RESTAURO 6/2019

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ZEITSCHRIFT FÜR KONSERVIERUNG UND RESTAURIERUNG

NO 6 Kunst auf Reisen Wie Restauratoren und Kuratoren gemeinsam Sammlungsumzüge meistern

2019

ZUKUNFT WISSENSCHAFT

STUDIE Wie wirkt sich freier Eintritt in Museen aus?

SCHENKUNG Das Museum Wiesbaden ist jetzt Jugendstilzentrum

PORTRÄT Elisabetta Bosetti forscht über Straßenkunst


INHALT

TITELTHEMA: ART HANDLING 10

Umzug, Flächentausch, Restaurierungsstraße, Werbekampagne Der Neubau des Berliner Stadtschlosses bedeutet für den Museumsstandort Dahlem den Umbau zum Forschungscampus

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Objektivierteres Transportmonitoring – ein Fallbericht Mit den Folgen von Transportvorgängen auf Gemäldeoberflächen beschäftigt sich ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Kooperationsprojekt

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Kostbare Streifen hinter Glas Die Staatsgalerie Stuttgart zeigt das geschredderte Bild „Love is in the Bin“ des Street-Art-Künstlers Banksy. Das Werk ist jetzt gut gesichert

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Eine logistische Meisterleistung Das Musée d’Art moderne de la Ville de Paris ist zu Gast in der Kunsthalle Würth (Schwäbisch Hall). RESTAURO sprach dazu mit Sylvia Weber, Geschäftsbereichsleiterin Kunst und Kultur in der Würth-Gruppe

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Bis die Sonne wieder aufgeht Ende Juni 2019 wurden Teile der Dreifaltigkeitsgruppe auf dem Linzer Hauptplatz abgenommen. Die Steinsäule selbst wird aktuell restauriert

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Seidensamt fürs Schlafgemach und mehr Die Prachträume im Residenzschloss zu Dresden sind ab September 2019 wieder für Besucher geöffnet. Modernste Vitrinen sorgen für eine gelungene Synthese mit den historisch rekonstruierten Räumen

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Der richtige Blickwinkel Die Stabsstelle Bestandserhaltung der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover entwickelte neue Buchwiegen aus Metall

Das Musée d’Art moderne de la Ville de Paris ist zu Gast in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall

Zur Konservierung und Restaurierung eines Gemäldes aus dem Umkreis von Peter Paul Rubens

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Wiesbaden ist jetzt Jugendstilzentrum Ferdinand Wolfgang Neess hat seine gesamte Jugendstil-Sammlung dem Museum Wiesbaden vermacht. Seit Ende Juni 2019 ist sie dort im umgebauten Südflügel zu sehen

GEMÄLDE Bei den Holzkirchen der Maramures ist dringender Konservierungsbedarf geboten

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Die Rückkehr der „Venus im Pelz“ in die Bildergalerie von Sanssouci Zur Konservierung und Restaurierung eines Gemäldes aus dem Umkreis von Peter Paul Rubens

HOLZ 46

Welterbe in Gefahr Bei den Holzkirchen in den Maramures (Rumänien) ist mittlerweile dringender Konservierungsbedarf geboten, um den unwiederbringlichen Verlust der geschützten Malereien zu verhindern

SERIE TEIL 2 : RESTAURIERUNGSZENTREN 50 Wiesbaden ist dank der Sammlung Ferdinand Wolfgang Neess zum Jugendstilzentrum aufgestiegen

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Nichts bleibt, wie es einmal war Nach dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln musste ein Restaurierungszentrum entstehen. Die Katastrophe brachte Neuerungen 6/2019

Fotos (v. o. n. u.): Wolfgang Pfauder, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Potsdam; Boris Frohberg; Museums Wiebaden / Bernd Fickert

SAMMLUNG


PORTRÄT 58

Eine Konservatorin plädiert für das Flüchtige Elisabetta Bosetti lässt kein Werk zum Fetisch werden: Für das Projekt CAPuS forscht sie derzeit über Materialität und Ausdrucksformen von Straßenkunst

RUBRIKEN 6

KUNSTSTÜCK Eröffnung der James-Simon-Galerie in Berlin

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BLICKPUNKT Die diesjährigen Münchener FUTURE TALKS, dem interdisziplinären Forum über moderne Materialien und Konservierungstechnologien (11. bis 13. November 2019), widmen sich dem Thema „Surfaces“ Wie sich freier Eintritt in Museen auf die Besucherresonanz auswirkt – eine Studie des Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg

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TERMINE Veranstaltungen Impressum Vorschau

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WAS BEWEGT? Friederike Leibe

Aquarellkasten Perlglanzpigmente

Titelmotiv

Foto: Banksy, Love is in the Bin, 2018, Privatsammlung; Staatsgalerie Stuttgart, © Banksy

Kostbare Streifen hinter Glas: Die Staatsgalerie Stuttgart zeigt das während einer Kunstauktion geschredderte Bild „Love is in the Bin“ des Street-Art-Künstlers Banksy. Das Werk ist jetzt gut gesichert, um das Anfassen, Durchblättern oder Untersuchen zu verhindern. Lesen Sie weiter ab Seite 20.

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KUNSTSTÜCK

Ein neuer Tempeleingang David Chipperfield baute direkt an der Wasserkante der Berliner Museumsinsel die James-Simon-Galerie 1/3 Die James-Simon-Galerie ist das neue Entrée der Berliner Museumsinsel. Ab August 2019 dient es als zentrale Anlaufstelle für Besucher aus aller Welt

Es ist vollbracht! Mit sechsjähriger Verzögerung und mehr als verdoppelten Kosten (134 Millionen) eröffnete Mitte Juli die James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel in Berlin. Sie ist kein weiteres Ausstellungshaus, sondern ein zentrales Eingangsgebäude für die Museen. In einigen Jahren soll an diesem Ort auch die „Archäologische Promenade“, der Highlight-Kurzrundgang, starten können. Ein reiner Nutzbau sollte das Bauwerk nicht werden. Zwar vereint es neben der zentralen Kasse ein Café, eine Garderobe, einen großen Museumsshop sowie ein Auditorium und einen Ausstellungssaal. Doch Architekt David Chipperfield schaffte es, einen neuen Ort zum Verweilen mit besonderen Ausblicken zu schaffen. Das schmale lange Gebäude mit den hoch aufragenden 110 sehr dünnen Stützen direkt am Kupfergraben ist markant, die große Freitreppe sofort nach ihrer Freigabe bei Besuchern und Fotografen überaus

beliebt. Ursprünglich plante Architekt David Chipperfield ein Gebäudeensemble aus mehreren Kuben mit Glasfassaden. Doch so wenig Bezug zu historischen Bauformen gefiel in Berlin nicht. Sein zweiter, nun realisierter Entwurf nimmt drei Elemente der umliegenden Museumsbauten auf: die Kolonnaden am Neuen Museum, das massive Sockelgeschoß des benachbarten Pergamonmuseums und die große Treppe des Alten Museums. Das alles führte Chipperfield in hellem Beton und schlichten Formen aus, so dass an der Entstehung im 21. Jahrhundert kein Zweifel aufkommen kann – obwohl seine Vorbilder klassizistisch sind. Das neue Eingangsgebäude, das stark an einen Tempel erinnert, entstand auf einem komplizierten, schmalen Rest-Grundstück. Chipperfield schafft es, das vor allem im Inneren vergessen zu machen. Die Raumfolgen erscheinen großzügig, durch die riesige Glasfassade weiten sich schmale

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Fotos: James-Simon-Galerie, Staatliche Museen zu Berin; Zumtobel

KUNSTSTÜCK

Gänge optisch bis in die Straße hinein. Für die Fußböden wählte Chipperfield Muschelkalk, für Tresen, Regale und abgehängte Decken dunkelbraunes Walnussholz. Das wirkt edel, ebenso wie die eleganten Lichtbänder und dezenten Beleuchtungssysteme der österreichischen Firma Zumtobel. Allein die Sichtbetonästhetik der Innenwände, die im Museumsbau so allgegenwärtig geworden ist, erscheint gewöhnlich. Mit der Namensgebung feiern und ehren die Staatlichen Museen einen ihrer größten Mäzene. James Simon (1851–1932) war ein erfolgreicher Berliner Textilunternehmer, dessen Großzügigkeit die Berliner Museen nicht nur die Büste der „Nofretete“ verdanken. Er finanzierte ihre Ausgrabung und arbeitete bei seinen Kunstankäufen eng mit Museumsdirektor Wilhelm von Bode zusammen. James Simon kaufte bedeutende Werke der Renaissancekunst und des Kunstgewerbes, die er

ebenso wie spätmittelalterliche Holzplastik, Münzen, ägyptische und vorderasiatische Sammlungsstücke den Museen stiftete. Sein Name war lange nahezu vergessen, nun steht er an der großen Freitreppe und eine Ausstellung informiert über sein Leben und Wirken für die Berliner Museen. Geplant ist, dass die fünf Museen der Insel im Ausstellungsraum der James-Simon-Galerie Präsentationen aus ihren Beständen realisieren und ihn somit als Schaufenster für ihre Sammlungen nutzen. Die Auftaktausstellung feiert ab 30. August den 200. Geburtstag der Berliner Gipsformerei. Anhand von 200 Ausstellungsstücken aus der Sammlung der Gipsformerei, aus den Berliner Museen und mit Leihgaben aus dem In- und Ausland sollen Geschichte und Bedeutung der Manufaktur vorgestellt und gewürdigt werden.

2 Zumtobel begleitete die langjährige Planungs- und Bauphase und entwickelte ein maßgeschneidertes Beleuchtungskonzept

Uta Baier

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ART HANDLING

Kostbare Streifen hinter Glas Die Staatsgalerie Stuttgart zeigt das während einer Kunstauktion geschredderte Bild „Love is in the Bin“ des Street-Art-Künstlers Banksy. Das Werk ist jetzt gut gesichert, um das Anfassen, Durchblättern oder Untersuchen zu verhindern

1 Banksy, „Love is in the Bin“ (Die Liebe ist im Eimer), 2018; Privatsammlung

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Selten hat eine Selbstzerstörung einen derartigen Hype ausgelöst. An Interessenten mangelte es nicht, als das Bild „Girl with Balloon“ im Oktober 2018 auf einer Auktion zum Verkauf angeboten wurde. Selbst dann nicht, als eine in einen dicken Goldrahmen eingebaute Schredder-Konstruktion das Kunstwerk, auf dem ein Mädchen mit wehendem Kleid einen roten Herzluftballon steigen ließ, unwiederbringlich in Streifen schnitt. Der Brite Banksy, der seine wahre Identität geheim hält, wollte sein Vorgehen als Kritik am profitorientierten Kunstmarkt verstanden wissen. Die zunächst schockierte Sammlerin, die das Bild bereits vor der Aktion für 1,2 Millionen Euro ersteigert hatte, blieb trotzdem bei ihrer Entscheidung, versprach doch die unerwartete Wendung eine neue kunsthistorische Ikone zur Diskussion zu stellen, und nahm das in „Love is in the Bin“ (Die Liebe ist im Eimer) umgetaufte „Desaster“ in Empfang. Das private Museum Frieder Burda in BadenBaden schloss sich, hoffend auf ein hohes Presseecho, dem Spektakel an. Es präsentierte „Love is in the Bin“ Anfang Februar zum ersten Mal der Öffentlichkeit. In der Stuttgarter Staatsgalerie zeigt man die zur Hälfte zerstörte Leinwand nun als Dauerleihgabe in der Sammlung. Die Idee dahinter: Rahmen samt Schnipseln soll ein Jahr lang durch die Säle wandern und neben Klassikern wie Rembrandt oder Marcel Duchamp 20

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Fotos: Banksy, Love is in the Bin, 2018, Privatsammlung, Foto: Staatsgalerie Stuttgart, © Banksy

2 In der Stuttgarter Staatsgalerie zeigt man die zur Hälfte zerstörte Leinwand (Abb. 1) als Dauerleihgabe in der Sammlung


ART HANDLING

2 ABSTRACT Precious stripes behind glass The Staatsgalerie Stuttgart is showing the picture „Love is in the Bin“ by Street Art artist Banksy, shredded during an art auction. The work is now well secured to prevent touching, leafing through or examining it.

Station machen. Eine rasante und nicht unumstrittene kunsthistorische Aufwertung, die in der Gegenüberstellung mit gesicherten Positionen Fragen nach der Entstehung von Marken in den Mittelpunkt stellen möchte, nach der Rolle des Skandals und den Mechanismen, die ein Objekt in ein auratisches Kunstwerk verwandeln lassen. Sollte diese Inklusion der sich hohen Weihen gerne verweigernden Street Art in den Museumskontext tatsächlich höhere Publikumszahlen generieren, wie es schon in Baden-Baden der Fall gewesen ist, war die Selbstvermarktung zu einem fairen Preis zu haben, denn: „Konservatorische

Maßnahmen waren nicht notwendig“, so die zuständige Restauratorin Katja van Wetten, „das Werk hängt aber hinter Glas, um das Anfassen, Durchblättern oder Untersuchen zu verhindern. Das könnte für die Besucher die größte Versuchung sein.“ Ein Kunstwerk unbrauchbar machen darf schließlich nur der Künstler persönlich. Und vielleicht ist demnächst auch mit einem heimlichen Besuch von Banksy in Stuttgart zu rechnen? Gegen seinen subversiven Furor dürfte das Schutzglas jedenfalls nicht viel ausrichten. Alexandra Wach

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ART HANDLING

Eine logistische Meisterleistung Das Musée d’Art moderne de la Ville de Paris ist mit 200 seiner bedeutendsten Werke zu Gast in der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall. Die Schau hat das Haus vor große logistische Herausforderungen gestellt. Wie erfolgte die Auswahl der Kunstwerke und die Konzeption der Räume? Und welche Herausforderungen ergaben sich bei der Aufstellung bzw. Hängung der Objekte? Ein Interview mit Sylvia Weber, Geschäftsbereichsleiterin Kunst und Kultur in der Würth-Gruppe

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1 Dokumentation der Skulptur von Jacques Lipchitz, Sitzende Figur beim Lesen (1917/1920, Terracotta 39 x 15 x 14)

2 Transport der Arbeit von Hans Josephsohn Skulptur „Große Liegende“ (1971/1980, Bronze, 65 x 225 x 60 cm)

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„Paris ist immer eine gute Idee“, soll Audrey Hepburn gesagt haben. Das dachte man sich wohl auch in der Kunsthalle Würth und holte sich Paris kurzerhand ins idyllische Schwäbisch Hall. Bis zum Mitte September 2019 ist dort noch die Ausstellung „Von Henri Matisse bis Louise Bourgeois“ mit Meisterwerken aus dem Musée d’art moderne de la Ville de Paris zu sehen. Das Pariser Museum zeigte sich außerordentlich großzügig und ermöglichte einen wunderbaren Überblick über die französische Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Eine wahre Augenweide. Die aus Paris entliehenen Arbeiten können ihr Potential in den großzügigen Räumlichkeiten der Kunsthalle Würth voll entfalten. Einige ausgeliehenen

Werke wie etwa ein Riesenformat Robert Delaunays oder die frühen Gemälde des lange Zeit von der Kunstwelt als Kitschmaler verspotteten Bernard Buffet scheinen wie geschaffen für die Räume, in denen sie jetzt zu sehen sind. Buffets „Femme au filet“ von 1948 etwa lädt zu einer Neubewertung des vielgeschmähten Künstlers ein. Gezeigt werden klassische Tafelbilder, Assemblagen, Readymades und Skulpturen von 101 Künstlern aus den Jahren 1901 bis 2013. Die Liste der Künstler liest sich mit Hans Arp, Daniel Buren, Alexander Calder, Marino Marini, Niki de Saint Phalle, Jean Tinguely u.a. wie ein Who is Who der internationalen Moderne. Dass trotz der Fülle der teils raumgreifenden Werke eine 6/2019

Fotos: Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall © Estate of Jacques Lipchitz 2019 (1); © Kesselhaus Josephsohn / Galerie Felix Lehner (2), St. Gallen; Kunsthalle Würth, Schwäbisch Hall © art /beats

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ART HANDLING

so präzise wie beeindruckende Zeitreise entsteht, ist das Verdienst der Kuratorinnen beider Häuser: der Kunsthalle und des Pariser Museums. Robert Delaunays Eiffelturm aus dem Jahr 1926 ist das Signet der Ausstellung und steht gewissermaßen für das Lebensgefühl von Paris. Delaunays Blick von oben auf den Eiffelturm und dessen gekappte Spitze steht für eine neue Perspektive auf die Stadt. Die Ausstellung ist in chronologische Blöcke gegliedert. Die Fauves, die jungen Wilden um Matisse, André Derain und Raoul Dufy sind mit farbig glühenden Bildern vertreten. Die schwere Bronze „Komposition“ von Otto Freundlich, 1911 entstanden und das erste abstrakte Werk in Paris überhaupt, stellte an die Transportlogistik zweifellos ganz besondere Herausforderungen. Ein Raum ist den Künstlern des Nouveau Réalisme wie Arman, Daniel Spoerri, Jacques Villeglé und Yves Klein gewidmet. Villeglé, der zu den Affichistes zählt, zu den sogenannten Plakatabreißern, ist mit seinem großformatigen „19.03.1965 Motorrad, Avenue Ledru-Rollin“ vertreten. Klein mit der Skulptur „Blaue Venus“, die 1960 in einer seiner legendären Körpermalerei-Performances entstand. Die knapp sechseinhalb Meter hohe Spinne aus Bronze und Stahl von Louise Bourgeois, 1911 in Paris geboren, 2010 in New York gestorben, ist ein absoluter Blickfang. Auch von Annette Messager gibt es eine wichtige Arbeit zu sehen: „Dooomestic“ ist ein Ensemble aus Stoffwülsten und Stofffiguren, das auf das Domestizieren wilder Tiere und auf den Begriff „doom“, das englische Wort für Untergang, anspielt. Nach der Berliner Nationalgalerie, dem Londoner Victoria and Albert Museum und der Wiener Akademie der bildenden Künste ist nun also das Musée d'Art moderne de la Ville de Paris mit 200 Meisterwerken von 101 Künstlern in der Kunsthalle Würth zu Gast. Wie aber sah das Procedere von Kuratoren, Art Registrars, Restauratoren, Logistik etc. im Einzelnen aus? Die Ausstellung hat das Haus mit Sicherheit vor große logistische Herausforderungen gestellt. Welche Maßnahmen wurden getroffen, um einen sicheren Transport der Werke zu ermöglichen? Wie erfolgte die Auswahl der Kunstwerke und die Konzeption der Räume, die jeweils einer Künstlergruppe oder einer Stilrichtung gewidmet sind? Welche Herausforderungen ergaben sich bei der Aufstellung bzw. Hängung der Objekte? RESTAURO sprach dazu mit Sylvia Weber, Geschäftsbereichsleiterin Kunst und Kultur in der Würth-Gruppe. 6/2019

RESTAURO: Wer hatte die Idee zu der Zusammenarbeit mit dem Pariser Museum? Gab es schon vorher Kontakte zwischen den beiden Häusern? Sylvia Weber: Der Initialfunken zur Ausstellung „Von Henri Matisse bis Louise Bourgeois“ kam von Prof. Dr. h. c. Reinhold Würth, Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrates der Würth-Gruppe, und Fabrice Hergott, Direktor des Musée d‘Art moderne de la Ville de Paris, der seit 2005 Mitglied des Kunstbeirats der Würth-Gruppe ist. Wie sah die zeitliche Planung der Ausstellung aus? Wann gab es die ersten Vorgespräche? SW: Knapp zwei Jahre vor Eröffnung trafen wir uns zu ersten Vorgesprächen. Von da an griff die Arbeit der Kuratoren, Projektmanager, Registrare, Restauratoren, Kunstspediteure, Szenografen, Kunstvermittler, Veranstaltungsmanager, Öffentlichkeitsarbeiter, Lektoren, Übersetzer, Grafiker und Drucker Schritt für Schritt ineinander – ein Expertenteam von über fünfzig Profis legte Hand an, ehe wir Vernissage feiern konnten. Gab es Objekte, die das Transportunternehmen bei der Verpackung vor besondere Herausforderungen gestellt haben? SW: Alle unsere Ausstellungen werden von ausgewiesenen Kunstspeditionen bewegt Kunst zu transportieren ist immer eine Kunst. Bei jedem Objekt ist größte Vorsicht vonnöten, um es während des Transports vor Feuchtigkeit, Stößen und Temperaturschwankungen zu schützen. Karl Valentin wird das Bonmot zugeschrieben „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“ – das gilt umso mehr, wenn sie Hunderte von Kilometer verreist. Skulpturen können zu hart aufgesetzt werden, Oberflächen zerkratzen oder berieben werden, Leinwände können sich verziehen und reißen, Farbpartikel abfallen. Da nützt bei unsachgemäßer Behandlung alle Verpackung nichts. Aber natürlich muss Kunst das Abenteuer Reise mitunter auf sich nehmen, damit sie einem neuen Publikum begegnen kann. Auf welche Weise wurde die Sicherheit der Objekte während des Transports gewährleistet? SW: Oberstes Gebot ist: Handle with care! Vorsicht, Kunst! Klimatisierung und Luftfederung der Fahrzeuge sind heute Standards bei jedem Kunst-

ABSTRACT A logistical masterpiece The Musée d'Art moderne de la Ville de Paris will be hosting 200 of its most important works at the Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall. The show presented the house with major logistical challenges. How were the works of art selected and the rooms designed? And what challenges did the installation and hanging of the objects pose? An interview with Sylvia Weber, Head of the Art and Culture Business Unit of the Würth Group.

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ART HANDLING

Der richtige Blickwinkel Die Stabsstelle Bestandserhaltung der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover entwickelte in Zusammenarbeit mit einer lokalen Firma neue Buchwiegen aus Metall, denn die auf dem Markt angebotenen Modelle entsprachen nicht den Anforderungen des neu gestalteten Ausstellungsbereiches

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ABSTRACT The right perspective In cooperation with a local company, the staff department for conservation of the Gottfried Wilhelm Leibniz Library in Hanover developed new metal book cradles. The models offered on the market did not meet the requirements of the newly designed exhibition area.

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Die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in Hannover (GWLB) wurde 1665 von Herzog Johann Friedrich als Hofbibliothek der welfischen Herzöge gegründet. Dieser Funktion als Hofbibliothek der sehr an Geschichte interessierten Welfen verdankt die GWLB ihre umfangreichen historischen Bestände, die einen besonderen Schwerpunkt in der Frühen Neuzeit haben, aber auch mittelalterliche Handschriften umfassen. Zwischen 2013 und 2016 wurde die Bibliothek in einer großen Baumaßnahme umgebaut und erweitert. So entstanden u. a. auch zwei klimatisierte und begehbare Ausstellungskuben mit ca. 22 bzw. 44 m2 Grundfläche, in denen die wertvollen historischen Bestände unter klimatisch, sicherheitstechnisch und ästhetisch angemessenen Bedingungen präsentiert werden können.

Dabei ist der Einsatz von Buchwiegen bzw. Buchstützen unerlässlich, denn „… bei jeder Nutzung von Büchern, insbesondere aber bei ihrer Präsentation in geöffnetem Zustand, [sind] Buchstützen ein unentbehrliches Hilfsmittel. Sie tragen dazu bei, Bücher schonend zu präsentieren, und schützen sie unter der Berücksichtigung ihrer konstruktions- und alterungsbedingten Schwachstellen vor mechanischen Schäden. Gleichzeitig sind sie in Ausstellungen ein mehr oder weniger sichtbares Konstruktionselement, das bei der Gestaltung von Vitrinen berücksichtigt werden muss und dort zum Vorteil des Betrachtens oder Lesens des ausgestellten Buches beiträgt.“[1] Wurde bis dato in der GWLB auf Buchstützen aus Acryl zurückgegriffen oder für die Exponate einer Ausstellung Buchwiegen aus säurefreien 6/2019


ART HANDLING

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Materialien wie Pappe oder Museumskarton in der eigenen Werkstatt angefertigt – für letztere gab es nach Beendigung einer Ausstellung in der Regel keine Verwendung mehr –, erforderten die neuen Präsentationsmöglichkeiten auch neue Lösungen, denn die auf dem Markt angebotenen Modelle entsprachen nicht den Anforderungen des neu gestalteten Ausstellungsbereiches. Deshalb entwickelten die Kolleginnen und Kollegen aus der Stabsstelle Bestandserhaltung, die wesentlich für die konservatorisch und restauratorisch behutsame Präsentation der historischen Objekte in den Ausstellungskuben zuständig sind, gemeinsam mit der Firma Stolle Modell- & Maschinenbau, Hannover, neue Buchwiegen aus Metall. Diese fügen sich zurückhaltend in die innen komplett schwarz gehaltenen Kuben ein und 6/2019

fallen dadurch, dass alle wesentlichen Bauteile ebenfalls in schwarz ausgeführt wurden, wenig bis gar nicht ins Auge – sie vermitteln sozusagen den Eindruck von in der Ausstellung „schwebenden“ Büchern. Um die Ausstellungskuben möglichst in ihrer ganzen Dimension nutzen zu können, werden die Buchwiegen auf Säulen platziert, die aus einer jeweils unterschiedlichen Anzahl von Würfeln bestehen. Diese Würfel sind mit Seitenlängen von 200, 300 bzw. 400 mm vorhanden; aus ihnen wird eine dem Objekt angemessene Säule zusammengestellt. Mit verschiedenen Höhen und Abständen zum Betrachter entsteht so ein äußerst harmonisches Gesamtbild, das durch eine punktuelle Beleuchtung – Präsenzbeleuchtung – abgerundet wird.

1–2 Blick in die Ausstellungskuben

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GEMÄLDE

Die Rückkehr der „Venus im Pelz“ in die Bildergalerie von Sanssouci Zur Konservierung und Restaurierung eines Gemäldes aus dem Umkreis von Peter Paul Rubens

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1 Rubens-Umkreis, Venus im Pelz, Öl/ Lwd. (GK I 7579), 190 x 119,3 cm, um 1640, Gesamtaufnahme Vorzustand 2 Gesamtaufnahme Vorzustand, Streiflicht

ABSTRACT The Return of "Venus in Fur" to the Picture Gallery of Sanssouci About the Conservation and Restoration of a Painting from the Circle of Peter Paul Rubens.

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Das um 1640 von der Hand eines Nachfolgers Peter Paul Rubens‘ (1577–1640) geschaffene Gemälde „Venus im Pelz“ gehört zu den sammlungsgeschichtlich bedeutenden Kunstwerken der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten BerlinBrandenburg (SPSG). Wahrscheinlich um 1755-1763 unter König Friedrich II. von Preußen (1712-1786) erworben, wurde es 1764 bis 1942 in dessen neu errichteter Bildergalerie von Sanssouci gezeigt – als eines von 21 Werken, die Peter Paul Rubens zugeschrieben und auf der Westwand der meist flämischen Gemälde präsentiert wurden. Um 1794 schrieb es der damalige Inspektor der Bildergalerie, J. G. Puhlmann, Rubens‘ jüngerem Kollegen Antonis van Dyck (1599–1641) zu und interpretierte die Darstellung als ein Bildnis der Gattin des Künstlers. Diese – heute zu vernachlässigende – Interpretation basiert vermutlich auf der Kenntnis eines in Wien befindlichen Bildnisses von Rubens‘ zweiter Ehefrau, Hélène Fourment als Venus mit Pelz, das als Vorbild für die Potsdamer Darstellung diente (Wien, Kunsthistorisches Museum, um 1636/38). Rubens‘ „Pelzchen“ gelangte zu seinen Lebzeiten nicht in den Handel und blieb auch nach seinem Tod im Besitz der Ehefrau. Vergleichbare aufreizende Darstellungen im Porträt waren in damaliger Zeit höchst gewagt. Daher wird angenommen, dass sich der Künstler der Potsdamer „Venus im Pelz“ im engeren Umkreis von Rubens bewegte.

Beim Vormarsch der napoleonischen Armee 1806 wurde das Bild eilig mit anderen Gemälden der Bildergalerie nach Küstrin geschickt, um es in Sicherheit zu bringen, jedoch schlussendlich beschlagnahmt und nach Paris abtransportiert. Erst 1816 kehrte es nach Berlin und anschließend nach Potsdam zurück, bis es 1942 zum Schutz vor Kriegseinwirkungen ins Schloss Rheinsberg ausgelagert wurde. 1945 ist es dort noch feststellbar, dann verliert sich seine Spur. Nach 1945 befand es sich bei einem Berliner Maler, der dem Sozialistischen Realismus zuzuordnen ist. Aus dessen Nachlass gelangte es in deutschen Privatbesitz und konnte 2015 für die Sammlungen der SPSG zurückgewonnen werden. Unsachgemäße Transporte und eine ebensolche Lagerung und Restaurierung in der Zeit nach 1945 hatten jedoch ein umfangreiches Schadensbild und großflächige Übermalungen hinterlassen. Erst die von der Ernst von Siemens Kunststiftung im Rahmen des Bündnisses KUNST AUF LAGER geförderte Restaurierung, die von Margrit Vicent 2017 bis 2018 ausgeführt wurde, wird eine erneute Präsentation an seinem historischen Ort, der Bildergalerie von Sanssouci, ermöglichen. Zum Zeitpunkt der Rückerwerbung des Gemäldes befand es sich in einem sehr schlechten Zustand. Die Dublierung löste sich partiell, die unzureichende Bildspannung ließ Beulungen zu, großzügige jüngere Übermalungen waren stark fehlfarbig und pastos, der Firnis gelb, fleckig und partiell unsachgemäß entfernt. Im Rahmen der Restaurierung, welche durch die SPSG beauftragt und fachlich begleitet wurde, konnten umfassende Untersuchungen zur Technologie der Malerei, Bildentstehung sowie der Restaurierungsgeschichte durchgeführt werden. Für eine erneute Präsentation in der Bildergalerie von Sanssouci zielte die Bearbeitung neben dem Erlangen eines optisch zufriedenstellenden Erscheinungsbildes vor allem auf den Erhalt des originalen Bildgefüges. Nach Konsolidierung der Grundier- und Malschichten mit Störleim konnten pastose Übermalungen und Überkittungen im Bereich der originalen Gewebenaht, der Bildecken, sowie des oberen und unteren Bildrandes, die vermutlich in der Mitte des 20. Jahrhunderts aufgebracht worden waren, mit verschiedenen Lösemittelgelen entfernt werden. Das Entfernen älterer Überarbeitungen der Malerei wurde von vornherein zurückhaltend durchgeführt. Während die pastosen Übermalungen und 6/2019


GEMÄLDE

Fotos: Wolfgang Pfauder, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten BerlinBrandenburg, Potsdam

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Überkittungen abgenommen wurden, bestand das Bestreben, die in den weniger überarbeiteten Bereichen vorhandenen gealterten ersten Firnisüberzüge sowie sehr alte partielle Übermalungen zu erhalten. Nach dem Kitten mit einem der originalen Grundierung entsprechenden grauen Farbton, der Vorretusche der Fehlstellen mit Gouache, sowie einem Zwischenfirnis (Dammar in rektifiziertem Terpentin / Siedegrenzbenzin), erfolgte die Ergänzung fehlender Lasuren mit gemagerter Öl-Harz-Farbe. Die stark gealterte Malschicht, die Farbkrepierungen 6/2019

3 Gesamtaufnahme, Zustand nach Restaurierung

und -veränderungen vor allem in den mit rotem Farblack gemalten Bereichen aufweist, verlangte eine hohe Sensibilität in der Retusche. Sie wurde mit der Gewissheit durchgeführt, dass sich diese dem Original nur annähern kann. Es galt, den besonderen Charme der gealterten, partiell krepierten Malerei mittels farbiger Überzüge gerecht zu werden und die Weichheit der fehlenden Übergänge zu ergänzen, um dem Betrachter die Darstellung als eine harmonische Einheit erlebbar zu machen. 43


HOLZ

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Welterbe in Gefahr Die Holzkirchen in den Maramures im Norden Rumäniens stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert und beeindrucken durch ihre meisterhafte Architektur und wunderschöne Malereien. Acht der insgesamt 60 Holzkirchen wurden zum Weltkulturerbe erklärt – doch mittlerweile ist dringender Konservierungsbedarf geboten, um den unwiederbringlichen Verlust der geschützten Malereien zu verhindern

ABSTRACT Heritage in danger The wooden churches in Maramures in Romania impress with their masterful architecture and polychrome paintings. Eight of the 60 wooden churches have been declared World Heritage Sites – but there is now an urgent need for conservation to prevent the irretrievable loss of the protected paintings.

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Die bedeutenden Holzkirchen in der nordwestrumänischen Provinz und der angrenzenden Ukraine zeigen ein geschlossenes kulturhistorisches Bild. Sie sind als Teil des kulturellen Erbes des Ostkarpatenbogens zu betrachten und bestehen ausschließlich aus Holz (Buche, Eiche, Tannenund Ulmenholz). Die UNESCO hat 1999 acht der insgesamt 60 Holzkirchen 1999 als herausragende Beispiele einer für Nordrumänien typischen Sakralarchitektur auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt. Diese acht Kirchen stammen aus dem 17. und

18. Jahrhundert und befinden sich allesamt im rumänischen Kreis Maramures. Dies sind die Dorfkirchen von Barsana (1720), Budesti (1643), Desesti (1770), Ieud (um 1620), Plobis (1798), Poienile Izei (1604), Rogoz (1663) und Surdesti (1766). Die charakteristischen, sehr schlanken Glockentürme befinden sich jeweils an der Westseite der Gebäude. Die gestalterisch und architektonisch ähnlichen baulichen Hüllen, der Gebäude, zeigen sich in einem weitgehend guten Zustand, obwohl einige Schäden an Holzschindeldachdeckungen und 6/2019


HOLZ

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Fotos: Boris Frohberg

Schwellen zu bemerken sind. Die weitgehend komplett polychrom ausgemalten Innenräume der orthodoxen Kirchen zeigen vorwiegend Szenen aus dem Leben der Heiligen oder Motive des Alten Testamentes. Großflächiche, schollenförmige Ablösungen durch Überfestigung der Oberfläche Die Maramurescher Maler haben die Innenwände vollständig mit unzähligen Szenen und Bildern bedeckt, die einen mächtigen, reizvollen und abwechslungsreichen Teppich bilden, der durch die 6/2019

Ursprünglichkeit seiner Ausführung besticht. Zahlreiche Ikonen (vorwiegend an der raumteilenden Trennwand zwischen Schiff und Altarraum angebracht) vervollständigen diesen künstlerischen Schatz. Sie bestechen als gesondert gerahmte Tafelbilder durch die hohe malerische Qualität und ihre typischen Blattmetallauflagen der Hintergründe und Heiligenscheine und stammen aus spezialisierten Ikonenwerkstätten. Dies wird für den Betrachter in der Unterschiedlichkeit der künstlerischen Handschrift deutlich.

1 Die UNESCO hat 1999 acht der insgesamt 60 Holzkirchen als herausragende Beispiele einer für Nordrumänien typischen Sakralarchitektur auf die Liste des Weltkulturerbes gesetzt 2 Die polychromen Innenräume der orthodoxen Kirchen zeigen vorwiegend Szenen aus dem Leben der Heiligen oder Motive des Alten Testamentes

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