MIT FARBE WOHNEN
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In den letzten Jahren sind warme, erdige Farben, wie „Templeton Pink“, immer beliebter geworden, denn sie verwandeln unser Zuhause in einen heimeligen Rückzugsort.
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Alle vermeintlichen Regeln der Wandgestaltung sind hinfällig, denn Farben werden auf unterschiedlichste Weise und ganz individuell in den eigenen vier Wänden eingesetzt. Hier sehen wir „Whirlybird“, mit einer Bordüre aus kräftigem „Bancha“ für einen auffälligen, modernen Look.
MIT FARBE WOHNEN
JOA STUDHOLME & CHARLOTTE COSBY MITCHELL BEAZLEY6
10 Die Geschichte von Farrow & Ball
14 Farbnamen und Inspiration
20 So entstehen Farben und Tapeten
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35 3 Themen für den Anfang
36 Architektur
42 Licht
48 Stil
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EINLEITUNG
Als ich mich 2015 daran machte, die Einleitung für Stilvoll wohnen mit Farbe (Studholme/Cosby, 2016) zu schreiben, ahnte ich noch nicht, dass ich das einige Jahre später noch einmal machen würde – für diese aktualisierte Version des Originals: Mit Farbe wohnen. In den letzten zehn Jahren hat sich die Art und Weise, wie wir unser Zuhause gestalten, stark verändert. Farben werden mittlerweile mit einer Begeisterung eingesetzt, die uns alle überrascht hat, und dieses Buch spiegelt diese Veränderungen wider und würdigt gleichzeitig alles, was Farrow & Ball ausmacht.
Die Gestaltung Ihres Zuhauses sollte Freude bereiten. Das Wichtigste ist zweifellos, dass Sie Farben verwenden, die Sie wirklich lieben und mit denen Sie sich wohlfühlen. Es gibt keine festen Regeln, weshalb die Ideen in diesem Buch Sie nicht beeinflussen, sondern inspirieren und dabei unterstüzten sollen, Ihre Vision zum Leben zu erwecken.
Obwohl Farrow & Ball bereits vor mehr als 75 Jahren gegründet wurde, eröffnete der erste Ausstellungsraum in London erst 1996. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Glück, nach zehn Jahren in der Fernsehwerbung in das Unternehmen einzusteigen. Ich hatte keine formale Ausbildung, sondern wuchs in die Firma hinein, ebenso wie meine Kollegin Charlotte Cosby, die heute Kreativchefin ist. Unsere gemeinsame Leidenschaft für Farben brachte uns ursprünglich auf die Idee, Stilvoll wohnen mit Farbe zu schreiben.
Ich arbeite seit mehr als 25 Jahren für Farrow & Ball als Farbkuratorin und bin der Welt der Farben verfallen. Als Farbberaterin verbringe ich einen Großteil meiner Zeit in fremden Häusern, um den Bewohnern zu zeigen, wie Farbe ihr Leben bereichern kann. Zu meiner Verblüffung hat jemand ausgerechnet, dass ich im Schnitt fast 5.000 Räume pro Jahr dekoriere. Die Aufgabe, neue Farben kreieren und benennen zu dürfen, ist für mich ein Privileg und macht mich stolz. Natürlich stehen die Farben im Zentrum unseres Tuns, aber ihre Namen haben genauso Kultcharakter erreicht. In
diesem Buch geben wir einen Einblick in die Entwicklung von Farben und ihrer Benennung.
Und so wie wir uns als Unternehmen weiterentwickelt haben, glauben wir auch, dass die Entwicklung unserer Farbpalette die Art und Weise widerspiegelt, wie wir uns heute einrichten. In den letzten Jahren sind die Anforderungen an unser Zuhause gestiegen, sodass es immer mehr zu unserer Lebensqualität beiträgt. Viele von uns haben das Bedürfnis, sich einen persönlichen Rückzugsort zu schaffen, der unseren individuellen Lebensstil unterstreicht. Einen Weg, dies zu erreichen, findet man oft in der Welt der Farben, die je nach unserem persönlichen Geschmack unterschiedliche Stimmungen erzeugen und unsere Arbeits- und Freizeit auch optisch trennen.
Einige von uns fühlen sich immer noch am wohlsten, wenn sie unkomplizierte Neutraltöne verwenden, die alle in diesem Buch behandelt werden, aber zunehmend ziehen uns auch Farben an, wie sie in den nächsten Kapiteln beschrieben werden und in denen sich unsere persönlichen Erinnerungen mit einem prickelnden Hauch von Spannung vermischen.
Auch wenn dieses Buch im Wesentlichen dem Original entspricht –detaillierte Ratschläge für jedes architektonische Element in Ihrem Haus, einschließlich der heiklen Themen, wie man Decken und Böden gestaltet und das natürliche Licht am besten nutzt –, werden Sie feststellen, dass insgesamt eine leichte Verschiebung in unserer Herangehensweise an Farben und die Art, wie wir sie verwenden, stattgefunden hat. Wärmere, freundlichere Farben haben gegenüber den im letzten Jahrzehnt populären kühleren, grauen Tönen an Beliebtheit gewonnen. Nun setzen wir Farben auf oftmals eigenwillige Weise ein, denn sie sollen in unserem Zuhause bleibenden Eindruck schaffen und unsere Persönlichkeit widerspiegeln. Darauf geht das neue Kapitel „Mit Farbe den Raum verändern“ ein, das mit eklektischen Farbmischungen die Wärme und Harmonie eines unschuldigeren Zeitalters heraufbeschwört und dem wachsenden
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Dieses Porträt von Charlotte und mir wurde in der Farbenfabrik aufgenommen, wo der ganze Zauber stattfindet. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr wir diesen Ort lieben!
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Mit „Railings“ auf den Schränken und „De Nimes“ an den Wänden ist dieses Konzept ein Paradebeispiel für unsere andauernde Affinität zu dunklen Tönen. Die Verwendung eines dunkleren Anstrichs unterhalb der Augenhöhe sorgt dafür, dass sich der Raum trotz der starken Farbe öffnet.
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Was könnte fröhlicher sein als diese Räume mit der Tapete „Hegemone“ in verschiedenen Farben an den Wänden: „Purbeck Stone“ und „Cornforth White“ (BP 5701) im Vordergrund und eine Farbvariante aus dem Archiv dahinter. Diese Raumgestaltung ist ungewöhnlich, aber sehr wirkungsvoll.
Trend zur Verwendung freundlicher Kombinationen aus Blockfarben Rechnung trägt.
Wie immer ist es meine Absicht, dass Sie dieses Werk als Handbuch verwenden können, wenn Sie beim Renovieren in einer Zwickmühle stecken oder einfach nur etwas Inspiration brauchen. Ich konnte nicht widerstehen, einige unverzichtbare praktische Hilfsmittel in Form von Dekotipps und den drei grundlegenden Strategien der Farbzusammenstellung sowie einige persönliche Lieblingsfarbkombinationen aufzunehmen.
Farbe und Muster verleihen Räumen ein außergewöhnliches Ambiente und erinnern uns daran, dass unser Zuhause nicht nur etwas ganz Besonderes ist, sondern auch unsere Individualität zum Ausdruck bringt. In den letzten Jahren haben wir erkannt, dass wir zum Glück alle unterschiedliche Dinge mögen und dass
Schönheit nach wie vor sehr stark im Auge des Betrachters liegt. Dies spiegelt sich in den vielen verschiedenen Häusern wider, die in diesem Buch vorgestellt werden, und ich bin denjenigen zu Dank verpflichtet, die uns erlaubt haben, sie hier zu würdigen. Trotz der Unterschiede in Größe, Alter und Stil gelten für alle dieselben Grundprinzipien, die das Rückgrat dieses Buches bilden und Ihnen hoffentlich helfen werden, Ihre Ideen und Träume zu verwirklichen.
Wir bei Farrow & Ball sind sehr stolz darauf, dass unsere Palette eine sich ständig weiterentwickelnde Sammlung von Farben und Mustern ist, die wir – obwohl wir fest in der Tradition verwurzelt sind – für ein sich stetig wandelndes, modernes Publikum wiederentdeckt und neu belebt haben. Nichts bereitet uns größere Freude, als Farbe ins Leben der Menschen zu bringen.
DIE GESCHICHTE VON FARROW & BALL
Farrow & Ball existiert seit 1946. Die Gründer waren der Industriemechaniker John Farrow und Richard Ball, ein Ingenieur, der gerade aus der deutschen Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt war. Sie begegneten sich, als sie beide in einer Tongrube arbeiteten, und gründeten gemeinsam ihre erste Fabrik in Verwood in der Grafschaft Dorset. Der Ruf der hohen Qualität ihrer Produkte verbreitete sich schnell, und bald versorgten sie die Admiralität und das Kriegsministerium mit Farbe.
In den 1960er-Jahren bezog Farrow & Ball seinen heutigen Sitz im Industriegebiet Uddens Estate bei Wimborne und setzte die Expansion in den 1970er- und 1980er-Jahren fort. Während andere Firmen begannen, Acrylfarben mit mehr Kunststoffen und weniger Pigmenten herzustellen, blieb Farrow & Ball bei seinen Originalrezepturen, behielt die besten Zutaten, kräftige Pigmente und das traditionelle Produktionsverfahren bei, um hochwertige Farben zu erzeugen, die sich deutlich von der Massenware unterschieden. All dies geschah abseits des Rampenlichts im verschlafenen Dorset, was es dem Unternehmen ermöglichte, seine Identität und Tradition zu wahren. In den folgenden Jahren sollte sich dies sogar als ausschlaggebender Erfolgsfaktor erweisen.
In den frühen 1990er-Jahren beauftragte die britische Organisation für Denkmal- und Naturschutz National Trust den Spezialisten für historische Interieurs Tom Helme damit, eine bestimmte Farbreihe zu entwickeln. Helme konnte zunächst keinen Hersteller ausfindig machen, der seinen besonderen Anforderungen gerecht wurde, doch dann stieß er auf die unscheinbare Firma Farrow & Ball. Gemeinsam mit seinem Schulfreund, dem Finanzier Martin Ephson,
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Eine sehr alte und hochgeschätzte OriginalFarrow & Ball-Farbdose. Sie mag schlicht aussehen, doch sie enthielt die Farbmagie der Anfangszeit.
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Ein Füllhorn an Schätzen von Farrow & Ball, die bis in die Anfänge des Unternehmens zurückreichen. Bis heute ist das Anordnen der Farbkarte eine unserer Lieblingsbeschäftigungen, und obwohl wir ständig neue Farben hinzufügen, versuchen wir, den Geist der ursprünglichen Karte beizubehalten.
übernahm er die Leitung des Unternehmens. Im Zuge der Arbeit an historischen Gebäuden entstand die Serie der National-Trust-Farben, die auf die verschiedenen Epochen abgestimmt sind. Plötzlich kam zur Klientel der Zwischenhändler ein Heer von Privatleuten hinzu, die sich für Raumgestaltung begeisterten und diese Farben dringend erwerben wollten. Diese Menschen hatten die Andersartigkeit unserer Farben erkannt, die vor allem in ihrer einzigartigen Farbtiefe liegt. Die Farben und ihre Namen waren in Großbritannien bald in aller Munde. 1996 eröffnet dann das erste Farrow & Ball-Geschäft auf der Fulham Road im Londoner Stadtteil Chelsea, 1999 gefolgt vom ersten Übersee-Showroom in Toronto.
In den nächsten Jahren expandierte Farrow & Ball schnell und eröffnete neben einer ansehnlichen Zahl von Läden in Großbritannien auch Showrooms, die eher an Bibliotheken oder Museen als an Farbengeschäfte erinnern und zum Magneten für Menschen wurden, die die inzwischen weltberühmten 132 Farben und die handgefertigten Tapeten in einem passenden Ambiente und in Ruhe begutachten wollten. Jede Farbe, die Farrow & Ball je hergestellt hat, ist aus dem Archiv nachbestellbar. Archivfarben sind in diesem Buch durchgängig mit (A) markiert.
Farrow & Ball hat die Welt des Interior Designs deutlich geprägt und ist seinem Handwerk und seinen Wurzeln dabei immer treu geblieben.
Jede Farbcharge und jede Tapetenrolle wird bis heute in der Fabrik in Dorset mit äußerster Sorgfalt hergestellt und geprüft.
Aus der verschlafenen Firma Farrow & Ball in Dorset ist ein weltumspannendes Unternehmen geworden, das seine unübertroffenen Farben und kunsthandwerklichen Tapeten in 67 Ländern vertreibt und international über mehr als 50 Filialen verfügt, in denen Farbträume Gestalt annehmen können.
FARBNAMEN UND INSPIRATION
In den frühen 1990er-Jahren ergaben sich bei Abendgesellschaften ganz neuartige Tischgespräche. Man unterhielt sich über das intensive „Mouse’s Black“, das fabelhafte „Smoked Trout“ und das zarte „Pea Green“ (A). Eindeutig handelte es sich hierbei nicht um die Speisen eines ausgelassenen Festmahls, sondern um die Namen außergewöhnlicher Farben, die die Welt im Sturm eroberten. Ihre Bezeichnungen waren so ungewöhnlich, dass sich die Fantasie überschlug bei dem Versuch, sich die Töne vorzustellen. Damals verfiel auch ich Farrow & Ball. Ich ahnte nicht, dass dies einer der wichtigsten Aspekte meiner Karriere werden würde. Die Farbnamen sind heute genauso Teil unserer Anstriche wie die Farben selbst und lösen immer noch viele Diskussionen aus: „Kann ich meine Küche wirklich in ‚Sulking Room Pink‘ streichen?“; „Wieso ist eine Farbe namens ‚Wine Dark‘ eigentlich blau und nicht rot?“ Diese Namen erwecken die Farben zum Leben und sind von so vielen erstaunlichen Dingen inspiriert.
Wir sind uns durchaus bewusst, dass Farbnamen einen starken psychologischen Einfluss haben. Viele Menschen mögen bezweifeln, ob man eine Farbe „Dead Salmon“ nennen sollte, aber tatsächlich stammt dieser Name von einer Rechnung, die man 1805 für ein Gemälde in der Bibliothek in Kedleston Hall, Derbyshire, gefunden hatte. „Salmon“ ist die Farbe, während sich „Dead“ auf die völlig matte Lackierung und nicht auf einen toten Fisch bezieht. Es gibt noch viele andere Namen aus dem Tierreich, vom zarten Farbton „Cabbage White“, der nach einem ebenso zarten Schmetterling be -
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Schönheit pur! Sie werden erstaunt sein, wenn Sie die zahlreichen Pigmente, die in jeder Farbe von Farrow & Ball enthalten sind, sehen.
nannt ist, bis zu den kräftigeren, wenn auch gedämpften Farben „Elephant’s Breath“ und „Mole’s Breath“, zwei der meistdiskutierten Farrow & Ball-Namen.
Hinter allen Farbnamen steckt jedoch weit mehr als bloße Schrulligkeit oder Effekthascherei. „Setting Plaster“ zum Beispiel ist einfach nach den errötenden Wänden von frisch verputzten Häusern benannt. „String“ ist natürlich die Farbe von unbehandelter Schnur und passt perfekt zu „Cord“, ebenfalls eine Schnur – beziehungsweise Kordel. Diese Farb- und Namensassoziationen sind gewollt, wenn auch ein wenig geheimnisvoll. Zu „De Nimes“, benannt nach dem französischen Ursprungsort des Denim-Stoffes, gesellt sich nun „Selvedge“, eine Anspielung auf die verdeckten Innennähte. „Treron“, die grüne Alternative zu Farrow & Balls Lieblingsfarbe „Pigeon“, ist, wie der Name sagt: eine Grüntaube. „Jitney“ teilt seinen Namen mit dem Bus, der die New Yorker am Ende des Tages von der Stadt zu den Sandstränden der Hamptons bringt, und passt perfekt zu „Stirabout“, benannt nach dem Haferbrei, den Kinder in Irland als nahrhaften Start in den Tag frühstücken.
Als echte Farbenkünstler lassen wir uns bei Farrow & Ball oft von Originalpigmenten inspirieren, von denen einige eine überraschende Geschichte haben. „India Yellow“ ist nach dem Pigment benannt, das man aus dem Urin von Kühen gewinnt, die mit Mangoblättern gefüttert wurden. Das eher düster klingende „Arsenic“ bezieht sich auf das in der Vergangenheit häufig für grüne Tapeten verwendete Pigment. Es gibt die Theorie, dass Napoleon Bonaparte durch das in der Badezimmerfarbe in seinem Exil auf St. Helena enthaltene Arsen vergiftet worden sein könnte. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass weder in unserem „Arsenic“ noch in unseren anderen Farben giftige Stoffe enthalten sind.
Gelegentlich entsteht der Name einer Farbe sogar vor der Farbe selbst. „Plummett“ wurde nach einem Angel-Nachmittag am Fluss gemischt. Die Farbe des Bleigewichts an der Angelschnur war so schön, dass sie geradezu darum bettelte, in die Farrow & Ball-
EDDY
Ideen für neuere Farben und Namen stammen von gängigen Freizeitbeschäftigungen, die während der Coronavirus-Lockdowns weitverbreitet waren. Das sanfte grüne „Eddy“ erhielt seinen Namen von Wasserwirbeln, die von Wildwasserschwimmern als natürliche Whirlpools genutzt werden.
BEVERLY
Dieser klare mittlere Grünton wurde zu Ehren eines freundlichen und großzügigen Mitglieds unseres Farrow & Ball-Teams benannt, das leider nicht mehr unter uns weilt. Wie diese klassische Farbe war sie geradlinig und zuverlässig .
BABOUCHE
Der Farbton dieses leuchtenden, fröhlichen Gelbs greift die charakteristische Farbe der in Marokko häufig getragenen BaboucheLederpantoffeln auf.
TEMPLETON PINK
Das historisch anmutende „Templeton Pink“ entwickelten wir für den Speisesaal von Templeton House, einem georgianischen Herrenhaus in London, das einst Winston Churchill gehörte.
BAMBOOZLE
Dieses temperamentvolle Feuerrot sprüht nur so vor Seeräubergeist. Sein Name beschreibt die Verwirrungstaktik von Piraten, eine falsche Flagge zu führen, um andere Schiffe zu täuschen.
HOPPER HEAD
„Hopper Head“, benannt nach den Eisenbehältern, die am Fallrohr das Regenwasser auffangen, liegt direkt zwischen den Farrow & BallKlassikern „Railings“ und „Down Pipe“ – es brauchte also unbedingt einen Namen, der mit Eisenwaren für den Außenbereich assoziiert wird.
KITTIWAKE
Der Name des kühlen, klaren Blaus stammt von den lärmenden Seevögeln, die oft an der Küste von Dorset in der Nähe von Lulworth Cove zu sehen sind und nach denen eine ähnliche Farbe benannt ist.
MATCHSTICK
Dieser vielseitige und zurückhaltende Ton brauchte einen passenden Namen! Er ist inspiriert vom ungebleichten Holz, das für Streichholzstiele verwendet wird – sowohl die Farbe als auch das Objekt sind gleichermaßen unaufdringlich.
WHIRLYBIRD
Der Name „Whirlybird“ stammt von den papierartigen, geflügelten Ahornsamen, die Junggebliebene gerne durch die Luft kreiseln lassen und die auch zu dieser lebendigen Farbe inspirierten.
RECHTS
Das Allerheiligste des Projektraums von Farrow & Ball, die Domäne des mächtigen Shamus Pitts, dessen wunderschöne Illustrationen einiger
unserer Farben auf den vorherigen Seiten abgebildet sind. Hier entstehen Konzepte für Ausstellungsräume und es entspinnen sich Diskussionen über alles, was mit Farben zu tun hat.
Palette aufgenommen zu werden. Gleichermaßen bestand der tiefe Wunsch, ein Weiß zu schaffen – mit sehr wenig zusätzlicher Farbe und fast durchscheinend –, das so hauchdünn wirkt wie ein Spinnennetz. Dies war die Geburtsstunde der Farbe „Wevet“, benannt nach dem Dorset-Dialektwort für – Spinnennetz.
Da Farrow & Ball fest in Dorset verwurzelt ist, haben wir weitere Farbnamen aus dem lokalen Dialekt übernommen. Diese Bezeichnungen sind zwar nicht verständlich, aber irgendwie so aussagekräftig, dass man sich die Farbe trotzdem vorstellen kann. „Mizzle“ beschreibt die Farbe des Abendhimmels bei einer Mischung aus Nebel und Nieselregen; „Dimpse“ ist ein kurioser lokaler Ausdruck für die Farbe des Himmels in der Dämmerung.
Zu diesen Farben gesellt sich ein weiterer wetterbezogener Name, „Cromarty“, ein Seegebiet vor der Nordostküste Schottlands, das immer mal in der täglichen BBC-Radiosendung „Shipping Forecast“, die Segler vor drohenden Stürmen warnt, erwähnt wird. Der Name beschwört die Farben von wirbelndem Dunst und aufgewühlter See herauf.
Die Natur wird immer eine große Inspiration sein. „Calluna“ zum Beispiel ist sowohl die Farbe als auch der Name des wunderschönen Heidekrauts, das im Spätsommer die rauesten Landschaften zum Leben erweckt, während das kräftigere Gegenstück „Brassica“ von der Farbe lilafarbenen Brokkolis inspiriert wurde. Ich denke, es ist offensichtlich, wie das ikonische „Pea Green“ (A) zu seinem Namen kam! Für viele Farrow & Ball-Farben gaben historische Häuser den Anstoß. „Picture Gallery Red“ wurde von der Gemäldegalerie in Attingham Park, Shropshire, inspiriert, während „Sudbury Yellow“ eine Interpretation der Wandfarbe ist, die der Raumgestalter John Fowler für das Treppenhaus von Sudbury Hall, Derbyshire, verwendete. „Calke Green“ basiert auf einer gereinigten Version der
Farbe, die im Frühstücksraum von Calke Abbey, ebenfalls in Derbyshire, zu finden ist.
Auch die Inspiration für „Cook’s Blue“ kam von dort, nämlich von den Wänden der Küche, die jahrzehntelang unberührt geblieben waren. Es heißt, dass die Farbe Fliegen abschrecken sollte.
Die Tradition, in historischen Häusern nach Farben zu suchen, hält bis heute an. Viele der von uns kreierten Farben basieren auf erhaltenen Anstrichen oder auf traditionellen Farben, die innerhalb von Malergenerationen weitergegeben wurden. „Inchyra Blue“ habe ich speziell nach Kundenwunsch für das klassische georgianische Inchyra House in Perthshire entworfen. Die Farbe sollte mit der dramatischen Kulisse des Hauses und dem stimmungsvollen schottischen Himmel harmonieren. Der hellste unserer zeitlosen Neutraltöne, „School House White“, geht zurück auf ein kleines Schulhaus in der Landschaft von Somerset. Lediglich einige wenige Personen wurden Namensgeber einer Farbe. „Ball Green“ ist eine Hommage an Richard Ball, den Farbenpionier, der das Unternehmen zusammen mit John Farrow gründete, nach dem auch „Farrow’s Cream“ benannt ist. „Savage Ground“ (A) verdankt seinen Namen Dennis Savage, einem herausragenden Blockdrucker, der maßgeblich an der Gestaltung unserer allerersten Tapeten beteiligt war, während „Sutcliffe Green“ (A) nach John Sutcliffe benannt wurde, dem geschätzten Farbenkünstler und Miterfinder der charakteristischen Farrow & Ball-Farbkarte. Er versuchte ursprünglich, den Farben Worte zuzuordnen, um ihr „Wesen“ zu vermitteln, sei es historisch beschreibend, exakt (in Bezug auf Pigmente) oder sogar absurd, und diese Tradition möchte ich beibehalten. Die Inspiration für Farben ist vielfältig, von den rosigen Wangen meiner Tochter bis zu den Werken Homers. Was für ein Glück, dass wir in einer so farbenprächtigen Welt leben.
SO ENTSTEHEN FARBEN UND TAPETEN
Es ist eine Art Alchemie, durch die unsere Farben kreiert werden und die ihnen ihre einzigartige Wirkung verleiht. Dennoch entstehen sie oft ganz unkompliziert, meist an einem Küchentisch. Wochenlang werden Farbproben aus zig kleinen Schälchen miteinander gemischt, bis wir mit dem Ergebnis zufrieden sind. Dieses geht dann an den Farbexperten im Labor, der die Farbe nochmals prüft.
Zwar stellen wir heute Farben für jede Art von Oberflächen her, doch ursprünglich war Farrow & Ball bekannt für Spezialfarben wie extramatten Holzlack (Dead Flat) und mit Kasein versetzte Leimfarbe (Casein Distemper). Aus der traditionellen Produktion haben wir viel gelernt, und heute verfügen all unsere Farben, von der matten Innenfarbe bis hin zum Hochglanz-Holzlack, über den hohen Pigmentanteil, der zusammen mit Harzen für die einzigartige Farbtiefe sorgt. Durch die komplexe Pigmentverteilung entstehen außergewöhnliche Farben, die bis in die Untertöne Strahlkraft und Tiefe besitzen. Die starke Lichtbrechung aller Zutaten erzeugt ein weicheres, gedeckteres Finish als bei vielen anderen Marken. Mit den Lichtverhältnissen verändern sich die Farben, wodurch sie lebendig wirken und eine eigene Magie ausstrahlen.
Manche Kunden sind verwundert, dass Farrow & Ball-Farben nicht so dick und zähflüssig sind wie die Produkte vieler günstiger Anbieter. Das liegt daran, dass sie mit Pigmenten statt mit synthetischen Bindemitteln angefüllt sind. Die geringere Viskosität unserer Farben sorgt auch für den guten Farbfluss und eine gleichmäßige Deckung. Jede Farbe wird mit höchster Sorgfalt und Präzision abgemischt und auf Herz und Nieren geprüft, bevor sie in die Dose gelangt. Wir sind schließlich davon überzeugt, dass Farbe mehr ist als nur äußerer Schein.
Mit derselben Sorgfalt stellen wir auch die Tapeten her. Schon immer waren im Blockdruckverfahren gefertigte Tapeten hochge -
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Unsere Farbenfabrik hat fast etwas von einer Manufaktur. Unsere engagierten und loyalen Mitarbeiter sind sehr stolz auf ihre Produkte und kontrollieren ständig Qualität und Farbe.
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Die Tapetenfabrik ist voller spannender Schätze, von den sorgfältig gefertigten Blöcken und Walzen bis hin zu den einfachen, aber unverzichtbaren Kannen, die immer noch verwendet werden, um unsere Farbe auf das Grundpapier aufzutragen.
schätzt, in jüngerer Zeit kommen nach dieser Methode hergestellte Papiere aber fast nur noch bei der Restaurierung von historischen Gebäuden zum Einsatz. Die Technik, mit der Tapeten bei Farrow & Ball hergestellt werden, stammt aus dem 18. Jahrhundert, aber natürlich macht sich das Unternehmen heute auch Technologien des 21. Jahrhunderts zunutze.
Jede Tapete entsteht im ersten Schritt durch Auftragen einer Grundfarbe mit dem Pinsel, weshalb die Pinselstriche – wie schon im 18. Jahrhundert – deutlich sichtbar sind. Die Blöcke mit den Tapetenornamenten werden mit Farrow & Ball-Farben eingefärbt und dann mit Druck auf die Grundfarbe gebracht. Die Verwendung unserer eigenen Farben steigert nicht nur die Farbtiefe und lässt das Muster etwas hervorstehen, sondern sie verleiht dem Wandschmuck auch eine taktile Qualität, die mit konventionellen Druckfarben nicht zu erreichen ist. Druckt man Wandfarbe auf Wandfarbe, so ergeben sich einzigartige, anders nicht zu erzeugende Effekte. Bei jedem Durchlauf entstehen minimale Variationen, und auch dies macht den handgefertigten Charakter der Tapeten aus.
Farrow & Ball ist seit jeher für seine Streifen- und PinselstrichDesigns berühmt, die unter Verwendung eines offenen Farbbades hergestellt werden. Zunächst wird die Grundierung mit dem Pinsel auf das Papier gebracht. Nachdem sie getrocknet ist, wird die Rolle unter einer Farbwanne hindurchgeführt. Von Hand geschnittene, unter der Wanne montierte Schaumstoffpads werden mit der Farbe aus der Wanne getränkt und übertragen den jeweiligen Streifen auf die Tapetenrolle.
Um diese Tapeten zeitgemäß zu adaptieren, wurde unendlich viel Arbeit investiert, damit sie die gleiche kreidige Oberfläche haben, die unsere Farben schon immer ausgemacht hat. Jetzt sind sie sogar noch abwischbar und verbinden so zeitlose Kunst mit der Widerstandsfähigkeit des 21. Jahrhunderts.
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