Stein 11/2019

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ZEITSCHRIFT FÜR NATURSTEIN

S E R I E

STEIN

S 11 | 2019

DESIGN I T A L I A N O

&

MYSTERIUM FRIEDHOF

DAS RÄTSEL DER SPHINX TRANSPORT

TRAUER

TAUSENDSASSA

Zeitgemäße Hebe­ mittel für Friedhof, Werkstatt oder Baustelle, für Natur­ stein oder Keramik

Schwerpunktthema: Die Bestattungskul­ tur verändert sich, die Grabmalbranche sucht neue Ansätze

Architekt, Innenar­ chitekt, Produktde­ signer, Netz­werker: Natursteinliebhaber Marco Piva


INHALT

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Nach dem Elemente Zweiten Moderne Weltkrieg verschwankönnen alte Friedhöfe den zwei Sphingen vom auflockern, wenn sie Eingang Münchner sich, wiedes hier in Altdorf Nordfriedhofs bei Nürnberg,und zurücktauchten nehmen nie undwieder nicht auf. EineVordergrund davon wurde in den kürzlich rekonstruiert. drängen.

Architekt Designer Ein unterund DenkmalMarco aus Mailand schutzPiva stehender ist für seine Liebe zu Bunker in München Materialien bekannt. Bewurde behutsam renosonders faszinieren viert und innen mit ihn die unverwechselbaren dem Naturstein „Fade Farben und Texturen to Grey“ ausgelegt. italienischer Gesteine.

STEIN ONLINE

Fast für jede spezielle Anforderung gibt es inzwischen perfekt abgestimmte Hilfsmittel, die schwere Grabsteine oder dünne Keramikplatten an ihr Ziel bringen.

SCHÖNE WELT DER STEINE

STEIN – auf Facebook Wissenswertes rund um das Thema Naturstein gibt es auf facebook.com/stein.magazin STEIN – die Webseite Fachliches, Interessantes, aber auch Skurriles finden Sie auf unserer Homepage stein-magazin.de STEIN – der Newsletter Regelmäßig Neues aus der Stein-Welt, zu abonnieren auf stein-magazin.de

06 Wiederauferstehung Wie eine Steinskulptur, die am Münchner Nord friedhof verschwunden war, rekonstruiert wurde.

STEINE BEARBEITEN 14

Die Manipulation der Materialien Ein Gespräch mit dem Designer Marco Piva, dessen Arbeiten vom italienischen Lebensstil inspiriert sind.

22 Grabpflege Tipps von Stefan Jedersberger, Leiter der Anwen dungstechnik bei Moeller Stone Care. 23 Kapustino Die STEINKUNDE stellt einen Naturstein aus Kapustjanske in der Ukraine vor.

ZUM SAMMELN Die neue STEINKUNDE In dieser Ausgabe: Kapustino

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Erleichterte Arbeitsbedingungen Wir zeigen die neuesten Transport- und Hebemittel, die für den Einsatz am Friedhof gut geeignet sind.

KUNDE

KUNDEN GEWINNEN

Handelsname:

KAPUSTINO

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● Petrografische Familie:

Granit

● Typische Farbe:

Rot

● Herkunftsort:

Kapustjanske/ Region Kirovograd/ Ukraine ● Liefernachweis:

Unikom Prom Ltd./ Ukraine

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● GEOLOGIE/PETROGRAFIE Bei Graniten handelt es sich um silikatische Hartgesteine. Die meisten dieser Gesteine sind in einem hellgrauen Farbspektrum angesiedelt. Stark intensive Rottöne wie beim Kapustino sind relativ selten. Es handelt sich um einen Alkaligranit. Diese entstanden aus kieselsäurereichen Schmelzen. Dabei muss es sich bei dem gesamten Pluton nicht um Magma zur Bildung eines reinen Alkaligranits handeln. Innerhalb solcher Plutons können auch plagioklasreichere Granite entstehen. Die Alkaligranite liegen in der Regel am Rande dieser Plutone. Auch bezüglich des Gefüges unterscheidet sich Kapustino von den meisten anderen Graniten. Während die Mehrzahl der Granite ein fein- bis mittelkörniges Gefüge aufweist, kommen grobkörnige Handelssorten eher selten vor. Kapustino übersteigt mit seinem Gefügebild sogar grobkörnige Granite. Als Maß für die Körnigkeit von Graniten ist

die Größe der enthaltenen Feldspäte entscheidend. Beim Kapustino können diese bis zu fünf Zentimeter Durchmesser betragen. Man bezeichnet derartige Granite als riesenkörnig. Die ausgeprägte Kristallbildung lässt Rückschlüsse auf eine sehr langsame Erkaltung zu. Gesteinsschichten, die den Pluton überlagerten, wurden durch Erosion abgetragen. Die intensiv rote Farbe ist ebenfalls auf die Alkalifeldspäte zurückzuführen, in denen Hämatit eingelagert ist.

● ARCHITEKTUR Im internationalen Natursteinhandel wird Kapustino auch unter der Bezeichnung Rosso Santiago angeboten. Im englischen Sprachraum ist die Bezeichnung Santiago Red geläufig. Dieser Stein hat ein einzigartiges Dekor, das ihn von anderen Graniten unterscheidet. Seine technischen Gebrauchseigenschaften sind durchweg als gut zu bezeichnen. Somit ist er für den gesamten Einsatz im Innen-

Was Angehörige im digitalen Zeitalter erwarten Die Digitalisierung macht auch vor Bestattungen nicht halt. Wie ein Start-up Begräbnisse regelt.

und Außenbereich geeignet. Da riesenkörnige Granite über einen geringen Anteil an Korngrenzen und somit im Vergleich zu feinkörnigen Sorten über weniger Kapillaren verfügen, ist die geringe Wasseraufnahme von nur 0,22 Prozent nicht verwunderlich. Der Charakter des Steins und seine Farbtiefe kommen am besten bei polierten Oberflächen zur Geltung. Zur Beflammung ist der Stein zwar aus technischer Sicht geeignet. Im Vergleich zu fein- bis mittelkörnigen Graniten ergibt sich jedoch ein wesentlich unregelmäßigeres Erscheinungsbild mit ungleichmäßig verteilten Abplatzungen. Wegen seiner intensiven Farbe wird der Stein eher selten als Flächenware eingesetzt (Ausnahme Fassaden). Da Kapustino in großen Rohblöcken gewonnen wird, ist der bevorzugte Einsatzbereich Plattenware im gehobenen Innenausbau wie Waschtische oder Küchenarbeitsplatten. Dipl.-Ing. (FH) Detlev Hill www.steinkultur.eu

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Innovative Ideen für kreative Grabmalgestaltung

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Beim groß angelegten Projekt „Friedhof für alle“ der Stadt Köln bestimmen die Bürger mit, wie ihre Ruhestätten in Zukunft aussehen sollen und was sie sich dort wünschen.

CHANCEN NUTZEN 42

Der Friedhof auf dem Prüfstand Warum die Tendenz zu alternativen Bestattungsmethoden abseits des Friedhofs unaufhaltbar ist.

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Köln sucht die Zukunft der Friedhöfe Die Stadt Köln bezieht ihre Bürger bei der Gestaltung der kommunalen Friedhöfe mit ein.

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Gedenken neu gedacht Wir zeigen die neuesten Trends der Bestattungskultur. Von der Digitalisierung bis zur Nachhaltigkeit.

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Den Trend erspüren Eine Autodidaktin zeigt, wie man dem rückläufigen Trend zum Grabmal erfolgreich begegnet.

PANORAMA 62 64

Termine, Produkte und mehr Neues aus der Rechtsabteilung

TA FE LKON FIG UR ATOR VE RS IO N 2. 1

RUBRIKEN 65 Vorschau 66 Impressum 74 STEINLUPE: Johann Strimmer, Akademischer Bildhauer aus Ottobrunn bei München

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shop.strassacker.com


SCHÖNE WELT DER STEINE

WIEDERAUFERSTEHUNG Kelheimer Auerkalk Seit Sommer 2019 thront die rekonstruierte Skulptur einer Sphinx vor den Toren des Münchner Nordfriedhofs. Nach Jahrzehnten kehrt damit eine Skulptur an den Ort zurück, an dem bis in die1960er-Jahre zwei Sphingen wachten, bevor sie abhanden gekommen waren.

Von Carolin Werthmann

Mit beige schimmerndem Kelheimer Auerkalk wurde die Sphinx rekonstruiert, ein Hybridwesen mit Löwenkörper und Hahnenkopf

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SCHÖNE WELT DER STEINE

Foto: Carolin Werthmann

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Inspiriert von den Großen der italienischen Kunst- und Architekturgeschichte, aber auch beeinflusst von zeitgenössischen Ansätzen, sucht Marco Piva seinen Weg zwischen italienischem Erbe und internationaler Moderne

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DESIGN I T A L I A N O

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DIE MANIPULATION DER MATERIALIEN MARCO PIVA „Ich bin fast besessen vom Thema Materialien“, gesteht Marco Piva, wenn es um seine Arbeit als Designer und Architekt geht. Einen besonderen Zugang hat er zu Naturstein, der sich auf die unterschiedlichsten Arten in seinen Architektur- und Designprojekten in Italien und der ganzen Welt wiederfindet und einen Dialog zwischen italienischem Design und dem Rest der Welt eingeht. Von Anna Keil

Foto: Philipo Avandero

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eine Designarbeit umfasst Architektur, Innenarchitektur und Design – eine Eigenschaft, die meiner Meinung nach typisch italienisch ist“, fasst der Gestalter aus Mailand, Marco Piva, seine Arbeit zusammen. Seine Leidenschaft dafür entdeckte er früh. „Seit meiner Kindheit fühle ich mich zur Architektur hingezogen, ich bin mit meinen Eltern viel gereist und meine Wurzeln und meine Inspiration finde ich in Riesen wie Leonardo da Vinci, Donatello, Leon Battista Alberti und Palladio“, gewährt der italienische Designer Einblicke in seinen Werdegang. 1977 graduierte er an der Polytechnischen Universität Mailand im Bereich Architektur und gründete anschließend, zusammen mit fünf weiteren Kollegen,

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das Architektur- und Designstudio Studio Dada. Während dieser Zeit kam er in Berührung mit der sogenannten Radikalen Periode, die sich im Italien der 1960er-Jahre im Bereich der Architektur und des Designs entwickelte. Das Studio Dada wurde eines der führenden Büros für diesen neuen Ansatz und wurde für Piva zu einem wichtigen Einfluss seiner Arbeit. Die Ausstellung Superarchitettura in Florenz, organisiert von dort ansässigen Architekturstudenten, die diesen italienischen Ansatz aufgriffen, zeigte eine neue, von tradierten Architekturprogrammen befreite Art des Designs und löste eine kreative und produktive Phase italienischen Designs aus. Mit der Ausstellung „Italy - The New Domestic Landscape“ einige Jahre später im New Yorker MoMA

wurde der neue italienische Stil schließlich auch international bekannt. Der Designer aus Mailand erinnert sich: „Ich wurde von dieser sogenannten RadicalDesign-Bewegung angezogen und Mitglied dieser dynamischen und facettenreichen Welt. Meine Vision war es, von Null auf Neu zu beginnen und einen Designansatz zu finden, der es mir ermöglicht, die Welt mit sehr einfachen Grundformen neu zu erschaffen und aus der heraus ich neue Ausdrucksmöglichkeiten entwickeln konnte. Auch heute noch ist diese Philosophie in meinem gesamten Design nachvollziehbar, von der Architektur bis zum Designprodukt.“ Als einige der Gründungsmitglieder das Designstudio verließen, eröffnete Piva 1990 sein eigenes Architektur- und Designbüro, das heute inter-

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ERLEICHTERTE ARBEITS­ BEDINGUNGEN 26

Foto: Michael Spohr

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Elektrische Hebehilfe: Hubert Steffens führt den ergonomischen Nemo-Grabo-Vakuumsauger an einer Natursteinplatte vor

Transport- und Hebemittel Mit den veränderten Geschäftsfeldern des Steinmetzes haben sich auch die Transport- und Hebemittel zur Arbeitserleichterung sowie zur Steigerung der Effektivität weiterentwickelt und spezialisiert. Nahezu für jeden Einsatzfall gibt es heute perfekte Hilfsmittel, die schwere Grabsteine genauso wie dünne Keramikplatten behutsam und sicher an ihr Ziel bringen – in der Werkstatt wie auf der Baustelle oder dem Friedhof. STEIN stellt einen Strauß innovativer Transportgeräte und Hebezeuge für Steinmetzunternehmen vor. Von Michael Spohr

STEIN stellt folgende Firmen vor: 1. Naturstein Liberio GmbH, Troisdorf-Bergheim www.naturstein-liberio.de 2. Steinmetz + Steffens GmbH & Co. KG, Longuich www.steinmetz-steffens.de

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Foto: Strassacker

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lternative Bestattungsformen wie Beisetzungswälder und Seebestattungen sind mittlerweile auch in Deutschland erlaubt. Zudem entscheiden sich immer mehr Angehörige für anonyme und halbanonyme Bestattungen auf Urnenfeldern oder Bestattungswiesen – Grabsteine und individuelle Bepflanzung entfallen hier. Die Kritik der Kunden an der Institution Friedhof wird zunehmend lauter, zu starr seien die Vorschriften, veraltet die Satzungen. Zwar haben nur wenige Bundesländer bisher im Kleinen Lockerungen vorgenommen, doch ist die Tendenz zu alternativen Bestattungsmethoden abseits des traditionellen Friedhofs eindeutig erkennbar. In Bremen etwa darf die Asche von Verstorbenen seit 2014 auf Privatgrundstücken verstreut werden. Doch was passiert dann mit der Institution Friedhof? Diese Entwicklung beobachtet Günter Czasny schon seit mehr als 20 Jahren. Er ist stellvertretender Geschäftsführer der Kunstgießerei Strassacker im baden-württembergischen Süßen, etwa 50 Kilometer östlich von Stuttgart. Die Firma ist eine der führenden Kunstgießereien für Architektur- und Kunstobjekte. Die Gestaltung und Realisierung von Grabzeichen und sakralen Elementen ist Teil des Portfolios. Etwa 70% des Umsatzes generiert Strassacker mit diesem Geschäftszweig. Czasny sagt frei heraus, der Friedhof sei für die Firma ein wichtiger Markt, und gerade deshalb sei es sein Anliegen, die Trauerkultur und das Angebot der Friedhöfe aufeinander abzustimmen. Er wolle die gesamte Branche, er nennt sie „Friedhofswelt“, für die neuen Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden sensibilisieren. Denn er nehme

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Foto: Strassacker

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wahr, dass sich die Friedhofswelt und ihre Kunden, also die Angehörigen von Verstorbenen, immer weiter auseinanderentwickeln. Sein markantestes Beispiel: Auf anonymen und halbanonymen Urnenfeldern und an bzw. in Kolumbarien sind individuelle Bepflanzungen oder das Ablegen von Erinnerungsgegenständen nicht vorgesehen – will heißen: per Friedhofssatzung nicht erlaubt. So weit, so gut, doch legen viele Angehörige trotzdem immer wieder Blumen ab oder zünden Kerzen an. Was für die Friedhofsverwaltung Regelverstoß und wiederkehrendes Ärgernis ist und aufgeräumt werden muss, ist für Czasny ein Indikator für etwas viel Weitgreifenderes: Warum, fragt er, entscheiden sich Menschen für ein pflegefreies Grab und führen dort anschließend trotzdem Trauerhandlungen aus? Seine Erkenntnis: „Das größte Versäumnis der Friedhofswelt ist, dass sie nicht zwischen Grabpflege und Trauerhandlung unterscheidet.“ Denn es sei offensichtlich, dass Trauernde oft das tiefe Bedürfnis haben, an das Grab eines Angehörigen zurückzukehren und dort Trauerhandlungen auszuführen, um die verloren gegangene Nähe zum Verstorbenen wiederherzustellen. Czasny sieht dringenden Handlungsbedarf, um diese Diskrepanz zwischen den Bedürfnissen von Trauernden und dem Angebot auf Friedhöfen aufzulösen. „Wir dürfen so nicht mit den Angehörigen umgehen, weil wir sonst Gefahr laufen, dem Friedhof seinen Nutzen weiter zu entziehen.“ Daher hat er mit dem Bundesverband Deutsche Steinmetze (BIV) und dem Bund deutscher Friedhofsgärtner (BdF) bereits 2009 das Projekt „Friedhof neu denken“ ins Leben gerufen, um

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Im Showroom der Firma Strassacker im baden-württembergischen Süßen können sich Interessierte über die familiengeführte Kunstgießerei informieren (Foto links) Der stellvertretende Geschäftsführer Günter Czasny (rechts) beschäftigt sich seit 25 Jahren mit dem Trauerort Friedhof und teilt sein Wissen sowie zukunftsweisende Ideen, die den Fortbestand des Friedhofs als solchen sichern sollen (Foto rechts)

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GEDENKEN NEU GEDACHT Bestattungstrends Der Friedhof als Kulturraum wandelt sich stetig. Aktuell gewinnen vor allem Nachhaltigkeit und digitale Gedenkformen an Bedeutung. STEIN stellt drei Trends vor.

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Von Anne Fischer

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Das US-Unternehmen Recompose will die Kompostierung Verstorbener als Alternative zur Sargbestattung und Einäscherung etablieren. Das Bild zeigt eine Visualisierung der künftigen Recompose-Anlage

KOMPOSTIERUNG UND RESOMATION Der US-Bundesstaat Washington hat ein Gesetz verabschiedet, das ab 2020 die Kompostierung von Leichen gestattet. Das Startup Recompose aus Seattle hat dafür das Verfahren weiterentwickelt, das für Tiere genutzt wird. Innerhalb von 30 Tagen lässt sich ein menschlicher Leichnam in einem speziellen Stahlbehälter gemeinsam mit Stroh und Spänen von Mikroben kompostieren. Recompose wirbt mit der Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit der Methode. Mit der Erde, die übrig bleibt, könnten Angehörige beispielsweise einen Erinnerungsbaum pflanzen. Eine weitere Möglichkeit ist die Resomation: Der Leichnam wird dafür in einem Druckbehälter unter hohen Temperaturen und Luftdruck binnen weniger Stunden zersetzt. Das Verfahren ist schneller, umweltschonender und günstiger als die klassische Einäscherung und bisher teilweise in Kanada und den USA zugelassen.

LIVESTREAM VON DER TRAUERFEIER

Fotos: MOLT Studios/Recompose, Oneroomstreaming, Bios Urn, Boskamp

OneRoom filmt für Angehörige in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland Trauerfeiern und stellt sie als privaten Livestream ins Netz. Die Übertragung setzt sich aus mehreren Kamera-Perspektiven zusammen, meist einer auf das Rednerpult gerichteten und einer auf die Teilnehmer. Menschen, die nicht zum Begräbnis kommen können, bekommen einen Zugangscode für den Stream. Auf Wunsch archiviert OneRoom das Video danach auf seiner Plattform und stellt es als Download zur Verfügung. Laut Unternehmen hilft es Angehörigen auch später im Trauerprozess.

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ÖKOLOGISCHE URNEN UND SÄRGE Weil nachhaltige Bestattungen generell an Bedeutung gewinnen, widmen sich inzwischen mehrere Unternehmen den Urnen und Särgen. Die spanische Designfirma Estudimoline bietet zum Beispiel eine biologisch abbaubare Urne aus Kokosnusschale, Torf und Zellulose an. Die „Bios“ enthält im oberen Teil Baumsamen und Pflanzennahrung. Die Asche des Verstorbenen soll dem Baum Nährstoffe geben. Weitere Hersteller bieten biologisch abbaubare Urnen aus Salz, Naturwachs oder Kartoffelstärke. Die nordrhein-westfälische Firma Boskamp importiert Särge aus aus Bananenblättern, wilden Ananasblättern, Bambus oder Weidenrute aus Indonesien, China und Polen. Das Unternehmen bürgt für faire Produktionsbedingungen. Alternativ gibt es verschiedene Anbieter für grüne Särge – sie sind nicht mit Kunststoffen, sondern Knochenleim lackiert oder geölt und haben keine Metallbeschläge.

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DEN TREND ERSPÜREN

Erinnerungsgestalterin Eveline Stalder ist Inhaberin des Ateliers „Emotionen in Stein“. Seit 30 Jahren gestaltet die Autodidaktin mit ihrem Team individuelle Grabmale und persönliche Erinnerungssteine. Während die Friedhofsbranche seit Jahren mit rückläufigen Zahlen zu kämpfen hat, floriert Stalders Atelier für Grabgestaltung. Was ist ihr Erfolgs­rezept? Welche Schwerpunkte setzt sie? Und wie sieht sie die Zukunft der Branche?

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Von Tanja Slasten

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CHANCEN NUTZEN

Einzigartige Grabmal-Designs: Die über einen Meter hohe „Welle“ samt den beiden händisch hergestellten Schaumkronen besteht aus Carrara-Marmor (Foto links) Das schlichte Grabmal aus hellem Kalkstein mit geriffelter Oberfläche schmückt ein Urnengrab (Foto oben) Die Ewigkeit besteht aus Augenblicken“, das runde Grabmal aus Diabas mit ebenfalls geriffelter Oberfläche (Foto Mitte) „Der Weltenbummler“ wurde bei einem Wettbewerb ausgezeichnet und zeigt einen Globus aus schwarzem Granit und umlaufendem Aluminiumband (Foto unten)

Fotos: Emotionen in Stein

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s ist würdig, gefeiert zu werden“, freut sich Eveline Stalder über ihr Firmenjubiläum. Zusammen mit ihren Mitarbeitern, Kunden und Freunden feierte die agile Mittsechzigerin am 29. Juni mit einem Tag der offenen Tür das 30-jährige Bestehen ihres Steinmetzateliers in Rastatt, und ihren beeindruckenden Erfolg in einer eher schwächelnden Branche. Die gelernte Kauffrau arbeitete lange Zeit im Bauunternehmen ihres damaligen Mannes, bevor sich die beiden mit dem Atelier ein zweites Standbein aufbauten. Während sie die Kunden beriet, übernahm ihr Mann die Setzarbeiten auf dem Friedhof. „Natürlich war am Anfang alles noch sehr schlicht und einfach. Wir haben die Steine nicht selber bearbeitet, sondern von einem Natursteinbetrieb komplett fertigen und beschriften lassen“, erinnert sich die Grabmalgestalterin Stalder. Nach zehn Jahren übernahm sie als alleinige Inhaberin das Atelier für Grabgestaltung. Während dieser Zeit erarbeitete sie sich schrittweise die notwendigen Fachkenntnisse über Naturstein und das Skizzieren von Grabmaldesigns autodidaktisch. Die einfühlsame Beratung der

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