ZEITSCHRIFT FÜR KONSERVIERUNG UND RESTAURIERUNG
NO 4 2017
Einblicke in den Werkprozess RFA-Imaging macht jetzt Vorzeichnungen und spätere Übermalungen sichtbar DOCUMENTA Restauratoren leisten wesentlichen Beitrag zum Erfolg der berühmten Schau
POMPEJI Schutzdächer sorgen für eine längerfristige Erhaltung der Porta Nocera
FORSCHUNG MUSICES-Projekt entwickelt Standard zur 3-D-Computertomografie von Instrumenten
INHALT
TITELTHEMA: GEMÄLDE UND SKULPTUREN Kommentar von Dr. Uta Baier Von Vertrauen und sich ergänzendem Wissen
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RFA-Scanner für Röntgenfluoreszenz-Imaging
Heike Stege, Jens Wagner, Jeanine Walcher und Jan Schmidt Röntgenfluoreszenz-Imaging an den Münchner Pinakotheken Neue Untersuchungen an Stefan Lochners Flügeln des Weltgerichtsaltars Rudolf Göbel Der Gerolzhofener Altar im Bayerischen Nationalmuseum Bestandsentwicklung und Restaurierung eines Retabels aus der Werkstatt Tilman Riemenschneiders Viola Möckel und Hanspeter Marty Matte Malerei mit Haftungsverlust Konservierung und Restaurierung des Gemäldes - „Velocità d’automobile + luce + rumore“ von Giacomo Balla Uta Baier Interview: Da Vincis Meisterwerk kann jetzt wieder in Florenz bewundert werden
POMPEJI
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Marco Galli, Francesca Coletti, Sylvia Mitschke, Doris Döppes, Cristina Lemorini und Corine Siegmund Auf den Spuren antiker Textilkultur Textile Hinterlassenschaften zur Zeit des Vesuvausbruchs 79 n. Chr.
Fotos (v. o. n. u.): Doerner Institut, München; Albrecht Matthaei, PSPP; CNR-IBAM, PSPP; Martin Vogelsanger, Wintherthur
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Ralf Kilian und Sara Saba Pompeji dauerhaft bewahren Das Pompeii Sustainable Preservation Project
Arbeiten an der Porta Nocera
MUSIKINSTRUMENTE
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Sebastian Kirsch und Meike Wolters Ein Standard für 3-D-CT von Musikinstrumenten Einblicke in konservatorische Überlegungen im Musices-Projekt
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Ute Strimmer Ein Meisterwerk aus Wien
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Uta Baier Kampf dem Bleifraß
Aufleimen der Rippen im gewölbten Bett
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RUBRIKEN 6
KUNSTSTÜCK
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BLICKPUNKT Restauratoren: unentbehrlich bei der documenta Wien feiert Stein- und Textilrestaurierungsabsolventen Leserbrief Nachbericht zur Tagung in Schloss Moyland Zum Dresdener Forschungsprojekt „Gläserne Figuren“ Beginn der Restaurierungsarbeiten in Schloss Gotha Neues VDR-Format: Forward Color in Cloth in Glasgow/Edinburgh Die erste gemeinsame Fachgruppen-Tagung in Weimar Tag der Restaurierung in Graz
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BERUF
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QUALITÄTSSCHMIEDE
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REFERENZ
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FIRMEN & PRODUKTE
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TERMINE Ausstellung Veranstaltungen Impressum Vorschau
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PORTRÄT
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Titelmotiv Seit 2017 verfügen die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München über einen neuen, mobilen Scanner für das Röntgenfluoreszenz-Imaging. Am Beispiel einer an zwei Tafeln Stefan Lochners durchgeführten Untersuchung werden die Anwendungsmöglichkeiten des RFAImaging beleuchtet. Lesen Sie mehr ab Seite 14.
In Anlehnung an alchemistische Rezepte der Hochrenaissance stellen wir eine neue Grundierung vor. Seit der Spätgotik gibt es braungebeizte holzsichtige Skulpturen, Deckenschnitzereien und die braungebeizten Geigen der Cremoneser Meister. Foto: Doerner Institut, München
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GEMÄLDE UND SKULPTUREN
Heike Stege, Jens Wagner, Jeanine Walcher und Jan Schmidt
Röntgenfluoreszenz-Imaging an den Münchner Pinakotheken Neue Untersuchungen an Stefan Lochners Flügeln des Weltgerichtsaltars
Seit 2017 verfügen die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen über einen neuen, mobilen Scanner für das Röntgenfluoreszenz-Imaging an Gemälden und anderen zweidimensionalen Kunstwerken. Am Beispiel einer kürzlich an zwei Tafeln Stefan Lochners durchgeführten Untersuchung werden die Anwendungsmöglichkeiten des RFA-Imaging beleuchtet. Hier gelang es erstmals, das ursprüngliche Erscheinungsbild der ungewöhnlichen schwarzen Hintergründe zu klären.
1 Gesamtaufbau
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2 Messkopf von der Seite vor dem Gemälde
ABSTRACT X-Ray Imaging At Münchener Pinakotheken Since 2017, the Bavarian State Painting Collections have a new mobile scanner at their disposal that is used for x-ray imaging of paintings and other two-dimensional pieces of art. Using the example of two recently examined panels by Stefan Lochner, the possibilities of x-ray imaging are shown. For the first time, it was possible to deduce the original appearance of the exceptional black backgrounds.
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Das Verfahren der (energiedispersiven) Röntgenfluoreszenzanalyse, kurz RFA, gehört als zerstörungsfreie, schnelle und universelle Multielementmethode seit Jahrzehnten zu den verbreitetsten analytischen Techniken in der Kunst- und Kulturgutuntersuchung (Hahn/Reiche/Stege 2006). Es eignet sich für Materialanalysen vor allem anorganischer Materialien wie zum Beispiel Metallen und Legierungen, Glas, Keramik und Objekten aus Stein sowie der Identifizierung von Pigmenten auf Buchmalereien und Gemälden. Das Prinzip der Methode ist relativ einfach: Das Kunstwerk wird kleinflächig mittels einer Röntgenröhre bestrahlt, was charakteristische Röntgenfluoreszenzstrahlung in den Atomen der Elemente anregt, aus denen das Material besteht.
KOMM
ENTAR
Dr. Uta
Baier
Dr. Uta Baier, unsere RESTAUROKorrespondentin, ist Kunsthistorikerin und lebt in Berlin
Fotos: (1, 2) Doerner Institut, München
Von Vertrauen und sich ergänzendem Wissen
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Es ist eine eigenartige Konstellation: Zwei Berufszweige, die gar nicht ohne einander arbeiten können, werden nicht gleich behandelt und oft auch unterschiedlich bezahlt. Das ist nicht überall so, doch die Geschichten, dass für die praktische Arbeit eines Restaurators am Objekt weniger bezahlt wird als für den Blick des Kunsthistorikers auf die Kunst, sind Legion und lassen sich jederzeit durch neue, frische Beispiele aktualisieren. Dabei gibt es für diese Art der Ungleichbehandlung überhaupt keine Grundlage. Die Ausbildungswege von Kunsthistorikern und Restauratoren sind vergleichbar geworden, die Arbeit an den Objekten greift ineinander, ergänzt sich, ist ohne Zusammenarbeit nicht möglich. Mit dieser eigentlich ziemlich banalen Feststellung könnte der Text zu Ende sein, denn mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Doch es scheint nicht zu reichen, das Selbstverständliche zu benennen und seine Umsetzung auch als selbstverständlich anzunehmen. Deshalb ist die Beschreibung der Zusammenarbeit von Kunsthistorikern und Restauratoren wie etwa in dieser Ausgabe durch den Leonardo da Vinci-Spezialisten und Kunstgeschichtsprofessor Frank Zöllner so wichtig (S. 32 f.). Denn Zöllner weist angesichts immer besserer technischer Möglichkeiten der Restaurierung auf die gemeinsame Verantwortung der beiden Berufsgruppen für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Erwartungen und Wünschen an perfekt wiederhergestellte Kunstwerke hin. Es geht um Vertrauen und sich ergänzendes Wissen, das nur zwischen gleichberechtigten Partnern ausgetauscht werden kann. Trotzdem werden Kunsthistoriker Museumsdirektoren, Restauratoren – bisher – nicht.
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POMPEJI
Ralf Kilian und Sara Saba
Pompeji dauerhaft bewahren Das Pompeii Sustainable Preservation Project
Das international und interdisziplinär ausgelegte „Pompeii Sustainable Preservation Project“ wurde vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik und der Technischen Universität München initiiert. Es dient dem Erhalt der Weltkulturerbe-Stätte wie auch der Weiterbildung künftiger Konservierungsexperten. Im Rahmen mehrerer Kampagnen wurden innerhalb von bislang fünf Jahren unterschiedliche moderne Dokumentationsmethoden und innovative Restaurierungsverfahren angewendet.
Nur Schutzdächer – hier noch Provisorien – können eine längerfristige Erhaltung der Bauten Pompejis gewährleisten
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Vor fünf Jahren wurde das Pompeii Sustainable Preservation Project (PSPP) gegründet, dank der Initiative des Archäologen Dr. Albrecht Matthaei und des Restaurators Prof. Dr. Ralf Kilian, die es beide von Anfang an als interdisziplinäre Kooperation für die nachhaltige Bewahrung eines einzigartigen Kulturerbes und die Weiterbildung zukünftiger Experten im Bereich Konservierung
verstanden. Es basiert daher auch auf den drei Säulen Ausbildung, Forschung und Konservierung. Da Pompeji eine Weltkulturerbe-Stätte ist und die Herausforderungen für die Erhaltung dort nach wie vor immens sind, ist das PSPP eine bewusst international angelegte Initiative. Es ist am Fraunhofer-Institut für Bauphysik und der Technischen Universität München beheimatet 4/2017
Foto: Pia Kastenmeier, PSPP
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POMPEJI
und hat zahlreiche, internationale Partner gewonnen, die von Anfang an das Projekt aktiv mitgestalten. Aktuell widmet es sich der Restaurierung von Grabbauten in Pompejis größter Begräbnisstätte, der Nekropole an der Porta Nocera. Diese ist südöstlich der antiken Stadt Pompeji gelegen, am Fuße der Stadtmauern entlang einer äußeren Ringstraße, die einst von der Porta Stabia Richtung Westen nach Nocera führte und heute die Grenze zwischen der modernen und der antiken Stadt darstellt. Die Nekropole wurde als Arbeitsort des Projekts zusammen mit der Soprintendenza aus wissenschaftlichen wie auch aus strategischen Gründen gewählt, unter anderem wegen der intensiven Arbeiten, die die Soprintendenza im Rahmen des EU-finanzierten Grande Progetto Pompei innerhalb der Stadtmauer durchführt. Im Grande Progetto werden derzeit unter anderem große Infrastrukturmaßnahmen und lang geplante Restaurierungen von Häusern umgesetzt sowie erstmals alle Wände in Pompeji im sogenannten Piano della Conoscenza in digitalen Fotos wie auch mit Laser-Scans detailgetreu dokumentiert und die aktuellen Schäden erfasst, was die Grundlage für die weitere Pflege der Ausgrabungsstätte bildet. Für die Konservierungswissenschaften ist die Nekropole an der Porta Nocera von großem Interesse, da dort eine breite Anzahl unterschiedlicher Fragestellung zur Erhaltung der antiken Bauten zu finden sind. Die dort geleisteten Arbeiten sollen gleichzeitig zur Erhaltung Pompejis beitragen und zur Entwicklung neuer und nachhaltiger Lösungen für die archäologische Konservierung. So sollen neue Methoden und Verfahren, die in Pompeji erforscht und erarbeitet werden, auch in anderen archäologischen Stätten weltweit anwendbar sein. Bis dato hat das PSPP zwei Survey- und Studienkampagnen sowie zwei Restaurierungskampagnen in der Nekropole von Porta Nocera durchgeführt.
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Die erste Kampagne fand im Herbst 2014 statt und ermöglichte es, den Erhaltungszustand der Grabbauten in der Nekropole in der Übersicht zu bewerten und zu dokumentieren (Abb. 4). Gleichzeitig hat ein Team des CNR-IBAM dort 3-D-Laserscans wie auch geophysikalische Untersuchungen mit Georadar durchgeführt und daraus ein virtuelles 3-D-Modell der Nekropole wie auch detaillierte Dokumentationsgrundlagen für einzelne Grabbauten erarbeitet. Im Jahr 2015 fand die erste Sommerschule für junge Restauratoren statt, die durch eine Spende der Alan and Linde Katritzky Foundation ermöglicht wurde (Abb. 2). An dieser Kampagne nahmen zehn internationale junge Restauratorinnen und Restauratoren aus fünf Ländern teil (Matthaei et alii). Unter Anleitung von erfahrenem Lehrpersonal arbeiteten die Teilnehmer acht Wochen lang vor Ort in Pompeji und erhielten eine umfassende Einführung in historische Fragestellungen und konservatorische Herausforderungen der antiken Stätten in der Region rund um den Vesuv. Bei ihrer praktischen Arbeit in situ lernten sie zahlreiche neue Restaurierungsverfahren in der Anwendung kennen. Hier ist insbesondere der Einsatz eines Schaummörtels für die Hinterfüllung von größeren Hohlstellen an den antiken Wandoberflächen zu nennen (Abb. 7). Dieser wurde im Rahmen eines von der DBU geförderten Projekts am Kloster Aldersbach entwickelt und hier erstmalig in Pompeji eingesetzt (Klarner, 2005) (Abb. 5 und 6). Weitere Arbeiten und Ergebnisse der Kampagne 2015 waren die Erneuerung von sieben Schutzdächern im Ostteil der Nekropole, die nach 22 Jahren Nutzungszeit nicht mehr funktionsfähig waren, sowie die Vervollständigung und Verfeinerung des virtuellen 3-D-Modells der Nekropole und dessen Integration in das GIS System der Soprintendenz von Pompeji durch das CNRIBAM (Abb. 3). Darüber hinaus erfolgte ein Entwurf und die Planung eines Prototyps für ein
Heute ist das Projekt ein Zusammenschluss führender europäischer Forschungsinstitutionen. Zusammen arbeiten die
Fraunhofer Gesellschaft, die Technische Universität München, die Soprintendenza Archeologica Pompei, das International Center for the Study of the Preservation and Restoration of Cultural Property (ICCROM) und das Istituto per i Beni Archeologici e Monumentali des CNR (CNR-IBAM). Diese werden unterstützt von Partnern wie der School of Geography and the Environment at the University of Oxford, der Ludwig-Maximilians-Universität München, dem Deutschen Archäologischen Institut, Abteilung Rom, der Università di Pisa und dem Istituto Superiore per la Conservazione ed il Restauro del Ministero per
ABSTRACT The Pompeii Sustainable Preservation Project The international and interdisciplinary “Pompeii Sustainable Preservation Project” was initiated by the Fraunhofer Institute for Building Physics and the Technical University of Munich. It aims to preserving World Cultural Heritage Sites as well as educating future preservation experts. Within the scope of several campaigns, a number of modern documentation methods and innovative restoration techniques were put into action over the span of five years so far.
i Beni e le Attività Culturali.
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MUSIKINSTRUMENTE
Sebastian Kirsch und Meike Wolters
Ein Standard für 3-D-CT von Musikinstrumenten Einblicke in konservatorische Überlegungen im MUSICES-Projekt
Im Forschungsprojekt MUSICES erarbeiteten Restauratoren und Wissenschaftler des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg, und des Fraunhofer Entwicklungszentrums Röntgentechnik (EZRT) in Fürth einen Standard zur Computertomografie von Musikinstrumenten. Neben vielen technischen Parametern werden konservatorische Aspekte behandelt, die neben der Auswertung der Daten bezüglich des Erhaltungszustands der Objekte auch Empfehlungen zur Handhabung und Montage der Instrumente beinhalten.
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Fotos: Fraunhofer EZRT/Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg
Montage einer Laute (Inv. Nr. MIR902) auf dem Drehteller der CT-Anlage
ABSTRACT Standard for 3D CT Scans Of Musical Instruments Within the scope of the research project MUSICES, restorers and scientists of the Germanisches Nationalmuseum, Nuremberg and the Fraunhofer Development Center Xray Technology (EZRT), Fürth have developed a standard for CT scans of musical instruments. In addition to technical parameters, many conservatory aspects are covered which include data evaluation with regard to the conservation status of the objects as well as advice for the handling and assembly.
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MUSIKINSTRUMENTE
Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg
3-D-Röntgen-Computertomographie (CT) hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als Untersuchungsmethode für Kunst- und Kulturgut etabliert. Viele kunsttechnologische Disziplinen greifen auf dieses bildgebende Verfahren zurück, bei dem die inneren Strukturen der Objekte anhand eines 3-D-Röntgenmodells zerstörungsfrei untersucht werden können. Die Erkenntnisse, die diese Technik bereithält, sind vielfältig: Verborgene Konstruktionsmerkmale werden sichtbar gemacht, auf andere Weise unzugängliche Bereiche können exakt vermessen werden, sogar die Dichte einzelner Teile lässt sich ermitteln. Schnittbilder und 3-D-Modell liefern Informationen für weitere Untersuchungen oder Repliken. Da sich bei Musikinstrumenten viele konstruktiv wichtige sowie klangbestimmende Teile im Innern der Instrumente befinden, eignet sich die 3-D-CT besonders für die Erforschung dieser Objektgruppe. In einem dreijährigen Forschungsprojekt entwickeln Wissenschaftler und Restauratoren des Germanischen Nationalmuseums und des Fraunhofer-Instituts EZRT (Entwicklungszentrum Röntgentechnik) erstmals einen Standard zur Untersuchung von Musikinstrumenten mittels industrieller 3-D-CT. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt MUSICES (MUSikInstrumenten Computertomografie Examinierungs-Standard) erarbeitet anhand von 105 Instrumenten geräteunabhängige technische Größen zur Abbildung von verschiedenen Materialien und Materialkombinationen, definiert Mindestauflösungen und feiner zu scannende Details sowie beschreibt mithilfe eines Metadatenmodells die Möglichkeit der Langzeitarchivierung der Daten und Metadaten. In einem Standard-Dokument und einem BestPractice-Guide mit Empfehlungen zu Montage und Transport werden die Forschungsergebnisse zusammengefasst und abschließend die Daten über eine Webseite zugänglich sein. Im Gegensatz zur medizinischen CT sind die industriellen CT-Anlagen nicht auf die Untersuchung 4/2017
Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg ist das größte kulturgeschichtliche Museum des deutschsprachigen Raums. Über 25.000 präsentierte Originale ermöglichen eine Zeitreise vom steinzeitlichen Faustkeil über den Ezelsdorfer Goldkegel, mittelalterliche Skulpturen von Veit Stoß und Tilman Riemenschneider, den Behaim-Globus, die Kaiserbilder Albrecht Dürers und das Selbstbildnis Rembrandts bis hin zum Selbstbildnis von Ernst Ludwig Kirchner. Das dort ansässige Institut für Kunsttechnik und Konservierung gehört zu den größten Einrichtungen dieser Art. In den zwölf Restaurierungswerkstätten des Instituts sind 30 angestellte Restauratoren mit dem materiellen Erhalt und der technischen Erforschung der Sammlungen betraut. Das Institut ist an zahlreichen Forschungsvorhaben beteiligt, wobei ein wichtiger Schwerpunkt die Arbeit mit bildgebenden Verfahren darstellt.
menschlicher Körper ausgelegt, sondern werden meist zur Materialprüfung von industriell hergestellten Bauteilen eingesetzt. So können sie flexibel auf die Geometrie des jeweiligen Prüfkörpers eingestellt werden. Das Objekt steht auf einem Drehteller zwischen Detektor und Röntgenquelle. Bei einer Umdrehung werden etwa 1600 bis 2400 einzelne Durchstrahlungsbilder erzeugt, die später zu einem 3-DDatensatz rekonstruiert werden. So lassen sich oft höhere Auflösungen erreichen als bei dem für medizinische Zwecke eingesetzten Verfahren. Für die Untersuchung von Musikinstrumenten hat sich eine Ortsauflösung von 100 µm oder besser etabliert. Da an anderer Stelle (Kirsch et alii 2016a, 2016b, 2017) schon auf das Potenzial und die technischen Herausforderungen wie auch auf Grenzen der Technologie eingegangen wurde, sollen hier einige Aspekte aus konservatorischer Sicht behandelt werden. Neben wichtigen praktischen Details zur wackelfreien Montage auf dem Drehteller gehören Überlegungen zur Schädigung durch Röntgenstrahlung und Beobachtungen zum konservatorischen Zustand der Objekte. 47