November 2010
Garten+
Landschaft Zeitschrift f端r Landschaftsarchitektur
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Risikomanagement
Inhalt 11/2010
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Verlag: Callwey Verlag Streitfeldstraße 35 D-81673 München Fon +49 89 /43 60 05-0 Fax +49 89/43 60 05-113 www.garten-landschaft.de
120. Jahrgang
Für die Zukunft gestalten.
Garten + Landschaft
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Stuttgart: Epiktet liest Politikern die Leviten Robert Schäfer
Journal
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Rosa-Barba-Preis für Mayslits Kassif Architekten aus Tel Aviv Peter Zöch „Liquid Landscapes“: 6. Biennale der Landschaftsarchitektur in Barcelona
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Internationaler Wettbewerb „best private plots 10“ Peter Zöch Der beste Garten 2010 kommt aus Japan
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Unter freiem Himmel Thomas Armonat Zukunftskongress zum Emscher Landschaftspark in Essen, 30. September bis 1. Oktober
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Quader und Halbkreise für Koblenz Thomas Armonat Ein neuer Zugang zum Rhein
4 Mayslits Kassif Architekten aus Tel Aviv erhielten den Rosa-Barba-Preis 2010 für die Gestaltung des öffentlichen Raums im Hafen von Tel Aviv.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL) Wartburgstraße 42 10823 Berlin www.dggl.org
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Editorial
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6 Mit der Zukunft des Emscher Landschaftsparks befasste sich eine Tagung in Essen. Im Bild: die Doppelbogenbrücke im Nordsternpark in Gelsenkirchen
10 Hochwasserschutz mit hohem gestalterischen Anspruch in Köln: das Pumpwerk Rodenkirchen von Dirk Melzer und v-architekten aus Köln.
Hochwasserrisikomanagement
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Hochwasserschutz kann nur gemeinsam gelingen Thomas Jakob Interview mit Jochen Schanze vom IÖR in Dresden
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Hochwasserschutz im Wandel Thomas Jakob Vom technischen Hochwasserschutz zum Hochwasserrisikomanagement
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Gemeinsam für mehr Sicherheit Thomas Jakob Hochwasserschutzmanagement in Köln
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Gottes Haus gegen die Rheinfluten Friedrich Altzweig Die Rheinpromenade im nordrhein-westfälischen Emmerich
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Regensburg wird wasserdicht Juliane Schneegans Langfristig angelegte Hochwasserschutzprojekte an der Donau
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Isar – drei Ziele, ein Plan Thomas Armonat Eine Zwischenbilanz zum Münchener Isarplan
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Hochwasserschutz Persenbeug Karl Langer, Georg Schumacher Gestaltungskonzept für eine Gemeinde an der niederösterreichischen Donau
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Schützen und nutzen Susanne Kost Hochwasserschutzstrategien in den Niederlanden
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Die Zukunft des Wattenmeers Antje Stokman, Sabine Rabe, Burkhard Köhler Eine neue Küstenlandschaft zum Schutz des Hinderlandes
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Der Wassermasterplan Heiner Haass Ein Instrument integrierter Kommunalentwicklung
16 Innerhalb der nächsten 15 Jahre soll in Regensburg schrittweise der Schutz vor Überschwemmungen verbessert werden. Im Bild: Donauarm in Schwabelweis.
20 In München gehen im kommenden Jahr die Arbeiten am Umbau der Isar zu Ende. Ein besserer Hochwasserschutz ist eines der drei Ziele des Isarplans.
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28 An der niederländischen Grensmaas werden Hochwasserschutz und Rohstoffabbau verknüpft. Im Bild: Tonabgrabungen als Überschwemmungsflächen.
Bilder: Adi Branda, Henning Maier-Jantzen, Constantin Meyer, Juliane Schneegans, Thomas Armonat, KNNV Publishers & Stichting Ark Titel: Helmut Salzer: Hochwasser am Niedersonthofener See im August 2010
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Gemeinsam für mehr Sicherheit Köln hat den Rhein und damit auch jedes Jahr Hochwasser. Dank eines millionenschweren Hochwasserschutzkonzeptes und dem neu eingerichteten HochwasserKompetenzCentrum wurde die Gefahr schwerer Überschwemmungen aber deutlich reduziert. Ein wichtiger Baustein ist die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung.
Die Skizze zeigt eine Spundwand mit aufgesetztem Kopfbalken. Der sichtbare Teil, eine Stahl- oder Stahlbetonkonstruktion, wird teilweise verblendet.
Thomas Jakob
Schnitt: Stadtentwässerungsbetriebe Köln
Köln. Das ist Karneval und Kölsch, der Dom und Lukas Podolski. Und das ist der Rhein, gerne als deutschester aller Flüsse bezeichnet. Nun haben die Kölner aber nicht nur viel Freude mit ihrem Rhein. In schöner Regelmäßigkeit steigt der Kölner Wasserpegel an, vor allem im Frühjahr. Dann bangt die Stadt, ob die Schutzmauern hoch genug sind, oder ob Sandsäcke geschleppt und mobile Hochwasserbarrieren aufgebaut werden müssen. Ein um das andere Mal stand die halbe Altstadt unter Wasser. Doch die Kölner nahmen das Hochwasser mit rheinischer Gelassenheit: „Et kütt wie et kütt.“ Ein Konzept für den Hochwasserschutz: Fehlanzeige. Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung und Bevölkerung: allenfalls marginal. Ein neues Hochwasserschutzkonzept Das änderte sich erst mit den beiden Hochwassern im Dezember 1993 und Januar 1995, als Köln jeweils nur knapp einer Katastrophe entging, die Hunderttausende betroffen hätte, zu überschwemmten Krankenhäusern, voll gelaufenen U-Bahn-Schächten sowie zu Milliardenschäden bei den FordWerken und diversen Chemiebetrieben geführt hätte. Und siehe da: Innerhalb weniger Monate entstand das Hochwasserschutzkonzept Köln, das der Rat der Stadt am 1. Februar 1996 verabschiedete. Das 211 Seiten umfassende Konzept verknüpft den Gedanken des vorsorgenden Hochwasserschutzes mit
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der Hochwasserabwehr, dem baulichen Hochwasserschutz, dem Hochwassermanagement und der Eigenvorsorge. Seit 1. Januar 2004 sind die Stadtentwässerungsbetriebe Köln für den Hochwasserschutz zuständig und damit auch für die bauliche Umsetzung des konstruktiven Hochwasserschutzes verantwortlich. In 18 Abschnitten wurden im Stadtgebiet beiderseits des Rheins auf einer Länge von 65 Kilometern bis zum Jahr 2008 430 Millionen Euro verbaut. Die Investitionen flossen zum einen in unterirdische Einrichtungen der Stadtentwässerung und zum anderen in den konstruktiven Hochwasserschutz. Die Stadtentwässerungsbetriebe Köln als Bauherr sanierten und erhöhten vorhandene Schutzanlagen, bauten aber auch neue Schutztore, Deiche, Schutzwände und mobile Elemente. Doch allem Hochwasserschutz zum Trotz: Köln will die Stadt am Rhein bleiben und nicht „Köln an der Mauer“ oder „Köln hinterm Deich“, sagt Reinhard Vogt, Leiter der Hochwasserschutzzentrale Köln und Geschäftsführer des HochwasserKompetenzCentrums Köln. Wohnen, leben und arbeiten am Wasser sei den Menschen ein Grundbedürfnis. Sie wollen das Plätschern des Wassers hören, den typischen Geruch in der Nase haben und natürlich den Blick auf den Rhein behalten. Deshalb musste man bei den Eingriffen immer abwägen zwischen
technischen Zwängen und gestalterischen Anforderungen – bei einem Schutzziel von 11,30 Meter Kölner Pegel. Nur mit einer sorgfältigen städtebaulichen Gestaltung ließ sich sicherstellen, dass die Menschen die Hochwasserschutzbauten auch akzeptieren. Dies gelang der Stadt, indem sie an vielen Stellen mobile Schutzwände vorsah, die im Falle eines normalen Hochwassers aufgebaut werden. Sonst bleibt der Blick auf den Rhein frei. Um städtebauliche Fehlentwicklungen zu vermeiden, zog die Stadt projektbezogen Architekten und Landschaftsarchitekten hinzu und schaltete den städtischen Gestaltungsrat ein. Grundbucheinträge notwendig Allerdings überzeugt die Gestaltung nicht immer. Während etwa im Ortsteil Westhoven mit einer auf die Hochwasserschutzwand gestellte Glaswand die erforderliche Erhöhung erreicht wird und in Rodenkirchen der Deich vor der Uferstraße recht ansprechend als grüne Promenade gestaltet ist, bilden ein paar hundert Meter flussabwärts die Hochwasserschutzmauern der privaten Hausbesitzer einen wenig überzeugenden Flickenteppich. Da einige Hochwasserschutzbauten in die Jahre gekommen und nicht mehr sicher waren, mussten diese Mauern erneuert und erhöht werden. Viele dieser Mauern liegen auf privatem Grund. Daher musste die Stadt
PJ Photo Graphy (4)
Die Kölner Stadtentwässerungsbetriebe wollten den Hochwasserschutz nicht verstecken. Im Bild: das Pumpwerk Schönhauser Straße von Kaspar Kraemer Architekten.
Constantin Meyer
Das Pumpwerk Rodenkirchen, geplant vom Kauber Landschaftsarchitekten Dirk Melzer und v-architekten aus Köln.
Lepel & Lepel Architekten und RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten planten das Pumpwerk Werthweg am Worringer Deich.
Stadtentwässerungsbetriebe Köln
mit den jeweiligen Eigentümern verhandeln und eine Bauerlaubnis einholen, ohne die die ausführenden Unternehmen kein Betretungsrecht gehabt hätten. Ziel war es, bei den Bauarbeiten den Wünschen der Eigentümer so weit wie möglich entgegenzukommen. Insgesamt wurden für diese Individuallösungen 250 Technische Vereinbarungen vertraglich festgelegt. Damit sichergestellt ist, dass die neuen Hochwasserschutzanlagen künftig regelmäßig besichtigt, gewartet und gegebenenfalls ausgebessert werden können, schlossen die Stadt beziehungsweise ab 2004 die Stadtentwässerungsbetriebe Nutzungs-, Gestattungs- und Kaufverträge ab. Zudem wurde die Zugänglichkeit durch „beschränkt persönliche Dienstbarkeiten“ ins Grundbuch eingetragen. So lässt sich sicherstellen, dass im Ernstfall die mobilen Hochwasserschutzelemente auf die Grundstücke transportiert und aufgestellt werden können. Sehr um die architektonische und landschaftsarchitektonische Qualität bemüht war die Stadt bei der Erneuerung ihrer Pumpwerke. Der Hochwasserschutz sollte nicht versteckt, sondern über Bauwerke als Landmarken bei den Menschen im Bewusstsein verankert werden. Paradebeispiel ist das Pumpwerk Werthweg am Worringer Deich. Die Kölner Architekten Lepel & Lepel und RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten aus Bonn entwarfen das Gebäude als Skulp-
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Regensburg wird wasserdicht
Regensburg soll umfassend vor Hochwasser geschützt werden. Grundlage hierfür ist das Ergebnis eines interdisziplinären Wettbewerbs, zu dem auch eine umfangreiche Bürgerbeiligung gehörte. Die Arbeiten entlang der Donau werden noch 15 Jahre dauern. Dann sollen Deiche, Mauern und mobile Elemente große Überschwemmungen in der mit dem Unesco-Welterbe-Status ausgezeichneten Stadt verhindern.
Der „Blaue Plan“ als Grundlage für die Hochwasserschutzplanungen zeigt alle überflutungsgefährdeten Gebiete Regensburgs bei einem hundertjährlichen Hochwasser.
Wasserwirtschaftsamt Regensburg
Juliane Schneegans
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Wärmeeinbrüche im Winter, dazu Dauerregen – oder aber Schmelzwasser und Stauniederschläge im Frühsommer. Die Faktoren, die Hochwasser in Regensburg auslösen, sind vielfältig und daher schwer berechenbar. Denn der Pegel der Donau hängt von ihren Zuflüssen ab: Iller und Lech kommen aus den Alpen, Wörnitz, Altmühl, Naab und Regen führen Wasser aus den Mittelgebirgen. Die Stadt blieb zwar von einem HQ 100 – einem statistisch einmal alle hundert Jahre auftretenden Hochwasser – seit Mitte des 19. Jahrhunderts verschont und das letzte historische Hochwasserereignis ist auch schon über 20 Jahre her. Doch die damals Betroffenen können sich noch gut daran erinnern. 6,59 Meter maß der Hochwasserscheitel an der Eisernen Brücke damals – vier
Der Übersichtsplan zeigt die 18 Abschnitte des Hochwasserschutzkonzepts Regensburgs (Buchstaben) und die jeweilige Art der Maßnahme (Linienfarbe). Plan: Wasserwirtschaftsamt Regensburg / Fa. Kupferwerk
Juliane Schneegans
Auch vorhandene Deiche wie hier der Weichser Damm, von der Nibelungenbrücke aus gesehen, sollen für einen hundertjährlichen Hochwasserschutz erhöht werden.
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Der Klimawandel und die Zukunft des Wattenmeers Die Planergruppe „Zukunftsbild Wattenmeer“ hat eine neue Küstenlandschaft als erweiterte klimatische Pufferzone entworfen, die dem Schutz des Hinterlandes dient. Gleichzeitig sollen vielfältige und abwechslungsreiche Nutzungs- und Gestaltungsmöglichkeiten geschaffen werden.
Stefanie Abel, pixelio.de
Das Wattenmeer ist eine dynamische Landschaft zwischen Meer und Land. Als natürlicher Puffer schützt es Inseln und Deiche vor den Fluten.
Antje Stokman, Sabine Rabe, Burkhard Köhler Was bedeutet es für das Wattenmeer, wenn der Meereswasserspiegel, wie prognostiziert, ansteigt? Wie müssen sich der Küstenschutz und die Landschaft verändern, damit diese einmalige Kultur- und Naturlandschaft erhalten bleibt? Dazu hat die Michael Otto Stiftung im Rahmen eines langjährigen Dialogs eine integrierte Strategie entwickelt, die zeigt, wie sich die Wattenmeerregion den klimatischen Herausforderungen stellen kann. Es ist ein Zukunftsszenario, von dem die Natur, der Küstenschutz, die Bewohner, das Landschaftsbild sowie die touristische und wirtschaftliche Entwicklung gleichermaßen profitieren können. Eine integrierte Strategie für die nachhaltige Entwicklung der Region muss weit
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über den Küstenschutz und den Naturschutz hinausgehen. Angesichts des steigenden Meeresspiegels reicht es nicht, nur die Deichlinie zu verstärken, man muss vielmehr die gesamte Raumentwicklung vor und hinter dem Deich anpassen. Das Szenario einer Befestigung und Erhöhung der Deiche, hin zu einem monströsen und starren Bauwerk würde nicht nur verheerende Folgen bei einem Deichbruch nach sich ziehen, es ginge auch der visuelle und physische Bezug zum Meer verloren. Landschaften müssen künftig flexibel mit den Auswirkungen veränderter klimatischer Bedingungen umgehen können und dabei die spezifische Identität der Küstenregion als einmalige Natur- und Kulturlandschaft erhalten.
Bestand: Das Wattenmeer als Pufferzone. Das Wattenmeer bildet heute mit seinen Inseln, Halligen, Sandbänken, Schlickflächen, Prielen und Salzwiesen einen räumlich mehrfach gestaffelten Schutz für die Menschen. Bei Sturmfluten laufen die gewaltigen Kräfte des Meeres auf den weiten, flachen Flächen aus. Das Wattenmeer wirkt also als Pufferzone, die Inseln und Deiche schützt. Szenario: Das Wattenmeer droht zu versinken. Mit steigendem Meeresspiegel ist das Watt auch bei Niedrigwasser ständig von Wasser bedeckt. Die Landschaft mit ihrem einmaligen Charme und ihrer Artenvielfalt verschwindet im Wasser. Der Druck auf die Deiche wächst; durch die stetige Entwässerung des Deichhinterlandes senkt sich der
Das Wattenmeer droht aufgrund des steigenden Meeresspiegels zu versinken. Die Planer von „Zukunftsbild Wattenmeer” entwarfen eine Landschaft, die als Pufferzone dem Meer mehr Raum lässt. osp.urbanelandschaften Hamburg (3)
Boden in der Marsch. Das Meer steigt an, das Land sinkt ab. Das Wasser aus dem Hinterland in das Meer zu pumpen wird technisch aufwendiger und teurer, die Folgen bei einem Deichbruch auf Grund des Höhenunterschieds wären katastrophal. Die Deiche müssten nicht nur erhöht, sondern auch zusätzlich befestigt und verbreitert werden. Die Küste würde zu einem Bollwerk gegen die See. Anpassungsstrategie: Wachsen mit dem Meer und mehr Raum für das Meer. Mit steigendem Meeresspiegel muss auch das Wattenmeer in die Höhe wachsen, damit es als Zone zwischen Wasser und Land weiterhin seine natürliche Schutzfunktion behält und Lebensraum für Pflanzen und Tiere bietet. Die Sedimentbilanz, die durch den
Anstieg des Meeresspiegels aus dem Gleichgewicht gerät, muss durch eine Zufuhr korrigiert werden. Gleichzeitig muss die Deichlinie als starre Trennung zwischen Meer und Land zugunsten einer flexiblen Zone aufgelöst werden. Diese wirkt sowohl als gestaffelter Schutzraum bei Sturmfluten als auch als Pufferzone, die den steigenden Fluten des Meeres mehr Raum bietet. Neue Raumeinheiten zwischen Land und Meer Die Anpassungsstrategie erfordert es, die Küstenregion räumlich neu zu ordnen. Die Planergruppe „Zukunftsbild Wattenmeer“ zeichnet das Bild einer gestaffelten Küstenzone als Puffer, die aus drei Raumeinheiten besteht: das Wattenmeer und das Marsch-
land sowie als neues Landschaftselement das flexible „Lagunenland“. Diese Zone vermittelt zwischen dem dynamischen Wattenland und der regulierten Marschenlandschaft und gestaltet den Übergang fließender. Da das Wattenmeer durch den schnellen Anstieg des Meeresspiegels besonders gefährdet ist, muss man zum Ausgleich des entstehenden Sedimentdefizits Sand vom Grund der Nordsee entnehmen. Dieser wird mit Baggerschiffen gefördert und in das Wattenmeer transportiert – eine Technik, die schon an vielen Orten an der Nordsee, etwa auf Sylt, angewandt wird. Durch die Sandvorspülungen und das Verlagern des Sandes mit Hilfe von Strömung und Wind entstehen Sandnehrungen und Sandbänke.
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