Wir gratulieren Heidi ­Fechner, ­Cosima Weigel und Vanessa ­Olzem zur Neu‑ und Wiederwahl! Auch bei der CAJ hat sich eini‑ ges getan: Glückwünsche an J­ulia Schuhbauer zur Bestätigung im Amt, an Felix Blumentritt, Jan Badorrek, Christina Breuer zur Wahl in die Diözesanleitung und an Marianne Arndt zur Wahl als Geistliche Leiterin. Außerdem gibt es im BDKJ Diö‑ zesverband und in den Regionen Veränderungen: Simon Blens hei‑ ßen wir als neuen Vorstandrefe‑ renten des BDKJ RheinBerg herz‑ lich willkommen. Simone Zorn verabschieden wir ab Januar in Elternzeit und geben ihr beste Wünsche mit auf den Weg. In der Kölner Diözesanstelle v­ erabschieden wir unsere lang‑ jährige BDKJ-Diözesanvorsitzen‑ de A ­ nnika ­Triller und unseren Verwaltungsangestellten Markus ­Schnorrenberg! Wir wünschen Euch von Herzen alles Gute!


kulturundgesellschaft

Wintergefühle Lasst Euch berieseln: Mit spannendem Lesestoff ins neue Jahr Privates ist Diebstahl: Der Circle

„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“

Google, Amazon, Facebook und Co. „Krebsbücher sind doof!“, findet Hazel, waren gestern. Der Star im Netz ist der die selbst Lungenkrebs hat. Internet‑ und Technologiekonzern „Cir‑ Hazel ist 16 Jahre alt, hasst Selbst‑ cle“. Dave Eggers beschreibt in seinem hilfegruppen und möchte auf keinen Roman dieses fiktive Unternehmen, Fall bemitleidet werden. Ihrer Mutter das als cooler Arbeitgeber gilt und für zuliebe geht sie letztlich doch dort‑ seine KundInnen als eierlegende Woll‑ hin und lernt Gus kennen. Schlag‑ milchsau des Internets erscheint. In fertig, humorvoll und gutaussehend vielem fühlt man sich dabei an die geht er offensiv mit seiner Krankheit realen Größen des Internets erinnert. um. Die beiden diskutieren über Bü‑ Die Hauptfigur, Mae Holland, ist cher, Musik, spielen Computerspiele unendlich glücklich bei „Circle“ ar‑ und verlieben sich ineinander – trotz beiten zu dürfen: Mit Zusatzleistun‑ ihrer Krebserkrankungen und dem gen wie kostenloser Gesundheits‑ Wissen, dass ihnen nicht mehr viel versorgung und umfangreichem Zeit zu zweit bleibt. Freizeitprogramm macht der Circle Die Figuren strotzen vor Kraft und zunächst den Eindruck eines perfek‑ Energie und dennoch spürt man als ten Arbeitgebers. Erstaunlich, wie LeserIn oft die Ironie und Hilflosig‑ wenig Mae die Anforderungen des keit hinter den lustigen Sprüchen Unternehmens hinsichtlich völliger der Jugendlichen. Obwohl dieses Transparenz und sozialer Kontrolle Buch von John Green so ein trauri‑ hinterfragt. Und, man ahnt es schon, ges und tragisches Thema hat, ist je tiefer man blickt, desto deutlicher es gleichzeitig wunderschön, kraft‑ werden für die LeserInnen die Schat‑ voll und absolut lebensbejahend. Es tenseiten des Systems … ist lustig, ohne dabei seine Ernst‑ Eggers greift im Roman mit dem haftigkeit zu verlieren. Die Ge‑ Spannungsfeld soziale Netzwerke schichte lässt einen nicht los und sowie Datenschutz und Privatsphäre führt dazu, dass man selbst an‑ zwei aktuelle Themen auf. Er zeichnet fängt, über das eigene Leben, den ein Szenario, in dem eine Privatsphäre Tod, die Dinge und Menschen, die de facto nicht mehr existiert. Damit man zurücklässt, nachzudenken. ruft er in Erinnerung, was wir nur zu „Krebsbücher sind nicht immer gerne verdrängen: Nichts ist gratis im doof.“, sage ich. Gesa Zollinger, Diö­ World Wide Web, das Geld des Inter‑ zesanvorsitzende BDKJ Aachen nets sind persönliche Daten. Fazit: Sehr lesenswert. Wolfgang Ehrenlechner,

Bücher für Weltverbesserer Im September wurde ich dazu nomi‑ niert, 10 Bücher in meine Facebook‑ chronik zu posten, die mir im Kopf geblieben sind. Habe ich nicht ge‑ macht. Ich konnte mich nicht entscheiden. Jetzt bin ich gebe‑ ten mein Lieblingsbuch zu rezensie‑ ren und wieder kann ich mich nicht entscheiden. Meine Lieblingsautorin ist Astrid Lindgren. Gerne hätte ich als Kind ein Kätzchen geschenkt bekommen wie Rasmus. Ich wollte Journalistin werden wie Madita und war Mitglied einer Detektivbande wie Kalle. Ich habe immer gerne gelesen wie Lisa aus Bullerbü. Freundschaft ist mir genauso wichtig wie Ronja. Michel und Pippi kannte ich lange nur aus den Filmen. Aber gerade als erwach‑ sener Mensch lohnt es sich, ihre Ge‑ schichten auch zu lesen. Pippi und Michel zwingen uns dazu, die Welt aus der Sicht von Kindern zu sehen. Wir werden feststellen, dass es viel zu verbessern gibt. „Ihr müsst dem Kind den Weg zum Buch weisen. Denn findet es den Weg […] nicht, […] wird es kein Weltverbesserer.“, schreibt Astrid Lindgren. Es braucht viele Weltver‑ besserer, also vorlesen und lesen. Annika Triller

BDKJ-Bundesvorsitzender

John Green „Das Schicksal ist ein Mieser Verräter“, Hanser

Die Kinderbücher von Astrid Lindgren, Oetinger Verlagsgruppe

Fotos: bit.it/photocase.com

Dave Eggers „Der Circle“, Kiepenheuer & Witsch

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kulturundgesellschaft

Köln in Hamburg Auf den Spuren von Flüchtlingen as Jahr 2012: Wir erinnern uns, vor uns liegt das Mammutpro‑ jekt 72-Stunden-Aktion. Dabei tref‑ fen im BDKJ alte 72-Stunden-Hasen auf Projektneulinge. Der Diözesanvor‑ stand des BDKJ Köln unterstützt seine In trauter „Acht“-samkeit: Die Vorstände der BDKJ Verbände Hamburger KollegInnen – die 72-Stun‑ den-Aktion im Norden profitiert ent‑ scheidend von den rheinischen Er‑ fahrungen. Durch Besuche, ständigen Austausch und den Kontakt in den Gremien auf Bundesebene entwickelt sich eine Partnerschaft. Der Tagungsort des Diözesanaus‑ schusses ist am 19. September 2014 Wagen 4 des Hamburg-Köln-Express, unterwegs Richtung Norden. Unter den verdutzten Augen des Zugbeglei‑ ters, werden weite Teile der Tagesord‑ Der Diözesanausschuss an den Hamburger Landungsbrücken. Löpt! nung abgearbeitet. Am Hamburger Hauptbahnhof endet die Fahrt. Hier steigen Menschen auf aus, trafen stets MigrantInnenströme Dass es häufig nicht so leicht ist, dem Weg zur Arbeit um, treten Reisen und Menschen unterschiedlicher Her‑ „Willkommen“ zu sagen, erfahren wir an, treffen am Ziel ein – für Tausende kunft aufeinander. Das trägt entschei‑ in einem intensiven Gespräch mit dem Flüchtlinge ist er, wie sie hoffen, in die‑ dend bei zu dem Gefühl, aus dem die Vorsitzenden des Innenausschusses sen Monaten auch eine Durchgangssta‑ HamburgerInnen ihre Stadt als die der Hamburgischen Bürgerschaft. Wir tion zu einem besseren Leben. „schönste Stadt der Welt“ bezeichnen. hören von einer Stadt, die überrollt Das war Hamburg schon immer: Wir gehen auf Spurensuche: Bei einer wird von Asylsuchenden – 600 sind Hafenstadt, Metropole, Tor zur Welt. Stadtführung entdecken wir Hamburg es der Prognose nach jeden Monat. Von hier aus handelten die Kaufleute unter dem Gesichtspunkt Flucht. Es fehlt an Unterkünften, Betreuung, schon vor der Globalisierung weltweit, Die Engagierten aus den BDKJ-Diö‑ rechtlicher Handhabe. Wenn alle mit wanderten Menschen nach Amerika zesanverbänden Köln und Hamburg anpacken, ist das zu bewältigen – gemeinsam unterwegs. Wir tun an doch die politische Herausforderung diesem Wochenende, was man in ka‑ ist, das Klima nicht kippen zu lassen: tholischen Jugendverbänden nun mal Sobald eine laustarke Gruppe, und sei so macht: Wir arbeiten inhaltlich, feiern es eine Minderheit, demagogisch die Messe, essen miteinander, haben Spaß. Ausländerfeindlichkeit schürt, könnte Für eine Willkommenskultur Zu Gast bei Brot und Rosen: Die dia‑ alles verloren sein. im Erzbistum Köln. Ihr wollt euch für Flüchtlinge in eurer konische, christlich-anarchistische Ba‑ Ein intensives Wochenende. Es ist Stadt/Region engagieren und habt auch sisgemeinschaft lebt in einem Mehrge‑ viel zu tun. Die Partnerschaft zwi‑ schon eine Idee für eine Aktion, bei nerationenhaus zusammen und will ein schen den BDKJ-Diözesanverbänden denen ihr Flüchtlinge integriert? Das „Haus der Gastfreundschaft“ sein: Man ist tiefer geworden. Köln in Hamburg: Erzbistum Köln fördert bei der Aktion öffnet dort vorbehaltlos die Türen für Eine Lovestory. Wir danken Euch für Neue Nachbarn mit 1 000 000 Euro die Flüchtlingshilfe in unserer Diözese. Für Flüchtlinge, die nicht wissen, wohin. Da‑ Eure Offenheit, Herzlichkeit, den viel‑ mehr Informationen zum Thema meldet bei ist Brot und Rosen keine öffentliche fältigen Austausch… und auch die Euch bei Johanna Lang (redaktion@bdkjUnterkunft oder keine staatliche Institu‑ Einladung nach Köln! „Ahoi!“, sagt dv-koeln.de) oder besucht die Homepage tion – sondern eine radikale Lebensform M ­ artin Helfrich, BDKJ-Diözesanvorsitzender www.aktion-neue-nachbarn.de in Hamburg aus christlicher Überzeugung.

Aktion Neue Nachbarn

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Fotos: BDKJ DV Köln

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mystikundpolitik

Segen bringen, Segen sein Gesunde Ernährung für Kinder auf den Philippinen und weltweit

u vielen Gelegenheiten beten wir das Vater Un‑ ser – die Zeile „Unser täg‑ liches Brot gib uns heute“, sie erscheint uns dabei fast überflüssig. Leider sieht das in vielen Gegenden der Welt ganz anders aus. Weltweit leiden derzeit fast 850 Mio. Menschen an Hunger (jeder Achte). 98 Prozent davon le‑ ben in Entwicklungs‑ und Schwellenländern. Die Grün‑ de für diese Situation sind vielschichtig, obwohl es the‑ oretisch genug Nahrung auf der Welt gibt: Ungerecht verteiltes Einkommen, feh‑ lendes oder unfruchtbares Ackerland, Krieg und Ver‑ treibung, Naturkatastrophen, Klimawandel, schlechte Re‑ gierungsführung sowie die Folgen von Globalisierung und Export. Unter‑ und Mangeler‑ nährung haben vielfältige Folgen. Betroffene Men‑ schen sind anfälliger für Infektionskrankheiten, die körperliche und geistige Entwicklung wird verzögert oder stagniert und die kör‑ perliche Belastbarkeit ist gering. Gerade bei Kindern unter fünf Jahren führt Mangel‑ und Unterernäh‑ rung häufig zum Tod. Auf den Philippinen, dem diesjährigen Beispielland der Aktion Dreikönigssingen, leben 25 Prozent der Bevöl‑ kerung unter der Armuts‑ grenze und können sich daher meist nur Reis als Grundnahrung kaufen. Dort wird zwar viel angebaut,

das Meiste aber exportiert. Die PlantagenarbeiterInnen können sich die Güter nicht leisten. Hinzu kommen aku‑ te Bedrohungen durch Na‑ turkatastrophen. Durch diese Probleme gibt es gegen den Hunger in der Welt keine einfache Lösung. Nachhaltige Lösungsansätze müssen zahlreich sein: Gu‑ te Trinkwasserversorgung, Einhalten von Hygienere‑ geln, Wissensvermittlung über ausgewogene Ernäh‑ rung und der Anbau von Pflanzen sowie zur Not die Verteilung von Nahrungs‑ mitteln. JedeR SternsingerIn bei uns in Deutschland trägt mit seinem oder ihrem Einsatz dazu bei, dass der Vers aus dem Vater Unser möglichst für alle Men‑ schen in der Welt zur Rea‑ lität werden kann. ­Rebekka

Foto: Bettina Flitner für Die Sternsinger

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Biesenbach

Das TEIL 2/2014 Wohnen in der Stadt – Gentrifizierung

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as ist eigentlich die Mietpreisbrem‑ se? Warum verändern sich Stadtteile? Und warum ist es so schwierig, in Köln und anderen Großstädten eine bezahlba‑ re Wohnung zu finden? Die jetzt erscheinende Ausgabe von „das TEIL“ setzt sich genau mit diesen Fragen auseinander. Gerade für junge Menschen ist die eigene Wohnung und der Gestaltung des Wohnumfeldes e­ ine sehr existenzielle Frage. Wir möchten einladen, Veränderun‑

gen im eigenen Stadtteil nicht nur zu beob‑ achten, sondern auch zu hinterfragen. Du bekommst noch kein TEIL? Bestell es jetzt per E-Mail: politik@bdkj-dv-koeln.de Jan Peter Gesterkamp

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Im Gespräch mit Kardinal Woelki Der BDKJ Diözesanvorstand zu Gast im erzbischöflichen Haus

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in großes Tor aus massiven Eisen‑ stäben hält uns vom Zugang zum erzbischöflichen Haus ab. Mit einem Summen öffnet es sich und der Weg ist frei. Die Spannung eines ersten Treffens liegt in der Luft, als wir, Anni‑ ka Triller, Tobias Agreiter, Pfr. Dirk Bin‑ gener und ich, Susanne Schütte, für ein Gespräch mit Rainer Maria Kardi‑ nal Woelki das erzbischöfliche Haus in der Marzellenstraße betreten. Die Spannung löst sich etwas, als Gerlinde Schlüter, die Büroleiterin des neuen Erzbischofs, uns freundlich in Empfang nimmt. Die Wartezeit vergeht schnell, während wir uns über die Re‑ novierungsarbeiten, den Umzug und die Einrichtung der neuen Büroräume austauschen. Der Rest der Spannung verfliegt, als Kardinal Woelki uns freundlich be‑ grüßt – mit festem Händedruck und klarem Blick. Wir folgen ihm in einen hellen Raum mit großen Fenstern und Blick auf den Garten. Auf dem Rasen liegen herbstlich gefärbte Blätter, auf dem Tisch steht frisch gebrühter Kaf‑ fee. Eine entspannte Atmosphäre. Als wir uns kurz vorstellen, fragt Kardinal

Woelki interessiert nach, ein Gespräch entsteht. Die Vorstellung des BDKJ, seiner Regionen und Mitgliedsverbände und die Herausforderungen, vor denen die Jugendverbände stehen, z. B. im Bezug auf Geistliche Verbandsleitung, sind erste Themen. Jugendverbandsarbeit ist für den Kölner kein „Neuland“: Durch seine Arbeit als Kaplan in einer Kölner Gemeinde gibt es für ihn ei‑ nige Anknüpfungspunkte. Selbst war Woelki im Jugendverband „Bund Neu‑ deutschland“ aktiv, der sich mittler‑ weile in KSJ (Katholische Studierende Jugend) und KMF (Gemeinschaft Ka‑ tholischer Männer und Frauen) auf‑ teilt. Und auch während seiner Zeit in Berlin hatte er Kontakt zum dortigen BDKJ. Weitere Themen sind die Heraus‑ forderungen in der Jugendpastoral im Erzbistum Köln, Schule als Ort für pas‑ torale Angebote und alternative Orte, um junge Menschen zu erreichen. Über die Gestaltung und den Aufbau von Gemeinden wird diskutiert, auch der Umgang mit

den Ergebnissen der Familiensynode kommt kurz zur Sprache. Das Gespräch ist angenehm. Offen werden Argumente ausgetauscht, auch gegensätzliche Meinungen können aus‑ gesprochen und diskutiert werden. Mitten im Gespräch geht die Tür auf und Frau Schlüter erinnert an den nächsten Termin. Woelki sagt, dass er noch ein paar Minuten für dieses Ge‑ spräch braucht. Ein gemeinsames Thema ist der Ein‑ satz für Flüchtlinge. Wir berichten von der MobCologne im September, mit der auf die Situation von Menschen auf der Flucht aufmerksam gemacht wurde. Als Geschenk bekommt Woel‑ ki ein Bild des Abschluss-Flashmobs: VerbandlerInnen eng gedrängt in Schlauchboten auf der Domplatte, Ker‑ zen in der Hand, weiße Rosen zieren den Steinboden. Noch einmal erinnert Frau Schlüter daran, dass die Zeit, die für das Tref‑ fen vorgesehen war, längst vorbei ist. Zeit für ein gemeinsames Foto ist aber noch. Wie schön, dass Woelki sie sich dafür und für den intensiven Aus‑ tausch genommen hat. sus

Foto: BDKJ DV Köln

Der BDKJ-Diöze‑ sanvorstand bei seinem Antritts‑ besuch bei Kardinal Woelki

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Wahlrecht ab 16?! Auf der Veranstaltung des BDKJ NRW „Wahlrecht ab 16?!“ wurde die Herabsetzung des Wahlalters mit Engagement diskutiert – ein spannender und erkenntnisreicher Abend arah Primus, BDKJ-Landesvorsitzen‑ de, machte in ihrem Eröffnungsvor‑ trag der BDKJ-Veranstaltung „Wahlrecht ab 16?!“ auf einen Grundwiderspruch aufmerksam: „Straf‑ und Religionsmün‑ digkeit gilt ab dem 14. Lebensjahr. Mit 16 darf man in vielen Bundesländern kommunal wählen, Bier und Wein trin‑ ken, unter Umständen heiraten, den Führerschein machen und mit 17 ist man bereits wehrfähig.“ Warum also sollen Jugendliche erst ab 18 die nöti‑ ge Reife besitzen, ihr demokratisches Wahlrecht auszuüben? Diese Frage berührt den Bereich des Rechts ebenso wie Pädagogik und Entwicklungspsychologie. Unter diesen Aspekten diskutierten auf der BDKJVeranstaltung drei Arbeitsgruppen in‑ tensiv und erfuhren die Einschätzung der anwesenden ExpertInnen.

ausfinden. Wich‑ tig war in dieser Diskussion die Er‑ kenntnis, dass es grundsätzlich ver‑ fassungskonform wäre, das Wahlal‑ ter abzusenken. ,, Wie reif sind 16-Jährige? Dirk Wedel (FDP) Manuela Grochowiak-Schmiedung (Die gab aber zu be‑ GRÜNEN) betonte, dass Jugendlichen denken, dass Re‑ Zukunftslobbyist Wolfgang Gründinger (l.) in der Diskussion mit dem Landtagsabgeordneten Prof. Dr. Rainer Bovermann (3.v.l.). bei der Berufswahl mit 16 schon ähn‑ ligionsmündigkeit lich schwierige Entscheidungen ab‑ oder Kommunal‑ verlangt werden. Hans-Willi Körfges wahlrecht auch unter 18 Jahren mög‑ te Sarah van Dawen-Agreiter (Lan‑ (SPD) ergänzte, junge Menschen sei‑ lich seien, weil diese Entscheidungen desjugendring NRW). Das aber hieße, en entwicklungspsychologisch durch‑ eine geringere Tragweite besitzen: dass PolitikerInnen sich haltlose Ver‑ aus schon mit 16 Jahren in der Lage Dort werden keine Gesetze beschlos‑ sprechen zwei Mal überlegen müss‑ differenzierte politische Entscheidun‑ sen. Olaf Wegner (PIRATEN) dagegen: ten, wenn es mehr jüngere WählerIn‑ gen zu treffen. „Theoretisch kann sich jeder Demente nen gibt. Wenn heutzutage 13-Jährige bei In‑ über 18 auf eine Parteiliste setzen las‑ Fazit: Nicht nur die Schulausbildung telligenztests so gut abschneiden wie sen. Warum verbanne ich dann einen muss bei einer Absenkung des Wahlal‑ vor Jahrzehnten vergleichbare 16-Jähri‑ 16‑ oder 17-jährigen, der ein Amt be‑ ters geändert werden, es braucht ins‑ ge, spreche dies für das Wahlrecht ab kleiden könnte?“ gesamt mehr Demokratisierung. 16, erläuterte Prof. Christian Palentien Obwohl am Ende des Abends kei‑ ,, Eine Frage der Werte oder der (Uni Bremen) aktuelle Erkenntnisse ner der TeilnehmerInnen die eigene ­Erziehung der Bildungsforschung. Entscheidend Meinung grundlegend geändert hat, sei aber, die Wahlmündigkeit auch in „Kinder finden es spannend, wenn haben die Gespräche sicherlich dafür Schulen und Verbänden zu fördern. sie erleben, dass sie Einfluss neh‑ gesorgt, die Argumente der GegnerIn‑ men können“, berichtete Annika Tril‑ nen der Wahlalterabsenkung besser ,, Die Verfassung sagt nicht „Nein“ ler in der dritten Arbeitsgruppe. „Ju‑ zu verstehen und für das „Wahlrecht Ob das „Wahlrecht ab 16“ auch ju‑ gendliche nehmen Versprechen von ab 16“ neue Argumente zu gewinnen. Miltiadis Oulios – Gekürzte Version. Artikel ristisch so ohne weiteres möglich ist, Politiker­Innen noch wörtlicher als ab‑ in ganzer Länge auf www.bdkj-nrw.de wollte die zweite Arbeitsgruppe her‑ geklärte, ältere WählerInnen“, ergänz‑

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Foto: Florian Eckert, BDKJ Paderborn

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„Gerechte Teilhabe für junge Flüchtlinge“ Katholische Jugendverbände fordern mehr Hilfe für Kinder und Jugendliche auf der Flucht

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und neunzig Delegierte der Mit‑ gliedsverbände und Regionen ha‑ ben am ersten Adventswochenen‑ de auf der Diözesanversammlung des BDKJ im Erzbistum Köln getagt. Die JugendverbandlerInnen kritisier‑ ten den Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland und riefen dazu auf, vor allem junge Flüchtlinge intensi‑ ver zu unterstützen. „Besonders Kinder und Jugendliche sind durch den Verlust ihrer Heimat traumatisiert und verunsichert.“, er‑ läutert die scheidende BDKJ-Diöze‑ sanvorsitzende Annika Triller „Unsere

Dr. Lücking-Michel (MdB)

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verdammte menschliche Pflicht“, den Leitbeschluss der Versammlung im Haus Venusberg in Bonn. „Als junge Christinnen und Christen fordern wir von Politik die uneingeschränkte Um‑ setzung der UN-Kinderrechtskonventi‑ on, um eine angemessene Betreuung der minderjährigen Flüchtlinge sicher‑ zustellen.“ Bei einer Podiumsdiskussion mit Generalvikar Dr. Stefan Heße, Dr. Claudia Lücking-Michel (MdB) und der Geschäftsführerin des Vereins „Ausbildung statt Abschiebung“, Carmen Martínez, debattierten die

VertreterInnen der Jugendverbände über die problematische Situation insbesondere junger Flüchtlinge in Deutschland. „Die katholischen Jugendverbände verpflichten sich dazu, vor Ort mit Wort und Tat für eine Willkommens‑ kultur einzutreten.“, erklärte BDKJDiözesanvorsitzender Tobias Agreiter. „Es ist wichtig, rechtliche Hemm‑ schwellen abzubauen, damit junge Menschen jeder Herkunft an unse‑ ren Angeboten teilhaben können.“ Außerdem verabschiedeten die Delegierten der Diözesanversamm‑

Generalvikar Dr. Heße im Gespräch mit Pfr. Dirk Bingener


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„Mach et joot, Annika!“

nander setzen und einen Studienteil für die nächs‑ te Diözesanversammlung vorbereiten. Bei den Wahlen der Diö‑ zesanvorsitzenden wurde Elena Stötzel neu gewählt und Susanne Schütte in ihrem Amt bestätigt. Ge‑ meinsam mit Tobias Agrei‑ ter und Pfarrer Dirk Bin‑ gener leiten sie nun den Dachverband der katholi‑ schen Jugendverbände im Erzbistum Köln. jl

Wir danken Annika Triller herzlich für ihr jahrelanges starkes Engagement für die Interessen von Kindern und Jugendli‑ chen und wünschen ihr alles Gute für ihren weiteren Lebensweg.

Fotos: BDKJ DV Köln

lung den Beschluss „Ver‑ antwortung für unsere Eine Welt“. Um im Feld der Entwicklungspolitik sprachfähig zu werden und Forderung zu ent‑ wickeln, gründeten die VertreterInnen der katho‑ lischen Jugendverbände einen entwicklungspoli‑ tischen Ausschuss. Die‑ ser wird sich mit einem selbstgewählten Themen‑ feld aus dem Bereich der Entwicklungspolitik ausei‑

Annika Triller, die seit 2006 das Amt der BDKJ-Diözesanvorsitzen‑ den innehatte, wurde von den Delegierten am Samstagabend auf einer bunten Feier verabschiedet. Die Verbände ließen es sich nicht nehmen, ihr mit vielen kleinen und größeren Auftritten und Gesangseinlagen „Auf Wiedersehen“ zu sagen.

Carmen Martínez, Geschäftsführerin „Ausbildung statt Abschiebung“

Die Delegierten (hier: Max Pilger, KjG) diskutieren die Anträge

Weitere Beschlüsse in Kürze Termine: Die BDKJ-Diözesan‑ versammlung des Jahres 2016 findet vom 25. bis 27. Novem‑ ber 2016 statt. Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Leitungspositionen der kath. Kirche: Der BDKJ DV will einen innerkirchlichen Neustart der Diskussion und fordert das Erzbistum Köln auf, sich aktiv um Frauen in Lei‑ tungspositionen zu bemühen.

Auch die Laiengremien werden aufgefordert, ihre Leitungen paritätisch zu besetzen. Schulsozialarbeit: Der BDKJ for‑ dert Politik auf, die langfristige Finanzierung der Schulsozialar‑ beit sicherzustellen, ohne die Kommunen zu belasten. Diese und alle weiteren Be‑ schlüsse gibt es online auf bdkj-dv-koeln.de > Diözesanverband > Beschlüsse

Tobias Agreiter, Elena Stötzel, Susanne Schütte und Pfr. Dirk Bingener (v.l.n.r.) bilden nun den ­Diözesanvorstand des BDKJ im Erzbistum Köln

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Hello, my name is … Auf der Diözesanversammlung 2014 wurde die 26-jährige Elena Stötzel einstimmig ins Amt der Diözesan‑ vorsitzenden gewählt. Wir haben uns wenige Tage nach der „DV“ mit ihr getroffen und waren neugierig.

Elena Stötzel 3 Ich musste die Wahl erst einmal realisieren. Ich habe mit Freundinnen und Freunden gespro‑ chen und auf meiner aktuellen Ar‑ beitsstelle Dinge geklärt. Außerdem bekomme ich ziemliche viele Freund‑ schaftsanfragen bei Facebook. ennundteh 3 Welchen Eindruck haben die Verbände und die Regionen bei der DV auf dich gemacht? Elena Stötzel 3 Einen sehr positiven! Ich war sehr aufgeregt am Anfang der DV, vor allem, da ich vorher noch nie da war. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und konnte mit allen Gruppen gut ins Gespräch kommen. ennundteh 3 Zurzeit arbeitest du beim Kolpingbildungswerk und betreust dort Projekte zur beruflichen Orientierung von Jugendlichen. Wie hast du deinen Weg dorthin gefunden? Elena Stötzel 3 Durch die ehrenamtliche Arbeit beim Jugendverband. Ich habe früh gemerkt, dass ich mich engagie‑ ren will und das nicht nur ehrenamt‑ lich. Daher habe ich die soziale Rich‑ tung eingeschlagen. Zum Studium „Erziehungswissenschaften“ kam ich durch Gespräche und ein Praktikum im Kinderheim. Aber erst im Laufe des Studiums habe ich gemerkt, wo‑ hin genau es gehen soll. ennundteh 3 Welche Themen sind denn deine Steckenpferde? Elena Stötzel 3 Im Feld der Schulpolitik sind mir aufgrund meiner aktuellen Arbeit sehr oft Dinge negativ auf‑ gestoßen. Ich habe gro‑

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ßes Interesse, daran zu arbeiten. Die Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen darf nicht durch Struk‑ turen zu sehr eingeschränkt werden. Es ist wichtig, dass Kinder und Ju‑ gendliche wieder freier werden. ennundteh 3 Du interessierst dich für nachhaltigen Tourismus – das Titelthema dieser Ausgabe ist „Nachhaltigkeit“. Wie lebst du Nachhaltigkeit in Deinem Alltag? Elena Stötzel 3 Ich achte auf meinen Strom‑ und Müllverbrauch und dar‑ auf, keine Plastiktüten beim Einkau‑ fen zu benutzen. Außerdem sollten Produkte nicht übertrieben verpackt sein. Aber auch meine Urlaubsgestal‑ tung ist mir wichtig: Ich finde ver‑ schiedene Kulturen sehr interessant, hatte aber bis jetzt nie den Eindruck, dass ich dafür weit wegfliegen muss. Im Sommer war ich in Albanien und habe dort eine ganz andere Kultur und anderes Leben kennen gelernt. ennundteh 3 Wo fällt dir kritischer Konsum schwer?

Elena Stötzel 3 Definitiv im Bereich Kos‑ metik. Ich habe Bio-Produkte auspro‑ biert und festgestellt, dass ich diese nicht so gerne mag wie konventio‑ nelle Produkte. Ich muss zugeben, dass ich daher bewusst konventio‑ nelle Produkte kaufe. Vielleicht wäre es für mich wichtig, biologische Pro‑ dukte noch einmal auszuprobieren und offener dafür zu werden. ennundteh 3 Bei deiner Vorstellung auf der DV hast du „interreligiösen Dialog“ als eines deiner Themen benannt. Was findest du daran spannend? Elena Stötzel 3 Verschiedene Perspek‑ tiven interessieren mich: Andere Einflüsse und wie Menschen leben. Obwohl ich mich mit diesen The‑ men beschäftige, habe ich festge‑ stellt, wie viel man dann doch nicht weiß. Zunächst wäre es wichtig zu informieren: Welche Jugendgruppen mit verschiedenen religiösen Ansät‑ zen gibt es bei uns im Erzbistum? Dann kommt es natürlich darauf an, ob beide Seiten Interesse an einer Kontaktaufnahme haben. Durch das BIRD-Projekt der KLJB habe ich da‑ mit positive Erfahrungen gemacht. ennundteh 3 Musik ist deine Leidenschaft. Auf welches Konzert würdest du deine Vorstandskollegen und ‑kollegin zum Kennenlernen mitnehmen? Elena Stötzel 3 Vampire Weekend – das ist eine gute Laune Musik. ennundteh 3 Liebe Elena, wir wünschen dir einen guten Start in dein neues Amt! Interview: jl, sus

Foto: privat

ennundteh 3 Hallo Elena, was war in den letzten Tagen bei dir los?


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„Dass Auschwitz nie wieder sei!“ Jugendverbände gründen Bündnis zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz

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m 27. Januar 1945 befreiten Trup‑ pen der Roten Armee das Konzen‑ trationslager Auschwitz. Das ab 1940 errichtete Lager gilt heute als Sym‑ bol der nationalsozialistischen Mas‑ senvernichtung. Über eine Million Menschen wur‑ den dort bis 1945 er‑ mordet. Am 27. Januar 2015 jährt sich der Tag der Befreiung zum 70. Mal. Anlässlich die‑ ses Jahrestages hat sich, initi‑ iert durch die DGB-Jugend, das Bündnis „Dass Auschwitz nie wieder sei!“ gegrün‑ det. Neben der DGB-Ju‑ gend sind folgende Verbände und Partei‑ jugendorganisationen Teil des Bündnisses: Na‑ turfreundejugend, SJD – Die Falken, Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt, DIDF-Jugend, Arbeitsge‑ meinschaft der Evangelischen Jugend (AEJ) und der Bund der Deutschen ka‑ tholischen Jugend (BDKJ), sowie Jusos, Grüne Jugend und Linksjugend Solid. Das Bündnis will ein politisches Zei‑ chen setzen und Lehren aus „Ausch‑ witz“ für die Gegenwart ziehen. Au‑ ßerdem wollen die Bündnispartner sich mit der Erinnerungspolitik und Gedenkkultur zur Shoa in Deutschland auseinandersetzen. „Wir haben uns in den letzten Jah‑ ren viel für Vielfalt und gegenseiti‑ gen Respekt engagiert. Wir haben das auch aus einer historischen Verant‑ wortung heraus getan, weil wir der Auffassung sind, dass ‚Auschwitz‘ nie wieder sein darf. Die Gründung des Bündnisses freut uns deshalb sehr.“, erläutert der Kölner BDKJ-Diözesanvor‑ sitzende Tobias Agreiter.

Der Kölner BDKJ-Diözesanvorstand will seine Untergliederungen dazu motivieren, sich auch vor Ort mit den Bündnispartnern zu vernet‑ zen und zum Beispiel am 27. Ja‑ nuar 2015 eine Veranstaltung zum 70. Jahrestag der Befreiung des Kon‑ zentrationslagers durchzuführen. Anregungen dazu, wie eine solche Veranstaltung organisiert wer‑ den kann, finden sich in einer vom Bünd‑ nis veröffentlich‑ ten Arbeitshilfe,

die auf der Homepage des BDKJ-Diö‑ zesanverbandes Köln zum Download zur Verfügung steht. Vom 17. bis zum 21. Juni 2015 lädt das Bündnis zu einer Gedenkstätten‑ fahrt ein, in deren Rahmen neben der Besichtigung der Gedenkstätte Ausch‑ witz/Auschwitz-Birkenau auch die Auseinandersetzung mit der Geschich‑ te Krakaus während der Zeit der deut‑ schen Besetzung sowie Workshops zu den Themen Gedenkkultur und Er‑ innerungspolitik auf dem Programm stehen. Jan Peter Gesterkamp, Referent für Jugend‑ und Gesellschaftspolitik des BDKJ-Diözesanverbandes Köln, wird als Teamer an dieser Fahrt teilneh‑ men. „Wir haben bislang nicht viel Erfahrung mit der Organisation einer Gedenkstättenfahrt und können von den anderen Jugendverbänden vie‑ les lernen, das wir später für unsere Arbeit nutzen können“, erläutert Jan Peter Gesterkamp und ruft Jugend‑

verbandlerInnen zwischen 18 und 27 Jahren, die ein Interesse für Ge‑ schichte haben und Erfahrungen in der Gedenkstättenarbeit sammeln wollen, dazu auf, sich für die Fahrt im Sommer anzumelden. Voraussetzung ist die Teilnahme an einem Vorberei‑ tungswochenende. Diese werden von den Bündnispartnern von März bis Mai 2015 an unterschiedlichen Orten in Deutschland angeboten. Bei Interesse und Fragen wendet Euch an politik@bdkj-dv-koeln.de. ­Annika Triller

Aktiv vor Ort Macht mit und organisiert bei euch vor Ort eine eigene Veranstaltung zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentra­ tionslagers Auschwitz. Eine Arbeitshilfe zum Thema gibt es ab Frühjahr 2015 auf www.bdkj-dv-koeln.de

Gedenkstättenfahrt Das Programm vom 17. bis 21. Juni 2015: uu Besichtigung der Gedenkstätte Aus‑ schwitz/Ausschwitz-Birkenau uu Die Geschichte der Stadt Krakau wäh‑ rend der deutschen Besetzung uu Workshops „Gedenkkultur“ und „­Erinnerungspolitik“ Weitere Informationen zu Fahrt und Anmeldemöglichkeit bei Jan Peter Ges‑ terkamp, Referent für Jugend und Gesell‑ schaftspolitik (politik@bdkj-dv-koeln.de)

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zumthema

Ich ha‑ be darü‑ ber nachge‑ dacht, warum es keine Affen gibt, die beim Verzehr ei‑ ner Frucht am Ende ei‑ nen Samen dieser Frucht in die Erde stecken, um eine neue Frucht wachsen zu lassen. Das wäre nämlich nachhaltig. Ich glaube, dafür gibt es zwei Gründe: Erstens denken Affen über so etwas nicht nach. Sie handeln, anders als wir Menschen, kurzfristig und nicht re‑ flektiert. Und zweitens bewirtschaften sie letztlich doch den Boden, der sie ernährt. Wenn sie die Samen nämlich ausscheiden, kann bei günstigen Be‑ dingungen eine neue Frucht wachsen. Sie sind also vielmehr Teil des Öko‑ systems und entziehen sich – anders als wir Menschen – diesem nicht. Und eben weil wir Menschen uns diesem entziehen, müssen wir unser Handeln anders nachhaltig gestalten. Nachhaltiges Handeln bedeutet, dass jede und jeder Einzelne nicht mehr verbraucht, als in der Natur nach‑ wachsen kann. Etwas ausführlicher beschreibt der Rat für Nachhaltige Entwicklung (von

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der Bun‑ desregierung berufen) die Grund‑ idee der Nachhaltigkeit: „Nachhaltige Entwicklung heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. Zukunftsfähig wirt‑ schaften bedeutet also: Wir müssen unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge hinterlas‑ sen. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben.“ Das Handeln von jeder und jedem von uns hat also Auswirkungen da‑ rauf, wie wir die Welt hinterlassen. Damit geht eine Verantwortung ein‑ her. Wir leben in einer Konsumge‑

sellschaft, wir alle konsumieren ger‑ ne und viel. Neben der Tatsache, dass es dies zu überdenken gilt, ist das Gute daran, dass wir dadurch viele Gelegenheiten haben, nach‑ haltig zu handeln. Es kommt darauf an, wie wir unseren Konsum gestal‑ ten. Um unserer Verantwortung ge‑ recht zu werden am besten ökolo‑ gisch, fair und bewusst. Diese Art des Konsums nennt man „kritischen Konsum“. Es geht beim kritischen Konsum nicht in erster Linie um Ver‑ zicht, denn glücklicherweise sind nachhaltige Artikel meist auch von hoher Wertigkeit und so zum Bei‑ spiel besonders lecker. Weitere Infos zum Thema könnt ihr auf www.kritischerkonsum.de nachle‑ sen. Dort gibt es neben Alltags-Tipps auch die Rubrik „Aktiv werden“, un‑ ter der ihr viele Arbeitshilfen findet, die weitere Tipps und viele Methoden enthalten. sus

Eine kleine Begriffskunde: Nachhaltigkeit Das Wort „Nachhaltigkeit“ ist in aller Munde. Doch woher kommt der Begriff überhaupt? Ursprünglich stammt der Begriff „Nachhal‑ tigkeit“ aus einem forstwirtschaftlichen Diskurs im frühen 18. Jh., bei dem es darum ging, Wälder „nachhaltend“ zu bewirtschaf‑ ten. Im Grunde bedeutet Nachhaltigkeit damals wie heute verantwortungsvolles Handeln für die eigene, aber auch für zu‑ künftige Generationen. Mittlerweile wird „nachhaltig“ allerdings nicht mehr nur zur Kategorisierung umweltpolitischer Aspekte gebraucht. Mit der größeren Aufmerksam‑ keit, die diesen Themen in den letzten Jahren zu Teil geworden ist, hat das Wort scheinbar eine Begriffserweiterung erfahren. Nicht nur „grüne“ oder „faire“ Unterneh‑ men und Organisationen nutzen den Begriff

zur eigenen Kategorisierung oder der ihrer Produkte: mittlerweile schmückt sich ein Gros der unterschiedlichsten Unternehmen mit dem vermeintlichen „Gütesiegel“. Es ist erstaunlich, welche Ergebnisse ganz oben stehen, gibt man „Nachhaltigkeit“ bei der News-Suche in die Suchmaschinen ein: „Nachhaltigkeit ist bei KonsumentInnen posi‑ tiv belegt“ heißt es da. Oder „Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil“. Zweifel werden laut, worum es den Unternehmen beim vermeint‑ lich „verantwortungsvollen Handeln für zukünftige Generationen“ wirklich geht. Leseempfehlung: Das Heft „Nachhaltigkeit“ der Zeitschriftenreihe „Aus Politik und Zeit‑ geschichte“, Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Online als PDF oder als kos‑ tenlose Printausgabe. www.bpb.de jl Foto:.marqs/photocase.com

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zumthema

Die Nachhaltigkeit und das gute Leben Mit dem Kölner Martin Herrndorf, Freiberufler und Mitgründer des Colabor | Raum für Nachhaltigkeit in Ehren‑ feld, sprach die ennundteh über die alternative Nutzung öffentlichen Raums und nachhaltige Lebensart.

Martin Herrndorf 3 Ich komme aus einem politischen Elternhaus, in dem das immer ein Thema war. Meine frühs‑ te Erinnerung ist wohl, dass ich mit vier Jahren mit meinem Eltern bei einer Anti-Atom-Demo war. Das erste, was ich selbst politisch gemacht ha‑ be, war, dass ich mich mit 14 für das Wander-Kirchen-Asyl eingesetzt ha‑ be – was in meiner Gemeinde leider nicht geklappt hat, weil Wille und Mut, sich dahinter zu stellen, bei den entscheidenden Personen gefehlt ha‑ ben. Parallel zum Studium habe ich mich bei oikos und am Wuppertal In‑ stitut weiter mit Nachhaltigkeit ausei‑ nander gesetzt. Damit war dann der Grundstein gelegt, mich den Rest des Lebens privat und beruflich damit zu beschäftigen. Ich bin immer schon Rad gefahren, hatte noch nie einen Führerschein und kaufe meine Le‑ bensmittel bio, seit ich mir das eini‑ germaßen leisten kann. ennundteh 3 Was verstehst du unter dem Begriff Nachhaltigkeit? Martin Herrndorf 3 Nachhaltigkeit heißt für mich, dass Wirtschaft und Ge‑ sellschaft so gestaltet sind, dass es den Menschen gut geht und sie ein erfülltes, glückliches und gesundes Leben führen können. Dafür müssen wir die Natur bewahren und nicht zerstören – das heißt, dass wir in‑ nerhalb unserer natürlichen Gren‑ zen leben – was wir seit Jahrzehnten nicht tun. Und auch wirtschaftli‑ che Belange müssen berücksichtigt werden, um das „gute Leben“ zu ermöglichen – aber Wirtschaft ist hier Mittel zum Zweck! Denn wenn

wir alle unterbezahlt am Rande der Existenz irgendwo knechten, macht das ja auch keinen Spaß.

ennundteh 3 Wie ist das Projekt von den AnwohnerInnen angenommen worden?

ennundteh 3 Stichwort „gutes Leben“: Du bist für die Finanzen beim „Tag des Guten Lebens“ verantwortlich, der schon zwei Mal in Köln-Ehrenfeld stattgefunden hat. Worum geht es bei diesem Projekt?

Martin Herrndorf 3 Ganz viele haben das Projekt positiv angenommen. Es gab aber auch Leute, die dem Ganzen mit Spott begegnet sind oder es als einen Affront gegen die bestehen‑ de Gemeinschaft verstanden haben. Aber wir sind mit dem Projekt natür‑ lich auch in Ehrenfeld gelandet, weil es dort bereits sehr starke Nachbar‑ schaftsverhältnisse und eine voraus‑ schauende Bezirksvertretung gibt. Ir‑ gendwann haben die Menschen aber gemerkt, dass wir niemandem etwas vorwerfen oder etwas wegnehmen wollen. Sondern, dass wir genau das, was sie schon seit Jahrzehnten leben, auch in anderen Straßen im Viertel fördern wollen.

Martin Herrndorf 3 Beim „Tag des guten Lebens“ geht es um mehrere The‑ men. Zum einen um Nachbarschaft, Gemeinschaft und darum, Menschen zusammenzubringen; aber auch um den Klimawandel und die Vorberei‑ tung auf das Ende des Öls sowie der Einsatz für mehr Bürgerbeteiligung – die Menschen sollen ein Mitsprache‑ recht in ihrer Stadt haben. Die Idee des Initiators, Davide Brocchi, war, einen Tag zu schaffen, an dem in einem Stadtteil die Straßen gesperrt und Parkplätze geräumt werden, um erleben zu können, wie ein anderes Leben aussehen kann. Was passiert, wenn mehrere tausend Anwohne‑ rInnen und BesucherInnen sich in diesem Freiraum be‑ tätigen? Kinder bewegen sich frei und Hunde werden von der Leine gelassen. Auf der Straße wird gemeinsam gefrühstückt und Musik oder sonstige Kunstaktionen ge‑ macht. Und ganz verschiedene Gruppierungen vermischen sich – der Stadtteil wird von „unten“ regiert.

ennundteh 3 Wie „nachhaltig“ ist die Wirkung des Projekts über den „Tag des guten Lebens“ hinaus? Martin Herrndorf 3 Dem „Tag“ geht ein monatelan‑ ger Prozess voraus: Flyer vertei‑

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Foto: Manuel Kniepe

ennundteh 3 Wann hast du dich das ­erste Mal für Nachhaltigkeit eingesetzt?

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zumthema

Freiraum ­bedeutet, Orte in der Stadt zu erhalten, die überraschen …

len, P­ lakate auf‑ hängen, Nach‑ barschaftstreffen organisieren und Straßenan‑ sprechpartnerIn‑ nen identifizieren. Diese organisieren Treffen mit ih‑ ren NachbarInnen in der Straße, da sitzen dann teilweise 20–30 Leute zusammen in der Schreinerei oder im Kunstraum und bereiten den Tag vor. Also passiert schon Mona‑ te vorher ganz viel in den Straßen. Das ist vielleicht auch wichtiger, als der Tag an sich. Diese Treffen laufen auch über den Tag hinaus fort. Die AnwohnerInnen haben jetzt einen EMail-Verteiler, kommen selbständig zusammen und haben ganz viele Ideen: eine Hundevermittlung, bei der sich alte Leute um die Tiere von Berufstätigen kümmern, oder das Engagement für Flüchtlinge. Im Vier‑ tel ist sehr viel passiert, da sich die Menschen einfach anders kennen gelernt haben. Ein Nachbar braucht jetzt immer eine Stunde zum Bä‑ cker, weil er einfach an jeder Ecke ein kurzes Schwätzchen mit Leuten hält, die er über den „Tag des guten Lebens“ kennen gelernt hat. ennundteh 3 Welche (Frei–)Räume wollt ihr konkret für die Stadtviertel erkämpfen? Martin Herrndorf 3 Das Jahresthema des „Tag des guten Lebens“ war dieses Jahr „Freiraum“: Das bedeutet zum einen, Kulturorte in der Stadt zu erhalten, die Raum auch für unbe‑ kanntere KünstlerInnen oder Bands bieten, wie das Gebäude 9 in KölnDeutz. Eine Stadt machen nicht nur Einkaufsstraßen lebenswert, son‑ dern auch Orte, an denen man

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überraschend Dinge entdecken kann und die keiner kommer‑ ziellen Verwertungs‑ logik oder einer be‑ stimmten Ideologie oder Weltanschau‑ ung unterworfen sind.

ennundteh 3 Beim ersten „Tag des guten Lebens“ ging es um eine mögliche Mobilitätswende. Was war dabei das Ziel? Martin Herrndorf 3 Die Flächenverteilung im öffentlichen Raum zu verändern. Wir setzen uns für ein gleichberechtigte‑ res Miteinander der Verkehrsmittel ein, also mehr Platz für Fußgänger­ Innen und FahrradfahrerInnen. Das individuell besessene Auto sollte im öffentlichen Raum zurückgedrängt werden, es gibt ja mittlerweile Alter‑ nativen wie Carsharing. Solche Dinge wollen wir politisch fördern und ihnen mehr Raum geben. Der Trend ist klar – der Radverkehr wächst sehr deut‑ lich. Es gibt viele Straßen auf denen mittlerweile mehr RadfahrerInnen unterwegs sind als AutofahrerIn‑ nen – hier könnte man Fahrradstra‑ ßen einrichten! Parteiübergreifend ist deutlich gewor‑ den, welche Vorteile der Rad‑ oder der Fußverkehr bietet. Und Nahmobi‑ lität hat auch wirtschaftliche Vortei‑ le. Wenn die AnwohnerInnen sich ins Auto setzen und ins Shopping-Center fahren, bleibt natürlich weniger Wert‑ schöpfung vor Ort, als wenn die Leute zu Fuß zum Laden oder Büdchen um die Ecke gehen.

ennundteh 3 Welche Organisationsstrukturen stehen hinter dem Projekt? Martin Herrndorf 3 Die „Agora Köln“, das sind 125 Organisationen, die sich da dauerhaft für den „Tag des gu‑ ten Lebens“ einsetzen und ihn po‑ litisch befürworten. Sie waren sehr hilfreich, das Projekt bei der Be‑ zirksvertretung durchzubekommen. Es gibt noch andere Aktivitäten wie das Mobilitätskonzept, das auf drei Mobilitätsgipfeln entwickelt wurde und an Politik, Verwaltung und interessierte BürgerInnen kommuniziert werden soll. Wir ar‑ beiten auch damit auch stadtweit politisch. ennundteh 3 Welche anderen praktischen Beispiele setzt du um, um etwas für Nachhaltigkeit zu tun? Martin Herrndorf 3 Wir haben zu dritt in Ehrenfeld das Colabor | Raum für Nachhaltigkeit gegründet. Ein Bü‑ ro, in das man sich flexibel einmieten kann, wenn man sich mit dem The‑ ma Nachhaltigkeit beruflich befasst. Es gibt viele ver‑ schiedene Leute, die sich mit The‑ men wie öko-faire Mode, Ökostrom, Upcycling oder Bildungsmaterial für Nachhaltigkeit beschäftigen, oder als Verband nachhaltige Unterneh‑ men vernetzen und vertreten. Und auch das Büro selbst ist nachhal‑ tig – mit bio-fairen Kaffee, Recyc‑ ling-Papier, einem Lastenrad zum Ausleihen, einem Konto bei der GLS Bank etc. Im Colabor organisieren wir auch Veranstaltungen, bieten

… und die keiner kommerziellen Verwertungslogik unterworfen sind.


zumthema

Die ennundteh war unterwegs auf dem WELTfairÄNDER-Kongress in Mainz und hat dort die TeilnehmerInnen gefragt:

ennundteh 3 Was können Jugendgruppen tun, um das Thema „Nachhaltigkeit“ vor Ort einfach umzusetzen? Martin Herrndorf 3 Ganz konkret – Fahrrad fahren und weniger Schund essen. In der Kirche gibt es natürlich auch groß‑ artiges Engagement wie die Fairtrade-Bewegung. Da könn‑ te man eine öko-faire Moden‑ schau in der Gemeinde oder eine gemeinsame Fahrt zum nächsten öko-fairen Mode­ laden organisieren. Natürlich kann man sich auch mit dem eigenen Lebens‑ weg beschäftigen. Wo möchte man denn hin? Das klassische Modell, zu arbeiten und am Feierabend ein Ehrenamt zu haben? Man kann natürlich versuchen, das Thema in sein Berufsleben einbringen. Das ist mit 14 sicherlich schwie‑ rig, aber je früher man dar‑ auf hinarbeitet und sich in die Themen einarbeitet, Kontakte knüpft, auf Veranstaltungen geht, desto wahrscheinlicher wird es, dass man sich auch im Job für das „Gute Leben“ einsetzen kann. ennundteh 3 Vielen Dank für das Interview! Interview: jl, sus

„Für mich be‑ deutet Nach‑ haltigkeit, mich bewusst zu ernähren und ich rette gerne Lebensmittel.“ Johanna Kliegel, BDKJ Diözesanverband Erfurt

T WEL

„Für mich ist spannend, das Feld zwischen Ökonomie, Nach‑ haltigkeit und Suffizienz mit verschiedenen Leuten in Leitung und mit denje‑ nigen, die ganz alltäglich Dinge umsetzen, auszuhandeln. Das ist immer ein Prozess und macht mir Spaß.“ Manuel Koch, BDKJ Diözesanverband Würzburg

„Nachhaltigkeit ist für mich wichtig und sehr vielfältig. Von alltäglichen Maßnahmen über ökologische und soziale Aspekte bis zum Schöpfungserhalt kann sich jedeR etwas heraussuchen und dadurch einiges errei‑ chen.“ Annika Hau, KjG Diözesanverband Mainz

„Für mich bedeu‑ tet Nachhaltig‑ keit, dass man so lebt, dass auch andere Generationen etwas davon haben und man Rücksicht auf‑ einander nimmt. Bei viel mehr Schritten sollten wir uns Gedanken machen, ob unser Handeln so sein muss und für die Zukunft Sinn ergibt.“ Stefanie Meyer, PSG DV Freiburg

„Ich verbessere die Welt, indem ich bei meinem eigenen Fleischer in der Nachbar‑ schaft einkaufe und da genau weiß, wo das Fleisch her‑ kommt.“ Jakob Delwig, Teilnehmer am WELTfairÄNDERKongress

„Ich kaufe mei‑ nen Kaffee fair. Nachhaltigkeit bedeutet, nicht gedankenlos einzukaufen. Ich leiste das, was ich als Student leisten kann.“ Janosch Baldus, Teilnehmer am WELTfairÄNDERKongress

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Foto: BDKJ DV Köln

Platz für Projekte und Experi‑ mente – wie Klamottentausch, Radreparatur-Events oder die Food Assembly, bei man on‑ line Lebensmittel direkt bei Bauern bestellen kann, die diese dann vor Ort auf einem kleinen „Markt“ übergeben.

„Was bedeutet für dich Nachhaltigkeit?“

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Faire Weihnachten – Frohe Weihnachten Nachhaltige Tipps für ein faires Fest

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Ansatzpunkte für diese kritische Aus‑ einandersetzung. , Lebensmittel Es lohnt sich, sich damit auseinander zu setzen, wo die Lebensmittel her‑ kommen, die wir weiter verarbeiten. Wenn wir beispielsweise Produkte aus Fairem Handel kau‑ fen, können wir sicher sein, dass die Menschen, die sie hergestellt haben gute Arbeitsbedingungen haben und einen fairen Lohn erhalten. Produk‑ te mit Bio-Siegel garan‑ tieren, dass sie aus öko‑ logischer Landwirtschaft stammen und somit auf Grundlage möglichst naturschonender Produktionsmethoden hergestellt wer‑ den, bei denen auf den Einsatz be‑ stimmter Pflanzenschutzmittel, Mine‑ raldünger und Gentechnik verzichtet wird. Produkte aus der Region haben nur kurze Wege hinter sich und belas‑ ten somit die Umwelt nicht unnötig durch lange Transportwege. Auch sai‑ sonale Produkte sparen lange Trans‑ portwege aus weit entfernten warmen Ländern und vermeiden Energie-inten‑ siven Gewächshausanbau. Wenn wir diese Sachen beachten und wissen, dass wir mit unserem Konsum Gutes tun, steigt der Genuss. Leicht anfangen kann man mit klassi‑ schen Produkten des Fairen Handels, wie z. B. Kaffee, Tee und Schokolade. ,, Geschenke Mit dem, was wir schenken, wollen wir anderen eine Freude machen. Da‑ bei auch auf die Menschen zu ach‑ ten, die die Geschenke herstellen, er‑ höht die Freude am Schenken. Es gibt in jeder Stadt Läden, in denen es Pro‑

dukte aus Fai‑ rem Handel gibt. Wisst ihr, wo ihr z. B. den nächsten Weltladen findet? Ein Besuch lohnt sich. Eine ande‑ re schöne Idee ist, Selbstgemachtes zu ver‑ schenken oder gemein‑ same Zeit. Mit etwas Kreativität fällt euch si‑ cher etwas ein. , Dekoration

Was wäre die Weih‑ nachtszeit ohne schön geschmückte Wohnun‑ gen und Straßen? Bei ge‑ kauftem Deko-Material gilt ähnliches, wie bei den Geschen‑ ken. Besonders gerne guckt man sei‑ nen Weihnachtsbaum an, wenn dar‑ an selbstgesuchte Tannenzapfen oder selbst gebastelte Sterne aus buntem Papier des Wandkalenders vom Vorjahr hängen. Oder der immer wieder ver‑ wendete Baumschmuck, der nach der Weihnachtszeit besonders gut wegge‑ packt wird, damit er nicht kaputt geht. Auch das ist nachhaltig: Nicht neukau‑ fen, sondern wiederverwenden. Wenn man einmal angefangen hat, sich damit auseinander zu setzen, wie man durch das eigene Konsumver‑ halten für Menschen in anderen Ländern einen Unterschied machen kann, fallen einem immer mehr Dinge ein, die man ändern kann. Es ist gar nicht schwer, probiert es aus! sus

Foto: suze/photocase.com

n Weihnachten feiern wir die Geburt Jesus. Weihnachten ist aber auch das Fest der Nächstenliebe. Wir schen‑ ken lieben Menschen etwas und ver‑ bringen besinnliche Stunden im Kreis der Familie und FreundInnen. Gemein‑ same Mahlzeiten gehören genauso zu den Feiertagen, wie ein festlich ge‑ schmückter Baum und allerlei süße Le‑ ckereien. Zur Vorbereitung all dieser schönen Dinge besorgen wir ziemlich viele Materialien und Lebensmittel. Alles, was wir kaufen und konsu‑ mieren, hat Auswirkungen und Fol‑ gen. Viele Produkte werden am an‑ deren Ende der Welt angebaut und hergestellt und sind trotzdem für uns immer verfügbar. Die Produktfülle in unseren Regalen hat aber auch eine Kehrseite. Viele Menschen in ande‑ ren Ländern können von dem Lohn ihrer Arbeit nicht leben. Das Geld reicht nicht aus, um die eigene Fa‑ milie mit Nahrungsmitteln zu versor‑ gen; für den Zugang zu Bildung oder Geschenke für die Lieben erst recht nicht. Die Umwelt leidet auch un‑ ter unserem Verhalten. Bei der Pro‑ duktion von Konsumgütern werden Giftstoffe eingesetzt, die die Umwelt belasten, lange Transportwege sor‑ gen für einen hohen CO2-Ausstoß und ganze Ökosysteme werden zerstört, damit es Flächen für Produktionsstät‑ ten gibt. Diese Gegebenheiten sind uns erschreckend wenig präsent – ge‑ rade am Fest der Nächstenliebe. Denn wieso sollten wir an diesem Fest nicht auch etwas Gutes für unsere Nächs‑ ten in anderen Ländern tun, die dafür arbeiten, dass wir all diese Produkte erwerben können? Es geht in diesem Artikel nicht dar‑ um, dass wir verzichten. Es geht dar‑ um, darauf zu achten, wo die Sachen herkommen, die wir schenken und konsumieren. In der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest ergeben sich viele

Foto: Hanna Fröhlich-Leuoth

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zumthema

Termine Aktionen im Frühjahr/ Sommer 2015

Faire Linktipps Für alle, die sich weiter informieren wol‑ len, haben wir ein paar Linktipps zusam‑ mengestellt. Viele Informationen und ganz konkrete Tipps gibt es auf der Homepage kritischerkonsum.de unter „Alltags-Tipps“.

2. Januar 2015, 10:30 Uhr 3 Feierliche Aussendung der Sternsinge‑ rInnen im Kölner Dom 27. Januar 2015 3 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations‑ lagers Auschwitz (mehr dazu auf Seite 17). 15. Februar 2015 3 Eine Gruppe des BDKJ Stadtverbandes Köln kann bei den Schull- und Veedelszöch in Köln bewun‑ dert werden. 16. Februar 2015 3 Gemeinsames Rosenmontag-Feiern am CRUX-Köln. 27. März – 2. April 2015 3 Gruppenlei‑ terInnenkurs mit Präventions‑ schulung. Anmeldung und In‑ fos bei Kristina Ackermann, KLJB (kristina.ackermann@ kljb-koeln.de) 17. – 21. Juni 2015 3 Gedenkstät‑ tenfahrt des Bündnisses „Dass Auschwitz nie wie‑ der sei!“. Infos bei Jan Peter Gesterkamp, Referent für Ju‑ gend- und Gesellschaftspoli‑ tik (­politik@bdkj-dv-koeln.de) oder unter Telefon 0221.1642 6212. Du hast wichtige Termine für das Halbjahr 2/2015? Dann mel‑ de Dich bei Johanna Lang, Re‑ ferentin für Presse & Medien, ­redaktion@bdkj-dv-koeln.de

Was man beim Weihnachtsbaumkauf beachten kann: bit.ly/christbaeume Ideen für nachhaltige Geschenke: bit.ly/ NachhaltigeGeschenke, zeit-statt-zeug.de oder bit.ly/faireShoppingliste Faire Produkte online kaufen kann man auf: gepa-shop.de Und wer einen fertigen Menü-Vorschlag für ein faires Weihnachtsessen sucht, wird hier fündig: bit.ly/fairesWeihnachtsmenu

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Foto: freie-kreation/istockphoto.com

Postvertriebsstück G6635 Entgelt bezahlt Heft 2/Dezember 2014 Bund der Deutschen Katholischen Jugend Erzdiözese Köln Steinfelder Gasse 20–22 50670 Köln

Briefe an die LeserInnen Von Johanna Lang und Christian Linker

Apropos, deutsche Qualitätsmedien, ihr seid seit geraumer Zeit einer neuen, heftig grassierenden Volkskrankheit auf den Fersen: dem „Gender-Wahn“. Im Unterschied zum Rinderwahn befällt diese Seuche nicht Individuen, sondern Institutionen; ein Heilmittel ist nicht bekannt. Erfunden hat das Wort übrigens (mal wieder) ein Österreicher, Karheinz Klement, der es als FPÖ-Abgeordneter am 6.6.2008 in seiner Antifeminismus-Rede im Nationalrat erstmals der Öffentlichkeit präsentierte. Seither ziert es Pamphlete am rechten Rand von AfD bis „kath.net“ – und, naja, leider auch Schlagzeilen von Welt (sowieso) über Cicero (war klar) bis zum Spiegel. Aber egal, ob ihr nun JournalistInnen oder Journalist*innen oder einfach journalistisch Tätige seid – ein bisschen recherchieren solltet ihr schon, anstatt solch hellbraunen Mist einfach nachzuplappern.

Hey lieber BDKJ Bundesverband,

Du, Anton Pfeiffer, hast doch wohl nicht ernsthaft gedacht, du könntest dich hier einfach so vom Acker machen? Nachdem du seinerzeit unser putziges Magazin den nikotinbehafteten Klauen zweier testosterongesteuerter Egomanen entwunden, behutsam mitgeprägt und weiterentwickelt hattest? Nee, genau, so einfach kommt hier niemand raus. Deshalb freut sich jetzt schon auf deine künftigen „Briefe an die LeserInnen“, für immer deine ennundteh

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Vorsätze und Vorbildfunktion sind ja wirklich eine wunderbare Sache. Aber auch so aaaaanstrengend, wenn es darum geht, sie in der tagtäglichen Hatz und Hetze im Business der Jugendverbandsarbeit einzuhalten. Da kann einem der gemeine Durst im Kiosk, der nur Kapitalistenbrause verkauft, schon mal einen Strich durch die Rechnung machen. Oder der Pilotenstreik, der der eigenen, natürlich zeitoptimierten, innerdeutschen Reiseplanung in die Parade fährt und Flüge ausfallen lässt. Kleine Sünden straft der liebe Gott ja bekanntlich sofort. Sänk ju for trävelling wiss Deutsche Bahn! Deine ennundteh

Foto: C/L/photocase.com – Idee und Konzept geklaut bei „Titanic – Das endgültige Satiremagazin“

Empfiehlt mit kollegialen Grüßen eure ennundteh


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