Zeitschrift f端r Naturstein
Marmor Vor Ort
Die deutschen Marmore Landschaftsrouten in Norwegen
Sandstrahlen
Stand der Technik
Restaurierung im Blickpunkt
Oktober 2011
Inhalt
Nachrichten
In Deutschland gibt es mehr echte Marmore als man denkt. Aber die Vorkommen sind zumeist klein und nicht immer für die Werksteinpro duktion geeignet. Die historischen Referenzen sowie moderne Arbeiten belegen aber, dass der deutsche Marmor lebt.
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Die Ergänzung von Fehlstellen ist ein sensibles Thema. Die Übergänge von Konservierung und Restaurierung sind fließend, rekonstruktive Eingriffe sind genau abzu wägen. Die Frage nach der Materialauthentizität ist nicht immer positiv zu beantworten.
Marmor
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Mehr Sein als Schein Die Geschichte der deutschen Marmore
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Positive Stimmung in Verona Die Bilanz der 46. Marmomacc
Gut zu wissen
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Steinmensch Am Netzwerk stricken
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Vom Umgang mit der Fehlstelle Gedanken zum Thema Ergänzungen
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Angesprochen Marktforschung und Internet
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Die Zeit zurück drehen Die Restaurierung einer Schlossuhr
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Chefsache Werbung auf dem Firmenwagen
46 Hydrophobierung Wann dieses Verfahren sinnvoll ist
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Vor Ort Norwegens Landschaftsrouten
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Vor Ort China: Werkbank im Wandel
24 Mobil Unterwegs in Neckarsteinach 26
Sehen lernen Historische Verkehrswege
Baustelle 58
Restaurierung
Sandstrahlen
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Für strahlende Ergebnisse Sandstrahlgeräte im Überblick
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Ordentlich Druck machen Blick hinter die Kulissen eines Geräteherstellers
57 Seitenblicke Alles oder Nichts
Einfach mal abtauchen Drei Badelandschaften im Center Parcs Moselle »Les Trois Forêts«
Goldmann ist Pionier beim Sandstrahlen. Sieben von zehn deutschen Steinmetzen arbeiten mit einem Gerät aus Mannheim. Ein Blick hinter die Kulissen.
Kaiserliches Symbol der Beharrlichkeit Sanierung des Burghofes in Bratislava
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Unternehmen & Produkte
61 Naturstein, Maschinen, Werkzeuge und mehr
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Gleich drei Badeland schaften mit Naturstein im Center Parcs Moselle »Les Trois Forêts« besche ren ihren Gästen sub tropisches Urlaubs vergnügen – nahe der deutschen Grenze.
3 Betreff 25 Recht 82 Vorschau/Impressum/ Fotonachweis
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Vor Ort
Vor Ort
Erst in diesem Sommer eingeweiht, stellt das Steilneset-Memorial in Vardø eine Besonderheit unter den Projekten der Norwegischen Landschaftsrouten dar. Der Schweizer Architekt Peter Zumthor und die amerikanische Künstlerin Louise Bourgeois rangen zusammen um die richtige Form der Gedenkstätte für jene 91 Menschen, die im 17. Jahrhundert hier im Norden der Hexenverfolgung zum Opfer fielen.
Schöne Aussichten Naturstein im Verbund mit Beton, Stahl und Glas – Architekten, Künstler und Handwerker arbeiten zusammen bei den Projekten der Norwegischen Landschaftsrouten. Mehr als 100 Rastplätze und Aussichtspunkte an 18 ausgewählten Strecken bieten den Reisenden ungewohnte Naturerlebnisse. Von Robert Schäfer
Der norwegische Bildhauer Knut Wold schuf eines der ersten Projekte der Norwegischen Landschaftsrouten. Seit 1995 rahmt ein imposanter Block aus Larvikit den Blick auf die Bergwelt des Sognefjells. Er bildet zugleich den Blickfang des Rastplatzes Mefjell, der von den Architekten Jensen & Skodvin aus Oslo gestaltet wurde. Landestypische Trockenmauern spielen dabei die Hauptrolle.
D In Eggum auf den Lofoten bauten die Architekten von Snøhetta einen Rastplatz in einen ehemaligen Steinbruch. Das lokale Gestein dient als Füllung der Gabionen, die ein Amphitheater formen. Zu den Servicegebäuden im Hang führt ein Vestibül, das aus Treibholz errichtet wurde.
ie Straße über das Sognefjell ist nur im Sommer befahrbar. In 1 434 Metern über dem Meer führt sie über den höchsten Pass Nordeuropas in eine atemberaubende Hochgebirgslandschaft. Hier steht am Rastplatz Mefjell, weit oberhalb der Baumgrenze, ein künstlerischer Stein. Ein kompakter Block 3 x 3 x 2,40 Meter, ausgefräst zu einem Rahmen, der Blicke in die Gebirgslandschaft inszeniert, ohne selbst, trotz seiner 40 Tonnen, optisch groß ins Gewicht zu fallen. Knut Wold ist der Steinbildhauer, der darauf bestand, diesen Koloss
aus einem Larvikit-Block zu gestalten, also einem grobkörnigen Plutonit aus dem südnorwegischen Larvik. Kunst lebt ja oft von der Spannung, vom Gegensatz der Materialien. Warum also nicht ein Schwergewicht mühsam die Passstraße hinaufbefördern? Seit 1995 markiert der Stein einen Rastplatz mit Kunst und Landschaft, der somit als Prototyp für eine Vielzahl von künstlerisch oder architektonisch gestalteten Orten an ausgewählten norwegischen Straßen zu sehen ist. Im Rahmen eines Programms, das von der Nor-
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wegischen Straßenbaubehörde »Statens Vegvesen« ins Leben gerufen wurde, entstehen nun an 18 ausgewählten »Norwegischen Landschaftsrouten« Rastplätze mit Toiletten, Aussichtspunkte, Stege und Promenaden, die durch ihre besondere Gestaltung der ohnehin beeindruckenden Landschaft noch eine weitere Dimension hinzufügen. Die Idee ist, landschaftlich interessante Strecken für Touristen attraktiv zu machen und gleichzeitig die Reisenden zu lenken, dafür zu sorgen, dass die fragile Hochgebirgsvegetation nicht geschädigt wird, aber auch, an exponierten Stellen sicheren Zugang zu landschaftlichen Attraktionen zu gewähren. Ganz nebenbei bietet das ambitionierte Programm auch spannende Aufgaben für Architekten, Landschaftsarchitekten, Künstler, Steinmetzen und auf Trockenmauern spezialisierte Baufirmen. So gestaltete das auch international bekannte Architektenteam Jensen & Skodvin aus Oslo den Mefjell-Rastplatz, während die Firma Brendemoen aus Kvam die perfekten Mauern in traditionellem Stil und Material ausführte. Knut Wold betreute bis vor Kurzem als künstlerischer Leiter das gesamte Touristenstraßenprogramm und kuratierte auch das jüngste aufsehenerregende Projekt im nordnorwegischen Vardø. Hier wurde ausnahms-
weise ein Team aus zwei Nichtnorwegern für einen sensiblen Auftrag an der Varanger-Route ausgewählt. Im Juni eröffnete Königin Sonja ein imposantes Denkmal, das an die Hexenverfolgung erinnern soll, der im 17. Jahrhundert im hohen Norden mehr als 90 Menschen zum Opfer fielen. Der Schweizer Architekt Peter Zumthor schuf mit der Künstlerin Louise Bourgeois, die aus Altersgründen den Ort nie besichtigen konnte, ein beklemmendes Ensemble aus zwei Gebäuden, an der Stelle, wo die Menschen auf dem Scheiterhaufen zu Tode gebracht wurden. Das Memorial aus schwarzem Glas sowie aus Holz und Segeltuch lässt hier am Rande der Arktis, wo die Barentssee auf gefaltetes Sedimentgestein
aus archaischer Zeit trifft, vielfältige Assoziationen zu. Im schwarzen Kubus lodern sieben Gasflammen aus einem stählernen Stuhl, reflektiert von oben im Raum angebrachten ovalen Spiegeln, die den Betrachter unweigerlich in die Szenerie einbeziehen. Es war eine sehr kleine Gemeinschaft weitab von den Zentren der Zivilisation, die dennoch sklavisch noch im 17. Jahrhundert den Vorgaben aus dem südlichen Königshaus folgte. Ausgerechnet der kultu-
rell aufgeklärte, ja sogar städtebaulich versierte König Christian IV. tat sich als Hexenjäger hervor. Die schrecklichen Geschichten der zum Tode verurteilten sind nachzulesen auf Tafeln im 110 Meter langen aufgeständerten Bauwerk, in dem ein langer dunkler Schlauch, von Glühbirnen und kleinen Fenstern beleuchtet, zu einem Gang durch ein Kapitel der nordnorwegischen Geschichte nicht einlädt, eher zwingt. Ein Spaziergang durch die
Askevågen ist eine Mole mit Aussichtspunkt am spektakulären Atlanterhavsvegen. Eine stabile Plattform aus Gneis geht eine elegante Verbindung mit Glas und Cortenstahl ein. Architekt: 3 RW - Jakob Røssvik, Bergen; Landschaftsarchitekt: Arne Smedsvig, Bergen
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Marmor
Marmor
Mehr Sein als Schein
Das Kaiserliche Treppenhaus im Berliner Dom gibt einen bestechenden Einblick in die Variationsbreite der Lahnmarmore. Die Säulen im Vordergrund bestehen aus rotem Unica A, die dahinter liegenden Treppenhausgewände aus violetten und grauen Lahnmarmoren. 1
In Deutschland gibt es mehr – auch im petrologischen Sinne echte – Marmore als man denkt. Aber die Vorkommen sind zumeist klein und nicht immer für die Werksteinproduktion geeignet. Die historischen Referenzen in bedeutenden Bauwerken im In- und Ausland sowie moderne Arbeiten wagemutiger und fantasievoller Bildhauer belegen aber, dass der deutsche Marmor lebt.
Lahnmarmore en D etail: im Treppengewand des Kaiserlichen Treppenhauses im Berliner Dom: von unten nach oben: Schubpach schwarz – Villmar Bongard Grau, umrahmt von Villmar Unica A. 2
Von Wolfgang Reimer
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chon die alten Römer mussten ihren Marmor mitbringen, denn diesseits des Limes war er nicht zu finden. Doch so von edlem Schimmer, wie wir ihn in antiken Bauwerken heute bewundern, war auch der italie-
nische nicht. Der Stein, dessen Name sich vom altgriechischen , mármaros (glänzen, schimmern) ableitet, war zumeist bemalt. Damit haben wir schon den Schein, den ersten Trugschluss vor uns: Steinsichtigkeit ist eine Schöpfung unserer Tage. Und das nicht seit Kurzem. Luise und Friederike in Echtfarbe? Schadow wäre daran zerbrochen! Doch nicht erst seit der Romantik besinnt man sich auf die Antike und ihren berühmten Werk- und Dekorstein. Besonders in der Neuzeit wächst der Wunsch nach italienischem Marmor. Doch der war weit weg und eben nicht billig zu haben. Manch ein Renaissancefürst stellte sich daher die
Frage: »Wo ist der schönste Marmor im ganzen, am besten in meinem Land?« Eine Frage, die heute nördlich der Alpen Dutzende von Antworten kennt. Nur: Was ist echt und was ist falsch? Und: Wo gibt es ihn, den echten Marmor? Mit dieser Frage befasste sich auch Kurfürst August I. von Sachsen, als er daranging, die Grablege seines Geschlechts im Freiberger Dom bauen zu lassen. 1585, ein Jahr vor seinem Tod, beauftragte er den seit 1575 in Landesdiensten stehenden italienischen Bildhauer, Kunstmaler, Dekorateur und Architekten Giovanni Maria Nosseni »…die kur- und fürstliche Capelle in der Domkirche zu Freiberg dem Antike Bauwerke waren meistens bunt, auch wenn sie aus weißem Marmor bestanden: Baulich und farblich rekonstruiertes korinthisches Säulenkapitell des Ringhallentempels (Peripteros) der Colonia Ulpia Traiana (Xanten).
Zur Erinnerung an die in Celle verstorbene Königin von Dänemark, die einer Liebschaft halber nach Celle verbannt worden war – hat die Lüneburger Land- und Ritterschaft im Jahre 1784 dieses Denkmal im Französischen Garten in der Nähe des Schlösschens aus Crottendorfer Marmor errichten lassen.
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hochlöblichen Hause Sachsen zu sonderlicher Ehre, Ruhm und ewigem Gedächtnis aufgrund der rechten Architektur anzuordnen, ins Werk zu richten und aus dem neu erfundenen Marmorstein aufs zierlichste zu erbauen«. 1575 entdeckt der Steindrechsler David Hirschfelder, dass der als Flussmittel für die Eisenschmelze und Branntkalkherstellung gewonnene Kalkstein im erzgebirgischen Crottendorf für die Bildhauerei die Qualität von Marmor besitzt. Nosseni, nicht nur mineralogisch vorgebildeter Geognost, sondern auch mit dem rechten Gespür fürs Geschäft, wusste zu handeln. Er lässt das Vorkommen jenes schneeweißen Kalzitmarmors ab 1587 systematisch erschließen, abbauen und die gemeine Verwendung zu Mörtel besteuern. Vom Kurfürsten sichert er sich das lebenslange alleinige Privileg, Marmor, Alabaster, Serpentinit, Kristalle und Amethyst zu erkunden. Die Suche nach dem sächsischen
Marmor ging also weiter, und der Crottendorfer schien nahezu unerschöpflich. Noch über 100 Jahre später befahl Kurfürst Friedrich August (der Starke), Crottendorfer Marmor zum Bau des Bautzener Domes zu verwenden. Für die katholische Hofkirche in Dresden (1738–1755) verwendete der italienische Baumeister Gaetano Chiaveri Crottendorfer Marmor zur Gestaltung des Fußbodenbelages im Altarraum und für die Wandverkleidung. Auch das Bürgertum greift zum sächsischen Marmor: So werden »… 6000 Zentner nach Amsterdam zu den Verzierungen des dortigen Rathhauses versendet …«, wie es stolz in einem 1803 erschienenen Lexikon heißt. Um 1770 wurde Adam Friedrich Oeser, der Direktor der »Zeichnungs-, Mahlerey-, und Architektur-Academie« in Leipzig auf diesen Dekorstein aufmerksam. Eines seiner bedeutendsten Werke ist der Caroline-Mathilde-Brunnen im Französischen Garten in Celle. Bei aller
Baufreude: In Crottendorf ging die Gewinnung von guten, rissfreien größeren Blöcken jedoch zur Neige: Die Produktion beschränkte sich zuletzt 4 auf Grabsteine, Ka1. Crottendorfer Marmor min-Umrahmungen, 2. Wildenfelser Marmor rot Tischplatten, Treppen3. Wildenfelser Marmor schwarz 4. Deutsch Rot – Marxgrüner stufen u. a. Ab 1884 Marmor wurde kein Marmor mehr gebrochen. Der Stein landete wieder dort, wo er vor 300 Jahren schon hinging: in den Schmelz- und Brennöfen sowie auf den Feldern. Eine Belebung des Abbaus setzte noch einmal nach 1945 ein, währte jedoch nur bis 1973. Auch in dieser Zeit brauchte man Kalk und nicht Kunst! Doch gehen wir noch einmal in die Fürstliche Begräbniskapelle des Freiberger Doms und schauen uns das Epitaph von August I. an, so entde-
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Sandstrahlen
Sandstrahlen
Ordentlich Druck machen Goldmann ist Pionier beim Sand strahlen. Sieben von zehn deut schen Steinmetzen arbeiten mit einem Gerät aus Mannheim. Ein Blick hinter die Kulissen. Von Richard Watzke
Friedrich Gold mann vor einem zur Auslieferung fertigen Blaster 40 PD und einer zur Montage vorbereiteten Star 01 als Ein steigergerät.
Kaufmann und Maschinenbauingenieur. Der Steinmarkt ist von einem Anteil von 50 Prozent auf 20 Prozent gesunken. Goldmann führt das auf die Marktsättigung zurück. »Wir können nur gut« erklärt er fast bedauernd, denn Qualität und Langlebigkeit sind gut für das Image, bremsen aber auch den Absatz neuer Anlagen. Wenn ein Gerät bis zu 40 Jahre im Einsatz ist, benötigt der Betrieb in diesem Zeitraum kein neues. Lag die Marktdurchdringung früher bei 90 Prozent, schätzt man den Anteil auf mittlerweile 70 Prozent; damit arbei-
In Mannheim fühlt man sich der Tradition verpflichtet; während die meisten Mitbewerber im Ausland produzieren lassen, verweist Goldmann stolz auf die Fertigung in Deutschland. Es gibt kaum einen Industriezweig, in dem kein Strahlgerät von Goldmann arbeitet. Medizintechnik, Luftfahrtindustrie, Schmuck, Glas, Stein und Automobilzulieferer: Die Anforderungen an Werkstoffe steigen stetig. Aktuell ist das sogenannte Verdichtungsstrahlen, das Werkstück oberflächen zäher macht und dünnere Wandstärken ermöglicht. So ver-
Absaugbürste aufgesetzt wird. In der Mitte trifft der Strahl auf den Stein, seitlich davon werden Strahlgut und abgetragener Stein abgesaugt. Eine wichtige Anforderung an Strahlanlagen ist der Schutz des Anwenders vor austretendem Staub. 1995 erreichte man die absolute Staubfreiheit. Ein Klassiker ist der BGIA-geprüfte Druckstrahl-Blaster; damit ist Goldmann der einzige Anbieter mit einem von der Berufsgenossenschaft BG Bausteine Erden abgenommenen Gerät am Markt. Ein weiterer Entwicklungsschritt war 2000 die Aufbereitung des
Stück für Stück Handarbeit: Die langjährigen Mit arbeiter kennen alle Bauteile der Anlagen auswendig.
Im Versuchslabor: Probestrahlen mit dem handge führten Blaster.
M Die 60 kg schwere Duplo ist ein mobiles Gerät für Werkstatt und Friedhof und lässt sich für den Transport in drei Teile zerlegen.
it einem Sturm fing damals alles an. In einem Gewitter setzte sich aufgewirbelter Staub als matte Schicht auf einem Fenster ab. Ein vor der Scheibe montiertes Gitter zeichnete sich als Muster darin ab. Friedrich Goldmanns Urgroßvater beobachtete das Phänomen und entwickelte daraus ein Verfahren, um Oberflächen von Metall zu bearbei-
ten. Da die Erzeugung von Druckluft zum Zeitpunkt der Firmengründung 1903 aufwendig und teuer war, lies der Tüftler den Sand zunächst auf das Metall rieseln oder blies es mit einem Ventilator darauf, erzählt der Ururenkel Friedrich Goldmann, der das Unternehmen in vierter Generation leitet. Die Entwicklung beim Sandstrahlen verlief vom Metall über den Stein bis zur Schmuckindustrie, in der die Technik zum Aufrauen der Oberflächen von Schmuck dient. Zwar lässt sich Metall auch chemisch mit Säuren aufrauen, aus Gründen des Umweltschutzes wurde diese Methode durch Verfahren wie das Sandstrahlen ab gelöst. In der Steinverarbeitung stand am Anfang nicht die Inschrift, sondern das Ausarbeiten des Ornaments im Vordergrund, erklärt Goldmann. Bei Werkstücken aus Weichgestein platzten feine Teile beim herkömm-
lichen Meißeln schnell ab; mit dem Sandstrahlen hingegen ließen sich die filigranen Formen problemlos aus arbeiten. Um die nötige Druckluft zu erzeugen, begann Firmengründer Goldmann Zylinder und ganze Kompressoren zu bauen. Damit war der Weg frei für den Bau von Strahlan lagen, in denen der Sand erstmals so stark beschleunigt wurde, dass sich damit auch härtere Oberflächen bearbeiten ließen. Bis in die 1970er-Jahre baute Goldmann eigene Kompressoren in Mannheim, danach konzentrierte man sich auf den Bau der Strahlanlagen.
Anteil Stein gesunken Der Stamm von 25 Mitarbeitern ist seit Jahren stabil. Mit dieser Firmengröße lässt sich alles noch überblicken; wächst man zu sehr, steigt auch die Abhängigkeit vom Markt, erklärt der
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Die Turbine macht den Unter schied: Der Blas ter 40 PD arbeitet mit einer unver wüstbaren Dreh stromturbine.
ten sieben von zehn Grabmal-Steinmetzen in Deutschland mit einem Gerät aus Mannheim.
Viele Anwendungsbereiche Wann das erste Gerät für die Bearbeitung von Stein ausgeliefert wurde, ist nicht mehr bekannt. Im Stammsitz in Mannheim-Friedrichsfeld belegt eine Urkunde von 1928 die Lieferung eines Freistrahlgerätes an einen Steinmetzen in Thüringen. Kurz nach der deutschen Wiedervereinigung besuchte Goldmann den Thüringer Betrieb, in dem das Gerät nach wie vor im Einsatz ist. Der Kunde ist zufrieden und will kein anderes, sagt Goldmann.
Rosen in drei Stadien: Zuerst wird die Kon tur gestrahlt, dann das Relief freihändig modelliert.
schieden wie die Anwendungen sind auch die Werkstückdimensionen: Mehrere Tonnen schwere Kugelschieber und Druckwalzen, aber auch winzige Steckverbindungen in Mobiltelefonen werden mit Anlagen aus Mannheim bearbeitet. Im Steinbereich bietet Goldmann sechs Standard-Strahlanlagen, dazu noch eine automatische Strahlbrücke sowie eine Strahlkabine, die für den Automatikbetrieb und das freie Modellieren ausgelegt ist.
Staubfrei arbeiten Beim Freistrahlen von Stein sind meistens ebene Flächen zu bearbeiten, auf die der Strahlkopf mit der
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Baustelle
Baustelle
Einfach mal abtauchen
Beim »Aqua Mundo« kamen in sämt lichen Bereichen, also auch für die Aus kleidung der Schwimmbecken, Natur steine zum Einsatz. Nur darauf abge stimmte Verlegematerialien gewähr leisten einen schadensfreien Belag.
Gleich drei Badelandschaften im Center Parcs Moselle »Les Trois Forêts« besche ren ihren Gästen subtropisches Urlaubs vergnügen – nahe der deutschen Grenze. Von Simone Drönner
W
arum denn in die Ferne schweifen? Der vierte französische Ferienpark von Center Parcs »Les Trois Forêts« im Departe ment Moselle/Lothringen liegt so nah: Mit über 430 Hektar Wald ist er nicht nur der waldreichste Ferienpark der Center Parcs Europe Group, sondern zugleich auch ein Pilotprojekt, das in Abstimmung mit dem World Wildlife Fond (WWF) Frankreich realisiert wurde. Etwa 100 Hektar Wald blieben als Rückzugsgebiet für Wildtiere un berührt, das ist einzigartig. Einzig in seiner Art ist auch das über 5000 Qua dratmeter große, subtropische Bade paradies »Aqua Mundo«. Es ist in drei
Im Umkleidebereich ist ein Großteil der Wände mit »Standing Pebbles« gestaltet.
Areale unterteilt: »Tropical Beach«, ein von Kokospalmen gesäumtes Badeparadies mit Karibik-Feeling, »Mistique Jungle« mit einem tropi schen Regenwald und »Bamboo Bush« mit einen Bambuswald, wie er im Süden des Himalaya vorkommt. Doch die Ausstattung mit Whirlpools, Wasserfällen, Rutschbahnen, Wellen bad und großem Freibereich lässt kei nen Zweifel daran, dass Wasser das alles beherrschende Element ist. Was ser und Naturstein, denn sämtliche Bereiche des »Aqua Mundo« – ein schließlich der Schwimmbecken – sind großzügig mit Riverstone, Green Quarzit und Kieselmosaik gestaltet.
Die Kieselsteine wurden auf Formatplatten vorverlegt.
Kieselmosaik in den Umkleiden
Beckenauskleidung und nassbelasteter Barfußbereich
Schon in den Umkleiden wird der Badegast auf das besondere Erlebnis eingestimmt. Hier prägen »Standing Pebbles« das Ambiente. Dabei handelt es sich um ein Kieselmosaik aus Flusssteinen unterschiedlicher Größe. Diese wurden in ein Zement bett im Format 15 x 30 cm gegossen und an den Wänden mit Sopro’s No. 1 Flexkleber verlegt. Mit ihrer natür lichen Anmutung tragen sie viel zu dem »höhlenartigen« Charakter des Umkleidebereichs bei, der sich in die Weite der Badelandschaften öffnet.
Polygonalplatten aus Riverstone be stimmen das Bild. Für ihre Verlegung – zuvor wurden alle nicht abgedichte ten Untergründe gesäubert und mit Grundierung vorbehandelt – empfahl die Sopro Bauchemie, Wiesbaden, einen zementären Dünnbettkleber der C2-Kategorie nach DIN EN 12004 (Haftzugfestigkeit) und der S1-Kate gorie nach DIN EN 12002 (Flexibilität). Zwei Kleber aus dem Sortiment von Sopro verfügen über das geforderte Eigenschaftsprofil, nämlich »No. 1 Flexkleber« und »VarioFlex«. Bei Sopro’s No. 1 Flexkleber handelt es sich um einen zementären, faserver stärkten Flexkleber C2 TE nach DIN EN 12 004 mit hoher Kunststoffvergü tung und S1-Ausrüstung (Biegeweg > 2,5 Millimeter nach DIN EN 12 002). Er eignet sich für die Anwendung an Wand und Boden. Sopro VarioFlex da gegen ist ein zementärer, hochflexib ler, variabel einstellbarer Dünn- und Fließbettmörtel C2 E, S1 nach DIN 12 004, der sich aufgrund seiner Fließ betteigenschaften speziell für die Ver
legung an Bodenflächen in hoch belasteten Bereichen sowie Schwimm bädern eignet. Rund 4600 Quadrat meter Riverstoneplatten in den Farben white (Weiß), light yellow (Hellgelb), yellow-white (Gelb und Weiß ge mischt) sowie light grey (Hellgrau) wurden verlegt. Doch das ist bei Wei tem nicht der einzige Naturstein im »Aqua Mundo«. Hinzu kommen rund 1700 Quadrat meter Green Quarzit, ebenfalls im Polygonal-Verbund verlegt. Bei Quar zit handelt es sich um eine sehr wider standsfähige Gesteinsart, die sich aus gezeichnet für Beläge in stark fre quentierten und mit Reinigungsmit teln belasteten Bereichen eignet. Im »Aqua Mundo« kam der Quarzit mit seiner bruchrauen Oberfläche sowohl im Unterwasserbereich als auch im Bereich der Beckenumgänge zum Ein satz. Aufgrund der variierenden Dicken der Quarzit-Polygonalplatten erfolgte die Verlegung mit dem auch für höhere Schichtdicken geeigneten Sopro-MittelDickbettMörtel. Wegen seiner Kornabstufung erlaubt der schnell erhärtende, flexible, trasshal tige Mittel- und Dickbettmörtel Mör
Wechselwirkungen der verwendeten Natursteine und Verlegematerialien mit Feuchtigkeit, insbesondere dem Schwimmbeckenwasser, sind vorab auszuschließen.
telschichtdicken bis zu 30 Millimetern, womit sich die Toleranzen im Belags material ausgleichen lassen. Die Kunststoffvergütung gewährleistet einen zuverlässigen Haftverbund zwi schen Untergrund und Naturstein. Der Mörtel ist zudem schnell erhärtend, das heißt, er kann bereits nach weni gen Stunden belastet und damit auch entsprechend früh verfugt werden.
Fugenmörtel mit Feinstzement Durch die Verlegung der River stone- und Quarzitplatten im Poly gonalverband ergaben sich teilweise Fugenbreiten von über 30 Millime tern. Die Verfugung erfolgte mit der für besonders breite Fugen ausge legten, hochfesten, trasshaltigen und
Die Wandgestaltung stimmt den Besucher auf das Badeerlebnis ein.
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