Stein 09 2010

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Zeitschrift fĂźr Naturstein

Marmomacc Angesprochen Baustelle

Design im Ăœberblick

September 2010

Der internationale Handel

Das Emirates Palace Hotel

Naturstein kombinieren

www.s-stein.com


Inhalt

Nachrichten

Wohin entwickeln sich unsere Städte? Kann man Städte planen? Und welche Rolle spielen Materialien in der zeitgemäßen Architektur? Der Frankfurter Architekt Christoph Mäckler gibt Antworten.

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Alljährlich zeigen Architekten in Zusammenarbeit mit Natursteinunternehmen auf der Marmomacc in Verona, wie die natürlichen Steine innovativ eingesetzt werden können.

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Marmomacc 2010 Umfangreiches Rahmenprogramm der Messe in Verona

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Ihre Meinung Architekt und Handwerker: Leserbriefe zum Artikel Ehe-Szenen in STEIN 8

Gut zu wissen 12

Steinmensch Arbeiten in Luxemburg

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Angesprochen Neue Steine aus aller Welt

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Sehen lernen Die Anfänge der Gotik

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Mobil Unterwegs in Honduras

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Vor Ort Symposien in Österreich

Baustelle

Stein in Verbindung mit anderen Materialien im Außenraum ist spannend – die Umsetzung so mancher Idee anspruchsvoll. Von den besonderen Anforderungen draußen und wie man als Metz davon profitiert.

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Tausendundeine Nacht Natursteinarbeiten am Emirates Palace Hotel in Abu Dhabi

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Richtig kleben Über Kleber, ihre Eigenschaften und ihre Einsatzgebiete

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Das Emirates Palace Hotel in Abu Dhabi beeindruckt mit Opulenz und schierer Größe – vor allem aber mit der reichen Verwendung von Naturstein.

Unternehmen & Produkte 68

Neues und Bewährtes aus den Bereichen Naturstein, Maschinen, Werkzeuge und mehr

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Betreff Recht Leute Vorschau/Impressum/ Fotonachweis

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NEU ! Naturstein kombinieren 26

Das Material Girl Eine Architektin auf Materialsuche

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Die Stadt, das Bauen und der Stein Christoph Mäcklers Bauphilosophie

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Grauwerte Das Museum ÂťTopographie des TerrorsÂŤ in Berlin

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Gut gemischt Materialmix an der Fassade – drei Beispiele

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Wein & Stein Stein und Holz prägen ein Weingut am Bodensee.

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Stein, Holz, Farbe, Licht Eine ÂťWohlfĂźhlÂŤ-Bank in der Schweiz

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Silestone goes Bauhaus Engineered Stone im Bauhaus Dessau

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Lebendiger Stein Ein Natursteinbetrieb setzt auf Materialkombination.

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Ihr Design Marmomacc meets Design: ein VorabfĂźhrer

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Wer wagt, kombiniert Materialkombinationen fĂźr drauĂ&#x;en

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Seitenblicke Ăœber Stock und Stein

ARDEX MICROTEC Natursteinkleber

FĂźr eine lupenreine Natursteinoptik.

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Vor Ort

Kein Zuckerschlecken: Zwei Teilnehmer in Krastal tanken Kraft und Inspiration.

Der Zauber der Gemeinschaft Stein ist ein unverzichtbarer Werkstoff für Symposien und Sommerakademien. Drei Orte in Österreich zeigen, was bei der Gruppenarbeit herauskommen kann. Von Richard Watzke

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en Anfang machte Karl Prantl. 1959 organisierte er das »1. Europäische Bildhauersymposium« in St. Margarethen im Burgenland. Seitdem entwickelte sich die Idee, dass ein Künstler einen Steinblock nicht im Atelier, sondern vor Ort bearbeitet, zu einem Erfolgsmodell. Und weil es gemeinsam mehr Spaß macht, am besten in einer Gruppe Gleichgesinnter. Jedes Jahr versammeln sich daher Künstler und Kunstinteressierte, um gemein-

sam Steine in freier Natur zu formen – in Asien, in Amerika, vor allem aber in europäischen Ländern mit einer starken Tradition in der Steinbearbeitung. Der Ort des Geschehens kann ein idyllischer Stadtplatz sein oder ein entlegener Steinbruch, das gestellte Thema abstrakt oder figürlich. Ob man mit einem ausgefeilten Konzept antritt oder sein Werkzeug spontan vom Material leiten lässt, ist Nebensache. Fernab seiner gewohnten Umgebung ringt jeder

Teilnehmer mit seinem Stein und verleiht seinen Ideen Gestalt. Die Zusammensetzung hängt vom jeweiligen Veranstalter ab. Manche laden renommierte Künstler ein, andere stehen engagierten Laien offen. Das verbindende Element ist der Werkstoff Stein. Findlinge im Krastal Einen festen Bestandteil der Steinbildhauerei in Österreich ist das [kunstwerk] krastal, ein gemeinnütziger Verein von 17

Barbara Höller verwandelt Findlinge in »Versenkte Horizonte«.

»Leichtkraft« von der österreichischen Bildhauerin Brigitte Sasshofer

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Vor Ort

Die slowenische Bildhauerin Bojana Krizanec und ihr Beitrag »Primavera«

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hauptberuflichen Künstlern. Namensgeber war das Krastal nördlich von Villach, das seit der Antike für seine Marmorsteinbrüche bekannt ist. Seit seiner Gründung 1967 hat das Bildhauersymposion im Krastal über 300 Künstler aus aller Welt eingeladen; jedes Jahr arbeiten acht bis zwölf Künstler im Steinbruch der Firma Lauster Steinbau an Skulpturen und leben drei Wochen lang im wenige Meter vom Bruch entfernten Bildhauerhaus miteinander.

Das Symposion zählt mittlerweile zu den renommiertesten Veranstaltungen dieser Art weltweit. Im 43. Jahr seines Bestehens lautete das Motto »keen on experimenting«. Das Thema gaben dabei Findlinge vor: Als Steine, die seit Urzeiten von der Erosion als Geröll vor sich hergeschoben wurden, bis sie vom Künstler gefunden und bearbeitet werden. Während die klassische Steinbildhauerei von Formalität, Komposition und Maßstab geprägt ist, weist

Präsentation der Arbeiten auf dem Areal des Bildhauerhauses im Krastal

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Materialmix

Die Stadt, das Bauen und der Stein Wohin entwickeln sich unsere Städte? Stimmen die Vorurteile über ehrgeizige Investoren, ahnungslose Politiker und hilflose Bürger? Kann man Städte planen? Und welche Rolle spielen Materialien in der zeitgemäßen Architektur? Der Frankfurter Architekt Christoph Mäckler gibt Antworten. Von Jörg Stephan

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as Büro Mäckler. Keine Gründerzeitvilla im Grüngürtel der Stadt, keine bürgerlich-klassizistischen Altbaufluchten. Immerhin ein Hochhaus, so viel Mainhattan darf es schon sein, aber eines der schlichteren, weniger spektakulären. Für alte Frankfurter ist es immer noch das Selmi-Haus, in Erinnerung an einen legendären Frankfurter Investor der Siebzigerjahre. Es herrscht eine gelöste Stimmung, das bevorstehende Wochenende verspricht sommerliche Entspannung. Christoph Mäckler möchte lieber in seinem Arbeitszimmer reden. Ein Raum, für dessen Benutzer Repräsentation erkennbar keine Priorität hat. Schmal, an der Fensterseite eine durchgehende Arbeitsplatte, gut gefüllt, aber nicht chaotisch. In der Nische gegenüber ein ebenfalls schmales Podest mit Bücherregalen, davor zwei Besuchersessel, irgendwo ein kleiner Bildschirm. Ein Hauch englischer Clubatmosphäre. Irgendwie – da sollte es ein besseres Wort geben,

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gibt es aber nicht – »gemütlich«. Mäckler kommt aus einer Besprechung und würde jetzt gern erstmal eine Zigarette rauchen. Dankbar nutzt der Besucher aus Bayern die Gelegenheit, Toleranz beweisen zu können, insbesondere Rauchern gegenüber. Keine Einwände also. Dann kann es losgehen. STEIN: Sie sehen Bauen als Reaktion auf das Vorhandene, können Sie ein Beispiel geben? Mäckler: Nehmen Sie als Beispiel den Campus Westend hier in Frankfurt. Da habe ich die Stadt bei der Erstellung einer Gestaltungssatzung beraten. Und dabei stand der Ensemble-Gedanke klar im Vordergrund – ich hatte da immer das Beispiel Princeton vor Augen. Unsere Vorgaben gingen recht weit: Lochfassaden, Naturstein und ein paar andere Dinge waren zwingend gefordert. Trotzdem war das Ergebnis sehr vielfältig und abwechslungsreich, die haben ja nicht

einmal den gleichen Stein benutzt. Auch die Qualität ist sehr unterschiedlich, aber das ist ja gerade einer der Vorzüge des Ensembles, dass es solche Niveauunterschiede verträgt. STEIN: Wird so ein »Korsett« nicht von vielen Ihrer Kollegen als einengend empfunden? Mäckler: Man muss wissen, dass man bei einem solchen Verfahren auch Kritik auf sich zieht. Bewerbungen von Kollegen, die mit ihrer Architektur nur Markenzeichen setzen wollen, konnten natürlich nicht berücksichtigt werden … STEIN: Was meinen Sie mit Markenzeichen? Mäckler: Eine Architektur, die nur auf Wiedererkennbarkeit setzt. Wenn also jemand nur mit weißen Metallpaneelen oder verknittertem Aluminium oder verdrehtem Sichtbeton bauen will oder kann, ohne erkennbar Rücksicht auf die Umgebung seines Baus

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Materialmix

Architekt Christoph Mäckler setzt bei seinen Bauten seit Langem auf das Material Stein. Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit an der TU Dortmund bringt Mäckler Architekturstudenten den Umgang mit dem »Werkstoff Stein« in der zeitgemäßen Architektur nahe.

zu nehmen. Da entsteht dann eine Eventarchitektur, die nur auf sich selbst bezogen dasteht, den Kontext aber ignoriert. Das wollten wir beim Campus Westend vermeiden. STEIN: Wenn Sie Kontext sagen, ist das ja auch der historische Kontext. Da hat in Deutschland einerseits der Krieg gewaltige Verluste verursacht, andererseits steht der historische Bezug immer noch unter dem Generalverdacht der Rückwärtsgewandtheit. Wirkt da immer noch das unselige Erbe des Dritten Reiches nach? Mäckler: Der Nationalsozialismus hat unglaublich vieles besudelt, das wirkt tatsächlich bis heute spürbar nach. Und natürlich habe auch ich früher die Naziarchitektur als »faschistisch« bezeichnet. Aber diese Art des NeoKlassizismus wurde doch damals auf der ganzen Welt gebaut, auch schon lange vor den Nazis. Die haben das nur noch monumentaler und noch abweisender gemacht als die anderen. Aber deswegen kann man doch nicht alle Stilelemente, die damals verwendet wurden, zum Tabu erklären. Eine Debatte wie die über den möglichen Abriss des deutschen Biennale-Pavillons in Venedig ist doch einfach nur lächerlich. STEIN: Aber spricht denn diese Architektur nicht tatsächlich die »Sprache des Herrenmenschen«? Mäckler: Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel geben: Als wir Ende der Achtzigerjahre die ständige Vertretung der Bundesrepublik »bei der DDR« bauten, ging ich oft zu Fuß vom Grenz-

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Die Eingangszone des Opernturms in Frankfurt am Main

kontrollpunkt zur Baustelle. Der Weg führte am Gebäude des ehemaligen Reichsluftfahrtministeriums vorbei, ein großer grauer Kasten. Nachdem da mittlerweile irgendeine DDR-Behörde untergebracht war, standen natürlich auch VOPO´s davor – das hatte schon was Bedrohliches. Nach der Wende hingen dann irgendwann Bundesadler am Gebäude. Als ich das sah, ließ ich mich einmal durch das Gebäude führen. Und obwohl sich da seit Görings Zeiten noch nicht viel verändert hatte: Die Angst war weg. Es ist nie die Architektur, die Menschen unterdrückt, es sind die Menschen selber. Sie können jemanden auch im Keller eines Glashauses foltern, das Gebäude ist dafür nicht verantwortlich. STEIN: Wie erklären Sie sich dann diese Berührungsangst gegenüber der Geschichte? Mäckler: Nach dem Krieg wollte man in Deutschland nur nach vorne schauen. Tradition war obsolet, man konn-

Der Opernturm in Frankfurt/Main im Überblick. Das Sockelbauwerk bindet das Haus in den städtischen Kontext ein.

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Materialmix

Stahl, Stahl und Holz oder Beton und Naturstein gibt es bereits zuhauf. »Gerade Stein und Stahl sind zwei gut kombinierbare Partner«, weiß Tjards Wendebourg und nennt die Gabionen als Beispiel dafür, dass diese Werkstoffe ganz gut miteinander können. »Der Stahlkasten trägt, Naturstein bildet die Füllung« Die Kombination funktioniert auch langfristig, wobei abzuwarten bleibt, was passiert, wenn der Stahlkasten irgendwann nicht mehr tragen wird. Wendebourg gibt jedoch zu bedenken, dass trotz aller rechtlichen Unklarheiten und problematischen Gewährleistungsübernahmen letztendlich der Vertrag zählt. Dabei muss seiner Erfahrung nach im Vorfeld unbedingt mit dem Auftraggeber ausreichend kommuniziert werden, dass es

zu Interaktionen der verschiedenen Materialien kommen kann respektive wird. Doch selbst ausgewiesene Fachleute werden hierbei immer wieder – meist unangenehm – überrascht. Bestes Beispiel ist diesbezüglich die Kombination eines hellen Natursteins mit dem seit längerer Zeit recht angesagten Cortenstahl. Auch wenn Cortenstahl nicht übermäßig korrodiert, die materialbedingten Rostfahnen sind weder ansehnlich noch besonders gut für den sich üblicherweise darunter befindlichen Naturstein. Auch aus diversen Holzarten werden witterungsbedingt Gerbsäuren ausgewaschen, die Natursteinen zusetzen können. So mancher Kalksteinbankfuß zeigt an den Stellen Verfärbungen, an denen er Kontakt mit der Eichenholzsitzplatte hat.

Materialkenntnis hilft Um Kombinationen vor dieser besonderen Problematik der gegenseitigen Beeinflussungen gekonnt und dauerhaft realisieren zu können, ist eine fundierte Materialkenntnis Voraussetzung. Idealerweise entstehen gerade im Außenbereich Objekte, die zu dauerhaftem Verzücken führen, in einer zielführenden Zusammenarbeit zwischen Fachleuten der betroffenen Gewerke. Interaktionen der jeweiligen Materialien können so zumindest im überwiegenden Teil der Fälle recht präzise vorausgesehen werden. Eine der wenigen Firmen, die materialkombinierende Produkte aus Naturstein entwickelt haben und anbieten, ist die Adolf Steinbach Steinindustrie – Schotterwerke GmbH & Co.KG aus

Gibt´s auch in klein: PetroluxLeuchtwürfel als Tischbeleuchtung.

Die Treppenstufe mit Leuchtstreifen und die großen Leuchtwürfel finden als Gestaltungselement für Gärten und Parks Verwendung.

Bad Neustadt an der Saale. Bastian Steinbach erläutert die Geschäftsidee: »Wir wollten weg vom rustikalen Image von Naturstein und mit unseren Creyor-Objekten in Richtung Design gehen.« Ein erste Kreation war ein leuchtender Sitzwürfel, der wahlweise gespalten oder aufgesägt, an der getrennten Stelle mit einer Leuchtschicht aus Kunststoff versehen und anschließend wieder zusammengesetzt wird. Dieses Objekt, das auf den Namen Petrolux hört und als leuchtendes Gestaltungselement für Gärten und Parks Verwendung findet, erforderte eine umfangreiche Entwicklungs-

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Materialmix

arbeit. »Wir haben lange getüftelt«, so Steinbach. Es musste nach dem richtigen Kunststoff und geeigneten Leuchtmitteln gesucht werden. Bei der Sitzwürfelvariante mit gespaltener Bruchfläche wird der Kunststoff von Hand an den Stein angepasst. Doch nicht nur die Gestaltung des Objekts stand im Vordergrund, auch praktische Anforderungen mussten erfüllt werden. So war es den Entwicklern unter anderem wichtig, dass die Leuchtmittel ohne enormen Aufwand ausgetauscht werden können. Ein weiteres Produkt der CreyorLinie ist eine Lichtstele, die Orgiolux heißt. Die Stele besteht aus einem Sockel aus Muschelkalk, auf dem sich eine durchbrochene Eichenstele befindet, aus deren Durchbrüchen auf Wunsch Licht strahlt. »Diese Kreation entstand in Zusammenarbeit mit einem befreundeten Schreiner«, erläutert Bastian Steinbach. Gemeinsam überlegten sie, wie die Werkstoffe

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Muschelkalk mit Eiche kombiniert: ein Detail des Sessio-Tisches

Holz und Stein mit ihrem unterschiedlichen Materialverhalten dauerhaft kombiniert werden können, ohne den Designanspruch aus den Augen zu verlieren. Die oft problematischen unterschiedlichen Haltbarkeiten von Stein und Holz sind bei diesem Objekt Teil des gestalterischen Ansatzes. »Die Werkstoffe sind nicht behandelt, die Vergänglichkeit der Materialien wird sichtbar und ist bewusst gewollt«, erläutert Steinbach. Dieser Anspruch durfte sich jedoch nicht nachteilig auf

Das könnte Ihr Sitzplatz sein: Eine Sessio-1-Sitzgruppe in Verbindung mit Orgiolux-Lichtstelen.

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Baustelle

Aus der Luft lässt sich die einen Kilometer breite Anlage am besten erfassen.

Tausendundeine Nacht Die Vereinigten Arabischen Emirate sind für ihre gebauten Superlative weltweit bekannt. Zumeist sind die Gebäudehöhe, die Extravaganz der Baukubatur oder technische Eigenschaften ausschlaggebend für den Ruhm. Das Emirates Palace Hotel beeindruckt hingegen mit Opulenz und schierer Größe – vor allem aber mit der reichen Verwendung von Naturstein. Von Susanne Lorenz

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Baustelle

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bu Dhabi ist das größte und wohlhabendste der sieben Vereinigten Arabischen Emirate. Da die Ölquellen hier noch lange sprudeln werden, ist sparen nicht angezeigt, und so kann man es in aller Ruhe Dubai, dem kleineren Bruderemirat, dort nachmachen, wo es gefällt. Und sei es auch nur, um einen Kontrapunkt zu setzen. Gingen die Bilder vom Burj al Arab, dem Hotel in Segelform und Wahrzeichen Dubais, um die Welt, so wurde das Emirates Palace Hotel an der westlichen Corniche von Abu Dhabi vergleichsweise bescheiden im Herbst 2005 nach vierjähriger Bauzeit eröffnet. Ursprünglich lautete die Bezeichnung des Gebäudes »Conference Palace Hotel«, denn es war als Konferenzzentrum für die Zusammenkünfte des Gulf Cooperation Council geplant. Die Nutzung als Hotel kam später hinzu. Vor allem aber handelt es sich um ein Prestigeobjekt Abu Dhabis.

Tradition statt Hightech Bauherr war die Regierung des Emirates Abu Dhabi, die im Jahr 2000 das international tätige Architekturbüro Wimberley Allison Tong & GOO, kurz WATG, mit dem Entwurf beauftragte. Innerhalb des Büros erhielt der Architekt John Elliott den Zuschlag für das Hotel. In der Golfregion ist das Büro längst kein Unbekannter mehr, verschiedene Hotelprojekte in Dubai oder auch im Oman wurden in den letzten Jahren geplant und realisiert. Nur wenige Monate nach der Entwurfsphase, Ende 2001, begannen die Bauarbeiten für das Großprojekt. Da es keine frostbedingten Bauunterbrechungen gab, konnten ab 2003 die Verkleidungsarbeiten der Stahlbe-

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tonstruktur an der Fassade ausgeführt werden, nach nur zehn Monaten waren diese 2004 abgeschlossen. Insgesamt waren über 10 000 Arbeiter beim Bau des Palastes beschäftigt, die 250 000 m3 Beton verarbeiteten und in 24-Stunden-Schichten tätig waren. Ab der Soft-Opening-Phase Anfang 2005 beherbergte das Hotel Gäste, die letzten Abschlussarbeiten dauerten bis ins Jahr 2006. Es war die Anforderung der Bauherren, ein herausragendes Staatsbauwerk für die Emirate zu realisieren, das einerseits auf die kulturelle Prägung und die Traditionen Abu Dhabis Bezug nimmt, zugleich aber ein Konferenzhotel von höchster Qualität sein sollte. Diese Aufgabe löste das Architektenteam in Form eines »majestätischen Palastes, der sich aus dem Sand erhebt. Der kunstvolle, luxuriöse Entwurf vereint Konferenzzentrum, Gästepalast und zwei Luxushotelflügel des Betreibers Kempinski. Durch moderne Ätz- und Gusstechniken konnten traditionelle Muster integraler Bestandteil der Fassadengestaltung werden. Traditionelle Materialien und Motive wurden mit neuester Technologie verarbeitet«, so Elliott.

Schattige Arkadengänge sorgen für Kühle und schützen die Privatsphäre der temporären Bewohner – ein bekanntes Motiv der islamischen Baukunst.

Anlage und Gebäudestruktur Umgeben ist das einen Quadratkilometer große Areal von einer natursteinverkleideten Mauer, die von einem Triumphbogen durchbrochen ist. Die Durchfahrt durch den Triumphbogen und die dahinter liegende Auffahrt ist jedoch Ehren- und Staatsgästen vorbehalten. Alle anderen Gäste befahren das Gelände durch die weniger pompöse Zufahrt, die der Hauptachse des erhöht liegenden Hotelgebäudes direkt gegenüber

Die edle Zufahrtslandschaft ist mit denselben Natursteinen verkleidet wie der Palast-Zentralbau.

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