STADT UND SPEKTAKEL
J U N I 2016
M AG AZ IN F Ü R L AN D S C H AF T S ARC H I T E KT UR
GARTEN +
LANDSCHAFT
GARTEN + LANDSCHAFT
J U N I 2 016
STADT UND SPEKTAKEL: WIE ORTE VON EVENTS PROFITIEREN
plus
Olympia in Rio: Aecom über die Masterpläne Wowhaus Stadtmobiliar zwischen Serie und Unikat
12 Rio de Janeiro wartet
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nur noch knapp 100 Tage auf Olympia. Wir trafen die Planer zum Interview.
Wie viel Event verträgt ein Park? Hamburg setzt auf klare Regeln.
18 Nach den Olympischen Spielen 2012 nimmt die Legacy-Planung mehr und mehr Gestalt an. Eine Stippvisite in London.
36 Drei Gartenschauen im Portrait: Eutin, Öhringen und Bayreuth warten mit grüner Pracht auf. Trägt das Konzept Gartenschau eigentlich noch?
58 wartet mit einem ganz besonderen Kletterpark auf.
4 GARTEN+ L ANDSCHAFT
Foto: xxxxx
Das Hochsauerland
INHALT
ARENA 06 11
SNAPSHOTS MOMENTAUFNAHME Ins Blaue hinein
T ITE L Stadt und Spektakel: Wie Orte von Events profitieren 12
ENTWURF FÜR DIE EWIGKEIT In Verwebungen denken: Die Planer der olympischen Anlagen in Rio de Janeiro erklären ihre Entwürfe.
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DAS ERBE VON LONDON Zu Besuch im Lea Valley: Wie geht es dem Osten der Stadt vier Jahre nach den Spielen?
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DOPO EXPO - WAS DANACH? Nach der Expo 2015 hat Mailand viele Ideen, wie es weitergehen soll – allerdings keine, die trägt.
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RUSSISCHE VORREITER Wowhaus schaffen städtische Möglichkeitsräume für viele Arten von Veranstaltungen.
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GRENZE DER BELASTBARKEIT Wie viel Event vertragen Stadtparks?
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GARTENSCHAUEN ZWISCHEN DEN STÜHLEN Öhringen, Bayreuth, Eutin und die Frage: Was bringt es?
STUDIO 46
FRAGE Chance oder Selbstausbeutung? Wann es sich lohnt, an Wettbewerben teilzunehmen
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PRAXIS Unikate für Unikate: Warum entwickeln immer mehr Architekten ihr eigenes Stadtmobiliar?
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LÖSUNGEN Licht + Editor’s Pick
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REFERENZ Auf hoher Kante: Kletterparadies im Hochsauerland
Foto: xxxxx
RUBRIKEN 63
Impressum
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Stellenmarkt
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Lieferquellen
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DGGL
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Sichtachse
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Vorschau
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL) Wartburgstraße 42 10823 Berlin www.dggl.org
5 GARTEN+ L ANDSCHAFT
L AURA KLÖSER ÜBER ...
GÄRTEN DES JAHRES 2017 AUTOR Laura Klöser studierte Architektur in Münster und arbeitet als Volontärin für Garten + Landschaft und Baumeister.
Was macht Gärten zu Refugien? Müssen sie einfach üppig grün sein, mit bunten Beeten oder lieber voller klarer Formen, ganz minimalistisch? Und wie sollten sie sich zur Architektur des Wohnhauses fügen? Wie „Gärten des Jahres“ aus dem Callwey Verlag, das Buch zum gleichnamigen Wettbewerb, zeigt, sind die Antworten so vielfältig wie die Natur selbst. Jetzt werden die Gärten des Jahres 2017 gesucht. Bis zum 15. Juli können sich Landschaftsarchitekten und Gartenund Landschaftsbauer mit Beiträgen aus dem deutschsprachigen Raum bewerben. Der erste Preis ist mit 5 000 Euro dotiert.
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Weitere Infos unter garten-landschaft.de/gdj–2017
N ADINE SCHMIDT ÜBER ...
Die Ulmen, die im Rahmen der Aktion „Trees Connect“ entlang der Europa-Radroute R1 gepflanzt werden, spenden Schatten und stehen symbolisch für ein verbundenes Europa.
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Bäume pflanzen und Rad fahren für ein gemeinsames Europa – das ist das erklärte Ziel von „Trees Connect“, einem Projekt, das 2015 von der Baumschule Lorberg ins Leben gerufen wurde. Angesichts der aktuellen internen Zerrissenheit Europas ein Projekt, das Zeichen setzt. Es beweist, dass trotz aller Unstimmigkeiten ein gemeinsamer Konsens
studierte MediaArchitecture und
für ein gemeinsames Europa buchstäblich denkbar und erlebbar ist – mit einfachen Mitteln und einer gemeinschaftlichen Zukunft im Blick. Die Baumschule stiftete im vergangenen Jahr 200 Resista-Ulmen und pflanzte sie entlang des Europaradwegs von Berlin bis St. Petersburg. Ein grünes Band junger Bäume, das die Verbundenheit Europas in der Landschaft sichtbar macht – über Ländergrenzen hinweg. Im Anschluss fuhren Radsportler die kompletten 2 350 Kilometer der Strecke in nur zwölf Tagen ab. Das Team erreichte pünktlich zum Start des 52. IFLA-Weltkongresses sein Ziel. "Trees Connect" traf sowohl in der grünen Branche als auch in der Radsportszene auf breite Zustimmung. 2016 führt die Strecke von Berlin über Den Haag und Calais bis nach London – 10 Tage, 200 Ulmen, 1 400 Kilometer. Neu in diesem Jahr: Zum einen dürfen interessierte Radsportler das Profi-Team auf der Strecke begleiten. Sei es nur für einen Abschnitt, mehrere Tage oder die gesamte Tour. Zum anderen können auch Unternehmen, Städte, Organisationen und Privatpersonen an der Aktion teilnehmen, indem sie als Pate einen Baum finanzieren.
Urbanistik im Master an der BauhausUniversität Weimar. Sie arbeitet als Redakteurin bei Garten + Landschaft, Baumeister und Topos.
Fotos: Gertrude Heider, Gärten des Jahres 2016; Baumschule Lorberg
VERBINDENDE BÄUME
AUTOR Nadine Schmidt
ARENA MOMENTAUFNAHME
M O ME N TA UF N AH M E
INS BLAUE HINEIN Ab 13. April 2017 findet in Berlins östlichstem Stadtbezirk MarzahnHellersdorf die Internationale Gartenausstellung statt. Inmitten einer der größten Plattenbausiedlungen Europas dreht sich dann alles um grüne Stadträume und Kultur in unterschiedlichster Dimension und Gestalt. Anlässlich der IGA entsteht in Berlin erstmals seit 50 Jahren wieder eine Seilbahn: Die 1,5 Kilometer lange Schwebebahn wird das Areal barrierefrei erschließen, das insgesamt rund 100 Hektar umfasst. Bis zu 3 000 Besucher täglich können das Gebiet aus der Vogelperspektive erleben. Die Fahrt eröffnet den Blick auf das IGA-Gelände mit seinen Foto: IGA Berlin 2017
Wasser- und Themengärten sowie den internationalen Gärten der Welt. Die ersten Stützen stehen schon und bilden damit den offiziellen Startschuss – das Erlebnis Gartenausstellung kann beginnen.
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STADT UND SPEKTAKEL – ENTWURF FÜR DIE EWIGKEIT Großevents gelten als Garant für einen positiven Schub in der Stadtentwicklung. Sie können Motor, Katalysator, Generator sein: Die Durchschlagskraft neuer Infrastruktur, neuer Viertel und Parks ist in ihrer aus zeitlicher Konzentration resultierenden Wucht einzigartig. Die Bevölkerung der Gastgeberstädte ist trotzdem kritisch: In Rio de Janeiro gab es vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 Proteste. 2016 finden hier die Olympischen Spiele statt. Für den Olympiapark gilt das Gebot maximaler Nachhaltigkeit. Ein Masterplan für die Übergangsphase und die Nachnutzung steuern den Prozess nach den Spielen.
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STADT UND SPEKTAKEL BRASILIEN
Die Barra Live-Site bei Nacht: Hier können Zuschauer die Spiele auf Leinwänden verfolgen.
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STADT UND SPEKTAKEL LONDON
Olympia ist längst weitergezogen. Die Parks dienen immer noch als Event-Raum.
DAS ERBE VON LONDON Das Areal der Olympischen Sommerspiele 2012 in London sollte auch nach dem Großevent funktionieren: Mit der Legacy-Planung gab man das Raster für eine auf Jahre angelegte Entwicklung des Londoner Ostens vor. Was hat sich seit den Spielen getan? Eine Stippvisite.
ANNA SCHABEL
2007 kaufte sich der Fotograf und WahlOstlondoner Stephen Gill ein Schlauchboot und schob es in den Fluss Lea. Mit seiner Kamera, die er für 50 Pence auf dem Flohmarkt erstanden hatte, erkundete er eine bis dato vergessene Gegend im Osten Londons. In seinem Buch „Archaeology in Reverse“ hielt er die Kontraste fest, die er sah: Reiher, die auf einem Bein im schwarzen Wasser stehen, Enten mit ihren Küken unter tiefhängenden Ästen – und Kühlschrankberge, Stadtautobahnen, Autowerkstätten. Das war, bevor die Olympischen Spiele 2012 nach London kamen und sich das Gesicht des Areals rasant und drastisch ändern sollte: Bauzäune und Maschinen zogen ein, Wasserwege wurden blockiert, 19 GARTEN+ L ANDSCHAFT
Dmitry Likin (links) und Oleg Shapiro (rechts)
RUSSISCHE VORREITER Wieviel wissen Sie über Landschaftsarchitektur in Russland? Die Antwort lautet meist: Wenig. Kaum ein Projekt schafft es, über die Landesgrenzen hinaus Beachtung zu finden. Wowhaus Urban Studies, Architecture, Design haben den Durchbruch mit dem Strelka Institut und dem neuen Krymskaya-Ufer in Moskau geschafft – multifunktionale Orte, die jetzt Schauplätze verschiedener Events sind.
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gründeten Wowhaus 2007 in Moskau.
„Wir glauben, dass der Ansatz überholt ist, expressive Architekturklötze zu planen. Viel wichtiger ist heute der Raum dazwischen“, halten Dmitry Likin und Oleg Shapiro, die Gründer von Wowhaus Urban Studies, Architecture, Design fest. Vielleicht ist diese Haltung der Grund, warum es ihr Büro zu internationaler Bekanntheit geschafft hat – als eines der wenigen russischen Architekturoder Landschaftsarchitekturbüros überhaupt. Gegründet wurde Wowhaus 2007. Von Anfang an hatte das Team einen wichtigen Vorteil: finanzielle Unabhängigkeit. Denn die Raumplanung ist nicht das einzige Standbein der Gründer: Shapiro verkauft bis heute Helikopter, Likin ist Chefdesigner beim Fernsehsender Kanal Eins und war vorher Art Director bei russischen Versionen von Hochglanz-Magazinen wie „Harper’s Bazaar“. Das gab dem Team die
STADT UND SPEKTAKEL WOWHAUS
Freiheit, sich die Projekte auszusuchen und eine klare Haltung zu bewahren. In den ersten Jahren nutzte Wowhaus Stadtmagazine, um die eigenen Projekte publik zu machen und die Debatte über den öffentlichen Raum anzuregen. 2010 gab es für die Architektur und Landschaftsarchitektur in Moskau einen wichtigen Impuls: Sergei Sobjanin löste Juri Luschkov ab, der seit 1992 Bürgermeister von Moskau gewesen war. Sobjanin ließ Architekturwettbewerbe zu und öffnete die Hauptstadt für neue Einflüsse im öffentlichen Raum. Auch für Wowhaus war 2010 ein wichtiges Jahr. Sie stellten ihr erstes großes Projekt fertig, das Strelka Institut. MULTIFUNKTIONALER INNENHOF
Das private Institut für Architektur, Medien und Design machte das Büro bekannt. Das ehemalige Gelände einer Schokoladenfabrik wurde durch ein neues Gebäude zum Block geschlossen. Über den Anbau, der ein Informationscenter, Toiletten und einen
Sommerkiosk beherbergt, legt sich eine Stahl-Holz-Konstruktion, die zum Innenhof ein Amphitheater ausbildet. Im Sommer finden hier Open-Air-Kino und Theateraufführungen, Vorträge und Auftritte internationaler Architekten, Filmvorführungen und Yoga-Stunden statt, an der Strelka-Bar und auf der Dachterasse treffen sich nicht nur Studenten. Seit diesem Erfolg wuchs Wowhaus rasant auf 32 Mitarbeiter. Es zählt heute zu den wichtigsten und interessantesten Büros für Architektur und Stadtdesign in Russland. 2011 gelang dem Büro der nächste Coup: die Neugestaltung des Gorki-Parks mit Open-Air-Kino, einer Schlichtschuhbahn und modularen Pavillons. Die Schlittschuhbahn ist für Wowhaus eines der Lieblingsprojekte. Sie besteht nicht nur aus einer Fläche, sondern vielen Eis-Routen, gesonderten Bereichen für Kinder, Eistanz und Eishockey. Weil es im Winter in Moskau sehr früh dunkel wird, legte Wowhaus besonderes Augenmerk auf die Beleuchtung. Über den Eisflächen schweben bunte Lichtkugeln, die eine einladende Atmosphäre erzeugen.
„EXPRESSIVE ARCHITEKTURKLÖTZE SIND ÜBERHOLT. VIEL WICHTIGER IST HEUTE DER RAUM DAZWISCHEN.“ OLEG SHAPIRO UND DMITRY LIKIN, GRÜNDER VON WOWHAUS
Für das Strelka Institut schlossen Wowhaus eine alte Fabrik zum Block und bildeten im Innenhof eine Treppe als Amphitheater aus.
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