Garten + Landschaft 03/2017

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M Ä R Z 2017

M AG AZIN F ÜR L AND S CH AF T S ARC HI TE KTUR

GARTEN +

LANDSCHAFT

GRÜN UND GUT? WIE URBANE GÄRTEN UNSERE SICHT AUF STADT VERÄNDERN

plus

Dach-Bauern im Big Apple Green City im Porträt Entwurfsideen erfolgreich präsentieren


E D I T O RIA L

Garten und Großstadt gleich Gegensatz. Wo eine schnell wachsende Metropole in die Breite und in die Höhe geht, Bauland knapp und umkämpft ist, schien lange kein Platz für das auf Privatheit, Abgeschiedenheit, Ruhe bezogene Konzept des Hortus Conclusus. Wer sich gegen das Landleben entschied, entschied sich auch gegen den eigenen Garten. Für den Balkon. Bestenfalls. Keine Frage. Die Zeiten sind vorbei. Der Garten als Kulturgut durchlebt eine Transformation, die ihn ins Zentrum der Diskussion um Stadt und Stadtraum katapultiert. Sie hat vor allem damit zu tun, dass der Stadtmensch den Garten nicht nur als Rückzugsort begreift. Er ist nicht ausschließlich und zwangsläufig privater Raum, der jenseits der Naht von innen und außen beginnt. Garten ist auch als öffentlicher Raum denkbar, der nicht auf Vereinzelung, sondern auf Gemeinschaft zielt, auf gemeinschaftliches Tun. Statt Kontemplation geht es im Stadtgarten vor allem um: Verortung. Was ich dort säe, schlägt Wurzeln. Und ich mit ihm: Ich kehre dorthin zurück, wo ich etwas wachsen sehe, das mit mir verbunden ist, weil ich es gepflanzt habe. Das mag unzulässig romatisierend klingen. Wahr aber ist: Selbst Stadtgärten, die sich in Brachen an unfertige und unansehnliche Baukörper schmiegen, sind Sehnsuchtsorte, an denen wir unsere Umgebung begreifen und mit den anderen Stadtbewohnern Fühlung aufnehmen. Ästhetische Perfektion ist hier weniger wichtig als soziale Interaktion.

Die Hochbeetanlage „Allmende Kontor“ auf dem Feld der Tempelhofer Freiheit in Berlin gilt als eine der größten der Welt. Circa 700 Gärtner pflegen hier an die 300 Beete.

Im Interview erzählt Ella von der Haide vom Potenzial urbaner Gärten für die kommunale Stadtplanung. Ab Seite 20.

Wie gehen Landschaftsarchitektur, Stadtplanung und Stadtentwicklung mit diesen an Bedeutung gewinnenden Laboren städtischer Gemeinschaft um? Um diese Frage dreht sich das aktuelle Titelthema unseres Heftes. DAGMAR HAASE UND IHRE KOLLEGEN FORDERN EIN UMDENKEN: Damit bedrohte Gartenflächen in der Stadt verteidigt werden können, müssten die unterschiedlichen Initiativen kooperieren, so ihre These. UND DIE ENTSCHEIDER UND VERWALTUNGEN? Haben oft noch Schwierigkeiten, gewandt und nachhaltig zu agieren. Warum, beantwortet Ella von der Haide, Landschaftsgärtnerin und Filmemacherin der Dokumentationsreihe „Eine andere Welt ist pflanzbar“, im Interview. Die Stadtgesellschaft, Entscheider, Akteure, Beteiligte, Beobachter, Planer, sie alle haben für die kommenden Jahre die Aufgabe, Haltung in Sachen urbane Gärten - in welchem Phänotyp auch immer - zu beziehen. Das wird nicht ohne Friktionen vor sich gehen. Traute Stadt-Garten-Einigkeit ist also vorerst nicht zu erwarten.

Über Kleingärten und moderne Gemeinschaftsgärten in Zeiten des Wachstumsdrucks. Ab Seite 12.

TANJA BRAEMER

Foto: Katharina Fitz

CHEFREDAKTEURIN

3 GARTEN+ L ANDSCHAFT


12

30

Die Existenz urbaner Gärten ist bedroht.

Gärten sind Trend: Dieser

Was wir tun können:

spiegelt sich aber nicht nur

kooperieren!

in Urban-GardeningProjekten wider.

20 Gärtnern gegen die Sinnkrise? Wie Kommunen, Städte und Landschafts-

40

architekten urbane Gärten fördern und unterstützen können.

Bei einem Forschungsprojekt in Vietnam helfen Wasserhyazinthen und Kompost dabei, die urbane Infrastruktur zu verbessern. landfill

roof garden

pedestrians

composting site residents community garden

market area

waste bins

public lighting river front promenade

allotment garden

fruit trees (bank reinforcement)

coorporative agriculture traditional deck (river access)

aqua culture Cam Le river fishing

52 in Lindlar macht aus einer Abfallstätte einen Ort der Zukunft.

4 GARTEN+ L ANDSCHAFT

Foto: xxxxx

Das Projekt :metabolon


INHALT

ARENA 06 11

SNAPSHOTS MOMENTAUFNAHME Kunst mit Tiefgang

TI T E L Grün und gut? Wie urbane Gärten unsere Sicht auf Stadt verändern 12

ALLES KRAUT UND RÜBEN? Über den Existenzkampf des Stadtgartens und die Idee der Kooperation

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ADMINISTRATIV KREATIV Urbane Gemeinschaftsgärten als Potenzial für die kommunale Stadtentwicklung

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GRÜNE STADTAKTIVISTEN Green City e.V. im Porträt

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WO SIND DIE GÄRTEN? Ein Kommentar zur Zukunft des Kulturguts Garten

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GARTEN AUF ABWEGEN Die Renaissance des Gartens im 21. Jahrhundert

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VISIONÄRE DACH-BAUERN Gotham Greens: Ökologische Landwirtschaft auf Amerikas Dächern

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KOMPOST FÜR DIE INFRASTRUKTUR Urbane Landwirtschaft als Forschungsprojekt

STUDIO 46

FRAGE Verstehen Sie meine Idee?

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PRAXIS Stadtmobiliar: „Die Bank ist ein Marktplatz“

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REFERENZ Sprung in die Zukunft

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LÖSUNGEN Neue Lösungen und Systeme + Editor‘s Pick

RUBRIKEN 59

Stellenmarkt

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Lieferquellen

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Impressum

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DGGL

66

Sichtachse

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Vorschau

Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL) Wartburgstraße 42 10823 Berlin www.dggl.org

5 GARTEN+ L ANDSCHAFT


S N A PS H O T S

UWE RA DA ÜB E R .. .

DIE IGA 2017 AUTOR Uwe Rada ist Redakteur der taz für Stadtplanung und lebt in Berlin.

Am 17. April 2017 eröffnet die Internationale Gartenausstellung (IGA) in Berlin-Marzahn auf einem Gelände von 100 Hektar.

6 GARTEN+ L ANDSCHAFT

Berlins touristisches Jahresereignis empfängt einen, nun ja, ortsgemäß. Wer in Marzahn den U-Bahnhof Kienberg verlässt, kann sich auf der einen Seite im Corso-Einkaufszentrum vergnügen, bei Mäc-Geiz, im Textildiscounter KiK oder in der Cocktailbar „Arizona“. Auf der gegenüberliegenden Seite lockt die Talstation der Seilbahn. Sie führt hinauf zum 102 Meter hohen Kienberg und schließlich wieder hinab zu den Gärten der Welt. Dazwischen liegt das 100 Hektar große Gelände der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2017. Wenn diese am 17. April ihre Tore öffnet, wird sich auch die Frage stellen: Was ist eigentlich ortsgemäß in Marzahn, der größten Plattenbausiedlung im Osten der Stadt?

Anders als die IGA 2015 im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg, auch so ein schwieriges Gelände, war die IGA in MarzahnHellersdorf zweite Wahl. Ursprünglich sollte die Gartenschau auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof stattfinden. Dass der damalige Stadtentwicklungssenator und heutige Regierende Bürgermeister Michael Müller 2012 die Reißleine zog, hat ihn wohl vor einer Peinlichkeit bewahrt. 2014 stimmte die Mehrheit der Berliner Bürger dafür, das Tempelhofer Flugfeld zu belassen, wie es ist. Die Abstimmung richtete sich hauptsächlich gegen den Bau von 4 700 Wohnungen. Sie hätte aber auch einer Gartenschau gegolten. Tilmann Heuser findet den Umzug der IGA heute richtig. „Das Tempelhofer Feld war kein Standort für eine klassische Gartenschau“, sagt der Geschäftsführer des Berliner BUND, der im Auftrag des Senats auch das Bürgerbeteiligungsverfahren in Tempelhof nach dem Volksentscheid organisiert hat. Mit dem Kienberg als IGA-Standort kann Heuser leben. „Im Vergleich zu anderen Gartenschauen sind dort die Eingriffe gering. Der Kienberg und das Wuhletal bleiben weitgehend bewahrt.“ Wie sehr die IGA das Image von Marzahn und Hellersdorf verändern wird, wo es immer wieder zu rechtsradikalen Angriffen auf Flüchtlingsheime kommt, will Heuser nicht prognostizieren. Er hofft aber, dass der Bezirk eine „höhere Aufmerksamkeit“ bekommt. „Ich würde mir wünschen, dass der Westen den Osten künftig anders wahrnimmt.“ Trotz der Gärten der Welt, die bereits seit der 750-Jahrfeier 1987 ihre Tore offen haben, ist Marzahn kein klassischer Touristenort. Die Zahl der Übernachtungen ist in den vergangenen Jahren von 85 000 auf 80 000 gesunken, die der Hotels und Pensionen von 24 auf 19. Umso mehr setzt das örtliche Bezirksamt auf die IGA. Highlight der Schau ist der „Wolkenhain“ auf der Bergstation mit einem 360-GradRundumblick, von dem man Berlin einmal aus der Perspektive Marzahns beobachten kann. Sogar ein Stadtführer wurde inzwischen herausgegeben, und im April öffnet zeitgleich mit der IGA auch eine neue Tourismusinformation im Plattenbaubezirk. Dass mit der Gartenschau nicht nur das IGA-Gelände, sondern ganz Marzahn und Hellersdorf zu einer blühenden Landschaft werden, ist nicht zu erwarten. Auch mit der IGA bleibt der Bezirk ein Ort der Gegensätze, wie er sich am U-Bahnhof Kienberg zeigt. Ob zwischen beiden Extremen Brücken geschlagen werden, ist eine der spannenden Fragen, vor denen Berlin steht.


ARENA SNAPSHOTS

A LEX A N DE R G UT Z ME R ÜB ER …

ANOTHER PINK IN THE WALL AUTOR Dr. Alexander Gutzmer wurde am Goldsmiths College (University of London) in Kulturwissenschaften promoviert. Er ist Chefredakteur des Architekturmagazins Baumeister sowie Editorial Director im Münchner CallweyVerlag, der auch Garten + Landschaft herausgibt. Gutzmer lehrt als Professor für Kommunikation und Medien an der Quadriga-Hochschule

Fotos: IGA Berlin 2017/geskes.hack Landschaftsarchitekten GmbH; Estudio 3.14/Hassanaly Ladha

in Berlin.

So ganz einfach tun sich die meisten Kritiker mit dem Entwurf des Büros „Estudio 3.14“ nicht. Eine grell pinkfarbene Riesenmauer als Umsetzung von Donald Trumps Mauerplänen – was wollen die Architekten aus dem mexikanischen Guadalajara der Welt damit sagen? Dystopie in Pink? Klar, es geht um einen subversiven Kommentar zu den verstörend unterkomplexen Grenzplänen des neuen US-Präsidenten. Der scheint ja irgendwie an seinem Mauerplan festzuhalten, trotz aller Nachweise, dass das Ganze a) hanebüchen teuer und b) überaus ineffizient würde. Nun also diese Idee aus Mexiko, die Mauer im Stil des mexikanischen Großarchitekten Luis Barragán pink zu garnieren. Ernst gemeint? Ein Scherz? Oder doch zumindest eine für relevant zu erachtende Subversion? Vielleicht ein bisschen von allem. Auf architekturästhetischer Ebene entwickelt der Vorschlag auf dem Level von Renderings ja durchaus einen gewissen Charme. A wall in pink – so in die dort manchmal grüne, meist aber eher wüstenbraune Landschaft geknallt, hat das was, irgendwie. Es ist aber, natürlich, im Sinne nachhaltiger Raumplanung dennoch nicht realistisch. Aber klar - letztlich geht es darum auch nicht. Dieser Großentwurf soll nicht das menschenverachtende Raumprogramm einer Mauer für Mexikaner in der Grenzregion erträglich

machen. Er ist überhaupt eher an die USA gerichtet – und stellt in dieser Richtung in gewisser Hinsicht einen genialen Schachzug dar: Trump will um jeden Preis den Fluss an Menschen und damit auch an kulturellen Impulsen aus Mexiko stoppen. Ein mexikanisches Büro bietet sich vermeintlich als Erfüllungsgehilfe an – und entwirft eine Raumstruktur, die gen Norden als Bildschirm wirkt, der mit Barragáns Pink ein Stück mexikanische Architekturästhetik in die USA strahlt. Die neue US-Regierung soll hier mit der Macht des Raums, der Aussagekraft der Architektur konfrontiert werden. Die Message: Auch der unmenschlichsten politischen Agenda vermag die Architektur, vermögen damit auch die Menschen draußen im Land etwas entgegenzusetzen. Architektonische und landschaftsarchitektonische Planung kann noch den negativsten Politikentwurf mit positiven Gegensignalen kontern. Und dabei vieles Negative sogar noch miteinbeziehen. Wesentlich für den Plan von Estudio 3.14 ist, dass ihre Megastruktur ein Gefängnis mit beinhaltet. Das zumindest dürfte dem Abschiebefanatiker Trump wiederum gefallen.

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US-Präsident Donald Trump will eine Mauer entlang der mexikanischen Grenze bauen. Estudio 3.14 reagierte

Mehr zum Projekt lesen Sie unter

auf den Vorschlag mit

www.garten-landschaft.de/pinke-mauer-mexiko

einem pinken Entwurf.


S EB A S TI A N F ELDH US E N ÜB ER …

LANDSCHAFTSETHIK Welche Auswirkungen haben Freiräume auf die Gesellschaft? Karsten Berr, Wissenschaftler in der Philosophie an der Universität Vechta, verortet diese Frage in der Architekturethik. Berr versteht darunter ein Nachdenken, das transparent macht, welche ethischen Aspekte im Entwerfen berührt werden. In der Philosophie wird das als „deskriptive Ethik“ bezeichnet. Sie ist zu unterscheiden von der „normativen Ethik“, die Antworten für das Handeln liefern möchte und von der „Metaethik“, die sich mit Begründungen ethischer Fragestellungen befasst, die nicht unmittelbar in der Praxis verankert sind. Diese Unterschiede – deskriptiv, normativ, metaorientiert – müsse man bedenken, so Berr, um klar zu machen, dass es in einer Architekturethik nicht darum geht, ein Handeln vorzuschreiben (normativ) oder sich rein mit Begründungen zu beschäftigen (metaorientiert). Stattdessen soll die Architekturethik Entwerfer dazu anregen,

eine andauernde Reflexion über das eigene Handeln hinsichtlich ethischer Aspekte zu kultivieren. In der Diskussion nach seinem Vortrag, den er im Dezember 2016 an der TU Berlin hielt, skizzierte er zwei Möglichkeiten: Die erste besteht darin, den Entwurfsprozess retroperspektiv zu betrachten, und zwar indem der Entwerfer im Rahmen von Interviews erklärt, warum er welche Entscheidungen getroffen hat. Die Aufgabe des Wissenschaftlers besteht dann darin – in Präzision eines mit qualitativen Methoden geschulten Hermeneutikers –, die ethischen Abwägungen im Entwerfen offenzulegen. Die andere Möglichkeit ist, die Wechselwirkung von gesellschaftlichen Debatten und realisierten Entwürfen zu betrachten. Hierbei könnten beispielsweise medientheoretische Methoden hilfreich sein. Zwei Möglichkeiten gibt es also bereits. Man darf auf die künftigen Resultate der Untersuchungen gespannt sein.

AUTOR Sebastian Feldhusen ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Berlin am Fachgebiet Entwerfen/Objektplanung, das Gastgeber des Vortrags von Karsten Berr war.

CH RI S TI A N E M ÜLLER ÜBE R …

STADTRAUMPLANER 2016/17 AUTOR Christiane Müller studierte an der TU München und Academia di Mendrisio Architektur und arbeitete bei Buchner Bründler Architekten und Miller Maranta Architekten in Basel, Schweiz. Zur Zeit schreibt sie für den Baumeister.

8 GARTEN+ L ANDSCHAFT

Immer mehr Menschen entscheiden sich für das Wohnen in der Stadt, weil sie urbane Qualitäten und eine städtische Freiraumkultur stärker gewichten als die Vorzüge des ländlichen Wohnens. Eng verbunden mit der Wohnungsfrage ist die Gestaltung des Stadtraums. Wie lässt er sich so gestalten, dass lokale Identitäten geschaffen werden und die Nutzer den Freiraum annehmen? Der „StadtRaumPlaner 2016/17“ bietet einen Überblick über herausragende Freiraumplanung. Er stellt Büros vor, die sich mit engagierten Projekten um eine urbane Freiraumkultur verdient gemacht haben. Das Buch zeigt quer durch die Republik Projekte unterschiedlicher Maßstabsgrößen: Von der „Grünen Infrastruktur“ am Beispiel des Ruhrgebiets über Parkanlagen und Landschaftsgärten bis hin zu neuen Quartieren und Plätzen, aber auch kleine Projekte wie etwa das neugestaltete Ufer eines bis dato versteckten Stadtbachs oder der Garten für ein Einfamilienhaus. Schließlich werden auch Firmen vorgestellt, die mit ihren Produkten einen qualitativen Beitrag zur Möblierung des Stadtraums leisten.

Damit ist der „StadtRaumPlaner 2016/17“ ein Nachschlagewerk für kommunale Auftraggeber und Investoren. Auch der Blick in die Zukunft darf nicht fehlen: Eine Reihe ausgewählter Masterarbeiten gibt Einblick in die Visionen junger Nachwuchsplaner und macht Lust auf mehr.

StadtRaumPlaner 2016/17 96 Seiten, Callwey Verlag München, 2016 ISBN 978-3-7667-2270-6


ARENA SNAPSHOTS

ULRI CH S TE FA N KN OLL ÜB E R …

NACHWUCHSPREISE AUTOR Ulrich Stefan Knoll studierte Landschaftsarchitektur an der heutigen Hochschule WeihenstephanTriesdorf. Seit 2003 betreibt er ein PR-Büro mit den Schwerpunkten

Nicht nur für das eigene Portfolio, sondern vor allem um Erfahrungen zu sammeln und die eigenen Stärken und Schwächen in der Bandbreite der angebotenen Themen auszuloten, eignen sich Nachwuchswettbewerbe bestens. Hier kann man sich – noch ohne den Ernstfallmodus des Büroalltags – spielerisch messen. Und bestenfalls mit einem Wettbewerbsgewinn, einer Würdigung oder einer Auszeichnung frühzeitig die arrivierten Berufskollegen auf sich aufmerksam machen.

Mit ihrer Masterarbeit „Re-Mex: Reuse of the Mexico City International Airport AICM“ gewinnt Sara Schnelle als eine von vier Studierenden den Nachwuchspreis 2016 des bdla Bayern.

Buchcover und Entwurf: Callwey Verlag München; Sara Schnelle, TU München

Architektur + Kultur.

Der bdla Bayern hat im Februar die Preisträger des Nachwuchspreises 2016 in München offiziell ausgezeichnet. Ob in den Bereichen Stadt-, Landschafts- oder Freiraumplanung: Jeder Jahrgang der bayerischen Hochschulen bringt Absolventen hervor, die durch ihren innovativen Umgang mit aktuellen Themen herausstechen. Denn, ob Peter-Joseph-Lenné-Preis, Le:Notre Wettbewerb oder die Projekte des bdla: Nachwuchspreise und -wettbewerbe per se bieten dem Berufsnachwuchs Gelegenheiten, während des Studiums erste praktische Erfahrungen zu sammeln, erworbenes Wissen zu testen, Kreativität anwendungsbezogen umzusetzen, das eigene Profil zu schärfen und sich in Hinblick auf die spätere Tätigkeit aus der Masse der Mitbewerber abzuheben. In Zeiten strafferer Studiengänge fehlt dem Nachwuchs zwar oft schlicht die Zeit, derartige „Fingerübungen“ wahrzunehmen. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen möchte man unseren künftigen Berufskollegen an dieser Stelle zurufen: Seid wach, zeigt euch und probiert euch aus!

9 GARTEN+ L ANDSCHAFT


GES A LO S CH W I TZ - H IMMEL ÜB ER . ..

GÄRTEN DES JAHRES 2017 AUTOR Gesa LoschwitzHimmel ist Landschaftsarchitektin und freiberufliche Autorin. Sie arbeitete viele Jahre als Redakteurin für Garten + Landschaft und Topos.

Garten des Jahres 2017: Restaurierte Natursteingewölbe begrenzen den von Petra Hirsch neugestalteten Gartenhof im hessischen Rheingau.

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„Betrachtet man den Garten, so hat man das Gefühl, er müsse schon immer so gewesen sein.“ Das sagt Landschaftsarchitekt Andreas Heidrich, Jurymitglied des jährlichen Wettbewerbs Gärten des Jahres, über den Siegergarten 2017. Ein größeres Kompliment kann man einem neuen Garten wohl nicht machen. Bereits zum zweiten Mal lobten der Callwey Verlag und „Garten + Landschaft“ den Preis „Gärten des Jahres“ aus. 2016 erhielten ihn Orel + Heidrich aus Herzogenaurach, in diesem Jahr die Gartenplanerin Petra Hirsch aus dem hessischen Niedernhausen für den von ihr gestalteten Hausgarten im Rheingau in Hessen. Das Kleinod gehört zu einem über 300 Jahre alten Fachwerkhaus, das einst Gaststätte mit Brennerei war. Das Haus stand einige Zeit leer, im Gartenhof sah es daher wüst aus. Aber, so Petra Hirsch, „ich hatte das Gefühl, auf einen besonderen Ort gestoßen zu sein, also ließen wir uns auf das Abenteuer ein“. Die alten Natursteingewölbe, die den Hof begrenzten, erzeugten sofort Bilder eines romantischen Gartenhofs in ihrem Kopf. Heute sind die Gewölbe restauriert und säumen den kleinen und terrassierten Gartenhof mit einer neuen Holzterrasse. Den besonderen Charme des Alten erhielt Petra Hirsch, wo sie nur konnte. Sie ließ zum Beispiel einen alten Flieder, der über dem Gewölbe wuchs, in Handarbeit über

Jahre auslichten. Dadurch war er nicht mehr zu schwer für das Gemäuer und konnte dennoch mit weniger Blättern überleben. Zwischen den Gewölben hindurch gelangt man zum „Geheimen Garten“, den die Planerin von Brombeergestrüpp befreite. In diesem verwunschenen Garten wachsen im Schatten Wurmfarn, Wald-Storchschnabel und Wald-Geißbart, in der Sonne Pfingstrosen, Flammenblumen und Rutenhirse. Auch hier erhielt Petra Hirsch Altes: Der kleine Sitzplatz in der Mitte wurde mit Sandsteinplatten ausgelegt, die beim Abräumen des Hofs gefunden wurden. Es ist die Kunst, Altes zu erhalten und Neues behutsam hinzuzufügen, die den Charme des Siegerprojekts ausmacht. Die Jury vergab am 8. Februar 2017 bei der Preisverleihung auf Schloss Dyck auch drei Auszeichnungen: an Otto Arnold für einen Garten in Bietigheim, Baden-Württemberg, an Ralph Eid (Lebendige Gärten) für einen Garten im bayerischen Tittling und an Brigitte Rhöde für einen Garten in Köln.

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Fotos zu den ausgezeichneten Gärten finden Sie unter garten-landschaft.de/gjd-2017


ARENA MOMENTAUFNAHME SNAPSHOTS

Foto: Marion Nickig; Jason deCaires Taylor/CACT Lanzarote

M OMEN TA U FN AH M E

KUNST MIT TIEFGANG Mit einem Museum hat das Museo Atlántico nicht viel zu tun. Hier braucht es eine Taucherbrille, um genauer hinzusehen, denn die Kunstwerke befinden sich unter Wasser – vor der Küste von Lanzarote. Für das Projekt fertigte der Künstler Jason deCaires Taylor rund 300 Figuren aus umweltfreundlichem, PH-neutralem Beton an und versenkte sie in 14 Meter Tiefe. Dort werden sie in den nächsten einhundert Jahren ein künstliches Riff kreieren und das maritime Leben unterstützen.

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Urbane Nutzgärten: Sie sind überall, aber nicht immer so, wie erwartet. Zum Beispiel in Form eines Graffitis in der Schreinerstraße, Berlin Friedrichshain.

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URBANE GÄRTEN ALLES KRAUT UND RÜBEN?

URBANE GÄRTEN – ALLES KRAUT UND RÜBEN?

Foto: picture alliance/dpa, Jens Kalaene

Der Garten in der Stadt – das ist mehr als nur eine Grünfläche, mehr als ein Ort der Erholung und ein Stück heile Welt. Seine Existenz aber ist bedroht. Großstädte in Deutschland und Europa wachsen kontinuierlich. Der Bauboom lässt erschlossenes Land knapper werden, Bodenpreise steigen. Ob traditionelle Kleingartenparzelle oder moderner Gemeinschaftsgarten – sie sind wertvolles Bauland, vor allem in der Innenstadt. Um das Überleben des urbanen Gartens zu sichern, bedarf es der Kooperation der Klein- und Gemeinschaftsgärtner.

13 GARTEN+ L ANDSCHAFT


ANNA DAŃKOWSKA, DAGMAR HAASE, ANNEGRET HAASE

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der Mensch mithilfe des Gartens die Natur in der Stadt zurückerobert. Im Zeitalter der Industrialisierung entstanden in vielen europäischen Städten öffentliche Parks, Lustgärten und Kleingartenkolonien. In den berühmten Schrebergärten in Leipzig etwa verbrachten die Stadtbewohner ihre Freizeit, bauten Obst und Gemüse an, verweilten in der Natur und entspannten. Dass Gärten auch eine politische Funktion haben, erlebte die Bevölkerung erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg: Plötzlich waren sie nicht mehr nur dafür da, um knappe Lebensmittel anzubauen. Sie wurden zu Wohnorten für Ausgebombte und Geflüchtete. Im sozialistischen Osteuropa kultivierten Kleingärtner während des Ost-West-Konfliktes

14 GARTEN+ L ANDSCHAFT

in ihrem Gartenstück Lebensmittel, die im Handel nicht erhältlich waren. VOM SPIESSER ZUM HIPSTER

Nach der politischen Wende 1990 veränderte sich die Lage der Gärten in den Städten komplett, ein zermürbender Prozess des Niedergangs setzte ein: Viele Kleingärten im Osten standen leer – die neue Freiheit sorgte dafür, dass viele DDR-Bürger gen Westen übersiedelten. Kleingärten waren auf einmal nicht mehr „in“. An ihnen haftete das klebrige Image von Spießigkeit. Es schlug die Stunde der Gemeinschaftsgärten: Auf einmal war es hip, inmitten der Stadt zu gärtnern. Platz war reichlich vorhanden: Städte wie Berlin oder Leipzig nutzten Brachflächen, die durch Abwanderung und Leerstand entstanden, neu und ermutigten die Bevölkerung, ihrer Gartenlust in Gemein-


URBANE GÄRTEN ALLES KRAUT UND RÜBEN?

Berlins Gärten in all ihrer Vielfalt: von der Hochbeetanlage „Allmende Kontor“ (links) bis zum Nachbarschaftsgarten Ton Steine Gärten (rechts).

schaft zu frönen. Waren die Kleingärtner noch an Abgeschiedenheit und Ruhe interessiert, standen im Gemeinschaftsgarten die soziale Interaktion, das Lernen, das Sich-Aufhalten in der Natur und die naturnahe Nutzung von Flächen in der Stadt im Mittelpunkt. Einige der ersten Gemeinschaftsgärten in Berlin (Rosa Rose, Prinzessinnengärten) und Leipzig (Anna Linde, Querbeet) erlangten nationale Berühmtheit als lokale Zentren einer „neuen Erschließung und Nutzung der Stadt als Naturraum“. Sie stehen für die Pionierrolle von Community-Gärten, mit der innenstadtnahe Stadtteile aufgewertet wurden.

Foto: Katharina Wxxxxxxxlz Fitz; Dr. Stephanie Bock

INTEGRIERTE URBANE GÄRTEN

Mittlerweile hat die Großstädte die Realität eingeholt: Die Zeit der Brachflächen ist vorbei. Der wachsende Bedarf an ehemals leeren Flächen setzt urbane Gärten heute unter immensen Druck. Bald könnten sie verdrängt und Opfer des eigenen Erfolgs werden, der vor allem Gemeinschaftsgärten in den letzten Jahren vergönnt war. Für prominente Beispiele wie Berlin und Leipzig gilt: Gärten sind wertvolles Bauland und für Investoren gut erschließbares Areal. Es braucht neue Ideen, die Gärten in der Stadt zu erhalten.

Das Überleben von urbanen Gärten, seien es Klein- oder Gemeinschaftsgärten, hängt zu einem großen Teil davon ab, ob die Stadt, lokale Politiker, die lokale Verwaltung und vor allem die Bürger sie unterstützen und fördern. Entscheidend ist die Frage, wie Stadtgärten verschiedener Form zusammenarbeiten können, damit sie weiter ein wichtiger Bestandteil der Stadtmatrix bleiben, trotz anhaltenden Nutzungsdrucks und Wachstums. Wie können sie ihren Wirkungsradius maximieren? Wie können Gemeinschafts- und Kleingärten für mehr soziale Gruppen attraktiv und zugänglich gemacht werden? Wie können sie noch stärker als bisher Orte der Begegnung, des gemeinschaftlichen Handelns, der Teilhabe sowie der lokalen Identifikation werden, sodass sie zur Lebensqualität in der Stadt beitragen und einmal mehr unverzichtbar sind? Ein Vorschlag für eine neue Qualität städtischer Gärten ist die Idee integrierter urbaner Gartenanlagen. Die beiden Gartentypen – Gemeinschafts- und Kleingärten – sollen nicht nur koexistieren, sondern auch kooperieren und so eine breitere Zielgruppe ansprechen. Ein solches Format könnte die Vorteile beider Typen in sich vereinen: Tradition, Er fahrung, Wissen, Stabilität und Kontinuität der Kleingärten auf der einen Seite und Dynamik, Offenheit, soziales 15 GARTEN+ L ANDSCHAFT


Leipziger Kleingärten um 1912: Müßiggang im Schreberverein Lindenau Leutzsch.

Um 1925 dienten Schrebergärten wie der der Leipziger Westvorstadt ausschließlich der Freizeit, im Zuge des Zweiten Weltkriegs wurden sie auch als

Engagement und Flexibilität der Gemeinschaftsgärten auf der anderen. Kleingärten könnten Parzellen für Gartenbauexperimente bereitstellen – um neue Sorten oder Lebensmittel für die städtischen Tafeln anzubauen. Gemeinschaftsgärten wiederum böten flexiblen Raum für Begegnung, Integration und Kommunikation. Beide Gartenformen leisteten durch gemeinsame Veranstaltungen eine effektivere Öffentlichkeitsarbeit und konzertierten ihr Handeln, um sich unentbehrlich für das urbane Leben zu machen. Kleingärtner und Gemein16 GARTEN+ L ANDSCHAFT

schaftsgärtner wären somit gemeinsam stärker, hätten eine größere Lobby und eine Stimme, die schwerer wiegte – ganz im demokratischen Sinne. Und wenn sie im digitalen Zeitalter, in dem das Leben auf der Überholspur ein alltägliches und die Suche nach Natur allgegenwärtig ist, den Stadtbewohnern interessante Angebote offerierten, dann sicherten die Gärten ihr Überleben nachhaltig. Aktuelle Beispiele in Berlin und Leipzig belegen, dass beide Gartenformen das Stadtleben verbessern und die Elemente der jeweils anderen übernehmen, sodass

Fotos: Verein Deutsches Kleingärtnermuseum e.V.

Wohnorte genutzt.


URBANE GÄRTEN ALLES KRAUT UND RÜBEN?

sich Schnittstellen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit ergeben. BEISPIELE AUS BERLIN UND LEIPZIG

Für die Mitglieder des Berliner Nachbarschaftsgartens „Prachttomate“ ist Gärtnern eine politische Aufgabe. Die Ernte teilen sie nicht nur untereinander auf, sondern spenden sie auch einer Schule in der Nachbarschaft. Entscheidungen treffen die Hobbygärtner gemeinschaftlich. Für die Nachbarschaft organisieren sie Flohmärkte, politische Filmabende und Seminare. Die Berliner Gemeinschaftsgärtner von „Himmelbeet“ sind interkulturell für ihren

zu einem großen Teil arabisch-türkischsprachigen Stadtbezirk mit Workshops, Film- und Musikabenden, einem Tag der Begegnung für Geflüchtete und interreligiösen Gartenführungen aktiv. Beide Gemeinschaftsgärten leiden unter dem Berliner Bauboom, ihre Flächen sind begehrt und für ihre Existenz müssen die Gärtner trotz ihrer gemeinschaftsbildenden engagierten Rolle kämpfen. Die Kleingartenanlage Stadtpark I im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hat eine lange, fast einhundertjährige Geschichte. Die Vereinsmitglieder organisieren für Interessierte Pflanzenbörsen, Feste, Fachvorträge und stellen ihre Beete als Schulgarten zur Verfügung.

Kleingartenanlage des deutschen Kleingärtnermuseums in Leipzig.

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Urbane Gärten finden trotz Wachstumsdruck Platz in unseren Städten: So die Projekte Wabengarten von Green City in München oder das Himmelbeet in Berlin.

Neu ist der Mitmachgarten für gemeinschaftliches Gärtnern von Jung und Alt. Trotz des Engagements gehört der Stadtpark I zu den 159 Berliner Kleingärten, deren Existenz nur bis 2020 gesichert ist.

Die Initiative Querbeet in Leipzig ist ein Ort der Begegnung zwischen Mensch und Natur. Dafür schaffen die Gemeinschaftsgärtner einen grünen Freiraum, der zugleich Nutzgarten als auch aktiver Ort für gesellschaftspolitisches Engagement ist. Sie mischen sich ein und wollen mitreden – bei kommunalpolitischen Entscheidungen, Umweltschutz, Umweltbildung. Sie organisieren Workshops und kulturelle Abende, arbeiten mit Kitas und Schulen zusammen. Queerbeet ist eine Anlaufstelle für Jung und Alt, ein Platz, an dem jeder seine Freizeit aktiv gestaltet – unabhängig von finanziellen Mitteln. In den nächsten Monaten entscheidet sich wie lange Querbeet dem Bauboom noch standhalten kann: Bis 2016 können die Gemeinschaftsgärtner die Fläche im Leipziger Osten nutzen. GÄRTEN DER STADT, VEREINIGT EUCH!

Die Beispiele in Berlin oder Leipzig machen Mut, dass der urbanen Nutzungsform Garten ein großes Integrationspotenzial innewohnt und dass Klein- und Gemeinschaftsgärten mit gesellschaft18 GARTEN+ L ANDSCHAFT

Fotos: Green City e.V./ Celine Theret; himmelbeet gGmbH; Anna Dankowska

Im Gemeinschaftsgarten Anna Linde in Leipzig verfolgen die Gärtner seit 2010 neben dem ökologischen Anbau von heimischen Arten und in alten Fruchtfolgen auf Hochbeeten auch das Ziel, Eltern und Kindern die Natur in der Stadt zu vermitteln. Die Initiative verkauft in einer eigenen Gärtnerei Setzlinge und Saatgut. Durch Leipzigs dynamisches Wachstum verliert die Anlage einen Teil ihrer Stammfläche im Ortsteil Plagwitz. Für den Moment bleibt sie aber dank einer Partnerschaft mit dem neuen Investor noch erhalten.


URBANE GÄRTEN ALLES KRAUT UND RÜBEN?

Die Ernte der Berliner Prachttomate geht sowohl an

lichem Engagement viel erreichen können. Beide Gartenformen haben der Stadt viel zu geben: Sie sind grüne Oasen, verbessern das Klima, bieten mentale und physische Erholung. Sie spielen eine wichtige soziale, gemeinschaftsstiftende und politische Rolle. Die Beispiele zeigen aber auch auf, wie fragil ihre Existenz ist. Das Problem des knappen und teuren urbanen Baulands besteht weiterhin. Wie sturmerprobt die Idee integrierter urbaner Gartenanlagen letztendlich ist, muss sich erst noch herausstellen. Es stehen sich Theorie und Praxis, Wunschvorstellung und Realität gegenüber. Es ist eine große und langfristige Herausforderung, beide Gartenphilosophien zu vereinen und eine gemeinsame Linie zu finden. Aber es lohnt sich, zu prüfen, ob die Integration sich als eine gute Strategie erweist, dem enormen Nutzungs- und Renditedruck zu trotzen.

die Gärtner selber als auch an eine benachbarte Schule.

„GÄRTEN IN DER STADT SOLLEN KOOPERIEREN!“ DAGMAR HAASE PROFESSORIN FÜR STADTÖKOLOGIE, HUMBOLDT UNIVERSITÄT BERLIN

19 GARTEN+ L ANDSCHAFT


ADMINISTRATIV KREATIV Urbane Gemeinschaftsgärten: Gewinn oder ewiger Kampf? Viele Planungsämter wissen nicht, wie sie mit der neuen Freiraumkategorie umgehen sollen. Die Landschaftsgärtnerin und Stadtplanerin Ella von der Haide hilft Kommunen dabei, gemeinsam mit Garteninitiativen zukunftsfähige Konzepte und Kooperationsmöglichkeiten zu entwickeln. Ein Interview über urbane Gärten als Rettungsanker in Zeiten sozialer Krisen und ihr Potenzial für die Stadtentwicklung.

INTERVIEWPARTNER

INTERVIEW: THERESA RAMISCH

Ella von der Haide ist ausgebildete Landschaftsgärtnerin und Stadtplanerin. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Kassel am Fachgebiet Freiraumplanung und ist international als Dokumentarfilmemacherin tätig.

Ella von der Haide, urbanes Gärtnern: langfristiger Trend oder Modeerscheinung?

Langfristiger Trend. Urbane Gärten sind kein neues Phänomen in deutschen Städten. Sie sind die Reaktion auf die gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. Wir werden mit einer Vielzahl von Krisen konfrontiert – oder denken das zumindest – und versuchen, im urbanen Gärtnern Antworten zu finden sowie im Sinne von Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung bewusst mit unserer Umwelt umzugehen. Welche Krisen sind das?

Sinnkrisen, die Krise der Vereinzelung, der Heimat, der Entfremdung von der Arbeit, die Demokratiekrise – wer hat schon noch das Gefühl, seine Umwelt wirklich mitgestalten zu können? Dann noch die größer werdende soziale Schere oder auch die Krise der Umweltgerechtigkeit – nicht allen steht genug Freifläche oder das Geld, dort hinzukommen, zur Verfügung. Wir suchen nach Ausgleich, dem Gefühl, nicht dem System ausgeliefert zu sein. Stichwort: Ressourcefulness. Das heißt... ?

Das Wort kommt aus den Vereinigten Staaten und beschreibt eine Lebensweise, in der man bewusst anders konsumiert und sich gegen den kapitalistischen westlichen Lebensstil wehrt, in dem zu viele Ressourcen verbraucht werden. Urbane Gärten übernehmen dabei 20 GARTEN+ L ANDSCHAFT

eine Schlüsselfunktion: Sie ermöglichen es, aktiv anders zu leben und eben nicht auf die Biotomaten aus Spanien angewiesen zu sein. Wie gehen Deutschlands Verwaltungen bislang mit dem Thema um?

Ganz unterschiedlich, aber insgesamt offen. Es gibt erste Experimente im Bereich der urbanen Gärten. Für die Kommunen ist das ein großer Schritt: Der Umgang mit der neuen Freiflächenkategorie, die weder privat noch öffentlich ist, muss in die Köpfe und Verwaltungsprozesse. Doch die Zahlen sprechen für sich: Bei der deutschen Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis sind rund 500 Gemeinschaftsgärten eingetragen. Mit den nicht offiziell gemeldeten sind es mehr als 1 000 Gärten. Dann gibt es in unseren Verwaltungen keine Gegner von Gemeinschaftsgärten?

Doch, natürlich. Klassische Bedenken sind Angst vor Vandalismus, die Kosten oder fehlendes Interesse seitens der Bevölkerung. Das Hauptbedenken ist jedoch, dass der öffentliche Raum privatisiert wird. Urbane Gärten sind sogenannte „Commons“ – auf Deutsch „Almenden“, weder öffentlich noch privat. Es fällt schwer, diese neue Art der Freiflächenkategorie in das Verwaltungshandeln, das auf öffentlich und privat zugeschnitten ist, zu integrieren. Eine mehr oder weniger feste Interessensgemeinschaft verwaltet eine Fläche auf öffentlichem Grund.

Urbane Gemeinschaftsgärten sind nicht nur gut fürs Stadtklima – sie ermöglichen auch die unkonventionelle Nutzung unserer Stadträume.


Foto: picture alliance / dpa , Günter Höhne

URBANE GÄRTEN IM INTERVIEW MIT ELLA VON DER HAIDE

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Im Münchner Nordosten gärtnern seit 2002 rund 50 Gärtner im Experimentiergarten und in den urbanen Gärten um das Ökologische Bildungszentrum.

architekt die Entstehung urbaner Gärten. Das aber – zumindest aktuell – nur, weil es von ihm verlangt wird. Die Gärten würden vom Know-how der Landschaftsarchitekten extrem profitieren. Inwiefern?

Urbane Gärten entstehen häufig auf ungewöhnlichen Flächen. Im Gegensatz zu Laien wissen Fachplaner, wie man sie richtig plant und bespielt. Durch die aktive Mitarbeit von Landschaftsarchitekten im Entwicklungsprozess entstehen ganz neue Möglichkeiten: begehbare Dachgärten, neue Formen von Hochbeeten, Wandbegrünungen oder Treibhäuser.

Urbane Gemeinschaftsgärten sind Allrounder. Aus ökologischer Sicht gehen sie als Klimaschutzmaßnahmen durch: Bei Starkregenereignissen dienen sie als Versickerungsflächen, die Bäume und Pflanzen kühlen und säubern die Luft. Zusätzlich ermöglichen sie unseren Planungsämtern, individuelle Grünflächen zu schaffen: kleinteilige, unkonventionelle und kreative Freiflächen, wie etwa auf Dachgärten, Balkonen oder Restflächen. Und aus sozialer Perspektive?

Urbane Gärten unterstützen das Recht auf Grün in der Stadt, agieren im Sinne der „Environmental Justice“, der Umweltgerechtigkeit. Sie bieten Freiraum, wo kein Park fußläufig zu erreichen ist, unterstützen die Daseinsvorsorge, befähigen damit Stadtbewohner, sich selbst zu versorgen, und viel wichtiger: Durch die nachbarschaftliche Organisation unterstützen sie die politische Handlungsfähigkeit unserer Gesellschaft. Eine Gruppe, die sich vielleicht so nie gefunden hätte, verfolgt gemeinsame Ziele. Was sollen Kommunen beachten?

Zuerst müssen alle rechtlichen Fragen geklärt werden: Wem gehört die Fläche? Ist sie in privater Hand, kann die Kommune sich als Gremium zwischen Besitzer und Gartengruppe schalten, den Pachtvertrag stellvertretend unterschreiben. Oder sie unterstützt die Interessengruppe, einen Verein zu gründen, 22 GARTEN+ L ANDSCHAFT

der das dann übernimmt. Die Frage, was bei Unfällen passiert und ob ein Versicherungsschutz benötigt wird, muss vor Projektbeginn beantwortet sein. Gibt es schon erste Versuche, urbane Gemeinschaftsgärten im Bau- und Planungsrecht zu verankern?

München ist mutig gewesen. In ihren letzten Bebauungsplänen hat die Stadt urbane Gemeinschaftsgärten eingeplant. Man hat sich das Recht herausgenommen zu experimentieren. Das finde ich gut. Das Planungsreferat wartet ab und schaut, wie die Pläne angenommen werden. Konkrete Änderungen im Baurecht sind bislang nicht vorgesehen. Man wird sehen, ob das nötig ist oder die Gärten einfach in die Planung einfließen.

Dann legen wir am besten gleich los! Aber wie?

Egal ob Kommune, Gartenverein oder Landschaftsarchitekt: Der erste Schritt zum urbanen Gemeinschaftsgarten ist die Kontaktaufnahme zur deutschen Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis. Sie ist die erste Anlaufstelle. Die Mitarbeiter dort kennen sich super aus, leisten gute Aufklärarbeit und informieren über die einzelnen Schritte.

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Mehr zur Arbeit von Ella von der Haide finden Sie hier: garten-landschaft.de/eine-anderewelt-ist-pflanzbar

Wie können Landschaftsarchitekten die Projekte unterstützen?

Die Erfahrung zeigt, dass es von Vorteil ist, dem Garten eine Person zur Verfügung zu stellen, die sich gut mit Gärtnern auskennt. Ein schönes Beispiel ist der Experimentiergarten im Ökologischen Bildungszentrum in Englschalking, München. Das Zentrum hat für seinen Garten einen Landschaftsarchitekten engagiert, der jeden zweiten Samstag im Garten mitarbeitet. So kam der Ort quasi zu seinem eigenen, kleinen botanischen Garten. Und beim Entstehungsprozess?

Der Park am Gleisdreick in Berlin zeigt: Mit der Integration entsprechender Flächen in seinen Entwurf ermöglicht der Landschafts-

KONTAKT Die Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis trägt mit innovativen Ansätzen zur Lösung von Gegenwartsfragen bei. Sie fördert, vernetzt und erforscht Räume und Netzwerke des Selbermachens. Dazu zählen Freiräume und Infrastrukturen wie interkulturelle und urbane Gärten, offene Werkstätten, Reparatur-Initiativen, Open Source Projekte und auch Initiativen zur Belebung von Nachbarschaften. anstiftung.de

Foto: Konrad Bucher

Urbane Gärten als Instrument der Stadtentwicklung: Welche Vorteile hat das für die Kommune?


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für Landschaftsarchitekten Rough&Ready ist eine einzigartige Produktlinie innerhalb der Kollektion von Streetlife mit einer natürlichen und robusten Ausstrahlung. Die Serie beinhaltet Produkte aus den Kategorien Stadtmobiliar, Baumprodukte und Brücken. Durch das standardisierte Holzprofil von 7x15cm, das rhythmische Fugenbild und die konsequente Detaillierung hat der Landschaftsarchitekt die Freiheit, ein Gesamtbild aus verschiedenen Einzelteilen dieser Serie zu schaffen. Kontaktieren Sie uns, wir denken gerne für Sie mit!

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GRÜNE STADTAKTIVISTEN Seit 25 Jahren prägt die Initiative Green City mit ihren Aktionen für die Umwelt das Münchner Stadtleben – von der Blade Night auf temporär autofreien Straßen bis hin zu Mitmach-Gärten. Sie ist keine Protest-Bewegung, sondern will die Münchner ermuntern, sich für eine „grüne“ Stadt zu engagieren. 24 GARTEN+ L ANDSCHAFT


URBANE GÄRTEN GREEN CITY E.V.

Green City startete 1990 mit sieben jungen Visionären. Heute sind im Verein 25 feste Mitarbeiter und mehr als 1 000 Mitglieder aktiv.

sieben „Umweltbewegten“ gegründet wurde mit dem Ziel, München „Autofrei 2000“ zu machen. Das hat zwar nicht geklappt. Doch die Umweltorganisation ist inzwischen auf 1 200 Mitglieder angewachsen und sorgt seit über 25 Jahren mit jährlich etwa 150 Umweltaktionen zum Mitmachen dafür, dass die Münchner sich selbst darum kümmern, dass ihre Stadt „grün“ wird. Und, dass das Spaß macht: bei der „Blade Night“, beim „PARK(ing) DAY“, mit dem „Bus mit Füßen“ oder dem Bürgerentscheid gegen die dritte Startbahn des Flughafens. GRÜNE ZENTRALE: LINDWURMHOF

Foto: Green City e.V./Tobias Hase

KATHARINA MATZIG

„Sie steigen an der Haltestelle Poccistraße aus und nehmen den Ausgang in Fahrtrichtung, dann stehen Sie direkt vor dem Lindwurmhof. Aber kaufen Sie vorher besser nicht ein, unser Aufzug ist kaputt, und das Büro liegt im fünften Stock ….“ So beschreibt Irene Nitsch den Weg zu Green City. Der Gedanke, dass man mit dem Auto zum Gesprächstermin kommen könnte, erscheint ihr offensichtlich so absurd, dass er ihr nicht in den Sinn kommt. Was nur konsequent ist, schließlich arbeitet die Wirtschaftswissenschaftlerin seit drei Jahren beim Münchner Verein Green City e.V., der 1990 von

Ebenso authentisch ist, dass Irene Nitsch in schickem Schwarz zum Gespräch erscheint und ihr Kollege Wolfgang Heidenreich, ein Landschaftsarchitekt, Jackett trägt. Von Anfang an war Green City kein Club der Lila-Latzhosenträger, sondern trat seriös auf und überzeugte mit Expertenwissen. Selbst die Büroadresse, die Lindwurmstraße 88, passt ins Konzept und das nicht nur aufgrund der hervorragenden Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, der es Besuchern leicht macht, zu Gesprächen und Beratungen zu kommen. Der Lindwurmhof ist nämlich ein ganz besonderes Münchner Gebäude: Es wurde nach Hamburger Vorbild als Kontor- und Lagerhaus von den Gebrüdern Rank entworfen und in nur einem Jahr, von 1910 bis 1911, ganz zeitgemäß teils aus Fertigbetonteilen als Firmenzentrale errichtet, damals schon mit eigenem Gleisanschluss zur ehemaligen Königlich Bayerischen Südbahn. Doch mag das Haus des Green-CityBüros auch historisch bemerkenswert sein, das Denken dreht sich um die Zukunft. Vier Bereiche – nachhaltige Mobilität, menschenfreundliche Stadtgestaltung, bewusster Umgang mit Energie sowie Umweltbildung für jede Altersgruppe – beschäftigen die etwa 25 Mitarbeiter, darunter Biologen, Geografen oder Forstwissenschaftler sowie die 20 Praktikanten, die sich für ihr Psychologie- oder Philosophiestudium Anregungen holen. 25 GARTEN+ L ANDSCHAFT


Der Giesinger Grünspitz in München: Green City nutzt die 2 000 Quadratmeter große Brachfläche als Raum für kulturelle und ökologische Aktionen.

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Sie alle versammeln sich jeden Donnerstag in der Mitte der mit Holz und Pflanzen wohnlich gestalteten Etage in einem gläsernen Kabinett an einem großen ovalen Tisch. Auf Hamburg wird nicht mehr geblickt, Green City ist inzwischen selbst Vorbild geworden. Beispielsweise für Wien, erzählt Wolfgang Heidenreich. Er arbeitet im sogenannten Begrünungsbüro der Umweltorganisation. Er ist das Sorgentelefon für Menschen, die Unterstützung suchen bei der Verhinderung von Baumfällungen, der Heilung von Baumkrankheiten oder die wissen möchten, wann welcher Baum gegossen werden sollte. Vor allem aber versucht er, Hauseigentümer davon zu überzeugen, dass Fassaden- und Dachbegrünung, die möglichst schon beim Entwurf eingeplant und standortgerecht umgesetzt wird, ein Haus schützt und nicht zerstört. Dass zudem das Grün das Stadtklima reguliert und die Folgen von klimawandelbedingter Hitze und Starkniederschlägen mildert. Viele hat er

schon überzeugt. Doch wenn es nach ihm ginge, dann sollte jetzt endlich auch mal die Stadt selbst mit gutem Beispiel vorangehen und öffentliche Bauten begrünen. Ein Leuchtturmprojekt wie der neue Konzertsaal, das wäre was! DAFÜR STATT DAGEGEN

Doch auch, wenn unten an der Lindwurmstraße die „Curry Bandits“ ihre Würste anpreisen: Weder Träumer noch Guerilleros sind unter den Green-CityAktivisten. Die Umweltorganisation ist lieber für etwas, als dagegen. Zwar erinnert sich Irene Nitsch noch an die Zeiten, als auch in München beim Guerilla Gardening die Samenbomben fielen. Doch der nachhaltige Erfolg blieb aus, meist war schon gemäht, bevor die Saat überhaupt aufgehen konnte. Nicht, weil die Stadt bewusst gegen die „unorganisierte“ Form der Stadtbegrünung vorging, sondern weil es einen festgelegten Mäh-Rhythmus gibt. Den, so Irene


URBANE GÄRTEN GREEN CITY E.V.

Nitsch, man aber natürlich ändern kann, wenn man weiß, an wen man sich in welcher Form zu wenden hat. Wer, wie, was, wann – bei Green City weiß man, wo man solche Fragen klärt. Sonst gäbe es schließlich kein Münchner StreetlifeFestival, bei dem seit dem Jahr 2000 die Leopold- und Ludwigstraße zweimal jährlich zur autofreien Flaniermeile werden, kein Fahrradleihsystem „Call a Bike“, das 1999 von der Deutschen Bahn übernommen wurde. München wäre nicht „Radlhauptstadt“, und Baumalleen würden nicht wandern. Ganz ohne grünen Daumen geht es aber auch nicht: Irene Nitsch ist bei Green City im Bereich Stadtgestaltung zuständig für die Projekte „Beetpaten“ oder die ehemalige Brachfläche „Giesinger Grünspitz“, die inzwischen zum lebendigen urbanen Garten geworden ist. Und das bedeutet, dass neben der theoretischen Abstimmung mit der Stadtverwaltung auch ganz praktisch Bepflanzungspläne erstellt, Pflanzen bestellt, eingesetzt und dauerhaft gepflegt werden müssen. Um hilfreiche zusätzliche Hände muss sie nicht mehr bangen: Die 100 jeweils zwei Quadratmeter großen Beete des 2014 gestarteten Pilotprojekts „Essbare Stadt“ im Rosengarten in der Nähe der Isar waren innerhalb kurzer Zeit bestellt und vergeben. Für 2017 hoffen 150 Gärtner auf eines der 100 Beete und Irene Nitsch auf weitere Flächen von der Stadt München.

Stadt zu werfen, der Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr verrät, wie viele daran arbeiten, dass ihre Stadt ein wenig essbarer, kommunikativer, verkehrsberuhigter, sauberer, kurz: dass München grün wird.

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Ein Video zu Green City e.V. finden Sie unter garten-landschaft.de/green-city

Für die anstehende Neugestaltung des Giesinger Grünspitz, fragt Green City die Bedürfnisse ab, die die Nutzer an den Raum haben.

Fotos: Green Ciyt e.V./Jonas Nefzger; Green Ciyt e.V./Zwangzer

MIT DER STADT FÜRS GRÜN

Die Zusammenarbeit mit der Stadt ist daher naturgemäß eine enge. Zahlreiche Projekte werden von unterschiedlichen Referaten unterstützt und finanziell gefördert, bürgerliches Engagement ist gern gesehen in der bayerischen Landeshauptstadt und die Expertise der Green City-Mitarbeiter anerkannt: Kürzlich erst hat die Stadt die Forderungen von „Sauba Sog I, Reinheitsgebot für Münchner Luft“ als Stadtratsbeschluss übernommen. Doch Unabhängigkeit – auch politisch – ist Green City wichtig. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass immer wieder neue Unterstützer für neue Ideen und Vorhaben gefunden werden müssen, damit München und die Münchner in Bewegung bleiben. Er lohnt sich also, der auto- und aufzugfreie Weg in den fünften Stock. Um mitzubewegen oder wenigstens von der Dachterrasse aus einen Blick über die 27 GARTEN+ L ANDSCHAFT


KOMMENTAR

WO SIND DIE GÄRTEN? AUTOR Stefan Leppert ist Gärtner, Landschaftsarchitekt, freier Autor, Übersetzer und Fotojournalist im Bereich Gartengestaltung und Landschaftsarchitektur mit Redaktionsbüro in Münster.

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Der Garten ist der größte verfügbare Raum zur Selbstverwirklichung. Wer sich einmal das zweifelhafte Vergnügen macht und an einem Samstagnachmittag durch eine Siedlung etwas neuerem Datums spaziert, wird Zeuge von dem, was der Eigenheimbewohner unter Gärtnern versteht. Einzelne erzeugen Lärm, die meisten allerdings sind gar nicht da. Es gibt nichts zu tun. Denn was sich Garten nennt, ist ein Fleck mit zu kleiner Terrasse, zu kleinem Rasen, zu kleinem Wasserbecken, zu kleinen Bäumen und zu hohen Eibenhecken. Garten und Gartenbesitzer hocken sich gegenüber und blicken sich an wie ein Paar, das denkt: „Verdammt, warum habe ich nur geheiratet?“ Horrende Grundstückspreise, fantasielose städtebauliche Entwürfe und die Abstinenz versierter Privatgartenplaner minimieren die Chance, befriedigende Gärten entstehen zu lassen. Bauherrenhörigkeit, Stein- und Gabionenverliebtheit sowie frappierende Pflanzenunkenntnis des professionellen Garten- und Landschaftsbaus tun ihr Übriges. In diesen sogenannten „Gärten“ muss die Hecke geschnitten, der Zaun gestrichen, das Trampolin geölt, der Sandkasten abgedeckt und der Rasen gemäht werden – am besten von einem professionellen Gärtner. Der aber muss bezahlt werden. Der Garten wird zu einem einzigen Muss. So kann sich kein Spaß anbahnen, so kann sich nichts anderes entwickeln als: Langeweile. Wir reiben uns also die Augen beim Lesen der zahlreichen Gartenmagazine. Wo stecken bloß die ganzen Gärtner und ihre traumhaften Refugien? Ich weiß es nicht. Aber ich habe Hoffnung für den Garten als Kulturgut. Denn trotz immer dichter werdender Städte lässt sich das Gärtnern nicht unterdrücken. Die zunehmende Enge scheint das Bedürfnis sogar zu verstärken. Wartelisten von halbwegs menschenfreundlich gelegenen Kleingartenanlagen, zahllose mit Mini-Staketenzäunen eingefriedete Baumscheiben und emsige Guerillagärtner in Baulücken zeugen davon. Doch leben wir in unentschlossenen Zeiten. Unser ideologisch zersplittertes, medizinisch

hochgerüstetes und standortuntreues Zeitalter lässt Träume wachsen von unendlicher Lebendigkeit und Unabhängigkeit. Manche können, manche müssen sehr viel schaffen, um sich das Gefühl eines ausgefüllten Lebens zu bescheren oder um einfach über die Runden zu kommen. Der Effekt ist der gleiche: Stress, ständige Aktivität und das Gefühl, für nichts richtig Zeit zu haben. Gleichzeitig sind Begriffe wie Entschleunigung und Loslassenkönnen omnipräsent. Offenbar gehören Betriebsamkeit und das Bedürfnis nach Entspannung zu den Paradoxien unserer Zeit. Dabei stellt sich die Frage, ob der Mensch, der alles Mögliche in seinem Tag unterbringen und immer unverbindlicher sein will, für ein auf Konstanz, Langsamkeit und Ortsgebundenheit angelegtes Dasein überhaupt noch geeignet ist. Das nämlich verlangt der Ort, der das Qualitätsmerkmal Garten verdient, dem Menschen ab. Wo also sind die richtigen Gärten mit leidenschaftlichen Gärtnern? Trotz aller gestalterischen Entgleisungen, trotz mitunter beängstigender Naivität: Flächen für gemeinschaftliches Gärtnern sind ganz offenkundig die Gärten, die Lust und nicht Last sind. Wenn, wie in Kleingartenparks Bereiche für Spaziergang, Kinderspiel, Sport und Lagern verwoben sind mit solchen, in denen Kleingärtner und urbane Gärtner ihrer Passion nachgehen, ist man dem Ziel einer von einer breiten Masse getragenen Gartenkultur sehr nahe. Und die Privatgärten – sind sie, zumindest aus der Perspektive einer lebendigen Gartenkultur, ein hoffnungsloser Fall? Nein, es gibt Grund zur Hoffnung. Helen Dillon, die Grand Dame der irischen Gartengestaltung, verkaufte im vergangenen Jahr ihr weltweit bekanntes Anwesen in Dublin. Auf meine Frage, was wohl aus dem Garten würde, antwortete sie: „Ich nehme den neuen Besitzer an die Hand und gehe mit ihm so lange durch den Garten, bis er ihn verstanden hat und ihn will.“ Für Gärten, die diesen Adelstitel verdienen, werden wir also etwas einfach Klingendes brauchen: Raum zum Erleben und Erlebenlassen. Und Menschen, die andere an die Hand nehmen: Planungsdezernenten ebenso wie Landschaftsarchitekten und -gärtner. Langweilig wird es jedenfalls nicht.


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GARTEN AUF ABWEGEN Die deutsche Gartenkultur im 20. Jahrhundert war vergleichsweise wirkungslos, niemals so stark, um als Kunstform und gesellschaftspolitische Kraft unser Jahrhundert zu formen. Im 21. Jahrhundert erlebt der Garten seine Renaissance. Und diese Trendwende zeigt sich nicht nur in der Vielzahl der aktuellen Urban-Gardening-Projekte.

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URBANE GÄRTEN GARTEN AUF ABWEGEN

Unter dem Ausstellungsnamen „Garten“ verwandelten EMI Architekten Ende 2016 die Architektur Galerie in Berlin in einen Illusionsraum.

Foto: EMI Architekten/Jan Bitter

SUSANNE ISABEL YACOUB

Hans von Trotha, Publizist, Gartentheoretiker und Gartenliebhaber, konstatiert die Renaissance des Gartens. Urban Gardening sei „weltweit eine Bewegung, die über gärtnerische Mittel gesellschaftlich etwas zum Ausdruck bringt“, sagte er jüngst in Berlin auf einer Diskussionsveranstaltung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL). Die Generation der Urban Gardener mache aus ihrer Share-Economy-Haltung heraus keinen Unterschied zwischen öffentlich und privat. Man teile sich Autos, Fahrräder, Wohnungen und Gärten. Nehmen wir zum Beispiel das „Himmelbeet“ in Berlin. Der urbane Gemeinschaftsgarten heißt so, weil er bald auf das Dach einer entstehenden Turnhalle ziehen wird. Im Moment gärtnern auf dem Baugrundstück, mitten im krisenerprobten, sozial benachteiligten BerlinWedding, Hipster und türkische Nachbarn Seite an Seite, sachkundig von einer Landschaftsarchitektin und einer Gärtnerin unterstützt. Üppig bewachsene Beete, dazwischen ein schickes Café, preisgünstig errichtet in Selbstbauweise aus Palettenholz. Die Gärtner-Idylle lässt den Verkehrslärm und die Sorgen der Straße vergessen. Sie strahlt auf ihre unmittelbare Nachbarschaft aus. Dort wirkt der vor drei Jahren landschaftsarchitektonisch überholte Leopoldplatz inzwischen wie ausgeliehen aus einem anderen hipperen Kiez und lockt an. Hier mischen sich die Schichten, vom berlinernden Rentner über die junge Kleinfamilie bis zu afrikanischen Kirchgängern. Somit bringt ausgerechnet das Urban Gardening, das anarchistische Gärtnern, das die Herzen vieler Städter und 31 GARTEN+ L ANDSCHAFT


Das Café im Gemeinschaftsgarten

VOM GARTEN ZUR ARCHITEKTUR

Himmelbeet in Berlin ist preisgünstig aus Paletten gebaut und verbindet urbanen Flair mit Gartenruhe.

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Die Trendwende zeigt sich auch anhand anderer Indizien. „Interessant wird es da,

wo Form- und Kompositionsprinzipien der Landschaftsgestaltung auf die Architektur übertragen werden“, sagt Christian Inderbitzin. Das Büro Edelaar Mosayebi Inderbitzin Architekten, kurz: EMI Architekten, aus Zürich entwickelt Architektur, ausgehend von Vorbildern aus der Gartenkunstgeschichte, und stülpt das, was Freiraum ausmacht, nach innen, in die Wohnungsgrundrisse. Das ist weit radikaler als übliches kontextbezogenes und ortsspezifisches Vorgehen, das wohl jeder Entwerfer für sich beansprucht. „Kann man auch eine Wohnung als Garten oder Landschaft, als eine räumliche Sequenz von unterschiedlichen Szenen entwerfen?“, fragt Inderbitzin. Ihr ausgeprägtes Interesse für Landschaften und Gärten definiert die Arbeitsweise der Architekten. Noch Studenten, entdeckten Inderbitzin und Elli Mosayebi den wohl berühmtesten Garten des Manierismus in Bomarzo bei Rom, fasziniert vom Wechsel zwischen Kunst- und Naturformen. Bis heute gefällt Inderbitzin, dass der von einem Laien angelegte Garten „eine biografische Landschaft ist“. Während ihres mehrmonatigen Forschungsaufenthalts in England untersuchten sie die Rolle des Pittoresken im englischen Landschaftsgarten und stießen auf das Motiv der Ruine. Inderbitzin betrachtet sie als offene Form, einen Hybrid zwischen Landschaft und Architektur. 2007 entstand ihr „Haus für einen Gärtner“, gedacht als neuer Haustyp, eine Alternative zum Einfamilienhaus. Im scheunenähnlichen Prototyp verschwimmen die Grenzen zwischen gewerblicher Nutzung und Wohnen, ganz zugeschnitten auf seinen Besitzer, den Eigner einer Gärtnerei. Für Mietwohnungen im gutbürgerlichen Zürich-Hottingen schmiegten die Architekten ein Gebäude zwischen Stämme, als sie keinen der alten, geschützten Bäume fällen durften und wollten. Inspiriert von der Ruinenarchitektur im Landschaftsgarten und von den natürlichen Formen vertikaler Basaltsäulen, gelangten sie zur Baufigur. Passend zum Blattkleid der Bäume, erhielten die Fassaden dunkelgrün glasierte Tarnstreifen aus Keramik, die vom Boden aus in die Höhe streben. Wenn Lichtreflexe darüber huschen, wirkt das „Haus in den Bäumen“ gleich weniger massiv. 2015 wurde es fertig. Am Stadtrand in Guggach wiederum, wo es hinter der neuen Siedlung gleich in einen Wald geht, bestimmt eine offensiv künstliche Wasserfläche den Außenraum

Fotos: himmelbeet gGmbH; EMI Architekten/Roland Bernath

brachgefallene Orte im Sturm erobert, eine gesellschaftspolitische Kraft mit, die schon verloren schien. Folgen wir Hans von Trotha, konnte, bedingt durch die beiden Weltkriege, im „gartenfernen 20. Jahrhundert“ Gartenkultur im Fortschreiten der Gesellschaft, in der Auseinandersetzung um Werte und Wandel quasi keine wirkliche Rolle spielen.


URBANE GÄRTEN GARTEN AUF ABWEGEN

Ein Meer an Hortensien verbindet im Zürcher Hottingen das 2015 von EMI

für 200 neue Wohnungen. „Wir wollten nicht den Wald, das Ruderale, fortsetzen“, betont Christian Inderbitzin. „Das haben wir von den Gärten gelernt. Sie sind offene Kunstwerke, die sich erst über die Rezeption und Imagination komplettieren und immer wieder anders erfahren werden. Häuser sollten ebenfalls über eine Offenheit in der Form verfügen und damit Abbild für eine pluralistische Welt werden.“ DER GARTEN DES 21. JAHRHUNDERTS: HISTORISCH ODER SPONTAN?

Bislang galt der Garten ja eher als Keimzelle des Privaten, nicht gerade tauglich für die Revolution im Städtebau. Heute ist er beides. Der Landschaftsarchitekt Georg v. Gayl kennt die geheimen Gärten von Wien und Berlin. Zwei Bildbände hat er über sie veröffentlicht, dafür 80 private Gärten besucht.

Architekten fertiggestellte Wohnhaus mit dem parkartigen Garten.

„GÄRTEN SIND OFFENE KUNSTWERKE, DIE SICH ERST ÜBER DIE IMAGINATION KOMPLETTIEREN.“ CHRISTIAN INDERBITZIN EMI ARCHITEKTEN, ZÜRICH

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er und strebt nach einer Atmosphäre, die ganz allmählich durch Altern, Einwachsen und Reifen entstehen kann. Bringt unsere Gesellschaft diese Geduld auf ? Die nachrückenden Generationen offensichtlich schon. Sie haben dafür ganz eigene dritte Wege gefunden, Urban Gardening ist nur eine Variante. Auch wo sich Baugruppen ein Stadtterrain erobern, gehört der Freiraum selbstverständlich dazu. „Was uns am Garten interessiert, ist das Thema Pflanze“, betont Markus Schönherr. Herrburg Landschaftsarchitekten verwandelten schon einen ihrer ersten Baugruppenhöfe, BIGyard im Prenzlauer Berg, in eine florale Insel. Das zählt umso mehr, weil die Pflanze aus dem öffentlichen Raum verschwindet. Auch für die weit größere Baugemeinschaft Schwiebusser Straße in Kreuzberg pflanzten Herrburg Landschaftsarchitekten wieder viele Anemonen, Gräser, Monarden und Knöterichschöpfe, um kleine private Terrassen, gemeinschaftliche Sitzbereiche plus Gemeinschaftsbeete zur Gartenlandschaft zu einen. Das Private ist eindeutig flexibler geworden, ein Garten weitaus weniger Hortus Conclusus als

früher und trotzdem weiterhin mit einer neu entdeckten Portion romantischem Gärtnern versehen. „Wir haben vermutlich ein romantisches Naturbild“, bekennt sich Christian Inderbitzin. Als die Schweizer in der Architektur Galerie Berlin ausstellten, derzeit einer der Hotspots der Architekturdiskussion, verwandelten sie die Räume in einen Garten, um den „eigenen Wert eines Gartens zu präsentieren“: Düfte von feuchter Erde und Laub; Stille, nur hin und wieder Vogelgezwitscher; bemooste Steine, Sträucher und Blüten. Wer die Häuser der Architekten sehen wollte, fand einen dünnen Paperback-Katalog vor, eingeladen, sich zum Blättern auf einen der Gartenstühle zu setzen.

Von innen wirkt die Berliner Architektur Galerie Ende 2016 wie ein lebendiger Garten, Vogelgezwitscher, Geruch von Moos und morschem Holz, inklusive.

Foto: EMI Architekten/Jan Bitter

Sein Lieblingsgarten gehört zu einem alten, österreichischen Winzerhaus. Jahrzehntelang widmete eine Biologin diesem Garten ihr Leben. Das Mystische, Unübersichtliche und zeitgleich Pragmatische an dem Garten mit vielen Nischen gefällt ihm besonders. „Das fasziniert mich so, dass Autodidakten, ganz nach Trial-and-Error, einen schönen Garten gestalten können. Im Garten zeigt sich ihre ganze Lebenserfahrung.“ Wenn der Landschaftsarchitekt – gerade gestaltete er für das jüngst eröffnete Barberini Museum in Potsdam einen eleganten Gartenhof mit beschnittenen Gehölzen – private Gärten plant, hört er oft ähnliche Wünsche. Wer Repräsentation will, verlangt nach dem „passenden Passepartout zum Haus“. Für viele aber geht es um Kindheitserinnerungen, um die Sehnsucht nach dem Garten der Oma und sehr oft um das Bedürfnis, etwas zu ernten. Obgleich es den meisten dann doch lieber sei, Äpfel zu pflücken als Gemüse anzubauen, erzählt v. Gayl. „Gärten sind immer erst schön, wenn sie alt sind. Gärten müssen Patina haben“, findet

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Die New Yorker Firma Gotham Greens baut mittlerweile auf fast 16 000 Quadratmetern Dachfläche nachhaltig Salat, Gemüse und Kräuter an.

VISIONÄRE DACH-BAUERN Ungenutzte Dachlandschaften, durch Dünger verseuchtes Wasser, Lebensmittelverschwendung: Gotham Greens aus New York City sagt vielen Missständen den Kampf an. Die Pioniere der urbanen Landwirtschaft in kommerziellen Gewächshäusern haben innerhalb weniger Jahre viel erreicht und produzieren heute über 500 Tonnen Salat, Kräuter und Gemüse. Ist das die Zukunft der Landwirtschaft?

LAURA KLÖSER

„Meine Mama hat geweint, als ich gesagt habe, ich werde Dachfarmerin,“ erzählt Jennifer Nelkin Frymark lachend. „Sie fürchtete für eine Biologieabsolventin wäre das keine geeignete Karriere.“ Nelkin Frymark ist seit der ersten Stunde Chef-Landwirtin und Partnerin bei „Gotham Greens“, einem Pionier in der urbanen Landwirtschaft. Alles begann in Brooklyn, New York. Viraj Puri und Eric Haley sind seit dem College enge Freunde, die sich für Ökologie und Ernährung interessieren. Sie machen sich Gedanken über die Auswirkungen von konventioneller Landwirtschaft auf die Umwelt. „Die Bevölkerung wächst, und der Bedarf an Lebensmitteln wird weiter 36 GARTEN+ L ANDSCHAFT

steigen. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, wir fanden, das bietet eine hervorragende Gelegenheit etwas zu ändern,“ erklärt Viraj Puri. Die Freunde gründeten 2009 Gotham Greens, Nelkin Frymark stieß im selben Jahr als Partnerin dazu. Zwei Jahre dauerte es, bis die Technik ausgereift war und das erste Gewächshaus im Brooklyner Stadtteil Greenpoint gebaut werden konnte, das den Prinzipien des jungen Teams gerecht wird. Oberstes Gebot ist, Gemüse und Kräuter nachhaltig zu produzieren. Dazu zählt die grüne Stromversorgung durch Solarpaneele und die Bewässerung durch aufgefangenes Regenwasser. Durch die Gebäude sind die Gewächshäuser automatisch von unten isoliert. Man verzichtet auf chemische


Foto: Gotham Greens

URBANE GÄRTEN DACH-BAUERN IM BIG APPLE

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einzubeziehen. „Unsere Erzeugnisse reisen nicht mehr als sieben Meilen zu ihrem Bestimmungsort“, bestätigt Eric Haley. Heute bewirtschaftet Gotham Greens fast 16 000 Quadratmeter Dachfläche an vier Standorten in New York City und Chicago. Insgesamt wachsen jährlich über 500 Tonnen Salat, Kräuter und Tomaten in den Gewächshäusern, auch wenn man auf der Homepage lieber in Millionen Salatköpfen rechnet.

Im Sinne einer ökologischen Landwirtschaft arbeitet Gotham Greens ohne Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Insektiziden. Die Gewächshäuser werden über Solarpaneele mit Strom versorgt.

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Pestizide, Herbizide und Insektizide. Ganz im Sinne einer ökologischen Landwirtschaft hält man Schädlinge durch Fressfeinde in Schach. „Wir setzen jagende Insekten aus, die sich darum kümmern. Bienenvölker bestäuben unsere Tomaten“, fasst Puri das Konzept zusammen. Unter Nachhaltigkeit versteht Gotham Greens auch, die Produkte an lokale Restaurants, Cafés, Märkte und Supermärkte zu liefern und die Nachbarschaft

Viele Meilensteine konnte Gotham Greens in der kurzen Firmengeschichte bereits erreichen, vom ersten wirtschaftlich genutzten, urbanen Gewächshaus der USA 2011 bis zur Auszeichnung mit dem Environmental Excellence Award des New York State Departement of Environmental Conservation 2013. 2014 folgte die medienwirksame Zusammenarbeit mit der größten Biosupermarktkette der USA: Whole Foods. Auf dem Dach des Flagshipstores in Brooklyn-Gowanus setze Gotham Green auf 1 800 Quadratmetern die erste in – genauer gesagt auf – einem Supermarkt integrierte Dachfarm des Landes um. Die Solarpaneele für die Stromversorgung sind auf dem Parkplatz verteilt, so kann die Dachfläche effizienter genutzt werden. „Wir können den Kunden und auch den Nachbarn direkt zeigen, wo ihr Essen herkommt und wie es angebaut wird,“ erläutert Nelkin Frymark den pädagogischen Wert der Zusammenarbeit. Gemüse und Kräuter vom Dach werden direkt im Supermarkt eine Etage tiefer verkauft, die Lieferung erfolgt statt mit Lkws einfach per Fahrstuhl, Zwischenhändler entfallen. Nelkin Frymark sieht darin einen wichtigen Schritt gegen Lebensmittelverschwendung: „Etwa die Hälfte der landwirtschaftlichen Erzeugnisse wird weggeschmissen, ein Großteil davon bereits, bevor sie den Endverbraucher überhaupt erreichen. Da sparen wir uns die vielen Stationen und liefern direkt in die Nachbarschaft.“ Ein weiterer Schritt für einen bewussteren Umgang mit Lebensmitteln stellt für das Team der Verkauf der neuen Produktlinie „Ugly Greens“ dar, verschrumpeltes Gemüse, das fast 40 Prozent günstiger verkauft wird. Mit dem neuen Standort in Chicago errichteten die Unternehmer 2015 die

Fotos: Gotham Greens

ERSTE SUPERMARKT-DACHFARM


URBANE GÄRTEN DACH-BAUERN IM BIG APPLE

größte Dachfarm der Welt. Im selben Jahr zählte das Wirtschaftsmagazin „Business Insider“ Gotham Greens 2015 zu den 50 coolsten Unternehmen Amerikas. Der nachhaltige urbane Ansatz liegt voll im Trend, die Nachfrage nach den lokalen Erzeugnissen ist enorm. Mehr als 100 Mitarbeiter können Puri und Haley heute in Vollzeit beschäftigen. KLIMAUNABHÄNGIGE PRODUKTION

Ob Urban Farming die Zukunft der Landwirtschaft sei? Viraj Puri formuliert es so: „Die moderne Landwirtschaft ist vielen Errungenschaften zu verdanken, die aber gleichzeitig auch Probleme schaffen. Heute wird der Großteil der Erde für Landwirtschaft genutzt, sie verschmutzt ganz nebenbei unser Grundwasser.“ Die Produktionsweise auf dem Dach benötige im Vergleich nur etwa ein Zehntel des Wassers, Dünger werde durch „Environmental Control“ gespart, der genauen Steuerung der klimatischen Bedingungen. Puri: „Wir können unser Konzept in allen möglichen Klimata umsetzen und das ganze Jahr über Lebensmittel erzeugen. Selbst in den extremen Wintern in Brooklyn bieten wir den Pflanzen 23 Grad am Tag und 18 Grad in der Nacht.“ Für den Teil der Stadtbevölkerung, für den Nachhaltigkeit zum Lifestyle gehört, sind

2014 entstand die erste Dachfarm auf einem

Lebensmittel aus Urban Farming ein willkommenes Angebot. Auch deshalb plant Gotham Greens derzeit die Expansion in weitere Städte. Den Massenmarkt werden die Dächer der Metropolen wohl kaum bedienen können, für eine kleine Packung Gotham-Greens-Salat zahlt der Kunde umgerechnet immerhin etwa 3,80 Euro. Dass die Dachfarmen aber künftig zu einem selbstverständlichen Bestandteil der Landwirtschaft werden, das kann man sich nur wünschen. Den Grundstein dafür haben Puri, Haley und Nelkin Frymark in New York gelegt.

Supermarkt. Die Ernte gelangt direkt per Fahrstuhl in den Verkauf der amerikanischen Biosupermarktkette Whole Foods.

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Das Ufer des Cam Le als produktive Infrastruktur: die Grafik zeigt die räumliche Verteilung und die Zusammenhänge zwischen Produktion, Verkauf und Verwertung von Lebensmitteln und organischen Abfällen.

40 GARTEN+ L ANDSCHAFT

waste bins

public lighting river front promenade

allotment garden

fruit trees (bank reinforcement)

coorporative agriculture traditional deck (river access)

fishing


URBANE GÄRTEN RAPID PLANNING IN VIETNAM

KOMPOST FÜR DIE INFRASTRUKTUR

n aqua culture Cam Le river

Mit Wasserhyazinthen die Infrastruktur in der Stadt verbessern? Das geht! Ein internationales Forschungsprojekt will die urbane Landwirtschaft mit organischen Abfällen revolutionieren und damit das Leben in den Städten nachhaltiger und ressourcenschonender gestalten.

Grafik: TU Berlin – FG Landschaftsarchitektur. Freiraumplanung

VERA HERTLEIN-RIEDER

Es scheint der perfekte Kreislauf zu sein: Auf Brachflächen entstehen Gärten mitten in der Stadt. Die Bewohner bauen selbst Obst, Gemüse und Kräuter an. Die Abfälle wandern nicht zur Mülldeponie, sondern direkt als Dünger wieder aufs Beet. Da stellt sich die Frage: Kann Urban Gardening dazu beitragen, die Infrastruktur der Städte so zu verbessern, dass sie die Herausforderungen der Zukunft – allen voran schnelles, unkontrolliertes Wachstum und der damit verbundene Bedarf nach Ressourcen – meistern? Ein Projekt in der vietnamesischen Stadt Da Nang zeigt, dass dies möglich sein könnte. Dort bewirtschaftet eine landwirtschaftliche Kooperative eine Fläche am Fluss Cam Le und stellt Kompost

her – mithilfe von Wasserhyazinthen, die das Flussufer überwuchern. In Zukunft kommen hier auch organische Abfälle des nahe gelegenen Markts zum Einsatz. Damit schließt sich der lokale Stoffkreislauf, denn die Kooperative beliefert den Markt bereits mit frischen, zertifizierten Lebensmitteln. Auf der einen Seite spart man teuren Dünger. Auf der anderen Seite reduziert sich der Abfall durch die Kompostierung. Dieser müsste zur zentralen Mülldeponie transportiert werden. RAPID PLANNING FÜR EIN NACHHALTIGES INFRASTRUKTUR-MANAGEMENT

Urbane Landwirtschaft boomt in Da Nang. Hier ist der Anbau von eigenem Gemüse und Kräutern über alle Schichten hinweg beliebt. Verantwortlich dafür sind zahlreiche Lebensmittelskandale, resultie41 GARTEN+ L ANDSCHAFT


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GARTEN+ L ANDSCHAFT

Foto und Grafik: TU Berlin – FG Landschaftsarchitektur. Freiraumplanung


URBANE GÄRTEN RAPID PLANNING IN VIETNAM

„DER HERKÖMMLICHE BEGRIFF DER INFRASTRUKTUR, WIRD HINTERFRAGT.“ KATHARINA LINDSCHULTE TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN

Dang Nan am Cam Le-Fluss: Urbanes Gärtnern ist beliebt. Im Rahmen des Rapid Planning Projekts wurden weitere Ideen zur integrierten Bewirtschaftung der Ufer entwickelt.

rend aus mangelnder Hygiene und der Belastung der Produkte durch Pflanzenschutzmittel. Dass das Projekt, genauer betitelt als „Rapid Planning – Nachhaltiges Infrastruktur-, Umwelt- und Ressourcenmanagement für hochdynamische Metropolregionen“ gerade mit dem Thema der Lebensmittelkreisläufe in den Städten viel bewirken kann, darauf hoffen die Verantwortlichen. Beim Rapid Planning ist der Name Programm: Prozesse gilt es im Moment des Entstehens zu steuern – planerisch flexibel, mit den Menschen vor Ort und den lokal verfügbaren Ressourcen. Insgesamt elf Forschungsinstitutionen und das UN Habitat treiben das Projekt gemeinsam voran, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). In Da Nang setzten die Akteure das Kompostieren im Rahmen eines Einstiegsprojekts um – ein Türöffner, um Rapid Planning als Methode modellhaft zu erproben und zu verankern. Neben Da Nang kommen die Städte Kigali in Ruanda und Assiut in Ägypten als Pilotstädte in den Genuss von Einstiegsprojekten, also einer praktischen Umsetzung von konkreten Ideen für diese neue Art des Planens. Das Forschungsprojekt, das noch bis 2019 läuft, betrachtet bewusst Städte, die mit ihrer Größe global gesehen eine zweite Hierarchieebene gegenüber den Megacitys darstellen. Die drei Pilotstädte haben etwa eine Million Einwohner, sind in kurzer

Zeit rasant gewachsen oder wachsen weiter. In Städten ähnlicher Größe leben weltweit die meisten Menschen. Und viele solcher Städte werden künftig entstehen, weil Klein- und Mittelstädte sich zu Metropolen entwickeln. Wichtig für das Gelingen der Einstiegsprojekte sind studentische Summer Schools. In Da Nang etwa arbeiteten 46 Studenten aus drei Kontinenten im vergangenen Jahr an weiteren Vorschlägen für die integrierte Entwicklung eines fünf Kilometer langen Abschnitts des Cam Le-Flusses. Gartenbesitzer, so lautete eine Idee, deren Grundstück sich entlang des Flussufers befindet, könnten ebenso den Kompost beziehen. Auf brachliegenden Flächen entstünden weitere Gärten, die die vor Ort typischen, mobilen Garküchen belieferten, so eine andere. Damit bildete sich ein produktiver grüner Korridor, ein Mitmachort für die Nachbarschaft. Die Bepflanzung selbst befestigte das Ufer und reinigte das Wasser; das gesamte Areal fungierte als Retentionsraum bei Hochwasser. Die urbane Landwirtschaft würde sich insgesamt positiv auf das Ökosystem und regionale Wertschöpfungsketten auswirken; die Nachbarschaft könnte intensiver miteinander kooperieren, ein lokaler Treffpunkt entstünde. Es wäre eine Schritt für Schritt machbare Vision, die mit der Kompostierung einen konkreten Ausgangspunkt hat. Die Ideen visualisierten die Studenten nicht nur in Plänen, sondern auch mit Interventionen vor Ort und präsentierten sie in einer Open-Air-Ausstellung am Flussufer. Die Ergebnisse übergaben sie dem Volkskomittee der Stadt Da Nang. NACHHALTIGE ENTWICKLUNG DURCH URBANE STOFFKREISLÄUFE

Der Forschungsschwerpunkt bei der Rapid-Planning-Methode liegt darauf, die vier Infrastruktursektoren Energie, Wasserversorgung und -entsorgung, Abfallmanagement und urbane Landwirtschaft zu verknüpfen. Urbane Stoffkreisläufe sollen dabei eine nachhaltige Entwicklung ermöglichen. Der herkömmliche Begriff der Infrastruktur, langfristig geplant und mit hohen Investitionen verbunden, wird hinterfragt. Die urbane Landwirtschaft spielt sowohl in ökologischer als auch in ökonomischer und sozialer Hinsicht eine tragende Rolle. 43 GARTEN+ L ANDSCHAFT


residents rain water

processed food

ont r f er riv

fresh produce

urban agriculture

CamLe river

direct sales & gastronomy

compost

water hyacinth

general waste

organic waste

disposal waste

composting site

STUDENTEN

von drei Kontinenten arbeiten in Da Nang an

Vorschlägen für die integrierte Entwicklung eines fünf Kilometer langen Abschnitts des Cam Le-Flusses.

44 GARTEN+ L ANDSCHAFT

Anders als in den Ländern der nördlichen Hemisphäre ist die Produktion von Nahrungsmitteln in den Städten der Schwellen- und Entwicklungsländer ein unverzichtbarer Teil des Wirtschaftens – und wird es umso mehr in den wachsenden Städten sein. Gerade für mittlere und ärmere Bevölkerungsschichten kommt dem eine essenzielle Bedeutung für die eigene Ernährung oder als Einkommensgrundlage zu. Bei der urbanen Landwirtschaft greifen die Akteure auf eine bereits bestehende Infrastruktur und auf ein breites Wissen zurück. Neu ist die Kopplung mit anderen Infrastrukturbereichen, insbesondere der Entsorgung. Das ermöglicht es, Stoffkreisläufe und Wertschöpfungsketten zu schaffen und damit Ressourcen zu schonen. Damit Rapid Planning zur Methode wird, muss man Akteure vor Ort gewinnen und

dauerhaft miteinander vernetzen. Dafür sind die konkreten Eingriffe der Einstiegsprojekte ebenso wichtig wie das praktische Umdenken und das methodische Wissen über transsektorales Planen in den Stadtverwaltungen, bei den Infrastrukturbetreibern und sozialen Einrichtungen. Die Stärke von Rapid Planning, so zeigen die bisherigen Erfahrungen aus dem Forschungsprojekt, ist zugleich auch das Risiko: Alle Akteure müssen ihren Part im System übernehmen, um die Kreisläufe zu schließen und integrierte Strukturen zu ermöglichen. Rapid Planning versteht sich dabei als globaler Austausch auf Augenhöhe. Die urbane Landwirtschaft wurde in den vergangenen Jahren auch in den westlich geprägten Ländern zu einem strategischen Instrument der Stadtplanung. Umgekehrt haben die Städte etwa in Asien und Afrika den berechtigten Anspruch, sich zu moder-

Grafik: TU Berlin – FG Landschaftsarchitektur. Freiraumplanung

46

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STAND

B09 Rapid Planning hat unter anderem zum Ziel, Stoffkreisläufe

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zu optimieren und zu schließen. Einen wichtigen Part spielen dabei die Akteure vor Ort.

nen Metropolen zu entwickeln. So könnten die Rezepte des Rapid Planning die Zukunft von Städten weltweit speisen.

FAKTEN Der Bericht basiert auf einem Gespräch der Autorin mit Juliane Brandt, Christoph Kasper und Katharina Lindschulte von der Technischen Universität Berlin. Sie arbeiten am Fachgebiet Landschaftsarchitektur/Freiraumplanung bei Prof. Undine Giseke und sind mit am Forschungsprojekt „Rapid Planning – Nachhaltiges Infrastruktur-, Umwelt- und Ressourcenmanagement für hochdynamische Metropolregionen“ beteiligt.

45 GARTEN+ L ANDSCHAFT


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VERSTEHEN SIE MEINE IDEE?

WIE DETAILLIERT SOLLTE DER PLAN SEIN?

Landschaftsarchitekt Matthias Burghammer sieht es pragmatisch: „Wenn ein Plan gut und selbsterklärend ist, dann funktioniert er ohne großes Erklären und ohne vorherige Beteiligung.“ Wichtig sei, alle Module konkret zu erklären und mit Visualisierung und Hinweisen zu arbeiten. Außerdem versucht Burghammer, so viel wie möglich über seine Kunden und deren Vorstellungen herauszufinden. Checklisten fragen etwa die Arbeitsabläufe, Budgetplanung und Bauzeit ab. „Je besser die Vorbereitung, desto besser der Plan“, ist Burghammer überzeugt. Doch wann ist ein Plan selbsterklärend? Für Landschaftsarchitekt Martin Gasse eine schwierige Frage, die einer Gratwanderung gleicht: „Zwar wird ein 3-D-Modell immer besser verstanden als ein abstrakter Grund46 GARTEN+ L ANDSCHAFT

rissplan; doch das Verständnis hängt wesentlich von der Einbindung der Bürger und Nutzer ab.“ Wenn diese sehen, wie eine Planung entsteht, sei der Zugang ein ganz anderer. Zusätzlich bergen zu viele Details die Gefahr der Enttäuschung. Denn dort, wo jedes Fenster und jede Buche eingezeichnet ist, erwarten viele Bürger genau jenes Fenster und jene Baumart. Kommt es in der Umsetzung anders, droht Ärger. „Daher ist es wichtig, keinen fertigen Plan vorzulegen“, sagt Gasse. „Außerdem könnte es demotivieren. Besser ist es, die Probleme aufzugreifen und einzelne Lösungsvorschläge zu machen sowie zu weiteren Ideen aufzurufen. Und ein händisch gezeichneter Plan suggeriert, dass noch Änderungen möglich sind. Ein perfekter CAD-Plan könnte davon abschrecken, weiterzudenken.“ Außerdem legt der Landschaftsarchitekt Wert darauf, jeden einzelnen Vorschlag im Zweifelsfall begründen zu können.

Collage: Philipp Hoß, Julian Schäfer

Rapidographen, Tusche und Rasierklingen vs. CAD-Systeme, Visualisierungen und filmische Animationen: Uns stehen heute zahlreiche Werkzeuge zur Verfügung, Ideen zu präsentieren. Die Grundfrage, wie wir Pläne gestalten, die die Öffentlichkeit nachvollziehen kann, bleibt – trotz aller technischer Entwicklungen. Désirée Balthasar im Gespräch mit Fachpersonen aus Landschaftsarchitektur und Verwaltung über die wichtigsten Eckpunkte einer gelungenen Entwurfsdarstellung.


STUDIO FRAGE

Anhand eindrucksvoller Collagen verdeutlichten zwei Masterstudenten der TU München, welche Auswirkungen ihre Ideen auf die Stadt Shenzhen haben könnten.

WELCHE TECHNIKEN SIND ÜBLICH?

Die Digitalisierung hat unendlich viele Möglichkeiten der Visualisierung und Animation hervorgebracht. Doch sollte man alle davon nutzen? „Natürlich könnte man Häuserfronten in allen Farben darstellen, diesen oder jenen Bodenbelag zeigen, die Bäume einfügen oder nicht“, sagt Burghammer. Die Technik gibt es durchaus her, alle Varianten durchzuspielen. „Die zeitaufwendige Kreativität, mit

der man früher am Zeichenbrett Pläne erstellt hat, fällt heute weg. Die Software übernimmt diese Aufgabe.“ Das bedeute jedoch nicht, dass man Zeit spart. Denn die enormen Datenmengen müssen in das System eingegeben werden. Die Vorstellung, dass die CAD-Software die Planung übernehme, ist für Burghammer naiv. „Somit hat die handwerkliche Kreativität beim technischen Zeichnen an Relevanz verloren.“ „Film, Visualisierung und Modelle könnte man natürlich bei jedem Projekt erstellen – sie würden das Verständnis in den meisten Fällen erheblich steigern“, sagt Gasse. „Doch wird das selten honoriert.“ Oft sind es wirtschaftliche Gründe, die Präsentation einfach zu halten. Daher präsentieren Gasses Kollegen und Mitarbeiter meist mit Folie auf Overhead-Projektoren oder sie werfen PowerPoint-Präsentationen über den Beamer an die Wand. „Tatsächlich nutzen wir in den meisten Fällen immer noch Papier.“

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WIE ERKLÄRE ICH DEN PLAN?

Leicht nachvollziehbare Pläne und Visualisierungen: bbz Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitekt Burghammer gibt seine Pläne ungern aus der Hand. Zumindest nicht unerklärt. „Ich möchte dabei sein, wenn der Kunde den Plan ansieht. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass er fehlinterpretiert wird. Unbeantwortete Fragen führen dann im schlimmsten Fall zu Missverständnissen und Ablehnung.“ Die Erklärung des Plans als Kernelement der Präsentation. Fragen klären, Module erläutern, den Kontext miteinbeziehen. Auch für Gasse ein ganz wesentlicher Punkt. Denn: „Manchmal vergessen Bürger das große Ganze. Dann sind

gewinnen nicht ohne Grund zahlreiche Preise.

PRÄSENTATION GANZ OHNE PLÄNE

Die Stadt Düsseldorf hat vor Kurzem beschlossen, so viele Partizipationsprojekte wie möglich in ihre Stadtentwicklung einzubringen. Daher haben die Verwaltungsmitarbeiter viel Erfahrung darin, Bürgern Pläne nahezubringen. Doris Törkel erzählt von kreativen Methoden, abstrakte Pläne in die Wirklichkeit der Menschen zu holen: „Einmal steckten wir eine neue Kleingartengrenze mit Sonnenblumensaat ab. Da konnten sich die Kleingärtner ein Jahr lang anhand der Sonnenblumen an die neue Grenze 48 GARTEN+ L ANDSCHAFT

gewöhnen.“ Ein anderes Mal übertrug Törkel die Partizipation ins Internet, um eine Spielfläche für Jugendliche an deren Lebenswirklichkeit anzupassen, und schnitt somit die Planung konkret auf den Nutzerkreis zu. Gesina Schindler griff ebenfalls zu ungewöhnlichen Mitteln. Sie ließ einen riesigen Sandberg an dem Ort aufschütten, an dem eine Skateanlage gebaut werden sollte. Im Maßstab 1:1 modellierten ihre Mitarbeiter die Anlage mit Schaufeln und Baggern. „Je sensibler das Thema, desto kreativer und aufwendiger also darf die Präsentation sein.“

Fragen wie die Form oder das Material der Bänke wichtiger als das Gesamtkonzept. In diesen Momenten nutzen wir die Trichter-Methode: von außen nach innen zoomen.“ Gasse erläutert den Ort im Gesamtgefüge und geht dann auf Teilbereiche ein bis letztlich zu den Ausstattungselementen. Privatkunden gibt Gasse die Pläne nach der Vorstellung mit nach Hause, um sie einige Tage wirken zu lassen. So kann die Entscheidung reifen. „Im politischen Gremium, welches in diesem Moment über einen Entwurf abstimmen muss, fällt die Zeit für Entscheidungsfindung leider weg. Dort ist es folglich umso wichtiger, die Pläne ausreichend zu erklären.“


RELEVANZ VON SPRACHE, ORT UND GRUPPENGRÖSSE

Plan und Visualisierung: bbz landschaftsarchitekten

Schindler hat außerdem die Erfahrung gemacht, dass die Größe des Publikums zählt. „In Kleingruppen den Plan zu diskutieren, hat sich bewährt“, erzählt die Landschaftsarchitektin. „So werden direkt Fragen aufgegriffen, und die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass die Menschen das Vorhaben verstehen und sich trauen, sich aktiv zu beteiligen. Nicht jeder kann einen Plan lesen.“ Wenn der Plan einen direkten Bezug zum Stadtteil aufweist, wird er besser angenommen. Ein Problemviertel schönzufärben sei unrealistisch. „Die Visualisierung stellt am besten den Stadtteil so dar, wie er ist. Das heißt, er kann auch mal etwas ruppig aussehen. Wenn man dann das Publikum vor dem geistigen Auge durch sein Viertel führt und erzählt, was an dieser Mauer oder an jenem Parkeingang konkret passieren wird, klappt es meistens.“ Die Erklärung und bürgerfreundliche Darstellung von Plänen ist auch für Törkel fundamental wichtig. „Leider verfallen Planer oft in ‚Planerdeutsch‘ und verwenden Begriffe, die von Bürgern oft nicht so verstanden werden, wie sie vielleicht gemeint sind.“ Etwa der ‚wassergebunde Weg‘. „Das bedeutet aber nicht, dass man seine Fachpläne komplett ändern muss. Der Originalplan kann natürlich verwendet werden, es bedarf keiner speziellen Fassung. Man kann Bürgern schon einiges zutrauen.“ Mit Schnitten, Skizzen und Fotos versteht die Öffentlichkeit auch den Fachplaner. Wobei Törkel vom HochglanzBeamer absieht und auf Papier setzt. „Die Menschen sollen sich trauen, einen Stift in die Hand zu nehmen und eigene Ideen zu formulieren.“

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AUTORIN Die freiberufliche Journalistin Désirée Balthasar arbeitet in Hamburg und schreibt über Wirtschaft, Architektur und Recht. Zuvor arbeitete sie in einem wirtschaftlichen Fachverlag in Köln. Sie studierte Literaturund Sprachwissenschaft sowie Entwicklungspolitik in Konstanz und London.

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„DIE BANK IST EIN MARKTPLATZ!“ Denkt man an Stadtmobiliar, so kommt einem als Erstes die Sitzbank in den Sinn. Sie ist eines der wichtigsten Möbelstücke im öffentlichen Raum. Was aber macht eigentlich eine perfekte Bank aus? Wie designt man sie? Wir sprachen mit dem Münchner Industriedesigner Thorsten Franck.

INTERVIEW: ANJA KOLLER

Thorsten Franck ist gelernter Schreiner, Industriedesigner und Dozent an internationalen Designhochschulen. In München unterhält er ein Studio für Design und Produktentwicklung. Mit seinen kreativen Ideen zum Thema Stadtmobiliar hat er schon so manchen Landschaftsarchitekten überrascht.

50 GARTEN+ L ANDSCHAFT

Herr Franck, was muss Stadtmobiliar leisten? THORSTEN FRANCK: Es muss die Kommu-

nikation mit dem Nutzer herstellen. Nur wenn ich als Passant eine Verbindung – etwa zu einer Bank – aufbaue, möchte ich mich auch gerne setzen. Als Industriedesigner achte ich auf die Details – seien es Fußräume, Abstände oder das Material.

Kommunikation mit dem Nutzer – was bedeutet das genau?

Eine Bank im öffentlichen Raum steht nicht irgendwo. Sie steht da, wo es notwendig ist,

aber auch da, wo es sich lohnt, zu verweilen. Sie ist wie ein Marktplatz organisiert. Ich kann hier alleine sein, schlafen, essen, meine Ruhe haben oder mit anderen Menschen kommunizieren. Was muss man beachten, wenn man eine Sitzgelegenheit entwirft?

Sitzen betrachte ich als Alltagsaufgabe. Wann will ich sitzen? Warum will ich mich setzen? Für mich als Designer ist es wichtig, diese Fragen zu beantworten und mich in den Menschen hineinzuversetzen. Und ich stelle mir die Frage: Haben sich unsere Bedürfnisse eigentlich verändert? Sitzt man

Foto: TF_PRODUCTDESIGN

INTERVIEWPARTNER


STUDIO PRAXIS

heute anders als noch vor ein paar Jahren? Danach richten sich meine Entwürfe. Haben sich die Bedürfnisse denn verändert?

Ja, die Art und Weise, wie wir im öffentlichen Raum sitzen, hat sich gewandelt. Jugendliche sitzen gerne auf der Rückenlehne. In der U-Bahn stehen wir eher, als dass wir sitzen. Es ist eine Art „stehendes Sitzen“. Das muss ich als Designer berücksichtigen. Wie gehen Sie praktisch vor?

Ich gehe nach draußen und erfasse den Raum. Den Ort, an dem letztendlich ein Entwurf von mir seine Wirkstätte findet, identifiziere und definiere ich vorab: seine Geschichte, seine Lage, die Menschen, die sich dort aufhalten. Alles ist relevant. Ich besuche den Ort, lasse mich inspirieren. Ich schaue genau hin, wie Menschen sich setzen. Und dann baue ich ein Modell. Als eine Art Mock-up?

Ja, ein eins-zu-eins-Modell aus Papier und Pappe. Das hilft mir, das Volumen zu deuten, mir vorzustellen, wie das Ganze in der Realität wirkt. Das Modell integriere ich dann in den öffentlichen Raum. Das heißt, ich nehme das Modell mit nach draußen und positioniere es genau dort, wo es dann letztendlich stehen soll. Das ist wichtig, denn wem ist das nicht schon einmal passiert: Man sieht ein tolles Möbelstück in einem Einrichtungsladen, kauft es, und wenn man es zu Hause in die eigenen vier Wände stellt, sieht es auf einmal ganz anders aus.

Was ist das Wichtigste bei der Entwicklung von Stadtmobiliar?

Neben der Aufgabe als Möbelstücks, spielt für mich das Material eine große Rolle. Es ist wichtig, dass dieses, der Ort und der Mensch, der etwa eine Bank im Stadtpark nutzt, zusammenpassen. Diese Arbeitsweise ist sehr kreativ. Wie funktioniert die Kooperation mit den Landschaftsarchitekten, die hier auch involviert sind?

Sehr gut. Die Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekten ist spannend – auch weil jeder noch einmal eine ganz andere Sicht auf die Dinge hat. Mir sind zum Beispiel die Kleinigkeiten, die Details sehr wichtig. Und dann kann es schon einmal sein, dass ich mir stundenlang Gedanken über den Fußraum einer Bank mache. Was war ihr bisher spannendstes Stadtmobiliar-Projekt?

Das war in Waiblingen. Ich habe mich intensiv mit dem Ort und dessen Geschichte beschäftigt und dort eine 100 Meter lange Holzbank für einen Park designt. Gearbeitet habe ich vorrangig mit Rottönen, angelehnt an die rote Erde der Region. Herr Franck, was ist für Sie der ideale Ort für eine von Ihnen designte Bank?

Eine Blumenwiese unter einem Blätterdach aus Bäumen.

Für die Stadt Waiblingen entwarf Thorsten Franck eine 100 Meter lange Bank in Rottönen: angepasst an die rote Erde der Region.

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SPRUNG IN DIE ZUKUNFT Mit dem Projekt :metabolon wurde im bergischen Lindlar aus einer Abfallstätte ein visionärer Wissenschafts- und Freizeitstandort. Die gläserne Deponie informiert auf anschauliche Weise über Abfallwirtschaft und neue Technologien im Umwelt- und Ressourcenschutz.

FAKTEN

:metabolon, Lindlar Bergischer Abfallwirtschaftsverband BAV LANDSCHAFTSARCHITEKT FSWLA Landschaftsarchitektur GmbH TRAMPOLINE SPOGG Sport Güter GmbH ARCHITEKT pier7 architekten BAUZEIT 2008-2011 BEARBEITUNGSFLÄCHE: 31,5 Hektar PROJEKT

AUFTRAGGEBER

52 GARTEN+ L ANDSCHAFT


STUDIO REFERENZ

FELIX BAUMMAN

:metabolon stammt vom griechischen Wort „Metabolismós“ und bedeutet „Umwandlung“ oder „Veränderung“. Der Name ist hierbei Programm: In einer Zeit, in der Rohstoffe immer knapper werden, geht es bei :metabolon um die Frage wie man Abfallstoffe wiederver wertet und Ressourcen nachhaltig schont. Hinter dem Projekt stehen die Architekten pier7 und die FSWLA Landschaftsarchitektur GmbH. Im Jahr 2012 erhielten sie für die gläserne Deponie den Landschaftsarchitekturpreis Nordrhein-Westfalen.

Fotos: Bergischer Abfallwirtschaftsverband; SPOGG Sport Güter GmbH

DEPONIE ALS FREIZEITPARK

Das Herzstück ist ein Deponiekegel, der einem Freizeitpark gleicht und spielerisch die Dimensionen der Müllmengen vermittelt, die dort lagern. Besucher erfahren Wissenswertes über den Kreislauf von Waren, Trends in der Abfallwirtschaft, regenerative Energien und wie sie selbst Müll vermeiden können. Auf der Aussichtsplattform mit einer rot gummierten Oberfläche toben Freizeitsportler auf einem der drei Trampoline der Firma Spogg Sport Güter. Hinauf zum Kegel geht es auf einer Recyclingachse mit rund 360 Stufen. Von hier aus hat man einen eindrucksvollen Blick über das Bergische Land. Herunter kommen Besucher auf einer 110 Meter langen Doppelrutsche, in Deutschland die längste ihrer Art und damit das Highlight der Anlage. Der gesamte Deponiekegel ist als Sukzessionsband gestaltet; auf einem zwei Kilometer langen Pfad wachsen verschiedene Pflanzenarten ohne menschliches Zutun.

anlagen, ein Besucherzentrum sowie Seminar- und Schulungsräume. Fern vom Frontalunterricht, lernen Schüler hier viel über Mülltrennung und -vermeidung sowie Recycling im Allgemeinen. Ganz neu ist der Energielehrpfad in luftiger Höhe rund um den Kegel der Deponie. Auch sportliche Aktivitäten wie Downhill, Mountainbiken und Cross-CountyGolf stehen bei Besuchern durch die Topografie des Geländes hoch im Kurs. Rund um das :metabolon legten die Landschaftsarchitekten zudem ein Radund Wanderwegenetz an. Aus der ehemals monofunktionalen Mülldeponie ist so eine Landmarke entstanden, die durch ihren Imagewandel wirtschaftliche Impulse aussendet und innovative Forschungsergebnisse präsentiert.

Ein Highlight des Innovationsstandorts:

+

Der Gipfel des

Mehr Bilder zum Projekt :metabolon

Deponiekegels mit

finden Sie unter

Aussichtsplattform

garten-landschaft.de/metabolon

und Trampolinen.

INNOVATIVES UMFELD

Direkt neben dem Kegel, im noch aktiven Teil des Entsorgungszentrums Leppe, erhalten Besucher Einblicke in die Arbeitsabläufe der Deponie. Auf dem Gelände gibt es zudem Forschungs-

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Fotos: urbanworks - Thumm Technologie GmbH; Rinn Beton- und Naturstein GmbH & Co. KG; Ehl AG

Was ist eigentlich innovativ? Ein neues Design, eine frische Idee, eine Erfindung – oder alles zusammen? Wir stellen innovative Lösungen vor, die nicht nur neu sind, sondern vor allem in puncto Design, Praktikabilität, Nachhaltigkeit und Stil überzeugen.


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STEIN 2.0 Mit dem Hydropor Siliton RC 40, kurz RC Stein, hat Rinn einen Betonstein auf den Markt gebracht, der zu 40 Prozent aus recyceltem Material hergestellt wird. Recyclinggranulat ersetzt damit in der Produktion wertvolle Naturrohstoffe. Der Stein, in Grau und Anthrazit erhältlich, wird klimaneutral produziert und eignet sich für private und öffentliche Bauvorhaben in der Garten-, Landschafts- und Stadtgestaltung. Wege, Parkplätze und Höfe können so nachhaltig gestaltet werden. Am Anfang der Entwicklung des RC Steins stand die Frage, wie Betonmaterial, das in der Produktion übrig bleibt, weiter verwendet werden kann und so Ressourcen langfristig geschont werden. Die Ergebnisse des Entwicklungsprozesses sind von der Materialforschungs- und Prüfanstalt der Bauhaus-Universität in Weimar auf Herz und Nieren geprüft und bestätigt worden. Somit entspricht der Hydropor Siliton RC 40 allen Anforderungen an einen langlebigen Betonstein, erfüllt alle gültigen Normen und ist zudem in Sachen Umwelt- und Klimaschutz wegweisend. rinn.net

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PFLASTERVERLEGUNG OHNE SCHNITT Die Braun Steine GmbH bietet mit dem Arena-Pflastersteinsystem eine Pflasterung an, die ohne zusätzliches Schneiden verlegbar ist. Die organisch geformten Steine eignen sich für eine Anordnung im wilden Verband, wobei kleinere Ausgleichssteine für die notwendige Passform sorgen. Das System lässt sich problemlos selbstständig und ohne größeren technischen Aufwand verlegen. Durch seine unregelmäßige Steinform und Anordnung sorgt das Arena-Pflaster für ein nostalgisches Äußeres und ermöglicht eine hohe Regenwasser-Versickerungsleistung. Die Braun Steine GmbH bietet das System in vier verschiedenen Ausführungen mit unterschiedlich großen Steinformen an. Eine attraktive Farbpalette mit acht verschiedenen Farbtönen sorgt für reichhaltige Gestaltungsmöglichkeiten von Terrassen, Wegen, Garagenauffahrten oder Plätzen. braun-steine.de

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Fotos: Zaunteam Franchise AG; braun-steine GmbH; Tonatoo - Markus Schwab; Bernd Fischer alulines GmbH & Co. KG

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HOCHWERTIGE WASSERSPIELE Das Unternehmen Tonatoo bietet für Terrassen und Gärten ein umfangreiches Sortiment aus hochwertigen Wasserspielen an. Die Wasserwände, Wasserfälle oder Wasserläufe sind mit einem der 37 Design-Wasserbecken individuell kombinierbar. Die verschiedenen Elemente bestehen wahlweise aus Verbundwerkstoffen oder Edelstahl und passen sich an die äußeren Witterungsbedingungen an. Die Wasserspiele entwickeln durch Beckenleuchten und Spots auch bei Dunkelheit eine individuelle Atmosphäre. Ein eigener Wasseranschluss ist nicht notwendig, auf Wunsch kann eine automatische Befüllung installiert werden. wasserbecken-tonatoo.de

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Foto: Godelmann GmbH & Co. KG

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An der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) ist am Standort Nürtingen baldmöglichst folgende Stelle zu besetzen:

W2-Professur für Objektplanung Die Professur vertritt die Lehre im Bereich der Landschaftsarchitektur an der Schnittstelle von Entwurf und Detail. Erwartet werden zudem Lehrtätigkeiten in anderen Bachelor- und Masterstudiengängen der Fakultät Landschaftsarchitektur, Umwelt- und Stadtplanung. Bewerbungsschluss: 20.03.2017 Detaillierte Informationen zu den fachlichen Anforderungen und den Einstellungsvoraussetzungen finden Sie unter: www.hfwu.de/aktuelles/stellenangebote

Das Grünflächenamt sucht eine/einen

Gärtnermeisterin/Gärtnermeister Die vollständige Ausschreibung mit näheren Informationen zu Aufgabengebiet und Anforderungsprofil finden Sie auf unserer Homepage unter: www.wiesbaden.de/stellenausschreibung Die Bewerbungsfrist endet am 27.03.2017. Für weitere Informationen stehen Ihnen Frau Claus (0611/312913) oder Herr Schäfer (0611/312478) gerne zur Verfügung.

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Bachelor bzw. Master of Science (FH), FR Landschaftspflege, Landschaftsplanung und Freiraumentwicklung oder vergleichbare Qualifikation (EG 12 TVöD bzw. BesGr A 13 LBesO (Laufbahngruppe 2, 1. Einstiegsamt) für das Garten-, Friedhofs- und Forstamt

Die Abteilung „Friedhöfe“ des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes mit rund 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewirtschaftet 13 kommunale Friedhöfe mit einer Fläche von 263 ha sowie ein Krematorium. Die ausgeschriebene Stelle ist bei der Abteilungsleitung angesiedelt und dieser direkt unterstellt. Ihre Aufgaben u.a.:

• planerische Begleitung und Umsetzung des Friedhofsentwicklungskonzeptes, Strategien für eine zukunftsorientierte Entwicklung der Friedhöfe sowie Koordination, Planung, und Begleitung verschiedener Friedhofsaufgaben (u. a. Grabfelder, Grabarten, Friedhofsgestaltung) • Steuerungsunterstützung der Abteilungsleitung bei der Umsetzung strategischer Ziele; schwerpunktmäßig wirtschaftliche und bürgerorientierte Betriebsführung, Personaleinsatz, Mittelbewirtschaftung und Qualitätssicherung • Unterstützung und Beratung der Friedhofsleitungen und Erfüllung der Schnittstellenfunktion zwischen Abteilungsleitung und Friedhofsleitung • Projektarbeit und Schnittstelle zu anderen Abteilungen des Amtes, z. B. zur Abteilung Untere Naturschutzbehörde, Grünplanung und Neubau • Vertretung der Abteilungsleitung Ihr Profil:

• sicheres Gespür für die planerischen und gestalterischen Anforderungen der teilweise historisch gewachsenen Friedhöfe • Führungskompetenz/-fähigkeit und soziale Kompetenz, sowie hohe Leistungsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein • Fähigkeit zum konzeptionellen, vernetzten und ganzheitlichen Denken, sowie Kommunikations- und Teamfähigkeit • Fähigkeit zum sensiblen Umgang mit Hinterbliebenen und friedhofstypischen Gewerken • Kenntnisse im Friedhof- und Bestattungswesen, bzw. die Bereitschaft sich diese kurzfristig anzueignen • Besitz der uneingeschränkten Fahrerlaubnis der Klasse 3 bzw. EU-Norm B. Die Einstellung erfolgt unbefristet im Arbeitsverhältnis zu den Bedingungen des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TVöD). Bei Vorliegen der laufbahnrechtlichen Voraussetzungen ist eine Einstellung im Beamtenverhältnis möglich. Die Stadtverwaltung Düsseldorf verfolgt offensiv das Ziel zur beruflichen Gleichstellung von Frauen und Männern. Bewerbungen von Frauen werden daher ausdrücklich begrüßt. Auswahlentscheidungen erfolgen unter Berücksichtigung des Landesgleichstellungsgesetzes NRW. Die Landeshauptstadt Düsseldorf nimmt die berufliche Integration nach dem SGB IX ernst. Bewerbungen von Schwerbehinderten und Gleichgestellten werden bei gleicher Eignung bevorzugt berücksichtigt. Eine Teilzeitbeschäftigung ist grundsätzlich möglich. Richten Sie bitte Ihre aussagekräftige Bewerbung bis zum 24.03.2017 an die Stadtverwaltung, Amt 10/614, Kennziffer 68/04/02/17/102, 40200 Düsseldorf, E-Mail: personalwirtschaft@duesseldorf.de. E-Mail-Bewerbungen können auf eigenes Risiko als PDF-Datei übersandt werden.* Ansprechpartnerin: Frau Lindhorst, Telefon (0211) 89-9 58 40, Moskauer Straße 27, Zimmer 5.06. * Hinweis zum Datenschutz: Bewerbungsunterlagen, die per einfacher E-Mail als unverschlüsselte PDF-Datei übersandt werden, sind auf dem Postweg gegen unbefugte Kenntnisnahme oder Veränderung nicht geschützt.

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PERSÖNLICH HAFTENDE GESELLSCHAFTERIN Georg D.W. Callwey Verwaltungs-GmbH ALLEINIGER GESELLSCHAFTER Helmuth Baur-Callwey, Verleger in München KOMMANDITISTEN Helmuth Baur-Callwey und Dr. Veronika Baur-Callwey, Verleger in München; Dr. Marcella Prior-Callwey und Dominik Baur-Callwey, Geschäftsführer in München GESCHÄFTSFÜHRER Dominik Baur-Callwey, Tel –159, Dr. Marcella Prior-Callwey, Tel –165 EDITORIAL DIRECTOR Prof. Dr. Alexander Gutzmer, Tel –118 ADVERTISING DIRECTOR Andreas Schneider, Tel –197 (verantwortlich für den Anzeigenteil) DISPOSITION Kirstin Freund-Lippert, Tel –123, Fax +49 89/43 61 161 DIRECTOR BUSINESS DEVELOPMENT Christian Keck, Tel –178 VERTRIEB Marion Bucher, Tel –125, Fax –317 HERSTELLUNGSLEITER Mark Oliver Stehr, Tel –167 (alle Adressen wie Verlag)

HERAUSGEBER Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL) CHEFREDAKTION Tanja Braemer (verantwortlich für den redaktionellen Inhalt), Tel –150 REDAKTION Sophie Charlotte Hoffmann, Tel –154; Tanja Gallenmüller, Tel –156; Anja Koller, Tel – 189; Theresa Ramisch, Tel –127; Alexander Russ, Tel – 172; Sabine Schneider, Tel – 146 GESTALTUNG Olga Denk, Boris Storz ABONNEMENTSERVICE Leserservice Garten+Landschaft, D-65341 Eltville, Tel +49 (0) 6123 / 92 38 –225, Fax +49 (0) 6123 / 92 38 –244, leserservice@garten-landschaft.de KONTO FÜR ABONNEMENTZAHLUNGEN Deutsche Bank Offenburg, IBAN DE04 6647 0035 0044 8670 00, BIC DEUTDE6F664 ERSCHEINUNGSWEISE: monatlich Unverbindlich empfohlene Bezugspreise (alle Preise in Euro): Die Inlandspreise enthalten 7% MwSt. Inland: 149,00 Studenten: 95,00 Kombi-Abo: 220,00 Kombi (Stud.): 149,00 Ausland: 159,00 Studenten: 105,00 Einzelpreis: 14,00 Kombi-Abo in Verbindung mit Topos. Bestellung: Abonnements können direkt beim Verlag oder bei jeder Buchhandlung bestellt werden. Abonnementgebühren sind im Voraus zu begleichen. Das Abonnement gilt zunächst für ein Jahr und kann danach jederzeit gekündigt werden. Die Belieferung erfolgt auf Gefahr des Bestellers. Ersatzlieferungen sind nur möglich, wenn sofort nach Erscheinen reklamiert wird. Widerrufsrecht: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Ausgabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anforderungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen.

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PODIUMSGESPRÄCH ÜBER „GRÜNE INFRASTRUKTUR“ JENS HAENTZSCHEL

Erfurt, 1. Februar 2017 – 20 Jahre, das ist wirklich ein Grund zum Feiern. Was als Neujahrsempfang der Thüringer Landschaftsarchitekten begann, ist heute als gemeinsamer Neujahrsempfang der „grünen Verbände“ bdla, DGGL und FGL ein wichtiger Treffpunkt für die Branche geworden. Statt der üblichen Grußworte und Reden setzten die Veranstalter diesmal auf ein kurzweiliges Podiumsgespräch zum Thema „Grüne Infrastruktur“. Unter der Moderation der ehemaligen Geschäftsführerin der Architektenkammer Thüringen, Gertrudis Peters, sollten Vertreter der beiden zuständigen Ministerien und der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG) berichten, welchen Wert die Investitionen in grüne Infrastruktur im Freistaat Thüringen haben. Das Thema sei derzeit bundes- und EU-weit in aller Munde, so Peters. Die Referatsleiterin für Städtebau- und Schulbauförderung im Thüringer Mini64 GARTEN+ L ANDSCHAFT

sterium für Infrastruktur und Landwirtschaft, Anja Maruschky, erläuterte, die grüne Infrastruktur sei ein wichtiges Thema für eine nachhaltige Stadtentwicklung und eine Querschnittsaufgabe, die Lebensqualität, Ökologie und Grünflächenentwicklung verbindet. Grüne Infrastruktur trage viel dazu bei, städtebauliche Missstände auszugleichen. Auch für Hans-Jürgen Schäfer, Abteilungsleiter im Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, ist das Thema eine Herzensangelegenheit. „Aber nur mit einem Käseglocken-Naturschutz werde man der Materie nicht gerecht. Erforderlich sind auch landschaftsgestalterische Elemente, die Natur als Strukturelement in einer Kulturlandschaft erfahrbar machen“, so Schäfer. Naturnaher Lebensraum und Gestaltung von Natur schließen sich nicht aus. Am Beispiel der Wasserrahmenrichtlinien erklärte Martin Feustel, Präsident der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, das enge und positive Miteinan-

der von Wasserbauingenieuren und Landschaftsplanern. „Man ist noch nicht da, wo man hin will, aber nun geht es nach einer langen Planungsphase in die Umsetzung vieler Projekte. Wir schaffen in den kommenden Jahren neue Räume mit dem Gewässer am Gewässer.“ Emotional war das Statement von Thomas Bleicher, DGGL-Vorsitzender in Thüringen und zugleich Leiter des Bau-, Grünflächen- und Umweltamtes in Weimar. Auf die Frage, wie selbstverständlich es für Städte trotz vieler Etatschwierigkeiten ist, sich auch um grüne Infrastruktur zu kümmern, sprach er zuerst vom Misstrauen gegenüber der Wortkombination. Der Begriff bewirke aber auch Positives. Es ist schlicht und ergreifend eine Gleichsetzung der Grünräume mit der grauen Infrastruktur. Grün ist notwendig für unsere Daseinsvorsorge, es ist einfach unverzichtbar. In der Konkurrenz zu anderen sozialen und städtischen Belangen muss eines klar sein: Wir haben nur begrenzte Ressourcen, auf die wir alle zugreifen. Das Hauptthema


Rund 150 Gäste kamen in diesem Jahr zum traditionellen Empfang der „Grünen Verbände“ in den Kanonenhof des Deutschen Gartenbaumuseums.

ist die Flächenverfügbarkeit. Das sektorale Denken, nur Verkehrsräume zu planen oder Hochwasserschutz zu organisieren, gehe nicht auf. Man kann so etwas nur gemeinsam lösen.“ Jens Heger, FGL-Präsident Hessen-Thüringen, sieht ein großes Beschäftigungsfeld für grüne Infrastruktur. Er wies aber auch darauf hin, dass die Pflege bei den Kommunen eine immer geringere Rolle spielt. Das ginge zu Lasten der Qualität. „Nicht nur die Investition, auch die Folgekosten müssen in den Blick genommen werden, das heißt wir

IM KALENDER BITTE VORMERKEN Freitag, 17. März: Landesverbandskonferenz in Detmold Samstag, 18.März: Detmold Stadtexkursion

Foto: Maik Schuck

Samstag, 18. März und Sonntag 19. März: Zukunftswerkstatt III „Strategische Maßnahmen“ Freitag, 24.3. bis Sonntag, 26.3.2017: Treffen des Arbeitskreises „Landschaftskultur“ auf Burg Stahleck in Bacharach

brauchen eine dauerhafte Entwicklungspflege. Es macht keinen Sinn, Grün in die Städte zu holen und sich danach nicht darum zu kümmern.“ Werner Alkewitz, Thüringer bdla-Vorsitzender, zeigte wie sich in den vergangenen zwanzig Jahren das Image der grünen Verbände gewandelt hat. Mittlerweile sei der Beruf des Landschaftsarchitekten und seine gesellschaftliche Relevanz anerkannt. Das gelte auch für die zunehmende Bedeutung grüner Infrastruktur. Mit der Landesgartenschau in Apolda gibt es eine attraktive

Großveranstaltung, die das Thema „Garten“ erneut voranbringen wird. „Eine weitere Landesgartenschau für 2024 ist bereits beschlossene Sache. Wichtig für uns ist es, dass sich diese Gartenschauen wieder fester in den Köpfen der Bevölkerung verankern.“ Aktuell wird eine Kommission zusammengestellt, die nach der Abgabe der Machbarkeitsstudien im März die Bewerberstädte genau unter die Lupe nehmen soll. Eine Entscheidung über den Austragungsort der Schau 2024 wird dann im Sommer erwartet. Zufrieden zeigt sich der Landesverband auch mit den aktuellen Planungen zur Bundesgartenschau in Erfurt 2021. Nach der vorgebrachten Kritik in den vergangenen Jahren war 2016 ein gutes Jahr für die künftige BUGA. „Wir hatten viele Gründe, den Stand der Planungen zu bemängeln, aber nun geht es spürbar voran. Die Maßnahmen im egapark sind zu Teilen erfolgreich umgesetzt. Auch im Nordpark gibt es Bewegung. Dies wird vielleicht der Geländeteil mit den größten Überraschungen“, so Alkewitz. Kritik gibt es unterdessen noch an den Überlegungen zum Petersberg als drittem Standort innerhalb der Stadt. „Der Petersberg ist und bleibt ein Reizthema für uns. Wir vermissen da den großen inhaltlichen Schritt. Es gibt Ideen, aber es fehlt an einer Lösung. Ich freue mich aber, dass es nach langem Hin und Her endlich einen kompetenten Ansprechpartner seitens der Stadt gibt. Wie schon in den vergangenen Jahren wurde der 20. Neujahrsempfang in Thüringen von der Baumschule Lorberg, Rinn Beton- und Natursteine sowie der Leipziger Leuchten GmbH finanziell unterstützt.

Mittwoch, 31.5.2017: Einsendeschluss für Gedichte zum Thema „Flora“ für die Zeitschrift „Poesiealbum neu“. http:lyrikgesellschaft.de/ kategorie/ausschreibungen Mittwoch, 28.6. bis Samstag, 1.7.2017: Bundeskongress der „Grünen Verbände“ in Berlin zum Thema „Stadt – Grün –Kultur“ Freitag, 8.9.2017: Kulturpreisverleihung an die Klosterkammer Niedersachsen Samstag, 9.9.2017: Landesverbandskonferenz in Niedersachsen

Korrigendum G+L 02/2017, DGGL, S. 64. Der Artikel „Landschaftsarchitekt Herbert Heise wird 90 Jahre“ wurde dankenswerterweise von Prof. Dr. Michael Goecke, und nicht wie gekennzeichnet von Bettina Oppermann und Mareike Thies, geschrieben. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

Diese Rubrik unterliegt presserechtlich und inhaltlich der Verantwortung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur: Bettina Oppermann, DGGL Bundesgeschäftsstelle, Wartburgstraße 42, 10823 Berlin, Telefon 0 30/78 71 36 13, bettina.oppermann@freiraum.uni-hannover.de

65 GARTEN+ L ANDSCHAFT


S IC HTACHS E

IST BAUEN WIDER DIE NATUR?

FLEDERMÄUSE CONTRA BAUVORHABEN

Wie wäre es, wenn man einfach kurzerhand anfinge zu bauen? Packen sie dann nicht ihr Bündel, suchen sich ein anderes genehmes Plätzchen oder begeben sich auf die Balkan-Route? Aber das Verscheuchen untersagt die gestrenge Artenschutzgesetzkaskade von UN, EU und Bundesnaturschutzgesetz. Dabei sind Eidechsen extrem integrationswillig. Auf dem Stuttgarter Abstellbahnhof beispielsweise hatte man vor Jahren eine aus Italien immigrierte Art entdeckt, die per Güterwagen eingereist war, doch inzwischen ist dort nur noch eine deutsch-italienische Mischpopulation nachweisbar. Angela Merkel sieht’s mit Wohlgefallen. Als schärfste Waffe im Köcher der Naturschutzguerilla im Kampf gegen Bauvorhaben haben sich Fledermäuse aller Art erwiesen. Man erinnert sich an die putzigen Kleinen Hufeisennasen, die bei Dresden entlang der Elbe zu fledern pflegen und derentwegen fast der Bau der Waldschlösschenbrücke gecancelt wurde. Über das Schicksal der Mäuse ist nichts bekannt; wahrscheinlich fledern sie jetzt oben drüber oder unten durch, geht ja auch. Da sie sich per Ultraschall orientieren, 66 GARTEN+ L ANDSCHAFT

Prof. Dr. Falk Jaeger ist von Haus aus Bauhistoriker und Architekturtheoretiker. Er lebt als Architekturkritiker und Publizist in Berlin.

wird sie auch die Hässlichkeit der Brücke nicht schrecken. In Berlin wiederum stören die Winterschläfer das amtliche Gedenken. Die „Bürgerwippe“, das Freiheits- und Einheitsdenkmal, wollte der Bundestag wegen eklatenter Mehrkosten streichen. Außer den berlinüblichen Gründen wurde aufgeführt, dass eine Fledermauskolonie umgesiedelt werden müsse, die in einem Gewölbe unter dem Sockel des einstigen Kaiser-Wilhelm-Denkmals residiert. Zwischenzeitlich wollte der Finanzausschuss des Bundestags stattdessen den alten Kaiser Wilhelm wiederhaben. Jedenfalls die Säulengalerie, ohne die 157 Tierskulpturen. Dann ruderten die Fraktionsspitzen zurück. Es soll nun doch zum Gedenken geschaukelt werden, das Geld ist ja da. Die Erstaufnahmelager für Flüchtlinge werden nicht mehr alle gebraucht, da wird sich für die Flattermänner sicher Platz finden.

GARTEN + LANDSCHAFT IM APRIL: RAUM FÜR ALLE Öffentliche Räume sind für alle da, aber nicht immer auch für alle zugänglich. Bauen ohne Barrieren, Leitsysteme für Menschen mit Sehbehinderung und eine bessere Verteilung von Freiräumen versprechen ein gerechteres Grün. Wir stellen neue Konzepte und Projekte vor.

Illustration: Bob London

Irgendwie war das Bauen früher einfacher. Als die Kreatur seufzend eine Wiese weiterzog, wenn der Bagger kam und ihr Biotop in eine Einfamilienhaussiedlung verwandelte. Gut, wir haben heute ein dramatisches Artensterben zu verzeichnen. Dass wir unsere Welt nicht mehr in Ordnung haben, gefährdet die Existenz des gemeinen Rauhfußschwirrls und des Gelbaugenmolchs (aber auch die der Syrer, Kurden, Tutsi ..., das nur nebenbei). Wir müssen also im Interesse der Natur das ganz große Rad drehen! Den Energiewandel voranbringen, die Regenwälder bewahren, die Giftstoffe aus unseren Produktionsprozessen eliminieren, das HeliSkiing und das Rifftauchen verbieten. Aber jeder Einzelne von uns kann auch etwas tun! Wenn zum Beispiel jeder pro Jahr nur zwei Eidechsen rettet, kann er davon sogar prima leben. Denn die gute Tat bringt 17 200 Euro, einen Jahresmindestlohn sozusagen. Jedenfalls im Schwäbischen, auf den Baustellen von Stuttgart 21. Kürzlich wurde gemeldet, dass eine bislang unentdeckte Lacerta-agilis-Population sich just dort die Sonne auf die Schuppen brennen lässt, wo künftig die ICEs ihre Verspätungen ansammeln sollen. Und die Umsiedlung von 10 000 Exemplaren der weitverbreiteten Zauneidechse soll pro Tier bis zu 8 600 Euro kosten. Wenn das mal nicht zu knapp gerechnet ist. Denn es braucht einen Planänderungsbeschluss, der durch das Eisenbahnbundesamt genehmigt werden muss. Das kann dauern. Wir rechnen schon mal mit Bauverzögerungen von mindestens zwei Jahren und Folgekosten in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe. Schließlich darf man die Tierchen nur kurze Zeit im Jahr zum Umzug bitten, wenn sie nicht gerade, nun ja …


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