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Bau me ister
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Das ArchitekturMagazin
Kulturkult
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D A,L C H
15 E u r o 17 E u r o 23 SFR
Die Suche nach dem perfekten Museum
+ Bar ao-Hut te r Kulturkult
+ Carsten Roth + Cruz y Ortiz + F o s t e r + Pa r t n e r s + Seher Shah +
MĂźssen Architekten noch zeichnen kĂśnnen? Seite 78
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Ideen
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Eine Institution erfindet sich neu
Ti t e l t h e m a
Das Rijksmuseum in Amsterdam ist das Schaufenster der niederländischen Kunstund Kulturgeschichte. Vor zehn Jahren wurde dort eine hohe Asbestbelastung fest gestellt, und so musste es umgehend zur Sanierung geschlossen werden. Inzwischen ist die umfangreiche General überholung und Neuordnung abgeschlossen und das Haus seit dem 13. April wieder geöffnet. Die Spanier Antonio Cruz und Antonio Ortiz haben die alte Institution ausgeräumt und umgekrempelt.
Architekten
Cruz y Ortiz Arquitectos kritik
Oliver G. Hamm Fotos
Pedro Pegenaute Gewaltiger Lichtfilter: Deckenskulptur im nordwestlichen Innenhof, darunter die Zugangsportale zu den Galerien
Ideen
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D ie neue E R sc h l ie S S ung Die beiden Innenhöfe werden über den bestehenden mittigen Korridor erschlossen und durch einen neuen abgesenkten Raum unter dem Korridor hindurch miteinander verbunden.
D Foto oben rechts: Myra M ay/Rijksmuseum
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Unterirdischer Blick auf den durch hohe Bögen gefassten, mittigen Korridor. Die abgesenkte Verbindungsebene fasst beide Atrien zusammen.
er Museumsplein in Amsterdam ist im Umbruch. Vor einem halben Jahr erst hat das Stedelijk-Museum mit einem umstrittenen Erweiterungsbau von Benthem + Crouwel seine Tore wieder geöffnet, und nun nimmt auch das Flaggschiff am anderen Ende des Platzes wieder Fahrt auf: Nach mehr als zehnjähriger Planungs- und Bauzeit ist das runderneuerte niederländische Nationalmuseum wieder weitgehend für jedermann zugänglich. 80 Galerien mit 8.000 Exponaten aus 800 Jahren niederländischer Kunst und Geschichte vom Mittelalter bis zur Mo-
derne sind bereit für den Ansturm von jährlich zwei Millionen erwarteten Besuchern. Auf vier Stockwerken und 12.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden Gemälde, Papierarbeiten, Fotografien, Silber-, Porzellan- und Keramikarbeiten, Kleidungsstücke, Möbel und ganze Stilzimmer, aber auch Werke des Industriedesigns dargeboten. Der größte Teil der Sammlung wird allerdings weiterhin ein Dasein im Depot fristen müssen. Seit 1885 hat das Rijksmuseum, eines der bedeutendsten Kunst- und Geschichtsmuseen der Welt, seinen Sitz in einem monumentalen Bauwerk des Architekten Pierre Cuypers (1827–1921). Mehr als ein Jahrhundert lang wurde das durch einen zentralen Mitteltrakt und sechs weitere Gebäudeflügel sowie zwei große Innenhöfe geprägte Backsteingebäude mit Gotik- und Renais-
sance-Elementen intensiv genutzt und baulich mehrfach verändert, bevor die niederländische Regierung im Jahr 2000 eine umfassende Renovierung genehmigte. Mit den Sanierungs- und Umbauarbeiten, aber auch mit ein paar vergleichsweise kleinen, jedoch räumlich prägnanten Erweiterungsbauten wurde im März 2003 das Büro Cruz y Ortiz Arquitectos aus Sevilla und Amsterdam beauftragt. Die Inneneinrichtung der Ausstellungsräume verantwortete JeanMichel Wilmotte aus Paris. Wege für Besucher und Radfahrer Antonio Cruz und Antonio Ortiz haben das Bauwerk mit seinem klaren Grundriss weitgehend wieder in seinen originalen Zustand weiter
Ideen
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T i t e l t h e ma
Architekten
Foster + Partners kritik
Ira Mazzoni Fotos
Nigel Young
Das goldene Haus
Der Goldglanz der Metallfassade nähert sich dem sonnig gelb gestrichenen Putz des Altbaus an, will aber nicht mit ihm verwechselt werden.
Klee und Kandinsky strahlen über dunklem Seidenmoirée: Nirgends in München sieht man Kunst schöner. Mit der Architektur von Foster + Partners hat das allerdings nur bedingt zu tun. So sehr das goldene Haus stadträum-
Foto: Nige l Young/Foste r + Partne rs
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lich neue Perspektiven eröffnet, so wohl proportioniert und sensibel beleuchtet die Ausstellungssäle sind, so wenig kann die zweifelsohne komplizierte Sanierung des Lenbachhauses architektonisch überzeugen.
Ideen
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Foto: Nige l Young/Foste r + Partne rs
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Die bei den Münchnern so beliebte Villa im toskanischen Stil ist ab 8. Mai wieder geöffnet.
Schwierige Koexistenz von Alt und Neu: Zugang zum Garten auf der Rückseite des neuen Haupteingangs
kleine Werke ( 38 )
Aus dem Boden gestampft Wie eine Skulptur steht das kleine Häusl in der Landschaft. Archaisch anmutend und aus Stampfbeton. Das Toilettenhäuschen ist bereits das zweite, das die Architekten Berschneider + Berschneider für den Golfclub Lauterhofen entworfen haben. Das erste stille Örtchen wurde kostengünstig und gänzlich aus Holz errichtet (Baumeister 3/2010). Nun wurde das zweite Häusl quasi aus dem Boden gestampft – von zwölf Freizeit-Betonbauern. Das sparte Kosten und mittels der langsamen Ausführung auch noch die Bewehrung. Der Standort und das Häuschen sind unmittelbar miteinander verbunden: Beim Ausheben der Baugrube fanden sich Kalkbrocken, Text
welche nun den Boden zieren; ein für das Vorhaben gefällter Baum findet als Eingangstür Wiederverwendung. Bei dem Handwaschbecken handelt es sich um eine antike Viehtränke, die von einem Bauernhof auf dem Areal stammt. Moderne Sanitärobjekte und ein ums Eck geführtes, rahmenloses Fenster treten den rustikalen Materialien entgegen. Die Golf-Landschaft wird doppelt inszeniert: Aus dem Toilettenhaus schaut man mit Weitblick auf das Landschafts-Panorama, von außen dagegen spieget sich die Szene auf den Scheiben, und die Intimität im Häusl-Inneren bleibt gewahrt.
Maike Burk
Fotos: E rich Spahn
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