Die Malerzeitschrift
Fokus – Energetische Modernisierung Werbung , die ßberrascht Richtig abdecken mit Vliesen Schimmelpilz? Weg damit!
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Mappe
Betrieb und Kunde
Gemeinsam besser werden Sonderveranstaltungen und Projekte der Bildungspartner in Aalen: Maserierungsarbeiten an einer Holzbrüstung – Umsetzung mit Referat, Arbeitsblättern, Versuchen und praktischer Ausführung
Lernortkooperation Wir stellen in diesem und im nächsten Heft verschiedene Projekte und die Hintergründe vor, die aus dem beispielhaften Zusammenwirken der Lernorte Berufsschule, Überbetriebliche Ausbildung und Betrieb hervorgegangen sind. Sie sind gute Beispiele dafür, wie Lernortkooperation heute in der Praxis funktionieren kann. Ziel ist, Ausbildungsqualität zum Nutzen des beruflichen Nachwuchses und der Qualität im Malerhandwerk zu verbessern.
Die hier vorgestellten Beispiele haben »mit Auszeichnung« am Wettbewerb »Die beste Lernortkooperation« teilgenommen, den der Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz mit der Mappe als Medienpartner ausgeschrieben hat. Die Projekte zeichnen sich außer durch das aktive Zuammenwirken der verschiedenen Lernorte Betrieb, Überbetriebliche Ausbildung ÜBA und Berufsschule durch Ideen und Konzepte für die vernetzte Zusammenarbeit und durch gemeinsame Aktivitäten von mehreren Ausbildungsverantwortlichen aus. Nachhaltigkeit und Ganzheitlichkeit der Maßnahmen stellten ein wichtiges Kriterium dar.
Das können Lernortkooperationen heute leisten individuelle Förderangebote im Rahmen der ausbildungsbegleitenden Hilfen (ABH) wechselseitige Hospitationen von Berufsschul- und Fachlehrern sowie Sozialpädagogen und dem Schulsozialarbeiter Auslandspraktika der Auszubildenden Wettbewerbe und Intensivkurse zur individuellen Förderung von Auszubildenden mit und ohne Lernschwächen
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Kundenaufträge der ÜBA in Abstimmung mit den jeweiligen Lernsituationen in der Berufsschule und mit Unterstützung der örtlichen Maler- und Lackiererinnung Berufsfindungstag für 8. Schulklassen von Haupt- und Realschulen Betriebsinhaber helfen als nebenberufliche Lehrkräfte im fachpraktischen Unterricht aus Innung und Berufsschule beschließen ein Jahresthema, das an den Lernorten vernetzt bearbeitet wird
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Düsseldorfer Modell: Förderdiagnostik und individuelle Förderung Wechselseitige Hospitationen von Berufsschulund Fachlehrern sowie Sozialpädagogen und dem Schulsozialarbeiter sind in Düsseldorf selbstverständlich. Die Ausbildungsinhalte zu den Lernfeldern werden miteinander abgestimmt und auf dieser Basis Lernsituationen oder Projekte im Rahmen von didaktischen Jahresplanungen entwickelt. Es gibt ein schlüssiges didaktisch-fachliches und pädagogisches Konzept, das sich als Leitfaden durch die gesamte dreijährige Ausbildung zieht. Aktivitäten sind z. B. eine gemeinsame Begrüßung durch Mitarbeiter des BTZ und Lehrer des Berufskollegs, viertägige Projekttage für Berufseinsteiger, ein Einschulungs- und Lesekompetenztest, eine Förderbedarfsliste für jeden Auszubildenden, Ablaufpläne zur Förderbegleitung nach Wochen und Monaten, Hilfen zum Führen der Berichtshefte, vernetzte Kundenaufträge und Begabtenförderung. Im BTZ werden für jeden Auszubildenden passgenaue Förderangebote im Rahmen der ausbildungsbegleitenden Hilfen (ABH) durchgeführt. Sie reichen von der Erweiterung der Lese- und Schreibkompetenz über die fachlichen Kompetenzen bis zur sozialpädagogischen Unterstützung bei Alltagsproblemen – z. B. wenn es Probleme mit dem Vermieter gibt oder bei drohendem Ausbildungsabbruch. Die Düsseldorfer Malerinnung – vertreten durch den Obermeister Heiner Pistorius –, die Albrecht-
Dürer-Schule als Berufskolleg – repräsentiert durch Oberstudienrat Alfred Nottelmann – und das Berufsbildungs- und Technologiezentrum Farbe Gestaltung und Bautenschutz mit dessen Leiter Gerhard Blessing sowie dessen Stellvertreter Hans Voss dokumentieren in ihrer Bewerbung das »Düsseldorfer Modell« zur lernortübergreifenden Förderdiagnostik inklusive individueller Förderung und Förderbegleitung. Jedes Jahr beginnen zwischen 110 und 120 Auszubildende in Düsseldorf ihre Ausbildung. Die Zusammenarbeit der Lernorte während der gesamten Ausbildungszeit ist eng, vertrauensvoll und verzahnt – als authentische lernortübergreifende Teamarbeit.
Europäische Akzente in Kleve Europäische Akzente setzt die Partnerschaft zwischen der Maler- und Lackiererinnung Kleve, der örtlichen Berufsschule und finnischen Bildungseinrichtungen, die einen wechselseitigen Austausch von Auszubildenden im Rahmen des EUProgramms »Leonardo« (Programm für lebenslanges Lernen) einschließt. Ein Kreativwettbewerb beginnt mit der Projektfindung in der Berufsschule und ÜBA, wobei die Schulleitung den Kundenauftrag erteilt. Die Projekte werden gemeinsam ermittelt, die praktische Umsetzung der Malerarbeiten erfolgt in der ÜBA.Die Lernortkooperation funktioniert pragmatisch und gut in Kleve und lässt das partnerschaftliche Zusam-
menwirken und die gemeinsame Ausbildungsverantwortung der Lernorte erkennen: Die örtliche Malerinnung, vertreten durch Obermeister Josef Polders, Mark Pastoors als Leiter der ÜBA und Jochen Kersten, Fachbereichsleiter am Berufskolleg. Aktuell gibt es 117 Auszubildende, wobei 73 Betriebe von 172 regelmäßig ausbilden. In einem jeweils abgestimmten Zeitrahmen finden regelmäßige Aktivitäten der verschiedenen Kooperationspartner statt: Die Abstimmung der Lernfelder und Kundenaufträge, z. B. zur Gestaltung eines Hotelfoyers , Auslandspraktika der Auszubildenden, Projekte wie z. B. die Restaurierung eines Holzpferdes im Skulpturenpark Moyland,Tage der offenen Tür am Berufskolleg,Wettbewerbe und Intensivkurse zur individuellen Förderung von Auszubildenden mit und ohne Lernschwächen.
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Lernortkooperation in Kleve – z. B. die Gestaltung des Eingangsbereiches eines Hotels als gemeinsames Projekt. Unten der Entwurf, rechts die Umsetzung
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Betrieb und Kunde
Wer Werte emotional verkauft, ist erfolgreicher Wer in Verkaufsgesprächen nur logisch argumentiert, der stößt schnell an Grenzen. Schließlich treffen Menschen Entscheidungen oft aus dem Bauch heraus und suchen erst dann nach triftigen Argumenten, die den Kauf rechtfertigen. Die logische Folge: Verkäufer, die emotional argumentieren, sind erfolgreicher! Verkaufstrainer Marc M. Galal aus Frankfurt weiß aber auch, dass Menschen etwas kaufen, um einen gewissen Wert zu befriedigen. Man will Sicherheit, Freiheit, Zufriedenheit, Bequemlichkeit – für sich selbst oder die Familie. Vielleicht strebt der Kunde aber auch nach Profit oder Anerkennung. Um Menschen zu überzeugen, ist es wichtig, dass Verkäufer auf der einen Seite diese Werte kennen, auf der anderen Seite genau hier das Gefühl des Menschen (also den angestrebten Wert) ansprechen und befriedigen. Es ist verblüffend, aber unsere Werte bestimmen unser Le-
Impulse
ben. Um etwas zu verkaufen, müssen Menschen werteorientiert und emotional überzeugt sein. Wer es als Verkäufer versteht, diese beiden Ebenen zu nutzen, tut sich leichter, seine Produkte und Dienstleistungen an den Mann oder die Frau zu bringen. MM-PR
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Farbe und Gestaltung
Mut zur Farbigkeit Architekturfarben 20 Der Bauherr, der ein Sechs-Parteien-Mehrfamilienhaus im Kölner Stadteil Lindenthal wärmedämmen ließ, wollte farblich nichts falsch machen. Die Wohngegend am Stadtpark zählt zu den gehobenen Quartieren mit gepflegtem Bestand und sicheren Mieten. Was aber heißt »nichts falsch machen«? Anhand von drei Gestaltungsvarianten zeigen wir, wodurch sich eine an der konkreten Situation orientierte Lösung von unrflektierten Nullacht-Fünfzehn-Varianten unterscheidet.
Man kann die Frage auch umdrehen. Sie lautet dann: Was bedeutet es, im Bezug auf Farbgestaltung alles richtig zu machen? Wann ist eine Farbgestaltung gelungen? An welche Regeln soll man sich halten? Natürlich gibt es auf diese Frage unterschiedliche Antworten, und keine ist verbindlich. Letztlich entscheidet der Bauherr über die Variante, die ausgeführt wird. Aber es gibt Gesichtspunkte, die man als professioneller Gestalter – und als solche verstehen sich viele Malerbetriebe – zur Sprache bringen muss. Dazu gehören folgende drei Aspekte:
7 Farbkonzept, kodiert nach NCS: 1 = Grundanstrich, 2 = Aufhellung Grundanstrich, 3 = Sockel, 4 = Orange Basiston, 5 = Orange Leuchtton, 6 = »Blitzer« (wie Nachbarhaus), 7 = Dachuntersicht, Balkonbrüstungen (Haus Rückseite)
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1+2 Variante 1: »Mein Nachbar und ich.« Farbkonzept: Benad/Opitz (www.architekturfarben. de). Ausführung: Malerbetrieb Dirk Janßen, Goch
Die Anforderungen steigen EnEV 2009 Die Auswirkungen der Energieeinsparverordnung 2009 zeigen sich – beispielsweise durch die Zunahme der Dämmstoffdicken und im Einsatz effizienterer Dämmstoffe. Die Anforderungen stiegen gegenüber der EnEV 2007 bereits um rund 30 % an, die nächste Verschärfung steht allerdings schon in wenigen Jahren an. Hier gibt es Details.
Grafiken: Schwenk Putztechnik
Sinkende Ressourcen, die Szenarien des Klimawandels und damit einhergehend die deutlich gestiegenen finanziellen Belastungen durch die immer teurere Primärenergie fordern den verstärkten Sparwillen in allen Lebensbereichen. Einen erheblichen Beitrag dazu – vor allem bezogen auf die Kosten für die Gebäudeerwärmung – leisten Wärmedämmmaßnahmen.
Wege zur Sparsamkeit Die Dämmung von Fassadenflächen mit Wärmedämm-Verbundsystemen hat ihre Leistungsfähigkeit in den letzten Jahrzehnten bewiesen. Mit den aktuellen Dämmsystemen ist man den gesetzlichen Anforderungen gewachsen. Entscheidend ist: Es kommt auf die Dicke der Dämmung und die Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG) des Dämmstoffs an.
Dämmstoffdicke und Wärmeleitfähigkeitsgruppe Für eine hohe Dämmleistung spricht: der U-Wert des Wandaufbaus nimmt mit zunehmender Dämmschichtdicke ab, die Behaglichkeit steigt, die Energiekosten sinken, die Gefahr von Schimmelpilzbefall sinkt. Für eine niedrige Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG) der Dämmplatte spricht: die Dämmstoffdicke ist geringer Fensterlaibungen sind schmaler der Dachüberstand ist größer der Wandaufbau ist ingesamt geringer Kostenreduzierung durch kürzere Dübel und geringere Fensterbankausladung Kostensteigerung durch teureren Dämmstoff
Die Auswirkungen der Energiepolitik Die Energieeinsparverordnung EnEV 2009 ist seit 1. Okober 2009 in Kraft. Gegenüber der bis dahin gültigen EnEV 2007 sind die Effizienzanfordungen um rund 30 % höher. Selbst dabei wird es nicht bleiben: In einer für den Zeitraum 2012 bis 2014 angestrebten zweiten Stufe sollen die Effizienzanforderungen nochmals in ähnlicher Größenordnung angehoben werden. Schon aus diesen Gründen werden die Anforderungen an eine effiziente Wärmedämmung weiter steigen.
Die Grafik zeigt die Referenzgebäude-Vorgabe für Wohngebäude
Wesentliche Änderungen im Neubau Die Hauptforderung lautet: Die Obergrenze für den zulässigen Jahres-Primärenergiebedarf von Neubauten wird im Vergleich zur alten EnEV 2007 um durchschnittlich 30 % gesenkt. Als Nebenanforderung muss die Wärmedämmung der Gebäudehülle von Neubauten (Transmissionswärmeverluste) durchschnittlich 15 % mehr leisten. Zusätzlich wirkt sich das »Erneuerbare-EnergienWärmegesetz« (EEWG) mit Gültigkeit seit 1. Januar 2009 auf verschiedene Bereiche aus: die Kühlung ist zu berücksichtigen
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Fokus
Energetische Modernisierung
der sommerliche Wärmeschutz nach DIN 4108-2 ist zu beachten die Prüfung zum Einsatz alternativer Energien ist ab 50 m2 Nutzfläche (bisher ab 1.000 m2) Pflicht Weitere wesentliche Änderungen bei der EnEV 2009 bei der Errichtung neuer Wohngebäude ist die Aufgabe des bisherigen Nachweisverfahrens inkl. dem A/V-Verhältnis (Außenfläche/Volumen) zu Gunsten des Referenzgebäude-Verfahrens für den Jahres-Primärenergiebedarf QP. Die neuen Wahlmöglichkeiten: entweder Einhaltung der Referenzausführungs-Vorgaben oder Nachweisführung über DIN V 18 599 oder Nachweisführung über DIN V 4108-6 / 4701-10 (Monatsbilanzverfahren) Die Empfehlung von Bettina Hahn, Bauberaterin der Schwenk-Putztechnik, Ulm, lautet aufgrund der komplexen Änderungen und Neuerungen: »Eine grobe Einschätzung bezüglich der Dämmstoffdicke oder ähnlichem kann nicht vorgenommen werden, da ein rechnerischer Nachweis erforderlich ist. Die Vorgaben der Ausschreibung sind daher dringend einzuhalten.« Dazu zählt: Lieferscheine bzw. WLG des Dämmstoffs kontrollieren Ausführung entsprechend den vorgegebenen Detaillösungen in Abstimmung mit den gültigen Richtlinien und Herstellerangaben.
Entwicklung der gesetzlichen Vorgaben an den Heizenergiebedarf
Die Grafik zeigt die Verschärfung der U-Werte beim Vergleich der EnEV 2009 und 2007 bei Gebäuden im Bestand
Wesentliche Änderungen im Bestand Der Bauherr hat bei größeren Umbaumaßnahmen die Wahl zwischen zwei Alternativen: Bilanzierung: Nach der Sanierung darf der Jahres-Primärenergiebedarf (QP) des Gebäudes die Neubauanforderungen sowie den Höchstwert der Tansmissionswärmeverluste (HT) um nicht mehr als 40 % überschreiten. Das betrifft auch die Modernisierung von Nichtwohngebäuden entsprechend dem Referenzgebäude für Nichtwohngebäude. Einhaltung bzw. Unterschreitung der vorgegebenen bauteilbezogenen U-Werte, die im Vergleich zur EnEV 2007 um durchschnittlich 30 % verschärft wurden Das heißt für Maler- und Stuckateure: Die Dicke der Dämmstoffe nimmt weiter zu,wir werden vermehrt mit Dämmstoffen mit weiter reduzierter Wärmeleitfähigkeit dämmen und noch mehr Flächen rufen nach einer energetischer Sanierung.
Die Grafik zeigt die Auswirkungen der neuen EnEV auf die Dämmdicken bei unterschiedlichen WLGund Mauerwerkstoffen
gangskoeffizient) wahlweise über Dämmstoffe mit einer niedrigeren WLG oder über die Wahl der Dämmdicke erreicht werden kann. Aufgrund der schon beschriebenen Entwicklungen in der Energiepolitik gilt die Maxime: Die geringst mögliche Wärmeleitfähigkeit des jeweiligen Dämmstoffs wählen! So dick wie möglich dämmen! Werner Knöller
Niedrige WLG – dicke Dämmung Vergleicht man die Dämmstoffe mit ihren unterschiedlichen WLG (Wärmeleitgruppen) und den unterschiedlichen Dicken, lässt sich festhalten, dass ein geforderter U-Wert (also Wärmedurch-
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Die im Beitrag verwendeten Daten basieren auf dem Vortrag »Die EnEV 2009 – Grundlagen und Umsetzung«. Zu diesen Themen referierte Bettina Hahn, Bauberaterin der Schwenk Putztechnik bei den diesjährigen Winterseminaren der Schwenk Putztechnik GmbH, Ulm.
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Fokus
Energetische Modernisierung
Die immer saubere Fassade gibt es nicht Algen- und Pilzbefall Ob und mit welchen Methoden sich die Ansiedlung von Algen und Pilzen an Fassaden vermeiden lässt, wird in der Fachwelt breit diskutiert. Nachfolgende Ausführungen geben einen Überblick zum gegenwärtigen Stand der Forschung.
Foto: weber maxit
Schutz ohne Biozide
Die Grafik fasst den wissenschaftlich gesicherten Sachstand zur Vermeidung bzw. Verzögerung von Algenund Pilzbefall bei verschiedenen Putzen und Beschichtungen schematisch zusammen
Algen und Pilze zählen zu den ältesten und evolutionär erfolgreichsten Lebewesen der Erde. Schon geringste Nährstoffmengen genügen ihnen für ein rapides Wachstum und das Vorhandensein von Wasser fördert ihre Ausbreitung. So besiedeln Algen und Pilze bei feuchtem Mikroklima nahezu alle Oberflächen – auch Fassaden. Daher ist die beste Strategie gegen Bewuchs der Schutz gegen Feuchtigkeit.
Biozide in Fassadenbeschichtungen Allerdings können Algen und Pilze auch durch den Einsatz von speziellen Bioziden bekämpft werden. Diese Substanzen definieren sich gemäß der europäischen Biozid-Richtlinie (BPD) als »Wirkstoffe und Zubereitungen, (...) die dazu bestimmt sind, (...) Schadorganismen zu zerstören, (...), unschädlich zu machen«. Heute dürfen nur Biozide verwendet werden, die in ihrer Anwendung und Konzentration der BPD entsprechen. Zum Schutz von Fassadenbeschichtungen gegen Algen- und Pilzbefall sind ausschließlich Biozide zugelassen, die in der Positivliste der Biozid-Produkte-Richtlinie unter »Typ 7« aufgeführt sind.
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Trotz umfangreicher Prüfungen und Zulassungen sind Biozide als Fassadenschutz nur eingeschränkt akzeptiert. Beschichtungen mit hydrophoben (wasserabweisenden) Siliconharzfarben galten anfangs als Alternative – weil angenommen wurde,Wasser perle von ihnen ab, die Oberfläche bliebe trocken und Pilz- bzw. Algenwuchs würde dadurch verhindert. Inzwischen ist jedoch erwiesen, dass sich auf stark hydrophoben Oberflächen Tauwasser oder Nieselregen in kleinen Tropfen ansammelt. Diese Feuchtigkeit trocknet zudem wesentlich langsamer ab als an Oberflächen, auf denen sich Wasser gleichmäßig ausbreitet und teilweise vom Untergrund aufgenommen wird. Das sind im Allgemeinen mineralische Oberflächen – z. B. Beschichtungen mit Silikatfarben oder Kalk-Zementputze.
Aktuelle Untersuchungen Es wurden verschiedene Putze mit und ohne Biozide an verschiedenen Standorten mit unterschiedlichem Klima bewittert. Dabei wurde festgestellt, dass der Algen- und Pilzbefall bei feuchtem, mildem Klima schneller und intensiver stattfand als in kontinentalem, kalt-heißem Klima. Daraus lässt sich ableiten: Das Mikroklima ist der ausschlaggebende Faktor für die Geschwindigkeit und das Ausmaß des Algen- und Pilzbefalls an Fassaden. Ein weiteres Ergebnis ist, dass biozid ausgerüstete Putze einen höheren Algen- und Pilzschutz bieten. Wobei die höchste Sicherheit mit biozid ausgerüsteten Fassadenfarben erreicht wird. Bei allen am Markt befindlichen Putzsystemen – ob Kunstharzputze oder mineralische Putze – kann es unter ungünstigen Umständen zu einem Befall mit Algen und Pilzen kommen. Die
vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse werden von den Herstellern beachtet. Es gibt jedoch nach wie vor kein Patentrezept, und – je nach Hersteller – verschiedene Strategien, um die Gefahr des Befalls mit Algen und Pilzen zu minimieren. Es bleibt den Herstellern überlassen, Kunden von ihrer Strategie zu überzeugen. Dabei spielen auch Langzeiterfahrungen eine große Rolle. Generelle Aussagen, welche Produkte geeignet sind und welche nicht, sind nicht möglich.
Um den Austrag von Bioziden aus Fassadenbeschichtungen unparteiisch beurteilen zu können, unterstützt der »Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie« (VdL) die Entwicklung einer Norm. Sie soll ermöglichen die Biozidmengen
Es gibt kein Patentrezept gegen Algen- und Pilzbefall an der Fassade
Biozide in Umwelt und Bewusstsein Bei Untersuchungen von Oberflächengewässern wurden Biozide aus Fassadenbeschichtungen festgestellt. Auch wenn Biozid ausgerüstete Farben und Putze eine größere Sicherheit gegen Algen- und Pilzbefall bieten und die ermittelten Mengen unterhalb vorgegebener Grenzwerte liegen, möchte nicht jeder Hausbesitzer Biozide als Fassadenschutz einsetzen. Daher sollten Farben und Putze zukünftig eindeutig deklariert werden, ob sie ein Biozid enthalten oder nicht. Beschichtungen mit einem Biozid sollten auf dem Gebinde und in den technischen Informationen als solche klar gekennzeichnet werden. Somit kann der Fachunternehmer entsprechend dem Stand der Technik dem Kunden bei einem Produkt mit Filmschutz eine fünfjährige Gewährleistung zusagen, während bei einem biozidfreien Produkt eine Gewährleistung nicht ohne Risiko möglich ist. Eine entsprechende Beratung ist der beste Weg zur Kundenbindung.
bei definierten Bedingungen zu ermitteln, die aus einer Fassadenbeschichtung ausgewaschen werden kann. Auf Basis dieser Daten können Beschichtungen so formuliert werden, dass für den Oberflächenschutz so viel wie nötig und im Interesse der Umwelt so wenig wie möglich Biozide eingesetzt werden. Die Lack- und Farbenindustrie kommt damit ihrer Verantwortung zur Förderung des Sachwertschutzes soweit wie möglich umweltschonend nach. Und Sachwertschutz bedeutet Nachhaltigkeit, da Bauwerke und Gebäude nicht so oft renoviert bzw. komplett neu errichtet werden müssen. Dr. habil. Engin Bagda Der Autor ist wissenschaftlicher Leiter des Dr. RobertMurjahn-Instituts in Ober-Ramstadt.
Entwicklung einer Norm Der Algen- und Pilzbewuchs kann mit Bioziden (Filmschutz) verzögert werden. Gemäß deutscher Rechtsprechung darf – nach Gewährleistungsübernahme – in einem Zeitraum von fünf Jahren kein Algen- und Pilzbefall auftreten. Eine Gewähr, dass für alle Zeiten keine Algen und Pilze auftreten, kann aber nicht übernommen werden. Zum Filmschutz von Fassadenbeschichtungen sind ausschließlich Biozide nach der BPD Produkte vom Typ 7 zu verwenden. Aus biozid ausgerüsteten Beschichtungen darf bei Regeneinwirkung nur so viel Biozid ausgewaschen werden, dass diese im Oberflächenwasser oder im Boden keine Schäden verursachen.
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Wissen und Technik
Dieser Anstrich muss runter! Abbeizverfahren Der Oberflächenzustand des Wasserturms in Hockenheim war schlecht – zu schlecht für eine Neubeschichtung. Bald stand fest: Dieser Anstrich muss runter! Aber wie funktioniert das praxisgerecht bei einer elastischen Altbeschichtung mit sehr unterschiedlichen Schichtdicken? Ein Erfahrungsbericht.
Der Oberflächenzustand des Wasserturms in Hockenheim war schlecht – die Denkmalschutzbehörde stand schon bereit und stellte fest: »Die alte elastische Fassadenbeschichtung ist zu entfernen und die Neubeschichtung hat unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten zu erfolgen.« Damit war die Aufgabenstellung grundsätzlich geklärt.
Fotos: Mappe
Weg damit! Ja, aber wie?
Nach der Entschichtung und Neubeschichtung, jetzt mit einem System auf Silikatbasis, beeindruckt der Wasserturm in Hockenheim wieder als Wahrzeichen
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Die nächste Frage lautete: Wie lässt sich die 1978 aufgetragene Beschichtung praxisgerecht, vollständig und kostengünstig entfernen? Strahlverfahren mit Strahlgut schieden aufgrund der Elastizität der Beschichtung aus. Besonders die tiefer in der Profilierung liegenden Flächen wiesen zudem eine hohe Schichtdicke auf. In Betracht kam aber das Abbeizen des Altanstrichs. Bei der Produktauswahl spielte die Belastung der Umwelt und die biologische Abbaubakeit eine entscheidende Rolle. Dichlormethan-haltige Abbeizmittel kamen schon aufgrund dieser Anforderungen nicht in Betracht. Hinzu kommt das Verwendungsverbot dieser Produktgattung außerhalb geschlossener Anlagen, wie es letztes Jahr beschlossen wurde.
Pro Umwelt Das schränkte die Produktauswahl für das Objekt ein, die Entscheidung war aber aufgrund des hohen Gefahrenpotenzials für Gesundheit und Umwelt nachvollziehbar. Die Entschichtungsversuche mit zugelassenen Abbeizern mehrerer Hersteller gaben schließlich den Ausschlag für das Produkt Grüneck Optimal, einem biologisch abbaubaren
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und effektivem Fassaden- und Großflächenabbeizer des Heidelberger Herstellers Kluthe. Das daraufhin erstellte Leistungsverzeichnis machte dann klare Vorgaben zum Produkteinsatz.
Erfahrung zählt Den Zuschlag für den Auftrag zur Sanierung des Wasserturms erhielt der Malerbetrieb/Betoninstandsetzung Franz aus Schwetzingen. Der Auftrag beinhaltete auch die Neubeschichtung nach den Vorgaben der Denkmalschutzbehörde. Das alteingesessene Unternehmen konzentriert sich mit einem Stamm von 20 Mitarbeitern u. a. auf Sandstrahlarbeiten, Höchstdruckstrahlen, Betonsanierungen mit anschließender Beschichtung und Korrosionsschutzmaßnahmen an Behältern nach dem Wasserhaushaltsschutzgesetz (WHG). Für Helmut Franz war es nicht die erste Begegnung mit dem Hockenheimer Wasserturm. Er war auch schon bei der letzten Sanierung vor 26 Jahren dabei.
Auftragen, einwirken, reinigen, einsammeln, entsorgen Aufgrund der Betriebsstruktur stellte die Objektgröße kein größeres Problem dar. Erfahrungen
Wasserturm in Hockenheim
info
Das Wahrzeichen Hockenheims wurde zwischen 1909 und 1910 nach den Entwürfen der Firma Dyckerhoff & Widmann erbaut und diente bis 1979 zur Wasserversorgung der Stadt. Durchmesser: 12,84 m Höhe: 40,7 m Fassungsvermögen: 500 m3 Wasser Anstrichfläche: ca. 1.300 m2
Risse und Putzschäden begleiten den Wasserturm in Hockenheim schon lange. Jetzt war es höchste Zeit für die Sanierung
mussten aber mit der neuen Abbeizergeneration gesammelt werden. Nach der Beratung durch den Hersteller und Versuche am Bauwerk entschied man sich für eine längere Einwirkzeit des Abbeizers vor dem Abstrahlen mit einem Hochdruckreiniger. Die Mitarbeiter deckten die mit Abbeizer angelegten Flächen mit einer Lage Folie ein und verlängerten mit dieser Methode die Einwirkzeit des ohnehin langsam flüchtigen Abbeizers. Teilweise konnten die Wirkstoffe des Abbeizers über Nacht ihre Arbeit verrichten. Beim Abstrahlen mit hohem Wasserdruck löste sich die Altbeschichtung in vielen Bereichen gut, es gab aber auch Flächen, die eine längere Reinigungszeit erforderten. Altbeschichtung, Abwasser und Abbeizer sammelten sich in einer rund um den Wasserturm verlegten Wanne aus Folie. Re gelmäßig wurde Wasser abgepumpt und in einem Container gesammelt. Nachdem sich die Feststoffe dort abgesetzt hatten, leitete man das Abwasser in die städtische Kanalisation, entsprechend den Vorgaben der Stadtverwaltung Hockenheim. In der Kläranlage wurden regelmäßig Wasserproben entnommen, um den biologischen Abbau des Abbeizmittels zu überwachen.
Die 30 Jahre alte Altbeschichtung ist heute noch sehr elastisch, eingedrungene Feuchtigkeit an Rissen führte jedoch zu Schäden
Der Abbeizer Grüneck Optimal von Kluthe wurde dickschichtig aufgetragen und mit Folie zur längeren Einwirkung abgedeckt
brachte Oberputz mit Restaurierungsmörtel reprofiliert. Anschließend wurde der gesamte Turm mit Silikat-Fixativ, 1:1 mit Wasser gemischt, fixiert. Nach einem Grundanstrich zum Verschlämmen feiner Risse führten die Mitarbeiter vom Malerbetrieb Franz den Zwischen- und Schlussanstrich mit einer Dispersions-Silikatfarbe aus. Damit ist der Wasserturm in Hockenheim für die nächsten Jahrzehnte gerüstet. Wir jedenfalls sind gespannt, ob die damalige Entscheidung für ein elastisches System oder die aktuelle Vorgehensweise mit einem Beschichtungsaufbau auf Silikatbasis der haltbarere Weg ist. Werner Knöller Die Altbeschichtung löste sich unter Einwirkung des Hochdruck-Wasserstrahls zum großen Teil gut ab
Beschichtungskonzept mit grundlegend neuem Ansatz Schwerwiegende bautechnische Mängel in Form von konstruktiven Rissen, Haar- und Schwindrissen sowie Korrosionsschäden am Baustahl führten 1978 zu der Entscheidung, nach der Behandlung der Schäden und Risse ein elastisches Beschichtungssystem aufzubringen. Die Beschichtung, damals mit einer vorgeschriebenen Auftragsmenge von über 600 g/m2, bewährte sich über viele Jahre – bis erneut größere Risse auftraten und Wasser hinter die Beschichtung drang. Dies führte wiederum zu Schäden durch weitere Risse und Putzabplatzungen, einem bekannten Phänomen bei elastischen Beschichtungen. Aufgrund von Auflagen der Denkmalschutzbehörde kam eine elastische Beschichtung nicht mehr in Frage. Die Wahl fiel auf ein Silikatsystem der Marke Histolith von Caparol: Große Ausbruchstellen im Turmschaft wurden mit Histolith TrassKalk-Putz ausgebessert, der wellenförmig ange-
Der Untergrund konnte vollständig freigelegt werden
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