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STEIN

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ZEITSCHRIFT FÜR NATURSTEIN

NEUE AUSBILDUNGSORDNUNG

NICHTS IST IN STEIN GEMEISSELT ZEITLOS

BAROCK

MODERN

Warum Jura-Kalkstein und Bauhausarchitektur so gut zusammenpassen

Welche Überraschungen die Erhaltung des Franziskanerklosters zu Zittau barg

Wie Sie potenzielle Kunden mit Geomarketing gezielt ansprechen


INHALT

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Moderne Vier VillenElemente im Bauhauskönnen alte stil zieren einFriedhöfe Gründerauflockern, sie zeitviertel inwenn Luzern. sich, wie hier Altdorf Wir zeigen, wieindie bei Nürnberg, zurückFassade aus Juranehmen Kalksteinund zur nicht zeitlosen in den Vordergrund Eleganz der Häuser drängen. beiträgt.

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„Klasse statt Masse“ ist das Geheimnis erfolgreicher Direktansprache von Kunden. Wir verraten, wie Sie mit gezielter Werbung Marktpotenziale ausschöpfen können.

Ein unter Bereits seitDenkmalden 1990erschutzwerden stehender Jahren aufwänBunker in München dige Sanierungsarwurdean behutsam renobeiten den Grufthäuviertdes undFranziskanerinnen mit sern dem Naturstein klosters zu Zittau„Fade to Grey“ ausgelegt. durchgeführt – Zeit für eine Zwischenbilanz.

STEIN ONLINE

SCHÖNE WELT DER STEINE

STEIN – auf Facebook Wissenswertes rund um das Thema „Naturstein“ gibt es auf Facebook/stein. Die STEIN-Community wächst von Tag zu Tag. Besuchen Sie uns und machen Sie mit!

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STEIN – die Webseite Fachliches, Interessantes, aber auch Skurriles können Sie auf unserer Webseite finden. Im neuen Design auch bequem zu lesen auf Tablet-PC und Smartphone. stein-magazin.de

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Restaurierung von Naturstein Ein Überblick über die umfangreichen Erhaltungsmaßnahmen am Franziskanerkloster zu Zittau

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Schliff und Kristallisation Vorher – nachher: Ein Natursteinboden erstrahlt in neuem Glanz.

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Bohrungen und Fräsungen Wir stellen unterschiedliche Maschinen und Ausführungsstile vor.

STEIN – der Newsletter Wer regelmäßig über Neues aus der Stein-Welt informiert werden will, kann auf stein-magazin.de den STEIN-Newsletter bestellen.

Natursteinarchitektur in der Schweiz Jura-Kalkstein sorgt für eine zeitlose Ästhetik von vier Bauhausvillen in Luzern.

STEINE BEARBEITEN

KUNDEN GEWINNEN 34

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Geomarketing Wie Sie mit gezielter Werbung Marktpotenziale ausschöpfen können.

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Immer mehr Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt – auch im Steinmetzhandwerk. Welche Maßnahmen müssen jetzt getroffen werden, um diese Entwicklung aufzuhalten?

Bewährte Sicherheit bei der Natursteinverlegung.

CHANCEN NUTZEN 42

Reihe „Neue Medien“ – Teil 4 Kundenservice auf dem Smartphone: Welche Chancen bieten Apps für Handwerksbetriebe?

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Ausbildungssituation im Handwerk Welche Maßnahmen jetzt getroffen werden müssen, um dem Nachwuchsmangel entgegenzuwirken.

PANORAMA 52

Menschen, Termine, Produkte und mehr

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Seitenblicke Stand der Technik

NATURSTEINVERLEGEMÖRTEL SCHNELL, FLEXIBEL

MAPESTONE 1 • schnell erhärtender und schnell trocknender Mittelbettmörtel • flexibel, zementär, kunststoffmodifiziert • mit effektiver kristalliner Wasserbindung • für Naturwerksteine, Cotto, Steinzeug und Feinsteinzeug • für Schichtdicken von 5 bis 20 mm im Innenbereich

RUBRIKEN Vorschau Impressum

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SCHĂ–NE WELT DER STEINE

ZWISCHEN BERGEN UND SEE Von Gertrud Halas

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Natursteinarchitektur in der Schweiz Vier Villen im Bauhausstil zieren ein GrĂźnderzeitviertel in Luzern. Ihre puristische Architektur in Verbindung mit der Fassade aus JuraKalkstein schafft schon heute eine zeitlose Eleganz.

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SCHÖNE WELT DER STEINE

Fotos: Natursteine Wüst AG, Wallisellen

Die zeitlose Ästhetik der vier Natursteinvillen in Luzern integriert die klassizistische Bebauungsstruktur des Viertels.

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ajestätisch ragen die Berge über Luzern. Schlendert man auf der Kapellbrücke über die Reuss, kann man im Hintergrund das Bergmassiv Pilatus erspähen. Wanderte man in die andere Richtung am Vierwaldstätter See entlang, in dem die Reuss entspringt, würde man auf den Rigi gelangen. Die Lage zwischen Bergen und See könnte kaum malerischer sein. Nicht von ungefähr ist Luzern schon seit etwa 1840 eine Hochburg des Tourismus. Neben ihrer geografischen Lage hat die Stadt aber noch viel mehr zu

Hunderte von Sonderanfertigungen für die massiven Eckausbildungen waren die größte Herausforderung für die Natursteinverarbeiter.

bieten wie das jährliche, international renommierte Bluesfestival oder das Löwendenkmal. Das „traurigste und bewegendste Stück Stein der Welt“ bezeichnete der amerikanische Schriftsteller Mark Twain den Löwen, der in den natürlichen Felsen gehauen ist. Unsere Reise führt uns aber auf andere Wege – zurück zum Stein von heute – besser gesagt zur modernen Natursteinarchitektur. Von der Altstadt, am Luzerner Löwen vorbei, ist es nicht weit zum Stadtkreis Bellerive/Schlössli. Hier realisierten die Planer

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STEINE BEARBEITEN

Die Grufth채user im ehemaligen Klosterhof des Franziskanerklosters zu Zittau

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STEINE BEARBEITEN

RETTUNG DER GRUFTHÄUSER Restaurierung im Franziskanerkloster Im Mittelalter diente der Hof des Franziskanerklosters zu Zittau den Ordensmitgliedern als Kreuzgang. Nach dem Abbruch des klösterlichen Nordflügels entstand im 17. und 18. Jahrhundert ein Begräbnisplatz, der heute mit seinen Grufthausreihen die architektonisch bedeutendste Friedhofsanlage des Barock in Sachsen darstellt. In den 1990er-Jahren begann eine langwierige Erhaltungsphase, die bis heute andauert. Von Boris Frohberg

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as Franziskanerkloster zu Zittau entstand bereits im 13. Jahrhundert, die Weihe des Altars und Chors der Klosterkirche erfolgte 1293. 1521 wurde das Kloster im Zuge der Reformation aufgelöst und ab 1658 unter dem Zittauer Bürgermeister Heinrich von Heffter für verschiedene Zwecke ausgebaut: eine evangelische Gymnasialkirche, die Ratsbibliothek, ein Gemeinderaum für böhmische Exulanten, ein Frauenarmenhaus, Verwaltungseinrichtungen und Lagerräume. 1709 wurde ein prächtiger Barocksaal als Schauraum für die Ratsbibliothek eingerichtet, die Keimzelle des heutigen Museums. Das „Kulturhistorische Museum Franziskanerkloster“ stellt institutionell das älteste Stadtmuseum Sachsens dar und hat sich seither sukzessive in mehreren Etappen im ganzen Gebäudekomplex

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ausgebreitet. Der sogenannte Heffterbau, der aus dem westlichen Flügel des Klosters hervorgegangen ist und zu den bedeutendsten Profanbauten der Oberlausitz zählt, musste 1977 mit dem angrenzenden Klosterhof aufgrund gravierender statischer Mängel baupolizeilich gesperrt werden. Von 1990 bis 2009 zogen sich die Maßnahmen hin. Seither werden schrittweise alle Bereiche des ehemaligen Klosters museal erschlossen, wobei die Vollendung der Restaurierung von Klosterhof und Grufthäusern noch aussteht.

DIE GESCHICHTE DER GRUFTHÄUSER Im Bereich des Klosterhofs entstanden von 1675 bis 1723 profane Erbbegräbnisse für wohlhabende Bürgerfamilien.

STEINPLUS Projektbeteiligte Städtische Museen Zittau Deutsche Stiftung Denkmalschutz Steinrestaurator: Hans Herbig, Ostritz

Verwendete Materialien Ergänzungen: Steinersatzmörtel, Motema CC Festigung: Kieselsäureester Motema 28 Verklebungen: Motema-Injektionsharz 220 Vernadelung: Edelstahl, V2A-Gewindestäbe verschiedener Durchmesser

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KUNDEN GEWINNEN

WO WOHNEN DIE BESTEN KUNDEN?

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KUNDEN GEWINNEN

Geomarketing „Klasse statt Masse“ ist das Geheimnis erfolgreicher Direktansprache von Kunden. Adressen qualifizieren, geografisch und nach Potenzialen selektieren – das bringt einen guten Rücklauf von Werbeaktionen. Wer so vorgeht, bekommt genau die Kunden, die er will. Von Annette Mühlberger

Foto: iStock

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erbung per Gießkanne hat ausgedient. Bis zu 6.000 Werbeimpulse prasseln heute täglich auf Kunden ein. Die Frage, die sich Inhaber stellen: Wie sticht man aus der Masse an Bannern, Plakaten, Anzeigen und Mailings heraus? Findet man über Werbung die richtigen Kunden und, wenn ja, wie? Der Erfolg liegt in der Selektion. Das bedeutet, tatsächlich nur die Kunden anzusprechen, die zum eigenen Angebot passen, und sie mit gezielten Botschaften zu interessieren. Möglich ist das mit Geomarketing. Geomarketing findet regional die Kunden, die für einen Betrieb attraktiv sind. Und es findet mehr über diese Kunden heraus. Das Ziel: werblich besser auf die einzelnen Kundengruppen eingehen und damit die Response (= Rücklauf einer Aktion) deutlich steigern. Wo sitzen unsere Kunden? In welchen Regionen, Gemeinden, Stadtteilen können wir nachlegen? Welches Marktpotenzial schöpfen wir aus? Das

alles zeigt die geografische Analyse von Kunden- und Adressdaten. So aufbereitet sorgen Adressen für gute Response und attraktive Aufträge.

GEBIETE GEZIELT AUSSUCHEN Die meisten Steinmetzbetriebe sprechen einen geografisch mehr oder weniger fest umrissenen Kundenkreis an. Doch ist die Adressbasis, mit der viele Betriebe arbeiten, alles andere als ideal. Das weiß auch Marketingberaterin Claudia Schimkowski. Ihr nüchternes Urteil: „Wenn ein Betrieb seine Kundenund Interessentenkartei in einer Adresssoftware oder auch nur in einer Excelliste führt, dann ist das schon gut.“ Oftmals gibt es nur eine Auftragssoftware, aus der sich Adressen häufig gar nicht exportieren lassen. Dabei lohnt es sich, den Datenschatz zu heben, die Adressen zu aktualisieren und den bereinigten Bestand aus den

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CHANCEN NUTZEN

DIGITALE HELFER IM ALLTAG Apps für das Handwerk Onlinekommunikation ist für viele Unternehmen ein fester Bestandteil der Firmenstrategie. Neben sozialen Netzwerken bieten auch Apps Möglichkeiten, mit dem Kunden in Beziehung zu treten. Im Handwerk funktioniert dies am besten über handfeste Nutzwerte auf der Baustelle und im Büro.

Von Karin Fink

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Foto: iStock

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CHANCEN NUTZEN

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Apps sind in aller Regel Individualentwicklungen. Nur so lassen sich tatsächlich Kundenbeziehungen aufbauen.

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Martin Blumenthal, Geschäftsführer von NEW.EGO

nsere App ist super“, findet Martina Gansler-Reicks. „Sie wird demnächst wöchentlich aktualisiert und informiert dann über unsere neuesten Angebote. Kunden können sich damit alles, was wir anbieten, in Ruhe ansehen. Zum Beispiel unsere Referenzen“, so die Ehefrau von Steinmetzmeister Michael Reicks. Das Steinmetzunternehmen aus Lüdinghausen hat seit Herbst letzten Jahres eine App in ihr Kommunikationsportfolio aufgenommen. „Seit diesem Jahr beschäftigen wir uns mehr mit Social Media und mobiler Kommunikation“, erklärt Martina Gansler-Reicks ihre Motivation, eine eigene App auf den Markt zu bringen. Gemeinsam mit einer Werbeagentur sei vor zwei Jahren zuerst die Homepage aktualisiert und dann ein FacebookAccount eingerichtet worden. Vor Kurzem kam schließlich die App als weiterer Mosaikstein hinzu. Auch wenn Apps längst eine Selbstverständlichkeit in der Mobilkommunikation geworden und aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind, zählt das Steinmetzunternehmen Reicks mit seiner Firmen-App zu den Pionieren der Branche. Das hat eine spontane (nicht repräsentative) Umfrage, die STEIN während der letzten Obermeistertagung in Würzburg durchgeführt hat, ergeben. Von den dort befragten Unternehmen verfügt keines über eine eigene App. Außerdem nutzen die Steinmetze Apps von großen Anbietern aus der Branche noch nicht für ihre tägliche Arbeit. Es gibt aber auch Ausnahmen: Matthias Schäffer, Steinmetz- und Steinbildhauermeister aus dem baden-württembergischen Asperg, nutzt die TeamViewer-App. Damit hat er von überall aus Zugriff auf seine stationären Rechner und kann so beispielsweise kontrollieren, ob seine computergesteuerte Fräse noch präzise arbeitet. „Das ist eine große Arbeitserleichterung, da ich das abends von zu Hause aus erledigen kann und nicht nochmal in den Betrieb muss.“ Ein anderer Steinmetz arbeitet bei Kundenterminen mit der Naturstein-App. „Wenn wir über einen konkreten Stein sprechen, kann ich den mithilfe der App sofort auf meinem Smartphone zeigen.“

Foto: privat

KUNDENSERVICE AUF DEM SMARTPHONE Solche Servicefunktionen sind ganz im Sinne von Detlev Hill. Der Natursteinexperte hat 2014 die App „Natursteine aus Deutschland“ in der Schriftenreihe Steinkultur.eu aufgelegt. Sie bietet eine Übersicht über die Vielfalt deutscher Steine und enthält dazu großformatige Abbildungen, gesteinstechnische Beschreibungen sowie Kontaktadressen zu Lieferanten und Steinbruchbetreibern. „Man kann all dies aktiv im Verkaufsgespräch oder im Sanierungsbereich einsetzen“, erklärt Hill. „Für den Kunden werden so die angebotenen Lösungsvorschläge konkret greifbar und vorstellbar.“ Wenn zum Beispiel ein Haus aus dem Jahr 1920 restauriert würde, hätte es der Verleger häufig mit Steinen zu tun, die er nicht kennt. „Da kann er sein Tablet oder Smartphone einfach auf den Boden oder die Fensterbank legen und das Original mit den Steinen in der Naturstein-App abgleichen.“ Aber auch eine einfache Frage wie zum Beispiel „Wo kriegt man eigentlich Baumberger Kalksandstein her?“ sei mithilfe der App unkompliziert zu beantworten. Das Programm wurde bereits über 1.500-mal heruntergeladen, die zweite Auflage ist derzeit in Vorbereitung. Im Auftrag des Spezialbaustoffherstellers Ardex hat Hill zudem eine weitere App entwickelt: AStone. Damit bietet Ardex Natursteinverlegern ein praktisches Werkzeug für die tägliche Arbeit. Sie können den gewünschten Naturstein auswählen, mit dem entsprechenden Anwendungsbereich

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CHANCEN NUTZEN

DIE ZUKUNFT DES STEINMETZHANDWERKS Nachwuchsmangel Immer mehr junge Menschen zieht es an die Hochschulen und immer mehr Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt – eine Entwicklung, die auch das Steinmetzhandwerk zu spüren bekommt. Welche Maßnahmen müssen jetzt getroffen werden, um diesen Trend aufzuhalten? Von Julia Wolpert

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em Berufsbildungsbericht 2015 zufolge gab es zum Ende des vorangegangenen Ausbildungsjahrs noch 37.100 unbesetzte Berufsausbildungsstellen in Deutschland – zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Im Handwerk blieben zum Stichtag am 30. September 2015 knapp 20.000 Stellen frei. Die einzig erfreuliche Nachricht: Mit bundesweit insgesamt 129.930 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen verzeichnet das Handwerk immerhin ein leichtes Plus von 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Unsere individuellen Bemühungen sowohl um schwächere Schulabgänger als auch um Abiturienten und Studienaussteiger haben maßgeblich zur Trendumkehr beigetragen“, bilanziert Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH).

STUDIUM VERSUS AUSBILDUNG Ob man bei diesen Zahlen tatsächlich schon von einer Trendwende sprechen kann, ist fraglich und das Dauerbrenner-Thema „Fachkräftemangel“ aktueller denn je. Immer mehr Schulabgänger zieht es an die Universitäten und Fachhochschulen. Noch nie gab es so viele Studenten in Deutschland wie im Wintersemester 2015/2016: Über 2,7 Millionen Frauen und Männer sind nach ersten Berichten des Statistischen Bundesamts an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Im Vergleich zum Wintersemester 2012/2013 hat sich die Studentenzahl um fast 260.000 erhöht – eine Zunahme von zehn Prozent. Die Verschiebung von der Berufsausbildung hin zum Studium stellt eine große Herausforderung für das Handwerk dar.

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CHANCEN NUTZEN

Auch das Steinmetzhandwerk muss sich mit dem Nachwuchsmangel auseinandersetzen.

Diese Problematik haben auch die Politiker erkannt und im Bundestag deutliche Verbesserungen des Meister-BAföG beschlossen: Die Förderbeiträge für den Lebensunterhalt und die Lehrgangskosten, die Zuschläge für die Kinderbetreuung und der Erfolgsbonus sollen erhöht werden. Bisher wurden bei einer erfolgreich abgelegten Prüfung 25 Prozent des Darlehens für Prüfungs- und Lehrgangsgebühren erlassen, zukünftig sollen es 40 Prozent sein. Zudem wird die Förderung für Studienabbrecher und Bachelor-Absolventen geöffnet, die eine handwerkliche Ausbildung anschließen wollen und dafür bisher kein BAföG erhielten. Die Änderungen sollen zum August 2016 in Kraft treten.

Foto: BIV

VOM HÖRSAAL IN DIE WERKSTATT Der Beschluss des Bundestags könnte für viele Studienaussteiger ein Anreiz für eine Berufsausbildung sein und für das Handwerk eine echte Chance, wieder mehr Auszubildende zu gewinnen. Immerhin brechen laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) fast 30 Prozent aller Bachelor-Studenten ihr Studium ohne Abschluss ab. Die häufigsten Gründe dafür sind Leistungsprobleme, finanzielle Schwierigkeiten und mangelnde Studienmotivation. Aber auch der fehlende Praxisbezug spielt für viele eine große Rolle. Und genau hier kann das Handwerk ansetzen und die Studienaussteiger mit gezielten Ausbildungsmarketing-Maßnahmen ansprechen. Die Ausbildungsbetriebe müssen die eigene Ausbildung als qualitativ hochwertiges Dienstleistungsangebot am Ausbildungsmarkt präsentieren. Klassische Methoden wie beispielsweise die

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