Garten und Landschaft 05 2014

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Mai 2014

Garten+

Landschaft Zeitschrift f端r Landschaftsarchitektur

Akteure und Nutzer


Inhalt 5/2014

Newsletter Jetzt kostenlos Newsletter abonnieren: www.garten-landschaft.de Regelmäßig Neuigkeiten aus der Branche In einem Forschungsprojekt diente das Wissen der Menschen vor Ort als Ausgangspunkt für die ­Interpretation der Kulturlandschaft Altes Land (Seite 18).

Akteure und Nutzer

Grafik: Studio Urbane Landschaften

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Verlag: Callwey Verlag Streitfeldstraße 35 D-81673 München Fon +49 89 /43 60 05-0 Fax +49 89/43 60 05-113 www.garten-landschaft.de

Eine lebenswerte Stadt fürs Alltagsleben Bianca M. Hermansen Plädoyer für eine sozialräumliche Entwicklung der Stadt

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Die Stadt als Campus Reiner Schmidt, Sally Below Ein Netzwerk zur Vitalisierung der europäischen Stadt

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Landschaftsepisoden, Portraits und Protagonisten Anke Schmidt Nutzer- und handlungsorientierte Gestaltung des öffentlichen Raums

Editorial

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Freiheit planen Robert Schäfer

Journal

4

Gute Gestaltung wird nachgefragt Robert Schäfer Zweite Baukulturwerkstatt zur Zukunft des öffentlichen Raums

23

Öffentlicher Raum – gemeinsame Gestaltung Thies Schröder Beteiligungsverfahren zur Gestaltung des Duisburger Bahnhofsplatzes

5

Dekontaminiert in nur fünf Jahren Thomas Armonat Das Erbe der Olympischen Spiele 2012 für East London

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Nutzung und Gebrauch, Funktion und Zweck Sebastian Feldhusen Landschaftsarchitektur zwischen Gestaltung und Nutzung

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Polsterbildendes Geflecht von Sprossen und Blattspreiten Robert Schäfer Wolfgang H. Niemeyers Rasenbuch: Variationen eines grünen Themas

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Alles fließt – Mobilität bis zum Jahr 2050 Siri Frech Der Einfluss der Verkehrsentwicklung auf den öffentlichen Raum

7

Was wir mit Füßen treten Robert Schäfer BodenLeben – ein Buch über die verborgene Dimension des Lebens

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Reparatur der verkehrsgerechten Stadt Hartmut Topp Mehr nutzbarer Freiraum am Beispiel der Stadt Pforzheim

4 Bei der Baukulturwerkstatt „­Öffentlicher Raum“ ging es um gute und nachhaltige Gestaltung. Im Bild: „WolkenbruchBoulevards“ in Kopenhagen.

5 Mit der vollständigen Öffnung des Londoner Olympiaparks ­beginnt die Zeit des Olympischen Erbes für East London. ­ Im Bild: ArcelorMittal Orbit.

8 Der Erfolg des Kopenhagener BaNannaparks ist das Ergebnis umfassender Beteiligung der Bürger. Nun ist er für sie nicht nur Frei-, sondern Sozialraum.

14 Das Netzwerk Stadt als Campus fördert Initiativen junger Menschen aus der Kreativwirtschaft, um das Leitbild der europäischen Stadt zu verwirklichen.

28 Ob in der Landschaftsarchitektur der Fokus mehr auf Gestaltung oder Nutzbarkeit liegt, ­darüber gibt es immer wieder fruchtbare Diskussionen.

Nachrichten Termine Projekte Produkte Camus Wettbewerbe DGGL Nachrichten Recht Vorschau, Autoren, Impressum

40 43 46 48 50 52 56 58 64

32 Die Neue Mitte Ulm ist ein ­Beispiel dafür, wie Städte in den 60er-Jahren angelegte Verkehrsflächen in vielfältig nutzbare Freiräume umbauen.

Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL) Wartburgstraße 42 10823 Berlin www.dggl.org 124. Jahrgang Bilder: Atelier Dreiseitl/Rambøll, ODA, Bianca M. Hermansen, Stadt als Campus, Sebastian Feldhusen, Pixelteufel/flickr.com Titel: BaNannapark in Kopenhagen, Nord Architects

Für die Zukunft gestalten. 2

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Der BaNannapark im Kopenhagener Problemstadtteil Nørrebro entstand in enger Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Das ­Ergebnis: „Die Kinder fühlen sich in dem Park geborgen“, sagt ein Lehrer. Sie ­verbringen dort auch ihre Ferien, nehmen an Veranstaltungen teil und richten gemeinsame Feiern aus.

Eine lebenswerte Stadt fürs Alltagsleben Damit Stadtplanung und -gestaltung den Nerv der Bürger treffen, müssen die Planer ausgetretene Pfade verlassen. Während im Planerverständnis fertige Gestaltung und Objekte vorherrschen, interessiert den Bürger, wie gut er sich im städtischen Raum mit anderen austauschen kann und wie viel Platz – gestaltet oder ungestaltet – für seine Aktivitäten bleibt. Ein Plädoyer für eine sozialräumliche Entwicklung der Stadt.

Ich liebe den Alltag und die Alltäglichkeit moderner Städte. Die spektakulären, ungewöhnlichen Ereignisse, von denen in den Fachzeitschriften und den Projektbeschreibungen der Architekturbüros hauptsächlich die Rede ist, mögen aufregend sein, aber sie sind nicht das, was eine Stadt wirklich lebenswert macht. Die Lebensqualität einer Stadt liegt darin begründet, inwieweit sie uns das Alltagsleben erleichtert. Im urbanen Alltag tritt die ganze Fülle der gesellschaftlichen Komplexität unserer Zeit zutage. Diese Komplexität und ihre Wirkung für die gebaute Umwelt zu verstehen, ist essentiell für eine Stadtplanung, die eine hohe Lebensqualität ermöglichen will. Die Diskrepanz zwischen dem, was Stadt- und Freiraumplaner glauben (oder glauben möchten), welche Bedürfnisse die Nutzer öffentlicher Freiräume haben, und dem, was diese Nutzer sich in Wirklich­ keit wünschen, ist den vergangenen Jahren immer größer geworden. Untersucht man aus der Perspektive des Nutzers, wie öffent­ liche Freiräume genutzt werden, fällt auf, 8

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dass die Planer diese Freiräume in vielen Fällen nicht an den Bedürfnissen der Menschen orientiert planen und gestalten. Vielmehr ­bestimmen ihre Interpretationen dieser Bedürfnisse die Entwurfsarbeit. Hierfür gibt es im Wesent­lichen zwei Gründe: Innerhalb der vergangenen 20 Jahre sind neue Formen der Nutzung städtischer Frei­räume entstanden (beispielsweise Street-Sport), die sich durch ­ihre soziokulturellen ­Aspekte auszeichnen. Die Grandseigneurs der Stadtplanung wie Jan Gehl oder William Whyte, die das städtische Leben seit Jahrzehnten untersuchen, nehmen zwar die Komplexität des urbanen Geschehens wahr (sie dokumentieren etwa die Zahl der Menschen, die zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sind), aber sie ­liefern keine ­weitergehenden Erklärungen. ­Warum dort? Warum zu jenem Zeitpunkt? Mit welchen ­Intentionen? Die Folge ist, dass die an der Stadtplanung beteiligten Planer nicht über die nötigen Informationen über die Gesellschaft verfügen, die für das Verständnis einer Stadt entscheidend sind.

­ araus resultiert, dass oft auf Basis voreiliger D Schlussfolgerungen und von Interpretationen statt Analysen der Bedürfnisse und Wünsche der Menschen geplant und gestaltet wird. Zum zweiten sind klassische Kartierungsverfahren räum­lichen Verhaltens (wie Umfragen, Beobachtungsstudien und Fragebögen) in ­ihren Beschreibungen unzureichend, was das Verständnis der Stadt aus der Perspektive der Nutzer anbetrifft. Ein Beispiel: Das Aufzeichnen der Bewegungen einer Person wird oft als eine Linie im Raum beschrieben, die sogenannte desire line (Trampelpfad) im Gegensatz zur von Planern vorgegebenen Wegeführung. Der Trampelpfad enthält jedoch ­keine Angaben über die Art der Bewegung, noch gibt er Auskunft darüber, durch welche Parameter er ­bestimmt ist (etwa die Geschwindigkeit). An dieser Stelle sei ausdrücklich betont, dass das Problem nicht darin besteht, dass Stadtplaner den Bedürfnissen und Wünschen der Nutzer gleichgültig gegenüberstehen. Das Gegenteil ist der Fall. Das Problem ist vielmehr, dass ­gegenwärtig kein anerkanntes

Bianca M. Hermansen (2)

Bianca M. Hermansen

Das Schild am LKW im Amager Strandpark in Kopenhagen sagt: „Probier aus zu tauchen!“. Der Park ist ein Beispiel, dass bei den Bürgern nicht unbedingt fertige Gestaltung, sondern flexible Nutzbarkeit von Flächen gut ankommt.

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Treffpunkt

Forum Galerie

Vorder-/Rück

seite, optional

In Dessau etablierte sich das VorOrt-Haus zu einem Erfolgsmodell: Es fördert im Rahmen des Netzwerks „Stadt als Campus“ Gründungsinitiativen.

Cam Markt 34 // 064 pus.Club 06 Bernburg Claudia Küh ling Clubleitung

Ausstellungsraum Café

cam Allee 28 // 064 pus.office 06 Bernburg Mobil: 016 c.kuehling@cam 3 / 88 00 262 pus-office.com facebook.com/C ampus Innensta dt

Strenzfelder

Forschungsg ruppe http://193.25.32.1 Stadt- und Freiraumen twicklung – camp 58/fb1/ag/he llriegel/index us.office – am .php/forschu Prof. Hellriegel-In ngsgruppen/stadt stitut -und-freiraumentw icklung

Cam Markt 34 // 064 pus.Club 06 Bernburg Thomas Mü ller Kommunikat ion cam Strenzfelder Allee 28 // 064 pus.office 06 Bernburg Mobil: 0170 / 24 86 586 t.mueller@camp us-office.com facebook.com/C ampus Innensta dt

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Die Stadt als Campus

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Cam Markt 34 // 064 pus.Club 06 Bernburg Prof. Reiner Schmid Projektentwicklu t ng cam Allee 28 // 064 pus.office 06 Bernburg Mobil: 015 r.schmidt@camp1 / 52 55 0488 us-office.com facebook.com/C ampus Innensta dt

Strenzfelder

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Der Campus Club in Bernburg ist ein Beispiel dafür, dass PlattforCampus.Clu in men für Stadtentwicklung b Markt 34 // 064 auch 06 Bernburg schrumpfenden Städten erfolgUlrike Hundt Programmko ordination Cam pus Innensta reich sein können. Amt für Wir dt tschaftsförd erung und Stad Schlossgartens tentwicklung traße 16 // 064 06 Telefon: 03471 Bernburg / 65 94 65 ulrike.hundt. stadt@bernb urg.de

Forschungsg

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und Freiraumen

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stitut

Das Netzwerk „Stadt als Campus“ startete im Jahr 2010 als Aktionsforschungsprojekt, in dem die traditionelle Trennung zwischen Forschern und Beforschten aufgehoben wird. Ziel ist es, in experimentellen Projekten das Leitbild der europäischen Stadt zu kultivieren und den ­k reativen beruflichen Nachwuchs zum Motor und Partner zu machen.

Reiner Schmidt, Sally Below „Gemeinsam Stadt machen!“ war im Jahr 2009 das Motiv einer fachübergreifenden Verbands-Initiative zum Start der Nationalen Stadtentwicklungspolitik. Die Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt sollte unter dem Titel „Zuhause in der Stadt“ mit Leben gefüllt, neue Instrumente sollten gefördert und die Kooperation der stadtgestaltenden Akteure kultiviert werden. Die Mitglieder der Initiative – Verbände und Experten aus allen Bereichen der Stadtentwicklung – waren sich einig, „dass neben den tradierten regulativen Instrumenten der Stadtentwicklung künftig vor allem impulsgebende und aktivierende Entwicklungsstrategien zu erproben sind, um Stadt- und Quartiersentwicklung, Stadtkultur und Stadtleben, urbane Vielfalt und Dichte sowie urbane Lebensstile, Wohn- und Arbeitsformen in einer internationalen Stadtgesellschaft zu befördern“. Dazu sollte neben den etablierten stadtgestaltenden Akteuren – Politik, planende Verwaltung und privatwirtschaftliche Stadtmacher – eine weitere Kraft ins Boot geholt werden: der ­berufliche Nachwuchs der Kreativwirtschaft. Wie das funktionieren kann, wurde nach ­einer halbjährigen Testphase anlässlich der Landesgartenschau Aschersleben 2010 in ­Aktionsforschungsprojekten in Merseburg, 14

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Dessau, Bernburg, Helmstedt und Braunschweig erprobt, anknüpfend an lokale Initiativen. Im Dialog mit den Projektleitern der Nationalen Stadtentwicklungspolitik im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und dem Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt wurde eine Anschubförderung auf den Weg gebracht, um geeignete Formate und Partnerschaften zu erproben, ähnliche Handlungsansätze im Bundesgebiet zu sondieren und selbsttragende Netzwerkstruk­ turen und Partnerschaften auf den Weg zu bringen. Mittlerweile ist Stadt als Campus zu einem neuen Leitmotiv für Stadtentwicklung und Kreativwirtschaftsförderung geworden. Das Netzwerk hat sich formiert. Ende 2013 wurde der Stadt als Campus e.V. mit Sitz in Berlin gegründet. Bei der Netzwerkkonferenz am ­5. Juni 2013 in Bernburg wurden mit den ­ministeriellen Fördergebern und den Netzwerkpartnern drei spezifische Merkmale von Stadt als Campus-Prozessen ­herausgearbeitet, die den „Feldbegriff“ (Campus) aufgreifen und auf aktivierende Stadtentwicklung übertragen. Sie ergänzen sich und werden je nach Ausgangslage in Städten und Regionen in unterschiedlichen Gewichtungen angewandt:

Stadt als Campus (9)

VorOrt unterstützt Bürger dabei, kooperative Arbeitsformen, Startups und Quartiers­initiativen zu gründen. Die Einrichtung ergänzt somit Gründerzentren.

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Geschichten sind ein kognitives Grundmuster, über das wir räum­ liche und zeitliche Daten verarbeiten und Wirklichkeit strukturieren. Grafik: Anke Schmidt

Landschaftsepisoden, Portraits und Protagonisten Um öffentlichen Raum aus der Nutzerperspektive und somit handlungsorientiert zu gestalten, werden narrative Strategien zur Gestaltung dynamischer, komplexer Raumprozesse eingesetzt. Geschichten zeigen den Planern beim Entwurf ungewohnte Sichtweisen und liefern neue Ideen.

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I­nspirationsquelle eingesetzt werden, um ­Geschichten zu entwickeln und darzustellen. Narrative Formate zu gestalten und in den Prozess einzubringen wird somit zur zentralen Entwurfsaufgabe. Narrative Strategien werden zu einem Entwurfswerkzeug, das quer zu Maßstäben und räumlichen Grenzen anwendungsorientiertes Wissen produziert. Geschichten betonen die konkrete Handlung, zeitliche Entwicklungen und Zusammenhänge. Indem wir im Erzählen bestimmte Ereignisse und Aspekte auswählen und sinnvolle Zusammenhänge herstellen, können wir komplexe Inhalte vermitteln und ver­ stehen. Geschichten sind verständlich. Über ­ sie können wir in unserer Vorstellungskraft weit reichende Veränderung anstoßen. Menschen definieren sich über eine gemeinsame ­Geschichte. Es ist q ­ uasi unmöglich, ohne ­Geschichten durchs Leben zu gehen. Über die kulturelle Praxis des Erzählens interpretieren wir Wirklichkeit, geben chaotischen Zusammenhängen einen Sinn und reichen Wissen weiter. Im Gegensatz zu Zahlen- und Faktenwissen und Tat­sachen lassen Geschichten als unscharfes M ­ odell noch Erklärungsspielräume offen.

Literatur: Alf Menther, Ulrich Sonnenschein (Hrsg.): 22 Arten eine Welt zu schaffen. Erzählen als Universalkompetenz, Frankfurt am Main: Fischer 2008 Gabi Reinmann (Hrsg.): Erfahrungswissen erzählbar machen. Narrative Ansätze für Wirtschaft und Schule, Pabst Science Publishers 2005 Hille von Seggern: „Urbane Kulturlandschaften und aktuelle Herausforderungen von Stadt- und Regionalentwicklung“. In DBU/DGGL (Hrsg.) Stadt – Kultur – Landschaft, . 2009 Hille von Seggern, Julia Werner, Lucia Grosse-Bächle, Studio Urbane Landschaften (Hrsg.): Creating Knowledge: Innovationsstrategien Im Entwerfen Urbaner Landschaften / Innovation Strategies for Designing Urban Land­ scapes, Berlin: Jovis 2008 Studio Urbane Landschaften: Rasterfahndung. Regionen im Erkunden entwerfen. Ein Experiment des Studio Urbane Landschaften, Köln: Montag Stiftung 2012. Als pdf verfügbar unter: www.urbanelandschaften.de/?page_ id=2343

Studio Urbane Landschaften

Menschen als Akteure oder Nutzer beeinflussen Raumprozesse durch ihr Handeln im Alltag, durch ihre Wahrnehmung oder als Gesprächspartner, Akteure und Entscheidende. Narrative Strategien erlauben es, diese Sichtweise in gemeinschaft­liche Entwurfsprozesse ein­zubringen. Narrative Strategien erweitern Raumbeschreibungen, indem sie soziale ­Momente, Zeit und Zusammenhänge integrieren und in ihrer Wechselwirkung mit dem Raum darstellen. Dies entspricht e ­ inem zeitgemäßen Raumverständnis, das Landschaft als menschgemachten Zusammenhang versteht, und das sich verändert und somit „fortlaufend mitgestaltet werden muss“, wie Hille von Seggern es anlässlich der Tagung StadtKultur-Landschaft 2009 f­ ormulierte. Regionalpläne, Flächennutzungspläne, aber auch Grundrisse, Lagepläne und Schnitte sind dafür nicht unbedingt die geeigneten Mittel. Sie gehören zu einer Fachsprache, die ­bestimmte Betrachtungsweisen ausschließt und gleichzeitig für Laien schwer zu verstehen ist. Narrative Formate unterstützen e ­ inen Dialog mit Akteuren und Nutzern vor Ort. Methoden und Werkzeuge von Storytelling, Comic, Film und Journalismus können als

Im Projekt Rasterfahndung Günne testete das Studio Urbane Landschaften Ansätze für neue Planungs- und Entwurfswerkzeuge. Im Bild sind Fundstücke aus den einzelnen Quadranten zu sehen.

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