Die Malerzeitschrift 01/2017
Wissen wie’s geht – wissen was kommt
Das sind die
Gewinner Frische Ideen, innovative Oberflächen, überzeugende Gestaltungskonzepte
INHALT // AUSGABE 01/2017
08
IM BRENNPUNKT
Dämmstoff in der Kritik
14 28
Technik Vor allem im Außenbereich haben Holzoberflächen
oft ihre Tücken ‒ Grund genug für eine sorgfältige Untergrundprüfung.
33
Meldungen Panorama
Auf zwölf Seiten berichten wir über die Preisverleihung und die Gewinner.
Bodenbeläge Wie Sie mit
Bodenspachtelmassen in jedem Raum die richtige Grundlage legen.
KUNDENAUFTRAG //
AKTUELL // 06 63
MALER DES JAHRES 2017
26 28
Marketing
10 Tipps für den ersten Arbeitstag Ihres Azubis
Technik // Untergrundprüfungen Holz als Untergrund
08
Bodenbeläge
IM BRENNPUNKT //
33
Dämmstoff in der Kritik
36
Wandgestaltung
41
Mobile Software
Nach der Diskussion um die Brandgefahr von mit Polystyrol gedämmten Fassaden und dem Verbot des Flammschutzmittels HBCD sorgt die geänderte AbfallGesetzgebung für neuen Ärger. Dass HBCD-haltige Dämmstoffe als gefährlicher Abfall eingestuft werden, hat gravierende Folgen: Ab Anfang Oktober 2016 wurde die Annahme von Dämmstoffen aus Polystyrol konsequent von den Abfallentsorgern verweigert.
4 • MAPPE 01/17
Trends und Grenzen Natürlich inspiriert Apps mit Appeal
54
Trends und Chancen
Die Transportmöglichkeiten entwickeln sich ständig weiter ‒ und halten auch für Maler ein Image-Plus bereit.
TRENDS UND CHANCEN // 54
Trends erkennen // Mobilität
58
Chancen nutzen // Mobilität
Fortbewegung neu gedacht
Maler anders unterwegs
RUBRIKEN // 03 04 14 35 46 48 52 66
Editorial Inhalt Dialog // MALER DES JAHRES Impressum Schaufenster // Messe Schaufenster // Materialien und Produkte Malerquellen Vorschau // Heft 02/2017
DIE MAPPE IM INTERNET // Webseite // www.mappe.de facebook // www.facebook.com/Mappe.Malerzeitschrift pinterest // www.pinterest.com/diemappe
Covermotiv: Bernd Ducke/Mappe, teilnehmende Malerbetriebe
Möglich wird das durch die neuen Apps.
Fotos: Carlos Voss/Fotolia, Bernd Ducke/Mappe, Thomsit, Bosch, Christian v.R./Pixelio
41
Mobile Software Direkt auf der
Baustelle ein mobiles Aufmaß erstellen?
IM BRENNPUNKT //
HBCD
ACHTUNG FALLE!
DÄMMSTOFF-ENTSORGUNG Nach der Diskussion um die Brandgefahr von mit Polystyrol gedämmten Fassaden und dem Verbot des Flammschutzmittels HBCD sorgt die geänderte Abfall-Gesetzgebung für neuen Ärger: Dass HBCD-haltige Dämmstoffe als gefährlicher Abfall eingestuft werden, hat gravierende Folgen.
Dämmstoffe aus Polystyrol haben ein geringes Eigengewicht, füllen aber durch ihr großes Volumen die Deponien und dürfen künftig nur noch vollständig stofflich recycelt werden
8 • MAPPE 01/17
I
mmer wieder bekamen Maler- und Stuckateurbetriebe
Dachdecker zur Untätigkeit. Bundesweit sind mehrere hun-
in den letzten Jahren die Diskussion um brennbare
dert Baustellen stillgelegt, teilte der Zentralverband des
Dämmstoffe, deklarierte Dämmleistungen und
Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) mit. ›Erste Be-
schwankende Einsparungseffekte deutlich zu spüren.
triebe melden, dass sie Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken
Schaut man sich die pro Jahr gedämmten Flächenmengen
oder sogar entlassen müssen, wenn es nicht bald eine Lö-
an, werden die negativen Auswirkungen deutlich. Daraus re-
sung gibt‹, sagte Dachdeckerpräsident Ulrich Marx.«
sultierend hatte die Branche in den letzten Jahren gut zu
Auch wenn dieses Mal das Dachdeckerhandwerk im Fo-
tun, die Auftragseinbrüche anderweitig zu kompensieren.
kus der Öffentlichkeit steht, sind alle Betriebe, die Fassaden
Wer dachte, jetzt haben wir den Tiefstand erreicht, wurde
mit Dämmstoffen aus Polystyrol ausführen, oder Dämmsy-
eines Besseren belehrt. Viele Betriebe bekamen die nächste
steme zurückbauen, von der Situation betroffen. Der Ruf
negative Nachricht in den letzten Monaten zu spüren: Ab
nach einer schnellen politischen Lösung dürfte dabei weit-
Anfang Oktober 2016 wurde die Annahme von Dämm-
gehend nutzlos sein. Denn die politischen Gremien schie-
stoffen aus Polystyrol konsequent von den Abfallentsorgern
ben sich gegenseitig die Schuld zu und weisen Verantwort-
verweigert.
lichkeiten von sich, wie die Aussage von Bundesumweltmi-
Schnell wurde klar, dass der Stoff Hexabromcyclodode-
nisterin Barbara Hendricks (SPD) im angesprochenen Beitrag
can (Kurzbezeichnung: HBCD) der Auslöser allen Übels ist.
auf Spiegel Online zeigt. Dort wies Frau Hendricks die Ver-
Dieser Stoff soll als Flammschutzmittel das Brennen von Po-
antwortung von sich: »Diese Notlage ist durch den Bundes-
lystyrol verhindern und wurde über viele Jahre diesen Fassa-
rat veranlasst«, sagte sie. Der habe »gegen unsere Empfeh-
dendämmstoffen hinzugefügt. Allerdings wurde HBCD im
lung« gehandelt. Hendricks Kritik bezog sich darauf, dass ei-
Mai 2013 in die Liste der POP- Schadstoffe (persistent orga-
ne Mehrheit der Bundesländer im vergangenen Jahr die Ab-
nic pollutant/ schwer abbaubarer organischer Schadstoff)
fallkennzeichnungsverordnung per Bundesratsbeschluss
der Stockholmer Konvention aufgenommen.
geändert hatte. Gerade die bereits genannte Reduzierung der Grenzwerte durch die Europäische Union im März 2016
Hexabromcyclododecan: Einstufung als Schadstoff Damit kam HBCD in die Kritik und in der Folge
mit der Neueinstufung führte zu dieser Situation. Nun wird
die Dämmstoffproduzenten unter Druck, diesen Stoff nicht
Vorgaben über das Ziel hinaus geschossen zu sein.
der Politik vorgeworfen, bei der Umsetzung der Brüsseler
wurde durch den Bundesrat eine dynamische Verlinkung
Positive und negative Reaktionen Einige Bundes-
zur POP- Verordnung in die nationale Abfallverzeichnisver-
länder reagierten rasch auf die Situation und gaben Erlasse
ordnung (AVV) festgelegt. In der Folge übernahm die Euro-
zur Entschärfung der Situation heraus. Ein Beispiel: das Um-
päische Union im März 2016 die auf internationaler Ebene
weltministerium Baden-Württemberg stellte klar, unter wel-
vereinbarten Grenzwerte in die europäische POP- Verord-
chen Rahmenbedingungen Müllverbrennungsanlagen auch
nung, weshalb EPS/ XPS- Dämmstoffe mit einem Massenanteil > 0,1 % ab dem 30. September 2016 als gefährlich einzustufen sind. Der Prozess führte zu einer Änderung der Abfallgesetzgebung und zu Änderungen bei der Einstufung von EPS-Dämmstoffen (Abfallschlüsselnummern) bei der Annahme zur Entsorgung. Auf dieser Basis verweigerten die
Trennt man EPS und XPS auf der Baustelle sorgfältig voneinander und von anderen Stoffen, lassen sich Entsorgungskosten reduzieren
Foto: Mappe
mehr bei der Produktion hinzuzusetzen. Im November 2015
Annahmestellen ab 1. Oktober erst einmal die Annahme sämtlicher Dämmstoffe. Die Argumentation: Aufgrund der geänderten Zuordnung der Dämmstoffe zu neuen Abfallschlüsselnummern liegt für diese Nummern keine Zulassung für die Annahme vor.
Chaos bei der Entsorgung Mit dieser Headline und der Schlagzeile »Styroporproblem legt Baustellen lahm« rückte Spiegel Online am 22. Oktober 2016 das Entsorgungsproblem in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Sollte diese Schlagzeile zum nächsten Tiefschlag für die FassadenFoto: Carlos Voss/Fotolia
dämmung und damit einhergehend für die ausführenden Betriebe werden? Es sieht im Moment nicht danach aus, denn die Fassadendämmung stand dieses Mal nicht im Mittelpunkt des Geschehens. Es traf den Berufszweig der Dachdecker, denn Spiegel Online schrieb weiter: »Die Einstufung von Styropor als gefährlicher Abfall verurteilt Tausende
MAPPE 01/17 • 9
KUNDENAUFTRAG // WANDGESTALTUNG
Natürlich
inspiriert
DEKORATIVE OBERFLÄCHEN Welche kreativen Oberflächen liegen im Trend? Wir analysieren Kundenwünsche und informieren Sie über die Produktangebote des Markts, mit denen Sie punkten können.
D
arum geht es: aktuelle und zukunftsweisende Beschichtungsbzw. Effektwerkstoffe, Putze und
Spachtelmassen für dekorative Gestaltungen in Innenräumen. Wie wichtig ist dabei die ewige Jagd nach dem neuesten Trend? »Die Gestaltung von Innenwänden stellt Bewohner immer wieder vor die gleiche Frage: Welcher Farbton, welche Struktur, welches Muster soll es sein ‒ und bin ich damit im Trend?« erklärt Harald Kranz, Leiter Marketing bei Zero-Lack: »Dabei ist Trend eigentlich nichts anderes als eine über einen gewissen Zeitraum zu beobachtende statistisch erfassbare Entwicklung.«
Kreative Kompetenz Eines hat sich jedoch gewandelt: »Den allgemeingültigen Kunden gibt es nicht mehr«, sagt Peter Appenzeller, Leiter StoDesign Deutschland: »Deshalb kann die Betrachtung der Kundennachfrage nur auf einzelne Kundentypen erfolgen. Ganz allgemein ist der Kunde von Foto: edelundstein
heute deutlich besser informiert ‒ z. B. durch Lifestyle-Magazine ‒ auch über das Thema Trend; er nimmt diese Themen auf. Ein Beleg dafür ist, dass sich die Absätze nach Farbtönen Jahr für Jahr verändern.«
Akzentflächen gestalten: Gefragt sind Wandbeschichtungen aus Echtmetallen mit authentischen Materialeigenschaften
Markus Wedel, Caparol
»Bieten Sie Ihren anspruchsvollen Kunden Gestaltungen mit feinen, zurückhaltenden Effekten an – z. B. Wände mit einem edlen Perlmuttschimmer.«
Caparol
»Die bisweilen glänzenden und eher prominenten Effekte nehmen ab. Ein Zuwachs ist bei metallischen Wandgestaltungen mit edlem Matt-Glanz festzustellen.« Martin Füchtenhans, Brillux
Brillux
Die Farbigkeit in der Gestaltung ist konträr zu beurteilen. Einerseits sind puristische Optiken wie Beton- und Rostflächen stark gefragt. Andererseits werden Gold und Silber oder warme Naturfarbtöne
Dezente Wandgestaltungen, filigran und extravagant, bei denen sich die Handschrift des Malers nur erahnen lässt, liegen weiter im Trend. Künftig werden auch wieder strukturreiche Untergründe und rustikalere Oberflächen dazu kommen.
eingesetzt. Bezogen auf verschiedene Produktvarianten wird die Differenz dann wiederum über-
schaubarer: Moderne, kreative Spachtelprodukte auf Kalkbasis werden oftmals in naturnahen Farbtonvarianten eingesetzt. Der Farbton unterstützt hier den ökologischen Charakter der Produkte. Effekttechniken nehmen hingegen im Bereich der gedeckten, dunklen Farbtöne aus dem Bereich Rot, Violett oder Türkis Fahrt auf und erinnern damit an schweren Samtstoff. Im Gegensatz dazu wird die skandinavische Leichtigkeit mit hellen Blau-, Grün und Beige-Varianten auch im Bereich der metallischen Wandgestaltung interpretiert.
Dinova
Der Trend zur Individualisierung ist ungebrochen. Vor allem im gewerblichen Sektor werden immer neue originelle Gestaltungsmöglichkeiten für Verkaufsräume gesucht, um sich so vom Wettbewerb abzugrenzen. Eigene Kreationen des Malers sind ein hervorragender Weg, um bei Auftraggebern zu punkten und sich so von
Mitbewerbern hervorzuheben. Bei der Farbigkeit sehen wir eine steigende Tendenz zu dezenten Grau-, Blau- und Braunnuancen wie aus unserer neusten Kreativ-Farbtonreihe »I Colori della Pietra« (die Farben des Steins).
DAS WÜNSCHT IHR KUNDE!
Individuell und authentisch Sie beraten ausgewogen, kreativ und kompetent
Sie empfehlen keine Effekte um des Effekts willen
Sie entwickeln ein Gestaltungskonzept mit dem Kunden Sie realisieren nur die Dekotechniken, die Sie
Fotos: Hersteller
sicher beherrschen
Sie reizen das Potenzial der Materialien aus, indem Sie
selbst damit experimentieren
MAPPE 01/17 • 37
TRENDS ERKENNEN // MOBILITÄT
Foto: Christian v.R. /Pixelio
Neue Formen des Mobilitätsmixes helfen den Landschaftsverbrauch durch Straßen zu reduzieren
Fortbewegung neu gedacht
UMWELT Eines der großen Themen unserer Zeit ist die Mobilität. Klimaschutz, Energiesparen und Verkehrsinfarkte in den Städten brauchen intelligente Lösungen und Mobilitätskonzepte wie Carsharing, Elektromobilität oder eine neue Fahrradkultur. Autohersteller VW kündigte erst kürzlich an, bis 2025 Weltmarktführer bei der Elektromobilität werden zu wollen. Es ist viel in Bewegung.
N
och ist es ein gewohntes Bild,
räume, wo alle Verkehrsteilnehmer absolut
emissionen über alle Sektoren bis 2050 um
wenn der Handwerker mit dem
gleichberechtigt sind: Autos, Busse, Radfah-
80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 zu senken.
Dieseltransporter vorfährt. Doch
rer, Lastenfahrräder, Fußgänger usw. Die
Um dieses Ziel zu erreichen, muss der
schon bald werden Elektrofahrzeuge ‒ Au-
Schiene hat Vorrang und das Flugzeug als
Verkehrssektor einen angemessenen Beitrag
tos, Busse und Lkws ‒ und vielleicht noch
umweltschädlichstes Fortbewegungsmittel
leisten, es muss eine Verkehrswende geben.
ein paar Hybridfahrzeuge das Straßenbild
ist entsprechend teuer. Das prognostizieren
Dazu gehört auch die sanfte Mobilität ‒ ein
prägen. Verbrennungsmotoren wirken dann
nicht nur Trendforscher, die Politik hat es auf
politisches Konzept, das nachhaltige, um-
wie aus einer anderen Zeit. Shared Space ist
die Agenda gesetzt. Es ist das Ziel der deut-
weltschonende, sozial verträgliche und un-
im Kommen, gemeinsam genutzte Straßen-
schen Bundesregierung, die Treibhausgas-
fallarme Fortbewegungsarten fördern will.
54 • MAPPE 01/17
Dazu zählt zu Fuß gehen, Radfahren und die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel ‒ bis auf Flugzeuge.
Keine Benziner und Diesel mehr ab 2030 »Als Verkehrswende werden die Maßnahmen und Effekte der Verkehrsvermeidung, der Verkehrsverlagerung und der Verbesserung der Effizienz bezeichnet. Letzteres reicht beispielsweise von besseren AusFoto: rmv-online.de
lastungsgraden der Fahrzeuge über eine energetisch sparsamere Fahrweise bis hin zu energieeffizienteren Fahrzeugen«, erklärt die Studie »Klimaschutzbeitrag des Verkehrs bis 2050« des Umweltbundesamts. Die Energiewende beschreibt die Abkehr von fossilen
Wer nicht ständig einen Lieferwagen braucht, ist mit Carsharing gut beraten
Energieträgern, es müssen also die Erdölprodukte im Verkehr ‒ wo immer möglich ‒
tungen ein kurzzeitiges, auch minuten-
weltbundesamt spricht sich daher gerade
durch die direkte Nutzung von Strom ersetzt
weises Anmieten von Fahrzeugen. Die Kon-
in Städten auch für eine konsequente För-
werden, der bestenfalls zu 100 Prozent aus
zepte reichen von professionellen Anbietern
derung von Pedelecs, Elektro-Bussen und
erneuerbaren Energien stammt.
bis hin zur Peer-to-Peer-Vermietung von Pri-
Elektro-Lkws aus. Mit dem Gesetz zur Bevor-
Die Bundesregierung beschreibt die Mo-
vatfahrzeugen. 1,26 Millionen Carsharing-
rechtigung der Verwendung elektrisch be-
bilität der Zukunft so: »Einsteigen, losfahren,
Kunden waren zu Beginn 2016 in Deutsch-
triebener Fahrzeuge (Elektromobilitätsge-
schnell, bequem und sicher ankommen: In
land registriert, 220.000 mehr als im Vorjahr.
Zukunft sollen alle die Vorteile und Annehm-
Ihnen standen 16.100 Carsharing-Fahrzeuge
lichkeiten von Mobilität genießen. Langfristig
zur Verfügung. Und die Zahl der Städte und
muss der Straßenverkehr unabhängig vom
Gemeinden mit einem Carsharing-Angebot
Öl werden.« Die Regierung setzt auf alternati-
erhöhte sich 2016 von 490 auf 537. Ein neu-
Vernetzt, autonom, geteilt und elektrisch
ve Antriebssysteme und hat sich in ihrem Re-
er Trend sind kombinierte Carsharing-Syste-
Das Zukunftsinstitut beschreibt den Mega-
gierungsprogramm Elektromobilität bereits
me, die stationsbasierte und free-floatende
trend Mobilität so: »Heute stehen wir am Be-
2010 zum Ziel gesetzt, Deutschland als
Fahrzeuge ‒ mit beliebigen Parkplätzen im
ginn eines multimobilen Zeitalters. Damit
Leitanbieter und Leitmarkt in diesem Sektor
öffentlichen Raum ‒ aus einer Hand anbie-
steigt auch die Suche nach Möglichkeiten,
zu etablieren. Bis zum Jahr 2020 sollen eine
ten, berichtet der Bundesverband Carsha-
um Mobilitätsanforderungen und -wünsche
Million E-Fahrzeuge auf die Straße gebracht
ring. In Deutschland organisieren etwa 140
ökonomisch, bequem und nachhaltig umzu-
werden. Der Grünen-Bundesvorstand will
eigenständige Anbieter Carsharing. Beim
setzen. Die Konsequenz ist, dass immer mehr
noch mehr: Auf seinem Parteitag im Novem-
privaten Carsharing, wie Drivy oder Croove,
Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft
ber 2016 wurde der Antrag gestellt, dass von
können Privatleute ihre Autos über eine
vom Megatrend Mobilität erfasst werden.«
2030 an keine Autos mit Benzin- oder Diesel-
Plattform an andere Privatleute vermieten,
Vier Schlagworte zur Mobilität der Zukunft
motoren in Deutschland mehr neu zugelas-
meist tageweise. Carsharing-Fahrzeuge gibt
bringen es den Trendforschern zufolge auf
sen werden. Vorbild könnte Norwegen sein:
es auch mit alternativen Motoren: In der
den Punkt: »Connected«, »Autonomous«,
Dort ist heute schon jedes fünfte Auto ein E-
4.500 Autos starken Flotte von DriveNow
»Shared« und »Electric«. »Connected« be-
Fahrzeug. Die norwegische Regierung plant
sind 900 BMW i3 mit Elektroantrieb und seit
schreibt die Vernetzung von Verkehrsmit-
ab 2025 keine neuen Benzin- und Dieselfahr-
Mitte 2016 können in München über BeeZe-
teln untereinander, die gemeinsame Nut-
zeuge mehr auf die Straßen zu lassen, sie sol-
ro des Linde-Konzerns Autos mit Wasser-
zung im Individualverkehr und die Elektro-
len durch E-Mobile und andere alternative
stoffantrieb ausgeliehen werden. Eine Tank-
mobilität. »Autonomous« bezieht sich auf
Antriebe ersetzt werden. Mehr über Motivati-
füllung soll für 400 Kilometer reichen.
das autonome Fahren, eine Technologie, die
on und Ziele der Bundesregierung hält die
MEGATREND MOBILITÄT
in den Industrienationen vorangetrieben
Webseite www.nationale-plattform-elektro-
Vorrang für Elektroantrieb Elektro-
mobilitaet.de bereit.
fahrzeuge fahren abgasfrei, der Motor ist na-
wollen gemeinsame Leitlinien für das com-
hezu geräuschlos. Stammt der Strom aus
Carsharing beschreibt einen Systemwechsel im Individualverkehr:
putergesteuerte, automatisierte Fahren
100 Prozent erneuerbaren Energien, gibt es
nach deutschem Vorbild entwickeln. Mit
auch beim Stromerzeuger so gut wie keine
»Shared« ist die gemeinsame Nutzung von
Im Vordergrund steht die Nutzung von Fahr-
klimaschädlichen Emissionen. Grundsätzlich
Fahrzeugen im Individualverkehr gemeint
zeugen, nicht der Besitz. Carsharing erlaubt
darf Elektromobilität nicht mit Elektroauto-
und »Electric« bedeutet E-Mobilität.
anders als konventionelle Autovermie-
mobilität gleichgesetzt werden. Das Um-
wird: Die Verkehrsminister der G7-Staaten
MAPPE 01/17 • 55
TRENDS ERKENNEN // MOBILITÄT setz ‒EmoG) vom 5. Juni 2015 hat der
Bei Lieferdiensten ist das Lastenrad ein gewohntes Bild
Gesetzgeber privilegierte E-Fahrzeuge definiert ‒ Pkw, leichte Nutzfahrzeuge und Zweiräder ‒ und Weichen für eine bevorzugte Behandlung gestellt. Das können kostenlose Parkplätze, Nutzung von Busspuren oder die Aufhebung von Zufahrtsverboten sein, um Anreize zu schaffen. Weiterhin besteht eine Kfz-Steuerbefreiung für E-Mobile. Im Oktober 2015 hat die Bundesregierung die Ladesäulenverordung (LSV) beschlossen. Geplant ist eine Sonderabschreibung und die Steuerfreiheit für Arbeitgeberleistungen zum Aufladen und Anpassungen zur leichteren Installation von Ladeeinrichtungen. Gleichsam soll es mehr Ladestationen für Elektroautos geben, allen voran an den deutschen Autobahnen. Das Netz soll bereits bis spätestens 2018 stehen, weil die
Foto: adfc-blog.de
des Bau-, Miet- und Wohneigentumsrechts
Autobauer dann mit neuen Elektroauto-Mo-
höhere Reichweite als reine »Stromer« er-
aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt. Der
dellen auf den Markt kommen.
möglicht und sich schneller laden lässt. In
nationale Radverkehrsplan NRVP geht von
der Entwicklung ist auch die Technik des in-
einem Potenzial eines bundesweiten Radver-
Die Förderungen sind notwendig,
duktiven Ladens, ganz ohne Kabel. Elektro-
kehrsanteils von 15 Prozent bis zum Jahr 2020
denn zu Beginn letzten Jahres zählte das
pionier BMW, der unlängst den Startschuss
aus. Das Umweltbundesamt schätzt sogar,
Kraftfahrt-Bundesamt erst rund 25.500 Elek-
zur E-Auto-Massenproduktion ausgerufen
dass bis zu 30 Prozent der Autofahrten durch
troautos und 130.400 Fahrzeuge mit Hybrid-
hatte, kündigte an, 2017 100.000 Elektroau-
das Fahrrad ersetzt werden können, wie in
antrieb ‒ verglichen mit 45,1 Millionen Pkws
tos verkaufen zu wollen. Das sind 65 Pro-
Münster, wo der Radverkehrsanteil mit 38 Pro-
insgesamt. Damit hatte nur weniger als je-
zente mehr als bisher. 2025 werde der Anteil
zent bereits den Anteil des motorisierten Indi-
der 300. Wagen einen Elektro- oder Hybrid-
von Hybrid- und Elektroautos dann bei 15 bis
vidualverkehrs (MIV) mit 36 Prozent überholt
antrieb. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor machen nach wie vor den Löwenanteil aus. Die Nachfrage ist auch trotz der 2016 eingeführten Kaufprämie von 4.000 Euro mit nur 6.000 Anträgen in sechs Monaten zu gering, dabei hat das E-Auto viele
VW will bis 2025 Weltmarktführer bei der Elektromobilität werden und drückt mächtig aufs Gas
Fans. 2016 fragte der Ökostroman-
hat. Gemeinden und Regionen mit hohen Radverkehrsanteilen werden meistens als besonders lebendig und lebenswert bewertet. Der Radverkehr ist als umweltfreundlicher Verkehr weder mit Lärm noch mit schädlichen Emissionen verbunden. Sein Flächenbedarf ist gering. Radfahren ist kostengünstig
bieter Lichtblick seine Kunden nach der
25 Prozent liegen, erklärt BMW. VW plant gar
und gesund. Außerdem kommt man mit dem
Elektromobilität: Demnach können sich 18
den Umbau seines Konzerns und hat die Stra-
Fahrrad in Städten mittlerweile oft auch
Prozent vorstellen, dieses Jahr ein E-Auto zu
tegie »Transform 2015+« verkündigt. Der Au-
schneller voran, als mit dem Auto oder dem
kaufen. Das größte Problem stellt derzeit
tobauer will bis 2025 Weltmarktführer bei der
öffentlichen Nahverkehr. Nach Angaben des
zwar noch die geringe Reichweite der Batte-
Elektromobilität werden und drückt mächtig
Zweirad-Industrie-Verbands hat die Zahl der
rien dar und das unzureichende Elektrotank-
aufs Gas. VW will dann eine Million Elektroau-
Fahrräder in Deutschland in den vergangenen
stellennetz. Städte und Gemeinden fördern
tos pro Jahr verkaufen. Grund ist auch ein Ge-
Jahren beständig zugenommen. 2015 lag der
jedoch die Verbreitung der Elektromobilität,
setzesentwurf der chinesischen Regierung,
Fahrradbestand hierzulande bei 72 Millionen
wie den Aufbau von Ladeinfrastruktur und
wonach es bereits 2018 eine Elektroquote ge-
Stück, der Fahrradabsatz erreichte 2014 ein
die Anschaffung von Elektrofahrzeugen.
ben soll. Bislang hat VW jedes zweite Auto in
Volumen von annähernd 4,4 Millionen Stück.
China verkauft.
Allein in Baden-Württemberg sichert die Fahr-
Die Autoindustrie hat die Zeichen der Zeit erkannt Mercedes will im kom-
Die neue Liebe zum Fahrrad ist für
menden Jahr sein erstes Serienauto mit
das Zukunftsinstitut die treibende und be-
E-Bikes boomen Ein aktueller Trend in
Brennstoffzelle vorstellen. Die Brennstoffzel-
stimmende Kraft, wenn es um Mobilitäts-
der Fahrradindustrie sind Räder mit elektri-
le ist ein Energiewandler, zur Speicherung
konzepte für die kurzen Strecken geht. Zur-
schem Antrieb. Derzeit sind bereits gut drei
wird eine Batterie benötigt, die jedoch eine
zeit werden in Deutschland rund 10 Prozent
Millionen Pedelecs hierzulande im Verkehr.
56 • MAPPE 01/17
radwirtschaft 32.000 Arbeitsplätze.