Mappe Leseprobe 06 2014

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Die Malerzeitschrift 06/2014

Wissen wie’s geht – wissen was kommt

im Brennpunkt

MittelStand

die verkannte macht im Staat

Energetische Modernisierung Materialien und Argumente für den Zukunftsmarkt 

Mappe-Technik Effekte mit illusionistischer Bossenmalerei

Bossierungen geben Ihrer Sandsteinimitation eine attraktive Formensprache

Beschichtungsstoffe Wandfarbe ist nicht gleich Wandfarbe

Wir zeigen die Qualitätskriterien für hochwertige Oberflächen auf

Trends und Chancen Hohes Gut: Zeit schenken macht glücklich

Zeit zu haben ist ein Luxus. Wir zeigen den sinnvollen Umgang mit Zeit


36

Fotos: Klicker/Pixelio, Hubertus Schott/Pixelio, Akzo Nobel, Volker Kreidler, MAGO, Bernd Ducke/Mappe, Covermotiv: Bernd Ducke /Mappe

Inhalt // Ausgabe 06/2014 Untergründe

Welche Beschichtung für Holzfassaden eignet sich für welche Anforderung?

84

Trends & Chancen

Schenken Sie sich, Ihren MItarbeitern

im Brennpunkt

08

und Kunden Zeit für die Dinge, die

Mittelstand – die verkannte Macht im deutschen Staat

wirklich wichtig sind. Wir zeigen wie

Praxiswissen von A bis Z

Fokus //

Energetische Modernisierung

48 WDVS-Marktentwicklung

50 Marketing

52 Kampagne

Der Streit um WDVS Die Wogen glätten

»Der WDVS-Markt wird wieder anziehen«

58 Dämmstoffe

Dämmstoffe nach Eignung auswählen

40

50

Beschichtungsstoffe

Wir zeigen die Kriterien auf, die Innenfarben erfüllen müssen, um als hochwertig zu gelten

62 Mineraldämmplatten

Der neueste Stand des Wissens! Über 10.000 Stichworte erläutern alle Fragen rund um das Berufsfeld Farbe.

Beste Argumente mit mineralischem Aufbau

64 Mineralische Dämmung

die Hauptkritikpunkte Ihrer Kunden an

68 Meldungen und Produkte

Wärmedämm-Verbundsystemen

Marketing

Entkräften Sie mit unserer Hilfe souverän

Mut zur Mineralwolle

72

Alternative Dämmstoffe

Nischengeschäft mit Potenzial

Aktuell //

06 Meldungen 96 Panorama

im Brennpunkt //

08

Mittelstand

Mittelständische Unternehmen erwirtschaften mehr als jeden zweiten Euro und stellen über die Hälfte aller Arbeitsplätze. Doch leider hat der tüchtige Mittelstand nicht die Lobby wie die Großindustrie und wird daher häufig benachteiligt.

4 • Mappe 06/14

Kundenauftrag //

22 Marketing

24 Technik // Sandsteinimitation

32 Oberflächen

36 Untergründe

Das Internet zur Werbung nutzen

TRENDS UND CHANCEN //

Das Standardwerk für das Maler- und Lackiererhandwerk, Industrie und Ausbildung!

84 Trends erkennen // Entschleunigung

90

Siegfried Federl ist Maler mit Meister-Diplom. Er leitete 20 Jahre die Meisterschulen für Maler und Lackierer, für Vergolder sowie die Fachschule für Farb- und Lacktechniker in München.

Vom Luxus Zeit zu haben

Holz richtig beschichten

40 Beschichtungsstoffe Wandfarbe ist nicht gleich Wandfarbe

45 Kundenkommunikation 6 Tipps zur Verbesserung der Kundenkommunikation

Chancen nutzen // Entschleunigung

Zeit schenken macht glücklich

Illusionistische Bossenmalerei Wände schnell glatt gemacht

Ob Bautenschutz, Anstrich- oder Werkstofftechniken, Gestaltung im Raum oder an der Fassade, Betriebswirtschaft, Bildung oder Geschichte – das MalerLexikon vermittelt umfassendes Berufs- und Praxiswissen von A bis Z.

Rubriken //

03 Editorial 04 Inhalt 20 Dialog // Impressum 76 Schaufenster // Materialien und Produkte 81 Spartipp 82 Malerquellen 98 Vorschau // Heft 07/2014

Siegfried Federl MalerLexikon 848 Seiten, gebunden 75,– E ISBN 978-3-7667-1811-2

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MITTELSTAND »Der deutsche Mittelstand ist stark wie ein Fels. Kleinere, mittlere und Familienunternehmen prägen die Wirtschaft maßgeblich.« Marc Evers, Leiter des Referats Mittelstand und Existenzgründung beim DIHK

gegründet. Bis 1995 wurde ein Personalstamm von vier Gesellen angelegt. Diese Mit-

Zahlen und Fakten

unserem Unternehmen tätig. Mit dem Um-

Das Malerhandwerk

zug Mitte der 90er Jahre begann unsere Fir-

Malerbetriebe sind meist Familienbetriebe

ma weiter zu wachsen und seit der Übernah-

und somit ein Teil des Wirtschaftsmotors

me der Geschäfte durch Christian März wur-

Mittelstand. Bei den 42.375 Maler- und

de der Personalstamm bis heute auf 13 Mitar-

Lackiererbetrieben mit 199.000 Beschäf-

beiter erweitert«, so die Beschreibung.

tigten liegt die durchschnittliche Betriebs-

arbeiter sind noch bis zum heutigen Tag in

Kunden, die in einem Handwerksunter-

größe bei 4,7 Beschäftigten, der Gesamtum-

nehmen anrufen, haben ein Betriebsgebäu-

satz betrug 2013 14,1 Mrd. Euro, das sind pro

de vor Augen, mit Fahrzeugen, die den

Beschäftigtem 70.500 Euro. Beeindruckend:

Schriftzug des Unternehmens tragen, den

2013 wurden 24.153 junge Menschen zu Ma-

Meister und seine Frau, die im Büro tätig ist

lern und Lackierern, Fahrzeuglackierern

und eine kleine Belegschaft aus Gesellen

und Bauten- und Objektbeschichtern aus-

und Auszubildenden. Statt eines Mopeds,

gebildet.

mit dem der Unternehmensgründer einst zum Kunden fuhr, steht jetzt der Transporter bereit, die Maschinen und Geräte sind mo-

samten Umsatzes mit einem Anteil bei der

derner sind und die Büroarbeit hat zuge-

Wertschöpfung von fast 52 %. Das heißt

nommen. Ansonsten aber hat sich beim Bild

KMU erwirtschaften mehr als jeden zweiten

des deutschen Mittelstands wenig geän-

Euro. Der Gesamtumsatz aller deutscher

dert.

Mittelständler lag 2010 bei rund 2 Billionen Euro. Zum Vergleich: Die 30 DAX-Unter-

Die verkannte

Macht im Staat

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 UNTERNEHMEN Mittelstän-

dische Unternehmen erwirtschaften mehr als jeden zweiten Euro und stellen deutlich über die Hälfte aller Arbeitsplätze. Der Mittelstand ist in Deutschland eine tragende Säule der Wirtschaft, darüber sind sich Wirtschaftswissenschaftler und Politiker aller Couleur einig. Doch leider hat der tüchtige Mittelstand nicht die Lobby wie die Großindustrie und wird daher häufig benachteiligt.

W

Der Mittelstand als tragende Säule der Wirtschaft Zum Mittelstand in

nehmen brachten es im gleichen Jahr nur

Deutschland oder zu den KMU (kleine und

Darüber hinaus zählen die deutschen

mittlere Unternehmen) gehören 99,6% der

KMU zu den innovativsten Unternehmen in

3,7 Millionen deutschen Unternehmen, der

Europa: 54 % der deutschen KMU brachten

größte Teil sind Familienbetriebe. 65% sind

von 2008 bis 2010 eine Produkt- oder Pro-

Einzelunternehmen, 12% Personengesell-

zessinnovation auf den Markt; im EU-Mittel

schaften und 23% Kapitalgesellschaften.

waren es nur 34 %. Deutsche KMU inves-

Diese erwirtschaften jährlich 37% des ge-

tierten 2010 rund 8,7 Milliarden Euro in For-

auf 1,14 Billionen Euro.

KMU-Anteile in Deutschland ir sind ein mittelständischer

Kleine Unternehmen ganz groß: In Bezug auf die Anzahl der Unternehmen, die Auszu-

Malerbetrieb mit Sitz in Hünfeld

bildenden, die Beschäftigen, sowie die Wertschöpfung haben die KMU den Löwenanteil

(Landkreis Fulda). Im Jahr 1947

in der deutschen Wirtschaft.

von Gregor Vogt gegründet, ist unser Unternehmen – mittlerweile in der zweiten Generation unter der Leitung seines Sohnes Walter – mit derzeit 15 Mitarbeitern sowohl im

100 %

99,6 % 83,2 %

80 %

privaten als auch industriellen Bereich tätig.« Dieses Firmenprofil des Malerbetriebs von Walter Vogt, ein Zufallsfund in der Suchmaschine unter den Stichworten »Mittelständischer Malerbetrieb«, ist typisch für den Mittelstand und für das Malerhandwerk. Genauso die Beschreibung des Malerbetriebs März,

60,0 %

60 %

51,8 % 37,8 %

40 % 20 %

der 2010 für den »Großen Preis des Mittelstands« der Oskar Patzelt Stiftung nominiert wurde: »Die Firma März Malerwerkstätte wurde im Jahr 1970 von Franz März in Neumarkt

0 %

Unternehmen

Auszubildende

Beschäftigte

Wertschöpfung

Umsatz

Quelle: IfM Bonn

Mappe 06/14 • 9

Quelle: Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz, Stand 31. Juli 2013

im Brennpunkt //


im Brennpunkt //

MITTELSTAND

 Bis zu 1 Mio. Euro

 Unter 5 Beschäftitgte

 FUE-intensives Verarbeitendes Gewerbe

 Über 1 Mio bis zu 2 Mio Euro

 5 bis 9 Beschäftigte

 Sonstiges Verarbeitendes Gewerbe

 Über 2 bis zu 10 Mio. Euro

 10 bis 49 Beschäftigte

 Bau

 Über 10 Mio bis zu 50 Mio Euro

 50 und mehr Beschäftigte

 Wissensintensive Dienstleistungen

 Über 50 Mio Euro

 Sonstige  Sonstige Dienstleistungen

6 %

1 % 0,4 %

7 %

86 %

6 %

2 %

 k. A.

83 %

5 %

9 %

3 %

1 %

6 %

Superschlank gedämmt – ohne teure Detaillösungen.

10 % 34 %

41 %

Dalmatiner-Fassadendämmplatte S 024: • • • • •

Quelle: KfW-Mittelstandspanel 2013

Mittelstand nach Jahresumsatz 2012

Laut dem KfW-Mittelstandspanel 2013 ist die überwiegende Zahl der Mittelständler in Deutschland klein: 86 % der Unternehmen weisen einen Jahresumsatz von unter 1 Mio. Euro auf. Weniger als 0,5 % der Mittelständler erzielen über 50 Mio. Euro Jahresumsatz.

Mittelstand nach Beschäftigten 2012

Die Kleinteiligkeit des Mittelstands kommt in den Beschäftigtenzahlen zum Ausdruck: 83 % der KMU haben weniger als fünf Beschäftigte. 1,8 % der Mittelständler haben 50 und mehr Beschäftige. In den vergangenen Jahren hat sich die Kleinteiligkeit des Mittelstands verstärkt.

Erfüllt mit nur 10 cm die EnEV (U-Wert 0,24 W/m²K) Schlankes Hightech-Dämmsystem für zufriedene Kunden Attraktive Gestaltung ohne „Schießscharten“ Erspart kostspielige Detaillösungen und Verlängerung der Dachüberstände Weitere Informationen: 06154 711 710 oder www.caparol.de

Branchenaufteilung im Mittelstand 2012

Dünner bei gleicher Dämmleistung zu vergleichbaren herkömmlichen Polystyrol-Dämmplatten: Dalmatiner-Fassadendämmplatte S 024.

Gründe für die Zunahme der Kleinteiligkeit sind die wachsende Tertiärisierung und ein Überfluss an Gründungen. Mittlerweile sind 75 % der mittelständischen Unternehmen im Dienstleistungssektor aktiv, davon sind 1,24 Mio. wissensintensive Dienstleister.

schung und Entwicklung, und die Ausga-

mütterlich behandelt. Das ist umso fataler,

werbsdruck gerät. Und während Großun-

ben hierfür sind zwischen 2004 und 2010

weil er im Zug weiter fortschreitender Glo-

ternehmen und Industrie ihren Firmensitz

um 71 % gestiegen, meldet das Bundes-

balisierung und weltweit tätiger Kapital-

auch gern in Steuerparadiese und Billig-

wirtschaftsministerium.

gesellschaften zunehmend unter Wettbe-

lohnländer verlagern, bleibt der Mittel-

Mittelstand ist Ausbilder der Nation Mittelständische Unternehmen beschäftigen über 15 Millionen Arbeitnehmer und besetzen damit über die Hälfte aller Arbeitsplätze. Im 2. Quartal 2013 gab es rund 940.000 offene Stellen, davon allein über 400.000 in Betrieben mit weniger als zehn Mitarbeitern. Kleine und mittlere Betriebe stellten Ende 2011 rund 1,3 der 1,6 Millionen betrieblichen Ausbildungsplätze in Deutschland, also lernen fünf von sechs Lehrlingen im Mittelstand. Ganz vorne mit dabei ist das Malerhandwerk: 27.225 junge Menschen wurden 2013 zu Malern und Lackierern ausgebildet. Trotzdem wird der Mittelstand von der Politik gegenüber der Industrie oft stief-

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Ein typisch mittelständisches Unternehmen: Die März Malerwerkstätten in Neumarkt mit 13 Mitarbeitern, dem Fuhrpark und Betriebsgebäude

„Das ist unser neues altes Haus. Jetzt perfekt gedämmt mit der superschlanken DalmatinerFassadendämmplatte S 024. Der Charakter des Hauses wurde rundum erhalten – ganz ohne Schießscharten und teure Detaillösungen. Wir fühlen uns pudelwohl!“ Familie Andreas Willner, Herrenberg.

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im Fokus // Energetische Modernisierung Es gibt viele Möglichkeiten dem Haus einen warmen Mantel zu verpassen. Alternative Dämmstoffe sind eine Marktnische für ökologisch orientierte Kunden

H

artmut F. und seine Frau Veronika haben das Häuschen der Großeltern geerbt, erbaut in den 1950er

Jahren. Gebäude der unmittelbaren Nach-

Informationen durch Labels

Was ist wirklich verträglich?

kriegszeit sind bautechnisch besonders man-

Um Produkte im Hinblick auf die Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit umfassend be-

gelhaft und benötigen meist eine umfassende

urteilen zu können, helfen glaubwürdige Umweltzeichen, wie sie auf der Webseite des Ver-

Wärmedämmung von Dach, Kellerdecke und

braucherschutzministeriums unter www.blaulabel.de gelistet sind. Datenbanken für öko-

Außenwänden. So weist auch die Gebäudehülle dieses Häuschens sehr schlechte Dämm-

logische Baustoffe gibt es bei Wecobis unter www.wecobis.de, beim Naturschutzbund NABU unter www.nabu.de oder bei Baunetz Wissen unter www.baunetzwissen.de

werte auf, was sich deutlich in den enormen Heizkosten zeigt. Es sollte daher energetisch saniert werden – auch, da das Ehepaar F. viel

(...) Dank der großen Speicherkapazität kön-

zyklus umfassende Betrachtung von Bau-

Wert auf eine nachhaltige und gesunde Le-

nen sie tagsüber viel Wärme aufnehmen und

stoffen. Als Informationsgrundlage dafür

bensweise legt.

nachts bei abgekühlten Temperaturen lang-

sollen gemäß BauPVO verstärkt Umwelt-Pro-

sam wieder abgeben.«

duktdeklarationen, kurz EPDs (Environmen-

Allerdings widerstrebt es dem umweltbewussten Paar, ihr Haus in eine Hülle aus Kunst-

Für die Verarbeitung in Innenräumen kommt hinzu, dass Naturdämmstoffe keine

ölprodukte wie möglich verwenden, die Res-

Schadstoffe abgeben und hautfreundlich

sourcen schonen und energieintensive Her-

sind. Die Materialien speichern große Feuch-

stellungsprozesse und Müll vermeiden. Auch

tigkeitsmengen zwischen, ohne dass sich ihre

Pflanzlich, tierisch oder mineralisch Laut Wikipedia bestehen Naturdämm-

Mineral- oder Steinwolle ist ihnen unsympa-

Struktur verändert und sich ihre Dämmeigen-

stoffe aus Materialien pflanzlicher, tierischer

thisch. Sie wünschen sich einen Dämmstoff

schaften verschlechtern. Dadurch ist die Ge-

und mineralischer Herkunft. Sie werden auf

aus nachwachsenden, natürlichen Rohstoffen,

fahr der Schimmelpilzbildung geringer.

Basis verschiedener Nutzpflanzen wie z.B.

der vollständig abbaubar ist. Damit steht Fa-

Gras, Seegras, Getreide, Hanf oder Holz hergestellt. Teilweise können auch Dämmstoffe

tigkeit von Dämmstoffen wird nämlich für Verbraucher immer wichtiger.

turdämmstoffen gerade einmal bei 5 %, doch

gelten, sofern diese aus biogenen Roh-

aus Recyclingmaterial als Naturdämmstoffe

die Tendenz steigt. So verdoppelte sich das

stoffen bestehen (z.B. aus Cellulosefasern

Die Vorteile von Naturdämmstoffen Der Fachverband Nachwachsende Roh-

Produktvolumen der vom FNR geförderten

des Altpapiers, aus Schaumglasschotter oder

Dämmstoffe fast von ca. 75.000 m³ im Jahr

aus Recyclingglas).

stoffe (FNR) fasst zusammen: »Naturdämm-

2003 auf ca. 140.000 m³ im Jahr 2007. Auch bei

stoffe sind wiederverwendbar bzw. leicht zu

Sanierungsmaßnahmen wird Nachhaltigkeit

Schimmelbefall und zum Brandschutz wer-

entsorgen. Ihre Herstellung ist nicht sehr ener-

ein entscheidender Aspekt für die ganzheit-

den den meisten organischen Naturdämm-

gieaufwändig und der CO2-Kreislauf auf ihrem

liche Bewertung. Die Bauprodukteverord-

stoffen in der Regel geringe Anteile schüt-

gesamten Lebensweg nahezu geschlossen.

nung z.B. verlangt eine den gesamten Lebens-

zender Stoffe wie Molke, Borsalze, Zement,

Zum Schutz gegen Schädlings- und

Aluminiumsulfat oder Paraffin zugesetzt.

­ eschäft Nischeng

Viele der verwendeten Zusätze sind bei Herstellung und Verwendung unbedenklich, in einigen Fällen (z.B. bei synthetischen Faseranteilen in Naturfasermatten) behindern

l a i z n e t o P t i m

72 • Mappe 06/14

prüften Angaben der Hersteller, dienen.

Nachhaltigkeit auch bei Dämmstoffen Zwar liegt der Marktanteil von Na-

milie F. nicht alleine da: Das Thema Nachhal-

aber hernde sein Haus dämmen möchte, Ku ein nn we , tun s Wa ng eti  Mark d Entsorgung Steinwolle ablehnt? Umwelt un er od EPS wie ffe sto mm Dä e kömmlich bei DämmMenschen heute bewegen, auch die die r, de fel en em Th n ße sind die gro vor. stoffen. Wir stellen Alternativen

tal Product Declaration), basierend auf über-

stoff zu packen. Denn sie wollen so wenig Erd-

diese Zusätze die chemische oder biologische Abbaubarkeit bei der Entsorgung.

Biologische Dämmstoffe Eine weitere Alternative können biologische Dämmstoffe in Form von Schaumkunststoffen aus polymerisierter Milchsäure PLA sein. Diese sind artverwandt mit EPS, was die Zellstruktur, Dämmleistung und Druckfestigkeit angeht. Die Milchsäure kann aus Zucker oder Mais gewonnen werden, wobei CO2 als Treibmittel eingesetzt wird. Das Holzfaserdämmplatten sind als WärmedämmVerbundsysteme schon länger eine Alternative

Die Hanfdämmplatte von Capatect wird in Österreich vertrieben. Sie besteht aus einem Kern aus Hanffasern und einer carbonhaltigen Armierungsschicht, die für Schlagfestigkeit sorgt

Material ist vollständig kompostierbar. Momentan finden Feldversuche für den Einsatz im Baubereich statt.

Mappe 06/14 • 73


Trends erkennen // ENTSCHLEUNIGUNG

I

In unserer hektischen Gesellschaft wächst der Wunsch nach Schneckentempo

n dem 1936 erschienen Stummfilm »Moderne Zeiten« spielt Charlie Chaplin einen Tramp, der in einer Fabrik

am Fließband arbeitet. Weil er mit dem

Entschleunigung

Raus aus dem Hamsterrad

unmenschlichen Arbeitstempo nicht mit-

Der Zukunftsforscher Matthias Horx zählt die Entschleunigung zu den soziokulturellen

halten kann, wird er entlassen. Chaplin kri-

Trends, die »zumeist ein Ausgleich zu Defiziten der gesellschaftlichen Entwicklung sind,

tisiert in dem Filmklassiker die Auswüchse

der sich in Lebensgefühlen und Sehnsüchten ausdrückt«. Entschleunigung ist die Ant-

der Industrialisierung und des Kapitalis-

wort auf den zunehmenden Burnout in der Arbeitswelt und das Gefühl von Stress, Hetze

mus und zeigt den Kampf gegen das Zeit-

und Hamsterrad. »Mit Entschleunigung wird umgangssprachlich ein Verhalten beschrie-

diktat von Fließbändern, an denen Men-

ben, aktiv der beruflichen und privaten ›Beschleunigung‹ des Lebens entgegenzusteuern,

schen arbeiten. Zwar ist die reine Fließ-

d. h. wieder langsamer zu werden oder sogar zur Langsamkeit zurückzukehren«, lautet die

bandarbeit in Europa zurückgegangen,

Definition auf www.wikipedia.org. Entschleunigung geht mit Achtsamkeit einher. Acht-

doch die Beschleunigung ist in fast allen

samkeit bedeutet, im Augenblick zu verweilen und ihn dadurch intensiv zu erleben.

Bereichen des Arbeitslebens in Form von

Durch die Übung der Achtsamkeit ist es möglich, den Körper, die Gedanken und die Ge-

Arbeitshetze angekommen. Auch im Pri-

fühle aufmerksam wahrzunehmen, ohne sie direkt beurteilen oder verändern zu wollen.

vatleben wird alles immer schneller und komplexer, viele klagen über Freizeitstress. Grund ist, dass wir immer mehr

Getriebene unserer Leidenschaften und

Zeit ist wahrer Luxus »Zeit ist im öf-

wollen in derselben Zeit. Ein Überangebot

Verpflichtungen. Als ob man dem zeitglei-

fentlichen Bewusstsein zu einer knappen

an Freizeitaktivitäten, Familie, Arbeit, Hob-

chen Erledigen mehrerer Arbeiten Zeit ge-

Ressource geworden, mit der man effizient

bies macht uns maß- und rastlos. Wir sind

winnen könnte.

wirtschaften muss«, schreibt focus.de und

Arbeitsintensivierung, Leistungsverdichtung

Vom Luxus

Zeit zu haben

11

12

»Ich habe den Eindruck, dass ich in den letzten Jahren immer mehr in der gleichen Zeit schaffen muss«

1

Trifft voll und ganz zu

2

10

3

9 4

8 7

6

5

 GESELLSCHAFT Mit zunehmendem Zeitdruck und Arbeitshetze, aber auch durch

Freizeitstress wächst in unserer Leistungs- und Erlebnisgesellschaft die Sehnsucht nach Entschleunigung und nach Eigenzeit. Der Trend nach Verlangsamung spiegelt sich in vielen Bereichen des Lebens wider. Es formieren sich Interessensbewegungen und sogar Vereine werden gegründet.

Trifft eher zu

Trifft eher nicht zu

Trifft überhaupt nicht zu

63 %

37 %

Alle Beschäftigten

39 %

Chemie

30 %

Metallerzeugung und - bearbeitung

35 %

Maschinen - und Fahrzeugbau

35 %

Energieversorgung

28 %

Baugewerbe

43 %

Handel

44 %

Verkehr und Lagerei

33 %

Gastgewerbe

44 %

Information und Kommunikation

30 %

Finanzdienstleistungen und Versicherungen

35 %

Wissenschaftliche, technische und andere Dienstleistungen

28 %

Öffentliche Verwaltung, Sozialversicherungen, Verteidigung

40 %

64 %

24 % 23 %

36 %

13 %

Erziehung und Unterricht

39 %

64 %

25 % 19 %

36 %

17 %

Gesundheits- und Sozialwesen

52 %

24 % 22 %

59 %

28 %

41 %

13 %

25 % 26 %

40 %

14 %

29 %

60 % 65 % 55 %

45%

27 % 33 %

73 %

47 %

17 %

67 %

58 %

68 %

33 % 38 %

21 %

42 %

30 % 17 %

16 %

18 %

11 % 30 %

37 % 22 % 27 %

11 % 19 %

35 %

32 % 24 % 9 %

62 %

27 %

42 %

14 % 23 %

12 % 12 %

30 % 16 %

65 % 53 %

35%

30 % 23 %

58 %

15 %

11 % 17 % 25 %

32 %

14 %

Quelle: DGB-Index Gute Arbeit

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