Diebold, Schaub - Gartensituationen

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Alain Diebold & Silvia Schaub

Gartensituationen

über

300

Ideen

aus d er Pra x is

Lösungen für jeden Gartenbereich

Dies ist eine Leseprobe

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Alain Diebold & Silvia Schaub

Gartensituationen LĂśsungen fĂźr jeden Gartenbereich

Mit Fotos von Mathias Marx

CAL LWEY


Inhalt Vo r wo r t

6

K ap i t e l

4

1

K ap i t e l

2

Voraussetzungen

Gartentypen

— Jedes Paradies braucht Grundbedingungen

— Welcher Gartentyp bin ich?

Lage

12

Funktion der Gartenräume

Klima

12

Der Wohngarten

26

Besonnung

12

Der Wellness-Garten

27

Bodenanalyse – pH-Wert des Bodens 13

Die Gartenküche

28

Boden

13

Der Kinder- oder Teenagergarten

29

Sinnvolle Pflanzkonzepte

14

Das Büro im Garten

30

Bepflanzung

15

Statik bei Aufbauten

18

Aufbauhöhe

18

Der klassische, formale Garten

34

Budget

18

Der moderne Garten

36

Der Naturgarten

38

Der Landschaftsgarten

39

Der mediterrane Garten

40

Der Landhausgarten oder Bauerngarten

42

Der Wassergarten

44

Der Steingarten

46

Der Alpengarten

47

Der Steppengarten

48

Gartenstile

24

32


Inhalt

C h e ckl i s t e

170

Gartensituationen

Register

172

— Lösungen für jeden Garten

D ank /

K ap i t e l

3

B i ldnach w e i s / Imp r e ssum

Kleine Gärten – große Gärten

54

Wasser im Garten

118

Lustwandeln wie in der Renaissance

58

Pool-Situationen

120

Zwischen Pool und Green

64

Nächtliche Inszenierungen

124

70

Gelungene Symbiose aus Alt und Modern

128

Gestaltung mit Zierbrunnen

132

In luftiger Höhe

134

Generationengarten mit Nischen und Rückzugsmöglichkeiten

Sonnige und schattige Anlagen

76

Zwischen Sonne und Schatten

80

Intime Grünoase

84

Fenster und Türen in die Natur

88

Vorgarten und Entrée

140

Eine Kulisse in Immergrün

92

Verträumte Ecken

142

Terrassen und Dachterrassen

146

Hanglagen und flache Gartenlagen 96

Schlicht und schwungvoll

148

Die Moderne durchbrechen

100

Bewegtes Wasserspiel

152

Der Natur ganz nahe

106

Sitzplätze

156

Understatement mit Gräsern

110

Naturnahe Fernsicht

158

Sprungbrett in die Natur

114

Reizvolle Kontraste

162

Wasser am Hang

164

Moderner Nutzgarten

168

Spezielle Gartensituationen

138

176


6

Zeig mir deinen Garten und ich weiß, wer du bist! Meist ist ein Garten tatsächlich ein Spiegelbild der Menschen, die ihn bewohnen. Dies soll und darf bei einer Gartengestaltung so sein – schließlich ist es das erklärte Ziel, dass sich die Bewohner darin wohl fühlen. Aber es braucht viel Wissen und Sensibilität über die tatsächlichen Gegebenheiten des eigenen Gartens. Nur wer die Ausgangslage – Boden, Klima, Exposition, Statik etc. – kennt, kann seinen Garten im Einklang mit den natürlichen Gegebenheiten gestalten.

Oft ist sich der Gartenbesitzer gar nicht genau im Klaren darüber, wie er seinen Garten gestalten will. Oder er lässt sich von Hochglanzmagazinen leiten, die schöne Gartensituationen vorstellen. Für den eigenen Garten sind diese dann aber vielleicht völlig ungeeignet – sei es in Bezug auf das Gelände, den Boden oder das Licht. Es kommt auch vor, dass die Wünsche und Vorstellungen nicht im Bereich des tatsächlich Umsetzbaren liegen. Vieles ist zwar in einem Garten möglich, aber leider nicht alles. Die Natur setzt uns Grenzen – oder sie zeigt uns diese auf.


Vorwort

Genau an diesem Punkt setzt unser Buch an. Es ist kein weiteres Nachschlagewerk über Gartenpflege und Gartengestaltung, sondern es stellt die Verhältnisse Ihres eigenen Gartens und das dazu benötigte Wissen in den Mittelpunkt.

Die Antworten finden Sie in diesem Buch – egal, ob Sie als ambitionierter Gartenliebhaber die Gestaltung selbst in die Hand nehmen oder Sie diese durch einen Gartengestalter realisieren lassen wollen.

Welche Lage hat Ihr Garten? WelAlain Diebold und Silvia Schaub che Pflanzen gedeihen bei den gegebenen Klima- und Lichtverhältnissen? Wie ist der Boden? Was ist statisch möglich? Wie kann die bestehende Umgebung geschickt mit einbezogen werden? Vor allem aber: Wie wollen Sie Ihren Garten nutzen? Wie soll er gestaltet sein, damit Sie sich darin wohlfühlen?


8

Voraus setzung


Voraussetzungen

sgen


10

Jedes Paradies braucht Grundbedingungen „Wir möchten gerne einen mediterranen Garten.“ „Funkien und Weiderich wachsen bei uns einfach nicht richtig.“ „Wir haben fast keine nutzbare Fläche, weil unser Garten viel zu abfallend ist.“ Aussagen wie diese hört man als Gartengestalter immer wieder. Auf die Nachfrage, wie der Standort des Gartens, die Sonneneinstrahlung oder der Boden sind, stellen auch die Gartenbesitzer im Gespräch schnell fest, dass ihre Wünsche fernab von den topografischen Gegeben-

heiten ihres Gartens liegen. Ein mediterraner Garten, dessen Pflanzen Sonne lieben, kann auf einem feuchten Boden mit viel Schattenwurf einfach nicht ideal gedeihen. Schattenpflanzen in einer sonnigen Lage anzupflanzen, macht aber auch keinen Sinn. Und ein Garten in Hanglage kann durchaus besser genutzt werden, wenn er terrassiert wird. Deshalb sollten Sie, noch bevor Sie sich Gedanken über die Nutzung und den Gartenstil machen, zuerst eine Bestandsaufnahme des eigenen Gartens vornehmen. Nehmen Sie sich genügend Zeit dafür. Schließlich


Voraussetzungen

wird ein Haus auch nicht in zwei Wochen errichtet. Beobachten Sie Ihren Garten eine Zeit lang – idealerweise schon im Winter, weil sich der Garten dann ohne Belaubung zeigt und sich seine Grundstruktur besser erschließt. Am besten, Sie machen sich ein ganzes Jahr über Notizen mit Beobachtungen zu Garten und Umgebung.

ren oder auch völlig ausblenden kann. Wichtig sind z. B. die Bäume der Nachbarn, die durchaus auf die Gestaltung Einfluss nehmen können. „Fremdeinflüsse“ nennt man diese Faktoren, die man zwar nicht wegzaubern, aber mit geeigneten Gegenmaßnahmen minimieren kann. Ein klassisches Beispiel: Die Nachbarn haben ihren Hauszugang direkt an der Grenze zu Ihrem Garten. Deshalb In welche Himmelsrichtung ist Ihr stören Sie sich an der GartenbeGarten ausgerichtet? Wie verläuft leuchtung mit Bewegungsmelder Sonnenstand zu den verder. So bauen Sie eine Mauer schiedenen Tages- und Jahreszeidavor – und stören sich nun an ten? Wo und wann ergeben sich dieser. Das muss nicht sein. Denn dadurch sonnige oder schattige Sie können die Mauer zum BeiPlätze? Wie ist die Windexpositispiel auch so gestalten, dass sie on? Gibt es natürlich geschützte sich mit einer entsprechenden Bereiche oder auch Stellen, wo Bepflanzung harmonisch ins Geder Wind geradezu durchpfeift? samtbild Ihres Gartens einfügt Wie sieht es mit dem Geräuschund nicht mehr als Fremdkörper pegel aus, mit Straßen, Schienenauffällt. trassen oder öffentlichen Gebäuden in der Nähe? Welche Bäume Im Folgenden stellen wir die stehen bereits auf dem Gelände, Faktoren vor, die es bei einer Beund sollen sie in die neue Gestal- standsaufnahme vorranging tung mit einbezogen werden? zu beachten gilt. Im urbanen Bereich gibt es oft eine dichte Bebauung, die man in das eigene Konzept integrie-


12

Klima

Ankreuzen

Kontinental-Klima Alpines Klima Mediterranes Klima Bisenlagen, kalte Winde Viel Niederschlag, Nässe Trockenheit, geschützte Stellen

Klima 1 Lage

Ankreuzen

Hanglage Gewachsener Boden

Welche Klimaverhältnisse sind in Ihrem Garten vor­ handen? Herrscht ein gemäßigtes Klima oder sind die Bedingungen in Ihrem Garten eher extrem? Unter Gartenklima versteht man zum Beispiel die unter­ schiedliche Sonneneinstrahlung, aber auch die Exposi­ tion in Bezug auf Winde und Regen. Wenn sich die Nässe im Boden staut, erfolgt eine andere Pflanzenaus­ wahl, als wenn der Garten geschützte Stellen hat, die wenig Niederschlag erhalten und deshalb trocken sind.

Terrasse Auf Gebäudeteilen, unterkellert Dach

Besonnung

Ankreuzen

Vielsonnig

Lage Der Garten kann auf einem gewachsenen, vorwiegend ebenen Boden liegen oder an einem Hang, der eventu­ ell terrassiert werden muss. Bei einer bereits terrassier­ ten Hanglage ist darauf zu achten, ob diese durch ei­ nen Abtrag entstanden ist oder ob sie aufgeschüttet wurde. Erkundigen Sie sich nach den geologischen Gegebenheiten. Auf Lehmboden über einem felsigen Untergrund kann die Gefahr von gleitenden Schichten bestehen. Manche Gärten liegen in einer dicht bebauten Um­ gebung, wo gewisse Fremdeinwirkungen (Lärm, Ein­ blicke etc.) vorhanden sind. Andere Gärten wiederum liegen in einer Senke, wo man mit Staunässe, Nebel oder Bodenfrost rechnen muss, oder auf einer Anhöhe, wo sie Wind und Sonne ausgesetzt sind. Diese Fakto­ ren müssen bei der Planung mit einbezogen und auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt werden.

Halbschatten Schatten

Besonnung Beobachten Sie Ihren Garten ganz genau: Wie viel Sonneneinstrahlung bekommt er im Tagesverlauf? An welchen Stellen ist er eher schattig oder halbschattig? Im Sommer ist der Sonnenstand viel höher als im Winter: Bäume, die im Sommer das Licht nehmen, tragen im Winter vielleicht kein Laub und lassen wie­ der mehr Licht in den Garten. Hat Ihr Garten ver­ schiedene Sonnen- und Schattenbereiche, müssen Sie die Sonneneinstrahlung für jeden davon beobachten.


Voraussetzungen 1 E xtensive Begrünung auf einem Flachdach mit einer Aufbauhöhe von 8 cm. 2 Staudenkomposition mit Frauenmantel (Allchimilla), Purpurglöckchen (Heuchera) und Kornblume (Centaurea cyanus). Boden

Ankreuzen

Trocken, steinig, kiesig Trocken, humos, nährstoffreich Trocken, abgemagert Mäßig trocken, abgemagert Feucht, humos 2

Bodenanalyse – pH-Wert des Bodens Boden Nicht immer ist der vorhandene Gartenbo­ den optimal für den Anbau von Pflanzen und Gemüse. Weniger gute oder ungeeig­ nete Böden können jedoch mit einfachen Mitteln verbessert werden, wenn man ih­ ren pH-Wert kennt. Der pH-Wert eines Bodens gibt Aufschluss über die sogenannte Bodenreaktion: sauer, neutral oder alkalisch. Die Skala reicht von 0 (extrem sauer) über 7 (neutral) bis 14 (stark alkalisch). Ein saurer Boden enthält meist viel Humus, aber kaum Kalk, alkali­ sche Böden sind dagegen in der Regel sehr kalkhaltig. Die meisten Nutz- und Zier­ pflanzen benötigen einen neutralen Boden, um gut gedeihen zu können. Ideal ist ein pH-Wert zwischen 6 und 7. Ausnahmen davon bilden Pflanzen wie Heidelbeeren, Heidekraut oder Rhododendren, die einen sauren Boden bevorzugen. Ein neutraler Boden sorgt in fast jedem Fall für eine bes­ sere Entwicklung der Pflanzen, für höhere Erträge und für mehr Widerstandskraft ge­ gen Pflanzenkrankheiten.

Wenn Sie unsicher sind, welche Bodenart Ihr Garten aufweist, können Sie dies testen lassen. Denn nur wenn Sie genau wissen, wie die Erde zusammengesetzt ist, können Sie die Pflanzen auswählen, die darauf gut gedeihen. Wer mit dem Boden gärtnert, bekommt gesunde Pflanzen, weniger Un­ kraut und mehr Freude am Garten. Dabei gibt es keinen richtigen oder falschen Oberboden (oberste Schicht im Bodenpro­ fil), sondern nur den richtigen Boden für ein bestimmtes Begrünungsziel. Wenn Sie zum Beispiel Moorbeetpflanzen möchten, ist es wichtig, dass Sie einen humosen, sau­ ren Boden haben. Für Lavendel, die meis­ ten Kräuter oder Wacholder sind hingegen kiesige Böden viel geeigneter. Diverse Staudenmischungen wachsen besser auf abgemagerten als auf nährstoffreichen, hu­ mosen Böden.


14

Sinnvolle Pflanzkonzepte Neben dem verfügbaren Platz sind auch die Jahreszeiten ein wichtiger Aspekt, der nicht vergessen werden sollte. Es ist sinn­ voll, nicht nur bei der Gestaltung, sondern auch bei der Bepflanzung darauf zu achten. Ein Beispiel: Im Frühling freut man sich an den ersten Blumen mehr, wenn sie beim Eingang oder in Sichtweite des Wohnbe­ reichs blühen statt in der hintersten Ecke des Gartens. Erst im Sommer wird der Garten in vollem Umfang genutzt. Achten Sie auch darauf, dass Sie Pflanzen wählen, die sich nebeneinander vertragen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Fruchtfol­ gewechsel im Gemüsegarten, wonach Wurzelgemüse durch Blattgemüse abgelöst werden sollte (z. B. Spinat nach Karotten oder Salat nach Radieschen). Andere Pflanzengemeinschaften, die sich gegenseitig ergänzen, sind zum Beispiel Clematis in Kombination mit Sträuchern. Hierbei hilft das Gehölz der Kletterpflanze, besser hinaufzuwachsen. Alle reden von „pflegeleichten Gärten“ und vergessen dabei, das Erdreich der Pflanzen zu berücksichtigen. Wollen wir sie dauerhaft in unserem Garten halten, kommt es wie beim Hausbau auf das rich­ tige Fundament an. Das ist vergleichbar mit uns Menschen: Ernähren wir uns rich­ tig, müssen wir später seltener medizini­ sche Pflege in Anspruch nehmen. Wählt man für die Pflanzen den richtigen Boden, werden sie gesund gedeihen. Daneben re­ agieren Pflanzen auch auf andere Standort­ bedingungen wie Klima oder Besonnung. Eine gute Hilfe für eine standortgerechte Pflanzenauswahl bieten die Lebensberei­ che der Stauden, wie sie Richard Hansen und Friedrich Stahl bzw. Prof. Dr. J. Sieber aufgestellt haben. Sie werden in folgende Lagen unterteilt:

1

Gehölz: Waldstauden gedeihen besonders gut im lichten Schatten oder Halbschatten unter Bäumen, größeren Sträuchern oder im Schatten eines Hauses. Gehölzrand: Dichte Gehölzbestände lösen sich hier zu offenen Hainen, einem Saum­ bereich oder stärker belichteten Rändern von Baum- und Strauchgruppen sowie He­ cken auf. Freiflächen: Hierzu gehören vollsonnige Si­ tuationen (auch in Hanglagen), die je nach Bodenfeuchtigkeit und Wasserhaltefällig­ keit in trockene, durchlässige Böden, nor­ male, frische Böden oder in feuchte Böden unterschieden werden. Steinanlagen: Geeignete Plätze im Garten können locker geschichtetes Mauerwerk, Schotter- und Kiesbeete, Tröge oder auch überdachte Plätze in Hausnähe sein, die sinnvoll begrünt werden.

Alpinum: Hochgebirgspflanzen sind oft­ mals auf bestimmte pH-Werte und Ge­ steinsarten angewiesen. Einige benötigen feinbodenfreien Splitt im Bereich des Wur­ zelhalses. Die Fugen sollten tiefgründig und mit lockerem Substrat gefüllt sein. Beet: Dieser Standort ist meist humos, nährstoffreich und tiefgründig und ist ideal als Basis für eine Vielzahl von Beetstauden. Meist befinden sich Beete in sonniger, ge­ legentlich auch halbschattiger Lage. Wasserrand: Die Ränder von Teichen und Bächen sind von einer großen Bodenfeuch­ tigkeit geprägt und können sonnig, halb­ schattig oder auch schattig sein. Wasser: Die meisten Wasserpflanzen benö­ tigen volle Sonne, nur wenige vertragen auch halbschattige Situationen. Man un­ terteilt hier Schwimmblattpflanzen, die im Boden wurzeln und ihre Blätter meist auf


Voraussetzungen

1 Reine Gräser-Komposition mit Chinaschilf (Miscanthus), Federgras (Stipa), Seggen (Carex) und Blaugras (Sesleria). 2 Frühlingsflor mit reinweißen Tulpen. 2

3 Sommerbepflanzung im Hintergrund mit rotem Holunder (Sam­ bucus) und im Vordergrund mit blauen Schwertlilien (Iris x bar­

Lebensräume

Ankreuzen

Gehölz Gehölzrand Freiflächen Steinflächen, Steinfugen Beet Wasserrand Wasser

bata-eliator).

3

der Wasseroberfläche liegen, submers wachsende Pflanzen, die überwiegend un­ ter der Wasseroberfläche gedeihen, und solche, die nicht im Boden verwurzelt sind und frei im Wasser schwimmen. Für Pflanzen im Lebensbereich Steinanla­ gen kommen solche mit entsprechenden Standortansprüchen infrage, z. B. trocken­ heitsresistente Fetthenne-Arten (Sedum), Steinbrech-Arten (Saxifraga), Dost (Origanum) oder Thymiane (Thymus). Farne, Efeu (Hedera), Fingerhut (Digitalis) und Eisenhut (Aconitum) besiedeln dagegen halbschattige Gehölzränder. Und Pflanzen in Moorbeetgärten wie Erika, Heidelbeere, Azalee, Rhododendron, Waldbeere bevor­ zugen saures Substrat. Wichtig für die Auswahl der Pflanzen in Staudenrabatten ist auch, die Blütenstruk­ tur zu berücksichtigen. Sie lässt sich entwe­ der farblich aufeinander abstimmen und/

Bepflanzung oder in Form und Höhe. Stimmig gewählte Pflanzengemeinschaften reduzieren übri­ gens den Pflegeaufwand wesentlich. Die Pflanzen wachsen robuster. Es gibt keinen steten Konkurrenzkampf unter ihnen, weil sie sich gut ergänzen, stützen und fördern. Pflanzen entwickeln ihre volle Schönheit und Üppigkeit nach zwei bis drei Jahren, Sträucher und Bäume brauchen noch län­ ger: die ersten zwei Jahre brauchen sie al­ lein zum Anwachsen.

Stellen Sie sich vor, Sie haben zum Woh­ nen eine Fläche von nur 2 Quadratmetern. An sich könnten Sie darin leben, wenn Sie im Stehen schlafen würden. Ob Sie damit glücklich und gesund bleiben, ist eine an­ dere Frage. Bei Pflanzen wird dieser Grundsatz oft vergessen. Bäume werden in kleine Nischen gepflanzt, Staudenbeete in schmale Rabatten von 30 bis 50 Zentime­ ter Breite gesetzt – und es wird erwartet, dass sie dann schön grün und mit wenig Pflegeaufwand gedeihen. Deshalb ist es wichtig, noch vor dem Anlegen eines Gar­ tens zu überlegen, welchen Lebensraum (und welche Platzverhältnisse) die Pflan­ zen benötigen, die Sie pflanzen möchten. Ein Baum wird erst in 10 bis 20 Jahren sei­ ne volle Präsenz und Ausstrahlung entwi­ ckelt haben. Ist er aber zu nahe an Gebäu­ deteilen oder der Grundstücksgrenze zum Nachbar gesetzt worden, kann es sein, dass Sie ihn später wieder fällen müssen.


16

1

3

2

1 Unterpflanzte Scheinzypresse (Chamaecyparis) mit Schatten-

7 In voller Blüte: weiße Seerose (Nymphaea).

stauden. 8 Tellerhortensie (Hydrangea 2 Unter den Maulbeerbäumen (Morus alba) wachsen diverse

aspera ‘Macrophylla’) in voller Blüte.

Sonnenstauden. 9 Gemütliche Sitzecke unter einer 3 Steinbrech (Saxifraga) in einer Schalenbepflanzung.

Platane, umgeben von einem Staudenmeer aus Lavendel, Rosen, Frauenmantel, China-

4 Weiße Echinacea, die im

4

schilf (Miscanthus).

Sommer bis in den Herbst hinein blühen.

10 Perlkörbchen (Anaphalis) wachsen im Bereich von

5 Auf kleinstem Raum behaupten

kiesigen Flächen sehr gut.

sich Steinbrechgewächse (Saxifraga).

11 Federgras (Stipa) in Kombination mit kleinblütigem Zierlauch

6 Feuchtbiotop mit Seerosen,

(Allium).

Blutweiderich (Lythrum), Iris und Rohrkolben (Typha).

12 E ine Waldreben-Hybride (Clematis) in schönem Blauviolett.

5


Voraussetzungen

8

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9

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18

Statik bei Aufbauten Befindet sich Ihr Garten oder Ihre Terrasse auf einem Gebäudeteil oder einem Dach, ist es wichtig, genau zu wissen, welche Be­ lastung möglich ist, damit der Bau statisch stabil bleibt. Fragen Sie zur Sicherheit beim Architekten oder Statiker nach, damit es später nicht zu unschönen Überraschun­ gen kommt. Schon so mancher Hausbesit­ zer hat einen Whirlpool auf seiner Terrasse platziert und sich dabei keine Gedanken darüber gemacht, wie schwer 1 Kubik­ meter Wasser wiegt (ca. 1 Tonne). Dach­ lasten haben auf der Nutzfläche (alles, was über Bodenplatten, Natursteinplatten, Holzrost liegt) eine durchschnittliche Be­ lastung von 250 bis 300 Kilo pro Quadrat­ meter. Schon bei einem Whirlpool zum Beispiel wird die Dachlast um das Drei­ fache überschritten. Statik bei Aufbauten

Ankreuzen

Keine Anforderung an die Statik Hohe Belastung möglich über 500 kg/m2 Normale Belastung über Gebäude 300 kg/m2 Geringe Belastung über Gebäude unter 200 kg/m2

Vor dem Bau eines mit Wasser gefüllten Zierbeckens ist zu prüfen, ob sich die statischen Verhältnisse am Standort dafür eignen.

Aufbauhöhe ab Betondecke – Höhe Türschwelle

Ankreuzen

Über 50 cm Bis 10 cm Unter 10 cm

Aufbauhöhe Die Statik ist das eine, das an­ dere ist die mögliche Aufbau­ höhe auf einem Gebäudeteil. Wie hoch darf gebaut werden, sodass kein Wasser ins Gebäu­ de fließen kann? Die Normen schreiben genaue Höhen vor. Wenn diese nicht eingehalten werden, kann die Versicherung bei einem Wasserschaden eine Entschädigung verweigern. Be­ denken Sie auch die möglichen

Absturzhöhen um Gebäudetei­ le, vor allem bei solchen, die höher als 1 Meter über dem Boden sind: Bei einer Erhö­ hung des Terrains, aufgestell­ ten Pflanztrögen oder durch Möblierung entsprechen die Höhen dann plötzlich nicht mehr der Norm.

Budget Noch bevor Sie sich nun Ge­ danken über die Gestaltung Ih­ res Gartens machen, legen Sie das Budget fest. Wie viel wollen Sie für eine Neugestaltung aus­ geben? Wollen Sie die Ausga­ ben in Etappen investieren oder selbst einen Teil der Gartenge­ staltung übernehmen? Denken Sie dabei auch an die Unter­ haltskosten, die nach dem Bau nötig sind. Manchmal lohnt es

sich, etwas mehr zu investieren, um anschließend die Unter­ haltskosten niedriger zu halten. Sind Sie bereit, bei größeren Investitionen Geld für die Pla­ nung zu aufzuwenden? Solche Überlegungen schaffen Ge­ wissheit, welche Kosten auf Sie zukommen.

> I nvestitionskosten Grundstückfläche ohne Haus: variieren zwischen 80 bis 400 Euro/pro m2 (einmalig) > U nterhaltskosten Grundstückfläche ohne Haus: variieren zwischen 10 bis 27 Euro/pro m2 und Jahr


Voraussetzungen


20

Garten


Gartentypen Funktion der Gartenr채ume

ntypen


22

Welcher Gartentyp bin ich?

Nachdem Sie nun alle äußeren Bedingungen geklärt haben, können Sie in die Feinplanung gehen und sich Gedanken machen, wie Sie Ihren Garten gestalten wollen. War früher der Garten in erster Linie als „Abstandsfläche“ zum nächsten Haus gedacht und deshalb oft einfach zweckmäßig gestaltet, dient er heute als zusätzlicher wertvoller Lebensraum, der im Idealfall die Architektur und den Charakter der Besitzer widerspiegelt. Der Garten wird so zu einem erweiterten Zimmer des Wohnraums. Es lohnt sich deshalb, sehr genau zu überlegen, wie dieser Außenraum gestaltet werden soll – idealerweise schon beim Hausbau. Ausgangspunkt für diese Überlegungen sollte dabei einerseits der Haustyp (modern, klassisch, ländlich) sein, andererseits aber auch die Menschen, die darin wohnen.


Gartentypen

Individuelle Ansprüche Es ist wichtig, dass alle Beteiligten in den Prozess involviert werden, um alle Bedürfnisse abzudecken. Dabei sollten Sie sich ganz zentrale Fragen zur persönlichen Lebensführung stellen: Wie will ich leben? Was brauche ich? Welcher Typ bin ich? Welche Bedürfnisse stelle ich an den Garten? Sehe ich ihn als aktiven Ort oder als Rückzugsort? Soll er Ruhezonen, Raum zum Kommunizieren, für die Fitness, zum Arbeiten bieten? Oder sogar alles zusammen? Wollen Sie Ihre Hobbys in Ihrem Garten ausleben? Wünschen Sie sich eine Voliere, einen großen Teich für Koi-Fische, einen Tischtennisplatz, ein Trampolin für die Kinder oder Gemüse­ beete für den Eigenanbau von Obst und Gemüse?

Je nachdem, wie Sie Ihre Schwerpunkte setzen, wird Ihr Garten ganz anders aussehen. Und es werden auch verschiedene Faktoren wichtig, wie zum Beispiel Lichteinfall, Anzahl der Ruhezonen oder Pflegeaufwand. Lassen Sie auch langfristige Überlegungen nicht außer Acht. Anschaffungen für einen kindgerechten Garten, die vielleicht in zehn Jahren nicht mehr gebraucht werden, lassen sich auch nur temporär einbauen. Funktionelle Notwendigkeiten sollten bei der Planung ebenso eingangs bedacht werden: Wo werden die Fahrräder witterungssicher untergebracht? Was passiert mit dem Müll? Wo sollen Rasenmäher und Sitzpolster griffbereit gelagert werden? Sind genügend Wasserstellen eingeplant?


24 Ein leicht terrassierter Garten mit Sitzplatz unter Platanen, die Raumtrennung erfolgte hier mit einem Zierbrunnen.

Funktion der Gartenräume Wie beim Haus sollte auch der Gar­ ten in verschiedene „Zimmer“ unter­ teilt werden, damit jeder Raum an­ ders genutzt werden kann. Ein auf diese Weise gestalteter Garten – oder auch eine größere Terrasse – lädt eher dazu ein, darin zu „wohnen“. Idealerweise stellen Sie die Gartenge­ staltung unter ein bestimmtes Thema oder sorgen wenigstens dafür, dass sich verschiedene Themen in Optik und Gestaltung nicht überlagern. Es hilft, bei der Planung klare Priori­ täten zu setzen: bestimmen Sie, wo welche Räume entstehen sollen, in welcher Stilrichtung (inklusive Pflan­ zen) und in welcher Farbgebung. Wie und von wem werden die Zim­ mer am liebsten genutzt? Welche Ansprüche sollen die Gartenräume jeweils erfüllen?

Teilen Sie einen sehr großen Garten in Gartenzimmer, die mindestens 10 Quadratmeter groß sein sollten. Ein weitläufiger Garten wirkt schnell langweilig, verliert ohne Struktur an Spannung und sollte deshalb besser in kleinere Einheiten unterteilt wer­ den. Auf den folgenden Seiten finden Sie einige Beispiele, wie Gartenzimmer themengerecht definiert und umge­ setzt werden.


Gartentypen Funktion der Gartenr채ume


Ein Garten für mich Die perfekte Gestaltung und die richtige Bepflanzung für seinen Garten zu finden, ist nicht immer einfach. Nur wer die Ausgangslage zu beispielsweise Boden, Klima oder Statik kennt, kann seinen Garten im Einklang mit der Natur gestalten. Eine Bestandsaufnahme vor dem Start ist deswegen besonders wichtig. Daneben stellen sich die großen Fragen der Nutzungs- und Gestaltungswünsche: Wie wollen Sie Ihren Garten nutzen? Wie soll er gestaltet sein, damit Sie sich darin wohlfühlen? Alain Diebold und Silvia Schaub zeigen in ihrem Buch, wie man Vorgärten, Gärten, Wegumrandungen, Sitzplätze und Terrassen richtig einschätzt und standortgerecht gestaltet. Ausgehend von den unterschiedlichsten Gegebenheiten findet sich in diesem Callwey Buch für jede Situation eine Lösung! Lernen Sie anhand von zahlreichen Detailbildern aus privaten Gärten und übersichtlichen Anwendungslisten und Tipps, wie man mit einer standortgerechten Planung zu seinem Traumgarten findet. — Zahlreiche Gestaltungsvorschläge und praktische Listen zu jeder Gartensituation — 20 traumhafte Privatgärten im Porträt — Fundiertes Hintergrundwissen inklusive Checkliste für die perfekte Umsetzung Ihrer Wünsche

ISBN 978-3-7667-2138-9

www.callwey.de


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