KONSTANZE NEUBAUER
GARTENSCHÄTZE IN BAYERN 70 Parks und private Gärten zum Entdecken und Genießen
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Herausgegeben von der Bayerischen Gartenakademie
Inhalt Vorwort: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 006
Thema: Freilandmuseum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 076
Unterfranken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 012
Thema: Botanischer Garten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 078
1. Schlosspark König Ludwig I.: Auf den Spuren des Wittelsbachers / Bad Brückenau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 014
Oberfranken.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 080
2. Kurgarten Bad Kissingen: Erholung pur / Bad Kissingen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 016
1. Botanischer Garten in Hof: Schmuckstück im Bürgerpark / Hof, Theresienstein. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 082
3. Landschaftspark Bettenburg: Erinnerungen an den „letzten Ritter“ Frankens / Hofheim. . . . . . . . . . . . . . . 020
2. Obst-Lehrgarten Coburg: Willkommen im Schlaraffenland der Früchte / Coburg. . . . . . . . . . . . . . . . . 084
4. Schlosspark Werneck: Spurensuche im barocken Fasanengarten / Werneck. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 024
3. Großer und Kleiner Rosengarten: Großer Auftritt für die Königin der Blumen / Coburg. . . . . . . . . . . . 086
5. Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau: Es lebe die Vielfalt / Veitshöchheim. . . . . . . . . . . . . . . . . . 026 6. Botanischer Garten Würzburg: Über 300 Jahre im Dienste der Pflanzenwelt / Würzburg. . . . . . . . . . . . . . . . . . 030 7. Ehemaliges Landesgartenschaugelände: Eine einmalige Parklandschaft / Würzburg. . . . . . . . . . . . . . . 032 8. Schlosspark Schwanberg: Gartenkunst des frühen 20. Jahrhunderts / Rödelsee. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 036
Thema: Kurgarten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 038
Mittelfranken.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 040 1. Das „Laffer Gärtla“: Der Therapiegarten der Laufer Mühle / Adelsdorf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 042 2. Botanischer Garten Erlangen: Von tropischenSeerosen und alten Gehölzen / Erlangen. . . . . . . . . . . . . . . . . 044 3. Aromagarten an der Palmsanlage: Ein sinnliches Abenteuer für die Nase / Erlangen.. . . . . . . . . . . 048 4. Heinrich-Kirchner-Skulpturengarten: Begegnungen mit den Bronzeriesen / Erlangen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 050 5. Stadtpark Fürth: In der „guten Stube“ der Kleeblattstadt / Fürth.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 052 6. Barockgarten & Hesperidengarten: Reminiszenz an die Nürnberger Gartenkunst / Nürnberg. . . . . . . . . . . . . 054 7. Das Fränkische Freilandmuseum: Zeitreise durch die Alltagsgeschichte / Bad Windsheim. . . . . . . . . . 058 8. Stadtgarten in Roth: Raum für Erholung und Ruhe / Roth. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 060 9. Pfarrer-Heumann-Kräuterlehrgarten: Gegen (fast) alles ist ein Kraut gewachsen / Herrieden/Elbersroth. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 062 10. Ein Garten voller Leben: Der Hortus Insectorum / Beyerberg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 064 11. Schlosspark Dennenlohe: Ein faszinierender Landschaftspark / Unterschwaningen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 068 12. Botanischer Garten Krasemann: Zu Gast im Garten der lebendigen Vielfalt / Thalmässing. . . . . . . . . . . 072
4. Kurpark Obermain Therme: Ein Gefühl wie am Meer / Bad Staffelstein. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 092 5. Felsenlabyrinth Luisenburg: Eintauchen in das bayerische Granitstein-Meer / Wundsiedel.. . . . . . . . . 094 6. Ökologisch-Botanischer Garten: Vegetationstypen aus aller Welt / Bayreuth. . . . . . . . . . . . . . 096 7. Terrassengärten Hollfeld: Mediterranes Flair im Schutz der Stadtmauer / Hollfeld. . . . . . . . . . . . . . . . . 098 8. Bürgerpark Hain: Historischer Park und wertvolles Naturparadies / Bamberg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 9. Terrassengärten am Michelsberg: Auf den Spuren klösterlicher Gartenkunst / Bamberg. . . . . . . . . . . . 104 10. Schlosspark Unterleinleiter: Historische Gartengestaltung und zeitgenössische Kunst / Unterleinleiter. . . . . . 110
Thema: Landschaftspark. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 Thema: Klostergarten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
Oberpfalz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 1. „Resl-Garten“: Erinnerungen an einen außer gewöhnlichen Menschen / Konnersreuth. . . . . . . . . . . . . . . . 122 2. Kreislehrgarten Floß: Die Elemente mit allen Sinnen erfahren / Floß. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 3. Oberpfälzer Freilandmuseum: Kulturgeschichte zum Anfassen / Neusath-Perschen.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 4. Wildgarten: Von Drachen, unheimlichen Wanderern und Urwaldhütten / Furth im Wald. . . . . . . . . 130 5. Klostergarten der Franziskaner: Im Geiste des Sonnengesangs / Neukirchen b. Hl. Blut.. . . . . . . . . . . . 134 6. Rosengarten Klinikum Neumarkt: Spezialisten in Sachen Rosen / Neumarkt i.d. Oberpfalz.. . . . . . . . . . . . . . 140 7. Albert-Plagemann-Kreislehrgarten: Vollendete Natur im Hausgarten / Regenstauf. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 8. Dörnbergpark: Englischer Landschaftspark und den drologische Spezialitätensammlung / Regensburg. . . . . . . 144 9. Herzogspark: Wie ein kleiner Botanischer Garten / Regensburg.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 10. Botanischer Garten der Universität: Im Dienste des Artenschutzes / Regensburg.. . . . . . . . . . . . 154
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Gartenschätze in Bayern
Thema: Kreislehrgarten.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Thema: Stadtgarten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158
Schwaben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
Thema: Arznei- und Heilpflanzengarten. . . . . . 214
Niederbayern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216
1. Rosarium Nördlingen: Rosenromantik an den Mauern der Stadt / Nördlingen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162
1. Eckertsreut: Spaziergang zwischen Apfelblüten, Obstwiesen und Heilkräutern / Eckertsreut. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218
2. Stadtpark Rain: Blühende Gärten entlang der alten Befestigungsanlage / Rain am Lech. . . . . . . . . . . . . . . . . . 164
2. Bibelgarten Schweinhütt: Bibelstellen zum Anfassen / Regen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222
3. Rokokogarten des Schaezlerpalais: Ein Privatgarten aus dem 18. Jahrhundert / Augsburg. . . . . . . . . . . . . 168
3. Galerie und Künstlergarten Nußer: Wenn Kunst auf Natur trifft / Freyung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224
4. Botanischer Garten Augsburg: Bedrohte Landschaften und fernöstliche Gartenkunst / Augsburg. . . . . . 170
4. Gartenschau-Rundweg: Von A wie Aquasonum bis Z wie Zauberwald / Waldkirchen. . . . . . . 226
5. Kräutergarten und Grünanlagen am Roten Tor: Gartenkunst auf historischem Boden / Augsburg. . . . . . . 174
5. Kräutersegen am Düllhof: Die ganze Welt der Kräuter / Schaufling. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 228
6. Kreislehrgarten Krumbach: Tiefe Blicke in die Unterwasserwelt / Krumbach. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 7. Kurpark Wörishofen: Ein Fest für Körper, Geist und Seele / Bad Wörishofen.. . . . . . . . . . . . . . . . . 178 8. Kreislehrgarten Bad Grönenbach: Blütenvielfalt am „Hohen Schloss“ / Bad Grönenbach.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 9. Lindenhofpark: Ein Spaziergang an der „Bayerischen Riviera“ / Lindau.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182
6. Schlosspark Schönau: Parkkomposition à la Carl von Effner/ Schönau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 230
Adressen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 Literatur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238 Bildnachweis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 Impressum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 240
Thema : Schlossgarten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186
Oberbayern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 1. Hofgarten der Eichstätter Sommerresidenz: Im Prachtgarten der Fürstbischöfe / Eichstätt. . . . . . . . . . . . 190 2. Arzneipflanzengarten: Die Dosis macht das Gift / Ingolstadt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 3. Museumsgärten „Haus im Moos“: Begegnung mit den Menschen im Moor / Karlshuld. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 4. Weihenstephaner Gärten: Vielfalt auf traditionsreichem Boden / Freising. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196 5. Kleingartenverein Germering: Großzügigkeit à la Landschaftspark / Germering. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 6. Baumschule Bischweiler: Von giftigen Gewächsen und duftenden Kräutern / München. . . . . . . . 200 7. Schacky-Park: Ein wildromantischer Landschaftspark wird wiederentdeckt / Dießen am Ammersee. . . . . . 202 8. Seeshaupter Schaugarten: Ein Gartenkunstwerk zum Erleben / Seeshaupt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 9. Riedergarten: Auf Spurensuche im ehemaligen Apothekergarten / Rosenheim. . . . . . . . . . . . . . . 208 10. Gärten des Freilichtmuseums Glentleiten: Eine kleine Geschichte des Nutzgartens / Großweil. . . . . 210 11. Alpengarten auf dem Schachen: Raritäten der Hochgebirge / Garmisch-Partenkirchen. . . . . . . . . . . . . 212
Gartenschätze in Bayern
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Schlosspark König Ludwig I.: Auf den Spuren des Wittelsbachers Bad Brückenau
W
er auf den Spuren König Ludwigs I. wan-
Formen beruht. Die Bepflanzung der Beete ist mit Wohlbe-
deln will, sollte in den Schlosspark des
dacht gewählt: Am Fürstenhof und am Bellevue dominie-
Staatsbades Bad Brückenau kommen.
ren kräftige, leuchtende Blütenfarben in Rot und Orange.
Vom erhöht liegenden Fürstenhof
Dagegen sind die Strukturbeete entlang der Kastanienallee
(datiert auf 1751, erweitert 1775), einst Sommersitz des
in ruhigen Pastelltönen gehalten, die sich in Form und
Bayernkönigs, lässt sich die elegante Gartenanlage mit dem
Farbe wiederholen. Die Blumenbeete in den Randbereichen
historischen Gebäude-Ensemble besonders gut überbli-
greifen sogar die Farben der umliegenden, historischen
cken. Deutlich ist die Mittelachse zu erkennen, die sich
Gebäude auf. Formgehölze aus Eiben betonen die Archi
durch die barocke Anlage zieht und quer zum Sinntal ver-
tektur der Bauwerke und dienen als Blickpunkte auf den
läuft. Sie gibt dem Schlosspark seine streng geometrische
Rasenflächen. Kletterrosen in zarten Pastelltönen zieren
Form, die noch zusätzlich von der zweireihigen Allee aus
den Wandelgang mit seiner eleganten Eisenkonstruktion,
kastenförmig zugeschnittenen Rosskastanien betont wird.
in dessen Nähe ein kleiner Küchenkräutergarten eingerich-
Gegenüber liegt auf gleicher Höhe mit dem Fürstenhof das
tet wurde.
Bellevue (erbaut 1818–1819). Vor den beiden historischen
Der spätbarocke Teil des Parks wurde im Jahr 1747
Bauwerken wurden jeweils große, runde Beete angelegt, die
von Andrea Gallasini, dem italienischen Hofarchitekten
sich in Größe und Bepflanzung entsprechen und die Sym-
der Fürstäbte von Fulda, entworfen. Durch Ludwig I., der
metrie der ganzen Anlage betonen. Steigt man die breite
Bad Brückenau 26-mal zu seiner Sommerresidenz erklärte,
Treppe am Fürstenhof hinab in den unteren Teil des Parks,
erfuhr das Bad einen großen Aufschwung. Im Laufe der
sollte man einen Blick auf die in Terrassen abfallenden
Zeit kamen weitere Gebäude hinzu, sodass auch die Gar-
Hänge werfen, die im Jahre 1760 eigens modelliert wurden.
tenanlage immer wieder erweitert wurde. An den barocken
Ebenfalls nach historischem Vorbild wurden die Linden
Teil schließt sich ein Landschaftsgarten an, der schließlich
unterhalb des Fürstenhofes geschnitten, wie auch alle Neu-
in Wiesen und Wälder übergeht. Unter den etwa 60 Baum
anpflanzungen und die Pflege der Anlage auf früheren
arten des Schlossparks stehen ganz besonders sehenswerte Exemplare, wie etwa eine „Eichenblättrige Hainbuche“,
Die Garten-Details Ad r esse: Schlosspark König Ludwig I., Heinrich-von-Bibra-Straße 25, 97769 Bad Brückenau Ö ffn u ngsze ite n: Der Zugang ist jederzeit möglich. Gruppenführungen auf Anfrage, Tel. 0800/99 11 999, www.badbrueckenau.com
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eine Mutation, die sowohl Hainbuchen- als auch Eichenblätter hervorbringt.
Rechts oben: Vom erhöht liegenden Fürstenhof (1751) kann man die barocke Anlage am besten überblicken. Rechts unten: Der Elisabethenhof entstand 1894 im klassizistischen Stil. Das Gebäude wurde nach der österreichischen Kaiserin Elisabeth benannt, die dort 1898 vier Wochen verbrachte.
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Kurgarten Bad Kissingen: Erholung pur Bad Kissingen
B
ad Kissingen liegt am südöstlichen Rand des
Über Stege und Promenaden ist der Kurgarten mit dem Lu-
Naturparks Bayerische Rhön. Sein Kurgarten mit
itpoldpark und dem Rosengarten verbunden, sodass man
dem Arkadenbau verströmt das elegante Flair
sich alle drei Gärten ansehen sollte. Der 2,5 Hektar große
des Südens – passend dazu die Brunnen, die gro-
Rosengarten wurde ursprünglich einmal für die Bürger der
ßen Fächerpalmen in ihren weißen Kübeln und die fröh-
Stadt angelegt, im Gegensatz zum Kurgarten, den früher
lich-bunten Blumenteppiche entlang der Wege. Ab dem Jahr
nur Kurgäste betreten durften. Rosen über Rosen stehen
1833 kam König Ludwig I. mit seiner Familie hierher zur Kur.
hier in den Beeten: Edelrosen, Duft-, Strauch-, Kletter- und
Er hatte bekanntermaßen ein großes Faible für die Antike.
Hochstammrosen – es sind fast 180 Sorten, die ihre Blüten
Ganz nach dem Geschmack des Königs errichtete Friedrich
im Juni und Juli verschwenderisch entfalten. Zwischen ih-
von Gärtner (1791–1847) um das Jahr 1833 den 200 Meter
rem Wohlgeruch kann man sich auf einem der Sitzplätze
langen Arkadenbau mit seinen Rundbögen. Daran schloss
entspannen und erholen, während der große Fächerspring-
sich ein Brunnenpavillon (1842) an, der später jedoch der
brunnen seine Fontänen in den Himmel schickt.
Quellen- und Wandelhalle (1911) Platz machen musste.
Weiter geht es in Richtung Wandelhalle über den
Auf der anderen Seite des Arkadenbaus entstand im Jahr
Arkadensteg in den Luitpoldpark. Der 15 Hektar große
1813 der prachtvolle Regentenbau mit dem Schmuckhof.
Landschaftsgarten wurde im englischen Stil angelegt und
Der zwei Hektar große Kurgarten ist älter als die ihn umgebenden Gebäude. Balthasar Neumann entwarf ihn bereits im Jahr 1740 mit prächtigen Baumreihen, Blumen-
zieht sich entlang der Fränkischen Saale, an deren Ufer alte Weiden ihre dünnen Äste ins Wasser hängen. Auf den samtenen Rasenflächen wechseln sich Gehölz-
und Brunnenparterres. Zentraler Punkt ist das Denkmal
gruppen mit exotischen und seltenen Solitärbäumen ab
für König Ludwig I., das zu beiden Seiten von den auf
und bieten immer wieder romantische Ecken zum Verwei-
schießenden Fontänen der zwei großen Springbrunnen
len. Im Park wurde außerdem ein Labyrinth mit Barfußpfad
akzentuiert wird. Im Sommer sitzt man hier unter schatti-
eingerichtet, auf dem man die verschiedenen Bodenbeläge
gen Linden und genießt die Atmosphäre ruhiger Gelassen-
von feinem Sand über Kies und Betonplatten auf der nackten
heit oder promeniert an den saisonal bepflanzten Beeten
Haut spüren kann. Im Klanggarten macht man es sich
zwischen den Zierrasenflächen entlang. Sträucher und
anschließend auf einer der Liegen bequem und lauscht den
Stauden schirmen den Garten von der angrenzenden Fuß-
Geräuschen, die scheinbar aus dem Nichts zu kommen
gängerzone ab. Bunt bepflanzte Blumenkästen und -schalen
scheinen. Wem der Sinn nach einer Erfrischung steht, findet
bringen die fröhlichen Farben des Sommers in den Park.
sie in der mediterranen Kneipp-Landschaft mit Kräuter garten. Die Stadt bekam bereits mehrere Auszeichnungen, darunter die Goldmedaille bei der Entente Florale Deutsch-
Die Garten-Details Ad r esse: Bayerisches Staatsbad Bad Kissingen GmbH, Am Kurgarten 1, 97688 Bad Kissingen Ö ffn u ngsze ite n: Eintritt frei. Ganzjährig geöffnet. Führungen nach Vereinbarung. Führungen durch die Parkanlagen nach Absprache, Tel. 0971/80 48 211, www.badkissingen.de
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land im Jahr 2003.
Rechts: Im Sommer kann man das lässig-entspannte Lebensgefühl des Südens in vollen Zügen genießen. Den Arkadenbau schuf Friedrich von Gärtner zwischen 1834 und 1838. Folgeseite: Blick auf den Rosengarten mit dem großen FächerSpringbrunnen, dahinter erhebt sich der Regentenbau.
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Landschaftspark Bettenburg: Erinnerungen an den „letzten Ritter“ Frankens Hofheim
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n einem lichten Eichen-Hainbuchen-Wald in den
Von der Kapelle schlängelt sich der schmale Weg den Hang
Haßbergen liegt der verwunschene Landschaftspark
hinab und führt schließlich zu einer steinernen Säule, die
von Schloss Bettenburg, einem kleinen Renaissance-
der Freiherr der Geschwisterliebe widmete und in die er die
Schloss. Der romantische Park ist untrennbar mit
Namen seiner Familie verewigen ließ. Dann geht es weiter
dem Namen des Freiherrn Christian Truchsess von Wetz-
zu den mit Moos bewachsenen Denkmälern der Ritter
hausen (1755–1826) verbunden, der ihn im Jahr der Fran
romantik. Angeregt durch Johann Wolfgang von Goethes
zösischen Revolution 1789 anlegen ließ. Der Freiherr ent-
Werk „Götz von Berlichingen“, das der Freiherr nahezu
stammte einem alten fränkischen Adelsgeschlecht und
auswendig zitierten konnte, entstand ein Denkmal zu
versammelte bekannte Literaten, Intellektuelle und Künst-
Ehren der beiden berühmten Ritter Götz von Berlichingen
ler seiner Zeit um sich. Auf der Bettenburg, seinem „Wei-
und Franz von Sickingen. Ein Stück weiter ließ er für den
mar der Haßberge“, waren die Dichter und Schriftsteller
Humanisten und Reichsritter Ulrich von Hutten ein Tem-
Jean Paul, Friedrich de la Motte-Fouqué und Gustav
pelchen mit einem Obelisken in der Mitte aufstellen. An
Schwab, der Homer-, Vergil- und Ovid-Übersetzer Johann
der künstlichen Burgruine (Altenburg) vorbei gelangt man
Heinrich Voß mit seinen Söhnen Heinrich und Abraham,
schließlich zum Minnesängerplatz. Hier führt eine breite
sowie Orientalist Friedrich Rückert zu Gast. Der Jungge-
Freitreppe zu einem kleinen Plateau mit Steinbänken, das
selle galt aber nicht nur als Schöngeist, sondern auch als
mit einer Stufengiebelwand abschließt. Das Relief der Gie-
Menschenfreund. Er war sehr sozial engagiert und küm-
belwand zeigt den „Sängerkrieg auf der Wartburg“ mit Min-
merte sich um die Bauern der Umgebung. Der Freiherr
nesängern und zechenden Rittern. Etwas abseits liegt die
fühlte sich den alten Rittertugenden verpflichtet – so
Dichterklause, in der Friedrich Rückert seine Texte verfasst
urteilten denn auch viele Zeitgenossen und Freunde über
haben soll.
ihn: „Er ist einer der letzten deutschen Ritter.“ Seiner sozia-
Als der Freiherr im Jahre 1826 einsam und erblindet
len Einstellung entsprechend ließ er nie einen Zaun um den
auf der Bettenburg starb, geriet der romantische Park in
Park errichten – jedermann hatte Zutritt und konnte dort
Vergessenheit und die einstmals existierenden hölzernen
zu jeder Zeit spazieren gehen. Das ist auch heute noch so.
Denkmäler verfielen. Ab 1982 ließ ein Nachfahre, Freiherr
Einsam und ruhig ist es hier im Park. Der Weg führt
Maximilian Truchsess von Wetzhausen, den Park wieder
den Hang hinab in ein tiefer gelegenes Waldstück, das von
herrichten. Die Bettenburg gilt heute als Wahrzeichen der
hohen, schlanken Buchen- und Eichensäulen geprägt ist.
Haßberge, einem an Burgen und Schlössern besonders rei-
Bald schon gelangt man zu einer kleinen Gedächtniskapelle,
chen Landstrich.
Totenkapelle genannt, die im neugotischen Stil erbaut wurde. In der Kapelle sind noch Tafeln mit Namen von engen Freunden des Freiherrn angebracht. Eine trägt noch
Die Garten-Details
die Inschrift „Mache Dir Deine lebenden Freunde täglich neu und werter, damit Du nicht erst nach ihrem Tode zu spät erkennst, wie viel Du an ihnen hattest.“ Links: Wegsäule in dem herrlich verwunschenen Eichen-Hainbuchen-Wald des Landschaftsparks.
Adr esse: Landschaftspark Bettenburg, Manau 22, 97461 Hofheim, Tel. 0 95 23/62 08 (Kreisheimatpfleger Eberhard Lorenz) Ö ffnungsze ite n: Der Park ist jederzeit frei zugänglich.
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Links: Denkmal für den Humanisten und Reichsritter Ulrich von Hutten. Unten: Auch den beiden Rittern Götz von Berlichingen und Franz von Sickingen setzte der Freiherr in seinem Landschaftspark ein Denkmal.
Oben: In der Totenkapelle sind Gedanken zur Freundschaft auf Tafeln festgehalten: „Mache Dir Deine lebenden Freunde täglich neu und werter, damit Du nicht erst nach ihrem Tode zu spät erkennst, wie viel Du an ihnen hattest.“
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Herzogspark: Wie ein kleiner Botanischer Garten Regensburg
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Oberpfalz
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ie ein kleiner botanischer Garten mutet
Die Garten-Details
der Herzogspark in Regensburg an, der idyllisch an der Donau am Westrand der Altstadt liegt. Seine Fläche mit 1,5 Hektar
ist zwar für einen Park nicht besonders groß, dafür bietet er aber eine enorme Vielfalt an seltenen Bäumen und Sträuchern und architektonisch wertvollen Denkmälern
Adr esse: Herzogspark, Prebrunnstraße, 93049 Regensburg Ö ffnungsze ite n: Der Park ist ganzjährig geöffnet.
Eintritt frei.
aus der langen Geschichte der Stadt. Der Herzogspark steht auf historischem Boden. Das Relief ist durch den ehemaligen Stadtgraben geprägt, der einst der mittelalterlichen Stadtmauer vorgelagert war.
Eigentliches Herzstück ist jedoch der Renaissance-Garten,
Parallel zum Stadtgraben befinden sich die Überreste einer
der mit Buchshecken, Blumenbeeten und schmalen
barocken Bastei, von der man einen schönen Ausblick hat.
Kieswegen gestaltet wurde. In seinem Zentrum steht ein
Auch der Prebrunnturm, einst Teil der mittelalterlichen
besonderes Kleinod: Ein achteckiger Renaissance-Brunnen
Stadtmauerumfriedung, bietet einen herrlichen Blick auf
aus dem Jahr 1599, der aus einem einzigen Stein gemeißelt
die Altstadt und die nahe Donau.
wurde.
Alte, erhabene Bäume prägen das Erscheinungsbild der
Im ehemaligen Stadtgraben wurde ein Moorbeet mit
Parkanlage. Hier wachsen exotische und seltene Arten, wie
Farnen, Rhododendron, Azaleen und verschiedenen
eine Papier-Birke (Betula papyrifera), ein Korkbaum (Phello-
Schneeball-Arten (Viburnum) angelegt. Die Pflanzengesell-
dendron amurense), eine Atlas-Zeder (Cedrus atlantica
schaften trockener Standorte findet man im südöstlichen
'Glauca'), ein Amberbaum (Liquidambar styraciflua) und eine
Bereich des Stadtgrabens. Hier werden Gewächse des Mit-
Zelkove (Zelkova serrata). Ein Highlight ist sicher die riesige,
telmeerraumes nach verschiedenen Vegetationstypen
über 200 Jahre alte Platane, in deren Nähe sich der Rosen-
vorgestellt, wie z.B. typische Arten der Garigue oder der
schau- und Rosenlehrgarten mit einem Quellstein befindet.
Macchie. In der Garigue, einer mediterranen Strauchheidegesellschaft, gedeihen Rosmarin, Thymian, Salbei, Zistrosen und Orchideenarten. In der Macchie sind vor allem
S. 148: Der Park ist mit 1,5 Hektar zwar einer der kleinsten in Regensburg – seine Vielfalt an Bäumen, Sträuchern, Stauden und Rosen ist jedoch enorm.
verschiedene, immergrüne Hartlaubgehölze zu Hause.
S. 149: Rosenschau- und Rosenlehrgarten mit Quellstein.
ten Thurn und Taxis, der sich hier eine Gartenanlage und
Den Grundstock zum heutigen Park legte im Jahr 1804 Georg Friedrich Ritter von Müller, Geheimer Rat der Fürsdas Herzogspalais errichten ließ. 1935 konnte die Stadt
Links: Der markante Präbrunnturm war einst Teil der mittelalterlichen Stadtmauerumfriedung. Folgeseite: Der Renaissance-Garten bildet das Herzstück des Herzogsparks. In seinem Zentrum steht der achteckige RenaissanceBrunnen, der aus einem einzigen Stein gemeißelt wurde.
Regensburg die Anlage erwerben und in den Jahren 19501952 zur heutigen Parkanlage ausbauen. Der Park ist Teil des Grüngürtels der Altstadt und mit den anderen Park anlagen (z.B. Dörnbergpark, siehe S. 132) durch eine Allee verbunden.
Oberpfalz
151
152
Oberpfalz
Oberpfalz
153
Botanischer Garten der Universität: Im Dienste des Artenschutzes Regensburg
A
rtenschutz ist das große Thema des Botani-
Weiter schließt sich die geografische Abteilung an, die sich
schen Gartens am südlichen Stadtrand von
in die Erdteile Amerika, Asien und Europa gliedert. Hier
Regensburg und das aus gutem Grund: Derzeit
findet man Gehölze, die während des warmen geologischen
gelten etwa 43 % der bayerischen Flora in
Erdzeitalters Tertiär auf der nördlichen Erdhalbkugel behei-
ihrem Bestand als gefährdet. Schuld daran sind vor allem
matet waren (Tertiär-Relikte), aber auch jüngere Arten,
die Trockenlegung der Feuchtgebiete, die intensivierte
die sich erst nach den Eiszeiten entwickelten. Großflächige
Landwirtschaft und das Brachfallen von einst extensiv
Abholzung und dauerhafte Beweidung führte in Nord-
genutzten Weideflächen wie Trockenrasen. Auf dem Areal
deutschland zur Entstehung von Heidelandschaften, wie
„Gefährdete Pflanzenarten Bayerns“ werden Gewächse wie
der Lüneburger Heide mit ihren Besenheide-Beständen und
das Augsburger Steppengreiskraut (Tephroseris integrifolia
eingestreuten Findlingen. Eine kleine Binnendüne ist in die
ssp. Vindelicorum), Herzlöffel (Caldesia parnassifolia) oder die
Heidelandschaft integriert. Solche Formen entstanden
Sand-Silberscharte (Jurinea cyanoides) kultiviert, um sie für
während der Eiszeit durch den Wind in überwiegend vege-
künftige Generationen zu erhalten. Die Blüte des Herzlöf-
tationslosen, eisfreien Sandgebieten. Ein künstlicher Bach-
fels bildet sogar das Logo des Botanischen Gartens.
lauf schlängelt sich durch den angrenzenden Auwald, der
Ein großer Teil des Gartens beschäftigt sich mit den
im Frühjahr mit einem üppigen Blütenflor aufwartet. Die
verwandtschaftlichen Beziehungen der Pflanzen unter
Boreale Nadelwaldzone (Taiga) repräsentiert die Vegetation
einander (Systematik der Samenpflanzen). Die ursprüng-
der nördlichen Breiten. Sie mündet in die baumlose Tundra,
lichsten Arten, wie Magnolien oder Mohn, befinden sich
die von Sträuchern und Kräutern bestimmt wird. Hier liegt
am Hanggrund des Geländes. Von dort führen mehrere
ein kleines Tundramoor, über das man dank Bohlenweg tro-
System-Arme den Hang hinauf, welche die Höherentwick-
ckenen Fußes spazieren kann.
lung der Pflanzen symbolisieren. Auf der Hangkrone stehen
In den Gewächshäusern umfängt einen die Welt der
die höchst entwickelten Arten des Pflanzenreiches, die
Tropen und Subtropen mit all ihrer herrlichen Üppigkeit an
Korbblütler (Asteraceae). Wasserbecken und Teiche sind
Orchideen, Bromelien, Farnen und Schlingpflanzen. Tropi-
in die Anlage integriert und haben bisher schon zwölf
sche Früchte, wie Maracuja und Gewürze, wie Ingwer und
Libellenarten in den Garten gelockt.
Kardamom machen Appetit auf exotische Speisen. Mit einem besonderen „Highlight“ wartet das kühl-temperierte
Die Garten-Details Ad r esse: Botanischer Garten der Universität Regensburg,
Universitätsstraße 31, 93053 Regensburg (www.biologie.uniregensburg.de/Botanik/Einrichtungen/index.html) Ö ffn u ngsze ite n: Freiland (April bis Mitte Oktober): Montag bis Mittwoch: 7–15.30 Uhr, Freitag: 7–14 Uhr, Samstag: geschlossen, Sonntag: 11–18 Uhr. Gewächshäuser: täglich von 7.30–9.15 Uhr, 9.45–12 Uhr, 12.45–15.30 Uhr, Freitag: bis 12 Uhr, Samstag/Sonntag: geschlossen. Ansprechpartner: Volker Debus, Universität Regensburg.
154
Oberpfalz
Gewächshaus auf: Hier gedeiht die seltene Mauritius-Glockenblume (Nesocodon mauritianus), die mit ihren blassblauen Blütenglocken und dem leuchtend roten Nektar eine absolute Rarität in der Pflanzenwelt ist.
Rechts oben: Eine der 22 prächtigen Arten aus der Gattung Päonie ist Paeonia kavachensis, die man in der geografischen Abteilung Asien findet. Rechts unten: Die winterharte Staude Paeonia peregrina mit den hübschen schüsselförmigen Blüten stammt aus Südeuropa (Abteilung „Europa“).
Oberpfalz
155
Kreislehrgärten in Bayern: Keimzellen der Gartenkultur
G
artenarbeit ist gesund, baut Stress ab, verschafft
vom Imkerstand sorgen für die optimale Befruchtung der
Bewegung an der frischen Luft und vermittelt
Obstbäume und dienen gleichzeitig als lebendes Anschau-
Lebensfreude. Kein Wunder, dass die Arbeit im
ungsobjekt, um die Bedeutung der Honigbiene und der
Garten auch zu Therapiezwecken eingesetzt wird (siehe
Imkerei zu erläutern.
„Laufer Mühle“, S. 42). Zudem schafft sie einen intensiven Bezug zur Natur. Natürlich macht es besonders viel Spaß,
Vielfalt ist gesund
wenn die Blumen üppig gedeihen, das Obst reichlich an
Vielfalt ist in den Kreislehrgärten angesagt, denn dies
den Sträuchern und Bäumen hängt und das Gemüse auf
garantiert einen artenreichen und gesunden Garten. Wer
den Beeten gesund und knackig ist. Dafür sind aber prak
„wilde Ecken“ mit Totholz, Laub-, Steinhaufen und Trocken-
tische Kenntnisse nötig, denn nur eine standortgerechte
mauern schafft, bietet Lebensräume für heimische Tier-
Arten- und Sortenwahl, je nach Klima- und Bodenverhält-
und Pflanzenarten. Dazu gehört auch eine möglichst geringe
nissen, garantiert langfristig den Erfolg.
Bodenversiegelung und der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel. Komplett wird der Naturgarten mit den
Lernstätten mit Vorbildfunktion
geeigneten Nisthilfen für Vögel, Fledermäuse, Hummeln
Dieses wertvolle Wissen wird in den Kreislehrgärten
und Wildbienen.
anschaulich vermittelt. Hier kann man sich Ideen und
Mittlerweile entwickeln sich die Vorzeige-Gärten sogar
Anregungen für den eignen Garten holen und vom Fach-
zu einem sinnlichen Erlebnis. Auf Barfußpfaden kann man
wissen der Kreisfachberater an den Landratsämtern profi-
unterschiedliche Materialien, wie etwa Rindenmulch oder
tieren. Sie betreuen die Lehrgärten, die meist mithilfe
Splitt, auf der Sohle spüren und so den Füßen eine Massage
der örtlichen Obst- und Gartenbauvereine angelegt wur-
verpassen. Begehbare Labyrinthe locken mit ihren verschie-
den. Die ältesten Anlagen in Bayern stammen übrigens aus
denen Wohlgerüchen zu einem Geruchserlebnis der beson-
den 1980er-Jahren und sollten alternative Gestaltungsideen
ders angenehmen Art. Und ein kleiner Bach, der durch
zu den trostlosen Einheitsgärten aus großer Rasenfläche
verschiedene Becken läuft, wird zum schönsten Wasser-
und Thujen-Hecke bieten.
spielplatz, an dem Kinder die Natur für sich entdecken
Ob Teichanlage, Bauerngarten, Trockenbeete oder Stau-
dürfen (siehe z.B. Kreislehrgarten Floß, S. 124).
denpflanzungen – in den Vorzeigegärten der Landkreise kann man sich inspirieren lassen, wie man seinen Garten abwechslungsreich und naturnah gestalten kann. Gemüse, Kräuter und Beerensträucher sind in vielen Arten und Sorten angepflanzt, die an das regionale Klima und die Bodenverhältnisse angepasst sind. Auf den Streuobstwiesen gedeihen neben den neuen auch alte, regionale Obstsorten, die beim rein wirtschaftlich orientierten Anbau der Einheitssorten fast in Vergessenheit geraten wären. Bienen
156
Kreislehrgarten
Infokasten Allgemeine Infos und Links zu den Kreislehrgärten unter www.gartenbauvereine.org oder über die jeweiligen Landkreise. Auch Führungen und spezielle Praxis-Kurse, etwa zum Obstbaumschnitt, werden angeboten.
Unten: Kreislehrgarten Floß.
Oben: Kreislehrgarten Floß.
Links: Kreislehrgarten Krumbach.
Wertvolles Wissen wird in den Kreislehrgärten anschaulich vermittelt. Hier kann man sich Ideen und Anregungen für den eigenen Garten holen.
Oben: Kreislehrgarten Bad Grönenbach.
Rechts: Kreislehrgarten Floß.
Kreislehrgarten
157
Stadtgärten: Vom Statussymbol zur öffentlichen Erholungs einrichtung
S
tadtgärten und -parks bedeuten pure Lebensqualität
ihrem Gusto einrichten konnten (siehe z.B. die Wallgärten
für die städtische Bevölkerung. Hier kann man zwi-
im Stadtpark von Rain, S. 164).
schen bunten Blumenrabatten, gepflegten Rasenflä-
chen, Kräuterbeeten und Springbrunnen herrlich entspan-
Grüne Oasen der Erholung
nen und sich erholen. Stadtgärten erhöhen die Attraktivität
Anders sah die Lage in den Großstädten aus. Sie platzten
einer Stadt und tragen so entscheidend zum Stadtbild bei.
im 19. Jahrhundert im Zuge der Industrialisierung und der
Gleichzeitig sind sie von hohem ökologischem Wert, da die
Landflucht aus allen Nähten. Dicht an dicht standen die
Bäume und Sträucher Staub und Schadstoffe binden, das
Wohnblöcke, die kaum Platz für ein wenig Natur ließen.
Kleinklima verbessern und Tieren inmitten der Stadt einen
Die Menschen der unteren sozialen Schichten lebten in
Lebensraum bieten.
katastrophalen Wohnverhältnissen. Daher versuchte man, mit öffentlichen Stadtgärten (Volksgärten) und Parkan
Privileg der Reichen und Mächtigen
lagen ein Gegengewicht zu den ungesunden Lebensver
Unbebautes „Grün“ war in den Städten immer schon knapp.
hältnissen zu schaffen.
Daher lagen die Krautgärten im Mittelalter meist vor
Seit den 1950er-Jahren geben vor allem Gartenschauen
den Toren der Stadt und nicht innerhalb der schützenden
den Anlass für neue Stadtgärten. So findet alle zehn Jahre
Stadtmauer. Ein Garten inmitten der Stadt galt lange Zeit
die Internationale Gartenschau (IGA) und alle zwei Jahre
als Statussymbol, das sich nur die Reichen und Mächtigen
die Bundesgartenschau (BuGa) in Deutschland statt. Paral-
leisten konnten. So ließen sich die Fugger in der Renais-
lel dazu werden auf Landesebene alle zwei Jahre eine
sance prächtige Gärten in Augsburg gestalten, über die ihre
Gartenschau (LGS) und dazwischen eine kleine Veranstal-
Zeitgenossen sogar berichteten, wie z.B. 1531 der Humanist
tung unter dem Motto „Natur in der Stadt“ durchgeführt.
Beatus Rhenanus über den Garten des Raymund Fugger.
Die Städte sehen solche Veranstaltungen meist als „Motor
In Nürnberg entstanden im 17. und 18. Jahrhundert mit den
der Stadtentwicklung“, um Viertel gezielt aufzuwerten,
barocken Hesperidengärten (siehe S. 54) ebenfalls private
Stadtteile miteinander zu verbinden und weitere Erho-
Prachtgärten für reiche Patrizier. Sie zeugen noch heute
lungsmöglichkeiten für die städtische Bevölkerung
von der Gartenkunst, für die Nürnberg einst berühmt war.
zu schaffen. So entwickelte sich beispielsweise aus dem
Als Wallanlagen und Stadtmauern ausgedient hatten,
ehemaligen Gartenschaugelände „Natur in Roth“ ein Stadt-
war dort Platz für öffentliche Grünanlagen und Parks (siehe
garten, der zusammen mit dem nahen Stadtpark den
z.B. Grünanlagen am Roten Tor in Augsburg, S. 174). Manch-
Bürgern nun eine abwechslungsreiche, zusammenhängende
mal wurden die Flächen entlang der Stadtmauer auch
Erholungslandschaft bietet (siehe Stadtgarten „Natur in
an die Bürger verkauft, die dort private Gärten ganz nach
Roth, S. 60).
Links: Stadtpark Rain, Rain am Lech.
158
Stadtgarten
Unten: Stadtpark Rain, Rain am Lech.
Oben: Stadtpark Rain, Rain am Lech.
Rechts: Stadtpark F체rth.
Seit den 1950er-Jahren geben vor allem Gartenschauen den Anlass f체r neue Stadtg채rten.
Oben: Stadtpark Rain, Rain am Lech.
Rechts: Stadtpark Roth.
Stadtgarten
159
Oben: Der „Sebastian-Kneipp“-Garten präsentiert an die 60 Kräuter, die in der ganzheitlichen Gesund heitslehre des „Wasserdoktors" eine Rolle spielen. Dahinter liegt der „Garten der Neuzeit“, der dem Botanik-Arzt Leonhart Fuchs gewidmet ist. Rechts: Sommer im Rosarium: Neben all den Rosenneuheiten blüht hier auch die uralte Mumienkranzrose, die es bereits 500 vor Christus gegeben haben soll.
178
Schwaben
Kurpark Wörishofen: Ein Fest für Körper, Geist und Seele Bad Wörishofen
B
ad Wörishofen ist untrennbar mit dem Namen
denn von da an suchten immer mehr Menschen beim
des Pfarrers Sebastian Kneipp (1821–1897) verbun-
„Wasserdoktor“ Rat und Hilfe.
den, der hier ab 1855 bis zu seinem Tod wirkte.
Neueste Einrichtung in Sachen Gesundheit ist die Gra-
Der Kurpark im Westen der Stadt wurde noch zu
dieranlage am Eingang des Kurparks. Hier läuft Natursole
Lebzeiten des „Wasserdoktors“ im Jahr 1894 angelegt. Ganz
über Reisigbündel aus Schlehdorn. Die Luft wird dabei mit
im Sinne Kneipps kann man hier etwas für Körper, Geist
Salztröpfchen und den ätherischen Ölen aus dem Holz
und Seele tun.
des Schlehdorns angereichert. Wer die salzhaltige Luft tief
Will man in den Duft- und Aromagarten, muss man nur der „Nase nach“ gehen. Etwa 250 verschiedene Duftpflan-
einatmet, tut seinen Bronchien etwas Gutes. Zu einem wahren Fest der Sinne lädt der Rosengarten
zen laden zum Reigen der Wohlgerüche ein, dem man sich
mit seinen 6.000 Rosenstöcken in etwa 500 Sorten ein. Im
nur allzu gerne anschließt. Berühren und Kosten ist durch-
Pavillon, der von Kletterrosen und Clematis umrankt wird,
aus erlaubt. Über schmale Pfade geht es mitten durch den
lässt sich die Zeit schnell vergessen. Eingerahmt wird der
Duft von 90 Minze-Sorten, Artemisien-, Lavendel- und
duftende Ruheplatz von Englischen Rosen und blühenden
Salbeiarten. Selbst die Büsche und Bäume, die den Garten
Stauden. Ein besonderes Dufterlebnis bietet die umfang
umschließen, verströmen Wohlgeruch. Über eine interes-
reiche Sammlung der Historischen Rosen mit 113 Arten
sante Duftnote verfügt der Kuchenbaum (Cercidiphyllum
und Sorten, darunter Portland- und Damaszener-Rosen.
japonicum): Wenn sich die Blätter im Herbst leuchtend gelb
Hier bekommt man einen Einblick in die lange Geschichte
bis scharlachrot verfärben, verströmen sie einen Duft,
der „Königin der Blumen“: Die Mumienkranzrose (Rosa ×
der an Lebkuchen erinnert.
richardii) war bereits vor ca. 500 v. Chr. bekannt. Auch die
Gleich daneben im Kräutergarten bekommt man anhand
Stammmutter der Edelrosen, die Rosa chinensis, kann man
von drei Epochen-Gärten einen Einblick in die Geschichte
hier in Augenschein nehmen, ebenso wie die erste deut-
der Heilpflanzenkunde: Der „mittelalterliche Klostergarten“
sche Rosenzüchtung aus dem Jahr 1773, eine Gallica-Art mit
zeigt 24 Heilkräuter, die im Lehrgedicht „Hortulus“ erwähnt
Namen 'Perle von Weißenstein'. Die bezaubernde Rosen
werden. Das Gedicht aus dem 9. Jahrhundert geht auf
üppigkeit wird von einer Vielzahl von Gehölzen, Stauden,
Walahfrid Strabo, den Abt des Benediktinerklosters auf der
Frühlingsblühern und Sträuchern begleitet. Hinter dem
Bodenseeinsel Reichenau zurück. Der „Garten der Neuzeit“
Rosarium laden Feuchtbiotope, Blumenwiesen und Streu-
ist dem berühmten Arzt, Botaniker und Professor für Medi-
obstwiesen zu einem ausgedehnten Spaziergang ein.
zin, Leonhart Fuchs (1501–1566), gewidmet. Hier ordnen sich vier geometrische Beete um einen Brunnen an, die eine Auswahl an Küchenkräutern, Giftpflanzen, Gemüse und Zierpflanzen beherbergen. Der „Sebastian-KneippGarten“ präsentiert die Pflanzen, die in der ganzheitlichen Gesundheitslehre Kneipps eine wichtige Rolle spielen. Kneipp beschrieb in seinem Bestseller „Meine Wasserkur“ (1886) über 60 Kräuter und Mineralien zur Bereitung von Tees, Tinkturen, Pulvern und Ölen. Von Arnika bis Wermut, von Augentrost bis Zinnkraut ist hier alles vertreten. Mit
Die Garten-Details Adr esse: Kurpark Wörishofen, Eingang an der Alfred-Baumgarten-Straße (Nähe Baumgartendenkmal), 86817 Bad Wörishofen Ö ffnungsze ite n: Der Park ist jederzeit frei zugänglich. Führungen nach Voranmeldung möglich auf www.bad-woerishofen.de, unter „Natur & Aktiv – Kurpark“.
dem Buch begann der Aufstieg Wörishofens zum Kurort,
Schwaben
179
Kreislehrgarten Bad Grönenbach: Blütenvielfalt am „Hohen Schloss“ Bad Grönenbach
A
uf einem steilen Fußweg geht es den mächti-
nen Baumhäuser aus Spitzahorn und Hainbuche: aus
gen Nagelfluhfelsen zum „Hohen Schloss“ hin-
lebenden Gehölzen entstanden „grüne Zimmer“, die zum
auf, dem Wahrzeichen des Kneipp-Kurortes
Ausruhen und Verweilen wie geschaffen sind. An gemüt
Bad Grönenbach. Hier haben die Mitglieder der
lichen Plätzen herrscht indes kein Mangel – die gibt es auch
Unterallgäuer Gartenbauvereine in Zusammenarbeit mit
unter der großen Linde, an den Mariengrotten oder an
dem Landkreis aus dem ehemaligen Klostergarten neben
einem der Aussichtsplätze mit Blick auf die Allgäuer Alpen.
dem Schloss einen herrlichen Lehrgarten geschaffen.
Den Weg zum Kräutergarten säumen Rankgerüste, an
Dazu mussten sie erst einmal 20 Kubikmeter Steine aus
denen verschiedene Clematis, darunter die robusten, welke
dem Boden lesen und Kompost ausbringen, ehe sie mit der
resistenten Viticella-Sorten der Italienischen Waldrebe,
umfangreichen Pflanzung beginnen konnten. Allein 4000
emporsteigen. Im Kneipp-Garten wachsen Rosmarin,
Stauden, 2300 Kräuter und Wildkräuter, 1100 Buchsbäume
Melisse, Baldrian und andere Heilkräuter, die schon Pfarrer
sowie 20.000 Blumenzwiebeln wurden anschließend
Sebastian Kneipp (1821–1897) zur Anwendung empfahl. Zu
gepflanzt. Dabei wählte man die Sträucher und Stauden
Pfarrer Kneipp hat der Ort Bad Grönenbach ein besonderes
so aus, dass es im Garten nahezu das ganze Jahr über
Verhältnis, denn hier lernte der „Wasser- und Kräuter
blüht: Zaubernuss und Winterschneeball zeigen ihre Blüten
doktor“ den Ortspfarrer und Botaniker Christoph Ludwig
bereits ab Februar. Dann läuten Schneeglöckchen, Nar
Koeberlin (1794–1862) kennen, der ihn in die Pflanzenheil-
zissen und Tulpen den Frühling ein und werden schließlich
kunde einführte. Im Kräutergarten stehen außerdem ein
im Sommer von einem Blütenmeer aus Rosen und Som-
Bienenschaukasten mit Lehrtafel und ein Lehrbienenstand,
merstauden abgelöst.
die über das für die Bestäubung so unverzichtbare Insekt
Der Lehrgarten besteht aus insgesamt drei Teilen:
informieren. Doch auch für die „wilde Verwandtschaft“
einem Bauerngarten vor dem Schloss, einem Weinberg
ist gesorgt: Solitär lebende Wildbienen, Wespen, Hummeln
und einem Kräutergarten. Am Eingang empfängt einen der
und Hornissen finden im Lehrgarten ebenso Lebensraum
Bauerngarten mit klassischem Wegekreuz und in Buchs
und Nahrung wie die Schmetterlinge, die von den zahl
eingefassten Gemüsebeeten. Daran schließen sich die üppig
reichen Nektar spendenden Blütenstauden angezogen
blühenden Staudenbeete, der Steingarten, die Rosenbeete
werden.
und Blumenwiesen an. Die besonders wärmeliebenden Gehölze, wie die Echte Mispel (Mespilus germanica) oder die Bayern-Kiwi (Actinidia arguta 'Weiki') wurden an die schützende Schlossmauer gesetzt. Am Rand des Bauerngartens pflanzte man verschiedene Beerensträucher in mehreren Sorten, sodass man sie hinsichtlich Reifezeitpunkt oder Robustheit miteinander vergleichen und sich auch gleich vom unterschiedlichen Geschmack überzeugen kann. Im westlichen Teil der Anlage befindet sich der Weinberg, der mit 50 Weinstöcken (überwiegend Tafeltrauben), Brombeeren, Himbeeren sowie verschiedenem Wildobst bepflanzt wurde. Etwas ganz Besonderes sind die geflochte-
180
Schwaben
Die Garten-Details Adr esse: Das Hohe Schloss (vermutlich um 1280 erbaut) ist im Besitz der Marktgemeinde Bad Grönenbach. Kreislehrgarten Bad Grönenbach, Pappenheimer Straße 2, 87730 Bad Grönenbach Ö ffnungsze ite n: Der Kreislehrgarten ist jederzeit zugänglich und das ganze Jahr über geöffnet.
Links: Das sogenannte „Hohe Schloss“ ist das Wahrzeichen des Kneipp-Kurortes Bad Grönenbach. Es wird von einer üppigen, grünen Pracht umrahmt.
Rechts: Um den Brunnen gruppieren sich üppige Beete mit Stauden und Rosen. Allein 4000 Stauden wurden hier gepflanzt, sodass es im Lehrgarten nahezu das ganze Jahr über blüht.
Links: Grünes Blätterzelt zum Ausruhen: Dieses ganz besondere Baumhaus ist aus lebender Hainbuche geflochten.
Schwaben
181
Lindenhofpark: Ein Spaziergang an der „Bayerischen Riviera“ Lindau
E
ntlang des Bodenseeufers zwischen Lindau und
Blütenmeer. Dazwischen leuchten immer wieder die klei-
Bad Schachen erstreckt sich ein prächtiger Villen
nen Blausterne (Scilla siberica) auf. Das Gelände fällt zum
gürtel mit weitläufigen Parkanlagen, die der Region
befestigten Ufer des Bodensees sanft ab. Auf einer kleinen,
den Namen „Bayerische Riviera“ eingetragen hat.
künstlich aufgeschütteten Halbinsel, dem „Horn“, liegt
Zwischen 1842 und 1847 entstand dort als eine der ersten die
Friedrich Gruber begraben. Entlang der Ufermauer lässt der
noble Villa „Lindenhof“ direkt am Seeufer. Sie avancierte zum
Goldregen (Laburnum) seine dichten, gelben Blütent rauben
Vorbild für viele andere Villen und Parkanlagen in Bayern.
von den Ästen hängen, die einen herrlichen Farbkontrast zu
Die Villa im spätklassizistischen Stil entwarf der
dem Blau des Bodensees bieten. Parallel zum Seeufer ver-
Münchner Architekt Franz Jakob Kreuter (1813–1889) für den
läuft eine Allee aus Linden, die dem Lindenhof den Namen
Lindauer Kaufmann Friedrich Gruber (1805–1850). Allein
gab. Die Linden wurden früher regelmäßig kegelförmig
dem vermögenden Gruber war es nicht vergönnt, seine
geschnitten, um den Fernblick von der Villa auf den See
Villa Lindenhof lange zu genießen – er starb bereits mit
und die Gipfel der Schweizer Alpen nicht zu behindern.
45 Jahren nur wenige Jahre nach der Fertigstellung. Die Anlage des etwa 7,5 Hektar großen Lindenhofparks
Aus der Zeit der Entstehung des Parks existieren heute noch das „Buchenwäldle“ und einige alte Baumveteranen.
übernahm der renommierte Gartenbaumeister Maximilian
Die günstige Lage direkt am See als Wärmespeicher
Weyhe (1775–1846), der u.a. den Hofgarten in Düsseldorf
machte es möglich, Exoten zu pflanzen, wie es damals
gestaltet hatte. Weyhe kombinierte die Merkmale des engli-
Mode war. Die mächtige Amerikanische Roteiche (Quercus
schen Landschaftsparks mit geometrisch-formal gestalte-
rubra) stammt noch aus den Gründerjahren, ebenso wie
ten Blumenparterres, wie sie einst im Zeitalter des Barocks
der stattliche Berg-Mammutbaum (Redwood, Sequoiadendron
in Mode waren.
giganteum) und das Exemplar einer Säulen-Eibe (Taxus bac-
Heute gilt der Lindenhofpark als einzige nahezu kom-
cata 'Fastigiata'). Auch der Ginkgo (Ginkgo biloba) steht schon
plett erhaltene Anlage mit Villa und Nebengebäuden am
lange im Park. Er ist ein lebendes Fossil und wird in Europa
Bodenseeufer. Im Frühjahr verwandeln gelb blühende Win-
wegen seiner markanten fächerförmigen Blätter bereits
terlinge (Eranthis hyemalis), Krokusse (Crocus napolitanus) und
seit Mitte des 18. Jahrhunderts als Zierbaum gepflanzt.
Märzenbecher (Leucojum vernum) die Wiesen im Park in ein
Der historische Park ist ein Gartendenkmal und seit 1956 im Besitz der Stadt Lindau. Für seine Erhaltung enga-
Die Garten-Details
giert sich der Förderverein „Gartendenkmal Lindenhofpark“. Die Villa ist heute nach gründlicher Renovierung nahezu im Originalzustand erhalten. Ihr östlicher Seiten-
Ad r esse: Gartendenkmal Lindenhofpark, Lindenhofweg 19,
flügel beherbergt die „Friedensräume“, ein Musuem der
88131 Lindau (Ortsteil Schachen)
katholischen Friedensbewegung „Pax Christi“.
Ö ffn u ngsze ite n: Jederzeit frei zugänglich. Ansprechpartner: Frau Marigret Brass-Kästl. Weitere Informationen unter www.gartendenkmal-lindenhofpark.de
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Rechts: Die Parkanlage reicht bis hinunter zum befestigten Ufer des Bodensees. Auf einer künstlich aufgeschütteten Halbinsel, dem Horn, liegt Friedrich Gruber begraben.
184
Schwaben
Links: Der Lindenhofpark im Frühlingskleid. Unten: „Lindenhof“ war eine der ersten Villen am Ufer des „Schwäbischen Meeres“. Heute sind Villa und Park inklusive aller Bauten das einzige fast komplett erhaltene klassizistische Ensemble am Bodenseeufer.
Schwaben
185
Barocke Schlossgärten: Inszenierung absolutistischer Macht
W
o könnte sich der Geist des Absolutismus
terischen Merkmalen eines barocken Gartens. In Perfektion
wohl besser ausdrücken als in der Pracht eines
zeigt sich die Kunst des Gehölzschnitts an den Heckenlaby-
barocken Schlossgartens? Hier wird der
rinthen und Heckentheatern, aber auch an den zu Pyrami-
Anspruch auf absolute Macht im Staat selbst auf die Natur
den, Kegeln oder Kugeln gestutzten Eiben und Buchsbäu-
übertragen, die sich dem Herrscher unterzuordnen hat.
men, welche die Blickachsen betonten. Skulpturen, die meist
Alles gehorcht der Geometrie: Sicht- und Wegachsen über-
Figuren aus der griechischen Mythologie darstellen, bilde-
nehmen die Gliederung des Schlossgartens, in dem nichts
ten markante Blickpunkte (points des vue). Auch Wasser mit
wild wachsen und wuchern darf. Gehölze werden in Form
seinen Spiegelungseffekten galt als wichtiges Gestaltungs-
geschnitten und an Sichtachsen ausgerichtet. Im Parterre-
element: Dafür wurden Wasserbecken mit Fontänen ange-
garten ist der Blumenschmuck zu Wappen, Monogrammen
legt, in denen sich das prunkvolle, barocke Schloss spiegeln
und Ornamenten arrangiert. Mit all seiner Pracht dient der
konnte (sogenannte Spiegelweiher).
Schlossgarten letztlich der Selbstinszenierung des Hochadels bei glanzvollen Festen.
Barocke Pracht „en miniature“ Solche prächtigen Anlagen beeindruckten auch hierzu-
Die Unterwerfung der Natur
lande. Man wollte es dem mächtigen Sonnenkönig gleich-
Der barocke Garten entstand im absolutistischen Frank-
tun und seine barocke Herrlichkeit in ebensolchen Gärten
reich und trat von dort seinen Siegeszug über ganz Europa
zum Ausdruck bringen. So wurden gegen Ende des 17. Jahr-
an. Zur besonderen Prachtentfaltung kam es in der Zeit
hunderts auch in Bayern Barockgärten angelegt (z.B. Schloss
Ludwigs XIV., dessen Schloss Versailles mit den barocken
Nymphenburg). Selbst der kleine Landadel wollte da nicht
Gartenanlagen zum Vorbild einer ganzen Epoche wurde.
zurückstehen und den großen Vorbildern nacheifern.
Der berühmte Gartenarchitekt André Le Nôtre gestaltete
So entstanden barocke Gärten in Kleinformat, welche
die geometrisch exakte Anlage mit weiten Blickachsen,
die strengen Gestaltungsregeln des Barockgartens über
die ganz auf das Schloss ausgerichtet sind. Im Mittelpunkt
nahmen – allerdings bedeutend später als in Frankreich.
stand der Sonnenkönig – das wurde unmissverständlich
Dass die Wirkung auf einer kleinen Fläche etwas beschei
klar gemacht. Besonders viel Sorgfalt verwendete man auf
dener ausfiel, lässt sich denken.
die Gestaltung der Blumenparterres, die wie gestickte
Die Zeiten haben meist nur einzelne barocke Garten
Bordüren wirken sollten. Die Blumen wurden exakt nach
bereiche wie die Parterregärten überdauert. Die barocken
einem Muster aufgepflanzt und farblich aufeinander abge-
Schlossgärten wurden wieder durch andere Stile über-
stimmt. Meist umgab eine niedrige Hecke aus Buchsbaum
formt, die neuen Moden und Ideen gehorchten. Denn letzt-
die penibel gepflegten Blumenteppiche.
lich sind Gärten immer Ausdruck des herrschenden Zeit-
Neben diesen prächtigen Schmuckbeeten gehörten
geists und damit Spiegel ihrer Zeit.
auch geschnittene Hecken und Formgehölze zu den gestal
Links: Schlosspark Unterleinleiter.
186
Schlossgarten
Unten: Schlosspark Werneck.
Oben: Schlossgarten König Ludwig I., Bad Brückenau.
Rechts: Schlossgarten König Ludwig I., Bad Brückenau.
Wo könnte sich der Geist des Absolutismus wohl besser ausdrücken als in der Pracht eines barocken Schlossgartens?
Oben: Schlosspark Unterleinleiter.
Rechts: Hofgarten der Eichstätter Sommerresidenz.
Schlossgarten
187
Adressen Unterfranken
Mittelfranken
Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim. Zum „Stutel“ kommt man über die B27 Richtung Karlstadt/Fulda, Abfahrt Staustufe/Stutel, www.lwg.bayern.de
Aromagarten Erlangen Eingang Palmsanlage, 91054 Erlangen, www.botanischer-garten.uni-erlangen.de
p WC Bayerisches Staatsbad Bad Kissingen GmbH Am Kurgarten 1, 97688 Bad Kissingen, www.badkissingen.de
p WC . Botanischer Garten der Universität Würzburg Julius-von-Sachs-Platz 4, 97082 Würzburg, www.bgw.uni-wuerzburg.de
p WC Ehemaliges Landesgartenschaugelände Eingang Pyramide, Ecke Luitpoldstraße, Dreikronenstraße, 97082 Würzburg, www.wuerzburg.de/de/umwelt-verkehr/oeffentlichesgrun/22440. LandesgartenschaugelAende_aus_dem_Jahr_.html
p WC -
p„Bärbels Garten“ – botanischer Privatgarten Barbara Krasemann, Dixenhausen 23, 91177 Thalmässing, www.baerbels-garten.de
p WC Barockgarten und Hesperidengarten Stadt Nürnberg, Johannisstraße 13, 19, 43, 45 und 47, 90419 Nürnberg, http://nuernberg.bayern-online.de/die-stadt/sehenswertes/ barockgarten-hesperidengarten/
p WC . Botanischer Garten Universität Erlangen-Nürnberg Loschgestraße 3, 91054 Erlangen, www.botanischer-garten.uni-erlangen.de
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Landschaftspark Bettenburg Manau 22, 97461 Hofheim
Fränkisches Freilandmuseum des Bezirks Mittelfranken in Bad Windsheim, Eisweiherweg 1, 91438 Bad Windsheim (Verwaltung), www.freilandmuseum.de
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Schlosspark König Ludwig I. Heinrich-von-Bibra-Straße 25, 97769 Bad Brückenau, www.badbrueckenau.com
Heinrich-Kirchner-Skulpturengarten Burgberg, Zugänge von der „Burgbergstraße“oder „An den Kellern“ (Nähe Musikinstitut), 91054 Erlangen, www.erlangen.de/desktopdefault.aspx/tabid-392/1045_read-4673/
p WC . Schlosspark Schwanberg Geistliches Zentrum Schwanberg e.V., Schwanberg, 97348 Rödelsee, www.schwanberg.de/index.php/schlosspark.html
p WC . Schlosspark Werneck Balthasar-Neumann-Platz 1, 97440 Werneck (Träger: Bezirk Unterfranken), www.schloss-werneck.de
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p Hortus Insectorum Der private Garten kann nur mit Führung besichtigt werden. Kontakt unter www.hortus-insectorum.de
p Pfarrer-Heumann-Kräuterlehrgarten Pfarrer-Heumann-Straße, 91567 Herrieden-Elbersroth (Kreis Ansbach)
p Schlosspark Dennenlohe Freiherrlich von Süsskind‘sche Schloss- und Gartenverwaltung, 91743 Unterschwaningen (Region Hesselberg), www.dennenlohe.de
p WC . Stadtgarten Am Festplatz, 91154 Roth, www.stadt-roth.de
pStadtpark Fürth Zugang über Nürnberger Straße, Engelhardtstraße, 90762 Fürth, www.fuerth.de
p WC . Therapeutischer Garten „Laffer Gärtla“ Lehr- und Schaugarten, Laufer Mühle, Lauf 18, 91325 Adelsdorf, www.laufer-muehle.de
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Adressen
Oberfranken
Oberpfalz
Bamberger Hain Hainstraße, 96047 Bamberg, www.stadt.bamberg.de
Albert-Plagemann-Kreislehrgarten Eingang Böhmerwaldstraße (zwischen Schulzentrum und Sportplatz), 93128 Regenstauf (Landkreis Regensburg), www.kv-gartenbauvereine-regensburg.de
p WC . Botanischer Garten Hof Alte Plauener Straße 16, 95028 Hof, www.botanischer-garten-hof.de
p WC . Felsenlabyrinth Luisenburg 95632 Wunsiedel, www.wunsiedel.de/tourismus/felsenlabyrinth-luisenburg
p WC . Großer Rosengarten Am Anger/Kongresshaus und Kleiner Rosengarten im Hofgarten/Zufahrt über Leopoldstraße, 96450 Coburg, www.coburg.de
p WC . Klostergärten St. Michael Michelsberg 10, 96049 Bamberg, www.bamberg.info oder www.stadt.bamberg.de
p WC . Kurpark an der Obermain Therme Am Kurpark 1, 96231 Bad Staffelstein, www.obermaintherme.de
p WC . Obst-Lehrgarten des Kreisverbandes Coburg für Gartenbau und Landespflege e.V., Am Landratsamt Coburg, Lauterer Straße 60, 96450 Coburg, www.kv-gartenbau-coburg.de
p WC . Ökologisch-Botanischer Garten (ÖBG) Universität Bayreuth, Universitätsstraße 30, 95440 Bayreuth, www.obg.uni-bayreuth.de
p WC Schlosspark Unterleinleiter Am Schloßberg 1, 91364 Unterleinleiter, www.schlosspark-unterleinleiter.de
p . in 3 km Entfernung Terrassengarten Nähe St. Gangolf, 96142 Hollfeld in der nördlichen Fränkischen Schweiz, www.hollfeld.de
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pBotanischer Garten der Universität Regensburg Universitätsstraße 31, 93053 Regensburg, www.biologie.uni-regensburg.de/Botanik/Einrichtungen/index.html
p WC . Dörnbergpark zwischen Wittelsbacherstraße, Kumpfmühler Straße und Hoppestraße, 93049 Regensburg, www.regensburg.de WC Franziskanerkloster Kirchstraße 8, 93453 Neukirchen b. Hl. Blut, www.neukirchen-online.de/de/franziskaner-kloster.html
p WC . nach Anmeldung Herzogspark Prebrunnstraße, 93049 Regensburg, www.regensburg.de WC Kreislehrgarten Floß Vohenstraußer Straße (am Bockl-Radweg) an der Straße nach Kühbach-Vohenstrauß), 92685 Floß (Landkreis Neustadt/Waldnaab), www.oberpfaelzerwald.de/natur/sehenswerte-gaerten/ kreislehrgarten-floß.html
p WC . Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen Museumsverwaltung Neusath 200, 92507 Nabburg (Träger: Bezirk Oberpfalz), www.freilandmuseum.org
p WC . Resl-Garten, Pfarrbüro, Kirchstraße 3, 95692 Konnersreuth, www.reslgarten.de
p WC . Rosengarten am Klinikum Neumarkt, Landkreis Neumarkt i. d. Oberpfalz, Nürnberger Straße 12, 92318 Neumarkt, www.rosenfreunde-nordostbayern-vdr.de/html/rosengarten_neumarkt.html
p WC . Wildgarten Furth im Wald Schwalbenweg 2, 93437 Furth im Wald, www.wild-garten.de
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Adressen
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