STEIN
S 02 | 2018
ZEITSCHRIFT FÜR NATURSTEIN
BUILDING INFORMATION MODELING
JEDER BAUSTEIN ZÄHLT MIT DAMPF
MIT MARMOR
MIT HISTORIE
Das Hermannsdenkmal wurde vom Scheitel bis zur Sockelbasis gereinigt
Ein Schweizer Steinmetz hat mit dem Globo Uovo ein Kunstwerk mit Botschaft geschaffen
Mooser Muschelkalk verbindet in Köln ein modernes Büro mit dem Bestandsgebäude
INHALT
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ModerneInformation Elemente Building können alte Friedhöfe Modeling (BIM) soll das auflockern, sie Arbeiten am wenn Bau revolusich, wie Zeit, hier in Altdorf tionieren. einen bei Nürnberg, zurückBlick auf das digitale nehmen nicht Bauen zu und richten und in den Vordergrund den eigenen Standort drängen. zu bestimmen.
Das Globo Uovo des Schweizer Bildhauers Marc Reist musste einen langen Weg zurücklegen, bevor es zu dem werden konnte, was es jetzt ist: Kunst mit einer Botschaft.
Ein unter DenkmalNaturstein eignet sich schutz sehr gutstehender als verbindenBunker in München des Element von wurde behutsam renoBestandsgebäuden und viert und innen mit Neubauten. Im Kölner dem Naturstein „Fade Projekt schlägt Mooser to Grey“ ausgelegt. Muschelkalk die Brücke zwischen Alt und Neu.
STEIN ONLINE
CHANCEN NUTZEN
STEIN – auf Facebook Wissenswertes rund um das Thema Naturstein gibt es auf facebook.com/stein.magazin
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Mit Vollgas von analog zu digital Building Information Modeling (BIM) ist das Trendthema am Bau. Auch für Steinmetze!
STEIN – die Webseite Fachliches, Interessantes, aber auch Skurriles finden Sie auf unserer Homepage stein-magazin.de
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Verkannte Chance für Steinmetze Pronag-Geschäftsführer Marc Aßmann erklärt, warum jeder Steinmetz heute digital denken muss.
STEIN – der Newsletter Regelmäßig Neues aus der Stein-Welt, zu abonnieren auf stein-magazin.de
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Was bedeutet die Digitalisierung fürs Entwerfen? Der Architekt und IT-Spezialist Phillip G. Bernstein im Gespräch über den kreativen Prozess im digitalen Zeitalter.
SCHÖNE WELT DER STEINE 18
ZUM SAMMELN Die neue STEINKUNDE In dieser Ausgabe: Juparana Colombo
KUNDE
Inspirationen aus dem Muschelkalk Sanieren in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz schafft gelungene Architektur.
STEINE BEARBEITEN 24
Ein Ei für die Welt Wie aus einem 55 Tonnen schweren Marmorblock ein Kunstwerk entsteht.
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Juparana Colombo Die STEINKUNDE stellt ein metamorphes Gestein aus Indien vor.
Handelsname:
JUPARANA COLOMBO Petrografische Familie:
Migmatit Typische Farbe:
Hell- bis Mittelgrau mit ocker- bis rosafarbenem Neosom Herkunftsort:
Managparai / Tamil Nadu / Indien Liefernachweis:
Fateh Granites Ltd. / Bangalore / Indien
GEOLOGIE/PETROGRAFIE Juparana Colombo zählt zur Gesteinsgruppe der metamorphen Gesteine. Es handelt sich um einen sogenannten Migmatit – nicht zu verwechseln mit einem Magmatit! Dieser Stein besteht aus zwei Gesteinsteilen. Einem älteren, dem Paläosom, und einem jüngeren, dem Neosom, das in den älteren Gesteinsteil eingedrungen ist. Das ältere Paläosom ist an seiner mittelgrauen Farbe gut erkennbar. Die Bereiche des Neosoms sind ocker- bis rosafarben und meist grobkörniger. Bei diesem Migmatit kann man keine eindeutige Aussage treffen, wie weitoder engständig das Texturbild ausfällt. Die Breite des Neosoms und die Abstände untereinander können vom Zentimeterbereich bis in den Dezimeterbereich wechseln. Dieses Unregelmäßige kommt bei der deutschen Bezeichnung Mischgneis für derartige Gesteine klar zum Ausdruck.
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ARCHITEKTUR Wer als Architekt mit diesem ausdrucksstarken Dekorstein arbeitet, sollte sich der natürlichen Varianzen, die innerhalb dieser Handelssorte auftreten können, bewusst sein. Handmuster können die möglichen Bandbreiten der Texturbilder nicht einmal annähernd wiedergeben. Auch Bemusterungen gemäß EN 12057 oder 12058 führen nicht unbedingt zu brauchbaren Ergebnissen. Wenn möglich, sollte die Auswahl gemeinsam mit dem Kunden an Unmaßtafeln erfolgen. Aufgrund seines hell- bis mittelgrauen Grundtons wird dieser Stein auch häufig im Bereich der Flächenware eingesetzt. Bei industriell vorgefertigter Bahnenware und bei Natursteinfliesen ist eine Auswahl wie bei Unmaßplatten in der Regel nicht möglich. Hier sollte allerdings nicht der Fehler begangen werden, die Fliesen gemäß eines Texturverlaufs auslegen zu wollen. Derartige Versuche sind meist bereits meist nach wenigen Metern
zum Scheitern verurteilt. Das Dekor kommt am besten bei polierten Oberflächen zum Ausdruck. Polierte Bodenbeläge bewirken lichtdurchflutete Räume. Die Ausbildung von Treppenanlagen, vor allem bei gewendelten Treppen, ist recht schwierig. Hier ist das geschulte Auge des Verarbeiters gefragt. Zur Markierung der Stufenvorderkanten können Antirutsch-Profile beziehungsweise steinmetzmäßig eingearbeitete AntirutschStreifen hilfreich sein. In ihren gebrauchstechnischen Eigenschaften ähneln Migmatite den Graniten. Das Paläosom zeigt eine höhere Wasseraufnahme. Deshalb ist vor allem beim Einsatz als Küchenarbeitsplatte eine Imprägnierung empfehlenswert. Je nach Art der Imprägnierung kann es hierbei zu einer Verdunkelung des Paläosoms kommen. Dipl.-Ing. (FH) Detlev Hill www.steinkultur.eu
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Sauberer Großbürger Wie Deutschlands höchste Statue, das Hermannsdenkmal, und ihr Steinsockel gereinigt wurden.
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Sägen: Zeit für Alleskönner Die neuen Betriebslösungen für noch bessere Präzisionsarbeiten in der Steinmetzwerkstatt.
KUNDEN GEWINNEN 46
Den Luxusmarkt bedienen So erobert man mit handwerklicher Exzellenz und einem strahlenden Auftritt anspruchsvolle Kunden.
PANORAMA 54
Gestaltungswettbewerbe der Steinmetzschulen
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Termine, Produkte und mehr
RUBRIKEN 63
Vorschau
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Impressum
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Seitenblicke Buchstabensalat
Nachhaltigkeit | Stein inszenieren | Transport und Arbeitssicherheit
Zeitschrift für Naturstein S 01 2018
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2EIS8VO% R T E IL
PR ÜBER GEGEN EF T H L E IN Z E
KUNST AUS STEIN, LICHT UND KLANG stein-magazin.de
Knapp 54 Meter misst das Hermannsdenkmal. Etwa die Hälfte davon entfällt auf den Natursteinsockel. Der Koloss und sein Podest wurden vom Scheitel bis zum Boden gesäubert.
ZEITSCHRIFT FÜR NATURSTEIN
DAS EMOTIONALE ERLEBNIS
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STEIN
S 01 | 2018
VEREINT
REGIONAL
VERNETZT
Heilbronner Sandstein verbindet in Düsseldorfer Kirchengemeinde Alt und Neu
Solnhofener Platten sind wieder gefragt, auch in der neuen Berufsfachschule in Regensburg
Die Generation Z lebt intensiv ihre Werte. Solche Azubis brauchen andere Führung
Testen Sie jetzt! 3 AUSGABEN STEIN FÜR NUR
€ 30,–
+ EIN GESCHENK IHRER WAHL
MEHR INFOS UND BESTELLUNGEN UNTER: WWW.STEIN-MAGAZIN.DE/SHOP
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CHANCEN NUTZEN
BIM ist das derzeit wichtigste BauTrendthema – auch das Handwerk wird daran nicht vorbeikommen, wie z. B. die Baustelle der Blackfriars Station in London zeigte
MIT VOLLGAS VON ANALOG ZU DIGITAL 6
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Foto: Autodesk, Network Rail and Jacobs
CHANCEN NUTZEN
Digitalisierung im Handwerk Building Information Modeling, kurz BIM, ist das derzeit wichtigste Trendthema, das die Bauplanung nachhaltig verändern wird. Auch die Natursteinbranche wird daran nicht vorbeikommen. Es kann sogar eine nie da gewesene Chance sein. Manche sprechen sogar von der „Rettung der Steinmetze“. STEIN erklärt, wofür der Begriff BIM steht und welche Vorteile, aber auch welche Herausforderungen diese Technologie birgt. Von Marian Behaneck
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SCHÖNE WELT DER STEINE
INSPIRATIONEN AUS DEM MUSCHELKALK
Gebäudeensemble aus Alt und Neu: Die moderne Natursteinhülle nimmt Bezug zu den hellen Muschelkalk-Applikationen des denkmalgeschützten Bauwerks
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SCHÖNE WELT DER STEINE
Foto: Aymeric Fouquez
Fassade und Boden aus Muschelkalk Das ehemalige Verwaltungsgebäude der Sachtleben AG in Köln stammt aus dem Jahr 1936. Laibungen und Applikationen unterhalb der Fenster aus hellbraunem Muschelkalk verzieren die ansonsten weiße Putzfassade. Seit Ende 2016 ergänzt ein modernes Bürohaus den denkmalgeschützten Bestand. Als verbindendes Element haben die Architekten für die neue Außenhülle Mooser Muschelkalk gewählt. Ein Blickfang im Inneren sind die dunklen Bodenplatten aus Kirchheimer Kuaker. Von Tanja Slasten
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STEINE BEARBEITEN
EIN EI FÜR DIE WELT Großskulptur aus Carrara-Marmor Der Schweizer Steinbildhauer Marc Reist hat aus einem 55 Tonnen schweren Marmorblock ein überdimensionales Ei erschaffen. Das Globo Uovo ist ein weißes, monolithisches Schmuckstück. Der Künstler sendet mit seinen Skulpturen auch immer eine Botschaft aus. Mit dem „globalen Ei“ möchte er vor allem auf den leichtfertigen Umgang mit unserer Nahrung und unserer Umwelt aufmerksam machen. Von Tanja Slasten
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Foto: Emanuel Stotzer
STEINE BEARBEITEN
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Ei ohne Speck: Um sich ins Innere des Marmoreis zu arbeiten, musste der KĂźnstler erst einmal einige Pfunde purzeln lassen
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STEINE BEARBEITEN
Die Waschung des Waldmeisters: Mit einer Wasserstrahlkur wurden Deutschlands größte Statue und ihr fulminanter Steinsockel ertüchtigt
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STEINE BEARBEITEN
SAUBERER GROSSBÜRGER Denkmalpflege An wenigen Orten in Deutschland wird antike Geschichte so plakativ inszeniert wie am Hermannsdenkmal. Die Kolossalstatue bei Detmold in Nordrhein-Westfalen erinnert an den Cheruskerfürsten Arminius (Hermann) und die Varusschlacht im Jahr 9 n. Chr. Die Niederlage der römischen Truppen im Hinterhalt der Germanen stellte eine Zäsur für das erfolgsverwöhnte Kaiserreich dar. Zur Erhaltung des überdimensionalen Kriegerstandbilds aus dem 19. Jahrhundert waren nun umfangreiche Säuberungsarbeiten notwendig. Von Boris Frohberg
Foto: Kärcher
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as Hermannsdenkmal muss im zeitlichen Kontext seiner Entstehung betrachtet und als eines von vielen Nationaldenkmälern verstanden werden. Sie sollten emotionalisieren und durch kollektives Gedächtnis Nationalgefühl stiften. Heute scheiden sich deshalb die Geister an ihnen. Neutral betrachtet sind sie Zeugen der Mentalität ihrer Entstehungszeit. Der kolossale Hermann wurde zwischen 1838 und 1875 nach Entwürfen von Ernst von Bandel erbaut und am 16. August 1875 eingeweiht. Die 26,57 Meter hohe Figur ist bis heute die größte Statue Deutschlands und steht auf einem beinahe gleich hohen Natursteinsockel von 26,89 Metern. Mit insgesamt knapp 53,5 Metern ist die Installation das Fünfthöchste der deutschen Nationaldenkmäler, von denen erstaunlicherweise alle den Zweiten Weltkrieg überdauert haben. Neben ihrer Dimensionierung spielt die Positionierung in der Natur mit entsprechender Entfernung zur Zivilisation eine entscheidende Rolle. Die Bürger sollten ursprünglich demütig zu ihr wandern, geradezu pilgern.
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Wegen seiner kulturhistorischen Bedeutung wurden am Hermannsdenkmal während der letzten 140 Jahre regelmäßig denkmalpflegerische Maßnahmen durchgeführt. Die letzte größere Begutachtung erfolgte 1986, als Festigkeit und Verformungsfähigkeit des Fugenmörtels sowie der Zustand des Teutoburger-Wald-Sandsteins untersucht wurden. Da sich seitdem verschiedenartige Verschmutzungen auf der Natursteinoberfläche des Sockels abgelagert beziehungsweise ausgebildet hatten, bot die Firma Kärcher 2015 dem Fachbereich Planen + Bauen der Immobilienabteilung des Landesverbands Lippe an, das Denkmal im Rahmen ihres Kultursponsorings zu reinigen. Vorab wurde die Oberfläche der Bausubstanz umfangreich untersucht, um die Beschaffenheit und Zusammensetzung der verschiedenen Verunreinigungen zu identifizieren und die optimale, schonendste Reinigungslösung für den Sockel festzulegen. Neben Schmutzablagerungen auf dem feinsandigen und -porigen Sandstein wurden Schmierereien mit Dispersions-
farben im Rundgang des Untergeschosses verzeichnet. Die Ermittlung der geeigneten Reinigungsmethoden und die Projektbegleitung erfolgten durch den Landesverband Lippe unter Einbeziehung der zuständigen Unteren Denkmalbehörde der Stadt Detmold und der Oberen Denkmalbehörde des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL-Amt für Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen). Die Oberflächen von weicheren sedimentierten Natursteinen neigen dazu, verschiedene Krusten auszubilden. Schuld sind die Aufnahme von Regenwasser aus der Luft sowie Feuchtigkeit aus dem Boden (Kapillaraufstieg) und deren Verdunstung. Dadurch setzen sich transportierte Stoffe an der Oberfläche oder in Hohlräumen an. Wasser ist das transportierende Element für verschiedenste chemische Verbindungen. Es löst nicht nur Salze aus dem Boden oder aus Ablagerungen wie Ruß, Fetten, biogenen Ablagerungen, Mikroorganismen und Füllstoffen sowie Vogelkot, sondern auch bereits im Bauwerk vorhandene
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STEINE BEARBEITEN
Neuheit am Gmm-Messestand auf der letzten Marmomac: 5-Kopf-Sägezentrum GL5 CN2 zur industriellen Produktion von Plattenware
CNC-Sägen CNC-Sägen, genauer gesagt Drehkopf-Brückensägen mit drei bis fünf interpolierten Achsen und CNC-Steuerung, haben in den vergangenen Jahren die Steinmetz-Werkstätten erobert. Und die Maschinenhersteller ermöglichen den Verarbeitern mit immer neuen technischen Optionen, anspruchsvolle Fertigarbeiten in höchster Präzision herzustellen. Von Michael Spohr 38
Fotos: Michael Spohr
SÄGEN: ZEIT FÜR ALLESKÖNNER
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STEINE BEARBEITEN
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Foto: d2 Technology Lda., Braga/Portugal
uf der letzten Marmomac wurde das gesamte Arsenal der Features für die Steinbearbeitung präsentiert, insbesondere das zur Anfertigung von Küchenarbeitsplatten, Waschtischen und 3-D-Oberflächen. Die Säge, erste und nach wie vor wichtigste Großmaschine für sämtliche
Typen von Verarbeitern – vom zukunftsorientierten Handwerksbetrieb bis zum Industrieunternehmen – hat dabei noch weiter an Funktionsumfang zugelegt. Mit Fräs- und Bohraggregaten (zum Erstellen von Abtropfflächen, Duschtassen, Schriften, Waschtischen et cetera), Unterflur-Supporten, Vakuumsaugern zum Manipulieren der Werkstücke und diversen Automatiken (vom automatischen Plattenauf- und -abladen über automatische Gehrungsschnitte bis zum automatischen Werkzeugwechsler) haben die 5-Achs-Brückensägen bereits nahezu den gesamten Funktionsumfang eines vollwertigen CNC-Bearbeitungszentrums erreicht. Ein Schleifteller mit ISO-40-Konus ermöglicht es außerdem, Rohplatten sogar auf der Säge zu schleifen. Ihr zentrales Element indes bleibt der Sägesupport, an dem sich der Kopf der Anlage von null bis 370 Grad drehen sowie von minus 15 bis 105 Grad schwenken lässt – was Horizontalbearbeitungen ebenso zulässt wie radiale Profil-Feinbearbeitungen. Die Support-Höhenverstellung ebenso wie die hochpräzisen Dreh- und Schwenkbe-
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wegungen, erledigt bei den Topmodellen ein Servomotor mit Kugelumlaufspindel. Um dem jeweiligen Kunden für seinen individuellen Bedarf maßgeschneiderte Maschinenleistungen anbieten zu können, sind die Sägen modular aufgebaut, und es lassen sich verschiedene Mo-
toren, Tischausführungen sowie Bauweisen ordern. Darüber hinaus sorgt eine breite Zubehörpalette für den optimalen Materialfluss im Betrieb, der bis zur industrialisierten Serienfertigung reicht. Während auf der einen Seite automatische Lagersysteme für Rohplatten, angetriebene Rollen, Bandtische, Pufferlager und automatische Einlagerungssysteme für reibungslose Produktionsabläufe sorgen, rationalisiert auf der anderen Seite die Verschmelzung der CNC-Säge mit einer Wasserstrahlanlage – entweder mit Wasserstrahlkopf an der Sägespindel oder einer zweiten Brücke – den Fertigungsprozess maschinenintern. n
Aktueller Trend: Säge und Wasserstrahlanlage verschmelzen zu einer Einheit – wie hier bei der neuen 5-Achs-Anlage Monster Hybrid des portugiesischen Herstellers D2
STEIN stellt folgende Firmen vor: 1. Lulay Natursteinobjekte GmbH, Heppenheim www.marmor-lulay.de 2. Heuger Fliesen & Naturstein GmbH, Glandorf www.heuger-pues.de 3. Kurz Natursteine GmbH, Bensheim www.kurz-natursteine.de
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KUNDEN GEWINNEN
Magnus Sauer bedient den anspruchsvollen Luxusmarkt. Für seine Kunden lässt er den Mythos der Steinmanufaktur aufleben
DEN LUXUSMARKT BEDIENEN Marketing Kunden verbinden mit Luxus viele Sehnsüchte. Wer das Luxussegment bedienen will, braucht handwerkliche Exzellenz und einen Unternehmensauftritt mit Strahlkraft und einem eigenen Mythos. Von Annette Mühlberger
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er Trend zum Luxus ist ungebrochen. 2017 lag das globale Umsatzplus für Luxusgüter erneut bei vier Prozent. Folgt man der Luxusstudie von Bain & Company, profitierten die Europäer mit neun Prozent Zuwachs 2017 besonders. Bis 2020 wird mit ähnlichen Wachstumsraten gerechnet. Auch deutsche Natursteinverarbeiter verkaufen ihre Leistungen erfolgreich im Hochpreissegment und statten Luxusimmobilien oder Superyachten vermögender Kunden aus. Wer in diesem Markt tätig ist, weiß, dass die Ansprüche mindestens genauso hoch sind wie die Zahlungsbereitschaft.
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Handwerkliche Spitzenleistung, Kreativität und ein höchstes Maß an Flexibilität und Innovationsbereitschaft sind absolute Must-haves, um hier zu bestehen. Dennoch ist auch der Luxusmarkt im Wandel. 2025 werden die Generation Y und auch Teile der Generation X 45 Prozent des Luxusgütermarktes dominieren. Das heißt, die heutigen Endzwanziger bis Mittdreißiger werden für Natursteinunternehmen dann zu interessanten Kunden. Mit dieser Generation wird sich auch die Einstellung zum Luxus noch einmal verändern. „Wer in Zukunft ein Luxusprodukt erwerben will, begibt sich auf eine
persönliche Reise, die ihn auf verschiedenen Ebenen in Kontakt mit einer Marke bringt“, beschreibt Serge Hoffmann, Luxusgüterexperte bei Bain, den Wandel.
INDIVIDUALITÄT VOR STATUS Die Generation Y gilt als ausgesprochen selbstbewusst, extrem anspruchsvoll, bisweilen sprunghaft und trotzdem auf der Suche nach Stabilität und Sicherheit. Sie fordert stetige Entwicklung und Kommunikation, ist online und offline global vernetzt und digital souverän. Das Streben nach individueller Selbst-
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Illustration: Foto: Sauer iStock Steinmanufaktur; Grafik: iStock
KUNDEN GEWINNEN
verwirklichung und Flexibilität in Raum und Zeit haben ebenfalls einen sehr hohen Stellenwert. Für Unternehmen gewinnt der Faktor Kundenorientierung damit noch einmal eine ganz andere Bedeutung. Im Luxussegment, wo der Kunde von Haus aus König ist, gilt das umso mehr. Serge Hoffmann fasst die Anforderungen zusammen: Wer im Luxusmarkt auch künftig bestehen will, für den heißt das • noch mehr Kundennähe, • Beziehungen auf absoluter Augenhöhe, • ganzheitliche Reisen zur Marke (Customer Journeys) ermöglichen,
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• ein „Story Living“, das Produkt und Marke durch inspirierende Erfahrungen erlebbar macht, • alle Kontaktmöglichkeiten zum Kunden ausschöpfen und ihm jederzeit auf allen Kanälen begegnen.
LUXUS MUSS SICH RARMACHEN Diese Anforderungen gelten grundsätzlich auch für das Premiumsegment und dennoch unterscheiden sich Luxus- und Premiummärkte. „Eine Luxusmarke ist vergleichbar mit einer Diva, sie ist nicht sofort verfügbar, durchaus arrogant, ver-
STEINPLUS Fragen Sie sich: Wie sieht Ihre eigene Marke aus? Wie differenziert sie sich vom Wettbewerb? Sind Sie eher Premium oder Luxus? In welches Sehnsuchtsland
entführen Sie Ihre Kunden? Welche Geschichten erzählen Sie?
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