Restauro 06 2011

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Forum für Restauratoren, Konservatoren und Denkmalpfleger

Entsalzung von Metallkompositobjekten Cembalo restauriert HydrophobierunG die Geschichte einer Bergung Wandmalereien der »Höhle der 16 Schwerträger«

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September 2011


Forum für Restauratoren, Konservatoren und Denkmalpfleger

Redaktion Anschrift wie Verlag Fon +49 89/43 60 05-0 Fax +49 89/43 60 05-113 E-Mail: restauro@restauro.de Internet: www.restauro.de Chefredaktion: Dipl.-Ing. (FH) Matthias Heilig (verantw. für den redaktionellen Inhalt), Fon -175 Redaktion: Dipl.-Rest. (FH) Patricia Brozio, Fon -116, Isabella Haag M.A. (Volontärin), Fon -126 Freie Mitarbeit: Dr. Alexandra Nyseth, Hans-Christoph von Imhoff Projektmanagement: Gabriele Oldenburg, Fon -194; Sophia De Nobili, Fon -145 Summaries/engl. Lektorat: Michaela Nierhaus, Staatl gepr. Rest. Maren Mittentzwey Gestaltung: Grafik-Des. Sabine Oel-Cocco

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B 7143 F


Editorial

Pigmente & Farben

Fuchs Umwelttechnik

Restaurierung Tradition

Materialien Michael Harding Oil Colours

Bleiben Sie auf dem Laufenden!

Ausstellung

Die Restaurierung hat einen erfreulich hohen Standard erreicht. Das Einsatzgebiet von Restauratoren reicht heute weit über die klassischen handwerklichen Fähigkeiten hinaus. Restauratoren sind Schnittstelle zwischen Naturwissenschaften, Ingenieurswissenschaften und Geisteswissenschaften. Im engen Austausch entwickeln sie maßgeschneiderte ­Lösungen für unwiederbringliche Kunst- und Kulturgüter. Für diese komplexe Aufgabe ­müssen Restauratoren nicht nur Spezialisten sein, sondern in gewisser Weise auch Generalisten, die das gesamte Umfeld der Ihnen anvertrauten Objekte überblicken, beurteilen und entsprechend handeln können. Kein Wunder also, dass das Studium der Restaurierung ein langes ist. Der Lehrstoff ist umfangreich und anspruchsvoll. Und selbst nach dem Studium hört das Lernen nicht auf. Doch reicht das Fachwissen aus, um am Markt bestehen zu können? Ich denke, die meisten von Ihnen werden diese Frage mit Nein beantworten. Angesichts der wirtschaftlichen Bedingungen, die sich in den vergangenen Jahr(zehnt)en verschlechtert haben, müssen sich gerade die jungen Restauratoren heute über ihr Fachgebiet hinaus weitere Fertigkeiten aneignen. Voraussetzung für einen guten Start ins Berufsleben ist, dass sich Restauratoren frühzeitig – am besten schon während des Studiums – Gedanken darüber machen, wo sie ihre ­Fähigkeiten später einsetzen können. Oft beginnt diese Orientierungsarbeit zu spät. Schon angehende Restauratoren sollten sich fragen, was sie besonders gut können, in welchen Bereichen sie später arbeiten wollen und wie sie sich am Markt positionieren möchten. Wichtig hierfür sind ein ausreichend gut ausgebautes Netzwerk und betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse. Einige Anregungen, wie man sich Arbeitsfelder erobern kann, geben wir Ihnen in diesem Heft. Hier zeigen zwei junge Teams ihren neuen Wirkungskreis (S. 6 und S. 7). Aufgrund der immer größeren Bedeutung des Internets haben wir außerdem das Thema Online-Präsenz aufgegriffen (S. 16). Mehr denn je gehört ein Internetauftritt heute zum erfolgreichen Geschäftskonzept. So kann man zum Beispiel das eigene Leistungsspektrum abbilden und potenziellen Auftraggebern eine unkomplizierte Kontaktaufnahme bieten. Es lohnt sich also, über den Tellerrand zu schauen und auch außerhalb der eigenen Kernkompetenzen auf dem Laufenden zu bleiben. Vielleicht können unsere Beiträge Sie ermuntern, das eine oder andere zu überdenken, Neues auszuprobieren oder gar den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen? Das würde uns freuen.

CalXnova Temart Hochschule Konservierung Gregomatic Leuchten seit 1880 Lascaux Forschung

Arbeitsschutz

Archivierung

Atelier Depot Transport Innovation

Fachliteratur

Werkzeuge

Ottosson Leinölfarben

Denkmalpflege

Geräte

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Fachgroßhandel

Klima Vergoldung Kulturgüter

Pinsel & Bürsten Kunst braucht Schutz

Wir wünschen Ihnen nun eine angenehme Lektüre – mit vielen weiteren spannenden Geschichten und Beiträgen zu zentralen Fragen der Konservierung. Einen schönen Spätsommer, Ihre

p.brozio@restauro.de

Mühläckerstraße 13 D-97520 Röthlein Tel: +49 9723 9350-0 www.deffner-johann.de

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Inhalt

restauro aktuell

26 Neues Rekonstruktionsverfahren

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Editorial

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Werkstätten und Institute Dreiköpfiges Engagement ausgezeich­ net – Neugründung Art Detox Die Horner Werkstätten

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Blickpunkt  8 Der Schiele unter dem Schiele  9 Wohnsuite des Meininger »Theater­ herzogs« rekonstruiert und restauriert 10 DNA zur Holzartenbestimmung 10 Getty Stipendium 10 Tipps und Kniffe. Praktisches selbst ­gemacht 11 FH Köln restauriert verschmorte ­Archivalien 50

Nachgefragt 14 Braucht es einen Berufstitelschutz? Berufsfragen 16 Online überzeugen Rezensionen 18 Dagmar Preising, Michael Rief, ­Christine Vogt (Hg.): Artefakt und Naturwunder. Das Leuchterweibchen der Sammlung Ludwig. 19 Regina Urbanek: Die Goldene

Kammer von St. Ursula in Köln. Zu Gestalt und Ausstattung vom Mittelalter bis zum Barock. 20 Ausstellung und Katalog »Paramente! Historische liturgische Textilien«

Millimeterarbeit in Ägypten

Meinung 12 Eignen sich bewegte Bilder zur Dokumentation?

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Firmen und Produkte

restauro Themen Toralf Gabsch, Ulf Palitza und Gerhard Prückner 26 Zentralasiatische Wandmalereien im Fokus Forschungen und Entwicklung neuer Restaurierungsverfahren am Museum für Asiatische Kunst, Berlin Georg Hilbert, Hans-Herman Neumann und Eberhard Wendler 34 Hydrophobierung – ein Ziel, viele Möglichkeiten

42 Klang und Kunst

Wiebke Lüders 39 Ein Cembalo erklingt Konservierung und Restaurierung eines italienischen Instruments aus dem 16. Jahrhundert Erico Peintner 48 Für die Ewigkeit geschaffen Die Bergung des Sargensembles von Imeni und Geheset Sandra Kaufhold 54 Alkalische Sulfitreduktion Untersuchungen zur Anwendung für die Entsalzung von archäologischen Metall­ kompositobjekten

restauro rubriken 62 Autoren und Termine 65 Ausstellungen 66 Stellenanzeigen 66 Impressum 4

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Inhalt 16 Erfolgreicher Onlineauftritt

8 Ein gut versteckter Schiele

Forum für Restauratoren, Konservatoren und Denkmalpfleger

Titelbild Druckwerkzeuge und Materialien für ein neues Rekonstruktionsverfahren, das an zentralasiatischen Wandmalereien zum Einsatz kam. Foto: Staatli­ che Museen zu Berlin

RESTAURO 6/2011

EnTSAlzUng vOn METAllKOMpOSiTObjEKTEn CEMbAlO RESTAURiERT HyDROpHObiERUng DiE gESCHiCHTE EinER bERgUng WAnDMAlEREiEn DER »HöHlE DER 16 SCHWERTRägER«

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Die in RESTAURO veröffentlichten Ansichten der Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Bildnachweis: Soweit nicht anders angegeben, stammen die Abbildungen von den Autoren.

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Forum für Restauratoren, Konservatoren und Denkmalpfleger 117. Jahrgang

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Für die Zukunft gestalten.

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Themen Toralf Gabsch, Ulf Palitza und Gerhard Prückner

Zentralasiatische Wandmalereien im Fokus Forschungen und Entwicklung neuer Restaurierungsverfahren am ­Museum für Asiatische Kunst, Berlin

Als das Berliner Museum für Völkerkunde im Jahr 1902 die erste Expedition nach Zentralasien ausrüstete, ahnte wohl niemand, welche grandiosen Funde ihr beschieden sein würden. Prächtige Wandmalereien aus zahlreichen Kulthöhlen fanden so ihren Weg nach Berlin, wo sie, in Gipsbetten gegossen, zwei Weltkriege überdauerten. Mit dem Alterungsverhalten künstlicher Konservierungsmittel auf diesen Wandmalereien befasst sich nun ein Forschungsprojekt, in dem auch eine neue Rekonstruktionsmethode für Wandmalereien entwickelt wurde.

Foto/© Bildarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin

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1 Virtueller Blick auf den hinteren Teil der »Höhle der 16 Schwertträger« mit den in Berlin vorhandenen ­buddhistischen Wandmalereien.

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Forschungsprojekt im KUR-Programm Gefördert durch die Kulturstiftungen des Bundes und der Länder und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, erforschen, konservieren und restaurieren im Rahmen des KUR-Programms, Dipl.-Chem. Ellen Egel, Restaurator Gerhard Prückner, Dipl.Rest. Ulf Palitza und Restaurator Toralf Gabsch M.A., seit 2008 die zentralasiatischen Wandmalereien der »Höhle der 16 Schwertträger« (Abb. 1) im Museums für Asiatische Kunst, Berlin. Sie werden durch die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), die Kizil Forschungs­ akademie und die Universität Paderborn in Kooperation unterstützt. Innerhalb ihres Forschungsprojekts mit dem Titel »Alterung von künstlichen Bindemitteln auf zentralasiatischen Wandmalereien« werden die künstlichen Bindemittel Caparol1 und Calaton2 und deren chemisch-physikalisches Alterungsverhalten untersucht und darüber hinaus die zur »Höhle der 16 Schwertträger« gehörenden Wandmalereien konserviert und restauriert. Später sollen die Wandmalereien im Humboldt Forum präsentiert werden.3 Ende 2011 ist eine abschließende Publikation unter dem Titel »Auf den Spuren von Albert Grünwedel« geplant.

Zur Sammlungsgeschichte Die Tatsache, dass die Staatlichen Museen zu Berlin die weltweit bedeutendste Sammlung zentralasiatischer Kunstschätze im Museumskomplex Dahlem besitzen, ist insbesondere dem Forschergeist der Indologen Albert Grünwedel (*1876; † 1935), Albert von Le Coq (*1860; † 1930) und dem Museumstechniker Theodor Bartus (*1858; † 1941) zu verdanken. Die Entdeckung zahlreicher Schätze versunkener Kulturen in den buddhistischen Tempelruinen (Abb. 2) entlang der nördlichen Seidenstraße, löste Ende des 19. Jahrhunderts mehrere internationale Expeditionen nach Zentralasien aus. Russische Kaufleute berichteten über alte Kultstätten im damaligen Ost-Turkistan, ehe dann Sven Hedin auf seiner Forschungsreise 1896 am Lop-Nor Spuren bereits untergegangener buddhistischer Kulturen entdeckte. Ihm folgte 1899 bis 1900 der gebürtige Ungar, Aurel Stein, der als Leiter einer britischen Expedition einen Vorstoß an die südliche Seidenstraße unternahm. Albert Grünwedel regten insbesondere die Reiseberichte von seinen wissenschaftlichen Freunden der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg an, eine eigene Expedition nach Zentralasien zu organisieren. Als das Berliner Museum für Völkerkunde im Jahre 1902 die erste Expedition nach Zentralasien zur Oase Turfan im Tarim Becken ausrüstete, ahnte wohl niemand, welche großartigen Funde ihr beschieden sein würden und dass bis 1914 drei weitere Expeditionen dem ersten Unternehmen folgen sollten. Zur Grabungsgeschichte Für die Bergung der während der preußischen Expeditionen entdeckten Wandmalereien, Lehm­ skulpturen, Handschriften, Textilien, Metall- und Holzfunde war der Museumstechniker Theodor Bartus zuständig. Bei den Wandmalereien trennte er die Malschicht mit dem darunterliegenden Lehm­ putz von den Wänden der Kulthöhlen ab und verpackte diese anschließend zwischen Baumwollla6/2011


Themen 2

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Foto/© Bildarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges und die nachfolgende wirtschaftliche und personelle Stagnation in Deutschland beeinträchtigten die Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten in der Indischen Abteilung des Museums für Völkerkunde langfristig. Dennoch gelang es Theodor Bartus 1926 die erste große Ausstellung der TurfanSammlung (Abb. 5) im Berliner Völkerkundemuseum technisch und restauratorisch zu realisieren. Nur fünf Jahre später konnte durch einen Erweiterungsbau mit neuen Räumlichkeiten die Zentral­ asiensammlung zugänglich gemacht werden. Bereits ein Jahr nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933, begannen an den Staatlichen Museen zu Berlin Vorbereitungsmaßnahmen zur Auslagerung von Kulturgütern, von denen die Zentralasiensammlung weitgehend ausgenommen war. Die durch den Zweiten Weltkrieg herbeigeführten Totalverluste und schweren Beschädigungen (Bildplattenabbrüche, Abplatzungen der Malschichten, Schimmelbildung usw.) an den zentralasiatischen Wandmalereien, sind auch durch Fehleinschätzungen bei den musealen Einhausungen, mangelnde Transportvorbereitungen und Auslagerungen an ungünstige Standorte verursacht worden. Neben den Verlusten durch die schweren Bombardierungen im Februar 1945 und dem Abtransport von Beutekunst in die damalige Sowjetunion, sind die kriegsbedingten Spuren an dieser einzigartigen Sammlung bis heute besonders gravierend.

2 Oase von Kizil in Ost-Turkistan um 1906. Im Hintergrund die buddhistischen Tempelanlagen mit ihren Kulthöhlen. 3 Um 1906 abgenommenes Wandgemälde (Teil einer Pranidiszene) aus Bäzäklik (6. Jh.) 4 Theodor Bartus bei der Bearbeitung von Wandmalereifragmenten in ­einer Werkstatt des ehemaligen Museums für Völkerkunde in Berlin um 1935.

Naturwissenschaftliche Untersuchungen Bereits ab 1908 gab es einen regen Gedankenaustausch4 zwischen der Indischen Abteilung des Museums für Völkerkunde, dem Chemischen Labor und der Gipsformerei der Königlichen Museen in Berlin zu Fragen der Konservierungs- und Restaurierungs­ strategien für die empfindlichen Wandmalereien. Erste naturwissenschaftliche Untersuchungen zur originalen Maltechnik der Sammlung zentral­ asiatischer Wandmalereien wurden bereits 1930 durch das gleiche Laboratorium durchgeführt.5

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Foto/© Bildarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin

Zur Restaurierungsgeschichte bis 1945 Bereits ab 1905 und bis zum seinem Tod 1941 konservierte und restaurierte Theodor Bartus (Abb. 4) im Rahmen mehrerer aufeinanderfolgender Werkverträge ausschließlich die in Berlin eingetroffene Sammlung zentralasiatischer buddhistischer Wandmalereien. Eine besondere Hilfe hierbei waren seine und die von Albert Grünwedel angefertigten umfangreichen Dokumentationen zu den Fundorten, mit Fotos und detaillierten Zeichnungen der Objekte im Zustand vor Ort. Sogar Pausen von Wandmalereien im Maßstab 1:1 wurden von Albert Grünwedel angefertigt und liefern bis heute exakte Auskunft über die Bildzusammenhänge der Wandmalereien in situ. Bei den Wandmalereien handelt es sich um eine proteinhaltige Leim- oder Temperamalerei, welche auf einem mit Strohhäcksel versehenen Lehmputz und einer Gipsgrundierung gemalt ist. Die große Menge von mitgebrachten und zu sichtenden Fundstücken, welche nach 1914 auf Wunsch der Orientalisten möglichst schnell in den Ausstellungsverbund des damaligen Museums für Völkerkunde integriert werden sollten, stellte eine besondere Herausforderung dar. Es entstand ein hoher Konservierungs- und Restaurierungsdruck. Um die zahlreichen sehr fragilen Wandmalerei­ fragmente in Berlin restaurieren und ausstellungsfähig machen zu können, wurden diese zunächst ihrer Zugehörigkeit nach sortiert, um sie anschließend in Gipsbetten einzugießen. Dazu wurden sie bildseitig nach unten in verschieden große Holzkisten positioniert. Der Boden und die Seitenteile des jeweiligen Holzkastens waren zuvor mit einer Sperrschicht, vermutlich Wachs, versehen worden, um ein Anheften des Gipses zu verhindern. Anschließend wurden die Rückseiten der Wandmalereifragmente mit einer 3,0 bis 6,0 cm dicken Gipsschicht überzogen und zur Stabilisierung Metallarmierungen in die Randbereiche eingesetzt. Nach dem Trocknungsprozess konnten die so entstandenen Bildplatten entnommen und konserviert werden. Erste Festigungsversuche mit Zapponlack scheiterten, sodass auf Anraten des Chemischen Labors der Königlichen Museen 1908 mit Parrafin gefestigt werden sollte. Aus verschiedenen historischen Rechnungen geht jedoch hervor, dass außerdem mit Kleister, Firnisersatz und Schellack gearbeitet wurde. Leider sind durch Kriegsverlust detaillierte Aufzeichnungen oder Restaurierungsdokumentationen zu Einzelobjekten nicht mehr vorhanden.

Foto/© Bildarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin

gen in Holzkisten (Abb. 3). Danach wurden sie auf Kamelen, Eseln und Holzwagen über Kirgistan nach Russland transportiert, von wo der Weitertransport nach Deutschland mit der Eisenbahn erfolgte. Insgesamt packte Theodor Bartus auf allen vier Expeditionen 433 Kisten mit Fundobjekten.

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Themen Georg Hilbert, Hans-Herman Neumann und Eberhard Wendler

Hydrophobierung – ein Ziel, viele Möglichkeiten

Hydrophobierung – Ja oder Nein? Im Bereich der Konservierung ist dies eine viel diskutierte Frage. Oftmals werden heute hydrophobierende Maßnahmen prinzipiell abgelehnt. Doch kann es in einigen Fällen die einzig richtige Konservierungsmaßnahme sein, eine Fassadenoberfläche wasserabweisend einzustellen. Hydrophobierung – Ja oder Nein: Zur Beantwortung dieser Frage ist eine objektive und individuelle Beurteilung der objektspezifischen Gegebenheiten notwendig.

1 a  Kreuzfigur aufgebaut aus Baumberger Sandstein (Münsterland); b  Schalenbildung auf Grund einer eingetragenen Imprägnierung (Detail 1b).

Foto/© Hilbert

1a

Foto/© Hilbert

1b

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Objektiv beurteilen und entscheiden »Wasser ist an allem Schuld«. Diese Meinung wurde speziell in den 1970er- und 80er-Jahren im Bereich der Ursachenforschung zu Verwitterungsschäden in der Baudenkmalpflege vielerorts vertreten. Aus dieser vielfach undifferenziert getroffe­ nen Aussage resultierte, dass an vielen Objekten als »krönender« Abschluss der Restaurierungsmaßnahme eine hydrophobierende Imprägnierung in das Substrat eingebracht wurde. In der Folge waren an einigen, nicht aber an allen dieser so behandelten Objekte im weiteren Zeitverlauf Schäden zu beobachten (Abb. 1). Als Folge dieser an einigen Objekten zu beobachtenden Schäden war in den nachfolgenden Jahrzehnten eine 180°-Wendung zu beobachten, weg von einer allgemeinen pauschalen Befürwortung der Hydrophobierung hin zur pauschalen Ablehnung dieser Maßnahmenart. Als Argument gegen den Aufbau einer Wasserabweisung wurde vielfach die Charta von Venedig bemüht. Während in der Vergangenheit an Objekten eine intensive Wasserabweisung aufgebaut wurde, an denen sie nachweislich nicht notwendig gewesen wäre, ist bis heute zu beobachten, dass aus rein emotionalen Gründen objektspezifisch notwendige Hydrophobierungen nicht ausgeführt werden. Bewusst

oder vielfach unbewusst wird in Kauf genommen, dass eine Maßnahme inhaltlich nur unvollkommen umgesetzt wird und damit Kulturgut unwiederbringlich zerstört wird. Oftmals wird auch das Argument angeführt, dass man für spätere Restaurierungsmaßnahmen alle Optionen offen halten möchte. Nach wie vor ist ebenfalls zu beobachtent, dass die Zerstörung von Kulturgut durch insbesondere kurzfristig gewinnorientiertes Verkaufen von Konservierungsstoffen provoziert wird. Diese Situation kann nur dadurch beendet werden, in dem an immer mehr Objekten die Frage der Hydrophobierung auf Basis naturwissenschaftlichtechnischer Kriterien objektiv entschieden wird. Für mögliche Lösungen steht neben der hydrophobierenden Imprägnierung alternativ der Auftrag eines Anstrichs mit konservatorischem Ziel zur Verfügung. Für die Natursteinkonservierung finden sich hierfür Beispiele in Hilbert 2010 [1]. WTA Merkblatt »Hydrophobierende Imprägnierung von mineralischen Baustoffen« Das Referat 3 »Natursteinsanierung« der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege (WTA) befasst sich seit längerem mit dem Für und Wider der Hydrophobierung. Aus diesen Überlegungen heraus, ist das Merkblatt »Hydrophobierende Imprägnierung von mineralischen Baustoffen« [2] entstanden. Ziel des genannten Merkblatts ist es, dass oben erwähnte hohe Maß an Emotionalität in der Entscheidungsfindung zur Thematik »Aufbau einer Wasserabweisung« zumindest deutlich zu senken. Die Arbeit mit dem Merkblatt führt in Form eines komplexen Fragen-Antwort-Kataloges zu einer, auf heutigem Wissensstand basierenden Entscheidung für oder wider eine hydrophobierende Imprägnierung. Beispielhaft werden in Abbildung 2 Ausschnitte aus dem sequenziellen Fragenkatalog gezeigt. In dem Fragenkatalog noch nicht vorgesehen ist der Auftrag eines wasserabweisenden Anstriches. Dieser stellt eine mögliche Alternative dar, um den Wassereintrag in das Substrat zu verhindern bzw. deutlich zu reduzieren. 6/2011


Themen Objektbeispiele Nachfolgend wird an vier Beispielen verdeutlicht, wie unterschiedlich Entscheidungen zur Fragestellung »Hydrophobierung – Ja oder Nein« ausfallen können. Der Entscheidungsprozeß berücksichtigte dabei Materialbeschaffenheit, Schadensbild und weitere Parametern, die auch im WTA-Merkblatt (vgl. Tab. 1) angeführt sind.

Nr.

Fazit Im Falle der in Abbildung 3 im restaurierten Zustand gezeigten Mohammed-Moschee sprach eine Vielzahl von Gründen sowohl gegen den Aufbau einer Wasserabweisung im allgemeinen wie auch im speziellen dem Eintrag einer hydrophobierenden Imprägnierung. Folglich verzichtete man auf eine Hydrophobierung und beließ die Konservierung bei einer anwendungstechnisch aufwendigen Festigung im Vakuum-Kreislauf-Verfahren (Infos unter www.pummer.at)

Ja

Nein

1

Ist das Material stark saugend (w>5 kg/m2 h0,5)?)

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Ist das Material gering saugend (w<0,5 kg/m h )?)

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Kalkstein – Mohammed Mosche, Baku Die von einer Festungsmauer umgebene Altstadt der Millionenstadt Baku, Hauptstadt von Aserbeidschan, gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der überwiegende Fassadenanteil dieses »Icheri Sheher« (İçəri Şəhər) genannten mittelalterlichen Stadtteils wird ebenso wie die Mohammed-Moschee mit dem Synyk-Kalah-Minarett durch triassischen Kalkstein geprägt. Für dieses Gestein charakteristisch ist seine extreme Grobporosität (Abb. 2). Neben dieser groben Porosität des Substrats, die durch eine hydrophobierende Imprägnierung nicht überbrückt werden kann, sprechen weitere Faktoren eindeutig gegen den Aufbau einer Hydrophobierung: Aufgrund der Nähe zum Kaspischen Meer ist einerseits die Salzbelastung deutlich erhöht, andererseits nisten unzählige Tauben auf und in der Nähe der Moschee. Das Hauptargument liegt allerdings noch auf einer anderen Ebene: Neben einem signifikanten Anteil der Winderosion an der Zerstörung der Fassaden – Baku wird auch »Stadt der Winde« genannt – sind es konstruktive Mängel, die lokal zu einer starken Auswirkung von Wasser führen. Diese sind durch den Eintrag einer Imprägnierung nicht aufzuheben. Vielmehr würde sich eine realisierte Wasserabweisung ohne Lösung der konstruktiven Probleme zukünftig als Schaden bemerkbar machen.

Frage

7 8 9

2

0,5

Ist die Saugfähigkeit der Oberfläche deutlich geringer als die tieferer Bereiche (vgl. Materialkennwerte) Gibt es Hinweise auf frühere Oberflächenbehandlungen (Imprägnierungen, Anstriche, erhaltenswerte Farbbefunde)? Lässt sich die Saugfähigkeit der Oberfläche durch vorgeschaltete Maßnahmen (z. B. Reinigung) anheben? Liegt im Innenbereich eine Tauwassergefährdung vor? Sind raumseitig angerenzende Materialien feuchtegefährdet (z. B. Mobiliar, Wandmalerei etc.)? Sind seitlich angrenzende Materialien feuchtegefährdet?

Tab. 2

Lösung 30 31 32 33 34

Eine hydrophobierende Imprägnierung ist sinnvoll. Eine hydrophobierende Imprägnierung darf auf keinen Fall durchgeführt werden!! Eine hydrophobierende Imprägnierung ist nicht erforderlich. Eine hydrophobierende Imprägnierung bietet keinen dauerhaften Schutz vor mikrobieller Neubesiedlung. Weitergehende detaillierte Untersuchungen sind notwendig. Ggf. ist ein Fachgutachter einzuschalten.

gangspunkt der Überlegungen zum Feuchteschutz. In der makroskopischen wie auch mikroskopischen Ansicht (Abb. 4) sind teilweise extrem durch Gips »verglaste« und damit völlig verdichtete Teiloberflächen zu erkennen. Dazwischen liegen inselartig Bereiche, in denen in Form einer Sekundäroberfläche ein gut saugender Sandstein die Oberfläche ausbildet. Der heute wirksame dynamische Schadensprozess besteht zumindest zum Teil aus einer starken Hinterfeuchtung der Gipskruste. Ursprüngliches Ziel war es, die detektierte Gipskruste soweit aufzulockern, dass zumindest eine näherungsweise einander angeglichene Saugfä-

Tabelle 1 Beispiele aus dem das WTA-Merkblatt aufbauenden Fragekataloges. Tabelle 2 Mögliche Lösungen als Ergebnis der Benutzung des mehrstufigen Fragenkataloges.

2 Die Grobporosität des aserbeidschanischen Kalksteins mit trichterförmigen Poreneingangsradien im mm-Maßstab.

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Foto/© Hilbert

Sandstein – Große Kolonnade, Potsdam Massive konstruktive Probleme und mangelnde Instandhaltung führten zum schlechten Bauzustand der Großen Kolonnade in Park Sanssouci, Potsdam. Bei diesem aus stark saugfähigem Sandstein aufgebauten Bauwerk zeigen sich die Oberflächen deutlich vergipst. Wie mit diesen Sandsteinoberflächen umzugehen sei, war Aus6/2011

Tab. 1

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Themen Erico Peintner

Für die Ewigkeit geschaffen Die Bergung des Sargensembles von Imeni und Geheset

Die Bergung eines fast 700 kg schweren ägytischen Holzsargensembles aus einem extrem schmalen Grabschacht, kaum breiter als der Außensarg, stellt an sich schon ein schwieriges Unterfangen dar. Komplizierter wird das Vorhaben, wenn die Särge eine reiche Polychromie in ihrem Inneren aufweisen, die vor der Bergung zunächst in situ gesichert werden muss und für die Maßnahmen nur wenig Zeit bleibt.

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1 Die Grabkammer mit dem Sargensemble nach der Ausgrabung. 2 Ein erster Einblick in das Sargensemble von Imeni und Geheset. Die Sargwanne von Geheset ist mit Kalksteinbrocken bedeckt. 3 Detail aus der Innenseite des ursprünglich für Imeni beschrifteten Sarges – Sargdeckel mit einer Textkolumne und den Totentexten.

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Dra’ Abu el-Naga ist der moderne arabische Name des nordöstlichen Bereichs der Nekropole auf der Westseite Thebens gegenüber der modernen Stadt Luxor gelegen. Der Name bezieht sich auch auf das umliegende Gebiet und ein gleichnamiges Dorf, das 2008 abgerissen wurde. Im nicht überbauten Areal des Nekropolenabschnitts liegt das Konzessionsgebiet des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) Kairo. Dort führt das Team unter der Leitung von Dr. Daniel Polz seit 1991 verschiedene Projekte zur Erfassung und Untersuchung einzelner Bereiche der Nekropole durch.1 Die Ausgrabungen widmeten sich hauptsächlich der Erforschung privater und königlicher Gräber aus der Zweiten Zwischenzeit bis ins Neue Reich (13. bis 18. Dynastie), um 1794–1425 v. Chr. Die meisten untersuchten Grabschächte der 13. Dynastie, um 1790–1645 v. Chr., waren bereits in pharaonischer Zeit geplündert worden, sodass bei den jüngsten Ausgrabungen nur Reste des

ehemaligen Grabbeigabenbestandes, wie z. B. Teile von Mumien, einzelne Knochen sowie Fragmente von Holzsärgen geborgen werden konnten. Eine Ausnahme bilden die zwei außergewöhnlich gut erhaltenen Holzsärge des Imeni und der Geheset aus der Schachtlage K03.4. Am 19. Oktober 2003 entdeckten Dr. Daniel Polz und sein Grabungsteam die Oberkante des Grabschachtes. Die Schachtgröße von etwa ­ 1,60 m x 3,05 m ließ darauf schließen, dass es sich dabei um eine größere unterirdische Anlage handeln könnte. Am 11. November 2003 wurde mit der kontrollierten Leerung des Schachtes begonnen. Es dauerte insgesamt zwei Kampagnen von zusammen ca. 4 Monaten bis schließlich die Grabkammer erreicht wurde. Im Aushub des Schachtes fanden sich verschiedene kleine Objekte, wie Mumienbinden, Tier- und Menschenknochen, Holzfragmente, Fragmente von Kartonagen, Gefäße aus Stein, Statuen und Grabstelen, die nur fragmentarisch erhalten waren sowie Perlen und »Uschebtis« (sog. kleine Dienerfiguren aus Ton und Fayence). Die quantitativ größte Fundgruppe bestand aus Bruchstücken von Keramikgefäßen.3 Diese Funde in der Schachtverfüllung machten deutlich, dass es sich nicht um eine ungestörte Bestattung handeln würde. Befundsituation: Der Eingang zur Sargkammer befand sich ca. 8,90 m unterhalb der Oberkante der Schachtöffnung und erstreckte sich von der Längsachse des Schachtes aus gesehen nach Osten. Ein Kastensarg mit passend angefertigtem Innensarg befand sich in der Sargkammer noch in seiner ursprünglichen Position, d. h. an der Stelle, wo vor 3700 Jahren die Bestattung der Geheset stattgefunden hatte. Beide Särge sind aus Holz gefertigt (Abb. 1). Wie sich herausstellte, hatten allerdings Grabräuber mit einem scharfen Metallwerkzeug in die Fußplatte des Außensarges ein etwa 80 cm breites und 40 cm hohes Loch geschlagen, um in das Innere des Sarges einzudringen. Die Verwendung eines Metallwerkzeuges lässt darauf schließen, 6/2011


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dass es sich eher um eine rezente Beraubung handelt als um eine Plünderung, die bereits in der Antike stattgefunden hat. Nach dieser Entdeckung wurde auch deutlich, woher die während der Leerung des Schachtes gefundenen Holzfragmente stammen, bei denen es sich um Teile des Holzinnensarges handelt, denn von diesem fehlten ebenfalls Sargdeckel und Fußplatte (Abb. 2). Die Wände des Innensarges sind flächig in Rotbraun gestrichen, im Inneren befanden sich Mumienbinden, menschliche Knochenreste und Kalksteinbrocken, die wohl im Zuge der Plünderung dorthin geraten waren. Überraschend war, dass die Innenwände des Außensarges, ursprünglich beschriftet für einen Mann namens Imeni, aber wohl niemals für dessen Bestattung verwendet, vollständig dekoriert waren. Verschiedene, polychrom gefasste Darstellungen sowie Niederschriften von sog. Sargtexten, die dem Besitzer die Reise durch das Jenseits erleichtern sollten, befanden sich in einem hervorragenden Erhaltungszustand, der nur als atemberaubend zu bezeichnen ist, da die Farben in über 3700 Jahren kaum an Leuchtkraft verloren haben (Abb. 3). 6/2011

Notsicherung der Farbfassung Bei genauerer Betrachtung der Malschicht der Innenwände des Außensarges war festzustellen, dass einzelne Partien brüchig waren und bei der geplanten Bergung des Sargensembles herabgefallen wären. Um die gefährdeten Farbschollen an 3

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