STEIN
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ZEITSCHRIFT FÜR NATURSTEIN
FREIRÄUME SCHAFFEN
GENIALE GÄRTEN
FAHRZEUGE
MIKROBEN
ROBOTER
Unsichere Zeiten für die Mobilität der Metze: Gibt es eine Dieselzukunft? Ist Elektro praktikabel?
Großreinemachen nach dem Winter: Pflegetipps für Stein und Keramik im Außenbereich
Ziemlich beste Freunde: Intelligente Maschinen und ihre Betreiber in der Praxis
INHALT
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Individuelle TerrassenModerne Elemente gestaltung durch können alte Friedhöfe gekonnten auflockern,Materialmix, wenn sie farbliche und sich, wieAkzente hier in Altdorf kreative Verlegemuster: bei Nürnberg, zurückAuch die Wahl der nehmen und nicht Steinsorte bestimmt in den Vordergrund das Ambiente. drängen.
Die von EinKombination unter DenkmalBasaltlava, Grauwacke, schutz stehender Gräsern Wasser Bunker und in München macht einem Garten wurdeaus behutsam renoinviert der und Eifelinnen ein wahres mit Paradies. Der Bauherr dem Naturstein „Fade selbst hatte die Idee zu to Grey“ ausgelegt. diesem Kunstwerk.
STEIN ONLINE
Ein Ausblick auf die Mobilitätskonzepte für morgen: Volvo Trucks testet beispielsweise futuristische Nutzfahrzeuge, die elektrisch angetrieben werden und autonom fahren.
SCHÖNE WELT DER STEINE
STEIN – auf Facebook Wissenswertes rund um das Thema Naturstein gibt es auf facebook.com/stein.magazin STEIN – die Webseite Fachliches, Interessantes, aber auch Skurriles finden Sie auf unserer Homepage stein-magazin.de STEIN – der Newsletter Regelmäßig Neues aus der Stein-Welt, zu abonnieren auf stein-magazin.de
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STEINE BEARBEITEN 14
Kunstwerk aus Wasser und Stein Ein privater Garten, der durch das perfekte Zusammenspiel der Materialien begeistert.
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Die Jahrgangsbesten Wir zeigen herausragende Projekte aus dem Wettbewerb „Gärten des Jahres 2019“ vor.
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Mineralische Beläge auf Terrassen und in Gärten reinigen und schützen Experten-Interview zur professionellen Pflege von Flächen im Freien.
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Bidasar Brown Die STEINKUNDE stellt einen Naturstein aus Rajasthan in Indien vor.
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Mobilität und Transport Dieselproblematik und moderne Transportlösungen im Handwerk.
ZUM SAMMELN Die neue STEINKUNDE In dieser Ausgabe: Bidasar Brown
Das Spiel der Farben Wie auf der Terrasse durch gekonnten Einsatz von Material und Farbe Stimmungen entstehen.
KUNDE
Handelsname:
BIDASAR BROWN ● Petrografische Familie:
Serpentinit ● Typische Farbe:
Gelblich braun bis graubeige ● Herkunftsort:
Bidasar/Rajasthan/ Indien ● Liefernachweis:
Überall im gut sortierten Natursteinfachhandel
● GEOLOGIE/PETROGRAFIE Serpentinite werden meist mit der Farbe Grün in Verbindung gebracht. Viele Serpentinite sind tatsächlich grün, doch es gibt Serpentinite auch in anderen Farben, wie man es an diesem Stein erkennen kann. Hauptgemengeteil der Serpentinite ist, wie der Name schon sagt, das Mineral Serpentin. Beim Bidasar Brown handelt es sich genau genommen um eine Serpentinitbrekzie. Vergleicht man den Stein mit anderen Serpentiniten, wie beispielsweise Verde Rajasthan, so kann man diesen brekziösen Charakter an der Vielzahl der meist sehr engständigen Klüfte erkennen. Diese Bruchstellen im Gesteinskomplex wurden von Natur aus sekundär verfüllt und damit „ausgeheilt“. Sie zeigen einen sehr kräftigen dunkelbraunen Farbton, der auf Hämatit und dunkle Erzminerale zurückzuführen ist. Die Farbe der gelblichen Gesteinspartien wird durch dis-
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pers verteiltes Limonit bestimmt. Hier kann es im Laufe der Zeit zu Nachlimonitisierungen einzelner Gesteinspartien und somit zu einer Intensivierung des Gelbfarbtons kommen.
● ARCHITEKTUR Brekziöse Gesteine haben immer ein sehr ausdrucksstarkes Dekor. Beim Bidasar Brown wird dies durch die Vielzahl der braunen, sekundären Kluftfüllungen bestimmt. Da der Stein sehr wechselhaft ausfallen kann, sollte die Bemusterung großflächig, möglichst an Unmaßtafeln, erfolgen. Der Abbau ergibt große Rohblöcke, sodass großformatige Werkstücke wie Abdeckplatten, gewendelte Treppenstufen etc. kein Problem darstellen. Bei Serpentiniten sind Hochglanzpolituren, wie bei Graniten, nicht möglich. Sie sind zwar ebenfalls polierfähig, erreichen aber geringere Glanzwerte. Eine sehr interessante Bearbeitung sind beim Bidasar Brown gebürste-
te Oberflächen. Da die verfüllten Klüfte eine höhere Abriebfestigkeit als das Gestein an sich aufweisen, treten die Kluftfüllungen beim Bürsten der Oberfläche plastisch hervor, was dem Stein eine dreidimensionale Wirkung verleiht. Brekzien sind oftmals sehr brüchige Gesteine, deshalb werden Sie sehr häufig bereits werkseitig auf der Rückseite mit einem Glasfaserarmierungsgewebe verstärkt, dass in Kunstharz eingebettet ist. Bidasar Brown ist sehr kompakt. Bei den Herstellerempfehlungen bezüglich der Verlegemörtel wurde davon ausgegangen, dass es sich um gegatterte oder gesägte Platten ohne rückseitige Glasfaserarmierung handelt. Sollten bei Lieferungen jedoch rückseitige Armierungen aufgebracht sein, so hat dies Auswirkungen auf die Verlegemörtel. Hier sollte Rücksprache mit den jeweiligen Lieferanten gehalten werden. Dipl.-Ing. (FH) Detlev Hill www.steinkultur.eu
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Künstliche Intelligenz hält auch im Handwerk Einzug. Festo hat einen selbstlernenden Arbeitsplatz geschaffen, der die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine optimiert.
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Auswärtige Angelegenheiten Was Unternehmer beachten müssen, die Aufträge im Ausland annehmen wollen.
CHANCEN NUTZEN 48
Kollege Roboter am Werk Möglichkeiten, wie im Steinmetzgewerk Roboter den Menschen effizient entlasten.
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BAU-Beobachtungen Der Wettbewerb Holzsteingold 2018 • Großes Farbspektrum
RUBRIKEN 63 64 74
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Vorschau Impressum STEINLUPE: Armin B. Pauly, Architekt, Stein-Sachverständiger und Inhaber von Marmor Pauly in Solingen
• Großformate • 95% Quarzanteil
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Wohnterrasse mit Bodenplatten aus ‚Albino Quarzit‘. Dieser brasilianische Quarzit, auch als ‚Rio Dorado‘ oder ‚Sao Tomé‘ bekannt, besticht durch sein Farbenspiel in rosa-gelb-weißen Tönen
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SCHÖNE WELT DER STEINE
Foto: Andrea Christmann
DAS SPIEL DER FARBEN
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Natursteinterrassen Für das Farbkonzept eines Gartens sind die Materialien der Bodenbeläge ein wichtiger Faktor. Diese gilt es harmonisch in die Gestaltung der Terrasse einzubinden. Sie sollten mit der Fassade des Wohnhauses, aber auch mit dem Mobiliar und den Pflanzen korrespondieren. Hierbei kann der Steinmetz sein Material wirkungsvoll einsetzen. Von Andrea Christmann
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STEINE BEARBEITEN
Teurer Turm mit heißer Historie: Einst fand sich hier das Heizkraftwerk Müllerstraße im Münchner Gärtnerplatzviertel. Hinter derselben Silhouette verbergen sich nach Entkernung und grundlegender Umgestaltung heute hochpreisige Luxuswohnungen in Innenstadtlage
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STEINE BEARBEITEN
Alles im Fluss: Das Herzstück der imposanten Gartenanlage bildet eine Kaskade mit drei großen Säulen aus Basaltlava. Dass rechts mehr Wasser herabstürzt, gehört zum Gestaltungskonzept
Foto: Helmut Reinelt
KUNSTWERK AUS WASSER UND STEIN Gartengestaltung Ein breiter Wasserfall mit drei großen Säulen aus Basaltlava und angeschlossenem Schwimmteich bilden den Mittelpunkt einer privaten Gartenanlage in der Eifel. Auch andere Elemente wie Terrassenplatten, Sitzbank, Stufen und Mauern bestehen aus Basaltlava oder Grauwacke. Die Idee für die abwechslungsreiche Grünanlage hatte der Bauherr selbst.
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Von Tanja Slasten
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Teurer Turm mit heißer Historie: Einst fand sich hier das Heizkraftwerk Müllerstraße im Münchner Gärtnerplatzviertel. Hinter derselben Silhouette verbergen sich nach Entkernung und grundlegender Umgestaltung heute hochpreisige Luxuswohnungen in Innenstadtlage
DIE JAHRGANGSBESTEN Prämierte Projekte & Materialien Professionell gestaltete Privatgärten sind das Sujet des Wettbewerbs „Gärten des Jahres“. Aktuell zeichnete die Jury auf Schloss Dyck nahe Mönchengladbach neben einem Gesamtsieger fünf weitere Anlagen explizit aus, 44 weitere spannende Einreichungen nahm man lobend in den Kreis der 50 Besten 2019 auf. Erstmals wurden zudem auch Produkte als „Lösungen des Jahres“ bewertet: der beste Bodenbelag, die beste Außenbeleuchtung und die beste Pflanzen-Neuheit. STEIN zeigt besonders interessante Impressionen für die mineralische Hartbelagsbranche. Von Philipp Neuman 22
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Foto: Philipp Neuman
Der Garten der Gärten 2019: Platz 1 eroberte Landschaftsarchitekt Volker Püschel aus Mettmann. Er machte Teile einer abbruchreifen, bewachsenen Ruine zum Herz eines romantischen Gartens. Auf den Wegen anthrazitfarbene niederländische Schellevis-Betonplatten, die Basaltlava imitieren, gesäumt von Pflasterklinkern (Ausführung: Ringbeck GmbH)
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STEINE BEARBEITEN
MOBILITÄT UND TRANSPORT Transportfahrzeuge Fahrverbote für Dieselfahrzeuge verunsichern auch die Steinmetzen. Dabei haben sie genug zu tun mit der Auswahl geeigneter Transportfahrzeuge, Aufbauten und Ladekräne. Hinzu kommt die Qual der Wahl bei Transportsystemen sowie Fahrzeugausstattungen. Weitere Probleme entstehen aus Maut, den Vorschriften zur Ladungssicherheit sowie Fahrtenschreibern. Von Michael Spohr
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ie Elektrifizierung beim Antrieb hat in der Automobilindustrie endlich an Fahrt aufgenommen. Seit insbesondere die chinesischen Hersteller sowie der chinesische Absatzmarkt stark aufholen und einige kleinere europäische Länder damit begonnen haben, den Elektroantrieb mit zum Teil massiven staatlichen Anreiz- und Infrastrukturprogrammen zu fördern, treiben auch die europäischen Automobilhersteller den Bau von Elektroautos voran. Das ehrgeizige Ziel der Bundesregierung, dass bis 2020 eine Million E-Autos auf deutschen Straßen rollen sollen, lässt sich kaum verwirklichen. Zu teuer, zu schwer zu bekommen, mit zu geringer Reichweite ausgestattet sind die meisten Elektromobile, für die bisher kein flächendeckendes Netz an Stromtankstellen bereitsteht. Mit den Dieselfahrverboten allerdings wächst der Druck auch auf Handwerksbetriebe, sich mit alternativen Antriebsformen zu beschäftigen.
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Einer Umfrage des Energiekonzerns E.ON in Kooperation mit Statista aus dem vergangenen Jahr zufolge würden bei Fahrverboten für Diesel 41 Prozent der Autofahrer auf ein Elektroauto umsatteln; unter den 18- bis 24-Jährigen würde sogar jeder Zweite ein E-Auto nutzen. Erstaunlicherweise wären allerdings laut der Studie nur 37 Prozent der Dieselfahrer bei Fahrverboten bereit, auf ein E-Auto umzusteigen, während unter den Besitzern von Benzinern sogar 44 Prozent bereit wären, auf einen reinen Stromer zu wechseln. In Handwerksbetrieben, wo insbesondere Transportfahrzeuge um ein Vielfaches länger betrieben werden als private Pkw ist ein Umrüsten allenfalls mittelfristig, eher langfristig, aber keinesfalls kurzfristig denkbar. Handwerkskammern wie beispielsweise die der Region Stuttgart empfehlen daher Betrieben, vor allem ältere Dieselfahrzeuge der Euro-4-Norm oder noch älter zeitnah auszutauschen. Im Fall von
Fahrverboten für Euro-5-Dieselfahrzeuge erwarte das Handwerk hingegen, so Kammerpräsident Rainer Reichhold in einer Erklärung von Anfang Dezember 2018, dass für diese Schadstoffnorm die Ausnahmen für Euro-4-Diesel übernommen werden. Darüber hinaus sei es erforderlich, dass sich die Baden-Württembergische Landesregierung beim Bund für eine zeitnahe, rechtssichere und die Kunden kostenneutrale Nachrüstung der Euro-5-Diesel stark mache. Nachgerüstete Fahrzeuge müssten der Schadstoffklasse Euro 6 gleichgestellt sein. Außerdem soll den Betriebsfahrzeugen freie Fahrt in der grünen Umweltzone der Landeshauptstadt gewährt werden, um Aufträge abarbeiten zu können. n
STEIN stellt folgende Firma vor: Steinmetzwerkstätten Simons GmbH, Mechernich www. steinmetz-simons.de
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Fotos: asinus GmbH, Markdorf/Michael Spohr
Ein großer Teil der Steintransporte wird mit Diesel-Lkw abgewickelt: Fahrverbote würden die Branche treffen, denn die Betriebe können es sich nicht erlauben, den gesamten Fuhrpark auf schadstoffarme oder schadstofffreie Fahrzeuge umzurüsten
Im Baugeschäft wie bei der Restaurierung und auf dem Friedhof läuft kaum etwas ohne Transportfahrzeuge: Hier liefern Mitarbeiter der Wiggenhauser Natursteine aus Markdorf am Bodensee dank ihres Alder-Ladekranes auf dem Fahrzeug eine Küchenarbeitsplatte direkt in die vierte Etage
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KUNDEN GEWINNEN
AUSWÄRTIGE ANGELEGENHEITEN
Aufträge im Ausland Viele Steinmetze sind regional aufgestellt. Doch die Exportquoten steigen. Bei Geschäften im Ausland ist einiges zu beachten. Selbst in den Nachbarländern. Weltweit kommen kulturelle Unterschiede hinzu. Wer sich informiert, dem eröffnen sich neue Marktchancen. Von Annette Mühlberger
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rankreich, Italien, Österreich, Schweiz. Ein Urlaub im europäischen Ausland fühlt sich nicht anders an als Ferien an der deutschen Nord- oder Ostsee. Die Grenzübergänge – zumal im Schengenraum – sind kaum spürbar, allein die Sprache ändert sich außerhalb der DACH-Region. Wer jedoch Aufträge im Ausland ausführen und hierfür Mitarbeiter entsenden will, muss auch innerhalb der EU einiges beachten.
leistungen über eigene Mitarbeiter. Zu klären sind bei Auslandsaufträgen dann • Aufenthaltsbestimmungen, • Arbeitserlaubnis- und Meldepflichten, • Bescheinigungen, die nachweisen, dass Unternehmen und Mitarbeiter ihre Tätigkeit in Deutschland ordnungsgemäß ausüben, • Kranken- und Sozialversicherungen sowie • steuerliche Fragen (zum Beispiel die ausländische Mehrwertsteuer).
FORMALITÄTEN EINHALTEN Natursteinverarbeiter und Verleger liefern meist nicht nur Materialien, sie erbringen vor Ort auch Montage-Dienst-
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Auch berufliche Qualifikationen von Mitarbeitern müssen entsendende Unternehmen im Ausland anerkennen lassen. Innerhalb der EU regelt diesen Pro-
zess eine einheitliche Entsenderichtlinie, die die einzelnen Mitgliedsstaaten jedoch sehr unterschiedlich umgesetzt haben. Deshalb müssen Unternehmen sich die Vorgaben im jeweiligen EULand genau anschauen.
EXPORTQUOTE STEIGT Nach Angaben des ZDH verkaufen rund 50.000 deutsche Handwerksunternehmen ihre Leistungen ins Ausland. Die Exportquote des Handwerks hat sich damit innerhalb der letzten 15 Jahre verdoppelt. Von den Betrieben, die in den vergangenen Jahren die Außenwirtschaftsberatung der Handwerksorgani-
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KUNDEN GEWINNEN
Die Exportquote deutscher Handwerksbetriebe hat sich während der letzten 15 Jahre verdoppelt. Auch die Fassade des Kopenhagener Opernhauses ist „made in Germany“: Der helle Jurakalkstein stammt von der Schwäbischen Alb
lich sieht es in den Beneluxstaaten aus. Auch in den Niederlanden ist man aufgabenorientiert unterwegs, schätzt klare Absprachen, eine offene Kommunikation, erkennt vertragliche Regelungen unbedingt an und trennt Privates gern von Geschäftlichem. Stark beziehungsorientierte Kulturen im Süden Europas, in Lateinamerika, Asien oder im arabischen Raum legen hingegen deutlich mehr Wert auf Beziehungen und Loyalität. Hier können sehr viel stärker Alter, Geschlecht, Status und Nationalität Einfluss auf eine Geschäftsbeziehung nehmen. Der Aufbau einer guten persönlichen Beziehung zum Entscheider und seinem Netzwerk ist hier ganz wesentlich für den weiteren Geschäftsverlauf.
ENTSENDUNG ANMELDEN
sationen in Anspruch genommen haben, stammt mit 57 Prozent die größte Gruppe aus dem Ausbaugewerbe. Auch Natursteinverarbeiter sind zunehmend im Ausland aktiv.
Foto: Vereinigte Marmorwerke Kaldorf
NACHBARLÄNDER IM FOKUS Viele Betriebe starten ihre Auslandsaktivitäten in den Nachbarländern. Sie stellen nicht umsonst die wichtigsten Auslandsmärkte für das Handwerk dar. Österreich und die Schweiz haben zudem den Charme, dass alle Geschäftspartner die gleiche Sprache sprechen und auch die kulturellen Unterschiede nicht allzu groß sind. Ähn-
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Für Leistungen innerhalb der EU sind ebenfalls die Formalitäten einzuhalten, sonst drohen hohe Geldstrafen. So müssen auch im Nachbarland Österreich gelegentliche Dienstleistungen durch Unternehmen aus der EU oder einen Vertragsstaat des EWR beim dortigen Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (www.bmdw. gv.at) angezeigt werden. Die Formulare lassen sich online abrufen. Die Anzeige muss jährlich erneuert werden. Eingereicht werden müssen • Handelsregisterauszug, • Personalausweis/Reisepass der Person, die die Dienstleistung vor Ort erbringt, • die EU-Bescheinigung der IKH über die Mitgliedschaft bzw. die Bescheinigung nach EU-Richtlinie 2005/36/ EU über die Berechtigung zur Ausübung der gewerblichen Tätigkeit im Herkunftsmitgliedsstaat, • Nachweis einer Berufshaftpflicht (im Bausektor), • Berufsqualifikationsnachweis der Personen, die vor Ort die Dienstleistung erbringen.
In der Schweiz als Nicht-EU-Nachbarland besteht für Dienstleistungserbringer aus den EU-27/EFTA-Staaten während 90 Arbeitstagen pro Kalenderjahr ebenfalls die Möglichkeit, ohne ausländerrechtliche Bewilligung tätig zu werden. Es gilt auch hier lediglich eine Meldepflicht. Zu beachten ist allerdings ein Mindestvorlauf von acht Tagen.
SCHWEIZER MEHRWERTSTEUER Ein Thema, mit dem sich Betriebe, die in die Schweiz liefern, auseinandersetzen müssen, ist die Mehrwertsteuerpflicht. Das Schweizer Mehrwertsteuergesetz grenzt Lieferungen und Dienstleistungen anders ab als das deutsche Recht. Reparaturen, Installationen, Montagen und werkvertragliche Lieferungen werden danach als Lieferungen eingestuft. Entsprechend unterliegen diese Umsätze der Schweizer Inlandssteuer.
NEUE REGELUNGEN Zu beachten sind die neuen Mindestgrenzen. Seit dem 1. Januar 2018 werden Betriebe mit Sitz im Ausland in der Schweiz bereits dann mehrwertsteuerpflichtig, wenn sie 100.000 Schweizer Franken Umsätze aus Leistungen erzielen, die der Mehrwertsteuer unterliegen. Auch Unternehmen, die in der Schweiz weniger als 100.000 CHF umsetzen, aber mit ihrem Gesamtumsatz über dieser Grenze liegen, sind ab dem ersten Franken Inlandsumsatz in der Schweiz mehrwertsteuerpflichtig. Das Unternehmen muss sich dann in der Schweiz registrieren lassen, einen örtlichen Steuervertreter bestimmen und seine Rechnung an seine Kunden in der Schweiz mit 7,7 Prozent Schweizer Mehrwertsteuer fakturieren. Den Service der Fiskalvertretung bieten Steuerberater oder Treuhänder in der Schweiz sowie die Handelskammern Deutschland-Schweiz. Außerdem verlangt die Eidgenössische Steuerver-
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KOLLEGE ROBOTER AM WERK 48
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Foto: Schubert-Steinmetz- und Steinbildhauer GmbH
Dieser spezialisierte Gelenkroboter übernimmt im Betrieb von Steinmetz- und Steinbildhauer Sven Schubert aus Dresden unter anderem grobe Fräsarbeiten an Skulpturen. Sein Aufbau gleicht einem menschlichen Arm
Künstliche Intelligenz im Handwerk Körperlich schwere Arbeiten oder ermüdende Routinetätigkeiten sind nicht nur anstrengend und monoton, sie machen auf Dauer auch krank. Hier kann Kollege Roboter helfen. STEIN hat die neuesten Entwicklungen bei den Industrierobotern recherchiert und zeigt Möglichkeiten im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk.
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Von Bärbel Daiber
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