Best of Interior 2024 - Ute Laatz

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5 0 SCHÖNSTE N WOHNK O N ETPEZ BEST OF INTERIOR

EID

30 Perfektes

38 Wandelbarer Lebensraum

ELISABETH MÜLLER INNEN-ARCHITEKTUR

46 Herzensangelegenheit

54 Symbiose der Epochen

62 Geschlossener Kreislauf

ARCHITECTS

72 Marie Kreibich

AUSGEZEICHNETE PROJEKTE

76 Ferienhaus der Extraklasse

JVW DESIGN

82 Veränderte Ausgangslage

STUDIO ALEXANDER FEHRE

88 Das Leben feiern

IPPOLITO FLEITZ GROUP

94 Nur vom Feinsten

STEPHANIE GEHRINGER

100 Spagat zwischen Nostalgie und Technik

SCHMIDT HOLZINGER INNENARCHITEKTEN

106 Abenteuerspielplatz

JULIA RAFFLENBEUL INTERIOR ARCHITECTURE

112 Glamour Forever MALLUVIA INNENARCHITEKTUR

118 Ein Zuhause für die Kunst

SEBASTIAN ZENKER

INTERIOR DESIGN

124 Filigraner Rahmen 09A

128 Made to measure HOLZRAUSCH 134 Unsentimental nostalgisch ATELIER ST 140 Gelungene Bestandsaufnahme

MEIEREI INNENARCHITEKTUR / DESIGN

146 Willkommen in der Gegenwart

STUDIO STUHLEMMER

154 Zen an der Außenalster REIMANN ARCHITECTURE

160 Die Kunst des Wohnens

ARNOLD / WERNER

ARCHITEKTUR & INNENARCHITEKTUR

166 Neue Akzente in historischem Kontext

NAEMAS ARCHITEKTURKONZEPTE 172 Staycation

180 Bewahrung zum Besseren

SEITZ ARCHITEKTUR

186 We-time-Oase

JUNG & KLEMKE

192 Memphis lässt grüßen

ARNOLD / WERNER ARCHITEKTUR & INNENARCHITEKTUR

198 Raum für Urlaubsträume

LANDAU KINDELBACHER ARCHITEKTEN

204 Barrierefrei durchdacht

STUDIO WOLF INTERIOR 210 Vier-Jahreszeiten-Chalet STUDIO HINTON 216 Open space

REIMANN ARCHITECTURE

222 Tabula rasa

FUNDBÜRO DESIGN

228 Ein halbes Ganzes

BAUSTUDIO ROSTOCK

234 Pragmatisch gelöst DITTLIDESIGN

238 In Farbe baden

UTA VON MALTZAN ARCHITEKTUR 244 Gebaute Resilienz

TAKEHIKO SUZUKI ARCHITECTS

250 Für Sternstunden ROOOM.BIZ

Kreativ-Mekka MAISON WIDMER & WOHNBEDARF

282 New York an der Elbe GIORGIO GULLOTTA ARCHITEKTEN

288 Einfach bildschön

RAINI PETERS INTERIOR DESIGN + STYLING

294 Jede Menge Freiraum BUCHBERGER DESIGN

300 Der Luxus des Einfachen ABOUTLAMA

308 Neu gedacht

MARTINA HAUSEL INTERIORS

314 Ein Teil wird zum Ganzen ÆNSEMBLE ARCHITEKTEN 320 Total geerdet EHAM

Neuausrichtung MALLUVIA INNENARCHITEKTUR 332 Homebase MM STUDIO | BERLIN 340 Wie umgewandelt ANDREA BUSCH INNENEINRICHTUNG

ARCHITECTS' CHOICE

Nyta UG LE KLINT THG Paris

Josef Deisl GmbH

KLAFS GmbH

SCHRAMM GmbH Christian Fischbacher GmbH

Idylle pur INTERIORBYGINI

Erholung unterm Reetdach

Impressum

TRENDREPORT

Natürlich: Jede Einrichtung eines Raumes ist so individuell wie seine Bewohner.

Und Interior-Designer werden zumeist aufgrund ihrer persönlichen Handschrift ausgewählt. Was trotzdem alle eint, verrät unsere Befragung der 50 ausgezeichneten Experten.

Ute Laatz

Moden kommen und gehen. Stil bleibt. Was schon die legendäre Coco Chanel so präzise formuliert hat, trifft auf die Gestaltung des persönlichen Umfelds nicht weniger zu. Aber wie finden Profis den stilistischen Schlüssel zur Kreation eines maßgeschneiderten Zuhauses für ihre Klienten? Klar ist, ohne das direkte Gespräch und das Kennenlernen von liebgewonnenen Gewohnheiten der zukünftigen Bewohner lässt sich kein individuelles Umfeld, das dem Alltag gewachsen ist, schaffen. Aber um die Informationen, die sich aus den Antworten ergeben, in ein stimmiges Konzept einfließen zu lassen, ist analytisches Vorgehen gefragt. Denn ja –schön einzurichten ist (auch) eine Kunst. Aber eben zuallererst präzises Handwerk. Und da formieren sich bei allen Alleinstellungsmerkmalen, die unsere prämierten Inneneinrichter und InteriorDesigner ausmachen, viele Gemeinsamkeiten und ähnliche Herangehensweisen.

Das beginnt bereits bei der Auftragsakquise. Das Ergebnis ist nebenbei auch ein gutes für die zukünftigen Kunden. Denn Zufriedenheit ist die beste Visitenkarte. Für fast alle Gestalter bedeutet die Mund-zu-Mund-Propaganda das wichtigste Werbemittel für ihre Arbeit. Und in anderen Fragen ist sich die Expertenwelt ebenfalls erstaunlich einig. So findet eine Mehrheit nicht, dass das Innenleben der Außenhülle oder gar dem Standort unbedingt entsprechen muss. Die Tatsache liefert Freiheit und vergrößert den Rahmen der Möglichkeiten. Ein Stück sonniges Mittelmeerflair im hohen Norden. Oder urbane Coolness inmitten idyllischer Berglandschaft. Why not? Die eigenen vier Wände sollen schließlich ein ganz und gar persönliches Lebensgefühl schaffen. Und das ist nun mal ortsunabhängig. Nur die Authentizität der Architektur muss gewahrt bleiben. Denn zwischen Interpretationsspielraum und „Fake“ verläuft die Grenze, die keinesfalls überschritten werden darf. Darauf haben die Profis immer ein waches Auge.

Sogenannte Megatrends, die globale Phänomene beschreiben und über beispielsweise stilistischen Strömungen stehen, werden von den Inneneinrichtern ganz selbstverständlich eingebunden, ohne dabei dogmatisch vorzugehen. So differenzieren die Experten, wo „smarte Technik“ hilft, Komfort, Sicherheitsaspekte sowie Energieeffizienz zu steigern. Reiner Fortschrittsglaube genügt nicht, um Einzug in die Wohnwelt zu halten. Das bewahrt Auftraggeber vor unnötigen Kosten und zwingt ihnen nichts auf. Dem zweiten Megathema „Nachhaltigkeit“ begegnen die Planer auf unterschiedlichen Ebenen – wohlwissend, dass die Materie buchstäblich vielschichtig ist. Überragend ist die Übereinstimmung aller Einrichter, dass die nachhaltigste Wahl diejenige ist, die für quasi immer währt. Was man nicht mehr hergeben möchte, woran man sich nicht sattsieht und was mit der Zeit nicht Mängel, sondern Patina entwickelt, erweist sich ganz natürlich als die ressourcenschonendste Anschaffung.

Und auch wenn das einzurichtende Objekt nicht die Idealvoraussetzungen bietet, spornt doch gerade dieser Umstand die Profis an. Fast alle Befragten sehen in der Ertüchtigung des Bestands nämlich die reizvollere Herausforderung gegenüber der Neuerschaffung von idealem Raum. Was nicht gegen Neubau spricht, aber Bauherren eben Mut macht, Häuser und Wohnungen in Betracht zu ziehen, die vielleicht aufgrund von (korrigierbaren) Unzulänglichkeiten nicht die Liebe auf den ersten Blick hervorrufen. Wünsche, welche Aspekte noch mehr in den Fokus von Auftraggebern, Architekten und Bauträgern geraten sollten, haben die Innenarchitekten ebenfalls formuliert. Mit ihnen wird einmal mehr deutlich: Die Entstehung von Wohnraum zum Wohlfühlen ist ein komplexer Prozess, der nur gemeinsam bewältigt werden kann. Die Raumgestalter setzen dem Ganzen das i-Tüpfelchen auf. Getreu dem Motto: Ende gut, alles gut.

Wie gewinnen Sie Ihre Kunden für die Beratung und Ausführung Innenarchitektur?der

Mund-zu-MundPropaganda Werben in einschlägigen Medien

Wie unterstützen Sie Bauherren darin, mehr Mut zur Individualität zu zeigen?

Muss ein Interieur immer stimmig Standortzum des Objektes sein?

SONSTIGE ANGABEN:

• Eine Bezugnahme auf das Gebäude sollte in subtiler Weise schon da sein.

• Zum Standort nicht unbedingt, aber es muss zum Objekt passen (z. B. Stuck einer Neubauwohnung mit niedriger Raumhöhe macht keinen Sinn).

• Nein, aber schöner ist es!

• Es kommt auf den Kontext an. Ein Laden oder eine Gastronomie wollen vielleicht sogar herausstechen und erlebnisorientiert sein. Wohnen hingegen oder ein Hotel sollten stimmig sein zu der Umgebung. Sonst kannes unauthentisch oder gar kitschig wirken.

• Das ist sehr abhängig vom Objekt.

Stetige Präsenz in den sozialen Medien
Sonstiges (Houzz, Google Ads, aktive Akquise)

Beleuchtung

Wo ist innovative, smarte Technik sinnvoll

eingesetzt?

Hauswirtschaft(Reinigen, Waschen)

Küche(Kochen, Backen , Kühlen)

Gartenpfege

Wie lässt sich der Nachhaltigkeitsaspekt beim Interieur am besten berücksichtigen?

Vorzugsweise recycelte Materialien einsetzen

Zeitlose Klassiker wählen, die stilistisch den „Test of Time“ längst bestanden haben

Gebäudesicherheit

Unterhaltung(Smart-TV, Musik)

Auf Regionalität der Materialien und Möbel achten

Wenn das Budget limitiert ist: Worauf kann man verzichten?

Auf nichts. Dann lieber Räume zunächst aussparen und sukzessive renovieren/ fertigstellen

den Antworten war eine Mehrfachauswahl möglich.

Wie lang sollte ein gutes Interieur als zeitgemäß gelten?

Kommt auf die Nutzung an. Für private Bauherren sollte das Interieur lebenslang für die Familie passen. Im gewerblichen Bereich (Hotel, Büro) sollte es im Sinne der Nachhaltigkeit längere Zeit standhalten (leider ist dies in unserer schnelllebigen Zeit noch nicht der Fall).

8 Jahre

Ein gutes Interieur sollte zeitlos gestaltet sein; ein gutes zeitgenössisches Interieur sollte mindestens 5 Jahre lang so bleiben, da wir uns so schnell mit der modernenbewegen.Technologie

Wenn es das perfekte Interieur für den Ort und die Bedürfnisse der Bewohner ist und die Materialien hochwertig sind, bleibt es zeitlos und stimmig.

Ein gutes Interieur sollte noch nach 10 bis 15 Jahren zeitgemäß wirken. Ziel ist es jedoch, das Interieur so zu gestalten, dass es als zeitlos betrachtet wird und noch in 50 bis 60 Jahren anspruchsvoll wirkt.

10 Jahre

Hier gibt es kein Richtig oder Falsch, es ist eine Wahrnehmung.subjektive

Mit der Basis der Einrichtung sollte man gut 20 Jahre leben können. Zwischenzeitlich kann das Ändern von Dekorationen wie Vorhängen, Wandfarben, Tapeten & Co. ein Mittel sein, um dem Zeitgeist zu entsprechen und eine neue Atmosphäre zu erzeugen.

Bis es nicht mehr funktioniert.

Es gab so viel Veränderung in den letzten 100 Jahren, auch was die Funktion der Möblierung betrifft, daher 5 Jahre. Wir entwerfen bewusst nicht zeitgemäß und bitten unsere Kunden, sich davon zu lösen.

Hochwertige Materialien und Detailfügungen, spannungsvolle Raumproportionen sind uns beispielsweise wichtiger als ein hochwertiges Sofa. In der Gestaltung sind wir dem Zeitgeist unterworfen, aber zeitlos wird ein Interieur durch seine Qualität. Dann spielt es keine Rolle, ob das verwendete Holz im Trend ist oder nicht. Wenn wir bestehende Häuser umbauen, suchen wir nach diesen Stärken. Denn gut gemachte „Zeitzeugen“ können Charakter und Charme ausstrahlen.

20 Jahre

Jahre 50 Jahre
Für immer. Es zeitlossolltesein.

Verkehrsfächen wie Dielen und Treppen

Wohnflächen werden immer größer, zu Lasten der Allgemeinheit. Wo lässt sich am einfachsten Fläche sparen im Grundriss? Wo liegt die attraktivere Aufgabe?

Kommunikationsfächen wie Wohnzimmer/Essbereich/Küche

Welcher Trend sollte der Vergangenheit angehören?

Bestand ertüchtigen, Altbau modernisieren Immer größere

Der unbedingte Hang zur wandlosen Küche Bei den Antworten war eine Mehrfachauswahl möglich.

Individuelle Schlafräume

Biophilic design

Kompaktheit

Welche sinnvolle Entwicklung ist unterrepräsentiert?

Multifunktionale Räume mit flexiblen Bereichen

Verbindung von Stilen und Epochen

Der Fokus auf Wohnqualität statt -fläche.

Mit Pflanzen designen, Naturstein und Keramikplatten mischen, „dumb houses“ anstatt „smart houses“, integrierte Kunst, die Gestaltung von „Butlers Pantries“ und Waschküchen

Mehr Mut zur Farbe

TVs, die im Boden verschwinden

Erweiterbarkeit des Essbereichs

Innovative recycelte Materialien

Kreislaufwirtschaft

Verdichtung der Innenstädte

Nur eine Wand akzentuieren, die Decke bei der Gestaltung ignorieren

Tiny Living/Tiny Houses – Verkleinerung von Wohnraum und effektive Ausnutzung von Flächen (Stauraum, Multifunktionsnutzung)

Secondhandbörsen für Designklassiker, nachhaltiger Möbelbau

Bewusstsein für Wertigkeit schaffen und so mehr Nachhaltigkeit erreichen. Langlebigkeit statt Wegwerfgesellschaft und Billigprodukte!

Integration von HomeofficeArbeitsplätzen in Wohnbereiche

Die Beleuchtung trägt als wichtiges Gestaltungsmittel wesentlich dazu bei, Atmosphären zu schaffen und wirkt auf Wohlbefinden und Stimmung. Und: Wohngesunde Materialien. Raumklima, Haptik, Gerüche –die Vielfalt der Sinne entscheiden darüber, was wir als angenehm oder schön empfinden.

EINE EINLEITUNG VON

CAROLIN SANGHA

Ich habe meine Kindheit in Indien verbracht. In einem Land, das so vielfältig ist, gefüllt mit den schönsten Farben und Formen. Hier liegen die Wurzeln für mein „kreatives“ Leben. Ich erinnere mich an unser Haus in Bangalore, einen schlichten Bungalow umgeben von einem tropischen Garten. Innen ein kühler Terrazzoboden und minimalistisch geformte Möbel aus Teakholz im Chandigarh-Stil, chinesische Kunst an den Wänden (mein Vater ist in China aufgewachsen), englisches Tafelsilber auf dem Tisch und dazwischen meine Mutter in ihren farbenprächtigen Seidenkleidern und mit opulentem Schmuck. Dieses Bild hat mich stark geprägt. Es war nicht ein wilder Mix von unterschiedlichen Stilen, sondern pure Ästhetik und Authentizität. Das wurde in der Gestaltung zu meinen wichtigsten Prinzipien. Und Indien ist und bleibt meine Inspirationsquelle – sei es das Feuerwerk der Farben, das mir dort überall begegnet, oder die unendliche Vielfältigkeit der Architektur, die Tradition und Moderne verkörpert. Mich fasziniert und inspiriert Chandigarh, die Traumstadt des ersten indischen Premierministers Nehru, die von dem französischen Architekten Le Corbusier geplant wurde und als eines der besten Experimente im Bereich der Stadtplanung und der modernen Architektur des 20. Jahrhunderts in Indien gilt. Die Möbel für die Verwaltungsgebäude, die Le Corbusiers Cousin Pierre Jeanneret kreierte, gaben die Leitlinie für zeitgenössisches indisches Möbeldesign. Der Bürostuhl, längst ein Klassiker, ist heute in vielen Wohnungen zu finden, wie beispielsweise in einem Loft in Hamburg oder New York, zu sehen auf Seite 159 und 220.

Als Beobachterin meines Umfelds verlasse ich mich auf meine Intuition, sie leitet mich. Meine Augen sind immer in Bewegung und meine Kamera oder Pinsel ist stets griffbereit. Ich lege mich ungern fest. Meine Art zu arbeiten entwickelt sich ständig weiter, manchmal entscheide ich heute anders als morgen. Ich werde oft gefragt, wie meine überraschenden Farbkonzepte entstehen. Meistens spontan auf einer meiner Reisen. Vieles inspiriert mich und gibt mir Ideen. Das können beispielsweise die verschiedenen Pinkoder Rottöne der verwaschenen Hauswände in Lissabon sein, das Azurblau des Mittelmeers an der Côte d’Azur oder das intensive Gelborange der Marigoldblüte in Indischen Gärten. „I find inspiration in everything.“

Farben dienen für mich als Vorlagen für meine Gestaltung. Im Produktdesign ist es der Einklang von Farbe mit der Form, im Interiordesign die Korrespondenz von Farbe mit Licht, dabei setze ich Materialen und Details ein, die dem Raum eine Bekleidung geben. Die Räume sollen lebendig sein, eine Seele und Charakter haben und die Persönlichkeit ihres Bewohners tragen. So gehe ich auch bei der Gestaltung von Mode vor, da mache ich keinen Unterschied. Authentizität und Ästhetik sind meine Leitgedanken. Mut und Leichtigkeit gehören für mich zum Designprozess. Ich finde, dass gutes Design, ob beim Interieur, beim Produkt oder der Mode, die Aufgabe hat, selbstverständlich und funktional zu sein. Ansonsten ist es für mich Kunst oder eine Inszenierung.

Friedensreich Hundertwasser – bekannt als ein mit der Natur verbundener achtsamer Architekt und Maler – hat in den 1960erJahren von der „dritten Haut“ gesprochen und er meint damit die Wohnung, die den Menschen umgibt. Die „erste Haut“ des Menschen ist seine natürliche Haut, ein lebenswichtiges Organ und gleichzeitig das größte Sinnesorgan. Die „zweite Haut“ ist unsere Kleidung. Kleider machen Leute, so sagt man. Auch in seiner „dritten Haut“ – damit ist die Wohnung gemeint – soll sich der Mensch wohlfühlen. Jeder richtet sich nach seinem Geschmack ein und sucht sich die Farbe für die Wände und die Formen der Möbel entsprechend aus. Es gibt dabei keine Regeln. Es ist gut so, wie es ist. Jedes Haus, jede Wohnung ist einzigartig, jedes Interieur trägt seine eigene Handschrift.

Die Welt entwickelt sich weiter, die Berufe verändern sich und die Technologie zieht die Grenzen neu zwischen Arbeit und Familie. Es fällt mir immer mehr auf, dass Gestalter Innenräume angepasst haben, um die neue Realität widerzuspiegeln. Einige verwandeln den Wohnort in einen Inkubator für Ideen oder in eine „wonder wall“ der Sammlungen und Erinnerungen, andere verwischen die Grenzen nicht zwischen Arbeits- und Privatleben. Aber die Sehnsucht bleibt, dass das Zuhause der Rückzugsort und eine Energiequelle ist. Diese Entwicklung hat sich auch auf die Gestaltung der privaten Wohnräume ausgewirkt. In der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts war eine Gegenbewegung zum Minimalismus der 1990er zu erleben. So kehrten nicht nur Muster und Tapeten zurück, es waren eine gewisse neue Überschwänglichkeit und eine Abkehr vom stilistischen „Einheitslook“ zu beobachten. Es wurden stattdessen verschiedene Perioden und Traditionen kombiniert und nebeneinander gestellt – individuell und mutig. Perfekt eingerichtete Wohnungen, wo aufgeschüttelte Kissen auf unberührten Sofas sitzen, und leer gefegte, glänzende Küchen sucht man heute nahezu vergebens. Es sind die Lebensräume mit einer persönlichen Handschrift, die dem Zeitgeist entsprechen. Was macht ein gelungenes Interieur aus? Ich finde, dass es in erster Linie einen persönlichen Lebensraum für den Bewohner schaffen, nicht gezwungen oder unbelebt inszeniert sein sollte, sondern ein Ort zum Wohlfühlen, zum Leben, der nicht einfach nur schön ist, sondern auch praktisch und Bedürfnisse erfüllt. Es ist mehr als ein Raum, in dem funktionstüchtiges Mobiliar verteilt wird. Das Interieur hat Charakter und einen eigenen Look. Es bildet die „Bekleidung“ des Raums. Ob Eklektizismus, ein Feuerwerk an Farben, ein wilder Mix von Mustern, die minimalistisch pure Zurückhaltung oder die Kombination von Alt und Neu. Jedes Haus, jede Wohnung, die ich betreten habe, hat mir etwas gegeben, sei es neue Wandfarbe, ein neuer Künstler, eine besondere Teemarke oder ein interessantes Buch. Es wird mir einfach klar, dass die Innenräume das Skelett eines Hauses sind, aber die Menschen, ihre Gegenstände und Sammlungen die Seelen sind. Und die Gestaltung des Raums spiegelt ohne Zweifel die Persönlichkeit des Bewohners wider. Es kommt dabei nicht auf das perfekte Styling an,

ob Möbel und Gegenstände ihren festen Platz haben. Ist es nicht gerade schön, Dinge zu bewegen, Wände anders zu streichen, Vorhänge zu verändern oder Lichteinflüsse neu zu erleben? In Bewegung zu bleiben und etwas neu zu gestalten?

Bewegung gibt es auch bei den Trends, in der Mode schneller als im Interieur. Ich bin in beiden Bereichen unterwegs und spüre die unterschiedlichen Wellen und die gegenseitige Beeinflussung in meinem Arbeiten, sei es bei den Farben, den Formen oder Materialien. Mode und Interieur laufen immer Hand in Hand.

Eine Wohnung ist das Abbild des Zeitgeists und auch eine Reaktion auf die Umgebung, in der sie sich befindet. Ob es der 60erJahre Bungalow, die herrschaftliche Wohnung in einem Jugendstilhaus, das Loft in einer stillgelegten Fabrik oder die Hinterhof Werkstatt ist – es wird neuer Wohnraum geschaffen, individuell und urban. Mit Kreativität, Mut, Feinfühligkeit und dem „gewissen Etwas“ bei der Gestaltung des Innenraums wird das Gebäude zu neuem Leben erweckt. Eines meiner Projekte, unsere private Wohnung, ein ehemaliges Künstleratelier in einem denkmalgeschützten Haus aus dem späten 19. Jahrhundert, habe ich sehr frei und radikal in einen lichtdurchfluteten „Bungalow“ umgewandelt. Er thront über den Dächern von München und ist die Hommage an mein Familienhaus in Indien.

Dieses Buch zeigt viele spannende Wohnkonzepte, die stilistisch sehr unterschiedlich und äußerst individuell sind, kreativ umgesetzt von Interior Designern, die entweder nach Vorgaben und Wünschen des Bauherren vorgegangen sind oder ganz frei und grenzenlos gestaltet haben. Mit viel Freude und einem „modischen“ Blick bin ich von Projekt zu Projekt gewandert, habe jedes Detail betrachtet und mir vorgestellt, wer die Bewohner sind und ob sie sich auch im Stil ihres Interieurs kleiden. Ob minimalistisch oder opulent, verspielt oder streng, mondän oder zurückhaltend, radikal oder verspielt, jedes dieser Objekte hat seinen eigenen Einrichtungsstil, seine eigene „Bekleidung“, mit klarer Handschrift des Gestalters. Das Gemeinsame: Es wird ein Lebensraum geschaffen, der die Persönlichkeit des Bewohners widerspiegelt. Es ist ein Ort, der lebenswert ist, Atmosphäre ausstrahlt, funktioniert und glücklich macht. Es werden Geschichten erzählt und Wünsche, ja vielleicht sogar Träume erfüllt. Keines der Interieurs ist wie das andere. Sie sind immer verschieden. Überraschend und schön. Das Beste vom Guten. The best of interior!

Carolin Sangha ist eine deutsch indisch stämmige Designerin und Kreativ direktorin. In Indien aufgewachsen, lebt und arbeitet sie in Deutschland. Nach ihrem Mode- und Grafikdesign Studium sammelte sie erste berufliche Erfahrungen als Modejournalistin, bevor sie für verschiedene Werbeagenturen ls freie Artdirektoriatätig war. 2006 gründete sie das Studio casa57 für Produkt-, Interior- und Kommunikationsdesign. 2016 folgt die Gründung ihres Modelabels casa nata. Carolin ist eine multidisziplinäre Gestalterin mit einer starken Handschrift, dem „maximalen Minimalismus“. Der Einsatz von Farbe spielt dabei immer eine wichtige Rolle.

DIE „BEST OF INTERIOR“ JURY

Gabriela Hauser

Vizepräsidentin bdia

„Die Einreichungen zeigen uns ein Potpourri an Eindrücken, was Innenräume zu leisten vermögen.“

Ute Laatz

Freie Redakteurin, Autorin

„Man stellt sich immer auch die Frage: Welches Wohngefühl strahlt ein Projekt aus? Die individuellen Ansichten machen die Diskussion unter uns so bereichernd.“

Johannes Hünig

Leitung Haus & Bauen

Schöner Wohnen

„Die Vielfalt und Qualität der Projekte hat mich begeistert.“

May-Britt Frank-Grosse Chefredakteurin baunetz interior | design

„Schön zu sehen, dass die Qualität der eingereichten Projekte steigt. In diesem Jahr waren wieder einige Überraschungen dabei.“

Fabian Freytag

Interior Designer, Vorjahressieger

„Dieser Award beweist, dass Innenarchitektur eine Frage der Kreativität und nicht des Budgets ist.“

Johanna Neves Pimenta

Chefredakteurin md

„Das Highlight der Jurysitzung? Die intensive Debatte über die Preisträger. Jeder Juror bringt Fachkenntnis und eine eigene Perspektive an den Tisch.“

SECHS KÖPFE, SECHS MEINUNGEN? TATSÄCHLICH WURDE BEI DER SICHTUNG UND BEURTEILUNG ALLER EINGEREICHTEN PROJEKTE UNTER DEN INTERIOR-PROFIS LEBHAFT DISKUTIERT. UND FÜR ALLE IST IMMER WIEDER ERSTAUNLICH, WIE UNTERSCHIEDLICH DIE BLICKWINKEL, AUS DENEN KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN AUF DIE GEBOTENEN INSZENIERUNGEN SCHAUEN, SEIN KÖNNEN. ABER AM ENDE EINES SPANNENDEN JURY-TAGES WAREN SIE SICH EINIG: DAS SIND DIE 50 BESTEN DER BESTEN DES JAHRES 2024! BESONDERE AUSZEICHNUNGEN INKLUSIVE.

UNSERE PARTNER

WIR BEDANKEN UNS BEI DIESEN WICHTIGEN BRANCHEN-AKTEUREN GANZ HERZLICH FÜR DIE UNTERSTÜTZUNG

baunetz interior|design – das Magazin für Interior und Design ist Schnittstelle zwischen den Disziplinen, vereint journalistischen Content aus Innenarchitektur und Design und vermittelt zwischen den Protagonisten: Gestaltende wie herstellende AkteurInnen finden auf baunetz-id.de eine Plattform, die relevante Professionals vorstellt, listet und vernetzt. Die Redaktion widmet sich den spannendsten Interiorprojekten und Designfunden in zahlreichen Dossiers und Storys und stellt Menschen und ihre Inspiration in den Mittelpunkt.

BOLD heißt kühn, mutig und tapfer, wild, frech und gewagt. An diese Vision hält sich BOLD bei der Verwirklichung eines Designhotels, das die Hotelszene im günstigen Preissegment ein wenig aufmischen soll.

Der bdia bund deutscher innenarchitektinnen und innenarchitekten e. V. ist der größte und wichtigste Innenarchitektur-Verband in Deutschland. Seit über 60 Jahren fördert und festigt er den Berufsstand und die Berufsausübung der deutschen Innenarchitektinnen und Innenarchitekten.

md INTERIOR | DESIGN | ARCHITECTURE ist die multimediale Plattform für hochwertige Innenarchitektur und anspruchsvolle Objekteinrichtung. Seit 1955 berichtet die Redaktion über Produkte, Projekte und Persönlichkeiten, die die Branche prägen.

SCHÖNER WOHNEN ist die führende deutsche Wohnzeitschrift mit Themen rund ums Wohnen, Einrichten, Bauen mit einer verkauften Auflage von rund 200.000 Exemplaren. Die Erstausgabe erschien im Januar 1960 im Verlag Gruner + Jahr.

NEUHOFF NATURSTEINWERK gehört zu den ersten Adressen in Deutschland, wenn es um hochwertigen Innenausbau und stilvolle Außenanlagen mit Naturstein im In- und Ausland geht. Ob in den Werkstätten im unterfränkischen Schwanfeld oder im Showroom STEINSALON in München: Neuhoff zeichnet große Kompetenz, Fachwissen und Liebe zum Handwerk aus.

1. PREIS

AADA ATELIER FOR ARCHITECTURE, DESIGN AND ATMOSPHERE

Fabian Freytag
EINE LAUDATIO VON • 1. PREIS

DAS URTEIL DER JURY

Die Casa Muttabella von Olivia Sommer und David Gössler erhält den 1. Preis für die herausragende innenarchitektonische Leistung. Das Projekt überzeugt durch sein sensibles Design und die raffinierte Umsetzung, die geschickt auf zeitgenössische Herausforderungen reagiert, ohne dabei den moralischen Zeigefinger zu erheben.

Die Renovierung dieser Ferienwohnung aus dem Jahr 1968 stellt eine beeindruckende Interpretation des Bestands dar. Durch die gekonnte Verschmelzung von Vintagemöbeln und eigenen Entwürfen entsteht eine fesselnde Harmonie, die den Charme der Vergangenheit mit einem zeitgemäßen Narrativ verbindet.

Die Sanierung war geprägt von einer behutsamen Erneuerung und deutlichen Modernisierung, die durch neue Grundrissorganisationen und die geschickte Inszenierung bestehender Objekte eine einzigartige Dynamik schafft. Trotz Umbau wurde die Atmosphäre der 70er-Jahre bewahrt und um zeitgemäße Akzente ergänzt, um einen Ort zu kreieren, der sich der zeitlichen Zuordnung elegant entzieht. Die Balance zwischen Ski-Chalet und Berghütte ist perfekt getroffen.

Insgesamt präsentiert sich die Casa Muttabella als ein präzises und ganzheitliches Kunstwerk, das durch die Integration diverser Familien-Möbelstücke und Bilder mit emotionalem Wert eine außergewöhnliche Atmosphäre schafft. Diese Wohnung ist nicht nur ein Ort zum Verweilen, sondern auch ein Platz für Kopfkino und einen Blick in die Zukunft im Hinblick auf den Umgang mit Bestand. Es ist ein Ort entstanden, der bereits auf den Fotos als Sehnsuchtsort fungiert und einen in eine verträumte Parallelwelt entführen möchte. Diesem Ruf ist die Jury gerne nachgekommen. Die Räume offenbaren eine Geschichte des guten Lebens und respektieren den Genius Loci durch einen ebenbürtigen Dialog zwischen innen und außen. Das Team hinter diesem herausragenden Projekt verdient unseren Glückwunsch zu dieser wohlverdienten Auszeichnung. Seine inspirierende Gestaltung zeigt die Kraft der Innenarchitektur, Geschichten zu erzählen und Emotionen zu wecken.

Im Wohnzimmer ordnet sich die Einrichtung in monochromer Unfarbigkeit der grandiosen Aussicht unter, ohne selbst Persönlichkeit einzubüßen.

Sessel, Sofa: Vintage

Stehleuchte: Tonika

Sitzbank: Tonika

1. PREIS ZUR RUHE GEKOMMEN

AADA ATELIER FOR ARCHITECTURE, DESIGN AND ATMOSPHERE FLIMS, SCHWEIZ

UUrlaub in den Schweizer Alpen. Das klingt doch schon nach frischer Bergluft, Schnee im Winter und sattgrünen Wiesen im Sommer. Erholung pur verspricht auch die Wohneinheit innerhalb eines Gebäudes in Hanglage und mit optimaler Südausrichtung gen Graubündner Bergwelt. Erbaut 1968 befand sich das Apartment noch im Originalzustand, sodass der Wunsch der Besitzer nach einem zeitgemäßen Update bei gleichzeitiger Bewahrung der atmosphärischen Grundstimmung bei den hinzugezogenen Experten David Gössler und Olivia Sommer Euphorie auslöste. „Was für eine reizvolle Aufgabe! Wir hatten direkt die Idee, bestehenden Elementen, die in dem Kontext verstaubt und unmodern wirkten, durch eine andere Grundrissorganisation eine neue Identität zu geben. Und weil das Objekt von den Bauherren selbst sowie auch Mietern als Ferienwohnung genutzt wird, sollte das komplette Interieur die nötige Ruhe und Unaufgeregtheit ausstrahlen“, erläutert David Gössler die Entscheidung für ein monochrom helles Farbschema und funktionale Details. So lassen sich jetzt mit faltbaren Stahl-Glas-Ele-

menten in der Durchreiche Küche und Essbereich optional miteinander verbinden und im Schlafzimmer führt eine unsichtbar in die Schrankwand integrierte Tür ins En-Suite-Bad. Glatte Oberflächen und ein geradliniges Design greifen den Stil der Entstehungszeit auf, ohne dabei in Retro-Zitate zu verfallen. Dafür sorgen maßgefertigte Möbel wie der Esstisch oder die Leuchten sowie die als Lowboard eingesetzte Sitzbank von David Gösslers eigenem Label Tonika. Dazu gesellen sich ganz selbstverständlich ausgewählte Möbel und Bilder aus dem Besitz der Bauherren, die dem Interieur zusätzliche Persönlichkeit verleihen. Im Bad erfüllen die Experten mit deckenhoch angebrachten salbeigrünen Mosaikfliesen, verspiegelten Flächen und Edelstahlelementen alle Ansprüche an Hygiene und Pflegeleichtigkeit – und kreieren zugleich eine zeitlose Kulisse mit kühlem, aber nicht unsinnlichem Charme. Ohne dem Ausblick auf die zum Greifen nahen Berggipfel die Schau zu stehlen, bietet das Interieur optische Ruhepunkte zum Innehalten und Verweilen. Beste Voraussetzung für einen entspannten Urlaub.

LINKS Highlight des Essplatzes ist die schließbare Durchreiche zur Küche mit faltbaren Stahl-Glas-Elementen. Der Entwurf des Esstisches stammt von den Einrichtern selbst.

Esstisch: David Gössler und Olivia Sommer

Leuchte: Tonika

OBEN Die schlichte Geradlinigkeit greift die ursprüngliche nüchterne Architektursprache auf. Wandhohe Einbauschränke rahmen die Türen und sorgen zugleich für viel versteckten Stauraum. Türgriffe: Vintage

DIE BESTEN WOHNIDEEN DER PROFIS

Stilvolle WohnReportagen mit persönlichen und authentischen Einblicken

Die 50 besten Interior-Konzepte des Jahres

Umfangreiche Herstellernachweise und die innovativsten Produkte der Branche

Was ist neu in der modernen Raumgestaltung? Wie können Flächen optimal genutzt und selbst vermeintliche Schwächen von Grundrissen sowie feste architektonische Strukturen vorteilhaft in Szene gesetzt werden? Dieses Callwey Buch bietet einen umfassenden Überblick über die besten Interior Designer und Innenarchitekten. Präsentiert werden 50 ausgezeichnete Interior-Projekte, die aktuelle Einrichtungstrends anschaulich darstellen. Ob urban oder rustikal, auf kleinstem Raum oder mit luxuriöser Großzügigkeit – die vorgestellten privaten Häuser und Apartments zeigen eindrucksvoll, dass es für jede Wohnsituation, sei es im Bestand oder Neubau, die optimale Lösung gibt. Die kreativen Interior-Lösungen, zusammen mit prämierten Produkt-Innovationen, liefern inspirierende Anregungen für die praktische Umsetzung.

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