Inhalt 3/2016
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Seite 32: In Neuwied wurde der Platz unter der Raiffeisenbrücke mithilfe von Lichtplanung zu einem Sportpark aufgewertet. Linus Lintner
Editorial
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Licht ist Licht ist Licht? Tanja Braemer
Journal
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Flughafen Tegel wird Urban Tech Republic Laura Klöser Atelier Loidl gewinnt Freiraumwettbewerb „Berlin TXL“
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Das Spiel von Licht und Schatten Laura Klöser „Garten des Jahres 2016“ von Orel + Heidrich Landschaftsarchitekten
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Entschleunigung, Verdichtung, Umwandlung Laura Klöser Konzept „Freiraum München 2030“ von bgmr Landschaftsarchitekten
Verlag: Callwey Verlag Streitfeldstraße 35 D-81673 München Fon +49 89 /43 60 05-0 Fax +49 89/43 60 05-113 www.garten-landschaft.de
4 Ist der Flughafen BER in Berlin erst fertiggestellt, wird der Flughafen Tegel zur Technologiehochburg. Atelier Loidl gewann den Wettbewerb um die Freiraumgestaltung.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL) Wartburgstraße 42 10823 Berlin www.dggl.org 126. Jahrgang
Für die Zukunft gestalten. 2
Garten + Landschaft
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6 Unter 150 Gartenprojekten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wählte die Jury des Wettbewerbs „Gärten des Jahres 2016“ einen Privatgarten der Kontraste als Sieger.
12 Die Lichtplanung am Bahnhof in Arnheim in den Niederlanden dirigiert das Zusammenspiel zwischen Architektur und öffentlichem Raum.
Licht im Freiraum
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Leuchtendes Ensemble Marieke Berkers Neuer Bahnhof für das niederländische Arnheim
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Verlust der Nacht Sibylle Schroer Lichtplanung und Verantwortung
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Hauptrolle für den Hamburger Hafen Olaf Bartels Promenade Niederhafen in Hamburg
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Heilen mit Helligkeit Susanne Stein Aufwertung zweier Unorte in Neuwied und Moskau
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Ein Schimmern zwischen den Zeilen Folkert Degenring Schriftsteller zelebrieren in ihren Werken die Multidimensionalität des Lichts
20 Moderne Beleuchtungstechnologie eröffnet immer neue Möglichkeiten. Doch künstliches Licht hat weitreichende Folgen für Mensch und Tier.
24 Hamburg hat an prominenter Stelle einen neuen Aufenthaltsraum mit spektakulärer Beleuchtung erhalten. Die schiefen Lichtmasten schaffen Identität.
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32 Zwei Beispiele aus Neuwied in Rheinland-Pfalz und Moskau zeigen, wie Licht Un-Orte als neue Freiräume erschließen kann.
Bilder: Atelier LOIDL Landschaftsarchitekten; Gärten des Jahres, Callwey Verlag 2016; NASA Earth Observatory; Martin Zitzlaff; UN Studio / Hufton+Crow; Linus Lintner
Garten + Landschaft
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Licht im Freiraum
Leuchtendes Ensemble Der neue Bahnhof von Arnheim in den Niederlanden und sein Vorplatz bestechen durch ein beeindruckendes Zusammenspiel von Architektur und öffentlichem Raum. Die Lichtplanung trägt wesentlich dazu bei, dass der neue Komplex eine überwältigende Wirkung entfaltet.
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UN Studio / Hufton+Crow (2)
Der Hauptbahnhof von Arnheim und seine komplette Umgebung sind in den vergangenen zehn Jahren neu gestaltet worden.
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NASA Earth Observatory
Licht im Außenraum
Verlust der Nacht Wenn die Sonne untergeht, heißt das schon lange nicht mehr, dass es auch dunkel wird. Neueste Lichtsysteme lassen auch zur Schlafenszeit Fassaden, Wege und ganze Viertel gleißend hell erstrahlen. Was zum Sicherheitsgefühl beiträgt, hat auch eine Kehrseite: Tier und Mensch kommen aus dem Rhythmus, Lebenszyklen werden ausgehebelt. Wer Licht plant, muss sich bewusst sein, welch Verantwortung er hat.
Sibylle Schroer Die moderne Beleuchtungstechnologie eröffnet Landschaftsarchitekten immer neue Möglichkeiten: Leuchtdioden, sogenannte LED, sind klein, flexibel in Einsatz und Farbgestaltung und auch noch höchst energieeffizient. Organische LED, die OLEDs, passen sich in ihrer Form exakt dem zu beleuchtenden Objekt an und ermöglichen so eine farblich individuelle Beleuchtung von Flächen. Für die Gestaltung mit Licht scheint es keine Schranken mehr zu geben. Wie alles hat aber auch diese Medaille eine Kehrseite. Wie steht es mit der Wirkung, die das abgestrahlte Licht hat, wenn es direkt in den Himmel scheint, oder von Boden, Häuserwänden oder Glasfassaden reflektiert, von atmosphärischen Partikeln gestreut, in riesigen Lichtglocken über unseren Städten akkumuliert wird? Kann es unsere Umwelt verändern? Oder ist es harmlos? Für Astronomen ist künstliche Erhellung der Atmosphäre, die mit jährlichen Rate von drei bis sechs Prozent unaufhaltsam voranschreitet, schon lange ein Ärgernis. Sie nimmt den Blick auf die Sterne und behindert die Erforschung unseres Universums. Licht dient nicht nur dem Beleuchten und Inszenieren von Schönheit auf der einen und der Sicherheit auf der anderen Seite. Es enthält auch Informationen und sendet Signale, die unseren Tagesrhythmus bestimmen. Das
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Garten + Landschaft
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Konzert des Lebens ist abgestimmt auf den 24-Stunden-Tag-Nacht-Rhythmus unseres Planeten. Licht steuert neben der Temperatur das zeitliche Zusammenspiel aller Lebewesen. Die Sexualreifung und Paarungsfindung muss mit dem höchsten Nahrungsangebot für die Brut korrelieren, Winterschlaf und Laubabwurf müssen schon beginnen, lange bevor Frost die Nahrung knapp werden lässt oder das noch offene Zellgewebe schädigt. Der Zug vieler Lebewesen in wärmere Gegenden während des Winters ist wichtig, um das magere Nahrungsangebot der Wintermonate nicht überzustrapazieren. Wie genau sich wandernde Arten orientieren, ist heute noch nicht gänzlich geklärt, die Navigation anhand von Himmelslichtern ist aber ein wichtiges Mittel. Zugvögel folgen künstlichen Lichtquellen – gefangen zwischen den Strahlen, die sie weg von ihren eigentlichen Flugrouten führen. Sie verschwenden Energie, werden zur leichten Beute für Räuber oder sterben, weil sie mit Gebäuden kollidieren. Künstliches Licht verzerrt Ökosysteme Künstliches Licht irritiert aber nicht nur wandernde Arten. Viele andere Lebewesen verändern ihr Verhalten durch die Nachtbeleuchtung. Mit dieser Veränderung wiederum ändern sich ökologische Bedingungen und schließlich kaskadenartig die Bedingungen
für Lebewesen, die von den Ökosystemen abhängen. Künstliches Licht verzerrt Ökosysteme, verdrängt empfindliche Arten. Ungefähr ein Drittel aller Wirbeltiere und über die Hälfte aller Wirbellosen haben sich an die Nische der Nacht adaptiert und sind damit direkt durch eine Veränderung ihrer Habitate betroffen. Moderne Leuchtmittel stören Tagesrhytmus
Die Lichter der Metropolen dieser Welt scheinen bis ins Weltall. Für die Menschen hat das künstliche Licht nicht nur Vorteile: Einige Krankheiten werden inzwischen mit der Bestrahlung in Verbindung gebracht.
Auch der Stoffwechsel des Menschen wird durch Lichtsignale gesteuert. Das blaue Licht eines sonnigen Morgens weckt uns und unsere Aktivität. Dieselben kurzen Wellenlängen bläulichen Lichts werden aber auch von vielen modernen Leuchtmitteln, wie Energiesparlampen oder LED, zu sehr hohen Anteilen abgestrahlt. Außerhalb der visuellen Wahrnehmung regt dieses Licht das Melanopsin an, welches das Nachthormon Melatonin unterdrückt. Melatonin ist ein Hormon, das für die Initiierung vieler Stoffwechselreaktionen verantwortlich ist, die in der nächtlichen Schlafphase ablaufen. Wenn unser Körper Pause macht, kann er sich Aufgaben widmen, die ohne unsere subjektive Steuerung ablaufen und keine Zeit während unserer Aktivitätsphase finden. Es sind Prozesse der Regenerierung, der Immunabwehr, der Stoffwechselumsetzung und bei Kindern des Wachsens. Wird nun durch hohen
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Licht im Freiraum
Hauptrolle für den Hamburger Hafen An prominenter Stelle hat Hamburg ein neues Stadtmöbelstück mit spektakulärer Beleuchtung bekommen: eine Uferpromenade als Hochwasserschutzanlage von den Landungsbrücken bis zur Speicherstadt. Das Lichtkonzept zu der prägnanten Architektur von Zaha Hadid Architekten stammt vom Planungsbüro Schlotfeldt Licht.
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Martin Zitzlaff (3)
Auffällige Architektur an exponierter Stelle: Wie aus einem Amphitheater heraus Üffnet sich von der neuen Ufertreppe der Blick aufs Wasser.
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