Forum für Restauratoren, Konservatoren und Denkmalpfleger
ANTIKÖRPERVERFAHREN ZUR IDENTIFIZIERUNG RESTAURIERUNG UND ÖFFENTLICHKEIT UNTERSUCHUNG MIT THZ-ZEITDOMÄNENSPEKTROSKOPIE TRANSLOZIERUNG EINES RIESENRUNDGEMÄLDES MULTISPEKTRALE BILDER FÜR DIE ANALYSE VON MALEREI FORSCHUNGSPROJKETE ZU RUNGE UND SCHIRMER HISTORISCHES BLASINSTRUMENT REKONSTRUIERT
www.restauro.de
8 Dezember 2010
INHALT 490
J. W. Schirmer erforscht
RESTAURO AKTUELL 487
Editorial 498
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Internet Bilddatenbanken für historische und moderne Baukunst 498
Foto/© Bettina Hambrecht
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Panorama transloziert
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Blickpunkt Verbundprojekt »J. W. Schirmer« CO2-Bausteine für den Denkmalschutz Forschungen an Gemälden von Philipp Otto Runge Wirksamkeit von Bioziden. Schimmelpilze und Bakterien auf Sandstein Thurn & Taxis Palais. Wiederaufbau in Frankfurt am Main Charakterisierung und Konservierung von asiatischen und europäischen Lacken Pilotprojekt am Xantener Dom. Erforschung der Auswirkungen von Schutzverglasungen Entsalzung online Viadrina: Produzenten gesucht! UCLA/Getty Studiengang 2011
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Brisant Translozierung des Innsbrucker Riesenrundgemäldes Nachgefragt »Eine Basis für die interdisziplinäre Zusammenarbeit«. Interview mit dem Netzwerk Kulturgut eG Werkstattpraxis Exceldatei vereinfacht die Berechnung von Schutzbehältnissen Hinweise zur Qualitätssteigerung beim Weichlöten Berufsfragen Wenn der Kunde nicht zahlt Unterwegs »Ein weißer Kittel zieht noch«. Bericht zum Symposium »In aller Öffentlichkeit«
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Rezensionen Literatur für Existenzgründung und Selbstständigkeit. Teil 2
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Firmen und Produkte
Foto/© C. Marty
RESTAURO THEMEN
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Joy Mazurek Antikörper und Kunst Identifizierung von Albumin und Gelatine auf Papier
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Michael Panzner, Udo Klotzbach, Wolfram Köhler, Andrea Schmid, Eckhard Beyer Untersuchung von Kunstobjekten mit Terahertz-Zeitdomänenspektroskopie Chancen und Herausforderungen eines neuen Messverfahrens
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Michael Münkwitz Die Birckholtz-Trompete Rekonstruktion eines historischen Blasinstruments
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Pascal Cotte Neues Wissen für die Kunstwelt Multispektrale Bilder revoluzionieren die Malerei-Analyse
Wenn der Kunde nicht zahlt
RESTAURO RUBRIKEN 548 548
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Autoren Termine
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Stellenanzeigen Impressum
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INHALT Multispektraltechnik für die Malerei-Analyse
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Rekonstruktion einer historischen Trompete
Foto/© Max & Michael Münkwitz
Foto/© Czartoryski Museum/Lumière Technology/Pascal Cotte
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Titelbild Restauratorinnen der Hamburger Kunsthalle bei der Untersuchung eines Gemäldes von Philipp Otto Runge
Die in RESTAURO veröffentlichten Ansichten der Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Bildnachweis: Soweit nicht anders angegeben, stammen die Abbildungen von den Autoren.
Forum für Restauratoren, Konservatoren und Denkmalpfleger 116. Jahrgang
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Für die Zukunft gestalten.
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BLICKPUNKT + INTERNET Verbundprojekt »J. W. Schirmer – Vom Rheinland in die Welt« Ausstellung »Johann Wilhelm Schirmer in seiner Zeit« 2002 in Karlsruhe und Aachen konnte nun in einem Verbundprojekt von sechs Museen unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens ein ungewöhnlich breit gefächerter Forschungsansatz verfolgt werden. Dabei wurden einerseits autobiografische Schriften erstmals bzw. neu ediert und liegen nun in einem eigenen Katalogband vor. Gleichzeitig wurden Bestandskataloge von Schirmers Werken in rheinischem Privatbesitz und
Foto/© Bettina Hambrecht
Johann Wilhelm Schirmer zählt zu den wichtigsten Vertretern der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Er prägte als Lehrer und Professor die Düsseldorfer Schule, deren Einfluss auf die Landschaftsmalerei weit über Deutschland hinaus nach Skandinavien, Osteuropa, Russland, Amerika und Australien reichte. Wegen seiner traditionellen Tendenzen im Spätwerk geriet er aber im 20. Jahrhundert weitgehend in Vergessenheit. Nach der ersten Retrospektive zu Schirmers Werk mit der
öffentlichen Sammlungen des Rheinlands erarbeitet sowie ein kritisches Werkverzeichnis Schirmers Druckgrafik. Besondere Bedeutung hat die Neubearbeitung des Bestands an Zeichnungen und Grafik im Clemens Sels Museum Neuss, der für den Werkprozess wichtige Skizzenbücher beinhaltet. Die kunsthistorische Forschung ging einher mit materiellen und maltechnischen Untersuchungen der Arbeiten auf Papier. Hieraus entstand unter anderem ein bebilderter Katalog der nachgewiesenen Wasserzeichen. Auch zahlreiche Gemälde konnten im Rahmen des Projekts maltechnisch untersucht werden. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der Maltechnik des Frühwerks. Ein anderer Schwerpunkt betraf die Technik der Ölstudien, die bereits 2008 am Bestand des Jülicher Museums untersucht und mit zeitgenössischen Texten zur Maltechnik verglichen wurde. Nun konnten auch die Italienstudien
im Besitz des museum kunst palast, Düsseldorf, eingehender untersucht werden. Schließlich wurden verschiedene Maltechniken aus drei Schaffensperioden Schirmers in Teilkopien rekonstruiert. Sie verdeutlichen zusammen mit Vorzeichnungen, Studien und Varianten in der Ausstellung des LVR Landesmuseums in Bonn den künstlerischen Werkprozess. Die Forschungsergebnisse werden in Ausstellungen, die zwischen dem 24. April 2010 und dem 16. Januar 2011 an den sechs Standorten in Bergisch-Gladbach, Bonn, Düsseldorf, Jülich, Königswinter und Neuss stattfinden, vorgestellt und sind in zwei umfangreichen Katalogbänden veröffentlicht. Parallel zu den Ausstellungen wird ein breit gefächertes Begleitprogramm angeboten. Informationen zu den Ausstellungen und dem Begleitprogramm sind unter www.schirmer2010.de verfügbar. Börries Brakebusch
Untersuchung des Gemäldes »Römische Campagna mit Wasserleitung« von J. W. Schirmer, ca. 1847, Öl auf Leinwand 103 x 167 cm, Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg.
INTERNETADRESSEN FÜR RESTAURATOREN UND DENKMALPFLEGER
Bilddatenbank für historische und moderne Baukunst Eine große Auswahl von hochauflösenden Bildern von historischen Gemäuern und modernen Gebäuden bietet die digitale Online-Bilddatenbank der Firma »Bildarchiv Monheim GmbH« (www.bildarchiv-monheim.de): Bereits seit fast 20 Jahren spezialisiert sich das digitale Archiv auf Abbildungen und Fotografien von historischen Bauwerken, die in Zusammenarbeit mit renommierten Architekturfotografen entstehen, die die ganze Welt bereisen. Im Fokus stehen dabei Gebäude, Bauwerke und Monumente aus Deutschland und ganz Europa.
Mittlerweile stehen insgesamt ca. 35 000 Motive zur freien Auswahl zur Verfügung. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um sakrale Bauwerke wie Kirchen, Klöster, Kathedralen, Dome oder weltliche Palastanlagen, Schlösser, Burgen, Ruinen, Rathäuser, Bürgerhäuser, Handelshäuser oder auch öffentliche Plätze, Stadttore oder Wolkenkratzer etc. handelt. Einen besonderen thematischen Schwerpunkt bilden Kathedralen und Schlossgärten in ganz Europa mit ca. 4 000 bis 5 000 Bildern pro Kategorie.
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Die Datenbank wird kontinuierlich durch neue Fotos der einzelnen Bauwerke ergänzt und erweitert, auch wenn bereits Fotos von diesem Bauwerk vorhanden sein sollten. Alte Bilder werden nicht gelöscht und auf diese Weise lassen sich z. B. Veränderungen des Erhaltungszustands des jeweiligen Bauwerks wunderbar nachvollziehen und tragen dazu bei, mögliche Schadensrisiken frühzeitig zu erkennen und Folgeschäden zu vermeiden.
Die Bilder können entweder als Layoutbilder (mit Wasserzeichen) kostenlos heruntergeladen werden oder stehen nach Anmeldung und Vergabe eines Passworts auch als Druckdaten zur Verfügung. Alexandra Michelmann
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BLICKPUNKT CO2-Bausteine für den Denkmalschutz 2. Auf technischer Ebene sollen insbesondere und als Schwerpunkt des Projektes neue Techniken zur Verbesserung der Energieeffizienz von Denkmälern entwickelt werden. Dazu werden Gebäudeuntersuchungen zur Grundlagenermittlung durchgeführt und die Techniken in Pilotprojekten umgesetzt sowie evaluiert. 3. Darüber hinaus sollen die Qualitätsstandards in der Ausund Fortbildung des Handwerks verbessert werden. Die Erkenntnisse der technischen Projektergebnisse sollen in Lehrgängen und Curricula münden. Es sollen die Inhalte der Ausbildung von Handwerkern und Architekten harmonisiert und Zertifizierungen von Fachqualifikationen entwickelt werden. Dadurch soll eine erhöhte Mobilität von Arbeitskräften in der EU entstehen und neue Marktbereiche für Unternehmen erschlossen werden. Koordinator des Projekts ist das Denkmalschutzamt Hamburg. Der offizielle Projektstart ist für das Frühjahr 2011 vorgesehen. IH / PB Weitere Infos: http://www.bsssc.com (news), http://www.hamburg.de (aktuell)
Kunsttechnologische Forschungen an Gemälden von Philipp Otto Runge an der Hamburger Kunsthalle Seit Anfang des Jahres wurden die Gemälde Philipp Otto Runges von Restauratorinnen der Hamburger Kunsthalle in Zusammenarbeit mit Naturwissenschaftlern und Kunsthistorikern umfangreich untersucht. Der maltechnische Aufbau aller Gemälde, sie waren bisher noch nicht eingehend untersucht, wurde systematisch erfasst und verglichen. Schwerpunkt des Projektes war die Untersuchung folgender Hauptwerke: »Der Kleine Morgen«, der in einem nahezu authentischen Zustand ist, das Gemälde »Die Hülsenbeckschen Kinder«, dessen Farbigkeit sich im Bereich des Himmels verändert hat, und »Der Große Morgen«, der durch seine Zerstörung und Wiederherstellung
deffn
heute ein völlig verändertes Erscheinungsbild aufweist. Die Untersuchungen wurden in Vorbereitung der Retrospektive »Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik« durchgeführt (Hamburger Kunsthalle 3. 12. 2010–13. 3. 2011, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München 13. 5. 2011–4. 9. 2011). Die Ergebnisse werden im Rahmen der Ausstellung präsentiert und ausführlicher im Dezember 2010 publiziert: Philipp Otto Runge und die Geburt der Romantik, Tagungsband, J. Howoldt, J. Bertsch, Verlag Hirmer. Die Philipp Otto Runge-Stiftung ermöglichte die kunsttechnologischen Forschungen. Kontakt: castro@hamburgerkunsthalle.de Silvia Castro
GmbH
Mit dem Ziel, Denkmalschutz und Klimaschutz zu vereinen, starten im kommenden Jahr insgesamt 17 nationale und internationale Partner in das transnationale Projekt »CO2OL Bricks – Climate Change, Cultural Heritage & Energy Efficient Monuments«. Mit dabei sind nahezu alle Ostseeanrainerstaaten (DE, DK, SE, FI, LV LT, EE, PL) sowie Weißrussland. Denn sie alle stehen vor ganz vergleichbaren Herausforderungen. »CO2OL Bricks« hat Projektziele auf drei Ebenen, die gemeinsam und in Zusammenarbeit mit den insgesamt 18 nationalen und internationalen Projektpartnern erreicht werden sollen: 1. Auf administrativer, politischer Ebene soll eine transnationale Erklärung der Ostseeanrainerstaaten entwickelt werden, welche die Harmonisierung des Themas Klimaschutz und Denkmalschutz aufnimmt und einen Umgang mit dem Thema aufzeigt. Darüber hinaus soll das Thema verstärkt in regionale Klimaschutzkonzepte eingebunden sowie die technischen Projektergebnisse in Verordnungen, Förderkriterien, Vergaberichtlinien integriert werden.
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THEMEN Michael Panzner, Udo Klotzbach, Wolfram Köhler, Andrea Schmid, Eckhard Beyer
Untersuchung von Kunstobjekten mit Terahertz-Zeitdomänenspektroskopie Chancen und Herausforderungen eines neuen Messverfahrens
Terahertz-Zeitdomänenspektroskopie (THzTDS) ist ein absolut zerstörungsfreies Verfahren, das sowohl zur Substanz- als auch zur Strukturaufklärung von Kunstobjekten beitragen kann. Im vorliegenden Artikel werden drei Applikationen des Verfahrens näher betrachtet – die Detektion von Bioziden an kontaminierten Kunstobjekten, die Aufklärung geschichteter Strukturen von Kunstobjekten und die Visualisierung verborgener Wandmalereien. Bei allen Beispielen werden die besonderen Eigenschaften der Strahlung aus diesem Frequenzbereich – 1THz–4 THz – wie z. B. das dämpfungsfreie Durchdringen verschiedenster Materialien ausgenutzt. Das Messprinzip zeichnet sich durch die Nutzung extrem kurzer elektromagnetischer Pulse aus, in denen Frequenzen des THz-Bereiches stecken. Die frequenzabhängige Absorption der Strahlung, beispielsweise bei der Durchstrahlung eines Materials, erlaubt die Identifikation der Substanz. Laufzeitmessungen der Pulse ermöglichen zugleich Aussagen zur inneren Struktur, beispielsweise bei einem Aufbau aus einzelnen Schichten oder dem Vorhandensein von Hohlräumen. Das Verfahren arbeitet in Reflexion und Transmission.
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Dr. rer nat Michael Panzner ist Physiker und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS). Er beschäftigt sich seit mehr als
sechs Jahren mit der Anwendungen von THzWellen zur Untersuchung von Kunst- und Kulturgut und leitet das Verbundprojekt »TERAART«. Dr. techn. Dipl. Ing. Udo Klotzbach ist Arbeitsgruppenleiter im IWS. Er leitet verschiedene Arbeitsgebiete zur Lasermatermikromaterialbearbeitung. Dazu gehört auch die Laserreinigung von Kunst und Kulturgut. Wolfram Köhler arbeitet seit 1976 als Physiker in der Restaurierung und der Denkmalpflege. Seine speziellen Interessen liegen in der Entwicklung und Weiterentwicklung zerstörungsfreier Untersuchungsmethoden. Als Projektleiter der Forschungsinstitutes für Archäometrie und Denkmalpflege e.V. in Potsdam ist er für die Entwicklung des XYZ-Scanners im Projekt »TERAART« verantwortlich. Andrea Schmid ist freischaffende Diplom-Restauratorin für Wandmalerei und Architekturfarbigkeit. Seit 2008 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Bildende Künste Dresden für das Forschungsprojekt »TERAART«. Prof. Dr. Dr. Ing. habil. Eckhard Beyer ist der Institutsdirektor des IWS. Gleichzeitig ist er ordentlicher Professor an der TU Dresden. Er leitet dort den Lehrstuhl für Laser- und Oberflächentechnik. Er ist Direktor des Institutes für Oberflächentechnik und Fertigungstechnik und seit 2009 Dekan der Fakultät für Maschinenwesen.
Einleitung Im Vorfeld jeder Messmethode, die zur Untersuchung von Kunstobjekten eingesetzt werden soll, muss die Frage nach ihrem Einfluss auf das Objekt geklärt werden. THz-Strahlung liegt im Wellenlängenbereich zwischen dem infraroten Spektralbereich (> 100 µm) und den Mikrowellen (<1 mm). Für diesen Bereich ergeben sich Energien der Lichtteilchen (Photonen) kleiner 100 meV (Abb. 1). Die Bindungsenergien organischer Moleküle, wie sie auch bei Malschichten vorkommen, liegen oberhalb von mindestens 1 eV. Im Gegensatz zu UVStrahlung (z. B. 250 nm ≈ 5 eV) ist ein direktes Aufbrechen von chemischen Bindungen durch einzelne Photonen der THz-Strahlung nicht möglich. Auch ein Erhitzen des Objektes durch die eingestrahlte
Energie muss nicht befürchtet werden, da bei der THz-Zeitdomänenspektroskopie (THz-TDS) nur Strahlungsleistungen < 1 mW erzeugt werden. Im Vergleich hierzu erscheint die unter ungünstigen Umständen abgestrahlte Leistung von Mobiltelefonen von ca. 2 W gigantisch. Untersuchungen mit THzStrahlung sind somit absolut schädigungsfrei. THz-Strahlung auch im Kunstbereich einzusetzen ist aufgrund der besonderen Eigenschaften der Strahlung dieses Wellenlängenbereichs äußerst reizvoll. Nahezu dämpfungsfrei werden viele Materialien wie z. B. Textilien oder Kunststoffe von THz-Strahlung durchdrungen. Bei anderen Substanzen erlaubt das Einwirken von THz-Strahlung unter Umständen auch eine Materialidentifikation, so z. B. bei manchen Pigmenten, die ein charakte-
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THEMEN 1
ristisches Spektrum zeigen. Die verwendeten kurzen Pulse elektromagnetischer Strahlung ermöglichen zusätzlich durch Laufzeitmessungen tomografische Informationen des Objektes abzuleiten. Mit der THzTDS steht damit ein Messverfahren zur Verfügung, mit dem Objekte unter Umhüllungen sowohl hinsichtlich ihres Aufbaus als auch der Materialien untersucht werden können. Aus diesen Eigenschaften resultieren verschiedene Ansatzpunkte für eine Applikation der THzMethode für die Untersuchungen von Kunst und Kulturgut sowohl zur Substanzidentifikation wie auch zur Aufklärung innerer Strukturen. So können unter Oberflächen liegende Hohlräume detektiert und deren Dimension bestimmt werden. Das ist beispielsweise für die Größenbestimmung von Delaminationenseffekten sehr interessant. Ein weiteres Arbeitsgebiet ist die Identifikation organischer Biozide, die in vielen Fällen in der Vergangenheit zur Vermeidung von Schädlingsbefall auch an Kunstgegenständen aus Holz und Textilien eingesetzt wurden und heute ein großes Problem darstellen [1]. Innerhalb eines Forschungsprojekts werden am Fraunhofer IWS Dresden gegenwärtig Untersuchungen zur Sichtbarmachung von unter Überzügen verborgenen Wandmalereien durchgeführt. Diese Arbeiten laufen im Rahmen des BMBF-geförderten Verbundprojekts »TERAART«. Hier arbeiten das Forschungsinstitut für Denkmalpflege und Archäometrie e.V. (FIDA) in Potsdam, die Hochschule für bildende Künste Dresden und die TU Dresden mit dem IWS zusammen. Erste Ideen, THz-Strahlung zur Untersuchung von verborgenen Wandmalereien einzusetzen, stammen aus dem Jahre 2006 [2]. Derzeit gibt es weltweit mehrere Gruppen, die sich bemühen THz-Strahlung im Bereich Archäometrie anzuwenden [3, 4, 5, 6]. Von verschiedenen Autoren wurde das THz-Spektrum von Farbpigmenten untersucht. Erste Datenbanken existieren bereits im Internet [7]. Die Arbeiten im Fraunhofer IWS konzentrierten sich auf die Schaffung von Grundlagen für eine Applikation der Methode an realen Objekten. Voraussetzung für die Anwendung außerhalb von Laboren, vor Ort an Kunstobjekten, ist der Aufbau geeigneter, robuster und vor allem mobiler Gerätetechnik. Die empfindlichen Geräte der THz-TDS werden ausschließlich in Laboren betrieben. Eine besondere Herausforderung war es deshalb, einen THz-TDS-Scanner für »out of lab«-Einsätze aufzubauen. THz-Zeitdomänenspektroskopie THz Quellen können in schmalbandige, kontinuierlich strahlende Systeme und in gepulste Systeme, die ein breites Spektrum von Frequenzen abstrahlen, unterteilt werden. Letztere werden für das Verfahren der THz-Zeitdomänenspektroskopie verwendet.
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1 Spektrum elektromagnetischer Wellen mit Photonenenergien.
Das Grundprinzip der Erzeugung von THz-Strahlung dieser Art besteht darin, freie Elektronen kurzer Lebensdauer kurzzeitig zu beschleunigen. Dabei wird ein elektromagnetischer Impuls mit der Dauer von wenigen ps (10-12s) (Abb. 2, schwarze Kurve) erzeugt.
2 Elektromagnetische Pulse, die bei der THz-Zeitdomänenspektroskopie verwendet werden; schwarz: Zeitdomäne, rot: Frequenzdomäne. 3 Photoleitender Schalter zur Erzeugung von THz-Pulsen.
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THEMEN 17
Foto/© Bernd Schwarz
Original in Nürnberg Im Januar 2009 konnte im Rahmen der »Internationalen Tagung zum Nürnberger Instrumentenbau« das Original als Dauerleihgabe der Musikinstrumentensammlung im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (GNM) übergeben werden (Abb. 19). Nach ausführlichen Gesprächen nahm der Kirchengemeinderat in Belitz den Vorschlag an, das Instrument als unwiederbringliches Kulturgut verantwortungsvoll in die Sammlung des GNM nach Nürnberg zu geben, wo es von MusikinstrumentenRestauratoren betreut und bewahrt werden kann. Jetzt sind das Original und eine Kopie in einer Vitrine im Ausstellungssaal zu besichtigen. Dem Kirchengemeinderat gebührt für diese Entscheidung der Respekt aller meiner Fachkollegen und Musiker. Es ist eine beispielhafte Haltung für den Umgang und die Verantwortung mit unserem Erbe.
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© Raumklang
Dank Mein herzlicher Dank für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung gilt: Prof. Richard Seraphinoff, Bloomington (USA), Markus Raquet (Bamberg/ Nürnberg), Jean-François Madeuf, Friedemann Immer und allen beteiligten Musikern, Sebastian Pank, RAUMKLANG; Max Münkwitz, Rostock; Karl Hachenberg, Bad Breisig; Dr. Robert Barclay, CAN; Dr. Angelika Halama, Buxtehude; Graveurmeisterin Carola Frericks, Schwerin; Fotostudio Hagedorn, Rostock, dem Kirchengemeinderat und der Kirchengemeinde Belitz/Prebberede, Pastor Dietmar Cassel, Pastor a. D. Martin Dürr
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17 Konzert im Juli 2007.
Anmerkungen 1
18 Der Klang der nachgebauten Birckholtz-Trompete ist auf CD dokumentiert.
berger Instrumente (s. Literatur), auf die sich spätere Publikationen wiederholt beziehen. Foto/© M. Münkwitz
19 Original im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg; Jean-François Madeuf und Michael Münkwitz vor der Vitrine.
Dem Autor sind bis dato keine Dokumente bekannt, außer
die Veröffentlichung von Willi Wörthmüller über die Nürn-
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Die Trompete hing seit 1676 in der Kirche und wurde seit-
her mit größter Wahrscheinlichkeit nicht mehr benutzt. Daher ist davon auszugehen, dass es sich bei Hanf um das ursprüngliche Dichtmaterial handelt. Ein späteres Abdichten hätte keinen Sinn gemacht.
Abstract The Birckholtz Trumpet Reconstruction of a Historic Wind Instrument In 2005, the author made an unusual discovery in a village church in Mecklingburg, where a rare 17th century long trumpet ascribed to Wolff Birckholtz, a Nürnberg master trumpet builder, hung from an epitaph. Everything indicated the instrument was a no longer playable original. Following careful examination of the original workings, the state of preservation, measurement and documentation of the instrument, a copy was made. This reconstruction is played in concerts today, and its sound can be experienced once more. The 17th century original, on the other hand, can be admired in the Germanic National Museum in Nürnberg, where it is cared for by musical instrument conservators and a wide public are able to see it.
Keywords: musical instrument, copy, reconstruction, engraving, Germanic National Museum Nürnberg, Belitz, church music, master trumpet builder, master’s marks, sealing material
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THEMEN Pascal Cotte
Neues Wissen für die Kunstwelt Multispektrale Bilder revoluzionieren die Malerei-Analyse
Mit der Anwendung der Multispektraltechnik ergibt sich im Bereich der Kunstwerkdiagnostik eine Reihe von neuen Möglichkeiten. In einem multispektralen Foto werden mehrere Bereiche des Lichtspektrums zugleich erfasst. Dabei entstehen Aufnahmen von außergewöhnlicher Farbqualität, die gegenüber
Einleitung Eine Stunde benötigt die Multispektralkamera, um Milliarden Bruchstücke an Informationen von einem Gemälde oder anderen Kunstwerk (Pergament, Zeichnung, Buchmalerei usw.) zu sammeln. Dabei entsteht eine unglaublich detailreiche Aufnahme des Werks. Das Prinzip der Multispektral-Aufnahme ist einfach: Das Lichtspektrum, das sich von jedem Punkt des Objekts aus verbreitet, liefert alle darin erhaltenen Informationen. In einem multispektralen Foto werden das ultraviolette (UV), das sichtbare Licht und das nahe Infrarotlicht (NIR) erfasst. Hierdurch entstehen Aufnahmen von außergewöhnlicher Farbqualität, die viel mehr Tiefe besitzen, als wenn z. B. nur infrarotes Licht (IR) verwendet werden würde. Die multispektrale Bildgebung basiert auf drei Säulen: Farbmetrik, Farbspektrum und Fotometrie. Die hieraus resultieren zahlreichen Einsatzgebiete machen den hauptsächlichen Anreiz dieser neuen nichtinvasiven Untersuchungsmethode aus. Diese Methode wurde im Jahr 1998 patentiert [I, II] und war im Rahmen des »European Research Programme« bereits Thema mehrerer wissenschaftlicher Veröffentlichungen. [III, IV, V, VI, VII] Der multispektrale Scan eines Gemäldes liefert viel umfangreichere Informationen als eine hochauflösende Fotografie. Für die Analyse dieser Informationen ist der Einsatz einer Vielzahl von wissenschaftlichen Techniken erforderlich. Folglich wird die Fotografie zu einer »wissenschaftlichen Messung« und das ändert alles. Künftig lassen sich mit dem physikalischen Vergleich von Arbeiten und Dokumenten Schlüsse ziehen, die sicher belegt werden können. Dies revolutioniert die Beurteilung von Kunstwerken. Als wesentliche Ergänzung zu Röntgenstrahlen und Infrarotstrahlen produzieren mehrschichtige multispektrale Bilder ein Bündel an neuen Informationen. Dies ist eine neue Informationsquelle für die Forschung, wie es zu ihrer Zeit Röntgenstrahlen waren.
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der konventionellen Fotografie ganz entscheidende Vorteile haben. Diese sind im vorliegenden Artikel zusammengefasst.1 Pascal Cotte ist wissenschaftlicher Leiter bei Lumière Technology in Paris.
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Die Technik war in jüngster Zeit der Schlüssel bei der Identifizierung von Leonardo da Vincis »Bella Principessa«, deren Ergebnisse Prof. Martin Kemp vom Trinity College in Oxford 2010 in London publiziert hat [VIII]. Auch erhielt die Technik eine positive Bewertung von Prof. Pedretti, Direktor des Leonardo Center am UCLA, Dr. Strinati, ehemaliger Direktor der Römischen Museen, Prof. Vezzozi, Direktor des Muséo Ideale Leonardo da Vinci, Dr. Geddo, Prof. Gregori, Dr. Turner und anderen Leonardo-Experten.
1 Die dreizehn Messungen von Dame mit dem Hermelin – Leonardo da Vinci.
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