STILVOLL WOHNEN MIT FARBE
UTE LAATZ
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KRÄFTIGE FARBEN 42 Aus zwei mach eins Mainz JOSHUA LUX INNENARCHITEKTUR 48 Loft mit Rheinblick Köln DIIIP 54 Im Adlerhorst Berlin KIRSTEN SCHOLZ INTERIOR DESIGN 60 Urbane Oase Berlin MM STUDIO | BERLIN 66 Raum für Geschichte Mailand HANNES PEER ARCHITECTURE 74 Kochen im Flur Berlin STRATEGY & SPACE 78 Neue Farbe im Leben Hamburg JULIA KORZILIUS FINE INTERIORS 82 Gefällig ausgefallen München FOCUS EINRICHTUNGEN 86 Gestaltung mit Weitblick Darmstadt DIA – DESIGN IN ARCHITECTURE 06 Vorwort SANFTE FARBEN 08 Ruhepol im Big Apple New York City STUDIO OINK 14 Graue Eminenz Düsseldorf THELEN KÜCHEN- UND WOHNKONZEPTE GMBH 20 Respektvolle Zeitreise München BINNBERG ARCHITEKTURENTWICKLUNG 26 Erholung in Sandtönen Usedom SUSANNE KAISER ARCHITEKTUR & INTERIOR DESIGN 30 Wohnwelt aus einem Guss München BRITTA WEISSER INNENARCHITEKTIN 34 Dem Himmel ganz nah Berlin ESTER BRUZKUS ARCHITEKTEN Inhalt 4
136 Auf Kuschelkurs mit den Seventies München FORMSTELLE 140 Leben über den Dächern Frankfurt am Main PURPUR 146 Mehr ist mehr Düsseldorf RAUMKONTOR INNENARCHITEKTUR 150 Ein Waldhaus im Tropenfieber Possenhofen FORMSTELLE 156 Glamour meets Pop-Art München SEBASTIAN ZENKER STARKE KONTRASTE 162 In neuem Licht Fulda RAUM + INHALT DIRK WEBER 166 Modernes Kleid für alte Meister Freigericht VON SAVIGNY INTERIOR 172 Lesebuch des Lebens Stuttgart IPPOLITO FLEITZ GROUP 90 Hanseatisch expressiv Hamburg EMMA B.HOME 96 Blaue Linie Berlin DMA DECKERTMESTERARCHITEKTEN 100 Asketische Opulenz Lyon STUDIO RAZAVI ARCHITECTURE 106 Out of the box gedacht Berlin ESTER BRUZKUS ARCHITEKTEN 114 Stil-Update fürs Winzerhaus Zeltingen KPLUS KONZEPT 118 Spieglein, Spieglein an der Wand Frankfurt PURPUR 126 Soft Retro Davos NAOMI HAJNOS 130 Persönliche Farbräume für den Rückzug Berlin ATELIER RAUMFRAGEN FARBAKZENTE 180 In aller Stille Frankfurt STUDIO OINK 184 Lady-Loft Frankfurt JUNG & KLEMKE 190 Botschaft des guten Geschmacks München ARNOLD/WERNER ARCHITEKTEN 196 Hoch hinaus Münster RAUMFABRIK 200 Makeover für neues Wohngefühl Euskirchen STANKE INTERIORDESIGN 206 Adressen 208 Impressum 5
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Liebe Farbenfreunde — und alle, die das noch werden wollen!
„Bring doch endlich etwas Farbe in dein Leben“, lautet der gut gemeinte Ratschlag, wenn die Zeiten gerade fad erscheinen, der rechte Antrieb fehlt und ein Energieschub dringend vonnöten wäre, um Veränderungen zum Besseren endlich auf den Weg zu bringen. Was so sinnspruchartig abstrakt daherkommt, ist tatsächlich genau der richtige Aufruf, für veränderte Sichtweisen, Perspektiven und schließlich ein neues Lebensgefühl zu sorgen.
Denn der Griff zu Pinsel und Farbeimer gilt als probates Mittel, latente Tristheit zu verscheuchen und das eigene Umfeld freundlicher und optimistischer zu gestalten. Farbhersteller machen tatsächlich aktuell die Erfahrung, dass die Nachfrage, nach Jahren von Polarweiß als Renner für den Wandanstrich, jetzt nach getönten Nuancen deutlich steigt. Zudem lässt sich mit etwas Farbe ein kleiner Makel, wenn auch nicht unsichtbar machen, so doch zumindest unauffällig kaschieren. Farbakzente in der Einrichtung lenken den Blick auf zu betonende Elemente und lassen nicht so Sehenswertes einfach links liegen. Aber auch wenn es gar nichts zu verstecken gibt, funktioniert das Prinzip hervorragend, um raffinierte Spannung zu erzeugen. Dunklen Bereichen werden helle gegenübergestellt, natürliche Materialien korrespondieren mit artifiziell behandelten Oberflächen und ausgewählte Farben aus einer Farbfamilie oder deren Komplementäre kreieren zusammen ein stimmiges Bild.
Mit Farben einzurichten bedarf zugegebenermaßen einer gewissen Übung und Schulung des Auges. Experten der Branche verwenden, um sich dem Konzept eines Interieurs zu nähern, gerne ein sogenanntes Moodboard. Dieses Hilfsmittel eignet sich auch für jeden, der die Umgestaltung seiner eigenen vier Wände selbst in die Hand nehmen will. Tragen Sie dazu einfach zusammen, was Ihnen farblich und stilistisch gut gefällt. Das kann eine Materialprobe, ein Foto vom Inhalt Ihres Kleiderschranks, eine Sammlung von Zeitungsausschnitten oder die Farbkarte eines Wand-
farbenherstellers sein. Aus dem, was da auf Ihrer Pinnwand oder in einer Schuhschachtel entsteht, wird sich schon bald ein konkretes Bild der persönlichen Vorlieben ergeben. Wer noch unerfahren ist mit dem Umgang mit Farben oder sich erst langsam herantasten möchte, bedient sich einer einfachen Formel: Wählen Sie aus Ihren Lieblingstönen eine neutrale Grundfarbe, idealerweise aus der Grau-BeigePalette. Dieser Ton kann warm oder aber kühl ausfallen, wahlweise mit Rosé- oder Gelbnuancen oder aber mit blauen und grünen Pigmenten versetzt sein. Reine Geschmackssache und abhängig vom Stil, der verfolgt wird. In dieser Grundfarbe werden beispielsweise (die meisten) Wände gestrichen, große Möbel wie ein Sofa gekleidet oder auch die Schrankfront gewählt. Die Schaffung einer solchen Basis bietet schließlich maximalen Gestaltungsspielraum. Zur Grundfarbe gesellen sich die Akzentfarben. Bei ihnen hat man freie Wahl von klassischem Schwarz und Weiß über aktuelle Trendfarben wie Salbeigrün und Blush-Rosé bis zu den reinen Farben Rot, Gelb und Blau. Erlaubt ist, was gefällt, aber damit die verschiedenen Farben nicht in Konkurrenz zueinander ein unruhiges Bild abgeben, gilt es, sich auf zwei bis vier miteinander harmonierende Töne zu beschränken und auf Wiederholung zu setzen. Diese Farbakzente tauchen als Accessoires wie Kissen und Leuchten, als Teppich, Kontrast-Wandfarbe oder Polstersessel auf.
Zugegeben, die Möglichkeiten sind und bleiben so vielfältig, dass die Entscheidung durchaus schwerfallen kann. Stimmige Beispiele für frisch kreierte Farb-, Verzeihung: Lebenswelten, gibt es deshalb auf den folgenden Seiten zu entdecken. Und die Auswahl (die übrigens aus der Buchreihe „Best of Interior“ stammt) bestätigt anschaulich, dass es nicht die eine Lösung und den einen gültigen Weg zum wohnlichen Ergebnis gibt. Am Ende kommt es eben auf die Persönlichkeit an. Welcher Ton Harmonie erzeugt, liegt allein im Ermessen des Betrachters. Das herauszufinden ist ein guter Anfang, um endlich Farbe ins Leben zu bringen. Legen Sie los, es lohnt sich!
Ute Laatz EIN VORWORT VON 7
Die Hausherrin mit der jüngsten Bewohnerin des Hauses am ovalen Esstisch. Sanfte Farben unterstreichen die organische Anmutung des Interieurs.
Tisch: Design Studio
Oink Stühle: Arflex
RUHEPOL IM BIG APPLE
SANFTE FARBEN
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NEW YORK CITY (USA) STUDIO OINK
Das schmale Gebäude erhält durch die offene Gestaltung mehr Weite. Der Küchentresen trennt den Ess- vom Kochplatz und ist gleichzeitig verbindendes Element.
Küchenausstattung: Nivito und Fisher & Peykel Fliesen: Mutina Bodendesign: Betonestrich (Ex'g concrete) Neonleuchte: Muller van Severen
OBEN Skandinavien trifft Japan. Klare Linien und helle Farben beruhigen das Auge, ohne es zu langweilen. Hinter geschlossenen Schranktüren bietet sich nötiger Stauraum.
Küchenzeile: Ligne Roset
UNTEN Durchsichten und größtmögliche Offenheit zu schaffen, waren Wunsch und Ziel der Renovierung. Das schlichte Holzgeländer maximiert den Anspruch.
Dielen: Tri-Lox, Douglasie
WWenn New York ruft, klingt das immer nach einer Herausforderung. Das war auch im Fall dieses Auftrags für das Leipziger Innenarchitekturbüro nicht anders. Und aus der Ferne die Umgestaltung eines ganzen Hauses zu realisieren, ohne selbst vor Ort zu sein, erleichterte die Sache angesichts amerikanischer Bauvorschriften und anderer Stromspannung nicht gerade. Das Gebäude in Brooklyn selbst beschreibt Industriedesigner Matthias Hiller als für die Gegend typisches schmales Reihenhaus aus den 1930er-Jahren. Nachdem ein örtlicher Bauunternehmer nach den Plänen des Architekturbüros Overhead Architecture nur noch die Fassade und das Dach hatte stehen lassen, ging der Wiederaufbau los. „Die jungen Bauherren, ein Paar mit kleiner Tochter, haben eine Leidenschaft für modernes minimalistisches Design. Sie wünschten sich einen europäischen Ansatz für ihren Umbau“, erklärt Innenarchitektin Lea Korzeczek die Grundlage ihres schnörkellos geradlinigen Konzepts. Der relativen Enge der Räume wirken dabei viel helles Holz für Boden und Möbelfronten sowie in Weißabstufung gestrichene Wände
SANFTE FARBEN
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Die pudrige Wandfarbe verleiht dem geradlinigen Innenarchitektur-Konzept eine poetische Note, ohne kitschig zu sein. Tageslicht ist ein wichtiger Stimmungsfaktor und wird dazu geschickt durch die Räume gelenkt.
Wandfarbe: Farrow & Ball
SANFTE FARBEN 12
LINKS Der dreigliedrige Badezimmerschrank mit seinem Fenster in den Lichtschacht des Flurs gehört für Studio Oink zu den Masterpieces des Interieurs.
Armaturen: California Faucets Waschbecken: Laufen
RECHTS Vor dem Fenster im Flur ist mittels der eingepassten Konsole ein großzügiger Homeoffice-Platz mit Aussicht entstanden.
Konsole: Design Studio Oink
Sessel: Fredericia Leuchte: „Miss1“, Davide Groppi
UNTEN Fast asketische Stille herrscht im Gästeschlafzimmer. Ein Bett ohne Kopfteil und Hocker als Nachttischersatz betonen die mönchsartige Anmutung.
Mobiliar: Studio Oink Textilien: ByMölle Wandleuchte: „Mira“, Davide Groppi
Details
REIHENHAUS IN NYC
Anzahl der Bewohner: 3 Personen
Wohnfläche: 204 qm
Gesamtfläche: 204 qm
entgegen. Großzügig bemessene Fensterfronten mit dazu passenden hellen Holzrahmen lassen das Tageslicht ungehindert durch die gesamte Länge der Etagen fließen. Und auch wenn keine Möglichkeit bestand, Möbel individuell anfertigen zu lassen, so erscheint das Interieur dank subtil abgestimmter Details wie der mit italienischen Fliesen belegten Arbeitsplatte und der lang gestreckten Kücheninsel absolut homogen. Das Masterbad im Obergeschoss demonstriert mit dem dreigliedrigen Badezimmerschrank aus Metallgittern und Spiegeln sowie dem Fenster in den Lichtschacht des Flurs perfekt den Gestaltungsansatz. Ruhig und geerdet, dabei auf subtile Art raffiniert. Bei der Auswahl von Möbeln, Leuchten, Textilien und Accessoires haben sich Matthias Hiller und Lea Korzeczek hauptsächlich bei europäischen Herstellern bedient. Dass dadurch trotzdem keine Welten aufeinanderprallen, verdankt das Interieur der international verständlichen Formensprache geradlinigen Designs.
Fertigstellung: Oktober 2021
LEA KORZECZEK & MATTHIAS HILLER STUDIO OINK
„Das Haus sollte ein Rückzugsort für die junge Familie werden. Modern, dabei erdig und ruhig.“
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Wie ein maßgeschneiderter Anzug präsentiert sich das Interieur dieses Neubaus mit klassischem Charme. Graunuancen betonen die absolute Zeitlosigkeit.
Wandverkleidungen: Thelen
Manufaktur Boden: Parkett
Dietrich Sofa: B&B Italia
GRAUE EMINENZ
DÜSSELDORF THELEN KÜCHEN- UND WOHNKONZEPTE GMBH
NNicht immer kommen Bauherren mit so konkreten Vorstellungen und sind gleichzeitig derart offen für Ideen wie im Fall dieser Wohnraumgestaltung. Das Penthouse befindet sich in einer exklusiven Neubausiedlung nahe dem Düsseldorfer Stadtzentrum und sollte die Exklusivität des Umfelds widerspiegeln. „Profilierte Holzvertäfelungen ziehen sich als klassische Boiserie-Elemente wie ein roter Faden durch das komplette Interieur“, erläutert Innenarchitektin Marianne Melchers von Thelen Küchen- und Wohnkonzepte GmbH das individuell entwickelte Konzept, das mit seiner anthrazitgrauen Farbbasis die gewünschte Eleganz herstellt. Dass in dieser offen gestalteten Salonatmosphäre profane Dinge wie die Aufbewahrung von Haushaltsutensilien nur stören würden, war auf den ersten Blick klar. Heute verbergen diese sich äußerst raffiniert hinter der als Wandpaneel getarnten Pivottür im Eingangsbereich, die nur Eingeweihte finden können. Offen zur Schau gestellt ist dafür die exklusiv kuratierte Möbelauswahl. Für Transparenz und unverstellte Sichtachsen
sorgen die deckenhohen Stahllofttüren, die eigens in der hauseigenen Thelen-Manufaktur gefertigt wurden. „Für den Schlafbereich der Hausherren haben wir eine dunklere Graunuance gewählt, die den intimen Charakter des Raums noch verstärkt. In die Wand wurde eine maßgefertigte kapitonierte Polsterfläche eingesetzt, die gleichzeitig als Kopfteil dient und dem Bett einen Rahmen bietet“, erklärt die Innenarchitektin. Die rautenförmige Polsterung wiederholt sich im Rückenteil der Sitzbank im Essbereich und schafft so einen stilistischen Bezug. Statt kontrastierender Farbigkeit hat sich die Expertin für unterschiedliche Oberflächen und Texturen entschieden.
Holz für Boden und Wände bringt Wohnlichkeit, lackierte Flächen setzen glänzende Akzente und Glas und Metall erzeugen mit reflektierenden Effekten den Eindruck von Weite und Großzügigkeit. Last but not least schaffen die miteinander vernetzten Leuchten ein charmantes Lichtszenario, das sich per App dem Bedarf an Helligkeit und der gewünschten Raumstimmung atmosphärisch anpasst.
LINKS Die zum Wohnraum offene Küche wurde mit einer Insellösung bereichert. Viel Weiß und glänzend spiegelnde Flächen erhöhen die transparente Anmutung.
Küche: Warendorf Leuchten: Occhio
RECHTS In der Bibliothek des Apartments bestimmt der opulente historische Kamin die Szenerie. An ihn schließen sich in der entstandenen Nische die Regale an.
Einbaumöbel: Thelen Manufaktur Stehleuchte: Occhio Teppich: Domaniecki
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OBEN In die Wandverkleidung des Schlafzimmers wurde ein gepolstertes und kapitoniertes Paneel als Kopfteilersatz für das Bett eingelassen.
Wandgestaltung: Thelen Manufaktur Wandleuchte: Occhio Teppich: Domaniecki
OBEN RECHTS Auch im Gäste-WC zieht sich das Farbkonzept aus Grautönen konsequent durch. Goldene Akzente beleben das monochrome Ambiente.
UNTEN Im Homeoffice täuscht ein Triptychon inklusive authentischer Tageslichtreflexe den Ausblick auf Manhattan vor.
Die gläserne Schreibtischplatte verleiht dem Arbeitsplatz Transparenz.
Pendelleuchte: Bocci
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Details
PENTHOUSE IM BOISERIE-STIL
Anzahl der Bewohner: 2 Personen
Wohnfläche: 120 qm
Gesamtfläche: 120 qm
Fertigstellung: Januar 2021
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SEBASTIAN
THELEN THELEN KÜCHEN- UND WOHNKONZEPTE GMBH
„Intensive Gespräche mit den Bewohnern haben viel zu den perfekten Detaillösungen beigetragen.“
Die goldglänzende Kochinsel setzt ein glamouröses Statement in die zum Essbereich geöffnete Küche. Fischgrätparkett auf der kompletten Ebene betont die Wohnlichkeit.
Kochinsel: Piet Boon
Kücheneinbaumöbel: Schreinerarbeit mit grau lackierten Fronten und Messinggriffen Fischgrätparkett: Eiche gebürstet Esstischstühle: Chernera
RESPEKTVOLLE ZEITREISE
MÜNCHEN BINNBERG ARCHITEKTURENTWICKLUNG
SANFTE FARBEN
IIm südlichsten Stadtteil der bayerischen Landeshauptstadt geht es beinahe dörflich zu. Geprägt von einem historischen Ortskern bietet Solln selbst für Münchner Verhältnisse eine nochmals gesteigerte hohe Wohn- und Lebensqualität. Die 1913 erbaute, denkmalgeschützte Doppelhaushälfte der vierköpfigen Familie steht im nahen Villenviertel Seite an Seite mit anderen stattlichen Herrschaftshäusern, umgeben von großzügigen Gartenanlagen. „Die Bewohner wünschten sich modernes Flair, ohne den Charakter des Gebäudes wesentlich zu verändern“, erläutert Uwe Binnberg die Ansprüche, die seine Auftraggeber an ihn und sein Büro herangetragen haben. Um typisch klassische Elemente aufzugreifen und ihnen gleichzeitig eine neue, zeitgemäße Form zu verleihen, hat der Gestalter für die gewünschten Einbaumöbel traditionelle Täfelungen neu interpretiert. Statt aufgesetzter Zierleisten sorgen Fräsungen für die Gliederung. Ein subtiler Kunstgriff, der statt Gediegenheit eine grafisch schlichte Anmutung erzeugt, ohne dabei auf das Dekorative zu verzichten. „Um die ersehnte Modernität zu erzielen, haben wir
vorhandene Wandöffnungen vergrößert“, beschreibt der Fachmann die vorgenommenen Maßnahmen, um dem Grundriss ohne eine völlige Umgestaltung mehr Großzügigkeit zuzugestehen. „Wir mussten schon allein wegen der strengen Vorgaben vom Denkmalschutzamt mit Fingerspitzengefühl vorgehen. Das Dach haben wir zunächst statisch aufgearbeitet und anschließend zugunsten der Energieeffizienz neu gedämmt. Und auch der ehemals unbeheizte Wintergarten gehört jetzt komplett klimatisiert vollumfänglich zum Wohnbereich“, erklärt der Architekt stolz die gelungenen technisch notwendigen Eingriffe, die weitestgehend unbemerkt bleiben und den ursprünglichen Charme nicht mindern. Im Interieur sorgen kreideweiche Farben, natürliche dunkle Hölzer und goldene Akzente wie die imposante Kücheninsel für elegantes Understatement. Die verspiegelte Decke im Gäste-WC, die den floral geschmückten Raum wie einen endlosen grünen Schacht erscheinen lässt, bezeugt einmal mehr den hochfliegenden Gestaltungswillen, Glamour und naturnahes Wohnen in Einklang zu bringen.
LINKS Flur und Eingangsbereich führen direkt in die Küche. Neue Zementfliesen mit historischem Ornament unterstreichen das originale Altbau-Flair.
Fliesen: „12960“, Via
OBEN Zwischen Ess- und Wohnbereich dient ein Sofa als Raumteiler. Beidseitige Bücherregale übernehmen die Wandgestaltung.
Kronleuchter: „Zeppelin“; Marcel Wanders, Flos
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• Stilvolle Interior-Designs mit außergewöhnlichen Farbkombinationen
• Die besten Inspirationen für mehr Mut zur Farbe
• Einzigartige Farbakzente mit Möbeln und Dekoration setzen
Wie gestalte ich mein Zuhause nicht nur stilvoll, sondern auch farbenfroh? Mit diesem Callwey Buch erhalten Sie alle wichtigen Antworten auf diese Frage. Ob als Farbtupfer in Form von besonderen Möbelstücken, außergewöhnlichen Wandfarben oder besonderen Akzenten in der Dekoration – im Fokus dieses Buchs steht die Farbe. Mit rund 40 beeindruckenden Wohnkonzepten bietet es Ideen fernab von immer weißen Wänden, macht Mut, mehr Farbe in den Wohnraum zu integrieren und zeigt, wie stilvoll Farbe sein kann. Erfolgreiche Innenarchitekten geben detaillierte Einblicke in ihre Arbeit und Motivation, Wohnräume farblich umzugestalten. Lassen Sie sich inspirieren und erfahren Sie alles Wissenswerte über die Wirkung von Farben in Wohnräumen.