Garten + Landschaft 11/2016

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NOVEM BER 2016

M AG AZIN F ÜR L AN D S CH AF TS ARCH ITEKTU R

GARTEN +

LANDSCHAFT

DES WIDERSPENSTIGEN ZÄHMUNG: PLANEN MIT REGENWASSER

plus

Regen-Lösungen für Shenzhen Porträt: De Urbanisten Licht im Privatgarten


12 Wasserresiliente Planung hat den Untergrund längst

überzeugen mit

18

anspruchsvollen

Unter anderem in

verlassen: Landschaftsarchitekten

Wuppertal wurde ein

gestalterischen

neuer Handlungsleitfaden

Lösungen.

getestet, der die wassergerechte Stadtplanung vereinfachen soll.

30 Die Wohnsiedlung Hellwinkel in Wolfsburg ist ein Modellprojekt, welches das Regenwassermanagement in die Freiraumplanung integriert.

36 Mehr Freiraum, höhere Resilienz: Ideen zum Umgang mit Starkregen für Shenzhen, China.

42 Nicht nur qualitätvoller

flutbar: Wasserplätze machten De Urbanisten international bekannt.

4 GARTEN+ L ANDSCHAFT

Foto: xxxxx

Freiraum, sondern auch


INHALT

AREN A 06 11

SNAPSHOTS MOMENTAUFNAHME Cheeeese

T I T EL Des Widerspenstigen Zähmung: Planen mit Regenwasser 12

KOEXISTENZ DER FUNKTIONEN Funktional und ästhetisch: Elke Kruse über Regenwassermanagement als Chance für Landschaftsarchitekten

18

MIT DEM STROM SCHWIMMEN In fünf Schritten rollt ein interdisziplinäres Forschungsprojekt die regenwassergerechte Stadtplanung neu auf

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BERLIN WIRD ZUM SCHWAMM Regenwassermanagement in Berlin

30

DEM WASSER RAUM GEBEN Wohnsiedlung Hellwinkel, Wolfsburg / Ramboll Studio Dreiseitl

36

FORMELN GEGEN DEN REGEN Zwei Masterarbeiten beschäftigen sich mit dem Freiraum der chinesischen Großstadt Shenzhen

41

GUT GEMACHT IST NICHT GUT GENUG Ein Kommentar von Dieter Grau

42

KOMBINIEREN STATT SEPARIEREN Die Wasserspezialisten De Urbanisten im Porträt

STUDIO 46

FRAGE Lust, was zu unternehmen? Was beim Schritt in die Selbstständigkeit zu beachten ist

50

PRAXIS Licht im Außenraum: Wie Privatgärten von Lichtplanern profitieren

52

LÖSUNGEN Neue Lösungen und Systeme + Editor’s Pick

58

REFERENZ Naturnahe Lagunenlandschaft

RUBRIKEN 60

Stellenmarkt

62

Lieferquellen

63

Impressum

64

DGGL

66

Sichtachse

66

Vorschau

Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL) Wartburgstraße 42 10823 Berlin www.dggl.org

5 GARTEN+ L ANDSCHAFT


PLANEN MIT REGENWASSER – KOEXISTENZ DER FUNKTIONEN

Überflutungsvorsorge ist für Städte und Kommunen ein immer wichtigeres Thema. Wegweisend sind vor allem die Ansätze, die die Minimierung des Überschwemmungsrisikos gezielt mit einer Aufwertung des öffentlichen Raums verknüpfen. Landschafts­ architekten sollten sich hier aktiv einmischen: Sie können gestal­ terisch anspruchsvolle Lösungen entwickeln und ökologisch wie auch sozialverträglich umsetzen.

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PLANEN MIT REGENWASSER KOEXISTENZ DER FUNKTIONEN

Foto: Milad Pallesh

Wasser als Gestaltungselement: Das Sportfeld des Wasserplatzes im niederländischen Tiel von De Urbanisten verwandelt sich nach einem Regenguss in ein temporäres Basin.

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Stadtstruktur Grüne Bänder / Grün­ und Freiflächen Blaue Bänder Blaue Bänder im Straßenraum Permanente Offene Fließgewässer im Außenbereich / auf Grünflächen Temporäre Fließgewässer im Außenbereich / auf Grünflächen Temporäre Fließwege auf städtischen / urbanen Flächen Temporäre Fließwege im Straßenraum Fließrichtung

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PLANEN MIT REGENWASSER WASSERLEITPLANUNG

MIT DEM STROM SCHWIMMEN Das Zusammenspiel von Stadt und Regenwasserinfrastruktur braucht einen Paradigmenwechsel: Nur auf Basis einer durch­ dachten Wasserleitplanung können naturnaher Wasserhaushalt und Überflutungsvorsorge in der Stadtplanung auf lange Sicht zusammenfinden. Ein Plädoyer für fließende Übergänge.

ANTJE STOKMAN, LISA DEISTER, FABIAN BRENNE

Das wasserbezogene städtebauliche Plan: ILPÖ 2016

Leitbild für Wuppertal schlägt unter anderem ein überflutbares Wegeund Grünnetz vor, das Quartiere und Stadträume verbindet und Wasser bei Starkregen sicher ableitet.

Im 20. Jahrhundert galt in den Städten: Regenwasser schnellstmöglich ableiten! Das hatte bekanntermaßen gravierende Folgen. Städte wurden von Wassereinzugsgebieten entkoppelt, es gab dort immer weniger sichtbare Gewässer, die Grundwasserstände sanken und die Bedrohung durch Hochwasser nahm zu. Derzeit liegt das Augenmerk mehr und mehr auf naturnaher Regenwasserbewirtschaftung. In China gibt es für dieses neue Paradigma die treffende Bezeichnung der „Schwammstadt“: Städte so zu planen, dass sie das Wasser aufsaugen und verdunsten wie ein Schwamm, mit dem Effekt, dass weniger Wasser abfließt (siehe Seite 36). Das Prinzip eröffnet viele Möglichkeiten für eine zukunftsorientierte Stadt- und Freiraumgestaltung, die die sichtbaren Anlagen der Regenwasserbewirtschaftung integriert und damit das oberirdisch abfließende, versickernde und verdunstende Wasser

neu in Szene setzt – die Wasserwirtschaft wird so zum Treiber beziehungsweise Motor der Stadt- und Freiraumplanung. Wie ein solcher Ansatz in die Stadtplanung integriert werden kann, damit beschäftigte sich das interdisziplinäre Forschungsprojekt „Schritte zu einem anpassungsfähigen Management des urbanen Wasserhaushalts (SaMuWa)“. WASSERANGEPASSTE STADTPLANUNG

Die Planungspraxis der naturnahen Regenwasserbewirtschaftung verfolgt bisher zu einseitig das Prinzip der Versickerung. Den natürlichen Wasserhaushalt mit seinem lokalspezifischen Verhältnis zwischen den Hauptkomponenten Abfluss, Versickerung und Verdunstung berücksichtigt sie zu wenig. Oft wird nur auf Grundstücks- beziehungsweise Quartiersebene gedacht. Daraus resultieren Einzellösungen, die selten einem übergeordneten Prinzip folgen. Und auch der Bezug zur Landschaft und dem großräumigen Grün- und 19 GARTEN+ L ANDSCHAFT


DEM WASSER RAUM GEBEN Auf dem Gelände zweier Kleingartenanlagen nahe der Wolfs­ burger Innenstadt entsteht gerade ein neues Quartier. Das Beson­ dere am Siedlungsgebiet Hellwinkel: Hier bedingen sich Freiraum­ gestaltung und Regenwasserbewirtschaftung. Verantwortlich für die Idee ist unter anderem Ramboll Studio Dreiseitl.

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PLANEN MIT REGENWASSER WOHNSIEDLUNG HELLWINKEL, WOLFSBURG

STEFAN LEPPERT

Im Vorwort eines Gestaltungshandbuchs für das im Bau befindliche HellwinkelQuartier attestiert Wolfsburgs Stadtbaurätin Monika Thomas dem Projekt „Modellcharakter“. Modelle für das Siedeln in der Stadt gibt es bekanntermaßen schon lange. Vor 100 Jahren etwa plante Fritz Schumacher mit der gleichnamigen Siedlung in Hamburg-Langenhorn 800 Wohnungen, und neben sozialen und wirtschaftlichen Einrichtungen auch Gärten, die groß genug waren, um eine Selbstversorgung zu ermöglichen. Nur kurz nach dem Ende des

Ersten Weltkriegs errichtete Bernhard Borst, ein Architekt und Bauunternehmer, in München eine Siedlung mit großen Gartenhöfen, zu denen hin sich die Wohnungen mit Parkett, Gasherden und fließend heißem Wasser aus dem eigenen Heizkraftwerk ausrichteten. Eine eigene Wäscherei war und ist den Mietern ebenso zu Diensten wie vor Ort angestellte Schreiner, Gärtner und Installateure. „Ich wollte alles auf die Entlastung der Frau und die Gesundheit der Menschen abstimmen“, schrieb Borst über seine Borstei Mitte der Zwanziger Jahre. Die Industrialisierung war in vollem Gange.

Die Wiesenterrassen bilden die zentralle Freifläche der neuen Siedlung Wolfsburg-

Visualisierung: Ramboll Studio Dreiseitl

Hellwinkel.

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