Stein 04 2012

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STEIN Zeitschrift für Naturstein

S 04 | 2012 stein-magazin.de

NEU

STEIN statt Styropor

Klüger Dämmen Dies ist eine Leseprobe Zeichen Setzen

Steinmetzmeisterin Katja Stelljes ­hat Erfolg mit Grabzeichen. Seite 14

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Drainagen einbauen

Granit für eine Terrasse mit speziellen Anforderungen Seite 40

Den Betrieb positionieren Ein klares Profil bringt Vorteile im Wettbewerb. Seite 48


Inhalt

Wir lieben Wasser! Weil wir es in die richtigen Bahnen lenken.

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Katja Stelljes liegt der Friedhof am Herzen. Die Steinmetzmeisterin aus Bremen setzt der Eintönigkeit ihre Grabzeichen entgegen. Eine Nische, in der sie erfolgreich ist.

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Eine neue Strahltechnik verwendet belichtete Folien. Das Ergebnis sind feinere Abstufungen, wie sie mit einem Plotter nicht realisierbar sind. Sogar dreidimensionale Effekte sind machbar.

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Wer seinen Betrieb genau positioniert, verschafft sich Vorteile im Wettbewerb. STEIN zeigt Ihnen, wie das funktioniert und stellt Betriebe vor, die sich auf ihre Stärken konzentrieren.

Wärmedämmung gilt als wichtiger Baustein für den Klimaschutz, doch zunehmend geraten Wärmedämmverbund­sys­teme in die Kritik. Naturstein ist eine ­Alternative.

Schöne Welt der Steine

Kunden gewinnen 48

08 Wieder mehr Mauern bauen! Heidelberger Schloss: Die Vormauerschale aus Naturstein erlebt eine Renaissance. 14 Zeichen setzen Eine Steinmetzmeisterin aus Bremen gestaltet erfolgreich individuelle Grabzeichen.

Chancen Nutzen

22 Heimat gestalten Bei der Sanierung des Marktplatzes in Tirschenreuth kam Flossenbürger Granit zum Einsatz.

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56 Vom Dämmboom profitieren Wärmeverbundsysteme stehen in der Kritik. Ist Naturstein eine Alternative?

panorama

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So bringen Sie Ihren Betrieb auf Kurs Wer sein Profil schärft und sich auf Stärken konzentriert, hat Vorteile im Wettbewerb.

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Schriften und Ornamente strahlen Eine neue Technik mit belichteten Folien sorgt ­für feinere Strahlergebnisse.

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Drainagen einbauen Niedrige Aufbauhöhe, schwellenlose Übergänge, hochbelastbar: die Ansprüche an eine Terrasse

44 Reinigen unter Zeitdruck Marmorboden und Sandsteintreppe im Palais Sans Souci in Wien wurden saniert.

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Nicht versäumen Messen, Hausmessen und weitere Termine

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Seitenblicke Alles neu macht der …

Rubriken 3 Betreff 74 Impressum 90 Vorschau/Fotonachweis

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AquaDrain® SD ist eine einzigartige, einteilige kapillarpassive Stufendrainage, die Außen­ treppen aus Keramik oder Natur­/Betonwerk­ stein vor Frostschäden und Ausblühungen schützt. Entwickelt vom Erfinder der kapillar­ passiven Drainagematte und – wie alle GUTJAHR Entwässerungslösungen – umfang­ reich durch unabhängige Institute geprüft. Als Spezialist für sichere Komplettsysteme bietet GUTJAHR neben Drainagen auch passende Drainroste, Randprofile und Rinnen, Abdichtungen, Mörtelsysteme sowie Lösungen für den Innenbereich und für Fassaden.

gutjahr.com


Schöne Welt der Steine

wieder mehr Mauern bauen!

Schöne Welt der SteinE

Vormauerschale aus Sandstein Die Vormauerschale aus Naturstein erlebt eine Renaissance. Das von dem Architekten Max Dudler geplante Besucherzentrum am Heidelberger Schloss erhielt eine Fassade, die als zeitgenössische Interpretation eines Bruchsteinmauerwerks gelten kann. Eine Aufgabe, bei der Präzision gefragt war; bei den Architekten und bei den Natursteinfachleuten.

Von Karin Leydecker und Willy Hafner Eine Vormauerschale aus Neckartäler Sandstein, die als Interpretation der hinter dem Gebäude liegenden historischen Stützmauer gelten kann.

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as Heidelberger Schloss zählt zu den bedeutendsten Bauwerken der Renaissance nördlich der Alpen. Seit dem Dreißigjährigen Krieg wurde es mehrfach teilweise zerstört, bis es im 18. Jahrhundert vollständig aufgegeben wurde. Um 1900 herum bot es den Anlass für denkmaltheoretische Überlegungen, die zu den Thesen der modernen Denkmalpflege führten, die Georg Dehio und Alois Riegl formulierten. Mit über einer Million Besuchern im Jahr gehört das Schloss zu den beliebtesten Zielen von Touristen in Deutschland. Das neue Besucherzentrum dient dem organisatorisch reibungslosen Aufenthalt der Besucher. Für die Fassade wurde der für Heidelberg typische Neckartäler Sandstein maschinell gespalten. Die rauen Steine sind zu einer monolithisch wirkenden Mauer gefügt, deren Fugen auf ein Mindestmaß von nur drei Millimetern reduziert sind. Das Mauerdetail ist eine zeitgenössische Interpretation des von Hand behauenen Bruchsteinmauerwerks der historischen Stützmauer. Während die äußeren Oberflächen viel Relief zeigen, sind sie im Innern glatt. Die Fassade ist ein Kontrapunkt zum StileKonglomerat des Heidelberger Schlosses, der die Formensprache der Gebäude nebenan – Sattelkammer und Gartenhaus modern transformiert. »Ich bin kein Architekt, der nur Schlös-

Karin Leydecker hat Theologie, Germanistik, Kunst- und Architekturgeschichte studiert. Sie schreibt regel­ mäßig für Tageszeitungen und Kunstmagazine.

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Steinlust Mein Neckartäler Sandstein Ich liebe diesen rötlichen, bisweilen auch charakteristisch weißlich geflammten Sandstein. Denn es gibt nahezu nichts, was gegen seine Verwendung spricht. Michael Senn ist Seine Härte bietet genau Steinmetzmeister und wirft für den richtigen WiderSTEIN einen stand. Er ist aber andeSeitenblick auf rerseits nicht zu hart, um die Steine. auch filigranere Arbeiten aus ihm anfertigen zu können. Besonders gut wirkt er, wenn man ihn beilt, scharriert, spitzt oder schleift. Auch seine Naturflächen oder gebrochenen Oberflächen sehen toll aus. Das Farbspiel ergänzt die Form, es lassen sich atemberaubend schöne und spannende Effekte erzielen.

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Steinplus

Ausschneiden mit dem Plotter

Welche Folien? Die Folien unterscheiden sich in der Klebefähigkeit und Anzahl der Über­ strahlungen. Folien aus PVC sind ­billiger als solche aus Kautschuk, ­allerdings auch steifer und überwie­ gend für das flache Strahlen geeig­ net. Zum Tiefstrahlen und für un­ ebene Oberflächen empfehlen die Hersteller Folien aus Kautschuk. ­Besonders PVC-Folien sind empfind­ lich gegen Temperaturschwankun­ gen, da sie beim Abkühlen schrump­ fen. Die Folie sollte daher erst ­unmittelbar vor dem Strahlen auf­ geklebt werden. Folien sind bei Raumtempe­ratur und ohne Lichtein­ wirkung rund ein Jahr lagerfähig. Un­ terschiede gibt es auch beim Strahl­ gut. Mit schon einmal aufbereiteten Körnungen, sogenannten Regenera­ ten, spart man zwar Geld, die Kör­ nungen sind aber anfälliger für Klumpen und weniger abrasiv.

Steinmetz Andreas Widauer aus Going am Wilden Kaiser strahlt mehr als 80 Prozent seiner Schriften.

Beim Plotter müssen Folie und Messer aufeinander abgestimmt sein.

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Sandstrahlen heute Das Schneiden von Strahlfolien mit dem Plotter ist eine seit Jahrzehnten bekannte Methode der Schrift- und Ornamentgestaltung. Eine neue Entwicklung sind Folien, die nicht geschnitten, sondern ­belichtet werden. Sie ermöglichen feine Abstufungen, wie sie mit einem Plotter nicht realisierbar sind. Dreidimensionale ­Effekte sind machbar.

Folien Schneiden oder ­belichten?

Folie aufkleben

Die Folie wird mit einer Walze auf- und die Luftblasen werden unter der Folie herausgepresst.

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Buchstaben herausheben

Von Richard Watzke Die Buchstaben werden mit dem Stanleymesser herausgehoben.

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Kunden gewinnen

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Steinwissen

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Sich im Wettbewerb positionieren Der Grabmal-Verkauf ­bröckelt, die Konkurrenz verdirbt die Preise, Nachbar-Gewerke ­wildern im Metier. Steinmetzen, die mit ihren alten Konzepten weiter machen, laufen Gefahr, ihren Platz im Markt zu verlieren. Das Rennen machen Natursteinbetriebe, die sich mit einem klaren Profil im ­Wettbewerb positionieren.

Von Annette Mühlberger

Schritt 1: Kernkompetenz des ­Betriebes herausarbeiten Ein Firmenprofil fällt nicht vom Him­ mel. Es muss erarbeitet werden. Sein Kern aber ist in jedem funktionierendem Betrieb vorhanden. Diese Kernkompe­ tenz herauszuarbeiten ist ein wichtiger Schritt, um den eigenen Platz im Wett­ bewerb zu finden. Am Anfang stehen vier Fragen, die Sie als Inhaber beantworten müssen: 1. Wissen Ihre Kunden, welches Spek­ trum Sie abdecken, was Sie gut können, wo Ihre Stärken liegen? 2. Kennen Sie selbst diese Stärken? 3. Was kann Ihr Betrieb wirklich gut? 4. Was fällt Ihnen besonders leicht? Der Unternehmensberater Claus von Kutzschenbach, der kleinere und mittle­ re Unternehmen in ihrem Marktauftritt unterstützt, erklärt: »Die Unterschei­

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Berater Claus von Kutzschenbach zeigt detailliert, wie Inhaber sich auch mit geringen finanziellen Mitteln erfolgreich am Markt positionieren können. Anhand vieler Beispiele und leicht umsetzbar beschreibt der Autor den Weg zum eigenen Profil – dazu typische Fallen im Marketing, Wege zur effektiven Kundenana­lyse und den Aufbau einer individuellen Verkaufsstrategie.

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Wenn du nicht weißt, in welchen Hafen du segeln willst, kannst du ­unterwegs den Wind nicht ­nutzen.

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So bringen Sie Ihren Betrieb auf Kurs

eder Betrieb, der im Wettbewerb steht, braucht ein klares Profil. Kunden wollen heute wissen, was sie von einem Betrieb erwarten können und was ihn von der Konkurrenz unter­ scheidet. Diese klare Standortbestim­ mung ist wichtig. Sie bestimmt den Kurs, den ein Unternehmen in Zukunft beschreitet. Zwei Steinmetzbetriebe, die das er­ kannt haben, sind das Bielefelder Unter­ nehmen Natursteine Jauer und der All­ gäuer Steinmetz Hermann Rudolph. Lars Jauer setzt auf technische Innova­ tion und perfekten Kundenservice. Her­ mann Rudolph verbindet traditionelle Handwerkskunst mit den modernen An­ sprüchen an Individualität und Präsen­ tation. Beide Inhaber verfolgen unter­ schiedliche Ansätze, bedienen verschie­ dene Segmente, sprechen andere Kun­ den an. Was sie eint, ist ihr klares Profil, das ihren Stärken entspricht und sie vom Wettbewerb deutlich abhebt (mehr ab Seite 52).

Wer diese Fragen beantwortet, bewertet seine Stärken in einem anderen Licht: • Welche Arbeiten fragen Kunden bei Ihnen häufig nach? • Wie lauten die Anfragen neuer Kunden genau, über welche Details (neben dem Preis) wollen sie mehr wissen? • Was heben Kunden beim Abschlussgespräch/in Dankschreiben besonders hervor? • Wovon zeigen sich Kunden angenehm überrascht? • Warum kommen Kunden zu Ihnen, die vorher bei der Konkurrenz waren? Wie begründen sie den Wechsel? • Auf welche Details/welchen Service legen Ihre Stammkunden besonderen Wert? • Was sagen Kunden, die auf Empfehlung kommen? Warum hat man Sie empfohlen? • Welche Art Kunden kommen zu Ihnen und welche bleiben? • Welche Kundenreaktion über »Nebensächlichkeiten« hat Sie in den letzten ­Monaten besonders überrascht? Stellen Sie hier eine Häufung fest? • Was spricht der Wettbewerb über Sie? Was hören Sie in der Branche? • Was gelingt Ihnen/Ihren Mitarbeitern besonders leicht, womit werden sie ­schneller fertig als geplant oder als Konkurrenzbetriebe? • Was beziehen Sie oder fertigen Sie kostengünstig?

Antoine de Saint-Exupéry

Claus von Kutzschenbach Erfolgsmethoden für ­schmale Budgets – ­Vertriebsstrategien und -praktiken in KMU Wiley-VCH, 2004, 29,90 € ISBN 3-527-50109-6

Quelle: Claus von Kutzschenbach: Erfolgsmethoden für schmale Budgets. Vertriebsstrategien und –praktiken für kleinere und mittlere Unternehmen. Wiley 2004

Diese Fragen müssen Inhaber aus Kundensicht beantworten

dung zwischen »gut können« und »leicht fallen« ist wichtig. Wenn man etwas gut kann, treibt man dafür manchmal gro­ ßen Aufwand (im Materialeinkauf, in der Herstellung). Das bindet dann viele Ka­ pazitäten. Wenn etwas leicht fällt, ist der Aufwand oft geringer und der Be­ trieb an dieser Stelle flexibler.« Ein Be­ trieb sollte beide Bereiche abdecken, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Wichtig ist auch die Sicht Ihrer Kun­ den. Überlegen Sie: Was schätzen die Kunden an Ihrem Betrieb? Auf was legen sie Wert und auf was nicht? Sind das die gleichen Leistungen, die Sie auf Ihrer Liste haben? Oder schätzen Ihre Kunden vielleicht auch Dinge, die Sie selbst als gar nicht so wichtig erachten? Fragen Sie nach: »Was ist Ihnen bei dieser Ar­ beit/bei diesem Auftrag besonders

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chancen nutzen

chancen nutzen

Klüger Dämmen Vom Dämmboom profitieren. Die Wärmedämmung gilt als wichtiger Baustein für die Ziele des Klimaschutzes. Die Industrie verdient daran. Kritiker sprechen vom »Dämmstoffwahn« und bezweifeln, dass die verwendeten Stoffe die richtigen sind. Fassaden aus Naturstein sind jedenfalls ökologisch und wirtschaftlich sinnvoller. Die Lösung könnte heißen: Stein statt Styropor!

Von Marco Eschenbach und Willy Hafner

Redakteur Marco Eschenbach ist seit 2011 für das Kölner Redaktionsbüro Wipperfürth (RFW) tätig. Schwerpunkte seiner Berichterstattung liegen in den Themenfeldern Umwelt und alternative Energien ­ sowie Handel.

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