Die Malerzeitschrift 11/2012
Wissen wie’s geht – wissen was kommt im Brennpunkt
Kostend r u c k nur bill
ig kommt am Ende teuer
Wohnberatung
Die Seele wohnt mit: Gehen Sie auf das Bedürfnis Ihrer Kunden nach Entspannung und Wohlbefinden ein
Trends und Chancen Gutes aus der Heimat
Kunden fragen vermehrt nach regionalen Produkten und Dienstleistungen
MAPPE Technik Fassadenprofile
Schmuck für die Fassade: Zuschnitt und Montage von Dekoprofilen
LACKE UND LASUREN Das Leistungsspektrum zählt Was ich als Maler wissen muss, um die Anforderungen zu erfüllen
Inhalt // Ausgabe 11/2012
70
Dekoprofile werten Fassaden auf. Wir zeigen, worauf es bei der Verarbeitung ankommt
Regionalität
Regionale Produkte sind im Trend. Auch Sie als Handwerksbetrieb können davon profitieren Fotos: Akzo Nobel – Christoph Seelbach, Bernd Ducke, Rosel Eckstein/Pixelio, IMAGO (1), Wagner, Storch
22
Technik
im Brennpunkt
08
Wie entkommt man dem Kostendruck?
40
57
Wand- und Deckenschleifer
Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkeiten es gibt und worauf Sie beim Kauf achten müssen
Gestaltung von Innenräumen und den Umgang mit Kunden
Kundenauftrag //
06 Meldungen 80 Panorama
im Brennpunkt //
08 Qualität hat ihren Preis
Kostendruck bestimmt die Branche immer mehr. Billig muss es für die Kunden sein und deshalb muss es immer schneller gehen. Immer mehr Maler tricksen deshalb und verwenden minderwertige Produkte. Eine falsche Herangehensweise, denn auch mit dem Leitsatz »Qualität hat ihren Preis« kann man sparen! Wer die Argumente kennt, kann Kunden trotz höherer Investitionen glücklich machen und dabei selbst die Kosten reduzieren
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18 Marketing
22 Technik // Dekoprofile
28 Lacke und Lasuren
34 Raumklima
40 Untergrundvorbereitung
In jeder Hinsicht ein Gewinn Fassaden ein Profil geben
Schneller schleifen
44 Nutzfahrzeuge Umweltfreundlich und sparsam zum Kunden
48
Betriebsführung
Mit Controlling den Erfolg analysieren und steuern
66 Materialien und Produkte
TRENDS UND CHANCEN //
70 Trends erkennen // Regionalität Gutes aus der Heimat 75 Chancen nutzen // Regionalität Der Maler von nebenan
Rubriken //
Das Leistungsspektrum zählt Dem Schimmel keine Chance
Im Sommer 2012 startet die Sto-Stiftung ein mit mehr als 80.000 Euro budgetiertes Förderprojekt für begabte und gleichzeitig wirtschaftlich schlechter gestellte Auszubildende des Malerhandwerks. Im Fokus steht der Malernachwuchs am Ende des zweiten Lehrjahres. Die von den Berufsschulen gemeldeten Klassenbesten erhalten einen umfangreich bestückten Werkzeugkoffer und ein einschlägiges Buchpaket. Weitere Fördermaßnahmen schließen sich für diese Bestenauswahl an.
58 Komplettrenovierung Raum für Raum neu gestaltet 62 Raumgestaltung Die Seele wohnt mit
Aktuell //
Bestenförderung für Azubis
FOKUS // Raumgestaltung
Im Fokus
Im Fokus geht es diesmal um die
g n u d l i B hilft!
03 Editorial 04 Inhalt 16 Dialog 50 Schaufenster // Materialien und Produkte 53 Impressum 54 Schaufenster // Fassadenpreis 68 Malerquellen 82 Vorschau // Heft 12/2012
Die Sto-Stiftung ist eine gemeinnützige Bildungsinstitution, die mit jährlich 350.000 Euro begabte und unterstützungswürdige junge Menschen fördert (Maler- und Stuckateurhandwerk, Architekturstudenten). Die Gemeinnützigkeit fordert per Satzung Neutralität und Unabhängigkeit – auch von der Stifterin Sto AG. Um diese Souveränität sicherzustellen, unterliegen sämtliche Förderaktivitäten der Kontrolle des Deutschen Stiftungszentrums sowie des Regierungspräsidiums Essen.
Mit ideeller Unterstützung von Offizielles Organ des
Bundesverbandes Ausbau und Fassade
www.sto-stiftung.de
t ä t i l a Qu im Brennpunkt //
Kostendruck
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… s i e r P n e r h i t a h
G
spricht eiz ist geil, propagiert eine Kaufhauskette und : leben ahren J seit damit laut aus, was viele Deutsche beSparsamkeit. Vor allem als Vorsorge für die oft
könnten, horten schworenen schlechten Zeiten, die kommen tze, wie es nur Matra der die Bundesbürger so viel Geld unter chsen der Sparfü eben geht, und gehören zu den emsigsten clever und ausWelt. Doch was sich im ersten Moment äußerst haben – wenn gebufft anhört, kann ganz schnell üble Folgen der Qualität. Lasten Zu wird. es mit dem Sparwahn übertrieben geworRegel Und dies ist im Handwerk leider schon fast zur Alles muss mögden. Die ebenso leidige wie traurige Tendenz: lichst billig sein! Jeder Preis wird gedrückt.
Traumszenario: ein hochwertig umgesetzter Auftrag, der Gewinn abwirft
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Moderne Spritzgeräte können die Arbeitszeit minimieren und Top-Qualität garantieren
k das Dadurch bestimmt inzwischen der Kostendruc Maler jeder dass Handwerk. Der Wettbewerb ist so hart, sogar bei der Auftragsakquise an seine Grenzen und leidet ter darun Und muss. gehen s darüber hinau hrung
die Qualität, da beim Material und der Ausfü zwangsläufig gespart werden muss.
dop-
Wie die Bezahlung, so die Bemalung Doch genau
strei-
kaum ein das ist die falsche Herangehensweise. Denn auf so zu Preis« ihren hat Handwerk trifft der Leitsatz »Qualität das lautet t wie auf die Malerbranche. Anders ausgedrück Und die beginMotto: »Wie die Bezahlung, so die Bemalung!« ng schließt imnt nun mal mit der Produktwahl. »Gute Leistu sagt Erwin O«, und A mer gute Materialien ein. Sie sind das äftsführer Schröter, Maler- und Lackierermeister und Gesch ung und der Erwin Schröter GmbH in Stuttgart. »Dienstleist en. abgeb Bild s nische harmo Material müssen immer ein ertig hochw odukt Endpr Beides muss adäquat sein, damit das ertige und gut wird. Denn natürlich müssen auch hochw
um einen Produkte hochwertig verarbeitet werden. Aber essene angem n müsse n, könne zu gewissen Standard leisten « nicht! es geht s Produkte verarbeitet werden. Ander eau kann die Doch nicht nur in Bezug auf das Qualitätsniv falschen Verwendung günstiger Materialien Sparen am Rechnung die zwar f Einkau beim Ende bedeuten. So mag man sich tut inein ein wenig niedriger ausfallen, im Nachh führt die damit aber selten einen Gefallen. Schließlich dass man Verwendung minderwertiger Farben oft dazu,
pelt chen muss – und deutlich länger für einen Auftrag braucht. Zeit, die man schon für den nächsten Auftrag hätte nutzen können!
Ergiebigkeit ist oft das Schlüsselwort »Beim
vom Weizen«, Einkauf der Materialien trennt sich die Spreu ensfragen Schad in bestätigt der bundesweit tätige Experte edämmbei Beschichtungen, Bodenbelägen und Wärm ukte mit idenVerbundsystemen, Hans-Joachim Rolof. »Prod ich nicht preisl sich en tischen Inhaltsstoffen unterscheid einen besegel R sonderlich. Aber teure Farben haben in der l Füllstoffe wie seren Deckwert als günstige, die zum Beispie r Farben Kreide enthalten. Die Verwendung hochwertige weniger Fällen en meist den in bedeutet dementsprechend Lohn der %, 20 Arbeit. Und das Material macht nur rund
? t h c i n r e d …o
Mappe 11/12 • 9
Dialog // Service
Das sind die
Maler des Jahres 2012! Auszeichnung Seit März lief die Bewerbungsphase, jetzt hat die sechs-
köpfige Experten-Jury getagt und die MALER DES JAHRES 2012 ermittelt. Rupp GmbH, Karlsbad
Denkmalpflegerische Renovierung
Schwarz GmbH, Arnstorf
Marketingidee
M
aler des Jahres ist die Auszeich-
Malerfachbetrieb Baur, Donaueschin-
nung für herausragende fach-
gen, für die Entwicklung einer reliefartigen
liche Leistungen im Maler- und
Ornamenttapete auf Ortbetonoberfläche
Lackiererhandwerk. Sie wird in diesem Jahr
(Kategorie Innovative Oberfläche)
zum ersten Mal vergeben, Initiator ist die
Kreative-Farbige Raumgestaltung
Malerzeitschrift Mappe. Aus den zahlreichen
Gschiel, München, für die Gestaltung einer
Einreichungen aus Deutschland, Österreich
Loftwohnung (Kategorie Raumkonzept pri-
und der Schweiz hat die Fachjury aus meh-
vat)
reren Kategorien insgesamt vier Betriebe ausgewählt, die die Auszeichnung MALER
In den nächsten Ausgaben der Mappe stel-
DES JAHRES 2012 erhalten:
len wir die MALER DES JAHRES und ihre aus-
Malerfachbetrieb Rupp GmbH, Karls-
gezeichneten Projekte vor.
bad, für die denkmalpflegerische Renovierung und Gestaltung eines Kirchenraums (Kategorie Spezial-Arbeitsgebiet)
Schwarz GmbH, Arnstorf, für ein ungewöhnliches Foto-Shooting (Kategorie Marketingidee)
http://www.mappe.de Hier finden Sie weitere Fotos der Gewinnerobjekte.
Baur GmbH, Donaueschingen
Die Jury
Die Jury bei der Arbeit Roland Aull, Dipl.-Farbdesigner, Leiter des Instituts Farbe.Design.Therapie Andrea Eigel, Geschäftsführerin der Kaleidoskop Marketing-Service GmbH Holger Externbrink, Chefredakteur des handwerk magazins Andreas Romanow, Malerbetrieb Romanow GmbH, Stellvertretender Landesinnungsmeister Werner Schledt, Marketingleiter Treibs Bau GmbH Georg Trenz, Dozent der Fachschule Farbe München
Helmut Gschiel, München
Innovative Oberfläche
Raumkonzept privat
Die von Joachim Baur entwickelte Oberfläche bezieht ihren be-
Handwerkliche Präzision gepaart mit absoluter Geschmacks-
mit einem Profi-Fotografen, bei dem das Mitarbeiter-Team
sonderen Reiz aus dem Kontrast aus dekorativer Ornamentik
sicherheit und künstlerischer Leichtigkeit – auf diesen Nen-
rische Aufgabe und ein hohes Maß an fachlichem sowie an-
des Malerbetriebs die Hauptrolle spielte und das Thema Far-
und nüchterner Betonoptik. Die »Ornamenttapete« wird in
ner lässt sich die Gestaltung einer Loftwohnung von Maler-
wendungstechnischem Know-how zeichnet die Renovierung
be kreativ inszenierte. Statt eine Marketingleistung teuer
einem besonderen Prozess – das Verfahren ist zum Patent an-
meister Helmut Gschiel bringen. Die Techniken, Oberflächen
und Gestaltung eines Kirchenraums durch Uwe Rupp aus. Er
einzukaufen, machen die Mitarbeiter nun sympathische
gemeldet – auf Ortbetonflächen hergestellt. Beides, Ornament
und Kreativleistungen zeugen von bestechender Präzision
fand für die Oberflächen, die mangelhaft befundet und doku-
Werbung mit hohem Wiedererkennungswert für den Be-
und Betonoptik, sind absolut zeitgemäße Mittel der Raum-
und sicherem Stilempfinden. Materialien, Farbtöne und
mentiert waren, durch viel Erfahrung und zahlreiche Versuche
trieb. Der Nebeneffekt: Die Aktion fördert den Teamgeist.
und Architekturgestaltung und gehen hier eine innovative
Oberflächenqualitäten sind sensibel aufeinander abge-
eine malerische Lösung, die hohe fachliche Kompetenz und Re-
Bei diesem außergewöhnlichen Beispiel für effizientes Mar-
Verbindung ein: historische Formensprache wird auf moder-
stimmt, aus vorgegebenen Werkstoffen wurden neue Op-
spekt für das Objekt beweist.
keting schlägt die Idee das Budget.
nem Material zitiert.
tiken und Anmutungen entwickelt.
Fotos: Matthias Klaiber, Lola Hard, Bernhard Strauss, Bernd Ducke
Der Malerbetrieb Schwarz veranstaltete ein Foto-Shooting
Großer Mut, viel Einfühlungsvermögen in die denkmalpflege-
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im Fokus // Raumgestaltung
Die Seele wohnt mit
Die drei Phasen einer wohnpsychologischen Beratung Eine Wohnberatung, die auch psychologische Aspekte berücksichtigt, gliedert sich in drei Phasen:
1
O
Analyse der Wohnbedürfnisse
Raumzweck und -nutzung feststellen Bedürfnisse der Bewohner mit einem Fra-
gebogen ermitteln Lieblingsfarben und Farben, auch die
abgelehnt werden, herausfinden Anmutungsprofile einsetzen, um indi-
rekt die Raumstimmung abzufragen Herausfinden, wie der Kunde tickt
WOHNBERATUNG Unordnung, eintönige Farben und ungeschickt ge-
stellte Möbel stressen Körper und Seele der Bewohner im Raum. Bieten Sie eine wohnpsychologische Beratung an, die die Bedürfnisse Ihrer Kunden nach Entspannung und Wohlbefinden berücksichtigt, wie unsere Autorin Tine Kocourek empfiehlt.
Wohnen ist ein Gefühl – und dies wird wesentlich durch Farben ausgelöst
2
Gestaltungsphase
Einrichtungsplanung, Umstellen der Möbel Lichtplanung Feng Shui-Analysen Farbkonzept, finale Farbauswahl gemeinsam
mit den Kunden b sich Menschen in ihrer Umgebung/in Räumen wohlfühlen, hängt von vielen Faktoren ab, z. B. von der eigenen Persönlichkeit, den oft unbewussten
Was tut der Seele gut? Das Wohnen hat einen großen Stellenwert für das Wohlbefinden
3
Umsetzung
Ordnung schaffen oder
Vorlieben oder von den Gegebenheiten und der Nutzung der
Hilfe beim »Ausmi-
Räume. Die Wohnpsychologie beschäftigt sich mit dem Ein-
sten« anbieten
fluss, den Räume auf uns Menschen haben. Ein wichtiger As-
Prinzipien der
pekt dabei ist, wie wir Räume so gestalten können, dass Be-
Farb- und Lichtge-
wohner oder Benutzer sich darin wohl fühlen. Dabei geht sie
staltung anwen-
vom Menschen und seinen Bedürfnissen aus. Die Wohnpsy-
den
chologie gehört als Teilgebiet zur Architekturpsychologie da-
Hilfe beim Ein-
mit wiederum zur Umweltpsychologie. Diese beschäftigt sich
räumen anbieten
mit der wechselseitigen Beziehung zwischen Mensch und Umwelt. In Deutschland gibt es nur wenige Psychologie Institute an Universitäten, die eine Ausbildung in Architekturpsy-
Bedürfnissen der Bewohner
chologie anbieten. Da es keine spezielle Aus- oder Weiterbil-
zusammenspielt, desto grö-
dung für einen Wohnpsychologen gibt, arbeiten viele Einrich-
ßer ihr Wohlbefinden. Das
tungsberater entweder mit psychologischen Ausbildungen,
Zuhause wird so zur Kraftquelle für
Techniken aus dem Coaching Bereich oder mit Feng Shui.
die Bewohner. Dieser Wunsch wird
Auf Grundlage einer ausführlichen Analyse erarbeiten sie
häufig von Menschen geäußert, die im
ein Konzept, bei dem sich Raumnutzung, Einrichtungsstil,
Alltag fremdbestimmt sind. Da soll wenig-
Farbgestaltung und Lichtplanung ganz an der Persönlichkeit
stens die Wohnumgebung nach den eigenen Be-
und den Wohnbedürfnissen der Bewohner orientieren. Die
dürfnissen gestaltet sein.
psychologische Wohn- und Farbberatung hilft dabei, Räume
Aus meinen Beobachtungen weiß ich, dass sich meine
in wohltuende Rückzugsorte zu verwandeln, sich zu Hause zu
Bedürfnisse sind nur unbewusst vorhanden und werden da-
Kunden ihren Wohnvorlieben nur selten bewusst sind. Sie
fühlen und Sicherheit zu spüren.
her bei der Einrichtung von Wohnräumen kaum abgefragt
sind oft nur unzufrieden mit ihrem Wohnumfeld, oh-
und bleiben damit unberücksichtigt. Diese entscheiden aber
ne genau zu wissen warum. Allein finden Sie nicht
mit darüber, wie wir eine Wohnumgebung wahrnehmen.
heraus, was sie verändern sollten, um ein neues
Bedürfnisse beim Wohnen Angenehm wohnen stellt ein fundamentales Bedürfnis für uns Menschen dar. Das eige-
Wohngefühl zu bekommen. Oft helfen kleinere
ne Heim soll die Bedürfnisse, nach Geborgenheit, nach Sicher-
Die Seele wohnt mit Wie Menschen wohnen ist nie zu-
Veränderungen wie Umstellen der Möbel oder ei-
heit, Erholung und nach Kommunikation und Geselligkeit be-
fällig, da die Wohnräume den Spiegel der Seele zeigen. Da-
ne andere Wandfarbe, um eine bessere Atmosphä-
rücksichtigen. Somit geht es auch um psychologische Bedürf-
heim zeigen Menschen, wer sie sind. In dem, wie wir unsere
re zu erzeugen.
nisse, wie z. B. dem Wunsch nach Selbstdarstellung, Anerken-
Wohnung gestalten, zeigen wir, wie wir unsere Lebensthe-
Ein wichtiger Faktor ist die Regeneration von
nung oder Repräsentation nach außen. Viele dieser
men angehen. Je mehr das Wohnumfeld mit den seelischen
Körper und Seele. Erholung funktioniert nur im Räu-
62 • Mappe 11/12
Mappe 11/12 • 63
Gutes Heimat Trends erkennen // REGIONALITÄT
B
auernmärkte mit Ständen, an denen Landwirte und Gärtner aus der Region ihre erntefrischen Waren
anbieten, sind in – Städter geben ihre besten Einkaufsquellen an Freunde und Bekannte weiter, nach dem Motto: »Hier bekommst Du richtig gutes Gemüse, ganz
aus der
frisch vom eigenen Acker«. Ab-Hof-Verkauf, Hofläden oder Dorfläden nehmen (wieder) zu. Lebensmittelskandale, aber auch die allgemeine Verunsicherung über die Erzeugungsmethoden in der globalen Wirtschaftswelt wecken den Wunsch zu wissen, woher unsere Nahrungsmittel stammen und wie sie erzeugt werden.
Regionalität schlägt Bio Der regionale Bezug ist in letzter Zeit sogar noch wichtiger geworden als der Bioanbau. »Dem Bio-Hype folgt jetzt ein neuer Trend, der für die Verbraucher immer wichtiger wird und von dem auch die Biobranche profitieren kann. Der Trend heißt Regionalität«,
Frische und Qualität durch kurze Wege Nach einer 2010 veröffentlichten
und die Verbundenheit zur Heimat spielen
Online-Plattform bezieht sich dabei auf die Studie »Bio, Öko, fairer Handel – was zählt
Befragung des Forsa-Instituts im Auftrag des
eigentlich Heimat? Der Kulturwissenschaft-
und wer zahlt?« (YouGovPsychonomics AG),
Bundesministeriums für Ernährung, Land-
ler Heinz Schilling, der den Trend zur Region
in der deutlich wird, dass die regionale Her-
wirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)
und einen »Heimat-Hype« in den Medien
kunft von Lebensmitteln bei der Mehrzahl
achten inzwischen 65 % der Bevölkerung
beobachtet hat, bringt es auf den Punkt:
der Befragten die Kaufentscheidung stärker
beim Kauf ihrer Lebensmittel immer oder
»Heimat ist eine Sehnsuchtslandschaft der
beeinflusst als jede Bio-Zertifizierung1. Zwar
meistens auf die regionale Herkunft, wobei
Gefühle.« Heute ist die Sehnsucht nach Wur-
ist Bio nach wie vor im Trend – auch die
mit »regionaler Herkunft« nicht nur der Ort
zeln und Lokalkolorit ein weltweites Phäno-
oder die Re-
men. Schilling nennt als Beispiel einen fran-
gion der Ver-
zösischen Supermarkt, der in Australien re-
arbeitung
gionale Produkte von dort ins Angebot neh-
und/oder
men musste. »Die Globalisierer fangen zum
Herstellung
Teil selber an, zu regionalisieren. So erklären
gemeint ist,
sich auch die Nürnberger Bratwürste auf
sondern
dem Burger bei McDonald‘s.«2
liest man auf www.qualitätssiegel.net. Die
großen Discounter bieten inzwischen ein Grundsortiment an Bio-
vielen Verbrauchern den Fokus wieder verstärkt auf regionale Produkte und Angebote: Dinge, die Bezug zur Heimat und zum Wohnort haben und die von Menschen, die man kennt, angeboten werden. 70 • Mappe 11/12
Quellen: 1 www.qualitätssiegel.net; 2 www.welt.de
lebensmit-
GESELLSCHAFT Think global, act local. Die zunehmende Globalisierung lenkt bei
Bio ist gut, und wenn die Produkte auch noch aus der Region stammen, greifen die Verbraucher besonders gern zu
»Dem Bio-Hype folgt ein neuer Trend: Regionalität – gewünscht werden heimische Produkte«
dabei eine entscheidende Rolle. Aber was ist
teln – meist aus aller Welt. Das aber wiede-
auch die Herkunft der Rohstoffe. Für viele
rum missfällt immer mehr Kunden. Sie
Verbraucher steht die regionale Vermark-
sueddeutsche.de: »Ganz offensichtlich er-
Und Christina Berndt schreibt auf www.
schauen genauer hin und bevorzugen den
tung für Frische und Qualität durch kurze
lebt der Begriff ›Heimat‹ eine Renaissance.
Bioapfel vom Bodensee einem solchen aus
Wege, die heimische Wirtschaft wird gestär-
88 % der Bundesbürger stuften ihn einer
Chile. Denn mit dem einheimischen Apfel
kt, es wird Energie eingespart und Arbeits-
Umfrage der Hamburger Sozialbehörde zu-
verbinden sie Bilder von blühenden Obst-
plätze gesichert und die regionale Vermark-
folge als ›wichtig‹ oder ›sehr wichtig‹ ein,
bäumen und Plantagen voller reifer Äpfel im
tung ist gut für den Klimaschutz, denn die
Hinterland des Bodensees. Immer mehr
CO2-Bilanz ist günstiger.
Menschen geht der regionale Bezug eindeutig vor, nach dem Motto: »Lieber die Salat-
Wer kauft regional? Um regional zu
gurke vom Gärtner nebenan, der mit Au-
handeln, muss der Kunde zunächst einmal
genmaß düngt, als eine zertifizierte Biogur-
einen Bezug zu seiner Region haben. Das ist
ke aus Neuseeland«. Ideal ist es, wenn die re-
für Menschen, die in ihrem Geburtsort auf-
gional erzeugten Lebensmittel auch noch
gewachsen sind und wohnen oder schon
aus biologischen Anbau oder aus artge-
länger am selben Ort beheimatet sind, leich-
rechter Tierhaltung stammen.
ter als für andere, denn das Heimatgefühl
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