Der moderne Gentlemen's Guide

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NORBERT KÖRZDÖRFER



NORBERT KÖRZDÖRFER

CALLWEY VE RLAG


48

Inhalt

04

88 Das Smartphone

06

92 Die Uhr

Inhalt

10

Vorwort

98 Der Schirm

Die Pf lege 50 Die Rasur 54 Die Maniküre & Pediküre

110

104 Die Zigarre

56 Spa (Bad, Duschen, Sauna) 60 Fitness

Das Outfit 10 Der Anzug

Your Home is Your Castle

14 Die Jacke 20 Das Hemd 24 Der Pullover

112 Der Schreibtisch

64

116 Das Bett 120 Der Kleiderschrank

28 Der Mantel

Die Accessoires

32 Die Jeans

66 Der Füller

36 Die Hose

70 Das Taschentuch

40 Der Pyjama

74 Das Buch

44 Die Schuhe

80 Die Tasche 84 Der Geldbeutel

4 – der moderne Gentleman's Guide / Inhalt

124 Das Medienzimmer 128 Der Garten 132 Die Hausbar 136 Die Bibliothek 140

100 Maximen


144 232

190

Trinken – als Philosophie

Reisen & Gepäck

146 Kaffee oder Tee

234 Reisen – how to

152 Der Cocktail

238 Wie man packt & was man packt

156 Der Champagner

242 Zug, Flug, Auto oder Boot

162 Der Wein 168 Das Bier 172 Alkoholfrei leben

Hobby 192 Die Liebe zum Auto

246 Haus mieten / Hotel oder bei Freunden übernachten

198 Die Liebe zur Vespa

250 Koffer

202 Die Liebe zum Boot 206 Die Liebe zum Sammeln 210 Die Liebe zum Papier

176

214 Die Liebe zum Kino 218 Die Liebe zur Oper

Essen – oder essen lassen 178 Die Küche 182 Das Restaurant 186 Die Party

5 – der moderne Gentleman's Guide / Inhalt

222 Sports or no Sports 226 Luxus, der nichts kostet

254 254

Epilog 256

Impressum


Vorwort

Wie man lernt, ein Gentleman zu sein? Ein Gentleman erkennt einen Gentleman.

„Ein Gentleman achtet nie zu sehr auf sein Äußeres! Er ist nie perfekt – und wird immer charmante Fehler haben. Er ist eben, wie er ist – und das ist er gern. Auf dem Land kennt ihn jeder – und in der Stadt meist nur sein Bankier oder sein Club. Deshalb ist es ihm egal, wie er auf oberflächliche Menschen wirkt! Hauptsache, er hat das Herz eines Ritters!“ Dann schnappte er sich seinen struppigen Schirm und ging ins Parlament – in das „House of Lords“: „Um meine Post abzuholen …!“ Voilà: ein Gentleman, der nicht perfekt war, aber ein wahrer war.

Auf der Reise des Lebens traf ich immer wieder auf Männer, die anders waren als andere – wahre Gentlemen. In Hongkong,

Es g ibt eine Wiederauferstehung des Gentlemans. Er verzichtet auf Schlips, Schirm & Melone. Aber er poliert seine Schuhe, stellt das Handy stumm und steht auf, wenn sich eine Dame setzt. Der New Gentleman ist und bleibt ein Abenteurer der Sinne, der Qualität und des Anstands.

6 – d e r m o d e r n e G e n t l e m a n ' s G u i d e / Vo rwo rt

Der erste Gentleman, den ich traf: Er war eigentlich keiner. Er war eine befreiende Offenbarung. Denn er war so ganz anders. Ich war jung und schrieb in London mein erstes Buch. Er war ein Lord, und er saß in einem Pub in Westminster an der Bar und trank seinen zweiten Whisky. Seine grauen Hosenbeine glänzten. Sein Jackett schlackerte um die knochigen Schultern. Sein silbernes Haar war geschnitten. Sein schwarz-gelber Schlips war ein Werbegeschenk mit Gänsen drauf. Seine Augen waren klar und gütig. Er gab mir einen Rat fürs Leben:

der Perle von Asien, steht im „Foreign Coresspondent’s Club“ (Motto: „Der Stift ist mächtiger als das Schwert“) eine schwarze Büste mit dem Kopf einer „Old China Hand“-Legende. Ein Mann wie ein lächelnder Fels: Richard Hughes (1900– 1976). Er war ein enger Freund von Ian Fleming, dem genialen Erfinder von James Bond. Wir rauchten einmal eine Davidoff-Zigarre zusammen, als diese noch aus Kuba kamen. Er gab mir den Rat: „Rauchen Sie nie billige Zigarren – nur echte aus Kuba! Denn Ihr Körper duftet anders – und Ihre Freundin wird es merken!“ John Le Carré schrieb ihm ein Denkmal in dem Thriller „Eine Art Held“ als „Old Craw“, Reporter und Spion, der er wohl war.

In Manhattan an der Garderobe des Waldorf Astoria traf ich einmal einen Milliardär, der sich bückend Gummigaloschen über seine AldenSchuhe zog und dann mit mir durch den Matschschnee New Yorks bis zu seinem Büro im Rockefeller-Center stapfte – es war David Rockefeller (er wurde 101!). Er gab mir den Rat: „Ein Gentleman schätzt und pflegt die Dinge, die er liebt.“


Claus Jacobi (1927–2013)

Aber das ist das Glück der Gentlemen.

Der Jahrhundert-Journalist war mein Trauzeuge und Lebensberater. Er war der vollendete hanseatische Gentleman, wie es sie heute nur noch selten gibt. Er trug Brooks-Brothers-Blazer mit echten schweren Goldknöpfen – und er trank Wodka aus Eisblocks in Silberbechern. Seine Gentlemen-Regeln bilden das Gerüst dieses Buches – und sie münden in die wichtigste Regel: „Ein Gentleman folgt keinen Regeln.“ Er trug nie Jeans oder Sonnenbrille – und pflegte sein Gesicht nur mit Nivea-Creme, auch gegen Sonne. Einer seiner besten Freunde war eine Legende – Gunter Sachs (1932– 2011), guter alter Multimillionär, Gentleman-Playboy, Mathematiker, WarholEntdecker, Astrologe, Sylt-Liebhaber, Multimensch. Er trank nie Wasser – außer für Pillen. Statt Mineralwasser im Lokal bestellte er Campari. Er trug seine Armbanduhren immer über dem Hemd, wie sein Freund Agnelli. Er knöpfte nie die Manschetten zu. Alles war irgendwie offen an ihm. Sein Lebensrat: „Eine Frau verführt man mit Gesprächen und Zuhören.“ Er setzte seinem großartigen Leben selbst und selbstbestimmend ein Ende, wie Hemingway.

Wenn zwei sich sehen und treffen, sind sie sofort ein Club auf Zeit. Der große Essayist Johannes Gross genoss die Momente der Aufmerksamkeit. Wenn er allein hoch über dem Rhein saß, bestellte er sich eine Flasche Dom-PérignonChampagner nur für sich. Und wenn er Hunger hatte, einfache Wiener Würstchen dazu – oder Rührei mit Trüffel. Wenn er sich dazu Notizen machte, schrieb er auf seine persönliche Spesenquittung: „Selbstgespräch“.

Günter Netzer,

Heute ist vieles neu. Aber man kann nicht besser leben als als Gentleman. Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an das gute Leben. 7 – d e r m o d e r n e G e n t l e m a n ' s G u i d e / Vo rwo rt

ein Lebensidol, der jetzt seinen 20. schwarzen Ferrari fährt und in Zürich glücklich ist. Sein Lebensrat: „Ein Gentleman ist ein lebenslanger Freund – wie der Franz!“

Franz Beckenbauer, der bayerische Gentleman, der bei einem Dom Pérignon 1962er sagt: „Der schmeckt ja fast wie Cognac – da ist mir ein Weißbier lieber.“

Umberto Angeloni, der Brioni-Mitbesitzer, ist mein italienischer Lieblings-Gentleman. Sein Hobby: Whisky-Sammeln. Er trägt immer eine Blume im Knopfloch – und hat darüber ein sehr schönes Buch geschrieben: „The Boutonniere – Style in One’s Lapel“. Wir wollten mal im Hamburger „Vier Jahreszeiten“ einen europäischen „Gentlemen’s Club“ gründen – aber leider haben wir uns aus den Augen verloren.

Jeder Gentleman lebt seine eigenen Regeln. Ein französischer Freund hatte ein eigenes

Zimmer für seine 200 Maßschuhe – es war wie ein poliertes Regal von Lederschätzen. Er betrachtete sie jeden Tag mit Stolz: „Das ist meine Bibliothek des Lebens.“

Man wird ein Gentleman, wenn man einer ist. In meinem Schweizer Internat gab es mittags immer Tischwein (weiß und rot), damit man sich an Alkohol gewöhnt. Danach putzten wir immer eine Minute unsere Schuhe – am romantischsten mit den Nylon-Strümpfen einer jungen Dame. Danach gingen wir spazieren – die Saudi-Prinzen folgten uns mit Taxis. Mein erster Golfclub war Feldafing – und mit meinem schottischen Golflehrer spielten wir barfuß.

Leben Sie! Lachen Sie! Blättern Sie!


10 Der Anzu Jacke / 20 Da Der Pullover  Mantel /  Das Die Jeans / 3 40 Der Pyja Die Schuhe


g / 14 Die s Hemd / 24  / 28 Der Outfit:  / 32 6 Die Hose /  ma / 44


Die Ur-Ikone des modernen Gentleman: Sean Connery († 90) als James Bond in „Goldfinger“ (1964). Das schottische Arbeiterkind schlief in seinem ersten Maßanzug aus der Savile Row, um sich daran zu gewöhnen!

10 – OUtfit / Anzug


Der Anzug – die Rüstung des Gentlemans

Ein Maßanzug ist eine Philosophie. Ein Anzug von der teureren Stange ist Vernunft. Der beste Anzug ist der Anzug, den man am meisten und liebsten trägt. DER ANZUG

ist eigentlich eine Reiterjacke mit Hose – ein verkürzter Reitanzug. Der Kragen und das Revers sind zum Zuklappen – zum Schutz des Halses und vor Wind und Wetter.

DAVID WINDSOR,

Ex-König Edward VIII., der Duke of Windsor, der seine Krone aufgab für die Liebe, war der Herzog der neuen Anzüge. Er war der Befreier der Savile Row – denn was der Prince of Wales trug, wollten und durften alle Gentlemen tragen. Er war der königliche Revolutionär des Sportjacketts – des Liberos des Anzugs.

SEIN LIEBLINGSSCHNEIDER

war „Davis & Son“ – wo auch Prinz Philip seine Uniformen machen ließ. Es ist eine kleine unscheinbare Oase, zu der auch ich manchmal pilgere – wie früher übrigens Axel Springer.

11 – OUtfit / Anzug

Der Anzug ist wie eine Uniform. Er ist auch ein Kampfanzug für den Alltag. und eine Multigarderobe für eine ganze Woche.


SORGLOS PERFEKT

fühlt sich der, der in einen Maßanzug schlüpft – er adelt die Seele. Sein Charakter wird ummantelt.

5.000 EURO

sind trotzdem eine Investition. Allerdings wird ein Maßanzug immer günstiger, je öfter Sie ihn tragen. Und irgendwann werden Sie ihn einmal ganz routiniert tragen – und sei es nur, um dieses Abenteuer einmal im Leben bestanden zu haben.

DER MASSSCHNEIDER

in der Savile Row fragt: „Tragen Sie bevorzugt links – oder rechts?“ Er fragt nach der Lage Ihres Penis – aber er fragt so relaxt wie nach dem Wetter.

Braucht ein Gentleman einen Maßanzug? Nein, natürlich nicht, nicht sofort. PRINCE CHARLES

hat jahrelang „Made to Measure“-Anzüge von „Turnbull & Asser“ getragen – als fertige Anzüge von der edlen Stange, die der Schneider individuell an den Körper anpasst. Heute trägt er aber wieder Maßanzüge – von „Anderson & Sheppard“.

12 – OUtfit / Anzug

SIR SEAN CONNERY,

der Ur-James Bond, war ein schottisches Arbeiterkind, das ohne warmes Wasser und ohne Badewanne aufwuchs. Als er 007 wurde, schleppte ihn sein Regisseur Te-rence Young zu seinem Schneider Anthony Sinclair und riet ihm: „Du musst in einem Maßanzug erst einmal schlafen, damit du dich darin wohlfühlst!“

Der Mann macht den Anzug. Die Körpersprache kann man nicht schneidern. Aber ein Massanzug wirkt wie eine zweite Haut.

EIN MASSANZUG

soll bequem sein wie ein Schlafanzug – aber er soll Sie gleichzeitig schützen wie eine Ritterrüstung.

DER KÖRPER

ist glücklich, wenn der Anzug sitzt wie angegossen. Plötzlich stört nichts mehr – und man geht ganz anders, selbstbewusster, lässiger, lastloser.

DER KLASSISCHE MASSANZUG

hat immer noch Hosenträger – die Hose hängt wie eine Marionette auf den Schultern und befreit den Bauch. Ein luftigerer Gang.

Der Maßschneider, der schon für meinen Vater sowie den Fürsten von Thurn und Taxis Maß nahm, gab mir einen Lebensrat: „Sie haben eine normale Figur ohne Fehl und Tadel. Gehen Sie in das beste Kaufhaus und kaufen Sie sich den elegantesten Anzug von der Stange mit dem besten Stoff – besser kann ich auch nicht schneidern! Kleinigkeiten kann man ändern.“


Der ideale Anzug muss Selbstvertrauen verleihen. Sie müssen strahlen, wenn Sie reinschlüpfen. Sie müssen ihn lieben. Sie müssen lächeln, wenn Sie ihn aus dem Schrank heben wie eine Papststola. Der ideale Anzug ist Ihr Lieblingsanzug.

STECKBRIEF DES IDEALEN ANZUGS:

Ein Einreiher. Anthrazit, schwarz-grau. Schurwolle – hält ewig. Drei Knöpfe – nur einen zugeknöpft. Ein Schlitz – eleganter, wenn man öfter steht. Zwei Schlitze – praktischer, wenn man öfter sitzt, edel für den Barhocker oder das Pferd oder die Vespa. Schlanke Hose, enge Beine. Schmales Revers.Ärmelknöpfe zum Aufknöpfen – kann man nachträglich machen lassen.

SAVILE ROW, DAS MEKKA DER SCHNEIDER.

Der erste Eindruck ist ein bisschen enttäuschend – wo ist die Magie? Sie ist nur 140 Meter lang – aber sie ist der Geburtsort des Smokings, des Bowlers und des „Business“Anzugs als „Rüstung des Kapitalismus“. Auch der Trenchcoat, die Liebe zum Tweed und zum Brogues-Schuh, wie ihn Boris Johnson liebt, alles begann hier. Seit dem frühen 19. Jahrhundert werden hier die Uniformen und Anzüge für den Londoner Hof geschneidert – heute sogar online, mit Robotern. Es sind nur ca. 30 Geschäfte, aber jeder Shop ist sein eigenes Museum. Auf den zweiten Blick, der in die alten Schaufenster fällt, ist man verzaubert.

Anzugs-Maximen: 1. Ein Maßanzug startet bei ca. 3500 Pfund (ca. 4000 Euro) – kann aber auch 8000 bis 40 000 Euro kosten. 2. Ein fertiger Anzug beginnt bei 2000 Pfund (ca. 2250 Euro). Das muss aber noch nicht sein. Das hat Zeit. 3. Die Savile Row duftet übrigens überraschend nach „Abercrombie & Fitch“. Das USA-Lifestyle-Label hat an der Ecke einen Flagship-Store hingeschmuggelt. Im letzten Jahrhundert war dort übrigens eine Jagdfirma, bei der auch Ernest Hemingway einkaufte und sich einkleidete. 4. Der Kultschneider ist „Huntsman“ (seit 1849) – No. 11 Savile Row. Der Schneider der adligen Jäger. Weltberühmt durch Hollywoods Agenten-Thriller „Kingsman“. Klicken Sie sich in eine wunderbare Welt: huntsmansavilerow.com. Oder Sie beginnen einen Videotalk mit einem Maßschneider. 5. Größere Auswahl: „Gieves & Hawkes“ – No. 1 Savile Row, gievesandhawkes.com. Prinz Charles ist, Prinz Philip war Stammkunde. Militärischer Schnitt. Die Welt liebt die Row. 6. Aber auch in Deutschland gibt es Online-Maßschneider, die das Budget nicht so belasten. Ich kenne CEOs, die bei „Kuhn“ ordern – kuhn-masskonfektion.com. Seit 1949 schneidert Kuhn aus dem unterfränkischen Schneeberg – heute mit Computer-Cutter. 7. Auch ein Top-Anzug von der Stange ist okay. 8. Ein Maßanzug hat Zeit, bis man Geld übrig hat. 9. Auch ein Maßanzug bleibt immer öfter im Schrank. 10. Aber man trägt ihn im Sarg.

13 – OUtfit / Anzug


14 – o u t f i t / Jacke


Die Jacke ist der neue Anzug – Blazer, Kaschmir oder Tweed? WIR DÜRFEN NIE VERGESSEN:

Der Gentleman und Offizier stieg einst vom Pferd. Der Ritter war ein Reiter, und die Reitkleidung wurde zur Freizeitkleidung. Das Pferd ist der UrMaßschneider unseres Jacketts.

DER ANZUG

ist eigentlich eine dreiteilige Kutsche: Jacke plus Hose plus Weste.

WENN EIN MANN EINEN RAUM BETRITT,

treffen die Augen seine Jacke. Sie ist der Mittelpunkt seiner Aura. Sitzt sie wie angegossen? Schlabbert sie wie ausgezogen? Sind die Schultern gepolstert, oder fallen sie harmonisch?

Die Jacke ist die AllroundRüstung des neuen Gentlemans.

1 5 – o u t f i t / Jacke

Die neue Leichtigkeit: „Easy“-Jackets der günstigen In-Marke „Circolo 1901“. Leicht wie ein Pulli. Leicht zu packen, waschen, bügeln und easy zu tragen.

Die ideale Jacke muss schützen, schmeicheln, wärmen, und man sollte sich wohlfühlen wie in einer zweiten Haut zum Zuknöpfen (meist nur den mittleren Knopf!).

Die Jacke macht den Mann.

Die Jacke ist aber auch eine Art Berufskleidung.


DIE LETZTE SPIEGEL-IKONE,

Kult-Chefredakteur Stefan Aust, hatte schon immer seine Jetset- und Talkshow-Uniform: blauer, einreihiger Blazer, hellblaues Button-downHemd von „Brooks Brothers“ und klassische Blue Jeans – später endgültig und für ewig ohne Krawatte. Er war ein Vorreiter des lässigen Gentlemans.

Die neue Formel für den „casual Gentleman“: ein Mann + eine Jacke/ Blazer + Jeans – Schlips = der New Gentleman

Robert de Niro, die FilmStoffe sind sexy Legende, ist ein abwie Frauen. soluter Jacken-Freak: „Ich mag Ihr Jackett! DER BESTE LUXUSSTOFF für eine Jacke ist sicher Darf ich mal? “ Kaschmir. Der ist sehr Wir standen im Londoner leicht. Der ist sehr weich. Und der ist leider sehr „Claridge’s“-Hotel, und teuer. Aber eine Kascher trug seinen New Yorker mirjacke kann man fast mit den Augen „fühlen“. Schlabber-Look mit Sie fließt auf dem Körper. Mütze. Seine Finger beUnd wenn man einen Mann mit Kaschmirjacke rührten mein weißes umarmt, umarmt man ungefüttertes Baumwolleinen Teddybären. jackett von „Hackett“ KEINE ALLTAGSJACKE, mit aufknöpfbaren Ärmeln. aber eine Every-NightJacke. Kaschmir ist Es war lange mein keine Kampfjacke und Lieblingsjackett, weil es eigentlich auch nichts Büro, dafür ist er locker saß wie ein Hemd. fürs zu fein. Man fühlt sich Wenn ich es trug, „overdressed“. Eine Kaschmirjacke ist auch fühlte ich mich wohl. nichts für nasses Wetter oder für Spaziergänge. Aber natürlich gibt es auch welche für die Jagd, zum Beispiel in „Maulbeere“ („Mulberry“) vom Kult-Shop „Purdey“.

DER AM BESTEN

angezogene Mann ist wohl der Kult-FußballModerator Marcel Reif („Reif is live“). Seine Jacken haben eine italienische Leichtigkeit. Sein Seidenstecktuch wirkt wie eine frisch gegossene Blume. Seine Jacken aus Kaschmir oder Leinen wirken wirklich wie angegossen.

VIELE WELTSTARS

sind merkwürdig lässig mit ihren Jacken – bis auf Bruce Willis, der seine Jacken bei „Chavet“ in Paris schneidern lässt. Oder Old-HollywoodGentleman George Hamilton („Der Pate III“), der vermutlich im Blazer auf die Welt kam. 1 6 – o u t f i t / Jacke

FÜR DEN WINTER

Links oben: Der Neo-Klassiker: Ein „Armani“-Anzug, den auch ModeIkone Giorgio Armani privat selbst trägt. Links unten: Der Kult-Anzug vom Hamburger Top-Label „Omen“. Ein Anzug als Rüstung fürs Leben.

Das ist Jacken-Regel Nr. 1: ein InstantWohlfühl-Gefühl!

oder die Treibjagd oder den Hund oder um Kaminholz zu hacken, braucht man eine „Harris-Tweed“Jacke, die warm wie ein Mantel ist und kratzt wie ein Dreitagebart. „HarrisTweed“ ist handgewoben auf den Inseln der „Äußeren Hebriden“, 60 km vor der Westküste Schottlands. Das ist das Fell des Schotten.

FÜR DEN SOMMER

und die Sonne braucht man eine ungefütterte italienische Leinenjacke, die wie ein zweites Hemd über dem Körper flattert.


DIE KULTLUXUSMARKE

„Loro Piana“ ist das „Hermès des Kaschmirs“. Kuscheliger und relaxter und eleganter kann man sich kaum kleiden – auch kaum teurer. Aber es ist die neue Uniform der Superreichen und der Jachtbesitzer.

TROTZDEM

ist natürlich Giorgio Armani ein JahrhundertGenie der Mode und ein perfekter Gentleman des Minimalismus.

EIN KLASSIKER

für sich sind die schwarzen japanischen „Yamamoto“-Jacken, die einen extrem festen Stoff haben, extrem gut verarbeitet sind und gleichzeitig lässig wie ein Smoking auf Ferien wirken. Yamamoto war der Pionier des postmodernen Streetwear-Chics – Made in Tokyo und Kyoto.

DIE HANDGEMACHTEN „OMEN“-JACKEN

aus Hamburg haben hanseatischen Kultstatus und umhüllen einen mit einer haptischen Stofffülle, die ein lustiges Leben lang hält. Ein ewiger Stil.

WER IN DIE WELT EINES MASSJACKETTS

von „Kiton“ einsteigt, will nicht mehr raus. Da stecken 20 Handwerkerstunden drin. Die rechte Männerschulter ist meist ein wenig höher und muskulöser als die linke. Man wählt extrem leichte 180er-Wolle oder extraschweren Kaschmir oder ultraweiches Vicuna.

Jede verlorene Jacke birgt aber auch den Zauber einer neuen Jacke in sich. Öffnen wir die Augen für Neues. 1 7 – o u t f i t / Jacke

Kult-Kleidung für Gentlemen: Der Jagd-Ausstatter „Purdey“ (purdey.com). Der Lifestyle-Milliardär Rupert („Richmont“, „Cartier“) kaufte diesen „Kaiser der Waffenschmiede“ und die Hausmarke der Könige unter den Jägern. Altmodisch edel.


DER KLASSISCHE

„dunkle Anzug“ stirbt langsam, leider. Aber er ist ja auch ein bisschen langweilig.

DAS NEUE STATUSSYMBOL

wird die „Hybrid-Jacke“ mit „Athleisure“-Touch. Sakkos mit integrierter Weste oder Hoodie. Ein ultraleichter Gänsedauen-Blazer mit Steppnähten und abtrennbarem Innenlayer.

Die PostPandemie-Zeit wird die alten Kleidungsregeln killen. Deshalb wird das wichtigste Accessoire für den Mann das AllroundJackett – quasi die Handtasche des Mannes.

Mit einem Blazer ist man immer Kapitän seines täglichen und nächtlichen Schicksals. Es gibt den zweireihigen Navy-Blazer und den einreihigen Club-Blazer. Beide sind für alles ideal. SEINE UR-STORY:

TECH-GENIE ELON MUSK

schlüpft am liebsten in seine „Belstaff“-MotorradJacke. Abends bei Einladungen trägt er gern einen Mix aus Jacke und Kurzmantel. Man kann damit sehr leicht unbemerkt verschwinden, von jedem Empfang, von jeder Party, von jedem Essen. Man geht einfach – ohne Garderobe.

EINE IDEALE ALLTAGSLEBENSKAMPF-JACKE

ist der blaue Blazer. Er ist elegant und sportlich, militärisch und maritim. Man kann ihn im Büro tragen und in der Not in der Oper.

Alles hat seine Zeit. Und die neue Zeit umarmt die „Casualisierung“. 1 8 – o u t f i t / Jacke

Queen Victoria inspizierte 1837 das Schiff „HMS Blazer“. In der schnellen Not rüstete der Kapitän seine Mannschaft mit Navy-blauen Jacken aus, doppelreihig. Drunter: weiß-blau gestreifte Pullover. Die Knöpfe waren noch schwarz. Und die Knöpfe am Ärmel waren nicht zum Aufknöpfen, sondern sollten die Mannschaft daran hindern, sich ihre Nase damit abzuputzen wie sonst.

GLEICHZEITIG

wurde der Blazer an den Colleges von Oxford und Cambridge immer beliebter – noch grell gestreift mit Club-Farben. Er entzündete die Augen – und „glühte“ (to blaze).

Der Blazer ist die neue Blue Jeans der Jacken – und er passt genial zu Jeans, weil es das perfekte Crossover von zwei Welten ist.


MEINE NEUEN LIEBLINGSJACKEN

sind von dem exzentrischen Engländer Nigel Cabourn, der in Japan geliebt wird. Sein Stil ist eine Art „Urban Hippie“.

DIE „MALLORY“JACKEN

sind nach dem Klassiker des Mount-Everest-Bergsteigers George Mallory (1886–1924) geschneidert – mit vielen Taschen, vielen Knöpfen, vielen Geheimnissen.

Jacken-Maximen: 1. E ine Lieblingsjacke hält fünf Jahre. Deshalb ist sie günstig, auch wenn sie teuer ist. 2. Der Stoff ist Seele: Kaschmir oder Tweed, Schurwolle oder Leinen. 3. Lassen Sie eine Adresse mit Namen einnähen und Handynummer, falls Sie sie hängen lassen. 4. Kaufen sie keine Zwillingsjacke aus Sentimentalität. Bei Lieblingsjacken kann es nur eine geben. Ein Double hat keine Chancen. 5. I rgendwann werden Sie sich aus Ihrer Lieblingsjacke häuten. Dann beginnt eine neue Phase. Sie werden sie immer seltener tragen. Sie öfter melancholisch anblicken. Und dann ein bisschen traurig im Schrank hängen lassen. Ein Andenken.

Das Lieblingsjackett ist auch immer ein Zelt der Erinnerung, in dem man sich woh lf üh lt, eine unsichtbare Uniform der Seele. So wie der Schriftsteller Christian Kracht mit seiner Barbour-Jacke in „ Faserland “ durch Deutschland rauchend schlenderte.

So eine Jacke zu tragen erfüllt einen mit melancholie. NOCH GENIALER

und leichter ist meine weiße Sommer-„Mallory“, die ganz aus dem „Royal Air Force“-Stoff ist – und die man innen aufknöpfen kann, um sie zum regendichten Mantel zu verlängern – mit einer signalroten, knisternden Regenplane. Ideal für das Boot, das Pferd, die Vespa oder den Biergarten. Integriert ist eine rote Plastiktasche, in die man die ganze Jacke falten kann. Daraus wird dann eine Tasche. Verrückt, genial, einmalig.

Eine Jagd-Jacke von „Purdey“, die den Adel vorm „outdoor“ schützt. Schon Queen Victoria war 1838 Kundin, auch der deutsche Kaiser. Purdey kann man vererben.

Ein Gentleman schmunzelt darin. 19 – o u t f i t / Jacke

Die Lieblingsjacke ist auch immer eine Rüstung gegen die Außenwelt – man fühlt sich sicher und geborgen. Jetsetter reisen leicht. Wenn Sie in den Privat-Jet eines Freundes steigen, dann nur mit Ihrer Lieblingsjacke für alle Fälle.


20 – outfit / Hemd


Das Hemd – die zweite, knisternde Haut

Das Lieblingshemd – Brooks Brothers, Turnbull & Asser oder Charvet? Ich schreibe diese Zeilen in einem weißen „Turnbull & Asser“ Slim-Stretch-Hemd. Es ist zauberhaft verarbeitet, aber ich und mein Bauch, wir sind rausgewachsen. Ich vererbe es lächelnd und stolz unserem jüng sten Sohn Dean. Das kann man machen mit Top-Hemden, wie sie Prinz Charles trägt oder f rüher Winston Churchill. Es ist sozusagen selbst gevintaged. Wenn die Manschetten irgendwann einmal leicht zerfranst sein sollten, ist das ein Ehrenzeichen.

Das schlimmste Hemd ist ein zu enges Hemd. 21 – outfit / Hemd

EIN HEMD

ist eine sehr persönliche Wahl, weil es den ganzen Tag auf unserer Haut ruht. Man muss sich damit wohlfühlen. Es kann aus fester Oxford-Baumwolle sein für den Büroalltag oder aus fallendem Leinen für die Tage am Strand oder ein Polohemd für das Wochenende.

ES GIBT DREI WELTKLASSIKER:

1. T urnbull & Asser in London, Jermyn Street – das Mekka der Hemden. 2. B rooks Brothers in New York – für alle, die Amerika lieben. 3. C havet in Paris, 28 Place Vendôme – bei diesem exklusiven „tailleur de chemise“ (Hemdenschneider) kaufte schon Präsident de Gaulle ein und ab 1869 der Prince of Wales, später König „Bertie“ Edward VII. Wie auch Proust, Picasso oder Obama.


Ich habe 40 Jahre lang BrooksBrothers-Hemden getragen – und für mich gibt’s keine besseren. DAS VERMUTLICH

beste und praktischste Hemd der Welt sah ich, als ich Claus Jacobi in Hamburg traf und wir Whisky tranken.

DER LEGENDÄRE

Chefredakteur der „Welt am Sonntag“ schickte mich als Kolumnisten nach New York – ich war damals 26. Er trug ein strahlend weißes Hemd unter seinem blauen Blazer mit den echten schweren Goldknöpfen. Es war so wunderbar undeutsch. Es war nicht so englisch elegant. Es war nicht so fein französisch. Es war so praktisch amerika-nisch! Es war das neo-klassische Brooks-Brothers-Hemd mit Button-down-Kragen und Brusttasche. John F. Kennedy hat es getragen, ebenso CIA-Agenten.

Ich saß einmal mit Hollywood-Legende Bruce Willis in einem kugelsicheren Mercedes. Bruce Willis, der in Deutschland geboren wurde, liebt Kleidung. Er zeichnet seine Hemden und seine Anzüge selbst wie ein Körper-Architekt und lässt sie dann bei Chavet nachschneidern: „Ich liebe offene, g roßzüg ige Kragen, ich muss atmen können. Meine Hemden haben keine Knopf leiste. Schlicht und weiß.“

22 – outfit / Hemd

MIT BUTTONDOWN-KRAGEN

braucht man keine Krawatte. Für Stift oder Füller oder Brille oder Geldscheine gibt es eine Brusttasche.

UNSCHLAGBAR IST

das Modell „Non Iron“! Man kann es nach dem Waschen und Trocknen aufhängen – ohne es zu bügeln.

Leider ist Brooks Brothers zu oldfashioned.

DER REICHSTE MANN ITALIENS

hat das Unternehmen gekauft, und sein Sohn versucht es zu retten.

WEISSE HEMDEN

galten als edel, weil man es sich leisten konnte, sie täglich zu waschen.

WEISSE KRAGEN

konnte man Anfang des letzten Jahrhunderts noch abknöpfen und extra waschen.

DIE BRUSTTASCHE

wurde erst 1960 populär, als die Zentralheizung aufkam und man die Jacken im Büro ausziehen konnte.


Meine Lieblingshemden sind aus Leinen, weil sie zu leben scheinen. Maßhemden sind ein Investment, man kauft sie traditionell im Dutzend.

Viele Männer knöpfen ihre Kragen nie mehr zu – und das ist auch gut so. Luft, Freiheit, Ungezwungenheit.

DAS WICHTIGSTE

ist der Kragen, der Ihr Gesicht betonen sollte.

FALLS SIE

noch Krawatte tragen, sollte der Kragen großzügig geschnitten sein, sodass noch zwei Finger zwischen Stoff und Hals passen.

TRADITIONELLE SCHNEIDER

sagen: Das Dreieck von Hemdkragen, Krawattenknoten und Kinn ist die wichtigste Erkennungsstelle beim eleganten Mann.

DAS FREIZEITHEMD

ist heute das Nr.-1-Hemd – z. B. das Polohemd von Ralph Lauren, fast weltweit zu allem akzeptiert. Es begann beim Tennis mit „Lacoste“. Beim Davis Cup gab es Koffer aus Krokodilleder zu gewinnen. Weil er sieben Mal siegte, war der Spitzname von René Lacoste „Der Alligator“. Daraus entstand das berühmteste Logo der Welt.

SEHR BEQUEM

und elegant und teuer und schmeichelnd sind italienische Hemden. Ihre weichen Stoffe duften nach Sonne.

DIE BERÜHMTESTEN

waren aus Neapel von Luigi Borelli. Die Italiener haben bis heute vermutlich die edelsten Stoffe.

gentleman-tipps: 1. Ein Hemd muss Ihnen gefallen. 2. Ein Hemd sollte weiß oder blau sein. 3. Testen Sie viele Hemden, bis Sie sich wohl und elegant fühlen. 4. Klassische Baumwolle ist das Beste. 5. Leinenhemden sind ideal für den Sommer. 6. Der Hemdkragen soll Ihr Gesicht stützen wie bei einer Statue. 7. Ein gutes Hemd kann man auch noch am Tag danach tragen. 8. Manschettenknöpfe sind elegant und besonders, aber auch sie verliert man. 9. Das Hemd, das man am liebsten und am häufigsten anzieht, ist das beste. 10. Irgendwann leisten Sie sich ein Maßhemd.

Aber der normal gebaute Gentleman braucht keine Masshemden. 23 – outfit / Hemd


24 – o u t f i t / Pu llove r


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