Zeitschrift für Restaurierung, Denkmalpflege und Museumstechnik
Förderung: Stiftungen im Vormarsch Von der Medizin zur Kunst – Wachsmodelle Kölner Materialität im Mittelalter: Neue Netzwerke
mikrobieller Befall: Schimmel schädigt Kulturgut und Gesundheit www.restauro.de
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März 2014
Inhalt
Inhalt
12 Wachsmodelle
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Blickpunkt 6 Nachruf auf Helmut F. Reichwald 7 Vandalismus in Ronchamp 8 Zufallsfund in der Schlossbauhütte 9 Neues Netzwerk in Erfurt gegründet
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Kölner Domchor
Jackson Pollocks »Mural» restauriert Monumento in Salzburg zieht Bilanz Martina Markovska stellt die Wachsmoddelle des Josephinums vor
TitelThema: Mikrobieller befall
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Schimmel auf Papier
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Jana Moczarski, Vivien Tehsmer und Manfred Anders Schimmel schädigt Kulturgut! Auf der Suche nach Alternativen zur Dekontamination von Archiv- und Biblioksgut
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Gabriele Grassegger und Wolfgang Eckrich Verschmutzung und Schimmel an historischen Bauwerken Aktuelle Untersuchungsmethoden, Reinigungen und Behandlungen
Karin Petersen 32 Gesundheitsrisiko Schimmel?
Thema: förderung von substanzerhalt 36
Melanie Münchau Ein polychrom glasierter Renaissance-Tondo aus der Werkstatt von Giovanni della Robbia
rubriken
42 »Wir sind einmalig« – 25 Jahre Kulturstiftung der Länder Ein Interview mit Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder
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Manfred Koller Museale Forschungsförderung in Österreich und Ungarn Neue Wege für die Ergebniskommunikation
Renaissance-Tondo
Thema: kölner kunst des mittelalters Dietmar Krauthäuser 52 Untersuchung der Architekturpolychromie des Kölner Domchores
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Marcus Mrass Materielle Kultur Kölns im späten Mittelalter Forschungen sollen intensiviert werden – Gründung eines neuen Arbeitskreises
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Aktuelle Ergebnisse zur Technologie Altkölner Malerei Drei Publikationen
2/2014
Foto: Dombauhütte Köln, Matz und Schenk
Paul Bellendorf Die Deutsche Stiftung Umweltschutz engagiert sich im Kulturgüterschutz
Fotos (v. o. n. u.): Josephinum/Alexander Ablogin; Charlotte Bretzendorfer ZFB; Melanie Münchau
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60 Firmen und Produkte 62 Termine 65 Vorschau 65 Stellenanzeigen 66 Impressum
Zeitschrift für Restaurierung, Denkmalpflege und Museumstechnik 120. Jahrgang
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Für die Zukunft gestalten.
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Titelthema: mikrobieller befall 1
Jana Moczarski, Vivian Tehsmer und Manfred Anders
Schimmel schädigt Kulturgut! Auf der Suche nach Alternativen zur Dekontamination von Archiv- und Bibliotheksgut
Schimmel stellt in Archiven, Bibliotheken und sonstigen Kultureinrichtungen ein großes Problem dar. Er gehört zu den exogenen Schädigungen, welche, wenn keine dekontaminierenden Maßnahmen eingeleitet werden, zum unwiederbringlichen Verlust des Kulturgutes führen. Es sind an die 300 verschiedene Schimmelarten auf Archiv- und Bibliotheksgut nachgewiesen worden, am häufigsten sind dabei die Arten Penicillium sp. und Aspergillus sp. anzutreffen.1
1 Schimmelbefallene Akten
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Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Schimmelkontakt Die gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch die Benutzung schimmelbelasteter Objekte wurden bisher unterschätzt. Die verkapselten, nicht sichtbaren Sporen (Fortpflanzungszellen des Schimmelpilzes), aber auch alle Schimmelauswüchse (Myzel, Hyphen, Abbauprodukte), welche als aufliegendes Substrat oder durch vielfarbige Verfärbungen sicht-
bar werden, stellen, wenn sie von Benutzern eingeatmet oder berührt werden, einen gefährlichen Allergie- und Krankheitsauslöser dar. Nachfolgende Schädigungen können Asthmaerkrankungen oder Mykosen (toxische und allergische Atemwegs- und Hauterkrankungen) sein, die die Gesundheit der Benutzer und Mitarbeiter langwierig schädigen. Eine Studie, die in der Zeitschrift »Gefahrstoffe-Reinhaltung der Luft« veröffentlicht wurde2, bewies, dass bei Beschäftigten in Archiven und Bibliotheken gehäuft toxisch und allergisch bedingte Krankheitsbilder beobachtet werden konnten. Mikroorganismen bilden darüber hinaus Giftstoffe aus, welche diese vor ihren natürlichen Feinden schützen sollen. Ein positives Beispiel dafür ist die Verwendung in Antibiotika. Ungesteuert können diese Gifte beim Menschen jedoch als wirksame Nervengifte wirken. Einige dieser Stoffe sind neben der allergieauslösenden Wirkung auch krebserregend. Arbeitsschutz beim Handling von kontaminierten Beständen Es ist äußerst wichtig, einen aufgetretenen Schimmelbefall nicht zu verharmlosen, sondern dafür zu sorgen, dass kein ungeschützter Kontakt der Benutzer oder Mitarbeiter mit Schimmelpilzen stattfindet. Sichtbar schimmelbefallenes Material muss sofort vom restlichen Bestand separiert werden und staubdicht (luftdichte Verpackung in Plastiktüten könnte zur Bildung von Kondenswasser und einer Vervielfachung des Schimmelbefalls führen) verpackt in einem separaten Raum, in dem keine anderen Materialien lagern (Schwarzraum), eingelagert werden. Die Bearbeitung des Materials darf nur unter der Anwendung eines konsequenten
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Meier, Christina und Petersen, Karin: Schimmelpilze auf Pa-
pier, Tönning 2006, S. 6. 2
Grüner, Christel et alii: Belastung und Beanspruchung von
Beschäftigten in Archiven und Bibliotheken durch Schimmelpilze und Milben, in: Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft 9 (2006), S. 373–377.
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Foto: Charlotte Bretzendorfer ZFB
Mikroorganismen, welche sich in geringem Maße immer in der Umgebungsluft befinden, besiedeln bei entsprechenden Bedingungen organische Materialien wie Papier, Leim, Pappe, Leder und Pergament und verstoffwechseln diese durch Substrat abbauende Enzyme. Der Schimmel besteht aus einem Myzel, das zusammen mit den aufliegenden, oft schwarz oder gelblich verfärbten ausgeschiedenen Abbauprodukten auf der Oberfläche sichtbar ist und sich auch weiter im Objektinneren verzweigt hat. Das befallene Papier ist durch Verfärbungen sowie durch Schäden in der Papierstruktur erkennbar. Kontaminiertes Papier fühlt sich oft sehr porös und brüchig an. Schrift und somit Information werden zerstört, das Papier bis zum Totalverlust abgebaut und die historischen Quellen gehen verloren (Abb. 1). Die Hauptursachen von Schimmelbefall in Archiven und Bibliotheken sind neben einem ungeregelten und stark schwankenden Klima zumeist Havarien, wie Wassereinbrüche oder Überschwemmungen. Durch die dann erhöhten Feuchtigkeitswerte, einhergehend mit wenig Luftzirkulation in Magazinräumen und vor allem in den Sommermonaten erhöhten Temperaturen, können die in der Umgebungsluft enthaltenen Schimmelsporen schnell auskeimen. Hinzu stellt der durch die lange bewegungslose Lagerung entstandene Staub auf den Büchern und Akten beste Wachstumsbedingungen für Schimmelkulturen dar. Wenn nach einem Wassereintrag nicht schnell gehandelt wird, ist je nach Witterung innerhalb weniger Stunden bis Tage mit einem massiven Schimmelbefall der Materialien und einem exponentiellen Anstieg der Kosten des Originalerhalts zu rechnen.
Thema: Förderung von substanzerhalt
Förderung von substanzerhalt 2
Melanie Münchau
Ein polychrom glasierter Renaissance-Tondo aus der Werkstatt von Giovanni della Robbia
Schloss Rheydt in Mönchengladbach ist die einzige vollständig erhaltene Wasserschlossanlage der Renaissance im Rheinland. Es beherbergt in seinem Inneren als Städtisches Museum eine hochkarätige Sammlung zur Kunst und Kultur der Renaissance und des Barocks. Die architektonisch besonders herausragende Außenfassade zum Arkadenhof zeigt als wichtigstes dekoratives Gestaltungsmerkmal vier Tondi mit antiken Helden im Fruchtkranz. Nachdem das Museum im Jahr 2010 einen vergleichbaren Tondo aus der italienischen Renaissance-Werkstatt von della Robbia erwerben konnte, wurde das Objekt 2011 im Rahmen des Restaurierungsprogramms »Bildende Kunst« des Landes Nordrhein-Westfalen konserviert und restauriert.
Vipsanius Agrippa wird der Werkstatt von Giovanni della Robbia (1469 – 1529) zugeschrieben und entstammt damit der dritten und letzten Generation des berühmten florentiner Künstlerbetriebes (Abb. 1). Der Feldherr im Tondo Der im Tondo porträtierte römische Politiker und Feldherr Marcus Vipsanius Agrippa (64/63 v. Chr.– 12 v. Chr.) gehörte als Schwiegersohn von Kaiser Augustus in das engste Umfeld der kaiserlichen Familie. Als Gründungsvater des heutigen Köln spielt er in der Geschichte des Rheinlandes eine zentrale Rolle.2 Das polychrom glasierte Terrakottarelief besteht aus einem Medaillon mit dem als Hochrelief gearbeiteten Porträt des antiken Helden nach römischem Vorbild. Dieses wird von einem separat gearbeiteten, mehrfarbig glasierten Lorbeerkranz umrahmt. Das gesamte Objekt hat einen Durchmesser von 68,5 cm und eine maximale Höhe von 26 cm. Das Medaillon zeigt die della Robbia-spezifische Farbgebung: Vor kobaltblauem Hintergrund hebt sich das Porträt in opakem Weiß ab, lediglich die Augen und Brauen sind blau und manganviolett akzentuiert. Der dichte, im Uhrzeigersinn gewundene Blätterkranz ist mit weißen und blauen Blüten, Ähren, Trauben und Pinienzapfen durchsetzt. Er wird von einem schmiedeeisernen Reif eingefasst, an welchem sich an der Oberseite eine ebenfalls schmiedeeiserne Öse befindet (Abb. 2, Abb. 3).
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Die della Robbia – eine Florentiner Künstlerfamilie Die Verwendung von Wanddekorationen in Form von Tondi ist in der Renaissance häufig anzutreffen. Führend in der Herstellung bauplastischer Elemente zur Fassadendekoration war die von Luca della Robbia (um 1400 – 1481) gegründete Werkstatt in Florenz. Seine wesentliche Neuerung bestand um 1442 in der Erfindung der mit Bleizinnglasur überzogenen Terrakotta-Plastik, der terra invetriata, anstelle der bislang üblichen, jedoch we-
sentlich teureren Marmorarbeiten.1 Über nahezu hundert Jahre hinweg entstanden so auf höchstem, technischen und künstlerischen Niveau zahlreiche Arbeiten, die so genannten robbiane. Nicht nur kirchliche Auftraggeber, auch Adelsfamilien wie die Medici, Pazzi und Tournabuoni schmückten ihre Fassaden mit Skulpturen und Wandplastiken aus der della Robbia-Werkstatt, bis die Familie infolge der Pestepidemie im Jahr 1527 auseinanderbrach. Der auf 1523 datierte Tondo des Marcus 2/2014
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Fotos: Melanie Münchau
Der Tondo des Marcus Vipsanius Agrippa, der Werkstatt Giovanni della Robbia (1523) zugeschrieben, Zustand vor der Restaurierung
Werktechnische Beobachtungen Die Brennhaut der Scherben vom Außenkranz und separat davon gebranntem Innenteil weisen eine einheitliche, orangerote Farbigkeit auf. Beide Scherben zeigen sich im Bruch feinkörnig und porös, bei homogener Verarbeitung der Magerung. Um Schwund und Deformation beim Trocknen und Brennen zu minimieren wurde der massive Kranz in vier Einzelsegmenten gearbeitet und ge-
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fügt. Die auf diese Weise entstandenen Zwischenräume wurden auf der Vorderseite vor dem Glattbrand durch entsprechendes Überarbeiten und Angarnieren einzelner Blätter kaschiert. Die Rückseiten von Fruchtkranz und Kopf sind zum Teil hohl gearbeitet und mit Zwischenstegen versehen, um die Formstabilität zu gewährleisten (Abb. 2). Im Querbruch zu erkennende, oberflächenparallele Risse, Quetschfugen und Lufteinschlüsse in der keramischen Substanz stehen im Zusammenhang
2 Rückseitige Gesamtansicht des Tondos; Vorzustand 3 Oberseite mit schmiede eiserner Öse; Endzustand
Da sich Zinnoxid selbst bei hohen Temperaturen nicht im Glasurschmelzfluss auflöst, wird ein opaker Effekt der Glasur er-
zielt, welcher optisch dem von Marmor nahekommt; der in der Literatur häufig anzutreffende Begriff »Zinnglasur« ist jedoch angesichts des im Vergleich zum Bleigehalt geringen Anteils an Zinnoxid irreführend. 2
Während seiner zweiten Statthalterschaft in Gallien 20/19 v. Chr. siedelte er den rheinischen Stamm der Ubier auf die linke
Rheinseite um und gründete als ihre Haupstadt das Oppidum Ubiorum. Später wurde die Siedlung von Kaiser Claudius (10 v. Chr.–54 n. Chr.) zur Kolonie erhoben und zu Ehren seiner Frau, Agrippas Enkelin Agrippina (15–59 n. Chr.), in Colonia Claudia Ara Agrippinensium umbenannt, das heutige Köln.
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förderung von Substanzerhalt
förderung von Substanzerhalt
»Wir sind einmalig« – 25 Jahre Kulturstiftung der Länder Ein Gespräch mit der Generalsekretärin der Kulturstsiftung der Länder Isabel Pfeiffer-Poensgen über geglückte Ankäufe, Niederlagen und neue Restaurierungsförderungen
Ankäufe sind eine Seite der Arbeit... Ja, neben den Ankäufen beschäftigt sich die Kulturstiftung mit den großen kulturpolitischen Themen. Besonders hervorheben möchte ich das großartige Zusammenwirken mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann bei der Gründung der Arbeitsstelle für Provenienzforschung 2008. Dass es uns gelungen ist, Geld und Strukturen für diese überaus wichtige Arbeit zu organisieren, ist für mich ein Meilenstein in unserer Arbeit. Das zeigt ganz aktuell das Bemühen um die Aufklärung des Kunstfundes in München.
gen gesammelt und Netzwerke geknüpft. Oft werden wir von Museen, die einen Ankauf planen, sehr früh informiert und in die Verhandlungen einbezogen. Und umgekehrt sehen wir systematisch Auktionskataloge durch und fragen die Museen, ob sie ein aktuelles, angebotenes Auktionsstück, das ehemals in ihrem Haus war, ankaufen wollen. Wir sind den Museen auch bei Fragen der Finanzierung behilflich, denn wir können ja immer nur maximal ein Drittel fördern. Die anderen zwei Drittel müssen die Museen selbst aufbringen. So sind wir mit den Jahren auch zu Beratern geworden.
Gab es auch Niederlagen? Na klar gab es auch die.
Finanzkrisen und deren Nachwirkungen prägen unsere Zeit – Ist es heute schwieriger geworden, Förderer zu finden? Generell ja. Unser eigenes Geld kommt pünktlich von den Ländern, aber es ist nie erhöht worden. Das macht die Arbeit bei steigenden Tarifen für unsere eigenen Angestellten und bei steigenden Kunstmarktpreisen immer schwieriger. Das macht mir Sorgen. Dann gab es bei großen Unternehmen mit der Finanzkrise eine Revision des gesellschaftlichen Engagements. Deshalb ist es vor allem bei aktienbasierten Unternehmen sehr schwierig geworden, größere Summen für Ankäufe als Förderung zu bekommen.
Zählt dazu das nicht realisierte Zusammengehen mit der Kulturstiftung des Bundes? Das ist in meinen Augen keine Niederlage, sondern eine verpasste Chance. Wir sind genauso glücklich und energiegeladen in unserer Stiftung, aber es wäre eine sehr sinnvolle Sache gewesen eine große nationale Kulturstiftung zu gründen. Das war damals politisch nicht durchsetzbar. Niederlagen gibt es eher dann, wenn es nicht gelingt, wichtige Kunstwerke oder Autografen für Deutschland zu sichern.
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Wie haben sich die Aufgaben der Stiftung seit ihrer Gründung vor 25 Jahren verändert? Gegründet wurde die Kulturstiftung der Länder als Einkaufsgemeinschaft. Damals merkte man, dass es große bedeutende Werke gibt, deren Ankauf für ein einzelnes Bundesland zu teuer sind. Das war die Grundidee und der sind wir bis heute verpflichtet. Dann kamen Themen hinzu, wie beispielsweise die Provenienzforschung, die länderübergreifend und generell angepackt werden musste. Wir haben mit den Jahren viele Erfahrun2/2014
Foto: Deutsches Literaturarchiv Marbach
Die Kulturstiftung der Länder feierte Ende 2013 ihr 25-jähriges Bestehen. Sie sind seit 2004 Generalsekretärin. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Erfolge? Isabel Pfeiffer-Poensgen: Große Erfolge gibt es auf verschiedenen Ebenen. Gleich zu Beginn gelang die Rückführung des Quedlinburger Domschatzes aus Amerika. Das war der furiose Start der Kulturstiftung vor meiner Zeit. Für mich war der Ankauf der Beethoven-Handschriften zu den Diabelli-Variationen für das Bonner Beethovenhaus ein riesiger Erfolg. Das war eine Arbeit, die ich fast fünf Jahre begleitet habe. Aber am Ende hat es geklappt! Das sind nur zwei Beispiele für besondere Ankäufe.
Bildpostkarte von Franz Kafka an seine Schwester Ottla aus Paris vom 13. September1911 mit einem Gruß von Max Brod, Literaturarchiv Marbach und Bodleian Library, Oxford
Erwerbungsförderung: Kafka-Postkarten an seine Schwester Ottla für das Deutsche Literaturarchiv Marbach und die Bodleian Library, Oxford (2011)
Wer sind dann ihre Partner? Unsere wichtigsten Partner sind vor allem Stiftungen.
Foto: Oliver Helbig
Isabel Pfeiffer-Poensgen
Können Sie ein Beispiel nennen? Vor zwei Jahren wurde ein Stück der Originalschrift von Schillers »Ode an die Freude« versteigert. Das war so teuer, dass wir es nicht ersteigert haben – schließlich haben wir Verantwortung für das Steuergeld, das wir ausgeben. Es ist sicher schade, diese Handschrift nicht gekauft zu haben, weil es wenige Originalhandschriften von Schiller gibt und weil diese phantastisch in die Weimarer Sammlungen gepasst hätte. Doch die Erfahrung zeigt auch, dass vieles immer wieder auf den Markt kommt. Da muss man eben einen langen Atem haben.
Als wir die Fusion der Bundeskulturstiftung und der Kulturstiftung der Länder planten, beschlossen die beiden Stiftungen, anhand eines Projektes zu zeigen, wie gut sie zusammenarbeiten können. Da Restaurierungsetats in den Museen meist freie Etats sind, die zuerst gestrichen werden, haben wir uns für ein mehrteiliges Restaurierungsprojekt entschieden. Es gab sieben Millionen Euro für am Ende 26 ausgewählte Projekte aus allen Bereichen. Wir wollten damit gezielt darauf hinweisen, wie
Einige Bundesländer haben große finanzielle Probleme – Gab es in den 25 Jahren des Bestehens der Kulturstiftung je das Bestreben eines Bundeslandes, aus der Finanzierung der Kulturstiftung auszusteigen? Nein, glücklicherweise nicht. Es gab auch nie eine Diskussion darüber, dass ein Bundesland meinte, es würde zu wenig gefördert werden. Da gibt es wirklich eine große Solidarität. Außerdem arbeiten wir mit totaler Transparenz: Jedes Bundesland bekommt jedes Jahr die fortgeschriebene Aufstellung dessen, was es gezahlt hat und was gefördert wurde. Letztendlich entscheiden die Länder ja sowieso gemeinsam im Stiftungsrat über die großen Ankäufe. Die Kulturstiftung förderte eine Zeit lang gezielt Restaurierungsprojekte. Doch das Programm zur Restaurierungsförderung, KUR genannt, wurde 2007 begonnen und 2011 beendet. Warum? 2/2014
» Ein Aufschrei ging durchs Land, als Kafkas Briefpostkarten an seine Lieblingsschwester Ottla drohten, durch eine Auktion zerteilt zu werden und sie damit möglicherweise in internationalen Privatsammlungen verschwunden wären. Es galt, diesen geschriebenen Schatz für die Öffentlichkeit zu bewahren. Glücklicherweise konnte ich die Erben Ottlas, deren Familie im Nationalsozialismus ein schweres Schicksal erlitt, bei einem Besuch in Paris dafür gewinnen, Kafkas Handschriften ans Marbacher Literaturarchiv und an die Oxforder Bodleian Library zu geben. Dieser einmalige, gemeinsame Ankauf über Ländergrenzen hinweg hat für mich, neben der Freude über die gelungene Rettung in letzter Sekunde, auch Modellcharakter für die Zukunft. Isabel Pfeiffer-Poensgen
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Thema: Kölner Kunst des Mittelalters
Restauratorenausbildung - Abschluss zum staatlich geprüften Restaurator Fachbereiche: Möbel Holzobjekte Skulpturen - Auch mit mittlerer Reife
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Dietmar Krauthäuser
Tag der offenen Tür am 5. April 2014
Untersuchung der Architekturpolychromie des Kölner Domchores
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Der vorliegende Text baut auf den Ergebnissen einer bisher unpublizierten Diplomarbeit auf, die vom Autor unter dem Titel »Die mittelalterliche Architekturpolychromie des Kölner Domchores« am Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft der Fachhochschule Köln in der Studienrichtung Wandmalerei und Steinobjekte vorgelegt wurde. Die Arbeit enthält die Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes anhand einer ausführlichen Quellen- und Archivrecherche.
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Grundlage der Untersuchung zur Architekturpolychromie waren einige Befunde zur mittelalterlichen Raumfassung, die von dem Restaurator Georg Maul in Köln seit den 1980er Jahren gesammelt und dokumentiert wurden. Die Auswahl der untersuchten Bereiche vor Ort richtete sich nach den baulichen Begebenheiten. Es wurde überwiegend die Architektur im Chorerdgeschoss, die ohne Gerüst erreichbar war, bearbeitet.
1 Köln, Dom, Binnenchor, Gesamtaufnahme
Fotos: (1) Dombauhütte Köln, Matz und Schenk; (2) Dombauarchiv Köln
Untersuchungsmethoden Die Arbeiten basierten auf optischen Methoden, neben der Beobachtung der Architekturflächen im Auf- und Streiflicht war die Untersuchung der Steinoberflächen durch die Anregung von UV-Fluoreszenz ein wichtiger Bestandteil der durchgeführten Arbeiten. Die Anregung durch UV-Strahlen im Bereich der Wellenlänge 315– 380 nm ruft vor allem bei organischen Materialien ein Eigenleuchten (Fluoreszenz) hervor, das bei entsprechender Dunkelheit beobachtet und fotografiert werden kann. Auf diese Weise können in günstigen Fällen bei Tageslicht unsichtbare Darstellungen anhand von fluoreszierenden Bindemittelresten sichtbar gemacht werden. So ist beispielsweise die vermutlich mittelalterliche Bemalung des Pfeilerkerns E11 mit floraler Ornamentik nur unter Anregung von UV-Fluoreszenz erkennbar (Abb. 3, 4).
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2 Köln, Dom, Grundriss
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Baugeschichte Der Domchor wurde bereits im Mittelalter als einziger Bauteil der Kathedrale in seiner vollen Höhe vollendet. Schon einige Jahre vor der Chorweihe 1322, zwischen 1260 und 1270, wurden die Kapellen des Chorerdgeschosses in Gebrauch genommen und erstmalig mit Wandgemälden ausgestattet. Um die Chorkapellen vor dem Baustellenbetrieb und offener Bewitterung zu schützen, wurden die Arkaden zum Binnenchor und die offenen Enden der Querhäuser zugemauert. Der Binnenchor wurde mit der Einwölbung um 1300 vollendet1. Anstelle der zurückgebauten Abmauerungen zwischen den Arkadenbögen wurden die heute vorhandenen Chorschranken eingefügt. Die – wie die Bündelpfeiler – aus Drachenfels-Trachyt Werksteinen gemauerten Schranken laufen stumpf gegen die angrenzenden Pfeiler. Im Chorabschluss befanden sich ursprünglich durchbrochen gemauerte
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Lauer, Rolf: Zur Geschichte des Kölner Dombaus, in: Kölner Dom. Menschen – En-
gel – Ungeheuer, Heidelberg 1998, S. 6 –11.
2/2014 2/2014
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Zeitschrift für Restaurierung, Denkmalpflege und Museumstechnik
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