Gently Radical - Fabian Freytag

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INHALT
FABIAN FREYTAG

FOLLOW THE CALL OF THE DISCO BALL!

FELIX WAGNER

Lässt man vor dem inneren Auge die Räume Revue passieren, die Fabian Freytags Ruf begründen, einer der besten und originellsten Interior Designer Deutschlands zu sein, landet man schnell bei Assoziationen an die wilden Siebzigerjahre. Aber warum eigentlich? Schaut man nämlich genauer hin, begegnen einem im Freytag-Kosmos neben Entwürfen unserer Tage, etwa Wera Janes „Cecila“-Leuchten, auch BauhausFreischwinger oder Midcentury-Stars wie der Tulip Chair. Die flagrante Seventies-Anmutung dürfte mithin weit weniger aus den konkreten Objekten selbst resultieren als aus der Art und Weise, wie Freytag sie mixt und in Szene setzt. Was genau also macht den Spirit dieser Epoche des Aufbruchs aus, den Freytag mit solch verblüffender Leichtigkeit heraufzubeschwören versteht?

Die 70er-Jahre sind ein Jahrzehnt, so facettenreich wie ein Blick durch ein Kaleidoskopfarbintensiv, spielerisch, psychedelisch, mind blowing. In jedem Fall gently radical! Ihr gesellschaftlicher Background sind die Revolten der späten Sechziger: Summer of Love, Prager Frühling, Studentenunruhen. 1970 hat sich im Westen der (mehr oder minder) friedliche Protest durchgesetzt, wir begegnen einer Welle des grenzenlosen Optimismus und dem Wunsch nach einer neuen Ästhetik, die allem Rigiden, Martialischen abschwört, getreu dem Hippie-Motto: „Make love, not war.“

Das schließt auch den Bereich des Wohnens ein. Alte Benimmregeln („Sitz gerade!“) gelten nun als gestrig, spießig, überholt. Das designerische Gebot der guten, weil funkti-

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onsgerechten Form – soll es überhaupt noch Gültigkeit haben? Farben, Formen, neue Materialien explodieren in einer Lebendigkeit, die sich über alle Konventionen hinwegsetzt. Knalliges Orange trifft auf Electric Blue, leuchtendes Gelb auf Shocking Pink.

Exaltierte Farb- und Musterkombinationen sind Ausdruck einer allumfassenden, nie da gewesenen Progressivität, sie ersetzen die gedämpften, braven Töne der vorangegangenen Jahrzehnte. Chrom- und Acrylmöbel sind en vogue, Polster aus Polyurethan ermöglichen ganz neue Sitzvarianten. Zugleich stellen die Siebziger eine Epoche neuer taktiler Erfahrungen dar. Stilprägend

Sie verwandeln die Wohnungen der 70er in wahre Wunderkammern der Sinne.

Das Bachelor-Pad, die Höhle der JetsetPlayboys, war eine Erfindung der Sechziger; das Pendant der Siebziger ist offener, sozialer, man könnte auch sagen: demokratischer.

Die Party schließt viele ein, und das schlägt sich auch in der Möblierung nieder. Die avancierte Designsprache des Jahrzehnts ist nicht rein dekorativ, sondern dynamisch und von einem euphorisierenden Hedonismus getragen. Gut verborgen hinter der schillernden Oberfläche des Aufbruchs liegt ein latentes Bewusstsein, dass die Außenwelt

„DAS WOHNZIMMER WIRD ZUR LOUNGE, IN DER FARBEN UND STOFFE EIN GEFÜHL VON OPULENZ UND FÜLLE
VERMITTELN UND SO DEN SORGLOSEN HEDONISMUS DER WILDEN PARTY-SIEBZIGER BEFEUERN.“

sind hochflorige Teppiche und samtige Textilien, nicht selten auf amorphen Sitz- oder Wohnlandschaften, die alle bisherigen genormten Grenzen aufheben: Wie hoch sind Stuhl und Tisch? Wo endet das Polstermöbel, wo beginnt der Fußboden? Alles Auslegungssache.

Das Wohnzimmer wird zur Lounge, in der Farben und Stoffe ein Gefühl von Opulenz und Fülle vermitteln und so den sorglosen Hedonismus der wilden Party-Siebziger befeuern. Die postmodernen Anti-Designs von Gae Aulenti, Vico Magistretti, Claudio Salocchi und Gaetano Pesce mögen zwar den Anschein von Kunstobjekten erwecken, ihre Oberflächen und Materialien wollen gleichwohl berührt, gefühlt – bewohnt werden.

durchaus nicht gar so heil ist. Sie bedarf der Poetisierung. Ein wichtiges Medium dafür ist die Musik; die Sounds von Abba und Queen, David Bowie und Giorgio Moroder mixen Innovation mit Eskapismus. Das Blow Up in München wie auch später das Studio 54 in New York sind – wie die innovativen Interieurs jener Zeit – Heterotopien, räumliche Gegenentwürfe zum schnöden Alltag. Gerade das Studio 54 brachte nicht nur den Soundtrack der 70er weltweit in die Häuser, es motivierte auch zu verspiegelten Wänden und reflektierenden Oberflächen, die den Zauber einer Discokugel widerspiegelten.

In einem seiner jüngsten Projekte, einem Berliner Penthouse von Daniel Libeskind, hat Fabian Freytag eine leicht verzerren -

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de Spiegelfläche aus Edelstahl eingebaut und so eine große Portion Glamour in ein ansonsten überaus seriöses Interior eingeführt. Vor ein paar Jahren verbarg er in seinem Berliner Showroom eine komplett ausgestattete Hausbar hinter üppigen Vorhängen. Bei Bedarf lassen sich die Vorhän-

ge allseitig aufziehen, und – ta-dah! – die Überraschungsparty kann beginnen. Vermutlich ist es diese prinzipielle Bereitschaft zum bewussten Abstand-Nehmen und Sichlocker-Machen, die uns im Werk von Fabian Freytag so an die heitere Seite der 70erJahre denken lässt. Späteren Dekaden galt der Glamour der 70er als oberflächlich; erst allmählich bildet sich ein Bewusstsein dafür aus, dass der zielgerichtete Blick auf die positiven Seiten des Lebens nicht nur gesund und pädagogisch wertvoll ist, sondern auch (gestalteten) Raum braucht. Nicht umsonst trug ein Disco-Film mit Donna Summer aus dem Jahr 1978 den Titel „Thank God it’s Freytag“, pardon, „Friday“.

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WAS VERSCHLUG DEN JUNGEN HAMBURGER FABIAN FREYTAG NACH BERLIN, UND WARUM WURDE AUS DEM KIND EINER ARCHITEKTENFAMILIE EIN DESIGNER, DER SICH MIT RÄUMEN UND DEREN GESTALTUNG BESCHÄFTIGT? UND WAS FÜHRTE ZU SEINEM STUDIO? EIN RÜCKBLICK AUF DAS, WAS BISHER GESCHAH …

Hallo liebe Leserinnen und Leser, liebe Design-Fans,

willkommen bei „Gently Radical Interior Design“. Ich bin Fabian Freytag und freue mich sehr, Sie auf eine Reise durch die wunderbare Welt der Innenarchitektur mitzunehmen.

Für mich geht es bei der Innenarchitektur nicht nur darum, Möbel zu arrangieren und Farben zu definieren, sondern Räume zu schaffen, die inspirieren und den Alltag bereichern. Auf diesen Seiten werden Sie meine Leidenschaft für Design entdecken. Ich bin immer auf der Suche nach dem perfekten Gleichgewicht zwischen dem Vertrauten und dem Unerwarteten, dem Komfortablen und der Überhöhung. Mein Fokus ist das Außergewöhnliche im Gewöhnlichen, die Schönheit im Unkonventionellen – das möchte ich Ihnen zeigen.

Ich habe immer daran geglaubt, dass unsere Lebensräume unsere Persönlichkeit, unsere Wünsche und unsere Eigenheiten widerspiegeln sollten. Sie sollten eine Leinwand für unsere Vorstellungen, eine Oase des Egos und eine Bühne für unsere Geschichten sein. Es geht darum, ein Zuhause zu schaffen, das sich einzigartig und „gently radical“ anfühlt.

In diesem Buch teile ich Ideen, Inspirationen und praktische Tipps, die Ihnen helfen, Ihre Wohnräume in etwas wirklich Magisches zu verwandeln. Sie werden entdecken, wie Sie sich von den Zwängen der Konventionen befreien und Ihrer Fantasie freien Lauf lassen können. Sie werden sehen, dass das Mischen und Kombinieren von Stilen zu atemberaubenden Ergebnissen führen kann und dass selbst die bescheidensten Räume mit Persönlichkeit und Charme erfüllt werden können. Aber es geht nicht nur um Ästhetik. Ich glaube, dass gutes Design unser Leben positiv beein-

flusst. Es kann Freude wecken, die Kreativität fördern und eine Umgebung schaffen, die unser Wohlbefinden unterstützt. In „Gently Radical Interior Design“ zeige ich Ihnen, wie Sie in Ihrem Zuhause ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Ästhetik und Funktionalität erreichen können.

Machen Sie sich bereit, sich inspirieren zu lassen, anders zu denken und sich auf eine Reise der Selbstentdeckung durch Ihren eigenen Lebensraum zu begeben. Dies ist eine Einladung zum Erforschen, zum Experimentieren und dazu, die eigenen vier Wände zu einem Ort zu machen, der mehr sein kann als nur eine angepasste Wohnmaschine.

Ich möchte, dass Sie dieses Buch mit offenem Herzen und einem Sinn für Abenteuer angehen. Ob Sie nun eine erfahrene Designerin oder ein Neuling in der Welt der Inneneinrichtung sind – ich hoffe, dass Sie auf den folgenden Seiten etwas finden, das Ihre Kreativität anregt und Sie mit einem Lächeln im Gesicht zurücklässt.

Vielen Dank, dass Sie mich auf diesem spannenden Design-Abenteuer begleiten.

Lassen Sie uns eintauchen und anfangen, vom Standard abzuweichen. Machen Sie das Neue zu Ihrem Ratgeber!

FABIAN FREYTAG

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VORWORT

Ich wurde 1984 in Hamburg geboren und war ab dem ersten Tag mit den Themen Planen und Bauen konfrontiert, was unter anderem daran lag, dass die Hälfte meiner Familie aus Architektinnen und Architekten bestand. Durch das Familienbüro wurden die Familienfeste zu Baubesprechungen und wiederum Richtfeste zu Familienfeiern. Schon im Grundschulalter begannen die Mitarbeit im Architekturbüro und die gemeinsamen Fahrten über Baustellen mit meinem Vater. Ein Leben ohne Baustellen scheint rückblickend undenkbar, und es war eine Frage der Zeit, wann die ersten Entwürfe entstehen würden. Die elterliche Erziehung hatte das Planen immer als gesamtheitlichen kreativen Prozess betrachtet, der sich aus der Inspiration verschiedener Disziplinen wie bildender Kunst, Bildhauerei und Design zusammensetzte. Schon früh richtete ich mein erstes Atelier im Dachboden der Garage ein, wo Holzskulpturen, Acrylbilder und Materialexperimente entstanden. Mit sieben Jahren begann ich, Gemälde von Miró, Chagall und Mondrian auf Holzbrettern, Malerpappe und selbst gebauten Leinwänden zu interpretieren. Die Umgestaltung des Elternhauses, einer Reetdachkate, mithilfe eines befreundeten Malers sind ebenso prägende Kindheitserinnerungen wie das eigene fortwährende Bauen von Baumhäusern in den umliegenden Wäldern. Grundsätzlich ging es immer um die Schaffung und Gestaltung von Räumen. Auf dieser Grundlage schien das Architekturstudium eine Selbstverständlichkeit und der Weg an eine künstlerische Universität unausweichlich. Der damals vorherrschende freiheitliche Geist der Universität der Künste in Berlin ließ die Realisierung von eigenen Projekten schon während des Studiums zu. Dazu gehörten Fotoausstellungen über Obdachlose und ihre Räume in Paris, Installationen mit Entwürfen für Villen für Manager während der Finanzkrise und die ersten Umbauten von Penthäusern

bereits im zweiten Semester des Studiums. Zu den prägendsten Erfahrungen mit dem größten Einfluss auf die eigene Arbeit würde ich drei lange Reisen durch Europa bezeichnen. Diese Zeit mit zwei engen Freunden stellt eine wichtige Säule meiner Inspiration und der Entstehung des gestalterischen Ansatzes dar. Die Vielfalt Europas mit unterschiedlichen Städten, Architekturen und einer reichhaltigen kulturellen Landschaft ist bis heute meine Quelle der Kreativität. Das Architekturstudium verfolgte ich dabei mehr beiläufig, da die Umsetzung praktischer Projekte den größeren Reiz darstellte. Schon früh entwickelte ich dadurch ein Netzwerk, in einer Stadt, die zu diesem Zeitpunkt noch weit weg vom Bauen, internationalen Kunden und vor allem Innenarchitektur war. Berlin zelebrierte zu diesem Zeitpunkt die Improvisation als Manifest. Nach dem Studium bezog ich mein erstes Büro in der Heidestraße in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofs über einem Club. Damals ein Niemandsland. Hier entstanden Möbelentwürfe, Kunst und Konzepte, deren Umsetzung bis heute anhalten. Neben der Ausarbeitung der eigenen kreativen Ziele setzte ich in dieser Zeit zahlreiche Gestaltungen für Wohnungen bei Berliner Projektentwicklungen um. Die Faszination an der präzisen Ausarbeitung von Grundrissen entstand aus der Praxis, und die Umsetzung bis ins letzte Detail wurde zu einem wachsenden Markt. Der unerschütterliche Kern meiner Arbeit ist freigeistig und antiautoritär. Diese uneingeschränkte Freude an der Gestaltung und die Schaffung eigener Entwurfsregeln sind heute die Basis meines Studios. Das Fundament der Inspiration bildet das Zusammenführen aus Erfahrungen und deren Übertragung auf die Gestaltung von Projekten. Meine Arbeit ist gezeichnet von der Suche und der Neugierde auf das Ergebnis, welches keinen vorbestimmten Grenzen unterliegt.

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WOHER KOMMEN INSPIRATIONEN, UND WAS LERNEN WIR AUS IHNEN? REISEN, RESTAURANTS, RÄUME? SIE SIND DIE BASIS VON IDEEN UND KÖNNEN IN GROSSARTIGE KONZEPTE MÜNDEN. ÖFFNEN WIR DIE AUGEN UND LERNEN SEHEN.

VENEDIG

Über die Lagunenstadt ist nicht nur vieles, sondern einfach alles gesagt. Alle Tipps sind nachzulesen und weithin bekannt. Sparen wir uns diesen Schritt. Meine Faszination liegt woanders. Ich habe einmal in Bukarest einen Vortrag über das Venedig-Prinzip gehalten, welcher komplettes Kopfschütteln ausgelöst hat. Doch ich bin der Meinung, dass diese Stadt nicht nur ein Inspirationsfeuerwerk, sondern auch Potenzial für die Stadt der Zukunft darstellt. Es ist der Ort, an dem ich wahrscheinlich am häufigsten war, und es ist die einzige Stadt, aus der man entspannt zurückkehrt. Touristen hin oder her, es liegt an dem Aufbau von Venedig. Die Hauptinseln waren ursprünglich nur durch wenige Brücken verbunden, denn jeder Stadtteil hatte seine eigene in sich funktionierende Struktur. So weit alles im Rahmen der normalen europäischen Stadtentwicklung. Zwei signifikante Unterschiede gibt es den-

noch: Bekanntermaßen gibt es keine Autos, Fahrräder und E-Roller, was bereits einen Großteil der Atmosphäre ausmacht. Und, zweiter Punkt, Verkehrswege kreuzen sich nicht. Schiffe bleiben im Wasser und Menschen (meistens) an Land. So muss niemand Rücksicht nehmen, und man kann tagelang durch Venedig flanieren. Das lohnt sich, um das geschundene Auge von der eingeschränkt attraktiven zeitgenössischen Architektur zu entspannen. Muster, Ornamente, Verzierungen, Materialien – alles kommt in Venedig zigtausendfach vor, und man muss das Auge nur wandern lassen und alles aufsaugen wie ein Schwamm. Bei Interior-Projekten müssen wir häufig für Mut bei Mustern und Farbe argumentieren. Wie kann es sein, dass Menschen vor 1000 Jahren Räume voller Lebensfreude mit Mustern gestaltet haben, die von Millionen Touristen wegen ihrer Schönheit besucht werden, und im Eigenheim darf es

gerne schlicht und beige sein. Dass es in der Architektur großen Nachholbedarf gibt, zeigt sich alle zwei Jahre bei den Biennalen. Während die Künstler es schaffen, komplette Räume zu erfassen und zu bespielen, verheddern sich die Architekten in irgendwelchen Analysen auf Ausdrucken, die zu allem Überfluss noch mit 10 Millionen erklärenden Worten einhergehen. Ich weiß nicht, von welcher Welt die Herrschaften ausgehen, aber wenn ich mir an einem Tag alle Länderpavillons in den Giardini anschaue und am zweiten Tag das Gelände der Giardini, habe ich keine Lust, ewig lange Fließtexte zu jedem Thema zu lesen. Liebe Architekturschaffende, was soll das? Warum werden nicht einfach wunderschöne Räume gebaut und ausgestellt. Damit hätte man mehr für die (Innen-)Architektur getan als verkopfte Prosa. Es muss plakativer, mutiger und eindeutiger werden. Wie gesagt: die Kunst als Vorbild!

Kitsch-Klischees ablegen, zur Kunstbiennale nach Venedig fahren und mit offenen Augen auf Details durch die Stadt flanieren. Man wird mit einem Übermaß an Kultur, Architektur und Raumgestaltung belohnt. Vor allem haben es mir die Restaurants angetan, die man ausgiebig in Anspruch nehmen sollte.

SANTA MARGHERITA

Ein Ort, über den man fast nie etwas liest, weil Portofino als Nachbarhafen nahezu alle Aufmerksamkeit auf sich und sämtliche Jachten zu sich zieht. Santa Margherita gehört im Sommer ausschließlich Italienern, weil die Strände sehr steinig sind. Folglich herrscht dort eine wunderbare Stimmung. Das erste Mal war ich durch Zufall dort, auf einem meiner Europatrips, ich schlief am Stella-Strand direkt am Meer. Der Spaziergang nach Santa Margherita führt am Imperial Palace Hotel vorbei. Als ich damals als Student davorstand, blieb mir die Luft weg: ein Hotel wie aus einem Wes-Anderson-Film! Es thront über der Stadt und scheint wie ein Regierungsgebäude des Ministeriums für Luxus über den Ort zu wachen. Eine kleine steinerne Brücke führt über die Straße zum privaten Strand. Ich hatte mir geschworen, dass, wenn ich nach Santa Margherita zurückkehre, ich

dann im Imperial schlafe. Das habe ich vor einigen Jahren getan, und ein Aperitivo auf der Terrasse ist der Inbegriff von bella Italia für mich. Mir fiel sehr schnell auf, dass das etwas bescheidenere Hotel darunter direkt am Meer liegt, ohne Straße dazwischen. Das Continental ist kein Highlight der Innenarchitektur, aber dieses Fleckchen Erde mit dem Restaurant direkt am Wasser beschert mir Sommer wie aus einem Bilderbuch. Als wäre ich in meinem eigenen Traum zu Gast. Meine morgendliche Joggingroute führt durch Santa Margherita, vorbei an der Baia di Paraggi nach Portofino. Paraggi ist eine Minibucht mit drei Beachclubs und einem Restaurant, in dem ich gerne meinen Geburtstag feiere: die Langosteria. Bei den dick gelackten rot-grünen Holzwänden bekomme ich Schmetterlinge im Bauch. Von da aus ist es nicht mehr weit, und man steht in Portofino. Es gibt einen Spazierweg oberhalb der Straße, den es sich lohnt zu laufen. Angekommen im Mini-Monaco mit Jachtbesitzern, die gelangweilt die Zeit auf ihren Booten totschlagen müssen, während der Rest der Welt in den Restaurants Spaß hat. Furchtbar ungerecht. Auch wenn der Trubel absurde Züge annimmt, sind es die Kontraste, die diesen Streifen östlich von Genua zum Paradies machen. Denn wandert man weiter über die Berge, die Portofino umranden, landet man in einer Parallelwelt. San Fruttuoso ist nicht mit dem Auto zu erreichen. Es gibt eine Abtei, einen Strand und zwei Restaurants. Basta. Und plötzlich ist man raus aus der Welt. Und ein bisschen spiegelt diese Ecke doch das Leben wider. Nur Luxus ist langweilig, und bei fortwährender Bescheidenheit stößt man auch schnell an seine Grenzen. Hier ist alles nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Splendida – herrlich!

Neben der Aneinanderreihung von schönen Orten ist es vor allem die Farbpalette der Orte in Verbindung mit der Vegetation, die mich in den Bann zieht, gepaart mit einem Lebensgefühl, das sich hervorragend in Gestaltungskonzepte übersetzen lässt.

Willkommen in der faszinierenden Welt des Interior Designs! Mit dem raumgreifenden Debüt des renommierten Interior-Design-Stars Fabian Freytag ist dieses Callwey Buch eine große Einführung in die Welt der InterieurGestaltung. Neben der persönlichen Geschichte des Autors und seinen aufregendsten Projekten wird erläutert, wie Räume geplant werden können, die nicht nur schön, sondern auch praktikabel sind. Der Autor klärt auf, warum nicht nur auf Design-Klassiker gesetzt werden sollte oder weshalb es in Sachen Beleuchtung nur auf drei wichtige Punkte ankommt. Fabian Freytag teilt seine Expertise auf unterhaltsame Weise, vermittelt Design-Prinzipien und gibt wertvolle Tipps zur Auswahl von Möbeln und Dekorationselementen. „Gently Radical“ ist mehr als nur ein Wohnratgeber – es ist ein Manifest für Individualität und Selbstausdruck für Ihr Zuhause.

GRUNDLAGEN GUTER GESTALTUNG UND STILSCHULE DER DESIGN-MAGIE

INTERIOR FÜR FREUNDE DES NEUEN, ANHÄNGER DES UNGESEHENEN UND LIEBHABER MUTIGER ENTSCHEIDUNGEN

FABIAN FREYTAG: DER INTERIOR-WELTVERBESSERER MIT STIL –EIN PERSÖNLICHER BLICK AUF DAS DESIGN VOM SHOOTING STAR

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