ZEITSCHRIFT FÜR KONSERVIERUNG UND RESTAURIERUNG
special
NO 2
Österreich
TRADITION UND AUFBRUCH
E
D
I
T O
R
I
A
L
Österreich – das sind Schlösser, Paläste, Barockkirchen und Kunstsammlungen einer Monarchie, die ein Weltreich war. Es ist aber auch ein kreatives und innovatives Land. Das zeigt sich nicht zuletzt in der Erhaltung seines kulturellen Erbes: Das Bundesdenkmalamt hat zum Beispiel ein in Europa einzigartiges Standardwerk für Denkmaleigentümer verfasst (s. S. 10), und die Wiener Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft (SKB) reinvestiert ihre Einnahmen in die Erhaltung der kaiserlichen Schlösser (s. S. 18). Die Akademie der bildenden Künste in Wien spielt in der restauratorischen Ausbildung eine Vorreiterrolle. Dort gab es – anders als in Deutschland – bereits in den 1930er-Jahren einen Diplomstudiengang. Und auch ihr heutiger Vorstand am Institut für Konservierung-Restaurierung, Wolfgang Baatz, gilt als Vorkämpfer für die restauratorische Ausbildung – nicht nur auf nationaler Ebene, sondern europaweit. Ebenso ist das Institut für Konservierung und Restaurierung an der Universität für angewandte Kunst Wien unter der Leitung von Professorin Gabriela Krist weit über die Grenzen Österreichs mit Ausbildungskooperationen und Restaurierungsprojekten aktiv und wird jetzt sogar mit einem UNESCO-Lehrstuhl ausgezeichnet (s. S. 31). Österreich ist ein Land, das sich viel traut – und längst dreht sich nicht mehr alles nur um Wien. Niederrösterreich arbeitet mit sehr fortschrittlichen Strategien, um sein Kulturerbe zu bewahren: Das Sammeln, Bewahren und Forschen findet dort für alle Museen zentral statt (s. S. 42). Mit Fragen der Ökonomie und der Nutzung des kulturellen Erbes setzt sich Christian Hanus, Dekan der Fakultät für Bildung, Kunst und Architektur an der Donau-Universität Krems auseinander. Sein Department für Bauen und Umwelt liefert starke Argumente für den Erhalt historischer Bauten (s. S. 39). Treibende Kraft in Salzburg ist Hofrat Dr. Ronald Gobiet. Unter seiner Ägide hat sich jetzt die MONUMENTO, die einzige Kulturerbe-Messe Österreichs, mit einem neugegründeten, länderübergreifenden Messebeirat aufgestellt (s. S. 47). All diese Facetten des Landes stellen wir Ihnen anlässlich des Kulturerbejahrs 2018 vor: die große Tradition und den Aufbruch zu neuen Ufern. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre. Ihre RESTAURO-Redaktion
Foto/Cover: © Burghauptmannschaft Österreich/Bettina Neubauer-Pregl (Abb. siehe S. 28)
Liebe Leserin, lieber Leser,
DENKMÄLER SCHÜTZEN UND BEWAHREN MIT FARBEN VON KEIM – MINERALISCH, LANGLEBIG, NACHHALTIG Seit 140 Jahren engagiert sich KEIM für historische Bauten in der Denkmalpflege. Mit viel Erfahrung. Und mit viel Leidenschaft. Vertrauen Sie auf die Langlebigkeit KEIM`scher Mineralfarben und das einzigartige Dienstleistungs-Spektrum.
KEiM. fARBEN fÜR iMMER. www.keim.com
special
3
I
N
H
A
L T
6
Was ist genuin österreichisch? Dem Phänomen auf der Spur
8
Von der Erbschaft des Goldenen Apfels Die Wiener Hofburg ist ein österreichisches und gleichzeitig europäisches Monument
10
Orientierungshilfen und Wegweiser Über die „Zahnräder“ des Bundesdenkmalamtes
15
Das Objekt in all seinen Dimensionen verstehen Prof. Dr. Wolfgang Baatz gilt europaweit als Vorkämpfer für die restauratorische Ausbildung
18
Die Glorie des Habsburgerreiches Wie die Wiener Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft (SKB) ihre Einnahmen in die Erhaltung der kaiserlichen Schlösser reinvestiert
23
Weiterbildung, Praxis und Austausch Ein Porträt des Österreichischen Restauratorenverbands (ÖRV)
26
Imperiale Gemäuer Interview mit Burghauptmann Hofrat Reinhold Sahl über technologische Innovationen und die Nutzung historischer Gebäude
31
Die internationalen Berater Von den Aktivitäten des Instituts für Konservierung und Restaurierung an der Universität für angewandte Kunst Wien
34
Prävention von Sammlungsbeständen und Objektforschung Das Kunsthistorische Museum in Wien über die Anforderungen des modernen Museums- und Ausstellungsbetriebs
39
Schwerpunkt Baukulturelles Erbe Grenzübergreifend und nachhaltig: Die Nutzungskonzepte der Donau-Universität Krems
42
Avantgarde Die Landessammlungen Niederrösterreich arbeiten mit fortschrittlichen Strategien, um ihr Kulturerbe zu erhalten
47
Kulturerbe und Denkmalpflege über die Grenzen Die Salzburger Messe MONUMENTO hat im Zuge des Kulturerbejahrs 2018 einen länderübergreifenden Fachbeirat gegründet
50
Impressum
10 Das österreichische Bundesdenkmalamt
26 Das reiche Erbe der Burghauptmannschaft
34 Prävention und Objektforschung in Wien
42 Blick in das Kulturgutdepot in St. Pölten
4
Fotos (v.o.n.u.): © Bundesdenkmalamt; © SKB Alexander Eugen Koller; Burghauptmannschaft Österreich; Kunsthistorisches Museum, Wien; Kunstsammlungen Niederösterreich
18 Prachtvoller Anblick: Schloss Schönbrunn
special
Orientierungshilfen und Wegweiser Wenn die „Zahnräder“ des Bundesdenkmalamtes perfekt ineinander greifen, wird das kulturelle Erbe in Österreich gut geschützt V O N U TA BA I E R M . A .
Das österreichische Bundesdenkmalamt „schützt, pflegt, erforscht und vermittelt“ im gesetzlichen Auftrag und im öffentlichen Interesse das kulturelle Erbe des Landes. So klingt die Selbstbeschreibung des Amtes, das sich um die Denkmäler in ganz Österreich kümmert. Ein föderales System, wie in Deutschland, gibt es im österreichischen Denkmalschutz nicht. „Um die Vielfalt der Arbeit zu beschreiben, haben wir das Bild von den drei Zahnrädern entworfen, die gemeinsam einen Motor antreiben. Dieser Motor arbeitet für den Erhalt des kulturellen Erbes“, sagt Bundesdenkmalamt-Fachdirektor Bernd Euler-Rolle. Das Bild von den Zahnrädern soll auch das Ineinandergreifen der drei Bereiche des Amtes beschreiben. Sie werden als „Fachbereich“, „Regionalbereich“ und „Rechts- und Verwaltungsbereich“ bezeichnet. Während der Rechts- und Verwaltungsbereich die Aufgaben der Behörde wahrnimmt und im Regionalbereich die neun Bundesländer vertreten sind, gliedert sich der Fachbereich in einzelne Abteilungen, deren Aufgaben Restaurierung und Untersuchung, Forschung und exemplarische Projekte sind. „Da wir nicht nur ein Fachamt, sondern auch selbst eine Behörde sind, haben wir die Pflicht zur Aufklärung über unsere Entscheidungen und müssen Handlungsanleitungen geben“, sagt Bernd Euler-Rolle. In Veröffentlichungen, die Standards und Richtlinien genannt werden, lege das Amt die Denkweise und die Entscheidungsgrundlagen der Denkmalpfleger offen. „Unser Know-how, das wir in mehr als 150 Jahren in den Bereichen Denkmalpflege, Denkmalforschung und Restauriertechnologie erworben haben, steht der Öffentlichkeit zur Verfügung“, heißt es in der Selbstbeschreibung des Amtes. Damit sind wesentliche Arbeitsfelder genannt, von denen wichtige bereits bei der Gründung der Restaurierwerkstätten des Amtes 1938/39 maßgebend wurden. Josef Zykan, Chef der Werkstätten nach 1945, beschrieb es so: „Die Werkstätten des Bundesdenkmalamtes haben den Zweck, die Methoden einer denkmalpflegerisch richtigen Instandsetzung festzulegen und ein Muster für alle zu 10
B U
N
D
E
S
D
E
N
K
M
A
L
A
M
T
Die Johanneskapelle in P체rgg, Steiermark, ist ber체hmt f체r ihren romanischen Wandmalereizyklus (um 1170). Hier ein Ausschnitt des Katzen-M채useKriegs in restauriertem Zustand
S
C
H
L
O
S
S
S
Die Glorie des Habsburgerreiches Dass Erlebnis- und Kulturtourismus für das Welterbe von ganz elementarer Bedeutung sind, zeigt die Wiener Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft (SKB). Sie reinvestiert ihre Einnahmen in die Erhaltung der kaiserlichen Schlösser VON DR. UTE STRIMMER
18
C
H
Ö
N
B
R U
N
N
Es ist die Sehenswürdigkeit Nummer eins in Wien und eines der meistbesuchten Kulturgüter Österreichs: Schloss Schönbrunn. Schloss und Park zählen zu den eindrucksvollsten und am besten erhaltenen barocken Ensembles in ganz Europa, der prachtvolle Anblick lässt einen sogar Versailles vergessen. Aus einem architektonisch anspruchsvollem Jagdschloss zum Sommersitz und später zur Hauptresidenz des Kaiserhauses aufgestiegen, repräsentiert sich Schönbrunn neben der Hofburg als eines der bedeutendsten kaiserlichen Schlösser. Nach den triumphalen Siegen über das Osmanische Reich schuf Stararchitekt Johann Bernhard Fischer von Erlach das hochbarocke Anwesen. Kaiserin Maria Theresia ließ den Prachtbau später vollständig umbauen und mit feinsten Rokoko-Interieurs ausstatten. So erhielt Schönbrunn sein heutiges, weltberühmtes Aussehen. Das Gemäuer atmet europäische Geschichte: Im Spiegelsaal musizierte Mozart als sechsjähriges Wunderkind, Napoleon konferierte einst im Vieux-LaqueZimmer und 1918 unterzeichnete Kaiser Karl I. im Blauen Chinesischen Salon seinen Verzicht auf die Regierung (Ende der Monarchie). Heute gehört das Schloss – es liegt seit 1892 im 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing – aufgrund seiner historischen Bedeutung, seiner
special
S
C
H
L
O
S
S
S
C
H
Ö
N
B
R U
N
N
Foto: © SKB Alexander Eugen Koller
Blick auf Schloss Schönbrunn. Rund 2,7 Millionen Menschen pro Jahr besuchen das barocke Ensemble
einmaligen Anlage und der prachtvollen Ausstattung seit über zwanzig Jahren zum UNESCO-Welterbe. „Diese große Auszeichnung bringt eine noch größere Verantwortung mit sich“, weiß Mag. Klaus Panholzer. Als Geschäftsführer der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. (SKB) verantwortet er seit letztem Jahr das Herrschaftshaus. „Rund 2,7 Millionen Menschen besuchen jedes Jahr die über 40 Räume der Repräsentations- und Privatappartements aus Habsburger-Zeiten, an Spitzentagen sind es teilweise sogar bis zu 10 000 Besucher pro Tag. Um die Belastungsgrenzen zu erforschen, haben wir sehr früh angefangen, uns mit innovativen Konzepten zum Besucherstrom-Management in Zusammenarbeit mit dem Austrian Institute of Technology (AIT), Österreichs größter außeruniversitären Forschungseinrichtung zu Fragen im Mobilitätsbereich, auseinanderzusetzen. Die Besucherströme müssen so gelenkt werden, dass einerseits die Achtsamkeit gegeben ist und andererseits das Besuchererlebnis sehr hoch ist. Ein intelligentes Besucherstrom-Management ermöglicht uns, die Tourenplanungen künftig noch zielgerichteter zu gestalten.“ Die neue Digital-Strategie „Schönbrunn Digital Experience“ unterstützt diese Maßnahmen. Durch einen „One-Stop-Shop“
special
im Internet wird es künftig auch einen Schlosszugang ohne Wartezeiten geben. Darüber hinaus fließt weiterer Content in die Digitalplattform ein: Die Schauräume des Schlosses in einem Google-Arts-Projekt sind als virtueller Rundgang erlebbar, sämtliche Inhalte der Audioguide-Touren stehen in verschiedenen Sprachvarianten als Audio- oder Textdateien zum Download bereit, und alle Statuen und Denkmäler im Schlosspark Schönbrunn wurden zur Dokumentation für zukünftige Restaurierungsarbeiten als 3D-Modelle festgehalten. Leitlinie aller Aktivitäten der SKB ist die größtmögliche Schonung der historischen Substanz. Das Management achtet bei der Erschließung für Kultur-, Tourismus- und Freizeitangebote auf sensible Integration. Auch das aktuell im Bau befindliche Arrival Center Schönbrunn soll den Zugang zum Schloss Areal auf allen Wegen erleichtern, via öffentlicher Verkehrsmittel, Bus- und PKW, per Rad sowie zu Fuß. Ausgestattet mit einem Parkplatz inklusive Photovoltaik-Anlage und Elektro-Tankstellen sowie Ankunftsgebäude soll es das Ankommen der Gäste optimal lenken sowie komfortabler gestalten. Dafür reihen demnächst auch ca. 300 Bäume das Vorfeld zum Schlosseingang. „Die große Beliebtheit von Schloss Schönbrunn ist gleichzeitig auch die 19
B U
R
G
H
A U
P
T
M
A
N
N
S
Imperiale Gemäuer Die Burghauptmannschaft Österreich hat eine immense Bedeutung für den Erhalt des baukulturellen Erbes. Burghauptmann Hofrat Reinhold Sahl über technologische Innovationen, und warum historische Gebäude unbedingt genutzt werden sollten. I N T E RV I E W: C AT H R E N L A N D S G E S E L L
26
C
H
A
F
T
Ö
S
T
E
R
R
E
I
C
H
RESTAURO: Verkürzt gesagt ist die Burghauptmannschaft Österreich zuständig für den Erhalt des baukulturellen Österreichs, das aus der Habsburger Monarchie hervorgegangen ist. Warum ist es generell wichtig, dieses Erbe zu bewahren? REINHOLD SAHL: Dieses Erbe ist manifeste, seh- und begreifbare Geschichte: Die Gebäude und Objekte zeigen uns durch die Entwicklung der Architektur unsere soziale und gesellschaftliche Entwicklung, wir sehen den Lauf unserer Geschichte. Daher ist es unser Anspruch, unsere Objekte in einem möglichst ursprünglichen Zustand zu bewahren. Wie man diese Zeugen der Geschichte interpretiert, wandelt sich, aber wenn man einmal ein Objekt entzieht, entzieht man es weiterer Forschung und Erkenntnis, die sich vielleicht erst durch künftige neue Technologien erschließt. Wenn ein Objekt nicht mehr da ist, helfen auch die neuesten Analysewerkzeuge nichts. Außerdem sind diese Objekte unser geistiges Fundament. Wenn wir das wegschieben, wissen wir nicht mehr, worauf wir achten sollen. Man kann nur aus dem lernen, was da ist. Die Bewahrung des baukulturellen Erbes ist daher eine zentrale staatliche Aufgabe.
special
B U
R
G
H
A U
P
T
M
A
N
N
S
C
H
A
F
T
Ö
S
T
E
R
R
E
I
C
H
Foto: © Burghauptmannschaft Österreich/Manfred Seidl
Das Pietra-dura-Zimmer der Wiener Hofburg zieren 67 Wandbilder aus Stein, gefertigt Mitte des 18. Jahrhunderts in den berühmten „Pietre-dureWerkstätten“ von Florenz
Und es ist wichtig, dass es eine Organisation gibt, die sich darum kümmert, dass der ursprüngliche Zustand gewahrt bleibt und zugleich dafür sorgt, dass es eine moderne Nutzung in den Objekten gibt.
Vertragsabwicklung aber auch die behördliche Abwicklung von Events – wie etwa den Bällen – zuständig ist. Hinzu kommen Systemabteilungen für EDV usw.
Die Objekte in Ihrer Obhut sind so vielfältig wie die Nutzergruppen: Die Hofburg Wien gehört dazu wie die in Innsbruck oder das ehemalige Kriegsministerium am Ring in Wien. Museen, Behörden und Ministerien, aber auch Gastronomiebetriebe nutzen die Objekte. Die Burghauptmannschaft kümmert sich damit nicht nur um den Erhalt historischer Substanz, sondern auch um die Liegenschaftsverwaltung. Wie bekommt man das unter einen Hut? Es stimmt, wir sind Facility Manager, Vermieter, Verwalter und Konservatoren in einer Organisation – und noch dazu mit einer sehr heterogenen Nutzerstruktur in unseren Objekten. Es macht natürlich einen Unterschied, ob ich die Präsidentschaftskanzlei betreue oder eine Mietwohnung. Wir lösen es so, dass unsere zehn Bauabteilungen jeweils auf bestimmte Objekte und ihre Nutzer spezialisiert sind – etwa auf die Museen. Wir haben zudem eine Verwaltung, die für
Bei baulichen Veränderungen treten Sie auch als Bauherr auf? Ja, dabei vergeben wir nur an ausgewählte Firmen Bauaufträge. Wir haben mit „Modify“ eine eigene internationale Ausbildungsschiene entwickelt, ein europaweit gültiges Zertifikat, das die Fähigkeiten von Bau- und Projektleitern im historischen Bestand ausweist. Das Prädikat können Firmen erwerben, sodass wir es in unseren Ausschreibungen einfordern können. Wir vergeben viele Aufträge im kleingewerblichen handwerklichen Bereich und wissen somit, dass die Firmen über das notwendige Wissen verfügen. Alle unsere neuen Mitarbeiter erwerben das Zertifikat, seit letztem Jahr auch die Lieferanten.
special
Beschäftigt die Burghauptmannschaft auch Restauratoren? Restauratorisches Wissen ist Teil von „Modify“. Wir kooperieren außerdem eng mit dem Bundesdenkmalamt und beschäftigen externe 27
Avantgarde Die Landessammlungen Niederrösterreich arbeiten mit fortschrittlichen Strategien, um ihr Kulturerbe für künftige Generationen zu erhalten VON DR. UTE STRIMMER
Sie gelten als kulturelles Gedächtnis des Landes Niederösterreich und stellen auch dessen größten mobilen Wert dar: die Landessammlungen Niederösterreich. Ihr Bestand – durch Schenkungen, Ankäufe, archäologische Grabungen sowie die Übernahme von Vor- und Nachlässen wuchs er im Laufe der Zeit auf beachtliche sechs Millionen Objekte an – spiegelt die historische und gesellschaftliche Entwicklung dieser unverwechselbaren Kulturlandschaft wider. Herr über dieses gewaltige Erbe ist Mag. Armin Laussegger. Der ausstellungserfahrene Historiker verantwortet als Leiter des Teams der Landessammlungen Niederösterreich sämtliche im Besitz des Landes befindlichen musealen Objekte und sorgt dafür, dass sie bewahrt und erhalten, aber auch gezeigt werden. Um verborgene Schätze aus dem Depot zu holen, wurde 2014 als wichtiges kulturpolitisches Ziel in Niederösterreich eine eigene Sammlungsstrategie verabschiedet. Das Land und die Donau-Universität Krems gründeten daraufhin gemeinsam das Zentrum für Museale Sammlungswissenschaften, um die Landessammlungen weiter zu erforschen und daraus Impulse für die Arbeit in den einzelnen Museen zu entwickeln, etwa für das Museum Niederösterreich, die Römerstadt Carnuntum, das Karikaturmuseum Krems oder die neue Landesgalerie Niederösterreich, die derzeit in Krems entsteht (s. S. 42f.). Seit 2014 setzt sich Armin Laussegger daher auch als Leiter dieser neu gegründeten Abteilung im Department für Kunst- und Kulturwissenschaften an der Kremser Universität mit Sinn und Zweck des musealen Sammelns, mit Sammlungen und Sammlungsverhalten auseinander. Niederösterreich geht mit dieser Kooperation bei der Erforschung von Museumssammlungen also ganz neue Wege. „Das im letzten Herbst eröffnete Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich und die neue Landesgalerie Niederösterreich sind ebenfalls das Ergebnis der 2014 beschlossenen Sammlungsstrategie“, fügt Armin Laussegger hinzu. Denn diese definiert auch, dass man mehr Ausstellungsfläche braucht, um die Objekte, die von der Bevölkerung nachgefragt werden (und auch im Landeseigentum stehen), den Bürgern adäquat zu präsentieren. Eine grundsätzlich niederösterreichische Besonderheit, die den Objekten der Sammlung im Hinblick auf die langfristige Erhaltung außerordentlich zugutekommt, ist die Aufteilung musealer Strukturen: Der eine Bereich ist der reine Ausstellungbetrieb, der andere beschäftigt sich ausschließlich mit Sammlungen, mit der Forschung an den 42
L
A
N
D
N
I E
D
E
R
Ö
S
T
E
R
E
I
C
H
Die Landessammlungen Niederösterreich gelten als kulturelles Gedächtnis des Landes Niederösterreich. Blick in das Kulturgutdepot in St. Pölten