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BAU ME ISTER
11 3 . J A H R G A N G
April
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Das ArchitekturMagazin
Fashion und Faschismus
Paris entwickelt Strategien für das Überleben seiner Programmkinos Flüsse Ein mäandernder Sanaa-Bau verschmilzt mit der Landschaft
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Filme
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D A,L I CH
15 E U R O 17 E U R O 19,50 EURO 23 SFR
Wie Rom einen Mussolini-Bau vermarktet
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B4 Unser Titelthema „Fashion und Faschismus“ ist eher diskursorientiert als baupraktisch. Deshalb finden Sie den Beitrag in der Rubrik „Fragen“ (rechts unterstrichen).
BAU MEISTER. DE
Mit der Baumeister Academy ermöglichen wir Studenten Praktika in bekannten Architekturbüros, unterstützt von Graphisoft und der BAU 2017. Die Stehgreifentwürfe der Teilnehmer 2016 gibt es online.
Köpfe
Ideen
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Sam Bompas und Harry Parr reizt das Extreme.
Anbau und Sanierung von den Architekten Von M
10 Bompas & Parr
22 Fließende Linien
Bei dem englischen Duo entsteht Architektur in der Küche.
Sanaa bauen ein Mehrzweckgebäude, das sich wie ein Fluss dem Gelände anpasst.
12 Hevia + Urúza
32 Spielscheune
Die Kernkompetenz des jungen chilenischen Büro sind Wettbewerbe.
Kinder- und Familienzentrum vom Stuttgarter Architekturbüro Von M
16 Bijoy Jain
46 Film ab!
Sein Studio Mumbai entwickelt die Projekte auf indische Art: handwerklich.
Zwei Programmkinos in Paris warten mit einem neuen Besucherkonzept auf.
60 Hannover frönt dem stilvollen Autismus Meili, Peter Architekten erweitern das Sprengel-Museum.
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Fragen
Lösungen Gast-Arbeiter
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Heroische Architektur in Rom wird vermarktet.
Alpen-Look am Schreibtisch von Dauphin
70 Mode und Mussolini – passt das zusammen?
88 Fassade
82 Binnenalster oder Rockefeller-Center in Berlins Stadtmitte?
Ein Besuch bei Artemide
84 Was bringt das neue Vergaberecht?
94 Qualitätsschmiede
Nach einem Jahr an der Villa Massimo in Rom kehrte der Erfurter Fotograf Hans-Christian Schink mit zwei neuen Bildserien zurück, aus denen sein Band „Fotografien aus Rom. Aqua Claudia – EUR“ entstand. Von ihm stammen auch die Aufnahmen für unsere Titelgeschichte Seite 70.
96 News
RUBRIKEN 6 EIN BILD 42 KLEINE WERKE 44 SONDERFÜHRUNG 45 SIE UND WIR 58 UNTERWEGS 84 ARCHITE K TUR & M ANAGE ME NT 94 QUALITÄTSSCHMIE DE 105 IMPRE SSUM + VORSCHAU 106 MAIL AN...
Der Stuttgarter Architekturfotograf Zooey Braun kam eher zufällig zu seinem Job: über ein Praktikum bei einem Freund der Familie. Architektur wollte er jedenfalls nicht ablichten, da es in der Familie von Architekten wimmelte. Das Schicksal wollte es anders: Seit dem Diplom bei den Architekturfotografen Dieter Leistner und Jörg Hempel fotografiert er Häuser – regelmäßig auch für Baumeister.
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Text: Yorck Förster
Zwischen Sonne
Fotos: Studio Mumbai
und Mond Das eigentliche kreative Herz des Studio Mumbai schlägt weitab von der indischen Metropole im teils noch ländlichen Alibaug. Dabei handelt es sich dort nicht um ein klassisches Architekturbüro, sondern um einen erstaunlichen Pool aus Wissen und Fertigkeiten. Das DAM widmet dieser Arbeitsgemeinschaft ab Mitte April die Ausstellung „Between the Sun and the Moon – die Wiederentdeckung des indischen Handwerks“.
Köpfe
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Der Chef
Bijoy Jain (*1965), der heutige Prinzipal von Studio Mumbai, wuchs in der indischen Metropole auf. In den Vereinigten Staaten studierte er an der Washington University in St. Louis Architektur. Nach seinem Abschluss arbeitete er zunächst drei Jahre für das Büro von Richard Meier, vornehmlich bei den Planungen für das Getty Center. Drei weitere Jahre verbrachte er in Großbritannien, bevor er 1995 nach Mumbai zurückkehrte. Er gründete dort ein erstes
Das Zusammenspiel
bäude entstehen, die
eigenes Büro und dann
von Umgebung,
mit dem Ort verwach-
2005 Studio Mumbai.
Entwurfsidee und
sen scheinen:
handwerklichen Mög-
oben „Palmyra House“
lichkeiten lässt Ge-
von 2007 in einer Kokosnuss-Plantage, unten „Copper House“ von 2011.
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Ideen
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Spielscheune
Kritik: Maike Burk
Architekten: Von M
Fotos: Zooey Braun, Von M
Ludwigsburger Modell: Das Kinder- und Familienzentrum dient nicht nur der Tagesbetreuung von Kindern – sondern auch als Beratungsstelle für Familien. Architektonisch reiht sich der fein gegliederte Bau sensibel in das Dorfgefüge.
Die große Stärke des Baus ist die Kleinteiligkeit des Volumens mit gegenläufigen Satteldächern.
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Ideen
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Oben: im Norden befinden sich großzügige Fenster, die den Blick ins Grüne in Richtung Spielplatz lenken. Türen und Fenster hinter den Lamellen lassen sich ohne Absturzgefahr öffnen. Links: Ursprünglich ein Spielzimmer – aktuell wird der Raum aber als Bibliothek genutzt. Rechts: Verbindung zwischen Kita (unten) und Kindergarten über einen großzügigen Spiel- und Lichtflur. Die Brücken oben beherbergen Garderoben.
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70
Fragen
1 1 Palazzo della Civiltà Italiana – Hauptsitz Fendi
TITELTHEMA
Mode und Mussolini
DE R K APITALISMUS SIEGT
–
2 Palazzo degli Uffici – EUR-Verwaltung
3 Palazzo dell‘INPS – INPS-Verwaltungssitz (Sozialversicherungs-
passt das zusammen
träger)
4 Basilica dei Santi Pietro e Paolo – Basilika St. Peter und Paul
?
5 Grattacielo Italia – Büroturm „Italia“
6 Palazzo dei Ricevimenti e dei Congressi – Palazzo der Empfänge und Kongresse
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7 Museo della Civiltá
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Romana – Museum der römischen Zivilisation
8 Nuovo Centro congressi „La Nuvola“ – Neues Kongresszentrum „Die Wolke“
9 Archivio centrale dello Stato – Staatliches Zentralarchiv
10 Palazzo INAIL – INAIL-Verwaltungssitz (Sozialversicherungsträger) O. M .
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Es ist ein historisch belasteter Ort. Das ehemalige Expo-Areal EUR in Rom war Mussolinis Vision zum Jubiläum der Machtergreifung der Faschisten. Es blieb unvollendet und wurde später mit einfacher Moderne ergänzt. Jetzt wird eines seiner wichtigsten Bauwerke an eine Modemarke vermietet und löst damit eine Debatte aus: Wie wollen die Italiener mit ihrem historischen Erbe umgehen? Unser italienischer Autor begibt sich auf Spurensuche.
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Fragen
2 (rechts)
3 (links)
2 (rechts)
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77 Text: Leonardo Lella Fotos: Hans-Christian Schink
S tolz und einsam steht der Bau auf seinem Hügel. Mit seiner imposanten Masse fällt er vielen Touristen auf, die vom Flughafen durch das Autofenster plötzlich dieses monumentale Stadttor vor sich haben. Fragen sie den Taxifahrer, was das denn sei, kommt meist nur eine kurze Antwort: EUR. Den meisten reicht das. Nur sehr wenige werden das EURGelände während ihres Urlaubs besuchen. Es sei denn, sie sind ausgewiesene Architekten und Architekturkenner. Der „Palazzo della Civiltà Italiana“ – der Palast der italienischen Zivilisation – ist zunächst einmal ein faschistischer Prachtbau. Er steht allerdings für sehr viel mehr als nur den Größenwahn Benito Mussolinis. Mit seiner bewegten Geschichte ist er ein Fanal im Umgang Italiens mit dem Erbe seiner zwanzigjährigen Diktatur. Die Auseinandersetzung mit ihren Spuren war in der Nachkriegszeit probmelatisch – und ist es, nach all den Jahrzehnten, auch noch heute. Zwei Kulturen, zwei Haltungen Vor zwei Jahren hat der italienische Regisseur Giulio Ricciarelli dem Umgang mit dem Faschismus-Erbe seinen letzten Film gewidmet – allerdings mit Fokus Deutschland. „Im Labyrinth des Schweigens“ erzählt von einem jungen deutschen Staatsanwalt, der zu Zeiten des deutschen Wirtschaftswunders gegen das Vergessen und Verschweigen in seinem Land kämpft. Mithilfe glänzender Glasfassaden, 50-Jahre-Autos und hochtoupierter Frisuren zeichnet Ricciarelli ein Land, das sich nur eines wünscht: vergessen, nicht wissen. Da die meisten architektonischen Spuren der brutalen Diktatur verschwunden waren, konnten oder wollten die Menschen im Land Adenauers – der den Wunsch seines Volkes nur zu gut kannte – die Augen verschließen und ehemalige Amtsträger im Nationalsozialismus bedenkenlos eingliedern. Als ob nichts geschehen wäre. Das ging in Italien so nicht. In einem Land, das das Bewahren der historischen Schich-
ten zu einem seiner Grundprinzipien erhoben hat, hätte das systematische Tilgen der eigenen Vergangenheit auf keinen Fall stattfinden können. So schwach die Begeisterung bei den Italienern war, sich im Krieg zu engagieren, so gering war dort die Wut auf die vergangene Diktatur: Man riss zwar die auffälligeren Symbole des Faschismus ab und schloss Protagonisten des abgeschafften Regimes aus der Politik aus, entwickelte aber neben den räumlichen Spuren und Zeugen der Vergangenheit ein neues demokratisches Leben. Die faschistischen Gebäude wurden bald nicht mehr als belastet wahrgenommen und bedenkenlos weitergenutzt. So ist es etwa noch möglich, im „Foro Italico“, den monumentalen, von 1928 bis 1938 errichteten Sportstätten im Norden Roms, den Mussolini gewidmeten Obelisk zu sehen – was viele deutsche Touristen schockiert. Um die italienische Haltung zur faschistischen Vergangenheit zu verstehen, muss man in die örtliche Mentalität eintauchen: Einerseits wollten die Italiener nach dem Ende der Diktatur das unbequeme Kapitel ihrer Geschichte weder manipulieren noch verbergen. Man wollte anders handeln als die Faschisten. Die hatten ihrerseits in ihrer Verherrlichung des römischen Kaiserreichs nicht davor zurückgeschreckt, Zeugnisse des Mittelalters oder Barocks zu zerstören. Auf der anderen Seite begriffen die Italiener, dass es um die Bildung eines kritischen Bewusstseins angesichts ihrer Vergangenheit geht, das in den neuen demokratischen Institutionen gefördert werden sollte. Ein bloßes Gebäude konnte also keine alten Idole wieder aufleben lassen. Schließlich hätte der Abriss auch viel gekostet in einem Land, das eben durch den Krieg verwüstet worden war. Ganz pragmatisch, ganz unproblematisch, sehr italienisch.
N ichtsdestotrotz weigerten sich Architekten und Bauhistoriker der Nachkriegszeit lange, den faschistischen Bauwerken eine gewisse Schönheit zuzuerkennen. Das Kino war das erste Medium, das den Wert dieser imposanten Stadtkulisse wiederentdeckte. Fellini und Antonioni zeigten als Erste die Ästhetik der strengen, Travertin-verkleideten Baukörper, und bald wurde neben dem schon geschätzten Mailänder Rationalismus von Terragni oder Pagano auch den römischen Werken von Libera und Ridolfi architektonische Qualität zuerkannt. Als Beispiel sei hier nur das bekannte „Casa del Fascio“ in Como erwähnt – das „Haus des Liktorenbündels“ –, das auch nach dem Krieg hochgelobt und trotz seines politisch unkorrekten Namens nicht umbenannt wurde. Entscheidend ist
hier, dass die italienische faschistische Architektur im Gegensatz zu dem übertriebenen und bald abgewerteten Neoklassizismus der NS-Zeit neben den rhetorischen und banalen Werken eines Piacentini – dem „italienischen Albert Speer“ – auch die bemerkenswerten Gebäude des Rationalismus der jüngeren Generation schuf. Das Gelände im Lauf der Zeit Der Palazzo della Civiltà Italiana vermittelt nur ein unvollständiges Bild von dem für die Weltausstellung von 1942 errichteten Stadtviertel, das von dem Architekten Marcello Piacentini geplant wurde. Das Prestigeprojekt für das zwanzigjährige Jubiläum der faschistischen Machtergreifung blieb zum größten Teil Papier: Der Kriegsausbruch führte zur Absage der Veranstaltung, und mit dem Ende des Faschismus einige Jahre später wurde die Bautätigkeit eingestellt. Ruinen und Statuen standen noch jahrelang beziehungslos inmitten einer öden Landschaft – weit weg von der bewohnten Stadt – und wurden bald zur metaphysischen Kulisse für Künstler und Regisseure: eine Art gebautes De-Chirico-Bild.
I n den 50er Jahren entschieden sich die Römer gegen einen klaren Bruch mit der damaligen Planung. Die unvollendeten Gebäude – unter anderem auch der Palazzo della Civiltà Italiana – wurden nach den Originalplänen fertiggestellt und das gesamte Quartier mit Neubauten komplettiert. Trotz großer Anstrengungen, den neuen EURStadtteil zu integrieren, lief es nie ganz rund für den Ort mitsamt seiner missglückten Gründung. In der Nachkriegszeit hätte er als durchgrüntes Geschäftsviertel und bürgerliches Wohngebiet der Hauptstadt der neuen italienischen Republik dienen sollen. Aber die etwa zehn Kilometer Entfernung zur historischen Altstadt und seine überdimensionierten Straßen gefielen nie wirklich. Als die Bautätigkeiten abgeschlossen waren, hat man den Stadtteil als fremde, wenn auch faszinierende Insel in der Stadt wahrgenommen. Die wichtigsten Kunst- und Architekturhistoriker der Nachkriegszeit – Zevi, Argan und Tafuri –, die die Fachdebatte jahrel a n g u nw i d e r s p ro ch e n b e h e r r sch t e n, brandmarkteten das EUR und besonderes den Palazzo als künstlich und vulgär. Der Palazzo Im Spannungsfeld zwischen dem konservativen Neoklassizismus von Piacentini und dem Rationalismus der jüngeren Generation stellt der Palazzo einen interessanten WEITER