S EP T EM BER 2016
M AG AZIN F ÃœR L AN D S CH AF TS ARCHITEKTU R
ZEIT UND LANDSCHAFT: ORTEN DEN RICHTIGEN TAKT VORGEBEN
plus
atelier le balto im Portrait Brauchen wir BIM? Produkt-Trends zur GaLaBau 2016
E DIT ORIAL
Erasmus bitte Skizze freistellen (Ränder)
Skizzen von atelier le balto stellen nicht nur die Vision an sich dar, sondern auch deren schnelllebigen, temporären Charakter.
Das Münchner Werksviertel musste den planerischen Stillstand überwinden. Ein Gespräch mit Klaus Overmeyer von Urban Catalyst Studio finden Sie ab Seite 34.
Zeit und Landschaft. Zeit und Landschaft? Zwar haben wir in unserer Titelzeile bewusst darauf verzichtet, ein Fragezeichen zu setzen. Schließlich wollen wir nicht nur Fragen aufwerfen, sondern diese vor allem beantworten. Aber: Mitgedacht haben wir das Fragezeichen doch, als wir vor einigen Monaten die Rolle der „vierten Dimension“ in der Landschaftsarchitektur diskutierten. Eine wortwörtlich naturgegebene Verbindung zwischen den Begriffen ergibt sich selbstverständlich aus der Tatsache, dass die Disziplin mit Vegetation arbeitet. Veränderung, Unvorhersehbarkeit, WACHSEN, GEDEIHEN UND VERGEHEN – Manifestationen von Zeit und der Abfolge von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – sind schon immer mit Landschaftsarchitektur und ihrer Historie verbunden. Aber sollte das schon alles gewesen sein?
atelier le balto ist Spezialist für den virtuosen Umgang mit Vegetation. Das Portrait lesen Sie auf Seite 24.
Unsere Diskussion führte uns zu diversen Beobachtungen, die klar belegen, dass Zeit längst mal bewusstes, mal unbewusstes planerisches Kalkül ist. Und zwar auf verschiedensten Ebenen. Die Dimension Zeit schafft, umreißt und definiert also gewissermaßen selbst verschiedene Dimensionen landschaftsarchitektonischen Arbeitens. Um genau diese Dimensionen geht es uns in der Septemberausgabe. Was kann der Faktor Zeit dazu beitragen, unser Verständnis von Landschaft und Stadt zu verändern? Welche Chancen bietet er? Wie kann er rigide, VERHÄRTETE INTERPRETATIONSSCHEMATA in Planung und Entwicklung lockern helfen mit dem Ziel, zeit-gemäße und zugleich zeit-lose Räume zu schaffen, denen Transformation, Veränderung, Anpassung inhärent ist? Nehmen wir etwa PROZESSHAFTE FERTIGSTELLUNGEN. Sie tragen der Tatsache Rechnung, dass nichts jemals zu Ende gedacht sein kann. Und auch nicht sollte. Konditionen verändern sich. Das müssen sie auch, wenn Orte in einer rasant-variablen Welt kaum länger als einige Wochen über Konstanz verfügen. Umgekehrt wird vieles auch erst „mit der Zeit“ möglich. Oder denken wir an temporäre oder Zwischennutzungen. Hier tut sich eine weitere Deutungsschicht auf, die den Reiz des Vorübergehenden referenziert – das sich mitunter auch verfestigen darf.
Die Emscher ist der Prototyp einer langfristig gedachten Wandlung. Temporäres hilft hier, Langfristiges zu vermitteln. Ab Seite 18
Landschaftsarchitektur ist das Hinzufügen von Schichten in Raum. Das Überlagern und Unterfüttern von Vorgegebenem an einem Ort, der seinerseits wiederum Objekt der Zeit ist. Wenn wir das ernst nehmen, ist Planung vierdimensional. Ausnahmslos. TANJA BRAEMER
Skizzen: atelier le balto
CHEFREDAKTEURIN
3 GARTEN+ L ANDSCHAFT
12 Summe von Rhythmen
18
zum Taktgeber für die
Die Emscher wandelt
Planung werden
sich. Der Prozess der
können.
Renaturierung ist auf
Stadt-Tempi: Wie Landschaft und Stadt als
Jahrzehnte angelegt.
34 Im Werksviertel in München sind klassische Planungstools gescheitert. Wir sprachen mit Klaus Overmeyer über nutzerorientierte Stadtentwicklung und Zeit als Rahmen.
24 atelier le balto verarbeitet Zeit auf verschiedenen Ebenen. Hauptakteur ihrer Projekte: die Pflanze.
66 In Hamburg-Altona wandelte
Stadtraum – auch dank des bunten Klinkerpflasters.
4 GARTEN+ L ANDSCHAFT
Foto: xxxxx
sich eine Unterführung vom Angst- zum funktionierenden
INHALT
AREN A 06 11
SNAPSHOTS MOMENTAUFNAHME Park-Platz
T ITEL Zeit und Landschaft: Orten den richtigen Takt vorgeben 12
VIERTE DIMENSION ALS KALKÜL Arbeiten mit Zeitenvielfalt in der Planung
18
VON DER KUNST DES ABWARTENS Generationenprojekt Emscher-Umbau: Wie Temporäres lehrt, das Ergebnis nicht aus den Augen zu verlieren
24
PROZESS ALS PRINZIP atelier le balto über Pflanzen, Skizzen und Zeit
30
QUARTIER IN ETAPPEN GEDACHT Dreispitzareal, Basel (CH) / Westpol Landschaftsarchitekten
34
DIE ZEIT EINRAHMEN Klaus Overmeyer, Gründer von Urban Catalyst Studio, spricht über das Münchner Werksviertel
38
DER UNVOLLENDETE Marienhof, München / bbz landschaftsarchitekten
44
REIZ DES VORÜBERGEHENDEN LandWorks: Auf Sardinien rücken Installationen Landschaft in ein anderes Licht
S TU D IO 48
FRAGE Brauchen wir BIM? Wie Deutschlands Landschaftsarchitekten profitieren können
52
PRAXIS Mit Wasser gegen die Langeweile: Wasser- und Matschspielplätze
54
LÖSUNGEN GaLaBau Spezial + Editor’s Pick
66
REFERENZ Buntes Parkett für Altona
Foto: xxxxx
Foto: xxxxx
RUBRIKEN 68
Stellenmarkt
70
Lieferquellen
71
Impressum
72
DGGL
74
Sichtachse
74
Vorschau
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL) Wartburgstraße 42 10823 Berlin www.dggl.org
5 GARTEN+ L ANDSCHAFT
SN A P S H O T S TA NJ A B R A E ME R ÜB E R ...
VERSCHWIMMENDE GRENZEN AUTOR Tanja Braemer ist Journalistin und Chefredakteurin der Fachmagazine Garten + Landschaft und Topos.
BA U M E I S T E R TOPOS
INITIATIVE Partner
Eine Stadt, die Menschen verschiedenster Herkunft einschließt und öffentlichen Raum bietet, der Begegnung und Verknüpfung unterstützt: Die Frage, wie Städte mit Hilfe von Landschaftsarchitektur, Architektur und Technologie zu Räumen maximaler Konnektivität werden, stand im Fokus unseres Forums „Connective Spaces“. Topos, Baumeister und Garten + Landschaft luden in Kooperation mit Lichtspezialist Schréder im Rahmen der Cities Initiative zur Diskussion nach Berlin. Landschaftsarchitekt Leonard Grosch (Atelier Loidl, Berlin), Architekt Jan Liesegang (Raumlabor, Berlin), Professor Undine Giseke (TU Berlin) und Dr. Ernst Smolka, Geschäftsführer Schréder GmbH, kamen schnell zu dem gemeinsamen Schluss: Der Erfolg zukunftsfähiger, konnektiver Städte hängt davon ab, in welchem Maße die Stadt-machenden Professionen die Grenzen zwischen den Disziplinen und die Grenzen festgefahrener Mind-Sets zu überwinden in der Lage sind. Wenn es darum geht, Verbindungen zwischen Stadtbewohnern und ihrer Stadt, zwischen Mensch und Ressourcen zu schaffen, geht es natürlich auch um Technologie. Dr. Ernst Smolka hob hervor, dass hier innovative Lichtlösungen in modularem Aufbau eine entscheidende Rolle spielen. Sie befriedigen die Anforde-
rungen moderner Stadtbewohner, wie etwa Zugang zu WLAN und Strom, und führen sie in einem einzigen Produkt zusammen. Grüne Destinationen, beispielhaft der Park am Gleisdreieck in Berlin, tragen außerdem zur Konnektivität der Stadt bei. Leonard Grosch erklärte eindrücklich, wie sie Menschen auf subtile, zeitgemäße Art und Weise zusammenbringen können. Elaborierte Partizipationsprozesse eröffnen seiner Ansicht nach die Chance, tiefere Einsicht in die Bedeutung eines Raumes zu gewinnen und den Entwurf zu schärfen und zu verbessern. Jan Liesegang, Architekt bei Raumlabor Berlin, teilt diese Einschätzung. Gemeinsam mit Undine Giseke, Professor für Landschaftsarchitektur und Freiraumplanung an der TU Berlin, erörterte er die Frage, wann Partizipation im Planungsprozess beginnen sollte. Fazit: so früh wie möglich. Gegenseitiges Verständnis und Vertrauen zwischen Planer und Nutzer könnten so am effektivsten gefördert werden. Liesegang, Giseke, Grosch und Smolka waren sich einig: Je mehr klassische Professionsgrenzen verschwimmen und je mehr sich neue professionsüberschreitende Disziplinen bilden, umso integrativer wird die Stadt der Zukunft sein können. Das stimmt. Diese Evolution ist überfällig. Und dringlicher denn je. Tanja Braemer und Leonard Grosch vom Atelier Loidl sprachen im Forum „Connective Spaces“ über die Zukunft der
Foto: Alexander Gutzmer
vernetzten Stadt.
6 GARTEN+ L ANDSCHAFT
ARENA SNAPSHOTS
L A U RA KL Ö S E R ÜB E R ...
BADEN IN HISTORISCHER KULISSE In Berlins historiAUTOR Laura Klöser studierte Architektur in Münster und arbeitet als Volontärin für Garten + Landschaft, Topos und Baumeister.
Für elaborierte Badelandschaften ist Berlin nicht gerade bekannt. Das soll sich bis 2025 ändern. Zwischen Schlossplatz und BodeMuseum können die Berliner an einem seit 100 Jahren ungenutzten Seitenarm der Spree flanieren, entspannen und in ihm schwimmen. Das für 2025 geplante Flussbad in Berlins historischem Zentrum geht gerade in die nächste Runde. Der natürliche Filter wird mit einem Prototyp getestet: Die Planer aus München, Berlin und Hoppegarten erwarten, dass der mit Schilf bepflanzte Kiesfilter das
gesamte Wasser des Abschnitts innerhalb eines Tages austauschen kann. Nach der Testphase wollen sie den Aufbau gegebenenfalls noch optimieren. Das Projekt würde sich in eine lange Liste von Flussbädern einreihen, die sich derzeit in der Entwicklung befinden, darunter die Themsebäder in London, das Isarbad in München und der Charles River in Boston. Die Leuchtturmprojekte sind eine echte Chance für Stadtleben und Flussökologie und bringen eine alte Tradition zurück in die heutige Zeit.
schem Zentrum soll 2025 ein Flussbad für Abkühlung sorgen.
TA N J A G A L L E NMÜLLE R ÜB E R ...
Foto: realities united GmbH
DIE NÜRNBERGER GALABAU 2016 Wer auf der Suche nach Inspiration und fundierten Informationen für die landschaftsarchitektonische Praxis ist, dem sei das Praxisforum auf der GalaBau in Nürnberg von 14. bis 17. September empfohlen. Zum zweiten Mal veranstaltet Garten + Landschaft in Kooperation mit der NürnbergMesse die viertägige Veranstaltung, die zahlreiche Kurzvorträge zu praxisrelevanten Themen und eine Podiumsdiskussion umfasst. Der erste Messetag am 14. September dreht sich um Böden: Unter anderem spricht Timo Herrmann von bbz landschaftsarchitekten über seine Erfahrungen mit Naturstein und stellt Best-Practice Projekte vor. Gerhard Hauber vom Büro Ramboll Studio Dreiseitl zeigt gelungene Beispiele für funktionelles und gestalterisch anspruchsvolles Regenwassermanagement. Roland Schmidt von der Bauverwaltung Baden-Württemberg gibt einen tieferen Einblick in die ATV DIN 18300 Erdarbeiten. Am 15. September dreht sich alles umdas Thema „Bewegung im Spiel“. Stauden und Gehölze stehen im Mittelpunkt des dritten Messetags am 16. September. Trends und gestalterische Aspekte der
Gehölzverwendung im öffentlichen Raum und die Sichtung und Erprobung klimafester Baumarten sind ebenso Thema der 30-minütigen Vorträge wie Strategien und Pflegekonzepte für Stauden. Referenten sind unter anderem Wolfgang Borchardt von der Fachhochschule Erfurt, Swantje Duthweiler von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und Philipp Schönfeld von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Der Samstag steht unter dem Motto „(Historische) Parks im Klimawandel“ und findet in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) statt. Jens Spanjer, Präsident der DGGL, sowie Antje Schmidt-Wiegand und Anja Seliger von der TU Berlin sprechen in Impulsvorträgen über historische Parks im Klimawandel und diskutieren zusammen mit Tanja Braemer, Chefredakteurin der Garten + Landschaft im Anschluss über die damit verbundenen Herausforderungen.
AUTOR Tanja Gallenmüller studierte Landschaftsplanung an der TU Berlin. Seit 2004 arbeitet sie als Redakteurin und Projektmanagerin bei Garten + Landschaft und Topos.
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Weitere Informationen und Programm: garten-landschaft.de/praxisforum-2016
7 GARTEN+ L ANDSCHAFT
Eine bundesweite Kompensationsregelung
NÖTIGE SCHRITTE NACH VORN AUTOR Johann Köppel leitet das Fachgebiet Umweltprüfung und Umweltplanung der TU Berlin und ist derzeit Dekan der Fakultät Planen Bauen Umwelt.
8 GARTEN+ L ANDSCHAFT
Inhalte und Umfang von Kompensationsmaßnahmen und die Ermittlung von Ersatzzahlungen sollten eigentlich bundesweit einheitlich geregelt werden. So wollte es die letzte Bundesregierung. Auch die Verwaltungspraxis sollte es treffen. Vom Bundeskabinett bereits beschlossen, scheiterte das Vorhaben allerdings im Bundesrat. Einzelne Länder erwogen daraufhin ähnliche Verordnungen. Bayern handelte rasch. Angenommen, die Bundeskompensationsverordnung wäre verabschiedet worden: Weitgehend gängige Verwaltungspraxis wäre festgeschrieben worden, einige sinnvolle oder überzogene Standardisierungen erfolgt – auf dem Papier. Sonst hätte sich nicht viel getan. Sollte uns die fehlende empirische Untermauerung, die „science policy gap”, aber nicht doch Unbehagen bereiten? Erreichen wir eigentlich das 1976 mit der Eingriffsregelung im Bundesnaturschutzgesetz so modern ausgegebene „no net loss“-Ziel? Wieviel Kompensation haben wir tatsächlich umgesetzt, wie gut funktionieren Flächen und Maßnahmen? Was geschieht
zum Beispiel mit den sprudelnden Ersatzzahlungen der „Windmüller“? Werden sie tatsächlich zur Landschaftsentwicklung genutzt? Wir haben diese Handlungsfelder nie einer umfassenden Evaluation unterzogen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem echten Vorrang für Ökokonten (beziehungsweise nachgewiesenem statt versprochenem Kompensationserfolg), klaren Kriterien für die Verwendung von Ersatzzahlungen (womöglich für Ökosystemleistungen)? Können wir uns eine künftige Koevolution von Kompensation für den Natur- und Klimaschutz vorstellen? Vier Jahrzehnte später möchten wir gerne stolz sein dürfen auf das vermeintlich Erreichte. Die „no net loss policy“ für Feuchtgebiete in den USA hingegen wurde gezielt zwischenevaluiert. Mit der Erkenntnis, dass es nicht so gut lief mit der herkömmlichen Kompensation – und es einer klaren bundesweiten Verordnung mit deutlich veränderten Prioritäten bedurfte. Sich lernfähig zeigen, Konsequenzen ziehen, Außergewöhnliches erproben – das liegt hierzulande wohl erst noch vor uns.
liegt noch in der Ferne. Im Bild: Blackfoot Indian Reservation, MT, US
Foto: Johann Köppel
J O HA NN KÖ PPE L ÜB E R ...
Halle 4 Stand 4-215
KA RL H . C . L U DW I G ÜB E R ...
Foto: Karl H. C. Ludwig
EINE EXPO IM AUSNAHMEZUSTAND Die Türkei steht neben sich: Ihre obskure Politik der vermeintlichen Stärke, ein Putschversuch, Terrorattacken und Tote lassen den Strom der Urlauber ins Land zum Rinnsal abflauen und bringen nicht nur für die Tourismusindustrie ökonomische Probleme. So auch in Antalya, vielen bekannt durch seine wunderbaren Strände, aber mit seinen Hotelanlagen und Bettenburgen längst verpönt als Symbol für den Massentourismus. Ausgerechnet dort läuft seit dem 23. April bis 30. Oktober eine Weltausstellung, die sich der Nachhaltigkeit und der „Hoffnung auf eine grüne Welt“ verschrieben hat. Diese erste Expo in der Türkei steht unter dem Motto „Blumen und Kinder – Ein grünes Leben für zukünftige Generationen“, 51 Beiträge sind zu sehen. Damit erhofft man sich einen deutlichen Unterschied zu bisherigen Weltausstellungen. Nach dem Ende der Expo soll das Areal für Besucher frei zugänglich sein und schließlich auch für den Tourismus genutzt werden; über die Details beginnt man erst jetzt vertieft nachzudenken und Konzepte zu entwickeln. Das über 100 Hektar große Gelände der Expo, gut 20 Kilometer östlich von Antalya im Ortsteil Aksu gelegen, wurde vor der Expo als Forschungsanstalt für Agrar- und Forstwirtschaft genutzt. Gebaut und gepflanzt wurden auf dem topfebenen Areal neben diversen Nationengärten ein neuer Expo-See, eine Kinderinsel, Info-Pavillons und Museen (oft speziell für Kinder), ein Kongresszentrum und der futuristisch anmutende Expo-Tower. Vieles von dem, was zu sehen ist, entspricht internationalem Standard und zeitgemäßen Inszenierungen. Gleichwohl glänzt nicht alles, was in der Werbung für die Expo gepriesen wird. Gut zwei Dutzend der Gärten sind gut gemacht und gestaltet, doch viele Beiträge kleinerer Länder sind oft eher Verkaufspavillons für landestypische Mitbringsel. Ein Blickfang sind gut 100 überlebensgroße Pflanzenfiguren um die Kinderinsel und die Verschattungselemente, die auch noch bei hohen Temperaturen ein angenehmes Flanieren ermöglichen sollen. Doch bei über 35 Grad Celsius im Schatten war die Zahl der Besucher bislang sehr übersichtlich und es ist fraglich, wie das angestrebte Ziel von sechs bis acht Millionen je erreicht werden kann. Das freilich scheinen derzeit nicht die größten Probleme im Land.
AUTOR Karl H.C. Ludiwg lehrt Landschaftsarchitektur an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen.
„Landschaftsarchitektur braucht Know-How!“
Die Weltausstellung in der Türkei steht unter dem Motto „Hoffnung auf eine grüne Welt“. Doch die politische Lage hält die Besucherzahlen niedrig.
Und Landschaftsarchitekten brauchen Partner, auf die sie sich voll und ganz verlassen können. Wir sind Ihr zuverlässiger Partner mit viel Liebe zum Detail, wenn es um umfassende Beratung, individuelle Lösungen und erstklassige BetonsteinProdukte für professionelle Außenanlagen geht. Entdecken Sie unsere ersten Produktneuheiten für 2017 vom 14. – 17. September auf der GaLaBau in Nürnberg. www.kann.de
SO PHIE CHA R LO TTE HO F FM ANN Ü BER . . .
SPONTAN-DATES AUF AUGENHÖHE AUTOR Sophie Charlotte Hoffmann studierte Architektur an der HTWK in Leipzig und absolviert ihr Volontariat in der Redaktion von Garten + Landschaft
füllte die 150 Quadratmeter große Freifläche und schloss gleichzeitig die Lücke zwischen den Menschen untereinander. Von Anfang Juli an wurde das von recycelten Ziegelsteinen bedeckte und mit self-made Holzmobiliar ausgestattete Areal bespielt. Abend für Abend fanden Konzerte, kleine Ausstellungen und Diskussionsrunden statt; eine Tafel am Eingang zur Lücke informierte Nachbarn und Passanten über die Veranstaltungsreihe. Jeder war willkommen, egal ob jung oder alt, Anlieger oder Tourist. Die ehrenamtliche Initiative gehört jetzt zwar der Vergangenheit an, auf dem Grundstück wird nun ein Wohnungsbauprojekt realisiert. Doch was wird die drei Monate Lückenfülle überdauern? Die ungezwungenen Begegnungen und das entspannte Miteinander werden in den Köpfen aller Beteiligter hängen bleiben und vielleicht findet sich schon bald eine neue Baulücke dafür. Die Suche hat bereits begonnen. Der Diskurs über ungenutzte Freiflächen ist damit auf jeden Fall auch in München eröffnet.
Architekturstudenten schufen durch ihr Projekt „Lückenfülle“ einen temporären Begegnungsraum in der Münchner Innenstadt.
Foto: Lückenfülle
und Baumeister.
Zwei Jahre lag die Baulücke am RudiHiers-Platz brach: ein unansehnlicher Ort in der Münchner Innenstadt. Keiner interessierte sich dafür, weder die Anwohner noch die Stadt selbst. Das änderte sich Anfang des Sommers. Verantwortlich dafür sind die vier Architekturstudenten Leila Unland, Nick Förster, Maria Schlüter und Sophie Ramm von der TU München. Sie stellten sich im Zuge ihrer Abschlussarbeit die Frage: Was bewegt das moderne München? Sie führten Gespräche mit Urmünchnern, Zugezogenen und Flüchtlingen. Schnell war klar, was München fehlt: Begegnungsraum. Die bayrische Landeshauptstadt ist zwar die am dichtesten besiedelte Großstadt Deutschlands, zum Gespräch, zum echten Austausch kommt es aber trotzdem nicht. Fremde bleiben Fremde. Das aus dieser Erkenntnis resultierende Ziel der angehenden Architekten: Gegen Anonymität angehen, für Kommunikation und Toleranz in ihrer Stadt kämpfen. Es entstand das temporäre Projekt „Lückenfülle“. Die drei Monate dauernde Aktion
10 GARTEN+ L ANDSCHAFT
ARENA MOMENTAUFNAHME SNAPSHOTS
MO M EN TAUF N AH M E
PARK-PLATZ Überall in der Stadt finden wir sie, selten schön, meistens mit Stress, manchmal sogar mit Angst verbunden: Parkhäuser. Der Fotograf Constantin Meyer will uns eine andere Seite dieser Bauwerke zeigen und geht dazu auf die Dächer. Seine Bilder zeigen die Leere und Weite, die dort herrscht, wenn Menschen und Autos weg sind. Und: Den ungewohnten Ausblick auf die umgebende Stadt. Plötzlich erscheinen Parkhausdächer wie eigenwillige Betonlandschaften, in denen man eine Auszeit nehmen möchte von Enge und Trubel. Oder wie ein Logenplatz, der einem mit genügend Abstand perfekte Sicht auf das Leben anderer bietet. Foto: Constantin Meyer
So sind die Fotos ein Plädoyer, Vorurteile abzulegen und auch die rein funktionalen (Infra-)Strukturen einer Stadt unvoreingenommen zu betrachten.
11 GARTEN+ L ANDSCHAFT
ZEIT UND LANDSCHAFT – VIERTE DIMEN SION ALS KALKÜL Schnell und langsam, beständig und vorübergehend, fertig und unfertig – das rhythmische Spiel zeitlicher Gegensätze im Raum zeichnet Landschaft und Stadt gleichermaßen aus.Planen als Denken in Zeithorizonten zu verstehen ist zwar kein neuer Ansatz. Dennoch wird er in vielen Projekten mittlerweile radikaler gedacht und gelebt. Zeit wird zum Kalkül. Im positiven Sinn.
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Foto: Manfred Vollmer
ZEIT UND LANDSCHAFT VIERTE DIMENSION ALS KALKÃœL
13 GARTEN+ L ANDSCHAFT
LUCIA GROSSE-BÄCHLE
Es ist fast schon eine Binse: Unser Leben wird immer schneller. Nicht nur die Daten, die wir produzieren, rennen. Mit ihnen auch wir. Das sorgt für Sehnsucht. Nach Langsamkeit. Dieses Phänomen nahm im Kulturhauptstadtjahr 2010 das Projekt „Stillleben Ruhrschnellweg“ auf. Es verwandelte die vielbefahrene A 40 in ein 60 Kilometer langes Picknickareal. Die Bewohner des Ruhrgebiets tafelten an langen Tischen auf der Fahrbahn und brachten den Autoverkehr vollständig zum Erliegen. Eine Wohltat für einen Tag. Was lehrt uns das? Dass es darum gehen muss, statt der vielbeschworenen Beschleunigung nun die Entschleunigung zu propagieren? Sicher nicht. Zumindest nicht, wenn es um Stadt geht. Sie braucht beides und noch mehr: diverse zeitliche Ebenen, Abfolgen, Zwischenzeiten, Prozesse und Vorübergehendes. „Wir brauchen mehr Zeitvielfalt“, fordern auch die Wissenschaftler und Experten der Tutzinger Zeitakademie. Sie erforschen seit den 1990er Jahren das Thema „Zeit“ als gesellschaftlich-kulturelles Phänomen. Ein Prinzip der Strategie: „Freiraum 2030“ für München ist Verdichtung: Freiflächen sollen optimiert, Nischen
STADT-RHYTHMEN KOORDINIEREN
Was bedeutet das für die Stadt und ihre Freiräume? In urbanen Räumen verdichten sich unzählige Rhythmen und Zeiten zu einem ineinander verwobenen Netz. Rhythmen wie der tägliche Wechsel von Wachsein und Schlafen werden vom wöchentlichen Wechsel zwischen Werktagen und Feiertagen überlagert, diese wiederum von monatlichen und jahreszeitlichen Rhythmen. Sie alle haben Einfluss auf die Stadt und die planerischen Fragen,
die sie hervorbringt: Zur Rush Hour sind die Ausfallstraßen verstopft, nachts sind sie leer, an sommer lichen Wochenenden gibt es kaum einen freien Fleck auf der Wiese im Park, an einem nassgrauen Wintermorgen ist dort kein Mensch. Auch die Erneuerung des Baubestands unterliegt unterschiedlichen Zeiten und Rhythmen. In Zyklen von fünf bis fünfzehn Jahren müssen Gebäude in der Regel renoviert werden. Der Umbau oder Neubau großer Infrastruktur wie Bahnstrecken, Autobahnen oder Abwassersysteme braucht besonders viel Zeit, er kann sich über Jahrzehnte hinziehen und muss entsprechend langfristig geplant werden. Alle diese Prozesse mit ihren unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Rhythmen machen die Stadt zu einem pulsierenden und doch dauerhaften Gebilde. Das führt zur Frage: Welche Strategien eigenen sich, um ein funktionierendes Zusammenspiel von Eigenzeiten und Systemzeiten, von natürlichen und gesellschaftlichen Rhythmen, von Zeiten der Aktivität und der Ruhe, von schnell und langsam zu ermöglichen? Die Frage ist vor allem deshalb relevant, weil wir heute wissen, dass einem System inhärente größtmögliche Zeitvielfalt auch seine Widerstandsfähigkeit gegen Störungen erhöht. Aufgabe der Stadtentwicklung ist also auch, diese unübersichtliche Vielfalt unterschiedlicher Zeiten zu koordinieren und ihr Potenzial kreativ zu nutzen. Schnitt: Landeshauptstadt München, Referat für Stadtplanung und Bauordnung/bgmr Landschaftsarchitekten
aktiviert und Nutzungen gestapelt werden.
Die Expertengruppe geht davon aus, dass vor allem die Vereinheitlichung der Zeit in den vergangenen Jahrhunderten zu einer rasanten Beschleunigung aller Lebensbereiche geführt hat. Wichtiger Meilenstein dieser Entwicklung war die Erfindung der Uhr. Durch sie wurde Zeit quantifizierbar und auch kontrollierbar. Zwar erlaubte die Vereinheitlichung der Zeit den Menschen, ihre Tätigkeiten besser aufeinander abzustimmen, sie brachte uns ein ausgeprägtes Effizienzdenken. Auch die Natur wurde zeitökonomischen Vorstellungen unterworfen, Flüsse begradigt, Auen trockengelegt. Um heute einen angemessenen Umgang mit Zeit herbeizuführen, so lautet das Plädoyer der Experten, sei es notwendig, „sich von der Monokultur der Uhrenzeit als einzigem Taktgeber zu lösen und eine Vielfalt an Zeitformen“ zu kultivieren.
14 GARTEN+ L ANDSCHAFT
ZEIT UND LANDSCHAFT VIERTE DIMENSION ALS KALKÜL
Foto: Roman Mensing/Emscherkunst
ZEITDIMENSIONEN KULTIVIEREN
Ein innovatives Beispiel, wie sich Zeitvielfalt schaffen lässt, ist das Konzeptgutachten Freiraum 2030 für die Stadt München von bgmr Landschaftsarchitekten und dem Projektbüro Friedrich von Borries. Die Planer kombinieren langfristige mit kurzfristigen Strategien und machen die „Mehrfachnutzung“ von Räumen zu einem wichtigen Konzeptbaustein. Ausgangssituation des Gutachtens ist die wachsende Stadt München, die mit 47 Einwohnern pro Hektar bereits jetzt die höchste Bevölkerungsdichte in Deutschland hat. Nicht nur bezahlbarer Wohnraum, auch nutzbare Freiflächen werden mehr und mehr zu einem knappen Gut. Sie müssen mit Sorgfalt entwickelt werden. Die Landschaftsarchitekten gehen davon aus, dass sich mit den neuen Einwohnern auch die kulturelle Vielfalt und die Lebensstile in der Stadt verändern. Eine große Herausforderung sehen sie darin, nicht nur genügend Freiraum anzubieten, sondern ihn zusammen mit den Bürgern auch flexibel zu gestalten. Ihre langfristig angelegte Freiraumstrategie gründet sich auf drei Prinzipien, die verschiedene Zeithorizonte adressieren: Entschleunigung, Verdichtung und Umwandlung. Das Prinzip der Entschleunigung soll
einen Gegenpol zur Hektik der beschleunigten Stadt darstellen. Dies tun etwa die historischen Parks und die über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaften. Sie bieten den Menschen Räume der Ruhe und Kontinuität. Konzepte für diese Freiräume setzen auf Langfristigkeit, Sicherung und Pflege. Das Prinzip der Verdichtung folgt dem Grundsatz der Stadt „kompakt-grün-urban“. Bereits bebaute Flächen sollen verdichtet werden anstatt weitere Grünflächen zu versiegeln. Die Vorgehensweisen der baulichen Verdichtung werden auf die Freiraumentwicklung übertragen: vorhandene Freiflächen sollen neu strukturiert und optimiert werden, Nischen aktiviert, Nutzungen gestapelt und Flächen wie zum Beispiel Stellplätze, Straßen oder Bauerwartungsland für temporäre Nutzungen zur Verfügung stehen. Diese mehrfachkodierten, eher schnelllebigen Räume, sind nicht an eine festgelegte Funktion gebunden. Sie ermöglichen im Sinne eines Jokers verschiedene Formen der Bespielung von Urban Gardening bis hin zur temporären Bühne. Die Landschaftsarchitekten gehen davon aus, dass temporäre und Mehrfachnutzung typologisch neuartige Räume und Grünarchitekturen hervorbringen werden. Hierfür gilt es, innovative Instrumente zu entwickeln.
Der Emscherumbau im Ruhrgebiet ist ein Generationenprojekt. Die Renaturierung des Flusses begleiten temporäre Kunstinstallationen, die die Bewohner an der Großbaustelle teilhaben lassen. Oben: Das Projekt
47 „Wellenbrecher“ von Nevin Aladag.
EINWOHNER pro Hektar hat München – die Stadt mit der
höchsten Bevölkerungsdichte in Deutschland
15 GARTEN+ L ANDSCHAFT
„Warten auf den Fluss“ von Observatorium, ebenfalls Teil der Emscherkunst, regen zur Neuerkundung der Flusslandschaft an und decken deren verborgene Schönheit auf.
die Bewohner an der Transformation ihrer Region teilhaben zu lassen. Projekte wie die bewohnbare Brückenskulptur „Warten auf den Fluss“ von Observatorium oder die „Kunstpause“ von atelier le balto (siehe auch Seite 29) regen dazu an, die unwirtlich anmutende Emscherlandschaft zu erkunden und ihre verborgene Schönheit zu entdecken. Ein langfristiger Effekt der temporären Nutzung ist jetzt schon zu beobachten: Refugien, die bislang wenig Beachtung fanden, wie etwa der lauschige Haselnusshain im Projekt Kunstpause, erfahren neue Wertschätzung und können künftig in die Planung integriert werden.
WANDEL BEGLEITEN
Nicht nur die Koordination von Flächennutzungen, auch der Umbau oder Neubau großer Infrastruktursysteme braucht einen geschickten Umgang mit unterschiedlichen Zeithorizonten. Langfristig angelegte Bauprojekte brauchen Geduld. Es ist nicht immer leicht, den betroffenen Menschen die Sinnhaftigkeit von Großvorhaben zu vermitteln, sie mitzunehmen, sie auch im Laufe längerer Bauphasen für das Projekt zu begeistern oder zumindest bei der Stange zu halten. Dem Planer ist die Vision des künftigen Bauwerks deutlich vor Augen. Sie motiviert durchzuhalten. Für die Menschen vor Ort ist dagegen über Jahrzehnte nichts weiter zu sehen als eine Großbaustelle. Wie lassen sich diese unterschiedlichen Perspektiven in Einklang bringen? Wie können Bauprozesse begleitet und lange Zeiten des Wartens sinnvoll genutzt werden? Diese 16 GARTEN+ L ANDSCHAFT
und ähnliche Fragen beschäftigen auch die Akteure des Emscherumbaus in der Ruhrregion. Die Renaturierung des Flusses ist ein Generationenprojekt von außergewöhnlicher Dimension: Sie wird sich über einen Zeitraum von rund 30 Jahren hinziehen. Schritt für Schritt wird die offene Abwasserkloake zu einem naturnahen Fluss umgebaut. Erste Abschnitte des 80 Kilometer langen Projekts sind bereits realisiert, doch wird es noch dauern, bis der Flusslauf als solcher erkennbar wird. Temporäre Kunstinstallationen sollen das anspruchsvolle Vorhaben während der Bauphase begleiten und einer breiten Öffentlichkeit vermitteln. Seit nunmehr sechs Jahren findet die Emscherkunst als Triennale statt. Der unvoreingenommene Blick der Künstler soll helfen, Möglichkeiten und Defizite der industriell überformten Flusslandschaft zu entdecken und diese zur Diskussion stellen. Ziel der Ausstellung ist,
Wie man die Zeit des Wartens produktiv nutzen kann, diese Frage stellt sich auch im Kontext von Übergangsnutzungen. Zwischen dem Abriss eines alten Gebäudes und dem Bau eines neuen kann ein zeitlicher Leerraum entstehen. Eine Phase, in der ein Bauplatz brach liegt, sei es, weil Unsicherheit über die künftige Nutzung besteht, weil Entscheidungen erst ausgehandelt werden müssen oder Finanzierungsnöte das Projekt verzögern. Je nach Bedeutung des Bauvorhabens kann sich der Prozess über mehrere Jahre hinziehen. Der Zeitraum des Wartens, die zeitliche Lücke, lässt sich aber sinnvoll mit einer Zwischennutzung überbrücken. Gerade die Gewissheit des Wieder-Verschwindens macht temporäre Architektur interessant: Der Ausnahmezustand bringt Freiheiten und eröffnet neue Nutzungsspielräume. Temporäre Projekte können Auseinandersetzungen provozieren und so im Planungs- und Diskussionsprozess beitragen, bestehende Bilder und Wahrnehmungsmuster umzucodieren. Ein prominentes Beispiel für die positive Umbewertung eines symbolisch hochaufgeladenen Orts durch eine Übergangsnutzung ist der Schlossplatz in Berlin. Nach der Wiedervereinigung von West- und Ostberlin entbrannte eine hitzige Debatte um die Zukunft des Platzes. Als neue und zugleich alte Mitte Berlins ist er von hohem Symbolwert für die Stadt und ihre Bewohner ist. Die Entscheidung fiel, der Palast der Republik sollte abgerissen und
Foto: Roman Mensing/Emscherkunst
ÜBERGANGSPHASEN NUTZEN
www.schreder.com/shuffle
„ES IST NOTWENDIG, EINE VIELFALT AN ZEITFORMEN ZU KULTIVIEREN“
Licht + Steuerungssysteme
TUTZINGER ZEITAKADEMIE
WLAN E-Ladestation Kamera Lautsprecher SHUFFLE
ein Neubau in den Abmessungen des ehemaligen Berliner Stadtschlosses errichtet werden. Um die lange Zeit zwischen Abriss und Neubau zu überbrücken, musste eine Übergangsnutzung gefunden werden. Ein Wettbewerb brachte die Lösung: Hölzerne Passagen und eine bespielbare Rasenfläche sollten das Gelände bis zur Neubebauung 2012 erschließen und zur Spree hin öffnen. Relais Landschaftsarchitekten wollten mit ihrem Konzept einen starken Rahmen schaffen, der den Wandlungsprozess inszeniert. Leitbild war der provisorische Charakter eines horizontalen Baugerüsts. Der pragmatische Entwurf, von vielen zuerst kritisiert, erwies sich als äußerst tragfähig, gleichermaßen beliebt bei Berlinern und Touristen. Inzwischen ist der provisorische Freiraum wieder verschwunden. Er musste der Schlossbaustelle weichen. Spuren in den Köpfen hat er trotzdem hinterlassen. Die Übergangsnutzung des Schlossareals konnte einen der geschichtsträchtigsten Orte Berlins aus einer neuen Perspektive erlebbar machen. Der freie Blick über die offene Fläche ermöglichte, die umgebenden Bauten zueinander in Beziehung zu setzen. Margit Schild und Antje Havemann, die seit vielen Jahren die Chancen temporärer Projekte erforschen, beschreiben die nachhaltige Wirkung von Übergangsnutzungen so: „Wenn ein Ort ,neu gesehen’ wird, erhält er – jenseits der überkommenen Vorstellungen – eine eigene Identität und wird auf diese Weise wieder attraktiv für weitere Nutzungen.“ Letztlich geht es bei der temporären Nutzung von Räumen aber vor allem darum, den Menschen Zugang zu einem Ort zu verschaffen, sowohl im übertragenen Sinne als auch ganz konkret. Indem sie dort neue Nutzungsmöglichkeiten erproben können.
LIGHT CONNECTS. In einer schnelllebigen Zeit und bei zunehmender Anonymisierung ist es wichtig, wachsenden Städten ein menschliches Gesicht zu geben. Schréder hat ein Konzept für die Zusammenführung von Stadt und Mensch entwickelt, das Raum für Interaktion, Harmonie, Sicherheit, Mobilität und Information liefert. Es ist Zeit für Shuffle. Lernen Sie die Weltneuheit auf der Weltleitmesse für Licht und Gebäudetechnik kennen. Schréder. Mehr als Licht.
VON DER KUNST DES ABWARTENS Das Emscher-Gebiet ist der Prototyp einer sich über Generationen hinweg entwickelnden Landschaft. Der Zeitfaktor wird hier allerdings zur Herausforderung: Wenn das Ergebnis erst in Jahren sichtbar wird – wie überzeugt man die Bevölkerung?
18 GARTEN+ L ANDSCHAFT
ZEIT UND LANDSCHAFT EMSCHER-RENATURIERUNG
Bereits in den 1980er
Visualisierung: RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten/ASTOC Architects and Planners, Landschaft Planen und Bauen/Post und Welters
Jahren wurde die Renaturierung der
JULIANE VON HAGEN
Emscher angestoßen. Der Prozess dauert immer noch an.
Wahrscheinlich steht kaum ein Fluss für einen so umfassenden Veränderungsprozess wie die Emscher. Über Generationen war sie nur eines von zahlreichen stinkenden Gewässern in einer dreckigen Industrieregion. Und heute? Heute ist sie der Inbegriff des Strukturwandels, Namensgeberin für einen Landschaftspark und wasserwirtschaftliche Herausforderung. Vor allem aber ist der Umbau der Emsche Herausforderung für die Menschen im Ruhrgebiet: Der von der IBA Emscher Park angestoßene Prozess ist heute – über 25 Jahre später – noch immer im Gang. Dieses Jahr fiel wieder einmal der Blick auf diese Veränderungen: Inzwischen begleitet die alle drei Jahre stattfindende Freiluft-Ausstellung Emscherkunst öffentlichkeitswirksam den Transformationsprozess.
Schon immer stand die Entwicklung des Ruhrgebiets in engem Zusammenhang mit Veränderungen der Emscher. Mit dem Einzug von Industrie und Bergbau Ende des 19. Jahrhunderts schwand das ländliche Idyll und ein industrieller Ballungsraum entstand, der alle Abwässer in das kleine Flüsschen leitete. Mit zunehmender Dichte von Industrieanlagen und Bevölkerung war der Fluss überfordert. Bei Hochwasser kam es zu Überschwemmungen, die ganze Stadtteile unter Wasser setzten. Mit der Gründung der Emschergenossenschaft 1899 wollten die anliegenden Städte und Kreise gemeinsam Abhilfe schaffen. Wegen der Bergsenkungen in der Region war es nicht möglich, ein unterirdisch verlaufendes Abwassersystem einzurichten. Es blieb nur, die Emscher zu begradigen und ihre Ufer mit hohen Deichen zu schützen. So präsentiert sich die gezähmte Emscher 19 GARTEN+ L ANDSCHAFT
Der Emscher-Umbau teilt sich in viele Projekte, die verschiedene Gestaltungsschwerpunkte haben.
in weiten Teilen des Landschaftsparks noch heute schnurgerade, eingedeicht und stinkend. EIN GENERATIONENPROJEKT
Vielerorts noch wenig sichtbar ist das „Generationenprojekt Emscherumbau“, eine Aufgabe ungewöhnlicher technischer und finanzieller Dimension. Bis heute sind zwar 330 von rund 400 Kilometern unterirdischer Abwasserkanäle gebaut. 130 von 350 Kilometern Wasserlauf sind umgestaltet worden. Doch der gewässernahe Umbau des Emschersystems ist mehr als ein wasserwirtschaftliches Sanierungsprogramm. Mit dem Auftakt der IBA Ende der 1980er-Jahre, die sich als „Werkstatt für die Zukunft von Industrieregionen“ verstand, begann ein langer Veränderungsprozess. Es wurden nicht nur Neunutzungen von Industriestätten erprobt und Hochöfen-Areale zu Parks, Bahntrassen zu Radwegen umgestaltet. Man wagte Veränderungsprozesse mit offenem Ausgang, neue Formate der Stadt- und Freiraumplanung wurden 20 GARTEN+ L ANDSCHAFT
erprobt. Und das hält bis heute an. Nachdem der Architekt und Stadtplaner Kunibert Wachten 2003 beklagt hatte, es sei still geworden im Emscher Landschaftspark, nahmen die Aktivitäten mit der Ausarbeitung des ersten Masterplans „Emscher Landschaftspark 2010“ wieder Fahrt auf. Mittlerweile hat dieser vom Regionalverband Ruhr initiierte Plan, der sich als „Partitur eines Prozesses“ verstand, Geschwister bekommen. Auch der Masterplan „Emscher-Zukunft“, den die Emschergenossenschaft 2006 veröffentlichte, versteht sich als strategische räumliche und gestalterische Perspektive. Sie bezieht sich aber nicht nur auf den gesamten Emscher Landschaftspark, sondern konzentriert sich auch auf das eigentliche Emschertal. Entsprechend versteht sich der Masterplan als „Regieanweisung für das Emschertal der Zukunft“, thematisiert insbesondere den Umbau des Gewässers und formuliert Maßstäbe für den Hochwasserschutz und die Hochwassersicherheit, für die ökologische Entwicklung des Gewässersystems, für die freiräumliche Vernetzung mit dem Umfeld und eine klare, unverwechselbare Formensprache bei der Gestaltung der Freiraumstrukturen. Fünf Jahre nach seinem Erscheinen gab es die Zwischen-
25 JAHRE
sind seit dem Anstoß der Renaturierung durch den
IBA-Emscher-Park bereits vergangen. Bis 2020 sollen die Umbaumaßnahmen abgeschlossen sein.
ZEIT UND LANDSCHAFT EMSCHER-RENATURIERUNG
Das Abwasser wird statt in den Fluss durch 400 Kilometer
Plan: RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten/ASTOC Architects and Planners, Landschaft Planen und Bauen/Post und Welters; Fotos: Rupert Oberhäuser /Emschergenossenschaft
neuverlegte Rohre geleitet.
bilanz: Zahlreiche Maßnahmen waren überraschend schnell verwirklicht worden, während andere mit unerwarteten Verzögerungen und Widerständen konfrontiert waren. Nicht zuletzt haben veränderte Rahmenbedingungen der Entwicklung dazu beigetragen, dass Anpassungen notwendig wurden. HERAUSFORDERUNG KLIMAWANDEL
Auch die zunehmende „Schere im Abflussregime“ der Emscher hat zu Problemen geführt. Der Klimawandel mit vermehrt auftretenden Starkregenereignissen macht zum Beispiel aufwendige Schutzund Sanierungsmaßnahmen im Bereich der Kanalisation, der Regenentlastung und -rückhaltung erforderlich. Hier ist aber die Emschergenossenschaft nicht allein in der Verantwortung. Vielmehr sind alle Akteure der Region gefragt. Die verständigten sich in der „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“ auf vermehrt dezentrale Abkopplungsmaßnahmen in Form von Versickerung, Rückhaltung oder gedrosselter Einleitung. Diese Maßnahmen sollen jeweils auch zum Anlass genommen werden Wasser als attraktives Element in den Städten wieder sicht- und erlebbar zu machen. Wenn davon gesprochen wird, dass der Emscherumbau 2020 fertig sein wird, dann mag das für einen Teil der Maßnahmen stimmen. Die unterirdischen Kanalrohre mögen bis dahin verlegt 21 GARTEN+ L ANDSCHAFT
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GARTEN+ L ANDSCHAFT
Fotos: RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten/ASTOC Architects and Planners, Landschaft Planen und Bauen/Post und Welters (2)
ZEIT UND LANDSCHAFT EMSCHER-RENATURIERUNG
Bis 2020 soll die Emscher überall renaturiert sein. Der Fluss kann dann auch mit Starkregen umgehen.
und die Emscher zu einem geruchsneutralen Namensgeber des Landschaftsparks geworden sein. Bis die Vision des prosperierenden und zukunftsfähigen Emschertals Realität wird, kann es aber noch Generationen dauern. Vielleicht ist das auch gar nicht das Ziel. Vielleicht wird die Emscher und ihr Umfeld immer Ort und Inbegriff des Wandels bleiben: eine „Werkstatt für die Zukunft“, wie die IBA Emscher Park es einst formulierte. Die Menschen vor Ort scheint das alles wenig zu stören. Sie akzeptieren die Veränderungen auf ihre Art. So klärte ein radelnder Ruhrgebietler einen Besucher über die neuen Übernachtungsmöglichkeiten am Rande der Emscher auf: Wenn alles andere ausgebucht sei, könnte man dort spontan Unterschlupf finden. Dass es sich dabei um die Projekte der Emscherkunst, die Holzbrücke „Warten auf den Fluss“ der Künstlergruppe Observatorium
und die Zelte des chinesischen Künstlers Ai Weiwei handelte, erwähnte er nicht. Eigentlich ist das ein großes Kompliment. Die Projekte haben den Menschen geholfen ihr Umfeld mit anderen Augen zu sehen, es neu zu entdecken. Wenn das das Produkt des langen Umbauprozesses ist, dann darf er gerne dauerhaft anhalten.
FAKTEN
Masterplan Emscher Landschaftspark Land NRW VERÖFFENTLICHT PLANUNG Projekt Ruhr GmbH PROJEKT Masterplan Emscher-Zukunft. Das neue Emschertal AUFTRAGGEBER Emschergenossenschaft VERÖFFENTLICHT 2006 PLANUNG Arbeitsgemeinschaft Freiraumplanung und Städtebau: ASTOC GmbH Co.KG, Köln; RMP Landschaftsarchitekten, Köln; Landschaft Planen & Bauen, Berlin; Post und Welters, Dortmund PROJEKT
2010 2005
AUFTRAGGEBER
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PROZESS ALS PRINZIP TANJA GALLENMÜLLER
Im Jahr 2001 gründeten die Franzosen Véronique Faucheur, Marc Pouzol und Marc Vatinel in Berlin das atelier le balto. Le balto, so hieß ein Café gegenüber der Kunsthochschule, an der Marc Pouzol nach seiner Gärtnerlehre und vor dem Studium der Landschaftsarchitektur zwei Jahre lang Architektur studierte und das die Namensidee gab. „Wir wollten kein klassisches 24 GARTEN+ L ANDSCHAFT
Büro, sondern einen Ort an dem man sich gerne trifft“, sagt er rückblickend. Neben Pouzol und Faucheur arbeiten in den Berliner Räumen ein weiterer fester Mitarbeiter und einige Studenten. Alle sind grundsätzlich an allen Projekten beteiligt, von der ersten Skizze über den Pflanzplan und teilweise sogar bis zur Ausführung. Der dritte Partner, Landschaftsarchitekt Marc Vatinel, sitzt in Le Havre, arbeitet aber an fast allen Projekten mit.
Foto: atelier le balto; Yann Monel
Das Berliner atelier le balto hat seine Nische gefunden und fühlt sich wohl dort: Die Spezialität der drei Franzosen sind temporäre und prozesshafte Projekte, in denen immer ein Akteur im Mittelpunkt steht: die Pflanze.
ZEIT UND LANDSCHAFT ATELIER LE BALTO
Ein Ort an dem nicht nur gerne gearbeitet wird: Das atelier le balto in der Berliner Auguststraße.
Marc Pouzol, Véronique Faucheur und Marc Vatinel (v. rechts) sind Gärtner, Künstler, Landschaftsarchitekten. Und: Sie fassen auf
„WIR WOLLTEN KEIN KLASSISCHES BÜRO, SONDERN EINEN ORT, AN DEM MAN SICH GERNE TRIFFT“ MARC POUZOL PARTNER, ATELIER LE BALTO
vielen Baustellen selbst mit an.
Schon zum Diplom kam Marc Pouzol nach Berlin, wo es ihm so gut gefiel, dass er blieb. Eine gute Entscheidung, denn die deutsche Hauptstadt bot damals mit all ihren Baulücken und Brachen genug Raum für Temporäres – ein Arbeitsfeld, das zur Nische für das atelier le balto wurde: 2001, kurz nach Bürogründung, erhielten die drei Franzosen die Einladung, den Innenhof des „KW – Institute for Contemporary Art“ für die Dauer der 2. Berliner Kunstbiennale zu gestalten. Die Pflanzung unterschiedlicher Obstgehölze war ein solcher Erfolg, dass die drei den KW-Hof dieses Jahr bereits zum 8. Mal mit einer ihrer – wie sie es bezeichnen – Pflanzenkollektionen bespielt. „Le Passage“ nennen sie die parallel angeordneten, mit Staketenzäunen eingefassten Baumgruppen, die wie grüne Filter von den Besuchern durchquert werden müssen. Invasive Pflanzen und Pioniervegetation wie Birken bilden gemeinsam mit nicht-heimischen Pflanzen wie Essigbäumen einen Garten. 25 GARTEN+ L ANDSCHAFT
Skizze und realisierter Innenhof der KW 2016 in Berlin: mit Staketenzäunen eingefasste Baumgruppen bilden „Le Passage“. Unten: der „Jardin Sauvage“ in Paris von 2002.
Temporäre Projekte erlauben, Dinge auszuprobieren und zu testen. Sie haben aber noch einen Vorteil: Sie sind von überschaubarer Dauer. Das atelier le balto kann mittlerweile mit unzähligen Referenzprojekten aufwarten. „Die meisten Auftraggeber kennen unsere Arbeit, sie kommen auf uns zu und haben großes Vertrauen in uns“, sagen die Landschaftsarchitekten. Über ihre Arbeit für das Berliner KW im Jahr 2001 kam atelier le balto auch zu einem seiner größten Projekte: „Le Jardin Sauvage“ des Palais de Tokyo in Paris. Zur Neueröffnung des Ortes für zeitgenössische Kunst im Jahr 2002 schuf das Atelier für den neuen Garten innerhalb von nur 14 Tagen alle Bedingungen zum Wachsen eines Urwalds. Die besondere Lage des tiefer liegenden schattigen Freiraums zwischen dem Gebäude und einer Mauer erlaubte nur eine Auswahl an Pflanzen, die mit diesen extremen Bedingungen zurecht kommen. Mit insgesamt 150 verschiedenen Spezies brachte atelier le balto grünes Leben in einen verloren geglaubten Nicht-Ort.
In den Arbeiten von atelier le balto steht immer die Pflanze im Mittelpunkt. Die gelernten Gärtner schöpfen aus einem großen Wissensfundus. Und dennoch gibt es immer wieder Überraschungen. Pflanzen wachsen nun einmal nicht wie geplant, sondern wie sie wollen. Aber gerade das macht für Marc Pouzol und Véronique Faucheur den großen Reiz aus, ebenso wie die unendlichen Kombinationsmöglichkeiten, die Pflanzen bieten. Die Drei beherrschen aber noch eine andere Kunst: das Skizzieren. Von seinem Lehrer an der Hochschule für Landschaftsarchitektur in Versailles, Michel Corajoud, hat Pouzol gelernt: Das erste Treffen mit dem Auftraggeber ist das wichtigste. Bei einem Vor-Ort-Termin werden erste Ideen aufgezeichnet, Wünsche und Vorstellungen, Zeiträume und Kosten besprochen. Ein gutes Essen darf dabei nicht fehlen. Die Garten- und Landschaftsarchitekten, wie sie sich selbst am liebsten nennen, beziehen ihre Auftraggeber von Anfang an in den Projektprozess ein. Ihre Skizzen lassen die künftige Atmosphäre eines Gartens schon auf dem Papier entstehen. Der Kunde kann
Fotos: atelier le balto; Yann Monel; Skizzen: atelier le balto
PFLANZEN UND SKIZZEN
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ZEIT UND LANDSCHAFT ATELIER LE BALTO
Die Idee für den Park des Ludwigsforums in Aachen
sich das Projekt wortwörtlich bildlich vorstellen. Die Zeichnungen beinhalten auch technische Details, die von Anfang an mitgedacht werden. Bestimmte Materialien und Elemente wiederholen sich dabei immer wieder: Holzstege und -podeste Staketenzäune und ungewöhnliche Pflan-
zungen. Die haben sich bewährt und lassen sich relativ leicht auf- und wieder abbauen: ein wichtiger Aspekt für die Planer. Der Wechsel zwischen Schreibtischarbeit und körperlicher Tätigkeit ist ihnen wichtig. Die Arbeit vor Ort bietet auch die einmalige Chance, mit Passanten und Bürgern in
basiert auf Veränderung. Zunächst wurde ausgelichtet, dann kam stetig Neues hinzu.
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Die „Kunstpause“ im
kunst erschließt einen verwilderten HaselnussHain am Fluss.
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Kontakt zu kommen und die Projekte zu erklären. Die Akzeptanz ist dadurch sehr hoch. Wie ein roter Faden zieht sich die behutsame und prozesshafte Transformation der vorgefundenen Orte durch die Gärten von atelier le balto. „Wir arbeiten mit dem, was da ist“, sagen sie. Zeit spielt dabei eine wesentliche Rolle: Beim vier Hektar großen Park des Ludwigsforums in Aachen (LUFO-Park) etwa steht die langfristige, gärtnerische Entwicklung im Vordergrund. Zunächst lichteten Pouzol, Faucheur und Vatinel den Pflanzenbestand aus, um Blickbezüge und klar ablesbare Räume zu schaffen oder wieder herzustellen. Sie bauten zwei Holzplattformen und „Parkzellen“, jeweils eine im schattigen Wäldchen und auf der sonnigen Wiese. Auf den Podesten können die Besucher sitzen oder das Ludwigsforum nutzt sie bei Veranstaltungen als Bühne. In der Parkzelle auf der Sonnenwiese, der „Petite Nature No 1“, wachsen zehn verschiedene PflaumenBäume sowie asiatische und europäische Himbeersträucher. In der „Petite Nature No 2“ entwickeln sich Schattengewächse im Wäldchen. Von 2010 bis 2014 reiste das Trio und sein Team jährlich aus Berlin und Le Havre für vier Wochen zum Gärtnern nach Aachen. Interessierte Besucher wurden zum Gespräch oder auch zum Mitmachen geladen. Der Park entwickelte sich jedes Mal Stück für Stück weiter. Mittlerweile halten sich temporäre und dauerhafte Projekte die Waage. Die meisten Aufträge kommen aus dem Westen Deutschlands. Das aktuellste Projekt
„WIR ARBEITEN MIT DEM, WAS DA IST“ MARC POUZOL PARTNER, ATELIER LE BALTO
„Kunstpause“ ist noch bis 18. September im Rahmen der Emscherkunst (siehe auch Seite 16) zu erleben: Holzstege, die einen verwilderten Haselnuss-Hain erschließen und den Besuchern einen Aufenthaltsort mit Blick auf den Fluss bieten. Das Projekt kommt so gut an, dass die Emschergenossenschaft darüber nachdenkt, diese Arbeitsweise bei der Renaturierung der Emscher auch auf andere Orte zu übertragen. „Am schönsten ist es, wenn wir ein paar Jahre nach Fertigstellung eines Gartens Fotos vom Auftraggeber zugeschickt bekommen“, sagen die Landschaftsarchitekten. So können sie das tun, was ihnen wichtig ist: die Entwicklung ihrer Gärten und Parks verfolgen. Ein Projekt fange schließlich erst mit der Abnahme wirklich an. Vielleicht findet atelier le balto in ein paar Jahren auch ein Foto vom HaselnussHain an der Emscher in ihrem Briefkasten.
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Ein weiteres aktuelles Projekt des atelier le balto sehen Sie unter garten-landschaft.de/IGA-Campus
Skizze: atelier le balto
Rahmen der Emscher-
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ZEIT UND LANDSCHAFT DREISPITZAREAL, BASEL
QUARTIER IN ETAPPEN GEDACHT Die Freiräume im Kunstfreilager des Dreispitzareals in Basel werden in Stufen realisiert. So bleiben sie offen für Veränderungen. Und das in einem auf 30 Jahre angelegten Entwicklungsprozess.
Fotos: Bastian Müller/Westpol Landschaftsarchitektur
ANDREAS NÜTTEN
Der Freilagerplatz bildet das Zentrum des Kunstfreilagers. Mit seinem Asphaltbelag, mobilen Bühnen und Schattendächern soll er Raum für Veranstaltungen bieten.
Das Kunstfreilager ist der erste städtebauliche Akzent im neu entstehenden Stadtquartier auf dem Dreispitzareal. Das mit 50 Hektar Fläche derzeit größte Basler Transformationsareal liegt am südöstlichen Stadtrand und reicht bis in die Nachbargemeinde Münchenstein. Bereits 1908 entstand dort auf landwirtschaftlichen Flächen ein Rohmaterialbahnhof, weil der Platz am Basler Bahnhof knapp wurde. Ab 1922 erweiterte man ihn nach Süden hin um ein Zollfreilager – ein abgeschlossener Bereich, den die Stadt erst seit den 1990erJahren sukzessive öffnete. Weitere 30 Jahre soll es dauern, bis das neue Quartier fertig ist. Dem Kunstfreilager unweit des Schaulagers, das bereits viele Kunstinteressierte anzieht, kommt dabei eine
wichtige Katalysatorfunktion zu. Alle derzeitigen „Leuchttürme“ des Dreispitz bilden im Kunstfreilager ein markantes Architekturensemble: die Wohnbebauung „Helsinki“ von Herzog & de Meuron, die neue Hochschule für Gestaltung und Kunst HGK der Fachhochschule Nordwestschweiz von Morger & Dettli und der demnächst abgeschlossene Umbau des Transitlagers der Bjarke Ingels Group, künftig ein Bau für Wohnen und Gewerbe. Sie stehen als neue Solitäre gegenüber den ehemaligen Lagerhallen, die als Bauten zwar unspektakulär, aber prägend für das Gebiet sind. In diesen sanierten Lagerhallen befinden sich mittlerweile das Haus für elektronische Künste HeK, der Veranstaltungsort Dreispitzhalle, Galerien, kreativwirtschaftliche Gewerbebetriebe und ein Radiostudio. Mit Eröffnung der HGK im Herbst 2014 31 GARTEN+ L ANDSCHAFT
AUFTRAGGEBER Christoph Merian Stiftung CMS, Basel, Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt, Hochbauamt LANDSCHAFTSARCHITEKTUR Westpol Landschaftsarchitektur, Basel; WEITERE PLANER Gruner Böhringer AG Ingenieure Tiefbau, Oberwil; d’lite Lichtdesign, Zürich; Lichtplan GmbH, Turgi; hübschergestaltet GmbH Lichtgestaltung, Basel ZEITRAUM AUSFÜHRUNG 2009 bis 2017 FLÄCHE 35 000 Quadratmeter
Das Konzept von Westpol ermöglicht entsprechend der langfristigen Entwicklung des Quartiers eine schrittweise Realisierung der Freiräume. Die Grafik veranschaulicht den langen Transformationsprozess.
wurde das Kunstfreilager zum Auftaktort für eine neue Zeitrechnung am Dreispitz, zum Pionier für das künftige Quartier. Westpol Landschaftsarchitektur aus Basel gewann 2006 den Wettbewerb für die Freiraumgestaltung des Kunstfreilagers. Die Umsetzung von Bebauung und Freiräumen erfolgt in Etappen und soll 2017 abgeschlossen sein.
Freilagerplatz, den Gleishöfen Nord und Süd und einem Pocketpark entstand ein kontrastreiches Ensemble offener, aber auch intimer Orte. Der Freilagerplatz ist vor allem für Veranstaltungen gedacht. Mobile Schattendächer, Bühnen oder Projektionsflächen werden unterschiedliche Aufteilungen des Platzes ermöglichen. Das ist wird bislang vermisst, denn noch wirkt der Platz mit dem FREIRAUMKONZEPT: ZWISCHEN hohen Lichtmast etwas karg. Die Sonne PERMANENZ UND VERÄNDERUNG brennt auf den Asphalt. Auch der Vegetationsstreifen vor dem Transitlager fehlt noch. Was muss ein Freiraumkonzept für das Er wird als Filter zur Wohnbebauung den Kunstfreilager leisten? Die Ausgangslage ist Platz begrenzen, ohne seine Großzügigkeit spannend und anspruchsvoll. Gesucht wurde und Vielseitigkeit zu mindern. eine identitätsprägende räumliche GrundDie sehr viel intimeren Gleishöfe Nord und struktur, die die markanten Gebäude Süd und der Pocketpark zwischen den zusammenbindet. Westpol schufen eine Lagerbauten sind Orte für Pausen, Rückzug belastbare Basis aus Asphalt, die unterschied- und Gespräche. Ihr „dynamisches Vegetatilich bespielt werden kann. Die Gleise blieben onskonzept“ schafft durch Pioniergehölze wie erhalten. Baumgruppen zeichnen ihre für Zitterpappel, Moor- und Hängebirke, die einen Frachtbahnhof typischen Verästelungen regelmäßig verjüngt werden sollen, ein nach. So strukturieren die Landschaftsarchilebendiges Bild natürlicher Sukzession. Das Freiraum Kunstfreilager Dreispitz Bauherrschaft: Christoph Merian Basel-Stadt tekten zum einen das Areal, zumStiftung anderen CMS / Kanton teilweise belassene Schotterbett der Gleise schaffen sie Freiräume, die Gleise und bietet Raum für Spontanvegetation: AllmähVerladerampe als historische Spuren lich werden die historischen Spuren zuintegrieren, neu interpretieren und ein hohes wachsen, sie bleiben aber lesbar. Maß an Offenheit für Neues zulassen – Das Projekt Kunstfreilager verfolgt einen verschiedene Zeitschichten und Nutzungen prozesshaften Ansatz indem es strategisch überlagern sich. vorstrukturiert und eine schrittweise UmsetGesucht wurde ferner eine geschickte zung vorsieht. Die gleich in der Startphase Anordnung unterschiedlicher Teilräume, die und mit einem klaren Gestaltungskonzept den vielfältigen und teilweise divergierenden geschaffenen Gleishöfe und Rampen sind Nutzungsansprüchen gerecht wird: Mit dem Orte, die mit den Pioniernutzern gewachsen
2009
Tor 13
2009
2010 – 2011 2010-2011
2012 – 2013 2012-2013
Foto: Bastian Müller/Westpol Landschaftsarchitektur; Plan: Westpol Landschaftsarchitektur
FAKTEN
Strassenbau Neapel Strasse Sanierung Oslo Strasse
Neubau TP 1, Sanierung TP 2 Pocketpark / Gleishof Zentraler Platz
Freiraum Kunstfreilager Dreispitz Bauherrschaft: Christoph Merian Stiftung CMS / Kanton Basel-Stadt
Freiraum Kunstfreilager Dreispitz
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Bauherrschaft: Christoph Merian Stiftung CMS / Kanton Basel-Stadt
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Strassenbau Neapel Strasse Sanierung Oslo Strasse
Strassenbau Neapel Strasse Sanierung Oslo Strasse
Neubau TP 1, Sanierung TP 2 Pocketpark / Gleishof Zentraler Platz
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2015 – 2025 2015-2025
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Umgebung Transitlager Neustrukturierung Neapelstrasse Umgebung Transitlager Neustrukturierung Neapelstrasse
Neubau Helsinki Strasse und Umgebung Aufhebung Bahntrasse Beläge: Florenzstrasse und Helsinkistrasse Neubau Helsinki Strasse und Pocket Parks 1 + 2 Umgebung Aufhebung Bahntrasse Beläge: Florenzstrasse und Helsinkistrasse Pocket Parks 1 + 2
Neubau TP 1, Sanierung TP 2 Pocketpark / Gleishof Zentraler Platz
B
Freiraumtypologien mit Nutzung überlagert 32
GARTEN+ L ANDSCHAFT
Übergeordnetes Gestaltungskonzept Etappierung / Transformation
Übergeordnetes Gestaltungskonzept 9
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21.03.2014 Etappierung / Transformation
21.03.2014
Anze
ZEIT UND LANDSCHAFT DREISPITZAREAL, BASEL
Die Gleishöfe Nord und Süd bieten ruhigere Bereiche für Pausen. Das
sind. Die großen Flächen werden Stück für Stück realisiert. Honigfarbene und konventionelle Asphaltbeläge sollen die Etappen sichtbar machen. Dies jedoch ist vor Ort (noch) nicht lesbar. Vielleicht ist es auch gar nicht nötig, macht doch das Patchwork der vorhandenen und gestalteten Oberflächen und Elemente grundsätzlich die Prozessdynamik spürbar. Das verleiht dem Kunstfreilager seine besondere Atmosphäre. PROTOTYP FÜR DAS DREISPITZAREAL?
Das Kunstfreilager und die Freiräume sind momentan stark geprägt durch die kulturaffinen Programme und Nutzer und den Initialcharakter des Projekts. Künftig wird
es darum gehen, das lässige Miteinander von Kunstschaffenden, Freiberuflern, Kunst- und Architekturtouristen und Skatern zwar zu bewahren, aber auch mit den Ansprüchen der neuen Bewohner in Einklang zu bringen. Hierin liegt die größte Herausforderung – Flexibilität zu zeigen, ohne Identität zu verlieren. Die Freiräume des Kunstfreilagers können nur bedingt als Prototypen für das gesamte Dreispitzareal dienen. Sie sind intensiv gestaltet, um die Initialfunktion zu erfüllen. In Teilgebieten mit geringerer Dynamik und weniger Bedeutung werden extensivere und ergebnisoffenere Freiraumkonzepte den Umgang mit dem Unfertigen stärker einbeziehen müssen. Darin liegen
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Schotterbett der Gleise ermöglicht Spontanvegetation.
auch der Charme und die Chancen des neuen Quartiers. Betrachtet man allerdings den Prozess, hat das Projekt Kunstfreilager auch für andere Freiräume Vorbildcharakter: Historische Spuren aufzugreifen, durch kontextbewusste Gestaltung neu zu interpretieren, mit präzisen minimalen Interventionen eine solide Grundstruktur zu schaffen und aus der Veränderung von Raum und Zeit den ortsbildenden Charakter zu generieren – diese Herangehensweise ist sehr gut übertragbar.
Technik
Produkte
Gestaltung
Planung 25.08.14 16:53
DIE ZEIT EINRAHMEN Das Werksviertel in München steht für einen Paradigmenwechsel in der Stadtplanung: Als klassische Mechanismen scheiterten, wagten sich die Akteure hier an alternative Strategien. Klaus Overmeyer, Gründer des Büros Urban Catalyst Studio und Vordenker in der nutzergetragenen Stadt- und Projektentwicklung, über die Planbarkeit von Lebensgefühl und den Weg als Ziel.
INTERVIEW: GESA LOSCHWITZ
gelernter Gärtner und studierte Landschaftsarchitektur an der TU München und TU Berlin. 2003 erhielt er den Deutschen Landschaftsarchitekturpreis und ist seit 2010 Professor für Landschaftsarchitektur an der Bergischen Universität Wuppertal.
Urbanität ist das Schlagwort, wenn es darum geht, was Städte attraktiv macht. Gemeint ist damit vor allem ein Lebensgefühl. Ist Urbanität planbar? KLAUS OVERMEYER: Im Prinzip geht es um
lebendige Orte in der Stadt, an denen unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen zusammenkommen, die Straße entlang laufen, in Geschäfte gehen, Sport treiben, einfach abhängen oder Musik machen. Urbanität hat mit einer Verdichtung von Nutzungen, Ereignissen und Räumen zu tun. Als Planende verbinden wir mit ihr oft ein gewisses Maß an baulicher Dichte und meinen, Urbanität bauen zu können. Das gelingt aber nur bedingt. Gerade neue Stadtquartiere, die nach dem Planungsideal der „Europäischen Stadt“ entstanden sind, lassen oftmals jegliche Form von Urbanität vermissen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch in der Stadt Orte mit geringer baulicher Dichte, die aber trotzdem extrem urban sind.
Sie setzen auf die sukzessive Entwicklung von Orten. Pioniere haben hier eine besondere Bedeutung, oder?
Mir geht es weniger darum, ob jemand Pionier ist oder nicht. Wichtig finde ich die Möglichkeit, dass ein Ort durch Aneignung lebendig wird. Urban sind für mich Orte, an denen Unerwartetes und Unterschiedliches stattfinden kann. Gute Voraussetzungen dafür bringen Freiräume mit, die durch ihre Gestaltung vielfältige Aufenthaltsqualitäten, 34 GARTEN+ L ANDSCHAFT
Optionen der Aneignung und des Miteinanders schaffen. Eine besondere Eigenschaft von Orten der Raumpioniere ist es, dass die Gestaltung durch die Nutzer selbst erfolgt, in dem Vorgefundenes umcodiert, verändert, umgebaut und manchmal auch abgerissen wird. Durch die Aneignung der Raumpioniere wird ein Ort für andere Menschen und Gruppen zugänglich. Es können neue Öffentlichkeiten und Wahrnehmungen des Raums entstehen. So wie im Münchner Werksviertel?
Die Zeit der Pioniere und Spielwiesen ist im Werksviertel größtenteils vorbei. Durch die angeschobene Entwicklung und Bauleitplanung hat der Ort enorme Aufmerksamkeit erlangt. Nun werden viele Büros, Wohnungen, eine Schule und ein Park gebaut. Auch der neue Münchner Konzertsaal soll ja dort in dem ehemaligen Gewerbegebiet „landen“. Was die Entwicklung im Werksviertel von anderen unterscheidet, ist, dass die komplexe Eigentümerstruktur einerseits und die langjährige Zwischennutzung von Teilen des Geländes als Kunstpark Ost beziehungsweise als Kultfabrik andererseits erheblichen Einfluss auf die Art der Entwicklung genommen hat. Wie äußerte sich das?
Mit einem klassischen städtebaulichfreiraumplanerischen Wettbewerb versuchte man zunächst durch ein neues, geordnetes Bild den gordischen Knoten aus den komplexen Verhältnissen vor Ort zu zerschlagen. Mit dem Ergebnis, dass
Plan: WGF Nürnberg und Jühling & Partner Landschaftsarchitekten
INTERVIEWPARTNER Klaus Overmeyer ist
ZEIT UND LANDSCHAFT WERKSVIERTEL, MÜNCHEN
Das Freiflächenkonzept für das Werksviertel stammt
jahrelang gar nichts passiert ist. Erst mit einer neuen städtebaulichen Strategie von Steidle und Partner gelang es, wieder Bewegung in die Sache zu bringen. Entscheidend war, dass der Ansatz vorhandene städtebauliche Strukturen, Gebäude und Nutzungen einbezog. In einem intensiven Austauschprozess zwischen den Eigentümern selbst und auch mit der Stadt formte sich dann eine gemeinsame Perspektive, die in einem städtebaulichen Rahmenplan mündete. Wie unterscheidet sich das von der klassischen Stadtplanung?
Der Plan zeichnet sich durch eine hohe Resilienz aus. Er lässt unterschiedliche Zustände in einem langjährig angelegten Prozess zu und reagiert situativ auf die Herausforderungen von Teilbereichen, ohne das Ganze aus dem Blick zu verlieren.
Es geht also darum, einen Rahmen für einen Prozess zu schaffen?
Genau. Einige Eigentümer wollen ihr Gewerbe an dem Standort dauerhaft betreiben, andere haben sich für Abriss und Wohnungsneubau entschieden und es gibt Investoren, die signifikante Gebäude erhalten, weiterbauen, eigene öffentliche Plätze schaffen und kreative Zwischennutzungsmilieus über temporäre Bauten in die langfristige Nutzungsstruktur zu integrieren versuchen. Vorteil dieses situativen Städtebaus ist es, dass Brüche gezielt kultiviert werden, die Gleichzeitigkeit von Ungleichheit genutzt wird, um Vielfalt und Diversität zu erhöhen. Dadurch entsteht – anders als bei den üblichen „Aus-einem-Guss-Bauträgermodellen“ – ein äußerst heterogenes, urbanes Viertel, das den Herausforderungen einer sich ausdifferenzierenden Gesellschaft viel besser gerecht wird. Gerade in Städten mit einem hohen
von WGF Nürnberg und Jühling & Partner Landschaftsarchitekten.
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Jühling & Partner Landschaftsarchitekten zeichnen für die
Was bedeutet das?
In einem Kontext, in dem die Nutzung, Gestaltung, die rechtlichen Rahmenbedingungen und der Preis eines jeden Quadratmeters bis ins Detail festgezurrt sind, wird Offenheit zu einer starken Ressource. Offen bedeutet für mich nicht nur, dass es um Räume ohne Dach geht. Offen heißt vor allem, dass nicht alles festgelegt ist und es Spielräume gibt. Unser Gestaltungsanspruch sollte so ausgerichtet sein, dass Aneignung stimuliert und ein tolerantes Neben- oder Miteinander unterschiedlicher Gruppen ermöglicht wird. Wichtig erscheint mir auch, offene Räume nicht mit der Gießkanne zu programmieren, sondern Nutzungen an geeigneten Standorten zu verdichten, andere Flächen hingegen als „stille Gründe“ zu kultivieren. Gibt es dafür Regularien oder müssen sie neu erfunden werden?
Die im Werksviertel verfolgte städtebauliche Strategie basiert auf einer Reihe von Spielregeln, die Ergebnis eines langjährigen Aushandlungsprozesses zwischen den privaten und städtischen Akteuren sind. Natürlich wer36 GARTEN+ L ANDSCHAFT
den damit die bestehenden planungsrechtlichen Regularien nicht außer Kraft gesetzt, jedoch um passgenaue Vereinbarungen ergänzt. Für uns als Planende halte ich es für wichtig, dass wir uns künftig intensiver mit den Akteuren und der Dynamik eines Orts auseinandersetzen. Unsere Entwürfe müssen mehr auf die Menschen mit ihren Ideen, als auch auf die Transformation eines Raumes ausgerichtet sein. Dabei ist ein rein formal motivierter Entwurf immer weniger die Lösung. Greifen dann die gelernten Entwurfsstrategien noch?
Auf jeden Fall. Ich denke, gerade wir als Landschaftsarchitekten sind sehr gut in der Lage, mit Veränderung und Prozessen umzugehen. Das liegt ja buchstäblich in der Natur der Sache. Das Motiv, ein räumliches Gerüst zu entwerfen, in dem sich ein lebendiger Organismus entfalten kann, liegt vielen landschaftsarchitektonischen Konzepten zu Grunde. Im städtebaulichen Maßstab ist das aber dennoch eine große Herausforderung...
Absolut. Was uns meiner Meinung nach noch zu wenig gelingt, ist, unsere Fähigkeiten über die Gestaltung von Freiräumen hinaus in den
Planung der Freiflächen von Werk 3 und Eckpark verantwortlich.
erweiterten Kontext der Stadtentwicklung einzubringen. Gerade die Herausforderungen der großen Transformation – damit meine ich Klimawandel, limitierte Ressourcen, postfossile Mobilität, Migration und Armutsbekämpfung, soziale Gerechtigkeit, Bildungszugang wie auch das Zusammenleben in sehr heterogenen Gesellschaften – verlangen auf der Ebene der Stadt- und Raumentwicklung nach integrierten, prozessorientierten Lösungsmodellen, die den Menschen im Kontext seiner Umwelt wieder in den Mittelpunkt stellen. Dazu können wir Landschaftsarchitekten mit unseren Werkzeugen und Zugängen eine Menge beitragen, tun es aber noch viel zu wenig. Wie sollte man das Thema angehen?
Schon heute sind wir stark darin, systemisch zu denken und in Zusammenhängen zu entwerfen, etwa wenn es darum geht, in die Freiraumgestaltung Konzepte für Wassermanagement, Klima oder Ökologie einzubinden. Noch viel stärker als bisher könnten wir dieses Wissen nutzen, um in der räum-
Visualisierung: Michael Ullrich
Entwicklungsdruck wie München kommt den offenen Räumen eine Schlüsselrolle zu.
lichen Übersetzung und Gestaltung der Transformationsprozesse eine führende Rolle einzunehmen. Dazu müssten wir das bekannte Terrain aber ein Stück weit verlassen und uns neuen Aufgaben stellen. Welche wären das zum Beispiel?
Etwa der Umbau von autogerechten Stadtradialen, die Prozessgestaltung und Moderation städtebaulicher Transformationsgebiete oder auch die prozessorientierte Planung von Flüchtlingsunterkünften hin zu nachhaltigen Stadtquartieren. Es geht auch darum, deutsche Planungspraxis vor dem Hintergrund globaler Ziele für eine nachhaltige Entwicklung zu reflektieren. Im Fokus sind hierbei die hiesigen Planungsprozesse, die für internationale Stadtentwicklungsprojekte von Interesse sind. Also: Wie bringt man in städtebaulichen Verfahren einen planerischen Wettbewerb mit lokaler Teilhabe und den Interessen vor Ort zusammen? Wer trifft in komplexen Entwicklungsprozessen wann Entscheidungen? Wie können Parks und öffentliche Räume schrittweise mit lokalen Akteuren entwickelt und gestaltet werden? Natürlich müssen wir nicht unsere ganze Profession umkrempeln. Wenn es uns aber gelingt, an der ein oder anderen Stelle vorweg zu gehen und neue Positionen zu besetzen, dann werden Landschaftsarchitekten von neuen Aufgabenfeldern profitieren können.
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DER MÜNCHNER OSTEN UND DAS WERKSVIERTEL Bereits 2001 hat die Stadt München einen Ideenwettbewerb ausgelobt. Der erste Preis ging an das Büro 03 Architekten aus München und die Werkgemeinschaft Freiraum (WGF) aus Nürnberg. Daraufhin erstellte das Referat für Stadtplanung und Bauordnung einen Strukturplan in zwei Varianten. 2007 stimmte der Stadtrat den Eckdaten zu. Doch die gelernten Strategien, Altes abzureißen und eine neue städtebauliche Struktur zu bauen, griffen nicht in dem Gebiet und der komplexen Mischung aus Akteuren und Interessen. Erst mit dem Neubau der sogenannten Medienbrücke kam der Durchbruch. Steidle und Partner schlugen eine Strategie vor, die Neubau und Bestand miteinander verband. Das Planungsgebiet, das einst über 100 Hektar groß war, wurde auf 38 Hektar reduziert. Die Grundeigentümer beauftragten Steidle Architekten und WGF Nürnberg mit der Weiterentwicklung des Strukturplans und setzen sich dafür ein, dass die alten Hallen als identitätsstiftende Elemente erhalten bleiben. Auch für die Umgebung wurde eine entsprechende Strategie festgelegt. Ziel ist, einen Rahmen für Projekte und Planungen zu setzen und bei den zahlreichen Akteuren ein gemeinsames Planungsverständnis zu befördern. Dieses Modellprojekt bearbeiten Urban Catalyst Studio und yellow Z aus Berlin zusammen mit dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung der Landeshauptstadt München.
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DER UNVOLLENDETE Im Herzen von München steht ein Freiraum in Warteposition. Der Marienhof hinter dem Neuen Rathaus und dem Marienplatz präsentiert sich schon seit Ende des Zweiten Weltkrieges als Dauerprovisorium. Im Moment ist er eine Grünfläche – wieder nur eine Zwischenlösung. Daran ist nichts Problematisches. Oder doch? Wir haben genauer hingeschaut.
FAKTEN
Landeshauptstadt München LANDSCHAFTSARCHITEKTUR bbz landschaftsarchitekten WEITERE PLANER Atelier PK Architekten WETTBEWERB 2006, 1. Preis ZWISCHENLÖSUNG Projektzeit 2012 bis 2013 FLÄCHE 7 600 Quadratmeter PLANUNG 2012 AUFRAGGEBER
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Seit über 15 Jahren wird in München eine zweite S-Bahn-Stammstrecke geplant. Ein weiterer Tunnel unter der Münchner Innenstadt soll das Nadelöhr Marienplatz entlasten, die S-Bahnen sollen stattdessen unter dem benachbarten Marienhof Halt machen. Die derzeitige Grünfläche am Marienhof wird mit Baubegin für sechs bis sieben Jahre einer Großbaustelle weichen. Doch der Startschuss für den S-BahnTunnel hat sich bereits um Jahre verzögert. Der Marienhof behält vorerst eine Interimsbegrünung. Erst nach der prognostizierten Fertigstellung der Stammstrecke 38 GARTEN+ L ANDSCHAFT
2025 wird er seine endgültige Gestalt annehmen. Über diese entschied bereits vor zehn Jahren ein landschaftsarchitektonischer Wettbewerb, den bbz landschaftsarchitekten zusammen mit atelier pk, Philipp Koch, beide aus Berlin, gewannen. Sie entwarfen für den Deckel des geplanten unterirdischen Bahnhofs einen schlichten, aber multifunktionalen Ort. Zwei Baumreihen und Bänke fassen eine zentrale Grünfläche ein. Ein Vorteil des Entwurfs: Er konnte 2013 bereits innerhalb weniger Monate umgesetzt werden – als temporäre Gestaltung. Die geplanten Bäume sind allerdings noch Kleinbäume in Töpfen am Rand der Grünfläche. ZWISCHENLÖSUNGEN ALS EXPERIMENTIERFELD
„Zwischenlösungen sollten generell möglichst keine Baumpflanzungen vorsehen, um beim späteren Endausbau keine negativen Emotionen oder unnötige Widerstände zu produzieren“, so Ulrich Rauh, Leiter des Münchner Baureferats für Gartenbau und Florian Hochstätter vom Baureferat für Hochbau. Der Preis für die Instant-Lösung: Gerade jetzt im Sommer fehlt Schatten. Doch für die Stadt besteht
ZEIT UND LANDSCHAFT MARIENHOF, MÜNCHEN
wenig Grund zu handeln. Die Fläche wird sehr gut angenommen. Pflege und Unterhalt sind günstig. Und ein Ort, der so lange kein Gesicht hatte, findet scheinbar mit einer Zwischenlösung seine Bestimmung. TEST FÜR DEN ENDZUSTAND
Rasenflächen, Kübelbepflanzung, ein paar Bänke: Der provisorische Marienhof in München wartet auf den Endzustand.
Foto: bbz landschaftsarchitekten | ATELIER PK ARCHITEKTEN
Zwischenlösungen im öffentlichen Raum sind für Landschaftsarchitekt Timo Herrmann, Geschäftsführer von bbz, grundsätzlich ein probates Mittel, um einen Ort herzustellen. Stadträume können so schnell nutzbar gemacht werden. Temporäre Gestaltungen bieten für die Planer auch immer die Möglichkeit, den langfristigen Entwurf zu testen und gegebenenfalls zu modifizieren.
„Denn ob die Ideen auch real funktionieren, kann bei einer Zwischennutzung eins zu eins überprüft werden“, sagt Herrmann. Die große Akzeptanz der Zwischenlösung am Marienhof, der sogleich zum beliebten nicht kommerzialisierten Ort inmitten der Einkaufsstraßen wurde, bestätigt ihn in seinen Gestaltungsabsichten. „Kein Nachrüsten nötig“, findet er trotz neuer Ansprüche, die von manchen an die Fläche gestellt werden. Das bestätigen auch Ulrich Rauh und Florian Hochstätter von der Stadt. Zwischennutzungen grundsätzlich als Experiment für die Nutzer des öffentlichen Raumes zu initiieren, erscheint ihnen aber nicht erstrebenswert: Zu ungewiss sei der Ausgang. Es mache aber Sinn, die
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Die Rasenfläche sollen zwei Baumreihen einrahmen, die Schatten spenden.
ORT WECHSELNDER BESTIMMUNG
Eine Freifläche ist der Marienhof übrigens erst seit der Zerstörung der mittelalterlichen Bebauung im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg belegten wechselnde Zwischennutzungen die freie Fläche im Stadtzentrum. Die immer wieder vorgeschlagenen städtebaulichen Visionen für den Marienhof spiegeln die verschiedenen städtebaulichen Leitbilder 40 GARTEN+ L ANDSCHAFT
B
Foto und Plan: bbz landschaftsarchitekten | ATELIER PK ARCHITEKTEN
Erfahrungen, die während der Zwischenlösungsphase gesammelt werden, für die endgültige Gestaltung zu berücksichtigen, so Rauh und Hochstätter. Die Entscheidung der Stadt, das Provisorium hochwertig auszuführen, zeugt von Weitsicht. Denn die Bau-Verzögerungen verlängerten das nötige Mindesthaltbarkeitsdatum der Grünfläche um Jahre.
ZEIT UND LANDSCHAFT MARIENHOF, MÜNCHEN
des 20. Jahrhunderts wider. Sie reichten von Blockrandbebauung über Autosilo bis hin zu Biergarten, Konsumtempel oder formaler Parkanlage. Ein Entwurf des Münchner Architekten Alexander von Branca, der auch den U-Bahnhof Marienplatz entworfen hatte, wollte Bebauung und Begrünung kombinieren. Die Stadt ließ ihn seine Planungen zwischen 1959 bis 1980 mehrmals überarbeiten. 1980 wurde schließlich unter dem Slogan „Marienhof grün“ jegliche Bebauung abgelehnt. Nachdem die Fläche jahrzehntelang zumindest teilweise als Parkplatz diente, bekam der Marienhof 1991 – man möchte sagen „endlich“ – eine Identität und wurde zur Grünanlage. Aus dieser Zeit stammen auch die bis heute erhaltenen Bäume. 2004 bis 2013 fiel die Fläche wieder einer Baustelle zum Opfer – diesmal der Erweiterung des U-Bahnhofes Marienplatz. Keine Freifläche Münchens wurde seit Ende des Zweiten Weltkrieges so oft verändert wie der Marienhof: Es wurde
gegraben und zugeschüttet, gebaut und gepflanzt, versiegelt und entsiegelt, abgerissen und versperrt. Freie Flächen in der Stadt geraten schnell ins Visier geschäftiger Akteure. Wenige Wochen erst ist es her, da wurde der Deutschen Bahn untersagt, Baustellenvorarbeiten auf dem Marienhof vorzunehmen. Gerade in wachsenden Städten braucht der öffentliche Raum Schutz vor Privatisierung, und sei es nur vor einer erneuten Baustelleneinzäunung. Zwischenlösungen helfen: Indem ein Ort ungeklärter Zukunft in die öffentliche Wahrnehmung rückt und er nutzbar ist, wird dessen Identität und Adresse im Stadtbild verankert. Die Aneignung des Marienhofs durch Münchner und Touristen ist sein Begleitschutz. Zumindest zwischenzeitlich.
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Hintergründe und Statements zum Marienhof lesen Sie unter garten-landschaft.de/marienhof
Wenn die zweite S-Bahn-Stammstrecke fertiggestellt ist, wollen bbz landschaftsarchitekten einen ruhigen Platz gestalten.
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ZWISCHENNUTZUNG: FLUCH ODER SEGEN? STEPHAN LENZEN ist Landschaftsarchitekt und Inhaber des Büros RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten mit Standorten in Bonn, Hamburg, Köln, Mannheim und Berlin. Er lehrt an der der FH Dortmund und ist seit 2014 Vizepräsident des bdla.
Wirklich neue städtische Freiräume entstehen bei uns fast nur noch auf Konversions- oder Brachflächen. Deren Transformation und Inwertsetzung erfordern oft viel Zeit. Gleichzeitig verändern sich die Ansprüche der Gesellschaft: Man will Stadt mitproduzieren, misstraut den handelnden Personen stärker und sucht freie Räume für Interaktion und Partizipation. Zwischennutzungen können durch ihre temporäre Komponente und den geringen Aufwand Türöffner, Experimentierfelder und Ausgangspunkte sein für eine Um- und Wiedernutzung. Der Freiraum wird zum befristeten Labor. Es entsteht eine eigene Ästhetik aus dem Ort heraus, welche die Atmosphäre, die Spuren und die Geschichte der vorherigen Nutzung konserviert. Eine Ästhetik, die sich durch Einfachheit und Improvisation charakterisiert. Zwischennutzungen bieten bei der Stadtentwicklung auch die Möglichkeit für eine bessere Bürgerbeteiligung. Also eine invented participation – erfinderische Partizipation – und nicht nur eine invited participation, wie Stephan Willinger vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt-, und Raumforschung es nennt. Auf diese Art und Weise würde sich Bürgerbeteiligung, die von vielen Planern in Büros und Verwaltung als lästige Pflichtaufgabe empfunden wird, in eine gemeinsame Arbeit vor Ort wandeln. Es ginge nicht mehr nur darum, Kompromisse zu suchen. Man dürfte vor Ort auch den Dissens schärfen, um den Konsens zu entwickeln. MASSE GEGEN FACHKENNTNIS?
Sticht die Schwarmintelligenz nun also das fachliche Genie des Landschaftsarchitekten aus? Bedarf die neue Ästhetik des minimalen Eingriffs noch der großen Gartenkünstler mit ihren Ideen? Prozesshaftes Planen und das Werden des Freiraums vorzudenken – nicht zuletzt durch die Komponente der Pflanze –, ist unsere Routine. Wir sollten auch die Phase der Zwischennutzung als Teil unserer Leistungsphasen akzeptieren und
unsere Ideen selber experimentell ausprobieren. Im 1:1 mit den Bürgern. Wichtig bei dem Handlungsansatz der Zwischennutzungen ist, dass verbindliche Vereinbarungen über die Befristung der Nutzung bestehen und, dass es eine neutrale Institution als Kümmerer gibt. MASTERPLAN: HINDERNIS UND HILFE
Ob es zielführender ist, zuerst einen Rahmen- oder Masterplan zu erstellen, der auch die temporäre Nutzung festlegt, oder ob dieser sukzessive aus den Erfahrungen der Experimente entwickelt wird, mag man unterschiedlich bewerten. Gerade Transformationen brauchen manchmal viel Zeit, so dass ein Masterplan vielleicht zu früh Festlegungen trifft. Oft entstehen auch erst durch Zwischennutzung Wünsche und Ideen für einen Ort. Andererseits ist der Rahmenplan eine verlässliche Basis für die gemeinsame Entwicklung eines neuen Stücks Stadt – gerade bei einer Vielzahl von Akteuren, die von Investoren über die Stadt bis hin zu den Bürgern reichen. Denn nicht alle artikulieren sich lautstark. Insbesondere die Interessen sozial benachteiligter Gruppen drohen dann nicht gehört zu werden. Wichtig ist, dass temporäre Nutzungen nicht das Selbstverständnis einer Dauerinstallation entwickeln dürfen, sondern, wie vereinbart, erst mal nur zeitlich beschränkt sind. Die Entwicklungen des Tempelhofer Felds etwa beobachte ich sehr kritisch. Hier zeigt sich zwar einerseits, dass durch Zwischennutzung, Partizipation und Inbesitznahme ein guter öffentlicher Park entstanden ist – gleichzeitig hat das Beharren auf dem Zustand der Zwischennutzung als Dauerzustand aber einen wunderbaren Park für Berlin verhindert. Der Entwurf von Gross.Max hätte die Chance geboten, die in den Zwischennutzungen erprobten Ideen zu integrieren.
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REIZ DES VORÜBERGEHENDEN Seit 2011 interpretieren Studenten und Absolventen Landschaften auf Sardinien mit Hilfe temporärer Installationen neu. Gerade das zeitlich Begrenzte der Aktionen macht sie so interessant: Sie werden zu vorübergehenden Taktgebern, die Orte in ungewohnte Bedeutungszusammenhänge einordnen.
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Temporäres ist frei von jeglichem klassischen, planerischen Programm und auch frei von Nutzungsansprüchen. Es kann als Taktik dazu dienen, komplexe, landschaftliche und urbane Entwicklungsprozesse zu stimulieren, Brachen, Ruinen oder aufgegebene Orte aufzuwerten und neu zu interpretieren: Indem für begrenzte Zeit Orte besetzt werden und man sich verlassene Räume aneignet, eröffnen sich Perspektiven und Möglichkeiten, die Entscheidungsträgern oder Anwohnern sonst nur schwer vermittelbar sind. Die Initiative LandWorks, die seit 2011 auf Sardinien aktiv ist, basiert auf diesen Gedanken: durch temporäre Installationen alternative Nutzungsvisionen zu zeigen, schon konsolidierte Planungs- und Entwicklungsziele durch eine frische und kreative Herangehensweise kritisch zu hinterfragen und Neues anzustoßen. In diesem Jahr fanden die Interventionen in den Bergminen-Gebieten Masua und Nebida nahe Porto Flavia statt, einer UNESCO-Welterbe-Landschaft. In den jährlich stattfindenden Workshops, die Landschaftsarchitekten, Architekten, Designer und Umweltkünstler leiten, entwickeln und realisieren Gruppen von Studenten und jungen Berufsanfängern aus der ganzen Welt temporäre Installationen. Neben den Teamleitern begleiten jedes Jahr lokale Experten die Entstehung der Projekte: Forscher, Soziologen, Philosophen und Anthropologen. Landschaftsarchitektur 44 GARTEN+ L ANDSCHAFT
wird so zum Feld interdisziplinärer Auseinandersetzung, um sensible Orte aus dem Dilemma zwischen Denkmalschutz, Naturschutz, sozialem Desinteresse und kulturellem Vergessen zu befreien – durch temporäre Akupunkturen. Die Workshops dauern in der Regel nicht länger als 10 Tage. Denn es geht darum, den Ort schnell zu verstehen und im Hinblick auf die möglichen Interventionen zu analysieren – etwas, das im akademischen Alltag kaum stattfindet. Die Arbeit mit einem Minimum an Ressourcen, das Verinnerlichen von Maßen und Massen, das Verstehen von Proportion und Materialität von scheinbar banalen Dingen, Probleme zu erkennen und zu lösen und der Zwang, in kürzester Zeit zu reüssieren – diese grundsätzlichen Herausforderungen unserer Disziplin stehen im Mittelpunkt der Arbeit von LandWorks. Sechs Jahre nach dem ersten Workshop ist die Bilanz positiv: die Installationen haben viel bewirkt. Einige existieren noch und haben eine deutlich längere Lebensdauer als erwartet, andere sind durch Wind und Wetter schnell verschwunden. Einige werden zu lokalen Symbolen und gehen ins kollektive Bewusstsein über, andere dagegen hassen die Bewohner regelrecht und zerstören sie. Was auch immer mit den Werken geschieht: Sie zeigen, wie man das Potenzial einer Landschaft besser nutzen und sichtbar machen kann. Veränderungsund Entwicklungsprozesse einzuleiten, das ist der Schlüssel, der diese Workshops dauerhaft vor Ort verankert.
LANDWORKS-WORKSHOPS Die Idee zu LandWorks entstand 2009 im Rahmen des „Master of Mediterranean Landscape Urbanism“ unter Leitung von Stefan Tischer an der Architekturfakultät der Universität Sassari im Norden Sardiniens. „In Situ“ ging LandWorks 2011. 2012 wurde der gemeinnützige Verein LandWorks gegründet, um die Workshops effektiver zu organisieren. Ziel war es schon damals, auch über Sardinien hinaus aktiv zu werden. Ab 2017 wird LandWorks das verwirklichen. Geleitet wurden die Workshop-Gruppen der vergangenen Jahre von international tätigen Landschaftsarchiteken (Henri Bava, Stefan Bernard, Thilo Folkerts, Walter Hood, Marc Pouzol, Stefan Tischer), Architekten und Designern (Lorenzo Brusci, Ferdinand Ludwig, Christian Phongphit, Roberto Zancan) und Umweltkünstlern (Carlo Scoccianti). www.LandWorks.eu
ZEIT UND LANDSCHAFT LANDWORKS, SARDINIEN
THE COLONNADE Vor Ort entdeckte Röhren einer ehemaligen Schachtentlüftung markierten 2011 den zentralen Platz der Minenanlage „Levante“
Foto: Gregorio Farolfi
in Montevecchio. Von dort kann man die Minen und die umgebende Landschaft überblicken und den Besuch der Stollen, Schächte und Werkhallen aus dem 19. Und 20. Jahrhundert beginnen. Henri Bava, Stefan Tischer und Roberto Zancan inszenierten die Artefakte mit ihrer Workshop-Gruppe, um spektakuläre, alternative Nachnutzungen anzuregen.
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AGAVE INVASION GARDEN
THE SQUARE In Argentiera, einer ehemaligen, nur mit dem Boot zugänglichen Minenkolonie im Nordwesten Sardiniens, die bereits Kulisse von Filmen unter anderem mit Elizabeth Taylor und Richard Burton war, markierte Christian Phongphit 2015 die beiden Eingänge der weiten Bucht mit einem abstrakten, weißen Würfel im Süden und einer Strandplattform mit totemhaften verkohlten Balken im Norden. Er verweist auf Vergangenheit und Zukunft von Argentiera und den Bezug zum Meer.
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Fotos: Christian Phongphit (oben); Ettore Cavalli (unten)
Im ehemaligen Pulver- und Explosivadepot der Verteidigungsanlage „Punta Rossa“ auf Carprera, Archipel La Maddalena, wo Sprengmaterial für Minen gegen U-Boot Angriffe im 1. Weltkrieg hergestellt und aufbewahrt wurde, setzte sich das Team von Stefan Tischer 2013 mit dem Thema „invasive Pflanzen in sensiblen Ökosystemen“ auseinander. „Murales“ im Inneren des gefängnisartigen Pulverlagers beschrieben die invasiven Pflanzen wie Agaven, Eukalyptus, Aloe und Mittagsblume und ihre Herkunft. Die Workshop-Teilnehmer nahmen Agaven aus dem umliegenden Naturschutzgebieten und reihten sie baumschulartig in Pflanztöpfen im Innenhof auf.
Foto: Filippo Romano
PINETA & EROSIONE Die Minen von Masua und Nebida im Südwesten von Sardinien, Wirkungsstätte von LandWorks 2016, liegen direkt am Meer. In einem Pinienwald am Eingang zum unterirdischen Minenhafen Porto Flavia interpretieren Pedro Camarena, Christiane Sfeir und Bachar Al-Amine Stationen der 4 000-jährigen Geschichte der Erzausbeutung Sardiniens: mit teils physischen Interventionen, teils performativen Elementen wie Parkour (Foto oben). Direkt unterhalb simuliert Ferdinand Ludwig mit seinem Team eine Erosion ins Meer und thematisiert so den Bezug Geologie – Boden – Vegetation – Wasser.
F R AG E
BRAUCHEN WIR BIM?
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Visualsierung: Ground Reconsidered
Bei Architekten gehรถrt BIM (Building Information Modelling) schon zum Alltag, bei den Landschaftsarchitekten noch nicht ganz. Dabei hat BIM viele Vorteile, wenn es darum geht, die fragmentierten Prozesse und Akteure der Planungs-, Bau- und Immobilienbranchen effektiv zu vernetzen. Gleichzeitig jedoch birgt es auch Gefahren: Zum Beispiel wenn Wissen ungenau vermittelt und nicht integriert wird.
BIM geht weit über die normale 3D-Visualisierung hinaus und berücksichtigt unter anderem Anforderungen der Bepflanzung.
DIDIER VANCUTSEM
BIM steht für eine Methode, die Planung, Ausführung und Management von Bauten mit der Hilfe von Software optimiert; das betrifft nicht nur Architektur, sondern auch Ingenieurwesen, Haustechnik und Facility Management. Alle relevanten Daten werden digital erfasst, kombiniert und vernetzt. Damit wird das geplante Objekt als virtuelles Model so visualisiert, dass sämtliche Veränderungen sofort durchgerechnet und ihre unmittelbaren Auswirkungen auf die Kosten simuliert werden können. Vorteile liegen auf der Hand: Eine bessere Qualität der Daten, höherer Informationsaustausch, sowie
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ständige Datenkontrolle und -aufbereitung des Gesamtlebens eines Objekts. Am Ende soll BIM die Planungsproduktivität (Qualität, Termine, Kosten) steigern. Viele Software-Hersteller bieten inzwischen BIM Lösungen an, aber meist für Architekten. In Deutschland steckt BIM für Landschaftsarchitekten in den Kinderschuhen. Das sieht im Ausland anders aus. In Amerika, Großbritannien und Australien ist es schon weit verbreitet. In Frankreich wird BIM ab 2017 Pflicht. Es ist letztendlich nur der nächste technologische Schritt in der „Architecture Engineering and Construction“-Branche nach Umstellung vom Handzeichnen auf CAD. Allerdings erfordert es eine wesentliche Änderung der Prozesse. WURZELRAUM, WASSER- UND LICHTANFORDERUNGEN
Der entscheidende Unterschied zwischen der bekannten 3D-Modellierung und BIM sind die Informationen (oder Daten) innerhalb des Modells. Ein Beispiel: Ein Baum innerhalb einer BIM-Landschaft, beinhaltet die nötigen Parameter des Baums wie seinen wissenschaftlichen Namen, seinen Wurzelraum, den Zustand und die Höhe. Außerdem können relevante Daten wie Wasser- und Lichtanforder50 GARTEN+ L ANDSCHAFT
ungen sowie Blütezeit hinterlegt werden. Sobald ein Projekt in die Ausschreibung und in den Bau geht, ermöglicht der BIM-Prozess eine sehr genaue Kostenschätzung und Zeitplanung. Auch wenn während der Bauphase etwas geändert werden muss, werden die Informationen sofort für alle sichtbar verarbeitet. BIM ERLEICHTERT ABSTIMMUNG
Die Vorteile des BIM-Prozesses kann man so zusammenfassen: Es ist effizienter und spart somit Geld. Es reduziert das Risiko von Planungsfehlern, da Planungs- oder Konstruktionsfehler bereits in den virtuellen Gebäuden und Außenanlagen erkannt werden. Allerdings müssen alle Beteiligten – bis hin zu den Bauherren – transparent in die Arbeitsabläufe integriert werden: bereits im Vorfeld klar definierte Ziele und Verantwortungen reduzieren dabei das Streitpotenzial. Während es für Architekten und Bauingenieure relativ einfach ist, von CAD zu BIM zu wechseln, gibt es im Bereich der Landschaftsarchitektur zumindest derzeit noch eine Software-Lücke. Eine Herausforderung sind außerdem die riesigen Datenmengen, die erzeugt werden (oft einige Gigabytes): Sie erfordern Hochleistungsdatennetze und große Speicherkapazitäten.
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Dennoch: BIM ist für Landschaftsarchitekten eine große Chance: eine Kombination von CAD und 3DModellierung mit intelligenter Software, die die Landschaftsgestaltung dreidimensional darstellen kann, verknüpft mit der Architektur und mit Datenbanken. Mühsame Abstimmungen und Detailveränderungen im Entwurf zwischen Architekt und Landschaftsarchitekt entfallen, zum Beispiel im Übergangsbereich zu den Außenanlagen – und sparen Zeit und damit Geld. Es ist damit ratsam, sich als Landschaftsarchitekt mit BIM zu beschäftigen, und gegebenenfalls eine Probesoftware zu testen oder einen Kurs zu besuchen. Die Datenmengen zu Flächenbedarf, Blütezeit oder Wurzelraum lassen sich wie hier in Vectorworks in Tabellen und im Plan darstellen.
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MIT WASSER GEGEN DIE LANGEWEILE
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Haptische Erfahrungen sind für die kindliche Entwicklung enorm wichtig. Das wissen auch Spielplatzgestalter – spätestens seit der Künstler und Pädagoge Hugo Kükelhaus 1975 sein Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne in München vorstellte. Wasser und Matsch bieten Kindern viele Möglichkeiten, ihre Sinne zu testen, doch immer weniger haben Zugang zu Bächen und Flüssen, vor allem in der Stadt. Einen Ausgleich schaffen 52 GARTEN+ L ANDSCHAFT
Wasser- und Matschspielplätze. „In der industrialisierten Wahrnehmung geht der direkte sinnliche Kontakt mit den Elementen immer mehr verloren. Das ist inzwischen sogar kritisch, weil er eher als störend empfunden wird, denn als bereichernd“, stellt der Designer Martin Rohrbach fest. Seine Wasserspielgeräte machen die Energie des Wassers erlebbar, Kinder können es pumpen, speichern und auf eine Turbine leiten, die sich dann dreht. Für ihn sind Wasserspielplätze ein wichtiger Gegenpol zu herkömm-
lichen Spielplätzen mit starrer Möblierung: „Das ist eigentlich eine Gewalttat für Kinder. Man ermöglicht ihnen nur das Ausführen einer Funktion, das ist für mich kein Spielen. Beim Wasser ist das Anders. Es ist unberechenbar. Das einzige was man da vorbestimmen kann ist vielleicht der Aktionsradius.“ Auch der gelernte Industriedesigner Günter Beltzig stimmt dem zu. „Mit Wasser, Sand und Matsch kann ich etwas verändern, ohne zu vernichten. Das kann ich mit einem Turm oder einer Hütte nicht“, erklärt Beltzig den
Foto: Planstatt Senner (2)
Spielgeräte werden immer vielfältiger. Doch Kinder faszinieren vor allem: Wasser und Matsch. Wo starre Möbel nicht viel Freiraum lassen, sind diese Elemente veränderbar und setzen der Fantasie keine Grenzen. Über die Vorteile und Tücken von Wasser- und Matschspielplätzen.
Individuelle Planung ist bei uns Standard. www.berliner-seilfabrik.com Wasser- und Matsch-Spielplätze fördern nicht nur die sinnliche Entwicklung von Kindern, sondern auch die Interaktion.
spielerischen Wert. Ein Problem bei Wasserspielplätzen ist allerdings, dass sie nicht ganzjährig nutzbar sind. Besonders wenn Pumpen vorhanden sind, denen das Wasser abgedreht wird, besteht die Gefahr der Zerstörung, denn die Kinder versuchen weiter Wasser zu fördern. „Da eignen sich aber Elemente, die noch eine zweite Funktion haben, wie zum Beispiel eine Wipp-Pumpe, auf der kann ich dann immer noch wippen“, erklärt Beltzig. Matsch- und Wasserspielplätze gibt es schon seit vielen Jahren, im Laufe der Zeit kamen ein paar Regeln dazu. Darunter fällt die Versorgung mit Trinkwasser, das über einen kurzen Weg direkt aus der Hauptleitung bezogen werden muss. Natürliche Bäche und Teiche sind weiterhin erlaubt, das Kind muss sie aber als solche ausmachen können. Neben der sinnlichen Erfahrung fördert der Umgang mit Wasser und Matsch auch die Interaktion zwischen den Kindern. Der Bau einer großen Stauanlage oder die Errichtung einer Schlammburg fordert viele Kinderhände, in der Gruppe werden schnell einzelne Aufgaben verteilt und demokratisch ausgehandelt. Diese Beobachtung machte auch Günter Beltzig an einem seiner Wasserspielplätze für ein Kinderheim. Im Freigelände kam es unter den Kindern, die meistens einen kritischen Familienhintergrund haben, öfter zu Gewaltsituationen. Der Wasserspielplatz habe die Situation deutlich entspannt: „Man konnte beobachten, dass sich das Alphakind an der WippPumpe austoben konnte, während die ruhigeren Kinder mit dem geförderten Wasser am Rand des Spielplatzes spielten. Irgendwann wollte es wechseln, aber die Wippe fördert nicht von selbst und die Kinder konnten weitermatschen, die hatten ja genug Wasser gesammelt. Es musste also verhandeln, das machen Alphakinder normalerweise nicht.“
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BESTER SPIELPLATZ DOWN UNDER Der Royal Park im australischen Melbourne ist mit einer Fläche von 181 Hektar der größte innerstädtische Park. Seit März 2016 gibt es dort einen außergewöhnlichen Spielplatz, den das Australian Institute for Landscape Architects nun als besten Spielplatz Australiens ausgezeichnet hat. Das Besondere an dem Spielplatz sind die natürlichen Spielelemente: ein Kletterbereich mit verschiedenen Seil- und Balancierstrukturen, Netzen und Aussichtsplattformen, ein Wasserspielbereich mit Pumpen, Rinnen, Stauund Matschelementen sowie in die Steinlandschaft integrierten Hangrutschen und einer speziell für Rollstuhlfahrer konstruierten Bogenbrücke, die schon alleine ihres anziehenden Äußeren wegen einen besonderen Begegnungspunkt darstellt. Ausschlaggebend für die Auszeichnung war auch, dass die Stadt Melbourne und Richter Spielgeräte den Spielplatz natürlich gestaltet und die die Umgebung eingebunden haben. www.richter-spielgeraete.de Halle 1, Stand 415
EIN FISCH ZUM KLETTERN Der allseitig be- und durchspielbare Kletterfisch von Merrygoround verfügt auf einer Fläche von 6,5 mal 4,5 Meter und einer Höhe von etwa drei Metern über viele unterschiedliche Kletter- und Spielmöglichkeiten. Kindern stehen dabei sowohl Seil- und Netzelemente als auch Rampen und Stege aus Holz zur Verfügung. Ein Hingucker ist schließlich die Kletterwand mit kunstvoll geschnitzten Klettergriffen. www.merrygoround.de Halle 1, Stand 334
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NEUE MÖGLICHKEITEN FÜR DIE PFLANZ-
Version des Pflanzenwerkzeugs wurde zusätzlich
UND BEWÄSSERUNGSPLANUNG
durch viele weitere Kundenwünsche ergänzt. Wer Bewässerungen plant, findet in Vectorworks 2017
GROSSFLÄCHENPLATTEN » Abstellplätze » Lagerflächen » Fahrwege (LKW & Stapler) » Containerflächen etc.
Computerworks stellt in Nürnberg die neue Version
eine komplett neue Werkzeuggruppe für konzeptio-
seiner CAD-Software Vectorworks vor. Eine der
nelle oder detaillierte Bewässerungsplanungen
wichtigsten Neuerungen von Vectorworks 2017 ist
– basierend auf den gängigsten Herstellerkatalo-
der Zubehör-Manager. Damit lässt sich das Zubehör
gen. Wasserverbrauchszonen geben einen ersten
einer Datei – beispielsweise Möbel, Pflanzen,
Überblick über den Bewässerungsaufwand, der
Belagsschraffuren oder Bilder – einfacher verwalten
anschließend vom Bewässerungsplaner im gleichen
und verwenden als bislang. Die dazugehörigen
Plan detailliert werden kann. Und schließlich ist es
Objektdaten sind im Zubehör-Manager integriert
möglich, schnell Schatten für alle gewünschten
und lassen sich sowohl für die Suchfunktionen als
Effekte bei 2D-Planungen zu erzeugen.
auch für Auswertungen und Kalkulationen während der Planung nutzen. Von diesen Verbesserungen profitiert auch die Pflanzplanung. Die komplett neue
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IM KREIS SITZEN Für ihre runde Sitzbank Amberg hat Urbanworks die Sitzauflagen aus Metall mit einem bis zu vier Millimeter dicken Kunststoff beschichtet, der elastisch und wärmedämmend zugleich ist. Damit lassen sich relativ einfach neue Designmöglichkeiten umsetzen. Diese und weitere Banksysteme für den öffentlichen Raum stellt Urbanworks auf der Messe GaLaBau aus. www.urbanworks.de Halle 3A, Stand 130
Fotos: Urbanworks; Computerworks; Kann GmbH Baustoffwerke
» Fußgängerzonen » Vorplätze von Schulen » Bahnhöfen » Banken » Außenflächen von
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AUSZEICHNUNG FÜR HERAUSRAGENDES PRODUKT-DESIGN Die Basalo-Schichtmauer von Kann ist mit dem iF-Design Award des Industrie Forum Design in Hannover in der Kategorie „Produkt“ ausgezeichnet worden. Die Mauer besteht aus Grundelementen mit unterschiedlichen Oberflächenvarianten, die aufeinandergesetzt werden. Dadurch entsteht der Eindruck einer jeweils zur Vorder- und Rückseite versetzten dreidimensionalen Steinschichtung und es ergibt sich, je nach Lichteinfall, ein interessantes Licht- und Schattenspiel. Dank der versetzten Schichtoptik lassen sich die Stirnseiten der Elemente untereinander
verzahnen. Zudem sind die Grundelemente hohl ausgeführt. So sind sie aufgrund des geringeren Gewichts leichter zu versetzen und bei größeren Aufbauhöhen können die Elemente bewehrt und mit Stampfbeton verfüllt werden. Das System besteht aus einem Normalstein von 58 x 29 x 12 Zentimeter, einem Füllstein mit den Abmessungen 29 x 29 x 6 Zentimeter für den Halbversatz, der auch als halbe Abdeckplatte verwendet werden kann und einer 58 x 29 x 6 Zentimeter messenden Abdeckplatte, die auch zur Gestaltung von Ecklösungen dient. www.kann.de Halle 4, Stand 415
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Fallschutzböden Slinky Springs to Fame, Oberhausen Der fugenlose Fallschutzboden playfix® setzt farbliche Akzente in der Brückenskulptur „Slinky Springs to Fame“ des Frankfurter Künstlers Tobias Rehberger, die sich über den Rhein-Herne-Kanal in Oberhausen spannt. Der Bodenbelag zeichnet sich durch zahlreiche Farben und seine Elastizität aus. playfix® federt beim Gehen leicht ein, sodass die Schwingungen der Brücke, ausgelöst durch das Begehen, unterstützt werden.
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GaLaBau Halle 1 Stand 1-311
VIA CASTELLO FÜR HOCHWERTIGE FLÄCHEN Der Via Castello ist ein Kunststein aus hochwertigen farbidentischen natürlichen Zuschlagsstoffen in verschiedenen Marmorierungen sowie verschiedenen Steingrößen. Zu unterscheiden ist dabei in Groß- und Kleinstein. Den Großstein erhält man in 13 verschiedenen Formaten und den Kleinstein in 12 Formaten mit einer Fugenbreite von sieben bis 15 Millimeter. Die Oberflächen der Steine sind gewölbt und zu den Kanten abfallend. Zudem bietet die Firma Egner auch
verschiedene Ausführungen dieses Steins an. Der Kunde kann frei wählen zwischen der Ausführung scharfkantig, gealtert oder getrommelt. Auch bei der großen Farbvielfalt und den verschiedenen Verlegevarianten ist für jeden Geschmack etwas dabei. Zudem bietet die Firma Egner auch den Via Castello Bahnen Stein an, der sich zum „normalen“ Via Castello nur durch die Fugenbreite von 5 mm und den geraden Kanten unterscheidet. Farbauswahl und Verlegemöglichkeiten sind identisch. www.egner-pflastersteine.de Halle 4A, Stand 205
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Fotos: Egner Pflastersteine ; Polytan GmbH; Sopro Bauchemie GmbH
nach DIN EN 1344, sowie DIN 18 503
Den wasserdurchlässigen Fallschutzbelag Polytan FS von Polytan gibt es in 24 Standardfarben sowie in vielen Sonderfarben. Die obere Deckschicht ist 15 Millimeter dick und wird aus EPDM-Granulat (Kautschuk) hergestellt. Für die benötigte Elastizität sorgt die zweite, tragende Schicht aus Recycling-Material. Abhängig von der Fallhöhe der Spielgeräte variiert die Dicke der Basisschicht zwischen 30 und 115 Millimeter. Eingebaut wird der Fallschutzboden im fugenlosen in-situ-Verfahren. So lässt sich der Boden an alle Ecken, Kanten und Unebenheiten anpassen. Im Bild: die von wbp Landschaftsarchitekten aus Bochum geplante Außenanlage der Erich-Kästner-Schule in Oelde, eine klassenübergreifende Spiel- und Kommunikationslandschaft mit gelbem Fallschutzbelag.
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SCHNELL UND SICHER ABDICHTEN Mit Sopro ZR Turbo XXL hat die Sopro Bauchemie ihr Sortiment um eine besonders leistungsfähige zementäre Reaktivabdichtung erweitert. Sopro ZR Turbo XXL ist schnell und zuverlässig durchtrocknend, hoch flexibel und bitumenfrei. Die damit abgedichteten Flächen sind bereits nach etwa drei Stunden regenfest und nach sechs Stunden bis zu 2,5 bar druckwasserdicht bzw. rissüberbrückend. Ein Farbwechsel des Materials ermöglicht dabei eine optische Durchtrocknungskontrolle.Die „Überall-Abdichtung“ Sopro ZR Turbo XXL eignet sich etwa für das Abdichten von Brauchwasserbehältern bis zehn Meter Wassersäule, Garagendächern, Springbrunnen und Pflanztrögen sowie das rückseitige Abdichten von erdberührten Gartenmauern. www.sopro.com Halle 4A, Stand 105
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SITZBANK AUS GLASFASERBETON Gestalterische Freiheit und samtig raue Oberflächen zum Anfassen: Glasfaserbeton eignet sich für Objekte, die im Design neue Wege gehen und dabei robust genug sind, um der Witterung zu trotzen. Im Vergleich zu gewöhnlichem Beton erreichen Objekte aus Glasfaserbeton bereits in sehr dünnen Schichten eine hohe Stabilität. So lassen sich filigrane und organische Formen gestalten. Kleinserien sowie Einzelstücke in Glasfaserbeton, die so individuell sind wie ihre Funktion, realisiert die Manufaktur von Concrete Rudolph. www.concrete-rudolph.de Halle 1, Stand 239
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ERSTMALS AUF DER GALABAU Die Baumschule Häussermann Stauden + Gehölze aus Möglingen ist in diesem Jahr zum ersten Mal auf der Messe GaLaBau. Neben einem umfangreichen Stauden- und Gehölzsortiment bietet das Unternehmen auch Heckenelemente, Gefäße und Pflanzenzubehör sowie einen Planungs-Service. Auf der GaLaBau setzt Häussermann einen zusätzlichen Focus auf die dauerhafte Terrassenbegrünung mit Stauden und Gehölzen. www.haeussermann.com Halle 4A, Stand 513
DEZENTRALE VERSICKERUNG UND RÜCKHALTUNG Die im Rinnensystem BIRCOpur gefilterten oder BIRCOsed sedimentierten Niederschläge können direkt den Rigolentunneln zugeführt werden. Dadurch werden auch extreme Wassermengen durch Starkregen unterirdisch zwischengespeichert und anschließend ins Grundwasser versickert. Bei klassischen Rinnensystemen wird der Tunnelrigole ein Sedimentationsschacht vorgeschaltet. Neben dezentraler Versickerung kann das System zur Rückhaltung bei unterdimensionierten Kanalisationen eingesetzt werden. Durch die lastabtragende Konstruktion hält das System dauerhaft Schwerlastverkehr stand. Die Rigolentunnel aus Polyethylen oder Polypropylen gibt es in vier Größen. www.birco.de Halle 4, Stand 313
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Beilagenhinweis Dieser Ausgabe liegen Prospekte folgender Firmen bei: Euroform K. Winkler GmbH, I – Sand in Taufers Gefa-Produkte Fabritz GmbH, Krefeld Playparc, Willebadessen Streetlife BV, NL – RG Leiden Thumm Technologie GmbH, Nürtingen
Einem Teil dieser Ausgabe liegen Prospekte der Firma Georg D. W. Callwey GmbH & Co. KG, München bei.
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Wir bitten unsere Leser um Beachtung.
Rough & Ready ist eine besondere Produktfamilie in der Streetlife Kollektion und umfasst drei Produktreihen: Stadtmöbel, Baumprodukte, Brücken & Deckbeläge. Die R&R-Produkte besitzen einen hohen Wiedererkennungswert, kennzeichnend ist das Holzmaß der HartholzBalkenelemente von 7 x 15 cm. Rough & Ready bietet den Planern eine enorme Gestaltungsfreiheit, da sich die Module endlos erweitern lassen. Die Produkte sind solide und robust und überzeugen durch einen natürlichen Charakter, dank der Verwendung Fotos: XXXXXXXXXXXXXX
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BUNTES PARKETT FÜR ALTONA
LAURA KLÖSER
FAKTEN
Freie und Hansestadt Hamburg, Bezirksamt Altona LANDSCHAFTSARCHITEKTEN arbos Freiraumplanung, Hamburg ARCHITEKTEN Renner Hainke Wirth Architekten, Hamburg AUSFÜHRUNG Bauunternehmung H. Siebenbrodt GmbH & Co. KG HERSTELLER BODENBELAG Wienerberger GmbH VERWENDETES PRODUKT Klinker in sechs Farben, Sonderformat 240 x 78 x 71 Millimeter FLÄCHE 3 600 Quadratmeter BAUZEIT 2013 bis 2014 KOSTEN 2,1 Millionen Euro AUFTRAGGEBER
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Als der zerbombte Hamburger Ortsteil Altona nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde folgten die Planer der Mode und verwandelten die ehemals dichte Altstadt in ein funktionsgetrenntes Quartier ohne hochwertigen öffentlichen Raum. Seitdem prägen niedrige Zeilenbauten und einzelne Hochhäuser den Ort. Auch der Verkehr folgt der Auffassung der Nachkriegszeit: Die Autos fließen, die Fußgänger weichen aus. Für Altona bedeutete das unter anderem eine schwierige Erschließung ins Nachbarviertel Ottensen. Den Fußgängern blieb eine graue Unterführung unter der vielbefahrenen Max-Brauer-Allee. Der Bezirk erkannte den Mangel und rief 2011 einen Wettbewerb für die Unterführung am Paul-Nevermann-Platz
Für die Unterführung und die Vorplätze in Altona wurde Klinkerpflaster in sechs Farbstufen verlegt.
aus, der den Altonaer Bahnhof mit der ältesten Fußgängerzone in Hamburg verbindet: der Neuen Großen Bergstraße. 2014 wurde sowohl die Unterführung als auch die Vorplätze vom Hamburger Büro arbos Freiraumplanung umgestaltet. Das oberste Ziel der Planung war potenzielle Angsträume zu weiten, klarer zu definieren und übersichtlicher zu gestalten. Ottensen und Altona verbindet jetzt ein einheitliches Pflasterparkett aus roten, braunen und grauen Klinkersteinen. „Da gebrannter Ton das prägende Material für Hamburg ist, setzten wir beim Bodenbelag bewusst auf Pflasterklinker“, erklärt Projektleiter Christian Wagner. Er entschied sich für Wienerbergers Pflasterklinker in den Farben Titan, Schwarzbraun Kohlebrand, Rotblaubunt Kohlebrand, Penter Blue, Köln sowie Penter Gelbbunt Kohlebrand. „Wir wollten
Foto: Wienerberger/Jens Krüger
Eine trostlose Unterführung in lebendigen Stadtraum verwandeln? In Hamburg-Altona nutzen arbos Landschaftsarchitekten dazu eine bunte Mischung von Klinkern – ohne den ursprünglichen Charakter des Platzes aufzugeben.
ie nd d , u n te be n Far der Gerä den Tag e t n u t e Die b itigkei u, sich j klettern zu az se Viel ie Kids d ncieren, utesten. d z la en ieren en, zu ba nzen aus berwind ur m i n a erleb enen Gre geräten ü der Nat u z u in ig . el ne die e K Seilspi machen rungen d n u HUC ste und rerfah n e g d e Mit re Än e Körp h i r e Kind zigartig des iterin lar ein ß el, Le ieb rg, A ina D Kirchbe t r a M am rten erga
bei der Pflasterung in allen Planungsstufen einen Farbverlauf von dunklen Tönen in der Unterführung zum hellen Belag am Ende der Fußgängerrampe erzeugen“, begründet Wagner die Farbmischung. Anfangs sollten nur Anthrazit und Hellgrau zum Einsatz kommen. In Absprache mit dem Bezirk wurde es dann doch ein lebendigeres Farbspektrum. Die Planer von arbos suchten außerdem einen Klinker mit länglichem Format. Daraus entstand die Sonderanfertigung mit den Maßen 240 x 78 x 71 Millimeter. Die Verlegung erfolgte im Fischgrätverband, der neben ästhetischen Aspekten auch die hohe Verschiebesicherheit gewährleistet, die eine solche Verkehrsfläche bedarf. Die Pflasterarbeiten wurden vom Straßenbauunternehmen Siebenbrodt ausgeführt, das keinem exakten Verlegeplan folgte sondern bei der Mischung freie Hand hatte. Nur die Anteile waren vorgegeben: der blauschwarze Penter Blue nimmt fast die Hälfte der Fläche ein, die restlichen Farben wurden in gleichen Anteilen verlegt. „Die Verarbeiter haben sehr gut gearbeitet, das Ergebnis kann sich sehen lassen“, meint Christian Wagner. Schon in den 1960er-Jahren wurde an der Unterführung Klinker von Wienerberger verwendet. Die klassisch roten Penter Klinker wurden aufgenommen und oberhalb der Unterführung neu verlegt. Die Farbmischung wurde inzwischen auch bei einer benachbarten Baumaßnahme verwendet, dort wurden 3 000 Quadratmeter ergänzt. Andere Städte haben das Muster ebenfalls übernommen. Rainer Barz, Verkaufsleiter im Bereich Freiflächen und im Produktmanagment von Wienerberger, ist zufrieden: „Mit der Farbvielfalt haben wir anscheinend einen Nerv der Planer getroffen. Vielleicht wird das ein neuer Trend.“ Das Pflaster und die goldenen Stahllamellen in der Unterführung tragen in jedem Fall dazu bei, dass aus dem Angstraum ein funktionierender Stadtraum geworden ist, ohne dem Bereich einen neuen Stil aufzuzwingen.
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Callwey ist der führende Verlag in den Themen Architektur, Handwerk, Garten und Lifestyle. Als unabhängiges Familienunternehmen und modernes Medienhaus schaffen wir mit unseren Marken Erlebniswelten für unsere Leser. Mit unserer Themenexpertise gestalten wir besondere Inhalte für unsere Kunden. Für die Mitarbeit in unserem Content Hub „Architecture, City, Landscape“ und insbesondere für unsere Marken Garten+Landschaft und Topos suchen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt einen Landschaftsarchitekten oder Stadtplaner als Editorial Manager (m/w). IHRE AUFGABEN • Recherche, Verfassen, Akquirieren und Redigieren von Fachbeiträgen für unsere starken Medienmarken (Print und Digital) • Aufbereiten von technischen Themen und Details für die Zielgruppe in den Branchen Landschaftsarchitektur, Architektur und Handwerk • regelmäßige Teilnahme an Presseterminen und branchenspezifischen Messen und Veranstaltungen • Entwicklung und Umsetzung innovativer content-basierter Produkte für Kunden • intensive Pflege persönlicher Kontakte zu Kunden im Bereich Öffentlichkeitsarbeit & Marketing • Suchmaschinenoptimierung (SEO) IHR PROFIL • Sie verfügen über ein abgeschlossenes Studium der Landschaftsarchitektur oder Stadtplanung • Sie haben bereits erste journalistische Erfahrung gesammelt • Sie interessieren sich für Digitale Medien, für die Themenbereiche Architektur & Design und lesen gerne Blogs & Magazine • Sie verfügen über eine ausgeprägte konzeptionelle Denkweise und haben Spaß an deren Umsetzung • ein versierter Umgang mit MS Office (gerne auch Kenntnisse in Mac, Adobe InDesign und Photoshop) ist selbstverständlich für Sie • Belastbarkeit und hohe Lernbereitschaft zeichnen Sie aus und Sie besitzen eine zielorientierte und strukturierte Arbeitsweise • Aufgeschlossenheit und Teamgeist zählen ebenso zu Ihren Stärken wie Ihre souveräne Kommunikationsfähigkeit in Deutsch und Englisch DAS BIETEN WIR IHNEN • selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten im Team • viel Freiheit bei der Gestaltung der eigenen Aufgaben • die Atmosphäre eines Familienunternehmens und traditionsreichen Verlagshauses • abwechslungsreiche Aufgaben in einem innovativen Arbeitsumfeld • mitarbeiterfreundliche Sozialleistungen sowie individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten. Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann freuen wir uns auf Ihre aussagekräftige Bewerbung mit Angabe Ihrer Gehaltsvorstellungen und des frühestmöglichen Eintrittstermins an: GEORG D.W. CALLWEY VERLAG GMBH & CO. KG Julia Piontek, Projektassistenz der Geschäftsführung Streitfeldstr. 35, 81673 München, Fon: +49 89 436005-163 bewerbung@callwey.de, www.callwey.de
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Als eines der führenden Ingenieurbüros der Wasserwirtschaft mit ca. 80 Mitarbeitern suchen wir für die Abteilung Landschaftsplanung zum nächstmöglichen Termin je einen
Das Grünflächenamt sucht eine/einen
Gärtnermeisterin/Gärtnermeister Die vollständige Ausschreibung mit näheren Informationen zu Aufgabengebiet und Anforderungsprofil finden Sie auf unserer Homepage unter: www.wiesbaden.de/stellenausschreibung Die Bewerbungsfrist endet am 23.09.2016. Für weitere Informationen stehen Ihnen Frau Claus (0611/31-2913) oder Herr Gerhold (0611/31-4303) gerne zur Verfügung.
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Dipl.-Ing. / Master Landschaftsarchitektur (w/m) mit mindestens 5 Jahren Berufserfahrung und profunden Pflanzenkenntnissen, der vornehmlich im Umfeld von Betriebsanlagen der Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung die Grünflächenpflege plant, ausschreibt und überwacht.
Planer / Bauleiter Freianlagen (w/m) mit einer Hochschul- oder Fachhochschulausbildung, mind. 5 Jahren Berufserfahrung und profunden Kenntnissen im Straßen- und Wegebau sowie der VOB. Das Tätigkeitsfeld liegt vornehmlich im Umfeld von Betriebsanlagen der Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung, mit Schwerpunkt in den Leistungsphasen 5-8.
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Für beide Positionen bringen Sie mit: Routiniertes Arbeiten mit AVA, AutoCAD und ArcGIS bzw. für die Position Planer routiniertes Arbeiten mit AVA sowie Grundkenntnisse in AutoCAD Eine Berufsausbildung im Garten- und Landschaftsbau oder ein anderer Praxisbezug Wir bieten Ihnen ein professionelles Arbeitsumfeld, wo Sie in einem hilfsbereiten, kollegialen Team von 10 Landschaftsplanern eigenverantwortlich und in direktem Kundenkontakt Ihre Projekte abwickeln. Regelmäßige Mitarbeitergespräche und Fortbildungen gehören ebenso zu unserer Firmenkultur wie Betriebsfeiern und Exkursionen. Ihre aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen senden Sie bitte an: p2m berlin GmbH • z. H. Wolfgang Klette • Cicerostraße 28 • 10709 Berlin Online Bewerbungen (max. 5 MB im PDF-Format) richten Sie bitte an bewerbung@p2mberlin.de
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Beim Gartenamt der Stadtverwaltung Baden-Baden (Stadtkreis mit ca. 54.000 Einwohnern) ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt die Stelle eines/einer
Diplom-Ingenieurs/in (FH) / Bachelor der Fachrichtung Landschaftsarchitektur/Arboristik im Planungsteam zur Betreuung des städtischen Baumbestands und der Sondergärten zu besetzen. Auf Sie wartet eine interessante und abwechslungsreiche Tätigkeit in einem motivierten Team. Die Eingruppierung erfolgt in Entgeltgruppe 10 TVöD.
In Heilbronn findet im Jahr 2019 als nationales Großereignis die Bundesgartenschau statt. Mit dem Bau sowie mit der Vorbereitung und Durchführung der Gartenschau wurde die Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH beauftragt. Wir suchen für die Abteilung Planung und Ausstellungskonzeption einen
LANDSCHAFTSARCHITEKT (M/W) Ihre Aufgaben: Als Projektleiter sammeln Sie unter Einbeziehung verschiedener Interessensgruppen viele Ideen für mögliche Ausstellungsthemen und -beiträge auf dem BUGA-Gelände. Im Team arbeiten und verknüpfen sie diese gestalterisch und thematisch zu einer integrativen Ausstellungskonzeption, bei der die einzelnen Beiträge stimmig zusammenfließen, sodass sich die BUGA Heilbronn 2019 dem BUGA-Besucher – bewusst oder unbewusst – als Gartenschau aus einem Guss präsentiert. Sie planen & überwachen Ihr Budget. Ihr Profil: Sie verfügen über mehrjährige Berufserfahrung, sind stilsicher und versiert in der Detailplanung und beherrschen das Skizzieren als Handwerkszeug. Darüber hinaus haben Sie vorzugsweise Erfahrung in der Abwicklung von Ausstellungen oder Gartenschauen. Die Tätigkeit ist zeitlich bis zum 31.12.2019 begrenzt.
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Wenn Sie dies als Chance für Ihre berufliche Zukunft werten, senden Sie bitte Ihre umfassenden Bewerbungsunterlagen bis spätestens 23. September 2016 an:
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Bundesgartenschau Heilbronn 2019 GmbH Edisonstraße 25, 74076 Heilbronn oder per Mail an: info@buga2019.de
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DAS H E I N RI C H - P L E TT - HA US IN B E R LI N- K R E UZBERG
WOHNANLAGE VON MAY UND ROSSOW BEDROHT Das Heinricht-Plett-Haus
DR. ANDREA KOENECKE
Freiräume der Nachkriegsmoderne finden erst allmählich wieder Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Lange vernachlässigt, sind sie aktuell durch Nachverdichtung gefährdet, wie derzeit das 1964-67 von Ernst May und Walter Rossow realisierte Heinrich-PlettHaus in Berlin-Kreuzberg. Florian Seidel macht im Maybrief 43 darauf aufmerksam. Das „Neue Heim“ hatte die Altenwohnanlage 1967 dem Land Berlin geschenkt. Das gewerkschaftseigene Wohnungsbauunternehmen wollte damit seine eigenen Leistungen im Wiederaufbau herausstellen und zugleich auf den Bedarf an altersgerechten Kleinwohnungen in Berlin hinweisen. Ein Baustellenbesuch des Bundespräsidenten spricht für die damals erzielte Aufmerksamkeit. In den Freianlagen, zu denen sich die bis zu elfgeschossigen Baukörper nach Südwesten hin öffnen, befinden sich Sitzbereiche und ein Spielplatz. Niedrige Mauern, Sichtschutz72 GARTEN+ L ANDSCHAFT
elemente und Leuchten könnten noch aus der Entstehungszeit der Anlage stammen, am Baumbestand wurden später vermutlich noch Ergänzungen vorgenommen. Im Baukunstarchiv der Akademie der Künste Berlin sind Pläne und Sachakten aus dem Büro Rossows erhalten, die auch Varianten für eine aufwändigere Gestaltung der Außenanlagen zeigen. Ein Briefwechsel von Rossow und May zu einem Gartenhof belegt, dass sie gemeinsam für eine angemessene Ausstattung des Freiraums eingetreten sind, trotz eines möglicherweise engen Kostenrahmens. Im dicht bebauten Kreuzberg setzen sich heute Anwohner für den Erhalt des Heinrich-PlettHauses und seiner Außenanlagen ein. Im Rahmen der Ausstellung „DEMO:POLIS – Das Recht auf Öffentlichen Raum“ hat die Akademie der Künste dieser Bürgerinitiative im Frühjahr 2016 ein Forum zur Diskussion ihrer Anliegen gegeben. Ein Antrag, die Freianlagen unter Schutz zu stellen, wurde inzwischen abschlägig beschie-
den. Doch auch wenn diese für sich genommen kein Gartendenkmal darstellen, sind sie für die von May und Rossow geschaffene Wohnanlage unverzichtbar. Das lebhaft gegliederte Ensemble ist auf Fernwirkung angelegt. Es setzt einen zeittypischen Kontrast zur Blockrandbebauung und bildet mit dem zeitgleich gestalteten grünen Außenraum eine Einheit. Gerade angesichts des kleinen Zuschnitts der Wohnungen kommt diesem eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. Ein Schwerpunkt der Planungstätigkeit Rossows lag auf Freianlagen im Wohnungsbau. Zu seinen Arbeiten in Berlin zählt die Erweiterung der Siedlung „Am Schillerpark“. Deren erster Bauabschnitt ist mit weiteren „Siedlungen der Berliner Moderne“ seit 2008 als Weltkulturerbe geschützt. Für das Neue Heim hat Rossow auch die Freianlagen der Siedlung „Am Mühlenberg“ geschaffen. Diese konnten um 1990 zunächst vor einer Nachverdichtung bewahrt werden. Doch nach einem Wettbewerb 2015 steht diese voraussichtlich bevor. Immerhin ist es dabei erklärtes Ziel, bestehende städtebauliche und grünplanerische Strukturen in ihren Grunddispositionen zu berücksichtigen. Das Ergebnis wird kritisch zu würdigen sein. Es bleibt zu hoffen, dass bauliche Zeugnisse der Nachkriegsmoderne gerade auch im Siedlungsgrün erhalten bleiben und durch angemessene Pflege in Wert gesetzt werden. Im Berliner Hansaviertel werden dank des gemeinsamen Engagements der Akademie der Künste und des Landesdenkmalamts die 1960 von Rossow gestalteten Außenanlagen des Akademiegebäudes am Hanseatenweg denkmalgerecht erneuert. Nach den bereits fertiggestellten Gartenhöfen wird in diesem Jahr aus Mitteln des Bundes im Rahmen des Programms „Nationale Projekte des Städtebaus“ der Vorplatz saniert werden.
Fotos: Florian Seidel; Michael Goecke
in Berlin-Kreuzberg
PLATTFORM DGGL
B L I C KFA N G KULTUR L A NDSCHA F T
BUSHALTESTELLEN IM WALD Schon von weitem locken hölzerne Schutzhüttchen, wenn die Füße nach langen Märschen wund geworden sind. Sie verheißen Feines: Pause, Jause, Butterbrot und Beine hoch. Und dann? Es riecht nach modrigem Holz. Der rostige Mülleimer quillt über: Die Hinterlassenschaften der Rastenden. Grün bealgte, klitschige Balken assistieren als Bänke. A + S haben sich hier verewigt. Haben sie sich geküsst?
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100 JAHRE GRÜNES REFUGIUM Der Garten- und Schmuckhof der Universitätsfrauenklinik in München
Illustration und Text zu „Bushaltestellen im Wald”: Mareike Thies
wird 100 Jahre alt.
PROF. DR. MICHAEL GOECKE
Die Universitätsfrauenklinik in der Münchner Maistraße verfügt mit ihrem zentralen großen Garten- und Schmuckhof über ein herausragendes Gartendenkmal, das sich auch 100 Jahre nach seiner Entstehung großer Wertschätzung erfreut. Unter der Leitung von Theodor Kollmann, Regierungs-und Baurat des Universitäts-
bauamtes, wurde der Neubau der Frauenklinik von 1913 bis 1916 errichtet. Kollmann oblag auch die Freiflächenplanung. Der Schmuckhof umfasst etwa 4 000 Quadratmeter. Er erinnert mit seiner klaren regelmäßig-architektonischen Gliederung an barocke Anlagen. Seine Ränder bilden die Wände des kompakten Vierflügelbaus der Klinik. Kontrastierend steht diesem festgefügten Baukörper der Gartenhof als
„Seele der Anlage" (Kollmann, in: Der Baumeister 1918) gegenüber. Ein wichtiges Gestaltungselement ist das zentrale Wegesystem mit Längs- und Querachsen. Dort, wo sich die beiden Achsen schneiden, befindet sich ein Rondell, dessen Zierde der originale Muschelkalkbrunnen ist. Diesen schuf der Bildhauer Georg Roemer 1916. Konzentrisch geführte Buchsbänder und ein Kranz japanischer Kirschen (Prunus serrulata "Kanzan") sowie eine Reihe von Sitzbänken begleiten den Brunnen. Diesem Zentrum zugeordnet sind vier Rasenkompartimente, die geschnittener Buchs begrenzt. Rasenstreifen umschließen diese Gesamtkomposition, betont durch Eibenhecken und beschattet von einer Reihe Winterlinden. 2005 verfasste Dorothee Adam an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf eine Parkpflegekonzeption, mit deren Hilfe der große Gartenhof der Frauenklinik als Gartenkunstwerk erhalten und für die Nachwelt gesichert werden soll.
Diese Rubrik unterliegt presserechtlich und inhaltlich der Verantwortung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur: Bettina Oppermann, DGGL Bundesgeschäftsstelle, Wartburgstraße 42, 10823 Berlin, Telefon 0 30/78 71 36 13, bettina.oppermann@freiraum.uni-hannover.de
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SI CH TAC HS E
NICHT BLOSS PARTIKULARE INTERESSEN! Dr. Robert Kaltenbrunner ist Architekt, Stadtplaner und Publizist. Er lebt in
WER HAT DIE MACHT?
Das Thema ist verzwickt. Einerseits ist es, wo sich Angebot und Nachfrage als treibende Kräfte der Stadtentwicklung etabliert haben, schlecht um die lokale Demokratie bestellt. Mit dem Rückzug der öffentlichen Hand verlagern sich Entscheidungsbefugnisse von den politisch legitimierten Organen hin zu privaten Unternehmen und global agierenden Investoren. Im gleichen Maße aber steigt offenkundig das Interesse der Menschen an dem, was ihre Stadt und ihre Umgebung betrifft. Und tatsächlich gibt es ja viele Beispiele, in denen der beharrliche Widerstand gegen zunächst Geplantes zu einem besseren Ergebnis führte – vom Frankfurter Westend bis zur Neuen Straße in Ulm. Andererseits erweist sich Partizipation als etwas grundsätzlich Ambivalentes. Seit Ende der siebziger Jahre ist das zweistufige Beteiligungsrecht fester Bestandteil unseres Planungsrechts. Das Modell zeigt allerdings Grenzen, weil es in der Regel fallbezogen und reaktiv ist und weil der Regelkreis für planerische Handlungsalternativen so definiert ist, dass übergeordnete Zusammenhänge vernachlässigt werden. Bürger unterstellen oft eine fehlende Ernsthaftigkeit des Beteiligungsangebots. Investoren beklagen den zeitlichen – und finanziellen – Aufwand der Verfahren, und implizit die Unsicherheit des Ausgangs. Von fachlicher Seite bestehen oft Vorbehalte wegen der 74 GARTEN+ L ANDSCHAFT
Berlin und Bonn.
Qualität der Ergebnisse („Konsens bis zum Nonsens“) und wegen der Selektivität des Beteiligungsverfahrens („die üblichen Verdächtigen“). Auch Bürger selbst tragen zur unbefriedigenden Situation bei: Ein heute weit verbreitetes Verhaltensmuster ist das „Not-in-my-backyard-Syndrom“, das sich auf die simple Abwehr eines als nachteilig erkannten Planungsvorhabens beschränkt. Gerade sozial besser gestellte Schichten, die zur Verteidigung ihrer Besitzstände eher in der Lage sind, vertreten oft eine solche Haltung. Einfache Antworten auf diese Problemlage gibt es nicht. Eine konsensorientierte Planung stößt auf unüberwindliche Grenzen, wenn machtvolle Interessen im Spiel sind. Und ein „aufgeklärter Absolutismus“, den mancher Entwerfer herbeibetet, ist weder realistisch noch wünschenswert. Sicher ist, dass Baukultur zum Aushandlungsprozess wird, und dass Planung heute auch eine aktivierende Auseinandersetzung mit Vorstellungen und Wünschen möglichst vieler Bürger sein sollte. Eine Prozessoder Ergebnisoptimierung kann man dann erwarten, wenn der zielgerichtete Einsatz kooperativer Instrumente mit klassischen Instrumenten der Stadtentwicklung verknüpft wird. Doch dass Selbstorganisation und punktueller Enthusiasmus der Bürger den Staat aus seiner Verantwortung für Planung und Bau von grünen, grauen und sozialen Infrastrukturen entlässt: Das wäre eine bloße Illusion. GARTEN + LANDSCHAFT IM OKTOBER Sie sind das große Los der Landschaftsarchitektur. Doch welche Herausforderungen sind heute mit der Planung von Parks verbunden? Wir zeigen aktuelle Parks in Hamburg, Wien und Amsterdam.
Illustration: Bob London
Das bekannteste Werk des Schriftstellers Douglas Adams heißt „Per Anhalter durch die Galaxis“. Zu Beginn des Romans kreuzt eine vogonische Bauflotte über der Erde auf und teilt deren Bewohnern mit, dass ihr Planet leider gesprengt werden müsse, um Platz für eine neue galaktische Expressroute zu machen. Die Menschen protestieren; zum Unverständnis der Vogonen: Die Pläne hätten doch seit 50 Jahren im Planungsbüro auf Alpha Centauri ausgelegen. Bevor die Erde ausgelöscht wird, hört man über Lautsprecher, die abzuschalten der Kommandeur vergessen hatte, dessen Missmut: „So ein blöder apathischer Planet, der geht mir echt am Arsch vorbei.“ Diese Szene kommt einem in den Sinn, wenn man an die vielen Proteste denkt, die sich jüngst gegen Planungsvorhaben und städtebauliche Großinvestitionen richten: In Berlin gegen Mediaspree oder eine Teilbebauung des Tempelhofer Felds. In Hamburg gegen die „geldgesteuerte Planungskultur“ im Gängeviertel und die Austragung der Olympischen Spiele. Und: gegen Stuttgart 21. Gerade dieses Beispiel hat eine derartige mediale Prominenz erlangt, dass beim Stichwort „Partizipation“ unsere Vorstellung inzwischen vom sogenannten Wutbürger dominiert wird.