Die Malerzeitschrift 03/2017
Wissen wie’s geht – wissen was kommt
IM BRENNPUNKT
DATENSCHUTZ
VERANTWORTUNG UND RISIKO
Neuer Look für die Wand
Jenseits des Mainstreams: Welche Tapeten angesagt sind ■ Betonsanierung
Qualifiziert den Auftrag sichern
Mit professioneller Technik und der nötigen Kenntnis zum Erfolg
■ Spritztechnik
Das richtige Gerät für jede Applikation
Diese Auswahlkriterien erleichtern Ihre Kaufentscheidung
■ Trends
& Chancen Von der Idee zur Produktinnovation
Wie Betriebe Neues entwickeln – und auf den Markt bringen
INHALT // AUSGABE 03/2017
10
IM BRENNPUNKT
In der Datenfalle
22
Technik
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Arbeitsschutz Leitern zu nutzen,
Probleme beim Tape-
zieren können viele Gründe haben ‒ wofür es ebenso viele Lösungen gibt.
33
Gerätetechnik
Systeme zur Spritzapplikation sind mittlerweile Standard. Wir liefern wichtige Hinweise zur Kaufentscheidung.
AKTUELL // Meldungen Panorama
IM BRENNPUNKT // 10
In der Datenfalle
Daten sind für viele Unternehmen ein Schatz: Weil sie ihnen alles über Kunden verraten, Wettbewerbsvorteile bringen. Weil sie sich vielfältig nutzen lassen. Maler müssen als Unternehmer besonders sorgfältig mit den eigenen Daten umgehen ‒ und gleichzeitig strenge Schutzbestimmungen einhalten.
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bedeutet auch ein höheres Risiko.
KUNDENAUFTRAG // 18
08 64
ist im Malerhandwerk Routine, aber das
20
Marketing
10 Tipps für wirkungsvolle Kundenstimmen
Marketing
»So macht s die Stegemann GmbH!«
22
Technik // Tapeziertechnik
30
Untergründe
33
Gerätetechnik
38
Fehler beim Tapezieren
Betonoberflächen sanieren Nicht mehr wegzudenken
Wandbekleidungen
Neue Perspektiven
43
Arbeitsschutz
46
Pünktlichkeit
Sicher hinauf und wieder hinunter Terminverzug ‒ so reagieren Sie richtig
Terminverzögerungen sind für Kunden ein Ärgernis, auch wenn technisch alles glatt lief. Wir zeigen, wie Sie im Fall einer Beschwerde reagieren sollten.
54
Trends und Chancen Innovative Produkte entstehen nicht nur in Startups ‒ auch Malerbetriebe blicken über den Tellerrand des Tagesgeschäfts.
Covermotiv: A.S. Création
Pünktlichkeit
DIE PATENTEN VIER
Fotos: Hymer, Mega, Bernd Ducke/Mappe, Fotomanufaktor JL/Fotolia, Konstantin Hermann/Fotolia, Bits and Splits/Fotolia
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TRENDS UND CHANCEN // 54
Trends erkennen // Innovationen
58
Chancen nutzen // Innovationen
Produktiv erleuchtet
Farbige Ideenschmieden
RUBRIKEN // 03 06 16 17 48 51 52 66
Editorial Inhalt Dialog // MALER DES JAHRES 2018 Impressum Schaufenster // Materialien und Produkte Schaufenster // Farbtrends Malerquellen Vorschau // Heft 04/2017
DIE MAPPE IM INTERNET // Webseite // www.mappe.de facebook // www.facebook.com/Mappe.Malerzeitschrift pinterest // www.pinterest.com/diemappe
PATENT DECOR – weltweit Marktführer bei überstreichbaren Wandbelägen auf Vliesträger!
www.marburg.com
IM BRENNPUNKT //
BIG DATA
In der
Datenfalle
DATENSCHUTZ Daten sind für viele Unternehmen ein Schatz: Weil sie ihnen alles über Kunden verraten, Wettbewerbsvorteile bringen. Weil sie sich vielfältig nutzen lassen. Maler müssen als Unternehmer besonders sorgfältig mit den eigenen Daten umgehen ‒ und gleichzeitig strenge Schutzbestimmungen einhalten.
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DATENSCHUTZ Wer wirklich einen Datenschutzbeauftragten braucht – und wer nicht Grundsätzlich muss jeder Handwerksbetrieb, egal wie viele Mitarbeiter
er beschäftigt, Datenschutz sehr ernst nehmen. Allerdings braucht nicht jeder einen ausgebildeten Datenschutzbeauftragten: Laut Gesetz gilt das nur für Betriebe, bei denen mehr als neun Mitarbeiter regelmäßig persönliche Daten verarbeiten, also beispielsweise die Kundendatenbank pflegen. Das dürfte auf die wenigsten Malerbetriebe zutreffen. Allerdings gibt es Ausnahmen. So gilt die Pflicht auch für Betriebe, in denen ein Maler seinen Mitarbeitern mehrere Autos zur Verfügung stellt und den Standort jederzeit per GPS überwacht. Ebenfalls datenschutzrechtlich relevant: Wenn ein Unternehmer einen Teil seines Betriebsgeländes regelmäßig per Video überwachen lässt.
ger. »Ganz selten kommt es vor, dass jemand nicht möchte und dann respektiere ich das natürlich.«
Der Hunger nach Daten Was Werner Deck »gesunden Menschenverstand« nennt, ist nichts anderes als vorsichtiger Umgang mit fremden Daten. Das gehört auch zum gesetzlich vorgeschriebenen Datenschutz, an den sich jedes Unternehmen halten muss, unabhängig davon, ob es sich um einen millionenschweren Dax-Konzern oder einen EinMann-Malerbetrieb handelt. So sieht es das Bundesdatenschutzgesetz vor ‒ mit einem ernsten Hintergrund: Immer
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Foto: Konstantin Hermann/Fotolia
mehr Unternehmen sammeln fleißig Daten, werten sie aus, versuchen, ihre Kunden, ihre Geschäftspartner und ihre Konkurrenz bestmöglich zu vermessen. Das heißt heute Big Data. Das Ziel: Mehr zu wissen als die Konkurrenz. Wer Big Data beherrscht, macht seine Kunden gläsern. Daraus resultiert ein geradezu unersättlicher Datenhunger, der nicht nur für Privatleute Folgen hat. Inzwischen gibt es kaum noch jemanden, der keine Daten sammelt: Versicherungen und Banken halten nach, wem sie welche Darleerner Deck ist 68 Jahre alt ‒ und ein Social-Me-
hen anbieten und wem sie welche Verträge unterbreiten,
dia-Pionier. Der Malermeister hat mehr als 40
Krankenkassen ermuntern ihre Versicherten unermüdlich,
Jahre lang seinen eigenen Betrieb geleitet und
mit Apps und Fitnessarmbändern selbstständig den eige-
ein Franchise-System aufgebaut, zu dem heute Maler in
nen Gesundheitszustand zu erfassen. Große Einzelhandels-
Deutschland, Österreich, der Schweiz und Spanien zählen.
ketten wie Rewe und Edeka motivieren die Kundschaft mit
Vor sieben Jahren hat Deck dann außerdem angefangen,
Bonus-Systemen, bei jedem Einkauf persönliche Daten an
ausführlich über seine Arbeit zu bloggen, zu twittern, zu posten und Videos zu drehen. »Ich bin einfach ein extrovertierter Typ, für mich gibt es nichts Geheimes«, sagt Deck. »Ich schreibe unheimlich gerne all die kleinen Geschichten auf, die mir im Alltag ständig begegnen, ich fotografiere gerne und ich freue mich über all die Rückmeldungen, die mich ständig erreichen.« Natürlich veröffentlicht Deck dabei manchmal auch Fotos von Mitarbeitern oder Baustellen, Fotos von Dankesschreiben und Screenshots von FacebookEinträgen seiner Kunden. Allerdings fragt er vorher immer, ob sie damit einverstanden sind. »Für mich gehört das zum gesunden Menschenverstand«, sagt der spätberufene Blog-
Werner Deck Maler- und Lackierermeister
»Um Erlaubnis zu fragen gehört für mich zum gesunden Menschenverstand.« MAPPE 03/17 • 11
KUNDENAUFTRAG // MAPPE-TECHNIK
Fehler
beim Tapezieren TAPEZIERTECHNIK Beim Tapezieren können immer Probleme auftreten. Mal liegen die Ursachen in der Tapete selbst, meistens sind es aber Verarbeitungsfehler, die immer wieder gemacht werden, sich aber vermeiden lassen. Die Mappe-Technik greift typische Problemfälle auf und zeigt Lösungen.
M
ustertapeten eignen sich hervorragend zur in-
enorm. Der Anteil der fertigen Vliestapeten liegt bei den
dividuellen Raumgestaltung, vermehrt werden
einzelnen Tapetenherstellern oft bei über 75 %. Es gibt viele
hochwertige Tapeten auch als Blickfang für ein-
verschiedenen Beschichtungen wie z. B. Vinyl, Relief und so-
zelne Wände und zur Inszenierung von Wohnsituationen
gar Papier auf Vliestapeten. Auch Exotisches wie Textilgarne,
eingesetzt. Auch sogenannte Designertapeten werden häu-
Granulate, Blätter, Bambus, Folien, Digitaldrucke und Stoff-
fig nachgefragt. Jede Tapete kann aber erst dann ihre ge-
applikationen werden mit Vliesträgern kombiniert. Beson-
wünschte Wirkung erzielen, wenn sie auf einem dafür geeig-
ders der individuelle Digitaldruck mit hochaufgelösten Bild-
neten Untergrund fehlerfrei tapeziert wurde. Tapete findet
motiven als Vorlage liegt im Trend. Bei aller Modernität
heute überwiegend in Vlies statt. Das erleichtert den Um-
kommt es aber immer noch vor, dass klassische Papiertape-
gang mit den einzelnen Bahnen und die Verarbeitung
ten zu verarbeiten sind.
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BEVOR ES LOS GEHT Jede Tapete bzw. jeder Wandbelag hat individuelle Eigenschaften, die man vor dem Einkleistern und Kleben sorgfältig prüfen muss, da sonst Gewährleistungsansprüche im Fall von Mängeln oft vom Tapetenhersteller nicht anerkannt werden. Ist das Druck- bzw. Musterbild über die gesamte Bahnenbreite gleich? Gibt es Unregelmäßigkeiten? Beim Aufrollen mehrerer Rollen und dem direkten Vergleich miteinander werden Unterschiede erkennbar (1). Bei der Bestellung sind
Materialmehrmengen durch eventuell vorhandene Musterrapporte zu berücksichtigen. Entsprechende Symbole geben Auskunft darüber. Es gibt »ansatzfrei«(2), »gerader Ansatz«(3), »versetzter Ansatz«(4), »gestürztes Kleben« und »horizontaler Ansatz« (die Tapezierung erfolgt in diesem Fall horizontal). Nur Rollen einer Anfertigungsnummer (5) dürfen an einer Decke oder Wand verarbeitet werden. Zusätzliche Tapetensymbole (6) informieren über weitere Eigenschaften.
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Ein versetzter Ansatz bewirkt, dass das Muster großflächiger wirkt. Den passenden Musteransatz zu finden kann aber gerade bei einem versetzten Muster zur Geduldsprobe werden
Vliesprodukte haben Vorteile: Bahnen reißen beispiels-
Kleister nicht ausdehnen, müssen vor der Tapezierung nicht
weise nicht mehr so leicht ein, einzelne Papierschichten
eingekleistert werden. Dazu gehören z. B. Vliestapeten und
trennen sich nicht mehr voneinander, die Dimensionsstabili-
verschiedene Gewebetapeten. Bei der Wandklebetechnik
tät ist erheblich größer und die Weichzeiten können oft ent-
trägt man den Kleber mit einer Kleisterwalze gleichmäßig
fallen.
auf den Untergrund auf, die Tapete wird anschließend in den noch feuchten Untergrund eingelegt.
Verschiedene Klebetechniken Klebetechniken ha-
Bei der Kleistertechnik wird die Tapetenbahn auf der
ben sich teilweise verändert. Früher nur bei Spezialtapeten
Rückseite eingekleistert und nach einer (vom Hersteller vor-
angewendet, hat sich die Wandklebetechnik etabliert. Ta-
gegebenen) Einweichzeit an die Wand geklebt. Die Tape-
peten, die sich nach der Feuchtigkeitsaufnahme durch den
tenbahn dehnt sich während der Einweichzeit aus. Die Di-
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TAPEZIEREN XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
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GERÄTETECHNIK // KUNDENAUFTRAG
Foto: Mega
Nebelarme Spritztechnik für professionelle Anwendungen ‒ dafür steht z. B. das Mega Quick & Easy 2.0 Spritzsystem
Nicht mehr wegzudenken
SPRITZTECHNIK Geräte zur Spritzapplikation sind inzwischen hochentwickelt und für diverse Spezialanwendungen verfügbar. Doch worauf kommt es wirklich an? Wir informieren Sie über den Stand der Technik, das Angebot des Markts und Auswahlkriterien bei der Kaufentscheidung.
F
ür einen Malerbetrieb zählt in erster
stäubungsverfahren unterschieden: Luftlos
Linie die Wirtschaftlichkeit. Wichtig
bis ca. 250 bar (Airlessanlagen als Membran-
ist, dass sich Entscheider im Vorfeld
»Sprühen« als vom »Spritzen«. Was ist aus Ihrer Sicht der aktuelle Stand
oder Kolbenpumpen, optional luftunter-
der Technik bei Spritzgeräten? Dazu antwor-
Gedanken machen, welche Materialien das
stützt mit einem Kompressor), Niederdruck
tet Franz-Xaver Neuer, technischer Leiter bei
Spritzgerät verarbeitet und mit welcher
bis ca. 1 bar (HVLP/XVLP-Geräte) und Hoch-
Caparol: »Heute sind im Malerhandwerk ein-
Häufigkeit beschichtet werden soll. Insbe-
druck bis 6 bar (Kompressoranlagen) ‒ je-
fache Technologien gefordert, die mit mög-
sondere bei einer starken Beanspruchung
weils in verschiedenen Leistungsstufen,
lichst wenigen Einstellungen, geringem Vor-
des Geräts sollte großer Wert auf Qualität,
Druckbereichen und Düsenarchitekturen.
bereitungsaufwand, geringen Rüstzeiten
Langlebigkeit und geringe Verschleißkosten
Das klassische Hochdruckspritzen spielt im
und wenig Spritz- bzw. Sprühnebel einher-
gelegt werden.
mobilen Einsatz auf Baustellen eine nach-
gehen. Des Weiteren ist heute der Hand-
rangige Rolle. Im Fokus stehen hier Airless-
werksbetrieb wenig affin, Spritzgeräte ein-
Kompakt und leistungsstark Nach
systeme und Niederdruck-Varianten. Bei
zusetzen; die Rolle und der Pinsel sind
wie vor wird zwischen den klassischen Zer-
letzteren spricht man heute eher vom
vorherrschend. Auch deshalb sind kosten-
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KUNDENAUFTRAG // GERÄTETECHNIK günstige und einfach zu biedendende Einstiegsspritzgeräte notwendig. Für die
Franz-Xaver Neuer Caparol
Applikation von Farben haben sich im
»Bei den Farben haben sich im Wesentlichen Airlessgeräte – ob mit Kolben- oder Membrantechnologie – bewährt und durchgesetzt.«
Wesentlichen Airlessgeräte ‒ unabhängig davon, ob sie die Kolben- oder Membrantechnologie nutzen‒ bewährt und durchgesetzt.« Es gibt sie in den unterschiedlichsten Größen in Abhängigkeit vom Handwerksbetrieb oder den Objekten, die damit bearbeitet werden sollen. »Wir beobachten bei Malern den Wunsch nach leicht beherrschbaren Syste-
suren sind Düse und Druck konstruktions-
Das richtige Airlessgerät wählen
men, die kompakt und leistungsfähig sind« ,
seitig vorgegeben ‒ ganz ohne Einstellen.
Die Hersteller bieten eine Bandbreite von
meint Leif Köpcke, Produktmanager Maschi-
Und genau dafür wurden die Rezepturen
verschiedenen Modellen und Leistungsklas-
nen und Werkzeuge bei der Mega: »Ein-
der systemeigenen Beschichtungsstoffe op-
sen. Bei Neugeräten beginnen die Preise bei
faches Handling und hohe Wirtschaftlichkeit
timiert. Das Ergebnis: Beste Verarbeitungsei-
ca. 2.300 Euro (kleine Membrananlage) und
waren unser Ansatz bei der Entwicklung des
genschaften, hohe Flächenleistung bei
reichen bis über 8.000 Euro (große Kolben-
HVLP-Spritzsystems Mega Quick & Easy 2.0:
kaum Spritznebel oder Overspray sowie ein
pumpen-Geräte); bei Gebrauchtgeräten
Bei unserem Spritzgerät für Lacke und La-
perfektes Finish.«
starten die Preise bei ca. 700 Euro; ein ver-
SPRITZSYSTEME IM EINSATZ ■ Maßgeschneidert Von Caparol wurde das Nespri-TEC-System (Nebelfreie-Spritz-
Technologie) vor 13 Jahren auf den Markt gebracht. Es handelt sich um ein Airless-
spritzgerät mit beheiztem Schlauch, spezieller Doppeldüse und darauf abgestimmten Fassaden- und Innenwandfarben. Durch das Feintuning der Komponenten werden die Spritzparameter zu jeder Zeit konstant gehalten, um ein einfaches Spritzen ohne Sprühnebel sicherzustellen. Die Abdeckarbeiten reduzieren sich, die Fehleranfälligkeit beim Einstellen des Spritzgeräts entfällt. Aktuell stehen hierfür drei GerätevariFoto: Caparol
anten für die spezifischen Anforderungen der Malerpraxis zur Verfügung. Zur Lackverarbeitung sind heute hauptsächlich kleine Lack-Airless-Spritzgeräte und HVLPSpritzgeräte in der Anwendung. Caparol setzt hier auf das NAST-Spritzverfahren: nebelarme Spritztechnologie, basierend auf der XVLP-Technologie von Wagner. ■ Leicht zu bedienen Bald gibt es für das Mega Quick & Easy 2.0 Spritzsystem auch ge-
brauchsfertige Metallic-Lacke, die ohne viel Aufwand zu professionellen Ergebnissen
Kompakt, leicht und handlich: Die neue Generation des NesprayGO Airless-Geräts ist auf den Einsatz von Nespri-TEC-Beschichtungsstoffen zugeschnitten
führen. Ein ähnlich kompaktes Spritzsystem für Dispersionen folgt ebenfalls in Kürze, das Mega Quick & Easy 4.0. Diese Neuheit soll im System mit der dazu erscheinenden Farbe überzeugen. Die Spritztechnik für den Fine-Finish- und den Dispersionsbereich ist nicht nur relativ günstig in der Anschaffung, sondern kann auch im Kombi transportiert und allein getragen werden, was Lohnstunden für eine zweite Person spart. ■ Die richtige Wahl Brillux führt sowohl Kolben- als auch Membranpumpengeräte im Sortiment. Die richtige Wahl ist nach Ansicht von Dieter
Vanheiden, Produktmanager Werkzeuge/Malerzubehör, abhängig von Material, Objekt- und Gebindegröße. Er erläutert: »Das für die Gerätean-
schaffung zur Verfügung stehende Budget ist daher kein vorrangiges Entscheidungskriterium. Membranpumpen überzeugen durch ihre Reinigungsfreundlichkeit, sind wartungs- und geräuscharm und daher ideal für die Förderung von Lacken, Lasuren, GrundieDieter Vanheiden Brillux
»Das für die Geräteanschaffung zur Verfügung stehende Budget ist kein vorrangiges Entscheidungskriterium.«
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rungen, Füllern, Primern, Gewebeklebern sowie Innen- und Außendispersionsfarben. Durch ihre kompakte Bauweise eignen sie sich besonders für die Kleinmengenverarbeitung.« Kolbenpumpengeräte haben ein vergleichsweise reduziertes Ventilverklebungsrisiko, ein besseres Ansaugverhalten, sind unempfindlicher beim Einsatz von stark gefüllten Materialien und haben bei hochviskosen Produkten wie z. B. Spachtelmassen eine höhere Förderleistung.
KUNDENAUFTRAG // WANDBEKLEIDUNGEN
Neue Perspektiven
Foto: Élitis
Foto: Arte
TAPETENTRENDS Die Messe »Heimtextil« in Frankfurt ist nach wie vor wichtigster Impulsgeber dafür, was aus Sicht der Tapetenhersteller und -verlage kommende Saison an die Wand kommen soll. Wir haben uns für Sie nach den besonderen Kollektionen umgesehen.
Élitis: Neuinterpretation des Materials Papier, das einem Tuch aus feiner Spitze gleicht
Handgewebte Sisaltapeten Oculaire von Arte
P
rominente Tapeten und TapetenProminenz: Auch in diesem Jahr gab es auf dem wichtigen Bran-
chenevent nicht nur die neuesten Trends in Sachen Wohnen und Einrichten zu sehen, sondern auch wieder eine ganze Reihe an prominenten Gesichtern, die einmal mehr ihre Ideen zum Thema Tapeten präsentierten: Model Eva Padberg war zum Beispiel da und auch Modedesigner Wolfgang Joop, Michael Michalsky, Harald Glööckler und Guido Maria Kretschmer. Noch spannender waren die Entdetionen, ganz im Sinn des übergreifenden Heimtextil Trendthemas 2017/2018 »Explorations«. Deutlich war spürbar, dass gerade die noch jungen und kleinen Marken der
Foto: Welter
ckungen abseits dieser Mainstream-Kollek-
Welter stellt in Handarbeit Tapeten und Wandpaneele her
Motor für Innovation und Kreativität sind. Da fiel zum Beispiel die britische Marke
Boho-Look harmonisch abgestimmte Ton-
an die Wände bringen. Toll auch die Neuin-
Santorus (www.santorus.com) mit ihren
in-Ton Batik-Muster für die Wand zum The-
terpretation des Materials Papier, das von
außergewöhnlichen, bunten und ver-
ma machte.
Wolkenmotiven überzogen mit Ausbren-
rückten Tapeten auf. Das kleine Familien-
nern auf metallischem Untergrund einem Tuch aus feiner Spitze gleicht.
mals in Frankfurt präsentierte, verbindet
Entdeckungen der besonderen Art Auf der Suche nach neuen Materialien
bei seinen Entwürfen italienisches Lebens-
und Texturen gab es spannende Material-
(www.arte-international.com) hatte sich auf
gefühl mit indischen Einflüssen sowie bri-
schöpfungen zu entdecken. Lust auf neue
neues Terrain gewagt und die Türen seines
tischer Klasse. Die Tapeten aus feinsten
Materialien demonstrierte wieder einmal
Ateliers alten Handwerkstechniken geöff-
Papieren in modernster Drucktechnik her-
der französische Verlag Élitis (www.elitis.fr)
net: Etwa mit den handgewebten Sisaltape-
gestellt, sind Wandkunstwerke aus einer
mit seinen Wandmosaiken aus geschnitzten
ten Oculaire, bei denen durch das Heraus-
traditionsreichen Ideenschmiede, was
Kokosnussschalen und seinen thermoge-
stanzen von Stücken aus dem Gewebe, die
Interior und Fashion betrifft. Ein weiterer
formten Designs, die ganz neue reliefartige
anschließend wieder mittels handwerk-
Hingucker: Die niederländische Marke
Strukturen, Holzmaserungen, grobe Strick-
licher Technik eingesetzt werden, integrie-
ESTA-home (www.estahome.nl), die im
maschen oder sich überlagernde Schuppen
rende Muster mit Trompe-l oeil-Effekt ent-
unternehmen aus London, das sich erst-
Auch das belgische Unternehmen Arte
stehen. Oder die Kollektion Spectra: Hier dreht sich alles um den dreidimensionalen Effekt, obendrein macht ein streichelzarter Look & Feel diese Wandbekleidung unwiderstehlich. Großen gestalterischen Impetus demonstrierte die Berliner Manufaktur Welter (www.welter-wandunikate.de) mit ihren in Handarbeit hergestellten Tapeten und Wandpaneelen. Durch Applikationen echter Glaskugeln oder versilberter Glaskristalle im Zusammenspiel mit raffinierten Dessins und Farben lassen sie Wände in luxuriösem
Foto: Santorus
Foto: Élitis
Glanz erstrahlen. Bekannt ist Welter auch für
Außergewöhnliche Tapetenmotive von italienischer Lebensart und englischer Klasse von Santorus
seine vielfältigen Gold- und Edelmetalltapeten. Neu in Frankfurt vorgestellt wurde ein jahrhundertealtes Verfahren zur dreidimensionalen Flächengestaltung auf Basis gebundener Kreide und Kaolin. Ursprünglich
Wandmosaike aus geschnitzten Kokosnussschalen von Élitis
zur Verzierung kleiner Flächen wie Bilderrahmen oder Skulpturen gedacht hat Welter
MAPPE 03/17 • 39
KUNDENAUFTRAG // PÜNKTLICHKEIT
Terminverzug – so reagieren Sie richtig
VERZÖGERUNG Kundenbeschwerden wegen nicht eingehaltener Termine werden nicht immer ernst genommen. Warum? Es ist oft kein finanzieller Schaden entstanden und die Qualität der Malerarbeit wurde dadurch nicht beeinträchtigt. Dennoch sollte jeder Terminverzug ernst genommen werden. rung der Arbeiten erstklassig ist, eine Verspätung schafft aus Kundensicht zunächst Unzufriedenheit. Das kann schnell zur negativen Mundpropaganda ausarten, der Reklamierende berichtet im Schnitt sieben Personen über seinen Unmut ‒ und übertreibt dabei noch.
Realistische Terminabsprachen treffen Eine Terminverzögerung fängt schon bei der Terminabsprache an. Häufig werden enge Terminwünsche des Kunden vom Maler aus Gefälligkeit angenommen ‒ vor allem wenn der Kunde Druck ausübt, wo es etwa um den Umzug in eine neue Wohnung geht. Es braucht viel Mut, dem eiligen Kunden eine Absage zu geben, wenn es um einen sehr engen Termin, der voraussichtlich nicht erfüllbar ist, geht. Doch diesen Mut, ein Nein deutlich auszusprechen, bringt man leichter auf, wenn man sich die Konsequenzen verdeutlicht, z. B. dass Hektik aufkommt. Sobald der Maler weiß, dass er keine feste Terminzusage machen kann, sollte er die Absage sofort vornehmen, nicht auf die lange Bank schieben. Mit der Bemerkung »Ich kann Ihnen den Termin nicht versprechen, wir werden aber alles versuchen« weckt er Hoffnungen. Für den Kunden ist dies eher eine Zusage als eine Absage.
Aus Sicht des Kunden ist die Verzögerung eine Reklamation, auch wenn der Maler das anders sieht. Ist das der Fall, sucht der Kunde womöglich nach weiteren Anlässen seiner Unzufriedenheit: Der Preis ist zu hoch, die Mitarbeiter haben dauernd telefoniert, Schmutz wurde nicht ganz beseitigt. Ebenso machen sich Kunden, die auf ein Angebot
arten ist für jeden unangenehm: am Bahnhof,
oder einen Rückruf warten müssen, ihre Gedanken: Hat man
in der Arztpraxis, an der Kasse im Supermarkt
mich vergessen? Bin ich unwichtig? Soll ich mahnen oder
oder auf den Beginn der Malerarbeiten. Der
einem anderen Maler den Auftrag geben? Beschwert sich al-
Kunde unterscheidet zwischen »echter« und »gefühlter«
so ein Kunde, sollte auf der Telefonnotiz ein Vermerk ge-
Wartezeit ‒ und nimmt letztere zweimal länger wahr. Und so
macht werden, damit der Chef später Stellung nehmen
fühlen sich zwei Stunden Wartezeit, bis die Arbeiten an der
kann. Denn oft beklagen sich die Kunden bei einem Mitar-
Fassade beginnen, wie vier Stunden an. Terminbeschwer-
beiter im Büro oder dem Maler vor Ort und der Chef wird
den des Kunden werden von vielen Betrieben nicht als Re-
nicht darüber informiert. Der Reklamierende fühlt sich ernst
klamation eingestuft. Tatsächlich wird der Kunde sogar als
genommen, wenn der Maler vor Ort auf dem Arbeitszettel
Meckerer bezeichnet, wenn er einen Termin anmahnt. In
eine Notiz macht und erklärt, dass er seinen Chef informiert.
solchen Fällen gilt es zu bedenken: Auch wenn die Ausfüh-
Auch die kleinere Terminreklamation darf nicht übersehen
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Foto: Fotomanufaktor JL/Fotolia
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Wenn es knapp wird und Sie den nächsten Termin nicht einhalten können, ist ein Anruf beim betroffenen Kunden die beste Lösung
werden. Die Einstellung »Es gibt Schlimmeres« ist jedenfalls nicht kundenorientiert und führt dann zu einer falschen Äußerung. Es ist immer eine Frage der Perspektive: Für den Mitarbeiter sind 15 Minuten Verzögerung ein Normalfall, für besonders anspruchsvolle Kunden ein Ärgernis. Wer sich in die Lage des Kunden versetzen kann, wird richtig reagieren.
Terminverzögerungen ankünden Kunden erwarten, dass eine Verzögerung sofort mitgeteilt wird. Hier sollte der Maler von unterwegs oder das Büro anrufen und
CHECKLISTE
Die Termineinhaltung
Ja
Nein
1. Ich vereinbare keine riskanten Termine. 2. Ich informiere Kunden sofort über einen Terminverzug. 3. Ich halte den zweiten Termin grundsätzlich ein. 4. Ich nehme Anteil am Ärger des Kunden und entschuldige mich dafür. 5. Ich suche nach Lösungen, statt nach Rechtfertigungen und Ausreden. 6. Ich bedanke mich für das Verständnis des Kunden. 7. Ich plane grundsätzlich »Pufferzeiten« ein. 8. Ich weiß, dass Verzögerungen Reklamationen sind und nehme sie nicht auf die leichte Schulter. Je mehr Sie „JA ankreuzen, desto besser
den Kunden über die Verzögerung informieren, die aber realistisch sein sollte. Aus 30 Minuten angekündigter Verzögerung dürfen nicht 60 werden. Ein Zwischenbescheid sollte gemacht
Gesprächskompetenz zeigen Das Mindeste, was
werden, wenn ein exakt vereinbarter Termin sich um mehr
man dem Kunden bieten kann, ist das Verständnis fürs War-
als 20 bis 30 Minuten verschiebt, bei Circa-Terminen bei
ten. Mit dem üblichen »Tut mir leid, dass Sie warten müssen«
mehr als 60 Minuten. Keinesfalls darf man mit dem Zwi-
ist es nicht getan. Die Verständnisformel »Ich verstehe, dass
schenbescheid warten, bis der Kunde mahnt. Die Zertifizie-
Sie jetzt enttäuscht sind« ist dagegen wirkungsvoller. Wenn
rung nach ISO sieht vor, dass ein Terminverzug unmittelbar
sich der Kunde dann verständnisvoll zeigt, freut er sich über
angekündet werden muss ‒ je früher, desto besser.
ein »Danke« vom Mitarbeiter. Aus diesem kurzen Wort kann
Allerdings möchten die Kunden nicht wissen, aus wel-
man auch noch mehr machen: Wenn man dem Kunden
chem Grund es zur Verzögerung kam. Sie wollen eine Lö-
sagt, für was man ihm dankt, etwa für sein Entgegenkom-
sung. Zu den Tabuthemen gehört es, über Schwierigkeiten
men, seine Geduld oder sein Verständnis. Ein ausführlicher
beim vorigen Kunden zu sprechen ebenso wie über das
Dank hat die doppelte Wirkung. Dabei ist es wichtig, dass
schlechte Wetter, den Personalmangel oder den Kranken-
diese Worte nicht antrainiert sind.
stand. Die Behauptung »Woanders geht es auch nicht
Der Verstoß gegen eine Terminabsprache bedeutet auch
schneller« kann zwar stimmen, hört sich für den Kunden als
Vertrauensverlust. Deswegen stellt der Maler jeden Termin-
Ausrede an. Die Schuld auf die Verkehrsverhältnisse oder auf
verzug als Ausnahme dar, sonst meint der Kunde, dass dies
andere Umstände zu schieben, kann ebenfalls wahr sein,
üblich ist. Der Vertrauensaufbau nach einer Terminpanne ist
sollte aber nicht vorgebracht werden. Nur wenn der Kunde
der schwierigste Teil für den Maler, vor allem, weil sich Kun-
danach fragt, kann der Maler das thematisieren. Durch ge-
den beim nächsten Terminauftrag noch an die Verzögerung
schickte Formulierung erreicht man, dass sich der Kunde
vom letzten Mal erinnern. Kunden, die insgesamt zufrieden
verstanden fühlt. Das gelingt mit der Zielformulierung. »Für
oder sogar begeistert sind, verzeihen eine Terminverschie-
Sie ist es jetzt wichtig, dass wir Ihren Auftrag vorziehen, dass
bung eher als die gleichgültigen Kunden mit geringer Fir-
die Malerarbeiten schnell zu Ende gebracht werden.«
menbindung. Bei sehr guten Kunden kann man zur Wiedergutmachung eine Flasche Sekt überreichen. Kunden
Nicht abgeschlossene Arbeiten Kunden haben we-
erkennen permanente Bemühungen um Termineinhaltung
nig Verständnis, wenn die Arbeit unterbrochen werden
an und wechseln dann bei einer Panne nicht sofort zum
muss, weil der nachfolgende Kunde einen Fixtermin hat.
Wettbewerb. Viele Kunden schätzen es sehr, wenn sich der
Hier ist der Chef gefragt ‒ der Maler vor Ort wäre überfor-
Chef persönlich oder telefonisch bei Terminverzug entschul-
dert, mit dem Kunden darüber zu diskutieren. Das erfordert
digt. Seine Aufgabe ist es, das Personal immer wieder darauf
Diplomatie und Mut. Im Büro wird entschieden, ob der fol-
hinzuweisen, wie wichtig es ist, totale Zufriedenheit der
gende Termin bei einem anderen Kunden verschoben wird
Kunden zu erreichen.
Rolf Leicher
oder die Arbeiten unterbrochen werden und ein zweiter Termin mit dem augenblicklichen Kunden gemacht wird. In einer solchen Situation mache es wenig Sinn, wenn der Maler nun das Arbeitstempo beschleunigt, um die geplante Zeit zu halten. Tempoerhöhung ist meist ein Risikofaktor, denn schneller arbeiten heißt, Fehler riskieren. Es ist wie beim Autofahren, wo hohes Tempo mit Risiko verbunden ist. Nach-
WAS SIE VERMEIDEN SOLLTEN ■ Sich durch den Termindruck des Kunden überreden lassen
■ Einen kurzfristigen Termin annehmen und sich dann darüber ärgern ■ Schuldgefühle haben, wenn man die Terminforderung ablehnt
■ Hoffnung auf eine Zusage machen, obwohl die Absage unumgänglich ist
besserungen sind zeitaufwändig und verursachen Kosten.
MAPPE 03/17 • 47
TRENDS ERKENNEN // INNOVATIONEN Ideen generieren, neue Produkte vermarkten ‒ dabei sind viele, vor allem kleinere Unternehmen auf Unterstützung angewiesen
Foto: Bits and Splits/Fotolia
Produktiv erleuchtet
INNOVATIONSMANAGEMENT Wie werden aus Denkanstößen innovative Konzepte? Und wie werden daraus Produkte, Dienstleistungen, Verfahren und wiederum Erfolge? Ein scharfer Blick auf die deutschsprachige Unternehmenslandschaft zeigt, welchen Trendwellen und Entwicklungslinien die Innovationskultur gerade folgt.
54 • MAPPE 03/17
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ie neue Idee ist zugleich der älteste und aktuellste Trend der Welt. Jeder sucht sie, jeder will sie festhalten und bestenfalls »groß rausbringen«. Jedoch sind
die inneren Mechanismen des Kreativprozesses noch nicht enttarnt. Der Weg zur Idee bleibt ein Geheimnis. Was Politik und Wirtschaft dazu tun können, diesen Weg zu ebnen, ist: die Rah-
STATISTIK BMBF 2016
Ausgaben des Bundes für Forschung und Entwicklung in Mio. Euro (2005 – 2016) 20.000
menbedingungen zu beeinflussen. Da wäre die progressive Forschung unter einem chancengerechten Wissenschafts- und men mit gut ausgebildeten, engagierten Mitarbeitern auf der anderen Seite. Jedoch gehört zu einer Innovation nicht nur die
Datenbasis: Datenportal des BMBF
Bildungssystem auf der einen, investitionsbereite Unterneh10.000
Neuartigkeit an sich ‒ sie muss vielmehr einen Bedarf unter den Verbrauchern decken. Und noch mehr: Mit dem Neuheitsgrad gehen auch Komplexität, Unsicherheit, Konfliktgehalt sowie ein großes unternehmerisches Risiko einher. Das gilt es aufzufangen. So wurde in Deutschland nie mehr in Forschung und
2006
2008
2010
2012
2014
2016*
*Soll-Werte für 2015-2016
Entwicklung (FuE) investiert als in den vergangenen Jahren. Die Ausgaben des Bundes für FuE stiegen im Zeitraum von 2005 bis 2016 von neun Milliarden Euro auf 15,8 Milliarden Euro im Jahr 2016 (Soll). Dies entspricht einem Zuwachs von über 75
dexwert von 66,28 Punkten im Jahr 2016 an erster Stelle, wie
Prozent und folgt dem Ziel der Strategie Europa 2020, jährlich
ein Statista-Ranking zeigt. Und das ist nicht das erste Jahr, in
drei Prozent des Bruttoinlandprodukts für FuE auszugeben.
dem sich die Schweiz als Innovationsnation Nummer Eins hervortut. Was steckt dahinter? Im Vorwort des Forschungs-
Geteiltes Wissen Mit der Zeit haben sich auch auf Ma-
und Innovationsberichts 2016, den das Schweizer Staatsse-
nagementseite verschiedene strategische Innovationsmodelle
kretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) he-
verfestigt. Die wohl bekanntesten sind die geschlossene Inno-
rausgegeben hat, schreibt der Bundespräsident Johann N.
vation (»Closed Innovation«) ‒ hier befinden sich die Innova-
Schneider-Ammann: »Die öffentliche Hand betreibt keine
toren ausschließlich innerhalb einer Organisation ‒ gegenüber
Innovations- oder Industriepolitik im eigentlichen Sinne ‒
der offenen Innovation (»Open Innovation«). Dabei öffnet sich
das ist wohl das wahre Erfolgsgeheimnis der Schweiz. Inno-
der Innovationsprozess über die Unternehmensgrenzen hi-
vationen entstehen im Privatsektor.« Tatsächlich zeigt der
naus, Wissensaustausch und Vernetzung sind hier die vorran-
Bericht, dass international ausgerichtete Großunternehmen
gingen Parameter. Das kann in zwei Richtungen funktionieren:
ihre Forschungs- und Entwicklungsergebnisse in vielfältige
entweder »inside-out«, indem das Unternehmen A bereits eine
lokale Wissens- und Wirtschaftsnetzwerke einspeisen, was
Produktidee konzeptualisiert hat, diese dann aber zum Beispiel
letztlich auch anderen Unternehmen, Hochschulen, der Be-
durch Gründung eines Startups B ausgliedert, oder »outside-
rufsbildung und dem Arbeitsmarkt zugute kommt. In der
in«, indem das Unternehmen A etwa Forschungsergebnisse
Folge erreicht die Schweiz innerhalb Europas die höchste
von einem Institut C kostenfrei oder -pflichtig nutzt. In Deut-
Quote an Patentanträgen ‒ 2015 zählte sie 873 Anträge pro
schland haben sich vor allem außeruniversitäre Forschungsein-
einer Million Einwohner.
richtungen auf den »outside-in«-Prozess spezialisiert, wie die
Einen ganz besonderen Einfall der Schweizer stellt ein
Max-Planck-Gesellschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft, die
durch das SBFI unterstütztes Projekt dar: der Aufbau von
Helmholtz-Gemeinschaft, die Leibniz-Gemeinschaft oder die
»Swiss Innovation Parks«. Mitte September 2015 eröffnete
Akademien der Wissenschaften. Um den Kommunikationsfluss
das bekannte Paul Scherer Institut (PSI) den ersten Teil des
zwischen Unternehmen und Forschung zu erleichtern und zu
Parks »innovAARE«, dessen Bauten sich über beide Seiten
zeigen, wie Unternehmen ihre Idee zum marktreifen Produkt
des Flusses Aare erstrecken. In einer provisorischen Gebäu-
führen können ‒ dafür sind in diesen Einrichtungen oft eigene
deeinheit haben sich bereits zwei Unternehmen angesie-
Institute zuständig. Das Fraunhofer-Institut für System- und In-
delt, die so von dem Forschungsumfeld des PSI und dessen
novationsforschung (ISI) beispielsweise bietet ein Methoden-
technologischen Einrichtungen profitieren. Vorgesehen
Coaching für Betriebe an. Mit dem Hintergrund, wie das Institut
sind insgesamt 19.000 Quadratmeter Gebäudefläche mit
auf der Webseite www.isi.fraunhofer.de schreibt, »die Generie-
speziellen Labors, die bis 2018 fertiggestellt werden sollen.
rung und Identifikation neuer Ideen in der frühen Phase in einen systematischen Prozess zu überführen«.
Förderplan für KMU Hierzulande sind laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vor allem
Innovationsmodell Schweiz Trotzdem der Bund In-
kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in vielen Bereichen
novationen fördert und fordert, ist unter den zehn innovati-
Vorreiter des technologischen Fortschritts. Gegenüber
onsstärksten Ländern weltweit die Schweiz mit einem In-
Großkonzernen haben kleinere Betriebe den Vorteil, dass sie
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CHANCEN NUTZEN // INNOVATIONEN
Farbige
Ideenschmieden PRODUKTENTWICKLUNG Kreativität, Gestaltungsvielfalt, individuelle Wohnkonzepte: All das ist mit dem Malerhandwerk untrennbar verbunden. Neue, frische Ideen sind hier also fast vorprogrammiert. Doch wie können sie im vermarktbaren Produkt Form annehmen? Wir haben bei Produktentwicklern in der Malerbranche an die Tür geklopft.
A
uf Messeständen oder in spezi-
BEISPIEL: Novus versus Chaos
fallen, dass sie alle eines gemeinsam hatten:
ellen Kundenwünschen ist er oft
Einem solchen Mangel sah sich Malermei-
zu finden ‒ der erste Schritt zum
ster Christoph Baum vor drei Jahren gegen-
Sie konnten Aufgaben delegieren.«
innovativen Produkt. Insbesondere in der
über: Schlechte Zahlungsmoral und Zeitver-
Monate lang ließ sich Malermeister Baum
Malerbranche, die sich mit Neu- und Umge-
zögerungen auf den Baustellen trieben
coachen und setzte sich intensiv mit einer
staltungen, Farbtrends sowie unkonventio-
seinen Beitrieb in rote Zahlen. Die Überzeu-
genauen Problemanalyse seines Betriebs
nellen Materialanforderungen für eine ge-
gung, dass sich in seinem Unternehmen et-
auseinander. »Ich habe mich in dieser Zeit
wünschte Optik auseinandersetzt, ist die
was ändern musste, begann mit zwei Er-
intensiv mit den Arbeitsabläufen meiner
Begegnung mit dem Neuen fast zum täg-
kenntnissen, berichtet Malermeister Baum:
Mitarbeiter beschäftigt und gesehen, wie
lichen Ereignis geworden und wird deshalb
»Zum einen bin ich Vater geworden und ha-
viel Zeit und damit auch Geld allein mit zu-
oft unterschätzt. Denn Innovationen entste-
be gemerkt, wie wenig Zeit ich im Arbeitsall-
sätzlichen Fahrtwegen verloren geht. Ich ha-
hen nicht aus dem Funken reiner Kreativität,
tag für mein Kind habe. Zum anderen ist mir
be beispielsweise allein 10.000 Euro im Jahr
sondern vielmehr da, wo Unternehmer aus
klar geworden, dass ich für die Zeit, die ich in
damit verbraucht, zum Lieferanten zu fah-
dem Tagesgeschäft heraus kreativ werden.
mein Unternehmen investiere, am Ende zu
ren und meinen Mitarbeitern Material auf
Das kann nun entweder ein Überschuss
wenig an finanziellem Output bekomme.«
die Baustelle zu bringen, das bei der ersten
sein, der zu einer Idee führt ‒ wie ein neuar-
Christoph Baum reagierte mit einem Blick
Fahrt vergessen wurde.« Schließlich ver-
tiges Material, das bisher nur in anderen
über die Grenzen der Maler- und Hand-
sammelte Christoph Baum sein komplettes
Kontexten und Branchen eingesetzt wurde.
werksbranche. »Ich habe mich auf dem
Team und stellte ihnen zuerst nur Fragen
Oder aber die Idee entsteht aus einem Man-
Markt ‒ der Verkaufs- und Immobilienbran-
nach dem Muster »So sieht meine Beobach-
gel heraus, den es zu füllen gilt.
che ‒ umgesehen und mich gefragt ›Wie
tung aus, was ist eure Meinung und wie
schaffen es die großen Unternehmen, so er-
kann man das ändern?«. Dabei sollten die
folgreich zu sein?‹. Beim Lesen der Biogra-
Mitarbeiter absolut ehrlich antworten.
fien erfolgreicher Firmenchefs ist mir aufge-
»Spannend war zu sehen, dass mir meine
Danach ging alles recht schnell. Zwei
Mitarbeiter exakt dieselben Probleme genannt haben, die auch mir in der Beobachtung aufgefallen waren.«
Problemlösung für den Betrieb ‒ das war der ursprüngliche Gedanke hinter dem Novus Worksystem, das Christoph Baum aus seiner Unternehmenskrise heraus entwickelt hat. Das innovative System arbeiDas Novus Worksystem will unnötige Baustellenbesuche oder zeitraubende Telefonate im Tagesgeschäft vermeiden. Gleichzeitig überträgt Novus den Mitarbeitern mehr Eigenverantwortung
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tet mit Checklisten, die den Mitarbeiter vor, auf und nach der Baustelle organisatorisch begleiten und ihm so gleichzeitig mehr Eigenverantwortung für die Abläufe zugestehen (siehe Produktkasten auf S. 59). Der erste Testlauf des Novus Worksystem fand
Christoph Baum Geschäftsführer bei Malermeister Baum und Gründer von Novus Worksystem
gewissermaßen im kalten Wasser statt. »Ich habe meinen 26-jährigen Jungfacharbeiter mit den Checklisten direkt zu einem Fach-
»Das Coaching hat mir die Augen geöffnet, was eigentlich alles möglich ist, wenn man an seinem Unternehmen arbeitet, aber nicht mehr im Unternehmen.«
werkfassaden-Projekt geschickt, das es auch technisch in sich hatte. Zuerst musste ich mich zwingen, nicht selbst auf die Baustelle zu fahren und einen Blick auf die Arbeiten zu werfen. Ich habe die ganze Woche auf einen Anruf mit Fragen ‒ die zuvor unter meinen Mitarbeitern Standard waren ‒ gewartet. Doch es kam nichts und stattdessen ein durchweg positives Feedback von meinem
tion wiederholte sich bei einem
Team.« Für die Ausarbeitung der Checkli-
befreundeten Installateurbetrieb. »Beide ha-
sten nahm Christoph Baum die Hilfe einer
ben mir schließlich gesagt, dass dieses Sys-
befreundeten Psychologin in Anspruch mit
tem jeder Betrieb gebrauchen kann und ich
dem Ziel, die Eigenmotivation des Mitarbei-
habe realisiert, wie global das Problem der
ters aufzubauen. Denn wo Arbeitsabläufe
unorganisierten Baustelle eigentlich ist«, re-
auf der Baustelle reibungslos funktionieren,
sümiert Malermeister Baum. So hat sich No-
bekommt der Mitarbeiter ein gutes Gefühl
vus Worksystem zu einem Produkt und zu
für seine Arbeit und übernimmt automa-
einem eigenen Unternehmen entwickelt.
tisch mehr Verantwortung ‒ für das Projekt, für sich selbst und für das gesamte Team.
Mit der Entscheidung, Novus als Produkt zu vertreiben, war für Christoph Baum klar: Da mussten professionelle Partner und Be-
Vom Eigenbedarf zum Produkt
rater her. Aus dem Unternehmenscoaching
Auf den Baustellen, wo der Malerbetrieb
heraus, das Malermeister Baum auch nach
Baum Arbeiten übernahm, war das Novus
dem Weg aus der Krise weiterführte, ent-
Worksystem bald nicht mehr zu übersehen:
stand die Idee, die Anwendung des Systems
»Auf der vierten oder fünften Baustelle, die
in Online-Kursen zu erklären. »Damit war al-
wir mit Novus angegangen sind, kam der Mit-
lerdings mein Marketing-Problem noch
arbeiter eines Elektrobetriebs auf mein Team
nicht gelöst.« Durch seine Kontakte in der
zu und meinte ›Ihr seid so entspannt und
Region lernte er Robert Otte kennen, der be-
schnell bei der Arbeit. Was macht ihr anders
reits im Marketing von Großkonzernen gear-
als wir?‹« Nach einem Gespräch mit dem Chef
beitet hatte. Heute sind sie Geschäftspartner
dieses Betriebs gab Christoph Baum das Sys-
und entwickeln Novus gemeinsam weiter.
tem weiter und erhielt ein paar Monate spä-
Mit Erfolg: Im April 2017 soll Novus als App
ter ein begeistertes Feedback. Dieselbe Reak-
auf den Markt kommen.
NOVUS WORKSYSTEM Im Unterschied zu anderen Systemen ist Novus keine Software. »Ich wollte etwas entwickeln, das jeder auf Anhieb nutzen und intuitiv bedienen kann – auch ohne vertiefte Computerkenntnisse«, sagt Produktentwickler Christoph Baum. Novus funktioniert auf Checklisten-Basis und stellt eine Lösung dar, um die Baustellenorganisation zu optimieren und Probleme wie etwa Leerfahrten zu vermeiden. Das Komplettpaket des Systems beinhaltet die Checklisten-Dokumente inklusive einer Ordnerstruktur, die auf jedes Projekt übertragbar ist. In den Ordnern befinden sich alle Informationen, die der Mitarbeiter benötigt, um ein Projekt eigenverantwortlich zu leiten. Außerdem lassen sich die Arbeitsabläufe digital dokumentieren. Mit im Paket sind auch Videos, welche die konstruktive Anwendung von Novus Schritt für Schritt erklären. www.novus-worksystem.de
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