Forum für Restauratoren, Konservatoren und Denkmalpfleger
RESTAURIERUNG VON PRUNKSÄRGEN LO STATO DELL’ARTE IN ITALIEN LEITFADEN FÜR INTEGRIERTE SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNG RÜCKBLICK: MESSE »SALONE DEL RESTAURO« KONSERVIERUNG MITTELALTERLICHER GLASMALEREI WANDMALEREIEN IN RÜDESHEIM DREIDIMENSIONALE VERMESSUNGSTECHNIKEN INTERVIEW ZUR DEKONTAMIENIERUNG LASER BASED SYSTEM FOR IN-SITU CLEANING
www.restauro.de
5 Juli/August 2010
INHALT
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Wandmalerei-Projekt
308
Das InART-Projekt: Technologien für Gemälde
Dreidimensionale Vermessungstechniken
Foto/© P. J. Morais
RESTAURO AKTUELL 275 278 279 282 285 288
Foto/© Christine Kenner, Wiesbaden
317
Foto/©Anke Schanz
Neuigkeiten aus Italien
Foto/© DomenicoVentura.com
282
Editorial Werkstätten und Institute Blickpunkt Internationale Meldungen Forschung Unterwegs
293 298 301 302 304 306
Ausstellungen Rezensionen Lesezeichen Nachgefragt Berufsfragen Firmen + Produkte
RESTAURO THEMEN
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Markus Kleine Berührungslose Bestandsaufnahme Dreidimensionale Vermessungstechniken im Dienst der Glasrestaurierung
320
Falko Bornschein, Manfred Torge, Rainer Drewello, Paul Bellendorf, Nils Wetter, Nicole Sterzing und Oliver Hahn »Konservierung mittelalterlicher Glasmalerei im Kontext spezieller materieller und umweltbedingter Gegebenheiten« Ein Projekt der Kulturstiftung des Bundes
326
Georg Haber und Mandy Reimann Fürstengruft Dom zu Merseburg Restaurierung der Prunksarkophage
332
Pascal Querner und Michaela Morelli Integrierte Schädlingsbekämpfung Ein Leitfaden für eine Einführung bzw. Umstellung auf IPM
Branchentreff in Stuttgart
Foto/© Alexandra Michelmann
291
308
Paulo J. Morais, M. J. Barata, Helena Gouveia, Ileana Apostol, José António Ramos, Estrella Fernandez, Roberto Ocaña, Roberta Galli The InART project: an overview Innovative Laser Based System and Technologies for In-situ Cleaning of Painting Artworks
Arbeitsschutz
RESTAURO RUBRIKEN 334 334
276
Autoren Termine
338 338
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INHALT Konservierung mittelalterlicher Glasmalerei
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Restaurierung von Prunksärgen in Merseburg
Foto/© Fa. Haber & Brandner GmbH
Foto/© Nicole Sterzing, Seeberg
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Titelbild Vorbereitung von Testfeldern für das InART-Projekt. Foto/© Nicola Restauri
Die in RESTAURO veröffentlichten Ansichten der Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Bildnachweis: Soweit nicht anders angegeben, stammen die Abbildungen von den Autoren.
Forum für Restauratoren, Konservatoren und Denkmalpfleger 116. Jahrgang
5/2010
Für die Zukunft gestalten.
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INTERNATIONALE MELDUNGEN Italien – »Lo stato dell’ arte« Internationale Pressemeldungen zu Konservierung, Restaurierung, Denkmalpflege und Welterbe RESTAURO beginnt hiermit mit einer neuen Serie, die künftig aktuelle Nachrichten aus dem Ausland zu Themen wie Konservierung, Restaurierung, Denkmalpflege und Welterbe in loser Folge überblickend zusammenfasst. Dieser Ansatz erscheint uns in einer Zeit rapide zunehmender Internationalisierung auf allen gesellschaftlichen Feldern quasi überfällig. Die Informationen sollen schwerpunkartig aus zurzeit aktuellen Themen herausgegriffen werden, sie können durchaus relativierend zu unserer hiesigen gegenwärtigen Lage stehen und helfen, auch unseren »Stand der Dinge« (lo stato dell’ arte) neu einzuschätzen und zu verstehen. Am Anfang steht Italien mit einem thematisch zusammengefassten Überblick aus Pressemeldungen namhafter italienischer Zeitungen zu aktuellen Themen des zurückliegenden knappen halben Jahres. Der Überblick bleibt ohne Anspruch auf Vollständigkeit, dafür ist die Nachrichtenlage dort auch zu unserem Themenkomplex zumal in diesen »bewegten Zeiten« sehr weit gefächert und komplex. Viel ist dort in Bewegung.1
1 Das Pantheon vor der Privatisierung? 2 Einsturzgefährdet: Santa Maria Assunta auf Torcello/Venedig. 3 Venedig, Ca’ Rezzonico: Replay bewirbt seine Liebe zur Kunst »Replay Loves Arts«.
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Privatisierung? Steht das Pantheon vor der Privatisierung? – Noch nicht ganz. Bezeichnend für den gegenwärtigen »stato dell’ arte« in Italien sind die Vorkommnisse im Pantheon am 28. Februar. Unmittelbar nach Ende eines Nachmittagskonzertes schlossen die Wärter um 17.00 Uhr ab, obwohl die reguläre Öffnungszeit noch bis 18.00 Uhr reichte. Offensichtlich mangelnde Organisation vonseiten der zuständigen Denkmalbehörde, aber vor allem auch gewerkschaftlich bestimmte Zwänge, so die politisch interessierte Unterstellung, waren Schuld an diesem Debakel. Nach Meinung von Kultur-/Kunstminister Sandro Bondi sollten Denkmäler und Museen zukünftig privaten Trägern und die Betreuung dem kulturell gebildeten Präkariat überlassen werden. Sogleich würden dann Skandale dieser Art der Vergangenheit angehören. Damit scheint der Weg vorgezeichnet.
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Foto/© Berthold Werner, wikipedia.org
Denkmalämter vor dem Kollaps Auch Italiens Kunst- und Kulturlandschaft wird ordentlich durchgeschüttelt. Die Krise greift allenthalben aufgrund unaufhörlich abnehmender Finanzierungsgrundlagen um sich; die Finanzierbarkeit des Verwaltungsapparats hat rapide abgenommen. Und das alles ist wohl nur der Vorgeschmack auf die auch dort gerade am 26. Mai per Gesetz angekündigten Sparmaßnahmen, deren denkmalpolitische Tragweite aufgrund fehlender Konkretisierungen noch gar nicht überschaubar ist. Die zentralstaatlich geführten »Soprintendenze« werden seit Jahren finanziell systematisch »entkernt«. So mussten Budgetkürzungen von bis zu 50 % hingenommen werden. Stellenvakanzen grassieren. Unbesetzte Führungspositionen mussten zeitweise schon durch regionübergreifende Doppelbesetzungen kompensiert werden wie z. B. für Friaul und Verona. Zunehmend bleiben leitende Stellen auch in wirklich bedeutenden Denkmallandschaften unbesetzt (Mantova, Siena, Turin, Parma, Lucca, Pisa). Staatliche Stellenausschreibungen werden verschleppt oder gar revidiert. So sieht die Finanzausstattung des nationalen Kunst-/Kultusministeriums für den Zeitraum 2009 bis 2011 Ausgabenkürzungen von ca. 1,4 Milliarden vor. Allein für den Denkmalunterhalt standen 2005 noch 335 Millionen zur Verfügung, 2009 waren es 179 Millionen Euro. Das Durchschnittsalter der im Kunst- und Denkmalbereich leitend Tätigen liegt noch bei 52 Jahren, zwischen 2011 und 2015 werden dann alle um 1980 eingestellten Beamten in Pension gehen oder gehen müssen, denn nach 40 Jahren Beiträgen ist Schluss. Auch für große Namen der italienischen Denkmalpflege wie z. B. Adriano La Regina und Pietro Giovanni Guzzo wird staatlicherseits Schluss gemacht, obwohl sie durchaus noch weitere zwei Jahre anhängen könnten. Eine stilbildende Generation von leitenden Denkmalpflegern lässt sich so wegrationalisieren. Auch werden vonseiten der Beamten vor dem neu drohenden Sparpaket noch mögliche Liquidationen natürlich gern mitgenommen. Ein Teufelskreis!
Föderalismusreform Ein großes Thema, das das Kulturerbe und den Denkmälerbestand in Italien auch direkt betreffen wird, ist der gerade verabschiedete erste Schritt der Föderalismusreform (decr. leg. att. 42/2009). Sie sieht die Übergabe von Staatsbesitz an die Regionen und Kommunen vor. Dazu gehören ca. 19 000 Immobilien, d. h. 9 000 Gebäude und 9 800 Grundstücke wie Kasernen, Seen, Flüsse
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INTERNATIONALE MELDUNGEN
Torcello Im Reigen der alltäglichen Hiobsbotschaften bekommt der jetzt erkannte dramatische Zustand der Basilika Santa Maria Assunta auf der Insel Torcello bei Venedig neue traurige Bedeutung. Der Turm wurde gerade erneut geschlossen aufgrund akuter Einsturzgefahr, die Mosaiken der Fassade sind bedroht, ebenso wie Torcellos Santa Fosca, die unübersehbare Risse und akuten Wassereintritt zeitigt. Staatliche Zuschüsse liegen auf Eis, akut helfen können nur noch private Sponsoren, so zumindest der Wunsch des zuständigen Patriarchen.
Foto/© Michael Johanning, wikipedia.org
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Sponsoring Vor diesem Hintergrund stehen dann Meldungen, auch hier wieder exemplarisch Venedig betreffend, über gelungenes Sponsoring in neuem Licht. So setzt sich die Stiftung Fondazione Buziol (www.fondazioneclaudiobuziol.org) seit Jahren für verantwortungsvolle, aber staatlich geleitete Restaurierungen in Venedig ein. Diesmal zeigte die Fassade der Ca’ Rezzonico während der Arbeiten großflächige Werbebanner mit Reproduktionen des im Innern ausgestellten modernen Sammlungsbestands. Nur eine von zunehmend intelligent umgesetzten Ideen. Ostern öffnete sich die Baustelle, die Gerüste waren für Interessierte zugänglich. Und auch der berühmt kritischaufgeschlossene Bürgermeister Massimo Cacciari war natürlich voll des Lobes. Noch vor zehn Jahren ahnte niemand, wie sehr sich privates Sponsoring, intelligent eingesetzt, zum Wohle der Lagune entwickeln könnte, so Cacciari. In Italien steht aber auch die Getty-Stiftung namhaft im Vordergrund. So sponsort Getty seit 2007 die Voruntersuchungen von Probefeldern in der Peruzzi- und Bardi-Kapelle von Santa Croce in Florenz (s. u.). Zum andern ist die Restaurierung des seit der Flutkatastrophe 1966 nur notgesicherten Abendmahls von Vasari jetzt gerade perfekt gemacht worden. Neben staatlichen Zuschüssen wird Getty 300 000 beisteuern, dass das Hauptwerk 2016 zum 50. Jahrestag der Flutkatastrophe wieder im Santa Croce-Museum Aufstellung finden kann. Interessant ist Gettys Auflage, unter Federführung des Florentiner Opificio delle Pietre Dure Restauratoren, auch der Londoner National Gallery, des Metropolitan Museum New York und des Budapester Nationalmuseums, auszubilden. (Das OPD ist eine der zwei bedeutendsten nationalen Restaurierungsinstanzen neben dem ISCR/Istituto Superiore per la Conservazione e il Restauro, Rom; s. u.). Bezüglich der Rückgabe des 1964 vor Fano aufgefischten Bronzeathleten von Lysipp bleibt der Getty-Trust aber hart. Das Stück wurde über dunkle Kanäle vom Getty-Trust käuflich erworben und erstmals 1974 ausgestellt, trotz 1970 auch von
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Das Arsenal in Venedig So wurde ganz exemplarisch kurz vor dieser Förderalismusreform durch das Verteidigungsministerium versucht, direkt noch schnell staatlich Kasse zu machen. Dabei geht es u. a. darum, den bedeutenden Kasernenbestand Venedigs mit dem Arsenal zwar im staatlichen Demanialbesitz zu belassen, aber eigenständig »touristischen Zwecken« zuzuführen mit Umnutzung z. B. zu einem Freizeit-/Hotelresort. Ganz offensichtlich eine absolute Verkennung der kulturgeschichtlichen Bedeutung des Arsenals für Venedig und das Welterbe.
3 Foto/© Jean Sebastien Lallemand, Fondazione Claudio Buziol
und Meeresabschnitte in einem aktuellen Gesamtwert von ca. 3,2 Mrd. In jeder Beziehung national bedeutendes Eigentum verbleibt beim Staat (u. a. Pantheon, Kolosseum, Po, Lago di Garda, Lago Maggiore etc). Zwar sind die umfangreichen Details auch hier noch nicht bekannt, jedoch wird die Liste der infrage kommenden Besitztümer durchaus auch regional und kommunal bedeutenden Denkmalbestand umfassen. Natürlich geht es um eine große gesamtstaatliche Entschuldungsaktion der Länder, Kommunen und des Staates selbst. So ließe sich der Besitz umgehend privatisieren und/oder aber Länder und Kommunen kaufen. Die immanenten Gefahren für das Kunst- und Kulturerbe Italiens werden schnell klar, als durchaus die neuen Träger versucht sein werden (müssen), zumindest »mittelwertigen« Denkmalbestand unmittelbar zu verwerten.
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THEMEN The laser based cleaning system was developed bearing in mind the needs of the restorers. The system comprises three major elements: a robot system (comprising the robotic manipulator, the optical laser delivery system and the scanning-head), a laser power source, and a control cabinet (which includes a user interface). Figures 8 and 9 show an overview of the developed system. The prototype has a default working area of approximately 1 m2. However, the possibility to move it allows higher areas to be analysed and cleaned. The scanning-head showed in the next figure is the moving device controlled by the end-user that holds the necessary instrumentation to deliver the laser radiation to the artwork. It also includes a set of monitoring cameras, illumination and other auxiliary tools. The system can deliver the laser radiation with an accuracy of 0.1 mm in one of three different interchangeable wavelengths (1064, 532 and 355 nm). Up to 1.10 J can be delivered by the laser device in the infrared region with a pulse length of 6 ns and repetition rates less or equal to 10 Hz. A set of cameras that cover the spectrum from 320 nm to 1000 nm were integrated in the prototype allowing the user to perform multispectral digital imaging of artworks and colorimetric measurements. The multiple available imaging modes can provide valuable information not visible with the naked eye. Multispectral imaging can be applied to different purposes as to visualise the condition of the paintings, reveal previous restoration work, view under drawings, analyse colour differences or identify pigments. In the infrared region pigments and varnishes usually become transparent (depending on their chemical composition) allowing the visualisation of subsequent layers and hidden features if present. A few examples can be seen in figure 10 a–e. A high-resolution laser-induced breakdown spectrometer (LIBS) capable of doing real-time analysis and qualitative measurement of chemical trace el-
ements is available. The identification of materials is possible using correlation techniques in combination with a spectral library. The three linear axis robotic system are used to position accurately all these equipments. The prototype is controlled by an integrated interface based on user friendly software to perform the available operations (laser cleaning, LIBS, colorimetry, live colour monitoring, multispectral analysis, database management). The user interface is also used to start the treatment of a new work, to review or continue a previously started work, manage the materials and work references databases, search for specific data within the databases and access a set of utility tools (for example, the software provides a tool to help the user to correctly position the artwork in front of the system). Conclusions Mural and easel paintings have polychrome surfaces and many of them an extremely complex structure with several composed layers. Cleaning such complex surfaces is a very delicate task because of the often bad conservation conditions. The InART system, based on laser technology, can be used in-situ for the cleaning of artworks and is supported by diagnosis and control tools for monitoring in real time the cleaning process, allowing human intervention through remote control of the system. Together with the databases that can serve as guidelines and orientation for new cases, the system can provide the restorers with a complementary tool that can be integrated in the normal restoration workshops. The results obtained in the project are intended as a valuable contribution for making laser technology standard in the restoration of painted art objects in the future. Acknowledgements InART has received funding from the European Community’s Sixth Framework Programme (FP6) under project number COOP-CT-2005-017861.
Zusammenfassung Das InART Projekt: Ein Überblick Innovatives Lasersystem und Technologien für die In-situ-Reinigung von Gemälden Dieser Aufsatz gibt einen Überblick über die Arbeit von InART, einem kooperativen, von der EU unterstützten Forschungsprojekt (6th Framework Programme) namens »Innovative Laser Based System and Technologies for Insitu Cleaning of Painting Artworks«. Zwei Hauptgesichtspunkte stehen im Fokus: Zum einen der speziell für die in-situ-Reinigung von Tafel- und Wandgemälden entwickelte Laser-Prototyp, der auch eine Überprüfung der Reinigungsergebnisse in Echtzeit ermöglicht, und zum anderen eine Studie zur Definition der prinzipiellen Randbedingungen für die Laserbehandlung an einer großen Bandbreite künstlerischer Materialien und bestimmter Restaurierungsprobleme.
Keywords: Laser, Reinigung, Gemälde, Pigmente, Bindemittel, Firnisse
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THEMEN Markus Kleine
Berührungslose Bestandsaufnahme Dreidimensionale Vermessungstechniken im Dienst der Glasrestaurierung
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1 Bearbeitung und »Matchen« der Einzelscanns zu einem Gesamtbild am Computer. 2 Virtueller Versuch der Rekonstruktion der Binnenzeichnung am »Mosesfenster« aus der Basilika St. Jakob in Straubing.
Untersuchung mit dem 3D-Weißlichtstreifenverfahren Als Methode kam die berührungslose 3D-WeißlichtStreifenprojektion in Betracht, mit der die Topografie von Oberflächen verzerrungsfrei aufgenommen wird und die Geometriedaten bei schwarzlotbasierten Glasmalereien trotz ihrer Farbneutralität eine hohe Aussagekraft besitzen. Das Messverfahren des Scanners beruht auf der Auswertung paralleler Lichtstreifen, die mit einer weißen Glühlampe auf die zu messende Oberfläche projiziert werden.4 Die Streifenabfolgen werden systematisch gedreht und gekippt, um den sogenannten Moiré-Effekt zu generieren. Ein in einem definierten Abstand und Winkel positionierter CCD-Chip nimmt das durch die Dreidimensionalität der Oberfläche verzerrte Streifenmuster auf, anschließend werden mithilfe trigonometrischer Verfahren die Raumkoordinaten von Einzelpunkten auf den projizierten Linien berechnet und ein virtuelles Modell des realen Objekts als Punktewolke erstellt. Die Punkte haben dabei einen Abstand von 0,125 mm, die Genauigkeit liegt in der Größenord-
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Foto/© Markus Kleine
Einleitung Ein besonderes, in der Glasrestaurierung immer häufiger auftretendes Phänomen ist der über Jahre verlaufende Verlust der Lotmalerei. Das 2005 durch seine Zuschreibung zum Renaissancekünstler Albrecht Dürer bekannt gewordene »Mosesfenster« aus der Basilika St. Jakob in Straubing wies genau diese Schäden in enormen Umfang auf, als seine Restaurierung in Auftrag gegeben wurde. Eine besonders starke Verrußung und die besagten Lotschäden hatten dazu geführt, dass der eigentliche Entwerfer dieser monumentalen Glasmalerei über all die Jahre verborgen geblieben ist. Der Vergleich des Zustandes mit Fotografien aus dem Jahre 19451 und um 19102 zeigten einen deutlich ansteigenden Verlust an Malerei, der ein sofortiges Handeln unabdingbar machte. Zur nachhaltigen Sicherung und Konservierung fiel die Entscheidung für den Einbau einer Schutzverglasung, die künftig die historische Glasmalerei sowohl vor Einflüssen von außen als auch vor für die Malerei gefährlichen Schwitzwasser von der Innenseite schützen soll. Nach der Reinigung und Sicherung der historischen Substanz folgte die ernüchternde Erkenntnis, dass große Teile der originalen Malerei durch Kondenswasser bereits so stark hydrolytisch zersetzt waren, dass große Flächen der originalen Farbschichten bereits verloren waren. Um das gesamte Schadensausmaß bestimmen zu können, wurde in Zusammenarbeit mit der Universität Bamberg ein für die Glasrestaurierung neues Verfahren zur Oberflächendokumentation erprobt.3 Das wichtigste Kriterium für die Wahl der Dokumentationsmethode war die Nutzbarkeit der Unterlagen für ein künftiges Schadensmonitoring.
Der Diplom-Designer Markus Kleine hat von 1998 bis 2002 an der HAWK Hildesheim/ Holzminden/Göttingen den Studiengang »historisches Kulturgut« mit Schwerpunktbereich Denkmalpflege belegt. Zuvor war er als Glas- und Porzellanmaler in der Abteilung für Glasrestaurierung und Denkmalpflege der Glasmalerei Peters GmbH Paderborn tätig. Seit 2002 ist er Leiter der Abteilung Glasrestaurierung der Glasmalerei Peters GmbH.
Foto/© Markus Kleine
Ein für die Glasmalerei neues Verfahren zur Oberflächendokumentation, die Weißlichtstreifenprojektion, ist am »Mosesfenster« der Basilika St. Jakob in Straubing erprobt worden. Dieses ermöglichte die genaue Bestimmung und Dokumentation des Schadensausmaßes. Das Verfahren und seine exemplarische Anwendung sind nachfolgend beschrieben.
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THEMEN Falko Bornschein, Manfred Torge, Rainer Drewello, Paul Bellendorf, Nils Wetter, Nicole Sterzing und Oliver Hahn
»Konservierung mittelalterlicher Glasmalerei im Kontext spezieller materieller und umweltbedingter Gegebenheiten« Ein Projekt der Kulturstiftung des Bundes
Verschiedene Fragestellungen zum mittelalterlichen Glasmalereibestand des Erfurter Doms galt es in einem kürzlich beendeten Forschungsprojekt zu beantworten. Hierbei stellte das Projekt nicht nur restauratorisch-konservatorische Probleme in den Mittelpunkt, sondern bezog auch die Untersuchung der Schadursachen, den Schadverlauf und die Problemstellung der Nachsorge mit ein. Die Autoren waren im Auftrag verschiedener Einrichtungen, die das Projekt in Zusammenarbeit durchführten, am Projekt beteiligt.1 Dr. Falko Bornschein ist Kunstgutbeauftragter des Bistums Erfurt und Projektkoordinator des beschriebenen Projektes. Dr. Manfred Torge ist Projektleiter in der AG »Umwelteinflüsse und Schädigungsmechanismen« der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), die als naturwissen-
1 Eustachiusfenster, Feld n VI, 16c mit Zaponlackschäden (Zustand: 1932).
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Foto/© Bildarchiv Foto Marburg
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schaftliche Forschungseinrichtung die Maßnahmen begleitete. Dr. Rainer Drewello ist Professor für Restaurierungswissenschaften am Institut für Archäologie, Bauforschung und Denkmalpflege der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Dr. Paul Bellendorf ist Leiter der Außenstelle Kulturgüterschutz und Umweltmonitoring Bronnbach des Fraunhofer-Instituts für Silicatforschung Würzburg. Nils Wetter ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Archäologie, Bauforschung und Denkmalpflege, Fachbereich Restaurierungswissenschaften an der der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Dipl.-Ing. Oliver Hahn ist Geschäftsführer des Ingenieurbüros für Bauwerkserhaltung Weimar GmbH. Nicole Sterzing ist freiberufliche Diplom-Restauratorin (FH) für Glasmalerei und Glasfenster.
Das am 30. April 2010 beendete zweijährige Forschungsprojekt »Konservierung mittelalterlicher Glasmalerei im Kontext spezieller materieller und umweltbedingter Gegebenheiten« widmete sich speziellen Fragestellungen am mittelalterlichen Glasmalereibestand des Erfurter Domes. Es wurde von der Kulturstiftung des Bundes (Halle/Saale) gefördert und in Zusammenarbeit verschiedener Einrichtungen durchgeführt.2 Das in die aktuelle Restaurierung und Konservierung des Bonifatiusfensters (nord VII) und des Helenafensters (nord VIII) im Chor des Erfurter Domes aus der Zeit um 1410/20 eingebundene Projekt beinhaltete drei Arbeitsschwerpunkte: 1. Ein erster beschäftigte sich mit einer speziellen Restaurierungsproblematik an den Fenstern n IV– VIII des Erfurter Domchores. Die Glasmalereien wurden im Rahmen einer umfassenden Bearbeitung in den Jahren 1909–11 durch die Werkstatt Linnemann (Frankfurt/M.) innenseitig flächig mit Zaponlack überzogen. Einerseits sollte das neue, vielversprechende synthetische Material der Sicherung der von Linnemann vorgenommenen Kaltretuschen dienen, zum anderen war es offensichtlich auch zum Ausgleich großer Helligkeitsunter-
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THEMEN 2a
Foto: Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung Berlin
Grafik: Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung Berlin
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schiede aufgebracht worden.3 Spätestens in den frühen 1930er-Jahren zeigte der flächige Überzug bereits Schäden unterschiedlichen Ausmaßes. Neben zahlreichen Aufbrüchen in der Schicht waren an vielen Stellen großflächige Ablösungen zu beobachten (Abb. 1). Letzteres war nicht nur mit einem Verlust an Kaltretuschen, sondern auch an originaler Malerei verbunden. Lösungsansätze für das daraus resultierende konservatorische Problem des weiterhin drohenden Substanzverlustes wurden durch Richard Jacobi (Dörner-Institut München) und Josef Oberländer (Akademie der bildenden Künste München) bereits im Jahre 1941 erarbeitet. Aus mehreren Gründen kamen sie jedoch nicht zur Anwendung.4 Mitte der 1980er-Jahre folgten weitere Untersuchungen zu Möglichkeiten der Zaponlackabnahme bzw. -ausdünnung durch Dr. Wolfgang Müller von der Berliner Akademie der Wissenschaften.5 Parallel zu den theoretischen Bemühungen um die Lösung der Zaponlackproblematik kam es im Zuge entsprechender Restaurierungen in den zurückliegenden 100 Jahren in unterschiedlichem Ausmaß zu einer sukzessiven Abnahme der Zaponlackauflagen. Wohl unter Zuhilfenahme mechanischer Mittel beseitigten Franz Weitzel (Coburg) 1940/41 und Franz Breitenstein bzw. Willi Dölle (Erfurt) bereits größere Bereiche des sich ablösenden Überzugs. Gleiches gilt für einzelne Felder des Bestandes, die im 3. Viertel des 20. Jahrhunderts nochmals unter Heinz Hajna (Erfurt) behandelt wurden. Während der Schwarzlotsicherung der Nordseitenfenster in den Jahren zwischen 1984 und 1990 sind Zaponlackreste im Falle darunter liegender loser Malschichtpartien auf der Basis von Bienen- und Carnaubawachs (in der Regel 50:50 in Testbenzin) mitgesichert worden. Eine Abnahme (mit Pinzette) erfolgte nur dort, wo ein Verlust an Schwarzlotmalerei nicht zu befürchten war.6 Im Projekt der Kulturstiftung galt es zu untersuchen, welches Gefährdungspotenzial die noch vorhandenen Zaponlackfragmente aktuell darstellen und wie mit diesen Partien im Einzelnen zu verfahren ist. Dies betraf sowohl die wenigen noch freiliegenden Reste als auch das in die Wachsapplikationen eingebundene Material.
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2. Ein zweiter Untersuchungskomplex beschäftigte sich mit dem Verhältnis von Umwelteinflüssen, klimatischen Faktoren und früheren restauratorischen Eingriffen als Ursachen für heutige Glasmalereischäden bzw. für die Dynamik von Schadensverläufen. Dabei wurden einzelne Felder untersucht, die zu unterschiedlichen Zeiten aus dem Domchor an andere Orte gelangten, wo sie abweichenden Umweltbedingungen und restauratorischen Eingriffen ausgesetzt waren. Sie befinden sich heute in verschiedenen Museen in Darmstadt, München, London und New York bzw. im Depot der Erfurter Glaswerkstatt.7
2 a+b Elektronenmikroskopische Aufnahme (ESEM) einer Materialprobe und Elementanalyse (EDX).
3. In einem dritten Schwerpunkt wurden schließlich die Möglichkeiten der Bewertung von Oberflächenveränderungen auf der Basis eines 3DStreifenprojektionsverfahrens zu Monitoringzwecken untersucht. Ausgangspunkt war die Problematik einer unzureichenden Quantifizierbarkeit von Korrosionsfortschritt wie auch eine mangelnde Erkennbarkeit von sich lockernden Wachspartien der Schwarzlotsicherung. Gegenüber den bisher als Vergleich im Vorzustand dienenden Fotografien bzw. der grafischen Dokumentation erschien die Beurteilung bestimmter Prozesse auf der Oberfläche der Glasmalereien durch eine Abtastung des Reliefs ein vielversprechender Ansatz, um einerseits Veränderungen selbstständig auffinden zu können und andererseits einen höheren Grad an Objektivität und Präzision in der Beurteilung zu gewährleisten. Mit den drei genannten Schwerpunkten beschränkte sich der Fokus des Projektes nicht nur auf ein konkretes aktuelles restauratorisch-konservatorisches Problem, sondern bezog mit der Suche nach Schadenursachen und Verlaufsformen auch vergangene Entwicklungen mit ein, um über die Problemstellung der Nachsorge gleichzeitig den Blick in die Zukunft zu richten. Naturwissenschaftliche Untersuchungen Die analytischen Untersuchungen von Oberflächenbelägen auf Glassegmenten des Bonifatiusfensters n VII und des Helenafensters n VIII wur-
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THEMEN Georg Haber und Mandy Reimann
Fürstengruft Dom zu Merseburg Restaurierung der Prunksarkophage
1 Särge der hexagonalen Bauform, im Foto links: Sarg Herzog Christian I. (*1615–†1691), rechts: Sarg seiner Gemahlin Christiane (*1634–†1701) im Vorzustand. 2 Sarg des Herzogs Heinrich (*1661–†1738) im Vorzustand.
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Derzeit werden in der Berliner Werkstatt der Firma Haber & Brandner GmbH die Sarkophage der Merseburger Fürstengruft restauriert. Hierbei handelt es sich um 35 prunkvolle Zinnsarkophage aus der Zeit um 1700, in denen die Gebeine der Herzöge von SachsenMerseburg ruhen. Dieser Artikel beschreibt die historische Bedeutung der Prunksärge, die Schäden, die sie im Laufe der Zeit vor allem durch Vandalismus und Einbrüche erlitten haben, und erläutert abschließend die konservatorischen Maßnahmen, die momentan an den Zinnsarkophagen ausgeführt werden, um eine dauerhafte Konservierung des Bestandes sicherzustellen.
Georg Haber hat eine kunsthandwerkliche Ausbildung zum Silberschmied und Gürtler mit Meisterbrief und Qualifizierung als Geprüfter Metallrestaurator abgeschlossen und darüber hinaus ein Studium der Wirtschaftswissenschaften, Kunst- und Kulturwissenschaften mit Diplom und Promotion absolviert. Seit 1984 ist er geschäftsführender Gesellschafter und Leitender Restaurator der Haber & Brandner GmbH, Metallrestaurierung mit Sitz in Regensburg. 1991 gründete er die Metallrestaurierungswerkstatt Haber & Brandner in Berlin. Mandy Reimann ist Diplom-Restauratorin für archäologisches Kulturgut und arbeitet seit 2006 als Metallrestauratorin bei Haber & Brandner in Berlin.
Foto/© Fa. Haber & Brandner GmbH
Die Prunksärge der Fürstengruft des Doms zu Merseburg sind als herausragende Grabmäler des ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts zu sehen. Viele der Särge zeigen jedoch Schäden dramatischen Ausmaßes. Einbrüche und Vandalismus haben zu Deformationen und materiellen Verlusten sowie mechanischen Schäden geführt, wobei die Särge oder wesentliche Teile der Särge in ihrer Existenz akut bedroht sind. Neben den Schäden durch rein äußere Einwirkungen ist kennzeichnend, dass Korrosions- und mechanische Schäden sowie die in der Gruft vorherrschenden dauerfeuchten Klimabedingungen in einem engen wechselseitigen Zusammenhang stehen. Komplexe Maßnahmen an Raum, Klima und Metallobjekten sind daher eine unverzichtbare Grundlage für die Möglichkeit, die Grablege als wichtigen Teil der Domanlage wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dieses Vorhaben wird nun seit März 2009, initiiert durch die Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz, angegangen. Gefördert wird das Projekt im Rahmen des KUR-Programms1, einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes und der Kulturstiftung der Länder. Weitere Förderer sind die Hermann Reemtsma Stiftung und diverse Einzelspender. Als Kooperationspartner sind das Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt, die Fachhochschule Potsdam, Studienrichtung Metallkonservierung, das Rathgen-Forschungslabor der Staatlichen Museen zu Berlin (Stiftung Preußischer Kulturbesitz) und das FraunhoferInstitut für Silicatforschung in Bronnbach beteiligt.
Foto/© Fa. Haber & Brandner GmbH
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THEMEN
Foto/© Fa. Haber & Brandner GmbH
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Historische Einordnung Mit dem Beginn des wettinischen Sekundogeniturfürstentums Sachsen-Merseburg im Jahre 1656 unter der Regierung von Christian I. erlebte das Merseburger Land nach dem 30-jährigen Krieg einen Aufschwung. Christian I. trug durch seine Baufreudigkeit und den Ausbau kultureller Einrichtungen wesentlich dazu bei. Seine Um- und Ausbauten des Schlosses und des Domes beinhalteten unter anderem das Anlegen eines Grabgewölbes für seine Familie, der sog. Fürstengruft. Der erste der drei Räume wurde 1660 fertig gestellt und später noch um zwei Räume erweitert. Circa acht Jahrzehnte wurde die Fürstengruft als Begräbnisstätte der Sekundogenitur Sachsen-Merseburg genutzt.2 Der Holzsarg der 1747 in Zörbig verstorbenen Prinzessin Caroline Auguste von Sachsen-Merseburg war der letzte Sarg, der 1788 in der Fürstengruft Aufnahme fand. So befinden sich heute 35 Zinnsarkophage und ein Holzsarg in der Domgruft, in denen 17 Erwachsene und 19 Kinder bestattet sind. Form und Material In der Zeit zwischen 1664 und 1747 (der ersten und letzten gesichert datierten Bestattung in der Merseburger Domgruft) hat sich die Formensprache der Zinnsärge erheblich verändert. Während Mitte des 17. Jahrhunderts sog. hexagonale Sargformen üblich waren (Abb. 1), wurden Mitte des 18. Jahrhundert ausladende Barocksärge in Dachtruhenform favorisiert (Abb. 2).3 Die Zinnoberflächen aller Särge waren ursprünglich silberhell poliert und mit
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Foto/© Fa. Haber & Brandner GmbH
Fachlich betreut und begleitet wird das Projekt durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.
reichem plastischem Schmuck verziert. Diese extra angesetzten Zinngussapplikationen waren zumeist farbig gefasst und mit Vergoldungen versehen. Zudem befinden sich an den Särgen Wappen und Schrifttafeln, in denen Bibelverse und persönliche Daten, Namen oder Monogramme der Verstorbenen eingearbeitet wurden (teils graviert, teils gegossen). Unabhängig von der äußeren Form der Zinnsarkophage wurden die Verstorbenen zunächst in Holzsärgen, welche mit kostbaren Stoffen (Samt und Seide) und mit aufwendig gearbeiteten Goldund Silberborten (Klöppel- und Fransenborten) verziert waren, beigesetzt. Nach Fertigstellung der Prunksarkophage wurden die hölzernen Einsatzsärge in die Zinnsarkophage eingestellt (Abb. 3).
3 Geöffneter Zinnsarg des Herzogs Friedrich Erdmann (*1691–†1714), Samtbespannung des Holzinnensarges verziert mit Goldfransenund Goldklöppelborten. 4 Eingesunkene Särge, Verlust der Stabilität der Sargquerschnitte durch gewaltsames Entfernen der Kopfplatte während der Einbrüche.
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