RESTAURO 4/2020

Page 1

Magazin zur Erhaltung des Kulturerbes

NO 4 2020

Sanfte Sanierung Renaissance der Kalkputze CORONA-PANDEMIE Wie man die Krise als Chance begreifen kann

KLIMAWANDEL Die dramatischen Folgen fĂźr die Gartenkunst und Landschaftskultur

LICHTTECHNOLOGIE Mit Licht Architektur und Fresken raffiniert beleuchten


INHALT

BERUF 10

Trotz Corona geht die Arbeit weiter Wie wirken sich die Corona-Maßnahmen auf Restauratoren aus?

12

„Die Begeisterung für den Beruf wächst mit der Zahl der Semester“ Interview mit HAWK-Professorin Ulrike Hähner

16

Schnittstellen schaffen Mit der Erfassung und Erhaltung des Bauerbes der jüngeren Vergangenheit baut Architekt Andreas Putz, Professor an der TU München, ein neues Forschungsgebiet auf

19

Der beste Schutz für ein Gebäude ist gute Nutzung Der Baukulturbericht (2018/19) spricht für den Erhalt des Bestandes

20

Sensibler Eingriff an historischer Fassade Von der Sanierung des ehemaligen Hauptzollamts in der Hamburger Speicherstadt

24

Wie man mit Licht ein eindrucksvolles Bild von Architektur und Fresken an kommende Generationen weitertragen kann Das Beleuchtungskonzept der Kirche St. Martin in Lutry am Genfer See

28

„Während der Sanierungsarbeiten entdeckten wir manche Zeitzeugen“ Über die Instandsetzung der Villa Räuchle im schwäbischen Söllingen

32

Eine Badeanlage im Architekturstil des Neuen Bauens Das denkmalgeschützte Gruebi-Bad in Adelboden im Berner Oberland wurde kürzlich nach historischen Plänen rekonstruiert

36

Aus der blauen Lagune der Denkmalpflege Seit 2018 hat eine beratende Denkmalwerkstatt ihren Sitz im Holzingerhaus im niederösterreichischen Krems

40

Gezogenes Glas hat die schöneren Wellen Spezielle Restaurierungsgläser sind stark nachgefragt

41

Über den Markt der Bestandsimmobilien Thomas Scherer von „denkmalneu“ über Bauen im Bestand

42

Salzburg im Fokus des Virus Ein Nachbericht über die Kulturerbe-Messe MONUMENTO, die Anfang März 2020 noch stattfand

44

„Die Anerkennung hat zugenommen“ RESTAURO sprach mit unserem langjährigen Autor und Stein-Fachmann Boris Frohberg über den Restauratoren-Beruf

46

Medienwechsel eines Klassikers Wie der Dehio digital wird

50

Über Festigungskonzepte für unterschiedliche Schadensphänomene und mehr Die diesjährige Fachtagung „Natursteinsanierung“ fand erstmals in Karlsruhe statt

52

Ist eine denkmalgerechte Instandsetzung mit Werktrockenmörtel möglich? Welche Anforderungen müssen bei der Nachstellung berücksichtigt und welche Fragen vorab geklärt werden?

56

Ein Begegnungsort von Politik, Wirtschaft und Kunst Kulturerbe Bayern übernimmt mit Schloss Erkersreuth ein einzigartiges Gesamtkunstwerk

Interview mit HAWK-Professorin Ulrike Hähner

Professor Andreas Putz baut ein neues Forschungsgebiet für das Bauerbe der jüngeren Vergangenheit auf

Die Villa Räuchle im schwäbischen Söllingen wurde jetzt aufwendig instandgesetzt

Kürzlich nach historischen Plänen rekonstruiert – das Gruebi-Bad in Adelboden (Berner Oberland)

4

4/2020

Fotos (v. o. n. u.): Uta Baier; Franziska Pilz; © DUCKEK; GSK, Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte

TITELTHEMA: DENKMALPFLEGE


KLIMAWANDEL 58

Dramatische Folgen des Klimawandels für die Gartenkunst und Landschaftskultur Der Klimawandel als Bedrohung für historische Gärten

62

Gibt es größere Zusammenhänge zwischen klimatischen Bedingungen und kulturellen Entwicklungen? Über die Forschung zur historischen Klimaentwicklung

FU-NORI

LEINÖL ES SO

S

KT

ER

NN

ENEINGED

IC

NS

L AC K

66

PORTRÄT Julia Giebeler, selbstständige Restauratorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TH Köln

LEI

TE

IN

B L ÄT

TE

HE L L AC K

VI

N

Das Holzingerhaus (1599) in Krems – dort hat die Denkmalwerkstatt seit 2018 ihren Sitz – gilt als Musterbeispiel für eine denkmalgerechte Restaurierung. Eine Instandsetzung erfolgte in den Jahren 2016 bis 2018. Hierbei legte Dr. Georg Spiegelfeld-Schneeberg besonderen Wert auf die Erhaltung der Oberfläche. Rund 1500 Arbeitsstunden waren für die Sanierung der Stuckdecke nötig, um den heutigen Zustand zu erreichen. Für die sanfte Sanierung wurden ausschließlich Kalkputze verwendet. Lesen Sie mehr dazu ab Seite 36.

R SC

P O LY YL

Cover

CHE

EL

9 64 64 64 65

B L ÄT T

CH

9

AS

BER

8 8

KUNSTSTÜCK Umbau einer denkmalgeschützten, ehemaligen Glasfabrik in Barcelona zu einem Bürgerzentrum BLICKUNKT Die Corona-Förderlinie der Ernst von Siemens Kunststiftung KOMMENTAR Eigeninitiative vor Forderungen Nachruf Anton Siegl TERMINE Veranstaltungen Impressum Vorschau

T OT

L

6

P

RUBRIKEN

AC

E TAT

AG

AR

AGA R

OW

AT

RO

L-Ö

L

Foto: © Joseph Gasteiger

Eine große Auswahl an Binde- und Klebemittel finden Sie in unserem Onlineshop www.kremer-pigmente.com

4/2020

5


BERUF

„Die Begeisterung für den Beruf wächst mit der Zahl der Semester“ Das Sommersemester hat begonnen. 2020 Corona-bedingt unter anderen Vorzeichen als in den Jahren zuvor. RESTAURO sprach mit HAWK-Professorin Ulrike Hähner, wie man die Krise als Chance begreifen kann und was Online-Lehre für die Restaurierungswissenschaften bedeutet. Außerdem berichtet die Studiendekanin von den Vorkenntnissen der heutigen Studienanfänger – und wie die Berufschancen aussehen

1 Prof. Ulrike Hähner, Studiendekanin für den Bachelorstudiengang Konservierung und Restaurierung und für den Masterstudiengang Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/ Göttingen (HAWK)

12

Manche sagen, die Corona-Pandemie sei auch eine Chance. Auch wenn Krankheit und Sterben nun ganz sicher nicht als Chance für irgendetwas gesehen werden sollten, lässt sich aus jeder Krise etwas lernen. Trifft das auch für Ihren Fachbereich zu? Zunächst einmal ist dies gerade eine schwierige Zeit. Wir stehen vor vielfältigen Herausforderungen, die ich – und wir alle – so noch nicht erlebt haben. Im Vordergrund aller Betrachtungen und Überlegungen steht für die HAWK und uns immer der Schutz der Gesundheit unserer Studierenden und Mitarbeitenden und daran richten sich alle Maßnahmen aus. Für unsere Studiengänge liegt eine Hauptaufgabe jetzt darin, die Lehre unter den gegebenen Bedingungen für die Bachelor- und Masterstudierenden zu ermöglichen.

Was heißt das konkret? Das heißt, Hilfestellungen über die Entfernungen hinweg zu geben und Studierende, die an Abschlussarbeiten schreiben oder diese vorbereiten, zu unterstützen. Das ist für den theoretischen Teil der Lehre eher unproblematisch, komplizierter wird das für die praktische Lehre. Sie müssen bedenken, die Werkstätten und Labore – unsere Herzstücke – sind geschlossen und auch die Objekte für die Studierenden nicht zugänglich. Mit Online-Lehre können wir zunächst gut überbrücken. Hierin ist Hildesheim, auch dank des Hornemann Institutes, sehr gut aufgestellt. Auch Lehrveranstaltungen über digitale Medien funktionieren ganz gut. Wir werden in jedem Fall analysieren, auf welchen Feldern wir e-Learning weiterent4/2020

Foto: Uta Baier

1


BERUF

wickeln und welche jetzt eingesetzten Methoden dauerhaft integriert werden sollten. Aber einmal abgesehen von der derzeitigen Situation: Haben Sie genügend Bewerber für das Studium der Restaurierung in Hildesheim? Gemessen an den Stellen für akademisch ausgebildete Restauratorinnen und Restauratoren in Museen, Denkmalämtern, Archiven, Bibliotheken oder kirchlichen Einrichtungen haben wir zu viele Bewerber. Gemessen an unseren Möglichkeiten haben wir noch einige Kapazitäten. Gemessen an den Ergebnissen, die umfassende Erhebungen zu Beschädigungen an Kunst- und Kulturgut ergaben, haben wir zu wenige Bewerber. Hier sind durchaus (auch) die Institutionen und Arbeitgeber zu befragen, inwieweit diese bereit sind, Arbeitsplätze zu schaffen und zu finanzieren. Wie entwickelten sich die Studentenzahlen in den vergangenen Jahren? Wir hatten zu Beginn des Wintersemesters 2019 ein deutliches Plus an Studierenden im ersten Semester. Das war in den beiden vorigen Jahren nicht so. Die Situation 2017 und 2018 führte dazu, dass wir unsere Studieninhalte mit der Praxis abgeglichen und Veränderungen vorgenommen haben. Die Ursachen für schwankende Studierendenzahlen sind jedoch vielfältig, und sie hängen natürlich auch immer mit der Stellensituation und Verdienstmöglichkeiten nach dem Studium zusammen. Haben sich die Fähigkeiten, die die Studenten am Anfang des Studiums mitbringen, verändert? Häufig beklagen Professoren, dass das Wissen der Abiturienten nicht ausreichend ist für ein Studium. Die Vorkenntnisse sind sehr heterogen. Positiv wirkt sich aus, dass alle Studierenden ein Vorpraktikum absolviert haben. Sie sind mit den Anforderungen, welche der Beruf an sie stellen wird, schon etwas vertraut und haben sich bewusst für das Studienfach entschieden. Die Wege zum Studium sind auch sehr unterschiedlich. Wir haben Studierende, die die Hochschulreife erworben haben und gleich nach dem Praktikum zu uns kommen; wir haben aber auch Studierende, die zuvor bereits studiert haben. Andere haben 4/2020

einen Beruf erlernt und darin gearbeitet. Generell haben alle Studierenden ein großes Interesse an Kulturguterhaltung und an der praktischen Arbeit. Und wie ist es mit der Theorie? Auffallend ist, dass vielen Studierenden das wissenschaftliche Arbeiten schwerfällt, und dass sie häufig gerade im Zusammenhang mit den Naturwissenschaften eine Art Rubikon überschreiten müssen. Sie erfahren im Verlauf des Studiums allerdings, dass die Naturwissenschaften und die Technologie in Verbindung mit der Untersuchung und Behandlung von Kunst- und Kulturgut wichtige – und hoch spannende – Erkenntnisse und praktische Fertigkeiten erfordern und ermöglichen. Und sie erfahren natürlich auch, wie wichtig es ist, die Literatur zu kennen, die eigenen Untersuchungen und Behandlungen in deren Kontext zu stellen und sie präzise darzulegen – und zwar schriftlich und mündlich. Ich bemerke, dass sich bei vielen Studierenden die Begeisterung für diesen anspruchsvollen Beruf im Verlauf des Studiums auch nochmal steigert. Das klingt nach einer geringen Abbrecherquote. Wir betreuen im Vergleich zu anderen Studiengängen relativ kleine Gruppen. Daher ist es möglich, auf die verschiedenen Vorbildungen und Stärken der Studierenden einzugehen. Es ist bei uns aber bestimmt so wie überall: Es gibt sehr gute und gute Absolventen aber auch weniger gute Absolventen. Die Abrecherquote ist an unseren Studiengängen allerdings wirklich sehr gering. Warum sollte man an der HAWK Hildesheim Restaurierung studieren? Was zeichnet das Studium bei Ihnen aus? Wir möchten junge Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten für das Kulturgut, seine Geschichte und Erhaltung begeistern. Wir wollen ihnen helfen, den richtigen Studieninhalt und richtigen Studienort für sich zu finden. Deshalb führen wir gerade sogenannte Orientierungs- und Schnuppertage ein. Sie ermöglichen Studieninteressierten, eine Woche lang in die laufenden Vorlesungen und Seminare zu gehen, in den Laboren und Werkstätten zu hospitieren, Übungsangebote wahrzunehmen und mit Studieren-

ABSTRACT The enthusiasm for the profession grows with the number of semesters The summer semester has begun. 2020 Due to corona, the situation is different than in previous years. RESTAURO spokes with HAWK Professor Ulrike Hähner: How can you manage crisis as an opportunity? And what does online teaching mean for the conservation and restoration sciences? The Dean of Studies also reports on the previous knowledge of today's first-year students and what the career opportunities look like.

13


DENKMALPFLEGE

Schnittstellen schaffen Andreas Putz hat schon früh das Thema Denkmalpflege für sich entdeckt. Mit der Erfassung und Erhaltung des Bauerbes der jüngeren Vergangenheit baut der Architekt, Professor an der TU München, ein neues Forschungsgebiet auf

ABSTRACT Create interfaces The architect Andreas Putz discovered the subject of monument conservation for himself early on. By recording and preserving the architectural heritage of the recent past, the professor is establishing a new field of research at the TU Munich.

16

Andreas Putz ist Experte für die Analyse und den Umgang mit der Ressource Bestand. Vor zwei Jahren wurde der heute 38-Jährige an die TU München berufen und hat dort die neu eingerichtete Professur für Neuere Baudenkmalpflege übernommen. Putz, an der ETH Zürich ausgebildeter Architekt, strebt die Weiterentwicklung der theoretischen Grundlagen und praktischen Ansätze baudenkmalpflegerischen Umgangs mit dem jüngeren Bauerbe an. Im Fokus seiner Forschung stehen die Bausubstanz und gebäudetechnische Ausstattung der Bauwerke sowie die Prozesse des Planens, Bauens und Erhaltens. Vor seiner wissenschaftlichen Karriere sammelte er praktische Erfahrungen mit der Instandsetzung der Architektur des 20. Jahrhunderts unter anderem als verantwortlicher Projektleiter beim Umbau des ehemaligen Kaufhaus Schocken in Chemnitz – das letzte erhaltene Warenhaus, das Erich Mendelsohn (1887–1953) für die Kaufhauskette geplant hat.

Mit den Themen Erfassung, Diskurs und Erhaltung hat sich Andreas Putz auch in seiner Dissertation zu Leitbildern und Praktiken der Erhaltung der Zürcher Altstadt im zwanzigsten Jahrhundert befasst. 2015 wurde er am Institut für Denkmalpflege und Bauforschung (IDB) der ETH Zürich bei Professor Uta Hassler promoviert und ein Jahr später für die Arbeit mit dem Theodor-Fischer-Preis des Zentralinstituts für Kunstgeschichte München ausgezeichnet. „Viele Objekte in der Zürcher Altstadt, die im Krieg ja keine Schäden erlitten hat, wurden in den 1950/60er Jahren zusammengelegt, entkernt, abgestockt oder bekamen eine neue Fassade,“ erklärt Andreas Putz. „Das Ganze beruhte auf einem planerischen Leitbild, dass in den 1930/40er Jahren entwickelt worden war. Mir ging es darum, den Planungsprozess zu begreifen. Dabei hatte Altstadtsanierung immer auch etwas mit Entschandelung zu tun. Die Altstädte wurden 4/2020

Foto: Franziska Pilz

1


DENKMALPFLEGE

damals als Slums angesehen: Arbeiterviertel, Rotlichtbezirk. Es ging also auch um eine soziale Bereinigung und Neugestaltung eines bestimmten Bilds von Geschichte und Gesellschaft.“ Andreas Putz forscht an diesem Thema weiter: Was heißt eigentlich Denkmalpflege? Und was sind die Kriterien? „Altstadtsanierung fand statt, bevor es eine offizielle, staatliche Denkmalpflege gab. Erst in den 1970er Jahren wird im Kanton Zürich ein Denkmalschutzgesetz eingeführt, das entspricht ungefähr der Regel im deutschsprachigen Raum. D. h. aber, was wir seither als Denkmäler in der Altstadt ansehen – und das ist der überwiegende Teil der Objekte –, wurde als solches erst kurz zuvor baulich geschaffen und in dieser speziellen Form unter Schutz gestellt.“ Dieser Prozess lässt auch in anderen Baubeständen beobachten, die wir heute selbstverständlich als schützenswert ansehen – Schwabing in München, Kreuzberg, Charlottenburg, Prenzlauerberg in Berlin, Dresden Neustadt –, führt Andreas Putz weiter aus. „Hier sind es die Hausbesetzerszenen und studentischen Proteste der 1960/70er Jahre – denken wir an den ,Häuserkampf‘ in Frankfurt, die Fassadenaktion in München – die sich gegen Totalsanierungen, d. h. Abriss und Ersatz, zur Wehr setzen. Aus dieser Zeit gibt es graue Literatur, wie Bäder eingebaut werden, wie Holzdecken erhalten werden

oder wie historische Putze gepflegt werden – diese Impulse kommen von Personen, die nicht unbedingt Denkmalpfleger sind. Interessanterweise wird auch der ,gründerzeitliche‘ Baubestand der Mietskasernen aus rein pragmatischen Gründen zunächst baulich verändert, repariert, modernisiert, sozusagen ,in Form gebracht‘, bevor die kunsthistorische, denkmalkundliche Wertschätzung des Wohnungsbaus des Historismus einsetzt und die Bauten und Quartiere unter Schutz gestellt werden. Die Inventarisierungsprozesse folgen also erneut der baulichen Erhaltung – und das steht im Widerspruch zur allgemeinen Vorstellung einer vorauseilenden Unterschutzstellung.“ Und wie gehen wir heute mit der neuen Generation erhaltenswerter Nachkriegsbauten um? Da ergeben sich ähnliche Fragestellungen auf der Ebene des Planens und Bauens, macht Andreas Putz deutlich. „Mit dem alltäglichen Baudenkmal gehen wir Architekten zunächst einmal doch genauso um, wie mit jedem anderen Gebäude im Bestand. Wir rechnen nach HOAI ab, folgen den gleichen Planungsschritten, verwenden die selben Fördermittel, sogar dieselben Baufirmen, versuchen die Bedürfnisse und Wünsche des Bauherrn (oft gegen „die Denkmalpflege“) durchzusetzen. Bauwerksdiagnose, Bauuntersuchung kommen, wo nötig in der Planung dazu, bei der Ausführung eventuell der eine oder andere Restaurierungsbetrieb. Also,

1 Professor Dr. Andreas Putz 2 Beim Umbau des ehemaligen Kaufhauses Schocken in Chemnitz war Andreas Putz verantwortlicher Projektleiter

Foto: © sma, László Farkas

2

4/2020

17


DENKMALPFLEGE

Wie man mit Licht ein eindrucksvolles Bild von Architektur und Fresken an kommende Generationen weitertragen kann Nadine und Yannick le Moigne, die führenden Köpfe des in Lausanne ansässigen Lichtplanungsbüros Senseco, erarbeiteten gemeinsam mit den Lichttechnologie-Experten der Vorarlberger Firma Tridonic ein neues Beleuchtungskonzept für den Innenraum der reformierten Kirche St. Martin in Lutry – das wohl berühmteste Bauwerk der Stadt am Nordufer des Genfer Sees. Die Herausforderung dabei: Aus Rücksicht auf die Fresken und die Bausubstanz der Kirche sollten keine zusätzlichen Kabel verlegt werden

24

4/2020


1

DENKMALPFLEGE 1 Die kleinteiligen Fresken im Temple de Lutry sind einzigartig – und stellten bei der Lichtplanung eine besondere Herausforderung dar. Neue Kabel durften nicht verlegt werden

ABSTRACT

Foto: Tridonic

How light can be used to pass on an impressive image of architecture and frescoes to future generations Nadine and Yannick le Moigne, leading heads of the Senseco lighting design office in Lausanne, joined forces with lighting technology experts from the Vorarlberg company Tridonic to develop a new lighting concept for the interior of the Reformed Church of St. Martin in Lutry - probably the city's most famous building on the northern shore of Lake Geneva. The challenge was that no additional cables were to be laid because of the frescoes and the historical structure of the church.

4/2020

Ein Hafen am Genfer See. Weinberge, die sich die steilen Hänge hinaufziehen. Ein grandioser Blick auf die Gipfel der 2000er am gegenüberliegenden Ufer. Kein Wunder, dass sich auf dem Stadtgebiet von Lutry bereits in der Jungsteinzeit Menschen niederließen, Römer und Burgunder den Ort später in eine blühende Siedlung verwandelten. Vom Reichtum der Gemeinde künden auch die Patrizierhäuser in der Altstadt – und das wohl berühmteste Bauwerk der Stadt, der Temple de Lutry: Bis auf das Jahr 1025 geht der Kirchenbau zurück, im 14. Jahrhundert kam der massige, viereckigen Glockenturm dazu, in der Reformationszeit schließlich die einzigartigen, immens kleinteiligen ornamentalen Fresken, mit denen die Kreuzgewölbe bemalt wurden. Für die heitere, schwerelose, fast flirrende Aura, die diese Fresken dem gesamten Innenraum verleihen, ist die reformierte Kirche St. Martin, so der offizielle Name des Baus in der Nachbarstadt von Lausanne, weithin berühmt. Unzählige Besucher finden sich ein, sei es für Gottesdienste, für eine Besichtigung oder aber für eines der seit 1957 veranstalteten Bachkonzerte, deren Ruf weit über die Grenzen des Kantons Waadt hinaus reicht. Allerdings: Die elektrische Beleuchtung, die vor Langem im Inneren des Kirchenraums installiert worden war, entsprach weder der Beliebtheit und vielfältigen Verwendung des Baus, noch vermochte sie die einzigartige Schönheit des Kircheninneren wirkungsvoll zu inszenieren. Deshalb wurden Nadine und Yannick le Moigne, führende Köpfe des in Lausanne ansässigen Lichtplanungsbüros Senseco, mit der Entwicklung eines neuen Beleuchtungskonzepts für den Temple de Lutry beauftragt – eine Ehre und eine Herausforderung zugleich: „Es ist ja eine sehr lebendige Kirche, in der religiöse Feiern ebenso abgehalten werden wie bedeutende Konzerte“, erklärt Nadine Le Moigne. „Dieser Tatsache muss die Lichtplanung ebenso Rechnung tragen wie den Touristen, die die Kirche besichtigen und dabei ein möglichst eindrucksvolles Bild von Architek-

tur und Fresken erhalten wollen.“ Um dies zu bewerkstelligen, etablierte Senseco verschiedene Lichtkomponenten: Im Langschiff gibt es große Ringleuchten mit direktem und indirektem Licht, die unabhängig voneinander geschaltet werden können. Auf den Gesimsen der Pfeiler wurden kompakte Strahler platziert, um die Gewölbekappen auszuleuchten oder mit schmalen Streiflichtern den Verlauf von Rippen und Bögen nachzuzeichnen. Weitere Einzelleuchten setzen im Bereich der Orgel sowie im Chor, rund um den Altar, im Seitenschiff, bei der Kanzel und im Eingangsbereich Akzente. Die Hauptschwierigkeit lag darin, dass für das Lichtkonzept, das modernsten Anforderungen entsprechen sollte, aus Rücksicht auf die Fresken und die historische Bausubstanz der Kirche keine zusätzlichen Kabel verlegt werden konnten, sondern alles ausschließlich auf das bestehende Leitungssystem aufgesetzt werden musste. Die Lösung, die Nadine und Yannick le Moigne fanden, lag in dem Lichtmanagement-System Basic DIM Wireless des Vorarlberger Lichttechnologie-Experten Tridonic. Dieses System macht es möglich, ein Netzwerk mit bis zu 127 Lichtpunkten aufzubauen – mit Hilfe eines Funkmoduls, das kaum größer ist als eine Streichholzschachtel. „Dank dieses Lichtmanagement-Systems können nun alle Lichtpunkte in der Kirche in beliebigen Kombinationen und mit individuell voreingestellten Parametern zu unterschiedlichsten Lichtszenen arrangiert werden, die exakt auf die jeweilige Nutzung zugeschnitten sind“, erörtert Nadine Le Moigne. „Für den Temple de Lutry haben wir im Wesentlichen vier Lichtszenarien gestaltet“, ergänzt ihr Mann Yannick. „Zwei davon dienen der Nutzung der Kirche bei Gottesdiensten. Sie kommen vor allem für liturgische Zwecke zum Einsatz und akzentuieren die verschiedenen Handlungen, die der Pfarrer im Rahmen einer Messfeier vornimmt. Ein weiteres, sehr wichtiges Szenario ist für die Bachkonzerte vorgesehen – sie machen den größten Teil der Nutzung des Kirchenraums 25


DENKMALPFLEGE

Foto:

1

28

4/2020


DENKMALPFLEGE

„Während der Sanierungsarbeiten entdeckten wir manche Zeitzeugen“ Anfang des 20. Jahrhunderts nahmen die Gebrüder Räuchle mit ihrer Ziegelei eine wichtige Stellung im kleinen Ort Söllingen bei Karlsruhe ein. 1923 erbauten die Fabrikanten auf dem werkseigenen Grund eine herrschaftliche Villa als Wohn- und Bürogebäude. 30 Jahre lang stand sie leer, bis sie jetzt aufwendig instandgesetzt wurde

Über dem grau gestrichenen Kellergeschoss liegen zwei Stockwerke. Die rote Fassade mit den weißen Fensterläden, zwei Erkern und dezenten Seitenbalkonen erstrahlt nach drei Jahrzehnten des Leerstands sichtlich verjüngt. Die Villa Räuchle in Pfinztal-Söllingen, von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg zum „Denkmal des Monats Oktober 2019“ gekürt, muss sich nicht mehr hinter wuchernden Hecken und Gebüschen verstecken, die im Lauf der Zeit die Sicht auf das herrschaftliche Gebäude komplett zu versperren drohten. Seit Juni 2019 beteiligte sich die Denkmalstiftung Baden-Württemberg mit einem Förderbetrag von 40 000 Euro an der Instandsetzung. Der Bauherr und neue Eigentümer, Klaus W. Kugele, einer der Geschäftsführer der ,,Kugele Immobilien & Hausverwaltung GmbH“, hat inzwischen im Dachgeschoss sein Büro eingerichtet. Im Erdgeschoss und gegebenenfalls auch im Untergeschoss sollen Räume vermietet werden. „Die ursprünglichen Eigentümer des Gebäudes unternahmen jahrzehntelang keinerlei Modernisierungsmaßnahmen, so dass wir uns in vielerlei Hinsicht am Originalzustand orientieren konnten“, sagt die Architektin Monica Camponeschi. „Umbaumaßnahmen in den 1960er und 1970er Jahren, die zur praktikableren Nutzung der Kontorräume dienen sollten, waren hauptsächlich verantwortlich für die unsachgemäße Beschädigung der Stuckornamente an den Decken aufgrund der Montage von überdimensionalen Büroleuchten. Ein Fenster wurde als Zugang zum Geschäft durch eine ,moderne‘ Metalleingangstür ersetzt. In dieser Zeit wurden auch die alten ursprünglichen Tapeten mit helleren neuzeitlicheren Tapeten überklebt.“ Hier galt es also, Schäden zu reparieren und fehlende Ornamente zu rekonstruieren. 1923 wurde die Villa auf dem Gelände der damaligen Ziegelei Gebrüder Räuchle als 4/2020

Wohn- und Bürogebäude errichtet. 1969 schloss der Betrieb wegen mangelnder Nachfrage. Die äußerlich wiederhergestellte Eleganz setzt sich in der sanierten Innenausstattung fort. „Während der Arbeiten entdeckten wir manche Zeitzeugen“, so Camponeschi, „die erst bei genauerer Betrachtung oder nach Reinigung von bestimmten Flächen erkennbar waren. So wurden im Fußboden des Dachgeschosses Fliesen eingearbeitet, in die vermutlich der Name des Erbauers, ihm nahestehender Personen sowie ein Segensspruch eingebrannt sind. Tatsächlich haben wir auch noch hinter einer Heizkörperverkleidung einen Geldschein in Reichsmark gefunden.“ Entlang der zentralen Holztreppe zieren Originalbeschläge die Türen und Fenster. Die ornamentalen Heizkörperverkleidungen, Bodenbeläge, Fliesen, Stuck und Tapeten wurden restauriert, die seltenen, farbig gefassten Linkrusta-Wandbeläge aus linoleumähnlichem Material, die ab 1877 in königlichen Residenzbauten verwendet wurden, erstrahlen in neuer Frische. Das gilt auch für die Tresor- und Kontoreinbauten. „Bei der Erstbesichtigung und Einschätzung des Denkmalamtes gab es ein Erkerzimmer, das mit der original ursprünglichen Tapete verkleidet war“, erzählt Camponeschi. „Dieses wurde vom Denkmalamt unter Denkmalschutz gestellt, ebenso die alten Linkrusta-Wandbeläge im Treppenhaus, die allerdings teilweise sehr beschädigt waren.“ Handwerkliches Fingerspitzengefühl war gefragt, um den repräsentativen Ansprüchen der einstigen Bauherren mit großem Aufwand gerecht zu werden. „Nachdem in einigen Räumen im Obergeschoss – also den Wohnräumen der Familie – ursprüngliche Tapeten zum Vorschein kamen, haben wir uns entschlossen, so gut es möglich ist, Teilstücke zu erhalten und diese unter Bestimmung der ursprünglichen Farbtöne wieder so her-

1 Bei der Außenfassade der Villa Räuchle in Pfinztal-Söllingen entschloss man sich für den Klassiker „Muresko“ der Firma Caparol. Durch die Filmkonservierung ist die Beschichtung langanhaltend vor der Besiedelung mit Algen und Pilzen geschützt. Oberflächen, die damit beschichtet sind, haben außerdem eine enorme Wetterbeständigkeit. Der Effekt: Das Haus sieht von Weitem und aus nächster Nähe gepflegt und sauber aus. Die Fassade bleibt deutlich länger schön

"During the renovation work we discovered some eyewitnesses" At the beginning of the 20th century the Räuchle brothers with their brickyard took an important position in the small village of Söllingen near Karlsruhe. In 1923 the factory owners built a stately villa on the factory's own land as a residential and office building. It stood empty for 30 years, until it was extensively renovated.

29


DENKMALPFLEGE

Eine Badeanlage im Architekturstil des Neuen Bauens Das denkmalgeschützte Gruebi-Bad in Adelboden im Berner Oberland, das knapp 90 Jahre nach seiner Entstehung immer noch futuristisch anmutet und einen grandiosen Blick auf die Bergwelt bietet, wurde kürzlich nach historischen Plänen rekonstruiert und besitzt jetzt nach einer umfassenden Restaurierung und Sanierung wieder einstigen Glanz

ABSTRACT A bathroom complex in the architectural style of new building The listed Gruebi-Bad in Adelboden in the Bernese Oberland, which almost 90 years after its creation still has a futuristic appearance and offers a magnificent view of the mountain world, was recently reconstructed according to historical plans and now, after extensive restoration and renovation, has regained its former glory.

32

Schwimmen ist gesund. Das wusste auch Beda Hefti. Mit seinen bunten, Sonne verheißenden Schwimmbädern wollte der Freiburger Ingenieur die Schweizer in den zwanziger und dreißiger Jahren zum Baden verleiten. In einer Zeit, in der für die meisten Menschen ein Urlaub am Mittelmeer unerreichbar schien, schuf er als Architekt ein mediterranes Refugium, eine Oase des Glücks in einmaliger Lage: Das Gruebi-Bad in Adelboden im Berner Oberland, das 89 Jahre nach seiner Entstehung immer noch futuristisch anmutet, ist sein Meisterwerk. Harmonisch in das Gelände eingebettet bietet es einen grandiosen Blick auf die angrenzende Bergwelt. Es entstand in einer Zeit, in der Sport

und Freizeit zunehmend an Bedeutung gewannen. Das Bad ist in eine Mulde am steilen Hang hineingesetzt. Unten erstreckt sich das Kinderbecken mit den grünen Duschgrotten, eine Etage höher das 50-MeterSchwimmbecken und noch ein paar Stufen höher die bunten Umkleidekabinen. Ganz oben thront das Garderobengebäude. Besonders originell gestaltet und optimal in die Landschaft eingebunden sind das Kinderbecken mit Laubengang und der Musikpavillon. Vom Sprungturm aus ergibt sich ein atemberaubender Panoramablick. Der Musikpavillon setzt farblich und formal wichtige Akzente. Nun strahlt das GruebiBad wieder in einstigem Glanz. Beda Hefti, 4/2020

Foto: GSK, Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte

1


DENKMALPFLEGE der selbst ein begeisterter Sportler war, an der ETH Zürich studierte und dort 1918 mit einem Diplom als Bauingenieur abschloss, eröffnete 1920 ein Ingenieurbüro in Freiburg. Er war ein Pionier von Sportbauten in modernster Technik, darunter mehrerer Schweizer Schwimmbäder. Deren technische Aspekte interessierten ihn ebenso sehr wie die Baustile, bei denen er mit der Zeit ging. Es begann mit den noch neoklassizistisch anmutenden Bains de la Motta (1924) in Freiburg, dann folgten in dichter Folge Bauten in Vulpera, Gstaad, Murten, Burgdorf, Engelberg und Interlaken. Mit dem Bad in Adelboden gelang der endgültige Durchbruch zur Formensprache und Ästhetik des Neuen Bauens. „Die Einzigartigkeit von Beda Hefti besteht darin, dass er wohl einer der wenigen Ingenieure in der Schweiz war, die über einen Zeitraum von einem halben Jahrhundert am Thema Schwimmen gearbeitet haben“, sagt der Luzerner Architekt Pasquale Zarriello, der sich in mehreren wissenschaftlichen Arbeiten mit Hefti auseinandergesetzt hat. „Sport, Hygiene, Vergnügen“ hatte der junge Ingenieur sein erstes eigenständiges Badprojekt in Gstaad überschrieben. Die Aufgabe, ein 50-Meter-Schwimmbecken und alle weiteren Nutzungen eines Schwimmbades ins steile Gelände von Adelboden zu integrieren, hat er meisterhaft gelöst. 2009 wurde das Gruebi-Bad unter Denkmalschutz gestellt. „Wir haben das Schwimmbad als schlafende Schönheit angetroffen, etwas ungepflegt und unter einigem Unrat versteckt. Allgemein waren die Bauten der Anlage in schlechtem Zustand und teils sogar einsturzgefährdet“ erläutert Architekt Martin Reutimann. „Ziel der Sanierung war, dem Bad seine eigentliche Qualität und Einmaligkeit wiederzugeben. Den Projektfortschritt erlebten wir quasi als Reise zurück in der Zeit: Der ursprüngliche Zustand in seiner ganzen Pracht wurde nach und nach entdeckt und freigelegt.“ Die Rekonstruktion war auch möglich, weil sich die Originalpläne und einige historische Fotos erhalten hatten. So konnte ermittelt werden, wie das Bad vor fast 90 Jahren tatsächlich ausgesehen hat. Inzwischen verlorene Elemente wurden rekonstruiert und bei der Gestaltung von Ergänzungen primär auf die Gesamtwirkung der Anlage geachtet. Der ursprünglich betonierte Sprungturm wurde bereits früh abgerissen. In Aufnahmen von 1962 sieht man bereits einen Sprungturm aus Stahl. 1974 musste der Musikpavillon weichen. Anfang der 1980er Jahre wurde das Kinderbassin ausgetauscht. Die letzte umfassende Sanierung des Bads geht ins Jahr 2004 zurück, als das 4/2020

50-Meter-Becken auf ein Becken von 25 Metern Länge reduziert wurde. Das ursprüngliche Konzept war kaum noch erahnbar. Bei der Restaurierung galt es daher, das Bad so weit wie möglich auf den Ursprungszustand von 1931 zurückzuführen. Damit verbunden war die Entscheidung, das Objekt nicht vorbehaltlos zeitgenössischen Schwimmbadkonzepten anzupassen. Berechtigterweise in¬tegrierte man einige zeitgenössische Elemente, beispielsweise ein Beachvolleyballfeld, in die Außenanlagen. Auf eine Umwidmung zum Spaßbad wurde indes verzichtet. Das 50-Meter-Becken wurde rekonstruiert und der Musikpavillon wieder aufgebaut. Das Thuner Büro Akkurat Bauatelier hat das Areal von späteren Bebauungen bereinigt. Wichtig war es, die einstige Modellierung des Terrains wiederherzustellen. Ein entscheidender Faktor für die ursprüngliche Wirkung der Anlage war Heftis subtiles Farbkonzept. 2013 wurde daher der an der Schule für Gestaltung in Bern ausgebildete Restaurator Roger Tinguely für das Vorprojekt von der Denkmalpflege des Kantons Bern mit einer Farbuntersuchung an den Architekturelementen des Schwimmbades beauftragt. Unter der Sichtfassung aus Dispersionsfarbe konnte das bunte Farbkonzept aus Reinsilikat-Farbe von 1931 glücklicherweise noch festgestellt werden. Die Farbtöne orientierten sich am Farbenfächer der Keim Farben von 1929. Nach diesem Befund konnten Maßnahmen für die Renovation getroffen werden. Die Farbtöne konnten durch die Firma Keim Farben weitgehend originalgetreu nachgestellt werden. Aufgrund der organischen Verunreinigungen durch die Renovation mit Dispersionsfarbe wurden die lichtechten anorganischen Pigmente in einem Solsilikat-Bindemittel verarbeitet. So erstrahlt das Gruebi-Bad in exakt den gleichen Farben wie zu seiner Bauzeit. In Adelboden verwendete Hefti wie beim Schwimmbad von Heiden die Primärfarben (Rot, Blau, Gelb), fügte aber für die Garderoben im Laubengang beim Kinderbassin noch die Farbe Grün hinzu. Als Alternative zur traditionellen, eher blassen Kalktünche ermöglichte die Silikattechnik, die Ende des 19. Jahrhunderts von Adolf Wilhelm Keim für Mineralfarben entwickelt wurde, leuchtend bunte Fassadenanstriche. Der mittlerweile unansehnliche Dispersionsanstrich früherer, unsachgemäßer Farbsanierungen musste vollständig entfernt werden. Basis der von Adolf Wilhelm Keim um 1878 entwickelten OriginalMineralfarbe ist Quarz. Das Mineral wird zusammen mit Pottasche bei hohen Tempera-

1 Das Gruebi-Bad in Adelboden im Berner Oberland wurde 2009 unter Denkmalschutz gestellt. Restaurator Roger Tinguely wurde für das Vorprojekt von der Denkmalpflege des Kantons Bern mit einer Farbuntersuchung an den Architekturelementen des Schwimmbades beauftragt

33


DENKMALPFLEGE

Gezogenes Glas hat die schöneren Wellen Das Mainzer Traditionsunternehmen Schott stellt spezielle Restaurierungsgläser her. Die Nachfrage steigt, sind sie doch historisch konsequent und technisch zukunftsweisend 1

ABSTRACT Drawn glass has the more beautiful waves The traditional Mainz-based company Schott produces special restoration glass. The demand is increasing: Historically consistent and technically forward-looking.

40

Schallschutzglas, Wärmeschutzglas, Brandschutzglas – modernes Fensterglas muss viele Aufgaben erfüllen. Vor allem, wenn es so fassadengestaltend ist, wie in der aktuellen Architektur. Das war nicht immer so, doch auch die Baumeister und Architekten früherer Jahrhunderte setzten Fenster nicht nur als Belichtungs- sondern auch als Gestaltungsmittel ein. Allerdings waren die Qualität und das Aussehen des Glases komplett anders als heute. Es war vor allem weniger glatt. Deshalb lassen sich historische Gebäude nicht überzeugend mit modernem Glas restaurieren. Darauf hat die Firma Schott aus Mainz reagiert. Sie stellt neben Glas für die Pharmaindustrie, neben Glaskeramik-Kochflächen und optischen Gläsern und Glas für die Automobilund Luftfahrtindustrie auch Restaurierungsglas her. Das wird – im Gegensatz zum aktuellen Floatglas- Verfahren – im Fourcault-Verfahren hergestellt. Dabei wird das Glas über einen Ziehschacht vertikal nach oben gezogen. Auf diese Weise entsteht eine Streifigkeit der Oberfläche, die dem Aussehen von historischem Glas entspricht. Allerdings unterscheidet sich nicht nur modernes Glas von dem um 1900 verwendeten, sondern auch das vor 100 Jahren hergestellte von dem, das noch früher verwendet wurde. Schott produziert unterschiedliche maschinengezogene Gläser: „Goetheglas“ ist 4,5 Millimeter dick und wird für Scheiben in Gebäuden aus dem 18. und 19. Jahrhundert eingesetzt. „Tikana“ ist vier oder sechs Millimeter dick und eignet sich nach Angaben von Schott besonders für Bauten der klassischen Moderne. Das Restaurierungsglas „Restover“ wird besonders für Bauten, die um 1900 entstanden, empfohlen. Denn es erlaube – wegen seiner geringen Dicke – den Einbau in die für diese Zeit typischen schmalen Fensterrahmen. Von „Restover“ gibt es mehrere Varianten, die auf die verschieden starke Oberflächenstrukturierung historischer Fenstergläser dieser Zeit abgestimmt sind. Die Oberfläche von „Restover light“ ist weniger stark gewellt, „Restover plus“ stärker als „Restover“. Auch wenn es bei Restaurierungsglas in erster Linie um die Wirkung der Oberflächen geht, wollen heutige Bauherren nicht auf technischen Fortschritt wie UV-Schutz oder Wärmeisolierung verzichten. Vor allem für die 4/2020


DENKMALPFLEGE großflächigen Verglasungen von Bauten der Klassischen Moderne ist UV-Schutz wichtig, wie beispielsweise bei den großen Glasflächen des historischen Bauhaus-Ateliers in Weimar. Dort konstruierte Schott ein zweischichtiges Verbundglas für das Metallfachwerk. Außen wurde „Restover“ verwendet, innen ein Weißglas. Zwischen die beiden Glasschichten kamen mehrere PVB-Folien, die die Verglasung stabilisieren und für UVSchutz sorgen. Nebenan, am Van-de-VeldeBau, verwendete Schott dagegen „Tikana“ für die äußere Scheibe. Die innere besteht aus Floatglas, das mit einer Wärmeschutzschicht veredelt wurde. Den nur vier Millimeter dicken Scheibenzwischenraum füllt das Edelgas Krypton. So konnte die Isolierwirkung der Scheiben nochmals erhöht werden. Da die Gläser zu Verbundglas verarbeitet werden können, sind sie seit 2018 durch die ETA (European Technical Assessment) als normkonform zu Standardglas anerkannt. Ähnlich pragmatisch wie in Weimar ging die Firma Schott auch beim Verglasen der Fenster des „Hauses zur Goldenen Waage“ in Frankfurt am Main vor. Verwendet wurde sowohl „Tikana“ als auch „Restover light“. Das

Haus galt als eines der schönsten Renaissancegebäude der Frankfurter Altstadt – bis zu deren Bombardierung und Zerstörung 1944. Zwischen 2012 und 2018 wurde es im Rahmen des Dom-Römer-Projekts detailgenau rekonstruiert und ist damit eines von 15 originalgetreuen Rekonstruktionen am Altmarkt der Stadt. Da das Gebäude nicht nur Fassade ist, sondern genutzt wird, muss es auch den Ansprüchen der Nutzer, zum Beispiel dem Stadtmuseum, entsprechen. Deshalb bekamen die inneren Fensterebenen Dreifachisolierglas mit Wärmeschutz. Das sind nur zwei Beispiele für bereits abgeschlossene Projekte, die die Vielfalt der Anforderungen und die Vielfalt der Lösungen zeigen. Die werden auch gebraucht, denn nach den Erfahrungen der Firma Schott wächst die Nachfrage nach Restaurierungsglas nicht nur bei großen öffentlichen Restaurierungsprojekten stetig. Auch die Sensibilität der privaten Denkmaleigentümer nehme zu, sagt Ulrich Huber, Experte für die Architekturgläser bei Schott. Deshalb verzeichne die Firma auch bei der Nachfrage von Privatleuten nach Restaurierungsglas einen Anstieg. Uta Baier

Das Restaurierungsglas „Restover“ sorgt in einem prächtigen Biedermeierhaus im schweizerischen Speicher (Kanton Appenzell Ausserrhoden) für die typisch wellige, unebene Oberfläche von Fensterglas aus der Jahrhundertwende

Über den Markt der Bestandsimmobilien Die Entwicklung von Bestandsimmobilien könnte den knappen Wohnungsmarkt entlasten. Das Potenzial dazu ist vorhanden. Allerdings schmälern wachsende Risiken die Rendite und schrecken Investoren ab. RESTAURO sprach mit Thomas Scherer, Geschäftsführer und Mitbegründer von „denkmalneu“

Fotos: Schott; Wikimedia commons

Marienstift Bad Tölz, Wohnund Geschäftsräume im geschichtsträchtigen Baudenkmal

RESTAURO: Herr Scherer, woran erkennen Sie renditeträchtige Objekte? Thomas Scherer: Es gilt immer noch die alte Regel: Die Lage einer Immobilie bestimmt ihre Handelbarkeit. Für uns liegt die Wertschöpfung in der Kreativität, mit der wir das Areal oder Objekt entwickeln. Die meiste Rendite bringt nicht mehr die Bauphase oder die Vermietung, sondern der Erstverkauf. Wer sind die klassischen Käufer? Thomas Scherer: Derzeit vor allem institutionelle Anleger. Deren Renditeerwartungen sind 4/2020

komplett zurückgegangen. Erwarteten sie vor zwanzig Jahren noch bis zwischen zehn und 14 Prozent, so geben sie sich heute mit drei Prozent zufrieden. Ihnen geht es hauptsächlich darum, ihr Geld gegen Sachwerte zu tauschen. Der Markt gibt derzeit nicht mehr als null Prozent Zinsen her, wir müssen sogar mit Minuszinsen rechnen. Es fließt zu viel Eigenkapital durch den Markt, das wirkt sich stark auf die Preisentwicklung aus. Wie lassen sich die Baukosten kalkulieren? Thomas Scherer: Unsere Berechnungen ba-

sieren auf Erfahrungswerten und Kostenschätzungen. Eine detaillierte Kalkulation für das Gesamtgebäude ist schwierig. Was den Preis nach oben treibt, sind die Haustechnik und der Handwerkermangel. Aber Unwägbarkeiten gibt es immer und überall. Der Bestandsimmobilienmarkt hat sich komplett gewandelt. Gab es um das Jahr 2000 herum keine Käufer mehr und niedrige Baukosten, so explodieren jetzt die Baukosten – dafür gibt es mehr als genug Käufer.“ Das Interview führte Desiree Balthasar. 41


DENKMALPFLEGE

Salzburg im Focus des Virus Anfang März fand die MONUMENTO in Salzburg, Österreichs Kulturerbe-Messe noch statt – während in Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz zu diesem Termin schon große Messen wie der „Salone del Mobile“ wegen Corona abgesagt wurden. Diplom-Restaurator Boris Frohberg berichtet

1

ABSTRACT Salzburg in the focus of the virus At the beginning of March, MONUMENTO in Salzburg, Austria's cultural heritage fair, was still taking place - while in Germany, France, Italy and Switzerland, major fairs such as the "Salone del Mobile" had already been cancelled due to Corona. Graduated conservator Boris Frohberg reports.

42

Die MONUMENTO Salzburg fand Anfang März 2020 unter dem Motto „Yesterday Today Tomorrow” statt und richtete die Scheinwerfer auf brennende Fragen unserer Zeit : „Wie kann das reiche Schaffen der Vergangenheit für die Zukunft bewahrt werden?“, fragte bei der Vernissage eingangs Alexander Kribus, seit letztem November neuer Geschäftsführer der Messerzentrum Salzburg GmbH. „Die MONUMENTO ist aus meiner Sicht eine ideale Plattform für die aktive Gestaltung des Diskurses, der internationalen Vernetzung und Vermittlung“, machte Mag. Ulrike Lunacek, damals noch Staatssekretärin im Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport aus Wien, deutlich. Sie vertrat die neuen Tendenzen in der österreichischen Kulturpolitik:

„Wir haben uns im aktuellen Regierungsprogramm zur Verantwortung bekannt, das kulturelle Erbe zu sichern und die richtigen Rahmenbedingungen zu stärken.“ Dies ist ein Ansatz der uns Mut macht, für Denkmalschutz in Zeiten der Herausforderungen des Klimawandels. Hier gerät auch die Pflege des Kulturerbes verstärkt in den Focus, unter den Stichworten Landschaftserbe, Ressourcenschonung, ökologische Nachhaltigkeit und Langlebigkeit für einen Denkmalschutz mit Weitsicht. Neben einem üppigen Rahmenprogramm war die Ausstellerpräsenz leider ausgedünnt (trotz prekärer Epidemie-Situation 140 internationale Aussteller), zudem waren viele Firmen in Köln oder Leipzig präsent. Hatte der Virus von einem Besuch in der Mozartstadt abge4/2020

Foto: privat

2


DENKMALPFLEGE

schreckt oder folgt die Resonanz einem anderen Trend? Kann diese Anzahl der Aussteller, trotz einem reichen Vortrags- und Diskussionsprogramms (z. B. RESTAURO-Talk), die Fachwelt noch für die Themen Denkmalschutz, Denkmalerhaltung und Denkmalvermarktung begeistern? Ich hoffe, dass gerade die begleitenden Angebote in Zukunft verstärkt wahrgenommen werden. Auf der MONUMENTO 2020 diskutierten im trinationalen Forum „Sharing Heritage“ Österreich, Schweiz und Deutschland diverse Themen, die gemeinsames Handeln über die Grenzen hinaus erforderlich machen. Eine weitere Diskussionsrunde befasste sich mit: „Overtourism – Segen und Fluch“, die unter Teilnahme namhafter Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stattfand. Im RESTAURO-Talk wurde eingehend das Thema „Licht im Museum“ im Kontext der zunehmenden Umstrukturierung auf LEDs (light-emitting diodes) beleuchtet. Frank Heydecke vom Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg erklärte, das die neuen Leuchtmittel bislang kaum in Bezug auf ihre Belastung für die Originale erforscht sind. Hier sollten alle Beteiligten schnellstens über den eigenen Tellerrand schauen, denn der stärkere Blauanteil und das dauerhafte flackern seien bedenklich. Wie stark das Farbempfinden von der Lichteinwirkung und den Umgebungsfarben abhängig ist wurde ebenfalls erörtert. Dies stellt die klassische Farbinterpretation der Restauratoren in Frage, da das individuelle Farbempfinden nicht als neutral anzusehen ist. Prof. Virgil Widrich aus Wien beklagte, das die Aufmerksamkeit der Besucher in den Museen und Ausstellungen nachgelassen hat. Er stellte unter anderem die Frage, ob die Ausstellungsatmosphäre oder Einzelobjekte im Kopf mitgenommen werden. Diese Fakten sollten in zukünftige Präsentationsplanungen einfließen. Dr. Peter Assmann vom Ferdinandeum in Innsbruck äußerte: „Wenn etwas ins Licht gerückt wird, muss anderes in den Schatten gestellt werden.“ Dies kann im übertragenen Sinn auch für die 26. Fachtagung des ÖRV gelten. Denn die Veranstaltung unter dem Motto „gestern heute morgen in der Konservierung und Restaurierung“ wurde von fast 100 Teilnehmern besucht, das entspricht rund dreißig Prozent der Mitglieder des ÖRV und stellte die Messe durch ihren Informationsgewinn und Resonanz in den Schatten. „Haben sich im Laufe der Jahre die konser4/2020

vatorisch- restauratorischen Strategien und Methoden auch verändert und weiterentwickelt, so ist doch stets die langfristige Erhaltung von Zeugnissen der Vergangenheit und ihre Überlieferung für zukünftige Generation ein zentrales Anliegen. Neue Herausforderungen ergeben sich dabei oft an der Schnittstelle zwischen Bewahrungsauftrag und Inszenierungswünschen“, so der ÖRV. Die Bandbreite der sehr qualifizierten Vorträge war erwartungsgemäß weit gefächert. Sie reichte von Paramenten, Papyri und Kupferstichen, über Holz, Keramik, Stein, Metall, sowie digitalen Medien, bis zu Themen wie Patina, Kulturgutschutz im zweiten Weltkrieg, oder Begegnungen in der Restauratorenwelt. Dabei fielen so interessante Titel auf wie: „…es wird alles ästhetisch mit der Zeit“, oder „Fröschlein, und Krebs und Fisch…“, bis zu „Inszenieren – Vergessen – Wiederentdecken – Weitertragen“, „im Focus steht dabei, dass jede konservatorisch-restauratorische Intervention an Kunstund Kulturgütern auf der Erfahrung von historischem Bestand und zurückliegenden Eingriffen, Alterungsprozessen und Schäden basiert – denn nur so können Erhaltungskonzepte forciert werden, die auch morgen noch tragfähig sind.“, so der ÖRV. Das Podiumsgespräch der Fachtagung befasste sich mit dem Thema Ausschreibung und Vergabe von restauratorischen Leistungen und spannte damit den Bogen wieder zur Talkveranstaltung der RESTAURO in der Messehalle zum Thema „Was sind Kunst, Kultur, Architektur und ihr Erhalt wert?“: Zur Frage einer gerechten oder ungerechten Bezahlung für Restauratoren im Focus der Berufsschutzbemühungen in Österreich und Deutschland mit Vertreterinnen der VDR und ÖRV sowie dem Autor für das Restauratorengesetz in Mecklenburg-Vorpommern. Als Fazit stand das Rahmenprogramm mit den diversen Weiterbildungsangeboten wie der Fachtagung des ÖRV, klar im Vordergrund. In Salzburg konnte der Besucher das individuelle und ungestörte Gespräch mit den Fachanbietern, Pressevertretern, KollegInnen genießen, ein familiäres Ambiente. Somit ist der Messebesuch jedes Mal eine Bereicherung, aber wie lange noch. Wir werden sehen, ob es post Corona noch Fachmessen, Tagungen, Ausstellungen und Museen geben wird, oder wir vermissen sie und besinnen uns – jetzt erst recht.

1 Bei unserem RESTAURO-Talk zum Thema „Licht im Museum“ auf der MONUMENTO 2020 diskutierten Restaurator Frank Heydecke (links außen), Germanisches Nationalmuseum, Institut für Kunsttechnik und Konservierung (IKK ), Nürnberg, Prof. Virgil Widrich (links Mitte), GF checkpointmedia GmbH/Filmemacher Wien, Dr. Ute Strimmer (Mitte) und Direktor Dr. Peter Assmann, Ferdinandeum Innsbruck (rechts)

Boris Frohberg 43


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.