Die Malerzeitschrift 02/2014
Wissen wie’s geht – wissen was kommt im Brennpunkt
Alterst u m r A Bedrohung für Selbstständige
Trockenbau Gipsplatten sind ideal für eine flexible Raumgestaltung
MAPPE-Technik Kreative Vergoldung
Wir zeigen, wie Sie mit Gold individuelle Dekorationen erstellen
Kundenberatung Gut informiert sein Wie Sie sich gut auf fachliche Fragen Ihrer Kunden vorbereiten
Trends und Chancen Generationen im Wandel Junge Arbeitnehmer und ihr Verhältnis zur Arbeitswelt
Inhalt // Ausgabe 02/2014
Mineralisch Nicht brennbar Ohne Biozide
im Brennpunkt
24
34
Die Ansprüche professioneller
Anwender und Kunden an moderne Lacke und Lacksysteme sind hoch
Aktuell //
06 Meldungen 64 Panorama
08
im Brennpunkt // Altersarmut
Nicht selten sind Chefs schlechter abgesichert als ihre Angestellten und geraten in die Armutsfalle. Die Gründe dafür sind vielfältig – viele können nicht, andere wollen nicht vorsorgen, andere haben einfach Pech gehabt. Doch es gibt auch eine andere Seite: Unternehmer, die im Alter glänzend dastehen. Ein Thema mit vielen Facetten, das wir in diesem Heft aufgreifen.
4 • Mappe 02/14
40
Beschichtungsstoffe
Technik Gold kann viel mehr
44
Ressourcenplanung Wir
haben Vorteile und Funktionen
verschiedener digitaler Ressourcenplaner unter die Lupe genommen
als nur Oberflächen zum Glänzen bringen. Wir zeigen Verfahren der kreativen Vergoldung
Trockenbausysteme
Weil Gipsplatten leicht, formbar und stabil sind, eignen sie sich perfekt für individuelle Raumgestaltungen
54
Trends und Chancen Alles dem Job opfern? Für junge Leute
kommt das nicht mehr infrage. Die Arbeitswelt muss sich anpassen
Kundenauftrag //
TRENDS UND CHANCEN //
18 Kommunikation
22 Marketing
Die neuen Arbeitskräfte
24 Technik // Vergoldung
Die Andersartigkeit als Chance nutzen
30 Innendämmung
34
40 Trockenbausysteme
44 Ressourcenplanung
Informieren & besser beraten
54 Trends erkennen // Generation Y
So werden Sie gefunden
59
Fotos: Bernd Ducke/Mappe, Knauf, Sikkens, Printemps/Fotolia, Angelina Ströbel/Pixelio, Covermotiv: Knauf
08
Altersarmut ist gerade für Selbstständige ein Problem
weber.therm A 100 Premium-WDV-System mit AquaBalance-Putzen Überzeugen Sie Ihre Kunden mit den Vorteilen unserer mineralischen WDV-Systeme mit dem Blauen Engel. In Kombination mit den umweltschonenden AquaBalance-Putzen schützen sie Fassaden effektiv und dauerhaft vor Algen- und Pilzbewuchs – ohne Biozide. sg-weber.de/ gesund-daemmen
Chancen nutzen // Generation Y
Gold mit individueller Note
Rubriken //
Den warmen Mantel innen tragen
Beschichtungsstoffe
Lacke zwischen Wunsch und Praxistauglichkeit Kuppeln, Kurven und vieles mehr Mitarbeiter und Material managen
03 Editorial 04 Inhalt 16 Dialog // Impressum 48 Schaufenster // Materialien und Produkte 52 Malerquellen 66 Vorschau // Heft 03/2014
* gilt für AquaBalance-Fassadenputze in den WDV-Systemen A 100 und A 200 ab einer Dämmstärke von 140 mm
im Brennpunkt //
GESELLSCHAFT
Reicht es noch für ein Essen im Restaurant?
Ein »jüngerer Bekannter« habe ihm Canna-
greift zu illegalen Maßnahmen, um seine
bis empfohlen, um Schmerzen zu lindern.
Rente aufzubessern. Fakt ist jedoch, dass die
Helmut B. begab sich in die Szene. Ihm war
Altersarmut in Deutschland insgesamt zu-
es unangenehm, denn er passte da wegen
nimmt: Knapp 465.000 Menschen waren es
seines fortgeschrittenen Alters nicht rein, zi-
zuletzt, knapp 30.000 mehr als im Jahr zuvor.
tierte der Tagesspiegel den Angeklagten
Das Existenzminimum, also der Mindestbe-
und schreibt weiter, dass er sich Pflanzen
trag, der pfändungsfrei ist, liegt in Deutsch-
besorgt habe, die dann aber eingingen.
land seit 2005 für eine alleinstehende Per-
Dann wurde Helmut B. operiert. Der Tages-
son bei 985,15 Euro netto. Wer seinen Le-
spiegel zitiert den Malermeister: »Den Krebs
bensunterhalt nicht oder nicht vollständig
war ich los, es blieb der Gedanke, dass Can-
aus seinem eigenen Einkommen und/oder
nabis eine gute Sache für mich war.« Angeb-
Vermögen bestreiten kann, hat Anspruch
lich war es ein Holländer, der ihn 2012 auf
auf staatliche Unterstützung, die Grundsi-
die Idee brachte, eine professionelle Anlage
cherung. Für über 65-Jährige ist das die
im Keller aufzubauen, so die Zeitung. Viel
Grundsicherung im Alter. Nach den BMAS-
Geld sei zu verdienen, habe der Mann er-
Berechnungen erhalten Arbeitnehmer mit
klärt. Der Malermeister musste mit einer
einem monatlichen Bruttoeinkommen von
Rente von 600 Euro im Monat auskommen.
2.500 Euro im Jahr 2030 lediglich eine Rente
Er wohnte zwar mietfrei im Haus seiner
in Höhe des Grundsicherungsbetrages von
Tochter in Lichterfelde, aber manchmal war
688 Euro. Damit wäre die Altersarmut in der
es knapp. »Er wollte seine Situation verbes-
Breite der Gesellschaft ankommen. 2012
sern. Der ›Holländer‹ habe ihm Technik und
stieg die Zahl der Über-65-Jährigen, die
Pflanzen gebracht«, so der Tagesspiegel.
Grundsicherung beziehen um 6 %.
Ein Beispiel, das trotz des kriminellen
Laut einer aktuellen Studie der OECD be-
Hintergrunds irgendwie anrührt, denn der
legt Deutschland im Ländervergleich bei
Malermeister handelte auch aus der Not he-
Geringverdienern den letzten Platz. Diese
raus, weil ihm die Rente nicht ausreichte.
erhalten genauso wie der Durchschnitt der OECD-Staaten nur 42 % ihres Einkommens.
ARMUT IM ALTER Von Altersarmut sind auch immer mehr Selbstständige betroffen.
Nicht selten sind die Chefs schlechter abgesichert als ihre Angestellten und geraten in die Armutsfalle. Die Gründe sind vielfältig – viele können nicht, andere wollen nicht vorsorgen, andere haben einfach Pech gehabt. Doch es gibt auch eine andere Seite: Unternehmer, die im Alter glänzend dastehen. Ein Thema mit vielen Facetten.
8 • Mappe 02/14
In Dänemark bekommen Niedrigverdiener
spiel ist skurril in der Auswirkung, nicht jeder
sind es 104 %. Und in Polen, das auf dem
eil er eine Cannabis-Plantage im Keller hatte, stand der 74-jährige Malermeister Hel-
mut B. vor Gericht – zum ersten Mal in sei-
500 Euro
nem Leben. Bei dem Rentner aus Berlin war
121 % ihres früheren Einkommens, in Israel
Kaufkraft von 500 Euro Rente in 30 Jahren in Abhängigkeit von der Inflationsrate 370 Euro
eine professionell und akribisch gepflegte Plantage mit 89 Pflanzen gefunden worden,
273 Euro
berichtete der Tagesspiegel im Juli 2012. »Die erste Ernte lag verpackt bereit. Helmut B. wollte sie verkaufen. Das gab er zu. Die erhoffte Bewährung aber bekam er nicht. Drei
201 Euro Quelle: acteam interNETional
Restaurant oder Suppenküche
W
Arm im Alter, weil es für Rücklagen nie reichte Zugegeben, das Bei-
Jahre und zehn Monate Haft ergingen«, so die Zeitung. Der Mann hatte als Malermeister ein unbescholtenes Leben geführt. »Bis 2003 war alles völlig normal, hieß es in einer Erklärung, die sein Anwalt verlas«, berichtete Kerstin Gehrke vom Tagesspiegel. Doch
Heute
Bei 1 % Inflation
Bei 2% Inflation
Bei 3 % Inflation
dann wurde bei ihm Krebs diagnostiziert.
Mappe 02/14 • 9
vorletzten Platz liegt, sind es immerhin 49 %. Altersarmut betrifft auch viele der rund
GESELLSCHAFT
Handwerkerversicherung
ein, das heißt, sie haben auch später keine
Stimmen zur Angst vor Armut im Alter
bank verfügen 26 % der Selbstständigen
Selbstständige Maler müssen sich gesetzlich versichern
oder geringe Rentenansprüche. Unter-
Deutschen Rentenversicherung ermitteln
Auf der Handwerker-Plattform handwerk.com äußerten sich User zum Thema »Alters-
und Freiberufler in Deutschland bislang
Selbstständige Maler sind als Handwerker der Anlage A bereits seit dem Jahr 1939
lassen ob sie als normale Angestellte oder
vorsorge bei Selbstständigen«:
über keine private Altersvorsorge. Und jeder
versicherungspflichtig in der gesetzlichen Rentenversicherung, über die so genann-
als Unternehmerin gelten. Bei dieser Fest-
4,4 Millionen Selbstständigen in Deutschland. Nach einer aktuellen Studie der Post-
nehmerfrauen sollten im so genannten »Statusfeststellungsverfahren« von der
Lieber heute als morgen aufhören, aber …
Vierte stuft seine finanzielle Vorsorge selbst
te Handwerkerversicherung. Die Pflichtversicherung wurde damals auf Wunsch des
stellung wird beispielsweise entschieden,
»Klar, ich würde auch lieber heute als morgen aufhören. Leider gibt die Altersversor-
als »nicht ausreichend« ein. Dennoch wer-
Handwerks eingeführt, denn es herrschte eine hohe Altersarmut im Handwerk. Gesel-
ob Versicherungspflicht oder -freiheit in der
gung das nicht her. Durch einige Pleiten bei Kunden und Fehlentscheidungen von mir,
den künftig nur wenige in den weiteren
len waren teilweise besser versorgt als ihre Arbeitgeber. Die Handwerkerversicherung
gesetzlichen Kranken-, Pflege-, Renten- und
gibt es nicht nur für alle in der Handwerksrolle eingetragenen selbstständigen Hand-
muss ich wohl bis mindestens 70 arbeiten gehen.« Christoph Hensel
Ausbau der Altersvorsorge investieren. Häu-
Arbeitslosenversicherung besteht.
fig fehlen die Mittel dazu, vor allem bei den
werker, sondern auch für zulassungsfreie Ausübungen des Handwerks. Sie ist auch
Aber es gibt auch die andere Seite:
»Drei große Kundenpleiten in 30 Jahren – die letztlich dazu geführt haben, dass meine
Solo-Selbstständigen: Unternehmer ohne
Pflicht für Gesellschafter von Personengesellschaften, die in der Handwerksrolle einge-
Selbstständige, die die finanziellen Mittel
eigenen Altersversorgungsmaßnahmen draufgegangen sind und mein Lebensabend
Mitarbeiter rangieren mit einem mittleren
tragen sind, unter der Voraussetzung, dass diese einen Befähigungsnachweis besitzen
haben, um für ihr Alter gut vorzusorgen –
und die Voraussetzungen für die Eintragung in die Handwerksrolle erfüllen.
nach über 40 Jahren Selbstständigkeit dann voraussichtlich in Altersarmut enden
Brutto-Monatsverdienst von 1.500 Euro am
und dies auch tun. Die Einkommensverhält-
unteren Ende des Spektrums der Erwerbs-
Die Pflicht für Handwerker zum Abschluss einer Handwerkerversicherung gilt seit
wird, wenn sich kein Nachfolger findet.« Klaus Engelking
nisse unter den Selbstständigen in Deutsch-
einkommen. Davon lassen sich kaum Rück-
dem 1. Januar 1992 und ist in § 2 Nr. 8 SGB VI geregelt und wird von der Deutschen Ren-
land sind jedoch sehr unterschiedlich: So
lagen fürs Alter bilden. Von den ehemaligen
tenversicherung des Bundes für Arbeiter und von den Landesversicherungsanstalten
verfügt laut Allensbach-Zahlen ein Fünftel
Solo-Selbstständigen ist gut ein Fünftel im
verwaltet. Beginn der Versicherungspflicht für die Handwerkerversicherung ist die Ein-
der Selbstständigen-Haushalte über weni-
Alter von Armut bedroht. Laut einer Studie
tragung in die Handwerksrolle oder auch die Meldung bei der Handwerkskammer bei
ger als 2.500 Euro im Monat. Eine ebenso
des Forschungsinstituts Ökonomie und De-
Beginn der Aufnahme der selbstständigen zulassungsfreien handwerklichen Tätigkeit.
große Gruppe hat jedoch monatlich mehr
mografischer Wandel können 10 % der
In den ersten drei Jahren seit Beginn der Selbstständigkeit hat der Versicherte hinsicht-
als 5.000 Euro zur Verfügung. 15 % oder
Selbstständigen keine Altersvorsorge auf-
lich der Beitragszahlungen die Wahl zwischen der Zahlung des halben Regelbeitrags
mehr des Einkommens sollten es sein, emp-
bauen, da ihr Nettoeinkommen dafür ein-
und einer Beitragszahlung, die sich an der Höhe des tatsächlichen Arbeitseinkommens
fiehlt die Gesetzliche Rentenversicherung.
fach nicht ausreicht oder sie ihr Angespartes
orientiert. Die Versicherungspflicht besteht nach der aktuellen Gesetzeslage für die be-
Dabei macht die gesetzliche Rente im Bun-
in ihr Unternehmen stecken. Im Jahre 2011
troffenen Selbstständigen 18 Jahre. Danach können sie sich von der Versicherungs-
desschnitt derzeit nur 64% der gesamten Al-
waren gar 118.000 Unternehmer darauf an-
pflicht auf Antrag befreien lassen, der Rentenversicherungsschutz kann dann auch über
terseinkünfte aus: Bei Männern im Westen
gewiesen Hartz IV als Aufstockung in An-
eine freiwillige Weiterversicherung erfolgen.
sind es 54 %, im Osten aber 88 %.
»Nach 20 Jahren Selbstständigkeit bin ich physisch, psychisch und finanziell am Ende, was für mich danach kommt, weiß ich noch nicht, aber es wird allemal besser sein als das jetzige Hamsterrad.« Tischlermeister Harmut Eichelbaum aus Stahnsdorf
Immobilien als Altersvorsorge sind bei einer Insolvenz nicht sicher
spruch zu nehmen. So droht jedem fünften Alterseinkommen, das weniger als 60 % des
nicht gesetzlich verpflichtet, fürs Alter vor-
bach. Demnach planen 56 % aller Selbst-
Einkommensarmut oder Vermögensarmut Grundsätzlich muss bei der
mittleren Einkommens beträgt.
zusorgen – manch einer blickt vielleicht zu
ständigen und Freiberufler keinen Ausbau
Betrachtung der Altersarmut zwischen Ein-
sorglos in die Zukunft und sorgt auch dann
der privaten Altersvorsorge, nur jeder Fünf-
kommensarmut und Vermögensarmut un-
Selbst verschuldet aus mangelndem Interesse Viele Selbstständige wie
nicht vor, wenn er es wirtschaftlich eigent-
te (21 %) hat dazu Pläne, der Rest ist noch
terschieden werden. Nach Angaben des
lich könnte. Mangelndes Interesse an einer
unentschieden. Bei gleichem Einkommen
Deutschen Instituts für Wirtschaftsfor-
Handwerker zulassungsfreier Gewerke sind
Altersversorgung als Grund für eine finanzi-
legen Angestellte (gesetzlich verordnet) mit
schung DIW liegt das durchschnittliche Net-
ellen Unterversorgung im Alter konstatiert
aktuell 18,9 % des Bruttolohns einen deut-
tovermögen der Selbstständigen ohne Mit-
Selbstständigen eine relative Armut, d.h. ein
auch eine Analyse der Post-
lich höheren Beitrag für die eigene Alters-
arbeiter bei rund 177.000 Euro, beschäftigen
bank auf der Grundlage ei-
vorsorge beiseite als dies Selbstständige mit
sie mehr als zehn Mitarbeiter, liegt es bei 1,1
ner Erhebung des Instituts
im Durchschnitt 4 % tun.
Mio. Euro. Damit ist das Vermögen rund
für Demoskopie Allens-
Nicht nur die Unternehmer selbst, häufig sind auch die Ehepartner von Altersarmut bedroht, das betrifft vor allem mit-
Schlaglicht
nen arbeiten nur als 400-Euro-Kraft
Vorsorgeleistungen und Wunschbezüge
und sind nicht ausreichend abgesi-
Eine Umfrage unter Mitgliedern der Mappe-Erfa-Gruppe, darunter Betriebsinhaber und angestellte Geschäftsführer, ergab, dass
arbeitende Ehepartner. Viele von ih-
chert. Sie zahlen keine oder sehr geringe Beiträge in die Rentenkasse
sich die meisten gut abgesichert fühlen durch Lebensversicherungen, Fondsanlagen, gesetzliche Rente, Betriebsrente, Immobilien
sie zwischen 10 und 15 % ihres Einkommens für die Altersvorsorge ausgeben
sie sich monatliche Bezüge im Ruhestand zwischen 2000 und 3000 Euro wünschen Vor allem Solo-Selbstständige sind häufig von Altersarmut bedroht
10 • Mappe 02/14
sie sich gerne ab 60 bis 68 zur Ruhe setzen würden
Einigkeit herrscht bei der Ansicht, dass private Vorsorge nicht noch mal versteuert werden muss sowie eine Pflichtversicherung für Selbstständige und eine sichere Grundrente für alle eingeführt werden sollte.
Mappe 02/14 • 11
Quelle: handwerk.com
im Brennpunkt //
TRENDS ERKENNEN // GENERATION Y
Arbeitskräfte
GESELLSCHAFT Während für die Elterngeneration der heute 20- bis 30-Jährigen
noch die Arbeit oberste Priorität hatte, hat die so genannte »Generation Y« ganz andere Werte und Prioritäten im Leben und bei der Arbeit. Ein gesellschaftlicher Trend, der sich insbesondere in der Arbeitswelt zeigt.
S
den, etwas Besonderes zu sein. Aufmerksamkeit, Förderung und Lob der
Eltern, Mitsprache und -entscheidung in der Familie spielten von Klein an eine Rolle, später waren Diskussionen mit Lehrern und Professoren ganz normal. Sie wurden zur Selbstständigkeit erzogen und sind es gewohnt, mit Autoritäten auf Augenhöhe zu sprechen. Sie haben hohe Ansprüche an
Die Generationen im Überblick Generation Y
zwischen 1979 und 1999
Generation X
zwischen 1965 und 1978
Babyboomer
zwischen 1946 und 1964
ich-bezogen, technologieaffin, hat sehr viele Möglichkeiten ambitioniert, individualistisch, ehrgeizig erfolgreich, liberal, möchten entschleunigen
sich und das Leben und an die Arbeit. Werte wie Familie, Freundschaft und Freizeit sind ihnen wichtiger als Führungspositionen,
mit denen sie groß geworden sind. Im Ge-
weltweit jeden zweiten Arbeitnehmer stel-
Managergehälter oder sonstige monetäre
gensatz dazu werden Menschen, die diese
len. »Dies ist die anspruchsvollste und
Anreize. Sie treten selbstbewusst auf und
Dinge erst im Erwachsenenalter kennenge-
selbstbewussteste Generation seit Lan-
wissen um ihren Wert, auch, weil der demo-
lernt haben als »Digital Immigrant« (dt.: »di-
gem«, sagt Anders Parment von der Stock-
graphische Wandel und der Fachkräfteman-
gitaler Einwanderer«) bezeichnet.
holm University School of Business, der ein
gel es für Unternehmen notwendig machen, Junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren möchten das Leben genießen
Von 1946 bis zur Jahrtausendwende
Die Generation Y folgt auf die so ge-
Buch über die Ypsiloner geschrieben hat. Sie
stärker auf sie einzugehen. Von ihrer Arbeit
nannte »Generation X«, die zwischen 1965
wird die Arbeitskultur in den Unternehmen
erwarten sie interessante Projekte, schnelle
und 1980 Geborenen, und die Generation
radikal umkrempeln und damit vor dem
Aufstiegsmöglichkeiten und eine ausgegli-
davor, die so genannten »Babyboomer«, die
Hintergrund des demografischen Wandels
chene Work-Life-Balance: Die Rede ist von
zwischen 1946 und 1964 geboren sind.
als wichtigstem Gesellschaftstrend zu einem
der »Generation Y«. Als »Generation Y« wer-
weiteren wichtigen Trend, dem Wertewan-
Sie werden die Arbeitskultur radikal umkrempeln Die »Ypsiloner« ero-
del in der Gesellschaft, beitragen. »In den
1981 und heute bezeichnet. Die jungen Menschen dieser Generation werden häufig
bern seit einiger Zeit die Unternehmen, wo
der Generation Y spiegeln sich die Entwick-
auch als »Digital Natives«, also »digitale Ein-
sie eine Zeit lang Seite an Seite mit der bis-
lungen und Trends in unserer Gesellschaft
geborene« bezeichnet, wegen ihrer Affinität
lang dominanten Babyboomer-Generation
und Arbeitswelt wider« schreibt Prof. Dr. Jut-
zu den digitalen Medien wie Computern, In-
arbeitet, die sie dann bald ablösen werden.
ta Rump vom Institut für Beschäftigung und
ternet, Mobiltelefonen, MP3-Playern usw.,
In einigen Jahren wird die Generation Y
Employability in Ludwigshafen.
den meist alle Geburtsjahrgänge zwischen
Umfrage zum Thema Karriereorientierungen Generationen So unterscheiden sich die Berufseinsteiger der Generation Y
hen, hilft ein Blick in deren Sozialisation: Aufgewachsen mit Eltern der Babyboomer-Generation bekamen und bekommen sie mit, Eltern gelten für sie nicht selten als »Worka-
25 %
50 %
75 %
100 %
76 % Wunsch nach Work-Life- Balance
Die Eltern waren für sie »Workaholics« Um die Generation Y zu verste-
wie hart diese für ihre Rente arbeiteten. Die
von vorherigen Generationen 0 %
Werten sowie Denk-und Handlungsmuster
9 %
holics«. Werte wie Freizeit und Familie standen in dieser Generation hinten an. Zeit hatten sie allenfalls für ihre Enkel, doch den Kindern der Babyboomer-Generation steckt der Mangel an Zuneigung und Zeit ihrer beruflich voll engagierten Eltern tief in den Kno-
14 %
chen. Ein abschreckendes Bild: So möchte die Generation Y es keinesfalls mit ihrer ei-
Bereitschaft, Führungsverantwortung zu übernehmen
genen Familie machen und distanziert sich
10 % 53 % 37 %
ganz bewusst von der Haltung ihrer Eltern »Leben, um zu arbeiten«. Viele der nach 1980 Geborenen sind in wohlhabenden Doppelverdienerhaushalten aufgewachsen, nicht selten als einziges Kind. Eine strenge
Stärker ausgeprägt Schwächer ausgeprägt Kein Unterschied
Familienhierarchie haben sie meist nicht
Quelle: Manager Monitor, Deutscher Führungskräfteverband ULA/Spiegel Online
kennengelernt. Im Gegenteil: Die Generation Y durfte von Kindesbeinen an mitent-
54 • Mappe 02/14
Mappe 02/14 • 55
Quelle: www.cio.de
Die neuen
ie sind mit dem Gefühl groß gewor-
TRENDS ERKENNEN // GENERATION Y von er spricht: Für seine Publikation zu Rekrutierung, Entwicklung und Bindung der Generation Y hat Dr. Schmidt Erkenntnisse dokumentiert, die weltweit über die nach 1980 Geborenen vorliegen. Gesammelt wurden sie von Unternehmensberatungen, Arbeitsgruppen an Ministerien und soziolo-
Die Bereitschaft, berufliche Ziele über private Belange zu stellen … … ist schwach ausgeprägt
gischen Instituten. Die Vertreter der Generation Y sind nach Schmidts Literaturrecherche durch ein hohes Selbstbewusstsein gekennzeichnet und zudem nicht kritikfähig – wohl auch, weil sie von den Babyboomern übermäßig gelobt wurden. Schmidt charakterisiert die Generation Y so: »Sie hat ein hohes Anforderungsprofil an den Arbeitsplatz, lehnt sowohl Hierarchien als auch Absitzen von Arbeitszeit ab.
66 %
Überstunden müssen sehr gut begründet
34 %
… ist stark ausgeprägt
Einen Gang runterschalten: Für zwei von drei Befragten der Generation Y sind private Belange wichtiger Quelle: Manager Monitor, Deutscher Führungskräfteverband ULA/Spiegel Online
werden.« Und er warnt: »Die Generation Y wechselt eher den Job als sich anzupassen.« Und die Generation weiß, dass sie wahrSigi rät: »Beide Seiten werden sich anpassen
»Da passiert es schon mal, dass ein Vorge-
dahin will sie die Welt gesehen haben, nicht
müssen – deshalb ist es ja so entscheidend zu
setzter, der einen Mitarbeiter wegen einer
erst wenn sie in Rente geht. Dazu braucht es
wissen, was diese Generation antreibt. Sie will
verpassten Deadline zur Rede stellt, die Ant-
flexible Arbeitszeiten, bei denen zum Bei-
flache Hierarchien, wenig Autoritäten, im Mit-
wort erhält: ›Wieso? Sie haben mich eben
spiel auch mal ein Sabbatjahr drin ist.
telpunkt soll die inhaltliche Aufgabe und
nicht rechtzeitig daran erinnert.‹«, schreibt
nicht die Arbeitszeit stehen. Daneben sind ih-
Spiegel Online.
Einen Gang runterschalten
scheiden. Und so vertreten sie selbstbewusst
Generation Y in der Arbeitswelt
nen selbständiges Arbeiten, Selbstverwirkli-
ihre Bedürfnisse auch in Unternehmen.
Wie die Generation Y in der Arbeitswelt tickt,
chung und Gestaltungsspielräume wichtig –
ment, warnt, wegen des selbstverständ-
lässt sich anhand der englischen Aussprache
allerdings eher im Rahmen konkreter Projekte
lichen Umgangs mit der Technik, seien sozi-
Wie hat sich Ihre Haltung zu Beruf und Karriere in den vergangenen fünf Jahren verändert?
im Leben als Arbeit, Arbeit und noch mal Ar-
des Buchstabens Y erklären, die phonetisch
und nicht prinzipieller gesellschaftlicher Ver-
ale Kompetenzen im Alltag bei vielen unter-
beit. Sie haben erfahren, dass Wachstum,
gleich lautet wie »Why«, also die Frage nach
änderungen. Diese Generation will nicht
entwickelt. Auch bei Führungsaufgaben
Geschwindigkeit und immer neue Rekorde,
dem »Warum?«. Das Handelsblatt meint, dies
mehr die Welt verändern, sondern diese ein
fehle den Ypsilonern häufig Biss und Mut zu
was die Wirtschaft lange diktierte, zwar im-
sei für die Generation die alles entscheidende
kleines bisschen besser machen.
unpopulären Maßnahmen. Es fällt ihnen
mer mehr Wohlstand gebracht hat, aber
Frage: »Eine ganze Generation stellt Altherge-
auch viele Probleme, gesundheitlich und
brachtes infrage und damit die Arbeitswelt
Defizite der Generation Y Trotz ho-
Das Time-Magazin schrieb, es mangele der
zwischenmenschlich. Jetzt stürmt eine Ge-
auf den Kopf: Warum muss ich bis 18 Uhr im
her Ansprüche hat die Generation Y ihre
Generation Y an Empathie, die es ihnen er-
neration die Arbeitsplätze, die wirtschaftlich
Büro bleiben, wenn nichts mehr zu tun ist?
Schwächen. Die Unlust etwa, sich intensiv in
lauben würde, Mitgefühl für andere Men-
satt ist, die im Konsumdiktat aufgewachsen
Warum traut sich kein Kollege, mehr als zwei
ein Thema einzuarbeiten – wozu, wenn man
schen zu entwickeln, und sie haben Pro-
ist und die mit angesehen hat, wie ihre El-
Monate in Elternzeit zu gehen? Warum darf
schnell bei Wikipedia nachschlagen oder je-
bleme damit, die Argumente anderer Men-
tern, die heute 50- bis 60-Jährigen sich für
ich tagsüber keine privaten E-Mails schreiben,
manden bei Facebook fragen kann? »Viele
schen intellektuell zu verstehen. »Nicht alle
die Arbeit aufopferten und ihr Privatleben
wenn ich doch am Samstag auch die beruf-
lernen nicht für sich, sondern nur für die
Probleme lassen sich im Netzwerk lösen,
hinter die Karriere zurückstellten.
lichen beantworten soll?«
nächste Prüfung. Das kann
Zeit für die Familie und anderes So
back, doch »die Entscheidung, ob die Rück-
ren«, sagt Personalexperte
fordern die Ypsiloner beispielsweise nach-
meldung auch adäquat ist, treffen ›Ypsiloner‹
Prof. Armin Trost von der FH
drücklich ein Privatleben, das diesen Na-
dann wieder selbst«, erläutert Thomas Sigi,
Furtwangen. Auch die Fä-
men verdient. Das Familienbild definiere
Personalchef bei Audi in einem Interview mit
higkeit, mit Rückschlägen
sich neu, konservative Werte würden wie-
Spiegel Online und bezieht sich dabei auf ei-
oder Kritik umzugehen ist
derentdeckt, »Familie genießt höchste Prio-
ne Studie aus seinem Haus. »In unserer Studie
häufig weniger gut ausge-
rität«, schreibt Christian Schmidt, Chirurg
stimmten fast 40 % der Befragten der Aussa-
prägt, denn die an Lob ge-
und medizinischer Geschäftsführer der Kli-
ge zu: »Ich nehme Feedback an. Mein Um-
wöhnten jungen Menschen
niken der Stadt Köln in einem Artikel mit
gang mit Kritik hängt jedoch von der Art und
brauchen zwar ständiges
dem Titel »Generation Y« im Fachmagazin
Weise ab, wie diese vermittelt wird«. Wie sol-
Feedback, auf Kritik reagie-
»Der Anästhesist«. Der Mediziner weiß wo-
len Unternehmen damit umgehen? Thomas
ren sie jedoch eher sensibel.
Mein Wille, mir mehr Zeit für Familie und Privatleben zu nehmen … … ist im Wesentlichen gleich geblieben
28 % 5 %
… ist eher gewachsen
67 %
… hat eher abgenommen
Quelle: Manager Monitor, Deutscher Führungskräfteverband ULA/Spiegel Online
56 • Mappe 02/14
Zwei von drei Befragten der Generation Y haben ein wachsendes Bedürfnis nach mehr Zeit für Familie und Privatleben
Für die Generation Y gibt es wichtigeres
Die Generation Y braucht ständiges Feed-
Und der eingangs erwähnte Anders Par-
schwer, harte Entscheidungen zu treffen.
zu Oberflächlichkeit verfüh-
Kurzcharakterisierung der Generation Y
Die Generation Y … tritt sehr selbstbewusst auf
zeigt sich orientierungslos und sprunghaft sucht nach Sicherheit und Stabilität
wünscht sich Flexibilität in Raum und Zeit
fordert stetige Entwicklung und klare Kommunikation ist geübt im Umgang mit Technologie und Netzwerk
Mappe 02/14 • 57
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Personalführung e.V.
Zeit für die Familie ist jungen Eltern heute wichtiger als die Karriere
scheinlich arbeiten wird, bis sie 70 ist. Bis