STEIN-MAGAZIN.DE
ZEITSCHRIFT FÜR NATURSTEIN
Sandsteine | Massivarbeiten fertigen | Soziale Netzwerke
Zeitschrift für Naturstein S 01 2015
STEIN
S 01 | 2015
NEUE PRÄZISION DURCH CNC:
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stein-magazin.de
KRAFTVOLLE OBJEKTE FÜR KÜCHE UND BAD VIELFALT VOM MAIN
Was macht hessische Steine besonders?
ERFOLG LÄSST SICH STEUERN
Wie Sie Ihren Betrieb auf den Kunden ausrichten
STEINE HINTER GLAS Eine innovative Konstruktion in Rostock
EDITORIAL
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER
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iese Ausgabe steht unter dem Zeichen der Präzision. Nach DIN 55350-13 beschreibt sie, wie klein die maximalen Abweichungen sind, die im Rahmen unab– hängiger Ermittlungsergebnisse erzielt werden. DIN-Normen spielen im Alltag des Steinmetzen eine immer größere Rolle: Im Juli dieses Jahres wurden Änderungen für die Verlegung von Natursteinen in Außenanlagen vorgenommen (DIN EN 1341/A 20). Sie umfassten zwar den Straßenbau, aber zeigten die Tendenz zur Europäisierung: Der „Nationale Anhang“ mit speziellen Regelungen für Deutschland wurde gestrichen.
DER BLICK ÜBER DEN TELLERRAND HINAUS wird in sozialen Netzwerken gelebt, die für Steinmetze immer wichtiger werden. Doris Assfalg hat sich unter anderem mit „Facebook“ befasst und eine Zukunftsprognose für das Handwerk formuliert (S. 44).
IN DER RUBRIK „KUNDEN GEWINNEN“ wird die präzise Steuerung von Prozessen erläutert. „Erfolg ist kein Zufall“, lautet die These von Annette Mühlberger (S. 38). Dabei ist nicht immer das Erweitern des Portfolios der richtige Weg, sondern die Besinnung auf die Kernkompetenzen.
NOCH PRÄZISER WIRD ES DANN bei den CNC-Maschinen, die viele Möglichkeiten eröffnen, Naturstein effektvoll – und dem Trend entsprechend – massiv zu präsentieren. Richard Watzke stellt vier Firmen vor und hat seine Erfahrungen für Sie aufbereitet (S. 8).
IN DER RUBRIK „STEINE BEARBEITEN“ erläutert Boris Frohberg die Erhaltung der Beischlagsteine an der Universität Rostock (S. 32). Diese Steine sind eine Besonderheit des Nord- und Ostseeraums, die in den Hansestädten die Öffnungen der Beischläge zur Straße hin begrenzten. Dabei handelte es sich um terrassenförmige Hausvorbauten, die durch Treppen mit der Straße verbunden waren. Die beschriebenen Exemplare stammen wohl von einem später abgetragenen Gebäude. Da aber präzise Dokumentationen bisher nicht gefunden wurden, kann die genaue Herkunft leider nicht mehr nachvollzogen werden. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
c.kowalski@stein-magazin.de
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INHALT
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Moderne Elemente Die Sandsteine vom können alteeine Friedhöfe Main haben lange auflockern, sie Tradition als wenn Baumatesich,Aber wie auch hier in rial. beiAltdorf zeitbei Nürnberg, zurückgemäßer Architektur nehmensie und nicht machen sich gut. in denzeigt, Vordergrund STEIN wie facetdrängen.sie sind. tenreich
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Oft ist der größte Engpass für Kundenorientierung und Wachstum die eigene Organisation. Daher gilt es, zunächst die Abläufe im Betrieb zu verbessern.
unterBodenbelag DenkmalInEin einem schutz stehender aus Kalkstein nehmen Bunker in München Fugenschienen aus wurde behutsam Edelstahl etwaige renoviert und innen Bewegungen aufmit und dem Naturstein sorgen so für ein „Fade to Grey“ ausgelegt. einwandfreies Erscheinungsbild.
STEIN ONLINE STEIN – auf Facebook Wissenswertes rund um das Thema „Naturstein“ gibt es auf Facebook/stein. Die STEIN-Community wächst von Tag zu Tag. Besuchen Sie uns und machen Sie mit! STEIN – die Webseite Fachliches, Interessantes, aber auch Skurriles können Sie auf unserer Webseite finden. Im neuen Design auch bequem zu lesen auf Tablet PC und Smart Phone. stein-magazin.de STEIN – der Newsletter Wer regelmäßig über Neues aus der Stein-Welt informiert werden will, kann auf stein-magazin.de den STEIN-Newsletter bestellen.
SCHÖNE WELT DER STEINE 06
Sandsteinparadies Main Die Sandsteine vom Main sind traditionelle Bau- stoffe, bereichern aber auch moderne Architektur.
STEINE BEARBEITEN 18
Mit Präzision punkten Mittels CNC lassen sich anspruchsvolle massive Elemente für Küche und Bad fertigen.
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Naturstein macht das Rennen Fugenschienen verhindern Schäden bei einem Terrassenbelag aus Kalkstein.
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Steine hinter Glas An der Universität zu Rostock wurden die Beischlagsteine umfassend restauriert.
KUNDEN GEWINNEN 38
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Erfolg ist kein Zufall Wer macht was, warum und wofür – das sind Fragen, die Betriebe eindeutig klären müssen.
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Facebook und Co gehören zum OnlineAlltag der Deutschen. Selbst wer diesen sozialen Netzwerken privat kritisch gegenüber steht, sollte sie geschäftlich nutzen.
CHANCEN NUTZEN 44
Steinmetz 2.0 Soziale Netzwerke und ihr Einfluss auf Ihre Kunden und das Image Ihres Betriebs
PANORAMA 52
Auswirkungen des neuen Verbraucherrechts
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Menschen, Termine, Produkte und mehr
74 Seitenblicke Im neuen Format
RUBRIKEN 60
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Impressum/ Vorschau
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Neubrunner Sandsteinrohblöcke im Bruch
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Foto: Michael Senn
SCHÖNE WELT DER STEINE
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SCHÖNE WELT DER STEINE
SANDSTEIN PARADIES MAIN Sandsteine Am Main sind allerlei Sandsteine zu finden, die seit jeher lokal wie überregional Verwendung als Bau- und Bildhauermaterial finden. Der Begriff „Mainsandstein“ ist dennoch irreführend, da sie petrographisch gesehen unterschiedlichen Sandsteingruppen angehören. Beliebt und bewährt sind sie dennoch alle.
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Von Michael Senn
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SCHÖNE WELT DER STEINE
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igentlich haben die weiß bis weiß-grauen, die roten und rot-weißen, die gelblichen und grünlichen Sandsteine nur eines gemeinsam: Sie kommen vom Main und sind landläufig unter dem Stichwort „Mainsandstein“ bekannt. Dieser Begriff lässt sich auf die inzwischen historische Firma Vetter zurückführen, die um das Jahr 1900 diesen Sammelbegriff primär für diejenigen Sandsteine eingeführt hat, die von der Firma aus Eltmann in unmittelbarer Nähe zum Main gewonnen wurden. Im Lauf der Zeit hat sich der Begriff „Mainsandstein“ eingebürgert, ist allerdings irreführend. So haben die heutzutage als
NEUBRUNNER SANDSTEIN Herkunft: Bayern – bei Neubrunn zwischen Bamberg und Haßfurt Petrographie: feinkörnig, weiß bis weißgrau, grünliche Adern Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: stein.bau.schönbach, Fon (0 95 22) 304 42 94
SCHÖNBRUNNER SANDSTEIN Herkunft: Bayern – in der Nähe von Schönbrunn bei Bamberg Petrographie: feinkörnig, weiß bis weißgrau, grünliche Adern Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Bamberger Natursteinwerk H. Graser GmbH, Fon (09 51) 9 64 80, www.bamberger-natursteinwerk.de
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Mainsandsteine bekannten Sedimentite im Grunde genommen nur gemeinsam, dass ihr Gewinnungsort am Main liegt. Geologisch betrachtet ergeben sich jedoch mitunter erhebliche Unterschiede. So sind die weißen bis weißgrauen, mit grünlichen Adern durchzogenen Sandsteine aus der Gegend um Eltmann Keupersandsteine, die quarzitisch gebunden sind. Die roten und rot-gelb geaderten, beziehungsweise gewolkten Sandsteine aus dem Miltenberger Raum gehören dagegen der Gruppe der Buntsandsteine an, die ebenfalls Quarz als Bindemittel enthalten. Buntsandstein kommt auch am Oberlauf des Mains vor. Dort hat er
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SCHÖNBACHER SANDSTEIN Herkunft: Bayern – in der Nähe von Schönbach bei Bamberg Petrographie: feinkörnig, weiß bis weißgrau, grünliche Adern Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: stein.bau.schönbach, Fon (0 95 22) 304 42 94
KL AUBHOLZ SANDSTEIN Herkunft: Bayern – in der Nähe von Dörlis bei Bamberg Petrographie: feinkörnig, weiß bis weißgrau, grünliche Adern Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Bamberger Natursteinwerk H. Graser GmbH, Fon (09 51) 9 64 80, www.bamberger-natursteinwerk.de
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ROSSBERG SANDSTEIN Herkunft: Bayern – in der Nähe von Breitbrunn bei Bamberg Petrographie: feinkörnig, weiß bis weißgrau, grünliche Adern Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Bamberger Natursteinwerk H. Graser GmbH, Fon (09 51) 9 64 80, www.bamberger-natursteinwerk.de
SANDER SANDSTEIN Herkunft: Bayern – in der Nähe von Sand bei Haßfurt Petrographie: feinkörnig, grün Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Bamberger Natursteinwerk H. Graser GmbH, Fon (09 51) 9 64 80, www.bamberger-natursteinwerk.de
einen rot-braunen bis gelblichen Farbton. Und auch Schilfsandsteine sind am Main und in näherer Umgebung zu finden Sie haben hier typische Farben wie grau-grünlich, gelb und gelb-braun und sind in der Regel tonig gebunden. Der Vollständigkeit halber müssen auch die Rhätsandsteine erwähnt werden. Diese stehen vornehmlich im Itzgrund an, einer Gegend rund um den Fluss Itz, einem Nebenfluss des Mains, der bei Bamberg in den Main mündet. Vertreter dieser Sandsteine sind gelb bis gelb-braun. Sie sind grobkörniger und
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HAHNBRUCH SANDSTEIN Herkunft: Bayern – in der Nähe von Eltmann bei Bamberg Petrographie: feinkörnig, weiß bis weißgrau, grünliche Adern Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Bamberger Natursteinwerk H. Graser GmbH, Fon (09 51) 9 64 80, www.bamberger-natursteinwerk.de
SCHLEERIETHER SANDSTEIN VIOLETT Herkunft: Bayern – in der Nähe der Ortschaft Schleerieth bei Schweinfurt Petrographie: feinkörnig, grünlich-gelbgrau, auch rötlich violett Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Kirchheimer Kalksteinwerke GmbH, Fon (0 93 66) 9 06 60, www.kkw-stein.de
quarzitisch gebunden. Die Sandsteine dieser Gruppe werden jedoch nicht mit dem Begriff Mainsandstein in Verbindung gebracht. Unabhängig ihrer geologischen Zuordnung können alle Sandsteine vom Main auf eine lange Tradition zurückblicken. Zum einen wurden sie lokal als Bausandsteine verwendet und haben sich dort über die Jahrhunderte bewährt. Andererseits fanden sie in der Zeit der Industrialisierung ihren Weg in die Metropolen Deutschlands, da die Eisenbahn auch Transporte fernab des Flus-
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Roter Mainsandstein
Schloss Johannisburg in Aschaffenburg Das erste Renaissanceschloss in Deutschland wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und von der ortsansässigen Steinmetzschule wieder aufgebaut. Jetzt ist dazu ein Buch erschienen
400 Jahre ist es alt und wurde von 1605 bis 1614 um den mittelalterlichen Bergfried herum aus rotem Odenwälder Sandstein aus Steinbrüchen um Miltenberg und Obernburg am Main erbaut. Baumeister war der aus Straßburg stammende Festungsbaumeister Georg Ridinger. Der Bau mit vier quadratischen Ecktürmen gilt als das erste Renaissanceschloss in Deutschland, bei dem die Repräsentation der Macht an die Stelle des Wehrhaften tritt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bauwerk durch mehrere Bombentreffer und Artilleriebeschuss schwer beschädigt und brannte fast vollständig aus. Daraus erwuchs schnell nach Ende das Krieges der Wunsch nach Wiederaufbau. Ein von Aschaffenburger Bürgerinnen und Bürgern ins Leben gerufener Aktionsausschuss veranstaltete eine Tombola zur Beschaffung finanzieller Mittel. Die Steinmetzen der seit 1910 in Aschaffenburg ansässigen Bauhandwerker-
schule fertigten unter der Leitung von Wilhelm Kottenrodt neben ihrem Unterricht oder als Meisterstück in einer Bauhütte Werksteine und bildhauerische Arbeiten für den Wiederaufbau des Schlosses. Auch deshalb verblieb die Steinmetz-/Steinbildhauerschule in Aschaffenburg, während die Zimmerleute und Maurer der Bauhandwerkerschule bereits Anfang der 1950er Jahre nach Würzburg abgezogen wurden. 1964 konnte das Bauwerk in leicht veränderter Form wiedereröffnet werden und beherbergt heute verschiedene Museen und Sammlungen. Ein anlässlich der 400-Jahrfeier des Schlossjubiläums erschienenes Buch der städtischen Fachschule und Meisterschule für Steinmetzen und Steinbildhauer unter der Leitung von Ulrike Ader fasst den Wiederaufbau in historischen Fotos, Zeitdokumenten, Erinnerungen und Anekdoten zusammen.
BUCHTIPP Ulrike Ader Die Aschaffenburger Meisterschüler und ihr Schloss in der Zeit des Wiederaufbaus 1. Auflage 2014, Goldbach: Valentin Bilz ISBN: 978-3-00-047640-2 19,90 €Euro erhältlich bei: Städt. Fachschule (Meisterschule) für Steinmetzen und Steinbildhauer Schloßgasse 27 63739 Aschaffenburg Fon +49 60 21/ 36 21 65
Foto: Rainer Lippert, Wikipedia
steinmetzschule-aschaffenburg.de
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Wahrzeichen Aschaffenburgs: Das Schloss aus rotem Mainsandstein
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GNODSTÄDTER SANDSTEIN BRAUN Herkunft: Bayern – in Gnodstadt bei Kitzingen Petrographie: feinkörnig – rötlich-violett bis beige-rötlich Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Kraemer/Hofmann Steinwerk GmbH, Fon (0 93 31) 30 85
CASTELLER SANDSTEIN Herkunft: Bayern – in der Nähe der Ortschaft Abtswind bei Kitzingen Petrographie: feinkörnig – olivgrün Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Werksteinbetrieb Siegfried Müller, Fon (0 93 25)12 75, www.stein-mueller.de
MILTENBERGER SANDSTEIN Herkunft: Bayern – in der Nähe der Ortschaft Miltenberg Petrographie: feinkörnig – rot-weiß gebändert bzw. gewolkt Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Miltenberger Natursteinwerk Peter Wassum GmbH, Fon (0 93 71) 27 81, www.wassum-online.de
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ABTSWINDER SANDSTEIN CASTELL Herkunft: Bayern – in der Nähe der Ortschaft Abtswind bei Kitzingen Petrographie: feinkörnig – grün-gelblich Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Werksteinbetrieb Siegfried Müller, Fon (0 93 25)12 75, www.stein-mueller.de
MÖNCHSONDHEIMER SANDSTEIN Herkunft: Bayern – in der Nähe der Ortschaft Mönchsondheim bei Kitzingen Petrographie: feinkörnig – gelb, gelegentlich braune Bänderung Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Werksteinbetrieb Siegfried Müller, Fon (0 93 25)12 75, www.stein-mueller.de
REMLINGER SANDSTEIN Herkunft: Bayern – in der Nähe von Remlingen bei Marktheidenfeld Petrographie: feinkörnig – gleichmäßig rot bis rötlich Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Seidenspinner Natursteinwerk GmbH, Fon (0 93 07) 2 04, www.natursteinwerk-seidenspinner.de
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ses Main ermöglichte.
DIE WEISSEN BIS WEISSGRAUEN Die Keupersandsteine aus dem Raum um Eltmann sind sich bezüglich ihres Gefüges, ihrer Farbe und ihres Vorkommens sehr ähnlich. Der Hauptteil der noch aktiven Brüche befindet sich rechtsmainisch nördlich der Ortschaft Ebelsbach, ein weiterer Bruch ist unmittelbar südlich von Eltmann auf der linken Mainseite zu finden. Die sich noch im Abbau befindlichen Brüche weisen eine nutzbare Mächtigkeit von rund drei bis vier Metern auf. Die Keupersandsteine wurden häufig lokal verwendet, unter anderem für die Katholische Pfarrkirche St. Michael und Johannes der Täufer in Eltmann.
WÜSTENZELLER SANDSTEIN Herkunft: Bayern – bei Wüstenzell zwischen Wertheim und Veitshöchheim Petrographie: feinkörnig – gleichmäßig rot bis rötlich Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Hofmann Naturstein GmbH + Co. KG, Fon (0 93 48) 810, www.hofmann-naturstein.de
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Die Kirche wurde von 1835 bis 1837 nach einem Musterplan von Leo von Klenze erbaut. Auch für den Bau des Bamberger Doms wählte man dieses Material. Ebenso für das Bundeskanzleramt im Berliner Regierungsviertel oder den Westfalentower in Dortmund. Der weißgraue Sandstein vom Main kann zudem eine weitere historische Verwendung vorweisen. Aufgrund seiner gesteinsspezifischen Eigenschaften wurde dieses Material zu Schleifsteinen oder auch Schleifwalzen verarbeitet und weltweit exportiert. Firmen wie die bayerischen Schleifsteinwerke beschäftigten mehrere tausend Mitarbeiter bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein. Als andere, indust
KIRSCHFURTER SANDSTEIN Herkunft: Bayern – in der Nähe von Kirschfurt bei Miltenberg Petrographie: feinkörnig - rot-weiß gebändert bzw. gewolkt Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Franz Zeller GmbH & Co. KG, Fon (0 93 78) 777, www.mainsandstein.de
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Neue Fassaden
Stadtvillen in Braunschweig wurden mit Mainsandstein versehen
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Bauherr: Wiederaufbau Immobilien GmbH Kanada Bau GmbH & Co., Beteiligungs- und Immobilien KG Architekt: Dipl.-Ing. Architekten Wolfgang Koch, Christine Kleinschmidt-Koch Braunschweig Projektmanager Fassade: Volker Weitemeyer, Sto AG Fassadensystem: StoVerotec Stone Massive mit Sto-Sandstein Neubrunn
riell gefertigte Schleifmittel an Bedeutung gewannen, sank die Nachfrage an Schleifprodukten aus dem weißgrauen Sandstein die Schleifsteinindustrie verschwand.
arbeiten und weist eine gute Kantenstabilität auf. Weitere, sich im Abbau befindliche Schilfsandsteine sind bei Kitzingen und Schweinfurt zu finden.
DIE GRÜNEN BIS GRÜN-GELBLICHEN
DIE ROTEN UND ROT-WEISSEN
Der bekannteste Vertreter der Gruppe der Schilf sandsteine vom Main ist der grüne bis bräunliche oder auch olivgrünliche Sandstein aus dem Steinbruch am Hermannsberg oberhalb von Sand am Main. Dieses Gestein kann ebenfalls auf eine lange Tradition seiner Nutzung zurückblicken. Seine Verwendung als Bausandstein und Bildhauermaterial beispielsweise im Raum Würzburg zeugen davon. So sind im Stadtbild viele Gebäude aus Schilfsandstein zu finden. Geschätzt wird er seit vielen Jahrhunderten in erster Linie wegen seines feinkörnigen Gefüges. Zudem ist er relativ leicht zu be-
Die roten und rot-weiß gebänderten Buntsandsteine stehen hauptsächlich in Lagerstätten des südlichen Mainvierecks rund um Miltenberg an und in der Gegend um Marktheidenfeld, auch „Mainhölle“ genannt. Die Mächtigkeiten liegen mitunter bei rund 200 Metern. Auch diese Sandsteine sind an allerlei Gebäuden aus vielen Epochen zu finden. Zum einen wurden die Buntsandsteine dieser Region gerne am Untermain verwendet, wie beispielsweise am Schloss Johannisburg in Aschaffenburg, dem ehemaligen Elektrizitätswerk in Hanau oder dem Schloss in Mainz. Er diente
Foto: StoVerotec GmbH
Das Projekt „Wohnen am Botanischen Garten“ in Braunschweig wird durch die Fassade aus weißgrauem Sandstein vom Main geprägt. „Wir haben uns für die Naturwerkstein-Fassade entschieden, weil die Stadtvillen, die in unmittelbarer Nachbarschaft zum denkmalgeschützten Ensemble der ehemaligen Vendôme Kaserne stehen, innen wie außen mit hochwertigen Materialien umgesetzt werden sollten“, so Ralf Isensee von der Bauherrschaft. Das architektonische Konzept einer klaren Linienführung der Architekten Wolfgang Koch und Christine KleinschmidtKoch wurde mit dem vorgehängten und hinterlüfteten Fassadensystem Sto Ventec der Sto-AG aus Stühlin-
gen im Material Sto-Sandstein Neubrunn ausgeführt. Geschosshohe Fenster werden von den Natursteinplatten umrahmt, die mit ihrer unterschiedlichen Textur den Gebäudekubus optisch auflockern. Der Fugenschnitt der Platten gliedert die Fassade und betont die Etagen. Die Platten konnten aufgrund der eingesetzten Hinterschnitttechnik bei der Plattenaufhängung auf eine Materialstärke von drei Zentimetern reduziert werden. Keinerlei Plattenbefestigungen sind sichtbar. Die insgesamt vier Villen mit einer Grundfläche von siebzehn mal siebzehn Metern entstanden in knapp zwei Jahren Bauzeit.
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DIETENHANER SANDSTEIN Herkunft: Baden-Württemberg – in der Nähe von Dietenhan bei Wertheim Petrographie: feinkörnig – gleichmäßig rot bis rötlich Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Franz Zeller GmbH & Co. KG, Fon (0 93 78) 777, www.mainsandstein.de
EICHENBÜHLER SANDSTEIN
Fotos: Deutscher Naturwerksteinverband DNV; Miltenberger Sandstein: Roll-Stone, Wikipedia
Herkunft: Bayern – in der Nähe der Ortschaft Eichenbühl im Odenwald Petrographie: feinkörnig – gleichmäßig rot, grobporigere Struktur Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Franz Zeller GmbH & Co. KG, Fon (0 93 78) 777, www.mainsandstein.de
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jedoch auch als Baumaterial fernab der Mainregion, wie die Moltkebrücke in Berlin exemplarisch zeigt. Weiterhin gibt es am Oberlauf des weißen Mains Buntsandsteinvorkommen, wie ein Steinbruch bei Trebgast südlich von Kulmbach zeigt. Obwohl auch dieses braun-rot bis gelbliche Material nicht mit dem Begriff Mainsandstein in Verbindung gebracht wird, so liegt es doch zweifellos dort. Alle Sandsteine vom Main spielen heutzutage neben der Verwendung für zeitgenössische Bauprojekte eine große Rolle als Material in der Restaurierung. Die durchgängig vorhandene Nachfrage sorgt dafür, dass mehrere Brüche der jeweiligen Sandsteingruppen bis heute aktiv sind und so eine gute Verfügbarkeit gewährleistet werden kann. Somit dürfte für jede Verwendung auch heutzutage der richtige Sandstein am Main zu finden sein. n
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EBENHEIDER SANDSTEIN Herkunft: Baden-Württemberg – in der Nähe von Ebenheid bei Miltenberg Petrographie: feinkörnig – gleichmäßig rot bis rötlich mit hellen Farbeinschlüssen Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Franz Zeller GmbH & Co. KG, Fon (0 93 78) 777
RÖTTBACHER SANDSTEIN Herkunft: Bayern – in der Nähe von Röttbach bei Wertheim Petrographie: feinkörnig – gleichmäßig rot Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Bamberger Natursteinwerk H. Graser GmbH, Fon (09 51) 9 64 80, www.bamberger-natursteinwerk.de
TREBGASTER SANDSTEIN Herkunft: Bayern – in der Nähe von Trebgast bei Bayreuth Petrographie: grobkörnig – braun-rot bis gelblich Frostbeständigkeit: ja Bezugsquelle: Bamberger Natursteinwerk H. Graser GmbH, Fon (09 51) 9 64 80, www.bamberger-natursteinwerk.de
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STEINE BEARBEITEN
Loeffler Bearbeitungszentrum beim rationellen Zuschnitt der Außenkontur eines Beckens
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Massivarbeit präsentieren
Kunden und Planer suchen nach Inspirationen. Massivbecken im Schauraum von KAMA Naturstein.
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Waschbecken fräsen und schlichten
Die CNC-Technik nimmt dem Steinmetz aufwendige Handarbeit ab. Hier schlichtet ein Kopffräser grobe Fräsbahnen.
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STEINE BEARBEITEN
DIE PROBLEMLÖSER AUS DIAMANT Empfindliche Werkstoffe sägen Jeder Anwender hat eigene Kriterien und Ansprüche an ein Werkzeug. Vor allem keramische Werkstoffe sind für viele Steinverarbeiter eine große Herausforderung. Herkömmliche Diamantwerkzeuge für Naturstein sind für die spröden Materialien ungeeignet. Inzwischen bieten Werkzeughersteller Lösungen, die die empfindlichen Platten sicher bearbeiten.
Foto:
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er Einstieg in CNC ist für viele Steinmetzen hart. Die Komple xität der Maschinen, vor allem aber die Programmierung gilt als Hürde. Tatsächlich erfordert die Einarbeitung in die CNC-Technik Geduld und Schulungen. Wer bisher nur Folgeschnitt und Drehtisch kannte, sollte Lernphasen einplanen, damit die moderne Technik nicht verschreckt. Unabhängig vom Fabrikat sind die Bedienerfreundlichkeit der Software und die Vorkenntnisse des Bedieners das Nadelöhr. Entscheidend sind auch Servicetechniker, die rasch vor Ort sind oder sich per Fernwartung in die Steuerung einwählen, Probleme beheben oder Hilfestellung
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bei Bedienerfragen geben. Für viele Anwender ist die Qualität und Zuverlässigkeit des Service viel wichtiger als die Marke. Der Erfolg stellt sich durch den täglichen Umgang rasch ein. Lösungen, die man selbst entwickelt hat, sitzen. Für Standardaufgaben wie Becken oder Tropftassen bieten die CAD-Programme vorgefertigte Zyklen, die man durch wenige Mausklicks an das aktuelle Projekt anpasst. Aus Parametern wie den Achsen der Ellipse, der Beckentiefe und dem Werkzeugdurchmesser errechnet die Steuerung die Fräsbahnen von selbst. Nach einer Kontrolle der Sägeund Fräsbahnen in der Simulation am Bildschirm kann der Zyklus beginnen.
Von Richard Watzke
STEIN stellt folgende Firmen vor: 1. Natursteinwerk KAMA kama-naturstein.at 2. Grein Italia
www.grein.com
3. Naturstein Hofinger, 93426 Roding 4. BeBeTe
www.bebete.de
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STEINE BEARBEITEN
Programmieren der Werkzeugbahnen des groben Kopffräsers
1. KUNDEN MASSIV BEEINDRUCKEN Das Natursteinwerk KAMA in Kolsass fertigt mit seinen CNC-Maschinen massive Werkstücke für Bad und Küche.
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ie Entscheidung zwischen Massiv optik und echter Massivarbeit stellt sich bei KAMA selten. Das Tiroler Natursteinwerk beliefert mit seinen 30 Mitarbeitern Privatkunden, Badausstatter und Küchenstudios. „Wer einen Waschtisch oder eine Dusche aus Naturstein wünscht, hat bereits im Vorfeld eine Entscheidung für eine möglichst hochwertige Ausführung mit dem Naturbaustoff getroffen“, erklärt Geschäftsführer Paul Draxl. Auch wenn sich ein Becken aus Plattenware zu einer massiven Erscheinung zusammenfügen ließe, bestellen Kunden
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immer öfter eine Ausführung ohne Fugen aus einem einzigen Stück Stein, sobald sie die ausgestellten Massivarbeiten im Schauraum sehen. „Eine CNC-Maschine allein ist allerdings noch kein Garant für den erfolgreichen Einstieg in die Massivfertigung“, gibt Draxl zu bedenken. Neben Fachkenntnissen in CNC muss auch die Bereitschaft vorhanden sein, mit dem Kunden gemeinsam ein einzigartiges Werkstück zu schaffen. Kalkulatorisch sollte der Mehraufwand an Mitarbeitern und Maschinen allerdings vom Gesamtprojekt getragen werden.
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Becken fräsen
Das 12 cm starke Sägestück ist auf dem Werktisch der CNC-Anlage T 818 von Thibaut fixiert. Der Fräser mit ø 6,8 mm arbeitet bereits.
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Abflussdeckel anpassen
Zur gediegenen Steinoptik trägt die mit Wasserstrahl geschnittene Abdeckung bei. Der genormte Ablauf dient als Vorbild.
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Phillip Petrasch bei der Materialauswahl für einen Küchenauftrag
Routine aufbauen
Philipp Petrasch (l.) bespricht einen Schneidauftrag an der Drehkopfsäge. Trennscheiben bis zu 625 mm Durchmesser sind möglich.
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Konturen fräsen
Mit 90 Grad geneigtem Kopf und Fingerfräser bearbeitet die CNC-Säge auch das von Grein produzierte Granitglas.
Durchgehende Steinoptik erzeugen
Ein Markenzeichen von Italiana Cucine sind monolithische Steinküchen. Die Schubladen werden aus Gewichtsgründen mit rückseitig ausgefrästen Steinplatten bekleidet.
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Fotos: Grein / Philipp Petrasch
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2. MIT KÜCHENHERSTELLER KOOPERIEREN Grein Italia verstärkt sein Potenzial in Küche und Bad durch eine Fünfachssäge und eine Kooperation mit einem Küchenhersteller.
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nimmt die neue Säge auch dieses Abstärken, in dem der Sägemotor horizontal geneigt und mit einem Fräskörper bestückt wird. Bei der Verarbeitung des Granitglases nutzt Grein die Flexibilität der Säge ebenfalls. Viele Kunden haben Respekt vor der Verarbeitung des Verbundwerkstoffs und bestellen das Granitglas lieber gleich als Fertigarbeit. Für Petrasch hat sich der Einstieg in die CNC-Bearbeitung rentiert: Nimmt man die anfängliche Hürde des Zeichnens und Programmierens, öffnen sich viele neue Türen.
Foto:
er Weg vom Rohplattenlieferanten zum Hersteller von Fertigarbeiten für Bau, Küche und Bad führt bei Grein über eine Drehkopfsäge. Pünktlich zur Veronamesse 2014 nahm das in Affi ansässige Unternehmen eine Fünfachssäge von Sasso Meccanica in Betrieb und präsentierte die Maschine samt ihren technischen Möglichkeiten den Besuchern der hauseigenen Ausstellung. Zusätzlich zum Einstieg in die CNC-Bearbeitung gründete Grein-Geschäftsführer Philipp Petrasch eine Kooperation mit dem Küchenhersteller Italiana Cucine. Um Synergien zu nutzen, stattete Italiana Cucine einen Schauraum auf dem Firmengelände von Grein aus. Die räumliche Nähe bringt beiden Unternehmen Vorteile: Grein erweitert dadurch sein Zielpublikum im Küchensektor und dem gehobenen Innenausbau, der Küchenhersteller wiederum kann mit seinen Kunden bei der Steinauswahl über das gesamte Material lager in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schauraum verfügen. Kurze Wege in der Kommunikation und Logistik, davon profitieren generell alle Kunden. Durch die Investition in die CNC-Säge bietet Petrasch Steinmetzen und Küchenstudios kurze Lieferzeiten, vor allem aber die im gehobenen Innenausbau geforderte hohe Präzision. Besonders bei monolithischen Küchen macht sich die neue Säge nach kurzer Zeit bezahlt. Diese Küchen besitzen Laden mit Steinbekleidung; die Steinfronten sind aus Gewichtsgründen bis auf fünf Millimeter verdickt und armiert. Neben dem Zuschnitt über-
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Den Kunden im Showroom beeindrucken: massive, matt geschliffene Badewanne in der Ausstellung
Massive Verkleidung fräsen
Nach dem Fräsen der Außenform wird die Pfeilerbekleidung zum Aushöhlen der Rückseite auf einer Brückensäge abgebänkt.
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Sauger setzen
Ein Taster zeigt die Saugerposition auf dem Werktisch an. Ganz große Blöcke werden direkt auf dem Boden aufgebänkt.
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An der Maschine programmieren
Thomas Hofinger konstruiert das Waschbecken direkt am Bedienpult der G-Rex.
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Becken ausfräsen
Für einen guten Halt auf den Saugern wird zuerst das Becken vertieft, danach wird die äußere Form ausgearbeitet.
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Fotos: Richard Watzke
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3. BECKEN IN GROSS UND KLEIN Steinmetzmeister Thomas Hofinger aus Roding nutzt die Fünfachsbearbeitung für Aufträge vom Handwaschbecken bis zur Badewanne.
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Tisch mit den Vakuumsaugern passt, bänkt er auf einem Arbeitsplatz davor direkt auf dem Boden auf. Beim aktuellen Auftrag ist das nicht nötig: Ein Kunde möchte das Keramikbecken seines mit Solnhofer Kalkstein ausgestatteten Gästebads gegen ein Becken mit identischer Form aus Naturstein ersetzen. Im Innenausbau ist das keine Seltenheit: Wenn man Architekten und Bauherren erst einmal die Möglichkeiten mit Naturstein zeigt, kommen sie auf den Geschmack. Bis man in der Oberliga der Fünfachsarbeit mitspielt, benötigt man allerdings ausreichend Routine, sonst verdient man mit der CNC-Technik kein Geld. Der Sprung auf fünf Achsen klingt leichter, als er in der Praxis ist. Vor allem das dreidimensionale Konstruieren der
Werkstücke will gelernt und ständig geübt sein, erklärt Hofinger rückblickend. Zum Zeichnen und Programmieren nutzt der Rodinger Steinmetz DDX Easystone. Das Programm ist ausgereift, die Kontrolle der Simulation ist dennoch unverzichtbar, um bereits beim Konstruieren Probleme erkennen und durch Änderungen der Werkstückgeometrie umgehen zu können, sagt Hofinger. Und noch ein Erfahrungswert: Werkstücke lässt er nur so lange wie nötig auf der G-Rex aufgespannt, um die Anlage nicht mit langwierigen Standardaufgaben zu blockieren. Während der Kopffräser das kleine Becken fräst, liegt die massive Pfeilerbekleidung daher bereits auf einer separaten Brückensäge zum rückwärtigen Aushöhlen.
Foto:
ie Badewanne aus matt geschliffenem Kalkstein ist ein Blickfang. Für die aus drei Lagen zusammengefügte Wanne in seinem Schauraum nutzte Thomas Hofinger eine ältere Brückensäge mit CNC-Steuerung, Fräsaggregat und Drehtisch. Die Säge ist nach wie vor im Dauereinsatz, bei aufwendigeren Objekten wie der massiven Pfeilerabdeckung aus Berbinger Granit für einen Münchner Gastronomiebetrieb stößt sie an ihre Grenzen. Neueste Errungenschaft des Steinmetzmeisters ist daher eine fünfachsige Kombination aus Bearbeitungszentrum und Brückensäge vom Typ G-Rex von CMS Brembana. Damit ist die Firma Hofinger für beinahe jede Werkstückdimension gewappnet: Was nicht auf den
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STEINE BEARBEITEN
BeBeTe-Geschäftsführer Gezim Berisha und Walter Goller (r.) sind mit ihren 18 Mitarbeitern auf Küchen und Bäder spezialisiert.
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Duschtasse fräsen
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Viertelkreisförmige Duschtasse mit schräger Ablauffläche und dekorativen Antirutschstreifen.
Ausschnitte sägen
Das Waschbecken wirkt durch den Kontrast der verschiedenen Oberflächen luxuriös. Standardausschnitte schneidet BeBeTe mit Wasserstrahl.
4. DIE ALLESSCHNEIDER Die BeBeTe-Geschäftsführer Walter Goller und Gezim Berisha nutzen die Vorteile der CNC-Bearbeitung in der Küchen- und Badproduktion.
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Nutzen viele Steinmetzen die Vorteile der Lohnfertigung? Gezim Berisha: Viele Steinmetzen haben erkannt, dass die manuelle Eigenfertigung teurer sein kann als eine schnelle Abwicklung über uns. Manche Kunden bringen ihr eigenes Rohmaterial mit, sogar für Duschtassen oder massive Becken. Kommt Massivarbeit häufig vor? Goller: Nur wenn Auftraggeber auf eine
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Was sind Ihre Hauptprodukte? Walter Goller: Bis zu 80 Prozent der Aufträge sind Küchen. Dabei konzentrieren wir uns vor allem auf das hochwertige Segment, bei dem sich der hohe Beratungsaufwand auch im Erlös niederschlägt. 1991 haben wir als Wasserstrahl-Dienstleister für Steinmetzen begonnen. Inzwischen sind wir Komplettanbieter, bieten weiterhin aber auch Zuschnitte oder fertige Werkstücke als Lohnarbeit an.
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Ausführung aus einem Stück bestehen. Oft wird aus Gewichtsgründen auf Gehrung verklebt, die Zuschnitte müssen dann aber exakt passen, um die Klebefugen so unsichtbar wie möglich zu halten. Das ist neben der Geschwindigkeit ein Hauptargument für die CNC-Bearbeitung. Was sind Trends in Küche und Bad? Berisha: Neben reinen Natursteinausstattungen sind Materialmixe gefragt: Die Wanne aus Stein mit Seitenwänden aus Glas oder Abwicklungen aus Edelstahl von der Wand bis über die Arbeitsplatte hinweg. Das Design und die Geometrien werden immer individueller und richten sich nach den persönlichen Bedürfnissen der Auftraggeber. Das gilt auch für die Materialstärken, die sich in einer Bandbreite von einem bis sechs Zentimetern bewegen. Auf der einen Seite steigt die Beratungs leistung, auf der anderen Seite soll alles immer präziser und kurzfristiger sein.
STEINE BEARBEITEN
Welchen Anteil hat Maschinenarbeit? Goller: Bis zu 85 Prozent. Je komplexer ein Werkstück ist, desto höher kann aber auch der Anteil an Handfinish sein, da sich nicht für jedes spezielle Detail ein eigenes Werkzeug rentiert. Trotzdem wird die maschinelle Arbeit weiter zunehmen. Die Fertigung wird individueller und zugleich industrieller. Welche Anforderungen stellen Sie an Ihre CNC-Technik? Berisha: Wir nutzen zwei WasserstrahlSchneidemaschinen, ein Bearbeitungszentrum und Brückensägen. Die Maschinen sollen nicht nur zuverlässig und präzise funktionieren, sondern auch reibungslos im Service sein. Wünschenswert sind Komponenten nach Industriestandards, die sich problemlos beschaffen und tauschen lassen, damit die Anlage nicht lange stillsteht, während man auf Techniker und Ersatzteile wartet.
Fläche und Fase schleifen Twincur AP-A und Twincur AP sind eine neue Generation von CNCSchleifwerkzeugen mit SF oder Tornado-Werkzeuganschluss zum Einsatz auf Granit, Marmor und Kunststein. Die Bindungshärte der Segmente wurde an den Anwendungsbereich angepasst.
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Die CNC-Werkzeuge Twincur AP-A (D = 110 mm) und Twincur AP (D = 100 mm) wurden speziell für die Küchenbearbeitung entwickelt.
So sind die Flächenwerkzeuge Twincur AP für eine schnellere Politur weicher gebunden. Die Twincur AP-A wurden härter gebunden, um einer Deformation an den Fasen entgegenzuwirken. Als Winkel stehen bei der Version AP-A 45 oder 60 Grad zur Verfügung. Der Radius der Werkzeuge kann an den
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Vorfräser angepasst werden, um eine weiße Linie entlang der Fase auszuschließen. Als Körnungen stehen 100, 200, 500, 1.000, 2.000 und 3.000 zur Verfügung. Bei den Flächenwerkzeugen AP ist auf Wunsch auch das grobe Korn 50 lieferbar. www.ske-diamantwerkzeuge.de
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Voll im Trend: Außenbeläge aus hochwertigem Naturstein
Die 60 x 60 cm großen Platten des Kalksteins „Noir de Vinalmont“ sind 3 cm stark.
NATURSTEIN MACHT DAS RENNEN Mit Fugenprofilen verlegen Für einen d auerhaft schadensfreien Terrassenbelag aus Naturstein ist ein sicherer Konstruktionsaufbau entscheidend. Wartungsfreie Fugenprofile spielen dabei eine wichtige Rolle.
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Von Anne-Marie Ring
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Wartungsfreies Fugenprofil
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Nur 12 mm breit ist das Bewegungsfugenprofil. Die Nut- und Federverbindung im Inneren fängt horizontale Bewegungen auf.
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s ist keine gewöhnliche Terrasse die beim Bau dieses Wohnhauses im belgischen Malmedy, nahe der berühmten Formel-1-Rennstrecke von Spa-Francorchamps in den Ardennen, entstanden ist. Während der Trend auch bei Natursteinplatten im Außenbereich zu immer dünnerem Material geht, entschied sich der Bauherr für Kalksteinplatten vom Typ „Noir de Vinalmont“ im Format 60 x 60 Zentimeter mit einer Stärke von drei Zentimetern 1 . Um diesen hochwertigen Belag dauerhaft vor Beschädigungen durch Witterung und Belastung zu schützen, ist ein entsprechender Aufbau des Untergrunds für die erdberührte Terrasse unabdingbar. Nur
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Zuverlässige Entwässerung
Am Übergang von innen nach außen führt eine 25 m lange Drainagerinne das Regenwasser zuverlässig ab.
so wird der Natursteinbelag optimal entkoppelt, belüftet und entwässert. In der insgesamt 140 Quadratmeter großen Fläche sind zudem Bewegungsfu genprofile aus Edelstahl angeordnet.
VON UNTEN NACH OBEN Als Fundament für die Terrasse dient eine Betonplatte mit Gefälle. Darauf wurde die kapillarpassive Flächendrainage verlegt. Sie sorgt für die wirksame Abführung von Sickerwasser sowie für die ganzflächige Unterlüftung des Konstruktionsaufbaus. Im folgenden Schritt wurde der lastabtragende Estrich aufgebracht. Für die Unterteilung der Estrich-
fläche in Feldgrößen mit einer Kantenlänge von drei Metern kamen Dehnfugenprofile zum Einsatz. Die sichere Entkopplung der Natursteinplatten vom Untergrundaufbau wird durch die anschließend verklebte, kapillarpassive Verbundentkopplung und -drainage sichergestellt. Sie unterlüftet die darauf verklebten Natursteinplatten ganzflächig und ermöglicht damit eine schnelle Trocknung des Dünnbettmörtels. Die hierfür verwendeten Drainagematten sind speziell für große Terrassen konzipiert, da sie mit ihrem acht Millimeter hohen Drainageraum auch größere Mengen anfallenden Sickerwassers problemlos aus der Konstruktion abführen
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STEINE BEARBEITEN
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Flächenbündige Einbettung
Die Drainagerinne wird über der Flächendrainage angeordnet und schließt bündig mit dem Belag ab.
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Harmonische Gestaltung
Bewegungsfugenprofil und Drainagerinne in Edelstahlausführung harmonieren farblich unauffällig mit den dezenten Kalksteinplatten.
STEINPLUS Verwendete Produkte Wartungsfreies Bewegungsfugenprofil aus Edelstahl zur Aufnahme horizontaler Bewegungen: Bewegungsfugenprofil Schlüter-Dilex-EDP Drainagematte zur Ableitung von Sickerwasser, z. B. auf Balkonen und Terrassen: kapillarpassive Flächendrainage Schlüter-Troba-Plus 8 Dehnfugenprofil mit Klebefuß zur Unterteilung von Estrichflächen: Schlüter-DFP Formstabile Verbunddrainage aus Polyethylenfolie mit einer einseitig ausgeformten speziellen Noppenstruktur (4 oder 8 mm hoch): Schlüter-Ditra-Drain 8 Drainagerinne für den schwellenlosen Übergang zwischen Balkon/Terrasse und Innenraum: Drainagerinne Schlüter-Troba-Line
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können. Um Schäden am Belag zu verhindern, die durch horizontale Bewegungen in der Estrichkonstruktion, verschiedene Witterungsbedingungen sowie Belastung bei der Nutzung auftreten können, wurden bei der Verlegung der 60 x 60 Zentimeter großen Kalksteinplatten Bewegungsfugenprofile mit einer Höhe von 30 Millimetern eingebaut.
FUGENPROFILE NEHMEN BEWEGUNGEN AUF Die aus Edelstahl gefertigten Bewegungsfugenprofile nehmen Erschütterungen der Belagskonstruktion durch das Ineinanderschieben der Nut- und Federkonstruktion auf. Mit einer Auf-
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Zusätzliche Drainagezonen
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In den Randbereichen sorgen eigens angeordnete Drainagezonen dafür, dass das Regenwasser schnell abgeführt wird.
sicht von nur zwölf Millimetern fügt sich das Bewegungsfugenprofil auch optisch elegant in den Belag ein 2 .
Fotos: Schlüter-Systems
SCHWELLENLOSER ÜBERGANG SICHER ENTWÄSSERT Der Übergang vom Wohn- zum Außenbereich ist stufenlos und damit bar rierefrei gestaltet. Über eine Länge von 25 Metern führt eine Drainagerinne das im Türbereich anfallende Wasser sicher ab 3 . Sie besteht aus einem gelochten u-förmigen Unterteil und Oberteil und wird über der Flächendrainage eingebaut 4 . Durch die Öffnungen der Drainagerinne fließt das Wasser über die Flächendrainage zum Entwässerungspunkt hin ab. Op-
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Schematischer Aufbau
Von unten nach oben: Die Fuge im Estrich wird übernommen. Trapezförmig gelochte Befestigungsschenkel sorgen für eine sichere Verkrallung im Verlegemörtel. In der fertigen Fläche steht das Profil maximal 1 mm unter dem Belag.
tisch harmoniert die Edelstahlrinne ideal mit den Fugenprofilen aus dem gleichen Material sowie dem Bodenbelag 5 . Im Randbereich der Terrasse nehmen eigens angelegte Drainagezonen das aus der Konstruktion abgeleitete Wasser auf 6 . In diesen Bereichen schufen die Verleger zunächst eine Vertiefung und kleideten sie mit einer Gewebebahn aus. Ein darauf eingebrachtes Kiesbett dient als kapillarbrechende Schicht, die die anfallende Flüssigkeit aufnimmt und ableitet.
FAZIT Bei der Verlegung der Kalksteinplatten auf der Terrasse in Malmedy zeigen sich die Vorteile eines genau aufeinan-
der abgestimmten Komplettsystems inklusive der dazugehörigen Fugenprofile 7 . Die ausgereifte Konstruktion ist schnell und unkompliziert einzubauen und gibt sowohl dem Planer und Handwerker als auch dem Bauherrn als Nutzer ein Maximum an Sicherheit. Denn die zuverlässige Entkopplung, Drainage und Entlüftung des gesamten Aufbaus bewahren den anspruchsvollen Belag dauerhaft vor Beschädigungen, die aus mechanischen oder witterungsbedingten Belastungen entstehen können. Die Bewegungsfugenprofile schützen zudem die Belagskanten. So ist eine ebenso attraktive wie robuste und langlebige Terrasse entstanden, ganz nach der individuellen Vorstellung des Bauherrn. n
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STEINE BEARBEITEN
Hofansicht des Südflügels der Universität mit den beiden Beischlagsteinen
STEINE HINTER GLAS Beischlagsteine restaurieren Im Rahmen der umfassenden Baumaßnahmen an der Universität zu Rostock wurden auch die, an der Hoffassade des älteren Südflügels angebrachten, Beischlagsteine restauriert.
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Von Boris Frohberg
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Der Marienstein mit einer Kompressenauflage zur Salzreduzierung
Großer Steinspalt an der rechten Seitenfläche des St. Georgsteins kurz vor der Dübelung
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ie Universität zu Rostock wurde bereits 1419 gegründet. Papst Martin V. stellte die diesbezügliche Bulle aus. Sie ist damit die älteste im gesamten Ostseeraum. Das heutige Hauptgebäude der Bildungseinrichtung entstand 1866 bis 1870 durch den Schweriner Hofbaurat Hermann Willebrand im norddeutschen Neorenaissancestil. Es handelt sich um einen breit gelagerten, viergeschossigen Bau von fünfzehn Achsen mit vorspringendem dreiachsigem Mittelrisalit. Dieser ist durch Terrakottabänder, in Anlehnung an den Fürstenhof in Wismar und das Schloss Basedow, gegliedert worden. Es ersetzte das sogenannte „Weiße Collegium“ und stellte den östlichen Flügel der insgesamt vier Gebäu-
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deteile dar. Die Grundinstandsetzung der Gebäude ab 1990 umfasste auch die behindertengerechte Erschließung, die Verbesserung der Brandschutzanlagen, der Haustechnik, der Sanitäranlagen, der Bauwerksabdichtungen, die Fassadensanierung und die Restaurierung der gewölbten, historischen Eingangshalle. Im Rahmen der umfassenden Baumaßnahmen sind auch die an der Hoffassade des älteren Südflügels angebrachten Beischlagsteine restauriert und der Hofbereich umgestaltet worden.
Der Steinspalt am Georgenstein mit der Kittung
DIE BEISCHLAGSTEINE Die beiden großformatigen Kalksteinplatten wurden am neuen Standort, vor
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STEINE BEARBEITEN
Der Marienstein vor und nach der Restaurierung
der Südwand im Innenhof, montiert. Beide Platten bestehen aus Gotländer Kalkstein und sind vermutlich im Baltikum angefertigt worden. Der homogene, dichte und fossilienreiche Kalkstein besitzt eine hellgraue bis rötliche Farbe mit groben Komponenten und Äderungen. Deshalb wird er auch als „Gotländischer Marmor“ bezeichnet. Die sedimentären, calciumcarbonatgebundenen Kalksteine sind sehr fossilienreich. Handelt es sich dabei vorwiegend um Skelette und Schalen tragender Organismen, wird das Gestein als Schillkalk (Muschelschill) bezeichnet, was charakteristisch für den Gotlandkalk ist.
DIE SCHÄDEN Die Beischlagsteine waren stark geschädigt. Die Salzbildung führte zu einem Kristallisationsdruck, der an der Verdunstungszone eine Volumenvergrößerung zur Folge hatte. Dieses Phänomen bedingte Spalten- und Schalenbildungen, schichtparallele Aufspaltungen und Fehlstellen. Die Schäden konzentrierten sich nicht nur auf den unteren und mittleren
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Der Beischlagstein des Hl. Georg vor und nach der Restaurierung
STEINPLUS Projektbeteiligte Auftraggeber: Landesbauamt Rostock Betreuung: Untere Denkmalbehörde Hansestadt Rostock Voruntersuchung und Schadenskartierung: Dipl. Rest. Mathias Bresien Auftragnehmer: Dipl. Rest. Boris Frohberg, Wolfram Vormelker
Materialien Reinigung: Mikrotrockenstrahlgerät Sandmaster FG 1-93 mit einem Druck 1,5 Bar, Heißdampfgerät Kärcher Salzreduzierung: Arbocel BC 1000, dest. Wasser Festigung: Reinacrylat Paraloid B72 in Dowanol PM (8%ig), Kieselsäureester Motema 28, Lösungsmittel Aceton, oder Ethanol Verklebungen und Vernadelungen: Acrylharz UNIL-2K Vernadelung: Edelstahl, GFK-Gewindestäbe Ergänzungen und Kittungen: Primal SF 016 (1:1 in Wasser) als Bindemittel, Quarzsand, Marmormehl, Steinsand und Hinterfüllmörtel PLM-A Hinterfüllungen: Reinacrylat Paraloid B72 in Dowanol PM (5%ig), Hohlglaskugeln, Hinterfüllmörtel PLM-A Entrostung: Feinschleifgerät Dremel, Drahtbürsteneinsätze Rostschutzanstrich: Zinkspray als Grundierung, AcrylharzRostschutz, Grau als Anstrich
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Bereich der Kalksteinplatten, sondern waren unregelmäßig verteilt. Im Allgemeinen zeigten die Kalksteinplatten ähnliche Schäden in unterschiedlich starker Ausprägung: • Salzausblühungen (pustelartige Auf- sprengungen) • Krustenbildung und Abwitterung • Ab- und Ausbrüche (Schuppen, Schollen, Schalen, Bröckelzerfall) • Hohlstellen • Schichtparallele Aufspaltungen durch Quellen der tonhaltigen Lagerschichten innerhalb des Gefüges • Brüche und Risse • Verschmutzungen, Verfärbungen, Zementkittungen • Korrosion der Befestigungsanker • biogener Bewuchs.
DIE KONSERVIERUNG Zu Beginn der Konservierung standen die Reinigung von aufliegenden Ver-
schmutzungen, die Abnahme des biogenen Bewuchses, die Entfernung von Bleiabdeckungen und der Ausbau von zementhaltigen Steinergänzungen, soweit dies schadensfrei möglich war. Verunreinigungen und Krusten auf den Natursteinoberflächen wurden reduziert, nicht nur aus optischen Gründen, sondern auch, um den Eintrag von schädigenden Salzen zu verhindern. Die anzuwendende Technologie war auf die originale Oberfläche und ihre Schädigung abzustimmen, dabei wurden die Möglichkeiten und Risiken vorab gründlich abgewogen. Zum Reinigen der entfestigten Oberflächen kamen nur weiche Pinsel und bedingt Trockenreinigungsschwämme infrage. Bei intakten Oberflächen zeigten sowohl die Heißdampfanwendung, die partielle Feinstrahlreinigungungen und die manuell-mechanischen Abnahmen mittels Feinschleifgerät sowie Skalpell gute Ergebnisse. Anschließend reduzierten die Restaura-
STEINE BEARBEITEN
toren das Salz mit Zellstoffkompressen. Diese beruhen auf dem Prinzip, Salze in Wasser zu lösen und aus dem salzbe lasteten Stein in die Kompressenauflage zu transportieren. Der Transport von gelösten Salzen kann sowohl durch deren Eigenbewegung als auch durch die sich bewegende Flüssigkeit erfolgen. Die Restauratoren fertigten für die Salzreduzierung eigens Einhausungen aus Holzleisten und Folie maßgenau an. Diese konnten notfalls entsprechend mit Heizgeräten klimatisiert werden. Um die geschädigten Oberflächen zu erhalten, waren tiefgreifende Festigungen und Hinterfüllungen notwendig. Zur Festigung wurde je nach Notwendigkeit Reinacrylat oder Kieselsäureester im Tränk- und Injektionsverfahren eingesetzt, um eine optimale Verfestigung innen liegender Bereiche zu erhalten. Zur Füllung von Hohlstellen des Kalksteins sind verschiedene füllstoffhaltige Mischungen auf der
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Detailansicht vom Georgstein: der Drache im Vorzustand mit starken Gips- und Kalkkrusten sowie Aus- und Abbrüchen und der Drache nach der Restaurierung
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Warum befinden sich Beischlagsteine an einer Universität? Sie stammen aus dem Spätmittelalter und zierten vor allem die Häuser von wohlhabenden Kaufleuten.
Die Beischlagwangel vor einem Bürgerhaus in der berühmten Fraugengasse an der Marienkirche zu Danzig nach dem Wiederaufbau in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Foto:
Wangel- oder Beischlagsteine dienten im Spätmittelalter der seitlichen Abschirmung von terrassenähnlichen Vorbauten vor den Kaufmannshäusern. In den Hansestädten entlang der Ostsee, wie z. B. in Lübeck, Lüneburg, Danzig, Riga und Tallin findet man heute noch sol-
che Steine. Eine Kalksteinplatte der Universität in Rostock zeigt im Hauptfeld den Heiligen Georg mit besiegtem Drachen und im achteckigen Oberteil eine Wappendarstellung mit Bischofsmütze, gekreuzten Schwertern und Krummstab, das auf den Stifter, den livländischen Bischof Georg von Tiesenhausen, hinweist. Auf dem anderen Stein hat man eine große Mariendarstellung und darüber Johannes den Täufer sowie den Apostel Andreas im Flachrelief dargestellt. Im unteren Bereich befand sich jeweils ein Schriftfeld. Große Ähnlichkeiten in Form und Gestalt bestehen mit den Wangelsteinen des berühmten Schwarzhäupterhauses in Riga. Bei den mittelalterlichen Beischlagwangen der Bürgerhäuser in den Hansestädten handelt es sich überwiegend um Kalksteinplatten, die vermutlich von den Inseln Gotland und Öland (Gotlandkalk) sowie Seeland (Faxekalk) stammen. Durch die engen Handelsbeziehungen der Hanse im Mittelalter sind diese Brüche für die Gewinnung von verschiedenem Bruchgestein und auch zur Bereitstellung der Kalksteinplatten genutzt worden. Der Import von Natursteinmaterial aus Skandinavien hatte zwei Gründe. Zum einen war der Transport auf dem Seeweg zu dieser Zeit der einfachste und preiswerteste, zum anderen brauchten die Schiffe einen Ballast für die Rückfahrt. Dafür boten sich Holz und Steine an. Es besteht die Vermutung, dass die Steine zu einer Studentenburse gehörten. Dieses Wohngebäude kann sich auf dem Gelände der heutigen Universitätsgebäude befunden haben und die Steine somit bereits im Besitz der Einrichtung. Im frühen 20. Jh. gab es die Idee, diese Steine in das kulturhistorische Museum zu verlagern, was aber nach langwierigen Verhandlungen abgeleht wurde. Somit fanden sie dann ihren heutigen Platz am Südbau.
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Basis von Reinacrylat angewandt worden. Durch den Zusatz von Hohlglaskugeln wird das Gewicht des Hinterfüllmörtels bei gleicher Verarbeitbarkeit reduziert. Dies ist bei größeren Hohlstellen wichtig, da durch das eingebrachte Gewicht eine Ablösung der gefährdeten Oberfläche nicht ausgeschlossen werden kann. Nach makroskopischer Begutachtung und Klopfproben zeigt sich auch nach fast 20 Jahren durchgängig eine gute Anbindung der Hinterfüllmasse und Kittungen an die Flanken. Nachgereinigt wurden die Steine mit verschiedenen Lösungsmitteln, um Verdunklung und Glanzbildungen der Festigungsmittel zu vermeiden. Aufspaltungen der Lagerschichten des Kalksteins vernadelten die Fachleute mit Edelstahl und Acrylharz. Die Einpasslöcher von vier Millimetern Durchmesser und 40 bis 70 Millimetern Tiefe sind mit Spiralbohrern senkrecht in die zu verbindenden Steinbereiche gebohrt worden. Anschließend wurden die Dübel kraftschlüssig und drucklos eingeklebt, um einen dauerhaften Verbund herzustellen. Die Einfüllung des Harzes erfolgte mittels Spritzen. Die ursprünglichen Eisenhalterungen der Kalksteine sind lediglich mechanisch mit einem Feinschleifgerät entrostet und mit einem mehrlagigen neuen Rostschutzanstrich versehen worden.
Fotos: Boris Frohberg
DIE RESTAURIERUNG Die Kittungen der Fehlstellen führten die Restauratoren auf der Basis von Acryldispersion als Bindemittel und Quarzsand, Marmormehl und Steinsand als Füllstoff in einer Grob- und Feinkittung aus. Hier waren neben den restauratorischen Anforderungen an Festigkeit, Dauerhaftigkeit und Reversibilität die optischen Kriterien ausschlaggebend für die eingesetzten gesteinsimitierenden Massen. Am Kalkstein spielte die Eintönung mittels unterschiedlicher Steinmehle eine wesentliche Rolle. Hierfür ist eine Reihe von Proben verschiedener Zusammensetzungen und Mischungsverhältnisse angefertigt und ausgewertet worden. Die Kittungen beinhalteten auch die Anböschung von
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Kanten und Überhängen, die Stabilisierung von Schalen durch Unterfütterung sowie Sicherungskittungen innerhalb der Fehlstellen unter Niveau. Die Anböschungen laufen alle auf null aus. Die eingesetzten acryldispersionsgebundenen Massen besitzen eine sehr gute Farbstabilität, sie sind weicher und elastischer als der Naturstein, bilden keine Trennschicht zum Stein aus und haben eine bessere Wasserdampfdiffusion als die anderen getesteten Materialien. Die Schnittstärke ist je nach Korngröße des Zuschlags aufgrund des Bindemittels auf rund einen Zentimeter beschränkt. Dickere Schichten können nicht gleichmäßig aushärten und sind deshalb mehrlagig aufgebaut. Die Oberflächen wurden nach der oberflächlichen Aushärtung (etwa 24 Stunden) mit dem Spatel leicht aufgekratzt, um ein gleichmäßiges Oberflächenbild zu erreichen. Die Kittungen bleiben soweit möglich rund zwei Millimeter hinter der Originaloberfläche zurück, bilden aber eine gleichmäßige und glatte Fläche. Im unteren Bereich der Georgsplatte konnte ein Teil des ursprünglichen Schriftfelds unter der Zementergänzung mechanisch freigelegt und in die Restaurierung mit einbezogen werden. An den beiden Beischlagsteinen erfolgten abschließend Retuschen zur optischen Integration von Verunreinigungen wie Rostflecken und früheren Schlämmen sowie der bestehenden Zementkittungen. Fehlstellen erhielten soweit nötig nur farbige, schraffierende oder lasierende Eintönungen. Diese führten die Restauratoren mit Temperafarben in verschiedenen Lagen aus. Der Schwerpunkt der Retuschen lag in der Beruhigung der Oberflächen. Es stand der erhaltene Zustand im Vordergrund der Bearbeitung und keine Rekonstruktion der ursprünglichen Farbgestaltung. In diesem Kontext sind auch die Farbbehandlungen zu verstehen. Nach der Restaurierung ist eine umlüftete und reversible Verglasung vor den Kalksteinplatten montiert worden. Diese verhindert eine direkte Bewitterung der wertvollen Reliefs und bietet zudem einen Schutz vor sonstigen Be-
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Die Beischlagsteine erhielten nach der Restaurierung eine Verglasung, die dezent und mit Luftabstand vor der Kalksteinplatte montiert wurde
schädigungen. Der Vorteil gegenüber einer vollständigen Einhausung besteht in dem ständigen Luft- und Feuchteaustausch. Dadurch können Wärmestaus (Gewächshauseffekt), Feuchtekonzentrationen und damit verbundene Schädigungen durch erneute Salzeinlagerungen reduziert werden. Die ausgeführten konservatorischen und restauratorischen Arbeiten sowie die Wetterschutzverglasung haben sich nach fast 20 Jahren als nachhaltig erwiesen. Es zeigen sich bislang keine Schäden an den bearbeiteten Bereichen durch Veränderung, Lockerung oder A blösung. Durch die Präsentation der Kalksteinplatten im Außenbereich und die damit verbundenen thermischen Spannungen sind aber erneute Rissbildungen des Kalksteins zu bemerken. n
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KUNDEN GEWINNEN
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KUNDEN GEWINNEN
ERFOLG IST KEIN ZUFALL Mehr Wachstum und Umsatz Oft ist der größte Engpass für Kundenorientierung und Wachstum die eigene Organisation. Wer macht was, warum und wofür – das sind Fragen, die Betriebe eindeutig klären müssen. Von Annette Mühlberger
Illustration: fotolia; adam121
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rfolg ist kein Zufall. Wer in der Lage ist, seine Kunden zu begeistern, sich vom Mitbewerber abzuheben und durch gesundes Wachstum die Existenz seines Unternehmens nachhaltig zu sichern, macht vieles besser als die Konkurrenz. Und das nicht nur in der Strategie und im Verhalten nach außen, sondern auch nach innen – in der eigenen Organisation und betrieblichen Struktur. Für Be triebe, die in wachsenden Märkten tätig sind oder neue Geschäftsfelder erschließen, ist Professionalisierung die Voraussetzung für nachhaltigen Markterfolg. Die wachsende Nachfra-
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ge und gestiegene Kundenanforderungen müssen schließlich erfolgreich und mit vertretbarem Aufwand „abgearbeitet“ werden. Besonders kleine Betriebe stecken oftmals in der eigenen Organisation fest, wenn es darum geht, neuen Bedürfnissen und Kundenansprüchen gerecht zu werden. Unzureichende Einbindung von Mitarbeitern, unklare Abläufe und Strukturen sind der Hauptgrund für die Überlastung von Inhabern, Unzufriedenheit beim Personal und mangelnde Orientierung am Kunden. Kundenanfragen und Wünsche bleiben dann schnell im Chaos des Alltags stecken.
Annette Mühlberger ist Journalistin für Verkauf, Marketing und Management. Sie zeigt Lösungsan sätze, die sich im betrieblichen Alltag schnell und erfolgversprechend umsetzen lassen. Annette Mühlberger arbeitet für Verlage und entwickelt Kommunikationskonzepte für Unternehmen. Kontakt: redaktion-muehlberger.de
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KUNDEN GEWINNEN
DIE RICHTIGEN ABLÄUFE UND STRUKTUREN Wer macht was, wofür und warum? Diese Fragen müssen Unternehmen klären, wenn sie selbst oder der Markt sich verändern. Oft passen die Spielregeln und
Abläufe der Zusammenarbeit nicht mehr zu der Menge, Umfang oder Art der Aufträge. Neue Geschäftsfelder kommen hinzu, auch gute Mitarbeiter gehen in Urlaub oder sind mal krank, vom eigenen Anspruch an Erholung ganz zu schweigen. Wenn das Gefühl, dem Tagesgeschäft nur
STEINPLUS Sie sind gut aufgestellt, wenn Sie diese Fragen mit „ja“ beantworten S trategie: Wir wissen, wo wir die besten Marktchancen besitzen und wo wir besser als die Wettbewerber sein wollen. Wir haben eine klare Vorstellung darüber, wie die Arbeit im Unternehmen zu organisieren und zu gestalten ist, damit unsere Chancen genutzt werden können. L iquidität: Wir steuern und überwachen die Zahlungsaus- und -eingänge sowie die Kapitalverfügbarkeit, sodass jederzeit ein solides Wirtschaften möglich ist. R isikobewertung: Wir kennen die internen und externen Risiken für unser Unternehmen. Um möglichen schädlichen Ereignissen vorzubeugen, betreiben wir eine systematische Risikobewertung und setzen unsere Ressourcen produktiv, sicher und wirtschaftlich ein. Wir agieren vorausschauend. F ührung: Wir haben eine gute Führung, die eindeutige Aufträge formuliert, aber auch Handlungsspielräume lässt und gezielt die Leistungsbereitschaft der Beschäftigten fördert. Gute Führung verstehen wir als einen Motivations- und Lernprozess. Gute Führung schafft die Bedingungen für Produktivität und Freude an der Arbeit. Wir vertrauen den Beschäftigten und übertragen ihnen Verantwortung. K undenpflege: Wir wollen einen möglichst stabilen Kundenstamm. Wir können unseren Kunden konkret sagen, wo unsere Stärken liegen, um uns gegenüber Wettbewerbern abzuheben. Durch unsere Kundenpflege und das Einbinden unserer Kunden wissen wir, welche Kundenbedarfürfnisse es gibt und welche unserer Stärken für den jeweiligen Kunden besonders nützlich sind. O rganisation: Wir organisieren unser Unternehmen so, dass jeder weiß, was zu tun ist, und dass die Ressourcen optimal genutzt werden. Wir schaffen klare und lernförderliche Strukturen für ein gesundes Unternehmen. U nternehmenskultur: Wir begreifen unsere Unternehmenskultur als die „Persönlichkeit“ unserer Betrieb. Sie hilft uns, das Leistungs- und Innovationspotenzial unseres Unternehmens zu stärken. M itarbeiter: Wir betrachten unsere Beschäftigten als die eigentlichen Wertschöpfer in unserem Unternehmen. Deshalb schaffen wir für sie Bedingungen, unter denen sie gerne und produktiv arbeiten. A bläufe: Wir haben in jeder Hinsicht sichere und störungsfreie Prozesse, die zudem den Kundenerwartungen und den Beschäftigten gerecht werden. Wir gestalten und entwickeln die betrieblichen Prozesse systematisch und verbessern sie ständig. B eschaffung: Die Beschaffung hochwertiger Arbeitsmittel, -stoffe und -leistungen trägt in unserem Betrieb dazu bei, wirtschaftliche und störungsfreie Prozesse zu ermöglichen. Unser Ziel ist ein hoher Standard in Qualität, Sicherheit, Gesundheit sowie Umweltschutz. Wir achten zudem auf soziale Standards. I nnovation: Durch Innovationen und kontinuierliche Verbesserung bleiben wir konkurrenzfähig und gehören zu den Besten. Quelle: INQA-Unternehmenscheck „Guter Mittelstand“ von der Initiative Offensive Mittelstand. Kompletter Check -> siehe Weblink!
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STEINPLUS So verändern Sie sich erfolgreich 1. Alle machen mit Einmal im Jahr gilt: Sachen packen und raus aus dem Betrieb. Möglichst weit weg, in eine Umgebung, in der andere Menschen andere Dinge tun. Mit professioneller Hilfe kann man sich dann dort fragen: Wohin entwickelt sich der Markt, welche Entwicklungen sind für uns wichtig, wie begeistern wir Kunden in Zukunft, welche Veränderungen sind hierfür nötig? Welche Ideen aus anderen Branchen begeistern uns und wie können wir sie nutzen? Besuchen Sie fachfremde Messen, unterhalten Sie sich mit Vertretern anderer Branchen, halten Sie die Augen offen nach Dingen, die andere in der Kundenansprache besser machen. 2. Trägheit überwinden Veränderung ist anstrengend, weshalb entstehen die meisten Umbrüche in Krisen – dann ist der Leidensdruck, die Komfortzone zu verlassen, groß genug. Das schränkt aber die Handlungsmöglichkeiten enorm ein. Deshalb lieber früher als später daran denken! 3. Stärken stärken, aber anders Nutzen Sie Ihre Stärken anders als bisher. Wer tolle Bäder plant, eröffnet neben der Werkstatt ein Planungsbüro, wer pädagogisch geschickt ist, unterrichtet in freier Gestaltung, wer ein Händchen für Innenausstattung hat, konzipiert Wohnoasen, wer Angehörige gefühlvoll begleitet, bietet Trauerbewältigung an. Fragen Sie sich regelmäßig: „Was kann ich richtig gut und was macht mir besonders viel Spaß?“ 4. Ausgefallene Wünsche erfüllen Kunden haben manchmal Wünsche, die ein Betrieb kaum erfüllen kann. Aus solchen Extravaganzen kann, wenn Sie sie erfolgreich umsetzen, ein innovatives Geschäftsmodell werden. Spezialkenntnis spricht sich herum und hat schon viele Firmen in Nischen ausgesprochen erfolgreich gemacht. 5. Das haben wir erreicht Kontrollieren Sie regelmäßig, ob und inwiefern Sie Ihre Teilziele erreicht haben. Besprechen Sie Abweichungen, überlegen Sie die Gründe dafür und optimieren Sie falls nötig.
noch hinterherzurennen, zum Dauerzustand wird, ist es an der Zeit, die eigene Struktur und Aufstellung am Markt neu zu definieren. Nur dann wird zusätzliches Personal, eine neue Maschine oder eine moderne IT-Infrastruktur auch die versprochene Verbesserung bringen.
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WER WÄCHST, MUSS SICH NEU AUFSTELLEN „Bäder komplett, alles barriere- und fugenfrei, Garten, Terrasse, Altbau, Neubau, Schwimmbad, Treppenaufgang …“ Keine Nische ist zu klein, um nicht noch ins Portfolio des Betriebes aufgenommen zu wer-
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den. Handwerksbetriebe wachsen oft schleichend und aus dem Bauch heraus. Das Wachstum ist dem Zufall geschuldet und nicht einem Plan oder einer Strategie. Da kann ein Mitarbeiter etwas besonders gut, da kommen Anfragen auf den Tisch, die sonst bei der Konkurrenz landen, da bewirbt ein Lieferant erfolgreich neue Materialien und schon sind sie im Programm. Spontanität und Flexibilität sind in Bezug auf die eigene Weiterentwicklung kein Fehler, aber die sich daraus entwickelnde Komplexität müssen Betriebe schultern können. Betriebswirte sprechen dann von der Organisationsentwicklung. Auch kleine und mittlere Betrie-
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Heuger Fliesen & Naturstein GmbH, Glandorf
Erfolg dank klarer Strukturen Markus Heuger hat sein Unternehmen stets weiterentwickelt. Seine Spezialität: historische Fliesen und Naturstein für Landhäuser zwischen Osnabrück und Münster. Auch ein Steinmetz betrieb gehört zum Firmenverbund.
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eramik oder Naturstein? Für Markus Heuger war das noch nie ein Widerspruch. Der Inhaber eines Fliesenhandels, Verlege- und Steinmetzbetriebs (Heuger Fliesen & Naturstein GmbH) im ländlichen Niedersachsen hat sich früh auf historische Fliesen spezialisiert und den Naturstein schon immer als ideale Ergänzung seines Portfolios gesehen. Auch ein Baustoffhandel gehört zum Unternehmensverbund, seit Kurzem zudem ein zweiter Steinmetzbetrieb (Pues & Söhne), den Heuger übernahm, als der Inhaber verstarb und die Firma kurz vor der Schließung stand. Keine Alleingänge Heugers Unternehmen ist so gewachsen, wie mittelständische Firmen es oftmals tun: organisch und dem unternehmerischen Instinkt vertrauend. Irgendwann passten die Strukturen nicht mehr zu den Aufgaben des Tagesgeschäfts. Markus Heuger, der das Familienunternehmen in dritter Generation leitet, hat darauf immer schnell reagiert. „2011 haben wir den Baustoffhandel als eigenständiges Unternehmen ausgeglie-
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Freiräume für den Verkauf Dass die kaufmännische Seite der beiden Gewerke durch ein Team abgedeckt wird, schaffte „unglaubliche Synergien und Freiräume“, schwärmt Heuger. Die gewonnenen Ressourcen nutzte er konsequent für den Verkauf. Auch die Ausstellungen will der Unternehmer zusammenlegen. Schon heute ist die Fläche von 600 Quadratmetern beeindruckend. „Viele Kunden aus Osnabrück oder Münster sind überrascht, was sie hier im kleinen Glandorf vorfinden“, erklärt der Inhaber. Veränderungen Schritt für Schritt Wie verändert man sich erfolgreich? Das Wichtigste, so Heuger: „Ich darf mich nicht überfordern.“ Es sei wichtig, die Dinge klar anzusprechen und die Projekte nacheinander konsequent voranzutreiben, sagt er. Und das gehe nur, wenn man sich nicht zu viel auf einmal vornimmt. Denn, mahnt er: „Selbst an kleinen Neuerungen hängt ein ganzer Rattenschwanz an Änderungen.“ Schließlich solle der Strauß für die Kunden nachher nicht nur bunt sein, sondern auch ordentlich aussehen.
Foto: Fotos: Heuger Fliesen & Naturstein GmbH
Markus Heuger Heuger Fliesen & Naturstein GmbH, Glandorf
dert. Und im letzten Jahr die Verwaltung unseres alten Haupt- und neuen Steinmetzbetriebs zusammengelegt.“ Anders als frühere Inhabergenerationen folgt Heuger einem klaren Masterplan. „Wir haben uns nach der Integration der Firma Pues bewusst zusammengesetzt und unsere Struktur kritisch betrachtet. Dabei sieht man schnell die internen Schwachpunkte und kann sich neu aufstellen“, erzählt er. Inhaber Heuger ist kein Freund von einsamen Entscheidungen. „Unser Kapital sind ganz klar unsere Mitarbeiter. Ich mache keine Alleingänge, der Betrieb muss auch ohne mich laufen“, lautet sein Anspruch. Sowohl den Hauptbetrieb von Heuger (Naturstein) als auch das Steinmetzgeschäft von Pues managen zwei erfahrene Betriebsleiter. Fast 40 Mitarbeiter arbeiten für den Firmenverbund.
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be sollten die hierfür notwendigen Veränderungsprozesse gezielt und strukturiert managen. Viele Inhaber empfinden ihren Alltag als fremdbestimmt. Das operative Tagesgeschäft bestimmt das Tun, zur Bewältigung der Aufgaben werden eher traditionelle Lösungswege beschritten. Und irgendwann wachsen einem der neue Kundenstamm und das neue Geschäftsfeld über den Kopf.
DAS POTENZIAL STECKT IM EIGENEN BETRIEB
Ein Geschäft für viele Ansprüche, sowohl im Naturstein- als auch Fliesensektor.
Dabei stecken die Potenziale für Freiraum, Wachstum und Kundenorientierung tatsächlich im eigenen Unternehmen. Sie zu entdecken gelingt zum Beispiel mit einem Unternehmenscheck, der die schlummernden Möglichkeiten zur Verbesserung systematisch aufspürt. Erfolgreiche und gesunde Unternehmen entstehen nicht durch Zufall oder Aktionismus, sondern durch eine langfristige Strategie und die dazu passende Organisation von Mitarbeitern, Aufgaben und Abläufen. Sind die Beziehungen zwischen Mitarbeitern und die Aufgabenverteilung eindeutig, ist das Tagesgeschäft geregelt und Vorgesetzte müssen selten eingreifen. Inhabern schafft das den notwendigen Freiraum für neue Überlegungen und Aktivitäten.
WAS ERWARTEN SIE VON IHREN MITARBEITERN?
Foto:
Drei Firmen unter einem Dach: Das funktioniert nur mit der passenden betrieblichen Struktur.
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Überlegen Sie selbst: Weiß in Ihrem Betrieb wirklich jeder, was von ihm erwartet wird und welche Entscheidungsbefugnisse er besitzt? Auch gegenüber Kunden? Gibt es eindeutige Weisungsbefugnisse, Stellvertreterregelungen, Stellen- und Funktionsbeschreibungen, Arbeits- und Verfahrensanweisungen. Gibt es ein Organigramm, in dem sich jeder Mitarbeiter mit seinem Verantwortungsbereich wiederfindet? Legen Sie fest, was Sie verbindlich regeln (zum Beispiel alles, was Qualität, Effizienz und Sicherheit belangt) und was Sie eher situationsbezogen handhaben wollen (zum Beispiel auf besondere Kunden-
KUNDEN GEWINNEN
wünsche eingehen oder Mitarbeiter entsprechend ihren Fähigkeiten und ihrer Persönlichkeit einsetzen zu können). Planen und beschreiben Sie Ihre Abläufe (vor allem die Kernprozesse in Richtung Kunde), definieren und gestalten Sie alle Übergabe- und Schnittstellen. Legen Sie Verantwortlichkeiten eindeutig fest. Orientieren Sie Ihre Prozesse nicht an internen Zwängen, sondern an den Bedürfnissen, Wünschen und Anforderungen der Kunden.
WER MACHT WAS WANN UND WARUM? Machen Sie aus Aufträgen Projekte, deren Arbeitsphasen (Akquise, Beratung, Leistungsermittlung, Kalkulation, Angebot, Auftragserfüllung, Abnahme, Nachkalkulation, Leistungsberechnung, Kundenpflege, Dokumentation) Sie Schritt für Schritt definieren und durchlaufen. Überlegen und analysieren Sie, worauf es in jeder Phase ankommt und überprüfen Sie regelmäßig, ob Sie Ihre Standards auch einhalten. Brechen Sie Ihre Regeln öfter, überlegen Sie, warum das so ist. Passt die Regel nicht? Sitzt der falsche Mitarbeiter am falschen Platz? Hat er die Aufgabenstellung auch wirklich verstanden? Braucht er vielleicht eine zusätzliche Qualifizierung? Wichtig ist: Planen Sie alle Veränderungen in kleinen Schritten. Geben Sie sich und Ihren Mitarbeitern Zeit, sich mit den Neuerungen anzufreunden. Entwickeln Sie, checken und diskutieren Sie Ihr Organigramm regelmäßig im Team. Passt die Struktur noch zu den aktuellen Anforderungen oder sollten Verantwortlichkeiten verschoben werden? Diese Frage sollten Sie einmal im Jahr stellen und beantworten. n
Den kompletten Unternehmens check der Offensive Mittelstand finden Sie hier zum Download: http://www.offensive-mittelstand. de/html/mittelstand/download/ check-mittelstand.pdf
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STEINMETZ 2.0 Onlinemarketing Soziale Netzwerke sind im Alltag der Deutschen angekommen. Dies hat Auswirkungen auf Ihre Kunden und Angestellten, auf Marketing, Kundengewinnung und Imagebildung.
Von Doris Assfalg
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ichern, Lachen, dazwischen klingelt ein Handy. Zwei Mädchen im Teenageralter stecken die Köpfe zusammen, zwischen sich: das leuchtende Display eines Handys. Der Mann neben ihnen, in den Vierzigern, eleganter Anzug, glänzende Lederschuhe, wischt über sein Tablet. Hinter ihm stehen zwei junge Männer in Handwerkerkleidung – beide tippen auf ihr Smartphone. Es ist Montagmorgen, viertel nach Sieben in einer Münchner U-Bahn. Die meisten Menschen im Wagon sind auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule. Viele von ihnen halten Geräte in der Hand, mit denen man mobil im Internet surfen kann. Einige sind vermutlich gerade bei Facebook online, andere bei Google+ und Twitter, wieder andere informieren sich auf Blogs über die neuesten Nachrichten, ernten Felder in einem Onlinespiel oder melken dort ihre Kühe. Sie alle sind in dem Teil des Internets unterwegs, der als Web 2.0 oder Social Media bezeichnet wird und zu dem soziale Netzwerke wie Facebook, Google+, Twitter oder XING gehören. Heute haben weltweit etwa vier Milliarden Menschen Zugang zum Internet, 2,1 Milliarden nutzen es regelmäßig. Während 1997 mit 6,5 Prozent nur ein Bruchteil der deutschen Bevölkerung online war, sind es heute wesentlich mehr: 77 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren nutzen heute in Deutschland das Internet, das sind über 54 Millionen Menschen. Diese Zahl ist seit den 1980er-Jahren stetig gestiegen. Für das Wachstum der letzten beiden Jahre ist jedoch #Hashtags ausschließlich die Generation 50plus verantSind Sie schon mal über eine solche Zeichenkombination gestolpert? Dann wortlich. Den größten Sprung vom Offliner haben Sie einen Hashtag gesehen. Als Hashtag wird ein Wort oder eine Zeizum Onliner machten dabei die über 70-Jähchenkette mit vorangestelltem Doppelkreuz (#) bezeichnet. Diese werden im rigen: von 20 Prozent 2012 auf 30 Prozent Internet in einen Fließtext eingebracht oder stichpunktartig an dessen Ende 2013. Von den 50- bis 59-Jährigen nutzen gestellt. Sie dienen der Kommentierung und Verstichwortung des Texts oder heute 83 Prozent das Internet, bei den über eines Bilds und sollen dabei helfen, diesen Inhalt unter eben jenem Stich60-Jährigen 43 Prozent. Durchschnittlich surwort für andere Nutzer auffindbar zu machen. Ursprünglich wurden Hashfen die Deutschen an sechs Tagen pro Woche tags vor allem von Nutzern der Bilder-Plattformen Instagram und Pinterest im Internet, und zwar fast drei Stunden tägverwendet, um Fotos zu verschlagworten. Inzwischen setzen auch andere lich. Diese Ergebnisse aus der Studie „Soziale soziale Netzwerke wie Facebook, Google+, LinkedIn und Twitter diese ein, Netzwerke“ des Bundesverbands Informatium die Suche nach Themen zu erleichtern. Außerdem können inzwischen onswirtschaft, Telekommunikation und neue Suchmaschinen Hashtags durchsuchen. Medien (Bitkom) sowie aus der Onlinestudie
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Pinterest - boomendes Netzwerk Pinterest heißt das am stärksten boomende soziale Netzwerk. Laut des Serverdienstes „Alexa Internet“ belegt die Plattform, die vom Time Magazin zu den „besten 50 Websites“ 2011 gezählt wird, derzeit Platz 35 der meistbesuchten Webseiten weltweit.
In den USA liegt sie sogar auf Platz 15, in Deutschland auf Platz 86 – Wachstum garantiert. „Pinterest ist ein Werkzeug, mit dem du Sachen entdecken kannst, die du liebst und mit dem du diese Sachen im echten Leben verwirklichen kannst“, beschreiben die Macher ihre Seite. Der Name der Plattform setzt sich aus den englischen Begriffen „pin“ (anheften) und „interest“ (Interesse) zusammen. Dies bezieht sich auf die Funktion der Website: Nutzer können an digitalen Pinnwänden Bilder oder Videos von Dingen anheften, die Ihnen gefallen. Das kann beispielsweise ein Designerkleid sein, eine selbst gemachte Schatulle oder ein Foto vom Lieblingsgericht. Diese „Pins“ können andere User – ähnlich wie auf Facebook – mit „gefällt mir“ markieren, sie kommentieren und auf einer ihrer eigenen Pinnwände teilen. Besonders beliebt sind Pinnwände, bei denen es um Inneneinrichtung und Wohnideen geht. Möglich sind aber auch Seiten zu Farben, Stilrichtungen
oder Materialien. Daraus ergeben sich tolle Marketing- und Beratungsmöglichkeiten für Steinmetze: Sogenannte Moadboards, auf denen Einrichtungsstile und Farbkombinationen unter einem bestimmten Stichwort präsentiert werden, bieten eine sehr anschauliche und einprägsame Möglichkeit der Kundenberatung. Mithilfe von Pinterest können solche Moadboards einfach und schnell online erstellen – und sind für Kundenpräsentationen nutzbar. Zudem können Pinnwände mit eigenen Referenzobjekten erstellen werden: Der Kunde sieht somit das handwerkliche Können. Aber Achtung: Als deutscher Pinterest-Nutzer muss man die Urheberrechte beachten! Der Urheber könnte damit nicht einverstanden, eine Rechnung schreiben oder sogar einen Anwalt mit einer Abmahnung beauftragen. Auch die STEIN-Redaktion hat ein Konto bei Pinterest, pinterest.com/redaktionstein
2013 von ARD und ZDF zeigen, wie wichtig es für Betriebe ist, im Internet präsent zu sein – über die eigene Website, aber auch über die Kanäle des sogenannten Social Media. Denn auch diese werden immer häufiger genutzt: Drei von vier Internetnutzern sind in mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet, zwei Drittel nutzen diese aktiv. Dabei gibt es Unterschiede zwischen den Altersgruppen: Während bei den 14- bis 29-Jährigen Internetnutzern 85 Prozent mindestens ein Netzwerk aktiv nutzen, sind es bei den 30- bis 49-Jährigen etwa zwei Drittel. Bei der Altersgruppe über 50 nutzt nur knapp die Hälfte aktiv ein soziales Netzwerk. Im Schnitt sind die Internetnutzer in 1,4 Netzwerken aktiv. Mit Abstand am häufigsten wird dabei Facebook genutzt: Hier sind 45 Prozent aller Internetnutzer aktiv. Bei den 14- bis 29-Jährigen – und damit Ihren künftigen Kunden – sind es sogar 67 Prozent. Die Beliebtheit der einzelnen Netzwerke ist stark altersabhängig. So hat Facebook seinen größten Nutzeranteil bei 14- bis 29-Jährigen. StayFriends zum Beispiel wird dagegen vor allem von über
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30-Jährigen genutzt. Die größte Übereinstimmung zwischen angemeldeten und aktiven Nutzern weist Facebook auf: Neun von zehn angemeldeten Mitgliedern nutzen die Plattform aktiv. Bei anderen Netzwerken gibt es dagegen mehr passive Nutzer. Diese sind angemeldet, besuchen das Netzwerk jedoch nur noch selten oder gar nicht. Warum aber sind die sozialen Netzwerke so beliebt? Und das, obwohl sie stark in der Kritik stehen – unter anderem durch Datenschützer und Jugendbeauftragte? Ein Aspekt ist, dass Menschen sich gern präsentieren. Es macht ihnen Spaß, ihr Leben in der Öffentlichkeit darzustellen und einen Blick ins Leben anderer zu werfen. Das gilt umso mehr, da Individualisierung und Selbstverwirklichung ebenfalls ein Trend unserer Zeit sind. Denn was nützt es den Selbstverwirklichten und Individuellen, wenn keiner sieht, wie selbstver-
STEINPLUS Soziale Netzwerke nutzen Das sollten Sie beim Umgang mit sozialen Netzwerken beachten: Agieren Sie professionell, nämlich als Unternehmer, nicht als Privatperson. Dabei dürfen Sie aber durchaus mit Persönlichkeit punkten. Nutzen Sie direkte Ansprache, bleiben Sie aber unbedingt beim „Sie“. Achten Sie auf rechtliche Aspekte. Seien Sie vorsichtig, wenn es um Namen und andere sensible Daten geht oder um Fotos, auf denen Personen zu erkennen sind. Das Internet vergisst nichts. Legen Sie deshalb Wert auf Qualität. Gehen Sie strukturiert vor: Legen Sie fest, welche Inhalte Sie online stellen und welche nicht. Auch ein Zeitplan ist hilfreich. Posten Sie informative und unterhaltende Inhalte. Nur so bleibt Ihre Präsenz in den sozialen Netzwerken interessant.
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Veröffentlichen Sie regelmäßig Neuigkeiten. Wer nur einmal im Monat postet, verliert das Interesse seiner Fans. Bilder sind ein Muss. Reine Textbeiträge werden viel weniger angeschaut und angeklickt als ein Foto. Auch Videos sind äußerst beliebt.
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In den sozialen Netzwerken geht es nicht darum, sofort einen Auftrag zu erhalten. Seien Sie nicht marktschreierisch, sondern arbeiten Sie an einem positiven Image. Hin und wieder Angebote und Aktionen einzustellen, ist aber durchaus erlaubt. Sorgen Sie für Aktion: Soziale Netzwerke sind – im Gegensatz zu Websites – keine Einbahnstraßen. Bringen Sie Ihre Fans dazu, Ihre Inhalte zu teilen, zu kommentieren oder »Gefällt mir« zu klicken. Beantworten Sie Fragen oder Kommentare umgehend. So zeigen Sie Präsenz. Gehen Sie mit Kritik sachlich um, bleiben Sie höflich. Zeigen Sie, dass Sie Profi sind und im Problemfall eine Lösung finden. Netzwerken Sie: Beteiligen Sie sich an den Social-Media-Aktivitäten anderer brancheninterner und -externer Unternehmen. So machen Sie auch deren Leser auf sich aufmerksam und verstärken Ihre Onlinepräsenz. Legen Sie fest, wie Sie Ihren Erfolg in den sozialen Netzwerken messen: Je nach Unternehmen und Inhalten können angeklickte Inhalte, die Zahl der Fans, aber auch die Likes oder die geteilten Inhalte für Sie die passende Messgröße sein – oder eine Kombination.
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wirklicht und individuell sie sind? Es gehört zu diesem Lebensstil, diesen offen zu leben und seine Einstellung zu zeigen. Verstärkt wird dies durch zwei Grundbedürfnisse: Menschen buhlen um Aufmerksamkeit, zudem vergleichen sie sich ständig miteinander. Sie wollen besser oder zumindest gleich gut dastehen wie Personen, die sie für mit sich vergleichbar halten. Die sozialen Netzwerke machen diesen Vergleich mit Freunden, Kollegen, Bekannten oder Wettbewerbern äußerst einfach: Ein Klick zeigt, wer mehr Kontakte, Kommentare und Likes hat und wessen Beiträge öfter geteilt wurden. Aufmerksamkeit ist die wichtigste Währung in sozialen Netzwerken – dicht gefolgt vom Image. Nur wessen Statusmeldungen, Fotos und Links oft genug kommentiert, „geliked“ oder geteilt wurden, spielt dort eine Rolle. Noch besser ist es, wenn die Kommentare positiv ausfallen oder man gar als leuchtendes Beispiel genannt wird. Das bestätigt den Betreffenden in seinem Handeln und zeigt ihm, dass selbiges von anderen als positiv erachtet wird und er auf dem richtigen Weg ist. Selbstbestätigung durch Vergleich und Selbstdarstellung ist also einer der Faktoren, die soziale Netzwerke so beliebt machen. Diese Selbstbestätigung ist aber nicht dauerhaft. Möchte man im Vergleich vorn bleiben, braucht man dauernd neue Likes und Klicks. Dazu muss der Nutzer ständig neuen Inhalt generieren – denn ohne neuen Inhalt gibt es keine neuen Klicks und damit keine Bestätigung. Hinzu kommt ein weiterer Grund, weswegen die sozialen Netzwerke so beliebt sind: die schnelle und einfache Informationsbeschaffung. Menschen sind es inzwischen gewohnt, nicht mehr lange nach Informationen suchen zu müssen. Zeit gehört zu den knappen Gütern und wir knausern damit. Während die Suche nach dem richtigen Handwerker, dem passenden Sofa oder dem neuen Auto noch vor einigen Jahren durchaus einige Tage, Wochen oder gar Monate dauern durfte, steht dafür heute nicht mehr viel Zeit zur Verfügung. »Zeit ist Geld«, heißt es dann, und gern verweisen Kunden auf den Wettbewerber, der früher, schneller oder pünktlicher liefern kann. Das Internet, aber auch die Warenhaltung des Einzelhandels, haben dazu geführt, dass die Menschen sich an die ständige und sofortige Bereitstellung sämtlicher Produkte gewöhnt haben. Ebenso ist die ständige und sofortige Verfügbarkeit von Informationen selbstverständlich geworden. Einen Weg, diese abzurufen, bilden soziale Netzwerke. Diese ermöglichen es nicht nur, einfach an Informationen zu kommen – auch bei der Handwerkersuche. Sie helfen zudem dabei, die Informationen etwa über Kommentar- und Nachfragefunktionen zu individualisieren und mit dem Bereitsteller in sofortigen Kontakt zu treten. Dementsprechend ist „Nachrichten verschicken“ gemäß der Bitkom-Studie die am häufigsten genutzte Funktion in sozialen Netzwerken. Steht aber die gesuchte Information nicht schnell genug zur Verfügung, kann es passieren, dass das Interesse – an der Information selbst oder am ursprünglich anvisierten Zulieferer, beispielsweise einem Handwerksmeister – wieder verschwindet. Der Informationssuchende befriedigt seine Neugier dann auf einem anderen Weg – etwa auf der umfassenderen Website eines Wettbewerbers, der im Zweifelsfall auch den daraus resultierenden Auftrag bekommt.
STEINPLUS Google+ – die Konkurrenz zu Facebook
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Google+ ging 2011 mit dem Ziel an den Start, Branchenprimus Facebook zu stürzen. Nach anfänglich sehr hohen Mitgliederzuwächsen flachte die Kurve allerdings bald ab. Nichtsdestotrotz hat die kostenfreie Plattform inzwischen in Deutschland Fuß gefasst. Sie bietet sehr ähnliche Funktionen wie Facebook: Statt dem „Gefällt mir“ klicken Sie bei Google auf „+1“, wenn ein Beitrag Ihnen gefällt. Auch hier haben Sie ein Profil und können sich in sogenannten „Kreisen“ mit Freunden und Bekannten vernetzen. Vorteilhaft ist, dass auf Google+ besser als auf Facebook gesteuert werden kann, welche Inhalte für wen sichtbar sind. Zudem lassen sich Kontakte einfacher in privat und beruflich unterteilen. Wollen Sie sich für eine der Plattformen entscheiden, ist aufgrund der Nutzerzahlen dennoch das etabliertere Facebook zu empfehlen.
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Facebook – Qualitätvolle Bei träge sind wichtig Für den Start des Social-Media-Marketings ist Facebook die richtige Plattform: Sie ist das bekannteste und beliebteste soziale Netzwerk. Lange wurde es vor allem von Jugendlichen und jungen Erwachsenen genutzt.
Heute ist bei Facebook die Nutzerstruktur bunt gemischt und immer mehr Ältere sind auf Facebook aktiv. Die kostenfreie Plattform wird vor allem privat genutzt. Entsprechend findet man im Nutzerprofil beispielsweise Informationen zu Hobbys, Wohnort und Familie. Es können Fotoalben angelegt werden, außerdem hat Facebook eine Nachrichten- und Chatfunktion. Jeder Nutzer des sozialen Netzwerks hat eine sogenannte Pinnwand, auf der er Statusmeldungen veröffentlichen kann. Dort steht dann beispielsweise, was er gerade macht, wo er sich aufhält oder er veröffentlicht Links von Seiten im Internet, die ihm gefallen. Auch Freunde des Users können Inhalte auf die Pinnwand posten. Diese sehen alle User, die mit dem Pinnwand-Inhaber auf Facebook befreundet sind. Sie können die Meldungen kommentieren, „liken“ – also mit „Gefällt mir“ markieren – oder teilen. In letzterem Fall erscheint die Meldung oder der Link auch auf der Pinnwand desjenigen, der sie geteilt hat, und alle seine Freunde sehen sie ebenfalls. Ist man Fan einer
Band, einer Fernsehserie oder eines Unternehmens, kann man deren Seite – sofern vorhanden – mit „Gefällt mir“ markieren. Dann wird man künftig über Veröffentlichungen auf der Pinnwand der Seite informiert. Da die Plattform vor allem privat genutzt wird, ist es wichtig, die Kunden nicht mit Informationen zum Unternehmen zu überschwemmen. Bieten Sie ihnen stattdessen eine Mischung aus Unterhaltung, Informationen über und aus dem Betrieb und sonstigen Neuigkeiten aus dem Bereich Raumaustattung, Wohnen, Einrichten. Setzen Sie dabei viele Bilder ein, beispielsweise Fotos von Referenzobjekten. Damit zeigen Sie Neukunden, was Sie können und welches Leistungsspektrum Sie bieten. Gleichzeitig machen Sie damit Appetit auf neue, schöne Räume und Fassaden. Wird das Bild vom Auftraggeber mit einem positiven Kommentar versehen, ist das die beste Empfehlung für ihren Betrieb, denn Kommentare und „Likes“ auf Facebook werden von Nutzern ähnlich positiv wahrgenommen wie Empfehlungen aus dem Freundeskreis.
Damit dies nicht passiert, lohnt es sich für Handwerksbetriebe, etwas Zeit in soziale Netzwerke zu investieren. Auch wenn Sie privat damit nicht viel anfangen können, sollten Sie den Nutzen und Wirkungsgrad dieses Marketinginstruments nicht unterschätzen. Denn Fakt ist: Die sozialen Netzwerke prägen bereits heute unser Leben, und zwar unabhängig davon, ob wir selbst in ihnen aktiv sind. Ihre Kunden sind heute im Internet zu Hause – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie kennen sich im Internet nicht nur gut aus. Wenn potenzielle Kunden online sind, befinden sie sich häufig an dem Ort, an dem sie sich am wohlsten fühlen: in ihrem Zuhause. Aber es sind nicht nur Kunden, die in den sozialen Netzwerken zu finden sind. Auch Mitarbeiter sind dort aktiv, ebenso wie Fachkräfte und potenzielle Auszubildende. Neben der Kundenansprache bietet sich hier die zweite
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Xing – berufliches Netzwerk Eines der wenigen sozialen Netzwerke, das fast ausschließlich beruflich genutzt wird, ist Xing. Das wird besonders am Userprofil sichtbar: Ausbildung und Berufserfahrung des Users werden ausführlich dargestellt. Zudem kann er Referenzen präsentieren, niederschreiben, was er beruflich zu bieten hat – oder sucht –, und welche Qualifikationen er aufweist.
Ähnlich wie bei Facebook kann der Nutzer auf Xing Personen, die er kennt oder kennenlernen möchte, für seine Kontaktliste anfragen. Wird der Kontakt bestätigt, ist er auch für Dritte sichtbar. Wie bei anderen Plattformen können User sich gegenseitig Nachrichten schicken. Zudem gibt es eine ausgeprägte Forenstruktur. Hier können sich die Nutzer über Interessen austauschen, aber auch Stellenangebote oder Anfragen für Projekte einstellen bzw. beantworten. Für Betriebsinhaber ist besonders interessant, dass auch Profile für Unternehmen angelegt werden können. Handwerksbetriebe sind eher weniger zu finden. Xing ist vor allem bei Dienstleistern und der so-
genannten kreativen Klasse beliebt. Zur Stellenausschreibung bietet Xing sich für Handwerksbetriebe deshalb wenig an. Dennoch kann sich das Anlegen eines Profils lohnen: Durch die Kontakt- und Vernetzungsfunktionen lassen sich Kontakte zu anderen Unternehmen knüpfen, wodurch „Partnerschaften“ entstehen können. Zudem werden potenzielle Kunden auf den Betrieb aufmerksam. Nicht zuletzt können Sie auf Xing Informationen über Ihre Kunden oder potenzielle Ansprechpartner sammeln und diese im Gespräch nutzen. Die meisten Funk tionen des Netzwerks sind als sogenannte Basisfunktionen kostenfrei, die kostenpflichtige Premium-Mitgliedschaft ist nur für Nutzer sinnvoll, die das Netzwerk umfassend nutzen.
Chance der sozialen Netzwerke: die Gewinnung von neuen Fachkräften und Azubis und die Bindung ihrer Mitarbeiter an den Betrieb. Denn diese werden – wie die Kunden – nicht nur über das Internet auf sie aufmerksam, sondern machen sich gleichzeitig ein Bild von ihrem Betrieb. Image spielt online eine wichtige Rolle, besonders in den sozialen Netzwerken. Aufmerksamkeit und Lob sind eine der wichtigsten Währungen auf diesen Plattformen. Kommentieren Ihre Kunden, Mitarbeiter oder gar Wettbewerber einen Beitrag von Ihnen positiv, teilen ihn oder markieren ihn mit „Gefällt mir“, wirkt sich das positiv auf Ihr Image aus. Zudem findet es die Generation der „digital Natives“ selbstverständlich, ihren Betrieb im Internet zu finden. Ist das nicht der Fall, ist er für diese Kundengruppe quasi nicht vorhanden, sie nimmt ihn nicht wahr. Viele Kunden finden es sympathisch, wenn Sie in sozialen Netzwerken persönliche Einblicke in Ihren Betrieb geben. Achten Sie aber darauf, dabei sachlich und professionell zu bleiben. Homestorys von Mitarbeitern oder Kunden sind nicht gefragt. Denken Sie außerdem daran, dass nicht jeder Mitarbeiter oder Kunde gern Fotos von sich im Internet sieht oder dort seinen Namen liest. Sprechen Sie solche Aktionen deshalb ab und lassen Sie sich das Einverständnis der Beteiligten geben. So sind Sie auch rechtlich auf der sicheren Seite. Nicht zuletzt kann die Präsenz in sozialen Medien auch die Zusammenarbeit mit Ihren Zulieferern aus der Industrie vereinfachen. Da sind zum einen deren Social-Media-Kanäle, auf denen die Her-
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steller zum Beispiel Produktneuheiten präsentieren oder Verarbeitungs- und Gestaltungstipps geben. Das können Sie für sich selbst nutzen, denn Sie können diese Präsentationen dann ansehen, wann es Ihnen passt – etwa wenn zwischen zwei Baustellenbesuchen ein kurzer Leerlauf ist. Zudem können Sie Ihre Mitarbeiter ermuntern, solche Informationen zu nutzen. Außerdem präsentieren Lieferanten in den sozialen Netzwerken auch ihre Referenzen. Es kann durchaus sein, dass Ihr Unternehmen als Referenz oder positives Beispiel beziehungsweise ausführender Betrieb genannt wird. Auch das ist eine Möglichkeit, Ihren Namen im Netz zu platzieren. Im besten Fall sieht sogar ein Kunde die beispielhafte Gestaltung und wendet sich an Sie, weil er genau so etwas haben will. Imagepflege und Marketing über soziale Netzwerke bieten also große Chancen: Kundengewinnung und -bindung entstehen daraus ebenso wie Fachkräftegewinnung und Mitarbeiterbindung. Und da die digital Natives ihre zukünftigen Kunden und Mitarbeiter sind, sollten Sie das Internet als Marketinginstrument keineswegs vernachlässigen – zumal im Netz bisher relativ wenige Handwerksbetriebe aktiv sind. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Innofact im Auftrag von Gelbe Seiten besitzen nur 48 Prozent der Handwerksbetriebe eine eigene Website. Noch weniger sind in sozialen Netzwerken aktiv. Wer das Thema Social-Media-Marketing vom Tisch wischt, der hat in einigen Jahren Probleme. Alle, die dafür nicht genug Zeit haben oder nicht wissen, wie sie das Thema angehen sollen, sollten sich Rat bei Experten holen und sich von diesen professionell unterstützen und in puncto Social Media ausbilden lassen. n
YouTube – für Videos Das soziale Netzwerk YouTube wird häufig nicht als solches wahrgenommen. Dabei bietet es alle grundlegenden Funktionen, die dafür signifikant sind, wie Nutzerprofil, Kontaktliste, Statusupdates und persönliche Nachrichten.
Im Mittelpunkt steht bei YouTube die Nutzung als Videoplattform: User können Videos hochladen oder die Videos anderer Nutzer ansehen, kommentieren und bewerten. Zudem kann man Videos, die man mag oder weiterempfiehlt, in Listen zusammenfügen und so seinen Kontakten auf der Plattform präsentieren. Auch eine Suchfunktion ist vorhanden – die richtige Verschlagwortung ist deshalb wichtig. Gibt man den Suchbegriff „Steinmetz“ ein, erhält man etwa 43.700 Ergebnisse, die allerdings oft nichts mit dem Beruf zu tun haben. Da Steinmetz auch ein häufiger Nachname ist, finden
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sich dort zum Beispiel auch Videos von Künstlern mit diesem Namen. Ganz oben immerhin taucht ein Video des Fernsehsenders BR Alpha aus der Reihe „Ich mach‘s“ auf, das den Beruf des Steinetzen porträtiert. Das Video wirbt für den kreativen Beruf und kann Jugendliche dafür begeistern. Handwerksbetriebe nutzen die Plattform, indem sie per Video beispielsweise ihre Arbeiten präsentieren, ihr Team vorstellen oder Gestaltungsund Techniktipps geben. Auch die Industrie nutzt die Plattform. Sie präsentiert dort beispielsweise Videos zu Produkten und ihrer Anwendung, die für Steinmetzen interessant sein können.
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PANORAMA
Verbraucherrecht
Was bringt das neue Verbraucherrecht für Bau und Ausbau? Seit Juni 2014 ist das „Gesetz zur Umsetzung der Verbraucherrechterichtlinie“ in Kraft, das auch zu wichtigen Änderungen im BGB geführt hat. Die Nichtbeachtung dieses Gesetzes kann gerade für Bau- und Ausbaufirmen zu erheblichen Schäden führen. Nachstehend hierzu die wichtigsten fünf Punkte. Von Olaf Hofmann Dr. Olaf Hofmann ist Rechtsanwalt und Lehrbeauftragter für Baurecht.
1. Vertragsarten Die neuen Regelungen gelten ausschließlich für Verträge mit Verbrauchern. Unter einem „Verbraucher“ versteht man dabei eine „natürliche Person“, die ein Rechtsgeschäft zu einem Zwecke abschließt, der überwiegend weder ihrer gewerblichen noch ihrer selbständigen beruflichen Tätigkeit zugerechnet werden kann (§ 13 BGB). Beispiel: Eine Person lässt sich ein Haus bauen. In diesem Haus ist ein Raum vorgesehen, den diese Person als Arbeitszimmer nutzen will. Weil das Gebäude „überwiegend“ privat genutzt wird, ist diese Person „Verbraucher“ und genießt den Schutz des neuen Verbraucherrechts. 2. Neuregelung für „unbestellte Leistungen“ (§ 241a BGB) Will ein Unternehmer statt der bestellten Leistung eine nach Qualität und Preis gleichwertige Leistung anbieten (zum Beispiel ein gleichwertiges anderes Fabrikat), muss der Unternehmer vor der Übergabe bzw. dem Einbau die Zustimmung (Annahmeerklärung) des Verbrauchers hierzu einholen. Tut er dies nicht, entfallen sämtliche Ansprüche gegen den Auftraggeber. Nach der Neufassung von § 241a Abs. 3 BGB darf von dieser Regelung „nicht zum Nachteil des Verbrauchers abgewichen werden“. Bei Vertragsänderungen beziehungsweise Zusatzleistungen sollte der Auftragnehmer daher sorgfältig darauf achten, dass eine - beweisbare Anordnung des Auftraggebers zur Vertragsänderung/Zusatzleistung vorliegt. 3. Neue Informationspflicht für den Auftragnehmer 3.1 Neubau oder erheblicher Umbau? In diesem Fall gelten nach § 312 Abs. 2 Nr. 3 BGB keine besonderen Informationspflichten. Aber Vorsicht: Nur solche Umbaumaßnahmen sind von den neuen Informationspflichten nicht betroffen, die in ihrem Umfang und ihrer Komplexität einer Neubaumaßnahme entsprechen. 3.2 Informationspflicht bei den übrigen Verträgen Bei den übrigen Bauverträgen ist der Unternehmer verpflichtet, den Verbraucher vor Vertragsschluss über den wesentlichen Inhalt des Vertrags in klarer und verständlicher Form zu informieren. Zu den diesbezüglichen Einzelheiten verweist der neue § 312a Abs. 2 BGB auf Art. 246 EGBGB. Im Wesentlichen muss der Verbraucher vor Vertragsschluss über die Identität des Unternehmers (Handelsname, Anschrift, Telefonnummer
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und so weiter), die wesentlichen Eigenschaften der Bauleistung, den Gesamtpreis der Bauleistung, die Art der Preisberechnung (zum Beispiel, ob Einheitspreise oder Stundenlohnsätze gelten), die Zahlungsund Leistungsbedingungen, das Bestehen eines gesetzlichen Mängelhaftungsrechts, gegebenenfalls die Laufzeit des Vertrags oder die Bedingungen der Kündigung bei unbefristeten Verträgen und Nebenkosten (zum Beispiel Fracht - oder Lieferkosten) informiert werden. 4. Neues Widerrufsrecht des Auftraggebers Das neue Widerrufsrecht des Auftraggebers, das in den §§ 312ff., 355, 356 und 357 BGB geregelt ist, verpflichtet den Auftragnehmer dazu, den Verbraucher über ein 14-tägiges Widerrufsrecht zu belehren, wenn er mit einem Unternehmer einen Vertrag abschließt, ohne dass diesem eine ausreichende Bedenkzeit eingeräumt wird. Allerdings gibt es auch hier für den Bau wichtige Ausnahmen: 4.1 Neubau oder erheblicher Umbau? In diesem Fall besteht grundsätzlich kein Widerrufsrecht des Verbrauchers. 4.2 Abschlussort Wurde der Vertrag innerhalb der Geschäftsräume des Auftragnehmers abgeschlossen besteht auch in diesem Fall grundsätzlich kein Widerrufsrecht (§ 312b BGB). Auch wenn zunächst ein unverbindlicher Kontakt der Vertragsparteien außerhalb der Geschäftsräume erfolgte und der Vertrag später per Telefon, Fax oder E-Mail geschlossen wurde, besteht kein Widerrufsrecht. 4.3 Dringende Reparaturarbeiten Für Verträge, „bei denen der Verbraucher den Unternehmer ausdrücklich aufgefordert hat, ihn aufzusuchen, um dringende Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten vorzunehmen“, besteht kein Widerrufsrecht. 4.4 Widerrufsbelehrung Grundsätzlich steht dem Unternehmer nach der neuen Rechtslage im Falle des Widerrufs des Verbrauchers ein Anspruch auf Wertersatz für die bis zum Widerruf bereits erbrachten Leistungen zu. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass der Bauunternehmer den Verbraucher sowohl über das Widerrufsrecht an sich als
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auch die Verpflichtung des Verbrauchers zur Zahlung von Wertersatz ordnungsgemäß belehrt hat. Hat der Unternehmer die Belehrung vergessen oder falsch belehrt, stehen ihm grundsätzlich keinerlei Vergütungsansprüche gegen den Verbraucher zu. 4.5 Abfassung der Widerrufsbelehrung Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes hat gemeinsam mit der „Haus und Grund“ speziell für Bauverträge das Muster einer Widerrufsbelehrung erarbeitet (siehe unten).
5. Wichtiger Hinweis für die Praxis Zusammenfassend ist somit den Unternehmern dringend zu raten, Bauverträge mit Verbrauchern ausschließlich in den eigenen Geschäftsräumen zu schließen. Geschieht dies nicht, und wird die Widerrufsbelehrung vergessen, obwohl sie nach den obigen Ausführungen notwendig ist, so sollte die Widerrufsbelehrung so schnell wie möglich nachgeholt werden. Hierbei sollte die Widerrufsbelehrung schriftlich per Boten oder Einschreiben an den Verbraucher geschickt werden. Mit Zugang der Belehrung beim Verbraucher beginnt die 14-tägige Widerrufsfrist.
HRUNG WIDERRUFSBELE Widerrufsag zu widerrufen. Die ünden diesen Vertr Gr n vo be Sie uns Widerrufsrecht ga An sse ne en oh auszuüben, mü n t, binnen vierzehn Tag Ihr Widerrufsrecht Um s. sse hlu Sie haben das Rech ssc ag s Vertr Tage ab dem Tag de frist beträgt vierzehn TRAGNEHMERS ANSCHRIFT DES AUF
NAME E-MAIL
ss, über Ihren Entschlu Telefax oder E-Mail) ef, Bri ter nd rrsa ve r ve st ula iderrufsform ein mit der Po gen Erklärung (z. B. angehängte Muster-W ten un s da ng für ilu da tte mittels einer eindeuti . Sie können ss Sie die Mi errufen, informieren rist reicht es aus, da hrung der Widerrufsf diesen Vertrag zu wid Wa r Zu . ist en eb en. h nicht vorgeschri derrufsfrist absend wenden, das jedoc hts vor Ablauf der Wi ec fsr rru de Wi s de über die Ausübung
-NR. TELEFON- UND FAX
lich en haben, einschließ fs wir von Ihnen erhalt die , en ng hlu der t Za e Ar Folgen des Widerru all re ben wir Ihnen Sie eine ande rtrag widerrufen, ha raus ergeben, dass da h sic ns die n, ste ste äte Wenn Sie diesen Ve sätzlichen Ko rzüglich und sp it Ausnahme der zu wählt haben), unve ge g un fer i lie be s ard ag nd der Lieferkosten (m rtr günstigste Sta rruf dieses Ve n uns angebotene, ng über Ihren Wide ilu tte Mi die en m lich de ng Lieferung als die vo an kzuzahlen, bei der ursprü en ab dem Tag zurüc hlungsmittel, das Sie ll binnen vierzehn Tag den wir dasselbe Za en rw ve g nbart; in keinem Fa lun rei ve zah ck . Für diese Rü ch etwas anderes kli rüc sd r au de rde nd wu uns eingegangen ist hre nn, mit Ihnen uleistung wä tzt haben, es sei de verlangt, dass die Ba Sie n be Ha m et. de hn zu Transaktion eingese rec bis Anteil der g Entgelte be g zu zahlen, der dem n dieser Rückzahlun werden Ihnen wege angemessenen Betra en ein s un unterrichten, bereits s Sie ag n rtr be nen soll, so ha sichtlich dieses Ve hin hts ec fsr rru Widerrufsfrist begin de ng des Wi uleistung entspricht. uns von der Ausübu ag vorgesehenen Ba rtr Ve im r de g Zeitpunkt, zu dem Sie fan m Gesamtum ung im Vergleich zu senden erbrachten Bauleist s Formular aus und füllen Sie bitte diese nn da n, lle wo n ufe ag widerr (Wenn Sie den Vertr Widerrufsformular k.) Sie es an uns zurüc AN
TRAGNEHMERS ANSCHRIFT DES AUF
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ng der folgenden ag über die Erbringu rtr Ve n ne sse hlo sc mir/uns(*) abge ich/wir(*) den von Hiermit widerrufe(n) Bauleistung:
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auf Papier) (nur bei Mitteilung
ichen (*)Unzutreffendes stre
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TRAGGEBER UNTERSCHRIFT AUF
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PANORAMA
Initiative „Handwerk mit Verantwortung“
Nachhaltige und faire Produkte Die Initiative „Handwerk mit Verantwortung“ will Kunden eine Hilfe bei der Suche nach verantwortungsvoll arbeitenden Unternehmen geben und den Weg zu nachhaltigen Produkten zeigen. Die Betriebe, die sich hier zusammengeschlossen haben, wirtschaften in ihren Möglichkeiten mit Bedacht. Sie beziehen ihre Materialien und Betriebsmittel verantwortungsvoll, das heißt unter Berücksichtigung ökonomischer, ökologischer und sozialer Gesichtspunkte. Sie beziehen diese Mittel ausschließlich aus dem regionalen wie auch dem europäischen Wirtschaftsraum und wollen so verlässliche Produkte herstellen, bei denen sich Diskussionen über unmenschliche Produktionsbedingungen, unzuverlässige Zertifizierung und ökologische Risiken erübrigen. Dabei fertigen sie im eigenen Betrieb oder lassen in heimischen Unternehmen produzieren. Mit einer Selbstverpflichtung bürgen sie für die Einhaltung dieser Standards. Die Initiative richtet sich an produzierende Betriebe, die sich mit
der Verwirklichung eines nachhaltigen Handwerks identifizieren. Unterstützt wird die Initiative von newtrade nrw. Aufgabe dieses Büros der Landesregierung Nordrhein-Westfalen ist die Unterstützung von öffentlichen Trägern (Landesbehörden wie Kommunen) und Unternehmen bei der Umsetzung einer nachhaltigen öffentlichen Beschaffung in Nordrhein-Westfalen. Auch der Deutsche Naturwerksteinverband steht hinter „Handwerk mit Verantwortung“. Die Initiative befindet sich derzeit im organisatorischen Aufbau. Es gibt noch keine formelle Mitgliedschaft. Zu den Gründungsmitgliedern gehören die Foerster & Foerster GmbH, Homberg/Efze, die Hassdenteufel & Kasakow oHG, Saarlouis, und die Steinbildhauerei Vincent, Wetter. Interessierte Kolleginnen und Kollegen des produzierenden Handwerks, die sich in den Prozess einbringen möchten, können sich an Bildhauer Timothy C. Vincent wenden: info@steinbildhauerei-vincent.de handwerk-mit-verantwortung.de
Brachot-Hermant
Neue Broschüre über südafrikanischen Granit RUSTENBURG JASBERG
Brachot-Hermant aus Belgien bietet als Natursteinproduzent und Großhandel Hunderte von Natursteinsorten an – darunter den dunkelgrauen südafrikanischen Granit Rustenburg (oder Jasberg). Der rund 1.000 Millionen Jahre alte Naturstein verfügt über besondere Eigenschaften und ist dank seiner Farbe, Struktur und verfügbaren Formate vielseitig einsetzbar. Die neue Broschüre geht neben den verschiedenen Bearbeitungsformen und technischen Daten ausführlich auf die Anwendungsmöglichkeiten ein, teils in Form separater Datenblätter. brachot.com
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PANORAMA
EUROPÄISCHES
EUROPean
F E S T I Va l STRASSBURG
F E S T I Va l STRASBOURG
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F E S T I Va l EUROPéen De la STRASBOURG
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Europäisches Steinfestival 2015
1.000 Jahre Straßburger Münster Ende Juni findet in Straßburg die große Millenniumsfeier der Grundsteinlegung des Straßburger Münsters vor 1.000 Jahren statt. Der Startschuss zum internationalen Workshop fällt am 26. Juni 2015 direkt neben dem Münster. 120 Steinmetzen und Bildhauer aus der ganzen Welt sind vom 26. bis 28. Juni 2015 eingeladen, an diesem Wochenende ihr Können unter Beweis zu stellen. Das Thema des diesjährigen Workshops: Die Botschaft der ro-
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manischen Baumeister und der rheinischen Mystik. Dazu gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm sowie kulinarische Köstlichkeiten der Region. Höhepunkt ist am Sonntagabend (28. Juni) die Versteigerung der Werkstücke. Teilnehmen können Lehrlinge, Gesellen und Meister des Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerks. Anmeldeschluss ist der 21. Januar 2015. Alle Informationen rund ums Festival 2014 unter: steinfestival.de
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PANORAMA
Im historischen Steinbruch von Metropolis
Bildungszusammenarbeit Türkische Hochschule und Steinzentrum Wunsiedel
Steine für Metropolis
Das Europäische Fortbildungszentrum bietet seit drei Jahren ein Austauschprogramm für Lehrlinge und Studenten im Rahmen einer Partnerschaft mit der DokusEylül-Universität in Izmir in der Türkei an. Im Juli 2014 waren wiederholt türkische Studenten zu einem Praxiskurs „Steinbearbeitung und Werkzeugschmieden“ zu Gast im europäischen Fortbildungszentrum in Wunsiedel. In der ersten Oktoberwoche 2014 fand der Gegenbesuch von Lehrlingen an der Hochschule in Izmir/Torbali statt. Sie hatten neben Besichtigungen die Gelegenheit, Steinbearbeitung und Denkmalpflege in der Türkei kennenzulernen. Dabei konnten die Schüler unter anderem hautnah Ausgrabungen an der historischen Stätte Metropolis miterleben. Die Professoren Sacit Ozer und I. Murat Kusoglu von der Do-
kus-Eylül-Universität sowie Erwin Hornauer und Jürgen Richter vom Europäischen Fortbildungszentrum in Wunsiedel verwirklichen in Metropolis in Zusammenarbeit mit der Leitung der Ausgrabungen ein gemeinsames Denkmalpflegeprojekt. Das Wunsiedler Steinzentrum übernimmt dabei den Part der historischen Steinbearbeitung und die dazugehörigen Versetztechniken. Das Steinmaterial für die neuen Werkstücke kommt aus einem historischen Marmorbruch, der sich in unmittelbarer Nähe von Metropolis befindet. Der alte Steinbruch wird für dieses Projekt wieder aktiviert. Während des Schüleraustauschs wurde der Steinbruch besichtigt und die Qualität des Marmors begutachtet. Gefördert wird dieses Vorhaben im Rahmen des Kulturerhalt-Programms des Auswärtigen Amts. efbz.de
Buchtipp
Leitfaden für die Betriebsübergabe Mehr als 99 Prozent aller Unternehmen in Europa sind Klein- und Mittelbetriebe, der Großteil davon Familienunternehmen. Doch rund die Hälfte dieser Firmen wird an Personen und Unternehmen, die nicht zur Familie gehören, weitergegeben. Mit dieser Situation setzt sich Albert Walter Huber in seinem Buch „Betriebsübergabe – Betriebsübernahme“ auseinander und beschäftigt sich mit der konkreten Vorgehensweise bei Übergaben und Übernahmen. Das Buch ist leicht verständlich abgefasst und soll
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den Betriebsübergeber in der Praxis unterstützen, aber auch ein Wegweiser für Betriebsübernehmer sein. Betriebsübergabe – Betriebsübernahme Ein Leitfaden für Klein- und Mittelunternehmen Albert Walter Huber 150 Seiten, € 37,00 ISBN 978-3-7143-0256-1 E-Book (PDF): ISBN 978-3-7094-0464-5
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Otto Chemie
Neues Klebstoffsortiment Otto Chemie präsentiert auf der BAU 2015 sein neues Klebstoffsortiment. Es fällt vor allem durch die prägnante farbliche Gestaltung auf. Die fünf Klebstoffe decken fast alle Einsatzbereiche bei Montage, Ausbau, Renovierung oder Reparatur ab. KraftMax sorgt für hochfeste Klebeverbindungen; er eignet sich auch für das Hinterfüllen von zum Beispiel Metall, Stein, Ziegel und vielen Kunststoffen. Der Montageklebstoff FixFritz mit seiner hohen Anfangshaftung hingegen ist zweckmäßig für schnelle Fixierungen im Innenausbau. AllBert ist ein Universalklebstoff mit guter Haftung auf saugenden und nichtsaugenden Untergründen im Innen- und Außenbereich wie beispielsweise Holz, Putz oder Naturstein. Mit KlarKarl lassen sich transparente Klebungen ausführen, RakelRalf ist verwendbar für flächige Klebungen mit Zahnspachtel oder Rakel. Eine Auswahltabelle dient der richtigen Wahl des passenden Klebstoffs. otto-klebt-alles.de
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Rathscheck Schiefer
Edle Spaltgesteine für innen und außen
So variantenreich ist Otta Phyllit: links glänzend und dunkel als Bodenbelag, rechts spaltrau und golden an der Fassade.
Rathscheck Schiefer präsentierte auf der BAU 2015 zwei neue Spaltgesteine: Den spaltrauen ColorSIN CS 34 Oppdal Quarzit prägen das elegante Hellgrün, Weißgrau oder Grau. Die Farben intensivieren sich antik gebürstet oder satiniert. Der hohe Quarzgehalt macht das Material hart und sehr beständig gegenüber Umwelteinflüssen. Der feinkristalline Urtonschiefer ColorSIN
CS 36 Otta Phyllit besitzt hohe Glimmer- und Quarzanteile, was den anthrazitfarbenen Stein spaltrau wellenartig glänzen lässt. Gebürstet oder fein geschliffen verstärken sich die Effekte. Es gibt auch die spaltraue Variante golden mit reizvoller lebhafter Goldfärbung. Beide Steine gibt es in Spaltstärken ab acht Millimetern und vielen Formaten. rathscheck.de
Landesgartenschau Bayreuth
Wettbewerb Lebenssteine Die Landesgartenschau Bayreuth 2016 lobt einen Wettbewerb für sogenannte „Lebenssteine“ aus: Natursteinobjekte, die Vitalität und Lebendigkeit ausstrahlen, und zeitlich begrenzt vom 22. April bis 9. Oktober 2016 auf der Landesgartenschau zu sehen sind. Die Jury, zu der je ein Vertreter der Meisterschulen und Bildungszentren Aschaffenburg, Ingolstadt, München und Wunsiedel gehört, entscheidet, welche zehn Entwürfe ausgeführt werden sollen. Entwickelt wurde das „Lebenssteine“-Konzept von der gelern-
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ten Steinbildhauerin und studierten Kommunikationstrainerin Ulrike Horn. Weitere Informationen zum Konzept finden sich unter lebenssteine.com. Teilnahmeberechtigt sind Steinmetzen und Steinbildhauer aus Bayern, Meisterschüler der bayerischen Steinmetzschulen sowie die „Lebenssteine“-Partner von Horn-Kommunikation. Die Arbeiten werden in räumlicher Distanz zum Bereich Grab- und Gedenkstein präsentiert werden. Die Wettbewerbsunterlagen stehen als Download unter landesgartenschau2016.de zur Verfügung. Einsendeschluss ist Mittwoch, 15. April 2015, 16.00 Uhr.
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PANORAMA FACHMARKT
Buchtipp
Natursteinbauwerke Der Bestand an historisch bedeutsamen Natursteinbauwerken ist erheblich. Deren natürliche Bausubstanz ist aber durch Umwelteinflüsse wie sauren Regen, Meeresluft oder CO2 gefährdet. Um sie zu schützen und zu restaurieren, ist ein behutsamer Umgang mit möglichst minimalen Eingriffen in die Originalsubstanz nötig. Für die Erfassung und Bewertung von Schäden sowie für die Planung und Ausführung von Instandsetzungen ist ein umfassendes Fachwissen erforderlich, das dieses Buch liefert. Es befasst sich ausführlich mit der sinnvollen Bestandsaufnahme am Gebäude, der Kartierung von Schäden sowie geeigneten Sanierungsmaßnahmen. Die Autoren gehen dabei gezielt auch auf planerische Aspekte, Strategien zur Schadensprävention und aktuelle Normen ein.
Natursteinbauwerke Hrsg.: Gabriele Patitz, Gabriele Grassegger, Otto Wölbert 2014, 300 Seiten, zahlr. Abbildungen und Tabellen, Gebunden Frauenhofer IRB Verlag ISBN 978-3-8167-9196-6 € 69,– | CHF 109,– E-Book: ISBN 978-3-8167-9197-3 | € 69,– In der RESTAURO 2/2015 wird das Buch umfassend rezensiert, callwey-shop.de/ zeitschriften/restauro
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IMPRESSUM / VORSCHAU
STEIN IM FEBRUAR S02| 2015 INNOVATIV BEIM GRABSTEIN Wer bei Grabmalen eigene Ideen entwickelt und diese dann auch selbst umsetzt, kann trotz Billigimporten und Preisdruck bestehen. In der Praxis bewähren sich neben CNC auch halbautomatische Maschinen. STEIN zeigt, wie sich innovative Steinmetzen durch Eigenfertigung gegen das Handelswaren-Einerlei behaupten.
FRIEDHOFSGARTEN LÜBECK
NATURSTEIN RICHTIG PFLEGEN
Pflegeleichte Gräber und dennoch individuelle Formen der Erinnerung – das ist es, was sich Hinterbliebene oft wünschen. In Lübeck wurde ein Bestattungsgarten gestaltet, der diesen Bedürfnisse entgegen kommt.
Um das einzigartige Erscheinungsbild hochwertiger Natursteinbeläge über lange Zeit zu erhalten, bedarf es einer abgestimmten Pflege. Selbst nach Jahren können Natursteine so saniert werden, dass sie optisch wie neu wirken.
REDAKTION
VERLAG
Streitfeldstraße 35, D-81673 München Postfach 80 04 09, D-81604 München Fon +49 89/43 60 05-124 od. -186 Fax +49 89/43 60 05-113 E-Mail: redaktion@stein-magazin.de Internet: www.stein-magazin.de
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Sonderdrucke einzelner Beiträge dieser Ausgabe können beim Verlag angefragt werden.Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes bedarf der Zustimmung des Verlages. Mit der Einsendung von Manuskripten und Bildmaterial erklärt sich der/die Autor/in einverstanden, dass diese vollständig oder teilweise in der Zeitschrift STEIN publiziert werden. Ebenso stimmt er/sie der Verwertung im Wege der digitalen Verviel fältigung und Verbreitung über Offline- oder Online-Produktionen zu (z.B. CD-ROM oder Datenfernübertragung). Falls eine Vergütung vereinbart wird, deckt diese die genannten Verwertungsformen ab. Erfüllungsort und Gerichtsstand: München Ab 1. 1. 2014 ist die Anzeigen-Preisliste Nr. 46 gültig. Anzeigenschluss ist jeweils am 28. des Vormonats. STEIN erscheint 2014 im 130. Jahrgang ISSN 0940-6905
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Bei Steinmetzen ist der persönliche Kundenkontakt ein wichtiges Element. Jedoch bleibt kaum Zeit für einen Anruf oder einen Besuch unter dem Jahr. Mit der CRM Software kann man diese Lücke füllen. STEIN testet das Tool.
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JOBS & DIENSTLEISTUNGEN | KAUFEN & PACHTEN | AUS- & WEITERBILDUNG
Kirschner & Krasniqi Kunst- und Naturstein GmbH Aufmaßtechniker gesucht! Wir sind ein etabliertes Unternehmen in Möchengladbach und suchen einen erfahrenen Aufmaßtechniker für den Baubereich. Bewerbungen können in Papierform oder per Mail eingereicht werden. Wetschewell 40 in 41199 Mönchengladbach Tel.: 02166 – 51780 Fax: 02166 – 513677 kirschner-krasniqi@t-online.de
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• MEISTERVORBEREITUNG • RESTAURATORAUSBILDUNG • SEMINARE Lehrgangsprogramme bitte anfordern: Bildungszentrum für das Steinmetz- und Bildhauerhandwerk Dr.-Heinrich-Gremmels-Straße 15 . 38154 Königslutter am Elm Telefon 0 53 53 / 9 51 50 . Fax: 0 53 53 / 95 15 20 Internet: www.steinmetzzentrum.de info@steinmetzzentrum.de
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KOMMENTAR
PS: Seitenblicke
Im neuen Format
PS sind Florian Peter anderl und M ichael Senn. Sie absolvierten ihre Ausbildung zum Meister und Steintechniker an der Fachschule für Steintechnik in München. Seit August 2004 arbeiten sie in ihrer eigenen Werkstatt in Garching. www.werkstatt-orange.de
Dem aufmerksamen Leser wird es aufgefallen sein, für alle anderen schreiben wir es aber gerne explizit nieder. Ja, wir haben ab jetzt mehr Platz. Ein Wunsch, lange gehegt, endlich erfüllt. Und wie das nun mal so ist mit Wünschen: Fiebert man jahrelang darauf hin, so ist es doch etwas ungewohnt, wenn sie in Erfüllung gehen. Besinnlich wagen wir einen kleinen Blick zurück, bei so einer ja schon fast perfekten Gelegenheit. Auch wenn die besinnliche Zeit im Grunde genommen vorbei sein wird, wenn dieses Heft erscheint. Doch jetzt liegt Weihnachten noch vor uns, also machen wir das einfach. Wir schreiben inzwischen seit fast zehn Jahren im STEIN unsere Kolumne.
DIESER TEXT HIER ist exakt der 108. Kolumnenbeitrag von uns. Das feierliche Jubiläum haben wir sauber verpasst. Dennoch: Vielen Dank. An die Redaktion. Und vor allem an unsere Leser, die uns immer wieder, oder immer noch, wichtige Rückmeldungen geben. Denn auch wir bekommen immer nur einen kleinen Teil des großen Ganzen mit und machen uns nach wie vor einen Heidenspaß daraus, auch das noch subjektiv einzufärben. Damit es dann in unser Welt- beziehungsweise Branchenbild passt. Apropos Branche: Ein Grund, warum ein noch vor Jahren unvorstellbar erscheinendes Jubiläum unbemerkt an uns vorbeizog, ist natürlich eine Szene, in der immer so viel passiert, ständige Veränderungen vonstatten gehen, eine Sensation die nächste jagt. Merkwürdige Entwicklungen sich mit seltsamen Begebenheiten abwechseln und wir uns immer wieder fragen, warum Dinge so sind, wie sie sind.
UND DANN GIBT ES NOCH VIELE TATSACHEN, die uns selbst noch nicht so bewusst waren. Wie am Beispiel des Mainsandsteins exzellent zu sehen ist. War es eben noch vollkommen klar, dass Mainsandsteine eben Sandsteine vom Main sind, so ist ab der heutigen Ausgabe irgendwie alles anders. Zumindest für uns. Denn dass es sich im Grunde genommen um vollkommen verschiedene Sandsteine handelt, die unter dem Namen Mainsandstein bekannt sind, war auch
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dem Teil der Werkstatt Orange, der sich bisher immer für den Sandsteinspezialisten gehalten hat, in seiner Tragweite nicht klar. Asche auf sein Haupt.
AUCH VIELES ANDERE WAR NICHT KLAR. Denn wenn man so in seinem Büro hockt und sich eingängig mit Materialübersichten beschäftigt, wie im Falle der Sandsteine vom Main in dieser Ausgabe, wird das Material zu etwas Abstraktem. So seltsam das auch klingen mag. Brüche werden ermittelt, Firmen kontaktiert, Materialmuster angefordert. In bräsiger Gewissheit, dass man das ja mehrheitlich begriffen hat mit den Gesteinsschichten und den Abbaustellen, die von zwei Seiten die gleiche Schicht anbohren, vergisst man trotzdem bisweilen, wie das in der Realität aussehen kann. Zum Beispiel, dass Brüche sich fast in Rufweite zueinander befinden und annähernd das gleiche Material liefern, aber trotzdem scharf voneinander getrennt werden müssen.
AUCH WENN ES HIN UND WIEDER an den Film „Das Leben des Brian“ von Monty Pythons erinnert, so sollte man trotz allem aufkeimenden Spotts korrekt bleiben. Denn ein Sandstein aus Bruch A ist nun mal der A-Sandstein und der aus dem in besagter Rufweite befindlichen Bruch B ein BSandstein. Auch wenn sie noch so ähnlich sind und Mutter Natur vor hunderten Millionen Jahren wahrscheinlich nicht bedacht hat, welche wirtschaftlichen Zusammenhänge herrschen werden, wenn das sedimentierte Ergebnis eines geologischen Prozesses wieder abgebaut, verarbeitet und verkauft wird. Nichtsdestotrotz war es sehr erhellend zu erfahren, dass so gut wie alle Brüche, die den weißen respektive weißgrauen Sandstein vom Main liefern, in einer sehr kleinen Ecke dieses Erdenrunds zu finden sind. Was die Faszination auf keinen Fall schmälert, dem ganzen aber einen erfassbaren Rahmen gibt. So, nun ist auch der erheblich umfangreichere Platz an dieser Stelle vollgeschrieben. Und wir sind schon ganz gespannt, wie das neue Format ankommen wird.
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