Mappe 09 2012

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Die Malerzeitschrift 09/2012

Wissen wie’s geht – wissen was kommt im Brennpunkt

Nache g l o f n Generations-

De Wechsel Schaffen

Fassaden

Im Fokus: Beschichtungen, Materialien, Produkte 

MAPPE Technik Holz außen beschichten

Pflege und Wartung richtig ausgeführt sorgt für eine lange Lebensdauer

Marketing Ökologie: eine Typenfrage

Mit der richtigen Einstellung gesundheitsbewusste Kunden überzeugen

Bausysteme Trockenbau spezial

Individuelle Lösungen durch Biegen, Falten, Brand- und Strahlenschutz


Inhalt // Ausgabe 09/2012

25

10

Nachfolger gesucht – für Betriebe häufig ein Dilemma

54 30

reich um zu entspannen. Helfen Sie Ihren Kunden dabei!

Kundenbeziehung

Stellen Sie sich darauf ein: Die Beziehung zu ökologisch orientierten Kunden ist stark vom Typ abhängig Fotos: Hammans, IMAGO (1), Ochs, Sto, Mappe

im Brennpunkt

Jeder braucht seinen Rückzugsbe-

Im Fokus: Fassade

Der Sonderteil befasst sich mit der Technologie von Beschichtungen und mit Oberflächenmaterialien

IM FOKUS // FASSADE

54 Technologie Mehr als nur ein Anstrich 60 Materialien

MAPPE Technik

Pflege und Wartung mit den geeigneten Produkten ausgeführt – wir zeigen, wie‘s richtig geht

Führende Marken für strukturierte Wände

70

Trends und Chancen

Funktion und Ästhetik

64

Beschichtung

66

Schaufenster

Goldstück

Kundenauftrag //

Aktuell //

06 Meldungen 80 Panorama

im Brennpunkt //

10 Nachfolge

Der Chef steht kurz vor der Rente, der Nachfolger hat ganz andere Vorstellungen über die Zukunft, die vorherige Generation kann nicht loslassen. Täglich stehen in Deutschlands Betrieben Generationswechsel bevor. Selten verläuft ein solch einschneidendes Ereignis für die Beteiligten harmonisch, häufig sind Konflikte vorprogrammiert. Das muss nicht sein.

4 • Mappe 09/12

22 Marketing

25 Marketing

30 Technik // Holzbeschichtung

36

Bausysteme

40

Hotellerie

Materialien und Produkte

TRENDS UND CHANCEN //

Zeigen Sie Profil!

Ökologie: eine Typenfrage Holzflächen im Außenbereich beschichten

70 Trends erkennen // Wellness Chillout statt Burnout 75 Chancen nutzen // Wellness Räumen eine Seele geben

Rubriken //

Gips spezial

Fünf-Sterne-Service

44 Fuhrpark Das passende Firmenfahrzeug

47 Referenzen Empfehlen Sie sich mit Ihrer Arbeit

03 Editorial 04 Inhalt 20 Dialog // Impressum 51 Schaufenster // Materialien und Produkte 68 Malerquellen 82 Vorschau // Heft 10/2012

Tel. 06421-81-0 Fax 81-223 www.marburg.com


Dialog // Service

Plattenbau-Modernisierung der

besonderen Art

 Leserbrief

Zwangsmitgliedschaften als unternehmerische Freiheit?

W

R

amazan Bulut, Selfmade-Man und In-

Restaurant, in dem Spezialitäten der anato-

haber des gleichnamigen Malereibe-

lischen Küche serviert werden. Und weil Hotel

triebs, kaufte 2006 in Berlin ein altes

und Restaurant so gut laufen, ist bereits ein

enn ein junger Malermeister seine eigene Firma

man in Wiesbaden ein herrschaftliches Leben, pumpt Geld

gründet, flattert so manche Rechnung ins Haus.

in die Immobilie und natürlich in die eigenen Gehälter, Ver-

Nach ein paar Monaten, wenn vielleicht noch

waltung, Dienstwagen usw. Das Ganze geschieht unter dem

gung erhielt, dauerte es zwei Jahre, zwei wei-

drei, vier oder mehr Gesellen eingestellt sind, fällt erst so

Deckmantel der Allgemeinverbindlichkeit und des Tarifver-

tere Jahre steckte er in die Sanierung. Das von

richtig auf, für was alles bezahlt werden muss. Im Gegensatz

trages. Damit müssen die Malerbetriebe zahlen, zahlen, zah-

1981 bis 1985 erbaute Gebäude wurde kom-

beispielsweise zum ADAC, wo man freiwilliges Mitglied wer-

len – ohne eine Gegenleistung – und klangvolle Namen sit-

plett entkernt und nach und nach durch die ei-

den kann, sofern man sich für einen Autokauf entscheidet,

zen warm und trocken in der Verwaltung und im Vorstand

gene Firma renoviert. Die besondere Heraus-

ereilen einen selbstständigen Handwerker die Zwangsmit-

der ULAK.

forderung war dabei, dass etliche Kilometer

gliedschaften, unter Handwerkern inzwischen auch landläufig »Schutzgelderpressung« genannt.

DDR-Gebäude, um darin das AGA‘ S Hotel & Re-

Anbau geplant – selbstverständlich wieder

staurant zu eröffnen. Bis er eine Baugenehmi-

mit vielen Metern an Profilen und Säulen.

Zierprofile verarbeitet werden sollten. Die GeDie Erpressung geht weiter: Malerbetriebe die nicht zah-

samtgestaltung wurde dabei in Zusammenar-

len können – Ursache ist meist die schlechten Zahlungsmo-

beit mit dem zuständigen Regionalvertriebslei-

ral und die langen Bearbeitungszeiten der Gerichte – erhal-

ter der MEGA konzipiert und von NMC beglei-

auf dem freien europäischen Versicherungsmarkt viel preis-

ten keine sogenannte »Freistellungsbescheinigung« und

tet.

werter bekommt. Dazu kommen die Handwerkskammer,

werden kurzerhand vor das Wiesbadener Arbeitsgericht ge-

bei GmbH-Betrieben die IHK und die Zwangsumlage für

zerrt. Dort sitzen oft Malermeister aus ganz Deutschland im

Besucher wähnt sich beim Betreten des Ge-

nicht beschäftigte Schwerbehinderte – wobei ab je 20 Be-

Wartezimmer oder warten in den Zuhörerbänken, bis sie

bäudes mitten in einem Märchen aus 1000

schäftigte ein Schwerbehinderter eingestellt werden muss

dann als Beklagte im Minutentakt verurteilt werden. Wer

und einer Nacht. In den Hotelzimmern und in

oder Strafzahlungen zu leisten sind!

dann immer noch nicht zahlt, bekommt vom Zoll das Konto

den Konferenz- und Veranstaltungsräumen

gesperrt!

schwelgt er in einer typisch orientalischen Me-

Da wären die Bau BG, eine Unfallversicherung, die man

Das Ergebnis kann sich sehen lassen! Der

Der Oberblödsinn ist die so genannte »Gemeinnützige Urlaubskasse für das Maler- und Lackiererhandwerk« (ULAK)

ULAK-Zwangsmitgliedschaft richtigerweise von Anfang an

die Bezeichnung »unnütze Urlaubskasse«. Die Kasse ist ein

nicht mitgemacht. Die anderen Malerbetriebe in

Relikt aus der Bismarckzeit und machte Sinn, als Handwerker

Deutschland sollten dem folgen und gemeinsam

noch auf die Walz gingen. So haben die zahlreichen Arbeit-

die Abschaffung der Zwangsmitgliedschaft vo-

geber über das Jahr hinweg das Urlaubsgeld in eine Kasse

rantreiben. Der Rest klärt sich danach von

eingezahlt und der Geselle hat es sich dann bei Urlaub aus-

selbst. Eine Dachorganisation - wie die

zahlen lassen. Das Verfahren stellt heute neben dem en-

Handwerkskammer - reicht für sinn-

ormen Verwaltungsaufwand einen Liquiditätsabfluss auf

volle Aufgaben.

techniken. Noch stärker ist dieser Eindruck im

Mappe // Impressum

Redaktion

Anschrift wie Verlag Fon +49 89/43 60 05-0, Fax +49 89/43 60 05-166 E-Mail: redaktion@mappe.de, Internet: www.mappe.de Chefredaktion: Dipl.-Ing. (FH) Matthias Heilig (verantwortlich für den r­ edaktionellen Inhalt, Anschrift wie Verlag), Fon +49 89/43 60 05-175 Redaktion: Werner Knöller, Fon +49 89/43 60 05-169, Doris Assfalg (Volontärin), Fon +49 89/43 60 05-170, Büro Hamm, Fon +49 23 81/37 39 29 Freie Mitarbeit: Dipl.-Ing. (FH) Bärbel Daiber, E-Mail: b.daiber@mappe.de

das Festgeldkonto der Kassenbetreiber dar. Die Firmen müssen die Löhne für den Urlaub der Mitarbeiter quasi ein

Projektmanagement: Gabriele Oldenburg, Fon +49 89/43 60 05-194; Sophia De Nobili, Fon +49 89/43 60 05-145

zweites Mal vorstrecken, denn erst einen Monat später kommen ca. 97 % des eigenen Geldes aus der Urlaubskasse zu-

Gestaltung: Redaktionsbüro Wipperfürth GmbH, www.rfw-koeln.de Fotos: NMC

Limbach-Oberfrohna

Abonnementservice

Callwey Verlag Leser-Service, Heuriedweg 19, D-88131 Lindau, Fon +49 180/52 60 149, Fax +49 180/52 60 150, (0,14 Euro/Minute aus dem Festnetz der Deutschen Telekom, max. 0,42 Euro/Minute aus dem dt. Mobilfunknetz), E-Mail: callwey@guell.de Konto für Abonnementzahlungen: Deutsche Bank Offenburg, BLZ 664 700 35, Kto. 0 44 86 70 00

Neue Abopreise

kostet künftig 123 Euro (Ausland 132 Eu-

gelten ab dem 1. Oktober 2012 neue Abo-

für neue und bestehende Abos. Einzel-

Nach drei Jahren auf demselben Niveau preise für Mappe. Das Jahresabonnement

20 • Mappe 09/12

Orientalisches Flair versprüht das von Ramazan Bulut (l.) und Michael Arendt (MEGA, r.) gestaltete Hotel

lange aus Dekor, Farbe und dekorativen MalDer Maler- und Lackiererverband des Saarlands hat diese

mit (teurem) Sitz in Wiesbaden. Treffender wäre allerdings

rück! Mit den 3 % und den Zinsen und Zinseszinsen führt

Wenn auch Sie Ihr Lieblingsob jekt in der MAPPE präsentiere n wollen, schre iben Sie uns einfach ein e E-Mail an d.assfalg@ mappe.de Wir freuen uns auf Ihre Antwo rt!

ro), für Auszubildende 69 Euro (Ausland 78 Euro) inkl. Versand. Die Preise gelten hefte kosten künftig 12 Euro.

Erscheinungsweise: monatlich Unverbindlich empfohlene Bezugspreise: Die Inlandspreise enthalten 7% MwSt. (alle Preise in Euro) Inland: 117,00 (102,00 + 15,00 Versandkosten) Studenten: 69,00 (54,00 + 15,00 Versandkosten) Ausland: 126,00 (102,00 + 24,00 Versandkosten) Studenten: 78,00 (54,00 + 24,00 Versandkosten) Einzelpreis: 11,00 (+ Versandkosten)

Verlag

Verlag Georg D.W. Callwey GmbH & Co. KG, Streitfeldstraße 35, D-81673 München, Postfach 80 04 09, D-81604 München, Fon +49 89/43 60 05-0, ­Fax +49 89/43 60 05-113, Internet: www.callwey.de Persönlich haftende Gesellschafterin: Georg D.W. Callwey Verwaltungs-GmbH Alleiniger Gesellschafter: Helmuth Baur-Callwey, Verleger in München Kommanditisten: Helmuth Baur-Callwey und Dr. Veronika Baur-Callwey, Verleger in München; Dr. Marcella Prior-Callwey und Dominik Baur-Callwey, Geschäftsführer in München Geschäftsführer: Dr. Marcella Prior-Callwey, Fon -165 und D ­ ominik B ­ aur-Callwey, Fon -159 Advertising Director/Key Account Manager: Andreas Schneider, Fon -197, Fax +49 89/4 36 11 61 Advertising Managerin: Saskia Thau, Fon -121 (verantwortlich für den Anzeigenteil) Disposition: Birgit Weibrecht, Fon -122 Leiter Marketing und Vertrieb: Peter Priewasser, Fon -178 Vertrieb: Marion Bucher, Fon -125, Fax -317 Herstellungsleiter: Alexander Stix, Fon -167, Fax -164 Druck, Bindung: Kastner & Callwey Medien GmbH, Jahnstraße 5, D-85661 Forstinning Sonderdrucke einzelner Beiträge dieser Ausgabe können beim Verlag angefragt werden. Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes bedarf der Zustimmung des Verlages. Mit der Einsendung von Manuskripten und Bildmaterial erklärt sich der/die Autor/in einverstanden, dass diese vollständig oder teilweise in der Zeitschrift Mappe publiziert werden. Ebenso stimmt er/sie der Verwertung im Wege der digitalen Vervielfältigung und Verbreitung über Offline- oder Online-Produktionen zu (z.B. CD-ROM oder Datenfernübertragung). Falls eine Vergütung vereinbart wird, deckt diese die genannten Verwertungsformen ab.

Im Abonnement ist das jährlich erscheinende Maler Taschenbuch enthalten.

Erfüllungsort und Gerichtsstand: München

Bestellung: Abonnements können direkt beim Verlag oder bei jeder Buchhandlung bestellt werden. Abonnementgebühren sind im voraus zu begleichen. Das Abonnement gilt zunächst für ein Jahr und kann danach jederzeit gekündigt werden. Die Belieferung erfolgt auf Gefahr des Bestellers. Ersatzlieferungen sind nur möglich, wenn sofort nach Erscheinen reklamiert wird.

Seit 1. 1. 2012 ist die Anzeigen-Preisliste Nr. 45 gültig. Anzeigenschluss ist jeweils am 1. des Vormonats. ISSN 0025-2697

B 4627

Für die Zukunft gestalten.


Trends Erkennen // WELLNESS

Chillout

statt Burnout

 GESUNDHEIT Entspannung liegt im Trend. Für

Jugendliche ist das Chillen die Lieblingsbeschäftigung, in Chillout-Areas oder Wellness-Oasen erholen sich Jung und Alt. Kein Wunder, denn immer mehr Menschen sind gestresst und überfordert.

Einfach mal die Beine hochlegen und gemütlich etwas lesen, das kann sehr entspannend sein

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Trends Erkennen // WELLNESS

N

ach den Plänen der Bundesregie-

deswegen schlecht abschalten zu können.

higend wirken, ein Tiefflieger dagegen für

schleunigen und Abkühlen, was mit dem

Solche Schriftzüge mit dem Hinweis auf Chillout-Bereiche gibt es vorgefertigt von vielen Herstellern, kreative Maler machen sie selbst

eine Schreckreaktion sorgt.

rung werden die nach 1964 Ge-

Begriff »chillen« ausgedrückt wird. Das Wort

tag arbeiten müssen, denn der demogra-

Mehr Stressfaktoren als vor 100 Jahren Die Arbeitsbe- und überlastung ist

aufkommen hat die Lärm- und Abgasbela-

fische Wandel in Deutschland führt dazu,

nur ein Stressfaktor im Alltag. Stressauslöser

stung durch Flugzeuge, Bahn, Busse, Lkw

dass das Umlagesystem der gesetzlichen

gibt es in unserer schnelllebigen Zeit enorm

und Autos insgesamt weltweit enorm zuge-

nen«, »sich abregen« und stammt aus dem

Rentenversicherung in Finanzierungsnöte

viele, mehr als noch vor 100 Jahren. Stress ist

nommen. Auch im Arbeitsalltag geht es

Englischen »to chill« (out) »sich entspan-

gerät. Aus diesem Grund wird ab diesem

unser stetiger Begleiter geworden. Ob im

meist viel hektischer zu als in den Zeiten vor

nen«, eigentlich »abkühlen«. Es ist vor allem

Jahr das Renteneintrittsalter schrittweise

Büro, in der Freizeit oder im Straßenverkehr:

der Industrialisierung. Außer Hektik und

in der Jugendsprache verbreitet.

von 65 auf 67 Jahre angehoben. Diese Anhe-

In jedem Lebensbereich kann Stress entste-

Zeitnot gibt es viele andere Stressfaktoren.

bung gilt für alle Versicherten, die ab 1947

hen. Das beginnt schon morgens, wenn

Das kann Überforderung sein, Mobbing

zuhause, im Garten oder in so genannten

geboren wurden.

man aufwacht: Durch Geräusche und Gerü-

oder Kränkungen.

Chill-out-Lounges, -Rooms oder -Areas. Zum

borenen bis zu ihrem 67. Geburts-

che entsteht automatisch Stress. Unser Ge-

Zudem steigt der Leistungsdruck im Job

Durch das stark angestiegene Verkehrs-

»chillen« stand 2004 erstmals im Rechtschreibduden. Es bedeutet demnach »sich (nach einer Anstrengung) erholen, entspan-

Chillen, also sich entspannen, kann man

Auch Partnerschaftsprobleme und Fami-

Chillen gehört zwingend ein kuscheliges So-

an. Einer Umfrage zufolge empfinden 44 %

hirn reagiert auf jeden äußerlichen Reiz mit

lienprobleme sind Stressfaktoren, genauso

fa, im Sommer am besten im Freien, beliebt

der männlichen Befragten und 36 % der

Gedanken und Gefühlen und bewertet die

wie finanzielle Sorgen, fehlende Anerken-

sind bequeme Sitz- und Liegemöbel im Gar-

weiblichen Umfrageteilnehmer den Lei-

Eindrücke innerhalb von Sekunden. Je nach-

nung in Beruf, Partnerschaft und Familie,

ten oder auf dem Balkon, und immer mehr

stungsdruck im Job als sehr hoch, bei 27%

dem, wie das Urteil ausfällt, werden mehr

Krankheiten, chronische oder akute Schmer-

Outdoorbetten halten Einzug in die Gärten.

der Frauen und Männer dieser Umfrage ist

oder weniger Botenstoffe ausgeschüttet,

zen, das Fehlen von Entspannungsmöglich-

Drinnen macht sich der Schriftzug »Chill-

die Arbeit ständig präsent – sie geben an,

die dazu führen, dass Naturgeräusche beru-

keiten, und belastende Ereignisse wie der

Lounge« über dem Sofa gut, damit jeder

Tod oder die Krankheit nahe stehender

Umfrage

weiß, dass hier Entspannung angesagt ist.

Menschen. Stress bringen auch Naturkata-

unser Körper auf Unterforderung: Lange-

psychotherapeutenkammer mit. Im Jahr

stophen, Krieg, Unfälle oder Verbrechen.

weile kann auch stressen. Die Leistungsfä-

2004 fehlten 100 Versicherte 0,6 Tage auf-

chende Musik: So gibt es beispielsweise von

higkeit sinkt. Leben und Arbeiten am obe-

grund von Burnout, 2011 waren es schon

Antenne Bayern den »Chillout-Channel«, der

Ursprünglicher Stress Stress war frü-

ren Limit sowie permanente Belastung tra-

neun Tage. Bei 85 % der Krankschreibungen

»dir einen entspannten Feierabend be-

her nötig, um unseren Vorfahren das Über-

gen entscheidend dazu bei. Wird die Grenze

wegen Burnout diagnostizierte der Arzt zu-

schert« oder von Radio 7 »Entschleuniger«.

eine Arbeit zu haben. Dementsprechend sind auch 51 % der Männer und 42 % der Frauen

leben zu sichern: Bei drohender Gefahr

der Belastbarkeit erreicht bzw. ein bestimm-

sätzlich eine psychische (z.B. Depression,

Auf farbe-radio.de bekommt man »coole Tu-

telefonisch immer für die Arbeit zu erreichen. Bedenklich stimmt, dass ein Drittel der

machte der Körper mobil für Angriff oder

tes Stress-Level überschritten, stört es das

Angststörung) oder körperliche Erkrankung

nes und bewährte Tradition«, und natürlich

Befragten angibt, manchmal das Gefühl zu haben, der Job fresse sie auf.

Flucht. Die Stressreaktion verläuft heute im-

innere Gleichgewicht – was sich auf Körper

(z.B. Rückenschmerzen). In deutschen Un-

gibt es bei Facebook »The Chillout Lounge«.

mer noch nach demselben Schema:

und Seele niederschlägt und mit einem

ternehmen entstehen durch psychische

Burnout enden kann (siehe auch Mappe

Krankheiten Produktionsausfälle von rund

als »Chillout-Hotel« mit einer eigenen Chill-

7/2012).

26 Milliarden Euro pro Jahr.

out-Area an. »Hier kann man einfach mal die

Welchen der folgenden Aussagen zum Thema Arbeitsbelastungen würden Sie prinzipiell zustimmen? Einer Umfrage zufolge meinen über 50% aller Deutschen, man solle froh sein, überhaupt

56 % 59 %

36 %

Habe manchmal das Gefühl, dass mich mein Job auffrisst

24 %

Arbeit ist ständig präsent, kann deswegen schlecht abschalten

28 %

kaum mit Kampf oder Flucht auf eine stres-

44 %

sige Situation reagieren. Die mobilisierten Energien müssen anderweitig verbraucht

27 % 27 %

Befürchte einen Arbeits­ anstieg wegen Finanzkrise

20 % 21 % 11 %

10 %

werden. Es gibt grundsätzlich aber auch po-

um fast 1.400 % gestiegen, teilt die Bundes-

Stress, Hektik und Ausbrennen hilft Ent-

besteht aus der großen Chillout-Terrasse

trauen und Wohlbefinden steigert: Wir empfinden eine Situation als spannende Herausforderung, wenn wir ihr uns gewachsen fühlen. Diese Art Stress macht uns leistungsfähiger und zufriedener. Wir sind wie elektrisiert. Stress kann belebend sein, aber auch unzufrieden und krank machen.

Negativer Stress und Burnout Idealerweise wechseln sich An- und Entspannung ab. Fehlen angemessene Erholungsphasen, entsteht negativer Stress (Disstress). Wir fühlen uns überfordert. Ähnlich reagiert

Tag ausklingen lassen. Dieser Hotelbereich mit Sonnenliegen, von der aus man den Blick weit über den anliegenden Binnensee

Statistik

Lago Esperanza schweifen lassen kann und

Anteil der Krankschreibungen aufgrund von Burnout mit und ohne Diagnosen im Jahr 2011

ausgewählten Designerzimmern«, heißt es in der Beschreibung.

Entspannen im Kuhstall oder im Katzen-Café Tiere zu streicheln tut er-

sitiven Stress (Eustress), der das Selbstver-

Weiblich Befragt wurden 1.006 Personen ab 14 Jahren, die in Deutschland in Voll- oder Teilzeit beschäftigt sind

quinische Sonne genießen und abends den

Fehltage aufgrund von Burnout ist seit 2004

ten Energien.

Leider können wir in unserem Alltag

Quelle: Forsa, veröffentlicht in Brigitte Balance

Privatleben leidet unter Arbeitsbelastung

29 %

Seele baumeln lassen, tagsüber die mallor-

Hilfe gegen das Ausbrennen: Abkühlen, chillen, entspannen Gegen

liche Dimension: Die Zahl der betrieblichen

Regeneration.

Männlich

21 %

Burnout hat auch eine volkswirtschaft-

Flucht und der Verbrauch der bereitgestellErholung: auffüllen der Energiespeicher,

34 % 33 %

Zu viel Arbeit zieht ineffektives Handeln nach sich

72 • Mappe 09/12

51 % 50 % 47 %

Empfinde den Leistungsdruck im Job als sehr hoch

Habe Angst, ohne Überstunden Job zu verlieren

Handlungen/Widerstand: Angriff oder

42 %

Frauen mit Halbtagsstellen stehen sehr unter Druck

und Atmung, Anspannung der Muskulatur.

Auf Mallorca preist sich ein Hotel explizit

60 % 50 % 40 %

wiesenermaßen der Seele gut. So können beispielsweise auf dem Ferienhof von Bauer

48,80 %

Seeger in Großenkneten im Kreis Oldenburg Menschen gezielt den engen Kontakt zu Tie-

36,10 %

30 %

ren suchen. »Kuhkuscheln ist der neueste

20 %

Trend« titelte kreiszeitung.de und berichtet

0 %

weiter: »Kühe können echte Seelentröster

15,10 %

10 % Burnout (Z73) + Psychische Erkrankungen

Burnout (Z73) + andere Diagnosen

Ausschließlich Burnout (Z73)

sein«, weiß Bäuerin Seeger aus eigener ErQuelle: AOK

Bin telefonisch immer für die Arbeit erreichbar

Alarm: Beschleunigung von Herzschlag

Anzahl an Krankschreibungen

Man sollte froh sein, dass man überhaupt Arbeit hat

Zum Chillen gehört auch die entspre-

fahrung. Sich an einer liegenden Kuh anzulehnen und das weiche Fell der Tiere zu streicheln, dieses Erlebnis möchten die Betreiber des Ferienhofs auch gestressten

Mappe 09/12 • 73


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